Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

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  • krupp
    Fuchs
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    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

    also mit der beschichtung der dosen wäre ich persönlich ganz vorsichtig,
    wenn man diese zum kochen benutzen will.

    hab aber was das betrifft eh ne kleine meise/paranoia ^^
    ich vermeide plastik oder irgendwelche beschichtungen wo es nur geht
    (auch bei pfannen oder messern, wobei mein billig-bowie hat auch eine aber damit schneide
    ich keine nahrung)
    ich kaufe für den hausgebrauch zb nur wasser in glasflaschen, sehr selten in plastik
    zb auf den paddeltouren wäre ne ausnahme,
    aber ich vermeide sogar tetrapacks was leider immer schwerer wird, stichwort Milch.

    speziell zu konservendosen habe ich es bereits erlebt das sich die beschichtung ablöst.
    damals (etwa 1999 ^^ ) hat ein freund ne dose weisse bohnen ins feuer gestellt
    und auch gefuttert, erst danach fiel mir auf das sich fast die gesammte
    weisse gummiartige schicht in der dose gelöst hatte.
    was ihm beim essen optisch nicht aufgefallen ist (weisse bohnen eben)
    und scheinbar auch geschmacklich nicht (der alk ? ) tja...
    die dose stand aber ewig im feuer weil wir baden waren und er glaub noch am angeln, na egal,
    auf jedenfall war das der tag wo mir das überhaupt zum ersten mal aufgefallen ist
    das manche dosen beschichtet sind und manche nicht.
    vorher hab ich da nie so richtig drauf geachtet. daher weiss ich es noch.

    natürlich, grundsätzlich geht auch das.
    evt muss man halt einfach aufpassen das die dose nicht zu heiss wird.

    wie gesagt ich hab da so ne kleine meise ^^ was eig unfug ist da man ohnehin kaum drumherum
    kommt ausser man ist in der glücklichen lage ein selbstversorger zu sein.
    Zuletzt geändert von krupp; 18.04.2012, 17:27.
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      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

      Hallo Krupp,

      ich muss zugeben, dass ich zu Beginn meiner Campertouren die geöffneten Konservendosen auch einfach auf dem Spirituskocher heiß gemacht habe. Ich wollte mir dabei das Abwaschen des Geschirrs sparen. Als ich dann gelegentlich auf „Eischalen“ gebissen und ich dann festgestellt habe, dass es sich dabei um die Kunststoffbeschichtung der Dose handelt, habe ich es sein lassen und fülle seitdem den Inhalt der Dose zum Erhitzen grundsätzlich in einen Kochtopf um.

      Eben durch diese Erkenntnis habe ich in diesem Thread den Hinweis gegeben, bei der Verwendung von Konservendosen als Kochtöpfe sich seine eigene Meinung zu bilden. Das habe ich auch schon früher erwähnt, als ich mit meinen Kocher-Tests begonnen und explizit darauf hingewiesen habe, dass die Kochversuche mit Konservendosen nur zu Vergleichszwecken dienen und zum Kochen nur originales Kochgeschirr verwendet werden soll.

      Nebenbei bemerkt: Ich besitze noch ein Kocherset von Esbit, das speziell zum Erwärmen von Konservendosen im Wasserbad konstruiert und so auch beworben worden ist. Siehe dazu die Bilder 8, 9, und 10 im Post #450.

      Allein bei den Alu-Getränkedosen gehe ich davon aus, dass sie nicht beschichtet sind. Sollte ich mit dieser Aussage falsch liegen, bitte ich, mich zu korrigieren.

      Ich möchte hier in diesem Thread keine Grundsatzdiskussion lostreten, über die Glaubwürdigkeit von Studien allgemein und was alles gesundheitsschädlich ist und was nicht. Darum habe ich auf die speziellen Threads, Foren und Veröffentlichungen verwiesen, die dieses Thema umfassend behandeln.

      Ich hoffe, dass ich mit Dir da einer Meinung bin und ich mich in dieser Angelegenheit klar ausgedrückt habe.

      Viele Grüße
      Beyond

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      • krupp
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        AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

        wat ne sorry :-)

        der fehler liegt bei mir. ich hatte eh das gefühl das das thema beschichtete
        dosen oder nicht schonmal thema war. in diesem oder in einem anderem fred.
        ich wollte das lediglich nochmal unterstreichen!
        bevor jemand auf die idee kommt.. ich halte das für ganz extrem giftig.
        (mal abgesehen davon das ich raucher bin wodurch das... ach egal... )

        find deine kocher im übrigen super. ich geb mir da weniger mühe.
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        • Beyond
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          AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

          Hej Krupp,

          Dein Hinweis auf die Problematik von beschichteten Dosen ist schon in Ordnung und meines Erachtens auch wichtig. Da brauchst Du Dich nicht entschuldigen! (angefügt: ein lächelndes Mondgesicht!)

          Solange nur Studien (Die meisten laufen ja unter dem Motto: „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe.“ Aus Sicherheitsgründen folgt ein Smiley: „zwinkern“.) vorliegen und noch keine konkreten wissenschaftliche Beweise erbracht worden sind, sollte man lieber auf Nummer sicher gehen!

          Ich sehe das genauso wie Du.

          Viele Grüße
          Beyond

          PS: Durch den Holzteer im Tabakrauch wird doch die Lunge permanent, automatisch und kostenlos hohlraumversiegelt, oder? Beim Auto ist eine Hohlraumversiegelung von großem Vorteil und muss extra bezahlt werden! Es kommt nur auf die richtige Argumentation an. (Smiley: Plafondblick = roll)

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          • Beyond
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            AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

            Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,
            hallo Hobo-Freunde

            nach einigen Testreihen habe ich noch ein paar Erkenntnisse gewonnen, die ich Euch mitteilen möchte.



            Bild 1: Mein großer Hobo-Ofen mit aufgelegtem Topfständer. Mit diesem Kreuz aus einem Aluband, 40 mm breit, 3 mm dick kann ich alle gängigen Töpfen auf dem Hobo benutzen.



            Bild 2: SMS (Smoke Message Service) an Sitting Bull, weil ich etwas zuviel Holz nachgelegt habe und es deshalb anfangs zu einer Verschwelung gekommen ist. Dabei entsteht Holzkohle und der fette, glatte, schwarze Holzteer legt sich so schön hartnäckig am Topfboden und an den Wänden an. Die verwendeten Töpfe werden aber auf Tour nicht mehr gereinigt, sondern nur mehr grob von losem Ruß befreit. Erst nach der Reise folgt eine intensive Pflege mit Stahlwolle und Scheuermittel.



            Bild 3: Wenn genügend Glut im Hobo vorhanden ist, und von unten für genügend Durchzug gesorgt ist (Für das Kochen lege ich ein Drahtsieb aus Streckmetall auf den Lochboden des Hobos.), hat sich die „Kommunikation mit Sitting Bull“ sehr schnell erledigt und der Hobo brennt wieder rauchfrei. In diesem Test werkelt ein alter Emaille-Topf mit Deckel zu Vergleichszwecken einmal mit 3 l Wasser, das in 21 Minuten kocht. Siehe dazu auch die vorangegangenen Posts zu diesem Hobo.




            Bild 4: Hier ein Versuch mit dem „schwedischen“ Hobo, dem Alu-Kreuz und einer abgeschnittenen alten Alu-Milchkanne als Topf mit einem maximalen Fassungsvermögen von 1,5 l. Effektiv sind es aber nur etwa 1,25 l, weil man noch einen Dehnungsausgleich des sich erhitzenden Wassers und eine „Kochzulage“ einrechnen muss, damit nichts überkocht. Der Deckel ist wieder von einer Keksdose, mit einem kleinen Griff versehen. Allerdings ist der Deckel nicht optimal angepasst, viel zu groß und es kann passieren, dass er sich während des Erhitzens verzieht und somit eventuell Rußpartikel in das Wasser gelangen können. Wenn man aber bedenkt, was alles beim Grillen auf die Steaks gelangt ... Bei Kajak-Touren habe ich auf Edelstahlschüsseln mit gleichem Inhalt, einem breiten Rand und in Verbindung mit einem passenden „Keksdosendeckel“ für rußfreies Kochen bereits im Post #671, Bild 2 hingewiesen.



            Bild 5: Der Schweden-Hobo (120 mm Durchmesser, 180 mm Höhe) in voller Aktion. Man kann gut die eingesteckten Füße aus Fahrradspeichen erkennen, die ich aber beim Transport im Kajak am Hobo belassen werde, wenn im Stauraum noch genügend Platz vorhanden ist. 1,25 Liter Wasser im „Milchkannen-Topf“ kochen hier in rund 18 Minuten.



            Bild 6: Eine Variation mit einem Besteckbehälter von Discounter (100 mm Durchmesser, 110 mm Höhe) und einem Topfhalter aus Draht. Der Topfständer wird auf einer Seite in die Lüftungslöcher eingehängt und dann auf den gegenüberliegenden Kocherrand geklappt. Der Knick bewirkt einen sicheren Halt auf dem Hobo in Verbindung mit der größtmöglichen Auflage des Topfes auf dem Ständer. Auch auf diesem Hobo steht mein „Milchkannen-Topf“ sehr sicher und es wackelt nichts. Der Hobo befindet sich 65 mm über dem Grund und der Kocher hat nur sehr kleine Löcher im Boden. Da ist kein Bodenblech erforderlich.



            Bild 7: Der kleine Schweden-Hobo beim Arbeiten. Ein Windschutz (z.B. Tarp, Rucksack usw.) würde natürlich die Dauer verringern, bis das Wasser zu kochen beginnt. Alleine schon, wenn ich mit meinem Körper den Wind ein wenig abgehalten habe, bemerke ich eine deutliche Verbesserung des Brennverhaltens und die Flammen stiegen wieder nahezu senkrecht empor. Bei diesem kräftigen Lüftchen hat er aber für die 1,25 l Kochwasser stolze 26 Minuten benötigt. Der Topfhalter wurde bereits angepasst, so dass der Topf jetzt geraden auf dem Kocher steht.



            Bild 8: Ich muss gestehen, dass die ersten Tests mit den „Ultralight-Getränkedosen-Töpfen“ misslungen sind, weil die Konfiguration zu instabil gewesen und das Ganze einige Male beim Ausprobieren umgefallen ist. Erst als ich den Topfhalter zu einem Kreuz geknickt habe, stehen die Alu-Büchsen fest auf dem Kocher. Mit diesem „Kreuz-Ständer“ kippt auch nichts mehr um. Siehe dazu auch die Bilder 3 und 4 in dem Post #671.



            Bild 9: Selbst beim brodelnden Kochen des Wassers bleibt die Alu-Dose auf dem Kocher stehen. Hier kocht 1 Liter Wasser in einer Bierdose innerhalb von 18 Minuten, allerdings bei Windstille. Man sollte aber nicht einen ganzen Liter zum Kochen bringen, sondern etwas weniger: am besten bis kurz vor dem Beginn der Verjüngung auffüllen. Das gilt eigentlich für alle Alu-Getränkedosen, weil das heiße Wasser sonst überläuft. Nachteil: Die große Getränkedose passt nicht mehr in den Kocher.

