[NP] Annapurna Runde

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    Fuchs
    • 11.04.2002
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    [NP] Annapurna Runde

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Nepal
    Reisezeit: März 2008
    Region/Kontinent: Zentralasien


    Anmerkung: Der original Reisebericht mit zusätlichen Bildern oder Videos ist auf meiner Webseite www.bergwandern.net zu finden!

    Tag 1: Besisahar - Bhulbhule - Tarangje - Ngadi


    Nach einer langen Nacht mit zahlreichem Hundegebäll, stinkender Matratze, unruhigen einheimischen Nachbarn, einer Prozession um 5 Uhr morgens und einem Kampf mit meinem zu warmen Schlafsack stehe ich gegen 6:30 Uhr auf. Nach einem kurzen Plausch packen wir unsere Sachen zusammen und stellen die Taschen für unsere Träger bereit.
    Anschließend gibt es Frühstück: Ei, Toastbrot, Müsli, Marmelade und Honig. Meine Erwartungen an das Frühstück wurden übertroffen und insgeheim bin ich froh, dass kein Porridge aufgetischt wird. Während wir in aller Ruhe noch packen,
    verabschieden sich die Träger bereits und laufen in Richtung der nächsten Lodge.
    Wir machen uns eine halbe Stunde später auf den Weg. In Besisahar erfolgt erst
    einmal die Kontrolle des Trekkingpermits. Das an der Kontrollstation ausgehängte
    Höhenprofil schauen wir uns sehr genau an, denn hier kann das ständige auf- und
    ab des Annapurna Circuits sehr gut begutachtet werden. Nach Abschluss der
    Formalitäten geht’s weiter. Die am Ortsausgang stehende Hängebrücke lassen wir
    links liegen und steigen auf einem normalen Pfad ins Tal ab. Am Wegesrand stehen
    Bananenbäume und die zahlreichen Terrassenfelder zeugen von dem schweren Kampf
    um jeden Meter Ackerland.





    Nach dem Abstieg überqueren wir einen kleinen Bach
    und erreichen eine kleine Hütte. Vor der Hütte klopft ein kleines Mädchen Steine
    – ein komischer Anblick, an den ich mich jedoch im Laufe des AC gewöhnen muss.
    Wir folgen erst einmal dem (Fahr-)Weg, bis wir unsere erste Hängebrücke
    erreichen. Im Gegensatz zu allen anderen Hängebrücken weist diese noch
    Holzbohlen auf. Später laufen wir immer über Metallgitter. Die Hängebrücke
    stellt natürlich ein willkommenes Photomotiv dar. Trotz meiner nicht vorhandenen
    Schwindelfreiheit habe ich keinerlei Probleme bei Überqueren der Brücke. Ein
    kleiner Gegenanstieg im Dorf muss überwunden werden, bevor der Weg flacher aus
    dem Dorf führt.


    Nach 2,5 h Gehzeit machen wir Mittagspause. Während
    wir auf das Essen (Maccaroni mit Ei, Cola, Kaffee für knapp 2 €) verteilen
    andere Teilnehmer aus der Gruppe Luftballons und Malkreide an die zahlreichen
    Kinder, die uns im Gegenzug Motiv für zahlreiche Bilder stehen. Allerdings
    kennen die Kinder die Digitalkameras bereits und wollen das Bild auch sehen.


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    Leider wird
    es kühler und Regen scheint aufzuziehen. Doch am Ende haben wir Glück und
    bleiben trocken, auch wenn ich alle Kleidungsstücke aus meinem Tagesgepäck
    anhabe. Nachdem wir unseren Mittagsrastplatz verlassen haben, wird mit jedoch
    recht schnell wieder warm. Bis zur eine Stunde später erreichten Lodge habe ich
    alle meine Klamotten wieder im Rucksack verstaut. Laut unserem Guide Kami sollte
    die Lodge einfacher sein, wie die aus Besisahar. Uns kam die Lodge jedoch
    stilvoller und sauberer vor, auch wenn die Schlafräume nur durch eine dünne
    Holzplatte von einander getrennt sind. Die Lodge hat sogar „24 Hours hot and
    cold shower“. Eine warme Dusche ist jedoch relativ, denn das Wasser ist durch
    die Solaranlage dann marginal wärmer als das Leitungswasser. Aber immerhin! Nach
    der Dusche trinken wir unser erstes Everest Bier am direkt am Weg stehenden
    Tisch - es schmeckt!

    Gegen Abend führt unsere Begleitmannschaft noch den Certec Bag vor, der uns im
    absoluten Notfall beim Eintreten der Höhenkrankheit helfen könnte. Anschließend
    gibt es ein leckeres Abendessen, bestehend aus Suppe, Kartoffeln und Nudeln
    sowie Popcorn. Um 22 Uhr lege ich mich in den Schlafsack begleitet von der
    Hoffnung, dass es keine bellenden Hunde in der Nähe der Lodge gibt.


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    Nicht zu vergessen ist jedoch, dass der angebotene Hirseschnaps nicht
    unbedingt zu empfehlen ist. Dieses "Getränk" ist sicherlich eine einheimische Delikatesse, doch trifft es nicht unseren Geschmack. Desinfizieren wird es wahrscheinlich und in den Magen wird man es anschließend erst recht nicht bekommen ;)


    Trekkingtag 2: Ngadi - Byasi -  Kanigaon - Syange - Jagat




    Meine Hoffnung auf eine guten und tiefen Schlaf hat sich erfüllt. Ich schlafe fast durch und erst der Wecker eines Mitwanderes reißt mich aus meinen 8000er Träumen. Nach der Morgentoilette packe ich meine Tasche vor dem Frühstück (wie am Vortag
    gelernt...) und gebe dies an den bereits wartenden Träger.

    Dann geht es die steile Holzstiege hinab in den Gastraum, wo bereits Kami auf
    uns wartet. Das Frühstück überrascht mich doch etwas, denn es gibt einen
    unbekannten Teigfladen (Nepali Bread) mit zahlreichen Rühreiern darüber. Darüber hinaus gibt es Müsli und Kaffee. Ich esse erst das Ei und anschließend das Brot mit Marmelade - lecker!

    Nachdem die Getränke vom Vortag (2 Bier, Hirseschnaps, Flasche Wasser und Ansichtskarten für 480 Rupien) bezahlt sind
    machen wir uns auf den Weg in Richtung Jagat. Anfangs müssen wir eine wackelige Bambusbrücke passieren - ich gehe freiwillig durch das Bachbett und schaue den anderen zu, wie sie über die Brücke balancieren. Auf dem flachen Weiterweg kann man sich gut an die neue Umgebung gewöhnen und der Körper erhält auch Zeit sich an die veränderten Klimabedingungen anzupassen. Doch dies ändert sich bald, denn beim steilen Aufstieg nach Bahundanda kommen wir stark in schwitzen. Kurz vor dem steilen Anstieg kann man noch die Arbeit bewundern, welche die einheimische Bevölkerung in die Landwirtschaft stecken muss. Hunderte Terrassen zeugen vom Aufwand der notwendig ist um hier zu überleben.

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    Während des Aufstieges werden wir von zwei Engländern im Laufschritt überholt. Beide sind ziemlich außer Atem und sehen bestimmt nur die Hälfe dessen, was wir an Eindrücken mitnehmen. Wir dachten, dass beide den AC in weniger Tagen laufen, doch sehen beide auf der Jomsom Seite nochmals. Ich kann jedem nur empfehlen sich Zeit zu lassen, so dass die neuen Eindrücke auch wirken können.

    Im Dorf nach dem Steilaufschwung machen wir eine größere Pause. Ein kleiner
    Laden verkauft Wasser und Süßigkeiten. Die Poststation muss jedoch erst noch eröffnet werden als wir unsere Postkarten abgeben wollen. Zu diesem Zeitpunkt bezweifele ich, dass die Karten ankommen - doch ich werde eines besseren belehrt.

    Im Dorf sitzen einige Polizisten an einer Polizeistation und beobachten das
    Treiben. Wir sind mehr über die kleinen Kinder verwundert, die bereits im jungen Alter Gewichte auf den Rücken geschnallt bekommen. Wirklich glücklich haben sie nicht ausgesehen...



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    Nach der ausgiebigen Pause führt uns der Weg weiter durch das kleine Dorf und anschließend steil
    bergab in Richtung des Bachbetts. Anfangs helfen zahlreiche Stufen beim Abstieg, später muss man einfach dem ausgetretenen Pfad folgen. Rechts vom Weg sind wieder zahlreiche Terrassenfelder im Berghang angelegt worden.

    Auf dem ebenen Weiterweg bleibt dann Gelegenheit für ein ausführliches Gespräch mit unserem Guide, welches nur durch einige Photopausen unterbrochen wird.
    Leider ist auf der anderen Talseite der Straßenbau in vollem Gange, so dass
    diese "unberührte" Landschaft wahrscheinlich bald verändert sein wird.

    Ob dann weiterhin die von uns beobachteten Tiere (Geier, Falke) sichtbar sind
    bleibt abzuwarten. Die tolle Pflanzenwelt wird hoffentlich nicht zerstört.


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    Nach etwa 5 h langsamem Gehtempo erreichen wir
    unseren Mittagsrastplatz. Ich bekomme einen fad gewürzten gebratenen Reis, eine Coke und einen Kaffee (200 Rupien).


    Bei Syange wechseln wir mittels einer hohen Hängebrücke die Talseite. Kier endet die zu diesem Zeitpunkt befahrbare Strasse und wir wandern mitten durch die Baustelle. Die Arbeiter hausen in Zelten, stehen mit blanken Füßen in der Erde. Sprenglöcher werden von Hand mit Eisenstangen in den Fels getrieben - Knochenarbeit pur.

    Dann beginnt es leicht zu regnen, so dass ich meine Regenbekleidung anziehen muss. Der Boden ist rutschig, was die nun folgende Passage nicht unbedingt einfacher für mich macht. Ich bin leider nicht komplett schwindelfrei, so dass
    der schmale Weg durch die Felswand nicht unbedingt zu meinen Lieblingsetappen zählt. Der Weg ist teilweise keinen Meter breit und rechts fällt der Weg sehr
    steil in die Schlucht ab. Die schlimmste Stelle war für mich eine Passage von
    wenigen Metern länge, denn auf einem sandigen Weg muss ich bis fast an die Kante
    gehen, bevor der Weg links abzweigt.

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    Kami hat mitbekommen, dass ich mich sonderlich wohl fühle und stellt sich demonstrativ vor mich an die Kante, was mich etwas beruhigt. Meiner Meinung nach war dies die schwierigste und ausgesetzteste Stelle der gesamten Annapurna Runde.

    Am Ende der Baustelle (nein es gibt kein Schild...) steht noch eine nette
    Lodge, allerdings wird die Strasse direkt durch diese hindurch führen. Unsere Lodge liegt am Ende des Dorfes Jagat. Ein farbenprächtiger Neubau mit ordentlichen Zimmern. Die Dusche hat allerdings einen Planungsfehler - entweder man lässt die Tür auf und duscht sichtbar für alle oder alternativ duscht man im halbdunkel. Insgesamt war dies ein schöner Tag, auch wenn wir aufgrund des Wetters keinen Ausblick auf den achttausender Manaslu hatten.






    Trekkingtag 3: Jagat - Chamje - Tal - Dharapani






    Nach einer entspannten Nacht in der neu gebauten bunten Lodge starten wir unsere Tagesetappe gegen 8 Uhr. Vorher müssen wir jedoch noch eine Eselskarawane vorbei lassen, die sich den Weg talaufwärts bahnt. Das tief eingeschnittene Tal bietet anfangs kaum Ausblicke auf die Bergwelt, auch wenn zwischendurch der eine oder andere Blick auf einen der kleinen 5000er (Zitat unseres Guides) erhascht werden kann. Auf den Gipfeln liegt Neuschnee, den es letzte Nacht gegeben hat. In wenigen Tagen werden wir unsere Nächte und Tagesetappen in ähnlichen Höhen verbringen - nicht
    unbedingt "wärmende Aussichten".

    Trotz des fehlenden Bergblicks ist die Landschaft
    mehr als interessant. Kleinere Waldstücke wechseln sich mit Wiesen und
    Weiden/Ackerland ab. Auf der gegenüberliegenden Talseite sind zahlreiche
    kleinere und größere Wasserfälle zu beobachten. Kami zeigt uns darüber hinaus die in einer Felswand hängenden Bienenstöcke. Unvorstellbar erscheint uns der Gedanke, dass die Nester von oben her durch die einheimischen abgeerntet werden um an den Honig zu gelangen.

    Der weg führt uns immer wieder auch durch einige kleinere Dörfer bzw. an einigen einzeln stehenden
    Häusern vorbei. Einige dieser Häuser sind auch als Lodges ausgewiesen. Der
    Standard ist jedoch wesentlich niedriger als bei unseren Lodges.

    Am heutigen Tag wechseln wir mehrfach mittels stabiler Hängebrücken die
    Talseite. Die erste Überquerung dauert jedoch etwas, denn wir müssen nach einem matschigen Abstieg zur Brücke erst einmal eine riesige Eselkarawane passieren lassen.

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    Kaum haben wir die Brücke passiert, so folgt die nächste Karawane aus der anderen Richtung. Wir haben es nicht eilig und lassen die Karawane passieren. Dabei ist zu beachten, dass man immer auf der Bergseite
    stehen sollte, wenn die Karawane an einem vorbei läuft.

    Nach Passieren der ersten Hängebrücke bietet sich links ein toller Ausblick auf
    einen Wasserfall. Die Farbe des Wassers (milchiges blau) lässt uns etwas
    verweilen - vielleicht war es auch die Vorahnung, denn nun kommt ein etwas
    steileres Wegstück, welches uns in die Bergflanke führt. Stellenweise ist der
    Weg etwas schmaler und im leicht ausgesetzten Gelände sollte man nicht
    wegrutschen.



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    Bei einer am Wegesrand liegenden Lodge machen wir Pause. Die Küche (siehe Bild) ist noch ursprünglich ausgestattet, denn es wird über Holz gekocht. Kami trinkt einen Buttertee, aber von unserer Gruppe kann sich keiner überwinden, eine Tasse zu probieren. Am Nachbargebäude liegt Weizen auf dem blanken Boden zum trocknen aus - es ist
    leider sehr ersichtlich, in welchen Bereichen Geld vom Tourismus fließt und
    welche Einheimischen nicht von dieser Geldquelle profitieren.

    Nach der Pause wandern wir in ein eng eingeschnittenes Tal. Der Weg ist schmal aber problemlos zu bewältigen. Beim Abstieg zum Fluss muss man auf dem steinigen Weg etwas aufpassen nicht auszurutschen. Der Weg führt nun direkt auf eine kleine Steilstufe zu.

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    Vor dem etwa 100 Höhenmeter betragenden Aufstieg machen wir bei einem kleinen Haus mit Shop eine kurze Pause. Kami gibt uns einen Keks – was für den kommenden Aufstieg nichts Gutes vermuten lässt. Ein Spruch der nach den ersten Frühstücken geprägt wurde: Viel Essen bedeutet viel Laufen…

    Mittlerweile ist es recht kühl geworden. Ich habe meine Softshelljacke
    angezogen, damit ich mich nicht verkühle. Doch die Jacke kommt wenige Minuten später wieder in den Rucksack – durch den Aufstieg wird mir sehr schnell zu warm. Eigentlich handelt es sich bei dem Aufstieg nur um einige Kehren, wie er in den Alpen massenhaft zu finden ist. Dennoch gerate ich außer Puste und muss etwas langsamer gehen als gewohnt. Anderen geht es genau so, so dass ich beruhigt bin. Kami versucht uns einen langsameren Gehrhythmus anzugewöhnen. Sein Motto „nicht die schnellsten werden die ersten sein“ kenne ich bereits vom Kilimanjaro, doch die Umgewöhnung vom Alpentempo an das Himalayatempo fällt mir
    dieses mal aufgrund der zahlreichen Fotopausen etwas schwerer. Zu weit möchte ich dann doch nicht zurückfallen - doch zum Glück bin ich nicht der einzige, der viele Bilder während der Tour macht.

