[CA] North Coast Trail - Vancouver Island

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    • 05.07.2004
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    [CA] North Coast Trail - Vancouver Island

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: CA
    Reisezeit: Ende August bis Anfang September
    Region/Kontinent: Nordamerika

    Matsch, Bären, Wale, Regen, Wald und Moor.. was man eben so braucht!



    Der neue (im Frühjahr 2008 offiziell eröffnete) North Coast Trail steht zur Zeit noch in dem Ruf, Bedingungen zu bieten wie der "West Coast Trail vor 20-30 Jahren". In Ermangelung der nötigen Erfahrung war uns das zwar reichlich egal - eine gute Alternative zum WCT allerdings schwer willkommen. Da wir schon seit längerem einen Mehr-Tages-Hike machen wollten, aber ständig irgendwas dazwischen kam, wäre der WCT wegen der notwendigen Anwendung ohnehin flachgefallen.. da kam uns der zufällig im Internet gefundene Artikel im Wild Coast Magazine gerade recht, der einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Mit knappen 60 km (inklusive 15km des alten Cape Scott Trail, der einen wieder zum Trailhead im Cape Scott Park zurückbringt) hat der NCT eine angenehme Länge, um ihn zwischen 3 und 7 Tagen zu laufen - oder zu rutschen, matschen, flitschen und glitschen.. da es sich nämlich bei einem Großteil der Strecke um Regenwald (Temperate Rainforest) und Hochmoor handelt, ist neben einer grandiosen Vegetation deren Überrest in Form von bröseligem, fettem Matsch und Schlamm Programm! Wer diese Arten der Fortbewegung, kombiniert mit ständigem, durchaus auch mal steilem auf und ab über und unter Bäumen und deren Resten hindurch liebt, wird hierin sicher gerne aufgehen.

    Da kommen die Strandetappen gerade recht, die richtig getimt (nämlich auf Ebbe..) und zur richtigen Jahreszeit (also später im Jahr, wo tatsächlich auch Sandstrand existiert) durchaus entspannend wirken können. Da bekommt man dann sogar wieder trockene Füße..

    Doch zunächst mal in der richtigen Reihenfolge voran zu unserem Reisebericht.

    Tag 1 - Anreise

    Nach einer entspannten Fährfahrt von Horseshoe Bay aus, bei der wir wegen des Labour Day Weekends natürlich eine volle Fähre erwischten und auf die nächste warten mussten, hatten wir eine Fahrt von 4 bis 7 1/2 Stunden - das waren so in etwa die schwankenden Angaben unserer diversen Bekannten - bis zum Startpunkt der Wanderung, dem nördlichsten Ort der Insel, Port Hardy, vor uns. Dies stellte sich als halb so schlimm heraus, nur der letzte Teil der Strecke, ab Campbell River wird der Highway nämlich einspurig und etwas kurviger, mit ständiger Gefahr der unfreiwilligen Zubereitung von wagemutigem Wildbret, war dann doch etwas anstrengend. Vor allem in dem strömendem Regen, der uns auf der Fahrt begleitet hat..

    Jedenfalls haben wir die Strecke gut in 4 Stunden zurücklegen können und auf Anruf beim C&N Backpackers' Hostel (Dorm ab 25 $, Doppelzimmer 75$ die Nacht ohne alles.. aber mit sauberen Betten, Duschen und Küchenbenutzung) wartete der freundliche Hüttenwirt" auch bis 10 auf uns, anstatt nach Hause zu gehen - da ist nämlich normalerweise "Schließzeit!". Welcome to Canada, hier geht man eben früh ins Bett. Vor allem in einer Fishing/Logging/Mining-town wie Port Hardy, in der schon nachmittags um 4 die Bürgersteige weitestgehend hochgeklappt werden. Wer abends dann noch was essen will, besorgt sich einen Snack im Convenience Store, Restaurants oder ähnliches haben nämlich dann schon die Küche dichtgemacht. Vor 10PM gehts aber noch.

    Der North Coast Trail startet entweder am Cape Scott Trailhead, wo man mit dem Auto über ca. 70 km Logging Roads hinkommt, oder auf der anderen Seite an der Shushartie Bay, erreichbar per Wassertaxi - für Kosten von pro Person 80$ as of 2008.. Je nachdem, welche Route man wählt, kann man entweder mit dem Trailbus nach PH zurückfahren (75 $ p.P.) oder wartet auf das Wassertaxi, welches in der Saison (etwa von Mai bis Ende September) jeden morgen um 8.00 Sushartie Bay anläuft, um Hiker aufzusammeln. Wer die zusätzliche Nacht im Zelt vermeiden - oder den schwierigeren Teil des Hikes zuerst laufen - will, startet also am besten in der Sushartie Bay.

    Wir haben zwei Tage vorher per Email bei "Catala Charters" (einem der beiden Anbieter in Port Hardy, der andere ist "Cape Scott Water Taxi") eine Fahrt vereinbart, die uns um ca. 10 AM zum Trailhead bringen würde - eine Stunde Fahrt vorausgesetzt, was ein wenig wetterabhängig ist. Also stehen wir um 8.30 im Fischerei/Vergügungshafen der "Quarterdeck Marina" an der Hardy Bay Road. Leicht zu finden, das Kaff hat ungefähr gefühlte 5 Strassen - in Wirklichkeit ein paar mehr, aber davon bekommt man auch im Backpackers und überall sonst eine kleine Karte in die Hand.

    Wir sind die einzigen, die um die Zeit starten, das andere Boot startet um 7.oo Uhr morgens, was uns nach der Fahrt gestern doch zu früh war, daher sind wir froh dass es hier etwas entspannter zuging. Wir laden also die Rucksäcke ins Boot, bringen unser Auto noch zu Jim's Privathaus (Kapitän, Eigner und einziger "Angestellter" von Catala Charters) 2 Minuten die Strasse herunter und schon gehts los. Die letzten Zivilisierten Toilettengänge sind erledigt, die beiden Volvos warmgelaufen und wir sind pünktlich auf dem Weg in Richtung North Coast! Jim lässt das Boot ausserhalb des Hafens zu einer gemütlichen Reisegeschwindigkeit auflaufen, der Chop ist nicht zu schlimm und wir fahren durch die malerisch vernebelte Küsten und Insellandschaft des Goletas Channel. Nach kurzer Fahrzeit von 10 Minuten plötzlich ein vor uns im Wasser ersichtlicher.. Gegenstand? Etwas zu gross für einen Seal, guckt uns ein paar Augen hinter einem gigantischen, verformten Nasenteil an - ein Elephant Seal (oder See-Elefant) schaut sich um, laut Jim hat selbst er sowas hier noch nie gesehen, zwar davon gehört aber das wäre das erste Mal. Wir werden also von der Tierwelt direkt artig begrüsst - schön!