            Hinweis:

            Bei den Alu-Getränkedosen gehe ich davon aus, dass sie nicht beschichtet sind. Sollte ich mit dieser Aussage falsch liegen, bitte ich, mich zu korrigieren. Siehe dazu auch meinen vorangegangenen Post #682 ff.

            Viele Grüße
            Beyond
            Zuletzt geändert von Beyond; 19.04.2012, 00:29.

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            • krupp
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              AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

              hab vorhin bei thomas phillips solche 1-liter tuborg-dosen gefunden,
              also solche die aussehen wie übliche getränkedosen nur eben größer.
              da werd ich jetzt auch mal mit basteln.

              vorher muss ich armer armer mensch natürlich die dosen erstmal leertrinken

              aso, wie hast du eig das oberteil abgekommen? gibts da einen trick ?
              und der (dein) deckel sieht aus wie aus einem dosenboden ?
              Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave.

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              • Beyond
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                AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                Hej Krupp,

                bei uns gibt es die 1-Liter-Tuborg-Dosen an der 24-Stunden-Tankstelle.

                Die Entsorgung des Inhalts dieser Bierdose erfolgt erst nach der dritten oder vierten Mass bayerischen Bieres. Nach dem Duden ist eine Mass, ein bayr. und österr. Flüssigkeitsmaß mit einem Volumen von einem Liter. Danach fällt das dänische Bier nicht mehr so auf. - War natürlich nur ein Scherz! Man kann das Bier ohne weiteres auch schon von Anfang an konsumieren. Das schaffen sogar wir, südlich des Weißwurstäquators! Dafür erhältst Du gleich mehrere leere Dosen in einem „Arbeitsgang“. Die Weiterverarbeitung der Büchsen zu einem Topf, würde ich aber dann doch lieber erst am nächsten Tag fortführen. Na ja, wenigstens ist das bei mit so!

                Das Oberteil habe ich einfach mit einem handelsüblichen, manuellen Dosenöffner entfernt. Man muss nur aufpassen, dass das Transportrad nicht das dünne Alu durchdrückt und das Schneidrad dasselbe auch nicht tut. Als Vorsicht beim Drehen! Ich kante die Dose auf dem Tisch etwas an, dann lässt sich der Dosenöffner leichter dirigieren. Das ist notwendig, damit der Abstandhalter des Dosenöffners nicht die Dosenwand eindrückt. Die entstandene Perforation am Dosenrand stört mich nicht, weil ich nicht aus dem „Büchsen-Topf“ trinke, sondern darin nur das Wasser koche.

                Du hast es richtig erkannt: Den Deckel habe ich aus dem Boden meiner ersten Getränkedose von 1 Liter herausgeschnitten. Das passt glücklicherweise alles genau zusammen! Die Bearbeitung der ersten Dose ist mir nämlich gründlich misslungen. Das Transportrad hat bei der ersten Runde des Dosenöffners das Alu durchlöchert und bei der zweiten Runde das Schneidrad das Alu durchgeschnitten, weil ich zu sehr angekantet gehabt habe. Es sind also alle möglichen Fehler eingetreten. Bei der zweiten Dose ist dann alles nach Wunsch abgelaufen.

                Die Schrift habe ich nicht entfernt. Das ist bei dem dünnen Alu zu schwierig, weil man die Büchse beim Abschmirgeln leicht eindellt. Aber nach dem 3. spätestens nach dem 4. Hoboeinsatz kann man die Schrift eh nicht mehr lesen, weil die schwarze Patina (Holzteer) alles abdeckt. Wenn Du wirklich eine alu-blanke Dose haben willst, dann schleif' die Dose noch im vollen, geschlossenen Zustand ab. Aber nicht zu viel, denn die Dosenwand wird dabei immer dünner ...

                Ich wünsche Dir ein gutes Gelingen mit dem „Getränke-Dosen-Topf“!

                Viele Grüße
                Beyond

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                • Beyond
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                  AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                  Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                  wer eine Reise tut ... wird sich bestimmt Gedanken machen, wie er so einen Trip durchführen muss und welche Navigations-Mittel dazu nötig sind. Brauche ich eine teure Topausrüstung oder reichen minimalste Mittel, mich in der Natur zurechtzufinden?

                  Als wir Internatszöglinge in den 1960er Jahren mit unseren Bergwanderungen begonnen hatten, folgten wir einfach unserem Präfekten, der uns führte und verließen uns blind auf seine Kenntnisse.

                  Nachdem wir alleine losziehen durften, stützten wir uns auf topographische Karten. Oft reichten sogar Auto-Straßenkarten aus, die für uns damals erschwinglich waren. Ein kleiner Kompass in einfachster Ausführung war meist auch schon dabei, einer für die ganze Gruppe. Mit diesem konnten wir grob die Nordrichtung bestimmen und die Karte ausrichten, soweit dies in den Bergen überhaupt notwendig war. Meist nordeten wir die Karte an Hand der Geländeformationen auch ohne Kompass ein. Der Kompass war eigentlich nur eine Spielerei, überhaupt nicht erforderlich.

                  Bei meinen Solotouren, sei es nun das Wandern oder Paddeln gewesen, die neuhochdeutschen Begriffen „Trekking“ und „Kajaking“ kamen erst mit dem Outdoorboom ab der Jahrtausendwende auf, beschränkte ich mich ausschließlich auf die Karte beim Wandern und zusätzlich auf die Flussführer des DKV (Deutecher Kanu-Verband). Einen Kompass, in einer etwas besseren Ausführung mit Klapp-Spiegel, Anlegekante und Peileinrichtung (Das Ding liegt immer noch einsatzbereit in meinem Camper. Obwohl die Kompassrose mit 64er Teilung noch gut lesbar, ist die Plastikabdeckung eingeschrumpft (Der Sprengring hält diese schon lange nicht mehr.) und der Spielgel blind geworden und seit anfang an (1965!) befindet sich in der Dose eine Luftblase, die ich aber, einem neuen Nutzen zugeführt, als Wasserwaage benutze, damit die Nadel nicht verkantet und hängen bleibt.), habe ich, außer im Wald auf unbefestigten Wegen, relativ selten verwendet, weil mir zum Orientieren meist die Karte ausgereicht hatte, war dieser Kompass aber immer bei den Wanderungen mit dabei.

                  Heute auf meinen Seekajaktouren arbeite ich eigentlich mit nichts anderem: Bleibe ich an der Küste, reicht mir eigentlich die Seekarte völlig aus. Bei Überfahrten zu Inseln würde sie auch genügen, weil ich in der Regel auf Sicht fahre. Hier hat sich allerdings der auf dem Kajak fest montierte Kompass bestens bewährt, unterstützt er mich dann, wenn sich die Wetterbedingungen und dadurch die Sicht verschlechtern. Außerdem benutze ich ihn und das eigentlich überwiegend, zur groben Fahrzeit- und Abdrift-Bestimmung.

                  Ein altes GPS-Gerät führe ich zwar mit, benutze es aber nicht zum Navigieren selbst, sondern ausschließlich zur genaueren Standortbestimmung meines Lagerplatzes, eventuell noch für die Dokumentation bestimmter für mich interessanter Orte.



                  Bild 1: Meine beiden oben beschriebenen Navigationsgeräte: Der Kompass aus dem Jahre 1965 und das GPS-Gerät aus dem Jahre 2002. Dem Kompass erkennt man das Alter von 47 Jahren bereits an. Gut, der war auch auf jeder Wanderung und Paddeltour bis zum Jahre 2002 mit von der Partie, wenn ich ihn auch nicht so oft gebraucht hatte. Es beruhigte einfach, wenn man weiß, dass man ein wichtiges Hilfsmittel dabeihat. Die Luftblase hat allerdings schon eine beträchtliche Größe angenommen, so dass sie langsam zu stören beginnt. Aber ich hänge an diesem Kompass, verbinden mich doch einige schöne Erinnerungen mit ihm. Das Garmnin-etrex sieht hingegen noch sehr neu aus. Das GPS-Gerät wird aber im Prinzip nur einmal am Tag bei der Lagerortbestimmung angeschaltet und verschwindet dann wieder in seiner Schutztasche und im Kleidersack in den Tiefen des hinteren Stauraums des Kajaks.

                  In den nächsten Beiträgen möchte ich versuchen, meine simple aber überaus effektive Navigation zu erläutern, wie man mit einfachsten Hilfsmitteln auskommen kann und dass man nicht unbedingt „Hightech“ verwenden muss, um eine 1000-Kilometer-Seekajaktour in der Adria und dem Ionischen Meer durchführen zu können.

                  Viele Grüße
                  Beyond

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                    die einfachste Navigation ist ohne irgend ein Hilfsmittel. Das setzt voraus, dass man das Revier in- und auswendig kennt. Bei mir war das der Tegernsee in den 1960er-Jahren. Nach vier Lenzen Internatszeit kannte ich den See und seine Ufer sehr genau. Anfangs befuhren meine Freunde und ich den See mit einem Ruderboot und waren in der Woche mindestens zwei- bis dreimal auf dem Wasser. Später benutzte ich mein eigenes Paddelboot und drehte meine Runden bereits solo auf dem See. Ich brauchte damals weder eine Karte noch einen Kompass. Die Beschaffenheit der Ufer kannte ich mittlerweile auswendig.

                    Bei meinen früheren Flussfahrten stützte ich mich auf die Flussführer des Deutschen und Bayerischen Kanuverbands, die sehr gute Beschreibungen zusammengestellt hatten. Bei meiner persönlichen „Erstbefahrung“ eines Flusses oder Baches vermerkte ich mit Bleistift die Unstimmigkeiten, wenn die Topographie vor Ort mit den Texten nicht übereinstimmte, beziehungsweise der Mensch nachträglich in die Natur eingegriffen hatte. Die Flussführer sind damals natürlich nicht so oft berichtigt worden, wie es in der heutigen Internet-Zeit der Fall ist. Außerdem hatte ich auch nicht so viel Geld zur Verfügung, dass ich mir regelmäßig die neueste Ausgabe leisten konnte.

                    In den Ferien an der Adria kam ich auch noch ohne irgend eine Navigation aus, weil der Strand östlich von Venedig (Teutonengrill) sehr einfach gegliedert war. Einzig den Standort der Pension, in der meine Eltern und ich immer logiert hatten, musste ich mir anhand von Landmarken (Leuchtturm und dann markantes Hotel) merken, so dass ich immer wieder zurückfinden konnte. Allerdings beschränkten sich die Trips auf Halbtages- und Tagesfahrten und auch nur bei ruhigem Wasser.

                    Als ich 35 Jahre später mit meinen langen Seereisen im Kajak ab 2002 begonnen hatte, war ich bereits voll ausgerüstet: mit Kompass, Seekarten, GPS-Gerät und Lenzpumpe. Außerdem hatte ich mich in der Zwischenzeit auch in die Grundlagen der Navigation und Seemannschaft eingearbeitet, so dass es mir bei meinen ersten Fahrten nur um das Erreichen der nötigen Erfahrung gegangen war.

