[SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

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    [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

    Tourentyp
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    Mitreisende
    Von Tarraluoppal nach Kvikkjokk in 6 Tagen (5.8. – 10.8.20)

    Wir, mein Mann Tekumseh (noch nicht registriert) und ich (Highbeat), planten seit Monaten unseren Sommerurlaub 2020 in Südgrönland. Eine Einreise nach Grönland war Ende Juli aber nur mit Quarantäne-Auflagen und mehrfachen Tests möglich. Im Frühjahr arbeiteten wir an einem Plan B: Inspiriert durch stundenlanges Schmökern in den Outdoorseiten, wollten wir den Sommer in Lappland verbringen. Die Berichte von Freedom, Evernorth & Co haben wir so gerne gelesen und so viele Tipps für unseren Trip erhalten, dass wir nun ebenfalls über unsere Reise schreiben möchten - vielleicht gibt sie ja ein paar Anregungen und wir können uns so revanchieren.

    Anreise

    Am 28.7. fuhren wir um 10:00 mit unserem ausgebauten Ford Transit in Travemünde auf die Fähre mit dem Ziel Malmö. Das Schiff war coronabedingt sehr leer und wir konnten die 7 Stunden in der Sonne lesend auf bequemen Liegen rumlümmeln.
    Der Plan war sich langsamer oder schneller, je nach Wetter, gen Norden hochzuarbeiten und mit Hilfe von Tageswanderungen fit zu werden. Sollte im Sarek ein Schönwetterfenster angekündigt werden, wollten wir startbereit sein.
    Auf dem Weg nach Norden wanderten wir an der Höga Küsta und starteten am Öreälven unsere erste Packrafting–Tour: Wanderung von Agnäs nach Bjurholm und zurück mit dem Packraft. Das hat riesigen Spaß gemacht.



    Packrafting am Öreälven

    In Jokkmokk, auf dem Artic Camping, trafen wir die letzten Vorbereitungen. Zu unserer Freude gab es ein tolles Freibad, in dem wir herrlich ein paar Bahnen ziehen konnten. Etwas Entspannung war nötig - langsam stieg die Aufregung und das Packen der Rucksäcke und Zusammenmischen der Abendessen war langwierig.
    Am 5. August fuhren wir von Jokkmokk nach Kvikkjokk zum Heliport, wo um 13:00 unser Flug nach Tarraluopal starten sollte. Den Bus konnten wir für eine Woche auf dem Heliport-Parkplatz stehen lassen.


    Tag 1: Kvikkjokk (Tarraluopal) –> Lulep Njoatsosjávrre

    Den Hubschrauberflug (Fiskflyg; 150 Euro/Person) hatte ich mir gewünscht. Zum ersten war ich noch nie Helikopter geflogen und zum zweiten fand ich die Vorstellung toll, in der Wildnis abgesetzt zu werden und nach Abflug des Hubschraubers auf sich allein gestellt zu sein. Recht langsam und rüttelnd flogen wir relativ tief und genossen den Blick auf den Padjelantaleden.



    Der Landeplatz war lustig: Ein Stück Wiese mit einem H-Schild als Haltestellen-Kennzeichnung. Im Gras lag lässig ein Angler und wartete auf einen anderen Heli. Er konnte immerhin ein nettes Loslauf-Bild von uns machen. Eine krasse einsame Wildnis-Stimmung kam noch nicht richtig auf.



    Heli-Landeplatz in Tarraluoppal

    Tekumseh ist der Routenplaner und er hat sich wegen des guten Wetters („einen Tag ohne Gipfel-in-den-Wolken muss man für eine Besteigung nutzen“) für den direkten Weg ins Njoatsosvágge entschieden: Von den Tarraluopal-Hütten nordöstlich hoch, bis zu einer Geländekante oberhalb der kleinen Seen und von dort in den Pass zwischen Vássjábákte und Vássjátjåhkkå. Der Anstieg war mit dem vollen Rucksack schwer - mindestens für mich. Dazu kamen fiese Mücken, die wir mit unserem neuen Mückenmittel (erstanden im Team Sportiva in Jokkmokk, horrend teuer und hautunfreundlich) zu bekämpfen versuchten. Aber der Aufstieg war gut zu gehen und der Blick zurück schön und motivierend. Das Wetter wurde immer besser und die Sonne kam raus, als wir unser Zwischenziel, den Pass, erreichten.


