[CL] Ziel: Magellanstraße

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  • MikeFuchs
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    • 05.05.2009
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    • Meine Reisen

    [CL] Ziel: Magellanstraße

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    [b]Land[CL]: [CL] Chile
    Reisezeit: November
    Region/Kontinent: Südamerika

    Ziel: Magellanstraße

    Kleine Autotour durch Patagonien im November.
    Von Santiago bis nach Punta Arenas, von dort mit dem Kajak übergesetzt auf das Feuerland und wieder zurück.

    Möchte nicht viel vorweg schreiben, falls jemand Fragen hat, vor allen Dingen zur Autoanmietung in Chile, kann er sich gerne an mich wenden und ich erzähle dann kurz etwas zu den einzelnen Punkten.

    Grobe Strecke war Santiago weiter Richtung Südwest nach Pichilemu- an der Küste entlang bis Cobquecura. Landeinwärts nach Südost über Chillan, Los Angeles nach Puerto Mont.

    Hier an der Pazifikküste, und die nächte immer an den schönsten Plätzen die wir finden konnten, meistens im Auto geschlafen:


    In Puerto Mont haben wir dann neue Reifen aufziehen lassen da wir wußten dass die Carretera Austral ab sofort oft nur noch eine Staub- und Wellblechpiste ist.
    Durch einen Vulkanausbruch sind wir dann mit einem Umweg weiter in San Carlos de Bariloche in Argentinien gelandet und haben dort eine herrliche und unsere erste Wanderung gemacht.

    Mein Gott, hatte ich blasen... aber dafür hatten wir Spaß auf dem Rückweg den wir quer Feld ein genommen haben.
    Weiter ging es über Chile Chico nach El Chaltèn, einem wunderschönen, kleinen und ruhigen „Trekkingdorf“ am Monte Fitz Roy. Wir haben es nicht ganz bis auf den Gipfel geschafft, aber dafür unsere erste Arschrutschpartie über 200 Höhenmeter... Glaube wir haben 5 Stunden auf 2800 Meter gebraucht und runter ging es innerhalb von 2 Stunden.

    Falls dort jemand auf halber Höhe zum Fitz Roy Gipfel ein kleines, rotes Schweizer Taschenmesser findet, das ist meins!!!
    Leider ist es sehr schwer möglich, naja, eigentlich überhaupt nicht, in Patagonien ein Kajak zu mieten um selber auf Tour zu gehen. Es wird immer begleitet... So zerplatzte auch mein Traum am Moreno Gletscher mit nem Kajak entlangzupaddeln...
    Trotzdem haben wir natürlich auch den Schlenker gemacht und uns mit den vielen anderen knipsenden Trekkern und Nichttrekkern eingereiht um über Holz und Metalltreppen auf eine Aussichtsplattform zu kommen um den Moreno Gletscher kalben zu sehen...
    Schnell sind wir dann weiter zum Lago Grey und haben in einer stürmischen Nacht auf einem kleinen Parkplatz mitten in der Natur übernachtet... Das haben wir zwar auf dem Weg dort runter in den anderen Nächten auch gemacht, aber hier war es irgendwie unheimlich... Es war halt so tiefschwarz um das Auto herum, 2 Meter hat man schauen können und danach war es dunkel... Also schnell ins Auto, die noch halbvolle gekaufte Doppelbettluftmatratze wieder aufgepustet und tief und fest bis morgens um halb 7 geschlafen.
    Das Auto haben wir am Hotel Lago Grey abgestellt und wollten dann auch gleich los um diesmal mehrere Tage unterwegs sein zu wollen. 20 Meter hinter dem Parkplatz ist uns dann aufgefallen dass wir nicht über den Gletscherfluss vom Lago Grey kommen.
    Somit haben wir uns den Hotelgästen angeschlossen die mit ihren nagelneuen Schuhen und der teuersten Regenjacke „erstmalig“ loszogen. Sah gut aus, 5 Sterne Hotel im Nirgendwo.
    Per Schiff über den Lago Grey nahe des Gletschers wurden wir dann mit ca 20 weiteren Gästen rausgeworfen und zum Glück standen dort auch schon die aufgebauten 2 Meter hohen Zelte für die Hotelgäste mit ihren Lunchpaketen. Wir also gleich weiter und in Richtung Inlandeis.


