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Land: Indien und Nepal
Reisezeit: Oktober 2008
Region/Kontinent: Südasien
Nachdem meine Fortsetzung für den Ukraine-Bericht abgebrochen wurde, nun mal wieder ein vollständer Bericht:
Ohne besondere Vorkommnisse verläuft unser Flug von München nach Delhi. Dort angekommen zuerst mal ein entäuschender Eindruck vom Flughafen. Eine knappe Stunde verbringen wir am Mini-Schalter der Indian Railways. Nach einer Viertelstunde ist das System der wartenden Menge verstanden: Drängler haben Erfolg. Gekonnt blocken wir ab Minute 16 Neuankömmlinge ab. Irgendwann sind wir dann dran, recken unsere Oberkörper durch die Öffnung in Beckenhöhe. Oberkörper inside machen wir dem guten Mann klar, dass wir den nächsten Zug nach Jaipur nehmen wollen. Klappt zunächst erstaunlich gut. Bei der Bezahlung in indischen Rupies gibts Probleme: Der Mann meinte wir sollten zur gegenüberliegenden Bank laufen und uns irgendein Reciept holen - keinen Plan was er meint. Wir reden ihm gut zu und er macht eine Ausnahme und zahlen in Rupies. Der alte 9-Nadel Drucker rattert unmissverständlich: Die Tickets werden gedruckt. Der Zug geht späten Nachmittag. Juhuuuuuu.
Jaipur in Rajhastan. Es sind über dreißig Grad - gefühlt fünfzig. Ein Besuch der Altstadt lässt mich an Star Wars erinnern, auf irgendeinem trockenen Planeten wo sämtliche Kreaturen das Stadtgeschehen prägen. Hunde, Ziegen, Rinder, Wasserbüffel, Menschen, Pferde, Kamele hier rennt einfach alles durcheinander. Das Wort "Verkehrsfluss" muss an diesem Orte erfunden worden sein: Vom Fussgänger links, aufsteigend bis zum Automobil rechts fliessen in vier bis fünf Reihen sämtliche Verkehrsteilnehmer auf der eigentlich nur zweispurigen Straße. Gehupt wird immer. Nein, dass ist nicht übertrieben dahergeschrieben. Die Momente in denen ein indischer Autorikshafahrer nicht hupt zählen in der Tat zu den seltenen. Das was mir als "beinahe-Unfall" auch in meinem Autofahrer-Leben einige Male im Jahr das Adrenalin ansteigen lässt, scheint hier zum Fahrstil zu gehören. Es geht nicht mehr um Zentimeter - es geht um Milimeter. Und das erstaunlich gut. Indien wird oft als "einzig funktionierende Anarchie der Welt" tituliert, auf den Strassenverkehr trifft dieser Ausdruck gewiss zu. Es stinkt, es ist laut, es ist eng, es ist bunt - aber es fliesst, wenn auch nicht schnell. Ampeln und Verkehrsschilder gelten als exotisch. Ginge es nach dem deutschen TÜV wären die Straßen hier sicher leer, Oldtimerfreunde, Tierliebhaber und Bastler wären wiederum entzückt über solch bunte Vielfalt.
Die Altstadt hat schon etwas faszinierendes: Händler an Händler und ein buntes Treiben wo man auch hinsieht. Wie in vielen asiatischen Ländern, gibt es auch hier so gut wie alles in kleinen Ladenzeilen - nur leider hat der Nachbar meist dasselbe Sortiment. Nach dem frühen Sonnenuntergang gegen 18.00 Uhr gibt es allerdings merkliche Zeichen der Differenzierung der Einkaufsstätte: Licht, in Form einer Glühlampe erhellt es das Sortiment und lässt den Kunden die Ware in Augenschein nehmen. Der Nachbar stellt eine Kerze in die Mitte seiner 14m² Präsentationsfläche - da werden des Kunden Augen schnell müde und kaufen mag er dann ungern. Das dann alle beim hellen Nachbarn shoppen hält ihn aber nicht davon ab noch weitere Stunden in seinem Geschäft auszuharren. Licht wird überbewertet mag er denken.
Ein wenig Sightseeing mit Palästen, historischen Fort-Anlagen und religiösen Zentren später treten wir die Weiterreise nach Agra an: Taj Mahal wir kommen.
Agra. Wir nächtigen direkt vor dem East-Gate des Taj Mahal. Das Monument ist militärisch abgeriegelt. Straßensperren und Polizeiposten lassen keine vierädrigen Automobile auf eines der Tore zufahren. Terrorangst? Wir wissen es nicht - wundern uns nur. "Taj Mahal closed - what are you doing now?" mhhh .... kleiner indischer Junge lass mich nachdenken: Ich könnte dir folgen und im Juwelierladen deines Onkels die günstigsten Steine bester Qualität kaufen oder aber mir fast kostenlos von dir die Stadt zeigen lassen und dabei in den besten Restaurants essen und wenn der Tag sich dem Ende neigt im besten Hotel von Agra nächtigen. Ich könnte jedoch auch deine gewiefte geschäftstüchtige Art boykottieren und einfach ins Taj Mahal gehen, trotzdem du mir erzählst es sei geschlossen. Dies tu ich dann auch und lasse den Jungen stehen. Hunderte "Hello my friend ..." später also ungefähr 200m weiter begehren wir Einlass am East-Gate des riesigen Bauwerks. 750 Rupies für Fremde 100 Rupies für Inder - Preisdiskriminierung at it´s best. Trotz eines umgerechneten Eintritts von etwa 7,50 Euro wird wohl kein Tourist an den Toren dieses Ortes kehrt machen. Da Touristen in aller Regel Geld haben geht der Preis natürlich in Ordnung.