    Der nächste Stop wird dann wegen eines kleinen Pods Orcas eingelegt, 4-5 an der Zahl, die uns entgegenkommen, aber lieber unter uns durchtauchen anstatt sich mit uns zu beschäftigen, weswegen wir nach langwierigem rumsuchen den Weg wieder fortsetzen. Das Fahren in diesen Gewässern erfordert wegen der vielen treibenden Baumstämme und Kelp, der die Kühlwasserkanäle verstopfen kann, einiges an Konzentration. Jim unterhält uns mit ein wenig Trivia vom Trail und zeigt uns Stellen, an denen er zuletzt Bären, die sich hier am felsigen Ufer von allerlei marinem Getier ernähren, gesehen hat. Damit haben wir aber vorerst kein Glück, denn die sind heute woanders unterwegs.. oder zeigen sich einfach nicht.

    Insbesondere die Ausgesetztheit des Trails bekommen wir dann zu spüren, nachdem die rauhe Küste eine Stunde an uns vorbeigerauscht ist ohne bis auf ein gelegentliches Fischerboot im Channel ein Zeichen menschlicher Aktivität zu liefern. Am Schluss sieht man diese dann doch - eine logging road führt bis zur anderen Seite der Shushartie Bay, zum Schutz einer besonders empfindlichen Flussmündung mit häufigem Bärenbesuch (Jim zählte hier schon 8 auf einmal..) wird diese jedoch nicht mit dem NCT verbunden.. gut für das Wassertaxi, und die Bären natürlich. Hier bestünde allerdings eine Option einzusetzen, wenn man sich entscheidet, den NCT mit dem Seekayak zurückzulegen, eine reizvolle Variante der Tour.

    Da ein - geplanter - Steg noch nicht installiert wurde, müssen wir schließlich von der Nase des 22" Aluminium-Bootes direkt auf die Felsen am Trailhead springen.. mit Rucksack auf dem Rücken, Stöcken in der Hand und ohne Aufwärmen kein ganz einfaches Unterfangen, aber nicht zu umgehen. Tip: Packt alles in den Rucksack, das erleichter dies doch um einiges.. ich hatte zu allem Unglück noch meine Kamera in der Hand, in dem Moment fing es allerdings zu regnen an und ein paar Anläufe waren nötig, um das Boot an den richtigen Felsen zu manövrieren... das fängt ja gut an.

    Kaum sind wir also auf dem Felsen gelandet, winken wir noch kurz zum Abschied und Jim ist auf dem Weg zurück. Nun sind wir alleine, keine Menschenseele zu sehen oder hören, mindestens 80 km Urwald, Strand und Küstenfelsen trennen uns von der nächsten festen menschlichen Behausung. Ein tolles Gefühl! Allerdings bekommen wir das erste Mal den Geschmack des NCT zu spüren, denn es regnet uns ganz ordentliche Bindfäden ins Genick und ich muss so schnell wie möglich meine Kamera in ihren Trockensack und den Rucksack befördern und meine Regenjacke überziehen.. die den ersten Tag über auch unser ständiger Begleiter bleiben wird. Dann noch schnell 50 Dollar (5$ pro Tag/Person Camping Fee für den Park bei geplanten 5 Tagen Dauer) in einen Umschlag gesteckt, diesen beschriftet und in die Collection Box geworfen und ab die Post - es geht los! Ein obligatorisches Foto der großen "North Coast Trail" Tafel ist natürlich auch noch drin gewesen, vorher..

    Der Trail greift und sofort von vorne an, mit einem matschverschmierten, aber dicken und griffigen Seil geht es 10 Meter über Wurzeln und nicht wirklich festen Grund nach oben. Dort stehen ein paar Zeltplattformen, offenbar wartet auch jemand auf das Wassertaxi, unseres haben sie jedenfalls jetzt verpasst - was bleibt man auch im Regen im Zelt? Da hört man ja nichts, aber vielleicht sind die Leute auch in der Nähe unterwegs, wir sehen jedenfalls niemanden, der zu dem dort aufgebauten Zelt gehört und hiken weiter. Der Trail fängt gleich mit einer Sektion an, die als "moderate - difficult" beschrieben wird, und das ist auch ungefähr das, was er den Rest des ersten Tages bleiben wird. Wir haben mit Freunden, die ihn zwei Wochen vorher gelaufen sind, ein wenig geratschlagt und uns einen ungefähren Zeitplan erarbeitet, der uns in 5 Tagen Laufzeit durch bringen soll. Angegeben im Wild Coast Magazine und auf der Karte, die wir für 8$ + Tax beim Wassertaxi gekauft haben, ist eine Kilometerleistung von einem KM pro Stunde - mehr solle man nicht erwarten, woraus sich eine maximale Tagesleistung von 10 km um diese Jahreszeit ergibt. Wir haben für heute mal bis Nahwitti River 12km eingeplant, mit der Option, je nach vorankommen 3 km früher an Skinner Creek auszusteigen. Da wir sofort sehen, daß man in diesem Gelände kaum irgendwo anders als direkt auf den spärlichen Boardwalks not-campieren kann, nehmen wir uns vor das auf jeden Fall auch zu schaffen..

    Das erste Stück des Weges, Shushartie Overland, geht wie der Name schon sagt über Land - man erklettert dabei ca. 240 Höhenmeter, wobei der Aufstieg nicht wirklich ins Gewicht fällt, flacht er doch angesichts des ständigen auf- und- über des Trails etwas ab. Dabei ist "Land" allerdings etwas übertrieben gesagt, Moor trifft das ganze schon eher. Eine urige, absolut ursprüngliche, wenn auch nicht gänzlich naturbelassene (da schon seit Urzeiten von den örtlichen Natives "bewirtschaftet") Landschaft breitet sich um uns aus - wir sehen allerdings, bis auf den wenigen durchs Wasser verursachten Moor-Clearings, wenig mehr als 30 Meter davon in jede Richtung, so dicht ist die Vegetation. Flechten hängen von den Bäumen, die in allen erdenklichen Richtungen übereinander gestapelt und gefallen sind, in allen Zerfalls- und Wachstumszuständen, übereinander und aufeinander wachsend, von Moosen, Algen, Pilzen und allem möglichen anderen aufgezehrt werden. Skunk Cabbage und Salal wachsen ebenso überall, die typischen Vertreter der Westküstenvegetation.

