[USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry

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    • 25.08.2002
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    #21
    AW: [USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry

    Samstag, 23. September 2006

    Bevor wir nach dem Frühstück Richtung Capitol Reef National Park starten können, mühen wir uns mit einer CD-Hülle an den vereisten Autoscheiben ab und beschliessen, dass ein Eiskratzer unbedingt auf unsere Packliste gehört. Mit unserer Multifunktionsuhr messen wir die Aussentemperatur: -7° C. Mit Unterstützung von Heizgebläse, Klimaanlage und Heckscheibenheizung haben wir die Scheiben in wenigen Minuten vom Eis befreit und fahren durch das frostige Bicknell Richtung Torrey. Entlang der Farmen am Ortsrand haben die Bewässerungsanlagen der Viehweiden die Landschaft in ein glitzerndes Wunderland aus Raureif und Eiskristallen verwandelt. Kleine Rinnsale am Highwayrand sind zu spiegelnden Eisströmen erstarrt, darüber lacht bereits die Sonne von einem beinahe wolkenlosen Himmel. Die schneebedeckten Gipfel der Boulder Mountains bilden eine würdige Kulisse für die frostige Frühwintervorstellung.

    Wir sind früh dran, es ist erst 8.00 Uhr als wir Torrey erreichen und den Aufbruch einer Gruppe Motorradfahrer mitbekommen, die bereits in voller Ledermontur ihre schweren Highwaycruiser vor einem Motel warm laufen lassen. Im Capitol Reef National Park gönnen wir uns den erneuten Halt am Panorama Point und den kurzen Abstecher zu den Goosenecks bevor wir am Visitor Centre stoppen, um uns nach dem Zustand der Cathedral Valley Loop Road zu erkundigen.


    Goosenecks of the Sulphur Creek (das Foto ist von 2007, 2006 haben wir kein Foto geschossen – also ein wenig geschummelt )

    Das Visitor Centre ist gut besucht und einige Besuchergruppen in Wanderkluft umlagern die Rangerpulte. Unsere Frage nach der Passage der Fremont River Furt an der Hartnet Road beantwortet die Rangerin mit einer Gegenfrage. Was wir für ein Auto hätten und ob wir Erfahrung auf unbefestigten Strassen und bei der Querung von Flussbetten hätten. Wir berichten von unseren ‚Referenzen’, dass wir vor 2 Tagen in Canyonlands den Shafer Trail mit einem Trailblazer, im letzten Jahr eine muddy Cottonwood Canyon und House Rock Valley Road gemeistert hätten. „Try it“ ist ihre Antwort und sie händigt uns noch ein Faltblatt mit den Sehenswürdigkeiten des Cathedral Valleys aus und wünscht uns einen schönen Tag.

    Etwa 11 Meilen östlich des Visitor Centres zweigt die markierte Hartnet Road nach Norden ab. Nach ca. 600 m stehen wir vor dem Fremont River und der Wasserstand lässt mir erst einmal das Herz in die Hose rutschen. Frank ist wagemutiger und als ich mich noch frage, wo die Strasse aus dem Flussbett hinausführt, pflügt unser Trailblazer schon in nordöstliche Richtung durch die Fluten des Fremont. Etwa 100 m weiter fährt Frank unser Fahrzeug vorsichtig aus dem steinigen Flussbett und schlägt ernsthaft eine erneute Durchfahrt für die Videokamera vor. Die Kamerafrau droht mit Streik und so setzen wir unsere Fahrt fort, weiter in Richtung der Bentonite Hills.


    Die öde flache Landschaft wird schon bald von den farbenfrohen, hügeligen Badlands der Bentonite Hills abgelöst.


    Von Weiss über Braun, Rot bis Purpurfarben sind in Bentonite alle farblichen Schichten vertreten. Vegetation findet man entlang dieser sanften Hügelketten keine, da die Pflanzenwurzeln das Quellen und Verfestigen des im trockenen Zustand lockeren Materials bei Niederschlägen nicht überleben. Wir brauchen uns heute ausnahmsweise mal nicht um Regen zu sorgen, nur wenige Wolken bringen Kontrast in den sattblauen Himmel. Am westlichen Horizont begrenzt die zerklüftete Waterpocket Fold die weitläufige Ödnis. Unser Auto bringt uns nach 9 Meilen zu den Bentonite Hills.





    Hier windet sich die Strasse in sanften Kehren die Bentonite Hügel hinauf zu The Hartnet, einem Plateau über der South Desert.


    Bis zum Abzweig des Lower South Desert Overlook (nach etwa 14 Meilen) haben wir noch kein anderes Fahrzeug gesehen und wir geniessen unseren Ausflug in diese menschenleere Weite. Den Trailblazer parken wir am Trailhead und folgen dem mit Steinmännchen markierten Pfad zu einem Aussichtspunkt. Auf einer Felsstufe, 120 m über dem Talgrund, überblicken wir das weitläufige Tal das parallel zur Waterpocket Fold verläuft.


    Vom Talboden erheben sich die beeindruckenden Formationen des Temple und Jailhouse vor den Thousand Lake Mountains im Hintergrund. Zurück am Auto treffen wir auf ein weiteres Fahrzeug. Die Insassen steigen beim Anblick eines Trails direkt wieder ins Auto und fahren weiter. Wir geben ihnen noch ein wenig Vorsprung und brechen dann ebenfalls auf. Nach etwa 3 Meilen lassen wir den Trail zum Upper Cathedral Valley rechts liegen und biegen nach etwa 10 weiteren Meilen auf die Nebenpiste zum Upper South Desert Overlook ab. Hier treffen wir auf eine guided Tour, ein Outfitter aus Torrey führt zwei Franzosen. Wir folgen einem Pfad einen Hügel hoch und unvermittelt öffnet sich der Blick auf eine weitläufige Szenerie aus erodiertem Gestein.


    Ein Vogel müsste man sein, um die gigantischen Ausmasse der Landschaft zu erkunden. Zu Fuss kann man hier tagelang umherstreifen ohne einem Menschen zu begegnen. Wir begnügen uns mit einem kleinen Aussichtsplateau, das man über einen etwas ausgesetzten Pfad erreicht, nehmen schweigsam das Gefühl von Grösse und Erhabenheit in uns auf, bevor wir mit dem Auto zum nächsten Viewpoint weiterfahren. Die Strasse zum Upper Cathedral Valley Overlook ist in einem miserablen Zustand.

    Wir parken an der Kreuzung und laufen die halbe Meile zu Fuss. Am Parkplatz des Overlook treffen wir wieder auf den Guide aus Torrey, der in seinem Wagen luncht. Wir wechseln ein paar Worte und begegenen auf dem Trail zum Viewpoint den beiden Franzosen, die gerade auf dem Rückweg sind. Also haben wir diesen First-Class-Aussichtspunkt wieder für uns alleine, laufen an der Abbruchkante entlang und suchen den besten Standplatz für ein Foto.


    Die Sonne ist mittlerweile hinter einigen Wolken verschwunden und es dauert eine Weile bis wir eine Wolkenlücke zum Fotographien und Filmen nutzen können. Frank turnt auf einem Plateau herum und hat es schwer, ohne Abzustürzen einen dornigen Strauch zu passieren um die Freifläche dahinter zu erreichen. Seine nicht gerade unscheinbare Statur ist in der weitläufigen Landschaft kaum auszumachen.


    Im Tal ragen bis zu 150 m hohe majestätische Felskathedralen auf und reihen sich perlenkettengleich aneinander. Im Hintergrund erkennt man die massiven Felswände der Walls of Jericho. Die lunchenden Franzosen erinnern uns an unsere knurrenden Mägen.

    Wir passieren verschiedene Abzweige, u.a. die Kreuzung mit der Thousand Lakes Mountain Road, die sich über eine sehr steinige Piste in alpine Höhen schraubt und via Forsyth Reservoir auf die State Road 72 bei Fremont trifft. Die 5 Stellplätze des Cathedral Valley Campgrounds liegen verlassen da. Wir nutzen einen der Picnic Tables zum Kochen und stärken uns in dieser einsamen, wilden Landschaft mit einer Portion Chef Boyardee Nudeln in Tomatensauce, packen nach dem Kochen unseren Müll ein und nach einem Besuch der Pit Toilet sind wir wieder on the Road. Wir fahren über steinige Serpentinen Richtung Lower Cathedral Valley ab, halten am Strassenrand um die Monolithen der Middle Desert zu bewundern, laufen querfeldein und platzieren uns vor den beeindruckenden Steintempeln.


    Ein weiteres Fahrzeug fährt vorbei – die 3 Amerikaner die sich am South Desert Overlook als etwas fussfaul präsentierten sind jetzt wieder vor uns. Wir gönnen ihnen noch etwas Vorsprung, streifen durch die stachlige Vegetation zum Fusse der Felsgiganten und treffen auf vereinzelte, getrocknete Kuhfladen und fragen uns, wessen Rinder sich in dieses abgelegene Gebiet verirrt haben.


    Für unser Auto ist jetzt Schluss mit lustig, die Strecke entwickelt sich langsam zu einer Rallye durch trockene Flussbetten. Immer wieder verliert sich die Strasse in Washes, das bedeutet vorsichtig abbremsen, Auto sachte ablassen, nach Felsbrocken Ausschau halten, auf der anderen Seite mit Gefühl aus dem Flussbett steuern und schnell Gas geben, da die Ränder der Washes teilweise ziemlich sandig sind.

    Wir verlassen die Grenzen des Capitol Reef National Park, fahren auf kurviger und teilweise steiniger und ausgewaschener Strecke Richtung Caineville, queren unzählige Washes und möchten nur noch ankommen, an den bekannten Monolithen des Lower Cathedral Valleys. Zwischendurch verliert sich die Strasse völlig in einem Wash und wir fahren mehrere hundert Meter durch das felsige Bett des Wasserlaufs.


    Als wir endlich in die Piste zum Temple of the Sun, Temple of the Moon einbiegen, bin ich schon ordentlich durchgerüttelt und erschöpft von den zahlreichen Washquerungen. Der Anblick der beiden 120 m hoch vom Talboden aufragenden Solitärfelsen belebt unseren Entdeckergeist. Schnell ist die Kamera geschnappt und wir springen aus dem Fahrzeug um uns die Steintempel aus der Nähe anzuschauen.

    Die poetischen Namen -

    Temple of the Sun und


    Temple of the Moon – erinnern an geheimnisvolle Bräuche und Rituale. Wie mögen sich die Ureinwohner die Entstehung dieser Naturwunder erklärt haben? Vor lauter Begeisterung für die Kathedralen vergessen wir den Glass Mountain zu fotografieren und erinnern uns nur noch an die marmorartige Struktur der Felsen in der Umgebung. Nachdem die Fotos im Kasten sind prüft die Caineville Wash Road weiter die Leidensfähigkeit des Beifahrers.

    Beim Stand von über 40 Wash-Querungen habe ich es irgendwann aufgegeben, die Flussbetten zu zählen, durch die wir heute gefahren sind. Frank ist noch immer guter Dinge und geniesst die Offroad-Einlagen sichtlich. Bei interessanten geologischen Features hält er immer wieder an. Mein Gesicht hellt sich erst wieder auf, als ich bei den Caineville Badlands immer wieder Hoodoos entdecke und am liebsten direkt loslaufen würde um die Gegend zu erforschen.

    Mittlerweile ist es später Nachmittag und höchste Zeit für Asphalt unter den Rädern, da wir im Capitol Reef noch den Trail bis zur Hickman Bridge laufen wollten. Doch daraus wird vorläufig nichts, da wir auf den verbleibenden 16 Meilen von den Tempeln bis zum Highway noch immer durch die trockenen Wasserläufe der Caineville Wash Road rumpeln.



    Im unteren Abschnitt fahren wir durch farbenfrohe Badlands


    - ähnlich denen an der Hartnet Road und ich bin happy, als wir nach etwa 7 Stunden auf dem 57 Meilen Kurs des Cathedral Valleys bei Caineville auf den Highway 24 West einbiegen können. Für die Wanderung zur Hickman Bridge und Pectols Pyramid ist es heute zu spät, geplant ist die Übernachtung auf dem Campground der Calf Creek Recreation Area am Highway 12. Doch wir liebäugeln mit dem Fruita Campground und der Wanderung in den Morgenstunden. Das erledigt sich, als wir die Abfahrt zum Scenic Drive passieren und uns das „Campground full“-Schild entgegen lacht.

    Jetzt heisst es Meilen machen, bis zur Recreation Area in der Nähe von Boulder ist es noch ein gutes Stück durch den Dixie National Forest. Dieser Abschnitt ist einer der schönsten und führt durch eine wunderbare Waldlandschaft aus Nadel- und Laubbäumen. Es dämmert bereits und zwischen Grover und Boulder sind mehr Rinder als Fahrzeuge unterwegs. Gelbe Flaggen an den Open Range-Verkehrsschildern signalisieren Gefahr und immer wieder werden wir von direkt neben der Strasse weidenden Kühen und Kälbern zum Anhalten gezwungen. An einem Viewpoint halten wir und geniessen bei beissender Kälte den Kontrast aus sattgrünen Wäldern, dem tiefblauen Wasser des Oak Creek und dem gelb-roten Gestein der weitläufigen Canyonlandschaften.

    Ab Boulder sind es noch etwa 12 Meilen bis zur Calf Creek Recreation Area und wir liefern uns ein aussichtsloses Rennen mit der untergehenden Sonne. Im letzten Licht des Tages biegen wir in die Zufahrt zur Recreation Area ein und können unsere Hoffnung auf eine Campsite auf diesem beliebten Campground kurze Zeit später begraben. Alle Stellplätze incl. der 3 Walk-in-Sites für Zelte sind belegt und wir müssen noch weitere 15 Meilen fahren - bis nach Escalante. Inzwischen ist es so dunkel, dass wir von den grandiosen Landschaften der Escalante Canyons links und rechts der Strasse nichts mehr sehen. Wir erreichen Escalante und der kleine Ort liegt noch immer ziemlich verträumt am Rande eines grossartigen Naturparks, dem Grand Staircase Esclante National Monument. Die Fenster der wenigen Gastronomiebetriebe sind heimelig erleuchtet und die Escalante Outfitters vermieten schnuckelige Cabins.