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    Ich bin froh, als wir die Kuppe erreichen, die den Abschluss des kurzen Anstiegs darstellt. Rechts am Wegesrand wurde ein kleiner Militärposten errichtet – angeblich aufgrund der anstehenden Wahlen. 5 Minuten später passieren wir ein kleines Tor, welches den Übergang in den Manang District darstellt. Das neben dem Tor stehende Schild mit den geplanten Gehzeiten lässt uns etwas staunen. Die angegebenen Zeiten sind
    wahrscheinlich ohne Pause und im Sherpatempo gerechnet – wir waren jedenfalls
    immer wesentlich länger unterwegs als auf dieser Tafel angeschrieben. Mit
    Überschreitung der kleinen Passhöhe wandelt sich die Landschaft komplett, denn
    das vorher enge und teilweise bewaldete Tal öffnet sich und ein breites
    Flussbett liegt vor uns. Das ist eine der interessanten Tatsachen, die einem
    immer wieder auf dem Annapurna Circuits begegnet: wir passieren eine Anhöhe oder
    wandern um eine Kurve und die Landschaft verändert sich komplett. Während der gesamten Tour denke ich mir mehrmals, dass die Veränderungen unter anderem den Reiz dieses Trekkings ausmachen.

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    Der Weg führt rechts in das Bachbett hinein. Auf den ersten Blick ist kein Weg zu erkennen, der uns ohne nasse Füße weiterbringen könnte. Erst bei genauerem Hinsehen (und dank der entgegenkommenden Eselskarawane) ist zu erkennen, dass am Rande des Flussbetts ein ca. 1 Meter breiter Pfad existiert. Das Wasser sollte jedoch keine 30 cm höher stehen, denn dann wäre diese Wegpassage nur mit nassen Füssen zu bewältigen.

    Nachdem wir die Esel haben passieren lassen wandern wir auf ebenem und teilweise sehr sandigem Weg in das breite Tal hinein. Bald erreichen wir ein weiteres kleines Tor mit Gebetsmühlen – wie immer machen wir einige Bilder bevor es weitergeht.

    Das nun folgende Dorf Tal wirkt sehr gepflegt. Die „Vorgärten“ sind sehr sauber und weisen interessante Blumeneinfassungen (Bierflaschen) auf. Der Rasen ist kurz gehalten und die Häuser haben teilweise einen sehr interessanten Baustil. Im Dorf ist einer der ersten „Ausrüstungsläden“ anzutreffen, in welchem man noch fehlende Ausrüstungsstücke kaufen kann.






    Am Dorfende machen wir unsere Mittagspause. Der Gastraum ist kalt und dementsprechend freue ich mich über den Kaffee bzw. Tee. Angrenzend an den Gastraum steht eine Telefonzelle, die ich auch gleich nutzen möchte, um nach Hause zu telefonieren. Wobei telefonieren in Nepal etwas anders funktioniert als in Deutschland. Erst einmal muss eine Leitung hergestellt bzw. verfügbar sein. Dementsprechend kann es sein, dass der Nepali 20x anwählen muss, bis er ein Freizeichen erhält. Wenn dann endlich der Anruf aufgebaut
    ist, dann ist die Sprachqualität meistens recht gut. Leider wird das Gesprochene mit etwas Verzögerung weitergeleitet und Gespräche sind dementsprechend etwas langatmig. Allgemein sind die Telefonkosten auf der Annapurna Runde sehr stark schwankend. Von 50 Rupien (Chame) bis zu 5 Dollar (Thorong Pedi) die Minute reicht die Preisspanne, wobei der Durchschnittspreis pro Minute bei 120 – 200 Rupien liegt.



    In der Mittagspause esse ich leider nur 2 Frühlingsrollen, was sich im Nachhinein als Fehler darstellen sollte. Ich hatte über den Tag hinweg zu wenig gegessen, so dass ich nach der Mittagspause mich schlapp fühle und mir etwas schwindelig ist. Ich kann das Tempo meiner Kollegen zwar mitgehen, allerdings habe ich trotz der interessanten Landschaft keinen großen Spaß. Der Weg führt teilweise am Bachbett entlang, teilweise auf breitem Weg durch die Felswand einige Meter erhöht durch das tief
    eingeschnittene Tal. Probleme mit der Ausgesetztheit habe ich nicht, da der Weg recht breit ist und andererseits ein rostiges Geländer zumindest den Eindruck der Sicherheit bietet. Es gibt immer wieder kleinere Alternativrouten, die wahrscheinlich je nach Wasserstand gewählt werden können bzw. müssen.

    Mittels einer Hängebrücke queren wir die Talseite und laufen durch eine nun wieder etwas grünere Landschaft. Immer wieder passieren wir einige kleinere
    Dörfer. Vom Straßenbau ist hier glücklicherweise noch nichts zu sehen, auch wenn die Strasse in einigen Jahren (leider) auch hier durchführen soll. Mittlerweile fühle ich mich etwas besser, was wahrscheinlich auch an der Wirkung des Essens und der Müsliriegel liegt.
    Wir erreichen eine hohe Hängebrücke, die seitliche Führungen aufweist um ein zu starkes Schwanken zu verhindern. An der Brücke sehen wir einen Nepali mit seinen zwei jungen Hunden. Uns erschreckt jedoch die Art und Weise der Tierbehandlung, denn als einer der Hunde nicht auf sein
    Herrchen hört, so wird dieser getreten. Der Hund flüchtet daraufhin den
    Berg hinauf; verfolgt durch sein Herrchen. Als dieser den Hund zu fassen
    bekommt, wirft er den Hund einige Meter weit. Das Winseln des Hundes ist
    markerschütternd, auch wenn der Hund anscheinend keine größeren
    Verletzungen abbekommen hat. Mit schüttelndem Kopf gehen wir weiter. Einige Zeit später erreichen wir unsere Lodge, wo ich im Laufe des Abends zum ersten Mal Wäsche wasche. Leider werden die Sachen bis zum
    nächsten Morgen nicht trocken, so dass ich diese auf den Rucksack binden
    muss. Nach dem Abendessen lege ich mich frühzeitig in den Schlafsack.
    Mit Ausnahme der zahlreichen Toilettenpausen schlafe ich sehr gut.


    Trekkingtag 4: Dharapani - Tonche - Teman - Latamrang - Chame (2670 m)





    Nach einem leckeren
    Frühstück mit starkem (selbst angerührtem) Kaffee brechen wir heute gegen 8 Uhr
    auf. Der Weg ist meistens schön breit und gehört wahrscheinlich zu der bereits
    angelegten Trasse der neuen Strasse. Wir wandern gemütlich ohne größere
    Highlights bis hinter einer Wegbiegung auf einmal der erste große Berg ins
    Blickfeld rückt: Die Annapurna II steht zum greifen nah vor uns. Die Aussicht
    ist beeindruckend, denn der Höhenunterschied bis zum Gipfel beträgt knapp 4000
    Höhenmeter.

    Wir schießen zahlreiche Photos und Kami meint nur, dass dies der Anfang sei.
    Gespannt wandern wir weiter und mit jedem Höhenmeter den wir gewinnen wird die
    Aussicht auf den in unserem Rücken liegenden 8000er Manaslu besser. Allerdings
    sieht man den Hauptgipfel erst recht spät - aber der Berg ist dennoch
    beeindruckend!



    Zwischen den einzelnen Wegstücken mit bereits
    angelegter Strassentrasse konnten wir immer wieder schöne Etappen auf einem
    schmalen Pfad wandern. Diese haben uns wesentlich besser gefallen.

    Im Dorf Bagardhap machen wir kurz Pause und unser Guide erklärt uns die
    Bedeutung der einzelnen Buddhas und der großen Gebetsmühlen. Nach der Pause
    steht ein kleiner Steilaufschwung durch eine regenwaldähnliche Landschaft an.
    Ausgerechnet an der steilsten Stelle kommt uns eine Eselkarawane entgegen - und
    wer dachte, dass die Esel so viel Luft ablassen können? ;) Jetzt mussten wir
    nicht nur auf den Matsch, sondern auch auf die Eselsch... aufpassen.

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    Nachdem wir die kurze Waldetappe hinter uns
    gelassen haben, erreichen wir eine durch Ackerbau geprägte Zone. Hier hat man
    einen ungehinderten Blick auf den Manaslu. Als Kami uns den Mittagsrastplatz
    zeigt sind wir begeistert. Wer möchte, kann von hier aus während der Pause den
    8000er in aller Ruhe bewundern. Aber auch eine Ruhepause in der Sonne tut gut - ich schlafe fast ein.






    Der Weitere Wegverlauf
    ist dann leider weniger schön - für mich war dies die langweiligste und
    uninteressanteste Teiletappe des gesamten Annapurna Circuits. Auf der linken
    Talseite verläuft die fast fertig gestellte Straße. Lediglich der bereits wieder
    abgerutschte Rand macht ein befahren an einigen Stellen unmöglich. Die Strasse
    im oberen Marsyangdital ist teilweise in
    eine Felswand hineingehauen - entsprechend ausgesetzt ist der Weg wenn man bis
    an die Kante geht. Ob und wie lange die Straße den extremen
    Witterungsbedingungen des Himalaja stand hält ist auch abzuwarten.














    Glücklicherweise ist
    der Straßenbau noch nicht abgeschlossen, so dass wir nach einiger Zeit wieder
    einen schönen Pfad erreichen. Der Abstieg zu einem Bachbett mit dem
    anschließende Aufstieg lässt unseren Kreislauf nochmals in Schwung kommen, bevor
    wir ein ursprüngliches altes Dorf erreichen. Auch können wir wieder
    einheimischen Bauern bei der harten Arbeit zuschauen - mit größtem Aufwand wird
    eine Furt in den Acker gezogen und anschließend von Hand die Kartoffel
    eingeworfen.

    Im nächsten Dorf scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Einziger Hinweis auf
    Strom ist eine Kabeltrommel - die von einem Nepali auf dem Rücken getragen wird.














    Wir erreichen Chame und halten
    Ausschau nach unseren Träger. Am Eingang von Chame steht das übliche Tor mit
    Gebetsmühlen und wenige Meter weiter eine sehr lange Mauer mit unzähligen
    Gebetsmühlen.

    Wir passieren einen Polizeiposten und erreichen unsere Lodge, welche wenige
    Meter hinter dem Internetcafe liegt (siehe Bild unten). Unsere Lodge besteht aus
    einem Haupthaus und einzelnen kleineren Gebäuden mit jeweils zwei Betten. Leider
    zieht es "wie Hechtsuppe" durch die Balken, so dass es entsprechend kühl wird.
    Glücklicherweise steht im Haupthaus ein Ofen, so dass es im Gastraum
    entsprechend warm ist.

    Vom Internetcafe kann man vergleichsweise günstig (50 Rupien / Minute) nach
    Hause telefonieren.







    Chame ist eines der größeren Dörfer auf der Annapurna Runde. Dementsprechend vielfältig
    sind die Ausrüstungsläden und entsprechend niedrig ist das Preisniveau.
    Ich habe hier eine mit Fleece ausgekleidete gestrickte Pudelmütze
    und passende Fäustlinge gekauft (jeweils ca. 180 Rupien). Später auf der Tour
    kaufe ich dann noch die passenden
    Socken für meine immer frierende Frau ;)


    Abends treffen wir
    uns in der Gaststube. Durch den Holzofen und den immer wieder ausfallenden
    Strom entsteht eine besondere Stimmung - es wird langsam ernster und wir
    merken, dass wir langsam aber sicher immer tiefer ins Hochgebirge laufen.
    Aufgrund der Höhenlage denke ich mir, dass ich heute das letzte Bier vor dem
    Thorong La trinken werde. Ein Trugschluss, aber egal ;) Das Essen bestehend
    aus Knoblauchuppe (wir haben ausnahmsweise stärker gerochen als unsere
    Schuhe ...), Bratkartoffeln und Frühlingsrollen ist lecker und macht satt.
    Um 21 Uhr gehe ich in meine Hütte und krieche in den kalten Schlafsack. Nachts wird es zum
    ersten mal richtig kalt. Ich liege in langer Unterwäsche im
    Daunenschlafsack, nachdem ich in der Dusche mich etwas verkühlt habe. Das
    Wasser ist eiskalt (!!!) und ich stehe dampfend in dem kalten Duschraum. Bis
    ich richtig war werde, dauert es einige Zeit und erst als ich einige Zeit im
    Schlafsack liege, vergeht das starke Kältegefühl.


    Trekkingtag 5: Chame - Kreku - Bhratang - Lower Pisang





    Die komplette Nacht
    über wird mir nicht richtig war, so dass sich die Nacht etwas zieht und ich
    unruhig schlafe. Meine Hütte wurde direkt an das Haus einer einheimischen
    Familie gebaut, so dass ich durch die Geräusche früh morgens wach werde. Müde
    trete ich aus dem Haus und möchte mich ins Bad zur Morgentoilette begeben als
    ich fast rückwärts aus den Trekkingschuhe kippe (nein, meine Wanderschuhe waren
    NICHT Schuld!). Vor mir ragt der Lamjung Himal in den tiefblauen Himmel. Die
    Aussicht ist einmalig und ich genieße den Ausblick trotz der immer noch nur
    knapp über Null befindlichen Außentemperaturen.

    Immer noch in Höchstlaune gehe ich nach der Morgentoilette zum Frühstück und
    blicke in gut gelaunte Gesichter. Nicht nur mich hat die Aussicht bereits in
    gute Laune gebracht!


    Das Frühstück trägt dann weiterhin zur guten Laune
    bei - vor allem die Pfannkuchen sind lecker.

    Nachdem wir noch etwas die Ausrüstungsläden mit "original" North Face Ausrüstung begutachtet haben und noch den einen oder anderen Gegenstand gekauft haben,
    brechen wir um 8:10 Uhr in Richtung Lower Pisang auf.

    Wir überqueren erst einmal den Bachlauf mittels einer Hängebrücke. Die immer
    zahlreicher werdenden Gebetsfahnen deuten auf einen verstärkten Einfluss des
    Buddhismus hin; wie auch die Stupa welche am Ortsausgang steht. Die Begegnungen
    mit den Einheimischen stellen erzeugen wieder lange in Erinnerung bleibende
    Bilder - wie das kleine Kind, was in einem Korb liegt und sich durch uns nicht
    aus der Ruhe bringen lässt.

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    Nach dem wir Chame verlassen haben wandern wir auf
    einem sehr schönen Weg fast ohne Höhenunterschied. Kleine Waldetappen wechseln
    sich mit Wiesengelände ab. Immer wieder passieren wir - natürlich auf der linken
    Seite - einige Manimauern. Die Aussicht auf den Lamjung Himal wird immer besser
    und lädt zu vielen Pausen ein. Der Unterschied zu den Alpen ist beachtlich und
    die Dimensionen dieser Berge sind einfach mehr als beeindruckend. Vor allem die
    steilen Schnee- und Eiswände des Lamjung Himal habe ich in dieser Art und Weise
    nicht in den Alpen sehen können. Wir sind sicherlich recht langsam unterwegs -
    doch die Aussicht muss man einfach genießen!







    Der Weg führt uns in eine enge Schlucht hinein. Der
    Weg wir deshalb etwas schmaler und führt durch bzw. unter einer Felswand
    hindurch ca. 50 Meter über dem Bach talaufwärts. Der Weg ist nur knapp 2 Meter
    breit, doch insgesamt unproblematisch zu gehen. Gelegentlich schaue ich kurz
    nach oben - denn auf dem Weg liegen zahlreiche größere Felsbrocken.

    Wir steigen hinab ins Tal zum Bach und queren mittels einer Hängebrücke auf die
    andere Talseite. Der folgende und leider in der Sonne liegende Anstieg lässt uns erstmalig
    an diesem Tag richtig ins schwitzen kommen.

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    Die Landschaft hat
    sich nun wieder komplett verändert. Wenn die Aussicht auf den Annapurna III und
    Lamjung Himal nicht wären so könnten wir nun auch durch einen Wald in den Alpen
    laufen.

