[RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

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  • JulianD
    Gerne im Forum
    • 26.10.2017
    • 83
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    • Meine Reisen

    #61
    AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

    Zitat von janphilip Beitrag anzeigen
    Ich habe bisher immer eine Notfall Tröte (die ist echt ultra laut ) oder Bären-Spray dabei wenn kein Heli Flug ansteht.
    Ich würde aber bei solchen Touren ernsthaft überlegen ein Großkaliber Gewehr mitzunehmen.
    Ist als Bären Abwehr wenigsten wirklich zu gebrauchen, Warnschüsse sollen Berichten zufolge eigentlich immer helfen und kann halt auch als Jagdwaffe gebraucht werden um die Essensvorräte aufzustocken.
    Und wenn man mal mit unangenehmen Menschen in Kontakt kommt ist es auch gut sich wirklich verteidigen zu können.
    Wie sind deine Überlegungen hinsichtlich einer Schusswaffe auf Tour?
    Moment, ich geh mal eben Bier holen.
    Ich finde den Faden viel zu schade für die xte Silberrückengroßkaliber-Diskussion; lassen wir doch Robotrek weiterschreiben, während du in einem anderen Thread deinen Fantasien freien Lauf lassen kannst.

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    • SiSler
      Erfahren
      • 16.12.2013
      • 138
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      • Meine Reisen

      #62
      AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

      Zitat von JulianD Beitrag anzeigen
      Ich finde den Faden viel zu schade für die xte Silberrückengroßkaliber-Diskussion; lassen wir doch Robotrek weiterschreiben, während du in einem anderen Thread deinen Fantasien freien Lauf lassen kannst.
      ... volle Zustimmung meinerseits
      “I only went out for a walk and finally concluded to stay out ... for going out, I found, was really going in”
      (John Muir)

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      • Bambus
        Fuchs
        • 31.10.2017
        • 1852
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        • Meine Reisen

        #63
        AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

        Zitat von janphilip Beitrag anzeigen
        ...
        Ich würde aber bei solchen Touren ernsthaft überlegen ein Großkaliber Gewehr mitzunehmen.
        Ist als Bären Abwehr wenigsten wirklich zu gebrauchen, Warnschüsse sollen Berichten zufolge eigentlich immer helfen und kann halt auch als Jagdwaffe gebraucht werden um die Essensvorräte aufzustocken.
        Und wenn man mal mit unangenehmen Menschen in Kontakt kommt ist es auch gut sich wirklich verteidigen zu können.
        Wie sind deine Überlegungen hinsichtlich einer Schusswaffe auf Tour?
        Ad 1, du m,ußt damit auch in Streßsituationen zurecht kommen können. Zum Anderen, in unangenehmen Situationen auf eine Schußwaffe vertrauen zu wollen erscheint mir nicht zielführend. Zudem sind die Anderen vermutlich in der Überzahl - kein durchdachter Plan. Zudem sinkt dann die Hemmschwelle der Anderen, selber die Waffe einzusetzen. Da ist mehr mit angemessenem Auftreten und Konzilianz zu erreichen.

        Zudem - du muß die Waffe dann ja immer mehr oder weniger griffbereit haben (siehe die Saceh mit 2 Rucksäcken).

        Im Ganzen scheint mir das viel zu kurz gedacht, von administrativen Problemen, die Waffe und Munition über die Grenzen zu bekommen mal ganz zu schweigen. Imho - forgetit.

        PS. zum Nahrungserwerb eine Waffe - dann sollte man wenigsten ausreichend Jagderfahrung haben...

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        • Robtrek
          Dauerbesucher
          • 13.05.2014
          • 757
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          • Meine Reisen

          #64
          AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

          Zitat von janphilip Beitrag anzeigen
          Ich habe bisher immer eine Notfall Tröte (die ist echt ultra laut ) oder Bären-Spray dabei wenn kein Heli Flug ansteht.
          Ich würde aber bei solchen Touren ernsthaft überlegen ein Großkaliber Gewehr mitzunehmen.
          Wie sind deine Überlegungen hinsichtlich einer Schusswaffe auf Tour?
          Ich beantworte deine Frage in dem Sinne "Was wird in RU in der Realität gemacht". Einfach als Info ohne Wertung.

          Einheimische, die in den Taigadörfern leben, gehen ohne Gewehr (und meistens auch Hund) praktisch nicht in den Wald. Grund: Jagdgelegenheiten für Elch, Rentier, Enten und Gänse wahrnehmen, sowie Selbstschutz. Für letztgenannten Punkt haben die auch die notwendigen Nerven und Schießerfahrung. Fast jeder hat auch Geschichten zu erzählen, einige mit nicht so gutem Ausgang für den Menschen. Da komme ich nochmal am Ende der Tour auf ein konkretes Beispiel.

          Russische Touristen, z.B. aus Moskau: wer ein Gewehr besitzt, nimmt es oft mit. Nach meiner Beobachtung ist das nicht die Mehrzahl, aber eine starke Minderheit. Motive sind Entenjagd und Selbstschutz. Es gibt vereinzelte Berichte, wo Touristen gezielt auf Bären geschossen haben, das ist aber die berühmte Ausnahme von der Regel. Warnschüsse in die Luft, um sehr neugierige Bären zu vertreiben: ja, das passiert, z.B. der Bär ist am anderen Flussufer, riecht und hört das Lagerleben und schwimmt zielstrebig rüber. Dieser Abschreckungsknall ist ja auch der Sinn bei der Bärenpatrone. Die bürokratische Prozedur, wie das Gewehr am Flughafen abgegeben und nach der Landung wieder erhalten wird, ist für Einheimische in Maßen umständlich. Wie das für Ausländer läuft, bzw. ob überhaupt - keine Ahnung.

          Bärenspray mit der nötigen Reichweite ist ne gute Sache, aber ich wüsste nicht, wo man dort sowas kaufen kann. Superlaute Notfall Tröte - hab ich schon probiert, hatte leider keinen Effekt.

          Fazit: die Mehrzahl der russischen Touristen geht ohne Waffe und kommt heile zurück. Eine einheitliche Meinung zu dem Thema gibt es dort aber nicht.

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          • sibirier
            Dauerbesucher
            • 17.10.2010
            • 810
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            #65
            AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

            Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
            Ziehen von den russischen Abenteurern auch viele im Winter los?
            ...
            Eine Tour im Spätwinter
            Rob hat schon beantwortet. Natürlich! Ab Mitte Februar bis ungefähr Mitte März ist die beste Zeit dazu.

            Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
            Eine einheitliche Meinung zu dem Thema gibt es dort aber nicht.


