"Die könnten hier jeden Plunder abstellen",
hat meine Frau etwas despektierlich das Innere des Weltkulturerbes kommentiert. Das war in Sintra, genauer im Palacio Nacional da Pena. Der Palast, einige andere auch noch, und das ganze Drumherum um Sintra ist UNESCO-Welterbe. Die Burg ist wahr gewordene Phantasie eines Dom Sowieso, einer von der Sorte, die eine römische Ziffer hinten im Namen haben, damit sie in der Geschichte nicht verloren gehen.
Nach Sintra waren wir mit dem Zug gefahren - ungeplant. Losgegangen sind wir mitten in Lissabon, sogar mit dem Vorsatz bis Sintra zu Fuß zu gehen. Drei Stunden sind wir gegangen. Immer nach Nordwesten, vorbei am Zoo ins Arbeiterviertel Benfica. Dahinter hört die Stadt dem Namen nach auf. Wir haben sogar die Stadtgrenze mit den ehemaligen Kontrollhäuschen gesehen. Die Stadt stört sich nicht weiter daran, denn die wuchert weiter, allerdings unter Tarnnamen. In Amadora hat sie endlich aufgehört, aber nur auf dem Stadtplan. Da war auch für uns Schluss. Nicht, dass wir uns die Geherei auf Bürgersteigen zum Hals raushing, aber mir fehlte eine Karte. Leider hatte ich bei der Planung geschlampt. Der Übergang vom Stadtplan auf die Militärkarte bestand aus einen stundenlangen Nichts. Auf der Straße haben wir unsere Planung geändert. Gehen wir eben nicht von Lissabon nach Norden, fangen wir halt in Sintra neu an.
Und so sind wir schon am Mittag in Sintra angekommen. Da hätten wir genug Zeit gehabt, für all die Sehenswürdigkeiten, die man sich ansehen muss. Von außen haben wir uns so gut wie alles angesehen. Reingegangen sind wir nur in den Palacio Nacional da Pena oben auf dem Berg, das auch nur, weil ich aus Versehen für die Innenbesichtigung bezahlt hatte. Wenn es um das Innere alter Gemäuer geht, sind wir Banausen. Zu dunkel, zu eng, zu zugig, zu verwinkelt, erdrückend; und alte Möbel beurteile ich, wenn überhaupt, nur unter dem Gesichtspunkt der darin steckenden Wärmeenergie.
Wir haben uns dann in die Schlange eingereiht. Immer schön brav im Gänsemarsch über dunkle Teppiche und dunkle Holzböden durch zugige Räume mit winzigen Fensterchen. Bis zur Schmerzgrenze vollgestopft mit dunklen Betten, dunklen Tischen, dunklen Stühlen, dunklen Schränken und Vitrinen. An den Wänden zwischen ausgestopften toten Tieren überall irgendwelche vor zig Jahren verstorbene Männer und Frauen in Öl. In unseren Augen nichts als Plunder und Nippes aus dem 19. Jahrhundert.
Natürlich waren wir da oben nicht alleine. Sintra steht in allen Reiseführern, hat jeder Veranstalter als Sintra-mit-dem-Bus-für-10-Euro-inklusive-landestypischem-Menue im Programm. Leider Gottes führt eine Straße hoch zur Burg und zur Maurenruine auf dem Hügel nebenan. Parkplätze gibt es auch, wenn bis jetzt auch wenige. Für absolute Verweigerer der Fortbewegung zu Fuß, gibt es Minibusse für die Überwindung der letzten 300 Meter. Kostet 2 Euro pro Nase.
Óbidos ist auch so ein Treffpunkt der Tagsausflugsjunkies und Studienreisenden. Die einen fahren hin, weil der Reiseveranstalter der Meinung ist, dass der Ort zur Bildungsreise gehört, die anderen, weil der Tagesausflug mit dem Bus spottbillig ist. An solchen Orten lassen sich beide Gruppen ganz gut auseinanderhalten. Die einen stehen meist mit einem dicken Reiseführer vor einem geschichtsträchtigen Gebäude und schauen sich minutenlang einen Stein an. Die anderen sind in fünf Minuten durch und bevölkern dann die Nippesläden mit anschließendem ausgiebigem Besuch einer Kneipe mit Lokalkolorit - oder andersrum. Meine Frau und ich liegen irgendwo dazwischen. Dass Óbidos auf keinen Fall ausgelassen werden darf - und auch nicht wird - wenn man schon mal in der Gegend ist, macht der große Parkparkplatz direkt an der mittelalterlichen Stadtmauer klar. Die Stadtverwaltung hat sich nicht lumpen lassen und geklotzt. Bis auf die Autos der wenigen Bewohner, die es noch innerhalb des zinnenumschlungenen Gassenwirrwars aushalten, darf kein Auto rein. Ganz im Gegensatz zu Sintra. Dort werden die Straßen zugeparkt.