                    Schnell stellte ich bei meiner Eröffnungstour von Grado nach Dubrovnik und wieder zurück fest, dass es im Mittelmeer, ohne große Gezeitenunterschiede und mit zu vernachlässigender Missweisung (rund 2 Grad, Ost im Jahre 2000), beim Navigieren keine Probleme geben wird.

                    Bleibe ich an der Küste, komme ich währen meiner Tagestour ohne irgend ein navigatorisches Hilfsmittel aus. Zu Beginn meiner Etappe oder bereits am Abend zuvor präge ich mir die Strecke mit ihren Ortschaften und den Besonderheiten im Küstenverlauf ein. Das reicht eigentlich für den ganzen Tag, ohne mich zusätzlich informieren zu müssen.

                    Am Nachmittag, wenn ich einen Lagerplatz gefunden habe, ist es meistens nicht schwierig, den Standort genau in die Seekarte einzutragen. Eine Standlinie habe ich ja bereits: die Küstenlinie. Wo sich das Lager auf dieser Küstenlinie befindet, kann man meist sehr leicht mit der Struktur des Ufers, der Lage von Inseln oder mit markanten topographischen Merkmalen, wie Orte, Häfen, Leuchtürme, Berge, Straßenbrücken, Flussmündungen, Buchten usw. finden.

                    2004, als ich die rund 850 km von der Donaumündung am Ufer des Schwarzen Meeres über Istanbul und dann weiter im Marmara Meer bis nach Gallipoli entlang gepaddelt war, benutzte ich nur ein Kartenblatt aus meinem alten Schulatlas mit dem Maßstab 1:4.000.000. Diese alte Atlasseite reichte im Bereich des Schwarzen Meeres für die Länder Rumänien, Bulgarien und die Türkei zum Navigieren völlig aus.

                    Fazit:

                    Bei sehr einfachen glatten Küstenverläufen (z.B. Italien, Albanien) würde auf Langtouren in der Regel eine Karte völlig genügen. Wenn man diese Idee konsequent weiterverfolgt, könnte man sogar eine Langfahrt mit knapp 3.000 km von Triest um die italienische Halbinsel herum bis nach Genua mit einer einzigen beidseitig bedruckten Karte in der Blattgröße von DIN A 4 durchführen. Italien im Maßstab von 1:2.000.000 passt genau auf zwei DIN-A-4-Seiten. Voraussetzung ist dabei, dass der Seekajaker, der solch eine Fahrt mit navigatorischer Minimalausrüstung (man könnte auch „ultraleicht“ dazu sagen) durchführen will, seine Hausaufgaben in den Fächern Navigation und Seemannschaft erfolgreich absolviert hat und bereits über sehr große Erfahrung in diesem Metier verfügt. Wohlgemerkt, man kann bei solch einer geplanten „Tour mit Handicap“ mit einfacher Karte, wenn es sein muss, sogar ohne, auskommen - man muss aber nicht!

                    Ein knappes Drittel dieser Strecke von Grado nach Bari, an der Adria entlang, habe ich bereits in Jahre 2003 auf solch einfache Art befahren. Mitgeführt habe ich zwar Kompass, GPS und genauere Karten. Diese Utensilien (außer dem GPS, das war eigentlich ein Luxusartikel, nur eine angenehme Spielerei - auch heute noch) waren später in der Ägäis beim Inselsprung erforderlich, gebraucht habe ich diese Hilfsmittel während den Tagesetappen in Italien aber nicht. Nur im Lager bestimmte ich den Standort mittels GPS, vermerkte die Position in meinem Tagebuch und verglich sie mit den von mir mit Hilfe der Karte ermittelten Standort. Der stimmte mit minimalen Abweichungen mit den GPS-Angaben überein. Meist lag er sogar innerhalb dem Lagermarkierungspunkt von rund 1 mm Durchmesser in der Karte. (siehe dazu meinen Post #524, „Verwendung von topographischen Karten, Kartenmaßstäbe im Vergleich“) Wie oben bereits erwähnt, prägte ich mir dann für den nächsten Tag die größeren Orte und Besonderheiten im Küstenverlauf (Häfen, Flussmündungen, Klippen, Leichttürme usw.) ein und verstaute Karte und GPS wieder in den Kleidersack.

                    Soviel zur simplen Navigation ohne oder mit einfachen Hilfsmitteln (Karte), gepaart mit Wissen und Erfahrung im Seekajaking. Man könnte auch hier wieder das Motto anführen: „Was ich im Kopf habe, brauche ich nicht mitschleppen.“ Dafür bin ich mit einem Mehr an Verpflegung länger autark und kann dieses einfache Abenteuerleben: „Sonne, Sand und Meer“ richtig genießen. Allerdings ziehe ich anstatt Sand, den Kies vor! (siehe dazu meinen Post #27, „Problem mit feinem Sand oder Beyonds Vorliebe für Kies und Steine“) (Smiley: Zwinker)

                    Natürlich kann man solche Touren auch mit einer technischen Top-Ausrüstung absolvieren. Jeder sollte aber nach seiner eigenen Fasson selig werden! Mit meinen Beiträgen möchte ich nur aufzeigen, dass es auch abseits des „Mainstreams“ viele Möglichkeiten gibt, ein effektives und wirkliches Outdoor-Leben zu führen - weit entfernt von der „zivilisatorischen Natur-Erfahrung“ (Camping) und dem Ausrüstungs-Fetischismus ... (Lächelndes Mondgesicht!)

                    Viele Grüße
                    Beyond
                    Zuletzt geändert von Beyond; 02.05.2012, 23:37.

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                    • Beyond
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                      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                      Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                      die kleinste nautische Aufgabe bei einer Überfahrt zu einer Insel ist, wenn man zu ihr hinüberschauen kann und sie ständig im Blickfeld hat, konstante Wetterverhältnisse vorausgesetzt. Gleiches gilt auch für die Querung von Buchten. Solange man auf Sicht paddelt, macht das Navigieren überhaupt kein Problem! ...?

                      Na ja, ganz so einfach ist die Angelegenheit allerdings nicht. Dazu ein Beispiel aus meiner Seekajak-Praxis:

                      Die Insel Vis in Dalmatien liegt rund 50 km südwestlich von Split in der Adria. Wenn man von der Ortschaft Primosten aus auf der Seeseite der Insel Solta entlang in Richtung zu den Inseln Brac und Hvar paddelt, kann man draußen auf dem Meer die bis 570 m hoch aufragende Insel Vis bewundern. Von Solta liegt Vis rund 35 km entfernt in der Adria. Man kann also rund 470 Höhenmeter der Insel erkennen, der Rest von 100 Höhenmetern verschwindet hinter der Kimm. (siehe dazu meinen Post #130, „Sichtweite – Teil 2, Blick über die Kimm hinaus “)

                      Diesen majestätischen Anblick der Insel, genoss ich bei guter Fernsicht in voller Schönheit, als ich dort im Jahre 2010 vorbeikam. Acht Jahre zuvor, auf meiner ersten Seekajaktour, hatte ich die Insel gerade noch verschwommen im Dunst ausmachen können. Als ich am nächsten Tag von einer Bucht der Insel Brac aufgebrochen war, um die 35 km nach Vis hinüberzupaddeln, war die Insel überhaupt nicht mehr zu sehen, die Lufttrübung an diesem Morgen hatte sie total verschluckt. Ich bin aber dennoch losgefahren - mit Hilfe meines Kompasses.

                      Am Abend zuvor hatte ich den Kurs zur Ortschaft Vis in einer Bucht im Nordosten der gleichnamigen Insel bestimmt und die 220 Grad am Kompass eingestellt. Ungefähr in der Mitte der Strecke, nach rund 18 km, musste ich zwischen den im äußersten Westen vorgelagerten Eilanden der langgezogenen Insel Hvar hindurchpaddeln. Für mich war das ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor, eine Art „Notausstieg“, auf meinem zweiten größeren Inselsprung innerhalb kurzer Zeit.

                      Wenige Tage zuvor war ich nonstop von der Bucht Lopatika, ungefähr in der Mitte der langen Kornateninsel, bis zu deren Südspitze gepaddelt, dann weiter durch das auslaufende Archipel der Kornaten bis zum Leuchtturm Blitvenica. Von da aus folgte eine ebenfalls 35-Kilometer-Überfahrt bis zur Halbinsel Kanica auf dem Festland östlich der Ortschaft Rogoznica. Allerdings herrschte während der ganzen Etappe hervorragende Sicht und ruhiges Wetter. Die zurückgelegte Gesamtstrecke betrug an diesem Tag rund 65 km.

                      Wie man einen Kurs absetzt, ist in meinem Post #141, „Kompass und Missweisung und wie man damit umgeht“ beschrieben.

                      Die Insel Hvar war bereits zu Beginn meiner Überfahrt gut zu erkennen und der Kompasskurs deutete auf die Westseite der Insel. Das Wetter war ruhig, kaum Wind, sonnig, nur die Sicht war nicht überwältigend. Gegen 08.00 Uhr war ich aufgebrochen, ungefähr um 11.00 Uhr passierte ich die Durchfahrt zwischen den Inseln am Westkap von Hvar. Bereits seit zwei Stunden konnte ich die Insel Vis im Dunst, erst sehr schwach, dann aber immer deutlicher erkennen. Der Kompass zeigte weiter östlich der Insel auf das offene Meer hinaus. Trotzdem blieb ich unbeirrt auf meinem errechneten Kurs. Allmählich tauchte hinter der Kimm die niederen Höhenzüge der Insel Vis im Osten auf und mein Kajakbug wanderte bei gleichbleibendem Kurs langsam aber beständig inseleinwärts. Ab der letzten Stunde konnte ich die Einfahrt in die Bucht deutlich erkennen und ich freute mich, dass meine Winkelberechnung bei dieser Überfahrt ohne anfänglichen Sichtkontakt sehr genau war. Gegen 14.00 Uhr war ich an meinem Ziel in der Ortschaft Vis angelangt. Ich hatte meinen zweiten größeren Inselsprung erfolgreich durchgeführt.

                      Fazit:

                      Beim Inselshüpfen, dasselbe gilt natürlich auch für Querungen von großen Buchten, ist ein Kompass, am besten ein auf dem Kajak fest montierter, zwingend erforderlich, selbst wenn man das Ziel sehen kann! Eine unmittelbare Wetteränderung (Dunst, Nebel) kann sehr schnell zu einer Sichtbeeinträchtigung führen. In einem unvorhergesehenen Regenschauer ist nichts mehr zu erkennen! Da sollte man froh sein, sich auf einen zuverlässigen, anspruchslosen Helfer (Kompass!) verlassen zu können, der immer zur Stelle ist und nicht erst aus den Tiefen des Kajaks herausgekramt werden muss. Moderne Seekajaks haben dafür bereits entsprechende Halterungen vorgesehen oder werden von Haus aus mit einem elegant in die Deckschale vollständig integriertem Kompass ausgeliefert.

