[DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • asmeisne
    Erfahren
    • 24.05.2006
    • 358
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Hallo zusammen,

    motiviert durch Carstens Bericht sind wir (Jörg und ich) nun auch das Teilstück Oberstdorf-Meran des E5 angegangen. Ähnlich wie Carsten werde ich den Bericht so nach und nach schreiben, denn sonst wird er nie fertig

    Zunächst mal die harten Facts:

    Di, abends Anreise Nürnberg-Oberstdorf mit dem Zug, danach weiter mit dem Taxi nach Spielmannsau wo wir übernachten
    Mi, Spielmannsau - Kemptner Hütte - Holzgau - Memminger Hütte, 2200m Aufstieg, 920m Abstieg, 3120m Gesamt
    Do, Memminger Hütte - Zams - Venet Gipfel - Wenns - Mittelberg, 850m Aufstieg, 3530m Abstieg, 4480m Gesamt
    Fr, Mittelberg - Braunschweiger Hütte - Rettenbachferner - Zwieselstein - Timmelsjoch - Hochfirst, 2450m Aufstieg, 2100m Abstieg, 4550m Gesamt
    Sa, Hochfirst - Rabenstein - Moos - St. Leonard - Pfeiltalalm, 450m Aufstieg, 1520m Abstieg, 1970m Gesamt
    So, Pfeiltalalm - Pfandlerhof - Pfandleralm - Hirzer Hütte - Meran 2000, 2250m Aufstieg, 1050m Abstieg, 3400m Gesamt
    Mo, Meran 2000 - Jenesien - Bozen, 330m Aufstieg, 2020m Abstieg, 2350m Gesamt, Nachmittags Rückfahrt von Bozen mit dem Zug

    Wie ihr schon seht, sind wir dank des Berichts von Carsten nicht der Versuchung erlegen, gleich von der Memminger Hütte nach Zams weiter zu laufen, was ich nun auch jedem empfehlen würde.

    Der Abstieg nach Zams war dann jedoch viel leichter als erwartet, so dass wir in Zams schon um 10:30 angekommen sind. Da konnten wir dann natürlich nicht die Tagesetappe beenden und sind nach der Seilbahnfahrt von Zams auf den Krahberg gleich über den Gipfel nach Wenns durchgelaufen. Obwohl sich 3500m Abstieg sehr viel anhören, ging das erstaunlich schnell und gut.

    Unser Hammertag kam dann einen Tag später, als wir um 15:00 in Zwieselstein angekommen die Tour noch nicht beenden wollten und noch das Timmelsjoch in Angriff nahmen. Von den Höhenmetern hat es sich gar nicht so viel angehört, da aber ein großer Teil der Strecke nur mit einer minimalen Steigung verläuft zog es sich ewig bis wir an der italienischen Grenze angekommen waren. An diesem Tag haben wir unser Quartier dann auch erst um 19:45 erreicht.

    Da wir beide keine so großen Hüttenfans sind, war die einzige Hütte auf der wir übernachtet haben die Memminger Hütte. Hier hatten wir allerdings Glück, denn wir hatten einen netten Abend und die Schnarcher unter den Mitschläfern im Matratzenlager hielten sich in Grenzen. Ansonsten war es nie ein Problem ein schönes Doppelzimmer in einer der zahlreichen Pensionen/Gasthöfe unterwegs zu bekommen.

    Ein weiterer Vorteil dieser Etappeneinteilung war, dass wir den ganzen E5 weitestgehend einsam laufen konnten. Auch dass wir jeden morgen zwischen 6:30 und 7:00 aufgebrochen sind, mag dazu beigetragen haben.

    Ab dem 4. Tag, als wir uns akklimatisiert hatten, war es Genusswandern pur. Unsere Füße liefen fast wie von selbst. Aus diesem Grund möchten wir auch nächstes Jahr den gesamten E5 von Konstanz bis Verona laufen, denn dann haben wir vor den Bergen noch drei bis vier "Flach"-Etappen zum einlaufen. Außerdem hört sich der italienische Teil auch noch sehr interessant an.

    Das soll's fürs erste gewesen sein. Die einzelnen Tagesetappen mit Bildern folgen bald...

