[NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

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  • Dekkert
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    [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: NZ
    Reisezeit: Nov/Dez '09
    Region/Kontinent: Australien/Ozeanien

    Neuseeland, nördliche Südinsel

    Weg: Leslie-Karamea & Wangapeka/West
    Nationalpark: Kahurangi National park (in der Nähe vom Heaphy Track)
    Zeit: Nov-Dec 2009

    Es ist mein erster Bericht, und hübsch ist es noch nicht wirklich, aber daran werde ich mich jetzt nicht mehr versuchen. Der Text ist wahrscheinlich für Leute interessanter, die vorhaben den Weg zu laufen:

    Ich sitze im Bus aus „sunny“ Nelson zum Startpunkt des Leslie-Karamea-Trails. Kosten konnte ich keine sparen, ich bin der einzige Wanderer und andere Transportmittel als die örtlichen Shuttles gehen nicht. Die Achillessehne scheint nach einer langwierigen Entzündung wieder heil, hoffe ich. Außerdem ist für die komplette nächste Woche nur ein Sonnentag vorhergesagt, aber ein anderer Termin war nicht möglich. Der Fahrer ist ein netter Kerl und erzählt seine Geschichten von Wanderungen und seiner Tochter und verschiedenen Sehenswürdigkeiten auf dem Weg. Endlich da. Es regnet in strömen. Raus aus dem Bus, nix wie in die Hütte am Flora Hut Parkplatz – Regensachen auspacken.

    Kaum auf dem Weg hebt sich die Laune und mehr und mehr freue ich mich auf die nächsten 9 Tage. Solang braucht man eigentlich nicht für den Weg, aber ich will mit der Ferse vorsichtig sein und auch die Zeit draußen genießen. Deshalb habe ich nur kurze Tagesmärsche, jede Menge Reserve und Hütten gibt es wegen der Fischer viele. Ein Zelt hab ich nicht dabei. Der Plan vom UL-Versuch mit Tarptent im regenreichen Westen ist abgeblasen. Zunächst noch ein Feldweg, wird das Gelände und der Weg immer besser.
    Ein klatschnasser Wanderer kommt mir entgegen und stimmt mich ein, auf was mich erwarten könnte. Durch den heftigen Regen haben die Bäche Hochwasser und Wasserfälle sind spektakulärer.
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    Vorbei an einem wunderbaren "Shelter" unter einem riesigen Felsen.

    Schilder und Fallen erinnern immer an die große Diskussion pro/kontra 10-80. Ein bissl mulmig ist mir schon, wenn man die Mengen bedenkt, die gestreut werden, und dass ich hier Wasser trinken will.


    Der Weg führt auf ein sumpfiges Hochplateau, wenn man zuviel umhersieht landet man evtl. in hüft-tiefen Wasserlöchern. Wanderer begegnen mir viele, Schulgruppen, Kindergruppen ab 2 1/2 Jahre!, Pärchen etc. In der Nähe liegt Mt Arthur und es ist eine schöne Gegend für Wochenendausflüge.
    Ein Plan war, von der Salisbury Lodge einen ersten Tagesausflug am nächsten Tag zu machen und eine Höhle oder eine Mine in der Nähe zu besichtigen. Doch die Lodge ist völlig überfüllt, und auch ein paar Plätze unter dem Fußboden sind schon weg. Also treffe ich die Entscheidung noch zum nächsten Shelter zu laufen. Damit ist zwar der Plan von kurzen Tagesetappen futsch, aber mir war der Shelter sowieso empfohlen worden. Also weitere 2 Stunden runter ins Tal des Leslie Rivers. Die Strecke laufe ich mit drei „search-and-rescue-guys“ und auf halbem Weg kommt uns ein Paar entgegen, das den selben Plan hatten aber einen Bach aufgrund Hochwassers nicht queren konnte. Welcher Bach dies war können wir nicht mehr ermitteln, sind alle kein Problem.