Den Eingang passiert ist alles symetrisch perfekt angelegt. Betritt man das Haupttor mit dem klassischen Blick auf das Taj, dann fühlt man sich schon irgendwie an der Endstation Fernweh angekommen. Dieses riesige weisse Bauwerk zieht einen einfach in seinen Bann. Einfach phänomenal. Gebaut für die verstorbene Lieblingsfrau des Großmoguls. Es hat einfach ein wohl unbeschreibliches Moment, zumindest hab ich es so erfahren, wenn man dieses Prachtwerk statt in Büchern oder auf Postkarten un in Natura erleben darf. Diesen erhebenden Moment teilt man aus diesem Grunde auch mit abertausenden anderen Besuchern. So faszinierend das Äußere, so entäuschend das Innere. Es braucht nur wenige Minuten für das Gebäudeinnere. Dort stehen zwei Pseudosärge - die richtigen Gräber sind an anderer Stelle - in Marmor eingelassen. Drin scheint alles gar nicht mehr so riesig, sondern sehr überschaubar. Trotzdem, der Anblick des Taj Mahal zählt sich zu den großen Momenten dieser Reise.
Abends gehen wir in eines der zahlreichen "Roof-Top-Restaurants" mit Blick aufs Taj. Wir bestellen uns einen Tali: Einen großen metallenen Teller mit Curry, Kichererbsenbrei, Reis und zwei Sorten Fladenbrot. Kurz bvor wir alles verputzt hatten kam der kleine zwölfjährige Kellnerjunge hoch und testete seine Englischkenntnisse ein wenig mit uns. Ganz nebenbei fragte er dann, ob uns das Essen geschmeckt habe. Wir bejahen. Er sagte dies würde ihn sehr freuen. Der Koch sei heute aufgrund eines religiösen Festes der Arbeit ferngeblieben und er selbst hätte das Essen nun alleine zubereiten müssen. Sehr amüsiert über so viel Ehrlichkeit lassen wir uns noch eine Limca-Brause kommen und diskutieren noch etwas in den nächtlichen Himmel von Agra hinein.
Varanasi. Die alte Stadt. Unser Panthanti-Guesthouse ist zwar äußerst einfach eingerichtet aber mit 350 Rupien pro Nacht und einer Lage direkt am Ghat war es eine gute Wahl. Die erhöhte Veranda erlaubt einen wunderschönen Ausblick auf den Ganges und die übrigen Ghats. An wenigen dieser Ghats finden Verbrennungen von Toten statt um zum einen ein besseres nächstes Leben zu erhalten oder gar dem Kreis der Widergeburten zu entkommen und eins zu werden mit der Schöpferseele Brahma. Der Ganges selbst ist ein brauner Fluss. Übrigends: Die Becken der Frauen sowie der Oberkörperdes Mannes werden nicht vollständig verbrannt sondern direkt dem Ganges übergeben. Man ahnt es bereits: Trinken sollte man als Europäer aus dem heiligen Fluss lieber nicht. Es ist eine merkwürdige post-apokaliptische Stimme beim Anblick über Ganges und die Ufer der Stadt. Durch die sehr engen Gassen der Altstadt nimmt man keine Verkehrsgeräusch war. Über den Ganges rudern nur vereinzelnt einige Ruderboote. Ich hatte mir vorgestellt der Fluss würde auch als Transportweg benutzt, dem war aber keineswegs so. Der Fluss war nur mit der Stadt beschäftigt hatte es den Eindruck. Der Blick aufs gegenüberliegende Ufer war trübe. Im Dunst waren nur einige Bäume zu erkennen, davor Sandbänke des breiten flachen Ganges.
Die belebten Gassen sind bunt und hektisch. Hunde und Ziegen liegen einem vor den Füßen und Wasserbüffel versperren einem den Weg. Jemand treibt mehrere Büffel vor sich her. Der Zossen der mir m Weg steht bekommt einen Klaps auf Hinterteil und schwupps schiest ein Wasserbüffel wie ein Torpedo direkt auf mich zu - ich kann grade noch zur Seite hasten. Bewusst wie auch unbewusst gehen wir auch die ruhigeren Gassen des Altstadt-Labyrinthes ab. Man bekommt Einblicke ins normale Leben der Menschen hier, blickt in Küchen und sieht Leute bei der Arbeit in oder vor ihren primitiven Wohnungen. Teilweise wurden wir weggeschickt, hier sei kein Durchgang mehr. Überall liegt Müll herum. Wird er dann doch mal zusammengekehrt dann auch direkt vor Ort verbrannt. Insbesondere in den Abendstunden räuchert es an vielen Stellen. Das Ganze vermischt sich dann noch mit den süßlichen Gerüchen von den Ghats - ja, unsere Nasen machen die Reise defintiv mit.
