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  • Sapmi
    Fuchs
    • 20.11.2005
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    • Meine Reisen

    #21
    Hei,
    danke für Bericht und Bilder. Bitte mehr!
    Freue mich schon auf die Fortsetzung.
    Kilpailu ei kuulu erämaahan
    ***********************
    Der Mensch, der allein reist, kann sich heute auf den Weg machen; doch wer mit einem anderen reist, muss warten, bis dieser bereit ist. (H.D.Thoreau)

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    • Issoleie
      Erfahren
      • 29.10.2005
      • 324
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      • Meine Reisen

      #22
      So, weiter geht es, nachdem ich doch mehr als erwartet zu tun hatte.
      Ich hoffe, der Anfang sitzt noch ein wenig im Gedächtnis und der Anschluss kann gefunden werden. Zum Überblick: Die Tour war entspannt! Soll reichen


      16.7. – 11.Tag
      Pihtsujärvi – Kuonjarjoki
      20km; 4h45; 414Hm hoch, 316Hm runter
      Resozialisierung

      Leichter Nieselregen ist am frühen Morgen, noch vor dem Aufstehen, zu hören. Dichte Wolken bedecken grau den Himmel, hängen tief über dem See. Wahrlich schwer fällt uns der Beschluss, die Tour in Richtung Kilpisjärvi fortzusetzen und nicht den Halti, immerhin höchster Berg Finnlands, zu besteigen. Als wir aufbrechen, lösen sich die Wolken zunehmend auf, öfter scheint die Sonne hinunter. Schon bereue ich unsere Entscheidung, allein im Norden, wo der Berg liegt, ist bleibt weiterhin schwer verhangen, was mich doch versöhnt.

      Gen Süden auf steinigen Wegen immer wieder über kleinere Geröllfelder gehen wir, stark weht der Wind, hält uns die Mücken vom Leibe und unterstreicht eindrucksvoll die Wildheit der Landschaft und des Wetters hier im Norden. Bald schon haben wir unsere Zeltnachbarn von gestern überholt und ab dem Mittag kommen uns immer wieder kleinere und größere Gruppen Wanderer entgegen. Zu viele für unseren Geschmack. Die Ferien haben begonnen. Wir haben uns schon an die Einsamkeit der ersten Tage gewöhnt, die Weite, in der alles nur auf einen selbst zurückkommt und man so intensiv Teil wird dieser Natur. Doch fast haben wir es auf diesem Abschnitt nicht anders erwartet und ohnehin wird es in Kilpisjärvi notwendig und unvermeidbar sein, unter mehr Menschen zu kommen.

      Der Weg führt uns durch das schöne Tal des Kuopmegasjohka, das grün und wasserreich in der sonst so steinigen Umgebung liegt. Diesem bis zum Ende gemütlich folgend, erreichen wir den Meekonjärvi, an dessen Hütten wir länger pausieren. Weit nach Westen zieht sich von hier aus ein Tal, in dem sich ein See an den anderen reiht, durch kleine Zuflüsse miteinander verbunden. Nicht umsonst ist in dieser Gegend wohl jeder Finne mit einer Angel ausgestattet.

      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146809876120090226"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R20kUDicNnI/AAAAAAAAAzQ/TX2wbY0eL1I/s400/100_8294.jpg" /></a>

      Weiter müssen wir jedoch, steigen über angenehme Anstiege auf. Meine Achillessehne aber ist zu stark zu spüren, ich muss mit der Schuhschnürung experimentieren, bin wieder ob der anhaltenden Schmerzen von Zweifeln befangen. Nachdem ich jedoch herausgefunden habe, dass weniger Druck der empfindlichen Stelle gut bekommt, kann ich die nächsten Tage doch ruhiger erwarten. Keine Flüsse durchziehen die Landschaft, durch die wir nun gehen, der Boden aber ist feucht, von Pfützen und Rinnsalen bedeckt: Ja, wir müssen wohl doch in Finnland sein.

      Weiter als erwartet steigen wir auf, bis am Ende die Kuonjarjoki erscheint, die wir gegen fünf Uhr erreichen. Noch ist keiner in der geräumigen Hütte, doch schon bald nach uns betreten auch zwei doch eher seltsam anmutende Finnen den Raum. Die zwei älteren, recht verschrobenen Männer lassen uns per Radio an ihrer Landeskultur teilhaben und anhaltend dudelt die russisch geprägte Volksmusik durch den Raum. Wir merken, dass wir einen anderen Begriff von Wandern und dem Leben in der Natur haben, bleiben aber trotzdem. Gegen Abend kommen noch Vater und Sohn an, ebenfalls finnisch. Platz genug ist hier bei weitem, eigentlich weiß ich nicht recht, was uns in diesem hotelartig anmutenden Raum noch hält. Wir kochen Abendessen, baden im Fluss und beenden nach Lektüre recht früh den Abend, um die schon schlafenden Mitbewohner nicht zu stören.


      17.7. – 12.Tag
      Kuonjarjoki – Saanajärvi Windschutz
      27km; 6h15; 463Hm hoch, 623HMrunter
      Bestes Gelingen

      Erst geräuschvolles Schnarchen, dann die Aktivitäten von zwei der Hüttenbewohner wecken mich gegen sechs Uhr auf, ich bin hellwach. Da aber Tim noch wenig motiviert ist, aufzustehen, lege auch ich mich wieder hin und finde noch ein wenig Schlaf. Trotzdem stehen wir früher als gewöhnlich auf, die Etappe heute ist etwas länger und in Kilpisjärvi muss noch einiges organisiert und geschafft, zudem ein schöner Zeltplatz für einen zweitägigen Aufenthalt gefunden werden.

      Zügig also packen wir und zügig auch ist unser Schritt. Noch ist es recht kühl, der Himmel lose bedeckt. Wie die Tage zuvor geht es über steinbesetzte Wege, doch auch während des Anstiegs zu Beginn kommen wir schnell voran. Neben einigen anderen Begegnungen macht uns die mit vier Ukrainern gleich zu Anfang besondere Freude. Kurz unterhalten wir uns mit den ersten dreien, al von hinten ein schon älterer Bärtiger vorbeiläuft, in den Händen einen Glockenbesetzten Stuhl. Ihr Projekt, wird uns gesagt. In drei Monaten mit dem Stuhl zum Ozean…

      Locker kommen wir voran. Das Wetter wird angenehmer, immer wieder scheint warm die Sonne auf uns, der Wind geht ruhig. Unter uns liegt die Saarijärvi-Hütte und wir beschließen, ohne Pause noch bis zu ihr durchzulaufen. Schon nach zwei Stunden ist sie erreicht, der Tag ist noch jung und wir sind guten Mutes, noch genug Zeit in Kilpis zu haben.

      Allein der weitere Weg ist anstrengender. Kleine Hügel müssen auf unwegsamen Pfaden überlaufen werden. Schon den Saana im Blick und den Kilpisjärvi bald auch unter uns, zieht sich der Weg länger als erwartet. Wir wandern nun durch idyllische, ruhige, offene Wäldchen, die sich grün um einen See ziehen; grün sind auch die Hänge. Erdige, doch noch immer steinbesetzte Wege überschreiten wir. Die Sonne scheint jetzt warm und dauerhaft und zum ersten Mal auf der Tour können wir für längere Zeit in T-Shirts laufen.

      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146810245487277714"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20kpjicNpI/AAAAAAAAAzk/nBUYx22cBXU/s400/100_8297.jpg" /></a>

      Endlich erreichen wir auch die Häuser Kilpisjärvis, dieser so nördlichen Stadt Finnlands nahe dem Dreiländereck. Er geht jetzt also wieder los, der Aufenthalt in der Zivilisation. Zuerst schauen wir in der Touristeninformation vorbei und fragen nach einer Internetmöglichkeit, deren Vorhandensein uns im westlichen Stadtteil angegeben wird. Froh darüber geht es weiter in die Kaufhalle. Wie erwartet sind die Preise unglaublich hoch, doch das Nötige wird – wenn auch eher spartanisch – nachgekauft und das Unnötige gönnen wir uns für die nächsten Zwei Tage. Der Einführungsteil der Tour liegt hinter uns, wir sind schon eine Weile hier unterwegs und beschließen, die Essensration pro Tag um hundert Gramm zu erhöhen. Richtig so. Zum Glück können wir zusammen mit den übrigen Norwegischen Kronen bezahlen und kommen mit gut sechzig Euro schließlich äußerst knapp an unser Limit. Mein Verdacht, der sich über den Tag gefunden hat, bestätigt sich hier: In Finnland ticken die Uhren anders. Macht ja aber rein gar nichts. Die Sonne geht ja immer noch gleich auf und unter.

      Alles also geschafft, was wir schaffen wollten, machen wir uns an den letzten anstrengenden Aufstieg zum Saanajärvi, an dem wir einen schönen Lagerplatz zu finden hoffen. Die Rucksäcke sind schwerer und warm scheint die Sonne auf uns. Da wir außerdem beim Einkauf so gefräßig waren, tragen wir abwechselnd einen Einkaufsbeutel in der Hand. Strafe muss sein und so macht der letzte Teil doch zu schaffen. Die Kilometer des Tages sind zu spüren und so wir schließlich froh, den See vor uns, am Fuße des Saana, liegen zu sehen.

      Erfolgreich testen wir das neu erworbene Mückenmittel, liegen genießend zum ersten Mal ohne viel Kleidung auf dem Fjellboden, lassen die Sonne an die Haut. Es geht uns fantastisch. Bis zum Abend sind wir hiervon nicht wegzukriegen, zu angenehm ist die Zeit. Erinnerungen an den letzten Sommer in Jotunheimen werden wach, wir sind bester Dinge, erfreuen uns am gemütlichen Friluftsliv. Im kühlen See nehmen wir ein Bad, kochen die Abendmahlzeit. Mühsam wird das neu gekaufte Essen für die nächsten Tage portioniert, leicht und mit Freude das zusätzliche verzehrt. Es ist schon spät und müde fallen wir um Mitternacht in den verdienten Schlaf.


      18.7. – 13.Tag
      Basislager am Saanajärvi
      Glück und Unglück

      Tief hängen die Wolken über dem See, umhüllen schwer den Gipfel des Saaana. Niesel tippelte bis zum Morgen auf unser Zelt. Als wir aufwachen, sind wir enttäuscht, denn, so scheint es, wieder wird eine Gipfelbesteigung von schlechtem Wetter verhindert. Faul liegen wir weiter im Zelt, haben jedoch Glück, heute noch anderes erledigen zu wollen und so also nicht den Tag über nur herumzuliegen.

      Also bleiben wir nicht träge. Gegen Mittag brechen wir zum nördlichen Teil Kilpisjärvis auf. Über steinige Wege, die durch die Nässe nur schwer zu begehen sind, gelangen wir zur Rasthütte am gegenüberliegenden Ufer unseres Sees. Auch wenn keine Pritschen vorhanden sind, denken wir schon über verschiedene Möglichkeiten für den heutigen und morgigen Tag nach, erwägen, hier die Nacht zu verbringen. Erst einmal müssen wir jedoch weiter. Ähnlich bleiben die Pfade, über Hügelkuppen gehen wir von Wolken dicht umhüllt entlang am Fuße des Saana. Wir aus einer finsteren Welt fliegen vor uns Raben, groß wie Greifvögel, krächzend auf, beobachten uns von den felsigen Hängen, sitzen auf dem Wegpfeiler. Durch den Nebel gehen wir, benötigen länger als gedacht für die Strecke. Als wir aber an die Wegkreuze treffen, an der über Treppen der Aufstieg zum Berg beginnt, ist auch der weitere Teil ein leichter. Holzdielen überdecken den Boden und führen komfortabel hinab, schnellen Schritts gelangen wir bald zu den Häusern.

      Der erhoffte Internetzugang kann hier von uns genutzt werden. E-Mails werden nach Hause verschickt, notwendige Organisationen meinerseits sind aber leider nicht möglich. Wir sitzen gemütlich im warmen Raum der Touristenhütte, während es um uns nach gekochter Speise riecht. Wir sind zufrieden, doch als wir bemerken, dass der Akku unseres Mobiltelefons fast vollständig erschöpft ist – unbemerkt war es wohl bei nächtlicher Kälte die ganze Zeit an -, müssen wir uns die weitere Planung noch einmal überlegen. Wir beschließen also, morgen in der Frühe noch einmal hierher zu kommen; vorbei führt der weitere Weg auf dem Nordkalottleden ohnehin fast. Sollte es, wie in der Station vorausgesagt, dann tatsächlich klareres Wetter sein, werden wir einen Tag länger verweilen und den Saana schließlich doch noch besteigen.

      Im Ganzen doch mit einem guten Gefühl, gehen wir zurück. Der Wind hat zugenommen, leichter Nieselregen geht herab. Schneller erscheint uns nun die Strecke, vielleicht aber beeilen wir uns auch nur ob des schlechten Wetters so sehr. Nur etwa einhundert Meter weit reicht die Sicht, rau und schroff begegnet uns die Natur des Nordens gerade. Unsere Hosen sind Nass und nach kurzer Rast in bekannter Hütte gehen wir eilig zurück zum Zelt. Unbekannt erscheint uns nun für eine Weile die Landschaft in diesen veränderten Bedingungen, eine Weile sind wir uns des eigentlich klaren Weges unsicher.

      Der erhoffte sichere Platz in der Schutzhütte nahe des Zeltes ist aber doch bald erreicht, allerdings leider auch schon belegt. Zwar ist für uns noch immer genug freie Fläche, doch zuvor wollen wir noch beim Zelt vorbeischauen. Es hat zu strömen begonnen und schnell gehen wir den kurzen Rest bis zu unserem Lager weiter. Von der Seite peitscht der Wind gegen die Zeltwand unseres Tunnels, schräg steht tapfer die kleine Festung, vom kraftvollen Ansturm des Wetters gebogen, die Heringe der Sturmleinen and der Windseite herausgerissen. Leicht geängstigt tun wir das Mögliche zur Verstärkung gegen die harten Böen im ohnehin schnellen Wind. Steine sind schließlich herangeschleppt, das Zelt gesichert und im Vertrauen auf die Stärke des geliebten Unterschlupfes sitzen wir im Innern. Die Wände flattern ununterbrochen, beständig wird die eine Seite gegen uns gedrückt, Wind streift auf der anderen meinen Rücken. Wir lehnen das Angebot der Wanderer im Schutzhaus ab, die noch einmal zu uns kommen, und verbringen die weitere Zeit bei Essen im Zelt, wollen sehen, wie sich die Lage entwickelt und fühlen uns langsam immer sicherer, finden sogar Freude an dem Ganzen.

      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146810374336296610"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R20kxDicNqI/AAAAAAAAAzs/czZBU7GLEGE/s400/100_8299.jpg" /></a>

      Gegen fünf Uhr angekommen, stürmt es ungemildert bis hinein in den Abend, lässt erst etwas nach, als wir im Zelt das Abendessen bereiten. Gemütlich noch vergeht der Rest des Tages, auch wenn es draußen weiter unfreundlich bleibt. Die nächsten Etappen werden mit allen Eventualitäten und Möglichkeiten geplant. Nachdem auch noch das letzte Zusatzessen, das uns die zwei Tage beglückt hat, vernichtet ist und unsere Bäuche völlig überfüllt sind, legen wir uns gegen elf Uhr in die Betten, in denen wir zwar schon die ganze Zeit waren, die uns jetzt aber warm und angenehm in den Schlaf geleiten sollen. Bei weiteren Gesprächen, während draußen noch immer der Wind sein munteres Spiel treibt, lassen wir den Abend verklingen.


      19.7.; - 14.Tag
      Basislager am Saanajärvi
      Bessere Aussicht

      Der Blick aus dem Zelt lässt uns den Tag froh beginnen. Lockere Bewölkung erlaubt es der Sonne immer wieder, hinunter zu scheinen, der Luftdruck ist gestiegen. Nur der starke Wind hat sich vom Vortag hinübergerettet, die Temperatur ist erneut mit nur etwa zehn Grad Celsius recht kühl. Der Aufstieg zum Saana aber ist uns sicher. In aller Ruhe frühstücken wir im Zelt, planen noch den heutigen Tag.

      Zuerst führt uns der Weg zur gestrigen Bergstation. Viel angenehmer ist es, heute dorthin zu laufen, wenn auch nicht weniger lang. Zeit allerdings haben wir ja bekanntlich auf der Reise und so ist es wunderschön, das Stück zu laufen, am Ende schon weit nach Norwegen und Schweden schauen zu können. Von der Technik profitieren wir dann aber auch am heutigen Tag wieder, als wir schließlich bei Tee in dem Haus sitzen. Heute wird also das Mobiltelefon aufgeladen und erneut überprüfen wir unseren E-Maileingang. Dadurch erfahren wir auch, dass das zweite Paket, jenes nach Kvikkjokk, angekommen ist. Allein das letzte bleibt noch verschollen und so schreiben wir der dortigen Station, um Genaueres in Erfahrung zu bringen. Nachdem alles erfolgreich abgeschlossen ist, beginnen wir den Aufstieg zum Saana.

      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146817443852465842"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20rMjicNrI/AAAAAAAAAz0/pkzu_Jtl1dw/s400/100_8301.jpg" /></a>

      Über die bekannten Bohlenstiege von den Häusern Kilpisjärvis aus gelangen wir zu den uns schon gestern etwas unpassend anmutenden Treppen den Berg hinauf, die so gar nicht zu dem Wandergefühl hier im Norden passen. Zusammen mit etlichen Tagesausflüglern steigen wir hinauf, schnell geht es auf den komfortablen Holzstufen. Der Schritt ist so ganz ohne Rucksack und dem Ebenen Tritt leicht und wir überholen etliche Wanderer. Schon jetzt kann man in die Landschaft blicken, die häufig sonnenbeschienen unter uns liegt. Bald verlassen wir die Stufen, weiter führt der restliche Weg zu unserer Freude über Fels und auf unwegsameren Pfaden. Froh sind wir auch, von der etwas späteren Besteigung zu profitieren; recht zügig am Gipfel angekommen, können wir gemütlich und eher ungestört gegen drei Uhr länger pausieren, genießen den weiten und schönen weiten Blick über die Berge der drei sich treffenden Länder des Nordens. Rechte Ruhe haben wir um uns und auch das Gemüt wird ruhig und klar, hier oben fühlen wir uns frei und nehmen so viel der Eindrücke auf, wie wir können. Ein Greifvogel zieht langsam seine Kreise über der Ebene, wir sitzen an der steil abfallenden Ostkante des heiligen samischen Berges und lassen uns von der Ursprünglichkeit der hiesigen Natur einfangen. Kalt bläst uns schließlich der Wind beim Abstieg entgegen, raschen Schritts gehen wir abseits der Stufen über grasige nur von wenigen Steinen besetzte Hänge und orientieren uns in Richtung unseres weiteren Weges zum Zelt.

      Dieses erreichen wir zufrieden und voll von Eindrücken. Das Wetter ist weiterhin stabil und so wurden erneut einige Zelte einer Gruppe nicht weit von uns aufgestellt, die wir schon von vorher kannten. Allerdings suchen wir jetzt wieder mehr Einsamkeit zu finden und bauen unser Lager ab. Provisorisch werden die Rucksäcke gepackt und wir gehen zurück zu der Hütte am gegenüberliegenden Ufer, die wir nun schon häufig besucht haben und schließlich als Nachtquartier nutzen wollen. Als wir die Tür öffnen, liegt schon ein Rucksack in der Ecke, wenig nur freuen wir uns. Als jedoch ein Schwede herein tritt und wir schnell und locker in Gespräche verfallen – viel besser, als das mit den Finnen die Tage zuvor möglich war -, ist der restliche Abend ein schöner. Viel verbleibt nicht mehr, erst gegen halb sieben kamen wir an. Wir gönnen uns ein Extraessen, das wir uns von einem Ruhetag vorziehen, der sicher ob des längeren Aufenthalts hier in Kilpis ausfallen wird. Bis zum nicht lange danach folgenden Abendessen erledigen wir noch einige Kleinigkeiten, genießen die Häuslichkeit der feuererwämten Hütte. Nach einigen weiteren Gesprächen mit dem netten Schweden beenden wir zur gewohnten Zeit am späten Abend den Tag.


      20.7. – 15.Tag
      Saanajärvi – Kuohkimajärvi
      14km; 3h35; 330Hm hoch, 522Hm runter
      Finnland, auf Wiedersehen

      Schon lange vor uns verlässt der Schwede die Hütte, in der wir einmal mehr gemütlich ausschlafen. Die Rucksäcke schließlich zum Abmarsch bereit, brechen wir viertel elf auf den nun schon einige Male begangenen Wegen in Richtung Kilpisjärvi auf. Heute aber biegen wir in den Mallu-Nationalpark ein. Sehr idyllisch und unberührt ist die Gegend, bekannt auch für die vielen verschiedenen Insekten- und Vogelarten. Warm scheint die Sonne vom auch heute wieder überwiegend blauen Himmel, der Wind aber bläst, wie gewöhnlich, uns ebenso kalt entgegen. Die Bäume aber bieten ausreichend Schutz und so ist das Wandern eine Freude. Das wieder erhöhte Gewicht der Rucksäcke merken wir zwar, der Weg ist jedoch noch leicht und so kommen wir ohne Anstrengung zügig voran.