    Der Spludgeons Rock Shelter ist in der Tat wesentlich netter als die Lodge. Drei Seiten Holz/Wellblech, eine Seite Plastikplane, eine Feuerstelle, Wasser aus dem Bach in der Nähe. Außer uns ist noch ein weiterer Wanderer da, ein rauer alter Geselle, den ich noch öfter sehen werde.


    Ein Paar Minuten den Berg hinter der Hütte hoch ist noch ein wunderbarer Aussichtspunkt.
    Die Hütte ist mit uns allen quasi voll, und es kommt keiner mehr. Auspacken, kochen Schlafen.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 13:21. Grund: Reisecharakter eingestellt

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    #2
    AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

    Der nächste Tag ist derjenige für den gutes Wetter angesagt war, und so wandern wir alle gut gelaunt los – nur der raue „Kerl“ will noch Feuer machen und Waschen.
    Es geht tiefer runter ins Tal, der Wald wird immer feuchter und mosiger. Es ist angenehm und problemlos zu wandern, die Bäche sind alle überbrückt.

    Ein Robin. Robins folgen einem ab und an minutenlang und suchen in den Fußspuren nach Futter.



    Ein Idyllischer Rastplatz? -Nein, hier rasten schon Sandflies.


    Nach nur wenigen Stunden, mittags, kommen wir an die nächste Hütte – Karamea Bend Hut. Eine der neuen Hütten. Die werden ja viel kritisiert, sind aber ohne Mäuse, haben Fliegengitter und Doppelverglasung (besser isoliert als 90% aller Häuser im Land). Die Örtlichkeit ist hübsch, es sieht nach einem schönen Badeort aus und ich beschließe hier zu bleiben, zu baden und im schönen Wetter die Gegend zu erkunden.




    Am späten Nachmittag trifft der ältere Wanderer ein und wir haben die Hütte (wie auch fast alle späteren) für uns. Es stellt sich raus, dass meine Gesellschaft ein sehr interessanter Bursche ist, der in seinen jungen Jahren hier in der Gegend als Trapper und Goldschürfer gearbeitet hat – eine Goldpfanne hat er auch jetzt dabei, da sein Plan war an einer noch nicht ausgebeuteten Quelle zu schürfen. Aber er musste Feststellen, dass er dafür nicht mehr fit genug war und so ist lediglich eine Wanderung draus geworden.
    Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 16:46.

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      #3
      AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

      Der nächste Tag beginnt mit moderatem Regen, aber dafür wollte ich ja in den Regenwald. Der Trapper bleibt vorerst im Bett und ich gehe allein los. Die schwere Wanderhose bleibt im Rucksack – wie auch die restlichen Tage. Der Weg führt viele Bachtäler hoch und runter am „true right bank“ den Karamea River hoch. Bei Niedrigwasser kann man sich die vielen Täler sparen und im Flussbett wandern. So ist es etwas fordernder, matschiger und spaßiger.





      kein Bach, der Weg!



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      Ich habe ja genug Zeit und suche mir immer von Wurzel zu Wurzel springend oder um die Pfützen herumlaufend einen Weg bei dem das Wasser nicht in die Schuhe läuft. Zwischendurch wird es durch dichtes Buschwerk, und dadurch dass die Scherzkekse den Weg Bäche und Seitenarme hinaufführen lassen. Die paar Querungen, die zu bewältigen sind verdienen Ihren namen nicht. Ich beschließe in Crow Hut zu Mittag zu essen. Wie ich schnell feststelle, und wie viele vor mir festgestellt haben sind hier die Sandflies Herr „außer Hause“ Es sind so viele, dass ich mich nur mit Moskitonetz Handschuhen auf die Veranda traue. Zum Glück hat die Hütte Fliegengitter an den Fenstern.



      Nachmittags bricht ein Unwetter los und ich beschließe hier zu bleiben. Bei den riesigen Regentropfen verkriechen sich sogar die kleinen Biester und ich kann in einer netten Gumpe baden.