    Nachdem wir das Waldstück durchwandert haben erreichen wir wieder ein etwas
    breiteres Talbecken, an dessen Ende eine knapp 2000 m hohe Felswand aufragt. Die
    Wand ist nicht senkrecht, doch die Dimension ist beeindruckend. Die in der Sonne
    liegende Flanke ist bereits schneefrei. Wenige Minuten später öffnet sich der
    auf der rechten Seite liegende Teil der Bergflanke, die immer noch tief
    verschneit ist. Einzelne kleinere Lawinenabgänge zeugen jedoch von dem
    abschmelzen der restlichen Schneefelder.








    Wir erreichen eine Art Passhöhe. Mit
    jedem gewonnen Höhenmeter wird das Panorama beeindruckender und es kommen neue
    eisbedeckte Gipfel hervor. Links und rechts vom Weg stehen wieder einige
    Nadelbäume. Nach einem kurzen Bergabstück erreichen wir unseren
    Mittagsrastplatz, denn kurz hinter der Passnähe stehen einige (teilweise neu
    gebaute) Lodges.

    Auf der großen Sonnenterasse lassen wir uns nieder und bestellen unser
    Mittagsessen (gebratener Reis mit Ei, Coke und eine Flasche Wasser für 400
    Rupien). Das Essen war etwas fad - aber die Aussicht macht alles wieder wett.
    Ich wäre gerne noch etwas länger in der Sonne sitzen geblieben, doch Kami gibt
    uns irgendwann das Zeichen für den Abmarsch: "Fasten Seatbelts" ;)

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    Der Weiterweg führt uns in ein fast
    ebenes breites Tal hinein. Der Schnee scheint erst vor einigen Tagen getaut,
    denn es existiert noch fast kein Grasbewuchs and den freien Stellen. Vereinzelte
    Schneefelder zeugen noch von der frühen Jahreszeit, zu der wir die Annapurna
    Runde unternommen haben.

    Die Landschaft hat sich nun komplett verändert - irgendwie stelle ich mir so
    Kanada vor. Kleine Seen, Tannen und Berge.

    Mir macht es richtig Spaß an diesem Tag, ich genieße die Landschaft und deren
    Veränderung im Tagesverlauf.




    Nach Lower Pisang geht es noch ein
    gutes Stück zu laufen. Zwar gilt es keine Höhenmeter mehr zu überwinden, doch
    dafür warten einige flache Kilometer auf uns. Der Weg ist teilweise anfangs
    recht matschig, später staubig und die Höhepunkte halten sich in Grenzen. In
    Erinnerung ist mir geblieben, dass ich einem Nepali kurz bei der Schreinerarbeit
    auf der Straße zugeschaut habe. Kurz vor Lower Pisang öffnet sich dann jedoch
    links der Blick auf eine mächtige Eiswand. Mit jedem Meter wird die Aussicht auf
    die Wand besser. Ich denke noch, dass ich jetzt einen Lawinenabgang noch gerne
    sehen würde, doch mein Wunsch wird nicht erfüllt.

    Wenig später erreichen wir Lower Pisang. Am Dorfeingang steht neue Lodge, die
    wir jedoch links liegen lassen. Unsere Lodge steht direkt am Ende der langen
    Mani Mauer.



    Ich bin einer der ersten aus unserer Gruppe, der
    die Lodge erreicht. Tagsüber hat die meiste Zeit die Sonne geschienen, so dass
    ich aufgrund der Solarpanels auf eine halbwegs warme Dusche hoffe. Die
    Lodgebesitzerin macht öffnet erst einmal die entsprechenden Wasserleitungen und
    wenige Minuten später stehe ich in der erstaunlich sauberen Dusche. Ich stelle
    den Wasserhahn auf „hot“ und dann beginnt die Hoffnungsphase. Bisher kam immer
    kaltes oder lauwarmes Wasser, doch dieses Mal kommt richtig warmes Wasser aus
    der Leitung. Ich freue mich über die erste warme Dusche seit Katmandu und
    genieße diese. Mit Rücksicht auf meine Mittrekker gehe ich jedoch sparsam mit
    dem warmen Wasser um, denn auch die anderen werden sich über die warme Dusche
    freuen.

    Nach der Überraschung fühle ich mich rundum wohl. Das I-Tüpfelchen stellt dann
    noch das Everest Bier dar, welches wir in der Sonne sitzend im windgeschützten
    Innenhof trinken. So kann man es aushalten…



    Andere
    aus meiner Trekkinggruppe statten dem nahen Kloster noch einen kleinen Besuch
    ab. Ich gehe nur noch gemütlich einige Meter zu einer etwas außerhalb des Dorfs
    liegenden Mani Mauer  mit einer kleinen Stupa und genieße die Ruhe und die
    Aussicht auf Annapurna II und den Pisang Peak. Zu diesem Zeitpunkt fühle ich
    mich sehr entspannt und ich sauge die Landschaft und die neuen Eindrücke
    förmlich in mich auf. Nach meiner Rückkehr gehe ich in den großen Speiseraum der
    Lodge. Auf dem Weg dorthin komme ich an der Küche vorbei, wo Kami und die
    anderen Guides / Träger bereits eifrig die Kartoffeln für unser Abendessen
    schälen. Kami bietet mir noch eine Grillkartoffel aus der Glut des Holzofens an,
    doch ich lehne dankend ab. So ursprünglich die Küche noch war, um so moderner
    ist der Speiseraum. Links neben der Tür stehen eine Stereoanlage und ein
    Fernseher mit DVD-Spieler. Allerdings können die Einheimischen nicht sehr lange
    Eurosport anschauen, denn der Strom fällt auch hier fast jeden Abend aus.

    Der Speiseraum hat sogar noch eine Art Wintergarten, aus dem man einen schönen
    Blick auf Lower Pisang hat.


    [/b]

    Mittlerweile ist es dunkel geworden
    und wir warten auf unser Abendessen. Währenddessen lade ich nochmals meine Akkus
    für die Digicam auf, denn ich gehe immer noch davon aus, dass mit zunehmender
    Höhe irgendwann keine Möglichkeit mehr hierfür besteht. Der mittels
    Energiesparlampen aufgehellte Gastraum ist gemütlich und durch den Ofen auch
    halbwegs warm. Nach dem Abendessen (Kartoffelsuppe, Dhal Bhat und
    Apfelpfannkuchen) reden wir noch etwas über die bevorstehenden nächsten Tage.
    Kami erzählt uns, dass diese Lodge zwar schon etwas älter ist, doch der Neubau
    am Dorfeingang sei wesentlich teurer und das Essen schlechter. Wir sind mit der
    gemütlichen Atmosphäre mehr als zufrieden.



    Nach einem
    langen und trotz verhältnismäßig wenigen überwundenen Höhenmetern
    krieche ich müde in meinen Schlafsack und schlafe recht schnell ein.
    Nachts werde ich einmal wach und auf dem Weg zur Toilette sehe ich einen
    sternenklaren Himmel. Ich denke mir nur, dass das Wetter morgen wohl
    sehr gut sein wird und schlafe wieder ein.
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 11:58. Grund: Reisecharakter eingestellt
    http://www.bergwandern.net
    Beschreibung von Tages- und Mehrtagestouren in den Ostalpen sowie ein umfangreicher Bericht über die Besteigung des Kilimanjaro und zur Annapurna Runde in Nepal

  • -CaRsTeN-
    Fuchs
    • 11.04.2002
    • 1256
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [NP] Annapurna Runde

    Trekkingtag 6:Lower Pisang - Gyaru - Ngawal - Mungji - Braga



    Am nächsten Morgen
    werde ich bezüglich meiner Wettervorhersage eines besseren belehrt, denn auf dem
    Boden liegt ein Hauch von Schnee. Der Himmel ist dicht bewölkt und von der Sonne
    ist nichts zu sehen. Meine über der Wäscheleine hängenden Socken sind gefroren.

    Schade, denn heute hätten wir bei unserem Aufstieg nach Ghyaru sicherlich eine
    gute Aussicht auf die Annapurna gehabt. Wie machen sich unsere Träger bereits
    vor uns auf den Weg zur nächsten Lodge. Dieses Mal werden wir jedoch
    unterschiedliche Wege wandern, denn unsere Träger werden den einfachen und
    flachen Weg durch das Tal in Richtung Braga wandern. Wir hingegen laufen einen
    „Umweg“ über Ghyaro, d.h. den sogenannten „Upper Trail“. Dies verbessert unter
    anderem unsere Akklimatisierung, denn nach einer Reizphase in größerer Höhe
    haben wir in Braga eine verhältnismäßig niedrige Schlafhöhe.
    Wir verlassen unsere
    Lodge über die steile Treppe und biegen wenige Meter später rechts ab. Das
    Bachbett überqueren wir mittels einer stabilen Hängebrücke. Anfangs ist der
    Wegverlauf noch flach und somit ideal zum warmlaufen. Trotz des bewölkten
    Himmels haben wir einen schönen Blick auf die steilen Eiswände des Annapurna II.
    Zusammen mit dem grün gefärbten See wäre dies ein perfektes Photomotiv bei
    sonnigem Wetter, doch auch so hat die Landschaft seinen Reiz. Nach der längeren
    Photopause am See erreichen wir wenig später eine sehr lange Mani Mauer. Hier
    bzw. nach Passieren der Hängebrücke beginnt der Aufstieg nach Ghyaro. Der
    Aufstieg beträgt 500 Höhenmeter, welche es mittels zahlreichen Serpentinen zu
    überwinden gilt. Kami mahnt uns nicht zu schnell zu wandern, denn „nicht der
    sprintende Hase wird der erste sein, sondern die gleichmäßig wandernde
    Schildkröte“. Langsam steigen wir auf, immer wieder den immer besser werdenden
    Blick auf die Annapurna II und IV und in Richtung des freier werdenden Tals
    gerichtet.

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    [/b]



    Unterwegs steht eine Nepali, die Wasserflaschen und
    einige Amulette verkaufen möchte. Damit hätten wir auch nicht gerechnet,
    allerdings wird der eine oder andere Trekker sicher froh über eine Flasche
    Wasser sein.
    Mittlerweile ist es kühl geworden, denn ein stetiger Wind bläst den Berg hinauf.
    Als wir in Ghyaro ankommen, ziehe ich erst einmal einen Fleecepulli an und esse
    etwas. Am Dorfeingang stehen einige größere Bäume und gemauerte Flächen bieten
    sich zu sitzen an – mir ist es jedoch zu kalt und ich bleibe lieber in Bewegung.

    Das Dorf ist noch sehr ursprünglich, was wir bei unserem Weiterweg durch die
    engen Gassen sehr schön sehen können. Kami möchte uns noch ein Kloster zeigen,
    doch leider ist dieses verschlossen und der „Schlüsselmann“ leider nicht im
    Dorf. Schade, doch auch so können wir einige schöne Schnitzereien und Malereinen
    besichtigen. Einen kleinen Tipp von Kami beherzigen wir bei unser Wanderung
    durch das Dorf – nicht unter den Rohren hindurch laufen, die aus den Häusern
    ragen, denn es handelt sich hierbei um die Abflüsse der Toiletten.







    Nachdem wir leider das Kloster nicht besichtigen
    konnten, machen wir uns an den Weiterweg auf einem schönen Höhenweg in Richtung
    Ngawal. Bei schönem Wetter hat man vom Höhenweg aus einen perfekten Blick auf
    die auf der anderen Talseite liegende Annapurna. Trotz der Wolken an diesem Tag
    bieten sich immer wieder interessante Ausblicke und die Etappe vergeht wie im
    Flug. Die kleineren Gegenanstiege auf dem Höhenweg fordern jedoch die Kondition,
    so dass wir bei einem kleinen Shop unsere nächste Pause einlegen. Ein Mittrekker
    bekommt beim Kauf einer Flasche Wasser einen alten Rupienschein ausgehändigt –
    für uns war dies nicht ersichtlich, denn lediglich das Motiv hat sich gegenüber
    dem aktuellen Geldschein verändert.




    [/b]

    Während der Pause schaue ich auf die Wanderkarte
    und bin etwas verwundert darüber, dass wir nur etwas mehr als die Hälfte der
    Wegstrecke hinter uns gelassen haben. Es ist bereits nach Mittag und wir müssen
    auch noch eine Mittagspause einlegen, welche wir kurz vor Ngawal machen wollen.
    Doch der Weg dorthin geht schneller als erwartet, denn eine Stunde später
    erreichen wir aufgrund des bergab führenden Weges das „Himalaya Restaurant“, wo
    wir uns windgeschützt an die Wand der Lodge setzen.






    Wir haben einen schönen Blick auf
    Ngwal, die Annapurna und das oberhalb von Ngwal liegende Kloster. Die Pause
    fällt etwas kürzer aus, doch ein leckeres Mittagessen muss sein: Schweizer Rösti und eine Suppe. Während der Pause haben wir freien Blick auf Annapurna II, III und IV


    [/b]



    Fasten
    Seatbelts – es geht weiter. Wenige Minuten nach Abmarsch wandern wir
    durch das Dorf Ngwal. Es stehen hier sehr wenige Lodges im
    Verhältnis zu anderen Dörfern auf der Annapurna Runde. Wir verlassen
    im zügigen Schritt Ngwal und folgen dem links ins Tal abzweigenden
    Weg. Die heute Morgen mühsam erklommenen Höhenmeter steigen wir nun
    innerhalb von kürzester Zeit wieder ab. Dabei müssen wir auf dem
    sandigen bzw. mit Geröll bedeckten Boden etwas aufpassen. Je näher
    wir dem Talboden kommen, desto besser wird der Blick auf die
    erosionsgeschädigten Hänge. Nachdem wir den lichten Wald passiert
    haben wandern wir die letzten Kilometer durch das Tal auf fast
    ebenem Weg. Manang ist bereits sichtbar, so dass wir die noch
    zurückzulegende Wegstrecke bis Braga gut abschätzen können.

    Am Himmel hängen mittlerweile dunkle Wolken, so dass ich froh bin,
    als wir endlich die in Braga liegende „Buddha“ Lodge erreichen.



    Ich stelle mich vor der Lodge auf eine kleine Mauer und lasse gerade ein Bild von
    mir machen, als Kami von hinten ohne Vorwarnung mit einem Staubwedel
    meine Schuhe und meine Beine abklopft. Vor Schreck falle ich fast von
    der Mauer – was zur Erheiterung der anderen beiträgt. Ich muss selbst
    lachen und mir fällt in diesem Moment die allgemein gute Stimmung
    innerhalb unserer Gruppe auf. Als wir dann in die Lodge kommen
    verschlägt es uns fast die Sprache. Eine Alpenvereinshütte kann
    eigentlich nicht gemütlicher sein, denn neben einer (warmen!) Dusche und
    einem Wintergarten gibt es einen gemütlichen Gastraum. Als Schmankerl
    hat der Wirt einige Leckereien gebacken: Schokoladen- und
    Karottenkuchen, Zimtschnecken, Apfelstrudel… Nach der Dusche treffen wir
    uns in der Gaststube und ich esse erst einmal einen Schokoladenkuchen
    und trinke zwei starke Kaffee. Leider wird es recht kühl in der Lodge,
    allerdings muss man auch bedenken, dass wir bereits über 3000 m sind und
    dementsprechend die Temperaturen nachts unter Null liegen. Bis der im
    Gastraum stehende Ofen endlich angezündet wird, sitze ich somit mit
    Mütze und Fleecepulli im Gastraum. Nebenbei schreibe ich mein Tagebuch,
    welches mir beim Schreiben dieses Reiseberichtes wertvolle Erinnerungen
    gibt. Das Abendessen ist wieder einmal äußerst lecker: Zwiebelsuppe,
    Spaghetti mit Nakkäse und Schokoladenkuchen.