Dass wir überhaupt nach Óbidos gegangen sind war eine Mischung als Zwang, Neugier und Ad-hoc-Planung beim Frühstück in der Jugendherberge von Praia da Areia Blanca. Egal wie wir es anstellen würden, ein kleiner Bogen ins Landesinnere würde uns letztendlich nicht erspart bleiben. Die Verbindung der Lagoa de Óbidos mit dem Atlantik lässt sich beim besten Willen nicht überqueren, wenn dann nur schwimmend. Da sind wir halt übers Land gegangen. Es war ein nicht immer schöner Umweg, auf dem mir völlig überflüssig ein kläffendes Hundchen an die Hose gegangen ist, der sich zum Schluss doch gelohnt hat. Óbidos auszulassen wäre ein kleiner Frevel gewesen. Ein Japaner auf Deutschlandreise lässt ja auch nicht Rothenburg ob der Tauber aus.
Etappe Óbidos - Foz do Arelho: In Foz do Arelho
Etappe Foz do Arelho - Nazaré: Alte Frauen in Nazaré
Etappe: Nazaré - São Pedro de Muel: Küste beim Vale de Paredes
Etappe Nazaré - São Pedro de Muel: Leuchtturm in São Pedro de Muel
Der Sieger der portugiesischen Polizeimeisterschaft im Wellenreiten
sieht haargenau so aus, wie ich mir einen Sieger dieser Sportart vorstellen würde: Ende 20, schlabberige Bermudashorts, knatschbuntes Hawaiihemd und braungebrannt bis unter die Fußsohlen. Letzteres ist nur eine Vermutung, denn seine Füße steckten in bunten Flipflops. Und wie es sich für so’ne Sportart gehört, verdient er sein Geld bei der Polícia Marítima, die portugiesische Version der Küstenwache.
Im überschaubaren Fischerhafen von São Pedro waren wir auf der Suche nach einer kleinen Personenfähre, die angeblich von da rüber nach Figueira da Foz fahren soll. Das steht im Reiseführer, wenn auch nicht mit allerletzter Bestimmtheit, aber die Worte Fähre und rüber zum andern Ufer kommen darin vor. Von einer Fähre war weit und breit nichts zu sehen. Kein Boot, kein Anleger, kein Schild, nichts. Wir hätten alles wieder zurück gemusst. Zurück zur Brücke, an deren geschwungenen Auffahrt wir vor einer halben Stunde vorbeigelaufen waren. Und dann in einem weiten Bogen in die Stadt. Eine Stunde Umweg, um ans Ziel zu gelangen, das eben ein paar Steinwürfe weit weg war.
Unser Scheitern war ganz offensichtlich, entsprechend unsere Laune. Da tauchte zwischen den runtergewirtschafteten Hallen ein blauer Pickup der Polícia Marítima auf. Den habe ich dann gestoppt. Nein, eine Fähre gibt es hier nicht, hat es nie gegeben, meinte der Kerl hinter dem Lenkrad, aber das sollte kein Problem sein, er wird uns auf die andere Flussseite fahren.
Ja, er hat uns dann noch bis ins Zentrum gefahren und uns dabei die Geschichte mit der Meisterschaft im Wellenreiten erzählt. Wir waren ein bißchen über seine „Dienstkleidung“ erstaunt. Das hat er mit Innendienst abgetan. Wenn die alle in so einem Aufzug auf der Dienststelle erscheinen, hat sich die Polizei in Portugal seit den Zeiten der Diktatur doch sehr gewandelt, habe ich gedacht, als er hupend auf der Gegenfahrbahn verschwand.
Etappe São Pedro de Muel - Pedrógão: ...