    Bis dann

    Andreas
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 06.11.2011, 20:00. Grund: Reisecharakter eingestellt
    Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

  • asmeisne
    Erfahren
    • 24.05.2006
    • 358
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

    Anreise/1. Tag

    Dienstag Abend fahre ich von Erlangen aus mit dem Zug und treffe Jörg in Nürnberg am Bahnhof. Von dort bringt uns ein Regionalexpress direkt ohne umsteigen nach Oberstdorf. Dort werden wir erst mal von Regen empfangen und ein Taxi ist auch weit und breit nicht zu sehen, doch ein Anruf bei der Taxizentrale lässt uns nur 5 Minuten warten und wir sitzen im Taxi nach Spielmannsau, wo wir im Gasthof ein Zimmer reserviert haben. Der Taxifahrer ist selbst ein junger Kerl der den E5 gut kennt. Als er von unserer Tourenplanung erfährt, erklärt er uns für ziemlich verrückt, denn noch wollen wir von der Braunschweiger Hütte bis nach Moos an einem Tag durchlaufen. Dies hält er für kaum möglich. In Spielmannsau bekommen wir ein schönes Zimmer und begeben uns für einen kleinen Schlummertrunk noch ins Gasthaus. Ich bestelle einen halben Liter trockenen Rotwein und Mineralwasser. Schon das Servieren hätte uns stutzig machen müssen: der ganze Rotwein in einem großen Glas, in dem sonst Saftschorlen serviert werden??? Der Wein war nicht genießbar und hat uns die Lust auf Alkohol für die nächsten Tage richtig verdorben, aber vielleicht war das auch ganz gut so. Am Abend fragen wir noch den Wirt, ob wir am nächsten Morgen auch schon um 6:30 zahlen können. "Kein Problem, ich bin ab 6 Uhr hier!". Wir stehen am nächsten Morgen Punkt 6:30 vor dem Gasthaus. Niemand da. Wir machen noch ein paar Fotos und müssen ungeduldig bis 7 Uhr warten, bis dessen Bruder kommt und uns endlich loskommen lässt.

    Noch ist es kühl, feucht und klamm und wir sehen riesige Schneemengen in der Schlucht liegen, doch unsere Vorfreude auf eine tolle Wanderwoche ist nicht zu bremsen. Wir sehen jede Menge schwarze Salamander, die wegen der Kälte noch ganz träge auf dem Weg liegen. Als wir dann so die Hälfte bis zur Kemptner Hütte geschafft hatten, merken wir langsam, was es bedeutet den E5 zu gehen. Uns kommen jede Menge Wanderer entgegen, die offenbar von der Kemptner Hütte absteigen. Dies macht zwischenzeitlich ein flüssiges gehen unmöglich, aber alle grüßen immer sehr freundlich und so gibt es doch ein Gefühl der Verbundenheit aller Bergwanderer.

    An der Kemptner Hütte angekommen ist dort schon alles leer und es wir sauber gemacht. Trotzdem werden wir nett empfangen und bestellen eine Flädlessuppe, die bei der Kälte draußen richtig gut tut. Nach einer halben Stunde Pause brechen wir auf Richtung österreichische Grenze. Nachdem wir diese überschritten haben, kommt so langsam die Sonne heraus und es wird sofort spürbar wärmer und angenehmer zu laufen. Der Abstieg nach Holzgau führt uns an fantastischen Wasserfällen vorbei und unsere Laune wir immer besser. In Holzgau angekommen bleiben wir gleich beim Bärenwirt hängen, da die Speisekarte viele leckere Sachen verspricht und wir werden auch nicht enttäuscht.

    Bei unserer Ankunft in Holzgau warteten zwei Großraumtaxis und das Ganze sah sehr entspannt aus. Also erst mal essen und dann weiter sehen. Als wir dann mit dem Essen fertig sind, sind die Taxis weg und wir warten. Der Bärenwirt ärgert uns, wir sollen doch bei ihm übernachten, es kommt heute eh kein Taxi mehr. Nach einer halben Stunde rufen wir bei der Taxizentrale an, es heißt aber nur, es kommt sicher bald wieder eins. Tatsächlich ist auch 5 Minuten später eins da, aber der Taxifahrer weist uns ab mit dem Hinweis, dass die Bergschulen Vorrang haben. Dem netten Bergführer Alfi ist zu verdanken, dass wir alle ein wenig zusammen gerückt sind und so mit einer Gruppe mitfahren durften. Vielen Dank hier nochmal!

    Der Aufstieg zur Memmingerhütte war dann schön aber etwas mühsam, wir merken doch, dass wir uns erst wieder einlaufen müssen. An der Hütte angekommen haben wir großes Glück, dass wir ein recht kleines Matrazenlager bekommen. Auch die Dusche mit eisigem Gebirgswasser war sehr erfrischend und nach dem ich noch meine Wäsche in dem kalten Wasser gewaschen hatte, konnte ich meine Finger kaum noch spüren. Diese habe ich dann mit einem Tee und einer Gerstensuppe wieder aufgewärmt. Der Abend war dann sehr schön, da wir mit netten Tischnachbarn über E5, wandern und Ausrüstung ausgiebig plaudern konnten...