    Trekkingtag 7: Braga - Ice Lake (4700 m) - Braga (Akklimatisierungstag)




    Nach einer erholsamen
    Nacht in der großen Lodge in Braga mit warmer Dusche steht heute ein
    Akklimatisierungstag an. Aufgrund des guten Schlafs fühle ich mich sehr fut.
    Auch wenn die Schlafhöhen auf dem Annapurnacircuit meistens nur geringe bzw.
    verträgliche Unterschiede aufweist, so macht ein Akklimatisierungstag in Braga
    oder Manang sicherlich Sinn. Einerseits gewöhnt man sich besser an die Höhe und
    kann eventuell ohne Kopfschmerzen oder Höhenprobleme die Wanderungen genießen.
    Andererseits ist die Tour zum Eissee auch landschaftlich ein Genuss, so dass der
    Akklimatisierungstag kein „verlorener Tag“ ist. Wie wichtig die Akklimatisierung
    ist haben wir einige Tage später mitbekommen. Ein anderer Trecker musste
    ausgeflogen werden, nachdem er zu schnell aufgestiegen war. Gerüchteweise war er
    bis Manang geflogen und wollte dann direkt über den Thorong La wandern.

    Nach dem heute bereits um 6:30 Uhr startenden
    ausgiebigen Frühstück (Müsli, Spiegelei + Toast) packen wir noch unsere
    Tagesverpflegung ein. Am Icelake bzw. KichoTal gibt es keine Lodge, so dass
    Getränke und Essen selbst mitgebracht werden müssen. Ich packe mir eine
    Zimtschnecke, ein Snickers und zahlreiche Müsliriegel ein. Für die Tour zum
    Eissee sollte das hoffentlich reichen.

    Entspannt machen
    wir uns um 7:15 Uhr an den Aufstieg zum Eissee und lassen das alte Kloster im
    wahrsten Sinne links liegen. Die alten Gebäude mit der erodierten Erde im
    Hintergrund stellen ein tolles Photomotiv dar. Der Weg führt erst einmal auf
    leicht ansteigendem und sehr staubigem Weg um einen Bergrücken herum, bevor
    wenig später ein deftiger steiler Aufstieg beginnt.

    [/b]

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    rinzipiell wandern wir somit erst einmal
    talabwärts, auch wenn es sich um einen anderen Weg als am Vortag handelt. Auch
    wenn der Weg nicht schwierig ist, so ist er staubig und rutschig, so dass wir
    aufpassen müssen nicht auf dem teilweise schmalen Weg abzurutschen. Die Aussicht
    auf das alte Kloster und die dazugehörenden Häuser wird mit jedem gewonnen
    Höhenmeter besser. Auch können wir immer weiter in das hintere Tal in Richtung
    Manang schauen und den weiteren Wegverlauf erahnen – auch wenn die Aussicht eher
    in Richtung des Tilicho Lake reicht. Gen Westen öffnet sich der Blick auf den
    Gangapurna – nicht zu vergessen sind die Gipfel der Annapurna II, III und IV mit
    den imposanten Eisfällen und Gletschern.

    Bei einigen Stupas machen wir die erste längere Pause. Ich steige noch zu einer
    etwas höher gelegenen Stupa auf und mache einige Bilder von unserem Lagerplatz.
    Ich fühle mich fit und habe Spaß an der Wanderung. Sicherlich trägt auch die
    phänomenale Aussicht zu dem Wohlbefinden bei.





    [/b]



    Der Weg dreht nun
    etwas in westliche Richtung. Außerdem wird der Weg nach einem kurzen Flachstück
    steiler und langsam aber sicher merken wir die erreichte Höhe von mehr als 4000
    m. Viele Mitwanderer stellen an diesem Tag einen neuen persönlichen Höhenrekord
    auf und freuen sich über diesen Erfolg. Für mich ist es die zweite Tour über
    4000 m – vorher war ich nur am Kilimanjaro auf einer ähnlichen Höhe.

    Die Wanderung stellt unserer Meinung nach auch einen kleinen Test der Fitness
    für den in Kürze anstehenden Passtag dar. Insgesamt erscheint mir die Gruppe
    sehr fit, denn trotz meiner tendenziell guten Kondition bin ich von meiner
    Geschwindigkeit her tendenziell immer im hinteren Mittelfeld der Gruppe.
    Insbesondere an den steileren Stücken habe ich mir ein sehr langsames Tempo
    angewöhnt was vielleicht auch an den während meiner Kilimandscharobesteigung
    gewonnenen Erfahrungen liegt.








    Nach einem recht steilen Wegstück
    erreichen wir eine Art Taltrichter, in dem der Weg nach links in
    Richtung des Icelake abzweigt. Hier können wir auch einige
    Blauschafe beobachten, die in den nahen Wiesen weiden.

    Der Weg führt von hier an teilweise fast eben die letzten 45 Minuten
    zum Eissee. Zu meiner Überraschung gibt es jedoch zwei Seen in dem
    Talkessel. Beide sind komplett zugefroren und machen somit ihrem
    Namen alle Ehre. Anfänglich fluche ich zwar innerlich, da unser Ziel
    einige Meter weiter liegt, doch diese Einstellung verfliegt mit
    Erreichen des zweiten Sees. Nach den obligatorischen Bildern am See
    bin ich über die längere Pause im Windschatten eines Hügels froh, da
    ich nun doch die Höhe von 4700 m merke. Als ich nach einer kurzen
    Pause aufstehen möchte merke ich ein leichtes Schwindelgefühl und es
    wird mir kurz schwarz vor Augen. Nicht ungewöhnlich, aber ein
    eindeutiges Zeichen, dass ich nicht ausreichend akklimatisiert bin.

    Unsere Guides lassen uns auf dem traditionellen Schal unterschreiben
    und hängen diesen, zusammen mit zahlreichen Gebetsfahnen, an einem
    Holzstab auf. Nach einer knappen Stunde Aufenthalt am Icelake machen
    wir uns an den Abstieg. Mittlerweile habe ich leichtes Kopfweh,
    welches allerdings wenige Höhenmeter weiter unten wieder
    verschwindet.

    Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg, allerdings sind wir
    natürlich wesentlich schneller unterwegs. Zu schnell für meine Füße,
    denn ich bekomme die erste Blase. Mit einem Blasenpflaster geht’s
    dann aber besser und der schnelle Abstieg kann fortgesetzt werden.
    An einer zerfallenen Hütte wartet bereits Kami auf uns – obwohl er
    uns auf dem Weg nicht überholt hat. Anscheinend kennt Kami noch
    einige Abkürzungen...



    Während des Abstiegs halte ich aufgrund des staubigen Weges immer
    etwas Respektabstand zum Vorgänger, da ich ansonsten eingestaubt
    werde. Nach knappen 3 Stunden erreichen wir wieder Braga. Irgendwo
    haben wir zwar den richtigen Weg verpasst, so dass wir über die
    kargen Felder Braga erreichen, allerdings war der Weg wahrscheinlich
    sogar etwas kürzer.



    Nachdem wir wieder in der Lodge sind geht der „Kampf um die warme
    Dusche“ los. Wer zuerst in der Dusche ist, der hat das wärmste
    Wasser. Anschließend genießen wir wieder den Komfort der Lodge,
    essen ein Stück Kuchen und trinken einen Kaffee. Bisher war die
    Lodge mit Abstand die beste und den Komfort muss man einfach
    mitnehmen, zumal wir immer schlechtere Lodges mit zunehmender Höhe
    erwarten. Auch das Abendessen (Kartoffelsuppe, gebratener Reis,
    Karottenkuchen) enttäuscht nicht.

    Trekkingtag 8: Braga - Manang - Tengi - Gunsang - Yakhara






    Am nächsten Tag steht
    die Wanderung in die Jakhochalm Jakhara an. Nach einer unruhigen Nacht freue ich
    mich auf das Frühstück, das wie am Vortag aus Müsli, Spiegelei + Toast besteht.
    Bevor wir jedoch in Richtung Manang durchstarten, wollen wir erst noch die auf
    dem Weg liegenden buddhistischen 500 Jahre alten Klosteranlagen besichtigen. Das
    Kloster ist das älteste im Manang Disctrict und somit sicherlich äußerst
    interessant. Leider ist der „Schlüsselmann“ – so nannten wir den Inhaber des
    Schlüssels – an diesem Tag aufgrund eines Sterbefalls im Nachbardorf, so dass
    uns der Eintritt ins Kloster leider verwährt bleibt. Dennoch ist der Umweg durch
    das alte Dorf mehr als interessant, da man durch die alten Häuser sich im
    Mittelalter wähnt. Außerdem sitzen in unmittelbarer Nähe des Klosters einige
    Geier, die sich bereitwillig fotografieren lassen.

    Wir erreichen die
    Distrikthauptstadt Manang nach Ersteigung einer kleinen Anhöhe. Am Dorfeingang
    steht wieder ein kleines Tor. Ein größeres Schild macht auf die zahlreichen
    Akklimatisierungstouren bzw. Sehenswürdigkeiten aufmerksam. Neben dem Icelake
    bieten sich zahlreiche weitere Möglichkeiten, mit denen man  problemlos mehrere
    Tage  beschäftigt wäre. Manang bietet einen etwas höheren Standard als die
    vorherigen Ortschaften. Neben zahlreichen German Bakerys gibt es ein kleines
    „Kino“, ein Internetcafe und sogar ein Geschäft auf dem man Bilder auf CD´s
    brennen kann. Einige schauen im Internet kurz nach Mails während die anderen die
    Sonne genießen und eine kleine Pause machen







    Manang ist zusammen mit Besisahar wahrscheinlich
    die größte Stadt auf der Ostseite des Annapurnatrecks und dementsprechend lange
    dauert die Wanderung durch Manang. Die letzten Meter läuft man durch eine enge
    Gasse, die einen wieder einmal ins Mittelalter versetzt. Am Dorfende stehen
    einige Händler und verkaufen die üblichen Amulette und Halsketten. Viel
    interessanter gestaltet sich der Blick auf den kleinen Gletschersee und die
    Gletscherbrüche unterhalb der Gangapurna. Unverkennbar ist jedoch, wie weit auch
    im Himalaya der Gletscherrückgang bereits vorangeschritten ist. Die seitliche
    Gletschermoräne zeigt eindeutig, dass der Gletscher vor geraumer Zeit bis zum
    See gereicht hat.






    Hinter Manang führt
    der Weg wieder durch karge Felder zu einer großen Stupa, die auf einer Anhöhe
    steht. Leider ist das Wetter an diesem Tag nicht optimal, denn dicke Wolken
    verhüllen die Gangapurna und die anderen 7000er.


    Der Weg schwenkt rechts in das Tal. Auf dem breiten Wanderweg sehen wir seit
    einiger Zeit unseren Mittagsrastplatz. Mittlerweile ist es kühl geworden und ich
    ziehe fast alle mitgeführten Kleidungsstücke aus meinem Rucksack an. Die Lodge
    bietet eine tolle Aussicht auf die Eiswände des Annapurnamasssivs bzw. des
    Gangapurna. Bei besserem Wetter kann man sogar auf dem Dach sitzen und die
    Aussicht ohne Einschränkung genießen. Das Essen fällt leider etwas einfacher aus
    – aus den bestellten „Schweizer Rösti“ wird leider nichts, da die Kartoffeln
    gefroren sind.






    Nach der
    Mittagspause führt der Weg im leichten auf- und ab in das schöne Hochtal hinein.
    Kami drängt etwas während der Pausen, da das Wetter immer schlechter wird. Dicke
    Wolken ziehen in das Tal, begleitet von starken Windböhen. Um so erstaunlicher
    ist die gute Aussicht auf den Chulu East, der noch komplett frei von Wolken ist.
    Hinter der neuen Hängebrücke aus dem Baujahr 2062 bietet sich an einem kleinen
    Haus bei einer schönen Manimauer die Möglichkeit einer windgeschützten Rast.
    Diese Pause stellt bis zur Jakalm die letzte Pause dar.






    Nach 1,5-2 Stunden Gehzeit erreichen wir die ersten
    Lodges der Hochalm. Unsere Träger sind nicht zu sehen, so dass wir auf unsere
    Guides warten (nicht dass wir zu weit laufen). Während der Wartezeit fällt uns
    das ausgestopftes Wiesel (?) auf, welches auf einem der Händlerstände zum
    Verkauf angeboten wird. Unsere Lodge liegt einige Minuten hinter dem
    eigentlichen Dorf. Kami erzählt uns, dass die Lodge wesentlich ruhiger ist und
    auch etwas sauberer. Ich kenne zwar die anderen Lodges nicht, bin jedoch mit
    unserer mehr als zufrieden. Wie immer habe ich ein Einzelzimmer. Leider ist es
    ein Eckzimmer und liegt direkt im Wind, so dass ich eine kalte Nacht erwarte.
    Von der Decke tropft an einigen Stellen das Kondenswasser auf den Boden und
    bildet bereits am frühen Abend einen kleinen Eishügel. Dieser taut bis zum
    nächsten Morgen nicht ab. Eine warme Dusche gibt es erwartungsgemäß erstmals
    nicht.







    Die Lodge bietet einen
    – in einem separaten Gebäude liegenden – großen Aufenthaltsraum. In der Mitte
    des Raums steht ein Ofen, der mit getrocknetem Jackdung geheizt wird. Entgegen
    meiner Erwartung stinkt der Ofen nicht. Wir waren nur etwas verwundert, als
    jemand aus der Küche kommt und den Ofen nachschürt. Einerseits saßen wir eh
    schon im T-Shirt neben dem heißen Ofen, andererseits legte der den Jackdung mit
    bloßen Händen in den Ofen. Passend dazu der Kommentar eines der Teilnehmer:
    „Hoffentlich war das nicht der Koch...“ Wir haben jedoch Glück, dass ausreichend
    Brennstoff zur Verfügung steht. Während Regenphasen ist das trocknen des
    Yakdungs nicht möglich und dann muss auf den wärmenden Ofen verzichtet werden.
    In diesem Fall werden unter den Tisch glühende Kohlen gelegt, so dass wenigstens
    die Füße und Beine warm bleiben.


    Vor dem Essen unterhalten wir uns noch mit anderen Treckern. Eine
    Frau kommt aus Australien, hat in Deutschland ein Semester studiert
    und ist nun seit anderthalb Jahren unterwegs und schaut sich die
    Welt an. Träume kommen auf…
    Das Abendessen ist wieder einmal sehr lecker und sättigend. Es gibt
    mit Jackkäse überbackene Maccaroni mit Tomatensauce und Pudding.
    Sehr lecker und eine willkommene Abwechslung zu den vorangegangenen
    Essen. Auch wenn ich mir vorgenommen hatte in Höhen über 4000 m
    keinen Alkohol zu trinken, so gönnte ich mir ein letztes Bier vor
    der Passüberschreitung.



    Während wir die Wärme des Ofens genießen, setzt draußen ein leichter
    Schneefall ein. Recht schnell bildet sich eine dünne Schneedecke.
    Meine Turnschuhe werden dementsprechend nass als ich mich
    entschließe in mein Zimmer zu gehen. Als ich mich abends in den
    Schlafsack lege, hat es jedoch wieder aufgehört zu schneien. Nachts
    muss ich mehrmals auf Toilette. Aufgrund der Kälte ist dies kein
    Spaß und ich fluche jedes Mal innerlich wenn ich mich aus dem
    halbwegs warmen Schlafsack schälen muss. Wenigstens hat es aufgehört
    zu schneien denke ich mir als ich mich um 3 Uhr wieder in den
    Schlafsack lege.


    Trekkingtag 9: Yakhara - Thorong Pedi - High Camp - Thorong Pedi






    Gegen 6:30 werde ich
    wach. Der erste Blick aus dem Fenster bringt mich zum staunen – es schneit
    wieder sehr stark und es liegen mindestens 10 cm Schnee. Doch spätestens als ich
    in die eiskalten Schuhe und Wandersocken (die Socken wollte ich definitiv nicht
    im Schlafsack warm halten...) anziehe werde ich richtig wach. Das Anziehen der
    Trekkingklamotten dauert auch etwas länger, da ich nun auch Gamaschen und
    Regenhose anziehen muss. Aufgrund unserer guten Akklimatisierung habe ich keine
    Probleme mit der Höhenlage. Weder Kopfschmerzen noch Schwindel plagen mich, so
    dass ich froh über den Verlauf bin und positiv an die Passüberschreitung denke.
    Auch habe ich weiterhin großen Hunger, was laut Kami ein gutes Zeichen ist.