Etappe São Pedro de Muel - Pedrógão: Vorsaison in Pedrógão
hat meine Frau etwas despektierlich das Innere des Weltkulturerbes kommentiert. Das war in Sintra, genauer im Palacio Nacional da Pena. Der Palast, einige andere auch noch, und das ganze Drumherum um Sintra ist UNESCO-Welterbe. Die Burg ist wahr gewordene Phantasie eines Dom Sowieso, einer von der Sorte, die eine römische Ziffer hinten im Namen haben, damit sie in der Geschichte nicht verloren gehen.
Nach Sintra waren wir mit dem Zug gefahren - ungeplant. Losgegangen sind wir mitten in Lissabon, sogar mit dem Vorsatz bis Sintra zu Fuß zu gehen. Drei Stunden sind wir gegangen. Immer nach Nordwesten, vorbei am Zoo ins Arbeiterviertel Benfica. Dahinter hört die Stadt dem Namen nach auf. Wir haben sogar die Stadtgrenze mit den ehemaligen Kontrollhäuschen gesehen. Die Stadt stört sich nicht weiter daran, denn die wuchert weiter, allerdings unter Tarnnamen. In Amadora hat sie endlich aufgehört, aber nur auf dem Stadtplan. Da war auch für uns Schluss. Nicht, dass wir uns die Geherei auf Bürgersteigen zum Hals raushing, aber mir fehlte eine Karte. Leider hatte ich bei der Planung geschlampt. Der Übergang vom Stadtplan auf die Militärkarte bestand aus einen stundenlangen Nichts. Auf der Straße haben wir unsere Planung geändert. Gehen wir eben nicht von Lissabon nach Norden, fangen wir halt in Sintra neu an.
Und so sind wir schon am Mittag in Sintra angekommen. Da hätten wir genug Zeit gehabt, für all die Sehenswürdigkeiten, die man sich ansehen muss. Von außen haben wir uns so gut wie alles angesehen. Reingegangen sind wir nur in den Palacio Nacional da Pena oben auf dem Berg, das auch nur, weil ich aus Versehen für die Innenbesichtigung bezahlt hatte. Wenn es um das Innere alter Gemäuer geht, sind wir Banausen. Zu dunkel, zu eng, zu zugig, zu verwinkelt, erdrückend; und alte Möbel beurteile ich, wenn überhaupt, nur unter dem Gesichtspunkt der darin steckenden Wärmeenergie.
Wir haben uns dann in die Schlange eingereiht. Immer schön brav im Gänsemarsch über dunkle Teppiche und dunkle Holzböden durch zugige Räume mit winzigen Fensterchen. Bis zur Schmerzgrenze vollgestopft mit dunklen Betten, dunklen Tischen, dunklen Stühlen, dunklen Schränken und Vitrinen. An den Wänden zwischen ausgestopften toten Tieren überall irgendwelche vor zig Jahren verstorbene Männer und Frauen in Öl. In unseren Augen nichts als Plunder und Nippes aus dem 19. Jahrhundert.
Natürlich waren wir da oben nicht alleine. Sintra steht in allen Reiseführern, hat jeder Veranstalter als Sintra-mit-dem-Bus-für-10-Euro-inklusive-landestypischem-Menue im Programm. Leider Gottes führt eine Straße hoch zur Burg und zur Maurenruine auf dem Hügel nebenan. Parkplätze gibt es auch, wenn bis jetzt auch wenige. Für absolute Verweigerer der Fortbewegung zu Fuß, gibt es Minibusse für die Überwindung der letzten 300 Meter. Kostet 2 Euro pro Nase.
Óbidos ist auch so ein Treffpunkt der Tagsausflugsjunkies und Studienreisenden. Die einen fahren hin, weil der Reiseveranstalter der Meinung ist, dass der Ort zur Bildungsreise gehört, die anderen, weil der Tagesausflug mit dem Bus spottbillig ist. An solchen Orten lassen sich beide Gruppen ganz gut auseinanderhalten. Die einen stehen meist mit einem dicken Reiseführer vor einem geschichtsträchtigen Gebäude und schauen sich minutenlang einen Stein an. Die anderen sind in fünf Minuten durch und bevölkern dann die Nippesläden mit anschließendem ausgiebigem Besuch einer Kneipe mit Lokalkolorit - oder andersrum. Meine Frau und ich liegen irgendwo dazwischen. Dass Óbidos auf keinen Fall ausgelassen werden darf - und auch nicht wird - wenn man schon mal in der Gegend ist, macht der große Parkparkplatz direkt an der mittelalterlichen Stadtmauer klar. Die Stadtverwaltung hat sich nicht lumpen lassen und geklotzt. Bis auf die Autos der wenigen Bewohner, die es noch innerhalb des zinnenumschlungenen Gassenwirrwars aushalten, darf kein Auto rein. Ganz im Gegensatz zu Sintra. Dort werden die Straßen zugeparkt.