Die Zeromonien an den Verbrennungs-Ghats sind private Bestattungen. So interessant der Einblick auch sein mag, sollte man hier die Bestattungsfeierlichkeiten respektieren und weder danebenstehen noch fotografieren. Der Respekt verbat es uns auch. Abends ist das religiöse Treiben am intensivsten. Es wird getrommelt und gefeiert. Es werden Strohpuppen und sonstwas von beleuchteten Booten auf dem Ganges versenkt. Verstanden haben wir all das kaum - interessant und stimmungsvoll war es trotzdem. Ich war selten an einem Ort an dem die Realität so fern schien wie in Varanasi, als wäre alles weltliche hier einfach ausgeblendet. Der morgendliche Blick zum Sonnenaufgang in der früh lässt die Szenerie noch absurder erscheinen. Varanasi war die Reise wert.
Grenzübergang. Zweiundzwanzig Stunden brauchen wir von Varanasi bis Pokhara in Nepal. Mit einem unglaubglich langsamen Nachtzug angefangen gehts per Jeepfahrt bis zur Grenze. Dort bekommen wir zeitnah unsere Visa und mieten mit vier Finnen, die sich vor der dortigen Wehrpflicht retten in dem sie sich sechs bis zwölf Monate im Ausland aufhalten, einen Minibus. Und Minibus ist wirklich Minibus. Zu sechst quwetschen wir uns hinten auf die beiden Bänke. Über Sieben Stunden werden wir für grade mal 250 km benötigen. Eine weitere Aussage über Straßenverhältnisse muss an dieser Stelle nicht getroffen werden. Die ersten Berge des Landes erreicht befindet ich mich auch gleich in einer schlechten TV-Reportage über zugeschüttete Passstrassen in den Anden. Die letzte Regenzeit hat einen Erdrutsch verursacht. Die Fahrbahn ist verengt, besteht nur noch aus Matsch mit nun etwas Kies angereichert. Zur rechten Fahrbahnseite sehen Sie einfach eine zusammengeschobene Wand aus Schlamm, das Ganze noch feucht, wie es zusammenhält und vor allem wie lange es so halten wird kann nicht beantwortet werden. Zur linken sehen Sie eine im rechten Winkel abfallende mehrere hundert Meter tiefe Schlucht mit einem grade noch erkennbaren Fluss. Natürlich fährt unser Fahrer mit dem Reifen direkt auf der Kante - was soll denn da auch passieren. Wie auch immer: die Fahrt geht weiter und alle sind wohlauf. Hier und das überlege ich mir die Augen zuzumachen um dieses Elend nicht weiter ansehen zu müssen. Ein zwei Stunden vor dem Ziel ist mir aufgrund aktuter Übermüdung dann alles scheißegal. Der Fahrer wird wissen was er macht, falls nicht tangierte es mich auch nicht mehr groß. Als wir Pokhara in der Dunkelheit erreichen sind wir komplett gerädert. Diese Überfahrt ist definitiv nicht zu empfehlen.
Pokhara. Die zweitgrößte nepalesische Stadt ist angenehm ruhig im Vergleich zu den indischen Großstädten. Hier gibt es viel grün, klare Luft und etwas Ruhe. Unser von einem Tibetaner geführtes Hotel an der Damside des Sees ist ruhig gelegen. Wir hätten Glück, dass wir noch ein Zimmer frei ist empfing uns der Hausherr. Seinen feinen Humor konnten wir erst realisieren als wir am nächsten Morgen alleine frühstückten und am Abend alleine dinnierten. Insgesamt verbrachten wir fünf Tage in diesem Hotel. Die Frühstücksbestellung war die reine Farce: Tea, Toast, Egg any style und Juice. Der Koch musste ab dem dritten Tag schon selbst schmunzeln bei der Aufnahme unserer Bestellung - es gab ja nichts anderes. Und: Den Saft haben wir nur ein einziges mal bestellt - aber jeden Tag bekommen. Die letzten Tage rief der Koch schon immer im Zimmer an und erkundigte sich ob wir im Hause essen. So haben wir dem guten Mann einige freie Abende verschafft wenn wir auswärts aßen. Insgesamt aber doch ein sympathisches Hotel. In den Hotelzimmern liegen freundlicherweise auch gleich Pläne für die Stromausfälle aus. Fünf Stunden am Tag meist auf zwei längere Pausen zu Zeiten in denen man den Strom am dringensten braucht gesplittet. Das war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Unser Hotel wurde in diesen Zeiten mit Kerzen beleuchtet und pfiffige Geschäftsleute in der Stadt betrieben ihre Glühlampen mit Autobatterien.
Wir organisieren uns ein Permit für die Annapurna Area und gehen einige Tage wandern.