    Doch heute halten uns die gemütlichen Hüttchen nicht vom Zelten ab und wir und steuern unsere 2. Wahl für die Übernachtung an. Es ist der Escalante Petrified Forest State Park und wir bangen um einen freien Platz auf dem 22 Sites umfassenden Campground. Etwa 2 Meilen westlich von Escalante biegen wir in die befestigte Zufahrtsstrasse ein und erwischen einen der wenigen freien Stellplätze. Wieder einmal im Dunkeln errichten wir unser Zelt. Da es tratschnass direkt aus der Mülltüte kommt und wir ihm noch etwas Zeit zum Abtrocknen geben müssen, erledigen wir vor dem Einräumen der Schlafutensilien die Self Registration, entfachen ein Campfire und beginnen mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Nach dem Essen kümmert sich Frank um die Zelteinrichtung und ich gehe zum Geschirrspülen.

    Die Dish-Washing-Station erinnert mehr an eine Zapfanlage und ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich das Spülbecken ist. Unser Platznachbar, ein Kanadier aus British Columbia beruhigt mich und beim Abwasch machen wir uns miteinander bekannt. Er und seine Frau stammen aus der Nähe von Kamlooops und sie sind mit zwei BMW-Motorrädern unterwegs. Am Campfire erzählen sie uns, dass sie mit den Bikes die Küstenstrasse via Washington und Oregon bis nach Kalifornien gefahren sind, anschliessend über Death Valley nach Las Vegas und zum Grand Canyon. Jetzt sind sie hier und wollen noch bis zum Bryce Canyon und anschliessend über Salt Lake City und die Rocky Mountains zurück nach Kanada. Nachdem wir noch eine Weile geplaudert haben, fallen wir hundemüde ins Zelt und schlafen bereits bevor die letzten Scheite unseres Campfires verglüht sind.

    Übernachtung: Escalante Petrified Forest State Park 15 USD
    Gruss Kate

    "May your trails be crooked, winding, lonesome, dangerous, leading to the most amazing view. May your mountains rise into and above the clouds." (Edward Abbey)

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      #22
      AW: [USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry

      Sonntag, 24. September 2006

      Nach Frühstück und Köperpflege sitzen wir bereits zeitig im Auto und fahren die 2 Meilen in Richtung Escalante. An der Tankstelle am Ortsausgang tanken wir voll und stoppen zunächst am Visitor Centre. Das Besucherzentrum kennen wir bereits vom letzten Mal, nur ist es heute viel voller hier. Die Rangerpulte sind umlagert von Besuchertrauben, von denen nicht alle so aussehen, als würden sie einen Fussmarsch von mehr als einer Meile im heissen Wüstenklima überstehen. Wir sehen uns um und finden den Wetter- und Strassenbericht an einem Infoboard auf dem Parkplatz. Ein Lächeln huscht über unsere Gesichter: alle Strassen im Grand Staircase sind befahrbar. Für Hole in the Rock Road (HitRR) und Cottonwood Canyon Road (CCR) lautet der Zustandsbericht: passable by Passenger Car. Das Wetter meint es ebenfalls gut: mostly sunny – was will man mehr.

      Etwa 4,5 Meilen ausserhalb von Escalante in Richtung Boulder biegen wir auf die Hole-in-the-Rock Road (HitRR) ein und kurze Zeit später fahren wir, eingehüllt in eine grosse Staubwolke, zügig die gute Gravelroad nach Süden. Bei einem Fotostopp überholt uns die Wolke aus feinem Staub und lässt uns schnell zurück ins Fahrzeug flüchten. Der Zustand der HitRR ist hervorragend. Mit sorglosen 45 mpH brettern wir die gegradete Backroad hinunter, rechterhand begrenzen die Aufwerfungen des Kaiparowits Plateau unsere Sicht, linkerhand erstreckt sich die Landschaft der Canyons of the Escalante schier bis ins Unendliche. Wir passieren nach knapp 11 Meilen die Abfahrt zum Harris Wash und merken uns bei Meilenstand 12,3 den Abzweig zum Devils Garden für den Nachmittag vor. Die nächsten Abfahrten zum Egypt Trailhead, Left Hand Collet Road und Early Weed interessieren uns diesmal nicht und so biegen wir nach etwa 26 Meilen nach Links in den Dry Fork Turnoff ein (BLM Road 252 / 253).

      Bis zum Trailhead am Ende der BLM Road 252 sind es etwa 2 Meilen über eine ausgewaschene Dirtroad mit vielen Schlaglöchern und Rippen, für Strassenfahrzeuge möglicherweise problematisch. Am Trailhead parken bereits 5 Geländewagen und gerade marschiert eine vierköpfige Gruppe unter lautem Geschnatter los. Wir finden ein Plätzchen für unseren staubbedeckten Trailblazer und packen die Rucksäcke. Unsere Trekking-Wassersport-Sandalen trocknen neben dem Zelt in der Sonne und wir ärgern uns gründlich, dass wir unsere Wadingboots nicht zur Verfügung haben. In flachen Trekkingschuhen laufen wir los und uns bleibt noch die Hoffnung auf trockene Gumpen im Peek-a-boo Slot Canyon. Unsere Cowboyhüte bleiben im Wagen, in den engen Canyons wären die ausladenen Hutkrempen nur hinderlich. Frank setzt stattdessen seine Baseballcap auf, ich verzichte auf Sonnenschutz, grösstenteils werden wir uns in den schattigen Canyons aufhalten. An der Registraturbox tragen wir uns ins Trailbook ein und beginnen kurz darauf über griffigen Fels eine steile Felskante nach unten zu klettern.





      Steinmännchen leiten uns sicher über Felsbänder und durch sandige Passagen. Am Ende des Hangs können wir bereits den Einstieg ins Flussbett erkennen. Der schattige Zustieg in die Dry Fork of the Coyote Gulch ragt wie eine klaffende Wunde aus der zerklüfteten Felslandschaft.


      Vorbei an grünem Bewuchs laufen wir auf die gähnende Öffnung im Fels zu und verschwinden kurze Zeit später zwischen den schattenspendenden Felswänden. Hier kann man noch nicht von Narrows sprechen. Das Flussbett ist weit, auf der rechten Seite laufen wir durch lockeren Sand direkt an der glatt geschliffenen Felswand entlang, links türmen sich Hügel von Sand. Fußspuren verraten uns, dass wir auf dem richtigen Weg sein müssen. Gelegentlich ist der Weg mit Cairns (Steinmännchen) markiert.

      Wir folgen dem Weg weiter durch den lockeren Sand und stehen bald vor dem Eingang des Peek-a-boo-Canyons. Vor uns hadert eine Familie mit dem Eingang in etwa 4 Metern Höhe. Die Mutter findet es zu gefährlich, die Kinder und der Vater möchten in den Canyon klettern. Nach kurzer Diskussion setzt sich der abenteuerlustige Teil der Familie durch und der Junge klettert geschickt unter Zuhilfenahmen der Trittkerben nach oben. Seine Schwester folgt ihm im zügigen Tempo bevor sich der Vater anschickt ihnen nachzuklettern. Hoch oben stockt die Versammlung und es beginnt eine neue Debatte, anscheinend steht Wasser im Canyon.

      Wir geben ihnen noch etwas Vorsprung und wenden uns zunächst nach Westen, in etwa 200 m Entfernung haben wir eine unscheinbare Öffnung in der Felswand entdeckt, der Eingang zu den Upper Narrows. Die Felswände stehen gut 2 m auseinander und verengen sich auch nach einigen Windungen nicht merklich. Zurück am Peek-a-boo Slot treffen wir auf die Amerikaner, die mit nassen Füssen die Peek-a-boo-Erkundung abgebrochen haben. Jetzt sind wir an der Reihe. Ich klettere zuerst. Direkt unter dem Einstieg befindet sich ein grösseres Schlammloch. Ich überquere es mit einem grossen Schritt und stelle mich auf einen Felsbrocken, damit meine Schuhe schlammfrei bleiben. In die Felswand hat jemand Trittkerben gemeisselt, die bereits durch Schlamm rutschig geworden sind. Der Aufstieg gelingt trotzdem im 1. Versuch und in etwa 4 m Höhe inspiziere ich den Canyoneingang und winke zu Frank runter, dass er hochkommen soll. Der fotographiert noch und erwischt mich mit einem Schnappschuss mit den Händen vorm Gesicht beim Nase putzen.


      Diese Geste kann man auch anders deuten: Oh Gott, ist das hoch, wie komme ich hier wieder runter. Statt ich runter, kommt Frank hoch und ist, beladen mit 2 Kameras, beim Klettern leise am Fluchen. Der Aufstieg ist kein Problem, aber ein Sturz und das teure Foto- und Videoequipment wäre hinüber. Wir klettern über eine Felsbarriere tiefer in den Canyon und stehen vor einem gewaltigen Pool, gefüllt mit schmutzig-schlammigem Wasser. Die Überquerung trockenen Fusses würde nicht einfach werden. Doch wir wollen noch weiter, bis zu den Fenstern im Canyon. Diese Felsdurchbrüche sind ein schönes Fotomotiv. Ein amerikanischer Hiker in Teva-Sandalen hat mittlerweile zu uns aufgeschlossen und wir unterhalten uns kurz. Er rät uns zu dem Rundweg über Peek-a-boo und Spooky. Der Cross-Country Weg wäre mittlerweile gut markiert und man könnte sich praktisch nicht mehr verlaufen. Doch vor dem Ausgang warten noch zahlreiche Pools mit trüber, brauner Brühe. Der Amerikaner schickt sich an, mit seinen Sandalen die geschliffenen, rutschigen Canyonwände zu erklimmen und rutscht ab und steht mehr als knöchelhoch in der trüben Suppe. Jetzt ist es egal und er schwingt sich mit dem Hintern zuerst auf die Felsbarriere, die das Wasserloch vom nächsten Pool trennt. Er berichtet uns, dass auch hier im nächsten Trog Wasser steht, allerdings nicht mehr ganz so hoch wie im ersten.

      Frank schaut mittlerweile besorgt auf seine nagelneuen Trekkingschuhe, in den Jack Wolfskin Tretern hat er noch keine 50 Kilometer zu Fuss zurückgelegt und er möchte sie ungern ruinieren. Ich habe eigentlich auch keine Lust auf nasse Füsse, speziell nicht, da es so unappetitlich trüb-braunes Wasser ist. Ich verkünde, ich werde den Pool trockenen Fusses überklettern und mir die nächsten Pools mal anschauen. Ich wähle eine andere Route als der amerikanische Hiker und ziehe mich an einer Felskante unter Aufbietung meiner gesamten Armkraft nach oben und gelange trockenen Fusses auf die Felsbarriere. Doch wo hin jetzt? Der nächste Pool ist anscheinend nicht so tief, aber dafür breiter. Ich versuche mit einem Spreizschritt die trockenen Anteile des Troges zu erreichen, keine Chance, langsam - in Zeitlupe - rutsche ich auf dem glitschigen Untergrund nach unten und stehe knöcheltief in der trüben Brühe. Frank kommentiert das Platschgeräusch mit einem „das habe ich mir gedacht, trocken schaffen wir das nicht“. Ich hebe meinen Fuss aus der Brühe, das Wasser steht gut 5 cm über den Schuhrand und mein Schuh ist bereits voll gelaufen. Meine Halbschuhe sind schon betagt und abgelaufen und sollten sowieso den Weg über den Teich nicht mehr zurück schaffen. Ich stakse durch den Pool und lasse mir die Kamera geben.




      Wenn die Füsse jetzt ehe schon eingesifft sind, kann ich auch genausogut noch ein wenig weiter in den Canyon und das Fenster fotographieren. Das kommt schon nach dem nächsten Pool, ich bin allerdings zu dicht dran und klettere wieder etwas zurück.


      Frank wartet noch immer in der Nähe des Canyoneingangs. Ohne ihn macht mir das Canyonklettern keinen Spass und schon bald stehe ich mit völlig verdreckten Schuhen, bespritzter Hose neben ihm am Eingang. Jetzt heisst es noch ohne Sturz wieder nach unten zu gelangen was mit den glitschigen, schlammigen Schuhen noch schwieriger ist. Nachdem ich die Wand zur Hälfte hinuntergeklettert bin, springe ich den Rest ab und es gelingt mir sogar, mich soweit von der Canyonwand weg zu katapultieren, dass ich nicht im Matsch lande. Frank folgt mir und klettert geschickt, mit SLR-Kamera und Camcorder bewaffnet, nach unten. Mit unserer dritten Kamera, der Digitalen, halte ich Franks Abstieg fest.


      Unten angekommen ist es Zeit für einen grossen Schluck aus dem Wasserpack und für einen Striptease. Damit wir uns an den engen Windungen des Canyons nicht die Haut aufschürfen, trägt Frank ein Sweatshirt und ich meine Fleecejacke. Diese Kleidungsstücke binden wir uns jetzt um die Hüften und nachdem ich meine Socken ausgewrungen habe sind wir bereit für neue Abenteuer und stapfen in östliche Richtung zunächst durch Tiefsand zum Spooky Canyon davon.

      Ausser uns sind noch weitere Wanderer in der Dry Fork unterwegs, die meisten allerdings in umgekehrter Richtung. Bei der ersten Gelegenheit wechseln wir in das feste Bett des Dry Fork Wash, kommen jetzt zügig voran und legen den km bis zum Eingang des Spooky Gulch binnen kürzester Zeit zurück. Angeblich kann man den Canyoneingang beim Gehen im Wash auch übersehen, vielleicht haben wir einfach nur Glück, dass wir genau auf die gähnende Öffnung in der Felswand zulaufen und praktisch direkt vor dem Eingang der Spooky Gulch stehen.


      Der Canyon beginnt zunächst unspektakulär, die Felswände stehen etwa 3 m auseinander, binnen kürzester Zeit verengen sich diese so weit, dass Frank die Kamerataschen und ich den Wasserrucksack vor dem Bauch tragen muss. Wir schieben uns seitwärts durch die schmalen Windungen der Spooky Gulch. Auf einem Felsvorsprung in Augenhöhe liegt ein riesiger Skorpion, den ein vorsichtiger Wanderer getötet und ihm den Schwanz mit dem Stachel abgebrochen hat. Mit deutlich mehr Respekt betrachten wir jetzt den Canyon und schauen ganz genau in Felsnischen unter denen wir uns hindurchdrücken.


