[NO] Hardangervidda - immerhin ein Bisschen! (Juli 2020)

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    [NO] Hardangervidda - immerhin ein Bisschen! (Juli 2020)

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    Mitreisende
    Hardangervidda – immerhin ein bisschen!

    Intro:

    Es ist Juli 2020. Corona steht vor fast jeder Tür, in Norwegen und Dänemark nicht so, dafür aber umso mehr in Schweden. Meine Planungen für meine erste Norwegenreise – Dänemark und das südliche Schweden kenne ich schon – fingen im September 2019 an. Es sollte eigentlich in Richtung Tonstad gehen, aber ich habe mich dann doch für die Hardangervidda entschieden.
    Nachdem ich meinen Kumpel ewig und eigentlich jede Woche irgendwie mit wandern genervt habe, ist es dann endlich soweit:

    Deutsche dürfen nach Norwegen ab dem 15. Juli 2020 und die Alternativen (Fulufjället in Schweden sowie der Nationalpark Thy in Dänemark) sind archiviert und kommen irgenwann bestimmt mal dran.
    (PS: Zu gerne hätte ich den ältesten Baum der Welt (Old Tjikko) gefäl...sehen ^^)
    Das Buchen über die Color Line Website ging nicht, auch nicht mit Kreditkarte. Nach 3 Tagen versuchen und dem Zusehen steigender Fährpreise rufe ich die Hotline an. Kostet mehr, funktioniert aber absolut reibungslos. (Es lag daran, dass der Reiseantritt und Abbuchungszeitraum zu knapp für Elektro waren.)

    Hinreise:

    Wir fahren am 20.7.2020 in Lübeck mit einem PKW los und haben eigentlich alles dabei. Dänemark ist nett, aber als echte Norddeutsche holt man einen damit nicht aus der Reserve. "Öl" ist das Wort der Reise; mein Kumpel beömmelt sich über diesen Begriff. Die nächstbesten Dänen ruft er "ÖL? Öl?" hinterher und hält sein Bier hoch.
    Sehr schnell kommen wir in Hirtshals in den Fährbereich – wenden geht nicht. Wir haben 4 Stunden bis zur Abfahrt und wollten noch was Essen. Machen wir auch. Vor dem Check-In. Verbotener Weise baut mein Kumpel den Gaskocher auf. Eigentlich kein Problem. Findet der Einweiser nicht. Bei seiner zweiten Bitte, das abzubauen und endlich zum Check-In vorzufahren droht er mit Polizei. Klappte aber doch noch alles...
    (Feinstaub lagert sich liebevoll auf meiner Frontscheibe ab!)

    Die Fähre ist nett. Bisschen Wind, man versucht auf einem der Sitzplätze oder Fußboden zu schlafen. Man geht herum und isst irgendwas.
    Wir kommen in Larvik an (21.7.2020). Larvik ist ein nettes kleines Städchchen mit Einkaufsmöglichkeiten und Tanke. War uns um 3:30 Uhr egal. Der nächste grüne Fleck auf Google-Maps war unser Schlafplatz. Es war der Vorgarten einer Schuler oder Schwimmhalle.
    Während Deutsche komplett spießig die Polizei rufen würden, grüßten mich um halb 9 freundliche Norweger, wie ich fertig aus meinem Unterzelt auftauche. Man sagte mir auch gleich, dass ein paar hundert Meter weiter genug Natur gewesen wären. (Merken für die Rückfahrt!)

    Es geht über die E18 und E36 Richtung Haukeliseter. Wir sehen Berge mit Schneekuppen in der Ferne. Am Seljordsvatn machen wir eine Mittagspause. Die E134 führt uns direkt nach Haukeliseter. Ich parke und erkenne erst später, dass man auch nur fürs Parken zahlen muss. Wieso ich das vorher nicht herausgefunden habe, weiß ich nicht.



    Hardangervidda:

    Es ist kalt! 5 °C, eisig windig und gefühlt ein Viertel der Fläche liegt voll mit Schnee. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Youtube hat uns doch Anderes versprochen! Vielleicht 8-16 Grad ? Immerhin kein Regen.
    Hundert Meter von der fast luxuriösen "Haukeliseter Fjellstue" bauen wir unser Zelt sehr nah am Wasser auf. Wir haben später gemerkt, dass uns ein paar Meter weiter oben der eisige Wind wohl weniger getroffen hätte.
    Wir essen Kartoffelpüree mit Wurst auf Gaskocher zubereitet. Dann erkunden wir die Fjellstue. Trinken heißen Kaffee, kommen uns doof vor, mit unseren Stiefeln so durch das eigentliche Wohnzimmer zu latschen. Selbst die Norweger sagten uns, es sei ein kalter Sommer, da im Juni ein Kälteeinbruch mit viel Schnee kam. Deswegen sind auch kaum Menschen mit ganzer Ausrüstung, sondern Tageswanderer unterwegs. Dann vergewissern wir uns, dass es auch wirklich Schnee ist (200 m entfernt vom Zelt). Für Norddeutsche ist das ein seltener Anblick.
    Wir hören über eine kleine Bluetooth-Box Swing/Jazz aus 20ern-60ern – wird uns freudig die nächste Woche begleiten. Früh geht es ins Bett.