Wir starten am Sarangkot, dem Hausberg Pokharas der Ausblick bei Sonnenaufgang ist überwältigend. Über dem See und vereinzelt über der Stadt liegen Nebelwolken. Die Friedenspagode erscheint plüschig eingebettet über den Wolken zu schweben. Herrliche Farben in kühler Morgenluft. Durch eine von Landwirtschaft geprägte Gegend ziehen wir Richting Ghorepani und machen einen kleinen Rundtrek. Dieser kleine mehrtägige Circuit mit einem höchsten Punkt von 3200m ist ein einfacher Wanderweg für "Geniesser" wie unser Wanderführer schrieb und wir fangen schon recht früh an zu geniessen. Das Genuss durchaus auch mit Anstrengung verbunden sein kann erfahren wir recht schnell. Die dortigen Bewohner sind Meister im Treppenbau. Aus flachen Steinplatten haben sie mitten in die bewaldeten Hügel hinein eine Treppenstufe nach der anderen gebaut. Man läuft teilweise stundenlang auf diesen Steintreppen - und dies ist keinesfalls angenehmer als auf normalem Terrain zu wandern. In der Hitze sind die Höhenmeter schon anstrengend. Der Weg verläuft aber wunderschön und lässt den Trek tatsächlich zum Genuss werden.
Da alles mit Manpower in traditionellen Körben in die Bergdörfer transportiert wird, steigert sich der Preis für abgepacktes Trinkwasser von 12 Rupies in der Stadt auf 30, 50, 80 und schließlich 100 Rupies nach wenigen Tagen. Die Übernachtungen im Guesthouse sind fast kostenlos, die Preise vor Ort werden gerne drastisch reduziert - verdient wird am warmen Essen. Dort zahlt man im Vergleich zur Stadt schon hohe Preise. In einem Lokal war dies ganz niedlich: Die Küche war vom Esszimmer abgetrennt durch einen Vorhang, dahinter kochte Mutti mit der kleinen Tochter frische Momos, Teigtaschen mit Veggy oder non-veg Füllung und weitere Leckerein. Dies dauerte zwar lange aber alles wird frisch zubereitet. Somit relativieren sich die Preise natürlich - keine Frage. Aber mit umgerechnet fünfzehn bis zwanzig Euro für zwei Personen wird für nepalesische Verhältnisse sicher gutes Geld verdient.
Die Guesthouses heissen übrigend in jedem Dorf gleich, die Bedeutung so mutmaßen wir ist zum einen egal zum anderen dem Betreiber in der Übersetzung gar nicht bekannt. Wichtig: Es muss irgendwie westlich klingen. Oft gibt es auch gleichnamige Guesthouses in einem einzigen Ort - das kann dann schon verwirren. Ein bisschen haben wir die Namensgebung durchschaut: "Green View" heisst es, wenn es in Wahrheit überhaupt nicht zu sehen gibt; "Mountain View" heisst es, wenn man vom Hotel auf weitere Berge sehen kann - in den Bergen eigentlich der Normalfall. Wenig logisches gibt es hier: "Fish Tail Lodge" heisst es wenn der dem Matterhorn ähnliche Macchuschießmichtot Berg zu sehen ist - nur leider ist er in Häusern dieses Namens oft gar nicht zu sehen. Daneben gibt es noch etliche "Hungry Eyes". Diese vier decken etwa 95% der Namensgebungen ab. An dieser Stelle bin ich dankbar dass ich kein Reisebuchautor bin und Empfehlungen für Unterkünfte abgeben muss.
Ein Highlight auf der Tour ist sicherlich der Poon Hill. In den Morgenstunden hat man einer wunderbar klaren Blick auf drei Achttausender des Annapurna Massivs. Die Größe dieser Bergriesen ist schon beeindruckend. Hoch möchte ich das trotzdem nicht. Die Wanderung verläuft weiter durch kleine Bergdörfer durch einen urigen Wald mit Bächen, kleinen Wasserfällen und skurrilen Felsformationen. Affen hangeln sich von Baumwipfel zu Baumwipfel über unseren Köpfen, Eselkarawanen begegnen uns. Über Ghandruk wandern wir gen Süden nach Banthanti zurück. Hier lassen wir uns von einem Taxifahrer nach Pokhara bringen. Ein alter Toyota aus den Siebzigern mit Reifen die abgefahren sind wie Slicks scheint für die serpentinenreiche Strecke die richtige Wahl für ein Höllengefährt zu sein. Auf gehts: Gottvertrauen auf die Bremse - der Ganesha-Altar auf der Armatur wirds schon richten. Der Wasserbüffel wird die Hupe richtig deuten denke ich mir, und schon sind wir mit Tempo 80 wenige Zentimeter an dem mächtigen Vierbeiner vorbeigeschossen. Alles kein Problem - läuft.
Abschließend verbringen wir noch einige Tage in Kathmandu, machen viel Sightseeing wie Bakhtapur und ein buddhistisches Kloster und besuchen noch eine Bekannte von uns aus der deutschen Botschaft. Auch in der Hauptstadt Nepals gibt es regelmässig Stromausfälle, der Smog auf den Strassen lässt mich permanent husten. Entweder ist Stau auf der Strasse oder die Taxifahrer fährt über eine bucklige Sandpiste von A nach B. Kathmandu ist zwar sehr interessant, ich bereue jedoch nicht nur wenige Tage hierfür einkalkuliert zu haben. Per Flieger gehts zurück nach Delhi und dann ins kalte München.
Ich hab jetzt bestimmt etliche Randgeschichten vergessen, aber ich hoffe dass ich trotzdem einen kleinen Einblick verschaffen und ggf. etwas Fernweh auslösen konnte. Am meisten sagen eh wie immer die Bildchen.