    Die erste Portion, die sich auf insgesamt ca. 9 km Überlandtrail beläuft, lassen wir dann auch in etwas mehr als 7 Stunden hinter uns. Auf dem Weg sind uns zwei weitere Wanderer entgegengekommen, Vier haben wir nach 3 Stunden überholt, die mit dem 7-Uhr Boot gekommen sind. Bis zum Abend die letzten Menschen, die uns auf dem Trail begegnen..

    An der Skinner Creek Campsite angekommen, reflektieren wir die bisherige Geschwindigkeit und entschliessen uns, daß wir bis 7 Uhr genug Zeit haben, bis zum Nahwitti River zu laufen - vor allem, da es nun hauptsächlich über angenehm zu laufenden, festen Sandstrand geht. 7 war einfach unsere gesetzte Ankunftszeit, die wir auch ungefähr erreicht haben, sodaß sich am Ende des Tages herausstellt, wir sind 12 km in ca. 9 Stunden gelaufen - davon sicher 70% im Regen, was wir ja durchaus erwartet haben, schließlich gibt es in Port Hardy - die Nordküste noch etwas mehr - bis zu 350 Regentage pro Jahr! Einen vollends durchgeregneten Trip erwarteten wir aber nicht, da Environment Canada, der offizielle Seewetterbericht, für morgen und übermorgen zwei sonnigere Tage vorausgesagt hat.. abwarten. Fürs erste regnete es jedenfalls nicht, als wir an der Campsite ankamen.

    Dort fanden wir dann auch schon die größte Gruppe vor, die uns auf dem Trail begegnen sollte: ca. 12-14 junge Kanadier, von denen einer gerade dabei war, einen 15 Pfund Coho, den er gerade im Nahwitti River gefangen hatte, zu zerlegen. Er lud uns gleich ein und meinte, es ist schließlich genug für alle da, da haben wir natürlich nicht nein gesagt. Merke - eine Angelrute mitnehmen kann sich um diese Jahreszeit, zu der die Lachse in die Flüsse aufsteigen, durchaus lohnen. Die spottbillige, provinzweit gültige Angellizenz sollte man dabei mit einer "Salmon Conservation Stamp" upgraden, denn nur mit dieser darf man einen gefangenen Lachs auch behalten und verzehren.. so er denn nicht gerade in dieser Gegend geschont ist, was hier im Park allerdings zumindest in 2008 nicht der Fall war.

    Nach dem Aufbauen unseres Zeltes, unterbrochen nur durch die unliebsame Entdeckung, daß der Zeltboden nicht gegen den vollkommen feuchten Waldboden abdichtet, da wir zum ersten Mal -wegen des Gewichtes- auf die Mitnahme des Footprint verzichtet haben, fängt es auch schon wieder zu regnen an. Wir sind ohnehin völlig fertig, und nach einigen Versuchen, uns den ungeplanten Lachsgeruch von den Fingern zu waschen, was wir schließlich mit geborgtem Campsuds so halbwegs hinkriegen, legen wir uns dann auch nach einer "leckeren" Trockenmahlzeit ganz schnell aufs Ohr, müssen wir doch am nächsten Morgen noch im dunkeln raus, um eine Felsküsten-Passage vor 11 Uhr zu erwischen, die man absolut nur bei low tide gehen kann. Dies ist im übrigen die einzige Stelle ohne eine Alternativroute, ansonsten kann man eigentlich überall auf einen Waldweg ausweichen, anstatt bei Low tide den Strand entlang zu gehen - was sicherlich einfacher, aber teilweise auch weniger spannend ist, aber natürlich Geschmackssache.

    Der Bären-Sichtungsstand hat sich übrigens zwischendurch auf 2 gesteigert - einer lief bei Skinner Creek den Strand entlang, so weit entfernt, daß er selbst auf Fotos nur als schwarzer Fleck erkennbar wurde.. und einer hielt sich am Felsstrand gegenüber des Nahwitti River auf, drehte Steine um und suchte seelenruhig nach Futter, während ein paar Leute von der Campsite nichts besseres zu tun hatten, als auf der anderen Seite des Flusses, keine 30 Meter entfernt, Fotos von ihm zu machen. Nicht unbedingt die weiseste Taktik, schließlich sollen die Bären hier nicht lernen, daß man von Menschen nichts zu befürchten hat - so wie auf dem West Coast Trail, stellen sie sonst bald die größte Gefahr für die Wanderer dar, was im Moment jedoch keineswegs gegeben ist, da der Weg bisher kaum genutzt wird. In der Regel halten sich auch alle an die Bear-Etiquette und schließlich sind es auch "nur" Schwarzbären, die sich hier an Vancouver Islands Küsten fast ausschließlich von Seafood und Beeren (Salal, Salmonberries etc.) ernähren. Das überreiche Nahrungsangebot führt dann auch zu einer der dichtesten Schwarzbärenpopulationen von ganz BC, der Provinz mit der dichtesten Schwarzbärenpopulation Nordamerikas ;D - wer also nicht in der Lage ist, beim Anblick eines blackies nicht gleich auszurasten, sollte sich von diesem Trail lieber fernhalten. Auch das Schlafen auf einer der Campsites oder an den Stränden sollte man problemlos hinbekommen, denn hier ist zweifelsfrei immer ein "Bear in the area"! Das beste ist aber, daß diese noch so wenig an Menschen gewöhnt sind, daß sie sie in der Regel meiden. Die einfachsten Grundregeln, also keine Gerüche, die Bären anlocken könnten (alles was riecht außer Stinkefüße, Mundgeruch, Menschenschweiß und -Fäkalien) im Zelt zu haben, alles solches eben in den Bear Cache (an den Campsites zu finden) stellen oder sicher aufhängen, nichts zu essen unbewacht stehen lassen etc. stellen sicher, daß es auch weiterhin keine Probleme der bärigen Art geben wird und sollten von jedem im Interesse der Sicherheit der Bären befolgt werden. Das mitführen von Bärenspray für den nicht unwahrscheinlichen Fall, daß hinter einer Wegbiegung ein Bär ganz versunken im Schlamm nach Schnecken buddelt, ist jedoch trotzdem zu empfehlen, ebenso wie lautes singen oder sonstige menschliche Geräusche (Gespräche, was sonst?), wenn man gegen den Wind oder in einer unübersichtlichen Ecke unterwegs ist, zum Beispiel bevor man aus dem dichten Salal-Gebüsch an den Strand tritt, an denen die Bären eben ihr Futter suchen.