    Schon kurz hinter den Tarraluopal-Hütten musste der Mückenschutz nachgebessert werden


    Auf zum Pass zwischen Vássjábákte und Vássjátjåhkkå




    Auf dem Pass zwischen Vássjábákte und Vássjátjåhkkå

    Den Vássjábákte bestiegen wir ohne Rucksäcke, nahmen nur einen Packsack mit Riegeln und Klamotten für den Gipfel mit. Ohne das schwere Gepäck kamen wir schnell, behände und leicht über eine Menge Blockschutt zum Gipfel. Der Ausblick war atemberaubend, zumal die Sonne schien und das abendliche Licht toll war. Unzählige Sarek-Gipfel waren zu sehen.




    Tiefblick vom Vássjábákte






    Pårte-Massiv


    Gipfelmeer Sarek


    Der Blick über Padjelanta zu den norwegischen Bergen war auch nicht zu verachten

    Den Abstieg erleichterten die Schneefelder, die wir stehend oder auf dem Packsack sitzend kraftsparend und lachend abrutschten. Zurück an unseren Rucksäcken waren wir völlig euphorisch von diesem ersten Highlight der Tour. Der Himmel war fast wolkenlos und wir wanderten beschwingt weiter durch das wunderschöne Hochtal in Richtung Njoatsosvágge.






    Leider verlief der Tag nicht weiter im Traummodus. Wir kamen an eine Geländestufe, wo auf den ersten Blick kein Weg ins Tal sichtbar war. Im Grundsten, der die Route in der anderen Richtung erwähnt, gab es keine Hinweise auf Schwierigkeiten. Wir standen nun oberhalb eines Wasserfalls, rechts und links gesäumt von glatten, senkrechten Felsen und einem viel zu steilen Schneefeld am linken Ende. Aber das Schneefeld schien uns die einzige Option und dummerweise vergaßen wir leider die Grödel, die wir für solche Fälle eingepackt hatten. Tekumseh machte seine Stöcke minimal kurz, um sie im Ernstfall wie eine Art Pickel in den Schnee rammen zu können. Leider lag er bereits nach dem ersten Schritt völlig hilflos auf dem Rücken und wurde rasant schneller. Eine Drehung in Bauchlage war mit dem schweren Rucksack völlig unmöglich und so sah die Situation furchtbar böse aus. Das Schneefeld war lang und der Beschleunigungsweg auch. Ich hatte viel Zeit, angstvoll schreiend das Ganze von oben zu beobachten. Nach dem Schneefeld wurde der Hang flacher und bestand zum Glück nur aus mittelgroßen, eher rundlichen Steinen und Felsen. So überschlug sich Tekumseh drei mal, blieb kurz liegen und reckte dann, was für eine Freude, zögernd den Daumen in die Höhe und stand langsam auf. Das war haarig und soll uns eine Lehre für alle weiteren Wanderungen sein. Ich schickte erstmal meinen Rucksack alleine runter. Der kam heil an, sogar das Solarpanel, welches oben auf der Deckeltasche befestigt war- sehr gute Qualität! Ohne Gepäck konnte ich mit gekürzten Stöcken und dem Gesicht zum Berg ganz langsam absteigen: Immer beide Stöcke fest in den Schnee rammend und beide Fußspitzen (die Knie passten immer exakt in die Fuß-Stufe vom Schritt vorher), dann ein Punkt lösen und neu setzen. Das dauerte eine halbe Stunde, aber ich kam unfallfrei an. Anfangs passte Tekumseh noch auf mich auf, falls ich ins Rutschen geraten würde. Nachdem er meinen Abstieg aber als sicher befand, sammelte er unseren Trailmix wieder ein, der aus der Außentasche meines Rucksacks gefallen und aufgeplatzt war.
    Der Trailmix ist eine unserer liebsten Neuerungen beim Wandern: Wir mischen salzige und andere Nüsse aller Art mit Trockenobst (selbst gedörrt; besonders toll finde ich Ananas, Kiwis und Erdbeeren) und m&m`s in einer Zipptüte zusammen. Das ist der optimale Snack für Zwischendurch.
    Da ich lange unterwegs war, konnte Tekumseh den ganzen Trailmix wieder einsammeln
    Nachdem auch eine verrutschte Kontaktlinse wieder an der richtigen Position saß, waren wir einfach froh und dankbar, dass dieser Leichtsinn so glimpflich abgelaufen war. Schürfwunden und Prellungen waren zu händeln. Ich habe für mich beschlossen, dass ich eine solche Aktion nie wieder ohne Notfallsender unternehme. Auch werde ich kritische Situationen lieber mehrfach prüfen, bevor ich nur auf einen glücklichen Ausgang hoffe!
    Ein bisschen zittrig sind wir wieder los gelaufen und haben uns auf die Suche nach einem Zeltplatz gemacht. Hier war uns das Glück schon wieder hold - wir fanden einen wunderschönen Platz oberhalb des Lulep Njoatsosjávrre.