      In den Weiteren Stunden kann ich den Fluss fast einen Meter steigen sehen, bis er gegen Abend wieder zurückgehen wird. So lese ich Jagdmagazine, hacke ein wenig Holz, und vertreibe mir die Zeit. Am späteren Nachmittag trifft mein alter „Kamerad“ ein. Der arme ist völlig verdreckt, muss wohl häufiger ausgerutscht sein. Außerdem ist seine Jeans ! sein Rucksack, dessen Inhalt und überhaupt der ganze Typ völlig durchnässt. Also mach ich das Feuer an,



      wir hängen alle seine Sachen auf und langsam macht sich ein "wohliger", modriger Geruch breit. Es stellt sich heraus, dass er weder Regenhose noch Regenjacke dabei hat. Nur eine „All Blacks“ Windjacke. „Haben wir als Trapper damals nie gehabt“.
      Abends kann ich noch ein Possum erspähen und in der nacht klettert es auf der Hütte rum. Da kommt man schon ins Grübeln. Das Wasser entnimmt man an den Hütten aus dem Regenwasser, was vom Dach in Zisternen gesammelt wird. Possums sind der Hauptüberträger von Giardia, wie mir gesagt wurde. Wenn also das Possum aufs Dach macht, und ich vom Wasser trinke...
      Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 20:15.

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        #4
        AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

        Am nächsten Tag gehe ich wieder früher los als mein neuer Freund, und das Wetter macht mit moderatem Regen weiter, allerdings ist der Regen der letzten Tage noch im, auf dem Weg. Aber auch diesen Tag überstehe ich ohne nasse Füße.











        Dafür muss ich immer größere Umwege und gewagtere Sprünge machen. Wunderbar und nötig, 3cm tiefe Pfützen haben knietiefen Schlamm drunter. Ich kreuze den Fluss auf der längsten Hängebrücke der Wanderung und passiere Venus Hut (wieder eine neue Hütte). Ich will zu Thor Hut, die letzte alte Hütte auf dem Weg. Eine mögliche Low Tide Route ist unpassierbar, so geht es die Täler hoch und runter.




        Thor Hut hat wirklich Charme – und kleine Mitbewohner, die gegen die Sandflies helfen:



        Gegen Abend klart es auf, und ich kann im Bach neben der Hütte wieder wunderbare Gumpen finden. Später hacke ich Holz – vielleicht wandert der andere ja auch bis hier (und das macht er auch).
        Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 20:16.

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          #5
          AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

          Die Nacht beschert der Vegetation weiteres Nass und so geht es auch am nächsten Tag weiter. Und das ist die „Crux“ der Weges. Bei Hochwasser kann es passieren, dass zwei Bäche nicht zu queren sind. Bekannte hatten mich vor Mars Creek gewarnt, der Führer vor Kendall Creek. Nachdem der Regen aber so um zehn Uhr nachlässt mache ich mich trotzdem auf den Weg. Dadurch, dass hier auf dem blanken Fels nur wenig Mutterboden liegt und die Täler auch steil sind fallen die Bäche so schnell wie sie steigen. Mars Creek liegt ca. zwei Stunden weiter. Ich spekuliere also darauf, dass der Bach wieder zurückgeht bis ich da bin, oder kurz danach. Falls nicht, kann ich immernoch zurück. Doch schon einer der nächsten Bäche ist zu breit für einen Sprung und zu tief und reißend als dass ich durchwaten will (außerdem versuche ich mir meine trockenen Füße noch zu bewahren). Etwas den bach hoch liegt jedoch ein Baum über den Bach, der eine Formidable Brücke abgibt.







          Mars Creek ist in der Tat ein beeindruckender Bach, reißend und tief. Hier an seiner breitesten Stelle aber nur ein recht schmaler Streifen. Vom anderen Ufer kommend wäre es kein Problem- man könnte beim einzigen kritischen Sprung sicher auf Sand landen. Aber in meiner Richtung sind nur bucklige, mosige und rutschige Felsen.