      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5136875526405456978"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R0nZEy7LhFI/AAAAAAAAAk0/4JkNO7jg0F4/s400/100_8309.jpg" /></a>

      Nur kurz überqueren wir die große Straße und nach der Brücke, die den Zufluss des Siilasjärvi in den Kilpisjärvi überspannt, beginnt der Aufstieg. Nicht zu steil führt der Weg an den Berghängen entlang, schnell auch sind wir über der Baumgrenze und blicken das unter uns liegende Tal entlang. Ich freue mich über die mückenfreie Zeit und laufe trotz Kühle die Luft frei an mich lassend im T-Shirt – einer der seltenen Tage bisher, an denen es möglich ist. Der Himmel allerdings zieht sich immer mehr zu, herbstlich ist es nun auch heute wieder schon im Juli. Vorbei an noch vom zweiten Weltkrieg zurückgelassene Stahlkonstruktionen erreichen wir auf steinigen Wegen den Kitsiputous. Leich kommt der Wasserfall von den Felsen hinunter, eignet sich bei schönerem Wetter zur Dusche und es müssen wohl Trolle und andere Waldbewohner leise in den Nächten die Erfrischung genießen. Wir verzichten, zu belebt ist es auch heute wieder und Wolken bedecken den Himmel.

      Der folgende sanfte Abstieg ist unangenehm. Auf schmalen, mit größeren Steinen besetzten Pfaden ist eine freie Wegwahl kaum möglich, die Schritte müssen genommen werden, wie sie kommen. Jedoch sind wir hier wieder weitgehend allein unterwegs, die Wanderer, die zur Tagesmitte auf einen stoßen, sind nun entweder schon passiert, oder hinter uns zurückgeblieben. Der am Ende erreichte Grenzzaun, an dem der Weg entlangführt, ist wenig schön, doch nicht lange und wir biegen das kurze Stück zur Kuohkimajärvi-Hütte ab, die ruhig und leicht versteckt am See liegt.

      Nachdem wir ohne Hast angekommen sind, hacken wir Feuerholz und heizen den Ofen. Schnell ist es angenehm warm, die Sachen hängen an Wänden und auf den Leinen, die Schuhe stehen am Feuer. Im See baden wir, nutzen heute auch den Luxus, aufgewärmtes Wasser für eine gründliche Seifenwäsche nutzen zu können. Zurück in der Hütte kommen nach kurzer Zeit zwei weitere Wanderer an, die sich jedoch nach einem Spaziergang dafür entscheiden, lieber im Zelt zu schlafen. Uns soll es recht sein und bis zum Abend organisieren wir noch Dies und Jenes. Gegen halb acht dann gehen wir den kurzen Weg zum Dreiländereck, das zwar in seiner gesamten Erscheinung recht unspektakulär und sogar unattraktiv aussieht, ob seiner Geschichte aber ein sehenswerter Ort ist. Wir sind aber froh, erst jetzt hier zu sein, denn allein sind wir, können in Ruhe eine Weile verbleiben.

      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146817989313312482"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R20rsTicNuI/AAAAAAAAA0M/HKn75qiEjNM/s400/100_8314.jpg" /></a>

      Schließlich wieder zurück, kochen wir Abendessen. Schon ungewöhnlich schläfrig ist uns, einigermaßen unaktiv plätschert das Ende des Tages dahin. Müde lesen wir, als plötzlich gegen halb elf ein Wanderer die Hütte betritt. Ja, schlafen wolle er hier, auch weitere noch mit ihm und sogleich treten seine Frau und der beiden zwei kleine Kinder ebenfalls durch Türe. Wenige Worte werden nur gewechselt. Wir räumen natürlich die Holzpritschen für die Familie, klauben die herumliegenden Sachen ein wenig zusammen und schlafen auf dem Boden, der gerade Platz für uns bietet. Während sich die Hütte mit Schlafgeräuschen füllt, bin ich auf den morgigen Tag gespannt.
      Zuletzt geändert von Issoleie; 23.12.2007, 12:05.

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      • Fjaellraev
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        #23
        Macht echt Spass den Bericht zu lesen, besonders natürlich jetzt wo ihr in für mich bekannte Regionen kommt
        Wieso habt ihr euch denn in der Kuohkimajärvi-Hütte auf den Boden verzogen? Die Pritsche bietet doch Platz für 6 Personen... Naja ich habe ja auf der letzten Tour auch eine Nacht unter dem Tisch gelegen Aber da war wirklich nur Platz für eine Person auf der Pritsche.

        Gruss
        Henning
        Es gibt kein schlechtes Wetter,
        nur unpassende Kleidung.

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        • Issoleie
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          #24
          Naja, auf den Boden sind wir gegangen, weil auf den Pritschen diese ekelhaften Matrazen lagen und wir dann keine Lust mehr hatten, die noch umzuräumen. Außerdem haben die dann noch ihr Abendessen gehalten und ohnehin war uns das alles ein wenig zu bunt. Gekuschelt wird nur zu zweit.
          Naja, dass man die Strecke von Kauto nach Kilpis nicht läuft, ist schon verständlich. Muss man auch nicht, würde ich sagen. Aber sehr schön einsam ist es dort schon. Wenn man nicht gerade den Juli als Zeitraum wählt, ist das da wirklich ganz nett. Es gibt halt weniger hohe Berge, es ist aber nicht minder abwechslungsreich. Den Halti zum Beispiel würde ich gerne noch mal mitnehmen und Finnland war ohnehin wirklich schön und wild. Wer Bäume mag, der findet auch am Reisadalen großen gefallen und ich werde mir das wohl auch noch mal anschauen. Eine leichte Etappe ist es bis auf wenige Ausnahmen insgesamt schon, allerdings eher für den Körper als etwa für die Schuhe.
          Naja, jetzt geht es ersteinmal weiter und ich denke, einigen werden die kommenden Gegenden bekannter sein. Es ist zwar ein bekannter Weg, aber nicht jeder kennt ihn halt an einem Stück.
          Ich hoffe, es macht noch Spaß.
          Beste Grüße
          Flo

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          • Fjaellraev
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            #25
            Ich glaube Matrazen gab es da letztes Jahr im September nicht, sonst hätte ich die wegen unseres frühen Aufbruchs sicher in Erwägung gezogen (etwas weniger zu packen).
            Das Teilstück von Kautokeino bis Kilpisjärvi kommt bei mir sicher auch irgendwann noch dran, genauso wie die Teile des Abschnitts nördlich von Ritsem die noch fehlen.
            Aber die 80 Tage am Stück fehlen mir halt, und ich kenne so viele Ecken in denen ich mich gerne rumtreibe...
            Auf jeden Fall Respekt dass ihr die Sache durchgezogen habt, und hoffentlich schaffst du das auch mit deinem lebhaften Bericht

            Gruss
            Henning
            Es gibt kein schlechtes Wetter,
            nur unpassende Kleidung.

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            • Issoleie
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              #26
              21.7. – 16.Tag
              Kuohkimajärvi – Gappohytta
              12km; 3h20; 358Hm hoch, 179Hm runter
              Viel zu sehen

              Nur kurze Zeit vor uns steht die Familie auf, doch schon zuvor war der Schlaf vom Summen der Mücken gestört. Nicht etwa, dass sie stechen würden, nein, sie schlafen ja auch noch halb, wollen wohl aber unbedingt ihre absolute Überlegenheit demonstrieren, indem sie ständig über einen hinweg fliegen und ständig Angriffsbereitschaft ausstrahlen. Sie haben es geschafft. Zwar ist auch der heutige Morgen unkompliziert, im Ganzen habe ich jedoch genug von den Hütten, in denen ich auch nie so gut wie im Zelt die Nacht verbringe und freue mich schon, ab jetzt die eigene Behausung wieder häufiger zu nutzen.

              Auch heute hängen dicht und grau die Wolken, leichter Nieselregen fällt auf uns herab, als wir die Wanderung beginnen. Bald vorbei am Dreiländereck gehen wir gemütlich und langsam am Südufer des Goldajav´ri auf breiten matschigen Wegen. Nur kurz ist die heutige Tagesstrecke, doch die erste Pause wird nicht ausgedehnt, zu ungemütlich ist es bei nur acht Grad Celsius, kräftigem Wind ich leichtem Regen dazu. Den Wald verlassen wir recht schnell, für die nächsten Tage geht es zu unserer Freude wieder über das weite Fjell. Nicht zu lang ist der Anstieg und von Berghängen blicken wir bald schon in lange Täler. Trotz des Wetters ist das Gemüt leicht und leicht auch der Schritt. Wunderschön wild es hier, der graue Himmel, der Wind unterstreicht den Eindruck. Über viele Hügelkuppen, die norwegisch steil und gerade überwunden werden, gehen wir voran, haben körperlich keine nennenswerten Probleme mehr; selbst meine Achillessehne fühlt sich nun deutlich besser an. Schon die zwei Deutschen und zwei Schweizer, die wir bisher heute getroffen haben, schienen uns recht viel auf einer Etappe, auf der wir Einsamkeit erhoffen, als wir aber weiter vor uns eine Gruppe von etwa fünfundzwanzig sehen, bleiben wir stutzig stehen. Bald haben wir sie überholt, in unserem Alter oder jünger sind sie und als wir auch die Gappohütten vor uns erblicken, staunen wir erneut ungläubig.

              Am malerischen Zusammenschluss einiger Flussbecken kurz unterhalb der Häuschen angekommen, geht ein Mann auf uns zu, mit dem wir länger ins Gespräch verfallen; ein Finne, mit dem sich munter sprechen lässt. Er führe eine fünfunddreißigköpfige Gruppe, die eine Tour anlässlich ihrer Konfirmation mache und er berichtet uns, während unsere Gesichter wohl immer trauriger blicken, dass sie hier unten ihre Zelte aufschlagen wollten. Kurz pausieren wir, wobei die Priesterin der Gruppe doch einigermaßen verwundert zu uns als Tim etwas laut und gestisch unterstützend ruft: „Don´t listen to the devil, I´m the only messiha“; so seine Überlegung für die für nachher angekündigte Predigt.

              <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146818337205663506"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20sAjicNxI/AAAAAAAAA0o/CYihoBMfS-k/s400/100_8344.jpg" /></a>

              Wir haben wenig Lust auf Ferienlageratmosphäre und da wir bei den vorhin vermuteten Wanderern selbigen Reisezweck und gleichen Übernachtungswunsch an diesem traumhaften Platz vermuten, gehen wir ein wenig weiter, um kurz oberhalb der Häuser das Lager aufzuschlagen. Die Schlucht des Flusses erkunden wir noch, während es leise zu nieseln beginnt. Nachdem das Wetter aber nicht besser wird, gehen wir in das Zelt, um bei Lektüre und Aufzeichnungen bis zum Abend zu ruhen. Ein wenig unzufrieden bin ich mit solch kurzen Tagesetappen, bei denen man schon am frühen Nachmittag die Wanderung beendet. Gerade bei solchem Wetter ist dann die Motivation gering, die Zeit vor dem Zelt zu verbringen. So vergeht der Tag, der noch mit schmackhaftem Abendessen bei nach wie vor schlechtem Wetter gegen halb zwölf ein Ende findet.


              22.7. – 17.Tag
              Gappohytty – Rostahytta
              19km; 4h15; 398Hm hoch, 650Hm runter
              Wasserwelten

              Bei feinem Nieselregen wachen wir auf, öfter scheint auch die Sonne durch die Wolken. Schaut man in den Himmel, so bietet er alles Erdenkliche. Blaue Flecken sind immer wieder zu entdecken, schleierig liegen leichte Wolken tief auf den Hängen, Regenschauer sind weiter zu erkennen, Gipfel in dichte Schwärze gehüllt. Hart wehr der Wind, als wir aufbrechen. Es begleitet uns ein Regenbogen, parallel zu ihm führt unser Weg gen Südwesten hinauf in die Berge. Stärker wird nun auch der Regen, das Wetter ist rau und faszinierend und eher erleben wir es, als uns davon das Gemüte trüben zu lassen. Schon die Nacht über waren es nur vier Grad Celsius und noch immer ist es kalt.

              Immer wieder ist der Boden auf weiten Flächen morastig, zahlreiche kleine Flüsse durchziehen die Hänge. Erneut begegnen wir mehr Wanderern als erwartet, haben alle acht aber schon nach einer Stunde hinter uns gelassen und einen freien, einsamen Weg vor uns, der durch die unwirtliche Landschaft führt.

              <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146818466054682402"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R20sIDicNyI/AAAAAAAAA0w/Rt98GxcAjaY/s400/100_8348.jpg" /></a>

              Recht spaßig ist der obere breite Teil des Njärrejokko zu überqueren, was mit etwas Geschick auch ohne Gamaschen gelingt. Durch schroffe Gerölllandformationen geht es weiter hinauf, schnell jedoch kommen wir voran, sind gut auf. Noch immer ist das Wetter nicht besser und unsere stündlichen Pausen fallen nur höchstens zehn Minuten aus. Freudig aber muss man einfach bei den Eindrücken sein, Tage wie dieser lassen die Tour ein tieferes, intensiveres Erleben werden.

              Auf etwa eintausend Höhenmetern haben wir den höchsten Punkt des Tages erreicht, weiter werden wir nunmehr abwärts durch das Isdalen gehen, das schon bald mit seinen grünen Bergflanken vor uns liegt.

              <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5137228645731632338"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R0saPC7LhNI/AAAAAAAAAmM/hGPPc6L5dLc/s400/100_8352.jpg" /></a>

              Immer wieder müssen größere und kleinere Flüsse durchquert werden, noch immer sind wir schnell unterwegs. Das Wetter bessert sich nun sogar unerwartet; als wir die Hänge des Tales entlanglaufen, hat es zu regnen aufgehört. Wir genießen bei der ersten langen Pause gegen viertel drei die ab und zu durch die Wolken scheinenden Sonnenstrahlen und sind von diesem schönen Tag begeistert. Etwas gemütlicher ist auch der weitere Weg auf weicheren Wegen, häufig wasserdurchtränkt. Über die letzten Hügel und in einer Kurve nach Osten und die Rostahytta liegt vor uns. Kurz ist das letzte Wegstück und am diesseitigen Ufer, den mächtigen Rostaelva bei der Seite, schlagen wir ein paar hundert Meter hinter den Hütten unser Lager gegen halb fünf auf.

              Nachdem das Zelt eingeräumt ist, finden wir eine der bei der starken Strömung sehr wenigen Stellen, die zum Bade laden und erfrischt und zufrieden genießen wir anschließend die Wärme der Schlafsäcke, lesen, schreiben und ruhen. Nicht nur wie meist Tim, auch mich beschleicht heute der Schlaf nach der Wanderung und bis viertel neun wachen wir nicht auf. Hernach, wach und bei Kräften, kochen wir gemütlich unser Abendessen vor dem Zelt, blicken auf den Fluss und das Rostadalen hinunter, während der Himmel immer mehr aufklart. Erneut sind wir von der schwachen Leistung unseres Kochers unschön erstaunt, der fast dreimal so lange benötigt, wie es normal wäre. Der fest geschmolzene Dichtungsring wurde zwar schon vollständig entfernt und der Brenner durch geklopft, allein die Leistung lässt noch immer stark zu wünschen übrig. Da er dabei aber auch weniger Spiritus verbrennt, sind wir nicht in großer Unruhe und haben trotzdem unser Essen. Das aber lässt heute ebenfalls keine große Freude aufkommen. Einige wenige Suppen mussten wir leider zuvor aussortieren, weitere wurden wohl bei der dann doch zu komplexen Planung der Reise vergessen und so muss die Polenta heute pur gegessen werden. Nicht einmal der Hunger ist es bei mir, nur der Verstand lässt mich meine Schüssel leeren, denn Stärkung ist immer notwendig. Nach der Mahlzeit gehen wir ein wenig das gegenüber liegende Ufer hinunter, genießen den schönen Ausblick und das gute Wetter. Unsere Wanderung besingen wir, ruhig auf einer Felsplatte sitzend, zu der Melodie von „San Francisco“. Der kurze Rest des weit vorangeschrittenen Abends wird mit Gesprächen verbracht. Ein vollständig wundervoller Tag.


              23.7. – 18.Tag
              Rostahytty – Cievcasjávri
              21km; 4h45; 630Hm hoch, 399Hm runter
              Mehr als erwartet

              Trüb ist es, der Himmel wieder Wolken verhangen. Zu unserem Erstaunen aber weht heute kein Wind und so gehen wir in T-Shirts halb elf dem langen Aufstieg entgegen, Steil führt der Weg die Hänge hinauf, stark schwitzen wir und pusten, kommen aber trotzdem recht flott voran. Kurz verlieren wir den Weg, finden ihn dann aber nach einem Bogen an vermuteter Stelle bald wieder. Immer weiter gehen wir aufwärts, nur selten gibt es einen flachen Teil. Weit kann man hier nicht blicken, Hügel und Hänge reihen sich aneinander. Erneut überholen wir die von gestern bekannten Wanderer, auch die andere Gruppe ist schnell hinter uns. Kurz den vor dem Gassajaggejavrit, direkt auf dem Weg und darum, treffen wir auf eine Rentierherde von wohl dreihundert Tieren, die wir wohl nicht mehr so nahe gesehen hätten, wären wir hinter den Mitwanderern unterwegs gewesen. Teilweise kommen wir auf zwanzig Meter heran, doch die Herde ist nun eher bestrebt, ruhigere Hänge zu erreichen.

              <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146819316458207074"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20s5jicN2I/AAAAAAAAA1U/WlRNRcdA6hQ/s400/100_8370.jpg" /></a>

              Über Blockfelder geht es weiter und als wir nach den beiden Seen in der Nähe erneut aufsteigen, merken wir schnell, die Karte ungenau gelesen zu haben. Mit einem weiteren Anstieg hatten wir nicht gerechnet, müssen jetzt jedoch bis auf eintausendfünfzig Höhenmeter. Wenig weiter über steinige Wege erblicken wir unter uns die Deartahütten.

              Ungemein steil ist zuerst der Abstieg, läuft schließlich aber flach aus und die Umgebung ist nun auch wieder grüner. An den Hütten lockt die Sonne, die vom aufgeklarten Himmel scheint, zu einer längeren Pause und ihre Wärme tut gut auf der Haut. Beenden wollen wir die heutige Wanderung hier aber noch nicht. Um die morgige Etappe zu verkürzen, gehen wir noch einige Kilometer weiter. Dich vorbei an den Seen- und Flussverbänden über kleine Hügel und gewundene Pfade gehen wir noch munter fort. Kurz vor dem großen Cievcasjávri finden wir einige hundert Meter rechts des Weges gegen halb fünf eine traumhaften Zeltplatz.

              Auf anschließende Entspannung bei Sonnenschein freuen wir uns schon, nutzen den kalten See sofort für ein Bad. Wieder hinaus aber haben sich die Wolken am Himmel ihren Platz schon gesucht, schnell wird es bei immer noch kühlen Temperaturen um die zehn Grad Celsius und unzähligen Mücken ungemütlich. Also bauen wir das Zelt auf und ruhen einmal mehr bis zum Abend aus. Vor dem Zelt wird noch gekocht, dann aber gehen wir, verscheucht, hinein, um erst gegen zehn Uhr zu essen.


              24.7. – 19.Tag
              Cievcasjávri – Ole Nergord-bua
              24km; 5h20; 562Hm hoch, 906Hm runter
              Talfahrt

              Als wir zur gewohnten Zeit aus dem Zelt steigen, laufen einmal mehr am etwas entfernt vorbeiführenden Weg die uns bekannten Wanderer schon entlang. Auch wir brechen bald auf. Noch anfangs über die kleinen Hügel, die schon gestern den Tagesabschluss gebildet haben, gehen wir bald in T-Shirts und schwitzend hinauf, dem Jalguhas-Gipfel entgegen. In muntere Gespräche vertieft und schnell in flacherem Gelände, sind wir auch heute wieder sehr flott unterwegs, haben viel Freude am Wandern.

              Am Hang des Stuorra Nam´na stehend, blicken wir auf das wasserreiche Skaktardalen.