      Die Sonne steht nahezu senkrecht über dem Canyon, es ist schwierig ohne Stativ anständige Fotos zu schiessen. Von den Canyonwänden hallen unsere schlurfenden Schritte und die gedämpfte Unterhaltung wieder. Der Rückhall kündigt weitere Wanderer an: Zwei Frauen unterhalten sich unüberhörbar und jauchzen immer wieder lautstark. Wir schieben uns bis zu einer Ausbuchtung im Canyon, wo wir die beiden bequem passieren lassen können. Doch die beiden sind stehengeblieben und machen keine Anstalten weiterzugehen. Also raffen wir unser Equipment und quetschen uns weiter durch die engen Felsschluchten und stecken bald fest. Die Amerikanerinnen vor uns und einen Felsspalt von nur etwa 30 cm Breite im Rücken. Die beiden Wanderer mit ihren bunten Kopftüchern, Trekkingblusen- und Hosen legen den Rückwärtsgang ein und nach etwa 10 m sind wir an einer Stelle wo wir zu viert bequem stehen können. Wir erfüllen die Bitte eines Fotos und knipsen die beiden Frauen, die ihre Köpfe lachend aus dem engen Canyongang strecken.

      Hier in den Slotcanyons der Dry Fork werden Erwachsene wieder zu Kindern, es macht riesigen Spass durch die schmalen Canyons zu kriechen und sich immer wieder seitlich durch die engen Windungen zu schieben.


      Manchmal ist der Canyon in Brusthöhe so eng, dass wir auf allen Vieren durch den Sand robben müssen, an einigen Stellen klettern wir in Kamintechnik die seitlichen Canyonwände hinauf um vorwärts zu kommen. An einer solchen Stelle posieren wir abwechselnd für ein Foto.


      Leider sorgt senkrecht einfallendes Licht dafür, dass die Fotos nicht zu den Best Shots gehören.


      Immer wieder wirbeln wir beim Gehen, Krabbeln, Klettern Sand auf und schon bald sind wir eingehüllt in eine im Licht tanzende Wolke feinsten Sandes, der sich auch auf dem Filter unserer Objektive absetzt. Bevor die Kameras völlig gesandstrahlt werden, packen wir diese in die Taschen und quetschen uns noch weitere Meter durch diesen Funcanyon bevor wir umkehren.

      Auf dem Rückweg kommt uns ein amerikanisches Ehepaar entgegen, die uns überreden wollen, mit ihnen gemeinsam den Rundweg über Spooky und Peek-a-boo zu laufen. Wir lehnen ab mit Hinweis auf die vielen Pools im Peek-a-boo und wünschen ihnen viel Spass. Im Nachhinein wäre es sicher doch möglich gewesen den Rundweg zu laufen, da man den Peek-a-boo Slot auch über einen etwa 800 m langen Pfad über einen Sandhügel umgehen kann und so vom Eingang zum Ausgang oder umgekehrt gelangen kann.

      Am Ausgang des Spooky Gulch ist es Zeit für einen kleinen Snack und wir verspeisen jeder einen Power Bar Riegel und nehmen einen kräftigen Zug aus dem Wassersack. Die Sonne brutzelt unerbittlich vom Himmel, trotzdem entschliessen wir uns, zum Brimstone Gulch weiterzulaufen. Wir sind uns nicht sicher, wo er genau abzweigt, wir müssen zunächst östlich dem Verlauf des Washs folgen. Prophylaktisch krame ich den Wanderführer von Peter Felix Schäfer - Wandern im Südwesten der USA und das GPS-Gerät hervor, schalte das Gitter auf UTM um und tippe die Koordinaten des Brimstone ein.

      Luftlinie ist es wenig mehr wie eine Meile, tatsächlich windet sich der Wash in einigen Kehren zwischen den Felswänden hindurch, sodass die tatsächliche Wegstrecke sich entsprechend verlängert. An einigen Stellen ist das Bett bereits so trocken, dass der feste Untergrund von lockerem Sand durchzogen ist und wir laufen kreuz und quer und halten uns an den trockenen, aufgesprungenen, aber festen lehmigen Untergrund. Der Wash verengt sich und führt in eine Felsöffnung, deren Durchlass von einem Chalkstone etwa zu ¾ versperrt wird.


      Auf den Seiten ist jeweils ein schmaler Durchlass, dahinter ein Dryfall und der Canyonboden liegt in etwa 1,5 – 2 m Tiefe. Ich schaue etwas ratlos zu Frank, der meinen Blick mit einer Frage erwidert: Schaffen wir es hier wieder nach oben? Hier wäre etwas Reepschnur ganz nützlich, die wir als Aufstiegshilfe zurücklassen könnten, doch die liegt in unserem Wanderrucksack im Auto. Wir sind trotzdem optimistisch und ich klettere vor. Von unten sieht der Aufstieg schon deutlich schwieriger aus und mir schwant bereits, dass es viel Kraft kosten wird, sich hier wieder nach oben zu ziehen. Frank reicht mir die Kameras nach unten und ich fotographiere ihn, als er an dem gewaltigen Chalkstone vorbei nach unten klettert. Wir befinden uns jetzt in den Lower Narrows. Die Wände treten so eng zusammen, dass nur wenig Licht hineinfällt.


      Auf halbem Weg steckt ein weiterer riesiger Chalkstone wie ein Korken im Canyon fest und wir denken an Aaron Ralston, einen jungen Amerikaner der seinen Arm bei einer Canyontour eingebüsst hat, als ein riesiger Felsbrocken seinen Arm festklemmte und er, ohne Aussicht auf fremde Hilfe, in einem abgelegenen Canyon in den Canyonlands festsass und sich den eigenen Arm mit einem Taschenmesser amputierten musste um frei zu kommen.

      Nach etwa 100 m weitet sich der Canyon wieder und wir treten hinaus in das lichtdurchflutete Bett des Coyote Creek. Ich bereue inzwischen, dass ich meine Mütze im Auto habe, in dem weiten Wash brennt die Sonne unbarmherzig. Frank bietet mir seine Mütze an, aber sein Haupt wird von bereits etwas schütterem Haar bedeckt und er könnte sich schnell einen Sonnenbrand am Hinterkopf holen. Vor kurzem muss das Flussbett noch matschig gewesen sein, doch die Sonne hat den Matsch mittlerweile getrocknet und auf dem Untergrund ist der lehmige Boden inzwischen schuppig aufgesprungen. Bei jedem Tritt raschelt es, als unsere Sohlen die rissigen Strukturen zermahlen. Der Wasservorrat in unserem Rucksack ist bereits ziemlich zusammengeschmolzen, weniger als die Hälfte des Wassers steht uns für den Rückweg zur Verfügung, da wir bereits eine der beiden Reservefläschchen ausgetrunken haben. Das GPS weist uns den Weg, wir stapfen dem Richtungspfeil hinterher, es sind noch etwa 300 m, als im Wash auf der linken Seite ein sandiger Nebenlauf abzweigt. Frank meint, das müsste der Brimstone sein, ich verlass mich lieber auf das GPS, das nicht lügen kann und so laufen wir weiter durch die schattenlose Weite in dem hier menschenleeren Gebiet.

      Da wo der Eingang zum Canyon sein soll, stehen wir vor einer etwa 10 m hohen Felswand, auf der anderen Seite sieht es nicht besser aus, dorniges Gestrüpp aber kein Canyoneingang. Wir folgen dem Wash noch etwa 500 m, passieren ausgebleichte Rinderknochen, die die Wassermassen mitgerissen haben. In einer Felsnische entdeckt Frank ein riesiges Nest, darunter hebt sich schwarz-weisser Vogelkot deutlich von der roten Felswand ab. Wir rätseln, welcher riesige Vogel hier brütet und tippen auf einen Geier. Es könnte allerdings auch ein Condor sein, da sich die nächste gesicherte Population weniger als 150 Meilen weiter südlich in den Vermilion Cliffs befindet. Mit dem Camcorder zoomt Frank das Nest heran, unser Fernglas liegt auch im Rucksack und wir verwünschen uns dafür, dass wir so schlecht gerüstet den Hike in dieser faszinierenden Landschaft angetreten haben. Durch das Zoomobjektiv der Spiegelreflex kann ich auch nicht mehr erkennen und wir einigen uns auf ein Geiernest, bevor wir umkehren um den Brimstone Eingang zu suchen.

      Frank fordert mich auf, dass GPS auszuschalten, er verlässt sich lieber auf seine Nase und die lässt ihn auch diesmal nicht im Stich. Der sandige Abzweig ist der Eingang zum Brimstone Gulch und wir stapfen schon bald durch den tiefen rötlichen Sand.


      Nach den engen Canyons können wir hier echtes Sandwüstenfeeling erleben. Leider geht es nur sehr mühsam vorwärts. Meine nassen Schuhe sind mittlerweile schon wieder fast abgetrocknet, jetzt dringt feinster Sand von oben in die Schuhe ein und erzeugt beim Gehen Reibung. Frank geht es mit seinen flachen Schuhen nicht besser. Wir kämpfen uns durch die Sanddünen bis zur nächsten Biegung vor, dahinter vermuten wir die sich verengenden Felswindungen, doch weit gefehlt, es geht weiter müsahm durch den losen, lockeren Sand. Nach weiteren 10 anstrengenden Minuten beginnen sich die Felswände ganz allmählich zu verjüngen, der Trail wird steiniger und schattiger.

      Mit zwei Schlucken ist unsere 2. Reserveflasche Wasser leer und wir werden vernünftig. Wir haben den grössten Teil unseres Wasservorrates verbraucht und es ist höchste Zeit umzukehren, wollen wir in der erbarmungslosen Hitze dieser Fels- und Sandwüste nicht dehydrieren. Auch mein Hirn fühlt sich allmählich gekocht an, wahrscheinlich habe ich bereits einen leichten Sonnenstich, ich fühle mich etwas schwach. Frank nötigt mir jetzt seine Mütze auf und zieht sich sein Sweatshirt als Sonnenschutz übers Haupt. Als Beduine verkleidet stapft er jetzt voraus, wählt ein gemächliches Tempo, damit wir nicht unsere Kräfte verpulvern und den steilen Schlussanstieg noch schaffen können. Das erste Problem ist der Chalkstone in den Lower Narrows. Mein erster Aufstiegsversuch misslingt, kraftlos sinke ich zurück auf den Canyonboden. Frank versucht es und zieht sich hinauf, keilt sich am Chalkstone fest und will mir anschliessend von oben die Hand reichen um mich hinaufzuziehen. Jetzt bin ich in meiner Ehre gepackt und ich sage ich würde es auch alleine schaffen. Jemand hat ein paar Felsbrocken als Aufstiegshilfe platziert. Damit bin ich aber gerade mal 30 cm über dem Canyonboden, bleiben noch etwa 1,50 m. Es gibt keine guten Tritte für die Füsse, also ziehe ich mich unter Aufbietung all meiner Armkraft an dem Chalkstone nach oben, stemme mich gegen den riesigen Stein und erklimme mit zitternden Armen und Beinen das letzte Stück zurück in den Wash.

      Nach einer kurzen Pause habe ich mich erholt und wir folgen dem Flussbett zurück zum Spooky Canyon. Diesmal laufen wir an der Felswand entlang durch den Sand zum Peek-a-boo Canyon und zweifeln zwischendrin, ob wir uns möglicherweise verirrt haben, es ist kein Mensch mehr zu sehen. Wo wir heute Morgen noch ein Dutzend Leute getroffen haben, scheinen wir jetzt die einzigen Wanderer zu sein. Den Abstecher zum Brimstone haben sich die meisten wohl gespart. Am Peek-a-boo laufen wir über einen sandigen Hügel und treffen auf die ersten Cairns, die uns den Weg aus der Dry Fork weisen. Wir passieren den schmalen Ein-/Ausstieg und schauen den steilen Hügel hinauf, hinter dem der Parkplatz mit dem Trailblazer und unseren Getränken liegt. Der Anstieg ist schweisstreibend und anstrengend, bis nach oben haben wir den letzten Tropfen Wasser ausgetrunken.

      Noch nie haben wir uns so über warme Getränke im Auto gefreut wie heute. Eine Flasche Gatorade Orange rinnt fast in einem Zug unsere ausgedörrten Kehlen hinunter. Für den Hunger gibt es für jeden einen weichen Cliff Bar, kochen wollen wir erst am Devils Garden. Wir öffnen alle Türen, Fenster und die Heckklappe und nach kurzer Zeit ist die Temperatur im Innenraum so erträglich, dass wir einsteigen können. Zur Abwechslung darf ich jetzt fahren und ich schaffe es ohne Aufsetzer über die ausgewaschene Dirtroad zur Hole-in-the-Rock Road.

      Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass wir für die Wanderung zum Sunset Arch und Moonrise Arch zu spät dran sind, da wir zur Golden Hour unbedingt am Devils Garden sein wollen. Eigentlich sind wir für heute auch genug durch die Wildnis gestapft und so verschieben wir die Wanderung zu diesen beiden endrucksvollen Felsbögen auf das nächste Mal, denn die Hole-in-the-Rock Road wird uns nicht zum letzten Mal gesehen haben.

      Von Süden brettert ein Auto an uns vorbei und wir schlucken zur Abwechslung mal fremden Staub, als ich mit 45 mpH die Verfolgung aufnehme. Das Fahrzeug ist zu schnell für uns, 50 oder 55 mpH möchte ich nicht fahren und so zieht bald nur unsere eigene Staubwolke die HitRR hinauf. Die Sonne steht jetzt ungünstig über dem Kaiparowits Plateau, eigentlich wollte ich noch ein paar Aufnahmen machen, so beschränken wir uns auf einen Schwenk des Camcorders aus dem fahrenden Auto hinaus und auf die Landschaft auf der rechten Seite, die Canyons of the Escalante.

      Die Abfahrt zum Devils Garden verpasse ich bei dem Höllentempo beinahe und im letzten Moment erwische ich den Abzweig mit der BLM Nr. 225. Auf dem Parkplatz steht ein weiterer Wagen, von den Insassen keine Spur. Wir nutzen die Zeit und erkunden die vielgestaltigen Felsformationen im Devils Garden, klettern auf die Plateaus zu Füssen der Felskobolde, drücken uns dazwischen hindurch, laufen über die Trampelpfade zur nächsten Formation und haben eine Menge Spass beim Erkunden der Sandsteingestalten im Devils Garden.


      Es ist ein aussergewöhnlicher geologischer Bezirk mit den eigentümlichsten Erscheinungen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, mit etwas gutem Willen erkennt man neben den allgegenwärtigen Hoodoos, Domen und Kobolden auch Tiere. Der Metate Arch ist eine weitere bekannte Formation im Devils Garden und wir machen uns auf die Suche.