    Naja, auf dem letzten Foto sieht man ja wie weit wir gekommen sind. (ca 15 Kilometer)
    Auf dem Rückweg, 1 Tag später, wollten wir es dann doch versuchen am Ende des Sees (das GPS zeigte ca 1 Km Luftlinie zum Auto an, halt nur auf der anderen Seite des Flusses) den Fluss zu überqueren. Leatherman lässt grüßen und so wurden am Flussufer aus großen Baumstämmen ein Floss gebaut innerhalb von 3 Stunden, welches uns genau 5 Meter getragen hat und wir somit pitschnass waren,
    von 17 Uhr bis 21.30 sind wir dann noch weitergezogen um den Fluss auf einer großen flussabwärts liegenden Brücke zu überqueren. Hier mein erstes
    Holzfloss

    Endlich im Auto ging es dann noch weiter bis Puerto Natales wo ein Zimmer und eine heiße Dusche auf uns wartete.
    In Punta Arenas, tolle Stadt, war es dann doch an der Zeit ein Kajak zu finden.
    Alle Outdoorläden, sämtliche Touristenbüros und viele Einheimische später haben wir dann jemanden gefunden der uns ein Zweierkajak überlassen hat, weil er seine Steuererklärung dringend fertig machen mußte und uns so nicht begleiten konnte (Gott sei Dank, denn sonst hätte er uns nie erlaubt über die Magellanstr. zu fahren).
    Das Kajak aufs Autodach und los ging es weitere 80 km in Richtung Südwesten.


    Endlich, wollte ich doch eigentlich nur nach Patagonien um die Strasse zu überqueren.
    Bis zum Ende der Strasse kurz nach San Juan und dann zu Wasser.
    Der Kajakverleiher meinte wir sollen bitte aufpassen und er hätte gern eine Telefonnr der Familie falls etwas passieren sollte. Eine CB Funkgerät hat er uns auch mitgegeben und sämtliche Feuerwerksraketen die er finden konnte.
    Umlaufende Winde und ein nicht zu unterschätzender Tidenhub sollen berücksichtigt werden.
    Ach egal, so breit ist sie ja nicht die Strasse, da wo wir rüber wollen (ca 12 km).
    Wir also los, vorbei am Leuchtturm, an unzähligen Pinguinen die lustige Geräusche machten, an kleinen Walen und großen Frachtern. Am südlichsten Zipfel von Amerika sollte es dann rübergehen. Die Winde, ich nenne sie wirklich Winde, da mal der Wind von hinten, dann 50 Meter weiter von der Seite und weitere 3 Minuten später von vorn kamen. So baute sich teilweise eine ordentliche Kabbelsee auf die mich hinten im Boot nicht störte aber meiner Partnerin ab und an frisches 8 Grad kaltes Wasser immer wieder ins Gesicht fegte. Sie hatte jedoch soviel Freude an den vielen Tieren im Wasser dass sie nicht merkte dass der Wind auf 8 Bft auffrischte, das rostige Steuerkabel für das Ruderblatt zerriss und ich mir hinten einen abkämpfte um uns schnell ans Land zu bringen... Durch die vielen Schluchten, Berge und Fjorde in der Magellanstr dreht der Wind ständig und so hatte auch schon vor knapp 500 Jahren Magellan stark damit zu kämpfen. Man sieht es auch an den unzähligen Schiffswracks die die Magellanstr säumen.
    Nach 4 Stunden Kampf gab es nichts schöneres als Dosenbier und trocken Brot auf der Isla Capitan Aracena in einer windgeschützten Bucht.
    Am nächsten Tag ging es dann bei anstehender Ebbe, (oder war es Flut?) zügig zurück zum Auto welches wir am späten Nachmittag erreichten.
    Einige Sonntagsausflüger hatten uns beobachtet auf den letzten Kilometern, welche sich unendlich hingezogen haben, vor allem weil das Kajak mit 6 Metern Länge auf ein funktionierendes Ruderblatt angewiesen war. Uns wurde, wie auf der gesamten Reise von Santiago bis hier runter wieder gerne geholfen und unsere erschöpften Arme mußten nicht beim anpacken helfen um die 60 Kilo aufs Autodach zu hieven. Dafür mußten wir uns mit einigen Einheimischen fotografieren lassen, was wir natürlich gerne gemacht haben (meine Partnerin nicht so sehr da natürlich das Make Up und die Frisur bei der Überfahrt durcheinander gekommen sind :-) )
    Das Kajak haben wir noch am selben Abend zurückgeben können und der Verleiher war heilfroh uns lebendig zurückzuhaben, oder galt es nur seinem Boot?