    Nach dem Frühstück (Ei + Toast,
    Müsli) in der warmen Gaststube quälen wir uns raus in den weiterhin starken
    Schneefall. Nach den obligatorischen Bildern im Schneetreiben beginnen wir
    unsern langsamen Aufstieg in Richtung Thorong Pedi – der letzten Station vor dem Thorong La Pass.

    Wir gehen erneut sehr langsam – Kräfte sparen heißt die Devise. Dementsprechend
    werden wir kurz nach unserem Aufbruch von einigen anderen Gruppen überholt.
    Links vom Wegesrand stehen einige Yaks, die auf dem Rücken eine dünne
    Schneedecke von der Trägheit der Tiere zeugt. Auch sehen wir ein Zelt auf einer
    Wiese, aus dessen Ofenrohr (!) dicker Qualm kommt. Für uns irgendwie
    unvorstellbar die Nacht draußen zu verbringen bei diesen Witterungsbedingungen –
    für einige Einheimische wohl leider der notwendige Alltag.





    [

    Der Schneefall wird langsam weniger. Dennoch kann
    auf die Regenbekleidung nicht verzichtet werden, so dass ich langsam aber sicher
    von innen heraus nass werde. Bei der ersten Pause ziehe ich dementsprechend
    einige Kleidungsstücke aus. Die Fäustlinge habe ich bereits nach wenigen Minuten
    wieder in den Rucksack verstaut, da die Luft eigentlich nicht so kalt ist.

    Der Schnee macht die eigentlich einfache Wanderung etwas schwieriger. Auf der
    Hängebrücke mit Stahlplanken müssen wir insbesondere bei dem Auf- und Abstieg
    aufpassen, dass wir nicht auf dem Hosenboden landen. Allerdings sorgt der Schnee
    auch für einen kleinen Spaß. Vor uns geht eine Gruppe von 2 Frauen und Führer.
    Die Frauen sind auf dem rutschigen Untergrund sehr unsicher.



     



    Kami streut uns in diesem Bereich den Weg mit etwas
    Geröll und wir kommen problemlos hinab wohingegen die beiden Frauen mehrfach
    Kontakt mit dem Schnee aufnehmen und teilweise freiwillig auf dem Hintern die
    Serpentinen zur Brücke hinabrutschen, die für die Überquerung des Baches genutzt
    werden kann. Auf das Angebot der Wanderstöcke verzichten die beiden jedoch.
    Auf der anderen Talseite steht ein kleiner Anstieg in mehreren Serpentinen an.
    Kurzzeitig kommt die Sonne heraus und schlagartig wird mir richtig warm.
    Dementsprechend ziehe ich die Überbekleidung aus und stopfe sie in meinen
    Rucksack. Die Pause nutze ich um noch etwas den rutschenden Frauen zuzuschauen
    bevor ich mit einem leichten Grinsen im Gesicht die restlichen Höhenmeter zu
    unserem Pausenplatz aufsteige. Bei einer kleinen Hütte stehen einige Bänke, an
    denen wir die letzte große Pause vor Thorong Pedi machen. Von hier aus hat man
    einen guten Blick bis fast nach Thorong Pedi.
    Ich habe keine
    Ahnung warum, aber irgendwie versetzte mich die verschneite Landschaft und die
    kurzzeitig durchkommende Sonne in eine Hochstimmung. Erich brachte mich auf die
    Idee, die restliche Etappe mit Musik zu hinterlegen. Gesagt – getan. Von nun an
    begleitete mich Robbie Williams mit Feel und Angels während der  Wanderung durch
    die verschneite Landschaft. Einfach genial!








    Zwischendurch mache ich mir zwar etwas Sorgen ob aufgrund des steilen Hangs und
    der Temperaturen eventuell eine Lawine über den Weg abrutschen könnte, doch die
    Stimmung konnte dies nicht verschlechtern. Der Weg ist trotz der Höhenlage wenig
    anstrengend, da nur wenige Höhenmeter überwunden werden müssen.

    Zwischenzeitlich kam kurz die Sonne raus und die umliegenden Berge waren kurz
    sichtbar, doch kurz vor Thorong Pedi zogen wieder dicke Wolken in das Tal. Bei
    leichtem Schneefall erreichte ich Thorong Pedi und wurde überschwänglich von
    unseren Portern empfangen.




    [/b]


    Ich bekam das erste Zimmer auf der linken Seite in Thorong Pedi. Das Zimmer hatte
    einen eigenen WC und einen Panoramablick mit zwei Fensterseiten, so dass ich aus
    dem Schlafsack heraus einen tollen Ausblick auf das Annapurnagebiet hatte. Doch
    erst einmal galt es noch eine Kleinigkeit zu essen, damit ab 15 Uhr der
    Akklimatisierungsaufstieg zu High Camp beginnen konnte. Etwas verwundert waren
    wir über die Tatsache, dass der Aufenthaltsraum unbeheizt war. Dementsprechend
    war ich froh, als das Essen (Rösti) nach einer größeren Wartezeit endlich kam.
    Das Essen wärmte und ich merkte, wie neue Energie kam.

    Nach dem Essen machten wir uns an den laut Kami „kurzen und wenig Höhenmeter
    umfassenden“ Aufstieg zum High Camp. Von den 500 Höhenmetern war nicht die Rede.









    Der
    Aufstieg zum High Camp beginnt direkt bei Thorong Pedi und windet sich in
    zahlreichen Kehren den Schotterhang hinauf. Kurz nach unserem Abmarsch beginnt
    es wieder zu schneien. Zusammen mit dem teilweise vorhandenen Eis entstand eine
    rutschige Unterlage, die etwas Konzentration erforderte. Mit zunehmender Höhe
    werden die Abstände von Kehre zu Kehre immer kürzer, bis der Weg schließlich
    gerade durch eine Engstelle führt. Der leichte Schneefall hatte sich in der
    Zwischenzeit zu einem kleinen Schneesturm entwickelt, denn starker Wind
    peitschte uns den Schnee ins Gesicht. Dementsprechend war ich froh, als ich die
    Häuser der Hochalm sah und ich wenige Minuten später im halbwegs warmen Gastraum
    saß. Doch bevor der warme Kaffee am Tisch war, kam die Sonne aus den Wolken.
    Schlagartig änderte sich die Stimmung und wir verließen die Alm um den Ausblick
    zu genießen. Mit jeder Minute wurde der Ausblick besser und die Wolken wurden
    weniger.


    Als wir einige Zeit später uns an den
    Abstieg machten, war der Himmel wolkenlos. Nur die starken
    Schneefahnen an den Gipfeln zeugten noch von dem Wind, der uns vor
    kurzem den Aufstieg erschwert hat. Die Szenerie war mehr als
    beeindruckend und ich genoss den Ausblick auf die tief verschneiten
    Berge. Sicherlich können auch die Alpen beeindruckend sein, aber das
    hier gebotene Panorama ist eine Steigerung, die man erlebt haben
    muss. Während des Abstiegs wird mir bewusst, dass ich heute ohne
    Probleme auf knapp 5000 m gestanden habe. Dies gibt mir Zuversicht
    für den nächsten Tag. Ich fühlte mich sogar so fit, dass ich kurz
    mit dem Gedanken gespielt habe, den direkt am High Camp liegenden
    5000er noch kurz zu erwandern. Kami meinte nur, dass ich mir meine
    Kräfte aufsparen soll...



    Als wir in Thorong Pedi ankommen ist es fast dunkel. Der Abstieg hat
    zwar keine Stunde gedauert, aber aufgrund des späten Aufbruchs und
    der Pause am High Camp hat sich die Akklimatisierungstour doch etwas
    in die Länge gezogen. Abends gibt es nochmals ein leckeres Essen.
    Mit gemischten Gefühlen und etwas aufgeregt lege ich mich in meinen
    Schlafsack. Schlafen kann ich jedoch kaum – neben der Aufregung
    weckt mich immer wieder eine Maus auf, die unter meinem Bett
    herumläuft…
    Zuletzt geändert von Fjaellraev; 14.12.2008, 19:39. Grund: Imagelink repariert
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      • 11.04.2002
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [NP] Annapurna Runde

      Trekkingtag 10: Thorong Pedi - Thorong Pass / Thorong La - Muktinath





      Heute
      klingelt der Wecker mitten in der Nacht. Bereits um 4:30 holt mich das fiepen
      des Weckers aus dem warmen Schlafsack. Der gestern an meinen Schuhen klebende
      Schnee ist immer noch vorhanden – es hatte also unter Null Grad in der Nacht im
      Zimmer. Unser Guide Kami geht auf Nummer sicher und dreht die Runde – ein
      freundliches „kickeriki“ nach dem Klopfen soll auch die letzten aus dem
      Schlafsack bringen. Nach dem Einpacken und dem Anziehen meiner Trekkingklamotten
      schlüpfe ich in die eiskalten Schuhe und laufe zum Frühstück. Ich bin einer der
      wenigen, der etwas essen kann. Auf die hart gekochten Eier verzichte ich jedoch.
      Wie sich später herausstellt, war dies eine gute Entscheidung, denn einige der
      Eier waren wohl verdorben.
      Nach dem befüllen der Trinkflaschen brechen wir auf.
      Der Himmel ist sternenklar und demensprechend ist es kalt. Einer unserer Träger
      rutscht gleich nach wenigen Metern aus. Zwar ist nichts passiert, aber der Sturz
      zeugt von dem leider teilweise vereisten Weg. Wenigstens haben unsere Träger auf
      dieser Tour ordentliche Wanderschuhe an und keine Badelatschen.


      Die ersten Meter muss ich etwas kämpfen um
      die Müdigkeit zu überwinden und um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Anfangs
      habe ich kalte Füße, doch mit jedem Meter wird zuerst der Oberkörper wärmer und
      bis zur Hochalm bin ich komplett aufgewärmt. Der Weg führt uns wie am Vortag in
      zahlreichen Serpentinen zur Hochalm. Im Licht der Stirnlampen sind jedoch nur
      jeweils die nächsten Meter zur erkennen, dennoch erkenne ich einige markante
      Stellen am Wegesrand.







      Nach etwa
      1:15 erreichen wir die Hochalm. Dort machen wir eine erste Pause und ich fülle
      meine Wasserflasche erneut auf. In der ersten Stunde habe ich mich dazu
      gezwungen, den einen Liter komplett zu trinken, da Flüssigkeitsaufnahme extrem
      wichtig in diesen Höhen ist. Neben dem normalen Flüssigkeitsverlust führt die
      trockene Luft zu einem erhöhten Flüssigkeitsverbrauch, der ausgeglichen werden
      muss.[size=3]
      In der Hochalm geht es ruhig zu. Die meisten anderen Trekker sind bereits
      aufgebrochen, während wir im Scheine unserer Stirnlampen uns etwas ausruhen.
      Auch wenn die Hälfte der Höhenmeter bereits hinter uns liegt, so folgen noch
      weitere 3-5 Stunden Aufstiegs bis zum Pass.





      Während wir
      warten wird mir wieder kalt – vor allem an den Füßen. Dementsprechend bin ich
      froh, dass Kami irgendwann „Fasten Seatbelts“ ruft und wir aufbrechen.
      Mittlerweile ist es draußen hell geworden und wir können trotz der kalten Luft
      die Aussicht auf die Bergwelt genießen, zumal keine Wolke am Himmel der Aussicht
      im Wege steht. Der Weg in
      Richtung des Passes ist nun flacher und windet sich anfangs um einige Hügel
      herum, ohne dass man viele Höhenmeter gewinnt. Aufgrund der Höhe und des
      Neuschnees ist der Weg dennoch anstrengend. Außerdem muss an einigen Stellen
      stark darauf geachtet werden, dass man auf dem teilweise schmalen Weg nicht
      wegrutscht. Auf dem Schnee würde man ansonsten weit ins Tal rutschen.








      Nachdem wir
      eine kleine Brücke passiert haben, geht es kurz etwas steiler einen Hang hinauf,
      der eine Seitenmoräne eines ehemaligen Gletschers sein könnte. Während wir
      diesen Hang hinauf steigen, kommt langsam die Sonne hinter den Bergen hervor.
      Die Aussicht auf die teilweise in der Sonne befindlichen Gipfel ist
      atemberaubend (oder war es die dünne Luft?). Ich mache erst einmal zahlreiche
      Bilder und versuche den Augenblick zu genießen. Ich wundere mich über die
      wenigen Spuren im Schnee und über die wenigen anderen Wanderer, die mit uns
      unterwegs sind. Nach wenigen Minuten wird mir jedoch wieder kalt und ich breche
      auf. Vor mir liegt ein verschneites Hochtal ohne Wanderer, welches farblich im
      totalen Kontrast zu dem makellosen tiefblauen Himmel steht. Es macht richtig
      Spass, durch diese phantastische Landschaft zu laufen, auch wenn es aufgrund des
      Schnees teilweise recht anstrengend ist.






      Nachdem die
      Sonne komplett herausgekommen ist, wird es langsam warm. An der etwa auf 2/3 des
      Weges zum Pass liegenden Hütte machen wir eine längere Pause. Ich fülle meine 2
      Getränkeflaschen nochmals auf und schaue unsere Guides / Trägern bei einem
      kleinen Tänzchen zu. Ich habe weiterhin keine Probleme mit der Höhe, wenn man
      von dem üblichen Schnaufen einmal absieht und kann daher die gesamte Tour
      genießen. Die Aussicht wird mit jedem Höhenmeter beeindruckender und der frisch
      gefallene Schnee lässt die Landschaft noch imposanter wirken.



      Der Weiterweg zum Pass gestaltet sich dann doch
      noch anstrengender als erwartet. Es gilt, zahlreiche kleinere Hügel zu
      erklimmen. Der Schnee ist teilweise knietief, so dass ich immer wieder einsinke.
      Auch wenn die Landschaft und die tolle Aussicht Motivation genug sein sollten,
      so bin ich innerlich kurz am fluchen als ich einen Hügel erreiche, der von unten
      wie der Passübergang aussieht. Zahlreiche Steinmänner stehen auf einer kleinen
      Anhöhe, einige Trekker und Träger rasten dort – doch als ich eintreffe stellt
      sich heraus, dass der Weg zum Pass längst noch nicht geschafft ist. Schnaufend
      setze ich mich erst einmal an ein Steinmandl und genieße die Aussicht, trinke
      etwas laufwarmen Tee und esse ein Snickers. Da ich direkt am Wegesrand sitze,
      kann ich den anderen Trekkern zuschauen, wie sie sich den steilen Hang
      hochkämpfen. Nach der kurzen Rast fühle ich mich gestärkt. Der Höhenmesser zeigt
      an, dass der Pass keine 150 Höhenmeter mehr entfernt sein muss – das sollte doch
      zu packen sein.








      Kurze Zeit
      später kommt einer unserer Träger mir entgegen und gratuliert mir. Der Pass wäre
      um den nächsten Hügel herum. Tatsächlich sehe ich wenige Meter später die am
      Pass befindlichen Gebetsfahnen. Die letzten Meter genieße ich und ich muss vor
      Freude fast eine Träne aus dem Auge drücken. Kurz vor den Gebetfahnen werde ich
      von den bereits oben befindlichen Mitwanderern empfangen. Anstatt zu rasten
      müssen erst einmal die obligatorischen Bilder am Thorong La Schild gemacht
      werden. Im Anschluss stapfe ich einige Meter höher zu einem durch zwei
      Steinmandl markierten Hügel, wo ich in Ruhe die Aussicht genieße. Die Landschaft
      ist einfach phänomenal. Im Osten ist durch den Neuschnee alles weiß; im Westen
      ist eine karge Landschaft sichtbar, die einen tollen Gegensatz zur
      Schneelandschaft bietet.



      Als alle
      Mitstreiter am Pass eingetroffen sind, machen wir noch das ebenfalls
      obligatorische Gruppenbild. Auch hängen wir wieder eine Gebetsfahne und einen
      Cada mit unseren Namen auf.


      Nach etwas mehr als einer Stunde brechen wir in Richtung des 1700 m unter uns
      liegende Muktinath auf. Der Anfangs flache Weg wird zunehmend steiler und
      aufgrund des Schnees/Harsches teilweise sehr rutschig. Natürlich hat es mich
      irgendwann auf den Hintern, aber zum Glück passiert mir nichts.