              <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5137229135357904194"><img src="http://lh5.google.com/Marks.Florian/R0sari7LhUI/AAAAAAAAAnI/S0aehV4uHgo/s400/100_8376.jpg" /></a>

              Weit zieht es sich quer zu uns nach beiden Seiten, die Berge verlieren sich im Dunst. Hinab müssen wir zu unserem Missfallen, denn schon auf der anderen Seite baut sich vor uns steil der Hang auf, über den nun weiter unser Weg führt und manchmal wäre man fast froh, nicht so weit in dieser Landschaft schauen zu können. Weniger mit leichtem Schritt geht es jetzt aufwärts, zuerst noch auf erdigen Pfaden. Zwischen den beiden Jar´ta Geschwistern, die wortlos uns grüßen, schon weniger anstrengend, doch über Geröllfelder. Der Wind frischt hier oben auf und kühlt uns an diesem doch eher milden Tag angenehm die von der Anstrengung verschwitzten Körper.

              Weiter noch als gedacht laufen wir den Hang entlang, Mücken strapazieren unsere Nerven und schon recht erschöpft sind wir, als steil das Dividalen unter uns auftaucht. Bewaldet sind seine Hänge, üppig grünt es überall und breit fließt der Strom auf seinem Grunde. Shcnell zwar sind die Bäume erreicht, allein, der Kräfte zehrende harte Abstieg ist noch nicht beendet. Waldwege führen uns zuerst durch Krüppelbirkenhaine, später gehen wir durch urigen Nadelwald. Beeren sind am Wegesrand zu finden, sind aber noch nicht reif und so mpssen wir auch die verlockenden Moltebeeren stehen lassen. Ab und an bricht die Sonne durch die Wolken und nachdem wir die Dividalhytta passiert haben und den Fluss erreicht, ist der Großteil geschafft. Entspannter können wir den kurzen Rest der heutigen Etappe fortsetzen.

              Recht froh sind wir, nach kurzem Irrweg die Schutzhütte Ole Nergord zu erreichen, doch wenig einladend präsentiert sie sich. Zwar den Charme einer kleinen Waldhütte besitzt sie, etwas muchig und dreckig, voll von zurückgelassenen Gegenständen wollen wir aber kaum hier verweilen. Eine Zeltmöglichkeit ist aber nicht zufrieden stellend zu finden und wir beschließen schnell, den hier geplanten Ruhetag nach hinten zu verschieben und machen es uns mit einem Feuer im Ofen schließlich noch recht angenehm. Kleine Dinge werden erledigt, der Fluss auch heute zu einem Bade genutzt und die müden Glieder können für heute entspannen. Viel tun wir nicht mehr, ein wenig früher als gewöhnlich gehen wir zu Bett.

              <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5137229238437119314"><img src="http://lh5.google.com/Marks.Florian/R0saxi7LhVI/AAAAAAAAAnQ/rqvKO38FDkE/s400/100_8377.jpg" /></a>


              25.7. – 20.Tag
              Ole Nergord-bua – Vuomahytty
              15km; 3h40; 494Hm hoch, 89Hm runter
              Waldwäsche

              Am Morgen verlassen wir zur angewöhnten Zeit die Hütte, um wieder auf den Nordkalottleden zu gelangen, den wir gestern etwas seitlich liegen gelassen haben, verlassen auch recht bald das Dividalen über seine steilen Hänge im Osten. Bei doch angenehmen Temperaturen um die vierzehn Grad Celsius und Windstille wandern wir kurz bekleidet, zum ersten Mal auch mit nur knielangen Hosen und Tim mutet doch recht seltsam an, hat er doch noch die Gamaschen dazu angezogen.

              Durch Wald führen die Wege entlang des Anjavasselva, der schmal und donnernd unter uns fließt. Je länger wir wandern, desto dichter wird das Grün. Die Nach über hat es geregnet und jeder unsanft gestoßene Baum, jeder zur Seite geschubste Strauch antwortet mit einem Nässeschauer. Schlammig ist der Boden, immer wieder geht es auch über Bohlenstiege. Schnell ist hier nicht voranzukommen, auch unsere Beine sind von den letzten Tagen schwer, der Kopf ein wenig müde. Viel Freude will nicht richtig bei uns aufkommen, Waldetappen sind uns nicht die liebsten. Zur kleineren Aufheiterung aber sehen wir die erst fast schon reifen Blaubeeren, probieren jedoch nur wenig und schauen mit Zuversicht auf die nicht mehr zu fern liegenden Tage der Ernte.

              Vollständig vom Gesträuch durchnässt und auch von den aggressiver werdenden Mücken in den Pausen geplagt, überschreiten wir schließlich, um den Hang des Blofjellet biegend, die Baumgrenze. Weit ist es jetzt nicht mehr bis zu den Hütten, viel weiter aber könnte ich auch kaum, zu sehr schmerzt der Sehen- und Muskelstrang vor dem Schienbein. Jeder Schritt kostet jetzt, da der Körper sich auf die nahe Ruhe einstellt, viel Überwindung und ich bin froh, dass die Vuomahytta schnell erreicht ist. Wir haben genug von der heutigen Etappe und schmeißen an diesem schönen Fleck unsere Rucksäcke ab.

              Schnell gehen wir zum See hinunter, nehmen ein kurzes, sehr wohltuendes Bad. Erst dann ruhen wir vor den Hütten, suchen uns schließlich näher am See ein von einem Hügel von den der Anlage getrennt einen Zeltplatz, an dem sich mit Vergnügen auch der morgige Ruhetag verbringen lassen wird. Die dichte Wolkendecke ist aufgerissen, warm und schön scheint nun die Sonne auf uns. Wir nutzen den Moment und waschen unsere Kleidung für die nächsten Tage. Damit fertig und zum Sonnetanken bereitet, verdecken erneut schwere Wolken den Himmel; rechtes Glück scheint uns nicht gegeben. Von der Kühle nach längerer Zeit dann doch gegen sechs Uhr in das Zelt vertrieben, fängt es auch kurze Zeit später zu regnen an. Rasch muss die Wäsche hineingeholt werden, die Zeit wird dann trocken und bequem im Zelt verbracht. Bis zum Abend hört es nicht auf und nichts Besseres bleibt uns, als zu lesen, zu schreiben und wieder zu lesen, den Tag recht träge zu verbringen. Eine kurze Regenpause nutzen wir zum Kochen, müssen aber mittendrin erneut fliehen; stark kommt es jetzt vom Himmel hinunter. Sehr müde beenden wir schon kurz nach zehn Uhr den Tag.
              Zuletzt geändert von Issoleie; 23.12.2007, 12:07.

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              • hikingharry
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                #27
                Vielen Dank für die ausführlichen Beschreibungen. 2003 bin ich ja auch diesen Weg gegangen, zumindest den Nordteil ziemlich gleich wie ihr. Es tut gut wieder mal was davon zu lesen. Interessant, wie sich so manche Erlebnisse ähneln, zB. die ersten Blaubeeren im Anjavassdalen, oder die Nässe dort, oder auch das eher schechte Wetter und das schlechte Wetter auf dem Weg zur Gappohytta.

                In offenen Hütten zu schlafen haben wir dann auch aufgegeben als dann in der Kuohkimajärvi-Hütte ein Wanderer um 23:30 reinkommt und ungerührt kocht, und dann noch ca. 2 Stunden Schuhe putzt - dieses Geräusch lies mich einfach nicht einschlafen.

                Aber ich schweife ab.

                Nochmals danke, und ich freue mich wenns weiter geht.

                Gruß hikingharry

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                  #28
                  So, fünf weitere kurze Tage sind fertig.
                  Hikingharry, dein einer Beitrag damals im Trekkingforum hatte mich ja auch den Entschluss fester fassen lassen, dass ich die Tour in einem Rutsch machen will. Naja, ist ja am Ende auch noch ein bisschen länger geworden. Aber darauf, wie allen in späteren Jahren ist, freue ich mich auch schon. Tim und ich haben auch schon beschlossen, dass immer wieder mal zu machen, dann aber wohl nur den Nordkalottleden und in strafferem Schritt, sofern die Beine dann nicht schon zu lahm sind, denn das nächste Mal die Wanderung in einem Rutsch wird ja noch ein paar Jährchen dauern.



                  26.7. – 21.Tag
                  Ruhetag bei der Vuomahytta
                  Liegelänge

                  Nieselregen geht am Morgen auf das Zelt nieder, schon jetzt ist abzusehen, dass der Ruhetag sicher zu ruhig werden wird. Wir beginnen also unsere Pflicht zu erfüllen und schlafen bis kurz nach zehn Uhr. Auch das Frühstück wird im Zelt verputzt, es wird sich ganz dem Tag gemäß verhalten. Besser wird es auch nicht. Froh sind wir zwar über die Gemütlichkeit des Kaitums, allein die Dauer des Aufenthalts verdirbt bald jede gute Laune. Träge widmen wir uns der Lektüre, essen und liegen, liegen.

                  Nicht aber von Dauer ist der Regen, ab und zu gehen wir hinaus, die von gestern nassen Kleider auf die Leine zu hängen, nut, um nach einer nicht zu Langen-Weile beim Geräusche der ersten auf das Zelt tippenden Tropfen hinaus zu springen und sie erneut ins Trockene zu legen. Ohnehin hat das alles Wenig Sinn, hält uns aber auf Trab. So geht es den Tag über, Vieles passiert einfach nicht und wir haben auch keine große Lust, einen Spaziergang im Regen zu machen, allzumal mein Schienbein noch schmerzt. Wir planen die nächsten Etappen, berechnen auch die wohl noch anfallenden Kosten. Ein kleines, spaßiges Liedprojekt wird begonnen, soll aber erst am Ende der Tour abgeschlossen werden. So vergeht, schwer ist´s zu glauben – tatsächlich ein Tag. Noch am Nachmittag fragen wir in den belegten Hütten danach, unsere Wäsche trocknen zu dürfen, denn recht will es anders nicht gelingen. Froh sind wir über die zwar eher höfliche denn freundliche Erlaubnis, das Ergebnis aber ist das Gleiche und stellt uns zufrieden. Erneut im Zelt müssen wir kochen, beenden zu gewohnter Zeit einen Tag, der durchaus ganz und gar unspannend war.


                  27.7. – 22.Tag
                  Vuomahytta – Gaskashytta
                  17km; 3h50; 331Hm hoch, 492Hm runter
                  Sonnenkinder

                  Früh wache ich auf und der Blick aus dem Zelt zeigt einen erneut bedeckten Himmel. Anders aber, als um neun der Wecke klingelt. Schon spürt man immer wieder die Sonne den Schlafraum erwärmen und tatsächlich, draußen sind die Wolken aufgelockert, blaue Flecken immer wieder zu sehen. Wir holen unsere Kleidung aus der Hütte, deren Bewohner uns nun auch zugewandter ist. In der anderen sehen wir die seit Tagen mit uns laufende Gruppe der vier Norweger.

                  In kurzer Hose und T-Shirt laufen wir los, auch heute verwende ich wieder keine Trekkingstöcker, auch wenn das wohl meinem Schienbein vor drei Tagen zum Verhängnis wurde. Zu leicht scheint aber heute die Etappe zu werden und sogar Tim verzichtet zum ersten Mal auf die Gehhilfen. Bei schönstem Wetter und guten Mutes gehen wir entlang der grünen Talflanken über steinbesetzte Wege angenehm sanft bergauf, neben uns den breiten Vuomajokka. Gemütlich und recht leicht ist uns das Wandern, Gespräche untermalen den lockeren Tag. Den Anstieg hinter uns, geht es nun länger über Geröllfelder, rauer wie auch sonst ist die Landschaft um die neunhundert Höhenmeter.

                  Schon ist vor uns der tiefe Einschnitt zu erkennen, den der Gaskasjokka auf seinem Weg in den Altevatn zieht. Kurz nach zwei Uhr können wir nicht mehr anders, schnell schon sind wir bisher vorangekommen, warm schein noch immer die Sonne vom blauen Himmel. Die Kleider müssen einfach weg, und wir liegen genussvoll eine Stunde auf dem grasigen Boden, freuen uns, nichts weiter. Dann aber geht es doch noch am frühen Nachmittag weiter. Recht bald auch sehen wir den großen See unter uns liegen, gehen den Gaskashütten, die weiter oben am Hang liegen, weiterhin mit gemütlichem Schritte entgegen. Gemäßigt absteigend erreichen wir wieder grüne, nasse Wiesen, zahlreicher und kräftig stehen die Birken hier, über flache Hügel führt der Pfad.

                  <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5137953743585379762"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R02ttS7LhbI/AAAAAAAAAow/kjQtLc0dvkw/s400/100_8384.jpg" /></a>

                  Nach kurzem Überlegen wählen wir schließlich doch einen Zeltplatz direkt am schnell fließenden Strom, wunderschön liegt er zwischen licht stehenden Bäumen. Einmal mehr haben wir das Gefühl, genau die richtige Entscheidung zu treffen. Auch wenn wir noch weiter können, bietet der Weg am Altevatn wohl kaum Zeltmöglichkeiten, an den Hütten wären wir nicht wirklich allein. Als sind wir vollauf zufrieden. Der Fluss bieten besten Ersatz für ein Spaßbad und immer wieder lassen wir uns von der Strömung eine Stück weit treiben, bis schließlich die Gliedmaßen immer weniger zu spüren sind. Weiterhin das fantastische Wetter nutzend, liegen wir zwei Stunden in der Sonne und ich entdecke, welch freies Gefühl es ist, ohne Kleidung in der Natur zu liegen und in vollen Zügen kosten wir das Leben hier aus, sind überglücklich über den ersten reinen Sonnentag. Tim packt es wieder einmal, nachdem nach der schönen Wetterlage schließlich doch Wolken den Himmel immer mehr dominieren und seinen ab und an aufwallenden Energieschüben folgend, baut er bis zu einem großen Stein mitten im Fluss einen Staudamm.

                  Wer ihn sieht, wird merken, dass er außer für Menschen, die einmal gerne auf einem Stein im Fluss sitzen möchten, wenig Sinn hat. Zwar kochen wir heute Abend vor dem Zelt, essen aber lieber in Ruhe im Innern, da die Mücken uns dann doch zu lästig sind und wir außerdem schwerlich gegen die Macht der Gewohnheit ankämpfen können. Bei Gesprächen und Lektüre geht auch dieser außerordentlich wundervolle Tag schließlich zu Ende und zufrieden schlafen wir ein.


                  28.7. – 23.Tag
                  Gaskashytta – Lai´revaggejokka
                  23km; 4h55; 526Hm hoch, 230Hm runter
                  Es wandelt sich immerzu alles

                  In kurzer Kleidung zwar beginnen wir die Wanderung, warm auch ist es, doch Wolken verhangen zeigt sich der Himmel. Darüber schon etwas enttäuscht, nachdem wir gestern so verwöhnt wurden, ist ähnlich unschön der Weg: Noch weit vom Ufer des Altevatn entfernt, müssen wir durch dichten Wald. Aufgeweicht und schlammig ist der Boden, wellig geht es voran, wenig Erfreuendes ist zu sehen und zu finden. Es will uns nicht so recht der Beginn des 23. Wandertages gefallen.

                  Die Bäume hinter uns gelassen und dem See nun näher, ist es zwar landschaftlich schöner und offener, schnell aber gelangen wir in die Häusersiedlung Slottmoberget. Viele Menschen begegnen uns hier und auch das trägt kaum zu unserem Wanderglücke bei. Blaue Flecken sind immer wieder über uns zu sehen, doch irgendwie ist es möglich, dass die Sonne fast nie zu uns hinunter scheint.

                  <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146820390200031154"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R20t4DicN7I/AAAAAAAAA2A/L-1QlLvsTxk/s400/100_8389.jpg" /></a>

                  Wir gehen auf zivileren Wegen, bald auch auf der monotonen Straße nicht weit des Ufers durch die Häuser. Den Altevatn über seinen westlichen Staudamm überquert, geht es unterwartet weiter auf der Schotterstraße.

                  Aufsteigend wandelt sie sich immer mehr zu einem befahrenen, erdigen Weg und mal darauf, mal daneben kommen wir zügig voran. Üppig grün sind die Hänge am Salcasskardelva, über Hügel und sanfte Aufstiege folgen wir dem Lauf des Flusses. Wunderschön zieht sich hier die Landschaft in die Höhe, nun auch immer wieder sonnig beschienen. Länger liegen wir zur Pause auf der Wiese, kalt zwar bläst der Wind, zu idyllisch ist es jedoch, um nicht zu verweilen. Auch ist es hier wieder angenehmer, zu wandern, wir haben den Spaß zurückgefunden. Unerwartet müssen wir anspruchsvoll über den sich teilen Fluss, schmeißen selbst zur Tritthilfe Steine vor uns in das Wasser. Es führt der Weg die letzten Hänge hinauf und an den Ufern des Lai´revaggejokka finden wir, ideal gelegen, einen einsamen und ruhigen Zeltplatz.

                  <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146820725207480274"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20uLjicN9I/AAAAAAAAA2Q/bw5fJS9qtmE/s400/100_8394.jpg" /></a>

                  Ruhe aber haben wir gerade keine. Schon ist die zuvor bedrohlich herangerückte schwarze Wolkenwand über uns, Nieselregen fällt nieder und wird stärker und wir beeilen uns mit dem Lageraufbau. Alles noch gerade trocken untergebracht, nehmen wir noch während es regnet ein Bad im kleinen Seitenbecken des Flusses, um schließlich warm im Zelt zu ruhen. Zwar stabilisiert sich das Wetter und sogar die Sonne ist zu sehen, Tim aber schläft schon und ich vertiefe mich in Lektüre und die Aufzeichnungen. Zur Abendstunde bei warmem Lichte und einem in alle Richtungen verschiedenen Himmel essen wir gemütlich vor dem Zelt. Hinter den Bergrücken versteckt sich nun schläfrig die Sonne und als wir in die Betten steigen, fällt leicht der Regen nieder. Ein durchwachsener Tag endet und gespannt sind wir auf die kommenden.


                  29.7. – 24.Tag
                  Lai´revaggejokka – Njuoraeatnu
                  22km; 4h50; 471Hm hoch, 966Hm runter
                  Hallo, Schweden

                  Es wacht der Tag noch steif und kalt auf, zugezogen ist noch immer das Haupt. Auch wir gehen müde los, richtig frisch sind wir nicht. Noch ein wenig müssen wir aufsteigen, weite Hänge ziehen sich in die Ferne, sehr frei ist es hier, zu laufen. Auf den offenen Flächen bläst uns der Wind stark in die Gesichter, nur langsam wird uns besser. Die Ebene ist offen und die Richtung ist auch ohne Markierungen, dort lang, wo es einen hinzieht, leicht zu finden.

                  Hinunter gehen wir zum Rik´sujokka, doch anstatt eine Brücke vorzufinden, wie sie eingezeichnet ist, liegt breit und nur von herausragenden Steinen durchbrochen der Fluss unter uns. Mit Hilfe der Stöcke und geschickter Wegwahl gelange ich trockenen Fußes hinüber, Tim furtet. Zu nass sind ohnehin schon meist seine Schuhe im Innern. Nur dafür führte der Weg hinab, sofort müssen wir, beim Kartenstudium unbeachtet gelassen, wieder in die Höhe, scharf vorbei an den Bergen rechts von uns. Zwar sind wir deshalb nicht besonders froh, da wir noch immer nicht bei vollen Kräften sind. Allein, der aufklarende Himmel und der immer häufiger werdende Sonnenschein lässt nun das Gemüt recht leicht und die Schritte fester werden.

                  Über die letzten Kuppen und vor uns liegen die Berge Schwedens im blauen Dunst. Wunderschön ist von hier die Landschaft zu überblicken, weit fliegt die Seele. Hinab aber müssen wir erneut, bald schon liegt lang der Torneträsk zwischen den Hängen, bewaldet sind die Flächen. Durch dichte Flora führen uns jetzt die Pfade, erdig weich sind sie angenehm zu gehen. Die norwegische Lappjordhytta erreicht, überqueren wir schnell die Grenze: Die nächste Zeit werden wir in Schweden wandern.

                  Weiter gehen wir über Hügel, kommen zu den Ufern des Tonetresk und auch zu der nächsten Hütte, der schwedischen Polnostugan, lassen aber auch diese hinter uns. Der schmale Weg führt uns durch diese Landschaft fort, es scheint die Sonne durch die Bäume auf uns herab, feinster Nieselregen bedeckt die Haut. Unsicher sind wir, in dieser Hügellandschaft tatsächlich einen Lagerplatz zu finden. Das geplante Ende der heutigen Tagesetappe erreichen wir und überqueren den gewaltigen Njuoraeatnu und auf der anderen Seite angelangt, finden wir die erhoffte Möglichkeit am Fuße der Brücke, wohl der einzige Zeltplatz in der weiteren Umgebung.

                  Die Unterkunft steht und nach kurzem Bade und anschließender Pause gehen wir ein Stück nur zurück zum Hang: Die ersten Blaubeeren warten darauf, gesammelt zu werden. Kalt zwar bläst der Wind, die Sonne aber scheint weiter hinab und so genießen wir das doch noch bessere Wetter und gehen erst spät in das Zelt. Wir ruhen noch ein wenig, bevor wir in den letzten Sonnenstrahlen des Abends essen und den Tag ruhig abschließen.