    Bulkas in der Abendsonne



    Anfang August stand die Sonne am späten Abend noch am Himmel, und wir hatten genügend Zeit, in Ruhe das Zelt aufzustellen und die Wunden zu verarzten (hier waren wir ebenfalls mäßig aufgestellt: Das 1. Hilfe Paket wurde glücklicherweise in den letzten Jahren nie benötigt und stammte noch von Tekumsehs Alaskareise aus dem Jahr 1988). Essen gab es dann um 23 Uhr und das Licht war noch immer wunderschön.
    Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:04. Grund: Formatierung überarbeitet

  • vobo

    Dauerbesucher
    • 01.04.2014
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    #2
    AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

    Tolle Blicke von oben auf das Njoatsosvágge und die gegenüberliegende Bergwelt. Mortias hatte in seinem Bericht vor dem Pass gewarnt, leider sind die Bilder nicht mehr verfügbar. Diese Warnung wird durch Euren Bericht jetzt verstärkt.

    Bin gespannt wie es weiter geht.

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    • Lhor
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      • 01.10.2020
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      #3
      AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

      Interessanter Anfang, verspricht spannend zu werden. Hoffe es geht bald weiter..

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      • Matthzi
        Erfahren
        • 16.03.2014
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        #4
        AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

        Hallo Ihr,

        toll!
        Der erste Beitrag bei outdoorseiten ist direkt der Einstieg in einen Reisebericht!

        Beste Grüße,
        Matthias

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        • Highbeat
          Erfahren
          • 04.10.2020
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          #5
          AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

          Zitat von vobo Beitrag anzeigen
          Tolle Blicke von oben auf das Njoatsosvágge und die gegenüberliegende Bergwelt. Mortias hatte in seinem Bericht vor dem Pass gewarnt, leider sind die Bilder nicht mehr verfügbar. Diese Warnung wird durch Euren Bericht jetzt verstärkt.

          Bin gespannt wie es weiter geht.
          Leider hatten wir den Bericht von Mortias nicht gelesen Vielleicht lag auch einfach zu viel Schnee, wir wissen es nicht. Oberhalb des Schneefeldes fanden wir auch eine alte Plastikflasche und Reste einer Aluschutzdecke.


          Steilstufe mit Schneefeld

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          • Highbeat
            Erfahren
            • 04.10.2020
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            #6
            AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

            Zitat von Lhor Beitrag anzeigen
            Interessanter Anfang, verspricht spannend zu werden. Hoffe es geht bald weiter..
            Nach dem Titel deines neuen Berichtes, hatte ich schon Skrupel einen weiteren Sarek-Bericht ins Forum rein zu stellen

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            • Highbeat
              Erfahren
              • 04.10.2020
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              • Meine Reisen

              #7
              AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

              Zitat von Matthzi Beitrag anzeigen
              Hallo Ihr,

              toll!
              Der erste Beitrag bei outdoorseiten ist direkt der Einstieg in einen Reisebericht!