          Ich verlege mich aufs Warten, vier Stunden lang sehe ich Karamea River einen Meter fallen. Aus dem durchgehenden reißenden Strom schauen am Ende ganze Felsen hervor. Nur Mars Creek scheint auch durch den ganz leichten Nieselregen noch ausreichend gefüttert zu werden. Da tut sich nix. Schließlich reicht es mir, und ich habe die letzten Stunden auch genutzt eine möglicherweise mögliche Route zu überlegen. Und die klappt schlussendlich. Über einen (überspülten) Baumstamm auf einen Felsen, von da wieder auf einen Baum, und dann nur noch spazieren. War tricky, aber ich habe noch trockene Füße.
          Der Weg führt nun am Moonstone Lake vorbei (den haben schon Wanderer verpasst, man muss schon durch die Büsche zum Ufer).

          Der See wurde durch einen Erdrutsch durch das große Erdbeben von 1929 (?) aufgestaut, und es schauen noch die Stämme der Bäume hervor. Malerisch schön.



          Da geht mal wieder der Weg lang: Wenn man genau hinsieht steht das Gras komplett unter Wasser, Großflächig und sehr tief.

          Etwas weiter Flussaufwärts gibt es eine heute unpassierbare Furt (am nächsten Tag hat der andere Wanderer diese Stelle gequert - es war nur Knietief.




          Ich muss noch durch den nächsten Bach und dann noch 25 min den Fluss hoch zur Brücke und wieder auf der anderen Seite des Flusses zurück bis zur Hütte die nur ein paar hundert Meter gegenüber liegt.
          Kendall Creek ist ein ganz anderes Kaliber als Mars Creek. Aufgefächert in mehrere Arme, und auch da ist der breiteste noch vielleicht zehn bis 15 Meter breit. Er ist auch nicht wirklich langsam und gemütlich.



          Ein Drittel aller Tote im NZ-Hinterland kommen durch missglückte Flussüberquerungen, bin ich gewarnt worden, und eine Freundin hat ihren Vater (Bergführer) auf diese Weise verloren. Ich weiß also, dass man sehr vorsichtig sein muss. Wenn etwas passiert kann einem hier keiner helfen. Ich habe zwar ein PLB gemietete, aber wenn man weggeschwemmt wird, hilft der auch nicht mehr.
          Ich suche mir die beste Stelle, beobachte die Wasseroberfläche und Fließgeschwindigkeit und suche mir die Stelle mit dem besten Fließgeschwindigkeit-Tiefen-Verhältnis. Ohne Hose aber mit Wanderschuhen – zur Sicherheit will ich rüber. Bauchgurt offen, bereit den Rucksack wegzuwerfen, PLB am Mann, der Stock gegen die Flussrichtung ist der wichtige (die Beine werden ja in die andere Richtung weggespült).
          Bei jedem Schritt teste ich mit dem Stock wie stark die Strömung ist und bei jedem Schritt achte ich sorgfältig auf meinen Stand, Dreibeintechnik mit Stöcken. Es stellt sich als schwierig aber machbar heraus. Die untere Kante des Rucksacks wird nass, aber der Schlafsack ist sicher verpackt.
          Die Schuhe sind natürlich völlig nass, und so brauche ich nicht mehr um die Pfützen herum. Das wäre auch nicht mehr möglich, die gesamte Ebene steht hier unter Wasser.
          Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 20:16.