                      Ein Tipp: Wenn man das Ziel sieht, sollte man sich auf alle Fälle den Kurs merken und immer wieder kontrollieren. Mein auf dem Seekajak selbst montierter Kompass besitzt einen Einstellring, mit dem ich den Kurs direkt markieren kann. Das mache ich sogar schon bei der Planung meiner nächsten Überfahrt. Kann ich das Ziel von meinem Startplatz aus erkennen, peile ich es mit dem Kompass auf dem Kajak an. Ist das Boot schon aus dem Wasser, drehe ich den Bug auf das Ziel und lese den Kompasskurs ab. Mit dieser simplen Methode bräuchte ich nicht einmal eine Berechnung in der Karte mit der Berücksichtigung der Missweisung durchführen. Trotzdem ermittle ich zusätzlich den Kurs in der Karte, um eine weitere Sicherheit zu erhalten!

                      Die direkte Peilung, wenn sie möglich ist, wird insbesondere in Gegenden interessant, in denen die Missweisung unbedingt berücksichtigt werden muss. Zum Glück ist das im Mittelmeer nur selten der Fall. Allerdings nimmt sie im Verlauf der Jahre ständig zu und in der Ägäis sollte man sie jetzt schon in Betracht ziehen, zumindest bei der Rundung der Kurszahl in Abstimmung mit dem Kompass. In der nördlichen Ägäis liegt nach meinen Berechnungen und den Daten aus meiner Seekarte die Missweisung heuer (2012) bereits bei 3 Grad 31 Minuten Ost. Bei einer Paddel-Strecke von 35 km (wie im Beispiel oben oder in der nördlichen Ägäis, in der betroffenen Region, z.B. eine Überfahrt von Euböa nach Skyros) läge die maximale Abweichung bereits bei über 2 km. Mein Kompass besitzt eine Skalierung in Fünf-Grad-Schritten. In den Paddel-Revieren, deren Abweichung über „2 Grad 30 Minuten Ost“ liegt, runde ich grundsätzlich auf den unteren „Fünfer-Strich“ ab. Beispiele in der Einheit „Bogen-Grad“: 131 → 130, 95 → 90, 19 → 15, 290 → 285 usw.

                      Diese kleine Einführung, eigentlich ist es mehr eine Zusammenstellung meiner früheren Posts zu diesem Thema (siehe dazu auch den Punkt 4 - Navigation im Inhaltsverzeichnis), beschreibt natürlich nur den Idealfall. Es sind noch keine zusätzlichen Einflüsse berücksichtigt, die zwangsweise zu einer Kurskorrektur führen müssen. Auf diese wichtigen Punkte werde ich in meinem nächsten Post eingehen.

                      Viele Grüße
                      Beyond
                      Zuletzt geändert von Beyond; 05.05.2012, 04:05.

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                      • Beyond
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                        Hej Outdoor-Gemeinde, Seekajak-Freaks,

                        welche Kräfte der Natur können bei einem Inselsprung den Seekajak-Kurs im Mittelmeer beeinflussen? In erster Linie sind das die klassischen Naturgewalten: Wind, Wellen und das Wetter. Zum Glück spielen die Gezeiten im Mittelmeer nur eine untergeordnete Rolle, so dass ich darauf nicht explizit eingehen muss.

                        Abgesehen vom Wind, der nachfolgend eigens behandelt wird, hat das Wettergeschehen keine direkten Auswirkungen auf eine Überfahrt. Allerdings können Sichtbehinderungen durch Nebel, Regen und Dunst die Einhaltung des Kurses stark behindern, weil der Sichtkontakt zum Ziel fehlt.

                        Winde sind nicht nur bei Seglern von großer Bedeutung. Das, was für den „Windling“ einen Vorteil darstellt, kann für einen „Wasserrührer“ zum Nachteil geraten, ja sogar zur Gefahr mutieren. In meinen „Wetter-Regeln für Seekajaker“ im Post #39 habe ich die 12 gängigsten See-Wetterregeln, die sich meist auf die Segelschifffahrt beziehen und auch dort ihren Ursprung haben, an uns Paddler angepasst.

                        „Bewegte Luft“ beeinflusst auch den Seegang. Je stärker der Wind, Sturm, Orkan, desto größere Dimensionen nimmt auch die „Windsee“ an. In meinem Post #51, „Wellen, wie sie entstehen und sich verhalten – Zusammenstellung“ habe ich aus zwei Büchern zitiert, die die Zusammenhängen von Wind und Wellen sehr gut beschreiben. Natürlich darf auch meine Version der Beaufort-Skala, Post #76 nicht fehlen, mit der man die Windgeschwindigkeit anhand von Wellenbildern abschätzen kann (siehe unten). Darin habe ich versucht, neben den reinen „technischen“ Daten auch die unterschiedlichen Beschreibungen für das Meer und das Land zu vereinen.

                        In einem konstruierten Beispiel möchte ich zur Anschauung nun die Einflüsse von Wind, Wellen und Wetter auf den Kurs verdeutlichen und aufzeigen, dass es immens wichtig ist, sich mit den Grundlagen der Seefahrt zu beschäftigen. Das Beispiel habe ich aus einer meiner Planungen für eine Seekajak-Tour in der Ägäis abgeleitet.

                        Man nehme folgendes Szenario an:

                        Ein junger Paddler, mit Boot und Equipment top ausgerüstet, hat bei seiner ersten Solofahrt auf dem Meer (Motto: Rund um Karpathos und Kasos) Ende Juli sein Lager in einer Bucht südlich, direkt unterhalb des Nordost-Kaps der Insel Kasos aufgeschlagen. Er beabsichtigt zur nahegelegenen Nachbarinsel Karpathos hinüber- und dann am Ostufer entlang zum Hauptort mit gleichem Namen weiterzufahren, um seine zur Neige gehenden Lebensmittel zu ergänzen. Allerdings hat einer der üblichen Sommerstürme die Überfahrt verhindert und der Seekajaker sitzt bereits seit 4 Tagen fest.

                        Im Radio hört er im englischsprachigen Seewetterbericht, dass der Meltemi 7 bis 8 Beaufort (bft) erreicht hat und kurzzeitig die Fährschifffahrt eingestellt worden ist. Er sieht zwar weit draußen im Sund zwischen den beiden Inseln die gewaltigen Brecher, die durch den abgelenkten Nordwest-Sturm hindurchgetrieben werden, aber seine Bucht liegt geschützt im Windschatten des Nordost-Kaps, so dass er davon kaum betroffen ist.

                        Vier Tage lang hat er ein angenehmes, ruhiges Leben geführt. Allerdings sind jetzt seine Lebensmittelvorräte und das Trinkwasser nahezu aufgebraucht. Am fünften Tag hört er im Radio, dass der Sturm im Abklingen ist und bald wieder Normalität eintreten wird. Der Wetterbericht sagt auch am Ende der Sturmperiode die Möglichkeit eines kurzen Regenschauers voraus.

                        Der Seekajaker ist hungrig, seine Zunge kratzt am trockenen Gaumen und er entschließt sich deshalb notgedrungen, am nächsten Tag auf alle Fälle zur Nachbarinsel Karpathos hinüberzupaddeln, um seine Vorräte im Hauptort aufzufüllen. Alternativ wäre noch der kleine Inselflughafen eine Option. Das nötige Trinkwasser könnte er auch an den zahlreichen Wind- und Kite-Surfer-Stationen bekommen, die im Süden von Karpathos wegen der idealen Windbedingungen (Düseneffekt im Sund, Meltemi-Fallwinde von den Bergen herab) sehr zahlreich entstanden sind.

                        Die Länge der Überfahrt zum Südkap von Karpathos beträgt 12,6 km. Sein GPS-System sagt ihm, dass von da aus bis nach Karpathos-Stadt nochmals 20 km vor im liegen. Insgesamt eine ganz normale Tagestour von rund 33 km. Das ist in 6 Stunden locker zu schaffen! Auf seinem GPS-Gerät stellt der Seekajaker den Kurs von seiner Bucht bis zum Südkap auf der Insel Karpathos ein. Das Gerät zeigt das erste Ziel in einer Entfernung von 12,56 km bei einem Kurs von 101,48 Grad an. Beruhigt legt er sich in sein Zelt. Morgen wird er gemütlich aufstehen, das Lager abbauen und alles in den Kajak verstauen. Er plant, gegen 10.00 Uhr loszufahren. Dann wird er so um 16.00 Uhr in Karpathos-Stadt sein. Zeit genug, um zum Einkaufen zu gehen und noch ein Kafenion aufzusuchen, für einen Espresso und einen Imbiss.

                        Wie geplant, startet der Seekajaker am nächsten Tag um 10.00 Uhr. Der Himmel ist zugezogen, der angekündigte Regen steht scheinbar kurz bevor. Draußen auf dem Wasser ist es relativ ruhig. Er bemerkt eine sehr hohe Dünung, die Ausläufer des Sturms der vergangenen Tage. Obendrauf setzten sich überall kleine Wellen mit weißen Kämmen. Vier Beaufort erkennt er, gerade das richtige Paddelwetter für einen „Seekajaker“. Die Brandung, die weiter draußen bei einer Sandbank einsetzt, hat er mit Bravour gemeistert und als er aus dem Schutz des Nordost-Kaps von Kasos nach einer viertel Stunde herausgepaddelt ist, spürt er die Dünung und den nahezu regelmäßig am Vormittag einsetzenden Meltemi. Es ist angenehm zu paddeln. Die Dünung mit den aufgesetzten Wellen kommen ziemlich von der linken Seite. Es ist ein stetes Heben und Senken des Bootes. Die Dünung ist so hoch, dass er nicht mehr über die Kämme schauen kann, wenn er sich im Wellental befindet. Beeindruckender ist dann natürlich, wenn ihn eine Welle sanft angehoben hat und er hinüber zu seinem Ziel blicken kann. Gemütlich und zufrieden begibt er sich auf seinen Tagestrip.

                        Wann wird er wohl drüben am Südkap von Karpathos ankommen?

                        Szene 1:

                        Es hat stark zu regnen angefangen, so wie es der Wetterbericht prophezeit hat. Es ist ein warmer Regen. Allerdings versperrt er die Sicht auf das Kap. Das macht aber nichts aus, denn der Seekajaker fährt ja mit Hilfe seines GPS-Geräts, das ihm die Richtung genau zum Zielpunkt zeigt, zum Südkap von Karpathos. Kein Problem denkt er und rührt mit seinem Paddel locker und gemütlich das Wasser um.

                        Nach zwei Stunden wird er unruhig. Eigentlich müsste er schon längst das Kap erreicht haben, aber es ist durch den Regen noch nicht auszumachen. Er ist auch genau nach GPS gepaddelt, hat mit der „Go-To-Funktion“ den Kurs akribisch eingehalten. Der Wert der Restentfernungsanzeige des GPS hat in der ersten Stunde ständig auf bemerkenswerte Weise abgenommen, so dass er gar nicht mehr so genau darauf, sondern nur noch auf den großen Richtungspfeil geachtet hat. Ihm haben schon bald die Augen geschmerzt, weil er sich beim Ablesen der zu kleinen Anzeige in dem sich spiegelnden Display und durch die zusätzlich bei Regen kaum durchsichtige Schutzhülle hindurch zu sehr konzentrieren und anstrengen hat müssen. Außerdem hat er Schwierigkeiten gehabt, das GPS-Gerät auf Deck so zu fixieren, dass es nicht verrutscht und er es noch gut ablesen kann. Im Gepäcknetz ist es zu weit entfernt und auf der Spritzdecke direkt vor ihm hat er das Problem, es nicht exakt genug befestigen zu können, ohne Probleme zu bekommen, wenn er bei einer Kenterung schnell hätte aussteigen müssen. Es zur Kurskorrektur ständig in die Hand zu nehmen, ist allerdings auch keine Lösung, weil er dabei laufend den Paddel-Rhythmus unterbrechen muss.