            Oh ja! )))) Ich würd lieber das Thema "Bären in Russland" hier an der Stelle gleich schliessen oder in einem anderen Thread weiterführen. Das ist das blödeste und bestrittenste Thema in russischen touristischen Foren Gleich wie die Geschichte mit dem Djatlow-Pass.
            Tausende...nein...Hunderttausende Seiten Streit und theoretisches "bla-bla-bla".

            Bitte nicht hier wieder!

            OT: PS. Ich nehme mein Gewehr meistens mit. Zu 98% zwecklos. Auf einen Bären würde ich nie schiessen(nur wenn nichts übrig bleibt oder es handelt sich um eine geplante Jagd), ein angeschossener Bär wird tödlich gefährlich und bis er stirbt...
            https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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            • Ljungdalen
              Alter Hase
              • 28.08.2017
              • 2715
              • Privat

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              #66
              AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

              Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
              Typische Regionen, wo die Russen viele Wintertouren machen, sind z.B. Ural, Kuznetskyi Alatau, Ergaki. Es gibt auch erfahrene Gruppen, die machen mit Pulkas Extremtouren von 1 Monat, z.B. Durchquerung des Anabar-Plateaus (NE von Putorana) oder Verhoyansk Range (ein riesige Gebirgskette in Yakutien). Aber sowas ist dann nochmal viel seltener als Sommertouren in diesen Gebieten.
              Würde noch die Gebirge entlang der (Bahnstrecke) BAM (Baikal-Amur-Magistrale) ergänzen; alpin (bis über 3000 m) und gut erreichbar dank ebendieser Bahnstrecke. Schon nach einigen Kilometer kann man so richtig in den Bergen sein, auch relativ kurze Touren sind möglich. Insbesondere Kodar (Kodarski chrebet), aber auch Nord- und Süd-Muja-Kette (Seweromuiski chrebet, Juschnomuiski chrebet), Kalar (Kalarski chrebet).

              Sieht zB so aus (Kodar, Tour 220 km in 16 Tagen; zu Bildern runterscrollen). Hauptsaison offenbar März. Allerdings -30 °C über mehrere Tage nicht unüblich. Auch mal -35 °C. Über Null droht eher weniger.
              Zuletzt geändert von Ljungdalen; 22.10.2020, 19:33.

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              • sibirier
                Dauerbesucher
                • 17.10.2010
                • 810
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                • Meine Reisen

                #67
                AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                Würde noch die Gebirge entlang der (Bahnstrecke) BAM (Baikal-Amur-Magistrale) ergänzen; alpin (bis über 3000 m) und gut erreichbar dank ebendieser Bahnstrecke. Schon nach einigen Kilometer kann man so richtig in den Bergen sein, auch relativ kurze Touren sind möglich. Insbesondere Kodar (Kodarski chrebet), aber auch Nord- und Süd-Muja-Kette (Seweromuiski chrebet, Juschnomuiski chrebet), Kalar (Kalarski chrebet).

                Sieht zB so aus (Kodar, zu Bildern runterscrollen). Hauptsaison offenbar März. Allerdings -30 °C über mehrere Tage nicht unüblich. Auch mal -35 °C. Über Null droht eher weniger.
                OT: Entschuldige,Robert...
                Ljungdalen, ich fahre dorthin Ende Mai für 2 Wochen,bis die fliegende Viecher raufkommen...obwohl ich persönlich nicht so den Respekt von denen habe wie Rob
                ...Wenn du Lust hast...
                https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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                • Sternenstaub
                  Alter Hase
                  • 14.03.2012
                  • 3321
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                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                  Vielen Dank für den Bericht (und auch für deine Geduld beim Diskutieren), solche Touren sind absolut außerhalb meiner Möglichkeiten, was sie vielleicht gerade interessant für mich machen. Besonders gut gefällt mir neben den Beschreibungen/Schilderungen, was du über die neu gewonnenen Freunde schreibst. Das sind offensichtlich ganz besondere Menschen, speziell Lena ist jemand, mit ihr würde ich gerne mal Gespräche führen. Schade, dass man manches nur lesen kann, aber ne falsch ausgedrückt, wie gut, dass man wenigstens drüber lesen kann!
                  Freue mich auf Weiteres
                  Two roads diverged in a wood, and I—
                  I took the one less traveled by,
                  And that has made all the difference (Robert Frost)

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                  • Robtrek
                    Dauerbesucher
                    • 13.05.2014
                    • 757
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                    #69
                    AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                    Ist jetzt bisschen OT, aber Ljungdalen hat hier einige der schönsten Gebirgszüge Sibiriens erwähnt, also ganz kurz timeout von Putorana. ODS-Trekker auf der Suche nach neuen Tourengebieten, aufgepasst:



                    Das Bild zeigt meinen Bekannten Viktor auf dem höchsten Gipfel des Kodar-Gebirges. Pik BAM, knapp über 3000 m. Viktor hat im Kodar Dutzende von Erstbesteigungen durchgeführt.

                    Ein paar Fotos des Kodar mit der vorgelagerten Chara-Wüste von einem anderen Bekannten, Alexander, der ein toller Fotograf ist und auch in der Gegend wohnt.

                    Wintertrek von Alexander zum Berg Muisky Gigant in der südl. Muiya-Kette, auch über 3000 m hoch.

                    Ich würde aber beide Gebirgsketten als anspruchsvolles Trekking bezeichnen. Man kommt zwar mit der Bahn gut hin, aber danach kommt echte Wildnis mit schwierigen Flüssen und Pässen. Wenn unser Forumskollege Sibirier dort hinfährt, springt hoffentlich ein toller Bericht auf ODS dabei heraus. Zumal an einer Stelle im Kodar auch noch etwas für Geschichtsinteressierte steht: ein GULAG-Lager, wo die Unglücklichen das Uran für die erste UdSSR-Atombombe schürfen mussten.

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                    • Ljungdalen
                      Alter Hase
                      • 28.08.2017
                      • 2715
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                      Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
                      Wintertrek von Alexander zum Berg Muisky Gigant in der südl. Muiya-Kette, auch über 3000 m hoch.

                      Ich würde aber beide Gebirgsketten als anspruchsvolles Trekking bezeichnen. Man kommt zwar mit der Bahn gut hin, aber danach kommt echte Wildnis mit schwierigen Flüssen und Pässen.
                      Ja. Wobei die Höhe von über 3000 erst in den 1980er Jahren ermittelt wurde, offiziell jetzt 3067. Erstbesteigung erst 1993. In älteren Karten gab es da nichts über 2700+.

                      Das Problem mit den Flüssen hat man ja im Winter eher nicht... dafür dann mit der Kälte. Die Tour im verlinkten Bericht ist im Februar. Man beachte, wie relativ wenig Schnee dort liegt. Kontinentalklima halt.