              Beste Grüße,
              Matthias
              Bin auch aufgeregt

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              • vobo

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                #8
                AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                Leider hatten wir den Bericht von Mortias nicht gelesen Vielleicht lag auch einfach zu viel Schnee, wir wissen es nicht. Oberhalb des Schneefeldes fanden wir auch eine alte Plastikflasche und Reste einer Aluschutzdecke.


                Steilstufe mit Schneefeld
                Und ihr seid von hier geblickt rechts vom Wasserfall über das Schneefeld runter? Wahnsinn, das ist steil und am Ende felsig ... Glück gehabt.

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                • Highbeat
                  Erfahren
                  • 04.10.2020
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                  #9
                  AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                  Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                  Und ihr seid von hier geblickt rechts vom Wasserfall über das Schneefeld runter? Wahnsinn, das ist steil und am Ende felsig ... Glück gehabt.
                  Genau. Wir sind oben noch etwas traversiert, was auch schon unangenehm war und dann rechts das Schneefeld runter. Jawohl, großes Glück gehabt - ansonsten war der Tag wunderschön.

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                  • Freedom33333
                    Dauerbesucher
                    • 09.09.2017
                    • 898
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                    #10
                    AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                    Wunderschöne Ausblicke von oben ins Njoatsosvagge, schade dass ich mit Evernorth damals dort so Sturm hatte, sonst wäre das sicher auch ein interessanter Abstecher gewesen.

                    Das mit dem Schneefeld ist ja echt krass, Glück im Unglück gehabt. Ich stand dieses Jahr im Sarek selbst zum ersten Mal - wenn auch aufwärts - vor einem Schneefeld auf einem Pass, bei dem ich mich dagegen entschieden habe, da hoch zu laufen, weil ich es zu gefährlich fand. Man tut sich nicht leicht mit so einer Entscheidung. Ich hatte aber auch keine Grödel dabei. War auch extrem rutschig. Selbst mit hätte ich es mir aber zweimal überlegt glaube ich, da alleine hochzulaufen ohne große Grödel-Erfahrung.

                    Wäre es nicht noch eine Alternative gewesen (Ich habe jetzt nicht in den Grundsten geschaut, aber beim Blick auf die Karte), umzudrehen und den kleinen Umweg zum anderen Pass nach Süden zu machen? (Zwischen Vassjatjahkka und den namenlosen Gipfeln auf 1401 und 1773 m?
                    Zuletzt geändert von Freedom33333; 05.10.2020, 09:07.

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                    • Ljungdalen
                      Alter Hase
                      • 28.08.2017
                      • 2716
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                      #11
                      AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                      Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                      Im Grundsten, der die Route in der anderen Richtung erwähnt, gab es keine Hinweise auf Schwierigkeiten.
                      Naja, man muss ihn einfach *richtig* verstehen/interpretieren

                      Über diesen Pass können konditionsstarke Wanderer vom Tarradalen ins Njoatsosvágge gehen.
                      (S.87, Hervorhebung von mir )

                      Und vielen Dank für den schon bis hierher interessanten Bericht.

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                      • Highbeat
                        Erfahren
                        • 04.10.2020
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                        #12
                        AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                        Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                        Wäre es nicht noch eine Alternative gewesen (Ich habe jetzt nicht in den Grundsten geschaut, aber beim Blick auf die Karte), umzudrehen und den kleinen Umweg zum anderen Pass nach Süden zu machen? (Zwischen Vassjatjahkka und den namenlosen Gipfeln auf 1401 und 1773 m?
                        Das war auch in unseren Überlegungen, aber es war schon spät..., mit etwas mehr Vorsicht wäre es gut gegangen (siehe Abstieg Heartbeat).

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                        • Highbeat
                          Erfahren
                          • 04.10.2020
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                          #13
                          AW: Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                          Naja, man muss ihn einfach *richtig* verstehen/interpretieren



                          (S.87, Hervorhebung von mir )

                          Und vielen Dank für den schon bis hierher interessanten Bericht.