      Er ist nicht schwer zu finden und wir möchten gerne ein ähnliches Foto schiessen wie Karsten Rau, das im Buch [[Photographing the Southwest]] von Laurent Matres abgedruckt ist. Karsten hat den Felsbogen so photographiert, dass zwei benachbarte Hoodoos im Zentrum stehen. Die Photoposition stellt uns zunächst vor ein Rätsel. Wir klettern auf die umliegenden Felsen, legen uns sogar flach auf den Bauch. Jetzt sind wir viel zu nah dran und es macht sich die Erkenntnis breit, dass die Aufnahme wohl mit einem Weitwinkel geschossen wurde. Schade, das haben wir nicht. Also lichten wir den Metate Arch und die Hooodoos getrennt ab und gehen dann zurück zum Auto um uns vor der Golden Hour ein frühes Abendessen zu kochen.

      Es gibt mal wieder Chef Boyardee Nudeln und nach kurzer Zeit faucht unser Gaskocher und erhitzt den Edelstahltopf mit den Nudeln in Tomatensauce. Wir angeln aus der Styropor-Box jeder eine Dose Cola und geniessen das nicht ganz kühle Getränk an einem Tisch der Picnic Area mit Blick auf eine markante Wand aus Sandsteinhoodoos.


      Nach den Nudeln gibt es für jeden eine Dose Obst und nachdem der letzte Bissen verzehrt und Müll und Abwasch im Auto verstaut sind, beginnen wir mit Teil 2 der Erkundung von Devils Garden. Während des Essens ist ein Geländewagen vorgefahren und ein Ehepaar ausgestiegen. Wir halten einen Plausch, es sind zwei Deutsche und es entwickelt sich eine nette Unterhaltung, nicht zuletzt deshalb, da wir uns bereits im Forum begegnet sind. Sie und wir erzählen vom bisherigen Urlaub, die beiden hatten bisher mehr Glück mit dem Wetter, während wir in Moab im Regen davonschwammen sind die beiden erst in Las Vegas gestartet und hatten bisher nur schönes Wetter. Die weitere Reise soll sie bis nach New Mexico führen.

      Wir verabschieden uns, schnappen unsere Kamera und tauchen zur Fotosession nochmals ein in die verwunschene Sandsteinwelt des Devils Garden. Wir platzieren uns zwischen zwei mächtigen Hoodoos auf einem Felsplateau und unter gewaltigem Laufeinsatz gelingt Frank eine Aufnahme mit dem Selbstauslöser der Kamera.


      Im Metate Arch schiessen wir ebenfalls ein gemeinsames Foto der Canyoncrawler, bevor wir uns wieder den Domen und Hoodoos zuwenden, die zur Golden Hour in ein phantastisches Licht gehüllt sind und die letzten Strahlen der Sonne zu reflektieren scheinen. Noch eine ganze Weile nach Sonnenuntergang laufen wir im Halbdunkeln zwischen den langen Schatten der bizarren Felsen herum. Ohne die Sonne wir es schnell kühl und ein wenig unheimlich sind die vielen Schatten und die Geräusche der einsetzten Nacht schon.

      Wir steigen ins Auto und fahren nach einem rundum gelungen Tag in Richtung Escalante und gönnen uns zum Ausklang des Tages unsere letzte Flasche Wein aus den Vorräten und entfachen ein heimeliges Lagerfeuer. Schon ein wenig beschwipst nehmen wir zu vorgerückter Stunde eine Dusche und verkriechen uns schläfrig in unseren Schlafsäcken und träumen uns dem neuen Tag entgegen.

      Übernachtung: Escalante Petrified Forest State Park 15 USD
      Gruss Kate

      "May your trails be crooked, winding, lonesome, dangerous, leading to the most amazing view. May your mountains rise into and above the clouds." (Edward Abbey)

      Kommentar


      • Canyoncrawler
        Dauerbesucher
        • 25.08.2002
        • 658
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry

        Montag, 25. September 2006

        Nach Frühstück, Morgenhygiene und Zeltabbau drücken wir uns noch solange auf dem Platz herum, bis wir unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung bei einem Anruf in der Heimat jemanden antreffen. Eine Hiobsbotschaft wartet auf uns, eine Tante von Frank ist plötzlich verstorben und bereits beerdigt. Das müssen wir erst einmal verdauen und verziehen uns zum Trauern an das Wide Hollow Reservoir, den Stausee im State Park.


        Die Stimmung ist verständlicherweise sehr gedrückt. Nachdem wir den ersten Schock überwunden haben, denken wir darüber nach, wie wir den heutigen Tag noch gestalten können.
        Geplant war die Wanderung zum Lower Calf Creek Fall, doch nach den schlechten Nachrichten fehlt es uns an Schwung.


        Wir laufen am Ufer des 526000 m² grossen Stausees entlang und entschliessen uns, nachdem der halbe Vormittag bereits verstrichen ist, zur Calf Creek Recreation Area zu fahren. In Escalante stoppen wir an der Tankstelle am Ortsausgang und wollen im angeschlossenen Store unsere Vorräte aufstocken. Wasser ist ausverkauft und so verschieben wir die Einkäufe im Supermarkt auf den Nachmittag. Es ist schon beinahe 11.00 Uhr und wir gönnen uns jeder eine Mini-Pizza aus der heissen Theke. Diese verzehren wir wenige Meilen ausserhalb von Escalante am Boynton Overlook mit Blick auf das grüne Pflanzenband entlang des Escalante Rivers und fahren anschliessend weiter in Richtung Boulder.

        Die Calf Creek Recreation Area liegt zwischen Escalante und Boulder, beinahe unmittelbar am Highway 12. Etwa 15 Meilen östlich von Escalante zweigt die beschilderte Zufahrt zur Recreation Area ab. Der Parkplatz derselben ist voll belegt - mit Glück erwischen wir eine Parklücke die just im Moment unserer Ankunft frei wird. An der Selfregistration Box erwerben wir für 4 Dollar (2 Dollar pro Person) ein Day Use Permit und platzieren den Kontrollabschnitt hinter unserer Windschutzscheibe, packen unseren Rucksack und marschieren los in Richtung Campground. Heute hätten wir mehr Glück, einige wenige der 13 Stellplätze sind noch verfügbar. Unsere Planung für die Übernachtung ist jedoch eine andere und so folgen wir der Beschilderung Lower Calf Creek Fall einen Hügel hinauf. Damit haben wir bereits den nennenswertesten Anstieg überwunden, der Trail – der einzige unterhaltene Wanderweg im gesamnten Grand Staircase-Escalante National Monument – folgt ohne merklichen Höhenunterschied dem Lauf des malerischen Calf Creek und ist daher auch für Gelegenheitswanderer machbar. An der Trailregisterbox tragen wir uns in das Trailbook ein und erwerben ein illustriertes Faltblatt, auf dem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Stopps entlang des 3 Meilen (one-way) langen Trails verzeichnet sind. Trotz moderaten Höhenprofils verlangt der Pfad im Sommer in einigen sandigen Abschnitten ein wenig Kondition, Zeitbedarf für den 6 Meilen Roundtrip ist zwischen 3 und 4 Stunden, je nach Länge des Aufenthaltes am Fusse des Wasserfalls.

        Im Gegensatz zu vielen Wasserläufen im Südwesten, fliesst der Strom des Calf Creek das ganze Jahr über und versiegt selbst in heissesten Sommern nicht vollständig.


        Daraus resultiert eine reichhaltige Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Auch der Mensch nutzt das stetige Wasservorkommen seit vielen Tausend Jahren. Der Calf Creek ist eine ausgeprochene Flash Flood Area, bei Niederschlägen tosen gewaltige Wassermassen durch den Canyon und reissen selbst mächtige Felsbrocken mit. Seinen Namen verdankt der Strom dem Ideenreichtum der frühen Siedler, die die natürlichen Barrieren des Canyons als Kälberpferch nutzten. Von der ehemaligen Zaunlinie am Canyonausgang ist heute kaum mehr etwas zu sehen. Der Trail führt immer wieder an Schwemm- und Marschland vorbei, aufgestaut durch Biberdämme.


        Um das Jahr 1900 nutzte ein lokaler Farmer das fruchtbare Land für die Wassermelonenzucht. Vor mehr als 800 Jahren bauten die Menschen der präkolumbischen Fremontkultur Lagerräume für Vorräte und Werkzeuge in die Klippen, deren zerfallende Steinmauern noch heute sichtbar sind. Millionen Jahre früher bedeckte eine Sandwüste wie die Sahara das gesamte Gebiet. Der heute allgegenwärtige Navajo-Sandstein ist das Resultat von mehr als hundert Meter hohen Sanddünen die sich verschoben und sich im Laufe der Zeit verfestigten. Der bestens ausgebaute und markierte Trail führt durch eine prächtige Canyonlandschaft, die vorherrschenden Farben sind weiss, gelb und zarte Rot-und Brauntöne.


        Einen Höhepunkt des Trails erreicht man nach etwa 2 km. Die rötlichen Farbpigmente der Felszeichnungen sind noch heute mit dem blossen Auge zu erkennen. Mit dem dreieckigen Körper, den Gliedmassen und dem Kopfschmuck gelten die Pictogramme als typisches Beispiel für die Rockart der Fremont-Indianerkultur.


        Bei einem weiteren Fotostopp stellt Frank seinen Rucksack an den Rand des Wanderwegs und unsere Aufmerksamkeit wird schon bald auf ein leises Rascheln im Gebüsch gelenkt. Wir stehen völlig regungslos, starren in das trockene Gestrüpp und erwarten ein Erdhörnchen oder ähnlichen Kleinnager. Stattdessen erblicken wir bei genauem Hinsehen ein Schlangennest. Die kurzen Leiber der noch kleinen Tiere kriechen wild durcheinander. Ein besonders neugieriges Exemplar steckt züngelnd seinen Kopf aus den Sträuchern und nähert sich Franks Rucksack. Das ist jetzt zu viel des guten, bevor Mama-Snake noch auf uns aufmerksam wird, schultert Frank seinen Rucksack und wir machen uns auf den Weg.


        Nach einer Weile treffen wir zwei bekannte Gesichter: die beiden Deutschen, die wir am Abend zuvor am Devils Garden getroffen haben, sind hier auch unterwegs und bereits auf dem Rückweg. Welch netter Zufall, dass wir uns erneut begegnen. Wir stoppen und halten einen kurzen Plausch. Es wäre nicht mehr weit und sie hätten auch die kleinen Schlangen gesehen.

        Der Weg führt jetzt in sanften Kehren leicht bergan, die Intensität und das Fliessgeräusch des Wassers nehmen zu. Langsam nähern wir uns dem Wasserfall, laufen kurzzeitig durch einen schattigen Wald. Das tosende Geräusch hinabstürzenden Wassers ist unüberhörbar als wir aus dem kleinen Waldstück heraustreten und den Blick auf eines der phantastischen Naturwunder im Grand Staircase fällt. Staunend betrachten wir den 38 m hohen Wasserfall.


        In mehreren Kaskaden stürzen die Wassermassen des Calf Creek über beinahe vertikale Klippen in die Tiefe. Am Fusse des Wasserfalls sammelt sich das Wasser in einem grossen Teich, bevor der Wasserlauf des Calf Creek etwa 2 km weiter südlich in den Escalante River mündet. Das Farbenspiel an den Sandsteinwänden des Canyons ist phantastisch. Die steilen und hochaufragenden Felsen sind von einer blau-grünen Algenschicht bedeckt und von dunklen Streifen Desert Varnish (Wüstenlack) überzogen. Die Dimensionen des Wasserfalls werden deutlicher, wenn man einen Menschen (hier Frank) für den Grössenvergleich einbezieht.


        Wir suchen nach einer Möglichkeit, den Calf Creek trockenen Fusses zu überqueren und balancieren über glitschige Steine zur anderen Seite des Flusslaufes um den Wasserfall aus einer anderen Perspektive zu betrachten und ein ruhiges Fleckchen für ein Picnic zu suchen. Die Wiesen östlich des Wasserfalles sind sehr sumpfig. Von den Felswänden neben dem Wasserfall tropft ständig Feuchtigkeit und verwandelt den Navajo-Sandstein in eine farbenfrohe Leinwand aus nass schimmernden Braun- und Ockertönen.


        Ich teste die Temperatur des smaragdgrünen Wassers indem ich meine Hand hineintauche: es ist ziemlich kalt. Eine amerikanische Gruppe ist weniger zimperlich. Einer nach dem Anderen schmeisst seine Kleider auf die Seite und springt splitterfasernackt in das kühle Nass. Lange hält es niemand aus, binnen kürzester Zeit eilen die Badefreunde aus dem Wasser und rubbeln sich trocken. Ich habe für heute genug nackte Hintern und wippende Körperteile gesehen und brummele zu Frank, dass er mich zuhause daran erinnern soll, dass ich einen Leserbrief an Reise-Know-How schreibe. Die müssen anscheinend den Reiseführer umschreiben. Es ist nicht mehr erforderlich, die Europäer vor dem Nacktbaden und dem Schamgefühl der Amerikaner zu warnen, denn die US-Bürger die heute hier versammelt sind, geben sich viel freizügiger als die Europäer. Auf dem Rückweg überholen wir ein älteres Ehepaar, die sich über die Nacktbadeeinlage empören und wissen möchten, was wir davon halten. Ich antworte unverbindlich, dass die Freiheit des Einzelnen da aufhören sollte, wo sich ein Anderer gestört fühlt. Frank ist heute so ziemlich alles egal und er brummelt nur, dass er den scheinbaren Gruppenzwang eher komisch als belästigend fand.

        Nach mehreren Fotostopps und einem Beinahe-Unfall mit einem grossen Kakteenpulk stehen wir wieder am Auto. Frank ist wegen des Todes seiner Tante ziemlich niedergeschlagen und hat keine Lust, für eine weitere Wanderung zum Upper Calf Creek Fall, Escalante Natural Arch oder Escalante Overlook. Ich überrede ihn jedoch zur Besichtigung des Cedar Wash Arches und der Steinbrücke in der Nähe. Dafür fahren wir zunächst zurück nach Escalante und biegen beim Padre Motel auf die Centre Street ab und folgen der Strasse, dessen Teerdecke einige Meilen ausserhalb der Stadt endet und als Cedar Wash Road in die Hole-in-the-Rock Road mündet.