                      Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
                      Zumal an einer Stelle im Kodar auch noch etwas für Geschichtsinteressierte steht: ein GULAG-Lager, wo die Unglücklichen das Uran für die erste UdSSR-Atombombe schürfen mussten.
                      Einen Teil des Urans, genauer gesagt, wenn das überhaupt so stimmt (die Geschichte kenne ich auch). Das Vorkommen erwies sich dann doch nicht als so ergiebig, und das Bergwerk war nur von 1949 bis 1951 in Betrieb, und die erste sowjetische Bombe wurde ja schon im Sommer '49 gezündet. Der größte Teil stammte wohl aus Tadschikistan, unweit der Stadt Taboschar (heute Istiqlol), wo schon 1945 mit der Förderung begonnen wurde... davon ist ein ziemlich großes Loch übrig: hier, ich war da mal im November(!) 1989(!)...

                      Das Lager im Kodar befand sich in der sog. Marmorschlucht in etwa 1800 m Höhe hier. Bilder siehe zB hier (ab Bild 37, mit schönem Neuschnee Ende August). Schon beeindruckend bzw. gruselig.

                      (Hatte mit so Erzvorkommen - obwohl nicht Uran - während meines Studiums zu tun. Geologie, in Moskau. Da hörte man so einiges, was nicht so an die große Glocke gehängt wurde. Obwohl das Ende der 80er ziemlich entspannt war.)

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                      • janphilip
                        Erfahren
                        • 03.07.2020
                        • 364
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #71
                        AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                        Zitat von Robtrek Beitrag anzeigen
                        Ich beantworte deine Frage in dem Sinne "Was wird in RU in der Realität gemacht". Einfach als Info ohne Wertung.

                        Einheimische, die in den Taigadörfern leben, gehen ohne Gewehr (und meistens auch Hund) praktisch nicht in den Wald. Grund: Jagdgelegenheiten für Elch, Rentier, Enten und Gänse wahrnehmen, sowie Selbstschutz. Für letztgenannten Punkt haben die auch die notwendigen Nerven und Schießerfahrung. Fast jeder hat auch Geschichten zu erzählen, einige mit nicht so gutem Ausgang für den Menschen. Da komme ich nochmal am Ende der Tour auf ein konkretes Beispiel.

                        Russische Touristen, z.B. aus Moskau: wer ein Gewehr besitzt, nimmt es oft mit. Nach meiner Beobachtung ist das nicht die Mehrzahl, aber eine starke Minderheit. Motive sind Entenjagd und Selbstschutz. Es gibt vereinzelte Berichte, wo Touristen gezielt auf Bären geschossen haben, das ist aber die berühmte Ausnahme von der Regel. Warnschüsse in die Luft, um sehr neugierige Bären zu vertreiben: ja, das passiert, z.B. der Bär ist am anderen Flussufer, riecht und hört das Lagerleben und schwimmt zielstrebig rüber. Dieser Abschreckungsknall ist ja auch der Sinn bei der Bärenpatrone. Die bürokratische Prozedur, wie das Gewehr am Flughafen abgegeben und nach der Landung wieder erhalten wird, ist für Einheimische in Maßen umständlich. Wie das für Ausländer läuft, bzw. ob überhaupt - keine Ahnung.

                        Bärenspray mit der nötigen Reichweite ist ne gute Sache, aber ich wüsste nicht, wo man dort sowas kaufen kann. Superlaute Notfall Tröte - hab ich schon probiert, hatte leider keinen Effekt.

                        Fazit: die Mehrzahl der russischen Touristen geht ohne Waffe und kommt heile zurück. Eine einheitliche Meinung zu dem Thema gibt es dort aber nicht.
                        Danke für die differenzierte Antwort!
                        Ich betrachte das Thema recht emotionslos und rein praktisch daher verstehe ich die anderen Kommentare zu meinem Beitrag nicht so ganz.
                        Für mich ist ein Gewehr ein Werkzeug bzw. Ausrüstungsgegenstand bei dem mich schon lange interessiert ob er den logistischen Aufwand und das Gewicht sowie das nötige Training wert ist.

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                        • Robtrek
                          Dauerbesucher
                          • 13.05.2014
                          • 757
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                          • Meine Reisen

                          #72
                          AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                          Zitat von Sternenstaub Beitrag anzeigen
                          Lena ist jemand, mit ihr würde ich gerne mal Gespräche führen.
                          Na du kannst mir, falls der Wunsch besteht, nach Fertigstellung des Berichts ne PN schicken, dann kann ich Lena mal fragen. Sie spricht sehr gutes Englisch, hat auch mal ihre Schüler auf Austausch in die USA begleitet. Soviel ich mich erinnere, wollten die beiden diesen Sommer sogar Deutschland besuchen, aber das ist wegen Corona vermutlich verschoben worden. Jedenfalls ist sie eine unglaublich engagierte Lehrerin, wirklich mit Herzblut dabei. Und Lena und Sergei haben sich sogar auf einer Trekkingtour kennengelernt, sie sind sozusagen der Prototyp für ein ODS-Pärchen!

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                          • Bambus
                            Fuchs
                            • 31.10.2017
                            • 1852
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #73
                            AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                            Danke für die Eindrücke und Links aus Sibirien. Tolles Land.

                            Kommentar


                            • sibirier
                              Dauerbesucher
                              • 17.10.2010
                              • 810
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #74
                              AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                              Zitat von janphilip Beitrag anzeigen
                              Für mich ist ein Gewehr ein Werkzeug bzw. Ausrüstungsgegenstand bei dem mich schon lange interessiert ob er den logistischen Aufwand und das Gewicht sowie das nötige Training wert ist.
                              Kurz gefasst : ist es nicht Sage es,als ein Jäger und "Waffen-Freund"...
                              Während so einer Tour ist ein Gewehr eher nutzloses Männerspielzeug.(nehme ich aber meistens mit)

                              a) Jagd ist etwas stationäres und braucht Vorbereitung,sowie gute Landschaftskenntnisse vor Ort...was nicht der Fall ist,wenn man ständig in Bewegung ist. Also als eine sichere Art der Nahrungsmittelextraktion würde ich es nicht betrachten.Vielleicht mal ab und zu was zu Abendessen zwischendurch besorgen geht es,ok.Verschiedene Arten von Waldhühnern,Enten,für eine grosse Gruppe lohnt es sich evtl. ein Rentier zu erlegen. Ist aber reine Sache des Zufalls
                              b) Als Selbstschutzmittel auch so...sehr zweifelhaft. Mit den Bären schrieb ich schon,gegen besoffene und agressive Einheimische (was ganz ganz selten passiert) hilft ein Gewehr mMn auch nicht wirklich,ich halte mich nicht für bereit auf einen Menschen nicht mal zu schiessen,sogar nicht zu zielen. Sprechen ist immer besser als schiessen.
                              https://www.facebook.com/groups/1670015459892254/

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                              • AxelS
                                Neu im Forum
                                • 12.09.2011
                                • 8
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #75
                                AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                                Ein toller Thread für eine wahnsinns Tour mit schönen Bildern. Allen Respekt dem Threadstarter.