    Uns ist auf dem Trail nur einmal ein Bär begegnet, der fast direkt auf unserem Weg saß - er schaute 30 Meter weiter aus dem Gebüsch am Strand, als wir aus dem Wald kamen und vorsichtig um die Ecke lugten. Nach einmal kurzem Rufen verschwand er aber gleich, bzw. machte sich klein und wir kreuzten mit stetigem Schritt "seinen" kleinen Strand, immer ein Auge auf den Waldrand gerichtet..

    Am nächsten Tag schließlich standen wir vor der Dämmerung auf und fingen an, unser Zeug zu packen. Zelt abbauen, die Rettungsdecken-Notlösung für unseren Fussboden irgendwie zusammengepresst (die Dinger kriegt man ja NIE wieder in ihre kleinen ziplock-bags.. ) und unsere leicht angefeuchteten Schlafsäcke notgedrungen eben so komprimiert, konnten wir bei Anbruch der Dämmerung aufbrechen zum ersten Cable Car über den Nahwitti River. Der junge Bär vom Vorabend hatte sich wundersamerweise verdoppelt, gut zu wissen, da wir in gut einer Stunde auf der anderen Seite des Flusses wieder recht nahe daran vorbei mussten... Um Zeit zu sparen, kann man hier auch je nach Wasserstand des Flusses durchwaten und sich das Cable Car sparen, das eine ganze Strecke flussaufwärts liegt. Diese ist aber auch recht malerisch und lohnt sich, wie überhaupt jeder Meter des NCT die Mühen wert ist - außerdem macht es Spaß sich in so einem Kasten über einen Fluss zu ziehen!

    Der Charakter des Trails änderte sich nun zunächst vom Regenwald-Moor des vorigen Tages zu etwas offenerem, dunklen Koniferenwald. Die dominierenden Farben sind dort nicht mehr hellgrau und -grün, sondern dunkelbraun und dunkel-moos-algen-grün. Weniger Licht, welches durch die hier dichten Baumkronen gelangt, lässt nur wenig Unterholz wachsen, es erschöpft sich in einigen Farnen und Moos. Das heisst allerdings nicht, daß es licht ist, im Gegenteil wird dies mehr als wettgemacht durch übereinandergestürtzte Wurzeln und Bäume, die eine Weitsicht unmöglich machen. Auf der dem der Campsite gegenüberliegenden Flussseite gibt es zwei alte Hütten, die der Erzählung nach Teddy Roosevelt schon als Jagdquartier gedient haben sollen. Nach dem Cable Car geht es durch ein weiteres Moorgebiet, bis man auf Höhe dieser Hütten leiucht ansteigend wieder am Meer entlang läuft. Nicht, daß man viel davon sehen würde, aber es ist definitiv da - haben wir schließlich am Vortag deutlich wahrgenommen ;D

    Nun geht es weiter, wieder wie am Vortag über Land, drunter und drüber, bis zum Anfang einer langen Treppe/Leiter, die steil zum Strand herunterführt. Bis hier dauerte es schon gut 2 Stunden, eine Strecke die man bei frühem Start auch gut am ersten Tag schaffen kann, hier gibt es auch noch zwei, drei freie und gerade Plätze, an denen man sein Zelt aufschlagen kann.

    Die folgende Sektion enthält nun die Stelle, die man nur bei Niedrigwasser durchqueren kann, unsere Gezeitentabelle sagt, daß wir gut in der Zeit liegen, da low tide allerdings schon um 7:20 war, machen wir uns auf den Weiterweg. Unser Frühstück bestand zu dieser Zeit nur aus je einem halben Proteinriegel, weswegen unser Magen langsam zu hängen anfängt und wir uns nach einer Pause sehnen. Es ist aber nicht einfach einzuschätzen, wo genau die Stelle liegt, die wir überqueren müssen bis wir eine Pause einlegen können, also gehen wir die gesamte Sektion, bis wir definitiv an Cape Sutil angekommen sind durch. Hier gibt es dann auch einige steile Passagen, an denen Seile einem das fortkommen erleichtern sollen. Teilweise geht es dabei über Felsen und Schlamm 10 Meter rauf und gleich senkrecht wieder runter, jedesmal stellt sich dabei die Frage ob man nur mit Stockeinsatz (auf superkurz gestellt im Eisaxt-Stil) oder doch eher mit Seil am besten voran kommt. Manchmal stellt sich die Frage allerdings auch nicht.. Am besten ist daran noch, daß nach jedem Seil eine kleine Wasserstelle kommt, ein Rinnsal an dem man sich die nun arg verschmutzten Hände (und restlichen Körperteile evtl. auch =) wieder halbwegs reinwaschen kann. Wenn man nicht einfach bis zum Ende der Sektion warten will, damit es sich auch lohnt ;D

    Kurz vor der Campsite an Cape Sutil schließlich legen wir im Windschutz malerischer Felsen die so dringend benötigte Pause ein und beschließen, unser Essen für heute dort zu kochen. Dann müssen wir uns auch keine Gedanken um angelockte Bären an der Campsite machen, ein Riegelchen oder ein paar Nüsse reichen zum Abendessen ja auch aus..

    Frisch gestärkt machen wir uns draufhin auf den Weg zur Shuttleworth Bight, unserem für heute anvisierten Campground. Leider können wir nun auf der anderen Seite von Cape Sutil angelangt aufgrund der inzwischen voll eingesetzten Flut nicht mehr am Strand entlang laufen und nehmen die "High Tide Route" durch den Küstenregenwald - sehr pittoresk, rauher noch als die meisten bisherigen Sektionen, da weniger belaufen, und wahrscheinlich nicht die schnellste Lösung. Um Cape Sutil zu queren, muss man übrigens den richtigen Weg erwischen - auf dem falschen, sagte man uns, liegt eine Cougar Carcass, also ein toter Puma, daher haben wir uns ein wenig angestrengt und ihn nicht selbst gesehen ;D