Dass wir überhaupt nach Óbidos gegangen sind war eine Mischung als Zwang, Neugier und Ad-hoc-Planung beim Frühstück in der Jugendherberge von Praia da Areia Blanca. Egal wie wir es anstellen würden, ein kleiner Bogen ins Landesinnere würde uns letztendlich nicht erspart bleiben. Die Verbindung der Lagoa de Óbidos mit dem Atlantik lässt sich beim besten Willen nicht überqueren, wenn dann nur schwimmend. Da sind wir halt übers Land gegangen. Es war ein nicht immer schöner Umweg, auf dem mir völlig überflüssig ein kläffendes Hundchen an die Hose gegangen ist, der sich zum Schluss doch gelohnt hat. Óbidos auszulassen wäre ein kleiner Frevel gewesen. Ein Japaner auf Deutschlandreise lässt ja auch nicht Rothenburg ob der Tauber aus.
Etappe Óbidos - Foz do Arelho: In Foz do Arelho
Etappe Foz do Arelho - Nazaré: Alte Frauen in Nazaré
Etappe: Nazaré - São Pedro de Muel: Küste beim Vale de Paredes
Etappe Nazaré - São Pedro de Muel: Leuchtturm in São Pedro de Muel
Der Sieger der portugiesischen Polizeimeisterschaft im Wellenreiten
sieht haargenau so aus, wie ich mir einen Sieger dieser Sportart vorstellen würde: Ende 20, schlabberige Bermudashorts, knatschbuntes Hawaiihemd und braungebrannt bis unter die Fußsohlen. Letzteres ist nur eine Vermutung, denn seine Füße steckten in bunten Flipflops. Und wie es sich für so’ne Sportart gehört, verdient er sein Geld bei der Polícia Marítima, die portugiesische Version der Küstenwache.
Im überschaubaren Fischerhafen von São Pedro waren wir auf der Suche nach einer kleinen Personenfähre, die angeblich von da rüber nach Figueira da Foz fahren soll. Das steht im Reiseführer, wenn auch nicht mit allerletzter Bestimmtheit, aber die Worte Fähre und rüber zum andern Ufer kommen darin vor. Von einer Fähre war weit und breit nichts zu sehen. Kein Boot, kein Anleger, kein Schild, nichts. Wir hätten alles wieder zurück gemusst. Zurück zur Brücke, an deren geschwungenen Auffahrt wir vor einer halben Stunde vorbeigelaufen waren. Und dann in einem weiten Bogen in die Stadt. Eine Stunde Umweg, um ans Ziel zu gelangen, das eben ein paar Steinwürfe weit weg war.
Unser Scheitern war ganz offensichtlich, entsprechend unsere Laune. Da tauchte zwischen den runtergewirtschafteten Hallen ein blauer Pickup der Polícia Marítima auf. Den habe ich dann gestoppt. Nein, eine Fähre gibt es hier nicht, hat es nie gegeben, meinte der Kerl hinter dem Lenkrad, aber das sollte kein Problem sein, er wird uns auf die andere Flussseite fahren.
Ja, er hat uns dann noch bis ins Zentrum gefahren und uns dabei die Geschichte mit der Meisterschaft im Wellenreiten erzählt. Wir waren ein bißchen über seine „Dienstkleidung“ erstaunt. Das hat er mit Innendienst abgetan. Wenn die alle in so einem Aufzug auf der Dienststelle erscheinen, hat sich die Polizei in Portugal seit den Zeiten der Diktatur doch sehr gewandelt, habe ich gedacht, als er hupend auf der Gegenfahrbahn verschwand.
Etappe São Pedro de Muel - Pedrógão: ...
Etappe São Pedro de Muel - Pedrógão: Vorsaison in Pedrógão
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