                          Grundsten hat schon seinen eigenen Stil. Wir hatten aber eher ein technisches Problem. Die Kondition "braucht" es ja nur für den weiteren Übergang ins Tarradalen, nicht für den Aufstieg auf den Vássjábákte, wie wir es verstanden haben.

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                          • Highbeat
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                            • 04.10.2020
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                            #14
                            AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                            Tag 2: Lulep Njoatsosjávrre -> Svenonius Gletscher



                            Die Sonne briet schon frühmorgens so auf das Zelt, dass an ausschlafen nicht zu denken war. Draußen konnte man anfangs in der Unterwäsche den Morgen genießen. Erst als dann ein wenig Wind aufkam, zogen wir uns an. Bei wunderschönem Wetter frühstückten wir und berieten, ob Tekumseh in der Lage war, die ursprünglich geplante Route trotz der Blessuren zu gehen.



                            Am Tag vorher fragte er mehrfach, wo das Haupttal wäre - ein außerordentlich beunruhigendes Zeichen bei jemandem, der eine prima Orientierung hat. Anfangs lief er auch etwas wackelig los, aber wir beschlossen erst einmal wie vorgesehen weiter zu wandern: Vom Zeltplatz das nördliche Ufer des Gasska Njoatsosjávrre entlang, dann über den Bach, der aus dem rechten Hochtal herunterströmt, und anschließend direkt steil in dieses hinein. Vom Vássjábákte konnten wir gestern diesen Weg einsehen und haben ihn als besser empfunden als eine diagonale Querung direkt schräg hoch.


                            Gasska und Teil vom Lulep Njoatsosjavrre

                            Die meiste Zeit konnten wir auf Geländerücken ohne größere Felsstufen oder lose Steine emporsteigen. Wanderstöcke erleichtern bei dieser Steilheit den Anstieg enorm. Auf dem letzten Absatz machten wir Pause und genossen die Aussicht auf das Njoatsosvágge mit Vássjábákte, und dass die Höhenmeter für heute getan waren.



                            Nach der flachen Passhöhe wanderten wir ohne Höhenverlust rechts ins obere Jiegnavágge.
                            Wolken zogen auf und es fing an, leicht zu regnen. Erstmals zogen wir die Regenklamotten an und die Hülle über den Rucksack. Irgendwie passte das Wetter exzellent zur Landschaft.



                            Oben nach Osten ins obere Jiegnavagge abgebogen

                            Der Weg wurde zunehmend anstrengender und am Schluss kletterten wir über hohen Blockschutt. Nach dem Pass kamen wir wieder besser voran und konnten in den Regenpausen bis zum Pårte schauen. Die umliegenden Gipfel steckten die ganze Zeit dick in den Wolken.


                            Zum Teil über große Felsblöcke


                            Luahttolahko und Pårte kommen in Sicht

                            Wir liefen noch bis unterhalb des Svenonius-Gletschers und suchten dann schon recht früh einen Zeltplatz. Es gab kaum ebene Stellen und alles sah recht feucht aus.



                            Wetter und Licht passten perfekt zum Eis. Wir wollten unterhalb des Eisfalls zelten und ihn uns am folgenden Morgen bei hoffentlich besserem Wetter aus der Nähe, vielleicht sogar von oben, ansehen. Anfangs waren wir ein wenig unzufrieden mit der Wahl, aber der Zeltplatz stellte sich als toll heraus. Wann kann man denn mal in so einer Kulisse zelten!



                            Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:09. Grund: Formatierung überarbeitet

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                            • toppturzelter
                              Fuchs
                              • 12.03.2018
                              • 1868
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                              #15
                              AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                              Oha, das Jiegnavágge, da war ich auch. So sieht's da also aus


                              Am Tag vorher fragte er mehrfach, wo das Haupttal wäre
                              Den Teil versteh ich nicht ganz. War er verwirrt in Folge seines "Abgangs"? Oder einfach nur so verwirrt durch die vielen Täler?