      Mit abnehmender Höhe wird auch der Schnee immer weniger, bis wir irgendwann in
      zahlreichen Serpentinen am Rand der Moräne absteigen. Der Weg ist matschig und
      ich sinke teilweise 10 cm tief ein. Nachdem mir auf halbem Weg des Abstiegs
      bereits das Trinkwasser ausgegangen ist bin ich froh, die etwa eine Stunde
      oberhalb von Muktinath liegenden Hütten zu erreichen.





      Hier trinke
      ich erst einmal eine Flasche Wasser, nachdem ich eine Flasche ohne Eisstücke
      erhalten habe. An den Hütten treffe ich auch Martin und Erich wieder, die
      einem österreichischen Paar beim Abstieg geholfen hatten. Er hatte zu wenig
      getrunken und gegessen und dementsprechend Kreislaufprobleme bekommen. Um ihm
      weiter zu helfen, trägt Erich den Rucksack ins Tal, wo er später abgeholt wird.
      Der Weg bis nach Muktinath ist meisten flach, doch nach der bereits hinter uns
      liegenden Anstrengung zieht er sich ziemlich in die Länge. Leider sehen wir beim
      Erreichen des Ortseingangs, dass unser Hotel am anderen Ende des Dorfes liegt –
      war irgendwie klar. Muktinath ist zwar ganz nett, doch wir haben keine Augen
      mehr für die Sehenswürdigkeiten und sind froh, als wir endlich unsere Lodge
      erreichen. Die erste richtig warme Dusche seit Kathmandu ist eine wohltat und
      allemal die 100 Rupien Aufpreis wert. Ich mus gestehen, dass ich mich selten so
      über eine warme Dusche gefreut habe wie an diesem Tag. Im Anschluss gab es noch
      ein sicherlich verdientes Everest Bier auf der Sonnenterrasse, wo ich später
      auch noch einige Kleidungsstücke wasche.

      Trekkingtag 11: Muktinath - Jharkoth - Khingar - Kagbeni




      Am nächsten
      Morgen trifft mich als ich wach werde fast der Schlag, was nicht an den
      Wandersocken direkt vor meiner Nase gelegen hat. Vielmehr habe ich im Schlafsack
      liegend einen phantastischen Blick auf den Daulaghiri, der langsam immer mehr
      durch die Sonne angestrahlt wird. Als ich kurz darauf auf der Terrasse ankomme,
      stehen bereits andere aus meiner Gruppe dort und bewundern ebenfalls die
      phantastische Aussicht. Da es jedoch noch vor 6 Uhr ist, lege ich mich bis zum
      (heute etwas später stattfindenden) Frühstück nochmals etwas in den Schlafsack
      und genieße die Landschaft für mich alleine. Nach dem gemütlichen Frühstück
      packen wir, lassen aber unsere Rucksäcke in einem abgeschlossenen Raum stehen
      und schauen uns noch die Pilgerstätten in Muktinath an. Auf den Umweg über die
      Alternativroute hatte heute fast niemand Lust, da die Passüberschreitung immer
      noch in unseren Knochen steckt.
      Zuerst besichtigen wir in Muktinath den
      buddhistischen Tempel. Im Innenraum erklärt uns Kami ausführlich einige der
      Wandmalereien, wie z.B. das Rad des Lebens, oder allgemeine Dinge des
      Buddhismus. Das Kloster ist recht interessant, auch wenn mir die Aussicht von
      der Treppe auf den Daulaghiri besser gefallen hat. Nach dem Klosterbesuch gehen
      wir noch das am anderen Ende des Dorfs liegende hinduistische Heiligtum
      besichtigen. Vorher müssen wir jedoch noch an den zahlreichen Händlern vorbei,
      die ihre Amulette, Decken, etc. uns anbieten. Die Sehenswürdigkeit des
      Hinduheiligtums stellen die 108 Quellen dar, aus denen heiliges Wasser sprudelt.
      [/b]






      Nachdem wir die
      Sehenswürdigkeiten in Muktinath besichtigt haben, wandern wir zurück zu unserer
      Lodge und holen unsere Tagesrucksäcke aus dem Depot. Dabei begleitet uns immer
      der beeindruckende Blick auf den Gipfel des über 8000m hohen Daulaghiri.

      Wir verlassen Muktinath auf dem breiten Wanderweg und lassen die mittlerweile
      vorhandene Schotterpiste links liegen. Der Weg ist eigentlich gut zu gehen, doch
      der bereits hier einsetzende Wind ist teilweise recht störend. Kurz vor Jharkoth
      stehen wieder einmal einige Straßenhändler, die ihre Waren anbieten. Wir kommen
      nicht umher, einige Äpfel oder eine Yakdecke (200 Rupien) zu kaufen.




      [/b]



      Jharkoth selbst
      erreicht man wenige Minuten später, nachdem man die ersten Bäume passiert hat.
      Das alte Dorf ist schon seit längerem sichtbar und bietet einige interessante
      Photomotive. Neben der „German Bakery“ gibt es auch eine kleine Stupa zu
      bewundern. An die zahlreichen Gebetsfahnen haben wir uns mittlerweile fast schon
      gewöhnt. Vom Dach eines Hauses machen wir einige Bilder – Kami kennt diesen
      Platz und besucht ihn bei jeder Tour.

      Hinter Jharkoth führt der Weg an einem
      bunt gefärbtem See vorbei. Eisen- bzw. Salzablagerungen färben das Wasser und
      das Ufer in verschiedene Farben. Wenig später erreichen wir unseren
      Mittagrastplatz – eine einfache Lodge mit einem schönen Innenhof. Dieser ist
      windgeschützt und nach dem Essen schlafe ich in der Sonne fast ein.









      Nach der
      ausgiebigen Pause führt uns der Weg in eine immer kargere werdende Landschaft.
      Am Wegesrand ist fast keine Vegetation mehr  zu finden, was wahrscheinlich auch
      mit dem starken Wind zusammenhängt, der hier fast permanent weht.
      Dementsprechend gehe ich mit einem Gesichtsschutz, damit ich nicht ganz soviel
      Staub einatme. Beim Blick zurück kommt etwas Wehmut auf, denn der Ausblick auf
      den Thorong La Pass wird mit jedem Meter besser, bis er irgendwann nach einer
      Kurve komplett verschwindet. Kurzfristig sind keine mit Schnee bedeckten Gipfel
      zu erkennen und man fühlt sich in einer anderen Welt. Der Wanderpfad kürz den
      Fahrweg nach Kagbeni etwas ab. Teilweise recht steil führt er direkt in die
      Schlucht, in der es auf der anderen Seite zahlreiche Höhlen zu entdecken gibt.
      Nach wir über eine kleine Geländestufe hinweg laufen, ist auf einmal Kagbeni mit
      seinen grünen Plantagen sichtbar. In diesem Moment fühlt man sich in eine andere
      Welt versetzt, denn irgendwie wirkt dieses grün nach Tagen der Schnee- und
      Steinlandschaft total fremd. Auch steht es in dem totalen Kontrast zu dem
      breiten Bachbett des Kali Gandaki.






      Mit Erreichen des
      Dorfes Kagbeni öffnet sich auch der Blick in das obere und untere Kali
      Gandaki. Unser Weiterweg wird uns in den folgenden
      Tagen flussabwärts führen. Wer Flussaufwärts nach Mustang möchte benötigt ein
      spezielles Permit. Ohne dieses Permit wird man in der Regel am Kontrollposten am
      Dorfrand gestoppt. Es lohnt sich dennoch, bis zum Kontrollposten zu wandern.
      Einerseits ist der Dorfkern sehr alt und entsprechend schön angelegt,
      andererseits ist die Aussicht am Kontrollposten nach Mustang auch einen Blick
      wert. Unsere Lodge hatte auf dieser Tour ein erneutes Novum: die Zimmer hatten
      ein eigenes Bad mit Dusche (kalt) und eine europäische Toilette.




      Auch der Essensraum war sehr schön, denn in dem
      Wintergartenähnlichen Bau hatten wir eine tolle Aussicht auf Nilgiri und das
      Kali Gandaki. Diese Aussicht bewunderten wir nach unserer Ankunft erst einmal
      bei einem Everest Bier.


      Während der Besichtigung des Dorfes fällt uns ein großes M auf, welches
      „zufällig“ an das bekannte Logo einer Fast-Food-Kette erinnert. Das
      Internetlokal bietet günstige Telefonmöglichkeiten nach Deutschland und einen
      für Nepal Verhältnisse eine passable Internetgeschwindigkeit. Leider fällt,
      während ich eine E-Mail am schreiben bin, der Strom aus.

      Nach dem
      Abendessen (Dal Bhaat) ging ich recht zeitig ins Bett, denn irgendwie fühlte ich
      mich etwas komisch. Als ich im Schlafsack lag, wurde mir übel und ich hatte das
      Gefühl, eine Grippe wäre im Anmarsch.

      Zuletzt geändert von -CaRsTeN-; 14.12.2008, 18:13.
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      • Fjaellraev
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        • 21.12.2003
        • 13981
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [NP] Annapurna Runde

        Genial Bilder und Text machen wirklich Lust auf mehr, aber ich werde mir den Besuch auf deiner Homepage verkneifen bis der Bericht hier fertig ist, schliesslich will ich mir die Spannung nicht nehmen
        (Obwohl mich natürlich schon interessiert wie sich deine Gesundheit bis zum nächsten Morgen entwickelt)

        Gruss
        Henning
        Es gibt kein schlechtes Wetter,
        nur unpassende Kleidung.

        Kommentar


        • YPS
          Dauerbesucher
          • 15.06.2008
          • 534
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [NP] Annapurna Runde

          Hey Carsten,

          danke fürs "Abend - verschönern".
          Habe die Runde NOV 2007 gemacht und es war ganz lustig zu lesen, UND zu sehen (auf den tollen Pics), dass es doch nicht nur mir so oder so ging. Oder dass z.B. jemand anderes einfach genau das Selbe Motiv von genau der selben Stelle gemacht hat. Hab mich selber wieder erinnert....auch erst grade frisch von einer Reise zurück und so langsam wieder dabei 2009 zu planen...

          Nunja, so langsamglaube ich komme ich um Nepal nicht drumherum
          Ja...und durch deinen Bericht hast du jetzt auch Schuld daran

          Grüsse

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          • -CaRsTeN-
            Fuchs
            • 11.04.2002
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            #6
            AW: [NP] Annapurna Runde

            Trekkingtag 12: Kagbeni - Jomsom - Marpha - Ghasa


            [/url]



            Nach dem Abendessen
            des Vortages ging ich recht zeitig ins Bett, denn irgendwie fühlte ich mich
            etwas komisch. Als ich im Schlafsack lag, wurde mir übel und ich hatte das
            Gefühl, eine Grippe wäre im Anmarsch. Leider stellte sich gegen 2 Uhr morgens
            heraus, dass es sich um eine Magen-Darm-Geschichte handelte. Die nächsten
            Stunden verbrachte ich auf der Toilette (zum Glück sitzend, denn es war die
            erste europäische Toilette seit Katmandu ...) und konnte auch am nächsten Morgen
            noch nichts Essen. Kami gab mir ein Antibiotikum und von Martin bekam ich ein
            Elektrolytpulver (Danke nochmals, auch an Erich für die Hilfe!). Dankend nahm ich den Vorschlag von Kami an, mich
            mit einem Moped nach Jomsom zu fahren. Nachdem ich noch etwas geschlafen hatte
            (die anderen besichtigten ein Kloster in Kagbeni) wurde ich nach Jomsom
            gefahren. Aufgrund der holprigen Strecke dachte ich anfangs, dass dies
            sicherlich „nach hinten losgeht“, aber ich hatte Glück. Viel mehr Sorgen machte mir, dass wir auf einer Schotter- bzw. Steinpiste unterwegs waren und ich keinen Helm hatte und wir mehrmals auf schmalen Holzbrücken (3 Bretter breit) einen
            Bachlauf überqueren mussten. Von dem Beinahesturz möchte ich gar nicht reden...




            45 Minuten später erreichten wir Jomsom, wo ich an den Checkpoints meine Permits vorzeigen
            mussten. Ich war mittlerweile total durchgeschüttelt (nein, nicht gerührt ;)) Vor der Lodge Mona Lisa setzte mich der Fahrer ab und ich gab ihm seine
            10000 Rupien zzgl. Trinkgeld. In der Lodge versuchte ich eine Suppe zu essen, schaffte aber nur die Hälfte. Anschließend legte ich mich in den Innenhof in die Sonne, wo ich mehrere Stunden tief und fest schlief. Ich merkte noch nicht
            einmal, als die anderen eintrafen. Erst als wir aufbrachen um mit dem Jeep
            weiterzufahren, wurde ich wieder halbwegs wach.



            Die Jeepfahrt führte
            uns auf einer Steinpiste erst einmal nach Marpha. Dort wanderten wir durch das
            Dorf und machten am Dorfende in einem Laden Pause, in dem es Apfelschnaps aus
            lokalen Brennereien gab. Ich verzichtete und war froh, als wir 2 h später
            endlich in unserer Lodge ankamen. Wohlwissen über meine Probleme bekam ich ein
            Zimmer mit dazugehörendem WC. Allerdings schienen die Medikamente zu wirken, so
            dass ich abends endlich wieder etwas essen konnte. Auch wenn es nur eine Suppe
            und etwas Rösti war, so war ich dennoch froh, dass es mir langsam besser ging.
            Früh verabschiedete ich mich in meinen Schlafsack.


            Von meinen Mitwanderern hörte ich, dass
            die Tagesetappe nicht sonderlich interessant war und dass die
            Wanderung durch die groben Steine des Bachbettes eher zu den
            langweiligeren Etappen gehörte. Anscheinend hatte ich mir den besten
            Tag für die Erkrankung ausgesucht - aber ich hätte gerne darauf
            verzichtet.


            Trekkingtag 13: Ghasa - Kopchepani - Rukse Chhaharo - Dana - Jhartare - Tatopani



            Auch wenn ich ein eigenes WC in der Nacht hatte, so war ich doch sehr froh darüber, keine "größere Verwendung" mehr hierfür zu haben. Die Nacht war halbwegs entspannend und auch am Morgen ging es mir wesentlich besser. Ich fand es zwar schade, dass ich die Folkloreeinlage der Guides und Träger nicht bis zum Ende anschauen konnte, aber ich war zu müde und platt. Endlich kann ich auch wieder etwas mehr essen und habe auch keinen Ekel davor. Die Rühreier lasse ich dennoch liegen bzw. gebe
            diese an meine Mittrecker ab. Trotz des Angebots von Kami trage ich meinen
            Rucksack selbst - ich habe halt doch einen gewissen Ehrgeiz ;)

            Nach einigen Bildern vom Dach unserer Lodge brechen wir auf. Anfangs laufen wir noch durch einige kleine Dörfer. Einem
            Lehrer geben einige Mitwanderer noch einige Dinge wie Kugelschreiber oder
            Kreide. Am Wegesrand wächst nun auch wieder Getreide - wobei insgesamt sich die
            Landschaft gegenüber dem Vortag in Kagbeni total verändert hat. Am Ende eines
            Dorfes erreicht man die ersten Teilstücke der noch nicht fertig gestellten
            Strasse. Parallel dazu verläuft ein kleiner Pfad, der uns bald über eine hohe
            Hängebrücke auf die andere Talseite führt. Der Weg führt dann in stetem auf und
            ab durch das engste Durchbruchtal der Erde - das Kali Gandakital. Bergab merke
            ich die Nachwehen der Durchfallerkrankung fast nicht; an jeder Steigung hingegen
            werde ich aufgrund der schweren Beine sehr langsam. Kami gibt mir etwas
            Traubenzucker, der sich bald bemerkbar machen sollte.