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                                • Mika Hautamaeki
                                  Alter Hase
                                  • 30.05.2007
                                  • 3979
                                  • Privat

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                                  #76
                                  AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                                  Un wieder ein genialer Bericht von Dir
                                  So möchtig ist die krankhafte Neigung des Menschen, unbekümmert um das widersprechende Zeugnis wohlbegründeter Thatsachen oder allgemein anerkannter Naturgesetze, ungesehene Räume mit Wundergestalten zu füllen.
                                  A. v. Humboldt.

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                                  • Robtrek
                                    Dauerbesucher
                                    • 13.05.2014
                                    • 757
                                    • Privat

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                                    #77
                                    AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                                    Vielen Dank an alle für eure Kommentare! Ich komme im Moment nicht so häufig dazu, weiterzuschreiben, aber gerade eure Fragen und Kommentare erhalten diesen Post zwischendurch am Leben. Dafür schreibe ich diesmal auch mehr Text, sonst liegt der Schwerpunkt bei meinen Berichten ja mehr auf den Fotos. Es ist jedenfalls noch genug Stoff für ein paar Monate da, und die nächsten Etappen werden auch ziemlich spannend. Ich denke, morgen geht's mit diesem Post endlich weiter.

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                                    • donjohannes
                                      Gerne im Forum
                                      • 07.04.2015
                                      • 82
                                      • Privat

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                                      #78
                                      AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                                      Toller Bericht von einer Tour, auf die ich mich nicht trauen würde! Ich freue mich daher umso mehr auf das Reisen am Bildschirm und auf die Fortsetzung!

                                      Kommentar


                                      • Robtrek
                                        Dauerbesucher
                                        • 13.05.2014
                                        • 757
                                        • Privat

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                                        #79
                                        AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.



                                        Sibirischer Smog - Die Geburtstagsfeier - Abstieg vom Plateau -
                                        Wo sind Lena und Sergei? - Eine Entscheidung muss her


                                        Nachdem der Bär hinter der Talkante verschwunden ist, schultern wir unsere Rucksäcke und setzen unseren Weg über das Plateau fort. Es ist der 11. Trekkingtag und inzwischen können wir abschätzen, dass wir noch eine weitere Woche ohne Feuerholz hier oben verbringen werden, bis der Abstieg zum Fluss Horon erfolgt. Am Horon beginnt die zweite der sechs Etappen unserer Tour. Mit unseren Booten werden wir bis zum Südende des Oberen Beldunchana-Sees fahren, wo ein erneuter Anstieg aufs Plateau wartet. Hier noch einmal die Karte, momentan befinden wir uns bei der hellblauen Marke vom 23.07.

                                        Wir bleiben jetzt dichter zusammen, und unwillkürlich schaut sich jeder von uns immer wieder über die Schulter, ob der Bär nicht zurückkehrt. Unser Weg führt auf den Pass zu, von dem er ursprünglich heruntergekommen sein muss. Zur allgemeinen Stimmung passt die seltsam diesige Atmosphäre. Das ist Rauch von riesigen Waldbränden, die in Sibirien jeden Sommer auftreten. Sie wüten wahrscheinlich hunderte Kilometer von uns entfernt, denn man riecht nichts.



                                        Das Trinkwasser bleibt ein Problem - dieser kleine Teich sah wirklich nicht sehr einladend aus. Wir suchen weiter, bis wir gegen 9 Uhr abends eine sumpfige Wiese erreichen, aus der ein Rinnsal fließt.



                                        Unser Camp vor der Höhe 1268. Seit fünf Tagen haben wir diese Wegmarke am Horizont gesehen, nun ist sie fast erreicht.









                                        Auch in dieser trostlosen Steinwüste bringt die Natur kleine Schönheiten hervor. Aber es kostet Kraft und Überwindung, den Marsch zu unterbrechen, sich mit dem schweren Rucksack auf dem Buckel für ein Foto hinunterzubeugen, und dann wieder aufzurichten.















                                        Bei den Mittagspausen schauen wir auf die Karte und stellen regelmäßig fest, wie gering die bisher zurückgelegte Strecke ist im Vergleich zu dem, was noch vor uns liegt. Auf Lenas Lieblingsfrage "Wir schaffen es doch ganz sicher bis zum 30.8. nach Tura?" kann ich immer nur die gleiche Antwort geben: "Das hängt von Umständen ab, die wir jetzt noch nicht kennen. Durchaus möglich, dass wir es schaffen."

                                        Was bedeutet das konkret? Auf der dritten Etappe unserer Tour liegt z.B. ein Fluss, der vorher noch nie geraftet wurde. Kann man da überhaupt fahren? Führt er genug Wasser? Gibt es schwierige oder sogar unbegehbare Stromschnellen? Keiner weiß das. Aber die Antwort kann leicht eine Woche mehr oder weniger Zeitbedarf bedeuten. Ich rechne bei der Planung einer Tour mit Durchschnittswerten. Zu Fuß in dichter Taiga am Flussufer entlang sind das 5 km pro Tag, mit dem Boot auf dem Fluss 20 km.



                                        Auf kürzeren Abschnitten hänge ich mir manchmal zusätzlich ein 10 kg-Daypack von Lena um. Noch reicht die Kraft für sowas. Sergei und Lena gehen jetzt schon etwas schneller als am Anfang, da wir die ganze Zeit gezielt Lebensmittel aus ihren Rucksäcken verbrauchen. Mein Gepäck ist dagegen bisher kaum leichter geworden. Es wird nicht mehr lange dauern, und ich werde mit meinen zwei Rucksäcken zum Bremsklotz der Expedition. Aber das war von vornherein klar.



                                        Die Weite der Landschaft wird deutlich, wenn man im Vergleich dazu uns Menschen sieht. Im roten Kreis sind winzig Lena und Sergei zu erkennen. Der helle Fleck dahinter ist eine Wasserstelle, unser Camp für heute abend. Mein erster Rucksack steht schon dort.



                                        Wieder mal Mittagspause. Gegen den stürmischen, kalten Wind haben wir eine Schutzmauer aus Rucksäcken gebaut. Darüber freuen sich auch die Mücken, weswegen Sergei das Kopfnetz auch beim Essen nicht ablegt.