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                                • 04.10.2020
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                                #16
                                AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                Zitat von toppturzelter Beitrag anzeigen
                                Oha, das Jiegnavágge, da war ich auch. So sieht's da also aus



                                Den Teil versteh ich nicht ganz. War er verwirrt in Folge seines "Abgangs"? Oder einfach nur so verwirrt durch die vielen Täler?
                                Wegen ersterem. Zum Glück hat sich ab dem 2. Tag aber alles gebessert

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                                • Highbeat
                                  Erfahren
                                  • 04.10.2020
                                  • 266
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                                  #17
                                  AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                  Tag 3: Svenonius Gletscher -> Luohttoláhko

                                  Am Morgen hörte der Regen auf und wir konnten gemütlich vor dem Zelt frühstücken. Weil die Wolken zu tief hingen, verzichteten wir auf den Südostkamm des Jiegnatjåhkkå. Stattdessen stiegen wir nur zum Fuß des Eisfalls auf, genossen den Ausblick und bestaunten das knirschende Eis.

                                  Eisfall des Svenonius-Gletschers

                                  Nach einer Stunde kehrten wir wieder zum Zelt zurück, packten zusammen und machten uns auf in Richtung Luohttoláhko. Von dieser Hochebene haben wir im Forum so tolle Bilder gesehen und Berichte gelesen, dass die Vorfreude groß war.
                                  Über Gras und Schneefelder wanderten wir möglichst die Höhe haltend aus dem Tal raus und in das Tal des Luohttojåhkå hinein, vorbei an Girlanden am Gegenhang (aufgrund von Solifluktion für die Bodenkundler), überquerten diesen auf ca. 1100m und erreichten entspannt und früh unser Ziel.



                                  Hinten steckt der Tsähkkok immer noch in den Wolken




                                  Grashang mit Girlanden


                                  Auf der Hochebene Luohttoláhko gen Pårtemassiv

                                  An einem perfekten Liegestuhl-Felsen lümmelten wir ein wenig in der Sonne und bauten dann das Zelt auf. Der Nåite lachte uns an, und nach einem warmen Essen beschlossen wir um 18:00 die schöne frühabendliche Stimmung zu nützen und ihn zu besteigen.



                                  Apropos Essen: Wir haben einen Großteil unseres Essens selbst gemacht. Dabei mischten wir die Rezepte von der Website: littleredhikingrucksack.de zusammen und füllten die Gerichte in Zipptüten. Uns hat das super geschmeckt und wir waren total begeistert. Die Portionen konnten wir etwas größer machen und wurden satt. Den Inhalt aus den Zipptüten kippten wir in isolierende Gefäße mit Schraubverschluss, füllten den Becher mit kochendem Wasser auf und ließen alles 5 Minuten ziehen. So hatten wir auch viel weniger Verpackungsmüll als mit der käuflichen Trekkingnahrung. Das hat uns gut gefallen. Cool war auch unser neues Vollmilchpulver. Das alte, aus Magermilch, klumpte sehr und schmeckte nach wenig. Für das Frühstück fügten wir mehrere Tipps zusammen: Ich pürierte Crunchmüsli mit dem Stab (ebenfalls ein Tipp aus littleredhikingrucksack.de) . Dann haben wir in Anlehnung an Stefan Kuhn’s „Kochen ultraleicht“ Haferflocken, gepufftes Amaranth, Mandeln, Cashew- und Kürbiskerne, Chiasamen, Rosinen, Cranberries und Leinsamen zugemischt und alles in eine große Zipptüte gefüllt. Morgens rührten wir das Milchpulver in heißem Wasser an und schütteten das Müsli dazu. Ich hatte zuhause Bananen gedörrt. Wenn man das Müsli mit den Bananen ein bisschen ziehen lässt, hat man ein klasse Frühstück. Aus den Zipptüten musste man nur vor dem Schließen vollständig die Luft raus drücken, sonst sind die Verschlüsse beim Rucksackpacken doch kaputt gegangen.

                                  Ohne Rucksack liefen wir zügig und leichtfüßig in Richtung Nåite. Das Wetter wurde immer schöner und wir waren froh über unsere Entscheidung, den Abend zu nutzen.