            [/b]




            Über den Wechsel der
            Talseite bin ich sehr froh, denn auf der westlichen Talseite wird sehr stark und
            unüberhörbar an der Strasse weitergebaut. Presslufthammer hallen durch das Tal.
            Teilweise sieht man noch den alten Wanderpfad, der in den Hang hineingehauen
            wurde. Doch der Straßenbau hat den alten Weg fast völlig zerstört. Dennoch
            bieten sich unterwegs immer wieder interessante Motive im tiefsten Durchbruchtal
            der Erde, die von der (für mich)
            anstrengenden Wanderung ablenken. Mal ist es ein auf eine Tisch liegender Hund,
            der unsere Gruppe anbellt; mal ein kleines Kind das in unsere Kameras lächelt...

            Kurz vor unserem Mittagsrastplatz in Rukse Chhaharo wechseln wir jedoch
            wieder auf die andere Talseite und wandern kurz über die im Bau befindliche
            Strasse. Ob diese lange hält, kann aufgrund des teilweise hohlen Fundaments
            bezweifelt werden.






            Am Mittagsrastplatz haben wir einen guten Blick auf
            die nahen Wasserfälle, die mit ihrem Getöse etwas den Baustellenlärm übertönen. Ich fühle mich nun wesentlich besser und bestelle Pommes (Fried Potatos) und
            eine Tomatensuppe. Die Kartoffeln werden wenig später von unserem Guide und
            Veronika (danke!) geschält. Beides schmeckt sehr lecker und - was viel wichtiger
            war - beides blieb auch in meinem Bauch. Meine Laune wurde immer besser, so dass
            ich mich wieder auf die nächsten Etappen freute.

            Nach der längeren Mittagspause führt der Weg leider die meiste Zeit auf der
            Strasse entlang in Richtung Tatopani. Es beginnt zu tröpfeln und ich ziehe meine
            Regenkleidung an. Das anfangs leichte tröpfeln wird jedoch dank des Gewitters
            sehr schnell zu einem ausgewachsenen Starkregen mit einzelnen Hagelkörnern.





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            Dementsprechend wandern wir sehr schnell und sind 2 Stunden nach Abmarsch
            bereits in Tatopani. Die Landschaft hat sich nun wieder stark verändert, denn
            teilweise sattes Grün und kleinere Büsche stehen nun am Wegesrand. Unsere Lodge
            in Tatopani hätten Martin und ich jedoch fast verpasst, wenn unsere Träger nicht
            aus der Lodge gewunken hätten. Wir hatten die Abzweigung am Dorfeingang verpasst
            - was wir jedoch spätestens an den heißen Quellen ("Thermalbad") bemerkt hätten.
            Zu diesen gehen wir nach einer kurzen Pause. Das heiße Wasser tut uns allen
            sichtlich gut und wir genießen das erste Bad seit Wochen. Auf ein Bier
            verzichten wir, im Gegensatz zu einigen Engländern, jedoch. Die 25 Rupien
            Eintritt für die 2 Bäder sind gut investiert. Auch der leichte Regen kann uns
            das Vergnügen nicht vermiesen.

            Am Abend können wir unser Essen frei wählen. Da ich erst Probleme mit meinem Bauch hatte, verzichte ich auf das angebotene und laut Kami essbare Yakfleisch. Ich esse eine Zwiebelsuppe und Spaghetti mit Tomatensauce und Yakkäse. Leider war das Essen etwas fad. Tatopani bietet einige kleinere Geschäfte, in denen man Andenken oder Mitbringsel kaufen kann. Hier kaufe ich Stricksocken mit Fleecinlet für 250 Rupien. Von unserer Lodge aus kann ich auch nach Hause telefonieren, auch wenn die Gebühren recht happig sind (4 min für 1350 Rupien).
            Um 9:30 lege ich mich in meinen Schlafsack und höre noch etwas Musik. Die anschließende Nacht ist sehr erholsam, da ich fast durchschlafe.


            Trekkingtag 14: Tatopani - Ghara - Sikha - Chitre - Ghorepani





            Nachdem wir am Vortag in Tatopani uns im Thermalwasser sehr schön entspannen konnten, steht heute eine
            der anstrengendsten Tagesetappen auf dem Plan. Nach einer entspannten Nacht in
            der guten Lodge brechen wir recht früh auf. Vorbei an einer „Applestruddle“
            verkaufenden Bäckerei und anderen zahlreichen kleinen Läden verlassen wir das
            Dorf mit seinem gepflasterten Weg. Beim Abstieg zum Bachbett kommen uns einige
            Träger entgegen, die Kochgeschirr auf dem Rücken haben. Dies zeigt uns nochmals,
            mit welchem Aufwand das gesamte Equipment auf den Berg bzw. die höher gelegenen
            Dörfer gebracht werden muss.

            Ich fühle mich nun wesentlich besser und auch wieder etwas fitter im Vergleich
            zum Vortag. Ich bin mir jedoch bewusst, dass ich sicherlich noch nicht zu 100%
            Leistungsfähig bin und dementsprechend vielleicht auch etwas länger brauchen
            könnte.


            Erst einmal gilt es eine wackelige Brücke über den
            Kali Gandaki zu überqueren. Nachdem die Esel das geschafft haben, sollte es für
            uns hoffentlich auch kein Problem sein. Anschließend laufen wir einige Zeit
            teilweise leicht oberhalb, teilweise auch im Bachbett talabwärts. Beim Blick
            zurück sehen wir anfangs noch einen mit Eis bedeckten Berg, bevor diese für
            einige Stunden komplett verschwinden – zu tief sind wir in der Schlucht.

            Auf der anderen Flussseite ist in 2008 der Straßenbau noch in vollem Gange. Wir
            beobachten kurz, wie teilweise Steine ins Bachbett gestoßen werden und malen uns sie Konsequenzen einer Erosion auf der anderen Talseite aus.







            Beim einer Ansammlung von Häusern biegen wir links
            in ein Seitental ein und verlassen die tiefe Schlucht des Kali Gandaki. Eine
            stabile Hängebrücke bringt uns auf die andere Seite des Baches, wo Kami uns die erste Pause zugesteht – wohl wissend, was ab jetzt auf uns wartet. Nach der Pause wird es ernst für uns. Hunderte Treppenstufen führen teilweise
            recht steil den Berg.

            Die Landschaft um uns herum hat sich wieder gewandelt. Terrassenbau und
            Landwirtschaft prägen nun das Bild. Insgesamt eine willkommene Abwechslung und sehr schön zu laufen, da es immer wieder etwas zu bestaunen gibt. Auch die
            zahlreichen Blüten am Wegesrand laden zu einer Photopause ein, die aufgrund des steilen Aufstiegs auch gerne gemacht wird ;)

            Ich versuche ein gleichmäßiges Tempo zu gehen und kann mit dem Tempo der anderen recht gut mithalten, auch wenn ich immer noch etwas schwere Beine habe.




            Die letzten Meter vor dem Pass sind dann noch einmal richtig steil, so dass ich richtig froh bin, als
            wir oben angekommen sind. Der Blick zurück zeigt, dass wir bereits einige
            Höhenmeter überwunden haben. Beim Blick auf den Höhenmesser relativiert sich das
            leider wieder, denn noch nicht einmal die Hälfte der 1900 Höhenmeter ist
            geschafft.

            Die Pause auf einem bankähnlichen Felssims fällt etwas länger aus. Kami macht
            seine Späße mit uns und hält die gute Laune aufrecht. Vom Pass aus hat man einen
            guten Blick auf die Wegstrecke der nächsten Stunden, auch wenn Ghorepani noch
            nicht im Blickfeld liegt.






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            ach der Pause geht es erst einmal wieder einige Meter bergab. Wir laufen weiterhin durch eine
            abwechslungsreiche Landschaft. Kleine Dörfer wechseln sich mit kurzen
            Waldstücken ab. Kleine „Restaurants“ laden zu Pausen ein. Immer wieder können
            wir der einheimischen Bevölkerung bei der harten Landarbeit zuschauen. Auch
            werden wir immer wieder von Einheimischen Jugendlichen überholt. Kami erzählt
            uns, dass an diesem Tag eine Schulprüfung stattfindet und sie sich deswegen
            etwas schicker gemacht haben.

            Nach einem kleinen Steilaufstieg kaufe ich mir einige Cocos-Kekse. Sehr lecker,
            aber langsam merke ich, dass ich eine größere Pause brauchen könnte. Umso
            erleichterter bin ich, als ich unsere Träger an einem Dorfende sehen kann. Diese
            sitzen auf einer Terrasse, laute Musik schallt aus einem Radio und sie
            applaudieren uns als wir kommen. „Nur noch kurz um die nächste Ecke und bis zum
            nächsten Dorf – dort machen wir Pause“. Ich erinnere mich noch gut daran, dass
            die „nächste Ecke“ erst etwa eine halbe Stunde später erreicht ist und
            zahlreiche Höhenmeter überwunden werden mussten.






            Trotz der Anstrengung gibt es immer wieder kleine
            Erlebnisse, die mir noch Monate später in Erinnerung bleiben – beispielsweise
            das kleine Kind, das am Dorfeingang unseres Mittagsrastplatzes steht, schüchtern in den Photoapparat schaut und mir eine junge (quäkende) Katze entgegenhält.


            Endlich erreichen wir unseren Mittagsrastplatz. Zu allem Überfluss muss ich noch bis auf die Dachterrasse steigen, bis ich mich endlich setzen kann – aber was macht man nicht für eine gute Aussicht ;) Ich futtere mich in der Mittagspause
            voll und trinke eine große Flasche Wasser. Anschließend fülle ich meine
            Wasserflaschen für die weitere Wegstrecke auf und genieße die Aussicht von
            unserem Rastplatz. Kami macht ein kleines Nickerchen und wir machen einige
            Bilder von ihm mit einer Bierflasche, die allerdings nicht von unserem Guide
            ist. Lustig war’s trotzdem…




            Aus der Lodge hole ich mir nochmals einige Kekse
            für den weiteren Weg mit, damit ich etwas Stärkendes dabei habe. Wenige Minuten
            später erreichen wir die ersten Rhododenronbäume. Erst stehen vereinzelt links
            und rechts am Wegesrand Bäume, bevor wir den ersten kleineren Wald erreichen.
            Wir machen wieder einmal zahlreiche Bilder, denn diese blühenden Bäume bieten
            ein tolles Photomotiv. Leider sind mittlerweile dicke Wolken aufgezogen und aus
            Richtung Tatopani hören wir gelegentlich ein Donnergrollen, so dass wir nicht zu
            viel Zeit verlieren können.



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            Das Wäldchen haben wir recht schnell passiert und folgen dem breiten Weg in Richtung Ghorepani.
            Mittlerweile habe ich Probleme dem Tempo meiner Mitwanderer an Steigungen zu
            folgen. Bei einer kurzen Pause greife ich daher zum MP3 Player und lege etwas
            Motivationsmusik auf. Keine Ahnung warum, aber danach klappt es besser.
            Gleichmäßig laufe ich weiter, muss jedoch aufpassen, dass ich nicht im Takt der
            Technostücke den Berg hinaufstürmen möchte. Die Musik lenkt mich vielleicht von
            der Anstrengung ab, so dass ich wieder etwas mehr auf die Landschaft und die
            immer näher kommenden Gewitterwolken schauen kann.



            Mittlerweile haben wir die Rhododendronwälder erreicht. Es ist schon ein toller Anblick, wenn man durch einen Wald von blühenden Bäumen läuft und die Blütenpracht bewundern kann. Unsere Gruppe hat sich nun komplett aufgesplittert, da jeder sein eigenes Tempo geht. Das macht sicherlich auch Sinn, da gerade bei solchen Etappen jeder sein eigenes Tempo gehen sollte und man sich nach der eigenen Erschöpfung richten kann. Die letzten Meter nach Ghorepani sind dann wieder etwas steiler, bevor die
            ersten Häuser erreicht sind.

            Als ich oben ankomme ist es kalt geworden und Nebel hängt zwischen den Häusern.
            Ich wandere bis zur Passhöhe und suche unsere Guides. Endlich finde ich diese
            und somit auch unsere Lodge, wo einige unserer Träger schon am warmen Ofen
            sitzen. Nachdem ich mich umgezogen habe und mich unter der kalten Dusche
            „erfrischt“ habe, setze ich mich zu den Trägern, die erst nach mehrmaliger
            Aufforderung am Ofen sitzen bleiben. Ich trinke einen Kaffee und merke, wie die
            Wärme mir gut tut.





            Ich bin geschafft von
            der Anstrengung und dennoch glücklich, da ich mir aufgrund meiner erst zwei Tage
            zurückliegenden Durchfallerkrankung nicht sicher war, ob ich die Etappe ohne
            Probleme schaffen würde. Im Nachhinein habe ich diese Etappe fast so anstrengend
            empfunden wie die Überquerung des Thorong La Passes.


            Als Abendessen gibt es überbackene Nudeln – sehr nahrhaft aber etwas schwach
            gewürzt. Direkt nach dem Essen gehe ich in mein Zimmer und krieche in meinen
            Schlafsack. Ich bin müde und platt nach dem anstrengenden Tag.

            Ich habe mich gerade in den Schlafsack gelegt und aufgrund der etwas lauteren
            Stimmen Ohropax eingestöpselt, als mich ein Donner aus dem Halbschlaf reißt. Ich
            denke mir nur, dass nun ein kleines Gewitter aufziehen wird – aber das sollte
            kein Problem sein. Wenige Minuten später ist es jedoch mit dem Schlaf erst
            einmal vorbei, denn an mein Fenster prasseln dicke Hagelkörner und das starke
            Gewitter lässt zahlreiche Blitze in unmittelbarer Nähe von Ghorepani
            einschlagen. Innerhalb weniger Minuten liegt eine geschlossene Hagelschicht auf
            dem Boden. Die Fenster sind nicht komplett dicht und gelegentlich bekomme ich
            einen kleinen Tropfen ab.

            Während ich tief in meinen Schlafsack krieche denke ich mir nur, dass eine Lodge
            doch seine Vorzüge gegenüber einem Zelt hat. Mit diesen Gedanken schlafe ich ein
            und werde erst am nächsten Morgen wach.




            Trekkingtag 15: Ghorepani - Poon Hill - Ghorepani - Nangethati - Ulleri - Tirkhedhunga



            Heute steht die
            Wanderung zum Poon Hill vor dem Frühstück an, um dort den Sonnenaufgang und das
            Panoramablick auf den Annapurna I und South zu bewundern. Um 5 Uhr hallt wieder
            ein "Kikeriki" durch den Gang - Kami spielt unseren Wecker. das ist auch gut so,
            denn durch die Ohropax habe ich meinen eigenen Wecker überhört. Der erste Blick
            aus dem Fenster ist jedoch ernüchternd, denn es hängen weiterhin dicke Wolken
            vor den Bergen – sofern dies im Dunkeln zu erkennen ist.

            Etwas müde packe ich meine Sachen zusammen und ziehe meine Klamotten an.
            Unsicher bin ich mir über die Anzahl der Bekleidungslagen. Ich entschließe mich
            schließlich zu einem Verzicht auf die winddichte Regenhose, was sich wenige
            Minuten nach dem Abmarsch als richtig herausstellt, da mir auch so mehr als warm
            ist.


            Nach einer Tasse Tee
            starten wir um 5:25 Uhr mit dem etwas mehr als eine Stunde dauernden Aufstieg.
            Mit unseren Stirnlampen sehen wir lediglich einige Meter weit. Die Schatten am
            Himmel bzw. die nicht sichtbaren Sterne lassen die Hoffnung auf einen schönen
            Sonnenaufgang jedoch schrumpfen. Auf dem Boden liegen noch die Reste des gestern
            gefallenen Hagels. Auf den Steinen müssen wir daher aufpassen, nicht auf dem
            Hosenboden zu landen. Kurze Zeit später wird das Tempo noch etwas
            langsamer, denn vor uns ist eine aus ca. 50 Personen bestehende chinesische
            Gruppe. Der Ausrüstung nach könnten einige der Wanderer gerade von einer Everest
            Expedition zurück kommen. Das Tempo der Gruppe und das schnaufen zeugen jedoch
            von einer anderen Leistungsdichte. Mit einigen energischen Schritten und Worten
            verschafft sich Kami Platz und wir folgen ihm an der Gruppe vorbei.