                                        Die rote Markierung zeigt meinen zweiten Rucksack. Der Mensch vergisst schnell - trotz der Bärenbegegnung gehen wir schon wieder stundenlang getrennt und treffen uns nur kurz unterwegs, wenn ich den zweiten Rucksack nachhole.



                                        An diesem Camp verbringen wir wegen Schlechtwetter drei Nächte. Sobald es mal für eine Stunde aufklart, drängt Lena zum Aufbruch. Wir schreiben erst den 26. Juli, doch inzwischen ist sie ernsthaft besorgt, dass sie den Schulbeginn am 2. September verpassen wird. Sie sitzt in ihrem Zelt wie auf glühenden Kohlen. Aber es hat keinen Sinn, bei diesem Nebel weiterzugehen, wir würden uns nur verlieren. Lena und Sergei haben außer ihrem Kompass keinerlei Navigationshilfsmittel dabei. Kein GPS, keine Karten-App auf dem Handy. Dass Navigation mit einem Handy auch dort funktioniert, wo es weit und breit keinen Netzempfang gibt, war ihnen nicht bewusst.

                                        Immerhin habe ich während der Zwangspause über den Satellite Communicator ihre Tochter kontaktiert. Jetzt kann sie unseren Weg auf der Karte im Internet verfolgen, wo meine täglichen Positionsmeldungen erscheinen. Lena und Sergei wollen sich für die nächste Tour unbedingt auch so ein Ding kaufen.



                                        Wir gehen weiter. Wasser ist jetzt kein Problem mehr. TRINKwasser zumindest. Doch durch den Regen ist das Plateau in weiten Teilen zu einem Hochmoor geworden, man bleibt dauernd im Schlick stecken. Es sieht ganz harmlos aus, aber dann versinkt man plötzlich bis weit über die Knöchel. Ich muss aus den Bergschuhen wieder in die Gummistiefel wechseln. Lena und Sergei haben sowieso nur Gummistiefel dabei. Wenn man nur ein einziges Paar Schuhe mitnimmt, dann sind Gummistiefel die erste Wahl.









                                        Ein weiterer Lagerplatz, um 10 Uhr abends. Es war heute nicht leicht, eine trockene Stelle zu finden.



                                        Dasselbe Camp am nächsten Morgen. Lena und Sergei mussten in Windeseile ihr Zelt versetzen. Nachts hatte es angefangen zu regnen, und ihr Lagerplatz wurde in wenigen Minuten überschwemmt.

                                        Heute ist Sergeis Geburtstag! Als Geschenk bringe ich zum Frühstück eine Packung Halva mit. Und von Lena bekommt er dazu Schokolade. Auf großer Tour freut man sich über solche bescheidenen Gaben vielleicht mehr, als zuhause über irgendein neues Gadget. Wir sind zu einem echt guten Team geworden.



                                        Die Schlucht des Horon. Die Regenmassen haben das Furten da unten mit Sicherheit völlig unmöglich gemacht. Wir beglückwünschen uns zum 100. Mal, dass wir der Versuchung nach Feuerholz und Wärme widerstanden haben und die ganze Zeit oben auf dem Plateau geblieben sind.












                                        "Raz, dva, tri..." Eins, zwei, drei auf russisch. Bei "drei" wird der Rucksack aufs Knie gewuchtet und im nächsten Schritt auf die Schulter. Sergeis Rucksack ist inzwischen so "leicht" geworden, dass er seine Paddel wieder selber tragen kann.



                                        Es folgt die gleiche Prozedur bei Lena.









                                        Zwischen den Mooren erstrecken sich üble Blockfelder. Umgehen kann man sie nicht. Die Steine sind oft so spitz, dass man in den Gummistiefeln nach einiger Zeit echte Schmerzen bekommt. Ich muss wieder zurück in die Bergstiefel "umschuhen" (dieses Wort gibt es auf Russisch wirklich).









                                        Unser letzter Abend auf dem Plateau. In der Ferne sieht man schon die Stelle, wo der Abstieg zum Horon-Fluss beginnt. Dazu noch Sergeis Geburtstag - es gibt also gleich zwei Gründe zum Feiern! Und in Russland gilt: keine Feier ohne.....? Genau!

                                        Irgendwann, nach vielen Anekdoten und sehr, sehr vielen Toasts ist die Geburtstagsparty zu Ende und ich krieche beduselt aus dem Zelt ins Freie. Es geht auf Mitternacht zu, doch an Schlaf ist nicht zu denken. Das ganze Putorana dreht sich in meinem Kopf.



                                        Der Wodka muss raus! Ich beschließe, den Tafelberg über unserem Zeltplatz zu besteigen. Er hat keinen Namen, aber laut Karte soll es da oben einen Triangulationspunkt geben, Höhe 1279.



                                        Zwei Stunden später habe ich das Ziel erreicht. Die Aussicht ist umwerfend, von hier oben sieht man in alle Richtungen Tafelberge bis zum Horizont. Das ganze Plateau ist jetzt, um 2 Uhr morgens, in eine unwirkliche, bläuliche Stimmung getaucht.



                                        Der alte Triangulationspunkt.






                                        180°-Panorama von unserem Camp. Rechts erkennt man die Einmündung der Horon-Schlucht in ein großes Tal. Dort fließt der Dagaldyn, der seinerseits nach wenigen Kilometern in den Oberen Beldunachana-See mündet. Eine größere Ansicht zum Anklicken gibt es hier.






                                        Kunstwerk der Natur: mit Wasser vollgesogenes Moos.






                                        Letzter Blick zurück zur Höhe 1268, der wir uns eine Woche lang näherten, um uns dann eine weitere Woche lang wieder von ihr zu entfernen.



                                        Das Tal des Dagaldyn liegt vor uns. Über große Blockfelder nähern wir uns mühsam der Abbruchkante.



                                        Zur Mittagspause bläst ein kalter Wind, und das spärliche Essen macht auch nicht warm ums Herz.



                                        Nicht sehr viel für drei Erwachsene, oder? Wir träumen von einer richtigen "Banya", einer russischen Sauna. Am Oberen Beldunchana-See soll eine alte Blockhütte stehen. Die ist zwar nicht mehr bewohnbar, aber die Banya soll noch intakt sein, der Ofen noch funktionieren. Das hat mir vor der Tour ein Bekannter in Krasnojarsk gesagt, der vor einigen Jahren mal bei dieser Hütte gewesen ist.

                                        Man kann sich vorstellen, wie gut uns eine richtig schöne, heiße Sauna tun würde. Auf dem Plateau gab's ja kaum genug Wasser zum Trinken, geschweige denn zum Waschen.