    Schließlich dort raus gelangt, kommt man über eine Reihe von sogenannten "Pocket Beaches" mit teilweise eindrucksvollen Kieselsammlungen, von Linsen- bis Megakürbisgröße abgestuft und dem obligatorischen Bären. Wir mussten beispielsweise an einem Strand Wasser flitern, der von einem ebensolchen gerade durchgeschnuffelt wurde, vor allem die riesigen Kelp- und Seegrashaufen, in denen sich anscheinend eine ganze Reihe Bärendelikatessen finden lassen. Der stattliche Bär liess sich durch uns jedoch weder stören, als wir 40 Meter entfernt aus dem Wald kamen (der Trail ging zum Glück gleich von ihm weg) noch bewegte er sich gross vom Fleck, als wir am anderen Ende "seines" Strandes eine halbe Stunde Wasser filtern mussten - mein Filter war leider verstopft, so daß ich ihn erstmal zu reinigen hatte. Die Hauptverunreinigung am NCT sind sicher die Gerbstoffe der zerfallenden Zedern, die das Wasser hier schön moorig-whiskybraun färben, es ist klar und mit aktivkohlefilter gefiltert sehr gut schmeckend, obwohl ein wenig von der Farbe immer drin bleibt, da sie ja durch im Wasser gelöste Stoffe verursacht wird. Ich hatte auch den Eindruck daß trotz des braunen, aber klaren Wassers mein Keramikfilter relativ schnell verstopft ist und ich diesen daher nach ca. 8 Litern Wasser wieder reinigen musste, was ziemlich Zeit frisst wenn man vorwärts kommen will. Ein guter, unempfindlicher Filter ist hier also durchaus die Investition Wert! Überhaupt Wasser - der geneigte Leser wird vielleicht schon mitbekommen haben, daß diesbezüglich die einzige Schwierigkeit ist, zu entscheiden ob man gleich den ganzen Tagesvorrat buckelt, oder 1-2 mal zwischendurch nachfiltert. Wasser gibt es jedenfalls eher zuviel als zuwenig, lediglich an der Nahwitti River Campsite muss man ein Stück flussaufwärts schauen, salzfreies Wasser zu bekommen, da dieser noch im Tideneinflussbereich liegt.

    An den erwähnten Pocket Beaches kann man nun jedenfalls schön nächtigen, wenn man es über Cape Sutil hinaus, aber nicht mehr bis zur nächsten offiziellen Campsite an der Shuttleworth Bight schafft. Die 12 km von Nahwitti bis dort sind auch nur dann sinnvoll zu bewältigen, wenn man früh aufbricht und die Ebbe nutzen kann, um auch genug Zeit dafür zu haben, denn die Bezeichnung "difficult section" ist definitiv nicht übertrieben.

    Es kam uns zwar generell nicht allzu schwierig vor, wir hatten jedoch auch zum einen gutes Wetter, was der Moral ordentlich auf die Sprünge hilft, zum anderen auch einen doch recht guten Trainingszustand. Das schwierige am NCT besteht denn auch hauptsächlich darin, nicht auszurutschen, Matschlöchern gekonnt auszuweichen (und man wird darin entweder recht schnell sehr gut oder man wird.. matschig..) und sich bei den vielen, vielen Stellen nicht die Knochen zu brechen, an denen man Bäume überquert, auf diesen umherläuft, herauf- oder heruntersteigt oder auch über riesige "Kiesel" am "Strand" läuft, die auch teilweise je nach Bealgungszustand extrem fies werden können.

    Man sollte also sowohl über eine ausgezeichnete Balance verfügen, als auch über die Fähigkeit, ein Signalfeuer zu entzünden, mit dem man eventuell vorbeifahrende Fischerboote auf sich aufmerksam machen kann, selbst wenn man einen gebrochenen Knöchel erleiden musste, was sicher im Bereich des möglichen liegt. Da ist die Alternative, einfach nur der Länge nach in einem Matschloch zu landen, noch harmlos, wenn auch durchaus noch wahrscheinlicher. Andere Möglichkeiten, den Trip vorzeitig zu beenden, wären dann noch der Fall in eine der von verrottenden, übereinanderliegenden Bäumen kreirten Höhlen oder das stolpern über eine der zahlreichen dünnen Wurzeln, aus denen manche Teile des "Weges" ausschließlich zu bestehen scheinen.

    Ich selbst habe es denn auch geschafft, am ersten Tag auf einer in einen Baum geschnittenen "Treppe" so auszurutschen, daß ich mir ein Stück Rinde unter den Daumennagel gerammt habe (doof - entzündet sich ja leicht, autsch) und vor allem Kopfüber so da hing, daß meine bessere Hälfte, sich vor Lachen kaum einkriegend (weil ich natürlich kurz vorher was von "trittsicherheit" deliriert habe) mich vom Rucksack losschnallen musste, damit ich mich dann vorsichtig wieder aufrichten konnte und feststellen durfte, daß außer einer Prellung des rechten Knies am Sehnenansatz unter der Kniescheibe (wie heisst die eigentlich?) nichts nennenswertes passiert ist.

    Doch zurück zum Trailverlauf. Nach einer abschließenden Beach-Section an der Shuttleworth Bight angekommen, haben wir dort auf einem der Holz-Tentpads (zu kurz für unser Tunnelzelt, aber was solls.. muss man eben kreativ werden) unser Nachtlager inklusive Tarpdach aufgestellt (unter dem dann auch solche Sachen wie Gaiters halbwegs trocken hängen bleiben konnten). Am wunderschönen, weissen Sandstrand selber fanden wir dann neben zahlreichen Tierspuren (Cougar, Bear und evtl. Wölfe.. die gibts dort nämlich auch zuhauf) ein aus Treibholz und marinem Müll (read: Stricke) zusammengebautes Trockengestellt, auf dem wir dankbar unsere Isomatten, Schlafsäcke und Socken (naja, das war jedenfalls einen Versuch wert mit den Socken ;) von der mitgeschleppten Feuchtigkeit der letzten Nacht befreien konnten. Die letzten Strahlen der Sonne, die sich freundlich verabschiedete, schickten uns dann schließlich auch gleich ins Bett, nachdem wir uns noch kurz im hier mündenden Irony Creek einen kleinen skinnydip gegönnt haben, um uns schön für den Schlafsack vorzubereiten.

    Der nächste Tag fing wieder relativ früh an, nicht ganz so dringend wie am Tag zuvor bauten wir also unser Zelt ab und bereiteten uns auf die letzte Etappe auf dem eigentlich NCT vor - heute sollte es bis zur Nissen Bight gehen, an der der NCT in den Cape Scott Trail mündet. Hier sind natürlich dann auch zahlreiche Kombinationen möglich, wir entschlossen uns aber direkt von dort rauszuhiken, da wir zum einen schon ganz schön fertig waren, zum anderen auch froh, ein paar Sonnentage erwischt zu haben und daher lieber diese Erinnerung mitnehmen wollten..