Beste Grüße,
Nam
Reisezeit: Oktober 2008
Region/Kontinent: Südasien
Nachdem meine Fortsetzung für den Ukraine-Bericht abgebrochen wurde, nun mal wieder ein vollständer Bericht:
Ohne besondere Vorkommnisse verläuft unser Flug von München nach Delhi. Dort angekommen zuerst mal ein entäuschender Eindruck vom Flughafen. Eine knappe Stunde verbringen wir am Mini-Schalter der Indian Railways. Nach einer Viertelstunde ist das System der wartenden Menge verstanden: Drängler haben Erfolg. Gekonnt blocken wir ab Minute 16 Neuankömmlinge ab. Irgendwann sind wir dann dran, recken unsere Oberkörper durch die Öffnung in Beckenhöhe. Oberkörper inside machen wir dem guten Mann klar, dass wir den nächsten Zug nach Jaipur nehmen wollen. Klappt zunächst erstaunlich gut. Bei der Bezahlung in indischen Rupies gibts Probleme: Der Mann meinte wir sollten zur gegenüberliegenden Bank laufen und uns irgendein Reciept holen - keinen Plan was er meint. Wir reden ihm gut zu und er macht eine Ausnahme und zahlen in Rupies. Der alte 9-Nadel Drucker rattert unmissverständlich: Die Tickets werden gedruckt. Der Zug geht späten Nachmittag. Juhuuuuuu.
Jaipur in Rajhastan. Es sind über dreißig Grad - gefühlt fünfzig. Ein Besuch der Altstadt lässt mich an Star Wars erinnern, auf irgendeinem trockenen Planeten wo sämtliche Kreaturen das Stadtgeschehen prägen. Hunde, Ziegen, Rinder, Wasserbüffel, Menschen, Pferde, Kamele hier rennt einfach alles durcheinander. Das Wort "Verkehrsfluss" muss an diesem Orte erfunden worden sein: Vom Fussgänger links, aufsteigend bis zum Automobil rechts fliessen in vier bis fünf Reihen sämtliche Verkehrsteilnehmer auf der eigentlich nur zweispurigen Straße. Gehupt wird immer. Nein, dass ist nicht übertrieben dahergeschrieben. Die Momente in denen ein indischer Autorikshafahrer nicht hupt zählen in der Tat zu den seltenen. Das was mir als "beinahe-Unfall" auch in meinem Autofahrer-Leben einige Male im Jahr das Adrenalin ansteigen lässt, scheint hier zum Fahrstil zu gehören. Es geht nicht mehr um Zentimeter - es geht um Milimeter. Und das erstaunlich gut. Indien wird oft als "einzig funktionierende Anarchie der Welt" tituliert, auf den Strassenverkehr trifft dieser Ausdruck gewiss zu. Es stinkt, es ist laut, es ist eng, es ist bunt - aber es fliesst, wenn auch nicht schnell. Ampeln und Verkehrsschilder gelten als exotisch. Ginge es nach dem deutschen TÜV wären die Straßen hier sicher leer, Oldtimerfreunde, Tierliebhaber und Bastler wären wiederum entzückt über solch bunte Vielfalt.
Die Altstadt hat schon etwas faszinierendes: Händler an Händler und ein buntes Treiben wo man auch hinsieht. Wie in vielen asiatischen Ländern, gibt es auch hier so gut wie alles in kleinen Ladenzeilen - nur leider hat der Nachbar meist dasselbe Sortiment. Nach dem frühen Sonnenuntergang gegen 18.00 Uhr gibt es allerdings merkliche Zeichen der Differenzierung der Einkaufsstätte: Licht, in Form einer Glühlampe erhellt es das Sortiment und lässt den Kunden die Ware in Augenschein nehmen. Der Nachbar stellt eine Kerze in die Mitte seiner 14m² Präsentationsfläche - da werden des Kunden Augen schnell müde und kaufen mag er dann ungern. Das dann alle beim hellen Nachbarn shoppen hält ihn aber nicht davon ab noch weitere Stunden in seinem Geschäft auszuharren. Licht wird überbewertet mag er denken.
Ein wenig Sightseeing mit Palästen, historischen Fort-Anlagen und religiösen Zentren später treten wir die Weiterreise nach Agra an: Taj Mahal wir kommen.
Agra. Wir nächtigen direkt vor dem East-Gate des Taj Mahal. Das Monument ist militärisch abgeriegelt. Straßensperren und Polizeiposten lassen keine vierädrigen Automobile auf eines der Tore zufahren. Terrorangst? Wir wissen es nicht - wundern uns nur. "Taj Mahal closed - what are you doing now?" mhhh .... kleiner indischer Junge lass mich nachdenken: Ich könnte dir folgen und im Juwelierladen deines Onkels die günstigsten Steine bester Qualität kaufen oder aber mir fast kostenlos von dir die Stadt zeigen lassen und dabei in den besten Restaurants essen und wenn der Tag sich dem Ende neigt im besten Hotel von Agra nächtigen. Ich könnte jedoch auch deine gewiefte geschäftstüchtige Art boykottieren und einfach ins Taj Mahal gehen, trotzdem du mir erzählst es sei geschlossen. Dies tu ich dann auch und lasse den Jungen stehen. Hunderte "Hello my friend ..." später also ungefähr 200m weiter begehren wir Einlass am East-Gate des riesigen Bauwerks. 750 Rupies für Fremde 100 Rupies für Inder - Preisdiskriminierung at it´s best. Trotz eines umgerechneten Eintritts von etwa 7,50 Euro wird wohl kein Tourist an den Toren dieses Ortes kehrt machen. Da Touristen in aller Regel Geld haben geht der Preis natürlich in Ordnung.