    Aber schon gegen 9 Uhr überkam uns die Müdigkeit und waren froh in unseren Hüttenschlafsäcken zu liegen. Gut das in unserem Lager nur ein Schnarcher war, der auch immer mal wieder eine Pause gemacht hat, so dass wir dann doch wider erwarten recht gut geschlafen haben.

    Fortsetzung folgt...
    Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

    Kommentar


    • asmeisne
      Erfahren
      • 24.05.2006
      • 358
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

      2. Tag (Memminger Hütte - Wenns)

      Wir haben anscheinend das Langschläfer Matratzenlager auf der Memminger Hütte erwischt. Keiner steht auf und wir möchten auch niemanden stören. Als wir dann noch aufstehen, ist in den anderen Lagern schon mächtig was los. So kommen wir auch hier leider erst um 7 Uhr los und steigen fröhlich die Seescharte hinauf. Der Aufstieg ist steil und schön und der Durchgang durch die Scharte ein Erlebnis.

      Nun kommt der so lange angekündigte Abstieg nach Zams. Knapp 2000hm sind wir auch noch nie am Stück abgestiegen, deshalb haben wir eigentlich vor die Tour in Zams zu beenden. Mit dem Durchstieg durch die Scharte wandern wir jetzt auch in der Sonne und es verspricht ein wunderschöner Tag zu werden. Noch schöner ist es, als wir an der ersten Einkehrmöglichkeit ankommen und die kleine Hütte tatsächlich schon um 8 Uhr offen hat und wir etwas trinken können. Da die Bänke der Hütte aber leider noch im kühl im Schatten liegen, bleiben wir nicht lange und laufen ab jetzt die wunderschöne Strecke nach Zams in einem durch. Dieser Weg wäre direkt im Anschluss an den Aufstieg zur Memminger Hütte sicherlich kein so großer Genuss geworden. Als wir in Zams ankommen, ist es erst 10:30 und der lärmende Autoverkehr schreckt ab, hier länger zu bleiben. Also beschließen wir gleich zur Seilbahn zu laufen und die Tour fort zu setzen.

      In Zams kaufen wir noch eine paar Kleinigkeiten ein und laufen weiter zur Seilbahn. Hier habe wir mal wieder Glück und erwischen genau die nächste Seilbahn nach oben um 11 Uhr. Ich freue mich schon auf ein schönes Mittagessen an der Bergstation. Ein folgenschwerer Fehler wie sich später erweisen sollte. Ich sollte eben keine Erwartungen haben, dann kann ich auch nicht enttäuscht werden. Oben wurde nämlich groß umgebaut und somit war nichts mit essen. Die Aussicht bis zur nächsten Einkehrmöglichkeit noch lange warten zu müssen, hat sich dann so auf meine Psyche geschlagen, dass für mich jeder Schritt bis zum Venet-Gipfel eine Qual war. Auf den 300hm bis dahin hat mir Jörg dann mal locker 100hm abgenommen. Am Gipfel habe ich mich dann erst mal in die Sonne gesetzt, ein paar Qi-Gong Übungen gemacht und danach ging es dann auch wieder recht gut bergab. Wir waren dann sehr froh, als wir endlich auf der Galflunalm einkehren konnten und unser wohlverdientes Mittagessen bekommen haben.

      Danach gestaltete sich der restliche Abstieg nach Wenns problemlos, auch wenn wir irgendwann nicht mehr ganz sicher waren auf dem E5 zu sein. Aber der mit "Alter Almabstieg" bezeichnete Weg war auch schön, auch wenn wir ab und zu über ein Gatter klettern mussten. In Wenns angekommen erkundigen wir uns im Sportgeschäft Hofer nach der Bushaltestelle nach Mittelberg, die aber gleich ein paar Meter weiter die Straße nach unten liegt. Dort warten schon eine ganz Menge E5 Wanderer und wir erfahren, dass der Bus schon in 5 Minuten kommen soll. Wieder läuft alles wie am Schnürchen... In Mittelberg angekommen, beziehen wir Quartier im Gasthof. Das Essen war so etwas zwiespältig, denn die Suppe war vor lauter Salz fast nicht mehr zu essen, dafür war der Salat sehr frisch und die Tomaten haben wie aus dem eigenen Garten geschmeckt. Trotzdem ist der Gasthof in Mittelberg auf jeden Fall eine Empfehlung wert, nicht zuletzt, da man sich dort auch seine Wäsche waschen und trocknen lassen kann.