    Von der Shuttleworth Bight ging es dann über das zweite Cable Car des Trails über den Stranby River, über eine im Vergleich mit den letzten Tagen einfache Waldsektion über in die Strandsektion des Christensen Beach. An zahlreichen, kleinen pocket beaches könnte man hier wieder hervorragend übernachten, wenn einem der Sinn danach steh - fast jeder Strand verfügt auch über eine Süßwasserquelle, teilweise nur angezeigt vom etwas feuchteren Kies, oder man hört das gluckern vom Waldrand. Hier liefen wir dem Petz über den Weg, der sich dann am Waldrand verzogen hat bis wir weg waren - die Strandsektionen waren dabei generell geprägt von kiesigem Untergrund, das interessanteste war, da wir hauptsächlich bei high tide am Strand entlang gingen, dann auch das Strandgut. Auf der Strecke um Christensen Point stießen wir auf zwei tote Delphine (einer lediglich als Gerippe, einer noch mit ein wenig Fleisch am Schwanz..) und einen Bärenschädel, ansonsten aber auch allerlei Abfall von der Hermann-Laue Curry-Gewürz-Ketchup Flasche bis hin zur chinesischen Fanta und den obligatorischen Floats, die im übrigen von den Trailbuildern genutzt werden, um die Strandzu- und abgänge weit sichtbar zu markieren, eben alles was der great pacific garbage patch so hergibt. Die Augen aufhalten könnte man dabei nach den gesuchten alten Glas-Floats, Fischernetz-Schwimmer aus industriell geblasenem Glas, meistens aus Japanischer oder Chinesischer Produktion und noch aus dem Zeitalter, in dem andere Materialen als Kunststoff noch ernsthaft in Betracht gezogen wurden für so etwas.

    Christensen Beach hatte aber vor allem eines zu bieten, und das war die anstrengendste Untergrundform der gesamten Strecke - feinen bis grobkörnigen Kies, der mit jedem Schritt Energie vernichtet und die Knöchel garantiert zum Schmerzen bringt. Bei low tide ein angenehmer Beach Walk, gestaltete sich das bei high tide für uns als der zäheste und vor allem nicht enden wollende Part der Tour. Das ging soweit, daß wir eine Zeitlang so gut es geht nur auf Treibholz gelaufen sind, welches sich am oberen Ende des Strandes ansammelt und teilweise über hunderte meter zusammenhängend belaufbar ist...

    Aber auch dies ging irgendwann vorbei, und vorbei an Laura Creek, einer weiteren möglichen Campsite, die wir nur kurz in Betracht zogen, weil dort bei Ebbe einer der seltenen Plätze zum Vorschein kommt, wo sich im Sandstein kreisrunde Tide Pools, vergleichbar nur noch mit Botanical Beach bei Port Renfrew gebildet haben, indem Kieselsteine von der Flut immer wieder im Kreis herum bewegt diese ausgeschliffen haben. Nun ja, war wohl nichts, wir sind lieber doch weiter gewandert, die zweite signifikante Überlandstrecke rund um den 280 Meter hohen "Nahwitti Cone", dessen Felsküste unpassierbar ist und der daher einen Umweg übers Land erforderlich macht.

    Auf dieser Strecke, die mindestens 2 Stunden in Anspruch nimmt, finden sich dann auch ein weiterer leichter Anstieg um 120 Meter und einige dramatische Fluss-Überquerungen auf ansehnlichen Baumstämmen, die bis auf einen auch alle recht gut ausgebaut sind, mit Geländer und anderem Komfort, den wir vom ersten Part des Trails so gar nicht gewohnt waren.. hier zeigt sich noch einmal die ganze Schönheit des Hochmoor-Ökosystems, das einen Großteil der Landschaft hier ausmacht. Eine gute Alternative zu einer Gesamtdurchquerung des NCT wäre daher auch ein Zwei-Tages-Trip bis zur Laura Creek Campsite, wenn die Zeit oder der Mut nicht für den ganzen NCT reicht..

    Am letzten Strand vor der Nahwitti Cone Umgehung kam dann schließlich noch eins der HIghlights des Trails zustande, indem ich vor dem betreten des Trails in den Wald noch einen kurzen Blick auf die Bucht hinter uns warf - und stutzig wurde, weil sich das, was ich vorher nur für einen von Wellen umspülten Felsen gehalten hatte, plötzlich mit einer doch zu grossen Geschwindigkeit durchs Wasser bewegte. Wie sich durch genauere Betrachtung herausstellte, hatten wir einen der in dieser Gegend residenten Grauwale vor uns, der sich in ca. 15 Meter Entfernung vom Strand der Nahrungsaufnahme widmete. Dieses Schauspiel schauten wir uns dann auch noch eine ganze Weile an, bevor wir den Weg fortsetzten. Bekommt man schließlich nicht alle Tage zu sehen, so einen Grauwal, schon gar nicht in Wanne-Eickel oder North Vancouver, oder wo man sonst so wohnt ;D

    Das Ende des NCT - wenn auch noch nicht der Wanderung - kam dann schließlich mit dem erreichen des weissen Sandstrands der Nissen Bight in Sicht, an der Beach Camping angesagt ist! Hier hatten sich dann auch schon einige Camper eingenistet, die von der Cape Scott Trailhead Seite aus einen Overnight-trip unternahmen. Wir haben hier nur schnell unser Zelt auf einem flachen Stück Sand aufgebaut, noch gekocht und waren dann auch schneller in der Falle, als man piep sagen kann.. der Tag und vor allem das Stück um die Christensen Coast hat uns jedenfalls ganz ordentlich geschlaucht. Auch unsere Füße waren, nach nun mittlerweile 3 Tagen in aufgeweichtem Zustand, dankbar für ein bisschen Barfuß im Sand laufen. Wundersamerweise waren unsere Schuhe nach diesem Tag, den sie nicht exklusiv im Schlamm verbringen mussten, sogar ein wenig trockener geworden - die Hitze, die dort beim Laufen im Kies entstand, hat das Wasser aus dem Leder gedrückt und nur die Salzkristalle vom Schweiss zurückgelassen - argh.