                  30.7. – 25.Tag
                  Njuoraeatnu – Nissonjohka
                  19km; 3h20; 380Hm hoch; 360Hm runter
                  4,5km; 55 min; 30Hm hoch, 0Hm runter
                  Überführungsetappe

                  Recht zügig bauen wir das Lager bei Sonnenschein ab. Kalt ist es jedoch trotzdem, als wir durch den Wald gehen. Selbst in den Bäumen ist er zu spüren und auf den offenen Kuppen bläst uns der Wind hart entgegen. Bald schon erreichen wir die E10 nach Abisko, bleiben aber bei der besonders von mir durchgesetzten Entscheidung, nicht per Anhalter zum vorläufigen Tagesziel zu gelangen, sondern den Fußpfad zu nehmen und unserer bisherigen Fortbewegungsart treu zu bleiben.

                  Breite und feste Waldwege führen ein gutes Stück oberhalb des Tornetresk entlang, häufig gehen wir über Bohlenstiege, die meist unnötig über eigentlich gute Pfade führen. Wir ziehen die Kilometer runter, mit schnellen, großen Schritten und relativ Rucksäcken geht es voran. Zwar ist der Weg sehr angenehm, aber auch wenig spektakulär, erinnert eher an einen Wochenendausflug und so ist es kein großes Versäumnis, eilend die Etappe hinter uns zu bringen. Wir laufen nun nicht um des Laufens Willen denn eher, um am Ziel anzukommen und den nächsten Teil unserer Tour zu erreichen. Nur zwei Pausen und gute drei Stunden später überqueren wir schon die Schlucht vor Abisko und erreichen die Touristenstation.

                  <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5137954258981455394"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R02uLS7LhiI/AAAAAAAAAps/SMgO2U9Lb9w/s400/100_8404.jpg" /></a>

                  Von halb drei bis halb sieben chronologisch: Geld abheben; Trangia-Brenner kaufen; kein Internet finden, da der einzige Computer außer Betrieb ist; nach Ost-Abisko laufen; kompliziert etliche Hotels vergeblich nach Internet abklappern; wenigstens Strom für die Akkus bekommen; viel Essen kaufen; endlich fertig sein.

                  Wir schultern die Rucksäcke und sind von den Erledigungen in der Stadt angestrengter als nach einem langen Marsch. Doch wir haben es geschafft und beginnen nun, auf dem Kungsleden weiterzulaufen, in den wir auch sogleich einbiegen. Die ganze Zeit hatte ich mich schon auf das Holztor gefreut, das am Anfang zu passieren ist, einfach, um einmal einen würdigeren Einstieg zu durchschreiten, als er uns am Nordkalottleden vorgesetzt wurde. Hier aber, auf dem östlichen Einstieg, für den sich wohl keiner zu interessieren scheint, gibt es auch das Tor nicht und so trotten wir auf breiten und schlammigen Wegen einsam den leichten Anstieg hinauf, während es zu regnen beginnt. Zwar haben wir das meiste erfolgreich erledigt, ein fader Beigeschmack aber bleibt trotzdem, da Tim von zu Hause wichtige Nachrichten bekommen hat und ich meine wichtigen Organisationen für das nächste Jahr, die ich zu erledigen hatte, nicht geschafft habe. Das zudem besser erwartete Wetter trägt nicht zur Freude bei, im Ganzen aber versuchen wir, positiver Stimmung zu sein.

                  Bis zum Rastplatz am Nissonjohka wollen wir noch gehen und nach knapp einer Stunde sind wir dann auch endlich da. Schon stehen aber Zelte bei dem Schutzhaus und dessen Umgebung: Es erfüllen sich gleich zu Beginn die Erwartungen an den Kungsleden und wir sind deshalb nicht glücklicher. Auf einer Wiese finden wir einen dann jedoch einen recht netten Lagerplatz, der zwar eher an einen Campingplatz denn an freie Natur erinnert, doch trotzdem halbwegs zu den anderen Zelten durch Bäume und Sträucher verdeckt ist. Nachdem also das Zelt steht, gehen wir wie gewöhnlich ins Wasser. Das Problem ist hier nur, dass nicht alles wie gewöhnlich möglich ist. Als ich gerade noch wie mich Gott erschuf im Flusse stehe, kommen auch prompt zwei Frauen vorbeispaziert. Für mich ist das wohl weniger unangenehm als für die beiden und so beschließe ich, mir vom Betrieb auf dem Kungsleden mein Leben hier nicht anders biegen zu lassen. Das gesamte Essen muss schließlich noch verteilt und portioniert werden und erst spät bereiten wir die Abendmahlzeit zu. Die beiden hier sitzenden Dänen haben schon unter dem Schutzdach ein Feuer entzündet und während es erneut zu nieseln beginnt, schwatzen wir kurz mit den beiden. Selbst aber reden wir lange miteinander, während wir am Feuer sitzend die Mahlzeit in aller Ruhe essen. Wir beenden den Tag mit Brot und Käse aus Abisko, das Körper und Seele gut tut.
                  Zuletzt geändert von Issoleie; 23.12.2007, 12:16.

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                  • Issoleie
                    Erfahren
                    • 29.10.2005
                    • 324
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    31.7. – 26.Tag
                    Nissonhohka – Rádunjärga
                    20km; 4h45; 509Hm hoch, 117Hm runter
                    Viel

                    Von der Sonne erhitzt ist am Morgen das Zelt, erfreut wir. Ich leichten Kleidern beginnen wir den Tag, schwer aber drücken uns jetzt die Rucksäcke, neu Beladen, auf die Körper. Zwar werden sie den Rest der Tour nicht mehr so schwer wie jetzt sein, recht trösten tut uns das bei dem Gewicht aber gerade nicht. Immerzu springt jetzt meine Hüftgurtschnalle auf, ich muss den Großteil der Last auf die Schultern verteilen. Also geht es eher schwerfällig auf breiten, ausgetretenen Wegen sanft bergauf, die vielen Schritte der Wanderer lassen zahlreich Steine auf den Pfaden des Kungsleden hervorschauen und unangenehm sind die Schritte zu setzen. Über zwanzig Wanderer zählen wir in der ersten halben Stunde. Die Menge übersteigt selbst unsere pessimistischsten Erwartungen. Recht betrübt ist also unser Gemüt und am Pfad bis zur Abiskojaurestugorna finden wir wenig Freude. Als wir jedoch am Wegesrand sitzen und ein wenig Ausruhen, können wir bald nicht mehr anders, als lange zu lachen. Hinter uns kommen drei Frauen angerannt. Sportlich bekleidet, auf dem Rücken nur ein kleiner Tagesrucksack, an den Füßen Laufschuhe. Die Richtungen hier sind zwar sehr eindeutig, was sie aber nicht daran hinter, gefühlte zehn Minuten an dem Wegweiser zu stehen und genauestens die Karte zu studieren. Die Hütte am See ist wohl ihr Ziel und den sie biegen die kurze Abzweigung zur Brücke ab. In geordnetem Gleichschritt joggen sie in einer Reihe, fast kann man sie nicht auseinanderhalten. Schon sind sie vor dem nächsten Hindernis angelangt und lange überlegen sie, wie und ob sie wohl über die Brücke gehen wollen. Schließlich entscheidet sich ihre Führerin und wagemutig läuft sie voran. Auf der anderen Seite angelangt, folgen auch schon, wie kleine Gnome auf einem Marsch dahineilend, die beiden Freundinnen. Wir haben genug und ohne die Karte zu studieren, ohne hintereinander zu laufen, setzen wir die Wanderung fort, noch immer lachend, zu seltsam hat das Ganze angemutet. Das ist wohl das Erlebnis des Kungsledens, auf dem sich viele Wanderer tummeln und die Begegnungen mit anderen aufgenommen werden müssen, wie sie kommen.

                    Bald wird der Wald lichter. Die Hänge des Gárdennvárri steigen wir auf, merken hier besonders die Last auf den Rücken. Wolken überdecken jetzt dich den Himmel, kühl bläst der Wind. Zwar wirkt alles wenig gastlich, der Blick zurück ist aber imposant. Lang müssen wir noch gehen, lang erscheint mir der heutige Tag. Zwischendurch angenehm ruhig – und fast ist man versucht, es einsam zu nennen –, treffen wir bald wieder zahlreich auf andere Wanderer, deren Wege sich zur Tagesmitte mit dem unseren Kreuzen. Zwar überholen wir auch etliche, allein für den heutigen Lagerplatz erwarten wir wieder wenig Ruhe, was umso bedauerlicher wäre, da wir am morgigen Tag nicht planen, weiterzulaufen.

                    <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5138610023178143282"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R1ACly7LhjI/AAAAAAAAAqU/x3DkNDh5lSk/s400/100_8410.jpg" /></a>

                    Den höchsten Punkt des Tages erreicht, schauen wir hinunter auf einen weiten Seenverbund, der sich nach Osten und Süden zieht. Weit ist der Weg nun nicht mehr, doch schon erschöpft vom Tage, sind wir froh, bald anzukommen. Mehrere Möglichkeiten haben wir nun, alle aber scheinen gerade nicht sehr verlockend. Nahe den Seen, am flachen Ufer ist weit ab des Weges eine Furt, an der wir das Zelt aufstellen können. Von dort leuchtet aber schon orange ein anderes, der Weg ist weit und rechte Lust haben wir darauf nicht. Also versuchen wir unser Glück und gehen noch ein wenig bis zu der in der Karte eingezeichneten Schutzhütte am Rádunjávri weiter und freuen uns, sie schließlich zu erreichen. Zwar ist auch sie abseits des Weges, doch auch hier steht schon ein Zelt und so gehen wir noch bis zum Seeufer, um gegen fünf Uhr schließlich das Lager aufzuschlagen.

                    Die ersten Regentropfen fallen und als wir nach einem kurzen Bade im Zelt liegen und das zusätzliche Essen genießen, das noch übrig ist, fängt es schon stärker an. Bis zum Abend hört es nicht mehr auf und so gehen wir in die Hütte, um dort zu kochen und sehr viel entspannter den Abend verbringen zu können. Wie erwartet, ist sie voll. Fünf Wanderer sitzen im ofengeheizten Raum. Als sie schließlich etwas Platz gemacht haben und zwei von ihnen erst einmal hinausgehen, setzen auch wir uns. Die gekauften Tütengerichte schrecken mich aber. Nur eine Sorte hatte es in Abisko gegeben und freudig hatten wir für acht Abende zugegriffen. Nun stelle ich fest, dass es nicht vegetarisch ist und lange fluche ich, ringe und zwinge es mir – aussortiert werden die wenigen Fleischstücken – hinunter. Lange werde ich meinen Ärger nicht mehr los und die Aussicht auf weitere Abendessen wie dieses, lässt mich mit viel Gram die kommenden Tage erwarten. Ein wenig plauschen wir mit den drei Finnen, lange dann mit den zwei wiedergekehrten jungen Schweden. Dem Hauptredner merkt man an, dass er sechs Jahre in den USA verbrachte. Es ist ein munteres und unterhaltsames Gespräch, das von der Begeisterungsfähigkeit geprägt ist, die Amerikaner im Dialog so auszeichnet. Die gefühlte Statistik lässt die Phrasen „O I´m so jealous“ und „This is amazing“ in harte Konkurrenz für die häufigste Verwendung treten. Schließlich erst halb elf im Zelt, freuen wir uns erneut über das Zusatzessen und gehen schlafen, zufrieden gestellt, dass einige der vielen Begegnungen hier auch schöne sein können.


                    1.8. – 27.Tag
                    Ruhetag bei der Rádunjärga
                    Bunte Runde

                    Regen fällt auf unser Zelt, manchmal wird es von der Sonne gewärmt. Dick kleben teils die Wolken an den Bergen, blau auch ziehen sich weite Flächen. Ohne Eile beginnen wir den Tag. Nach dem Frühstück packen wir die Rücksäcke, lassen das Zelt stehen und gehen in die einige hundert Meter entfernte Hütte. Noch sind die Finnen da, die jedoch bald aufbrechen und wir schnell allein im Raum sind. Doch wir sind tätig. Alle Kleider werden gewaschen und in den kräftigen Wind gehängt, wir pflegen die Körper ein wenig und schenken natürlich den Füßen besondere Aufmerksamkeit. Denen macht das Wandern aber jetzt schon gar nichts mehr aus, der gesamte Körper hat sich auf das Unterwegssein eingestellt. Auch das Gemüt hat sich schon lange entfaltet und es ist ein leichtes und freies Gefühl, nicht, nachdem man angekommen ist, schon wieder an die Abreise denken zu müssen. Es kann jetzt immer so weitergehen.

                    Nachdem auch sehr spät die beiden Schweden aufgestanden sind, haben wir das beruhigende Gefühl, die diejenigen mit dem längsten Schlaf auf Tour zu sein und es wird, wie erwartet, schnell lebhaft in der Hütte. Viel unterhalten wir uns, viel müssen wir aber auch das ganze gekaufte Essen sortieren. Bis zum frühen Nachmittag vergeht so kurzweilig der Tag, voll von allerlei Dingen hängt und steht alles im Innern, während draußen nun beständiger Nieselregen eingesetzt hat. Zwei deutsche Mädchen ergänzen bald das muntere Treiben und länger als die Schweden, die schließlich weiterziehen, verweilen sie noch bei Gesprächen. Noch immer machen wir uns aber tiefe Gedanken. Schon als sie hinein gekommen sind und wir nach ihrer Herkunft gefragt haben, wir die Gegenfrage ebenfalls beantwortet haben, wurde uns, ohne sich über die tief greifenden Folgen bewusst zu sein, schlicht entgegnet: „Hört man.“ Wir sind im Selbstzweifel, ich überlege, meine Studienpläne zu verwerfen. Immer haben wir die hochdeutsche Sprache gepflegt und hier in Schweden wird einem nun banal entgegnet, man höre, dass wir aus Berlin kommen. Nach keinen vollen zwei Minuten. Wir können es noch immer nicht recht glauben. Ist doch auch komisch, wa?

                    Als auch sie jedoch fort sind, ist der Tag schon weit vorangeschritten, vieles bleibt uns nicht mehr, was zu tun ist. Für die nächsten vielen Tage sägen und hacken wir Holz, entspannen sonst, mal wieder an einem verregneten Ruhetag fast zu träge. Reichlich haben wir schon gegessen, wohl zum ersten Mal auf der Tour schmerzt der Bauch ein wenig. Das Abendbrot gibt besonders Tim den Rest und nachdem wir heute jeder unsere verschiedene Mahlzeit aufgegessen haben – das fleischhaltige Gericht isst nur Tim – gehen wir zum späten Abend in das vertraute Zelt und schlafen bald ein.


                    2.8. – 28.Tag
                    Rádnunjärgärga – Aliseatnu
                    16km; 3h20; 214Hm hoch, 148Hm runter
                    Königliches Wandern

                    Schon sitze ich draußen in der Sonne und im Wind, als auch Tim aus dem Zelt kriecht. Der Morgen kommt zwar freundlich daher, scheint aber nicht so schön, uns noch einen Tag hier zu behalten. Mich zieht es auch noch einmal weiter, zwar haben wir noch reichlich überschüssige Ruhetage, doch bei besserer Gelegenheit wollen wir sie erst nutzen.

                    <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5138610139142260306"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R1ACsi7LhlI/AAAAAAAAAqk/XXo9un89gNc/s400/100_8414.jpg" /></a>

                    Der Wintermarkierung am Ufer folgend, erreichen wir schnell wieder den Sommerweg und bequem, ohne große Anstrengung geht es über komfortabel breite Wege und häufig auch über Bohlenstiege. Das Grußwort „hej“ hat erneut beste Chancen, den Wettbewerb für das am meisten benutzte Wort des Tages zu gewinnen. Doch die Flut an Wanderern ebbt ab und schließlich doch recht allein, gehen wir ohne Eile und genießen den Sonnenschein.

                    Zur Etappenmitte erreichen wir die große Alesjauresturgorna und nach längerer Pause kurz dahinter steigen wir nun an den Hängen des Alistales sanft aufwärts. Noch haben wir bei der Hütte vom kommenden nächtlichen Regen gehört und auch die Wolken verdichten sich schon. Den Aufstieg hinter uns, blicken wir auf den weit verzweigten Fluss des Tales hinab und diesem möglichst nahe gekommen, biegen wir vom Wege ab.

                    Schon wird der eben schon bemerkte Nieselregen kräftiger und an den Ufern des Stromes, durch Hügelkuppen vom Sommerweg abgeschirmt, bauen wir das Zelt auf. Wie immer nehmen wir sofort ein Bad und sind wieder einmal gezwungen, bis zum Abend im Zelt zu ruhen, der Regen hört nicht auf. Wir sind deshalb ein wenig verdrossen. Die Wanderung war kurz und wir merken, ein wenig zu viel Zeit zu haben, zu kurze Etappen. Ist das Wetter dann unfreundlich, liegen wir zu lange im Zelt herum. Die Wanderung heute war zwar schön und leicht, doch so recht zufrieden sind wir mit dem Tag im Ganzen nicht. Vier Wochen sind wir jetzt schon unterwegs. Das Leben hier ist uns schon so vertraut, doch gerne würden wir noch mehr von der Natur in uns aufnehmen können.


                    3.8. – 29.Tag
                    Aliseatnu – kurz hinter Sälkasstugorna
                    17km; 3h45; 342Hm hoch, 417Hm runter
                    Alles Passet

                    Wir lassen uns am Morgen Zeit, wollen noch warten, ob der starke Wind nachlässt und man so das eigentlich schöne Wetter genießen könnte. Recht bald aber entscheiden wir doch, aufzubrechen, es lädt zum Wandern ein. Schnell wieder auf dem steinigen Weg, beginnen wir den Aufstieg zum Tjäktjapass. Angenehm geht es immer wieder auf flacheren Stücken voran, nach einer knappen Stunde erreichen wir die Stugan am Hang und biegen kurz zu ihr ab. Zwar können wir ein wenig pausieren, den erhofften Tausch der Tütengerichte aber nicht erledigen.

                    Der größte Teil bis zum Pass ist schon geschafft, schon liegt unter uns im Rücken das gestern durchwanderte Alistal im Sonnenschein, vor uns nur noch ein kurzer steiler Aufstieg, an dessen Ende auch schon die Schutzhütte des Tjäktja zu sehen ist. Oben dann mit unerwartet wenig Anstrengung angelangt, liegt vor uns das weite Tjäktjavagge. Grün sind die Flächen, hohe Berghänge rahmen den sich breit teilenden Fluss ein, der durch das Tal fließt, Schattenspiele treiben über das Gemälde. Länger genießen wir die Aussicht, noch sind die anderen Wanderer nicht hier oben angelangt und Ruhe ist um und in uns.

                    <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146820961430681570"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R20uZTicN-I/AAAAAAAAA2Y/3FQa5AVaciE/s400/100_8428.jpg" /></a>

                    So schnell und leicht der Anstieg war, geht es auch wieder hinab. Von vorne bläst ununterbrochen kräftig der kalte Wind, immer wieder versteckt sich die Sonne, immer wieder lacht sie aber auch in unsere Gesichter. Freundlich ist der Weg durch das Tal über seichte Hügel, das Wandern ein Genuss. Die Menschen aber werden nun zahlreicher und wir sehen auch die beiden deutschen Mädchen wieder und grüßen im Vorbeigehen. Ja, das ist hier schon alles ein bisschen anders auf dem Kungsleden.

                    Bald sind die Sälkashütten erreicht. Unser Glück können wir jett kaum fassen, als wir die übrigen Fleischgerichte umtauschen können und durch ihren Preis noch zusätzliches Essen dazu geholt werden kann. Mit leichtem Herzen und beschwingten Schritten geht es noch kurz weiter, die Einsamkeit wollen wir suchen, soweit sie hier möglich ist.

                    <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146821395222378498"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20uyjicOAI/AAAAAAAAA2o/Jezp2lVWoBE/s400/100_8436.jpg" /></a>

                    Schließlich legen wir, ein wenig hinter einem Hügel versteckt, die Rucksäcke am Flussufer nieder. Idyllisch wie die Landschaft ringsumher ist auch der Lagerplatz. Nach kurzer Ruhe bauen wir auf, nehmen ein Bad und sonnen uns. Nicht lange aber und dicke Wolken ziehen über die Bergrücken, schnell wird es ungemütlich. Also verbringen wir noch eine gute Stunde im Innern des Zeltes. Der Abend aber ist wieder klar, wir genießen die Landschaft und das Essen. Schon erstaunlich ist es, wie schnell sich die Gemütslage hier draußen wandelt, wie ein Tag so verschieden vom nächsten ist und sie sich doch alle ähneln. Schön findet der heutige ein Ende.