      Müde gehen wir schon um 8 Uhr ins Bett, sind aber insgesamt doch positiv überrascht, wie gut unsere Beine die ingesamt 3500hm Abstieg bewältigt haben. Aber die Wahrheit über den Muskelkater werden wir wahrscheinlich erst am nächsten Morgen spüren?
      Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

      Kommentar


      • asmeisne
        Erfahren
        • 24.05.2006
        • 358
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

        3. Tage (Mittelberg - Hochfirst)
        (über Braunschweiger Hütte - Rettenbachferner - Zwieselstein - Timmelsjoch)

        Erstaunlicherweise halten sich die Schmerzen/der Muskelkater in den Oberschenkeln am nächsten Morgen in Grenzen. Noch sind wir uns nicht einig, ob wir bis Zwieselstein oder noch weiter gehen, denn in unserem E5-Führer ist schon die Tour Braunschweiger Hütte - Zwieselstein recht anspruchsvoll beschrieben und zur Hütte müssen wir ja noch aufsteigen. Wir beschließen uns auf keinen Fall zu stressen und "schlafen aus". So kommen wir auch heute erst wieder um 7 Uhr los. Der Weg zur Braunschweiger Hütte ist anfangs über die Forststraßen noch langweilig, doch das ändert sich nach einem kurzen Stück Skipiste schnell. Jetzt wird es felsig und steil. Eigentlich dachte ich, es geht jetzt in gemütlich in Serpentinen den Berg hoch, doch der Weg bahnt sich teilweise recht direkt, fast Luftlinie durch den Fels.
        So macht der Weg zur Braunschweiger Hütte richtig Spaß. Ich ärgere mich nur ein wenig über mich selbst, denn so ab 2500m wird es dann schon recht kalt und meine Fleece-Handschuhe sind ganz unten im Rucksack eingepackt und ich habe wenig Lust sie jetzt raus zu kramen. Aber schon bald ist die Braunschweiger Hütte in Sicht. Die letzten 200hm sind noch einmal richtig anstrengend, aber oben angekommen hat es die Morgensonne gerade geschafft über den Gipfel zu kommen und wir wärmen und auf der Terrasse auf. Für den Aufstieg Mittelberg-Braunschweiger Hütte haben wir gerade einmal 2 Stunden gebraucht und langsam steigt die Zuversicht, heute doch noch etwas weiter als bis Zwieselstein zu kommen. Auf der Hütte genehmigen wir dann erst mal unser Standardfrühstück: eine Suppe. Die Pause wird etwas länger als geplant, da wir fast eine Stunde darauf warten müssen.

        Da der Weg über das Pitztaler Jöchl wegen Steinschlag gesperrt ist, nehmen wir den Weg über den Rettenbachferner. Dieser Aufstieg ist auch sehr schön und belohnt mit einer herrlichen Aussicht. Oben auf knapp 3000m angekommen, erwartet uns einer der hässlichsten Teilstücke auf der Tour. Wir müssen das Gletscherskigebiet überwinden. Alles ist voller Lifte und die Skipisten sehen im Sommer einfach nur fürchterlich aus. Um dies so schnell wie möglich hinter uns zu bringen, fahren wir ca. 300hm mit der Gondel bis zu einem riesigen Parkplatz ab. Hier suchen wir erstmal vergeblich nach dem Weg, bis uns klar ist, dass wir die nur aus feinem Geröll bestehende Skipiste hinab müssen. Dieser Weg geht so richtig auf die Beine und wir sind uns einig, das diese Vergewaltigung der Natur irgendwann auf den Menschen zurückschlagen wird.

        Nach einer guten Stunde haben wir dieses Kapitel hinter uns gelassen und laufen wieder auf einem schönen Höhenweg Richtung Geißtalalm. Als wir dann gegen ca. 1 Uhr an einer Alm ankommen kehren wir sofort ein und gönnen uns einen Kaiserschmarrn, der allerdings so fettig ist, dass wir ihn beide nicht schaffen ganz auf zu essen. Hier entscheiden wir uns nun auch nicht nur bis Zwieselstein, sondern weiter bis Hochfirst zu laufen, nachdem wir uns dort telefonisch ein Doppelzimmer reserviert hatten. Der Abstieg nach Zwieselstein hat sich lt. Tourbeschreibung gar nicht so spektakulär angehört und so habe wir keine große Erwartungen daran. Tatsächlich ist es aber ein wunderschöner teils sehr steiler eng geschlungener Weg, der die Tour wieder zu einer richtigen Genusswanderung werden lässt.