    Das letzte Stück, 15 km von Nissen Bight bis zum Trailhead/Parking Lot, haben wir dann schließlich in gut 4 Stunden zurückgelegt. Auf dem Weg trafen wir dann auch wieder 2 Leute, die gerade den Trail in der anderen Richtung starteten, einen Bären im Gebüsch neben einer Brücke auf dem Trail, der gemütlich Beeren naschte und natürlich war morgens auch wieder einer am Strand unterwegs gewesen, als wir unsere Sachen packten. Da der Weg hier recht gut ausgebaut ist, meist bestehend aus einer alten, von ehemals hier siedelnden Dänen gebauten Corduroy Road, also dicht an dicht quer liegenden Baumstämmen, kamen wir fix voran und konnten so auch sicherstellen, daß wir rechtzeitig am Trailhead ankommen, um den Trailbus zu erwischen, der hier täglich (in der Saison) um 2 pm oder nach Vereinbarung die Hiker aufliest und nach Port Hardy zurückbringt. Wir hatten jedoch diesen nur als Notbehelf eingeplant und wollten heraustrampen, was auch funktioniert hat. Ein Pärchen aus Victoria, die an der San Josef Bay Campsite übernachtet hatten, nahmen uns in ihrem winzigen Rental Car mit über die Logging Roads nach Port Hardy. An einem Wochenende sollte es eigentlich nie ein Problem sein, entweder direkt vom Trailhead, mit Leuten, die man schon auf dem Trail getroffen hat, oder von der Kreuzung einen Kilometer die Strasse runter, an der noch eine Forestry Campsite existiert, nach Port hardy zu trampen und sich die 75 $ pro Person für den Trailbus zu sparen. Dafür kann man die freundlichen Mitnehmer dann schon eher zum Essen einladen, was wir auch getan haben in dem recht ansehnlichen Gemisch aus Buchladen, Einrichtungshaus und Cafe, genannt "Cafe Guido" im Zentrum von Port Hardy, gleich um die Ecke vom C&N Backpackers.

    Für alle, die nicht mit eigenem Fahrzeug anreisen, sei übrigens erwähnt, daß ein Greyhound Bus jeden Tag nach Port Hardy hochfährt, und Port Hardy außerdem Endpunkt der Inside Passage Fähr-Route von Prince Rupert aus ist, was eine interessante Kombination mit einer Rundreise durch das Interior von BC und eines Teils der Inside Passage möglich macht, dies natürlich auch mit dem eigenen Auto.

    Am folgenden morgen habe ich dann im Quatse River noch meinen ersten Coho mit der Fliege gefangen, da auch hier gerade der Lachsaufstieg angefangen hat. Er war noch etwas klein geraten und durfte weiterschwimmen, vielleicht treffe ich ihn ja dann in ein paar Jahren mal wieder. ;D

    Alles in allem hat uns der North Coast Trail folgendes gekostet:

    Anreise mit dem Auto, insgesamt ca. 400 km hin und zurück von North Vancouver, Fähre Horseshoe Bay-Nanaimo hin und zurück jeweils 75$, 50$ Park-Gebühren für 2 Personen (5$ pro Nacht, im vorhinein Cash zu entrichten, also passend mitnehmen!), 80$ Wassertaxi Port Hardy - Shushartie Bay pro Person, 2 Übernachtungen im C&N Backpackers zu jeweils 75 $ für zwei Personen, plus Dryfood, Riegel und Nüsschen für dreieinhalb Tage.. Abnutzung von unserer Ausrüstung mal nicht mitgezählt.

    Überhaupt Ausrüstung. Go light, ist die Devise. Daher haben wir auch aussschließlich Trockenfutter zum aufgießen mit heissem Wasser dabei, so kocht man auch Bären-freundlich und muss nicht den kleinen Topf spülen. Riegel für den Tag zwischendurch und Haferflocken als Frühstück, Trockenfrüchte, Brühe und heisse Schokolade für notwendige Zwischenmahlzeiten ;D

    Am wichtigsten ist dann eigentlich der Regenschutz - funktionierende, leichte Regenbekleidung, Schlafsack & Packliner, Isomatten trocken verpackt, leichte bis midweight-Unterwäsche für den Tag, ein high-activity Softshell für den Fall, daß es nicht regnet (am Strand ist es gerne mal windig.. und feucht-kühl ist es trotzdem um diese Jahreszeit, auch wenn man die Sonne rauskommt) und eine Garnitur trockenes Fleece, die man im Notfall auch noch zum schlafen anziehen kann (wenn zum Beispiel der Daunenschlafsack zu viel Feuchtigkeit gezogen hat und nicht mehr richtig alleine wärmt).

    Die beiden wichtigsten Ausrüstungsgegenstände: Gamaschen und Wanderstöcke. Die ersteren, um den groben Dreck aus den Schuhen (besser Wanderstiefel als Trailrunners, eben wegen dem Dreck..) zu halten, letztere, um das Gleichgewicht besser zu halten, Flüsse sicher zu durchwaten, (dafür ist ein paar Sandalen auch angeraten, die nassen Wanderschuhe können nämlich immer noch nasser werden - man glaub es kaum...) und sich auf glitschigen Baumstämmen einen eigenen kleinen Tritt "nageln" zu können.. zudem sollten diese über eine Schnellverstellung verfügen (wie z.B. BD Flick-Lock System) da dies eine häufig notwendige Verstellung erst wirklich ermöglicht.. und das hilft!

    Wir hatten jeweils 12 bzw. 15 kg ohne Wasser im Rucksack, wobei die 15 hauptsächlich durch mitnahme einer 2,5 kg wiegenden Kamera (mit Batterien, Speicherkarten, Timer und Polfilter) zustande kamen. Wassersäcke mit bis zu 4 Liter sind flexibel genug, um auch einen ganzen Tag ohne schöpfen zu ermöglichen, man braucht eine Menge Wasser - es ist anstrengend! Daher sollte man auch einen vernünftigen Filter haben, vor allem wegen der tiefbraunen Färbung und dem doch recht eigenartigen Geschmack des moorwassers, mal ganz abgesehen von den faulenden Cougars da drin ;D

    Neben Essen, Fleece und Schlafsack im wasserdichten Sack, am besten doppelt, sollte man sich außerdem noch überlegen, wie man nasses und trockenes zeug getrennt hält. Wir haben jeder außerdem nur ein paar Socken getragen auf dem ganzen Trail, keinerlei Kosmetika außer "medizinisch" sinnvolle (Feuchttücher zur guten Reinigung gegen den berüchtigten Wolf..).