                    4.8. – 30.Tag
                    Nähe Sälkasstugan – Gearbiljohka
                    19km; 4h20; 499Hm hoch, 328 Hm runter
                    Die Schöne und das Biest

                    Wärmend scheint die Sonne auf das Zelt. Als wir jedoch aufstehen und die Wanderung beginnen, bläst einmal mehr der Wind uns kalt entgegen. Noch eine Weile folgen wir dem malerischen, grünen Tjäktjavagge, verlassen dann aber den Kungsleden nach nur wenigen Tagen wieder und sind nicht unglücklich, ihn erst in Kvikkjook erneut zu betreten. Nach Westen biegen wir also ein, die schroffe Landschaft Norwegens ist unser Ziel. Am Hang entlang geht es stetig bergauf, während wir dem Lauf des Flusses folgen, der vor uns aus den Höhen hinabrauscht. Schnell ist zu merken, dass wir nun auf weniger frequentierten Wegen laufen. Durchnässt ist der Boden, auf dem schmal und ohne Bohlenstiege der Pfad entlangführt, seltener sehen wir Markierungen. Über zwanzig Wanderer am Tag werden wir jetzt auch nicht mehr zählen und froh darüber laufen wir durch den schönen Einschnitt, den der Fluss in die Berge zieht.

                    Dem Wasser also folgend, geht es weiter über grüne Hänge, anstrengender ist die Wegführung im Vergleich zu den letzten Tagen. Mein Unterbewusstsein gelüstet es nach einer Abkühlung bei dem warmen Wetter und unerwartet liege ich auch schon im Bach. Mit nasser Kleidung und einem guten Teil dieses Flusslaufs noch immer im Schuh muss es nun also weitergehen.

                    Den höchsten Punkt erreichen wir und verlassen über eine Kuppe das Tal. Plötzlich liegt eine andere Landschaft vor uns. Unwirtlich türmen sich die Felsen, Steinbrocken bedecken den Boden, über eine kahle Hochebene schweift unser Blick, wird auch rasant der Wind getrieben. Fast bedrohlich wirkt die Szene und leicht kann man davor zurückschrecken, die nächsten zehn Tage durch diese Gegend zu wandern.

                    <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146821584200939538"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20u9jicOBI/AAAAAAAAA20/VI76AmwmvYw/s400/100_8442.jpg" /></a>

                    Überraschend angenehm aber ist der weitere Wegverlauf. Möglichst werden die Hügel umlaufen und wir sind bei guten Kräften. Mit Freude geht es voran und wir erreichen bald auch die Weggabelung vor der Hukejaurestugan. Dahin willen wir jetzt aber nicht, nach Nordwesten gehen wir weiter und nach kurzer Zeit erreichen wir die Brücke über den Gearbilijohka, an der unser heutiges Lager mit mehr Hoffnung als Gewissheit geplant ist. Auf der anderen Seite finden wir gleich am Fluss aber tatsächlich schnell einen Platz und bauen bald das Zelt auf, dicke Quellwolken kommen schon über die Berge näher. Ein kurzes Bad nehmen wir wieder im eiskalten Wasser und suchen bei stürmischem Wetter die Warmen Ruheplatze auf, die wir bis zum Ende des Tages nicht mehr verlassen.
                    Zuletzt geändert von Issoleie; 23.12.2007, 12:30.

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                    • Issoleie
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                      • Meine Reisen

                      #30
                      5.8. – 31. Tag
                      Gearbiljohka – Nordwestufer Gautelisvatnet
                      23km; 5h; 489Hm hoch, 575Hm runter
                      Wilder Wechsel

                      Windig und kühl begrüßt uns der Morgen am heutigen Tage, zugezogen breitet sich der Himmel über die Steinlandschaft. Über Hügelkuppen führt uns der Weg immer auf und ab, Geröll und nasse Wege sind der Schritte Grund. Mit ruhigem Rhythmus laufen wir, wollen uns Zeit lassen, um die reine Wanderzeit weiter in den Nachmittag hineinzuziehen. Auch der Wind wird bald gemütlicher, und freundlicher wirkt nun die Umgebung auf uns, immer wieder blicken wir auf große Seen hinab, die zu beiden Seiten liegen.

                      Schon weit sind wir gelaufen, als Tim auf einmal schreckerstarrt stehen bleibt. Die Zeltstangen sind irgendwo aus den Stecktaschen des Rucksacks gefallen. Uns bleibt keine andere Wahl, wir schultern ab und während ich bei den Rucksäcken warte, geht es für Tim im Laufschritt den Weg zurück. Leichter Nieselregen setzt ein. Als ich gerade die Rucksäcke zu schützen versuche, sehe ich in den Augenwinkeln das Gestänge von einem Felsen aus triumphierend in die Höhe gestreckt. Kaum fünf Minuten waren vergangen, seitdem Tim losgelaufen war und wir verdanken diesen glücklichen Ausgang wohl einzig dem Sinn eines Menschen, dass gewisse Dinge nicht so sind, wie sie sein sollten. Ebenso leicht hätten wir doch schon weit weg sein können, als Tim an die Seite seines Rucksacks greift.

                      Mit Erleichterung in der Brust geht es froh weiter. Schon wollen wir länger Pause machen, schon scheint gerade die Sonne, da sind am Berghang über uns Rentiere – in schnellem Trab überqueren sie die Fläche – zu sehen. Unerwartet und innerhalb eines kurzen Momentes nur stellt sich ein großes Tier auf unseren Weg. Gewaltig prangt sein Geweih, stark ist sein Körper und drohend gesenkt hält es den Kopf. Es schnaubt, demonstriert die Unerschrockenheit und Drohung und kommt leicht auf uns zu. Völlig unerwartet und ungewohnt verängstigt uns doch dieses Verhalten, nie haben wir vorher gesehen, wie energisch ein Leittier seine Herde gegen Menschen verteidigt. Wir weichen mit einigem Respekt auf die steilen Felsen links hinter uns zurück, weniger, um uns zu schützen denn um keine Bedrohung darzustellen. Als die Herde am Hang vorüber ist, zieht auch der Große ab, nur aber, damit sich kurz darauf Gleiches wiederholt: Ein zweiter steht nun ebenso vor uns. Bald aber ist der Weg dann frei und den Sonnenschein können wir in Ruhe genießen.

                      Im Nu schwingt das Wetter um. Schell sind plötzlich die eben noch über den Bergen hängenden Wolken über dem See und uns, dort, wo vor wenigen Minuten noch weit der blaue Himmel zu sehen war. Regen geht kräftig nieder. Bald ist der Himmel aber wieder frei, bald regnet es erneut, auch zusammen ist dieses Wetterspiel zu bewundern. Hell glänzen die nassen Hänge im Lichtschein, während dunkel drohend die Wolken weite große Flächen beschatten. Der Weg geht voran wie zuvor, ist aber trotz der kurzen Steigungen und Abstiege, der Geröllfelder angenehm zu laufen, auch wenn mein Knie vom gestrigen Sturz in den Bach noch immer stark schmerzt.

                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146821919208388658"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R20vRDicODI/AAAAAAAAA3E/E6x0qCpLGGg/s400/100_8450.jpg" /></a>

                      Die Gautelishytta, am Seeufer gelegen, lassen wir hinter uns, da wir heute noch weiter wollen. Also geht es wieder die steilen Hänge hinauf, die den See umschließen. Nicht lange und am gegenüberliegenden Ufer ist der Staudamm im Nordwesten zu erkennen, daneben die Wiesen, die uns heute Lagerplatz sein sollen. Länger als erwartet zieht sich der Weg und das Ziel scheint noch weit entfernt zu sein und wir sind etwas bedrückt. Doch es geht weiter recht leicht voran und hat man im Norden erst einmal die Zuflüsse überquert, folgt nur noch seichtes Gelände. Bald hat man den Staudamm erreicht und läuft auf der Schotterstraße, die hier eine Weile zusammen mit dem Nordkalottleden verläuft. Bis zum Ufer des Gautelisvatnet gehen wir noch, suchen uns einen Zeltplatz, während gerade einige Boote am Steinstrand anlegen und auf Hänger gehoben werden.

                      Wir bauen auf und genießen dann noch lange die tolle Aussicht. Auch der Himmel ist wieder klar und nachdem wir ein Bad genommen haben, scheint auch die Sonne warm auf unsere Haut. Nun, der Wahrheit gerecht zu werden: Tim liegt wie gewöhnlich dick eingepackt auf dem Gras, während ich die Kleider neben mir liegen habe. Doch bei Temperaturen von nur dreizehn Grad Celsius und jetzt aufgefrischtem Wind gehen wir vor dem Abendessen doch noch einmal in das Zelt, kriechen in die warmen Schlafsäcke. Noch kühler wird es draußen, als die Sonne hinter den Hängen verschwindet. Entspannt genießen wir als Abschluss dieses ereignis- und abwechslungsreichen Tages das Abendmahl im Essensraum.

                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146822082417145922"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20vajicOEI/AAAAAAAAA3M/iZTu7Nis-Gk/s400/100_8458.jpg" /></a>


                      6.8. – 32.Tag
                      Norwestufer Gautelisvatnet – Kjordavatnet
                      20km; 4h50; 498Hm hoch, 765 Hm runter
                      Viel geboten

                      Schnell verlassen wir die Straße und gehen dem Bergen im Westen entgegen. Nicht lange gehen wir auf den steinigen Pfaden, als wir am Övre Kjörisvatnet zwar Steinmännchen folgen, aber nicht der eigentlichen Route. Zu spät merken wir unseren Fehler und müssen nun auf eigene Faust die korrekte Richtung einschlagen, kommen schließlich auch ohne große Probleme wieder auf den markierten Weg. Wir merken, dass wir sogar mit selbstständiger Orientierung durchaus bessere Wege wählen, als die offiziellen durch die Landschaft führen, wie wir es nun schon ein paar Mal erlebt haben. Noch liegt der höchste Punkt vor uns. Endlos grau zieht sich über uns der Himmel, es beginnt zu regnen und ich habe nicht den Eindruck, dass es irgendwann wieder freundlicher werden könnte. Durch die schroffe Landschaft geht es fort, fast schon ist man verleitet, die Motivation und Kraft nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Skoaddejávrihytta bietet uns willkommene Rastmöglichkeit und unerwartet zeigen sich jetzt auch hellere graue Flecken am Himmel.

                      Immer wieder ist der Regen nun auch unterbrochen und das Gemüte wird ein wenig leichter. Anstrengend müssen wir aber über zahlreiche Hügel und durch unwegsames Gelände, nur langsam kommen wir voran. Schließlich jedoch ist auch die letzte Erhebung hinter uns und wir blicken hinab. Unglaublich steil fällt hier die Felswand zum Rárkkajávri hinab. Mühsam ist jeder Schritt und die kleinen Sprünge lassen schnell die Knie schmerzen. Felsbrocken versperren den Weg, kleine Kiesel verlangen ein hohes Maß an Trittsicherheit und Balance, sollte man doch einmal straucheln. Nicht weniger Kräfte zehrend ist dieses Wegstück als die vergangene Strecke und wir sind froh, als wir endlich unten angelangt sind. Eine umso schönere Belohnung erwartet uns hier. Schnell sitzen wir am Rand der Schotterstraße, der wir nun folgen werden, neben uns weite Strauchfelder mit reifen Blaubeeren, die sich am Hang entlang ziehen. Es scheint nun sogar die Sonne und wir lassen es uns mit den ersten wirklich schmackhaften Beeren auf der Tour recht lange gut gehen.

                      Mit vollen Mägen geht es noch leichteren Schritts weiter auf der Straße, vor uns bald den Kjordavatnet im Blick. Zwar dachten wir uns dessen Ufer weniger steil, finden letztlich aber doch noch einen schönen Zeltplatz und bauen das Lager auf. Die noch immer warm herab scheinenden Strahlen der Sonne genießen wir, baden heute erst später. Hartnäckig aber hält sich dann eine Wolke, als ob sie uns die Freude nicht gönne. Nach den bisherigen Erfahrungen können wir uns jetzt nun sicher sein: Es gibt sie tatsächlich, die Verschwörungswolke. Auch heute gehen wir also noch kurz in das Zelt, bevor wir das Abendbrot bereiten.


                      7.8. – 33.Tag
                      Kjordavatnet – Wasserfall hinter dem Filtinden
                      15km; 3h20; 503Hm hoch, 253Hm runter
                      Gute Entscheidungen

                      Nach einmal wollen wir weiter. Den Ruhetag verschieben wir, nicht wirklich schön und einsam ist der Lagerplatz neben der Schotterstraße, kräftig bläst auch der Wind. Also folgen wir dem Fahrweg und kommen schnell voran, obwohl die Beine von den letzten Tagen schwer sind. Und auch das Gemüte einmal ein keiner Weise beansprucht sein und sich der völligen Entspannung hingeben sollte. Es scheint die Sonne ungehindert auf uns, am Sitasjaure gehen wir entlang, der riesig neben uns liegt, schwatzen viel und pausieren erst bei den Hütten nach langer Zeit.

                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5138981766300648242"><img src="http://lh5.google.com/Marks.Florian/R1FUsF-PQzI/AAAAAAAAAsE/XlMMChGGfOQ/s400/100_8460.jpg" /></a>

                      Aufwärts geht es hernach, der helle See liegt immer tiefer unter uns und mühsam besteigen wir die Hänge auf den steil aufwärts führenden Pfaden. Doch froh sind wir, nachdem wir beschlossen haben, die heutige Etappe nicht zu lang zu ziehen, sondern das schöne Wetter für einen ruhigen Tag zu nutzen. Ohne Eile gelangen wir zu den felsigen Regionen in der Höhe, es kühlt der Wind die Haut. Den höchsten Punkt überschritten und noch kurz weiter gewandert, liegt vor uns breit und flach ein Wasserlauf. Unerwartet hoch über den Seen, die wir zum Zelten ausgesucht hatten, rauscht hier das Wasser über Steinplateaus hinab, um schließlich ruhig weiter zu fließen. Grün sind die Ufer, eben, bilden sie Lagerplätze, die man sich schöner nicht denken kann. Nicht anders können wir, als hier zu verweilen. Nachdem wir die Gegend erkundet haben, ist auch zu erkennen, dass hier auch tatsächlich das geplante Etappenende sein muss und die Karte doch einigermaßen in die Irre führt.

                      Lange liegen wir in der Sonne, genießen die idyllische Lage und angenehme Ruhe. Schon geraume Zeit entspannen wir, als zwei Wanderer ankommen. Schon die letzten beiden Tage haben wir sie immer aus dem Zelt heraus an uns vorbeilaufen sehen, oder sind am Morgen selbst an ihnen vorüber. Nun unterhalten wir uns also nett und lange mit ihnen und auch sie beschließen bald, dieses malerische Plätzchen für das Lager zu wählen. Auch wir schlagen bald unser Zelt auf, sitzen aber weiterhin draußen. Kurz gehen wir noch spazieren, blicken in die untergehende Sonne, die sich langsam in den Bergen zur Ruhe legt und auch wir gehen in aller Ruhe nach dem sehr späten Abendessen zufrieden schlafen.

                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146822241330935906"><img src="http://lh5.google.com/Marks.Florian/R20vjzicOGI/AAAAAAAAA3c/l4m8QW2tPFE/s400/100_8465.jpg" /></a>


                      8.8. – 34.Tag
                      Ruhetag am Wasserfall hinter dem Filtinden
                      Windchill

                      Heute ist ein schöner Tag! Im erhitzten Zelt wachen wir auf. Blau streckt sich der Himmel und gemütlich steigen wir aus den Betten. Schon am Morgen erledigen wir das Notwendige und reinigen die Kleidung, spannen zum Zeichen des Ruhetags die Wäscheleine und es erhält das Lager einen Schein von Häuslichkeit und dem Leben in der freien Natur.

                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146822490439039106"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R20vyTicOII/AAAAAAAAA3s/ksfj9HY4xfc/s400/100_8478.jpg" /></a>

                      Der Verlauf des Tages gibt dem wissenschaftlich ausgetretenen Begriff Windchill eine neue und selbstverständlichere Bedeutung. Zwar schon am Anfang der Tour praktiziert, nun aber in vollendeter Form zelebriert, eröffnet sich eine vollkommen neue Dimension des Wortes: Vollkommen entspannt liegen wir lange in der Sonne, lassen es uns gut gehen, während der kühle Wind hart über die nackten Körper weht. Doch wir ruhen nicht nur. Über den Fluss bauen wir für die nächsten Wanderer einige Trittmöglichkeiten, um einigen das Furten zu ersparen. Sicherlich ist das Ganze noch entwicklungsfähig und unsere Fertigkeiten auszubauen, zu genau wollten wir es im eiskalten Wasser aber auch nicht nehmen und für ein ausreichendes Maß an Bewegung hat es auch gesorgt. Doch schon wird auf den Wiesen Wettkampgerät bereitgestellt, die Arena gezeichnet. Die Spiele sind eröffnet. Wie zwei junge Sportler, die direkt aus der Antike herbeigeholt wurden, stehen wir nackt in den Bergen, jeder Grashalm wartet gespannt auf die Wettkämpfe, das Wasser tost vor Begeisterung und die Sonne leuchtet die Szene hell aus. Der erste Speer wird geschleudert. Es folgen weitere, immer mehr steigern sich Athleten, jeder Wurf übertrifft den vorigen. Der Diskus fliegt, und als er weit entfernt den Boden trifft, ist die Erde von der Wucht getroffen. Beim Kugelstoßen erbebt die Erde von der Wucht und Stärke, die die Arme der beiden entfesseln. Was für ein Spektakel. Es muss kaum erwähnt und soll hier auch nicht hervorgehoben werden, doch wie von den Experten nicht anders erwartet unterliegt der muskelgestählte Timotheus gleich zweifach in jeder Disziplin dem wettkampfstarken Sohn des Mars, der sich in überragender Verfassung befindet.

                      Bei Speis und Trank ruhen die Athleten. Regionale Spezialitäten, wie die bei allen beliebte Blaubeersuppe werden dankend entgegengenommen. Wir strecken müde die Glieder von uns und verleben auf angenehmste Weise den schönen Tag. Allein, es zieht uns weiter und der Trägheit wollen wir heute nicht einzig frönen. Zu schön ist der Tag und die Mischung aus Aktivität und Ruhe einfach wunderbar. Also brechen wir gegen Abend noch einmal zu einem Spaziergange auf, den nächsten Gipfel zum Ziel. Einer folgt dem andern und schnell sind wir zweihundert Höhenmeter über dem Lager.

                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146822679417600146"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R20v9TicOJI/AAAAAAAAA34/k1MzW0RZ7Po/s400/100_8480.jpg" /></a>

                      Nicht nur die beeindruckende Aussicht trägt zur Freude bei, unerwartet haben wir auch Empfang über das Mobiltelefon und können Nachrichten von zu Hause empfangen. Wieder unten, ist es zwar schon recht kühl, als sich die Sonne immer mehr zum Schlafen nieder begibt, den wunderschönen Tag runden wir mit Abendessen aber trotzdem draußen ab. Besser kann ich mir einen Geburtstag nicht vorstellen. Rötlich schimmern die Gipfel.


                      9.8. – 35.Tag
                      Ruhetag am Wasserfall hinter dem Filtinden
                      Fortbildung

                      Erneut wachen wir im warmen Zelt auf, doch ich habe ein ungutes Gefühl, überdenke ich den noch jungen heutigen Tag. Noch einmal wollen wir an diesem schönen Platze ruhen, dem Körper etwa zur Hälfte der Tour die benötigte Erholung in vollem Umfang gewähren. Doch ich bin mir unsicher, ob auch das Gemüt einen weiteren eher träge verbrachten Tag genießen kann. Ähnlich wie der vorige kündigt sich auch dieser an und die Wiederholung der Ereignisse droht, uns eher mit Schwermut zu überschatten.

                      Schon früh haben wir auf den Luftdruck geschaut, lose hängen Wolken. Der Wind bläst gewohnt stark, als sich schnell der Himmel verfinstert. Wir suchen das Zelt auf, liegen, fast froh über die veränderte Situation, auf den Schlafplätzen. Regen setzt ein und hält an, hört auch gar nicht wieder auf. So verbleiben wir im Schutz des Zeltes, der Tag wird ganz der Lektüre gewidmet. Wir unterbrechen nur für kurzes Spiel und Essen.

                      Nichts weiter geschieht. Ein unspektakulärer, doch auf seine Art durchaus angenehmer Tag geht schließlich mit Gesprächen zu Ende.
                      Zuletzt geändert von Issoleie; 23.12.2007, 12:32.

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                      • Werner Hohn
                        Freak
                        Liebt das Forum
                        • 05.08.2005
                        • 10870
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        Hallo? Ist hier noch jemand?

                        Werner
                        .

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                        • Issoleie
                          Erfahren
                          • 29.10.2005
                          • 324
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          Ai!

                          Ja, ich bin noch am tippen.
                          Allerdings hatten andere Dinge gerade Priorität.
                          Ab morgen geht es dann weiter. Dann aber zügig.
                          Aber ab jetzt flaut das Ganze eh ab

                          Schön jedenfalls zu wissen, das noch jemand mitliest.
                          Ist ja shcon ein Stückel geworden.