        In Zwieselstein kommen wir dann erst um 3 Uhr an und verzichten auf eine weitere Pause. Der Weg zum Himmelsjoch hörte sich von den Höhenmetern gar nicht so viel an (ca. 1000hm), aber dies haben wir gründlich unterschätzt, denn große Teile des Weges verlaufen relativ flach, so dass hier im wesentlich keine Höhenmeter sondern wirklich Strecke gemacht werden. Auf diesem Teilstück erwischt es Jörg mit einem Einbruch und so laufen wir in der Ebene teilweise nur mit 3km/h statt wie sonst üblich mit 5-6km/h. Ein großer Teil verläuft neben der Straße, die zum Pass herauf führt, aber dies stört in dieser schönen Natur nicht wirklich. Als wir dann in weiter ferne eine Hütte auf dem Bergkamm sehen, fragt mich Jörg leicht entsetzt: "Da müssen wir aber nicht hin?". Ich beruhige ihn: "Nein, die ist viel zu weit weg und liegt viel zu hoch.". Einige Zeit später stehen wir vor der Hütte... gut dass wir das nicht vorher wussten. Dafür bekommen wir auch echten Respekt vom Wirt auf dem Timmelsjoch gezollt, dass wir um 6 Uhr erreicht haben.

        Nun steht "nur noch" der Abstieg Richtung Moos in Südtirol an. Hier laufen wir jetzt wirklich absolut einsam. Nur eine ganze Reihe von Murmeltieren beobachtet uns. Leider war ich mit meiner Kamera immer zu spät. Am Anfang noch sehr steil, geht der Weg dann neben einem kleinen Fluss recht angenehm abwärts. Als wir an der Abzweigung nach Hochfirst angekommen sind, denken wir jetzt gleich da zu sein. Aber auch der Weg nach Hochfirst nimmt eine Biegung nach der anderen und wir gehen schon langsam in einer Art Delirium. Als wir dann endlich um viertel vor acht ankommen sind wir heil froh ein schönes Doppelzimmer zu bekommen und duschen zu können. Essen können wir heute Abend nichts mehr, dafür sind wir nach 11:45 Wanderung einfach zu erschöpft. Gegen halbneun verabschieden wir uns ins Bett und nehmen uns für morgen nur eine kurze Tour vor. Trotz der Strapazen breitet sich langsam ein Glücksgefühl aus, auch so eine Strecke gemeistert zu haben...

        Fortsetzung folgt...
        Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

        Kommentar


        • rso4x4
          Erfahren
          • 05.04.2007
          • 453
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

          hmm, schöner bericht und alle achtung vor der leistung .... aber ich frage mich, ob es ne wandertour oder ne sportveranstaltung ist, wenn du nach 11,45 std zu fertig bist um noch was zu essen ... ist das noch genuss oder "nur" die nachträgliche befriedigung, ne monsteretappe geschafft zu haben?
          cu
          Rainer

          Kommentar


          • asmeisne
            Erfahren
            • 24.05.2006
            • 358
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

            Zitat von rso4x4 Beitrag anzeigen
            hmm, schöner bericht und alle achtung vor der leistung .... aber ich frage mich, ob es ne wandertour oder ne sportveranstaltung ist, wenn du nach 11,45 std zu fertig bist um noch was zu essen ... ist das noch genuss oder "nur" die nachträgliche befriedigung, ne monsteretappe geschafft zu haben?
            Gute Frage... Ich bin der reine Genusswanderer, an sportlichen Leistungen bin ich nicht interessiert. Wandern hat für mich immer etwas meditatives und ich versuche immer in den "flow" zu kommen. Dazu reicht es bei mir nicht aus nur 5 Stunden zu laufen. Daher sind wir meisten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unterwegs. Auf der hier beschriebenen Tour bin ich in diesen Fluss mit der Überschreitung der Grenze nach Südtirol gekommen. Ab da sind meine Beine eigentlich wie von selbst gelaufen, doch dazu mehr bei der Beschreibung der nächsten Tage...
            Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

            Kommentar


            • asmeisne
              Erfahren
              • 24.05.2006
              • 358
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

              4. Tag (Hochfirst-Pfeiftalalm)

              So, nach einer Urlaubs- und Arbeitsbedingten Pause geht es mit dem Bericht weiter...

              Nach einer guten Portion Schlaf im Gasthof Hochfirst sind wir am nächsten Morgen doch selbst erstaunt, das wir kaum Muskelkater haben. Beim bezahlen fragt uns der Wirt wo wir heute hin wollen. Wir haben heute einen Ruhetag eingeplant, da wir nicht auf der Pfandleralm übernachten wollen und die Hirzer Hütte zu weit erscheint. Also peilen wir nur die Pfeiftalalm an. Der Wirt empfiehlt uns bis St. Leonard den Bus zu nehmen, den sonst schaffen wir die Tour nicht
              Tatsächlich steht, als wir vor Rabenstein auf eine Teerstraße kommen ein Kleinbus mit laufenden Motor direkt am Wanderweg. Wir beachten ihn nicht weiter und als wir dann so ca. 300m weiter gelaufen waren, für der Bus mit recht hoher Geschwindigkeit an uns vorbei...