Den Eingang passiert ist alles symetrisch perfekt angelegt. Betritt man das Haupttor mit dem klassischen Blick auf das Taj, dann fühlt man sich schon irgendwie an der Endstation Fernweh angekommen. Dieses riesige weisse Bauwerk zieht einen einfach in seinen Bann. Einfach phänomenal. Gebaut für die verstorbene Lieblingsfrau des Großmoguls. Es hat einfach ein wohl unbeschreibliches Moment, zumindest hab ich es so erfahren, wenn man dieses Prachtwerk statt in Büchern oder auf Postkarten un in Natura erleben darf. Diesen erhebenden Moment teilt man aus diesem Grunde auch mit abertausenden anderen Besuchern. So faszinierend das Äußere, so entäuschend das Innere. Es braucht nur wenige Minuten für das Gebäudeinnere. Dort stehen zwei Pseudosärge - die richtigen Gräber sind an anderer Stelle - in Marmor eingelassen. Drin scheint alles gar nicht mehr so riesig, sondern sehr überschaubar. Trotzdem, der Anblick des Taj Mahal zählt sich zu den großen Momenten dieser Reise.
Abends gehen wir in eines der zahlreichen "Roof-Top-Restaurants" mit Blick aufs Taj. Wir bestellen uns einen Tali: Einen großen metallenen Teller mit Curry, Kichererbsenbrei, Reis und zwei Sorten Fladenbrot. Kurz bvor wir alles verputzt hatten kam der kleine zwölfjährige Kellnerjunge hoch und testete seine Englischkenntnisse ein wenig mit uns. Ganz nebenbei fragte er dann, ob uns das Essen geschmeckt habe. Wir bejahen. Er sagte dies würde ihn sehr freuen. Der Koch sei heute aufgrund eines religiösen Festes der Arbeit ferngeblieben und er selbst hätte das Essen nun alleine zubereiten müssen. Sehr amüsiert über so viel Ehrlichkeit lassen wir uns noch eine Limca-Brause kommen und diskutieren noch etwas in den nächtlichen Himmel von Agra hinein.
Varanasi. Die alte Stadt. Unser Panthanti-Guesthouse ist zwar äußerst einfach eingerichtet aber mit 350 Rupien pro Nacht und einer Lage direkt am Ghat war es eine gute Wahl. Die erhöhte Veranda erlaubt einen wunderschönen Ausblick auf den Ganges und die übrigen Ghats. An wenigen dieser Ghats finden Verbrennungen von Toten statt um zum einen ein besseres nächstes Leben zu erhalten oder gar dem Kreis der Widergeburten zu entkommen und eins zu werden mit der Schöpferseele Brahma. Der Ganges selbst ist ein brauner Fluss. Übrigends: Die Becken der Frauen sowie der Oberkörperdes Mannes werden nicht vollständig verbrannt sondern direkt dem Ganges übergeben. Man ahnt es bereits: Trinken sollte man als Europäer aus dem heiligen Fluss lieber nicht. Es ist eine merkwürdige post-apokaliptische Stimme beim Anblick über Ganges und die Ufer der Stadt. Durch die sehr engen Gassen der Altstadt nimmt man keine Verkehrsgeräusch war. Über den Ganges rudern nur vereinzelnt einige Ruderboote. Ich hatte mir vorgestellt der Fluss würde auch als Transportweg benutzt, dem war aber keineswegs so. Der Fluss war nur mit der Stadt beschäftigt hatte es den Eindruck. Der Blick aufs gegenüberliegende Ufer war trübe. Im Dunst waren nur einige Bäume zu erkennen, davor Sandbänke des breiten flachen Ganges.
Die belebten Gassen sind bunt und hektisch. Hunde und Ziegen liegen einem vor den Füßen und Wasserbüffel versperren einem den Weg. Jemand treibt mehrere Büffel vor sich her. Der Zossen der mir m Weg steht bekommt einen Klaps auf Hinterteil und schwupps schiest ein Wasserbüffel wie ein Torpedo direkt auf mich zu - ich kann grade noch zur Seite hasten. Bewusst wie auch unbewusst gehen wir auch die ruhigeren Gassen des Altstadt-Labyrinthes ab. Man bekommt Einblicke ins normale Leben der Menschen hier, blickt in Küchen und sieht Leute bei der Arbeit in oder vor ihren primitiven Wohnungen. Teilweise wurden wir weggeschickt, hier sei kein Durchgang mehr. Überall liegt Müll herum. Wird er dann doch mal zusammengekehrt dann auch direkt vor Ort verbrannt. Insbesondere in den Abendstunden räuchert es an vielen Stellen. Das Ganze vermischt sich dann noch mit den süßlichen Gerüchen von den Ghats - ja, unsere Nasen machen die Reise defintiv mit.