                                        Unten im Tal sieht man den Dagaldyn. Rechts am Bildrand kommt das Schotterbett des Horon hinzu. Wir planen, den Horon an der Stelle zu erreichen, wo er seinen Canyon verlässt. Von dort wollen wir mit unseren Booten die letzten 3 km bis zur Mündung befahren. Danach geht's 4 km den Dagaldyn hinunter, bis dieser in den Oberen Beldunchana-See übergeht. Nach weiteren 12 km auf dem See soll an dessen Südende die Hütte mit der erhofften Sauna liegen. Dort müssen wir erneut aufs Plateau hochsteigen. Die Bootsetappe ist also nicht lang und wird nur einen Tag dauern.






                                        Wir erreichen die Baumgrenze. Zelten ist auf dem steilen Hang unmöglich, die einzige Stelle ist hier. Es ist schon 7 Uhr abends, aber Lena treibt uns zur Eile, sie möchte noch weitergehen. Also lasse ich einen Rucksack hier stehen, den hole ich dann halt morgen. Mit dem anderen Rucksack steige ich ins Tal, gefolgt von Lena und Sergei.



                                        Das Gelände ist sehr schwierig und wir verlieren uns immer wieder aus den Augen. Vor einem besonders garstigen Blockfeld warte ich, bis die beiden nachkommen. Man sieht bereits den Horon. In maximal 1 Stunde werden wir am Ufer sein.



                                        Weiter geht es durch dichte Taiga. Sergei und Lena bleiben wieder zurück, wir treffen uns unten am Fluss.



                                        Um 9 Uhr abends erreiche ich... nicht das Ufer des Horon. Sondern einen senkrechten Abbruch, 30 m hoch. Keine Chance, da runter zu kommen. So nah ist der Fluss, und doch unerreichbar.



                                        Na egal. Generell müssen wir nach rechts, also gehe ich am Canyonrand entlang in diese Richtung.



                                        Doch nicht für lange. Nach 300 m stoße ich auf einen Zufluss des Horon, der seinen eigenen kleinen Canyon aus dem Basalt herausgefräst hat. Er versperrt den Weg.



                                        Hier kommt man auf keinen Fall rüber. Vielleicht weiter oben. Aber wenn überhaupt, dann sowieso erst morgen bei niedrigerem Wasserstand.

                                        Wir befinden uns in einer Sackgasse, begrenzt durch den senkrechten Abbruch zum Horon einerseits und durch den Canyon seines Zuflusses andererseits. Auf der Karte ist das nicht zu erkennen gewesen. Wer sich für Navigation interessiert, kann einmal hier schauen, wie harmlos sich die Situation auf der 1:200.000 Karte darstellt. Die Zahl 335 markiert die Mündung des Horon in den Dagaldyn. Wir befinden uns ein Quadrat weiter links davon, hinter dem ersten kleinen Zufluss (1 Quadrat = 4x4 km).

                                        Interessant ist auch der Vergleich mit den Satellitenbildern. Wer im o.g. Link rechts auf "Google Satellite" klickt, wird überhaupt nichts erkennen. Sehr viel genauer sind die Aufnahmen von "Yandex Satellite", dort sieht man den Abbruch sehr gut als Schatten. Aber diese Bilder waren damals noch nicht verfügbar.



                                        Wie auch immer, mir bleibt nichts anderes übrig, als wieder zurückzugehen, bis ich 400 m entfernt eine offene Stelle zum Zelten finde. Sergei und Lena müssten die Abbruchkante jetzt eigentlich auch bald erreichen. Wenn sie an ihr entlanggehen, werden sie automatisch auf mein Zelt stoßen.

                                        Doch ich warte vergeblich, die beiden tauchen nicht auf. Dann finden wir uns halt morgen bei Tageslicht. Ich bin ordentlich müde und muss diesmal hungrig schlafen gehen. Zwar gibt es massenhaft Gries, Reis und Spaghetti, aber der Kochtopf steckt im anderen Rucksack oben an der Baumgrenze. Alles, was man ohne Kochen essen kann, ist ebenfalls dort. Blöder Fehler! Bisher haben wir den Proviant ja immer aus Lenas und Sergeis Rucksäcken genommen, deshalb habe ich in letzter Zeit nicht sonderlich darauf geachtet, welcher Teil meiner Küche wo verpackt ist.



                                        Am nächsten Morgen. Auch bei Tageslicht sieht die Abbruchkante unbezwingbar aus. Eventuell gibt es eine riskante Abstiegsmöglichkeit 1 km weiter links, das ist von hier nicht genau zu erkennen. Aber wir müssen ja sowieso nach rechts zum Dagaldyn.



                                        Um 8 Uhr morgens mache ich mich auf den Weg zurück aufs Plateau, um den zweiten Rucksack zu holen. Für Sergei und Lena hinterlasse ich eine Nachricht. Mein Zelt können sie nicht verfehlen, es steht direkt an der Abbruchkante, und ich habe noch einen orange Wimpel in den Baum gehängt - just in case, falls die beiden tatsächlich irgendwo einen Abstieg zum Horon gefunden haben. Wenn sie dann unten am Fluss entlanggehen, könnten sie zwar mein Zelt nicht sehen, aber auf jeden Fall den Wimpel.



                                        Nach zwei Stunden bin ich wieder an der Baumgrenze bei meinen zurückgelassenen Rucksack. Von hier oben kann ich den Weg zum Horon und weiter zum Dagaldyn komplett überblicken. Von meinen Weggefährten fehlt jede Spur. Keine blaue Plane, mit der sie ihr Zelt immer abdecken. Kein qualmendes Feuer - das sicherste Mittel, jemandem seine Position mitzuteilen. Es ist 10 Uhr morgens. Schlafen die beiden nach dem anstrengenden Tag gestern noch? Sie sind doch normalerweise Frühaufsteher.

                                        Für den Rückweg zu meinem Camp nehme ich mir zwei Dinge vor: erstens, eine Furt über den reißenden Zufluss auszukundschaften, der unseren Weg versperrt. Zweitens, in regelmäßigen Abständen laut nach Sergei und Lena zu rufen. Das müssen sie irgendwann hören.






                                        Drei Stunden später, zurück im Lager. Ich koche erstmal was. Seit dem spärlichen Snack gestern Mittag auf dem Plateau habe ich fast 24 Std. lang außer ein paar Beeren nichts gegessen. Eine Furt über den Zufluss habe ich beim Abstieg gefunden, nicht jedoch Lena und Sergei. Auf mein Rufen hat niemand geantwortet. Meine Nachricht am Zelt ist unberührt. Langsam mache ich mir Sorgen: ist etwas passiert?

                                        Jetzt rächt es sich, dass die beiden keinen Satellite Communicator haben. Sonst hätte ich ihnen längst meine Position geschickt. Sobald sie das Ding einschalten, erhalten sie meine Nachricht.