        Während der Fahrt füttere ich das GPS mit den Koordinaten aus Peter Felix Schäfers Buch Wandern im Südwesten der USA und beginne mich irgendwann zu Fragen, ob wir den Führer nicht besser zum Entfachen eines Lagerfeuers nutzen sollten... . Hat die Gemeinde Escalante nach einer Flash Flood den Verlauf der Cedar Wash Road verändert? Die Koordinaten des Startpunkts zur Covered Wagon Natural Bridge sind mit dem PKW unerreichbar, man müsste noch ein Stück cross-country vordringen, was in dem Gelände aber nur per Pferd oder ATV möglich ist. Wir fahren zurück und gelangen zu einer Stelle, die der beschriebene „Parkplatz“ sein könnte und halten nach einem Hügel Ausschau. Nichts zu sehen, weit und breit keine Fußspuren. Dafür fesselt eine Begegnung kurzfristig unsere Aufmerksamkeit: in etwa 5 m Entfernung kriecht eine Schlange über die staubige Strasse. Wir nähern uns aufgeregt aber vorsichtig und inspizieren Kopfform und Schwanzende. Juchu, wir treffen hier auf unsere erste lebende Klapperschlange und so haben wir doch noch etwas zu Fotographieren.


        Das Geräusch der Klapper am Schwanzende ist viel leiser als erwartet, es ist kaum hörbar und beim Wandern auch leicht überhörbar. Als wir uns bis auf 1,5 m nähern, richtet sich die Schlange auf, das ist zu nah und wir gehen wieder auf Abstand. Wir verfolgen den Rattler mit den Augen, bis er auf der anderen Seite der Cedar Wash Road in unübersichtlichem Gestrüpp verschwindet. Das war jetzt doch noch ein Highlight und wir freuen uns über die Begegnung.

        Die Covered Wagon Natural Bridge haken wir ab, wir finden sie nicht. Beim Ausgangspunkt zum Cedar Wash Arch das gleiche Spiel: wir laufen umher und suchen nach den Pfadspuren, nichts zu sehen. Das ist doch nicht möglich, dass die so detaillierten Wegbeschreibungen und die Koordinaten alle falsch sind. Der Fehler muss bei uns liegen! Ich blättere im Buch um Bezugskoordinatensystem und Kartendatum zu überprüfen: UTM-Gitter – habe ich eingestellt, NAD27 – haben wir nicht!!! Das Kartendatum steht auf WGS84 – kein Wunder, dass wir weder den Eingang zum Brimstone Gulch noch die Steinbrücke und den Felsbogen hier bei Escalante mit dem GPS finden. Das ist peinlich, ich bin davon ausgegangen, dass sich das Garmin beim Umschalten auf UTM das Kartendatum automatisch zieht. Dem ist jedoch nicht so, da es gebietsabhängig, verschiedene Versionen von NAD27 gibt.

        Frank hat für heute genug und möchte nur noch Einkaufen und zum Zeltplatz. Wir fahren die Cedar Wash Road bis zum Ende, stossen auf die Hole-in-the-Rock Road, erreichen Escalante und stoppen am Supermarkt um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Hier erleben wir die nächste Überraschung. Wasser ist auch hier ausverkauft. Wir erstehen noch eine 1 Oz-Flasche teures Evian-Wasser und beschliessen die leeren Kanister auf dem Campground aufzufüllen. Es ist nach 19.00 Uhr, als wir uns Cannonville und dem Abzweig zum Kodachrome State Park nähern. Leider haben wir die heutige Portion Pech noch nicht verbraucht und es wartet eine weitere Enttäuschung. Der Campground des Kodachrome State Parks ist voll. Das ist besonders schade, da der Park beim letzten Aufenthalt wegen einer Wanderung im Bryce Canyon viel zu Kurz gekommen ist und wir noch nicht einmal den Shakespeare Arch besichtigt haben. Wieder müssen wir improvisieren und entscheiden uns für den KOA Campground in Cannonville und nutzen die Gelegenheit um im Laundry unsere staubigen Wanderkleider zu waschen.

        Übernachtung: Bryce Valley KOA Campground Cannonville 22$
        Gruss Kate

        "May your trails be crooked, winding, lonesome, dangerous, leading to the most amazing view. May your mountains rise into and above the clouds." (Edward Abbey)

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        • Canyoncrawler
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          • 25.08.2002
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry

          Dienstag, 26. September 2006

          Aus unseren zusammengeschrumpften Vorräten zaubern wir uns ein Frühstück und starten nach Zeltabbau und Morgenhygieneprogramm in Richtung Cottonwood Canyon Road. Die direkte Zufahrtstrasse in Cannonville vom Highway 12 am Visitor Centre vorbei in Richtung Kodachrome State Park ist auch heute Morgen noch gesperrt. Wir nehmen die Parallelstrasse und folgen den Umleitungsschildern. Erst als wir am Abzweig zum Kodachrome Park vorbeikommen, fällt uns ein, dass wir aufgrund der Umleitung das Visitor Centre verfehlt und vergessen haben, den aktuellen Wetterbericht abzuholen. Ein Blick zum Himmel – fast wolkenlos, wir werden die unbefestigte Cottonwood Canyon Road riskieren.

          Die 46 Meilen zwischen dem Kodachrome State Park und dem Highway 89 im Süden waren wir bereits im Herbst 2005 gefahren und auf eine nach heftigen Niederschläge schlammige und ausgewaschene Dirt Road getroffen, deren Befahrung einige Nerven gekostet hatte. Heute ist nichts der gleichen zu befürchten, der Strassenzustandsbericht vor 2 Tagen war gut und seitdem hat es nicht geregnet. Es kann also losgehen.

          Auf den ersten Meilen führt die Strasse durch eine karge Landschaft, geprägt von niedrigem Buschwerk und streifigen rot-weissen Felsabbrüchen,


          die in der Nähe des Grosvenor Arch durch gelbliches Gestein abgelöst werden.


          Den sehenswerten grossen Doppelbogen, der sich in luftiger Höhe spannt sparen wir uns, da wir ihn bereits gesehen haben. Wir stoppen erst, als sich die Strasse verengt und wir beim Cottonwood Wash zu den Narrows gelangen.


          Hier windet sich die Piste besonders malerisch durch die gezackten, rot-weissen Felsen die sich in den bizarrsten Verwitterungsformationen am Strassenrand erheben.


          Nachdem wir diese spektakuläre Erosionslandschaft gebührend bewundert haben, setzen wir unseren Trailblazer wieder auf Kurs.


          Ein Schlagloch zwingt uns zur Tempoverringerung, bisher das einzige nenneswerte Unebenheit auf der Cottonwood Road, die sich ansonsten in einem sehr guten Zustand präsentiert.




          Am Ausgang der Narrows stoppen wir erneut und betrachten diese reizvolle vielgestaltige und vielfarbige Wunderlandschaft aus Stein. Wir suchen den unteren Einstieg zu den Cottonwood Narrows, einem einfach zu erreichenden Canyon und passieren die fotogene Engestelle des Cottonwood Canyon.



          Mit dem GPS in der Hand dirigiere ich Frank auf der Suche nach dem Trailhead noch weiter in südliche Richtung. Den Abzweig sehen wir dann auch direkt und wenig später parkt unser Trailblazer auf einem welligen, mit Schlaglöchern durchzogenen Platz zwischen einigen hochgewachsenen, schattenspendenden Büchen. Nach einem letzten Blick in den Wanderführer stapfen wir mit leichtem Gepäck davon und halten auf den Einschnitt in den hochaufragenden Felswänden zu, die von eingen Hoodoos gekrönt werden.


          Der Trail folgt zunächst auf bequemen Weg dem verfestigten Sand des Cottonwood Wash und das Gehen bereitet zunächst keine Mühe. Unvermittelt stehen wir vor einer Blockhalde und suchen uns einen Weg vorbei an den riesigen Felsbrocken, das ist der Einstieg zu den südlichen Narrows.


          Im Schatten der steilwandigen Sandsteinwände folgen wir dem natürlichen Verlauf, den der Cottonwood Creek im Laufe der Zeit in das weiche Gestein gegraben hat. Wir erkunden einen seitlich abzweigenden Slotcanyon, stehen aber schon bald vor einem unüberwindbaren Hindernis.


          Zwischendrin weitet sich der Canyon immer wieder und einzelne grüne Sträucher sorgen für schöne Farbtupfer zwischen den gelb-weiss-roten Canyonwänden.


          Plötzlich verengt sich der Canyon so weit, dass wir uns unseren Pfad durch von tosendem Wasser ausgewaschenen Trögen bahnen müssen.


          Das glattgeschliffene Gestein gibt Zeugnis von den Urgewalten, mit denen die Flash Floods durch den Canyon schiessen und immer wieder riesige Felsbrocken, Baumstämme und Geröll mitreissen.


          Mit hallendem Stimmenklang kündigen sich zwei weitere Hiker an. Es sind zwei ältere, aber gut ausgerüstete Damen, die den nördlichen Einstieg genommen haben und jetzt mit hohen Wanderstiefeln, Trekkingstöcken und Daypack durch den Canyon wandern. Nach ein wenig Small Talk laufen wir weiter, um uns auch die oberen Narrows anzuschauen.

          Das Bett wird jetzt steiniger, das hält Frank trotzdem nicht davon ab, unsere Wanderung zu Filmen.


          Wir passieren den Ausstieg und streifen weiter nach Norden und folgen dem Verlauf bis zu einem weiteren abzweigenden Slotcanyon. An den Upper Narrows verengt sich der Canyon zunehmend, wir sind am Ende unserer Tour angelangt und kehren um. Den Ausstieg meistern wir mit wenig Mühe und stehen inmitten bizarrer Felsen neben der Cottonwood Canyon Road.


          Wir begeben uns auf die Suche nach „Candyland“. Dieses von Laurent Matres beschriebene Wunderland aus vielfarbigen, aufragenden Felstürmen finden wir ein wenig die Strasse runter auf der anderen Strassenseite und bahnen uns einen Weg durch die niedrige aber teilweise stachlige Vegetation, stetig bemüht, mit unseren Tritten so wenig Schaden wie möglich anzurichten.



          Ich möchte gerne die umliegenden Hügel erklimmen und die Gegend erkunden. Frank zeigt dafür wenig Begeisterung, denkt er doch an die Kamerataschen, die uns rechts und links um die Hüften baumeln und die wir beim Klettern nicht in den Rucksack stecken können, da dieser im Auto ist. Unser Wasservorrat in dem kleinen Hydrobag neigt sich auch allmählich dem Ende zu und nach einer knappen halben Stunde cross-country stehen wir wieder auf der staubigen Cottonwood Road. Das GPS hätten wir heute nicht gebraucht, da ich es um den Hals hängen habe, starte ich die Navigation und wir folgen spasseshalber dem Richtungspfeil zu unserem Auto. Es sind etwa 2 km die Cottonwood Road runter und trotz Hitze eilen wir zügig unserem Fahrzeug entgegen. Für die Wanderung mit dem kleinen Ausflug ins „Candyland“ haben wir etwa 2,5 Stunden gebraucht.

          Viel Zeit zum Rasten haben wir nicht, es ist noch eine weitere Wanderung geplant. Wir stärken uns mit Energieriegel, Plätzchen, etwas Obst und weiter geht’s nach Süden. Die Strasse folgt einer langen, schmalen Verwerfung der Erdkruste, dem Cockscomb. Dieser Hügelkamm trennt die geologische Formation des Grand Staircase von der des Kaiparowits Plateaus im Osten. Die Landschaft ist hier besonders malerisch, nach allen Richtungen bieten sich phantastische Blicke auf die Canyon- und Felswildnis. Die Strasse verläuft jetzt im Tal des Paria River, zahlreiche Trailheads zu Wanderungen laden zur Erkundung dieser Canyons ein. Einer der schönsten Canyons der Region ist der Hackberry Canyon, den man mit dem Paria und Hogeye Canyon zu einer mehrtägigen Rundtour verbinden kann.

          Unser nächster Halt ist der Abzweig der Brigham Plains Road, wir wollen auf den Yellow Rock. An einem auffallenden, quer zur Fahrbahn verlaufenden Felskamm inmitten unwirtlicher brauner Erosionsstrukturen startet die Wanderung auf den farbenfrohen Felsen, den man hoch oben bereits von der Strasse ausmachen kann. Der Zugang ist über eine steile Felsrinne in einem Seitencanyon unterhalb des Hackberry Canyon möglich. Von dieser Rinne trennt uns ein breites Band aus hohen, stachligen Sträuchern die den Hackberry Creek säumen. Wir halten auf das Dickicht zu, nehmen nach kurzer Zeit schützend die Arme vors Gesicht und kämpfen uns durch das dichte, teilweise dornige Gestrüpp. Kleine Dornen stechen durch die Hosen und kratzen an Armen und Gesicht entlang. Frank fordert mich auf, Stehen zu bleiben um sich zu orientieren. Eingerahmt von stachligen grünen Sträuchern sehen wir so gut wie gar nichts, ausser einigen schmalen Pfaden, die von getrockneten Kuhfladen gesäumt werden. Einem solchen Viehpfad folgen wir jetzt. Nur haben die Viecher es nicht so eilig gehabt, zum Fluss zu kommen. Sie sind kreuz und quer durchs Gebüsch und haben zahlreiche Haken geschlagen. Wir folgen jeder Windung, Hauptsache wir kommen vorwärts und bleiben nicht stecken. Meine Frage, was wir tun, wenn wir in dem Engen Gebüsch plötzlich auf eine verwilderte Kuh treffen, wiegelt Frank ab. Ich solle lieber aufpassen und schauen wo ich hintrete, damit ich nicht versehentlich Bekanntschaft mit einem Rattler mache. Irgendwann versagt unsere Theorie von Kühen die den Fluss erreichen.

          Das Vieh muss entweder weitergeflogen oder in dem Labyrinth auf gleichem Weg wieder zurückgelaufen sein. Es gibt keinen Durchbruch in dem struppigen Gesträuch in Richtung Flussbett. Na prima, jetzt heisst es wieder Hände vors Gesicht, Augen abwechselnd nach vorne und auf den Boden und durch. Frank krantelt, dass wir hier gut eine Machete gebrauchen könnten und wirft mir vor, dass ich im Walmart keine kaufen wollte. Diese Investition fand ich überflüssig, da wir zu Hause bereits ein Haumesser für die südeuropäische Machia haben. Eine grosse Klinge um uns den Weg zu bahnen wäre aber auch hier sinvoll gewesen.