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            #6
            AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

            Trevor Carter Hut ist wunderschön gelegen



            (Am nächsten Tag sieht man es besser



            , aber ich komme nicht rein. Offensichtlich bin ich nicht allein, und die anderen haben Hunde. Große Hunde. Aber nach einiger Zeit kommt ein älterer Mann mit weißem Rauschebart und pfeift die Tiere zurück. Nachdem ich baden war, lädt er mich ein, in die angeschlossene Ranger-hütte zu kommen und einen Tee zu trinken. Außer ihm ist da noch ein junger Mann Anfang 20. Es stellt sich heraus, dass sie Jäger sind, zwei von 11 Jägern, die in der Gegend unterwegs sind, die anderen in die umliegenden Täler verteilt. Das Hauptziel sind Ziegen. Aber in ihrem unnachahmlichen Südinsel-slang erklären sie mir, dass sie auch Possumfallen aufgestellt haben, und es ab und an Quietschen könnte, wenn eins gefangen wird. Mit heissem Wasser und Dank verabschiede ich mich in den öffentlichen Teil der Hütte zum Kochen. In der Nacht höre ich es in der Tat ein paar mal quietschen, und am nächsten Morgen auf dem Weg zur Toilette sehe ich auch den fang.

            Als ich dem Jäger sage, wo das Tier gefangen wurde holt er einen Hammer („Just bang‘em on the head, ey), eine Plastiktüte (1KG Fell=12-15 Possums=100-150$) und pfeift vergnügt seine Hunde. Die Wettervorhersage kennt er auch (Sonne!). Hier will ich eine Tagestour machen. Erst auf direktem Weg bergan (sehr steil) die Biggs Tops Route hoch, bis über die Baumgrenze


            –Hier der Blick zurück runter ins Tal, aber in die Richtung, in der ich dem Weg am nächsten Tag nehmen werde–



            auf der anderen Seite runter

            zum Wangapeka Saddle und auf dem Wangapeka-Track zur Helicopter Hut und durch das Lost Valley zurück.

            Wunderschön und absolut zu empfehlen. Es ist aber eine ordentlich lange Strecke, auch ohne Gepäck. Mit Gepäck würd‘ ich mir die Biggs Tops Route überlegen, ist nix für ungeübte.
            Als ich abends kurz vor sechs wieder an der Hütte bin wartet dort schon mein Kamerad der letzten Nächte. Auch die Jäger sind beide wiedergekommen. Blutige Schenkel hängen für die Hunde an der Decke der Veranda. 14 Ziegen hat der jüngere geschossen, der alte zehn (mit Schalldämpfer, deshalb hab ich nichts gehört). Als Beweis müssen sie die Schwänze abschneiden. Sie werden aber nicht nach Abschüssen, sondern nach Stunden! bezahlt. Es wird ein sehr interessanter Abend, an dem die Jäger viel erzählen. Beeindruckend, wie sie losziehen, jeder allein mit Hunden, Trigger, Funkgerät, Satellitentelefon, PLB, wenn sie einen Kontakt vergessen kommt der Heli. Um genügend halt zu haben, lassen sie kleine Hufeisen unter die Ferse nageln, als Gamaschen wickeln sie sich einfach Fleeceschals um die Unterschenkel. 10-12 Tage am Stück im Busch, 4 Tage Zivilisation, dann wieder zurück, häufig im Nichts, hier glücklicherweise in einer Hütte.
            Auch der Trapper ist heute gut drauf, das Wetter war gut, der Weg leicht, und wir „feiern“ den letzten gemeinsamen Abend, er will einen Ruhetag. Später kommt noch ein junger Belgier, der mit Riesenrucksack und völlig allein Großteil querfeldein unterwegs ist. Die Jäger finden das nicht witzig und reden ihm ins Gewissen nächstes mal unbedingt ein PLB mitzunehmen. Er fragt nach Essen, das ist ihm fast ausgegangen, und ich werde bestimmt ein Kilo an ihn los, was mich auch freut, ist ja jetzt leichter, der Rucksack.
            Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 20:17.