    Er erzählte uns vom Wetterbericht am Vorabend, in dem für die Region 96 km/h Wind vorhergesagt waren für unseren Tag der ersten Überfahrt. Kam uns gar nicht so doll vor, oder es war halt weniger :-) halt nur 8 Bft.
    Auf dem Rückweg, ca. 1 Woche später, welchen wir bis Comodoro Rivadavia an der atlantischen Küste fuhren hat es uns noch mal gepackt und wir wollten den Osorno besteigen.
    Am Abend kommen wir nun also auf halber Höhe mit dem Auto an, dort gibt es sogar ein Restaurant, es hat sich ein Orkan entwickelt und wir stecken bei Schneetreiben in einer Wolke auf dem Parkplatz oben fest. Es ist mittlerweile 23 Uhr und so bleiben wir mal wieder die Nacht über im Auto. Um halb 4 weckt mich meine Partnerin und fragt ob wir das Auto nicht umstellen könnten. Ihr geht mein Satz ständig durch den Kopf „dass zwar direkt vor uns ein steiler Abhang ist, aber wenn die Handbremse sich plötzlich löst immer noch ein Gang eingelegt ist und wir somit nicht vom Wind vorgeschoben werden können“. Sie kann halt nicht schlafen.
    Also schnell umgeparkt und hinter einem Wellblechschuppen vom Tennisverein (was auch immer ein Tennisverein oben auf dem Berg macht) geparkt. Ab da konnte ich dann nicht mehr schlafen da der starke Wind ständig die Wellbleche angehoben und sie wieder fallen lassen hat. Unausgeschlafen haben wir bei dem anherrschenden Sturm davon Abstand genommen den Vulkan zu erklimmen, zumal auch die Wolke uns immer noch einnebelte.
    Weiter also zum nächsten Vulkan mit besserem Wetter. Und zwar der Vulcano Antuco.
    Eine Geisterstadt mit ebenfalls verlassenem Skigebiet liegt am Fuße des Vulkans. Die unheimliche Landschaft zwischen See und Vulkan wird von unzähligen Kreuzen gesäumt.
    Erst zu Hause haben wir herausgefunden dass vor Jahren bei einem Schneesturm unzählige Rekruten der chilenischen Armee umgekommen sind.
    Trotz allem haben wir uns fast bis Los Barros vorgearbeitet und eine ruhige Nacht direkt am Seeufer verbracht.
    Am folgenden Tag ging es dann hoch auf den Gipfel den wir nicht ganz erreicht haben. Eine harte Eisschicht 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels hat uns abbrechen lassen. Steigeisen hatten wir nun doch nicht dabei. Also wieder Arschrutschen und schwupps waren wir auch wieder unten.
    Auf dem Weg nach oben an dem zerfallenen Schlepplift entlang liegen immer mal wieder Wanderstöcker, wir haben unsere dort auch zurückgelassen für die nächsten Besteiger.
    Kaum im Auto hat es dann erstmalig angefangen zu Regnen. In 4 Wochen das erste Mal!

    Somit hatten wir unglaubliches Glück. Denn Patagonien kann auch nicht nur schöne Wolken und Sonne sein.
    In Santiago stand dann auch schon fast der Flieger für uns bereit und meiner erste Amerikareise und unsere erste Trekkingreise nährte sich dem Ende.

    Falls jemand auch mit dem Mietwagen mal dort unten, am schönsten Ende der Welt, unterwegs sein möchte und Informationen braucht, kurz schreiben. Es gibt dort 2 Sachen zu beachten die unbedingt notwendig sind. Sonst muß man wie wir bei insgesamt 14 Grenzübergängen immer wieder Dinge und Unterlagen erklären, teilweise vor der Grenzschranke in 2000 Metern Höhe die bitterkalte Nacht verbringen und schlussendlich merken dass der Autovermieter geschlampt hat.

    Vielen Dank.
    Mike
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    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 00:09. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • MikeFuchs
    Erfahren
    • 05.05.2009
    • 370
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    #2
    AW: Ziel: Magellanstraße

    und noch mehr Bilder
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    Kommentar


    • casper

      Alter Hase
      • 17.09.2006
      • 4940
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      #3
      AW: Ziel: Magellanstraße

      Schöner Bericht über eine sehr interessante Reise!
      Könntest die Bilder einzeln zwischen die Zeilen setzen können.
      Dann wärs nich sooo anstrengend für die Augen, deinen Text durchzulesen, da es aufgelockerter wäre.
      Hattet ihr Erfahrung mit Kajakfahrten?
      Hört sich ziemlich riskant an bei 8 Bft rauszufahren .

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      • MikeFuchs
        Erfahren
        • 05.05.2009
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        #4
        AW: Ziel: Magellanstraße

        hi casper.
        du, ich raff das nicht mit dem einfügen zwischen den zeilen, habs versucht aber wohl vergeblich.
        Meine Freundin war noch nie draussen.
        Ich hingegen doch schon einige male auf dem Wasser, jedoch noch nie über eine so lange Distanz mit soviel Wind

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