          Haben wir nicht, wir müssen also so weiter. Die Wanderstöcke, die wir für den Abstieg am Rucksack befestigt haben verfangen sich immer wieder in dem Geäst und ich bin dankbar für meine robusten Wanderhosen mit Kevlarfaseranteil. Baumwollfasern hätte ich mir wahrscheinlich längst zerrissen. Frank flucht gewaltig und ist bereits kurz davor umzukehren. Ein letzter Kraftakt und etwa 1 m unter uns sehen wir tatsächlich den versiegten Wasserlauf des Hackberry Creek. Wir haben einen mind. 300 m breiten Streifen Gestrüpp durchquert und haben durch die vielen Haken und Schlenker auf der Suche nach einem Durchlass viele Meter mehr gelaufen. Jetzt springen wir in das matschige Flussbett und mit schmatzenden Schritten halten wir auf den Einschnitt in der Felswand zu. Aber zuerst eine kurze Pause. Unsere Unterarme zieren einige oberflächige Kratzwunden, die Wanderstiefel sind staubig von Sand und jetzt auch noch matschig vom Flussbett. Am Rucksack und am geflochtenen Hutband hat sich etwas Grünzeug verfangen, aber Mensch und Ausrüstung haben die „Dschungeldurchquerung“ unbeschadet überstanden.

          Franks Laune bessert sich nicht, als er den steilen Aufstieg sieht. Er murmelt irgendetwas davon dass er mich oben an den Füssen packen würde und über den Abgrund baumeln liesse, wenn es sich nicht lohnen würde darauf zu gehen. Das beeindruckt mich nicht, ich spare meinen Atem lieber für den Berg. Wenig später folgen wir dem steinigen Pfad, der schon bald immer steiler wird und über loses Geröll führt. Bei jedem Schritt muss man aufpassen wo man hintritt, ein falscher Schritt und die halbe Bergflanke würde mit uns nach unten rutschen. Einige wenige Steinmännchen lotsen uns durch den lockeren Schotter und wir schinden uns in engen, steilen Kehren den Hang nach oben. Bei der Hitze ist der Weg eine schweisstreibende Angelegenheit und trotz des steil abfallenden Geländes rasten wir um etwas zu trinken. Frank macht eine Bemerkung darüber, dass ich mich schon erstaunlich gut von meiner Erkältung erholt habe und ich solle gefälligst etwas langsamer laufen. Frank hat letzte Nacht viel über seine verstorbene Tante gegrübelt und sehr schlecht geschlafen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für die konditionsfordernde Tour auf den Yellow Rock.

          Ich gehe nicht langsamer sondern warte lieber oben auf Frank, der sich kurz nach mir mit einem letzten kräftigen Schritt und einem „heilige Sch… war das steil“ auf das Plateau wuchtet. Ja das war es und wir machen erstmal Pause um wieder Atem zu schöpfen.



          Wir geniessen die Aussicht auf die gewaltige Cockscomb-Auffaltung und die schmale Fahrspur der Cottonwood Road in der Tiefe. Lange hält es uns jedoch nicht, die vielfarbige Bergflanke des Yellow Rock lockt. Über einen jetzt sanften Anstieg, flankiert von kantigen Felszähnen, nähern wir uns dem Fusse des Yellow Rock. Nach Überquerung einer letzten Kuppe schweift der Blick ungehindert auf den gelben Slickrock des Yellow Rock.



          Frank bremst meinen Enthusiasmus mit einem besorgten Blick gen Himmel. Es ist stark bewölkt und im Nordosten drohen dunkle Wolken.



          Jetzt rächt es sich, dass wir den Wetterbericht für heute nicht abgeholt haben. Ich bin optimistisch, es wird nicht regnen, trotzdem machen wir noch mal Pause um die Lage zu erörtern.



          Frank möchte auf der unbefestigten Cottonwood Road und auf der exponierten Bergflanke kein Risiko eingehen und mahnt zum baldigen Abstieg. Ich glaube nicht recht an ein aufkommendes Unwetter habe jedoch auch ein wenig Gamaschen davor, hier hoch oben von einem Gewitter überrascht zu werden. Wir wären zweifellos die höchste Erhebung hier und ein rascher Abstieg ist bei nassem Slickrock und dem losen Geröll der Rinne kaum möglich. Wir einigen uns auf einen Kompromiss. Wir laufen ein wenig an der Südflanke des Yellow Rock umher und sparen uns die besonders farbenfrohe Ostflanke für einen weiteren Urlaub auf. Frank ist einverstanden und wir nähern uns dem schuppigen Bergrücken. Die Struktur erinnert an vergrösserte Elefantenhaut, die Farben reichen von Orange über Weiss, und Rot bis hin zum allgegenwärtigen Gelb.



          Leider verhindern die vielen Wolken, dass die Farben so richtig prächtig strahlen können. Ein Grund mehr, um bei wolkenlosem Himmel noch mal wiederzukommen. Ein weiterer Blick nach Norden – die Wolkensuppe ist noch dichter, deutlich dunklelgrau und - was mich jetzt auch besorgt - die Berge im Norden zeichnen sich nicht mehr klar am Horizont ab. Es sieht so aus, als würden tatsächlich Regenschauer die Sicht eintrüben. Jetzt habe auch ich genug und mahne zum Abstieg. Nur keine Panik, der Regen wird uns so schnell nicht einholen können, meint Frank und wir laufen gemächlich zur Rinne zurück.

          Wir verschaffen und einen Überblick über den Rückweg und erspähen tatsächlich einen Weg zurück zur Cottonwood Road, der nur einen ganz schmalen Streifen durch Gebüsch führt, an einem Zaun entlang und an einem Weiderost direkt neben der Strasse endet. Am oberen Ende der Steilrinne lösen wir unsere Trekkingstöcke vom Rücken und stützen uns beim Abstieg darauf. Wir müssen trotzdem sehr vorsichtig sein, immer wieder lösen sich kleinere Steine und rutschen mit einer Mini-Geröll-Lawine ins Tal. Ich habe meine Augen nicht da wo sie sein sollen und ich lande kurzfristig auf dem Hosenboden und stemme mich mit meinen Hacken gegen den Berg um die kurze Talfahrt zu bremsen. Frank ist sichtlich erschrocken und hat mich schon abstürzen sehen. Besorgt hilft er mir auf die Beine und klopft mir den Staub von den Kleidern. Nichts passiert, doch mit etwas mehr Vorsicht steige ich fortan nach unten. Nach der Rinne folgen wir dem steinigen Pfad zurück ins Flussbett, dem wir schätzungsweise 400 m nach Süden folgen müssen.

          Unsere Schritte erzeugen wieder schmatzende Geräusche, als wir durch das matschige Bett des Cottonwood Creek stapfen. Mein Trekkingstock versinkt bis über den Teller in dem flüssigen Lehm und ich Laufe zur Mitte des breiten, flachen Stroms, wo noch ein Rest Wasser fliesst. Hier wasche ich den Stock und säubere auch meine Schuhe und gehe am Rand des fliessenden Wassers entlang. Völlig unvorbereitet treffen wir ausserhalb des Washes auf einen Tierkadaver und gleichermassen angewidert und fasziniert starren wir auf die faltigen, zerfransten Überreste einer Kuh. Die liegt schon länger hier, Raubtiere, Vögel und andere Aasfresser haben sie bereits bis auf die Haut und Knochen ausgeweidet. Da wo man glänzende Augen erwartet, findet sich nur eine klaffende, faltige Höhle. Frank lässt es sich nicht nehmen, ein Foto zu schiessen, das möchte ich aber nicht zeigen, da der Anblick selbst auf dem Foto abstossend ist.

          Dem Weidezaun, den wir aus der Höhe gesehen haben, folgen wir bis zur Cottonwood Road und in etwa 300 m Entfernung sehen wir unser Auto neben dem Abzweig der Brigham Plains Road stehen. Als wir dort eintreffen biegt ein Geländewagen in die BLM Road #430 ein und die Insassen halten kurz an. Die beiden Burschen sind aus Deutschland - wen wunderts ;) und sind auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt. Anschliessend wollen sie über die BLM #431 zurück zur Cottonwood Road fahren. Sie wissen, dass der Rundkurs etwas heikel ist, sind ihn aber vor zwei Jahren schon mal gefahren. Wir wünschen ihnen viel Spass und der Geländewagen verschwindet, eingehüllt in eine Staubwolke aus unserem Blickwinkel.

          Wir hatten eigentlich noch den Besuch der Paria Contact Station geplant, um uns über die Strassenverhältnisse Richtung Cottonwood Cove zu informieren. Das schaffen wir aber nicht, da die Rangerstelle um 5.00 Uhr schliesst und wir praktisch fliegen müssten um noch rechtzeitig einzutreffen. Also lassen wir uns Zeit auf dem letzten Abschnitt der Cottonwood Road, die jetzt durch das Tal des Paria Rivers führt. Wir queren einige Washes, einen alten Korral und halten auf einer Anhöhe um zurückzublicken.



          Anschliessend führt die Strecke durch eine weitläufige Landschaft aus grau-braunen Badlands. Um etwa 18.00 Uhr stossen wir wieder auf Asphalt und fahren über den Highway 89 in Richtung Page.

          Geplant ist die Übernachtung auf dem Wahweap Campground, den wir als nächstes ansteuern und anschliessend nach Page zum Einkaufen fahren wollen. Am Westeingang der Wahweap Marina biegen wir auf den Lakeshore Drive ein und nähern uns dem Wahweap Campground. Bereits von weitem sehen wir die neue Baustelle. Die Arbeiten zur Erweiterung des RV-Parks sind in vollem Gange, gewaltige Erdbewegungen und schweres Räumgerät zeugen davon. An der Anmeldung erstehen wir einen Stellplatz und bezahlen 19 Dollar/Nacht - 1 Dollar mehr als im letzten Jahr.

          Reisende mit Wohnmobil haben weniger Glück, sie können statt der gewünschten 3 Nächte nur für 2 Nächte einen Stellplatz mit Anschlüssen mieten, der RV-Abschnitt ist vollbelegt und wenn kein Platz mehr frei werden sollte, müssen sie die 3. Nacht ohne Anschlüsse campen oder weiterfahren.

          Waren wir letzten November neben einem alten Wohnmobil die einzigen Camper auf dem Campground, treffen wir jetzt in der Schleife auf mind. 10 Zelte. Neugierig betrachten wir bei der Anfahrt auf dem Rundkurs die Behausungen und gelangen zu dem Schluss: Wahweap Campground ist fest in deutscher Hand. Anhand der Zelte schliessen wir, dass nur in dem Familienzelt in der Nähe der Ausfahrt Amerikaner campen, der Rest schläft in Tunnel- und Kuppelzelten von Vaude, Wolfskin und Salewa – ein untrügliches Zeichen für die europäische Herkunft.

          Wir inspizieren unseren Stellplatz und suchen einen schönen Platz für unsere Hütte.



          Unser Vaude-Tunnel thront kurze Zeit später auf dem sandigen Boden, noch schnell Matten und Schlafsäcke rein und weiter geht’s.

          Von der Glen Canyon NRA haben wir, trotzdem wir schon zum 2. Mal hier sind, noch nicht viel gesehen. Daher brechen wir auf, fahren erneut zum Westeingang hinaus um noch verschiedene Viewpoints anzufahren. Unser erster Stopp ist ein Aussichtspunkt über den See, von dem man einen phantastischen Blick über die Wahweap Marina im unwirklichen Glanz der untergehenden Sonne hat.



          Wir können uns kaum losreissen von diesem Blick. Die weissen Hausboote auf der spiegelnden Wasserfläche, dahinter die gelblichen und rötlichen Felsen die den Lake Powell in der Wahweap Bay umspielen. Bevor die Sonne vollends untergeht, gehen wir zurück zum Fahrzeug, um noch im Hellen in Page anzukommen und den Safeway Markt zu suchen. Wir finden ihn direkt am Business Loop der US 89 und verschwinden für geraume Zeit um unsere geschrumpften Vorräte aufzufrischen. Bewaffnet mit allerlei Leckereien und zwei gekühlten Dosen Bier verlassen wir den Supermarkt um uns dem gemütlichen Teil des Abends zu widmen.

          Übernachtung: Wahweap Campground Glen Canyon NRA 19$

          Den folgenden Tag verbrachten wir in Arizona, den gibt es hier:
          Coyote Buttes South - unterwegs im farbenfrohen Wunderland der Cottonwood Teepees

          Am darauffolgenden Tag war Utah wieder dran.
          Gruss Kate

          "May your trails be crooked, winding, lonesome, dangerous, leading to the most amazing view. May your mountains rise into and above the clouds." (Edward Abbey)

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            #25
            AW: [USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry

            Donnerstag, 28. September 2006

            Den 5.00 Uhr Hoodoo-Wecker ignorieren wir und träumen noch ein wenig von den Coyote Buttes South. Um 6.30 Uhr schält Frank sich als erstes aus dem Schlafsack und beginnt mit den Frühstücksvorbereitungen. Als ich um 7.00 Uhr noch ein wenig verschlafen aus dem Zelt krieche, hat er bereits das schmutzige Geschirr vom Vorabend erledigt und den Tisch für das Frühstück gedeckt. Der Wasserkessel brodelt und feine Dampfschwaden ziehen einladend über den Tisch. Am verlockendsten sind die frischen Croissants und ich beeile mich im Bad. Wenig später frühstücken wir in aller Ruhe und blicken auf den Lake Powell, der sich, noch in wenige Dunstwolken gehüllt, friedlich und still vor uns ausbreitet. Langsam kommt auch Bewegung in unsere Platznachbarn, Leute wuseln zwischen Sanitärgebäude und Stellplatz hin und her, Autotüren schlagen und die ersten Reisenden verlassen den Platz. So weit sind wir noch lange nicht, bis wir den Abwasch gemacht und uns in die Reihe geschafft haben, ist es so spät, dass wir noch das Zelt abschlagen müssen, da wir es bis zur Check Out Time um 11.00 Uhr auf keinen Fall bis zurück auf den Platz schaffen.

            Um 8.30 Uhr sind wir on the Road und fahren gemächlich den Lakeshore Drive nach Westen, biegen in die US 89 North ein, passieren Big Water und Churchwells und erreichen die Abfahrt der Cottonwood Canyon Road. Unser Ziel sind die weissen Hoodoos der Wahweap Drainage, deren offizielle Bezeichnung Wahweap Hoodoos lautet. Diese profane Namensgebung wird dem Gebiet jedoch nicht gerecht, der klangvolle Titel von Karsten Rau - „Valley of the White Ghosts“ – passt besser. Nach 1,4 Meilen auf der Cottonwood Canyon Road biegen wir in die BLM Road #431 ein. Von hier lautet die Wegbeschreibung die wir haben: 4 Meilen immer nach Nordost, die restlichen 8 Meilen in östliche Richtung fahren, bis man den Wahweap Wash erreicht. Hört sich so einfach an, ist es in der Praxis aber nicht, da zahlreiche Weggabelungen von der Spur abzweigen. Wir versuchen Kurs zu halten und lassen uns auch nicht davon beirren, dass die BLM Road 431 nach Kreuzung mit der Brigham Plains Road (BLM #430) abrupt endet und wir im Niemandsland umherfahren.