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              #7
              AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

              Der nächste Morgen ist wieder recht schön, gegen Abend soll es wieder schlechter werden. Ich stoße nach kurzer Zeit auf den Wangapeka-Track, den man nach rechts oder links weiterlaufen kann. Leslie-Karamea endet hier. Ich will nach rechts, nach Westen. In dieser Richtung Wartet der Little Wanganui Saddle, von dem aus man die Tasman Sea sehen können soll, außerdem verändert sich in dieser Richtung die Vegetation während sie in der anderen Richtung recht ähnlich bleiben soll.
              Aber zunächst geht es nach links (Osten) 5 min. zum Tabernacle Lookout,



              ein Blick zurück den Karamea River hinab. Der Weg von hier schlängelt sich das Tal hoch und außer einem komischen Baum-schleim (wohl „myxomycete, a colonial slime mould“, sehr seltsam)

              einfach ein sehr schönes Tal, auch im Nieselregen.
              Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 20:17.

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              • Dekkert
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                #8
                AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                Nach der Nacht in der Taipo Hut kommen einige Sonnenstrahlen durchs Fenster und ich packe motiviert meine Sachen. Kurze Zeit später schon sieht es anders aus, Wolken drücken aus dem Nachbartal über den Sattel. Trotzdem geht es jetzt flott voran, vorbei an einem Shelter.



                : mit Blick auf den Sattel...
                2 Betten, zwar ohne Ofen, aber sehr hübsch, hätt‘ ich im Nachhinein lieber drin geschlafen. So muss bin ich schon warm, also ich hinter dem Shelter zum Sattel hochklettern muss. Glitschig und steil, bergab wär‘s sicher unangenehm. Der Sattel liegt in der Suppe. Zeit ist genug da und der Blick soll wirklich schön sein.


                Nach anderthalb Stunden wird es zunehmend garstiger und ich gehe weiter. Vorbei an den Saddle Lakes.





                Der steile Abstieg ist eine schöne Abwechslung zu den letzten Tagen, die Vegetation verändert sich zu Beachforest.


                Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 20:18.

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                  #9
                  AW: Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                  Die letzte Hütte (Belltown Hut) liegt auf einer sonnigen Lichtung


                  und bei schönem Wetter habe ich einen schönen letzten Nachmittag. Ein Weka vertreibt die Zeit:


                  und wie immer kann man in der Nähe baden.
                  In der Nacht rauben am Rucksack nagende Mäuse den Schlaf.
                  Der letzte Tag ist weniger hübsch (im Hüttenbuch stehen einige Beschwerden von Leuten die enttäuscht schon hier wieder umgedreht sind).


                  Es geht Ewigkeiten im strömenden Regen eine alte Straße/Feldweg entlang bis zum Ende des Tracks mit einem Dach und einem Telefon.
                  Zuletzt geändert von Dekkert; 09.05.2010, 20:18.

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                  • Dekkert
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                    #10
                    AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                    Fazit/weitere Infos: Ich würde den Weg nochmal laufen, eine der "premier semi-wilderness experiences" in Neuseeland. Wer Regenwald mag, ist hier richtig. Man hat nicht oft spektakuläre Blicke direkt auf dem Weg, Aber wenn man Umwege einplant, hat man auch das.

                    DOC nennt 6-9 Tage als nötig für den Weg. Ich denke man kann ihn in vier langen Tage packen. Allerdings sind Kendall Creek und Mars Creek die "Crux", wenn die Hochwasser haben heisst es warten oder umkehren. und von Norden kommend heisst das bei Kendall Creek 4 Stunden zurück zur Hütte. Ein Tag zusätzlich sollte also eingeplant werden.

                    Wenn es nicht geregnet hat ist der Weg auch trocken, wie ich den Hüttenbüchern entnehmen konnte.

                    Der Weg wird bislang nicht viel begangen und außerhalb der Saison kann es passieren, dass man niemandem begegnet, ein PLB empfiehlt sich also.