Die Zeromonien an den Verbrennungs-Ghats sind private Bestattungen. So interessant der Einblick auch sein mag, sollte man hier die Bestattungsfeierlichkeiten respektieren und weder danebenstehen noch fotografieren. Der Respekt verbat es uns auch. Abends ist das religiöse Treiben am intensivsten. Es wird getrommelt und gefeiert. Es werden Strohpuppen und sonstwas von beleuchteten Booten auf dem Ganges versenkt. Verstanden haben wir all das kaum - interessant und stimmungsvoll war es trotzdem. Ich war selten an einem Ort an dem die Realität so fern schien wie in Varanasi, als wäre alles weltliche hier einfach ausgeblendet. Der morgendliche Blick zum Sonnenaufgang in der früh lässt die Szenerie noch absurder erscheinen. Varanasi war die Reise wert.
Grenzübergang. Zweiundzwanzig Stunden brauchen wir von Varanasi bis Pokhara in Nepal. Mit einem unglaubglich langsamen Nachtzug angefangen gehts per Jeepfahrt bis zur Grenze. Dort bekommen wir zeitnah unsere Visa und mieten mit vier Finnen, die sich vor der dortigen Wehrpflicht retten in dem sie sich sechs bis zwölf Monate im Ausland aufhalten, einen Minibus. Und Minibus ist wirklich Minibus. Zu sechst quwetschen wir uns hinten auf die beiden Bänke. Über Sieben Stunden werden wir für grade mal 250 km benötigen. Eine weitere Aussage über Straßenverhältnisse muss an dieser Stelle nicht getroffen werden. Die ersten Berge des Landes erreicht befindet ich mich auch gleich in einer schlechten TV-Reportage über zugeschüttete Passstrassen in den Anden. Die letzte Regenzeit hat einen Erdrutsch verursacht. Die Fahrbahn ist verengt, besteht nur noch aus Matsch mit nun etwas Kies angereichert. Zur rechten Fahrbahnseite sehen Sie einfach eine zusammengeschobene Wand aus Schlamm, das Ganze noch feucht, wie es zusammenhält und vor allem wie lange es so halten wird kann nicht beantwortet werden. Zur linken sehen Sie eine im rechten Winkel abfallende mehrere hundert Meter tiefe Schlucht mit einem grade noch erkennbaren Fluss. Natürlich fährt unser Fahrer mit dem Reifen direkt auf der Kante - was soll denn da auch passieren. Wie auch immer: die Fahrt geht weiter und alle sind wohlauf. Hier und das überlege ich mir die Augen zuzumachen um dieses Elend nicht weiter ansehen zu müssen. Ein zwei Stunden vor dem Ziel ist mir aufgrund aktuter Übermüdung dann alles scheißegal. Der Fahrer wird wissen was er macht, falls nicht tangierte es mich auch nicht mehr groß. Als wir Pokhara in der Dunkelheit erreichen sind wir komplett gerädert. Diese Überfahrt ist definitiv nicht zu empfehlen.
Pokhara. Die zweitgrößte nepalesische Stadt ist angenehm ruhig im Vergleich zu den indischen Großstädten. Hier gibt es viel grün, klare Luft und etwas Ruhe. Unser von einem Tibetaner geführtes Hotel an der Damside des Sees ist ruhig gelegen. Wir hätten Glück, dass wir noch ein Zimmer frei ist empfing uns der Hausherr. Seinen feinen Humor konnten wir erst realisieren als wir am nächsten Morgen alleine frühstückten und am Abend alleine dinnierten. Insgesamt verbrachten wir fünf Tage in diesem Hotel. Die Frühstücksbestellung war die reine Farce: Tea, Toast, Egg any style und Juice. Der Koch musste ab dem dritten Tag schon selbst schmunzeln bei der Aufnahme unserer Bestellung - es gab ja nichts anderes. Und: Den Saft haben wir nur ein einziges mal bestellt - aber jeden Tag bekommen. Die letzten Tage rief der Koch schon immer im Zimmer an und erkundigte sich ob wir im Hause essen. So haben wir dem guten Mann einige freie Abende verschafft wenn wir auswärts aßen. Insgesamt aber doch ein sympathisches Hotel. In den Hotelzimmern liegen freundlicherweise auch gleich Pläne für die Stromausfälle aus. Fünf Stunden am Tag meist auf zwei längere Pausen zu Zeiten in denen man den Strom am dringensten braucht gesplittet. Das war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Unser Hotel wurde in diesen Zeiten mit Kerzen beleuchtet und pfiffige Geschäftsleute in der Stadt betrieben ihre Glühlampen mit Autobatterien.
Wir organisieren uns ein Permit für die Annapurna Area und gehen einige Tage wandern.