                        Jetzt kontrolliert er seine GPS-Anzeige genauer: Er ist noch knapp 8 km vom Ziel entfernt und der Kompasskurs beträgt 12 Grad!

                        Als der Himmel aufklart, sieht er das Südkap der Insel Karpathos genau vor sich. Aber die Sonne steht in seinem Rücken. Er schaut nach „Nord zu Ost“ (NzO) auf das Kap, anstatt nach „Ost zu Süd“ (OzS), wie es eigentlich hätte richtig sein müssen. Sein Kurs weicht um ganze 90 Grad ab! Wind und Dünung haben ihn, ohne es zu merken, weit nach Süden versetzt. Eigentlich hätte er es an der Restentfernung erkennen können: Der Abstand zum Ziel hat immer weniger ab- und in der letzten dreiviertel Stunde sogar wieder zugenommen.

                        Er probiert nun mit äußerster Kraftanstrengung und mit seiner maximalen Schlagzahl von über 50 das Kap zu erreichen. Auf glattem Wasser wäre es bestimmt über die doppelte Geschwindigkeit mit 12 km/h gewesen. Entsetzt erkennt er aber, dass er gegen die permanente Strömung kaum etwas ausrichten kann. Eine Stunde lang hat er es versucht, mit aller Energie, die an seiner Kondition gezehrt und ihn an den Rand der Erschöpfung gebracht hat, sein Ziel zu erreichen. Nur ganze vier Kilometer hat er in dieser kraftaufreibenden Stunde gutgemacht. Noch einmal die selbe Leistung aufzubringen und durchzuhalten, schafft er aber nicht mehr, zumal ihm bereits das Trinkwasser ausgegangen ist und er kein „Kraftfutter“ mehr zum Frühstück gegessen hat! Er muss jetzt einsehen, dass es aussichtslos ist, bis zur Insel zu paddeln, zumal er bei jeder Erholungspause, deren Intervalle immer kürzer werden, erneut zurückgetrieben wird.

                        Das nächste erreichbare Ufer im Süden liegt in Ägypten, 400 km entfernt. Eine Ausweichmöglichkeit, als Alternativ-Ziel, gibt es in diesem Fall nicht! (siehe dazu auch meinen Post #16, „Allgemeine Betrachtungen zur Sicherheit beim Seekajaking“). Verzweifelt, weil er aus eigener Kraft das rettende Ufer nicht mehr erreichen kann, setzt er mit dem Handy einen Notruf ab und gibt seine ungefähre Position durch, um sich vom griechischen Seenotrettungsdienst auffischen zu lassen. Als er ein Schiff am Horizont erkennt, das auf ihn zusteuert, schießt er eine rote Leuchtrakete ab. Nur gut, dass er so „top“ ausgerüstet ist! Allerdings wird es für ihn ziemlich peinlich werden, wenn er beim Protokoll erklären muss, wie er in solch eine Situation geraten ist, nur 4 Kilometer von der Küste entfernt.

                        Szene 2:

                        Der Regen bleibt aus. Die Sicht ist gut. Bereits nach einer halben Stunde bemerkt der Seekajaker, dass er abgetrieben wird und erhöht entsprechend die Schlagzahl von 25 auf 40.

                        Obwohl er immer auf das Südkap von Karpathos zupaddelt, erkennt er, dass ihn die Strömung nach Süden versetzt. Nach einer weiteren Stunde liegt das Kap auf Nordnordost (22,5 Grad) vor ihm und das GPS zeigt eine Restentfernung von knapp 4 km an. Nach einer erneuten halben Stunde befindet sich das Kap genau im Norden und noch 3 km von ihm entfernt. Er kommt am Kap nach zusätzlichen eineinviertel Stunden bei gleich hoher Schlagzahl an, ausgemergelt, total erschöpft, aber am Ziel. Der Seekajaker ist die klassische „Hundekurve“ gefahren!

                        Nebenbei bemerkt: Natürlich würde ein erfahrener Seekajaker nicht zum Zielpunkt „Südkap“ paddeln, wenn er in Wirklichkeit in östlicher Richtung weiterfahren möchte, sondern in diesem Fall gleich die Fahrt im Windschatten der Insel in die gewünschte Richtung fortsetzen. Die Fallwinde haben da noch keine so großen Wellen (Erinnerung an die Bora in Dalmatien) zustande gebracht. Außerdem kann er einen Teil der um das Kap und die Insel abgelenkten Strömung für sich nutzen.

                        Mir geht es in diesem Beispiel nur um die direkten Einflüsse, die eine Kurskorrektur nötig machen und um einen Vergleich auf welche Art ein bestimmtes Ziel überhaupt erreicht werden kann (siehe auch weiter unten). Welche Ideallinie auf einer Tagesetappe zu paddeln ist, gehört zu einem anderen Thema.

                        Bildliche Darstellung der möglichen Kursabweichungen an dem oben geschilderten Beispiel.

                        Folgende Parameter habe ich bei meinen Ermittlungen angewendet und in der Karte unten dargestellt:
                        - Berechnungsintervall (Punkte): 15 Minuten
                        - Wind (Meltemi) aus Nord mit 5 bft = 35 km/h (im Mittel)
                        - - Driftgeschwindigkeit rund 1/5 (Faustwert) der Windgeschwindigkeit: 7 km/h
                        - Dünung nach Sturm mit 7 bft = 55 km/h (im Mittel)
                        - - Driftgeschwindigkeit rund 1/5 (Faustwert) der Windgeschwindigkeit: 11 km/h abklingend
                        - Für die Ermittlung angenommene effektive Strömung (Drift und Dünung): 8 km/h
                        - Paddelgeschwindigkeit normal: 06 km/h = Schlagzahl: ca. 25 (einseitige Paddelschläge/Minute)
                        - Paddelgeschwindigkeit erhöht: 10 km/h = Schlagzahl: ca. 40 (einseitige Paddelschläge/Minute)
                        (Hinweis: Die angegebenen Paddelgeschwindigkeiten beziehen sich auf ruhiges Wasser, ohne Wind und Wellen.)

                        Nicht berücksichtigt bei meinen Ermittlungen sind der aktive Wind, der die Kursabweichung verstärkt und auch nicht die Auffächerung der Strömung nach dem Sund um die beiden Inseln herum. Ich habe wegen der Vereinfachung nur mit der Strömung in gerader Richtung aus Nord gerechnet!

                        Legende Szenario:
                        - durchgezogene gerade Linie:
                        Geplanter Kurs der Überfahrt (Gerade von der Lagerbucht zum Südkap)
                        - gestrichelte Linie:
                        Ablenkung bei gleichbleibender Paddelgeschwindigkeit von 6 km/h – sie führt auf das offene Meer hinaus, ein Erreichen der Insel ist nach 2 Stunden Fahrzeit (ohne vorhergehender Korrektur) nicht mehr möglich.
                        - durchgezogene, aber gebogene Linie (Hundekurve):
                        Ab der Aufteilung liegt die Paddelgeschwindigkeit bei 10 km/h – Zielpunkt (Südkap) ist nur mit größter Anstrengung erreichbar.
                        - strichpunktierte Linie mit Pfeil:
                        Sie zeigt den jeweiligen Paddelkurs für die nächste viertel Stunde an – hier: grundsätzlich zum Südkap der Insel Karpathos.
                        - strichpunktierte Linie ohne Punkte:
                        Grob geschätzter Verlauf des Kurses über Grund, unter Berücksichtigung der Ablenkung der Strömung durch die beiden Inseln und des abweichenden, weiterführenden Kurses direkt zum nächsten Ziel, dem Südostkap (nicht wie ursprünglich zum Südkap), aber noch ohne Berücksichtigung des direkten Windes.

                        Legende meiner eigenen Planung für die Überfahrt:
                        - punktierte gerade Linien:
                        Planung unter Berücksichtigung von Drift und Dünung – vom Lager zum Südwest-Kap der Insel Karpathos (nordöstlich von Kasos) und dann mit der Strömung zum Südkap. Die gesamte Strecke würde mit erhöhter Paddelgeschwindigkeit von 10 km/h, als Sicherheitsfaktor, gefahren werden, um den Sund mit seiner Hauptströmung gleich am Beginn meines Tagestrips mit noch frischer Kraft zu überqueren.
                        - punktierte gezackte Linie:
                        Der selbe Anfangskurs unter Einbeziehung der Ablenkung durch die Strömung mit 8 km/h. Bei einer Paddelgeschwindigkeit von 10 km/h weicht er von der geplanten Überquerung stark ab!
                        - strichpunktierten Pfeile:
                        Sie zeigen den jeweiligen Paddelkurs zu verschiedenen Zielpunkten (Viertel-Stunden-Takt), damit ich auf dem kürzesten Weg zum gewünschten „Südkap“ gelange. Das heißt, ich korrigiere ständig meinen Kurs und nähere mich weitgehendst der Ideallinie nach Planung an. Allerdings versuche ich aus Sicherheitsgründen, mich grundsätzlich oberhalb des direkten Kurses zu halten. So hätte ich nach knapp eindreiviertel Stunden mein Ziel, das Südkap erreicht (im Gegensatz zu über dreieinviertel Stunden bei der Hundekurve mit nahezu gleicher Schlagzahl – nur die erste halbe Stunde wäre bei der Hundekurve mit 6 km/h etwas gemütlicher verlaufen). - Hinweis: Diese Kurslinie dient nur zum Vergleich mit der Hundekurve. In Wirklichkeit wäre ich bereits gegen 04.00 Uhr losgepaddelt, also noch während der Dämmerung und noch vor Sonnenaufgang. Das hat sich auf meinen Langtouren so eingebürgert (siehe dazu auch meinen Post #308, „Der übliche Reise-Alltag am Beispiel von Beyonds Langfahrten“). Damit wäre ich mit 10 km/h bei der geplanten Überfahrt von 8 km und einer Dauer von knapp 50 Minuten auf alle Fälle dem Meltemi ausgekommen, der in der Regel erst am Vormittag zu wehen beginnt und hätte nur die Dünung zu überwinden gehabt. Bei der Weiterfahrt der Küste entlang nach Süden mit sehr gemächlichen 5 km/h, hätte mich dann die Dünung angeschoben.



                        Bild 1: Darstellung der Kursabweichungen auf der Karte von „Google earth“ wie oben in der Legende beschrieben. Dabei sollte man als Quintessenz herausfiltern können, dass man bereits vor, aber zumindest zu Beginn eines Inselsprungs erkennen muss, welche Einflüsse auf den Kurs einwirken, um die nötigen Korrekturen anzubringen oder um gegebenenfalls die Überfahrt abzubrechen.