              Direkt nach Hochfirst geht es erst mal sehr Steil eine Wiese hinunter bis wir wieder auf dem eigentlichen E5 sind. Bis nach Rabenstein und Moos im Passeiertal geht es dann primär Teerstraße oder breite Forstwege, was aber heute nicht so schlimm ist, denn der angekündigte Regen läßt nicht lange auf sich warten und beginnt so nach einer Stunde mit einem leichten Nieseln. Ich freue mich über meine neue Einride Jacke den das Wasser perlt einfach nur ab. Auch meinen Rucksack habe ich zu Hause noch Tauchbad imprägniert und auch hier perlt das Wasser bis jetzt noch ab. Der Regen wird stärker und entwickelt sich zu einem wahrlichen Wolkenbruch. Die Jacke hält dicht und so entschließe ich mich auf meinen Regenponcho zu verzichten, denn den jetzt noch über die Nasse Jacke zu ziehen, ist nicht gerade eine angenehme Vorstellung.

              In Moos angekommen suchen wir erst mal ein Cafe. Die Bedienung ist nicht gerade freundlich, anscheinend sind nasse E5-Wanderer nicht so gerne gesehen, aber vielleicht hat sie auch nur schlecht geschlafen. Wir gönnen uns beide ein Kuchen, ich wärme mich mit einem Kräutertee auf und spendiere mir noch ein Espresso.

              Ein Blick in meinen Rucksack ergibt, das er den Wolkenbruch nicht mehr ganz dicht gehalten hat, aber da alles wichtige innen nochmal in wasserdichten Packbeuteln verstaut ist, ist es auch nicht weiter schlimm.

              Als dann der Regen langsam nachlässt, geht es weiter Richtung Stuls, mit 1317m der höchste Punkt unser heutigen Tour. Der Weg verläuft auf schmalen Pfaden sehr schön durch den Wald und in Stuls angekommen beginnt es aufzureisen und wir trocknen unsere Sachen auf einem sonnigen Balkon und trinken so lange eine Johannisbeerschorle.

              Auch der Weg bergab nach St. Leonard verläuft sehr schön und der Regen hat sich auch schon wieder verabschiedet. Nur einen halben Regentag bei 6 Tagen Wanderung. Wir haben wirklich Glück

              Da wir heute so viel Zeit haben, bummeln wir erst einmal etwas um uns dann in einer Pizzeria niederzulassen und beide eine riesige Marinara zu verspeisen. Durch das Fenster beobachten wir andere E5 Wanderer, die wir am nächsten Morgen wieder auf der Pfandleralm treffen sollten.

              Von hier aus ist es dann auch nicht mehr weit bis zu Pfeiftalalm wo wir dann schon am frühen Nachmittag eintreffen. Hier haben wir anscheinend wieder Glück, denn das Zimmer, in dem wir übernachten scheint ansonsten privat genutzt zu sein. Nachdem wir es nicht gewohnt sind, so früh am Tag mit dem Wandern aufzuhören, sitzen wir nun etwas gelangweilt auf der Terasse und ich esse noch einen Apfelstrudel, obwohl ich eigentlich gar keinen Hunger habe. Obwohl das Zimmer auch wieder schön und die Matratzen gut sind, schlafen wir schlecht, wie auch, wenn wir den ganzen Tag nichts gemacht haben...
              Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

              Kommentar


              • Trampvan
                Erfahren
                • 17.09.2009
                • 246
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

                sehr schöner bericht
                Blog

                Kommentar


                • asmeisne
                  Erfahren
                  • 24.05.2006
                  • 358
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

                  5. Tag (Pfeiftalalm-Meran 2000)

                  Am nächsten Tag schaffen wir es dann wirklich einmal pünktlich um 06:30 los zu kommen. Wir verabschieden uns noch bei der freundlichen Wirtin und es geht am Schild zur Pfandleralm vorbei, die die Zeit mit 1:40 angibt. In Anbetracht der 600 hm, die es zu überwinden gilt, halten wir auch nur 1:30 realistisch.

                  Wir laufen auf dem Andreas Hofer Gedächtnisweg. Dort hat sich der Tiroler Freiheitskämpfer vor den französischen Truppen versteckt, bevor er verraten und zum Tode verurteilt wurde. Auf dem Weg sind geschätzte alle 500m Tafeln mit der Geschichte seiner letzten Tage angebracht, die wir alle durchlesen. So erweitern wir auch noch unser geschichtliches Wissen, denn bisher war der Name Andreas Hofer für mich nur ein Begriff ohne weitere Kenntnisse.