            Der Aufstieg zum Poon Hill dauert etwa eine Stunde
            und beträgt nur ca. 300 Höhenmeter Der Pfad führt nach Verlassen von Ghorepani
            durch den Rhododendronwald in einigen Kehren bis zu einem kleinen Tor und
            anschließend über Wiesenflächen zum breiten Grasgipfel. Dort steht neben dem
            stählernen Aussichtsturm auch ein kleiner Teashop, in dem man sich auch einen
            Schokoladenriegel kaufen kann.

            Als wir oben ankommen, dämmert es bereits und
            unsere Befürchtung hat sich bewahrheitet. Der Himmel ist noch mit dicken Wolken
            übersäht und die Aussicht auf die 8000er Daulaghiri und Annapurna
            dementsprechend eingeschränkt. Ich habe zwar noch Hoffnung, dass die Aussicht
            innerhalb der nächsten Stunde vielleicht besser wird, doch erst einmal bleibt
            uns ein toller Sonnenaufgang verwehrt.





            Je länger wir oben am Gipfel stehen, desto ruhiger wird es. Als erste steigen die Chinesen wieder ins
            Tal ab. Anschließend steigen nach und nach auch die anderen Gruppen ab, bis
            schlussendlich nur noch ein Trekker aus meiner Gruppe, zwei andere Trekker und
            ich am Gipfel stehen und die immer besser werdende Aussicht bestaunen.


            Langsam aber sicher öffnet sich der Blick auf die umliegenden Berge. Anfangs ist nur das Tiefland einsehbar, allerdings verbessert sich minütlich der Blick auf
            den Daulaghiri immer mehr. Bei freier Sicht könnte man den Daulaghiri, die
            Annapurna I, Annapurna South und den Fishtail bewundern.








            Wir denken zu Beginn,
            dass ein etwas versetzt stehender aus den Wolken herausschauende hohe Gipfel der
            Daulaghiri ist. Als dieser jedoch wenige Minuten später aus den Wolken
            hervorkommt und den anderen Gipfel um einiges überragt, bin ich erst einmal
            sprachlos. Leider öffnet sich die Aussicht auf den Annapurna nicht komplett,
            auch wenn kurz nach 8 Uhr die Aussicht viel besser ist als noch bei
            Sonnenaufgang. Die Wartezeit hat sich gelohnt und die gewonnene Gelassenheit hat
            sich ausgezahlt. Irgendwann treibt mich jedoch der Hunger ins Tal. Meinen
            Mittrekker hänge ich während des Abstiegs ungewollt ab. Während des Abstiegs
            mache ich immer wieder kurze Photopausen, denn der Wind peitscht die Wolken über
            den Gipfel der Annapurna und bietet dementsprechend ein interessantes Motiv. Der
            Hagelrest ist mittlerweile fast vollständig getaut und die Sonne lässt die
            Temperaturen schnell ansteigen.






            Als ich in der Lodge ankomme, sind die anderen
            bereits fertig mit dem Frühstück. Dieses nehme ich alleine zu mir. Vorher muss
            ich jedoch noch meinen Packsack mit dem Tagesgepäck fertigmachen, da unsere
            Träger abmarschieren wollen.


            Nach dem Frühstück (Tibetan bread, Müsli, Rührei) setze ich mich zu den anderen
            auf die in der Sonne liegende Terrasse bzw. mache noch einige Bilder von der nun
            fast komplett sichtbaren Annapurna. Der Abschied von dem hohen Berg fällt
            irgendwie schwer als wir die Passhöhe von Ghorepani überschreiten. Von nun an
            ist die Landschaft aufgrund des fehlenden Bergblicks nicht mehr hochalpin
            geprägt, zumal um uns herum der blühende Rhododendron die Aussicht stark
            einschränkt. Je weiter wir auf dem breiten Weg absteigen, desto größer und
            blütenreicher werden die Bäume. Ich hatte zwar schon im Vorfeld viel darüber
            gelesen, doch dass komplette Wälder mit roten Blüten übersäht sein könnten,
            hätte ich nicht gedacht. Neben dem Rhododendron gibt es immer wieder andere
            Pflanzen wie z.B. Orchideen zu bewundern.




            Zwischendurch wandern wir an erstaunlich wenigen
            Lodges vorbei. Auch kommen uns unerwartet wenige Trecker entgegen; lediglich
            einige Gruppen sind auf dem Aufstieg nach Ghorepani. Unterwegs treffen wir auf
            eine Gruppe von Einheimischen, die am Wegesrand kochen. Wir Schauen kurz in den
            Kochtopf und machen einige kleinere Späße mit den Nepali bevor wir weitergehen.

            Je weiter wir absteigen, desto dichter wird die Vegetation und die
            Rhododendronbäume werden weniger. Teilweise erinnert die Vegetation fast schon
            an einen Regenwald. Insgesamt eine willkommene Abwechslung, auch wenn der
            glitschige Weg zur Vorsicht mahnt.




            Die Mischung
            aus Matsch, Eseldung und Feuchtigkeit kann auf einem Stein sehr schnell zu einem
            Ausrutschen führen, was jedoch aufgrund des teilweise schmalen Weges zu einem
            ungewollten Absturz in die Schlucht führen könnte.An einem kleinen Bachlauf
            machen wir eine kleine Fotopause. Die Regenwaldähnliche Landschaft lässt uns
            immer wieder kurz verweilen und unbekannte Pflanzen bewundern.


            Mittagspause machen wir an einem Aussichtspunkt auf einer Sonnenterrasse, von wo
            man bei gutem Wetter den Ausblick auf den Fishtail genießen könnte. Ich esse ein
            "Schweizer Rösti" mit Käse und trinke eine Cola - für 250 Rupien.





            Die aufgekommenen
            Wolken „vermiesen“ uns jedoch die Aussicht. Dennoch sitzen wir gut auf der
            Terrasse und schauen einer alten Frau zu, wie sie Dochte für Kerzen von Hand
            fertigt. Auch beobachten wir einen jungen Hund und die zwei Kinder, die um uns
            herum spielen.

            Ein Blick auf die Karte lässt mich etwas verwundert dreinschauen, denn wir haben
            nur knapp mehr als die Hälfte des Weges absolviert, zumal die meisten Höhenmeter
            noch vor uns liegen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie der weitere
            Weg aussehen wird…


            Nachdem wir in aller
            Ruhe unsere Mittagspause gemacht haben, geht es an den Abstieg. Wir verlassen
            den Wald und erreichen landwirtschaftlich geprägtes Gebiet mit verstreut
            liegenden Häusern und den üblichen Terrassenfeldern.






            Irgendwann fällt mir
            auf, dass auf dem Boden Zahlen angeschrieben sind. Irgendwann erfahre ich, dass
            es sich hierbei um die noch zu absolvierenden Stufen bis ins Tal handelt – zu
            diesem Zeitpunkt passiere ich gerade die Zahl 3500. Insgesamt sind mehr als 4700
            Stufen bis ins Tal zu überwinden. Treckingstöcke sind daher mehr als hilfreich
            und entlasten die Knie ungemein.


            Als ich endlich den
            Talboden erreiche, gilt es noch die beiden Bäche mittels Hängebrücken zu
            passieren. Zwei Kinder warten bereits auf die Trecker und betteln um Stifte und
            Süßigkeiten. Als sie merken, dass ich nichts habe, werden Sie unfreundlich und
            schicken mir einige Flüche oder Beleidigungen hinterher. Mitwanderer bekommen
            sogar einen leichten Schlag ab. Allerdings war dies eines der wenigen
            Erlebnisse, bei denen ich / wir auf unfreundliche Nepali getroffen sind.








            Dann erreichen wir endlich das bereits seit langem sichtbare Dorf Tirkhedhunga
            und unsere Lodge. Das Zimmer ist wieder etwas einfacher. Zwischen den Balken
            kann man problemlos ins Nachbarzimmer schauen. Allerdings gibt es zwei Duschen
            mit nicht wirklich warmen „Hot Water“, die natürlich gerne genutzt werden. Wir
            trinken im Innenhof ein Everest Bier und genießen die Ruhe nach dem
            anstrengenden Tag. Während wir in der Sonne sitzen, können wir dem regen Treiben
            in der Küche zuschauen. Als dort kurzzeitig ein etwas größeres Feuer angefacht
            wird, dampft das komplette Dach aufgrund der noch nassen Schindeln.


            Das Abendessen kann
            ich leider nicht genießen, da ich mit dem Dhal Baat den Durchfall von Kagbeni
            verbinde - schade eigentlich.

            Abends findet eine Art Abschiedsfeier statt. Unsere Träger bekommen ihr
            Trinkgeld und nicht mehr benötigte Ausrüstungsgegenstände. Um keinen zu
            bevorzugen werden die Ausrüstungsgegenstände aufgeteilt und dann mittels Losen
            entschieden, welcher Träger welchen Haufen bekommt. Auch geben wir unserem
            Nepalesischem Team noch ein Bier aus. Die Stimmung wird dadurch nochmals
            aufgelockert und es werden einige Lieder mit Tanzeinlage zum Besten gegeben.



            Müde krieche ich wenig später in meinen Schlafsack, auch wenn ich die kommende
            Nacht nicht besonders gut schlafe – ich habe einige Flohbisse an den Füßen
            (Respekt an die Flöhe…) und befürchte weitere, was mich bei jedem Ziepen oder
            Jucken hochschrecken lässt. Außerdem liegt mein Zimmer direkt neben der
            Toilette, deren Tür bei jedem Öffnen ein lautes Quietschen von sich gibt.



            Letzter Trekkingtag: Tirkhedhunga - Birethanti - Jhobang - Fahrt nach Pokhara







            Der letzte Treckingtag
            steht heute auf dem Programm. Irgendwie bereue ich den Abschied, andererseits
            reicht es irgendwann auch mit dem Wandern. Wie immer gibt es ein tolles
            Frühstück (zum Abschied noch einmal Nepali Bread, Rührei und die typische süße Marmelade von
            Einheitshersteller, von der wir auf der gesamten Tour immerhin zwei verschiedene
            Sorten testen durften), das uns auf den Tag einstimmt.

            Viele von uns haben sich am Vortag bzw. in der Nacht Stiche eingehandelt. Mich
            juckt es überall und ich hoffe, dass die Stiche nicht von Flöhen kommen. Tapfer
            waren die Tiere dennoch - ich habe sogar Stiche an den Füssen ;)


            Wir brechen im kurz vor 8 auf. Wieder einmal führen
            zahlreiche Stufen ins Tal hinab und wir verlieren rasch an Höhe.


            Die Landschaft wechselt kaum und um uns herum sind
            wieder zahlreiche Terassenfelder zu bewundern. Beim Blick zurück sieht man noch
            etwas den Weg vom Vortag, bevor er hinter einer Kurve aus dem Blickfeld
            endgültig verschwindet.

            Der Abstiegsweg folgt immer dem Bach, welcher an einer Engstelle von uns auf
            wackeligen Steinen überquert werden muss. Es fällt (leider?) keiner hinein und
            sorgt so für ein ungewolltes Fotomotiv, auch wenn man auf den rutschigen Steinen
            höllisch aufpassen muss. Die nächste Zeit wandern wir auf fast ebenem Weg
            talabwärts. Eine andere DAV Gruppe ist fast im gleichen Tempo wie wir unterwegs,
            so dass wir diese immer wieder überholen bzw. überholt werden.


            Wieder einige Zeit und einige Stufen später
            erreichen wir Birethanti, an dessen Ortseingang ein kleiner aber schöner
            Wasserfall liegt. Ein kleiner Rastplatz lädt zu einer Pause ein, die wir
            natürlich auch einlegen.







            In Birethanti stehen einige sehr schön
            angemalte Häuser, die von den Hohen Bambusbäumen überragt werden. Am Dorfende
            passieren wir den Checkpoint, der teilweise auch als das Ende des Annapurna
            Circuit angesehen wird.

            Nach dem Überqueren der stabilen Hängebrücke laufen wir kurz durch eine Art
            Armenviertel zum Busparkplatz. Am Wegesrand sehen wir, wie eine Kuh ausgenommen
            wird.






            Unterwegs bekomme ich
            von einem Hausdach etwas Wasser ab. Erst später erfahre ich, dass dies mit dem
            "Happy Holly" Fest zusammenhängt, welches an diesem Tag gefeiert wird. Auf der
            1,5 - 2 Stunden dauernden Fahrt nach Pokhara wird unser Bus mit vielen
            Farbbeuteln beworfen bzw. mit Farbe besprüht. Wolfgang wird "Opfer" einer
            kleinen Farbattacke als er das Spektakel fotografieren möchte.







            In Pokhara verabschieden wir unsere Guides am
            Busbahnhof und fahren dann zu unserem Hotel. Dieses stellt nach den vielen Tagen
            in den Lodges ein kleines Paradies dar. Die warme Dusche, leckerer
            Schokoladenkuchen und ein anderes Essen / Frühstück lernt man sehr schnell zu schätzen ;)





            Neben meinem Zimmer ist eine Hängematte
            angebracht, von der ich einen tollen Ausblick auf das Annapurnamassiv und den
            Fishtail habe. Das ist eine schöne Entspannung nach der Tour, die nun leider zu
            Ende ist.

            Zuletzt geändert von Fjaellraev; 14.12.2008, 21:07. Grund: Nochmal ein paar Imagelinks repariert ;-)
            http://www.bergwandern.net
            Beschreibung von Tages- und Mehrtagestouren in den Ostalpen sowie ein umfangreicher Bericht über die Besteigung des Kilimanjaro und zur Annapurna Runde in Nepal

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            • -CaRsTeN-
              Fuchs
              • 11.04.2002
              • 1256
              • Privat

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              #7
              AW: [NP] Annapurna Runde

              So, das wars jetzt. Respekt an alle, die den Bericht komplett lesen

              Leider habe ich es nicht hinbekommen, die Bilder zu verkleinern. Wenn jemand einen Tipp hat - bitte melden

              @YPS
              Ja, das kenne ich. Nepal scheint einen Virus bei den Besuchern zu hinterlassen. Ich möchte auch nochmal dorthin und stöbere schon. Everest Basecamp wäre genial aber leider sehr überlaufen. Eventuell doch die Manaslu Runde.... hmmmm

              Viele Grüße und danke für die bisherigen Lobe!

              Carsten
              http://www.bergwandern.net
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              • dominik_bsl
                Erfahren
                • 13.02.2006
                • 295
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                #8
                AW: [NP] Annapurna Runde

                Sehr schöner Bericht. Habe eine ähnliche Runde (ohne Gali Gandaki) 1997 gemacht und bin schon fast erschrocken, wie sehr sich das Gebiet in der Zwischenzeit verändert hat.


                Gruss
                Dominik

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                • elaso
                  Gesperrt
                  Fuchs
                  • 02.05.2007
                  • 1163
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                  #9
                  AW: [NP] Annapurna Runde

                  Sehr toller Bericht!

                  Kommentar


                  • Wookasch
                    Erfahren
                    • 18.02.2008
                    • 147
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NP] Annapurna Runde

                    Zitat von dominik_bsl Beitrag anzeigen
                    Sehr schöner Bericht. Habe eine ähnliche Runde (ohne Gali Gandaki) 1997 gemacht und bin schon fast erschrocken, wie sehr sich das Gebiet in der Zwischenzeit verändert hat.
                    Hallo Dominik,

                    was meinst du denn genauer?

                    Gruß,
                    Lukasz

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                    • -CaRsTeN-
                      Fuchs
                      • 11.04.2002
                      • 1256
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                      #11
                      AW: [NP] Annapurna Runde

                      Hallo,

                      vermutlich die Veränderungen durch die im Bau befindliche Straße und die nun erheblich verbesserte Infrastruktur?

                      Grüße
                      Carsten
                      http://www.bergwandern.net
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                      • JochGrimm
                        Erfahren
                        • 09.09.2008
                        • 135
                        • Privat

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                        #12
                        AW: [NP] Annapurna Runde

                        Hallo Carsten,

                        toller Bericht!!! Und schöne Fotos! Gut das du es mit dem Verkleinern nicht hinbekommen hast

                        Viele Grüße

                        Jürgen

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