                        Bild 2: Eine meiner früheren Planungen einer Tour von Kreta nach Rhodos, ebenfalls vorgestellt auf einer Karte von „Google earth“. Nachstehend folgen die Erklärungen dazu und die damals getroffenen Entscheidungen.
                        - durchgezogene Linien:
                        Die kürzest möglichen Überfahrten
                        - punktierte Linien:
                        Erforderliche Kurs-Korrekturen unter Berücksichtigung von Wind und Wellen, um sicher zum Ziel zu gelangen. - Wegen der langen Strecke von Kreta nach Kasos von 50 km offene See ohne irgendeine Ausweichmöglichkeit (!) und einer vorsichtig geschätzten Reisedauer von 10 Stunden (bei 5 km/h) und der Ungewissheit über die kurzfristige Stärkenschwankung des Meltemi von 4 bft im Minimalfall bis maximal bis 8 bft bei Sturm, habe ich aber diese Reiseplanung verworfen.

                        Im Allgemeinen bläst der Sommerwind in dieser Region mit 4 – 5 bft aus Nordwest. Damals habe ich, über die 10 Stunden Fahrzeit verteilt, für die Berechnung als Mittelwert einen Meltemi von 3 bft angenommen (Start bei Morgengrauen!). Nur zwischen den Inseln Karpathos und Kasos wird er abgelenkt und kommt aus Nord, frischt allerdings durch den Düseneffekt sehr stark auf. Innerhalb von 10 Stunden kann sich aber ohne weiteres ein Sturm entwickeln (siehe unten), der für einen Seekajaker dann zur Bedrohung werden kann.

                        Rhodos und Chalki sind mit rund 43 km vom Nordkap der unmittelbar im Norden von Karpathos liegenden Insel Saria ungefähr gleich weit entfernt. Weil ich auf dieser Reise sowieso weiter in den Norden wollte, wäre in diesem Fall der Kurs nach Chalkis die weitaus bessere Planung gewesen. Wenn dann der normale Meltemi aus Nordwest bläst, würde er mich auf alle Fälle in Richtung Rhodos treiben, so dass ich diese Insel mit Sicherheit erreichen würde.

                        2003 hatte ich vor, in umgekehrter Richtung von Rhodos über Karpathos nach Kasos und dann weiter nach Kreta zu paddeln, auf dem selben Kurs (durchgezogene Linie) wie in Bild 2 eingezeichnet, nur in umgekehrter Richtung. Der normale Meltemi hätte mich dann von den geplanten Zielen an den Nordspitzen der Inseln Karpathos und Kreta aus, den Küsten entlang in Richtung Süden versetzt. Karpathos und Kreta weisen eine Küstenlänge im Osten von ungefähr 50 km auf, die bei einer Überfahrt von Ost nach West auch bei Abdrift mit Sicherheit zu erreichen gewesen wären. Allerdings hatte mir damals ein heraufziehender Sturm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Siehe dazu auch meinen Post #330, „Stürme in griechischen Gewässern (Antwort) – Diskussion“. Gerade dieses Ereignis animierte mich, diese sturmgefährdete Region für das oben aufgeführte Beispiel zu verwenden.

                        Fazit:

                        In meinen vorangegangenen Posts habe ich bereits mehrmals dieses Thema angeschnitten und auf die Wichtigkeit über die Kenntnisse der Auswirkungen von Strömungen und Winden auf das Seekajaking hingewiesen, die den Kurs sehr stark beeinflussen können. Weil weder Kompass noch GPS von sich aus diese Effekte berücksichtigen, müssen die Korrektur-Parameter bei der Kursberechnung vom Seekajaker selbst eingegeben werden! In diesem Fall ist eben Wissen und Erfahrung von enormer Bedeutung. Sich blind auf sein technisches Equipment zu verlassen, ist in meinem Augen grob fahrlässig. Deshalb warne ich immer wieder davor, wenn von navigatorischen Laien das Loblied auf die elektronischen Navigationsgeräte angestimmt wird. Das gilt meines Erachtens für alle Fortbewegungsarten beim Outdoor-Reisen, insbesondere, wenn man solo unterwegs ist. Als zusätzliches Hilfsmittel ist die Elektronik gewiss brauchbar und auch sehr bequem. Man muss aber die Grenzen eines Navi oder GPS-Geräts genau abschätzen und die Anzeigen richtig interpretieren können.

                        Wenn ich falsch liege, bitte ich, mich zu korrigieren!

                        Die Probleme bei Überfahrten habe ich neben den im Text aufgeführten Links auch in folgenden Posts angesprochen und an Beispielen versucht zu erklären:

                        - Post #67, Erlebnis einer Überfahrt über den Argolischen Golf - Sturmfahrt
                        - Post #130, Inselsprung von Folegandros nach Santorin (im 2. Teil)
                        - Post #150, Paddle ich auf der Stelle und wie stelle ich das fest
                        - Post #144, Überfahrten - 1 - von Buchten und zu Inseln - Optionen
                        - Post #497, Überfahrten - 2 – Einbeziehung der Abdrift

                        Ich hoffe, mit diesen Ausführungen mehr Verständnis für die Sicherheit auf Seekajaktouren im Mittelmeer geweckt zu haben, damit man sich intensiver mit Nautik und Seemannschaft beschäftigt. Weiterführende Fragen zu diesem Thema beantworte ich sehr gerne, soweit ich auf diesem Gebiet meine Erfahrungen gemacht habe und darauf zurückgreifen kann!

                        Viele Grüße
                        Beyond
                        Zuletzt geändert von Beyond; 14.05.2012, 09:57.

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                        • ronaldo
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                          • 24.01.2011
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                          AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                          Hi,

                          danke, das ist mal wieder faszinierend zu lesen! :-)
                          Für mich zieh ich da raus, dass die geschilderte Situation (Trip nach Karpathos) für den Seekajaker schon grenzwertig ist, im wörtlichen Sinn: Da wäre für mich die Grenze erreicht.
                          Und es taucht natürlich die Idee auf: Für diese Ecke der Welt wäre ein Segelboot einfach gscheiter... aber das ist in diesem Ast zugegeben OT. Den für den Paddler als Gegner konstatierten Wind zu nutzen, statt ihn zu verfluchen, das hätte schon was.

                          Wo wir schon OT sind, noch ein paar Gedanken - Kommentare und Überlegungen willkommen:
                          Im Grunde gibt es doch zwei unterschiedliche Herangehensweisen, um auf dem Wasser was zu erleben.
                          1. (sportorientiert) Ich verstehe mich z.B. als Seekajaker (oder Segler, oder Ruderer) und will möglichst viele unterschiedlichen Reviere erkunden. Also muss ich in Sachen Ausrüstung, Vorbereitung usw. sehr flexibel sein, um meinen Sport überall ausüben zu können. Kompromisse ohne Ende.
                          2. (revierorientiert) Mich interessiert ein bestimmtes Revier, z.B. die Ionischen Inseln. Ich seh mir an, wie die Leute vor Ort sich auf dem Wasser bewegen oder früher bewegt haben, und wähle entsprechend meine "Hardware" unter Berücksichtigung meiner Neigungen. Das heißt etwa im konkreten Fall, Motorboote fallen aus, mag ich nicht; Seekajak und ähnliche muskelbetriebenen Fahrzeuge halte ich für suboptimal; die Fischer dort verwend(et)en ein kleineres, stabiles und unkompliziert geriggtes Segelboot. Wenn das machbar ist (Kosten, Transport usw.), dann wäre das meine Ideallösung.

                          Mit der Zeit neige ich immer mehr zur zweiten Herangehensweise, da ich nicht unbedingt einem bestimmten Sport eng verhaftet bin - als wesentlich kristalliert sich heraus: draußen und auf dem Wasser sein, Menschen und Natur erleben.
                          In Zeiten virtueller Information und unkomplizierter Verfügbarkeit aller möglichen Ausrüstung stellt das auch kein Problem mehr dar.

                          Grüße, Ronald

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                          • Beyond
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                            AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                            Hej Ronald (ronaldo),

                            grenzwertig sind bestimmt die Querungen von Kreta nach Kasos und von Karpathos direkt nach Rhodos, wenn man den Meltemi als starken Wind mit berücksichtigt. In 10 oder in 8 Stunden, so lange würden die beiden Überfahrten ungefähr dauern, kann sich das Wetter sehr stark zu Ungunsten des Seekajakers ändern. In diesem weiten Bereich wäre eine Segeljacht bestimmt die bessere Lösung. Selbst wenn man mit Paddelbooten schon den Atlantik überquert hat, sind dem normalen Seekajak-Reisenden Grenzen gesetzt. Ich habe bereits an verschiedenen Stellen von meinen Abbrüchen aus Sicherheitsgründen erzählt.

                            Wenn Du aber die Überfahrt von Kasos nach Karpathos meinst, so ist nicht das Paddelrevier grenzwertig, sondern mehr die geschilderte Situation, das muss ich zugeben! Ich wollte aber in einem einzigen Beispiel zumindest die größten Gefahren aufzeigen, die bei einer Kursberechnung und anschließender Querung unbedingt zu berücksichtigen sind. Deshalb die drastische Summierung von Faktoren, die vermutlich sehr selten gleichzeitig auftreten: Zwang zum Aufbruch wegen mangelnder Nahrungsmittel - hohe Dünung wegen Sturm - Ende Juli ist „Meltemi-Hauptsaison“ - Zusammenwirken von Drift und Dünung - Erstlingtour, um die geringe Erfahrung des Seekajakers zu erklären - kurzer, schneller und deshalb vermeintlich gefahrloser Inselsprung - Regen mit geringer Sicht auf das Ziel – schlechte Ablesbarkeit des GPS-Geräts durch äußere Umstände, usw.

                            Heute kann man bereits Brusthalterungen für GPS-Geräte kaufen (oder selber basteln), die eine sehr gute, ständige Sicht auf das Gerät gewährleisten, damit man die Hände frei hat. Ich habe mir schon einmal überlegt, eine der wasserdichten, durchsichtigen Handy/GPS-Taschen fest auf die Spritzddecke zu nähen, nieten, zippen, klammern ... Allerdings behindert all dieses Zubehör das Schwimmen und Wiedereinsteigen, wenn ein Paddler einmal unfreiwillig baden gegangen ist. Außerdem wäre mir das ganze „Geschirr“ zu lästig und zu unbequem.

                            Eine Überfahrt von Kasos nach Karpathos mit 8 km zum Südwest-Kap und dann der Küste entlang zum Südkap, wie ich sie in der Planung vorgesehen habe, ist in der Regel kein Problem – wenn man solange warten kann, bis sich die Naturgewalten einigermaßen gelegt haben oder man eben in Zeiten paddelt, bevor der Meltemi einsetzt (z.B. in aller Frühe, wie im Artikel beschrieben).