                                        Ich beschließe, mein Zelt erstmal aufgebaut zu lassen. Es ist als großes Objekt am leichtesten zu erblicken, gleich bei dem orange Wimpel im Baum. Ich werde jetzt meinen ersten Rucksack auf die andere Seite des Zuflusses bringen. Die Koordinaten der Furt ungefähr 600 m von hier habe ich im GPS gespeichert. Wieder hinterlasse ich am Zelt eine Nachricht für Sergei und Lena und hoffe sehr, dass die beiden bei meiner Rückkehr schon auf mich warten!



                                        Das ist die Furt über den Zufluss. Ohne die GPS-Koordinaten hätte ich sie nicht wiedergefunden. Man kann nicht einfach am Bach entlanggehen, bis man eine Furt findet. Der Busch an den Ufern ist mit schwerem Gepäck nicht zu durchdringen.

                                        Ich setze meinen Rucksack auf der anderen Seite ab und mache mich sogleich auf den Rückweg. Bei Ankunft am Zelt gibt es keine neuen Erkenntnisse. Lena und Sergei bleiben verschwunden.



                                        Was jetzt? Es gibt eine Regel: wenn du jemanden verloren hast, kehre an den Ort zurück, wo du ihn zuletzt gesehen hast. Das bedeutet einen erneuten langen Anstieg bis zu dem Blockfeld, wo ich gestern auf die beiden gewartet hatte. Unterwegs rufe ich gefühlt jede Minute: S-E-E-E-E-E-R-G-E-I. Kurz vor 6 Uhr abends bin ich da. Nichts zu sehen, nichts zu hören. Meine Stimme ist vom vielen Rufen schon heiser.



                                        Vom Blockfeld aus kann ich noch einmal den ganzen Weg bis zum Horon überblicken.



                                        Auch der weitere Verlauf bis zur Mündung in den Dagaldyn ist gut zu sehen. Nirgendwo Rauch. Nichts.



                                        Wieder steige ich ins Lager ab. Was tun? Eine Entscheidung muss her. Ich gehe noch einmal alle Möglichkeiten durch.

                                        Am Blockfeld haben wir uns gestern zum letzten Mal gesehen. Von dort war es nicht mehr weit zum Horon. Gestern Abend oder spätestens heute mussten Lena und Sergei in jedem Fall auf die Abbruchkante treffen, mit der keiner von uns gerechnet hatte. Hier konnten sie nur nach rechts oder links.

                                        Weiter: an meinem Zelt sind sie unglaublicherweise nie vorbeigekommen. Also erreichten sie die Abbruchkante entweder rechts von mir und gingen auch weiter nach rechts, bis sie vom Zufluss im Basaltcanyon gestoppt wurden. Der ist 400 m von meinem Zelt entfernt. Oder sie erreichten die Abbruchkante links von mir und gingen auch weiter nach links, also gegen unsere beabsichtigte Richtung. Das macht eigentlich nur Sinn, wenn sie da eine klare Abstiegsmöglichkeit zum Fluss erkannt hatten. Alles, was ich in der Richtung sehen kann, ist ein zweifelhafter und in jedem Fall riskanter Abstieg in 1 km Entfernung. So etwas möchte man auf einer langen Wildnistour vermeiden, da sucht man doch zuerst nach leichteren Abstiegen in der anderen Richtung. Was sie wiederum zu meinem Zelt geführt hätte.

                                        Noch mehr Rätsel: sogar wenn sie irgendwie zum Horon absteigen konnten, bzw. den Zufluss oberhalb des Basaltcanyons gefurtet haben - dann hätten sie doch in jedem Fall auf mich gewartet und mich irgendwann gesucht. Niemals würde einer von uns den anderen einfach alleine zurücklassen. Sergei und Lena wissen ja, dass ich heute meinen zweiten Rucksack vom Plateau holen muss. Sie wissen, dass man von dort oben alles perfekt überblickt. Wo ist ihre blaue Zeltplane, die man in der grünen Taiga einfach nicht übersehen kann? Wieso brennt kein Feuer mit starkem Qualm? Sie sind doch zu zweit: der eine unterhält das Feuer, der andere sucht währenddessen mein Zelt. Nichts von alledem ist passiert!

                                        Es macht jedenfalls keinen Sinn mehr, länger hier zu warten. Wenn Sergei und Lena mich suchen, hätten sie mein Zelt längst gefunden. Und ich bin schon die ganze Gegend abgelaufen und habe überall gerufen.

                                        Gegen 7 Uhr abends baue ich das Lager ab. Ich werde jetzt den Zufluss furten und beide Rucksäcke an der nächstmöglichen Stelle zum Ufer des Horon bringen. Irgendwann muss die Abbruchkante ja enden, das hat man von oben gesehen. Ich habe immer noch die Hoffnung, am Fluss endlich auf Lena und Sergei zu stoßen. Vielleicht haben sie sich ja entschlossen, dort auf mich zu warten, um schon mal etwas angeln zu können. Falls auch am Horon keine Spur von ihnen ist, werde ich Alarm geben.



                                        Der Marsch zum Horon dauert wesentlich länger als gedacht. Unterwegs sieht man an einer Stelle von Weitem, wie der Dagaldyn in den Oberen Belduchana-See übergeht.



                                        Der orange Wimpel leistet immer wieder gute Dienste, um zum anderen Rucksack zurückzufinden.






                                        Gegen 10 Uhr abends muss noch einmal eine Abbruchkante mit Blockfeld überwunden werden. Aber hier sind es keine senkrechten 30 m, alles ist machbar.






                                        Kurz vor Mitternacht habe ich alle meine Sachen an den Horon geschafft. Der Fluss teilt sich hier in zwei Arme, die ein paar Kilometer weiter in den Dagaldyn münden. Würden Sergei und Lena nicht gerade an so einer Stelle auf mich warten? Aber ein Lager ist nirgendwo zu sehen, und auch kein Zeichen, dass jemand hier vorbeigekommen ist. Kein Steinmännchen, keine in den Baum gehängte Plastiktüte, nichts.

                                        Ich bin hundemüde und habe seit heute Mittag nichts mehr gegessen. Aber jetzt sind andere Dinge wichtiger. Lena und Sergei ist vielleicht etwas passiert. Die Wahrscheinlichkeit dafür sehe ich jetzt als ziemlich groß an. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie noch weiter als bis hierher gefahren sind, ohne auf mich zu warten. Sie machen sich doch mit Sicherheit genauso viele Sorgen um mich, wie ich mir Sorgen um sie mache. Mir könnte ja auch etwas passiert sein, z.B. als ich meinen zweiten Rucksack vom Plateau holte, mit dem nachfolgenden Abstieg durch die schwierigen Blockfelder.