                          Also, versprochen, morgen dann.

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                          • hikingharry
                            Dauerbesucher
                            • 23.05.2004
                            • 788
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                            • Meine Reisen

                            #33
                            Schön jedenfalls zu wissen, das noch jemand mitliest.
                            Ich habe auch immer mitgelesen, und freue mich auch schon, wenn es weitergeht.

                            Gruß hikingharry

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                            • pepe-hh
                              Dauerbesucher
                              • 12.11.2006
                              • 848

                              • Meine Reisen

                              #34
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                              • Issoleie
                                Erfahren
                                • 29.10.2005
                                • 324
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                So weiter geht es endlich.
                                Aber es hat ja zu der vielen Ruhe auf der Tour gepasst, auch mal gerade hier zu stoppen. Mein Rechner ist abgeschmiert, deswegen leider die Zwangspause.
                                Mal schauen, vielleicht kann ich demnächst auch mal mehr als fünf Tage posten, die werden jetzt nicht mehr so lang. Aber überschütten will ich euch ja auch nicht.

                                Leider sind es manchmal ein wenig Fotos...
                                Hier poste ich aber eh immer nur etwa eins pro Tag, gibt ja im Webalbum noch ein paar mehr. Speziell am Ende wird es da noch mal deutlich anders sein als hier. Also ab und zu vorbeischauen; lohnt sich.
                                Jedenfalls viel Spaß weiterhin.




                                10.8. – 36.Tag
                                Wasserfall hinter dem Filtinden – Kobtojaure (Süden)
                                25km; 5h20; 541Hm hoch, 749Hm runter
                                Wolkig Wandern

                                Schon während der Nacht mussten wir Steine heranschleppen, um das Zelt zu befestigen und in Ruhe weiterschlafen zu können und auch jetzt wollen wir kaum aus den Schlafsäcken steigen, so ungemütlich ist noch immer das Wetter. Die Luft ist kalt und zusätzlich bläst der Wind, treibt immer wieder die tief hängenden Wolken zu uns, die uns neblig umhüllen und die Landschaft mit feinem Nieselregen überziehen. Erst etwas später packen wir, gehen schließlich so warm angezogen wie nie los. Leicht ist der Weg, schnell auch kommen wir voran und lassen uns die Zeit bei vielen Gesprächen kurz werden. Die Beine sind ausgeruht, das Gewicht des Rucksacks belastet kaum mehr und recht beschwingt geht es trotz des schlechten Wetters mit guter Laune voran.
                                Den Bangvatnet lassen wir hinter uns. Es geht nun über einen sumpfigen Hang, um uns ist die Landschaft in Wolken gekleidet.

                                <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146804189583389970"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R20fJDicNRI/AAAAAAAAAwE/4avdnRfvPTI/s400/100_8484.jpg" /></a>

                                Aufwärts gehen wir, aber nicht weit und wir sind auch schon am nächsten der sich lang dahin streckenden Seen. Wieder am Ufer am Ufer, führt uns der Weg durch nasse Wiesen und über kleine Zuflüsse. Zwischenzeitlich unterbrochen, fällt jetzt wieder Nieselregen hinab und so sehen wir mit Freude, dass die Paurohütte belebt ist. Bekannte Gesichter sehen wir in den warmen Räumen, werden herzlich empfangen und die wohl tuende Gemütlichkeit kosten wir aus, verbleiben bei munteren Gesprächen mit den beiden Dänen der letzten Tage für eine längere Zeit. Die Wärme hier tut uns gut, die Ruhe belebt zusätzlich, hatten wir doch auf der ganzen Strecke bis hierher erst eine Pause.
                                Mit Grüßen gehen wir fort. Schon bald ist die angekündigte Bootsstelle erreicht und schließlich auch aufwändig überquert. Dass es nicht einfach ist, mit nur einem wirklich funktionierenden Ruder vorwärts zu kommen, während die Strömung in eine andere Richtung drückt, merken wir schnell und sind erleichtert, doch ohne zu große Probleme auf der anderen Seite angelangt zu sein. Den Bovrojávri über seine Landzunge überquert, folgen wir an seinem südlichen Ufer der Schleife zurück um den See. Oberhalb des Wassers gehen wir über die Hänge, verlassen bald den Weg und wählen eigenständig wohl kaum einen schlechteren, der auf gleicher Höhe bleibend die ständigen Kuppen umgeht. Das südliche Ende des Kobtojaure sehen wir schon, seinen flach auslaufenden Ufern gehen wir nun abwärts entgegen. Idyllisch an einem Sandstrand liegt die Rasenfläche, auf der wir das Zelt aufbauen.
                                Erst gegen sieben Uhr sind wir heute angekommen, den Rhythmus des Tages haben wir genossen. Aus den Wolken kommend, liegt nun aufgeklart und ruhig der Himmel über uns, leicht ist das Gemüt. Zwar ist das Wasser kalt, als wir uns baden und auch die Lufttemperatur liegt bei nur etwa acht Grad Celsius, doch im Zelt machen wir es uns gemütlich. Ein Festmahl scheint das Abendessen zu später Stunde und bald danach schlafen wir ein.


                                11.8. – 37.Tag
                                Kobtojaure – Seenplatte nach Röysvatn
                                18km; 5h; 506Hm hoch, 487 Hm runter
                                Schlafwandler

                                Warm scheint die Sonne auf das Zelt, etwas dämmrig ist uns und so bleiben wir wieder ein wenig länger liegen. Die Sachen gepackt, geht es recht langsam vorwärts. Zwar haben wir bald den Weg wieder erreicht, der aber ist so schlecht markiert, dass die Suche nach dem Verlauf mühselig ist und so gehen wir nach einer Weile wieder mit eigener Richtung. Unerklärlich matt ist aber auch der Körper, schwer die Glieder und der Kopf. Nicht nur ich fühle mich unwohl, auch bei Tim ist es kaum anders und so geht es ohne viel Freude am Ufer des Skuogejávrre entlang. Nach der gestrigen anstrengenden Etappe hat sich der Körper gerade bei diesem schönen wohl schon ganz auf eine gemütliche Etappe eingestellt, die gemütlich gelaufen werden kann.
                                Den Seen hinter uns gelassen, geht es aufwärts, steiniger wird die Umgebung und wir fühlen zwar zum Teil die Kräfte zurückkommen, die Strecke aber erscheint uns weit länger, als die Karte vermuten ließ. Eher schweigsam geht es über die Hänge, schroffer wird mit der Höhe auch die Landschaft. Steil geht das letzte Stück zur Röysvatnhütte, die wir erst halb fünf erreichen.
                                Schon über den nun leichteren Weg erfreut, werden wir schnell enttäuscht. Anstrengend geht es über riesige Felsvorsprünge und -erhebungen auf und ab, kaum kommt man hier voran. Nicht allzu weit voran, wie der Vogel fliegt, und der Weg wird dann doch leichter. Offene Hänge führen uns abwärts, der erhoffte Seenverbund aber bleibt eher unkenntlich, nicht so nahe wie erwartet kommen wir dem Wasser. Nachdem ein Wegsweiser uns auf die kaum zu glaubende Strecke von nur zwei Kilometern seit der Hütte in geschlagenen fünfzig Minuten aufmerksam gemacht hat, haben wir keine Lust mehr und biegen ab, schlagen erschöpft das Zelt etwas abseits des Weges auf. Vom Tag haben wir genug.
                                Noch schnell waschen wir uns im lauen Flusslauf, um schließlich schnell in die Schlafsäcke zu verschwinden und den Rest des Tages zu ruhen. Tim nutzt die Zeit zum Schlafen, was er nun schon längere Zeit nicht mehr so häufig macht. Selbst mir fallen heute die Augen zu. Spät wieder erwacht, fühlen wir uns schon besser, der Körper hat wieder mehr Kraft, im Kopf ist das drückende Gefühl von Müdigkeit verschwunden. Der Abend ist schon alt, als wir das Abendessen kochen und uns dann nicht lange danach erneut in die Betten legen.


                                12.8. – 38.Tag
                                Seenplatte nach Roysvatn – Njallajävre
                                24km; 5h20; 611Hm hoch, 713Hm runter
                                Beerenstark

                                Schon als ich aufwache, merke ich, dass ich wieder vollständig fit bin, wie es auch Tim für den heutigen anstrengenden Tag ist. Wir fühlen uns fantastisch. Über Hügel geht es los, recht angenehm ist der Weg. Dem Zufluss des Sorgojávrre steigen wir abwärts entgegen, nicht lange aber und weite Blaubeerfelder lassen uns die Rucksäcke ablegen und die Sammeltüten füllen. Begeistert von dem Fund geht es mit guter Laune weiter. Der Fluss muss durchwatet werden und anschließend führt der Weg erneut den anderen Uferhang hinauf.
                                Bedeckt ist der Himmel, nur leicht geht der Wind und die Temperatur ist mild. Bei diesem guten Wanderwetter sind auch die sich lang ziehenden, von vielen Schneisen durchzogenen Anstiege weniger ermüdend, das Laufen eine recht Freude. Schon liegt der nächste Fluss breit vor uns. Am anderen Ufer sind schon zwei Männer zu sehen, die sich die Füße trocknen. So richtig will ich es aber nicht einsehen, muss aber dann doch nach engagiertem Versuch mitten auf dem Fluss – ein Stein ist mir Boden genug – die Schuhe wechseln. Länger plaudern wir mit den beiden, seit einigen Tagen mal wieder in der Muttersprache. Dunkle, unschöne Erinnerungen werden wieder wach, als unsere geliebte Heimatstadt einmal mehr richtig erraten wird. Man hört es.
                                Zwar schlagen auch sie unsere Richtung ein, mit schnellerem Schritt aber sind wir bald wieder allein unterwegs, gehen dem letzten großen Anstieg noch immer mit guten Kräften entgegen. Auch dieser ist unerwartet leicht zu bewältigen, bei munteren Gesprächen vergeht schnell die Zeit. Dem höchsten Punkt erreicht und lange am Hang des Skájdevárre entlang, kommen wir aber jetzt nur schleppend und mühselig voran. Versöhnt sind wir jedoch schnell mit diesem Teil der Etappe, als wir erneut Blaubeersträucher sehen, die voll am Wege stehen und auch Moltebeeren gibt es zum zweiten Mal in Fülle. Natürlich verweilen wir einmal mehr für lange Zeit und wollen gar nicht so genau wissen, wie viel wir jetzt schon verdrückt haben; keine guten Vermutungen haben wir, denken wir an unsere Mägen.
                                Hinab zum Tagesziel wandern wir, doch es zieht sich der Weg zum Valldajohko. Endlich den Fluss erreicht, furten wir zum dritten Mal an diesem Tag. Diesmal aber falsch, Karte und Markierungen nicht richtig beachtet. Wir erwarten deshalb noch weitere Furten und gehen, die Markierungen nun wieder gefunden, in Flipflops durch hartes Gestrüpp. Die harten Sträucher zerkratzen die Waden und erneut kommt uns der Weg viel zu weit vor. Als wir uns am Njallajávrre vermuten, werfen wir etwas genervt die Rucksäcke ab. Schell hat sich der wundervolle Tag gewandelt. Wir wissen nicht wirklich, an welcher Stelle wir uns befinden, ein schöner Zeltplatz ist auch nicht zu sehen und so rechtes Vergnügen war der lange Weg mit den leichten Schuhen auch nicht. Die Weggabelung für die weitere Strecke ist nicht in Sicht und so gehen wir – fester besohlt und ohne Rucksäcke – in beide Richtungen, um uns über die Lage im Klaren zu sein. Die unmarkierte, doch scheinbar richtige Gabelung nach Ritsem ist schließlich auch gefunden und auch ein besserer Zeltplatz entdeckt, auf dem wir nun erst gegen halb acht das Lager aufbauen.
                                Etwas erschöpft, im Ganzen aber sehr zufrieden und froh, liegen wir nach dem Bade noch eine Weile im Warmen, um wieder erst spät zum Kochen hinauszugehen. Die Luft ist nun aber unangenehm kalt, die Myriaden von Stechfliegen sind anstrengend und wie gewöhnlich gehen wir zum Essen wieder in das Zelt, wo wir ruhig den Tag beenden.


                                13.8. – 39.Tag
                                Basislager am Njallajávrre
                                Mehr als erhofft

                                Nicht nur stabil hat sich die Wetterlage gehalten, sonnig wird das Zelt beschienen und die Entscheidung fällt leicht, heute, wie schon überlegt, hier zu bleiben und aktiv zu entspannen. Ruhig den Tag beginnend, liege ich schon vor dem Zelt und genieße die schöne Luft, während Tim noch ausschläft. Mit dem Frühstück lassen wir uns Zeit. Schließlich packen wir ein wenig Essen ein, haken die Wasserflaschen an die Hosen und machen uns auf den Weg. Hellemobotn ist heute unser Ausflugsziel, von dessen schöner Lage wie von den zwei oft getroffenen Niederländern schon gehört haben.
                                Recht einfach und seicht ist anfangs führt anfangs der Pfad über die freien Flächen des Fjells. Zwischen bergen liegend, durchziehen immer wieder immer wieder Flüsse und Seen die Landschaft. Wir reden viel während der angenehmen Wanderung, immer wieder bleiben wir auch stehen, um die zahlreich stehenden Blaubeeren zu pflücken. Ein wenig steigen wir auf und weite, flache Felsplatten liegen vor uns, eine karge, aber freundliche Szene. Eine rechte Freude ist der sonnige Tag und die Wanderung, der Schritt nicht nur wegen des fehlenden Rucksackgewichts leicht.

                                <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146803558223197410"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R20ekTicNOI/AAAAAAAAAvo/bcXfk20eCEM/s400/100_8491.jpg" /></a>

                                Schon sehen wir die Hänge vor uns jäh abfallen, Schluchten ziehen sich gewaltig und schroff in die verschiedenen Richtungen, schmale Klüfte mit hinunterstürzenden Wänden, die den Grund in Schatten hüllen. Zwischen großen Steinbrocken steigen wir abwärts, lichter Wald nimmt uns auf, gleich abgelöst von erneuten Steinhängen. Immer weiter hinunter geht es. Zwar gehen wir länger als erwartet, auf einer Kuppe sitzend ist der Lohn aber reichlich, als wir in das Tal Hellemobotns schauen. Der Fjord ist zwar leider nicht zu sehen, die steilen, hohen Berge, die blau im Hintergrund liegen und von zeitenloser Freiheit erzählen, die tiefe, raue Schlucht und der grüne Talgrund, alles hier ist Eindruck genug.

                                <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5146804009194763522"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R20e-jicNQI/AAAAAAAAAv8/ZC5l2s2qoI8/s400/100_8495.jpg" /></a>

                                So schön der Weg war, ist er nun auch zurück. Mit Tüten, voll von Beeren, kommen wir am Zelt an. Bedeckter ist jetzt aber der Himmel, der Wind hat aufgefrischt, doch noch lange liegen wir draußen, erheischen noch einige Sonnenstrahlen, genießen das Leben. Gegen halb sieben suchen wir schließlich doch die Wärme des Zeltes auf. Ein schöner Tag vergeht.


                                14.8. – 40.Tag
                                Njallajávrre – Rautojaure
                                17km; 3h40; 243Hm hoch, 322Hm runter
                                Es muss ja nicht immer schön sein

                                Kaum sieht man etwas, mitten in Wolkenschleiern stehen wir mit dem Zelt. Als wir jedoch den Tag beginnen, ist der Himmel zwar grau, die Sicht aber gut und der feine Nieselregen verzogen. Recht wenig angenehm ist der Weg über viele Hügelkuppen, nass sind die Sträucher, die die Beine streifen. Wenig erwarte ich von der Etappe und blicke eher der kommenden Hütte am Ziel entgegen, was das Wandern allerdings nur zusätzlich erschwert.
                                Besser wird es zwar kaum, wir betreten jetzt auch noch Wälder, die, noch vom nächtlichen Regen tropfend, uns vollständig durchnässen. Die Zeit vergeht jetzt aber deutlich leichter. Wir sprechen viel über unser beider Leben, über das, was wir haben und hoffen, dankbar besitzen und mit noch mehr Dank liebend gern begegnen würden. Wir sind froh über die Dinge, wie sie sind. Mit der Distanz, die eine solche Tour ermöglicht, betrachten wir alles, sind uns auch der Bedeutung der Reise für uns bewusst. Es wandelt sich ein trister Tag zu einem wichtigen, der würdig und schön die erste Hälfte der Tour abschließt.
                                Letztlich doch recht schnell bei der Rasthütte angelangt, können wir uns über zurückgelassene Nudeln freuen. Ein wenig lächeln wir, wissen wir doch, dass sie von den zwei zuvor getroffenen Deutschen sind, die für acht Tage etwa dreißig Kilogramm getragen haben – klar, dass da Essen übrig bleibt. Um etwas für den Hüttenaufenthalt für spätere Gäste zu machen, bereiten wir allein mit der Säge etliches Feuerholz. Schließlich ist auch noch das Wetter schöner geworden. Immer wieder ist die Sonne zu sehen, leichter Wind treibt die zahlreichen Fliegen fort und wir genießen draußen den netten Platz am Rautojaure. Der See ist flach und lau, bald aber wird es draußen zu kühl und wir ziehen uns in die Hütte zurück. Drinnen versuchen wir uns dann and der Zubereitung von Blaubeermus, der wir schon seit gestern entgegenfiebern. Leider fehlt aber die nötige Süße und ist nicht wirklich zu genießen. Schade, es wegzukippen. Zum Glück aber habe ich die kluge Idee, es mit der Polenta zu vermengen. Jetzt haben wir noch mehr davon, besser schmeckt es auch nicht. Eine tolle Idee, die ich da hatte. Trotzdem satt, beenden wir den Tag.



                                ps. gibt gerade ein paar Probleme mit den Fotos von vorher, da ich die alle nochmal neu und größer hochlade. Wird aber dann auch bald wieder alles fein sein.

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                                • winni
                                  Erfahren
                                  • 29.01.2007
                                  • 112

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  wirklich eine tolle idee, das blaubeerzeug mit der polenta zu vermengen
                                  das war das eklichste gericht der ganzen tour

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                                  • Issoleie
                                    Erfahren
                                    • 29.10.2005
                                    • 324
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #37
                                    Naja, Polenta pur ist auch nicht der Knaller, da können hier bestimmt noch andere zustimmen...

                                    Von der letzten Tour wissen wir aber: Polenta pur schmeckt immer noch besser, als mit Spriritus vermengt.

                                    Eine andere Empfehlung: Mars (oder das Schwedische Pendant Japp oder so) eignet sich keinesfalls dazu, es an Stellen mit hohem Druck oder Sonneneinstrahlung zu verstauen. (Es sei denn, man hat Freude daran, an Plastik rumzunuckeln)

                                    Für Trinker: Brausetabletten schmecken nicht. Auch nicht, wenn man viele verschiedene Sorten hat. So manigfaltig wie das Wasser im Norden geht es eh mit keinem gemachten Gebräu.

                                    An Müslifreunde: Dort oben ist auch Früchtemüsli und alles Ähnliche nichts anderes als eine Packung Haferflocken. Irgendwelche Streußel, die man nicht identifizieren kann, ändern daran auch nichts.

                                    Für Buddhisten und andere, die an Reinkarnation glauben, und eigentlich eh für alle: Mücken im Essen sind doof.

                                    Für Faulenzer: Ein Topf wäscht sich über Nacht nicht von selbst. Glaubt uns, wir haben es Wochen, Monate versucht.

                                    Das sollte jeder selbst ausprobieren: ab 400g Schokolade pro Tag reduziert sich das Verlangen nach Süßem drastisch. Unbedingt einen Tag mit Nüssen dazwischenschieben.

                                    Für Geizkragen und arme Schüler, auch Leute, die Wochenlang auf Sparflamme gegessen haben: Es ist absoluter Blödsinn, statt 400g Nudeln 1000g für weniger Geld zu kaufen, da die generell bescheiden schmecken und man sie ohnehin nicht alle schafft, wenn man sie kocht, um ein 400g-Gericht zu ersetzen.

                                    Augen offen halten: In Skandinavien wird man einfach keine vegetarischen Fertiggerichte in den Bergen finden. Vegetarier, seid doch nicht so naiv.

                                    Für Naturfreunde: Pilze sind EIGENTLICH etwas Feines...

                                    Für Träumer: Eine Essensliste ist das Spaßigste, was man machen kann. Es gibt nur eine bessere Art von Kopfkino. Meister in den fernöstlichen Meditationspraktiken schaffen da vielleicht noch mehr rauszuholen, als bloße Vorfreude.