            Die Landschaft besteht aus einer kargen, bräunlichen Hügellandschaft und wir wären schon längst umgekehrt, wenn nicht die einzigartigen strahlend weissen Felstürmchen mit den schokobraunen Häubchen auf uns warten würden. Wir queren zahlreiche Washes deren Durchfahrung nahezu die gesamte Bodenfreiheit unseres Trailblazers aufbraucht. An einigen Flussbetten lese ich vor der Durchfahrt kleinere Felsbrocken auf und an einer besonders haarigen Stelle haben andere Reisende eine Fahrspur aus Gestein gebaut, die wir für die Querung nutzen. Mehrmals hänge ich mit der Nase direkt über dem Boden und dirigiere Frank mit Handzeichen durch das Flussbett. Zwischen die Frontschürze unseres Trailblazers und die Felsbrocken im Wash passt an der schlimmsten Stelle kaum mehr als ein Blatt Papier. Doch aufgeben ist nicht, die „Towers of Silence“, wie sie von einem amerikanischen Naturfotographen tituliert wurden, wollte ich mir schon bei unserer ersten Reise ins Grand Staircase anschauen. Vor knapp einem Jahr verhinderte jedoch ein weggeschwemmter Strassenteilabschnitt die Zufahrt.

            Der letzte Hügel hat es besonders in sich: auf einer schmalen Lehmspur geht es mit Haarnadelkurve steil bergab. Diese Kurve möchte ich bei rutschigen Verhältnissen nicht fahren, da es in dem abschüssigen Gelände kein Halten mehr gibt und das Fahrzeug unweigerlich nach unten rutschen würde. Wir haben Glück, es ist trocken und Frank navigiert das SUV vorsichtig den Hang hinab. Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück, bis zum Wahweap Creek. Als wir ankommen, verladen zwei junge Männer gerade ihre Rucksäcke in ihren Geländewagen und wenig später fährt der GMC Envoy ab. Wir wenden und parken unseren Trailblazer auf dem freigewordenen „Parkplatz“, direkt neben dem Zaun des Wahweap Creeks. Von hier geht es offiziell nur noch zu Fuss weiter, sollte man meinen, aber Reifenspuren im Wash verraten uns, dass die Fahrer von ATVs die Verbotsschilder einfach ignorieren und mit ihren Quad-Vehikeln im Flussbett weiterfahren.

            Wir packen Getränke und die Kameras in die Rucksäcke und stapfen los. Von hier sind es in südliche Richtung knapp 2 km bis zur nördlichsten der drei Hoodoo-Gruppen und wir schlüpfen über den Zaun ins Flussbett. Im breiten Strom des Wahweap Creek fliesst nur ganz in der Mitte ein kläglicher Rinnsal Wasser und wir laufen durch das steinige Flussbett. Nach 20 minuten entdecken wir die Kopfbedeckungen der ersten Hoodoo-Gruppe und folgen einem Trampelpfad aus dem Flussbett. Der Aha-Effekt stellt sich direkt ein, als wir den schlanken grossen Geist entdecken.


            Der schlaksige lange Kerl hat es uns direkt angetan und wir nähern uns vorsichtig den empflindlichen weissen Formationen mit der Kappe aus braunem Sandstein.
            Die Erosion hat hier ein wahres Meisterstück geschaffen. Die Szenerie aus gipsartigen weissen Felstürmen mit den dunklen Caprocks ist so unwirklich, dass man sie einem Märchenbuchillustrator zubilligen möge. Auch Frank ist sichtlich beeindruckt und blickt ehrfürchtig zu den Geister-Hoodoos.


            Dass die Felswand bereits mächtige Schatten wirft, stört uns nur wenig und wir erkunden das Areal.


            Einige unvorsichtige Tritte haben Schaden in den äusserst empfindlichen Strukturen hinterlassen. Die Abdrücke von schweren Stiefeln mit Profilsohlen findet man nicht nur im Sand, sondern auch in den weissen Erosionsschichten an der Basis der Hoodoos. Ein Hoodoo hat seine Kopfdeckung verloren. Die liegt direkt daneben und man ist versucht, sie wieder aufzusetzen.

            Wir machen uns auf zur mittleren Gruppe und finden sie praktisch direkt hinter der nächsten Biegung des Flussbettes.


            Das ist die Hoodoo-Familie mit dem mächtigen, breiten Gespenst und wir suchen nach einem Aufstieg auf das Plateau.


            Dabei stellen wir fest, das einige der niedlichen winzig kleinen Hoodoos einfach platt getrampelt wurden und das macht mich einfach traurig. Daher ein dringender Appell: seit vorsichtig und tragt durch sorgfältig gewählte Schritte dazu bei, dass noch viele Generationen von Reisenden die Wahweap Hoodoos in ihrer einmaligen Schönheit bewundern können.


            Im unteren Bereich der Hoodoo-Gruppe finden wir zwei sehr fotogene Hoodoos, die sich durch sanfte braunen Streifen von den übrigen Türmen unterscheiden.


            Anstelle des dunkelbraunen Sandsteins tragen einige Hoodoos Kappen aus rötlich-braunem Gestein.


            Nachdem wir diese Hoodoos gebührend bewundert haben, bleibt noch das südlichste der drei Hoodoo-Areale und das liegt auch beinahe um die Ecke.


            Hier scheint die Sonne direkt in die Kamera, sodass die Foto-Perspektiven ziemlich begrenzt sind.


            Wir streifen zwischen den Hoodoos umher und folgen schliesslich einem Trampelpfad zurück zur mittleren Hoodoo-Gruppe. Hier hat sich ein Fotograph mit Stativ breit gemacht, wir winken freundlich und nehmen den nächsten Trampelpfad zurück ins Flussbett des Wahweap Creek.

            Auf dem Weg zum Auto überrede ich Frank, noch den Abstecher zu einem weiteren Hoodoo-Canyon zu fahren, für den sich im deutschen Sprachgebrauch die Bezeichnung „Rainbow Valley“ eingebürgert hat. Wir nehmen den nächsten Abzweig in südliche Richtung und rumpeln über die staubige Dirt Road, die von tiefen Fahrrinnen durchzogen wird. Unwillig tänzelt der Trailblazer in dieser ausgefahrenen Spur. Zum grossen Ärger sind wir auch noch falsch gefahren, anstelle der Aussicht auf den Hoodoo-Canyon erblicken wir nur bräunliches bis ockerfarbenes Gestein. Wieder zurück auf die Hauptroute, die nächste Abfahrt ist die richtige und nach wenigen Minuten haben wir einen atemberaubenden Ausblick auf ein Meer aus pastellfarbenen Hoodoos und vielgestaltigen Felsformationen. Ich springe aus dem Auto und suche bereits nach einer Abstiegsmöglichkeit. Frank bremst mich in meinen Bemühungen mit einem Tippen auf die Uhr. Wir haben über 3 Stunden bei den Wahweap Hoodoos verbracht und es ist bereits nach 1.00 Uhr nachmittags. Alles Verhandeln hilft nichts, es gibt keine Rainbow-Hoodoos, das Auto fährt zurück nach Page zum Einkaufen.

            Ich sehe es ja auch ein, wenn wir erstmal unten im Tal sind, dass 2 Stunden wie im Fluge vergehen und wir garantiert nicht mehr bis zum Zion NP kommen. Trotzdem tue ich auf der Rückfahrt meinen Unmut ein wenig schmollend kund. Ein Burger in Page und das neue Walmart Supercentre versöhnen mich dann teilweise. Nach einer guten Stunde verlassen wir vollbepackt das gut sortierte Warenhaus, nicht ohne einen Abstecher in die Camping-, Fishing und Huntingabteilung gemacht zu haben. Um einige Ausrüstungsgegenstände reicher und etliche Dollars ärmer verlassen wir Page und halten am Carl Hayden Visitor Centre.

            Eine etwas forsche Besucherin bekommt beinahe einen Anfall, als ich mit Rucksack über den Parkplatz laufe: „Backpacks are forbidden“„No Problem“ - sie versteht nicht, dass wir gar nichts ins Gebäude wollen, sondern lediglich die Staumauer und die Schlucht an der Brücke bewundern wollen. Kopfschüttelnd betritt sie das Besucherzentrum, für die Ausstellungen und die Führungen haben wir keine Lust, die Details des Glen Canyon Dams kennen wir bereits aus dem Web und den Reiseführern. Die Aussicht auf die gewaltige Staumauer sollte man sich jedoch im Original gönnen.


            Ein weiterer Abstecher zum Lone Rock Beach beschert uns wieder eine Sandpiste. Ausnahmsweise ist hier das Befahren des Strandes mit Fahrzeugen erlaubt und Frank pflügt mit reichlich Gas bis zum Ufer des Stausees.


            Unser Blick fällt auf den markanten Lone Rock, ein von Wasser umspülter gewaltiger Felsen. Der Strand gefällt uns gut, hier würden wir gerne Zelten und merken uns das Fleckchen für den nächsten Aufenthalt in Page. Die Sandherige sollte man allerdings nicht vergessen, da der gesamte Uferabschnitt aus lockerem Sand besteht.


            Zahlreiche Wohnmobile und nur ganz wenige Zelte bevölkern diese malerische Bucht und die Urlauber sitzen auf Campingstühlen direkt am Wasser oder plantschen in dem kühlen Nass.


            Ich ziehe Schuhe und Strümpfe aus und tauche meine Füsse in den Lake Powell, bevor wir nach 30 min. Aufenthalt in Richtung Kanab davonfahren.

            Bis zum Zion National Park sind es über die US 89 und den Highway 9 etwas 110 Meilen und die zügige Fahrt endet bereits bei Mount Carmel Junction. Da wir kein Ticket riskieren wollen, halten wir uns an die Geschwindigkeitsbeschränkung und tuckern gemächlich den Zion-Mount Carmel Highway entlang. Kurz vor der Einfahrt in den Park stoppen wir, um die vielköpfige Bisonherde eines Restaurants zu bewundern.


            Der gewaltige Bulle gibt sich völlig gelassen und schreitet in bester Fotodistanz auf der riesigen Koppel umher.

            Die Schatten sind bereits ziemlich lang, als wir den Eingang des National Park passieren und eintauchen in die Wunderwelt aus glattgeschliffenen rot-weissen Gesteinsschichten im Zion National Park. Bis zum Tunnel läuft der Verkehr ausserdordentlich zäh. Strassenbauarbeiten sind im vollen Gange. Direkt vor dem Tunnel warten wir besonders lange, da gerade dampfender Asphalt aufgetragen wird und verteilt werden muss, bevor der Verkehr über eine Fahrspur wieder abwechselnd freigegeben wird. Der Overlook Trail ist wegen der Road Construction geperrt. Am Trailhead neben dem Rangerhäuschen parkt schweres Baugerät. Gemächlich schrauben wir uns auf den Serpentinen des Highways nach unten in das Tal des Virgin Rivers.

            Dort wartet eine unschöne Überraschung: die Campgrounds im Park sind belegt, und das obwohl noch nicht einmal Wochenende ist. Wir haben Glück und finden auf dem Zion Canyon Campground, direkt neben dem Park ein freies Plätzchen für unser Zelt. Mit Wohnmobil hätten wir hier ziemlich schlechte Karten gehabt, die Plätze sind alle belegt und die Dame an der Registration muss das Paar vor uns weiterschicken. Einige Plätze für Zelte sind noch frei und die sind tatsächlich den Zeltern vorbehalten und werden nicht an kleinere Wohnmobile vermietet. Unser Stellplatz liegt direkt am Virgin River, unmittelbar gegenüber dem Campground des Parks. Wir sind wieder versöhnt und besichtigen nach dem Zeltaufbau die Anlagen. Der Platz ist brechend voll, ähnlich sieht es in den beiden Sanitärgebäuden aus, viel zu wenig Kapazitäten für die vielen Besucher. Anstelle einer Dusche kochen wir unser Abendessen und vesenken eine Flasche Wein zur Kühlung in den Fluten des Virgin Rivers. Das Wasser ist kälter als erwartet und wir können schon bald mit einem wohltemperierten Glas Wein im Schein der Gaslaterne den gemütlichen Teil des Abends einläuten. Kurz vor den Nachtruhezeiten schlüpfen wir unter die Dusche und haben erfreulicherweise auch noch heisses Wasser zur Verfügung.

            Übernachtung: Zion Canyon Campground 24,53 $
            Gruss Kate

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              #26
              AW: [USA] Wild Heart of the West - Unterwegs in Utahs Canyoncountry

              Freitag, 29. September 2006

              Noch vor dem Wecker reisst uns ein intensives Brummen aus dem Schlaf. Ein Blick auf die Uhr, es ist gerade mal 6.02 Uhr morgens. Der Geräuschpegel ist so laut, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Ich verwünsche den rücksichtslosen RVler der zu unchristlicher Zeit seinen Generator laufen lässt. Frank beschliesst dem nachhaltigen Brummen auf den Grund zu gehen und berichtet mir schon bald darauf, dass auf dem nordöstlich angrenzenden Grundstück eine Maschine zur Holzverarbeitung in Gang gesetzt wurde. Die frühe Störung bewirkt, dass schon bald auf den Nachbarplätzen Reissverschlüsse auf- und zugezogen werden, die Morgenstunde ist erfüllt von leisem Stimmengewirr und knirrschenden Schritten auf dem Kies. Als Frank vom Sanitärhäuschen zurückkommt und Geschirrklappern das nahende Frühstück ankündigt, schäle auch ich mich aus dem Schlafsack und laufe mit wenig Begeisterung zum Sanitärgebäude. Im Hellen wirkt es etwas heruntergekommen und als ich die Tür öffne und eintrete, schauen mich etwa 10 Augenpaare neugierig an. Der weibliche Teil einer Trek America Gruppe hat sich im Waschraum breit gemacht und belagert mit allerlei Utensilien die 3 Waschbecken vor dem grossen Spiegel. Ich wünsche den Mädels einen Guten Morgen und laufe weiter zum anderen Sanitärhäuschen. Auch dieser Waschraum ist fest in den Händen von Trek America, mir wird jedoch spontan ein Fleckchen freigeräumt. So kommt es, dass ich bereits am frühen Morgen mit der Zahnbürste im Mund Konservation betreibe und schon bald im Bilde bin, dass die Truppe heute zum Wandern aufbricht und noch eine weitere Nacht auf dem Campground verbringt, genau wie die 4 anderen Gruppen des Veranstalters von Campingreisen. Frank verfällt nicht gerade in Begeisterungsstürme, da auch der Herrenwaschraum von den America Trekkern belagert wurde und es nur 2 Steckdosen gab, wovon eine noch durch ein Batterieladegerät blockiert war. Dummerweise haben wir bereits für 2 Nächte bezahlt und können nicht auf einen Parkcampground flüchten. Nach dem Frühstück stehen wir in der Schlange vor den Geschirrspülbecken und verwünschen diesen überfüllten Campground mit den ungenügenden, teilweise maroden Anlagen. Unsere Platznachbarn haben noch weniger Freude: sie haben simples Kaffeewasser auf der Campsite verschüttet und schon bald kämpfen Kakerlaken verschiedener Grösse um die besten Plätze in der feuchten Erde und sie laden uns ein, das Schauspiel zu verfolgen. Mich schüttelt es und ich hoffe inständig, dass die ekligen Kriechtiere die Grenzen der Campsite kennen. Vorsichtshalber entfernen wir vor dem Aufbruch alles was nicht zum Zelt gehört und verfrachten es ins Auto.