    Der Trail ist gut markiert, die Karte reicht eigentlich völlig aus, GPS ist hilfreich wegen der Strandzugänge und generell um abzuschätzen, wie weit man schon gekommen ist, was manchmal etwas schwierig sein kann in dem Gelände.. aber nicht notwendig, genauso wie ein Kompaß, der aber definitiv auch nicht schadet. Irgendeine Form von Signal ist auch sinnvoll, damit kann man in einem Notfall evtl. vorbeifahrende Schiffe (weiter weg sind öfter mal Fischerboote bis hin zu den großen Fähren und Kreuzfahrtschiffen zu sehen) auf sich aufmerksam machen kann. VHF-Marine Radios funktionieren hier auch ganz gut, zumindest direkt am Strand.

    In Bezug auf Informationsmaterial sind eine Gezeitentabelle, am besten auch gestaffelt in Bezug auf die Höhen/Uhrzeit, und eine genau gehende Uhr dafür extrem sinnvoll. Gezeitentabellen kann man sich von der offiziellen Website der kanadischen Regierung/Fischerei und Seewetterdienst runterladen, dort kann man sich auch die einzelnen höhen mit ausdrucken. Darauf achten, ob dort Sommerzeit oder Winterzeit (wie in den meisten Büchern zum Thema) angegeben ist! Eine Stunde Unterschied nahe Low Tide ist nichts, nahe High Tide steigt das Wasser aber schnell!

    So, hier beende ich mal den Reisebericht mit dem Hinweis, daß dieser nicht einfache Trail das bisher schönste und wildeste Naturerlebnis war, das ich hatte und sicher zur Zeit noch eine der schönsten Wanderungen an der Westküste Kanadas darstellt. Er sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, wir hatten sicher sehr viel Glück mit dem Wetter und unter 5 Tagen für die gesamten 60 km ist sicherlich auch nicht jedermanns Sache, damit hatten wir selbst auch nicht gerechnet. Wenn man einen Tag mehr Futter einpackt, kann jedenfalls nichts passieren.. Es kann auch immer sein, daß das Wetter so schlecht wird das man mal einen Tag gar nicht vorwärts kommt. Ansonsten ist der Trail sehr zu empfehlen, bitte informiert euch wenn ihr ihn plant über die gängige backcountry etiquette und sorgt dafür, daß es so bleibt! Der Trail wird mit der Zeit sicher immer mehr "verbessert" werden, um größere Schäden am Terrain zu verhindern, so daß er irgendwann wie der West Coast Trail nur noch als ein einziger Boardwalk daherkommt.. um das nicht noch zu beschleunigen, verlasst nicht den Weg, versucht so wenig wie möglich Pflanzen rechts und links des Weges zu beschädigen (was manchmal eben heisst, einfach mitten durch ein matschloch zu laufen...) und genießt allgemein die schöne Natur - Viel Spaß!
    Zuletzt geändert von Sandmanfive; 05.11.2011, 00:56. Grund: Reisecharakter eingestellt

  • boehm22

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    #2
    AW: North Coast Trail - Vancouver Island

    Whow,

    das ist toll - endlich mal ein Bericht vom North Coast Trail von einem echten Wanderer. Bisher gabs immer nur Promotion im Internet usw.

    Ist er eine echte Alternative für den West Coast Trail, der mir von der Gebühren-Gestaltung fast schon zu teuer geworden ist?
    Obwohl ich den WCT liebe und deshalb sogar 2x dort war.
    Viele Grüße
    Rosi

    ---
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    • hotdog
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      #3
      AW: North Coast Trail - Vancouver Island

      Ich finde diesen informativen Bericht auch ausgesprochen gut, gerade für einen neuen Trail, über den es noch nicht so viele Informationen gibt. Danke dafür!

      Aber wo sind die Fotos?
      Arrivederci, farewell, adieu, sayonara WAI! "Ja, wo läuft es denn? Wo läuft es denn hin?"

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      • Mika Hautamaeki
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        #4
        AW: North Coast Trail - Vancouver Island

        Ich schließe mich mal an. Sehr schöner Bericht, aber mit ein paar Fotos könnte man den noch verbessern und den Textfluß auch etwas auflockern...
        So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
        A. v. Humboldt.

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        • mahyongg
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          #5
          AW: North Coast Trail - Vancouver Island

          Thx, Leute.

          Also zum Thema "Alternative zum WCT" - keine persönliche Meinung, da ich den WTC nich gelaufen bin, aber der WCT ist wohl keine ernste Alternative zum NCT. Darüber kommt dann höchstens noch der Nootka Trail (schon mal gehört? der ist auch nur 30 km lang, aber man braucht noch länger und es gibt keine "sissy-ladders", Seile oder cable cars über die Flüsse dort, also eher was für Westcoast-Hiking-Erfahrene...).

          Kostenmäßig spart man sicher beim NCT gegenüber dem WCT gar nichts, da Wassertaxi und die Fahrt hoch nach Port Hardy auch ein wenig ins Geld gehen, aber ein paar hundert Dollar mehr oder weniger kann nicht wirklich ein Grund sein, einen Trail zu hiken und den anderen nicht - wems darum geht oder gar nicht anders kann, sei der Juan de Fuca Trail zu empfehlen, der logistisch definitiv am einfachsten ist, den man jeden Tag verlassen kann und aus dem das heraustrampen sicher auch immer zu bewerkstelligen ist.

          Die Tierwelt dagegen ist dann wiederum bei den bekannteren (und crowded..) Trails nicht mehr so ganz wild, wie man sich das eigentlich wünscht. Das heißt, auf dem WCT hat eigentlich jede Campsite ihren Müllbären, auch wenn die allermeisten Hiker mittlerweile kapiert haben wie man sich im Backcountry benimmt, fanden wir sogar auf dem NCT schon Nüsschenpackungen in einem alten Lagerfeuer rumfliegen... es ist eben nur eine Frage der Zeit, bis sich auch hier solche "Zustände" einstellen, die das ganze dann noch etwas prickelnder machen. Auf dem NCT wird man jedenfalls außer bei ausgesprochener Dummheit zur Zeit keine Probleme mit Schwarzbären bekommen..

          Ach ja, Fotos wären sicher schön.. die kommen auch gerne noch, ein paar habe ich auch gemacht, habe bisher aber weder Zeit gefunden die "korrekt" zu "entwickeln" (sprich vom Raw- ins Webformat zu bringen..) noch das Ergebnis ins Netz zu stellen... hier mal eine Schnellversion!



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