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                                    • Issoleie
                                      Erfahren
                                      • 29.10.2005
                                      • 324
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                                      #38
                                      15.8. – 41.Tag
                                      Ruhetag in der Rautojaurehütte
                                      Halbzeitpause

                                      Wie die erste Hälfte der Tour verlief, so wird auch der Beginn der zweiten entspannt und ohne Hast gestaltet. Das Wetter ist, wie erwartet, schön und wir können vor der Hütte sitzen, über den See und auf die Wälder blicken, uns sogar einmal wieder sonnen.
                                      Das Gewöhnliche erledigen wir am Ruhetag: Wäschewaschen, Ausrüstung pflegen und ausbessern, ruhen. Die bisherigen Etappen vollziehen wir auf den Karten noch einmal nach, sprechen auch erneut viel über Pläne für daheim. Wenig ist tatsächlich zu erledigen und so können wir wieder lange lesen und noch mehr essen, da Manches noch von den Tagen bis heute übrig ist, wir auch noch Nudeln von gestern haben.
                                      Langsam, unspektakulär, doch angenehm vergeht der Tag und zeitig beenden wir ihn. Gerade wollen wir das Abendbrot zubereiten, als – mir ahnte es schon – Schritte und Stimmen zu hören sind, gleich auch die Türe aufgeht. Drei Wanderer stehen draußen, wollen auch keinen Zeltplatz finden und richten so ebenfalls in der Hütte ihre Betten ein. Da liegen wir nun alle in einem Raum, der eigentlich für zwei gedacht ist, und so wird es recht eng. Wir erwarten nichts Gutes für die Nacht und kochen – eigentlich noch immer vollkommen satt vom vielen Essen – und versuchen, schon gegen halb zehn zu schlafen. Morgen soll es früh losgehen.


                                      16.8. – 42.Tag
                                      Rautojaure – Vaisaluokta
                                      13km; 3h; 218Hm hoch, 222Hm runter
                                      Das Anstrengenste überstehen

                                      Um fünf Uhr klingelt der Wecker. Kaum war der Schlaf erholsam, unruhig bin ich immer wieder aufgewacht, lag zwischen beiden nächtlichen Reichen lange Zeit. Die Rucksäcke sind schon gepackt und nur noch den Rest müssen wir erledigen, frühstücken schnell draußen und gehen los. Unerwartet trocken sind die Pflanzen des Waldes, auch Regen bleibt am Morgen aus, auch wenn der Himmel bedeckt ist. Doch ich fühle mich miserabel. Noch vollkommen müdeist der Kopf, schwer, schwach der Körper. Mein Magen rumort unaufhörlich, die ganze Zeit kämpfe ich gegen die Übelkeit an und auch Tim hat Probleme. Am liebsten würde ich mich jetzt hinsetzen und den Rest des Tages nicht wieder aufstehen. Ich zwinge mich weiter.
                                      Zügig kommen wir aber voran, liegen in der Zeitkalkulation und werden das Boot nach Ritsem erreichen. Der Weg führt durch dichten Wald, manchmal sind offene Moorflächen auf Bolenstiegen zu überqueren. Über kleine Hügel und zahlreiche Bächlein geht es eher schweigsam voran. Nieselregen setzt bald ein und schnell sind die Sträucher feucht. Die Hosen kleben bald durchnässt an der Haut, Wasser dringt von oben in die Schuhe. Wir gönnen uns nur eine Pause, in der wir aber nur kurz die Rucksäcke absetzen und selber stehen bleiben. Länger soll das hier einfach alles nicht dauern. Darf es auch nicht, denn meine Kräfte schwinden nun schnell und ich habe das Gefühl, momentan den schlimmsten Teil der Tour bestehen zu müssen.
                                      Es geht mir einfach nicht besser, doch Tim erholt sich zum Glück langsam. Beide aber sind wir froh, endlich die Hütten von Vaisaluokta zu erreichen, nur aber, um sofort in ein weiteres Stimmungstief geschleudert zu werden. Aufgrund des offenbar zu starken Windes fällt die morgendliche Fähre aus. Nett werden wir aber in der Unterkunft aufgenommen und können uns bei einem entzündeten Feuer langsam erholen, wärmen und uns beraten. So richtig wollen wir uns aber nicht entscheiden, wir schieben es ein wenig hinaus. Nachdem alle Möglichkeiten durchgegangen sind, wird also erst einmal um noch übrige Nüsse gepokert. Gegen halb zwölf tun wir dann aber das einzig Richtige. Nahe den Hütten wird das Zelt aufgebaut, als der starke Regen für einen Moment nachlässt. Mit leerem Rucksack geht Tim zur nächsten Bootsanlegestelle nach Akka, um dort auf die Fähre am frühen Nachmittag zu hoffen – sicher können wir uns nicht sein. Der Wind hat aber gedreht und ist nun schwächer: die einzig gute Nachricht am heutigen Tage. Ich erwarte seine Wiederkunft am Abend und lege mich, noch immer vollkommen von dem schweren Magen-Darm-Virus geschwächt, in den Schlafsack. Ruhe brauche ich jetzt, versuche, mich langsam zu erholen, lerne jedoch auch die örtlichen Toiletten immer besser kennen. Tims Engagement ist gerade jetzt fantastisch und ich hoffe, dass es sich auszahlt.
                                      Halb neun ist er zur großen Erleichterung wieder da. Es lautet der Botenbericht: Unspektakulär führte der Weg bis Akka durch den Wald, schnell war er gelaufen und musste noch länger auf die Fähre warten. In Ritsem muten die Häuser eher uncharmant an, für die An- und Abreise zweckmäßig, zum längeren Verweilen aber zu unattraktiv. Das Paket aber wurde erfolgreich abgeholt und auch zusätzliches Essen gekauft. Auf der Veranda musste die Zeit totgeschlagen werden, zahlreiche Gespräche mit anderen Wanderern, darunter viele Deutsche, halfen dabei.
                                      Schnell bereiten wir das Abendessen zu und sogar ich kann zum ersten Mal am Tag wieder etwas Vernünftiges essen. Wir sind beide völlig müde und schlafen sofort ein, ohne zu wissen, wie es morgen weitergehen soll.


                                      17.8. – 43.Tag
                                      Vaisaluokta – Korsojaure
                                      10km; 2h25; 418Hm hoch, 81 Hm runter
                                      Zum Besseren

                                      In aller Ruhe schlafen wir aus. Noch immer bin ich sehr erschöpft, schwer sind Kopf und auch Glieder müde. Doch im Ganzen ist mir besser als gestern und wir beschließen, bis zum Mittag den ohnehin verregneten Tag im Zelt zu verbringen. Erst dann, je nachdem, wie ich mich erhole, wollen wir beschließen, wie wir die nächsten Tage planen wollen. Also liegen wir in den Schlafsäcken, unterhalten uns und essen ein wenig. Der tags zuvor erhaltene Nachschub wird noch einmal freudig begutachtet und sortiert – voller Tüten und Packunken ist bald der Vorraum.
                                      Als schließlich die Zeit naht, haben wir uns schon recht dafür entschieden, heute noch einige Kilometer zu laufen. Ich meine, mich kräftig genug dafür zu fühlen. Auch die Hoffnung auf einen Tag in der Korsojaureschutzhütte ist Motivation genug, den eher ungemütlichen Platz zwischen den hiesigen Häusern zu verlassen und die Schönheit des Fjells zu erreichen. Den Zwischenraum im Zelt von hunderten Fliegen besetzt und das unstabile Wetter als weiteres Hindernis, bringen wir schließlich die Sachen in einen Schuppen und packen dort. Medizin für den Magen, beste Grüße und den Hinweis auf einen angenehmeren Weg von der netten Hüttenverantwortlichen im sonst auch schwer gewichtigen Gepäck, geht es los.
                                      Am Strand also entlang, nicht im Wald, gehen wir gemütlichen Schritts, lassen uns Zeit, um besonders mich nicht zu überfordern. Bald aber biegen wir nach Süden ein, durchqueren kurz den letzten Zipfel der Siedlung und steigen schließlich steil aufwärts. Der Pfad verläuft jetzt durch den Wald und ist ausgetreten, doch breit und gut zu begehen. Es ist deutlich, dass wir wieder auf einem hoch frequentierten Wanderweg unterwegs sind. Angenehm ist das Wetter, lau die Luft, ab und zu sind lichte Flecken über uns. Zwar ist der Aufstieg anstrengend, stark schwitzen wir, doch ebenso schön ist es auch, wieder zu wandern und die klare Luft einzuatmen und auf dem Körper zu spüren. Wunderbar liegt unter uns im Rücken lang gezogen der Akkajaure, erfrischend geht leichter Nieselregen auf uns nieder und über dem See breitet sich ein Regenbogen.
                                      Schon weit oben, wird der Hang endliche flacher, leicht der Weg an den kleinen Seen rechter Hand. Doch ich merke schon die Erschöpfung, habe wir wohl zu viel zugemutet. Schwer sind jetzt die Schritte. Wenngleich wir gut vorankommen, kommt die Zeit mir lang vor. Den letzten und größten See hinter uns und eine Kuppe überquert, sehen wir die Schutzhütte. Näher kommend sind auch einige Wanderer zu erkennen und schon bangen wir um den so nötigen Schlafplatz auf den Pritschen.
                                      Angekommen, wird Tim eines schon gestern bekannt gewordenen Australiers gewahr, der in der Hütte sein Gepäck liegen hat und mit dem wir auch sogleich länger reden. Die vier anderen Ankömmlinge schlagen ihre Zelte auf und so können wir doch den Schlafplatz in dem Häuschen einrichten, froh ob des Komforts und der baldigen Feuerwärme. Nachdem wir alles bereitet haben, liege ich auch schon matt auf der Pritsche, innerlich ist mir kalt. Wir ruhen bis in den Abend und haben schließlich sogar die Hütte allein. Der Australier, hier, um bei zwei Weinflaschen und einigem Bier (das auch Tim dankbar entgegennimmt) über Frauen nachzudenken, beschließt, das alles lieber in der frischen Luft zu tun. Gute Idee denken wir und schlafen bald zufrieden ein.


                                      18.8. – 44.Tag
                                      Ruhetag in der Korsojaurehütte
                                      Bergauf ohne zu laufen

                                      Schon zur gewohnten Wanderzeit sind wir munter und beginnen, ohne jedoch viel zu tun, den Tag. Nach der Nacht fühle ich mich deutlich besser, die Kräfte kehren zurück und auch mein Magen stabilisiert sich, der allerdings langsamer als erhofft. Das auch noch, wo es hier keine Toilette gibt. Wir reden und lesen viel an diesem durchweg verregneten Tag. Das Zelt haben wir zwar in der Nähe aufgestellt, falls wir anderen, die des Schutzes nun eher bedürfen, den Platz überlassen sollten, trotzdem machen wir es uns in der Hütte gemütlich, die ich erst einmal gründlich säubere, um es ein wenig schöner zu haben.

                                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5147870939200633298"><img src="http://lh5.google.com/Marks.Florian/R3DpWDicOdI/AAAAAAAAA_0/788lW_sjWXo/s400/100_8497.jpg" /></a>

                                      Die über den Tag vorbeikommenden Wanderer scheinen aber uns, den Rastschutz oder die Kombination von beidem eher unattraktiv zu finden und so bleiben wir bis auf eine kurzzeitig verweilende fünfköpfige Gruppe, die meist französisch redet, sonst aber nicht genau zuzuordnen ist, ungestört. Wir verstehen viel und fühlen und dagegen sprachlich so abgegrenzt, dass der ein oder andere Spaß über die Reisenden munter die Zeit vertreibt. Bis zum späten Abend ändert sich an der alleinigen Hüttennutzung nichts und so essen wir gemütlich die Mahlzeit und bauen schließlich auch das Zelt ab, um bald auf den Pritschen einzuschlafen.


                                      19.8. – 45.Tag
                                      Korsojaurehütte – Loddejokkostugan
                                      26km; 5h30; 325Hm hoch, 624Hm runter
                                      Positive Wendungen

                                      Es piept, wie gewohnt, um neun die Uhr, auf sie gedrückt, hört sie heute aber ungewöhnlich nicht mehr auf: Totalausfall. Natürlich ärgern wir uns, versuchen, der Situation aber trotzdem das Beste abzugewinnen. Als wir über die Hügelflächen am See laufen, angenehm, fröhlich und leicht über die Wege dahin, munter miteinander reden und auch dem bedeckten Himmel schönes abgewinnen, da ist es, als ob ein ganz neues und wunderbares Gefühl des Wanderns über uns kommt – zeitlos und frei.
                                      Die Kamera verrät uns aber trotzdem ab und an die Uhrzeit und so ist es nicht nur der Eindruck. Tatsächlich kommen wir schnell und bei besten Kräften voran, erreichen schon bald die Kutjaurestugan und auch am frühen Nachmittag die einige Kilometer entfernten Flüsse. Immer neben uns in der Ferne liegt malerisch das Akkamassiv und die Berge des Sarek.

                                      <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5147871102409390562"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R3DpfjicOeI/AAAAAAAAA_8/y8SE0zHb-bs/s400/100_8501.jpg" /></a>

                                      Kaum können wir ablassen, zu wiederholen, wie schon dieser Tag doch ist. Eine längere Pause machen wir bei den breiten Flüssen, holen als Versuch die Uhr hinaus und klatschen ab: funktioniert! Noch eine Weile unterhalten wir uns nett mit zwei deutschen Wanderern, die wie wir pausieren, und gehen schließlich mit noch zusätzlich verbessertet Laune weiter. Immer hatte ich schon Probleme mit meiner Hüftgurtschnalle, die beim Wandern unregelmäßig periodisch, dann aber ständig aufsprang und selbst das Problem scheint sich heute mit der neuen Ersatzschnalle zu erledigen. Jetzt kann selbst der einsetzende Regen unsere Gemüter nicht ein Bisschen trüben, es ist einfach alles zu schön.
                                      Kaum anstrengender als bisher ist uns der folgende längere Anstieg und den höchsten Punkt erreicht, blicken wir auf sich weit durch die Täler ziehende Seen, von Regenschleiern verhangen. Noch ein letztes Mal pausieren wir, genießen bei doch noch besserem Wetter die Aussicht, lauschen der Stille. Von voller Zufriedenheit ist die Seele erfüllt. Noch das letzte Wegstück gehen wir sanft und entspannt entlang des Hanges. Ein wenig wieder steiler abgestiegen, sind wir bei der Loddejokkostugan, die wie die anderen Hütten des Nationalparks von einer kleinen Samifamilie geführt wird. Ich bekomme hier sogar freundlicherweise Medizin für meinen Magen, der bis jetzt noch nicht wirklich ruhig ist. Grüßend gehen wir noch ein Stück weiter. Gewaltig strömt der Fluss unter der Brücke und am gegenüberliegenden Ufer suchen wir uns einen Zeltplatz.
                                      Wir entspannen noch, bauen schließlich auf und das hart abfallende Ufer hinunter, um vor dem Zelt noch die Frische eines Bades auszukosten, das uns jetzt bei langsam kühleren Temperaturen schon deutlich schwerer fällt als noch im ersten Teil der Tour. Zu dem tiefen Temperaturen fängt es auch erneut dauerhaft an zu regnen, sodass wir für den Rest des noch kurzen Tages im Zelt bleiben und ihn dort beenden.

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                                      • Issoleie
                                        Erfahren
                                        • 29.10.2005
                                        • 324
                                        • Privat

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                                        #39
                                        20.8. – 46.Tag
                                        Loddejokkostugan – Seenplatte am Dijddervágge
                                        19km; 4h10; 640Hm hoch, 547Hm runter
                                        Weiter im Genuss

                                        Unerfüllt bleibt die Hoffnung auf verbesserte Wetterlage, grau und dich bedecken Wolken den Himmel. Erst etwas später brechen wir auf. Die gestern noch ehrfurchtsvoll von der anderen Seite betrachtete Wand vor uns stellt sich am Beginn der Wanderung als sehr angenehmer Anstieg heraus. Die Flächen sind weit, offenes Fjell zieht sich in die Ferne. Bei munteren Unterhaltungen kommen wir leicht voran, auch heute froh über das neu entdeckte Wandergefühl. Nicht mehr die Pausen stündlich setzend sind die Laufintervalle länger. Man gelangt zu einem ruhigen, beständigen Rhythmus, der von der Landschaft zusammen mit dem Körper und Gemüt vorgegeben wird und in den man viel freier eintauchen kann.
                                        So ist also der Weg wunderbar. Auch heute regnet es wieder, doch auch heute stören wir uns daran nicht, lassen uns auch die verhangenen Täler gefallen, die sich in zahlreichen Schattierungen verlieren. Schnell sind wir am Miellädno, dessen Einmündung in den riesigen Virihaure wir bei einer Pause vom Hang aus bewundern. Auch die gehäufter auftauchenden Wanderer können dem Genuss keinen Abbruch tun.
                                        Der hügelige Pfad zur Samisiedlung Arasluokta ist zwar anspruchsvoller und Sträucher durchnässen die Hosen, doch bald schon sind wir auch dort angelangt und verweilen länger, lassen den Regen vorbeiziehen. Auch der weitere Weg hinauf ist kräftezehrender, doch im Moment fällt das Wandern uns im Allgemeinen zu leicht, als dass wir damit Probleme hätten. Aufsteigend wird man mit fantastischen Aussichten auf im Fels liegende kleine Seen belohnt, im Hintergrund zieht sich der Virihaure und die Berge Norwegens ragen am Horizont empor. Der Himmel ist aufgeklart und die Sonne scheint auf die weite Landschaft. Bald haben wir den Seenverbund am Pfad erreicht und suchen uns einen gemütlichen Zeltplatz.

                                        <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5148659216023304722"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R3O2RzicOhI/AAAAAAAABAs/MHH25IiJn8E/s400/100_8533.jpg" /></a>

                                        Noch lange genießen wir in Ruhe das schöne Wetter, wenngleich auch die Sonne in den letzten Tagen schon spürbar an Kraft verloren hat. Viel reden wir, machen auch noch zwei Ausflüge in die Umgebung und bauen erst am Abend das Lager auf. Einfach zu wunderbar ist der heutige Tag und seit langem können und wollen wir wieder unter dem freien Himmel das Abendessen genießen.

                                        <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5148658855246051826"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R3O18zicOfI/AAAAAAAABAc/OLoBbDAj01w/s400/100_8530.jpg" /></a>

                                        Allein, den frommen Wunsch von den Lippen, scheidet die Sonne hinter den Bergrücken von uns. War es eben noch frisch, ist es sofort kalt und so beenden wir den Tag doch mit Essen im Zelt und anschließenden Gesprächen.


                                        21.8. – 47.Tag
                                        Seenplatte im Dijddervágge – Staddajokkostugorna
                                        18km; 3h50; 318Hm hoch, 298Hm runter
                                        Seichte Landschaften

                                        Zum ersten Male gab es nächtens Frost und auch der Morgen ist noch immer klar und kühl. Noch ist die Sonne am Morgen kraftlos, während sie langsam höher steigt, doch durchgängig blau zieht sich der Himmel über uns und der Landschaft. Mit guter Laune gehen wir los. Schnell erreichen wie die Samisiedlung Staloluokta. Wir entscheiden, die heutige Etappe kürzer zu gestalten und gehen entspannt weiter, nachdem wir länger bei den Hütten verweilt haben.

                                        <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5148659374937094690"><img src="http://lh4.google.com/Marks.Florian/R3O2bDicOiI/AAAAAAAABA0/x6qCXF6hpvM/s400/100_8537.jpg" /></a>

                                        Der Weg ist anstrengender, als erwartet. Ständig geht es über kleine Hügel, auch der Sonnenschein drückt sogar ein wenig, wenngleich die Luft frisch ist. Die Landschaft aber ist wunderschön. Weich ziehen sich Seen und Flüsse durch grüne Flächen, von hellem Gras sind die sumpfigen Ufer bewachsen. Ruhiger ist es hier und gleichfalls sind auch die Wanderer weniger, nachdem wir den eigentlichen Padjelantaleden verlassen haben. Wir folgen dem Tal des Stálojokko, der jedoch weiter entfernt fließt und uns mit einem Mangel an Wasser wandern lässt. Flache, idyllische Wiesen erreicht, ist auch die Stugan am Fluss nicht mehr weit. Die Hütten aber lassen wir seitlich liegen und suchen uns an gegenüberliegendem Ufer einen Lagerplatz.
                                        Seit längerer Zeit haben wir wieder Lust auf mehr Blaubeeren, die auch schnell gepflückt sund und mit Milch in der Sonne liegend genossen werden. Noch zwei Wanderer kommen an uns vorbei, mit denen wir länger reden. Wir sitzen noch draußen, gegen sieben aber verhüllt sich die Sonne hinter Schleierwolken und so bauen wir das Zelt auf und verschwinden. Beim Abendessen lassen wir es uns wie gewöhnlich in den Schlafsäcken liegend gut gehen und schließen einen erneut schönen Tag ab.


