Kann ein Sonntag schöner sein?

**sudobringbeer** · 09.10.2018, 05:50

AW: Kann ein Sonntag schöner sein?

Hatte am Freitag das Glück mit einem Freund bei super Wetter nahe an der Jungfrau vorbei fliegen zu dürfen  Dabei ist mir auch ein Bild der Rottalroute auf die Jungfrau von vor ein paar Wochen gelungen. Die Gegend ist einfach toll und so nah und langsam daran vorbei zu fliegen schlicht großartig.

**Nita** · 10.10.2018, 18:24

AW: Kann ein Sonntag schöner sein?

OT: @ Sudobringbeer: Danke!

Was fliegst Du? Kann mir vorstellen, wie beeindruckend es ist, nah an den Hängen zu fliegen...

**sudobringbeer** · 10.10.2018, 20:05

AW: Kann ein Sonntag schöner sein?

Ich fliege nicht. Ein Freund von mir fliegt. Wir waren mit ner kleinen 2sitzer Chessna unterwegs. Wirklich großartig und für mich was ganz besonderes.

**Moltebaer** · 14.10.2018, 15:16

AW: Kann ein Sonntag schöner sein?

Ich sag's ja immer wieder: Samstag ist Selbstmord - aber Freitag war auch schon ziemlich kacke...

Freitag:
A., M. und Molte B. fahren in den Wuiden Koasr und latschen zur Fritz-Pflaum-Hütte hoch.
Jeder nimmt ein Stück Holz mit um die Hüttengeister zu besänftigen, legt es vor der Hütte ab (hihi, klasse Wortspiel

), dann wird die Tür gewaltsam aufgebrochen und zu Brennholz verarbeitet.

Man schnappt sich das Klettergeraffel und die Stirnlampen und bricht zum gegenüberliegenden Klettergarten auf. Die erste SL führt bei Resthelligkeit durch senkrechten Fels, die beiden weiteren SL im Lampenschein durch Bröselbrocken, Moos&Gras, Latschenkiefern und Beinahegehgelände.
Unter meinen Füßen löst sich ein rucksackgroßes Moos+Erde-Stück und rauscht in die Nacht herab. Nach der dritten SL mit Stand an einer Kiefer wird seilfrei bis zum Gipfel des Kleinkaiser (2039 m) gegangen. Ab hier ging es zuerst irgendwie 150 m nach Süden und 100 m nach Osten zurück auf den Pfad, so daß wir 30 min nach dem Gipfelsturm wieder in die Hütte einfielen.

Samstag:
Morgens um 0600 wird zum Parkplatz abgestiegen um J. aufsammeln und mit ihm zusammen wieder 3/4 des vorigen Abstiegwegs aufzusteigen...

Ich stecke nochmals einen Scheit Holz in meinen Rucksack.
An der Ostwand des Predigtstuhl wird fleißig eingebunden und ab 0850 die Wand hochgegangen. Ein Paar mit Helm und Hund beobachtet unser Treiben gespannt, kommentiert die heruntersurrenden Steine gelegentlich mit "Achtung, da kommt ein großer!", ich presse mich näher an die Wand als es überhaupt geht und freue mich darüber, daß der eine Treffer am Scheinbein und die beiden auf dem Helm nur etwa spielmurmelgroß sind und der etwa faustgroße Brocken dann doch noch 10 cm an meinem Kopf vorbeirauscht. Das Surrgeräusch sich drehender Steine ist ja ganz nett, aber auf das Ohrläppchenflattern durch ihren Luftstrom kann ich verzichten.
In schleppendem Tempo geht es den Bruchhaufen aufwärts. Etwa 10 m links neben unserem ersten Standplatz entdecken wir einen mit zwei Schlaghaken und darüber einen mit zwei Bohrhaken und Schlinge dazwischen - ansonsten scheint die Route wohl clean zu sein oder wir haben eine Erstbegehung gemacht. Das Paar mit Hund ist uns aus irgendeinem nicht ersichtlichen Grund dann doch nicht hinterhergestiegen...

Bei vielen Griffen freut man sich zuerst über die Henkelform, wundert sich dann aber über die vielen Ameisen, die auf seiner Rückseite sichtbar werden. Da am Wandfuß schon genug Schotter herumlag, versuchten wir, die Brocken möglichst originalgetreu wieder zu platzieren. Als ich mich an einem sehr bequemen Standplatz zum Sichern hinsetze, drückt der Fels von unten gegen die Seitentasche meines Rucksacks und meine Trinkflasche macht es sich 150 m weiter unten gemütlich - neukaufen ist ja eh einfacher als ausspülen.
An einem Standplatz aus drei Cams angekommen belaste ich den Zentralpunkt und freue mich darüber, daß zwei Cams sicher in der Wand steckenbleiben. Man munkelt, daß der unchristliche Herr A. seinen Klemmgeräten die letzte Ölung verweigert hat und sie nun zwar prima klemmen, jedoch nicht wie gedacht an den Backen, sondern an den Gelenken

Von links hören wir des öfteren lang anhaltenden Steinschlag, vermutlich wird gegen Abend nichts mehr vom Berg übrig sein. Nach einigen Seillängen entdecken M. und ich, daß A. und J. auf einer kleinen Kuppe links von uns Pause machen und queren rüber zu ihnen am laufenden Seil. Alle 20-30 m sammele ich dabei ein Sicherungsmittel ein und hoffe, daß der Herr M. jederzeit mind. 1 oder besser 2 davon an unseren 50er-Strick geklippt hat.