                  Am frühen morgen ist es noch sehr frisch, aber die klare Luft verspricht einen schönen Tag. Der Weg verläuft mit einer angenehmen Steigung und schon während des Laufens merken wir, dass wir sehr schnell unterwegs sind. Alle Schmerzen und Muskelkater der vergangenen Tage sind wie weggeblasen und es ist einfach nur schön. Irgendwann begegnet uns ein einsamer E5-Wanderer mit einem riesigen Rucksack (mind. 60l), an dem außen auch noch Isomatte und Zelt angebunden sind. Später erfahren wir, dass er noch bis zum Bodensee weiterlaufen will. Respekt vor dieser Leistung. Er meint, dass wir gleich ankommen. Das können wir gar nicht glauben, aber tatsächlich ein paar Biegungen weiter sind wir an der Pfandleralm angekommen und können es gar nicht fassen, dass wir nur eine Stunde trotz der vielen kleinen Pausen gebraucht haben.

                  Innen sitzen eine ganze Reihe E5-Wanderer und genießen gerade ihr Frühstück. Wir werden mit staunenden Augen empfangen. Auch das holländische Pärchen, das wir gestern noch in St. Leonard gesehen haben, ist auch hier. Ausnahmsweise gönne ich mir heute ein komplettes Frühstück und es schmeckt einfach nur wunderbar. Wir kommen sehr nett mit allen anderen ins Gespräch und so verbleibt und die Pfandleralm in sehr guter Erinnerung.

                  Der weitere Weg verläuft sehr angenehm mit einer konstanten Steigung auf einem schmalen Trampelpfad und einer traumhaften Aussicht. Hätten wir gestern gewusst, wie einfach und schön der Weg bis zur Mahdalm bzw. Hintereggalm ist, wären wir noch weiter gelaufen. Auf der zweiten Alm kehren wir zum Mittagessen ein. Es ist zwar erst 10:00, aber nach der Hirzer Hütte kommt bis Meran 2000 keine Einkehrmöglichkeit mehr und hier ist es einfach wunderschön. Wir sitzen in der Sonne und genießen die Aussicht auf die Texlergruppe und hören das plätschern mehrere Gebirgsbäche.

                  Die Alm wird von einem jungen Paar bewirtschaftet und stelle Mal wieder fest, dass ich mir irgendwie die falsche Arbeit ausgesucht habe. Ob ich allerdings wirklich glücklich werden würde, wenn ich Abends trinklustigen Gästen den 10. Korn aus schenken müsste, weiß ich auch nicht...

                  Etwas überfressen, weil es für das Mittagessen doch zu früh war, machen wir uns weiter Richtung Hirzer Hütte. Ab hier wird der E5 zur Abwechslung richtig voll, denn es geht eine Seilbahn herauf. Die Menschenmassen begleiten uns noch bis zum Hirzer dessen Gipfel wir uns sparen, denn von der Abzweigung nach Meran 2000 gleicht der Gipfel von der Ferne eher dem Ballermann von Mallorca, so voll ist es da oben.

                  Bei weiter traumhaften Wetter und einer unglaublichen Fernsicht steigen wir Richtung Meran 2000 ab. Machen noch eine Kurzkneipp Kur am Kratzberger See. Von hier ist es nicht mehr weit. Bisher hatten wir gegen Mittag immer bei unser anvisierten Unterkunft angerufen und ein Zimmer reserviert.

                  Heute sind wir so unglaublich im Fluss, dass wir einfach abwarten, was uns heute noch alles Gutes passieren wird. Als erstes kommen wir an der Kirchsteiger Alm vorbei. Sieht schön aus, also hinein und nach einem Zimmer gefragt. Natürlich ist ein Doppelzimmer frei und wir staunen nicht schlecht, als uns ein wirklich nobles Zimmer mit edlem Bad angeboten und eigenem Balkon angeboten wird, dass in einem 4-**** Hotel auch nicht schöner sein könnte. Und das für 25 Euro die Nacht...

                  Wir lassen den Abend auf der Terasse bei einem schönen Abendessen ausklingen und warten bis die Sonne hinter den Bergen untergangen ist.
                  Zuletzt geändert von asmeisne; 21.09.2009, 05:58. Grund: Bericht noch nicht fertig, auf falschen Button gedrückt, Tippfehler
                  Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

                  Kommentar


                  • hosentreger
                    Fuchs
                    • 04.04.2003
                    • 1406

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

                    "Als erstes kommen wir an er Kirchsteiger Alm vorbei."

                    Ging uns vor - herrje, 8 Jahre sind da schon her - genauso - und wir haben es nicht bereut mit dieser Übernachtung - vor allem am nächsten Morgen, als wir von den Wanderern, die ein paar Meter weiter in der Meraner Hütte übernachtet hatten, deren "Erfahrungen" mit einem etwas unfreundlicheren Hüttenwirt nebst Bewirtungspraktiken berichtet bekamen.

                    Also E5-Wanderer der Zukunft: Kirchsteiger-Alm!!!

                    hosentreger
                    Neues Motto: Der Teufel ist ein Eichhörnchen...