              Unser Plan sieht vor, dass wir heute Morgen den Zion-Mount Carmel Highway bis zum östlichen Parkeingang fahren um die Staus vor den Baustellen zu vermeiden und die Wanderung auf den Nachmittag legen. Schon bald sind wir via Südeingang auf der Strasse durch den östlichen Parkabschnitt unterwegs und schrauben uns über die Serpentinenstrecke aus dem Wüstenboden zum Hochplateau in Richtung Tunnel. Vorbei am 120 m hohen Great Arch folgen wir den Spitzkehren des Pine Creek Canyons. Insgesamt überwindet der Highway 9 zwischen Springdale und East Entrance Station einen Höhenunterschied von 600 Höhenmetern. Da der Canyon Overlook Trail wegen der Bauarbeiten gesperrt ist, stoppen wir an verschiedenen Haltebuchten entlang des Highways und erklimmen die einzigartigen, glatt geschliffenen Felsen des Zion National Park.





              Die malerischen Felsformationen strahlen im Licht der Morgensonne und verzaubern mit sanften Weiss- und Pastelltönen.



              Dazwischen Nadelhölzer im satten Grün und in Herbstfarben glühende Laubbäume. Eine der bekanntesten Viewpoints ist der Halt an der Checkerboard Mesa und wir geniessen die Aussicht auf die zerfurchte Oberfläche des Tafelberges aus Navajo-Sandstein.



              Ein weiterer Stopp und wir entdecken Hoodoos, hoch oben auf einer Felsflanke.



              Während Frank bereits am Aufstieg ist, werde ich von einem atemberaubenden Herbstpanorama aufgehalten. Die Laubsträucher am Fusse des Hanges strahlen in feurigen Rot- und Gelbtönen. Die Hoodoos am Felsen wirken, als hätte sie die Hand eines Riesen platziert.



              Dazwischen finden sich unzählige Felsbrocken aus lavaartigem, schwärzlichem Gestein. Wir streifen ein wenig durch diese gefällige Landschaft, erreichen den Osteingang und kehren um.



              Mittlerweile schieben sich schon deutlich mehr Fahrzeuge dem Tal des Virgin Rivers entgegen und wir reihen uns ein in die nicht versiegende Autoschlange, die die populären Nationalparks des Grand Circle durchzieht.

              Zurück in Springdale parken wir den Trailblazer auf unserem Stellplatz auf dem Campground und nehmen den kostenlosen Shuttle zum Zion Canyon, der direkt neben der Campground-Einfahrt hält. Der Bus ist gut gefüllt mit Touristen aus aller Herren Länder: Asiaten, Europäer, Amerikaner und einige wenige Besucher indianischer Abstammung. An der Haltestelle zum Beginn des Park Scenic Drive heisst es umsteigen und wir quetschen uns zusammen mit den anderen Reisenden aus dem Bus. Der Bus Stopp wird belagert von einer quirligen Menschenansammlung, aus denen eine grössere Gruppe Jugendlicher durch lautstarke Zurufe und gegenseitiges Schubsen unangenehm auffällt. Wir sind auf dem Weg zur Grotto Picnic Area, dem Trailhead für die Wanderung zum Aussichtsfelsen Angels Landing. Als zwischen zwei Angehörigen dieser Gruppe die Wortfetzen „Angels Landing“ und „Hiking“ fallen, haben wir genug vom Massentourismus im Zion und wechseln wortlos in stillschweigender Übereinstimmung die Haltestelle und fahren mit dem nächstmöglichen Shuttle zurück zum Campground. Auf eine Wanderung in einem Pulk unvernünftiger Jugendlicher auf dem im oberen Bereich ausgesetzen Trail haben wir definitiv keine Lust. Es ist unser letzter voller Tag in der Natur und den möchten wir in Ruhe geniessen.

              Der Alternativplan ist schnell gefasst: die Kolob Terrace Road kennen wir noch nicht und soll uns in einsame Gefilde des Zion National Park führen. In Virgin nehmen wir die abzweigende Kolob Terrace Road und fahren schon bald durch dünn besiedelte Gebiete entlang des North Creek. Der grösste Teil der 21 Meilen bis zum Lava Point verläuft ausserhalb der Parkgrenzen des Zion NP. Einzelne Farmgebäude und Weideland kennzeichnen die Landschaft. Auf einer von Aspen gesäumten Koppel äsen einige Quarterhorses.



              Dazwischen immer wieder weitläufige Naturlandschaften und wunderschöne Ausblicke auf die Kolob Terraces.



              Langsam macht sich unser Magen bemerkbar und wir nutzen die nächste Bank für eine verspätete Mittagsrast. Während Frank fleissig unsere Nudeln in Tomatensauce umrührt, folge ich neugierig einem Trampelpfad in den lichten Kiefernwald und nach kurzer Zeit überwältigt mich ein Panorama aus kunterbunten Herbstfarben und eindrucksvoller Felslandschaft. Ich stürze über den kurzen Trail zurück, schnappe mir Kamera und Camcorder um den atemberaubenden Anblick festzuhalten.



              Anschliessend übernehme ich die Verantwortung für den Essenstopf und Frank erfreut sich an der farbenfrohen Herbstlaubfärbung. Nach dem selbstgekochten Mittagsmahl folgen wir wieder der Strasse zum Kolob Reservoir und treffen am Ende der asphaltierten Strasse auf einen prächtigen Stausee, dessen spiegelnde Wasserfläche von Wäldern in malerischen Herbstfarben eingerahmt wird. Ein Bild so kitschig, wie das Gemälde eines Landschaftsmalers aus vergangenen Jahrhunderten.



              Wir schauen einigen Anglern beim fischen zu und umrunden das Kolob Reservoir mit dem Fahrzeug. Dabei treffen wir auf die Forest Road, die die Kolob Terraces mit dem Cedar Breaks National Monument verbindet. Die Versuchung ist gross, aber heute siegt die Vernunft und wir kehren um, um verschiedene Aussichtspunkte anzulaufen und uns ein wenig die Füsse zu vertreten.

              Der Abzweig zum Lava Point hat es in sich. Die Piste ist ausgewaschen und übersät mit Schlaglöchern, trotzdem haben es einige Strassen-PKW auf den Parkplatz geschafft. Wir laufen das kurze Stück bis zum Lava Point und geniessen den Blick aus der Vogelperspektive.



              Unter uns erstreckt sich eine weitläufige Szenerie aus dichten grünen Nadelwäldern, gelb-braunen Laubbäumen, toten Baumskletten, die von einer Feuersbrunst zeugen und ein Labyrinth aus Felsabbrüchen. Dazwischen können wir mühelos die ersten Meilen des 14 Meilen langen West Rim Trails verfolgen, dem man binnen 2 Tagen zur Grotto Picnic Area im Zion Canyon folgen kann. Ausser uns sind nur wenige Besucher am 2405 m hoch gelegenen Lava Point und wir verweilen eine ganze Zeit lang und schauen einfach nur stumm auf die Weite der Landschaft die unter uns liegt. Noch ein paar Fotos und Camcorderschwenke und wir laufen zurück zum Auto.

              Wir haben Lust, uns ein wenig die Beine zu vertreten, da uns die Landschaft des West Rim Trails auf den ersten Meilen aber nicht so zusagt, wollen wir einen der nächsten Trailheads anlaufen. In der Parkzeitung haben wir vom Wildcat Trail gelesen, der hinauf zum Lava Point führt. Der Name hört sich interessant an und wenige Minuten später parkt unser Trailblazer am Trailhead und wir marschieren mit leichtem Gepäck los. Der Pfad unterscheidet sich kaum vom West Rim Trail, er führt über Wiesen und durch lichten Wald. Wir laufen querfeldein zur Abbruchkante, doch statt der erhofften zerklüfteten Canyonlandschaft blicken wir auf weitläufige, sattgrüne Nadelwälder. Enttäuscht geht es zurück zum Trail. Wir laufen etwa 2 Meilen und queren immer wieder zum Rand des Plateaus, die Aussichten verändern sich kaum. Gelegentlich lugt ein wenig weissliches Gestein zwischen dem grünen Nadelbaumteppich hervor. Richtige spektakuläre Aussichten bleiben uns aber verwehrt. Enttäuscht drehen wir um und fahren mit dem Auto die Kolob Terrace Road hinab. Es bieten sich jetzt wieder völlig andere Ausblicke als bei der Auffahrt und wir stoppen an verschiedenen Aussichtspunkten, bevor wir bei Virgin wieder auf die State Road 9 stossen.

              Es ist noch zu früh um zum Campground zurückzufahren und wir blättern im Guide von Laurent Martres: Photographing the Southwest. Ganz in der Nähe liegt eine verlassene Mormonensiedlung und wir beschliessen, uns die Ghosttown anzuschauen. Die Abfahrt liegt in Rockville, einem Dörfchen mit kaum mehr als ein paar Häusern. Trotzdem gelingt es uns, 2x an der Zufahrt vorbeizufahren bis wir endlich die leicht zu übersehende Abfahrt erwischen. Schon bald haben wir die meisten Häuser hinter uns gelassen und fahren über eine historische Brücke, deren Gewirr aus genieteten Stahlträgern noch immer einen soliden und robusten Eindruck macht.



              Wir passieren die letzten Siedlungen aus der heutigen Zeit und folgen jetzt einer sehr guten Gravel Road, dem Smithonian Butte Scenic Backway. Diese unbefestigte Strasse quert die Canaan Mountains und mündet bei Colorado City in die State Road 389. Unterwegs soll es phantastische Blicke auf den Zion Canyon geben. Wir verlassen den Backway in Höhe des alten Friedhofes von Grafton und laufen zwischen den restaurierten Grabstätten umher. Eine Initiative „Grafton Heritage Project“ hat Gelder gesammelt und die Gräber der ehemaligen Bewohner von Grafton rekonstruiert. So erfahren wir mehr über die Verwandschaftsgrade und das eine junge Ehefrau im Alter von nur 20 Jahren am 2. April 1866 von Indianern getötet wurde.



              Am gleichen Tag starb ihr 23 Jahre alter Ehemann. Viele weitere Mormonen die hier begraben sind, sind nicht älter als 40 Jahre geworden. Es muss eine unvorstellbar harte Zeit gewesen sein. Etwas nachdenklich steigen wir wieder ins Auto und fahren weiter zum Dorf.



              Aufgrund von Besitzstreitigkeiten sind noch nicht alle Gebäude wieder restauriert. So kommt es, dass man zuerst an völlig zugewucherten Gebäuderesten vorbeifährt, an deren Besichtigung uns ein Private Property Schild hindert. Wenige Meter weiter stehen die restaurierte Dorftkirche und ein instandgesetztes Wohnhaus.



              Neugierig schreiten wir näher und rütteln an der Tür – abgeschlossen. Ein Blick durch die Fenster zeigt uns, dass nur die äusseren Fassaden wiederhergestellt wurden. Das Innere der Häuser präsentiert sich noch in einem verfallenen Zustand. Man erkennt einzelne alte Gerätschaften, die die letzten Bewohner achtlos zurückgelassen haben.



              An einem Metallpfosten hinterlassen wir eine Donation und nehmen ein Faltblatt mit, dass die Geschichte beschreibt. Mehrfach wurde Grafton von Überschwemmungen ausradiert und die Mormonen fanden immer wieder die Kraft zum Neuanfang. Erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurde die Siedlung nach und nach verlassen und im Jahr 1945 zogen die letzten Bewohner fort. Die Initiative „Grafton Heritage Project“, darunter viele Nachkommen der ehemaligen Bewohner, bemüht sich um den Ankauf der anderen Wohnhausreste zwecks Restaurierung und ist auch um die Grabpflege bemüht.

              Nach diesem Ausflug in die jüngere Vergangenheit fahren wir zurück nach Rockville und entdecken das Geschäftsgebäude eines bekannten Fotographen. Fatali unterhält hier ein „Schoolhouse of Photography“. Vor dem Haus steht ein liebevoll restaurierter Oldtimer, ein Pickup-Modell von GMC mit einer hölzernen Einfriedung der Ladefläche und ausladenden Trittbrettern aus Riffelblech und Zwillingreifen hinten.



              Jetzt freuen wir uns auf den letzten Abend im Zelt. Ein wenig getrübt wird die Vorfreude, als wir über den Campingplatz fahren. Mittlerweile ist der Platz bis zum Bersten gefüllt und wir blicken neidisch über den Fluss, wo die Stellplätze auf dem Campground des National Parks so grosszügig bemessen sind, dass mehr Privatsphäre bleibt. Dafür entschädigt der Ausblick auf die im sanften Abendlicht strahlenden Felsformationen oberhalb des Campgrounds.



              Wir nutzen wieder die kalte Strömung des Virgin Rivers und köpfen eine Stunde später eine wohltemperierte Flasche kalifornischen Weins.

              Übernachtung: Zion Canyon Campground 24,53 $
              Gruss Kate

              "May your trails be crooked, winding, lonesome, dangerous, leading to the most amazing view. May your mountains rise into and above the clouds." (Edward Abbey)

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