                                        Natürlich hoffe ich, dass die beiden einfach hinter der nächsten Biegung campen, oder an einer der beiden Mündungen des Horon, oder wenigstens am Beginn des Oberen Beldunchana-Sees, oder im Extremfall bei der kaputten Blockhütte am Ende des Sees. Aber es ist eine mutlose Hoffnung. Der Strohhalm, an den man sich klammert. Jetzt ist der Urlaub vorbei und der Ernstfall da. Ich kenne dieses Gefühl, fünf Mal war ich in der Wildnis in so einer Situation. Plötzlich sieht die Taiga um einen herum nicht mehr großartig aus, sondern feindlich. Und schlagartig tritt ins Bewusstsein, wie weit es bis zu den nächsten Menschen ist.

                                        Vladimir hatte vor unserem Abmarsch von seiner Hütte erzählt, dass bald eine Gruppe Touristen mit dem Hubschrauber aus Norilsk zu ihm kommt. Ich erinnere mich genau an das Datum: am 3. August, das ist in drei Tagen. Ich schalte den Satellite Communicator ein und bitte meine Frau, dass sie Lenas Tochter kontaktiert und die Lage erklärt. Ich empfehle der Tochter, beim Rettungsdienst in Krasnojarsk darauf zu drängen, dass der Hubschrauber am 3. August einen Umweg macht und den Canyon des Horon abfliegt. Denn ich befürchte, dass Lena und Sergei den Abstieg über die Abbruchkante zum Horon gewagt haben und dabei abgestürzt sind. Obwohl ich das Flussufer mit den Augen dutzende Male vergeblich abgesucht habe - alles konnte man vom Rand oben auch nicht einsehen. Als zweite Möglichkeit kommt mir nur ein Bär in den Sinn. Das wäre dann auch für mich ein akutes Risiko, also besser nicht daran denken.



                                        Am nächsten Morgen verzichte ich auf das Frühstück und fange sofort an, mein Boot aufzubauen. Ich will so schnell wie möglich vom Horon zum Dagaldyn, zum See, zur Blockhütte. Um endgültig Klarheit zu haben: falls ich Lena und Sergei doch noch irgendwo unversehrt finde, dann muss das vor dem 3.8. geschehen, damit der Helikopter nicht umsonst einen großen Umweg fliegt. Andernfalls muss intensiv gesucht werden. Wenn das mit dem Heli überhaupt klappt - ich habe bisher keine Rückmeldung.



                                        Das Boot ist schnell aufgeblasen, dann werden Seile und Riemen befestigt. Schließlich wird der Inhalt meiner beiden Rucksäcke wasserdicht verpackt und am Boot festgezurrt.



                                        Leider klappt das Rafting nicht so richtig. Zu viele Steine, Wurzeln, Baumstämme, zu wenig Wasser. Die Hälfte der Zeit führe ich das Boot am Seil. Einmal muss ich sogar alles ausladen und über Land tragen, da ein Wall aus Totholz den Fluss auf ganzer Breite blockiert.









                                        An dieser Stelle fließt der Horon in den Dagaldyn. Das ist schon ein viel größerer Fluss. Leider gibt es an der Mündung auch kein Lebenszeichen von Sergei und Lena. Ich hatte bei der Verzweigung den südlichen Arm des Horon gewählt. Vielleicht sind sie ja auf dem nördlichen Arm gefahren? Um ganz sicher zu sein, überquere ich den Dagaldyn und gehe am anderen Ufer stromaufwärts, bis ich die nördliche Mündung des Horon einsehen kann. Aber auch hier - nichts.

                                        Jetzt ruht meine Hoffnung auf dem Oberen Beldunchana-See. Wo der Dagaldyn in den See übergeht, gibt es keine Ausweichmöglichkeit - an dieser Stelle muss man vorbei. Und Sergei als begeisterter Angler will sicher zu diesem See. Werde ich sie dort finden?



                                        Nein!

                                        Bei Regen und Gegenwind erreiche ich den See. Ich baue mein Camp und bringe mit Mühe ein Lagerfeuer in Gang. Hier kommt die Birkenrinde zum Einsatz, die ich während der Motorbootfahrt zu Beginn der Tour noch sammeln konnte. Um 23 Uhr gibt es endlich etwas zu essen, das erste Mal seit gestern Mittag.



                                        Am nächsten Tag herrscht kräftiger Gegenwind. Es ist der 2. August. Heute muss ich die kaputte Blockhütte am anderen Ende des Sees erreichen - die letzte kleine Hoffnung, Sergei und Lena doch noch zu finden. Aber an ein Vorankommen auf der offenen Wasserfläche ist bei diesem Wind nicht zu denken.



                                        Ich laufe eine Weile am Ufer entlang in der Hoffnung, Fußspuren zu entdecken. Aber im Sand gibt es neben meinen eigenen nur die Spuren von Wölfen.



                                        Gegen Abend klart es auf und der Wind lässt nach. Ich habe inzwischen die Nachricht bekommen, das Lenas Tochter die Behörden kontaktiert hat. Bevor ich mich auf den Weg mache, male ich einen großen Pfeil in den Sand. Das gleiche habe ich schon an der Mündung des Horon getan. Falls Sergei und Lena nach mir kommen, sollen sie wissen, dass ich vor ihnen fahre und wohlauf bin.



                                        Um 19 Uhr bin ich auf dem Wasser. Jetzt ist der Wind ganz abgeflaut.






                                        Ich halte mich in Ufernähe. Bei großen Sandstränden lege ich an, um weitere Pfeile zu malen.






                                        Inzwischen sind fast zwei Stunden vergangen. Als ich wieder einmal zurückschaue, bin ich plötzlich wie elektrisiert: da hinten, wo ungefähr die Mündung des Horon sein muss - steigt da nicht Rauch auf?!



                                        Oder ist es nur Nebel?



                                        Gebannt schaue ich auf die Rauchfahne. Das wäre ein ziemlich großes Feuer. Soll ich umkehren? Ich steuere erstmal das Ufer an, beobachte weiter den Rauch, und male noch einen Pfeil.



                                        Es war wohl doch nur Nebel. Gegen 22 Uhr setze ich meine Fahrt durch die kalte Nacht fort. Der See wirkt wie erstarrt. Um mich herum dunkle Taiga, Berge im Zwielicht, absolute Stille. In diesem Moment fühle ich mich einsam und allein.


                                        (Fortsetzung folgt demnächst)
                                        Zuletzt geändert von Robtrek; 01.11.2020, 16:05.

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                                          AW: [RU] Rückkehr aufs Putorana-Plateau. Ein Wildnisabenteuer.

                                          Hammer - mehr fällt mir nicht ein!

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