Gegen 1430 treffen wir nach ca. 300 hm in 7 oder 8 SL auf die zweite Seilschaft und freuen uns, daß wir den Zustieg zur eigentlichen Tour auf den Predigtstuhl vollendet haben. Hier sollte nun die Eiszeit in "durchweg gutem, teilweise sehr rauhem Fels" losgehen. Das ist gut möglich, ich selbst bin jedoch hoffnungslos unterkoffeiniert und mit Sicherheit nicht vor Sonnenuntergang auf dem Gipfel. Ich schlage also vor, alleine zur Hütte zu gehen und A., J. und M. als Dreierseilschaft weiterklettern zu lassen.
Zu dritt wären sie jedoch recht langsam und unser eingeborener Touristenführer J. gibt zu bedenken, daß er selbst sich mit A. am Seil auch frühestens um 1800 auf dem Gipfel wähnt. Also wird gemeinsam zur Hütte abgestiegen und da das folgende Gelände nicht viele Abseilmöglichkeiten hergibt, werden die Seile sicher im Rucksack verstaut - nicht daß das empfindliche Textil bei einem Absturz noch am Fels hängenbliebe und beschädigt würde. Irgendwas zwischen III+ und V-, aber die meisten Griffe haben gehalten.

Während unseres Abstiegs macht ein Polizeiheli Radau, der wohl einen blockierten Wanderer abholt und an der Hütte absetzt. Am 'Großen Griesener Tor' trennen sich die Wege, J. marschiert alleine ins Tal und wir drei gehen hoch zur Hütte. Unterwegs finde ich ein Stück Holz, welches nur die Landschaft verschandelt und nehme es mit zu seinen Artgenossen an einen wärmeren Ort.
Zurück an der Hütte wird schnell ein Kaffee getrunken, A. und M. beratschlagen, ob sie überhaupt noch auf die für Sonntagvormittag geplante 400-m-Tour an diesem Bruchhaufen Lust haben. Dem ist nicht so, also wird kurzerhand gepackt und dieser elende Ort verlassen. Zuvor wird eilig aus Brennholzstückchen eine behelfsmäßige Hüttentür gezimmert und mit Panzertape vor den Eingang gepappt. Kurze Zeit später sind wir (mal wieder) am Parkplatz und rollen durch die Nacht ins Badnerland wo die Reise für Molte B. endet, während A. und M. weniger Glück haben und auf die andere Rheinseite übersetzen müssen, was seit Schengen aber nicht mehr ganz so kompliziert ist.

Irgendwann muß ich doch mal an einem Sonntag in die Berge gehen, da soll es wohl besser sein

**TeilzeitAbenteurer** · 14.10.2018, 16:48

AW: Kann ein Sonntag schöner sein?

Danke für den unterhaltsamen Bericht

Markus Stadler schreibt dazu

Die beiden Ostwandrouten werden sehr selten bis gar nicht wiederholt, trotz der Tatsache, dass die Kletterei zumindest bei der "Eiszeit" nicht schlecht ist.

Nach deiner Beschreibung erscheint mir das wenig überraschend

Wenn ich mich von der E4+-Bewertung nicht schon abschrecken ließe, hätte ich jetzt einen weiteren Grund, nicht auf die Idee zu kommen, da klettern zu wollen.

Ich habe heute den Zustieg zu den Plaisirtouren an den Kreuzbergen ausgecheckt und das Maß an unliebsamen Überraschungen bei zukünftigen Begehungsversuchen damit bestmöglich reduziert

**Moltebaer** · 14.10.2018, 17:52

AW: Kann ein Sonntag schöner sein?

Als ich in der Kufsteiner Touriinfo fragte, wieso es denn nicht "Zahmer Kaiser" hieße, haben sie nur dreckig gelacht

Aber der Kenner steigt vielleicht auch geschickter zu dem Band zu, an dem die Routen starten.

**Flachlandtiroler** · 14.10.2018, 19:41

AW: Kann ein Sonntag schöner sein?

@Molte: Sehr unterhaltsam, besten Dank

Versteht man eigentlich unter E4+ nur "es gibt keine Haken", oder "es gibt keine Haken und man kann nichts legen" oder "es gibt keine Haken aber viele Placements, die aber nichts halten"?

Das Topo ist jedenfalls klasse, drucke ich mir aus

Zitat von TeilzeitAbenteurer Beitrag anzeigen

Ich habe heute den Zustieg zu den Plaisirtouren an den Kreuzbergen ausgecheckt und das Maß an unliebsamen Überraschungen bei zukünftigen Begehungsversuchen damit bestmöglich reduziert

Nur aus Neugier:
Was versteht man denn unter "den Plaisirtouren an den Kreuzbergen"? Südrippli & Co am III. Kb? Oder Flugrouten & Co. am I. Kb?