Wir starten am Sarangkot, dem Hausberg Pokharas der Ausblick bei Sonnenaufgang ist überwältigend. Über dem See und vereinzelt über der Stadt liegen Nebelwolken. Die Friedenspagode erscheint plüschig eingebettet über den Wolken zu schweben. Herrliche Farben in kühler Morgenluft. Durch eine von Landwirtschaft geprägte Gegend ziehen wir Richting Ghorepani und machen einen kleinen Rundtrek. Dieser kleine mehrtägige Circuit mit einem höchsten Punkt von 3200m ist ein einfacher Wanderweg für "Geniesser" wie unser Wanderführer schrieb und wir fangen schon recht früh an zu geniessen. Das Genuss durchaus auch mit Anstrengung verbunden sein kann erfahren wir recht schnell. Die dortigen Bewohner sind Meister im Treppenbau. Aus flachen Steinplatten haben sie mitten in die bewaldeten Hügel hinein eine Treppenstufe nach der anderen gebaut. Man läuft teilweise stundenlang auf diesen Steintreppen - und dies ist keinesfalls angenehmer als auf normalem Terrain zu wandern. In der Hitze sind die Höhenmeter schon anstrengend. Der Weg verläuft aber wunderschön und lässt den Trek tatsächlich zum Genuss werden.
Da alles mit Manpower in traditionellen Körben in die Bergdörfer transportiert wird, steigert sich der Preis für abgepacktes Trinkwasser von 12 Rupies in der Stadt auf 30, 50, 80 und schließlich 100 Rupies nach wenigen Tagen. Die Übernachtungen im Guesthouse sind fast kostenlos, die Preise vor Ort werden gerne drastisch reduziert - verdient wird am warmen Essen. Dort zahlt man im Vergleich zur Stadt schon hohe Preise. In einem Lokal war dies ganz niedlich: Die Küche war vom Esszimmer abgetrennt durch einen Vorhang, dahinter kochte Mutti mit der kleinen Tochter frische Momos, Teigtaschen mit Veggy oder non-veg Füllung und weitere Leckerein. Dies dauerte zwar lange aber alles wird frisch zubereitet. Somit relativieren sich die Preise natürlich - keine Frage. Aber mit umgerechnet fünfzehn bis zwanzig Euro für zwei Personen wird für nepalesische Verhältnisse sicher gutes Geld verdient.
Die Guesthouses heissen übrigend in jedem Dorf gleich, die Bedeutung so mutmaßen wir ist zum einen egal zum anderen dem Betreiber in der Übersetzung gar nicht bekannt. Wichtig: Es muss irgendwie westlich klingen. Oft gibt es auch gleichnamige Guesthouses in einem einzigen Ort - das kann dann schon verwirren. Ein bisschen haben wir die Namensgebung durchschaut: "Green View" heisst es, wenn es in Wahrheit überhaupt nicht zu sehen gibt; "Mountain View" heisst es, wenn man vom Hotel auf weitere Berge sehen kann - in den Bergen eigentlich der Normalfall. Wenig logisches gibt es hier: "Fish Tail Lodge" heisst es wenn der dem Matterhorn ähnliche Macchuschießmichtot Berg zu sehen ist - nur leider ist er in Häusern dieses Namens oft gar nicht zu sehen. Daneben gibt es noch etliche "Hungry Eyes". Diese vier decken etwa 95% der Namensgebungen ab. An dieser Stelle bin ich dankbar dass ich kein Reisebuchautor bin und Empfehlungen für Unterkünfte abgeben muss.
Ein Highlight auf der Tour ist sicherlich der Poon Hill. In den Morgenstunden hat man einer wunderbar klaren Blick auf drei Achttausender des Annapurna Massivs. Die Größe dieser Bergriesen ist schon beeindruckend. Hoch möchte ich das trotzdem nicht. Die Wanderung verläuft weiter durch kleine Bergdörfer durch einen urigen Wald mit Bächen, kleinen Wasserfällen und skurrilen Felsformationen. Affen hangeln sich von Baumwipfel zu Baumwipfel über unseren Köpfen, Eselkarawanen begegnen uns. Über Ghandruk wandern wir gen Süden nach Banthanti zurück. Hier lassen wir uns von einem Taxifahrer nach Pokhara bringen. Ein alter Toyota aus den Siebzigern mit Reifen die abgefahren sind wie Slicks scheint für die serpentinenreiche Strecke die richtige Wahl für ein Höllengefährt zu sein. Auf gehts: Gottvertrauen auf die Bremse - der Ganesha-Altar auf der Armatur wirds schon richten. Der Wasserbüffel wird die Hupe richtig deuten denke ich mir, und schon sind wir mit Tempo 80 wenige Zentimeter an dem mächtigen Vierbeiner vorbeigeschossen. Alles kein Problem - läuft.
Abschließend verbringen wir noch einige Tage in Kathmandu, machen viel Sightseeing wie Bakhtapur und ein buddhistisches Kloster und besuchen noch eine Bekannte von uns aus der deutschen Botschaft. Auch in der Hauptstadt Nepals gibt es regelmässig Stromausfälle, der Smog auf den Strassen lässt mich permanent husten. Entweder ist Stau auf der Strasse oder die Taxifahrer fährt über eine bucklige Sandpiste von A nach B. Kathmandu ist zwar sehr interessant, ich bereue jedoch nicht nur wenige Tage hierfür einkalkuliert zu haben. Per Flieger gehts zurück nach Delhi und dann ins kalte München.
Ich hab jetzt bestimmt etliche Randgeschichten vergessen, aber ich hoffe dass ich trotzdem einen kleinen Einblick verschaffen und ggf. etwas Fernweh auslösen konnte. Am meisten sagen eh wie immer die Bildchen.
Beste Grüße,
Nam
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