                            Bei den Ionischen Inseln sind die Überfahrten so um die 25 km. Auch bei diesen Strecken sehe ich noch nichts Grenzwertiges. Voraussetzung ist allerdings, man hat die nötige Erfahrung, um die Wettersituation in den nächsten 5 Stunden beurteilen zu können. 5 Stunden rechne ich bei 25 km mit der bequemen Paddelgeschwindigkeit von 5 km/h. Wenn es schnell gehen muss, schafft man die Strecke bei ruhigem Wasser auch in der halben Zeit.

                            Nun spielen Segelboote (Ich gehe davon aus, Du meinst Jachten.) in einer ganz anderen Liga als Kajaks. Trotzdem nützen erfahrene Paddler sehr wohl Wind und Wellen aus, um schneller voranzukommen. Beständige Winde wie Maistral, Meltemi können einem Seekajaker durchaus helfen, mit „Schwung“ voranzukommen. Man muss eben seine Touren so planen, damit die Winde und die daraus resultierenden Wellen überwiegend von hinten kommen und nicht von vorn. Zum Beispiel plane ich Seekajaktrips in der dalmatinischen Inselwelt und bei den Ionischen Inseln überwiegend an der Außenseite der Inseln, wenn ich in südliche Richtung fahren möchte, damit mich der Maistral unterstützt – Pech, wenn ich da gerade einen Jugo, den warmen Südwind (er wird auch Schirokko genannt), erwischen werde. In Gegenrichtung, nach Norden, paddle ich lieber an der Küste entlang oder zwischen den Inseln hindurch, weil mich dann die vorgelagerten Eilande vor dem selben Wind und seinen Wellen weitgehendst schützen.

                            Oft habe ich mir schon überlegt, auf dem Meer ein anderes „Transportmittel“ zu verwenden, vom Segelkanu bis zum motorisierten „Kajütkanu“ (na ja, man wird eben älter). Letztendlich bin ich aber immer wieder zum normalen Seekajak zurückgekehrt. Warum? Weil ich ein Paddelboot unabhängig von zusätzlichen Hilfsmitteln wie Segel und Wind und Motor und Treibstoff fortbewegen kann. Außerdem laufe ich Küsten und Buchten an, die für andere Boote/Schiffe tabu sind.



                            Bild 1: Tour 2003 - Solche versteckte Buchten wie hier am westlichen Peloponnes („Nestors Badewanne“ nenne ich sie, das Wasser dort ist tatsächlich badewannenwarm, weil ein größerer Wasseraustausch mit dem Meer fehlt und die Bucht relativ seicht ist.), kann man nur mit einem „Wasserrührer“ erreichen, denn ...



                            Bild 2: Tour 2006 - ... die Einfahrt in diese Bucht ist von einem Felsen unter Wasser blockiert und deshalb für größere, tiefer gehende Boote „von Natur aus“ gesperrt, Wassertiefe am schmalen Buchteingang ca. 10 cm bis 25 cm, je nach Wasserstand. Lediglich Kajaks und Kanadier können in die Bucht einfahren, und die sitzen manchmal schon auf und streifen über den Algenbewuchs hinweg (siehe auch meinen Post #325, Bild 4).

                            Einmal habe ich eine Art Ruderboot mit einer kleinen Kajküte entworfen (Umbau eines Kanadiers, 5 m lang, 95 cm breit, der bei mir in der Garage hängt), das ich mit einem speziellen, sehr einfachen Rudergestänge in Sichtrichtung (wie bei einem Paddelboot) vorantreiben kann. Die Realisierung wird aber vermutlich ein Traum bleiben.

                            Um Deine Gedanken aufzugreifen: Es stimmt, in jüngeren Jahren ist man mehr leistungsorientiert unterwegs. Man will „Strecke“ machen, seine Kräfte ausreizen, neue Länder kennenlernen, sich in Grenzsituationen vorwagen, an die man noch gar nicht gedacht hat. Einher geht die Optimierung der Ausrüstung. Alles nur erdenklich Neue, Moderne will man haben und es soll auch perfekt sein – vom Praktischen, Notwendigen, wirklich Brauchbaren ist man oft weit entfernt.

                            Im Laufe der Zeit kristallisiert sich aber eine gewisse Vorliebe zu bestimmten Dingen heraus, verbunden vielleicht mit etwas mehr Bescheidenheit. Das kann in der Fortbewegungsart liegen, z.B. ohne und mit Hilfsmittel (Wanderer, Radeler, Paddler, ...), motorisiert oder nicht (Motorbiker, Motorcamper, Skipper, ...), aber auch regional begrenzt sein wie z.B. die Skandinavien-Liebhaber oder die Freunde des Mittelmeers. Auch dort wird noch unterteilt in die einzelnen Gebieten. Natürlich gibt es auch eine Kombination aus beidem.

                            Wenn man älter wird, hat man sich unter Umständen in eine Landschaft verliebt, zu der man sich hingezogen fühlt. Das muss nicht ein einziger Standort sein, aber sie sind meist von einer ähnlichen Topographie. Ich muss Dir recht geben, wenn Du schreibst, dass Du mehr zu „revierorientiert“ neigst und ich erwische mich auch schon dabei, dass ich einige Regionen bevorzuge: Adria, Ionisches Meer, Ägäis zum Beispiel. Das ist zwar noch ein sehr weiter Bereich, aber selbst da habe ich schon bestimmte Präferenzen.

                            Dass man sich allmählich mit dieser Region immer mehr identifiziert, wäre eigentlich die logische Schlussfolgerung. Wenn ich ein schönes, gepflegtes griechisches Kaiki sehe, dann gehen mir in der Regel ebenso die Augen über wie Dir. Trotzdem würde ich aber einen Kajak vorziehen, wenn ich zwischen diesen beiden Booten wählen könnte. Das hat aber bei mir mehr mit dem flexibleren Einsatz eines Kajaks zu tun, so wie ich es oben bereits erwähnt habe! Je nach Situation ist es mir lieber, ich karre meinen Kajak über eine Landenge, als dass ich einen großen Umweg fahren muss, insbesondere dann, wenn ich dort nur an Fabrik- oder Betten-Silos vorbeipaddle. Oder ich lande gerne an einsame Küsten an, die sonst kaum jemand erreicht. Obwohl mich die Menschen eines Gebiets, deren Kultur und Tradition sehr interessieren und ich keine Kontaktprobleme habe, fühle ich mich doch mehr zur Natur, zur Einsamkeit und zum autarken Leben hingezogen.

                            So, das wäre meine etwas einseitige Meinung zum Thema Outdoorleben. Sie muss ja nicht dem Mainstream entsprechen – Individualität ist doch ein Markenzeichen der Outdoor-Freaks. Ich hoffe, Du kannst meine Darstellung nachvollziehen.

                            Viele Grüße
                            Beyond
                            Zuletzt geändert von Beyond; 12.05.2012, 23:46.

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                            • ronaldo
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                              AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                              "Im Laufe der Zeit kristallisiert sich aber eine gewisse Vorliebe zu bestimmten Dingen heraus, verbunden vielleicht mit etwas mehr Bescheidenheit."

                              Hi beyond,

                              genau so schauts aus!
                              Die Bescheidenheit ergänze ich noch mit dem Aspekt "so simpel wie möglich", ich brauch eigentlich den ganzen Hightech-Kram nicht und muss nicht das neueste, tollste haben, sondern mag die einfachen, wenig aufwendigen Lösungen.

                              Eine Segelyacht liegt außerhalb meiner Reichweite, ich dachte mehr an so was wie Wanderjollen, die bei geringem Gewicht (ggf. Autodachtransport) doch ein bisschen Platz und bei Verminderung der Segelfläche auch einen gewissen Sicherheitsspielraum bieten. Mein Traum wäre, mit einem kleinen Segelboot die Ionischen Inseln zu erforschen, auf Odysseus´ Spuren sozusagen... na vielleicht wird das irgendwann mal was... :-)

                              Dein Canadierumbau würde mich interessieren - stellst mal ein Bild rein? Den könnte man ja auch mit einer Besegelung versehen (vgl. canadierforum.de).
                              Hat nicht Rittlinger (sinngemäß) gesagt, "segeln, wo du kannst, paddeln, wo du musst"?

                              Grüße, Ronald

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                              • jojoo
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                                • 29.02.2012
                                • 90
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                                AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                hoi,
                                ich hab mal ne frage zum Thema Abdrift durch Wind.

                                Du schreibst oben, dass du 1/5el der Windgeschwindigkeit als Abdrift annimmst. Woher nimmst du diese Information? Das kommt mir recht viel vor, da würde man ja bei gemütlichem Paddeln (5km/h) bei Windstärke 3 ca. von rechts 3km abgetrieben werden. Da wäre ein Korrekturwinkel von ca. 30° angesagt, in einem anderen Post schreibst du, dass du meist so zwischen 5 und 15° anstellst.

                                Udo Baier gibt, ohne von Abdrift zu sprechen, Paddelgeschwindiggkeiten mit/ und gegen den Wind an. http://www.kuestenkanuwandern.de/ausbild/111031.html
                                Wenn man da den Abdrift ausrechnet (Geschwindigkeitsdifferenz/2) kommt man etwa auf 1/10el. Liegt das nur an der kleineren Windangriffsfläche eines paddlers von vorne/seitlich, oder hat das noch andere Faktoren?


                                Auf jeden Fall vielen Dank für die vielen Infos die du hier einstellst, grade auch mit den Beispielen, da kann ich sehr viel lernen.

                                -jonas
                                Zuletzt geändert von jojoo; 13.05.2012, 17:24.

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                                • Beyond
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                                  AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                  Hallo Ronald (ronaldo),

                                  es freut mich, dass unsere Meinungen sehr ähnlich sind. Je höher im Laufe der Zeit die Erfahrung steigt, desto mehr gelangt man zu der Erkenntnis, dass man vieles in Leben gar nicht braucht. Gerade in jungen Jahren wird das Statusdenken vom Marketing forciert und viele fallen darauf herein. Das beginnt schon mit den Markenklamotten in der Grundschule und setzt sich dann im Laufe der Entwicklung zum reifen Menschen fort; sogar die Rentnergeneration will man sich schon einverleiben.

                                  Je einfacher und unkomplizierter die Ausrüstung ist, desto leichter kommt man mit ihr zurecht, desto weniger geht an ihr kaputt, weil Design, Material und Verarbeitung sich bewährt haben und man kann das Meiste davon auch noch selber reparieren – um so mehr steigt dann auf einer Reise das Vergnügen und der Erholungswert. Das gilt auch für das Fortbewegungsmittel, wie Du es mit einer Wanderjolle angedeutet hast. Auf Odysseus' Spuren befinde ich mich auch jedes Mal, wenn ich die Ionischen Inseln mit dem Kajak besuche.