                                        22.8. – 48.Tag
                                        Staddajokkostugorna – Varvvekjávrre
                                        25km; 4h45; 400Hm hoch; 288Hm runter
                                        Stille

                                        Bei bewölktem Himmel, doch recht warmen Temperaturen beginnen wir den Wandertag. Imposant rauscht der Staddajohkko über Steinstufen neben uns herunter und wie folgen anfangs seinem Lauf. Schnell überholen wir zwei gestern schon getroffene Wanderer und reden eine Weile Deutsch mit ihnen, woran der Schwede sichtlich Freude hat. Wir hoffen, in ein paar Jahren unsererseits in der Landessprache mit ihnen sprechen zu können. Dann aber geht es einsam die Hänge hinauf. Angenehm ist der Weg, weit die Flächen der bald erreichten Höhen des Gajlavagge. Ständig gehen wir über morastige Wiesen, Rinnsale kommen von den Hängen, kleine Pfützen bedecken den Boden. Ich fühle mich etwas matter als die vergangenen Tage, doch die Ruhe der Etappe ist ein wahrer Genuss und das Wandern uns eine Freude.
                                        Sich weit verzweigende und ausdehnende Flüsse sind unter uns zu sehen und schnell und munter unterhaltend kommen wir voran. Die Landschaft wirkt etwas rauer als die vergangenen Tage, keinem Menschen begegnen wir. Über Hügelkuppen führt der Weg an Sümpfen und Seen vorbei und nachdem wir drei Brücken überquert haben, suchen wir uns einen am größeren Varvvekjávrre einen Lagerplatz.
                                        Wir bauen das Zelt auf und da der Himmel von dickeren Wolken überzogen ist, bereiten wir auch schnell für die nächsten Tage Bannocks. Noch eine Weile sitzen wir, doch schon wird es kühler und ungemütlicher. Leicht fallen ab und an Tropfen und wir beschließen, drinnen in aller Ruhe noch zu ruhen, zu lesen und reden. So vergeht der Tag...


                                        23.8. – 49.Tag
                                        Varvvekjávrre – Vistekjávrre
                                        20km; 4h30; 564Hm hoch; 414 Hm runter
                                        Weiter so

                                        Der frühe Morgen zeigt sich freundlich, doch schon als wir aufstehen, ist es typisch nordisch, wie auch der gestrige Abend es schon ankündigte und die von Westen kommenden Wolken ahnen ließen. Wie auch am Tag zuvor ist der erste Teil des Weges. Immer wieder geht es über kleine Hügel, vorbei an den zahlreichen Seen- und Sumpfflächen. Bei Unerhaltungen kommen wir gut voran und als der Pieskehazre unter uns liegt und wir den Abstieg beginnen, können wir uns auch über Blaubeeren freuen, weiter unten über Moltebeeren. Schnell sind wir auch bei den Hütten und plaudern während der Pause eine Weile mit dem Stugvärd, tauschen einige Kleinigkeiten aus.
                                        Wieder frisch, geht es mit nach wie vor guten Kräften weiter. Anstrengender wird der Weg, doch zum Glück können wir auf einem „neueren“ Pfad die in der Karte eingezeichnete Furt umgehen, auf die wir bei dem kalten Wetter nur wenig Lust haben. Auch der lange folgende Anstieg ist zwar fordernd, doch angenehm und wir schon weit vorangekommen pausieren wir erst zum zweiten Male. Leichter Regen setzt ein, als wir weitergehen und die Wand im Westen schon gesehen, wird es auch bald kräftiger. Also ziehen wir – etwas umsonst, denn schon bald hört es wieder auf – die Regensachen an und es ist nicht genau zu sagen, ob auch eventuell die gestaute Luft, die generelle Angst oder schließlich die schlechte Sicht das Folgende hervorruft. Denn plötzlich, ich weise eben darauf hin, brüllt Tim in Panik „Das ist ein Bär“ und will schon die Beine in die Hand nehmen, als ich lauthals zu lachen beginne. Zwar ungewohnt ist der Anblick hier in der Einsamkeit, letztlich kommt uns aber doch nur ein Wanderer mit dunkler, weiter Regenkleidung entgegengestapft, der ob unseres Gelächters scheinbar etwas verwirrt ist. Mit guter Laune geht es noch einige Zeit durch unwirtliche, schroffe Steinlandschaften, als wir bald den Vistekjávrre unter uns sehen. Schon beginnt starker Regen und am Ostufer suchen wir schnell einen Zeltplatz und bauen auf.
                                        Froh liegen wir gemütlich im Trockenen und beschäftigen uns gewohnt, ruhen, während es nicht aufhört, vom Himmel zu kommen. So geht es bis zum Abend und nach dem Essen beenden wir mit Gesprächen den Tag.



                                        24.8. – 50.Tag
                                        Vistekjávrre – Kurajaure
                                        15km; 3h35; 466Hm hoch; 419Hm runter
                                        Nordisch...

                                        Die Nacht hindurch hat es weiter geregnet und es scheint zwar ab und zu die Sonne auf das Zelt, als wir noch eine Weile in den Betten liegen, sofort fängt aber auch der nächste Schauer an. Wir können uns Zeit lassen und packen im Trockenen. Irgendwann aber müssen wir dann doch weiter, im Regen wird das noch stehende Außenzelt eingepackt und in schützenden Sachen geht es los.
                                        Kurz müssen wir hinab, um anschließend den Vajmokbákte zu besteigen. Erneut ist der Anstieg nicht so schwer, wie wir es erwarteten und auch nach einigen Wandertagen sind wir bei guten Kräften. Über steinige Wege geht es aufwärts auf den höchsten Punkt der Tour – zumindest nach der Höhenmessung sind wir hier knapp über dem Tjäktjapass des Kungsledens, trotzdem aber noch auf moderaten rund 1310 Höhenmetern. Nicht mehr ganz so rau trott uns das Wetter nun entgegen und steil steigen wir zu den Hütten nahe dem See unter uns hinab. Freundlich werden wir vom Stugvärd begrüßt, der uns wohl schon erwartet hat und sofort lädt er uns für die Pause in sein kleines, einzeln stehendes Haus ein. Lange reden wir miteinander, erfahren einiges über die Tätigkeit als Hüttenwart, die uns in den letzten Tagen ohnehin schon immer mehr interessiert hat. Privates wird ebenso ausgetauscht wie Tourinformationen und sogar die Reste eines eigens gebackenen Kuchen bietet uns der nette und sehr lockere Mann an, auch zwei Brötchen bekommen wir noch mit auf den Weg und freudig verabschieden wir uns.
                                        Als wir weitergehen, wird das Wetter erneut schlechter, der Weg aber weniger anstrengend. Anfangs noch über steinige Pfade leicht ansteigend, laufen wir bald schnell über einige vor uns liegende Bolenstiege. Nur kurz pausieren wir einmal, versuchen aber, doch eher schnell das Tagesziel zu erreichen. Über die letzten Hügelkuppen müssen wir noch, schon liegt vor uns die Kurajaurehütte. Kaum können wir glauben, dass dieses große Gebäude mit Schuppen und Toilette die eingezeichnete Schutzhütte ist. Als wir dann aber zwei andere Wanderer kurz vor uns eintreten sehen, sind wir schon jetzt gespannt. Glücklich dann über den unerwarteten Komfort kommen auch wir an, sehen schon das viele zurückgelassene Essen und plaudern munter mit den beiden jungen Schweden. Einmal mehr können wir uns sogar in Deutsch mit der einen unterhalten, deren Mutter eine Landsfrau von uns ist und ihre Sprache gut an ihre nette und offene Tochter weitergegeben hat. So ist auch dieses Treffen ein schönes und wir sind zufrieden, als wir mit vollen Mägen, schließlich wieder allein in der Hütte, auf den Bänken liegen. Zwar ist es uns eher unlieb, zwölf Grad Celsius im Innern lassen uns dann aber doch ein kleines Feuerchen entfachen, allzumal der Schuppen sehr voll ist. Entspannt sitzen wir also, lesen viel und genießen den Schutz des langsam wärmer werdenden Raumes. Angenehm verläuft der kurze Rest des Tages und zum Abschluss sitzen wir bei Kerzenschein am Tische, freuen uns über das reichliche Abendbrot und sind mit allem sehr zufrieden.

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                                          • 29.10.2005
                                          • 324
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                                          #40
                                          25.8. – 51.Tag
                                          Ruhetag in der Kurajaureschutzhütte
                                          Häusliche Ruhe

                                          Ungemütlich wie gestern ist das Wetter. Hart pfeift der Wind über das Haus, Regen prasselt auf das Dach und die Temperatur ist gering. Wir lassen uns mit dem Aufstehen Zeit, kaum wollen wir aus den Betten steigen. Mehr noch aber müssen wir tun und so ziehen wir die Regensachen an und waschen mit starren Fingern die Kleider im eiskalten Fluss. Zurück in der Hütte feuern wir auch heute ein und nach kurzer Zeit der Ruhe werden wir auch mit einem ungewissen Blick von einem der zwei hereinkommenden Wanderer dafür gestraft. Länger als uns lieb ist bleiben die beiden und die Zeit ist eher unangenehm, da sie im besonderen Maße ungesprächig und abweisend sind.
                                          Wieder allein, essen auch wir die Mittagsmahlzeit, nachdem wir eben nur zugeschaut haben. Da nichts Weiteres zu tun ist, arbeiten wir unser kleines Liedprojekt aus, lesen viel und freuen uns auch heute, ein wenig mehr Schutz bei dem schlechten Wetter zu haben. Erneut essen wir spät und gemütlich, um auch heute wieder mit zu vollen Mägen in den Betten zu liegen und zufrieden einzuschlafen.


                                          26.8. – 52.Tag
                                          Ruhetag in der Kurajaureschutzhütte
                                          Gästehaus

                                          Wir waren bisher einfach zu schnell unterwegs, haben die Tour in der groben Planung zu lange angesetzt. Um nicht am Ende noch mehr Zeit übrig zu haben, werden wir noch einen weiteren ruhigen Tag hier verbringen, was uns jedoch eher unrecht ist und zu träge. Wie zuvor steigen wir zu entspannter Stunde aus den Betten, kaum etwas haben wir heute zu erledigen. Das Wetter ist zwar deutlich schöner, allerdings noch immer so kalt, dass wir uns zu einem Bade nicht durchringen können. Also bleiben wir in der Hütte, lesen auch heute viel, schwatzen. Schon früh ist ein Wanderer zu sehen, geht aber unerwartet weiter. Die nächsten beiden sind aber so klug und bleiben eine Weile in dieser schönen Hütte. Wie hier auf dem Padjelantaleden kaum anders möglich, wird sich auf Deutsch unterhalten, diesmal allerdings mit Schweizern.
                                          Zu zweit in der Hütte, braten wir uns Bannocks und bereiten das Mittagessen und erstaunlich schnell vergeht die Zeit, ohne, dass wir viel erledigen. Gerade wasche ich mir die Haare, als die nächsten kommen. Natürlich. Deutsche. Zwei ältere Männer. Bis zum Abend plaudern wir über verschiedenes, wobei ich mich jedoch immer mehr in Gedanken verliere und kaum mehr zuhöre. Ich bin hier draußen einfach nicht daran interessiert, welche Casinos in China eröffnet werden und wie viel Felder sinnlos zu Ölgewinnung für Autos genutzt werden. Abstand zu gewinnen, darunter verstehe ich wohl etwas anderes als diese beiden. Schließlich bauen wir auch unser Zelt vor der Hütte auf, um ein wenig allein sein zu können. Zwar sind wir bis zum Abendessen noch bei den Deutschen, gehen danach aber sofort nach draußen und können etwas entspannter miteinander reden, während sich der Tag dem Ende neigt.


                                          27.8. – 53.Tag
                                          Kurajaure – Nunjesstugan
                                          19km; 4h20; 145Hm hoch; 707Hm runter
                                          Waldig feucht

                                          Bei Nieselregen wachen wir auf, packen in aller Ruhe die Rucksäcke in der Hütte, in der wir nach kurzer Zeit – die Deutschen gehen – wieder alleine sind. Etwas freundlicher zeigt sich das Wetter dann, als wir uns auf den Weg machen. Weit können wir über das Fjell hinweg nach Osten blicken, wo sich tiefer die Berge in den Wolken verlieren. Das Licht spielt in den Schleiern und zwischen den dunklen Schattierungen sind hell scheinend Hänge beleuchtet. Über steinige Passagen und kleine Hügel geht es mit vielen Gesprächen voran.

                                          <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5149361786773584434"><img src="http://lh6.google.com/Marks.Florian/R3Y1QzicOjI/AAAAAAAABBs/0_PnQ8MHCVg/s400/100_8554.jpg" /></a>

                                          Nicht lange aber und das Tarradalen liegt mit seinen südlichen Ausläufern vor uns. Satt grün sind die Flächen, lang ziehen sich die Wasser auf dem Grund. Wir müssen viel hinab, haben schon bald den Wald erreicht, während nun beständig Nieselregen auf uns fällt und auch die Bäume und Sträucher nässt. Nachdem die Brücke über den Tarrajokko überquert ist, wird auch der Boden feucht. Zahlreich durchziehen Bäche die Hänge, Pfützen und Sümpfe sind auf und neben den Pfaden. Noch die vielen schönen letzten Etappen im Kopf, stören wir uns auch hieran gerade nicht, nehmen den heutigen Tag als Abwechslung an.
                                          Die Tarrakausestugan hinter uns, wird der Weg steiniger. Schwerer fallen nun die Tropfen unaufhörlich, das leise Rascheln der Bäume, vom Regen getroffen, umgibt uns. Etwas anstrengender ist uns das Wandern jetzt, doch recht zügig kommen wir voran und erreichen auch schon zu früher Stunde die Nunjeshütte. Über die eigens für den Winterweg angelegte Brücke überqueren wir den Fluss und finden auf der anderen Seite einen idealen Zeltplatz. Schnell nutzen wir die momentane Regenpause und bauen auf, liegen bald in den Schlafsäcken und ruhen. Eine Weile ist das Wetter noch gut, schon aber fallen erneut die Tropfen vom Himmel herab und es will bis zum Abend nicht enden. Wir bleiben also im Zelt und beenden den Tag nach dem Abendessen recht schnell und müde.


                                          28.8. – 54.Tag
                                          Nunjestugan – Kvikkjokk – Seen nahe Livkojohko
                                          13km; 2h20; 96Hm hoch; 207Hm runter / 3km; 50min.; 271Hm hoch; 0Hm runter
                                          Gut geschafft

                                          Etwas früher stehen wir auf und packen auch zügig die Rucksäcke; genug Zeit soll bis zum Boot nach Kvikkjokk bleiben. Der Morgen ist sonnig und frohen Mutes gehen wir munter plaudernd über leichte Waldwege, die uns an Familienausflüge im Harz zurückdenken lassen. Recht viel Spaß haben wir, gering ist das Gewicht auf dem Rücken und frei die Schritte.

                                          <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5149362031586720322"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R3Y1fDicOkI/AAAAAAAABB0/DQADvd9XzTc/s400/100_8555.jpg" /></a>

                                          Viel schneller als erwartet erreichen wir den Bootssteg. Schon viele Rucksäcke stehen an die Bäume gelehnt, zu Paaren daneben die Trekkingstöcke. Acht Deutsche fahren bald mit uns auf dem Fluss, der breit und ruhig zwischen den bewaldeten Hängen liegt.
                                          Wir haben jetzt den Nordkalottleden beendet. Kvikkjokk erreichen wir gegen viertel drei, verabreden uns mit dem Bootsmann für sechs Uhr zur Weiterfahrt und haben also genug Zeit für unsere Erledigungen. Zuerst führt uns der Weg zur Fjellstation, wo wir unser Paket erhalten. Alles eingepackt, geht es weiter zum kleinen Shop und nach langem Hin und Her zwischen den beiden Plätzen, deren Angebot uns die Entscheidung nicht leicht macht, haben wir schließlich doch alles beisammen. Von den häufigen Läufen haben wir am Ende die Nase voll und so setzen wir uns bald an einen Rastplatz. Genug Zeit bleibt uns noch und da Kvikkjokk sonst nicht viel Spektakuläres bereithält, schauen wir uns die schöne Stabkirche gleich neben unseren Bänken an, die allerdings eher von außen zu entzücken weiß. Von neben uns pausierenden Deutschen erfahren wir, dass wir leider die ganzen Tage schon unwissend an zahlreichen genießbaren Pilzen vorbeigelaufen sind und so hoffen wir, in der nächsten Zeit unseren Proviant mit etwas Frischen aus der Natur ergänzen zu können.
                                          Schließlich aber geht es noch einmal auf dem Fluss weiter nach Süden, während wir nett mit dem Bootsmann von vorhin reden. Als wir anlegen, liegt nun der Kungsleden wieder vor uns. Den Hinweis erhalten, gehen wir noch heute weiter. Durch dichten, urigen Nadelwald geht es steil aufwärts. Zwar hat sich der Himmel zugezogen und die Luft ist kühl, doch unter der Anstrengung des Weges und mit dem neuen hohen Rucksackgewicht schwitzen wir stark. Den angegebenen Flusslauf erreicht, der uns empfohlen wurde, ist kaum eine geeignete Zeltmöglichkeit zu finden. Da es aber schon spät ist und ich mich gesundheitlich erneut nicht gut fühle, bauen wir trotzdem das Lager auf. Seit längerer Zeit waschen wir uns einmal wieder im Fluss und gehen endlich viertel acht in die Schlafsäcke. Gleich das Erfahrene ausprobierend wird das Abendessen mit Pilzen verfeinert und mit Extraessen aus Kvikkjokk anschließend abgerundet.


                                          29.8. – 55.Tag
                                          Seen nahe Livkojohko – „Brücke“ am Goabddábakte
                                          15km; 5h45; 600Hm hoch; 227Hm runter
                                          Höhen und Tiefen

                                          Mit weißem Frost ist das Zelt überzogen, das Wasser im Topf gefroren. Über Nacht hat sich meine Gesundheit für eine ausgewachsene Erkältung entschieden und auch der Kopf und die Glieder fühlen sich angegriffen an. Schon sehr früh sind wir wach und entscheiden, unseren Rhytymus an den der Natur anzugleichen und die Tage ein wenig eher zu beginnen. Weiter soll es auch gehen, so fit fühle ich mich und der Sonnenschein lädt dazu ein.
                                          Anfangs noch steil aufwärts durch den dichten Wald, führt der Weg bald gemächlicher in die Höhe, lichter wird auch der Baumbewuchs, Krüppelbirken stehen gespenstisch schwarz, ein andermal idyllisch auf den Hängen. Der Boden ist goldbraun gefärbt, wunderschön zieht sich die Szenerie in die Weite, wo sie von Bergen beschlossen wird, deren schroffe dunkle Felsen von Schnee angehaucht sind. Zwar ist der stetige Anstieg anstrengend, die Landschaft und die Einsamkeit aber bereiten große Freude.

                                          <a href="http://picasaweb.google.com/Marks.Florian/80DaysScandinavia/photo#5149362924939917954"><img src="http://lh3.google.com/Marks.Florian/R3Y2TDicOoI/AAAAAAAABCY/v4gDsPCD7QM/s400/100_8565.jpg" /></a>

                                          Die Tsielekjokkostugan erreichen wir am frühen Nachmittag. Da sie sich als Schutzhütte anstatt der erwarteten Fjellstation herausstellt, nutzen wir die Gelegenheit und lassen im kleinen Raum den Regen vorüberziehen. Noch jung ist der Tag und das heutige Lager ein wenig weiter geplant. Also brechen wir wieder auf, gehen erneut nach oben, während die Bäume immer spärlicher werden und weite Fjellflächen die Landschaft bestimmen. Heute scheinen wir sogar Glück mit dem Wetter zu haben, denn nur fein fällt der Nieselregen und es lässt sich sogar die Sonne ab und an wieder blicken.
                                          Steiler wird jetzt der Anstieg, doch die vorhin eingenommene Tablette lässt mich bei einigermaßen guten Kräften den Weg bewältigen. Oben auf der schönen Ebene angekommen, zieht sich die Wanderung dann doch in die Länge, schwerer sind schon die Beine. Ohne Pause geht es fort, bis wir schließlich den Flusslauf am Fuße des Goabddábakte erreichen. Schnell ist der ideale Lagerplatz gefunden und das Zelt aufgebaut.
                                          Kurz liegen wir, um dann recht bald in erholsamen Schlaf zu fallen, der meinem Körper gerade nur gut tun kann und Tims Naturell ja ohnehin entspricht. Bis zum Abend wird dann noch gesprochen, die nächsten Tage angeschaut und etwas gelesen, während draußen beständig Graupelschauer niedergehen, bald auch Schnee fällt. Keinen einigen Menschen haben wir heute gesehen und froh über dieses Gefühl beenden wir nach sehr reichlichem Abendessen den Tag. Vollständig abgeschlossen wird er aber mit dem großen Ärgernis, dass die Uhr wieder und diesmal endgültig die Funktion aufgibt.

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