                    Wenn Forellensaison ist, sind die Hütten wohl mit Fischern voll. Der Karamea gilt als eine der besten Forellenfangorte in NZ.
                    Eine Tagesangellizenz kostete 2009 25$, man muss den Tag im voraus festlegen.
                    Auch Jägern kann man begegnen. Ich habe einen Helikopter mit Jägern gesehen, die die Täler abgeflogen sind.

                    Wenn man läuft wie ich, hat man den spannenden Vegetationswechsel zum Schluss. In der anderen Richtung halt die Tablelands.

                    Es gibt einige Möglichkeiten den Weg mit anderen zu verbinden. im Norden kann man Mt. Arthur besteigen, zum Asbestos Cottage usw. im Süden kann man, wenn man Wangapeka/Ost wählt noch Mt Luna/Mt Patriarch und die ganze Mt Owen Region mitnehmen.

                    Den Karamea River kann man auch von der Küste aus bis Karamea Bend Hut mit dem Kanu hochfahren.

                    Edit: Ich hatte auf der ganzen Wanderung keinerlei Handyempfang, nicht mal auf Bigs Tops
                    Zuletzt geändert von Dekkert; 21.05.2010, 19:14.

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                    • peter-hoehle
                      Lebt im Forum
                      • 18.01.2008
                      • 5175
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                      #11
                      AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                      Da hat sich aber einer richtig Mühe gegeben.
                      Klasse Bilder mit einem sehr schönen Tourbericht.
                      Ich hoffe,das die Mäuse nicht deinen Rucksack
                      zerfressen haben.

                      Gruß Peter
                      Wir reis(t)en um die Welt, und verleb(t)en unser Geld.
                      Wer sich auf Patagonien einlässt, muss mit Allem rechnen, auch mit dem Schönsten.

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                      • Dekkert
                        Fuchs
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                        #12
                        AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                        Vielen Dank,

                        ich musste den Rucksack mehrmals umhängen und ausleeren, bis er sicher war. Hatte unterschätzt wie weit die Biester springen können.

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                        • Alex79
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                          #13
                          AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                          Wow, netter Bericht, vielen Dank! Und ich dachte immer Schottland wäre nass..

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                          • Mika Hautamaeki
                            Alter Hase
                            • 30.05.2007
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                            #14
                            AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                            Sehr schöner Bericht und tolle Bilder. Erstaunlich wieviel Wasser auf einem Fleck sein kann...

                            Wegen des Cholecalciferol würde ich mir nicht so Gedanken machen. Ist Provitamin D und tägliche Dosis von 50µg/Tag gilt als unbedenklich. (Klar das man den Köder nicht schlucken soll, aber das Wasser ist sicher.)
                            So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                            A. v. Humboldt.

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                            • ranunkelruebe

                              Fuchs
                              • 16.09.2008
                              • 2211
                              • Privat

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                              #15
                              AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                              Zitat von Mika Hautamaeki Beitrag anzeigen
                              Sehr schöner Bericht und tolle Bilder. Erstaunlich wieviel Wasser auf einem Fleck sein kann...

                              Wegen des Cholecalciferol würde ich mir nicht so Gedanken machen. Ist Provitamin D und tägliche Dosis von 50µg/Tag gilt als unbedenklich. (Klar das man den Köder nicht schlucken soll, aber das Wasser ist sicher.)
                              OT: Kannst du mir erklären, wie das wirkt, wenn es als Köder genutzt wird? Warum sterben die Viecher dran? Ich kenn es nur als Dauermedikation zur Rachitisprophylaxe bei Säuglingen, da kenn ich auch die Symptome bei Überdosierung...

                              Danke und Gruß,
                              Rana

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                              • Dekkert
                                Fuchs
                                • 11.07.2005
                                • 2029
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                                #16
                                AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                                Tia, die Giftschilder wechseln sich ab. Habs vorher nicht nachgesehen, was 1080 ist, und das falsche gewählt, ich wusste nur, dass es nicht Cyanid ist, das kam auch auf den Schildern vor.
                                Die große Diskussion betrifft "1080"
                                oder Natriumfluoracetat, was die da unten in riesigen Mengen per Helikopter verteilen.