                                  Zum Kajütkanadier (Ein schwedisches Kajüt-Segelkanu hat sogar schon Herbert Rittlinger in seinem Buch: „Die neue Schule des Kanusports“ erwähnt.) kann ich leider nicht viel beitragen. Er existiert nur auf dem Papier als Entwurf und in meiner Phantasie. Hier trotzdem eine kurze Beschreibung:

                                  An den Kanadier, 5 m lang, 95 cm breit werden links und rechts jeweils ein Ausleger angebracht. Sie sind steckbar und können zum Transport abgenommen werden. Ungefähr die vorderen Dreifünftel des Kanadiers sind mit einer zweistufigen Kajüte aus Bootsbauer-Sperrholz ausgebaut. Sie ist so hoch, dass man darin gerade noch sitzen kann und lang genug zum Schlafen (erinnert an meinen Camper, dem Zelt auf 4 Rädern). Diese Art von Kajüte habe ich auf einem „Mini-Kaiki“ gesehen, das gemächlich auf meiner Küstenfahrt von Lefkada nach Korfu an mir vorbeigetuckert ist. Der Rest ist das Cockpit. Angetrieben kann es mit Ruder, Segel oder Motor werden oder mit einer Kombination dieser Antriebe, je nach belieben. Das könnte ja fast zu einem MYOG-Projekt werden ...

                                  Eine Luxusausführung von so einem Gefährt hat mir Hollgi aus „down under“ gezeigt. Hier sein Link. Das Ding ist zwar viel zu groß, zu komfortabel und für mich viel zu futuristisch. Aber Du kannst ungefähr erkennen, was ich damit gemeint habe. Im Post #114 findest Du auch ein paar Bilder von seinem Outrigger-Kajak, das mir eigentlich sehr gut gefällt.

                                  Vielleicht kannst Du mit meinen Angaben etwas anfangen.

                                  Viele Grüße
                                  Beyond

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                                    AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                    Hej Jonas (jojoo),

                                    danke für Deine Fragen, die ich gerne beantworten möchte, soweit ich zur Zeit dazu Stellung nehmen kann.

                                    Dass die Driftgeschwindigkeit rund 1/5 der Windgeschwindigkeit an der Wasseroberfläche beträgt, ist ein Faustwert (habe ich in meinem Text ergänzt). Ich habe ihn aus dem „Deutsch Wikipedia“ von ACADEMIC Encyclopedia, Absatz: „Zur Mechanik von Driftströmungen“. - klicke hier. Dabei ist zu sagen, dass dieser Schätzwert nur dann verwendet werden kann, wenn die Winde über längere Zeit aus der selben Richtung und über eine längere Distanz wehen. Als Beispiel werden Passat- und die Westwinde angegeben. Leider habe ich nur diesen einen allgemeinen Wert im Internet gefunden, der überhaupt Rückschlüsse zulässt, wie die Windgeschwindigkeit mit der Driftgeschwindigkeit zusammenhängt. Ich wäre sehr froh, wenn mir ein User der Outdoorseitern einen Hinweis auf eine bessere Definition über die Zusammenhänge von der Windgeschwindigkeit mit der Driftströmung geben könnte und wie man daraus die Abdrift eines Gegenstands (z.B. Seekajak) in Strömrichtung „praktisch“ berechnen kann.

                                    Auf anderen Internet-Plattformen, die sich mit Driftgeschwindigkeiten in der Ägäis befassen, werden Driftströmungen an exponierten Stellen von bis zu 7 Knoten (13 km/h) beschrieben, z.B. zwischen Euböa und Andros (http://www.esys.org/wetter/meltemi.html). Allerdings werden diese zusätzlich auch durch Ablenkung und Düseneffekte hervorgerufen.

                                    In meinem Beispiel von der Überfahrt von Kreta nach Kasos habe ich bei 3 bft sogar 40 Grad als Korrekturwinkel eingezeichnet, obwohl er rechnerisch nur 36 Grad beträgt. Von Karpathos nach Rhodos sind es sogar 50 Grad, wobei ich da als alternatives Ziel „Chalkis“ (Die Insel ist allerdings nur ohne oder bei minimaler Strömung zu erreichen!) ausgewählt habe, das dann den größeren Winkel verursacht hat.

                                    Der Fetch, das ist die Strecke, in der der Wind die Wellen aufbauen kann, liegt in dieser Region bei rund 200 km. Man kann deshalb beruhigt annehmen, dass dabei die maximale Driftströmung erreicht wird. Bitte korrigieren, wenn ich falsch liege!

                                    In meinen anderen Beispielen, ich glaube Du meinst die Überfahrten von Folegandros nach Thira (Santorin) und über den Argolischen Golf, habe ich Korrekturwerte von 5 bis 15 Grad angegeben. Der Argolischen Golf ist rund 40 km lang (bis zu meiner Überfahrt). Außerdem öffnet sich der Trichter seewärts in Windrichtung (Nordwest). Weil der Fetch nicht lang ist und sich die Wellen nicht über die gesamte Strecke in der Breite meiner Überfahrt aufbauen haben können („Bucht-Trichter“), ist auch die Driftströmung geringer. Beim Inselsprung von Folegandros nach Thira bin ich durch die Inseln Folegandros, Sikinos und Ios vor einer „langen, starken“ Driftströmung geschützt gewesen. Der wirksame Fetch hat in diesem Fall rund 30 km betragen. Außerdem haben mich die Wellen in einem Winkel von ungefähr 20 Grad überholt, der kaum eine Abdrift bewirkt.

                                    Die Tabelle, die Du im Link von der Internetplattform „Küstenkanuwandern“ angegeben hast, kann ich leider nicht reproduzieren. Ich kann die Angaben der unteren und oberen Werte der Windgeschwindigkeit der einzelnen Beaufortstufen (z.B.: 5 bft → 29-38 km/h) mit den Angaben des Paddeltempos bei Gegenwind und Rückenwind (z.B.: 5 bft → Paddeltempo (Gegen-/Rückenwind): 4,0-2,5 km/h bzw. 9,0-7,0 km/h) nicht in Relation setzen. Eine Beschreibung, wie die Tabelle zu lesen, beziehungsweise auszuwerten ist, kann ich nicht finden. Könntest Du mir bitte an dem Beispiel „5 bft“ aufzeigen, wie Du auf den Wert 1/10el gekommen bist, so dass ich es zum leichteren Verständnis nachrechnen kann. Ich bin da scheinbar irgendwo einem Denkfehler aufgesessen.

                                    Leider kann ich zu Deinem vorletzten Absatz mit der Paddel- und der Driftgeschwindigkeit noch nicht Stellung beziehen und auch noch nicht Deine zusätzliche Frage beantworten. Ich hoffe aber, dass meine restlichen Erklärungen verständlich sind und Du sie nachvollziehen kannst. Bei Schwierigkeiten einfach fragen.

                                    Dein letzter Absatz freut mich natürlich, vielen Dank. In einem meiner nächsten Posts werde ich schildern, wie ich als Paddler in der Praxis, also während eines Inselsprungs, eine Abdrift erkennen und dann eine Kurskorrektur allein mit dem Kompass durchführen kann, ohne dabei ein zusätzliches Hilfsmittel (Karte, Kursdreieck, Lineal, Taschenrechner, GPS-Gerät) zu verwenden.

                                    Viele Grüße
                                    Beyond
                                    Zuletzt geändert von Beyond; 15.05.2012, 10:33.

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                                    • puhee
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                                      AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                      Hallo,

                                      Meine erfahrungen:
                                      Abdriftgeschwindigkeiten sind Person/Bootsabhängig. Ganz oft als wir mit eine Gruppe eine bestimmte Kurs einhalten wollten, scherte die Gruppe in kürzeste Zeit auseinander, obwohl alle genau den gleichen Kurs auf dem Kompaß hatten. Ich konnte nichtmal ein Richtwert für mein Boot festlegen, denn beladen/unbeladen, T-Shirt oder volle Seekajakmontur, verschiedene Wellenhöhe bei gleiche Windstärke/Richtung waren schon unterschiedlich.

                                      Da wird nicht viel anders übrig bleiben, als sich die Sache bewusst zu sein und je nach Situation eine bestimmte Annahme zu machen. Wie gut oder schlecht die dann ausfällt in der Praxis, liegt an der Erfahrung (= Lehrgeld, was man vorher bezahlt hat )

                                      Grüße

                                      Jan

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                                      • Beyond
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                                        AW: Seekajaking: Küstentörn und Inselsprung - Tipps & Tricks

                                        Hallo Jan (puhee),

                                        da hast Du vollkommen recht, dass der Abtrieb eines Seekajaks durch die Driftströmung auch von der Form und der Beladung des Bootes abhängig ist. Allerdings wird es dann äußerst schwierig, das alles in eine genaue praxistaugliche Berechnung unterzubringen.

                                        Deshalb habe ich auch den Faustwert von rund einem fünftel für die Festlegung der Driftgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit genommen. Ich werde da in einem meiner nächsten Posts noch einmal näher darauf eingehen, wenn ich über die spontane Kurskorrektur während einer Tagesetappe aus meiner Seekajak-Erfahrung berichte.

                                        Viele Grüße
                                        Beyond

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                                        • jojoo
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                                          Hei.

                                          Ich glaube ich bin da einem blöden Fehler aufgesessen. Die Angabe " Driftgeschwindigkeit rund 1/5 (Faustwert) der Windgeschwindigkeit" habe ich so fehlinterpretiert, dass ich dachte, der Wind treibt das Seekajak und den Fahrer direkt ab.

                                          Jetzt verstehe ich es so, dass der Wind das Wasser antreibt und das Wasser wieder rum das Seekajak?

                                          Jetzt erschließt sich vielleicht auch meine Lesart der Tabelle von Udo Baier:

                                          Ich bin davon ausgegangen, dass der Wind den Seekajaker mitsamt Kajak direkt antreibt, quasi wie Segeln.

                                          Meine Gedanken dazu:
                                          Paddeltempo Gegenwind = Paddeltempo - Windeffekt
                                          Paddeltempo Rückenwind = Paddeltempo + Windeffekt

                                          Das kann man dann umformen zu Windeffekt = (Gegenwind - Rückenwind) / 2
                                          (Das Vorzeichen soll uns mal egal sein)

                                          Dann habe ich in der Tabelle von Udo Bayer die Werte von 2-4 Bft angeschaut. Und dort stimmt die Annäherung 1/10 ganz gut. Bei 5 bft stimmt sie schon gar nicht mehr. (Bei 5 bft bin ich noch nicht unterwegs) Ich habe das ganze mal in eine Excel Tabelle gepackt um das mal übersichtlicher darzustellen:



                                          Das waren meine groben Gedanken dazu. (Fehler 1 = Bei Windabdrift habe ich an "Segeln", nicht an bewegtes Wasser gedacht. Fehler 2: Habe die Tabelle nur für moderate Windstärken angeschaut)


                                          Ich hab die Tabelle nochmal angesehen, interessanter ist sicherlich die Abhängigkeit des Windeffekts von der Windstärke (Bei flottem Tempo durch 2 teilen, gilt bis 6)

                                          Wenn ich mir bei günstiger Gelegenheit ein GPS zulege werde ich das einfach mal auf dem Müggelsee durchtesten.


                                          Vielen Dank für deine Mühe, ich freue mich schon auf weitere Beiträge

                                          -jonas


                                          PS: jetzt werd ich erstmal Gordon Brown - Sea Kayak lesen, is grade mit der Post gekommen.
                                          Zuletzt geändert von jojoo; 15.05.2012, 12:31. Grund: bild url kaputt

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