                                  Kurz vor dem Gipfel des Nåite

                                  Der Blick vom Nåite war ein Traum.


                                  Blick ins obere Sarvesvágge mit dem Seitental Niejdariehpvágge

                                  Sarvesvágge bis zu seiner Mündung ins Rappdalen

                                  Leichtfüßig und beschwingt stiegen wir ab. Was für ein Tag! Und dazu weitgehend easy going
                                  Die Abendstimmung wurde immer schöner und wir können nur zustimmen, dass diese Hochebene mit dem Nåite ein absolutes Highlight ist.



                                  Letzte Sonnenstrahlen aus Richtung Ryggåsberget


                                  Pårte-Massiv

                                  Der Tag war lang und wir krochen müde ins Zelt. Hier ging die allabendliche, höchst penible Kontaktlinsenaktion vonstatten. Tekumseh hatte nämlich seine Brille vergessen, ohne die er, wenn er die Kontaktlinsen raus nimmt, wirklich gar nichts sieht. Das Horrorszenario wäre, wenn wir eine Linse verlören (passiert zuweilen bei der Putzaktion) oder der Wind sie aus dem Auge pustet. Dann gingen ein Blinder und eine Orientierungslose ohne Notfallsender und mit einem inzwischen unvollständigem 1. Hilfe-Paket aus dem Jahr 1988 durch den Sarek und diese Vorstellung war nicht gut. Also verlief diese zähe Aktion jeden Abend äußerst konzentriert und vorsichtig im geschlossenen Zelt ab.

                                  Zuletzt geändert von Highbeat; 07.02.2021, 19:12. Grund: Formatierung überarbeitet

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                                  • Taffinaff
                                    Fuchs
                                    • 03.01.2014
                                    • 1067
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                                    #18
                                    AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                    Was fuer eine feine Tour! Da wollte ich dieses Jahr auch hin, das ging dann nicht wegen Logistik, ist aber fuer nächstes Mal fest eingeplant.

                                    Zitat von Highbeat Beitrag anzeigen
                                    isolierende Gefäße mit Schraubverschluss
                                    So etwas habe ich auch schon lange ueberlegt, auch hinsichtlich Kaffee, war mir dann aber immer zu schwer zum Mitschleppen. Habt ihr da was leichtgewichtiges gefunden?

                                    Taffi

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                                    • evernorth
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                                      • 22.08.2010
                                      • 1828
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                                      #19
                                      AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                      Unverschämtes ( Wetter- ) Glück gehabt!
                                      Nein, Spaß beiseite - eine schöne Sarek - Tour habt ihr da gemacht.
                                      Ist schon beeindruckend, um wieviel toller es dort ausschaut, wenn das Wetter
                                      stimmt und wenn das besondere Licht ganz ausdrucksstarke Fotos ermöglicht.
                                      Freut mich auch, wenn meine Berichte zu eigenen Touren anregen.
                                      Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
                                      My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                                        • 04.10.2020
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                                        #20
                                        AW: [SE] Sarek statt Grönland – mehr als ein Ersatz

                                        Zitat von Taffinaff Beitrag anzeigen
                                        Was fuer eine feine Tour! Da wollte ich dieses Jahr auch hin, das ging dann nicht wegen Logistik, ist aber fuer nächstes Mal fest eingeplant.



                                        So etwas habe ich auch schon lange ueberlegt, auch hinsichtlich Kaffee, war mir dann aber immer zu schwer zum Mitschleppen. Habt ihr da was leichtgewichtiges gefunden?

                                        Taffi
                                        Wir haben jeder 2 Gefäße von GSI Outdoors: Einen für Tee/Kaffee (GSI Infinity Backpacker Mug) und einen fürs Essen (GSI Fairshare Mug II). Ich bin total zufrieden damit. Erstens bleibt alles warm und zweitens kann man bei schlechtem Wetter super im Zelt essen, ohne dass es eine Sauerei gibt. Die Isolation kann man zum Säubern des Bechers entfernen.
                                        Hoffe, dass deine Tour im nächsten Jahr mit warmem Kaffee klappt

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