                    Kommentar


                    • asmeisne
                      Erfahren
                      • 24.05.2006
                      • 358
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [DE] [AT] [IT] Oberstdorf-Bozen: Wie Bergschulen den E5 dann doch nicht gehen

                      6. Tag (Meran 2000 - Bozen)

                      An diesem Tag kommen wir wieder richtig früh los. Es herrscht eine angenehme Ruhe und Frische hier. Wir verabschieden uns noch von der netten Bedienung des gestrigen Abends. Dann laufen wir auf sanften Wiesen dem Sonnenaufgang entgegen. Die heutige Etappe ist von sanften Wiesen geprägt und so geniesen wir einfach unseren letzten Tag. In unserem Wanderführer steht "Eine ungemein friedliche Atmosphäre herrscht hier". Dies können wir voll und ganz bestätigen.

                      Ausgerechnet auf dieser schönen Etappe passiert es uns: wir verlaufen uns zum ersten Mal. Jetzt kommen auch endliche mal die bis dahin unnötigen Karten zum Einsatz und wir müssen nur ein kleines Dreieck laufen und sind mit einer Verzögerung von 15min. wieder auf dem E5 zurück. Bei St. Jakob Langfenn kehren wir zum Frühstück ein und ich gönne mir ein Schälchen frische Erdbeeren.

                      Auf dem folgenden Weg ist eine Kunstaustellung installiert. Alle ca. 500m kommt eine Tafel mit einer Erzählung aus der Geschichte der Salten. Diese Erzählung ist dann noch mit Figuren, die meist in den Bäumen hängen untermalt.

                      In Jenesien angekommen, holt uns die Zivilisation endgültig ein und wir suchen die Seilbahn. Diese ist zunächst nirgends angeschrieben, aber als wir immer bergab durch das Dorf laufen, kommen wir an ein entsprechendes Straßenschild, dem wir immer hinterher laufen. An einer Kreuzung teilt sich die Straße links in eine Sackgasse, rechts verläuft die Hauptstraße. Der Wegweiser zeigt irgendwie genau dazwischen und so laufe ich die Hauptstraße recht steil nach unten. Als wir an Drahtseilen vorbei kommen mein Jörg, ob dass nicht vielleicht die Seilbahn sein könnte. Ich verneine und bin mir sicher, dass dies nur Stromkabel sein können. Die sind viel zu dicht über den Bäumen und viel zu dünn im Vergleich zu den Drahtseilen der Seilbahnen im Gletscherskigebiet von vor ein paar Tagen. So gehen wir die Straße immer weiter extrem steil bergab, bis uns von oben eine Seilbahn überholt. Dies wäre Ihr Preis gewesen Da wir schon geschätzte 100hm unterhalb der Bergstation sind und die Seilbahnen wahrscheinlich auch nur alle Stunde fahren, trösten wir uns damit, dass im Wanderführer ja Stand, dass man auch mit dem Bus fahren kann. Wir laufen die Straße weiter und finden wirklich bald eine Bushaltestelle. Leider fahren die Busse um die Mittagszeit nicht und so müssten wir an der staubigen Straße über eine Stunde warten. In der Zeit sind wir auch gelaufen. Also geht es weiter. Wir kürzen ein Stück Straße über eine Steile Wiese ab und finden glücklicherweise etwas später wieder eine Abzweigung auf einen Wanderweg.

                      An sich ist der Wanderweg sehr schon. Zwar geht es eine Teerstraße extrem steil hinunter, aber landschaftlich ist der Weg sehr schön. Hier schlägt jetzt wieder der Kopf zu, der die Wanderung eigentlich schon abgeschlossen hatte und ich muss meine Beine zwingen zu laufen. Als wir in Bozen ankommen bin ich völlig platt und will eigentlich keine überflüssigen Schritt laufen.

                      Wir gehen zum Bahnhof, ich kaufe mir mein Ticket bis Erlangen. Dann zeige ich Jörg noch den Busbahnhof. Er bleibt noch einige Tage mit seiner Frau in Eppan. Wir trinken noch einen Espresso zum Abschied. Dann sitze ich alleine am Bahnhof, genieße die warme Sonne Südtirols und lasse die letzten sechs Tage noch einmal an mir vorbei ziehen. Es war einfach nur Klasse
                      Reinige deinen Körper mit Gebet, Fasten und langen Wanderungen im Wald. Atme tief ein, öffne dich den Geistern der Pflanzen, die die großen Heiler der Seele sind. Nimm von dir selbst Abstand und gib dich vertrauensvoll dem heilsamen Atem der Natur hin. Indianische Weisheit; Jean-Paul Bourre

                      Kommentar

                      Lädt...
                      X