                                http://de.wikipedia.org/wiki/Natriumfluoracetat

                                In einem Jägermagazin in einer der Hütten stand, dass sie pro Hektar Gift für 12.000 Possums verstreuen.
                                Es gibt wohl keine ander Lösung aus deren Sicht. DOC meint, dass wenn die Tiere tot sind, die heimischen wiederkommen.
                                Und interessant war, dass ich, sobald ich aus dem Nationalpark raus war wesentlich mehr Vögel hören konnte. Es war so deutlich, dass mir dann erst auffiel wie wenig Tiere/Vögel während der Wanderung zu hören waren...


                                DOCs sicht

                                Die Gegner (hier speziell Kahurangi-NP):
                                http://www.kaka1080.co.nz/

                                [EDIT]@Ranunkelrübe:
                                hier findest du einiges:
                                http://www.google.com/search?q=Chole...e&start=0&sa=N
                                Zuletzt geändert von Dekkert; 11.05.2010, 21:50.

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                                • NeverSummer
                                  Gerne im Forum
                                  • 02.10.2008
                                  • 60
                                  • Privat

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                                  #17
                                  AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                                  Toller Bericht und sehr schöne Bilder. Lässt NZ wieder weit nach oben wandern auf meiner to-do-list

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                                  • Mika Hautamaeki
                                    Alter Hase
                                    • 30.05.2007
                                    • 3979
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                                    Zitat von ranunkelruebe Beitrag anzeigen
                                    OT: Kannst du mir erklären, wie das wirkt, wenn es als Köder genutzt wird? Warum sterben die Viecher dran? Ich kenn es nur als Dauermedikation zur Rachitisprophylaxe bei Säuglingen, da kenn ich auch die Symptome bei Überdosierung...

                                    Danke und Gruß,
                                    Rana
                                    OT: Ganz genau kann ich es dir nicht sagen, aber es scheint bei Nagern den Magen-Darm-Trakt durchzuwirbeln, so daß sie an schweren Brechdurchfällen austrocknen. Meist wird zusätzlich noch ein Blutgerinnungshemmer eingesetzt
                                    So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                    A. v. Humboldt.

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                                      Alter Hase
                                      • 30.05.2007
                                      • 3979
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                                      #19
                                      AW: [NZ] Leslie-Karamea/Wangapeka(West)

                                      Zitat von Dekkert Beitrag anzeigen
                                      Tia, die Giftschilder wechseln sich ab. Habs vorher nicht nachgesehen, was 1080 ist, und das falsche gewählt, ich wusste nur, dass es nicht Cyanid ist, das kam auch auf den Schildern vor.
                                      Die große Diskussion betrifft "1080"
                                      oder Natriumfluoracetat, was die da unten in riesigen Mengen per Helikopter verteilen.

                                      http://de.wikipedia.org/wiki/Natriumfluoracetat

                                      In einem Jägermagazin in einer der Hütten stand, dass sie pro Hektar Gift für 12.000 Possums verstreuen.
                                      Es gibt wohl keine ander Lösung aus deren Sicht. DOC meint, dass wenn die Tiere tot sind, die heimischen wiederkommen.
                                      Und interessant war, dass ich, sobald ich aus dem Nationalpark raus war wesentlich mehr Vögel hören konnte. Es war so deutlich, dass mir dann erst auffiel wie wenig Tiere/Vögel während der Wanderung zu hören waren...


                                      DOCs sicht

                                      Die Gegner (hier speziell Kahurangi-NP):
                                      http://www.kaka1080.co.nz/

                                      [EDIT]@Ranunkelrübe:
                                      hier findest du einiges:
                                      http://www.google.com/search?q=Chole...e&start=0&sa=N
                                      OK: das erklärt einiges. Da wär ich auch vorsichtig!
                                      So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                      A. v. Humboldt.

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