    22.7.2020: Es geht hoch in die Hardangervidda. Sportlich steil geht es bergauf und wir brauchen doch ganz schön lange dafür. Oben angekommen erwartet uns eine atemberaubende (!!!) Landschaft – mit viel Schnee. In unserer freundschafttypischen Blödheit stellen wir uns auf einen Stein, einer filmt in einer Totale und ich lasse mein Handy mit "The Ring goes South" (Herr der Ringe) laufen. Dann trotten wir los. Es ist deutlich felsiger, als ich es mir vorgestellt hatte. Jeden sichtbaren Hügel erreicht man nur über viele kleine, nicht sichtbare Hügel. Und so kommen wir weitaus weniger voran als gedacht: Haukeliseter Fjellstue nach Hellevassbu, dann Middalsbu und zurück. Uns war hier klar, dass wir das konditionsmäßig und wettermäßig nicht schaffen können.
    Ungefähr 40 % der Strecke war mit schmelzenden Schneefeldern und Gletschern bedeckt. Unser Lauftempo war für weite Wanderungen viel zu langsam. Wir stellten uns also die essentielle Frage: "Was wollen wir eigentlich?" Klar war, dass ein Großteil der Trekking-Videos bei besseren Bedingungen und mit mehr Fitness stattfanden. Wir haben uns entschieden, nicht "auf Leistung/Strecke" zu gehen, da es schließlich Urlaub sein sollte.
    Also gingen wir entspannt weiter, trafen viele Tagestouristen und erfreuten uns an so manch großem Fels oder kleinen Pflänzchen. Der wind war eisig bei vielleicht 5 Grad Celsius. Es sah aber nicht nach Regen aus, auch nicht auf dem Wetterradar.

    Neben dem "Vesle Nup" trafen wir 3 hübsche Norwegerinnen aus Stavanger, die wir zu unserem Bedauern nicht nach der Handynummer gefragt haben. Sie sagten uns, der weitere Teil sei sehr nass und mit noch mehr Schnee. Hinter dem Berg einen trockenen Zeltplatz zu finden sei schwer.
    Da wir uns sowiesi für einen entspannten Urlaub entschieden hatten, ging mein Kumpel den Vorhügel auf 1393 m (neben Vesle Nup) hoch und suchte nach einer windgeschützten Stelle. (Ihm war kalt, da er viele zu dünne Schichten anhatte.) Wir fanden guten Schlafplätze für unsere Zelte. Mein Kumpel ging mit Trinkflaschen und Filter runter zur nächsten sichtbaren Wasserstelle und merkte erst später, dass er eigentlich über einen unterspülten Eisteil gegangen ist. Nach einem Spaziergang auf unserem Hügel (100 x 50 m Fläche vielleicht) fanden wir einen Tümüel mit klarem Wasser. Der Filter regelte etwaige Unreinheiten.
    Er fror nachts, ich hatte mir einen echten Norweger Wollpulli gekauft, der jetzt sein volles Potential entfaltete. Halb 1 wache ich auf und sehe die "Blaue Stunde" (?) - irgendwie so Wunderschön!


    23.7.2020 Am Morgen habe ich mich in dem Tümpel gewaschen – bei schönstem Sonnenschein, sodass die 6 Grad viel wärmer wirkten. Nachdem wir quasi den Berg vollgesch... [Diese Stelle muss aus Jugendschutzgründen geschnitten werden.]
    Gegen 11 Uhr gingen wir also zurück Richtung Haukeliseter Fjellstue. Absolut entspannt. Wir würden unsere Kraft und Nerven in den folgenden Tagen noch anderweitig gebrauchen.
    Der Rückweg war wie der Hinweg: kühl, windig, viele Tagestouristen, wunderschön – und mit Sonnenbrand!!! (Memo: Nächstes Jahr Sonnebrille und frische, gute Sonnencreme einpacken... und nicht die alte vom letzten Jahr.)

    Ab jetzt spielten Google Maps und yr.no eine bedeutende Rolle in der Tagesplanung, da wir einen Mini-Roadtrip draus machen wollten. Als erstes ging es die E9 Richtung Süden hinunter. Es ist eine SEHR, SEHR schöne Straße mit toller Landschaft und ein wenig Kultur. Allein hier könnte man problemlos 2 Wochen für Camping verbraten.
    Etwas südlich von Hovden gab es einen Bootsreinlassgedöns mit Parkplatz, was unser Schlafplatz sein sollte. Wir merken so langsam, dass es die Norweger fast einen Scheiß interessiert, ob man da zeltet oder nicht. Müll nehmen wir natürlich mit.
    Wir sind platt, unser Kopf ist rot und dröhnt. Wir waschen einen Teil der Wäsche im Hartevatnet. Es fängt an zu regnen und wir gehen ins Bett.

    "Roadtrip":

    24.7.2020 Der nächste Morgen ist wunderschön, angenehm warm bei vielleicht 14 Grad und leicht wolkig. In Hovden shoppen wir, kaufen Mückenspray und hoffen, es wirkt auch gegen die nervigen Fliegen. In Hovden gibt es ein Wassersportzentrum, Campingplatz und Hütten für den massiven Wintertourismus. Der Wikingerpfad interessiert uns, wir gucken uns einen Teil des Museums an.
    Die E9 weiter runter fahren wir noch auf einen Staudamm (Vatnesdalvatne damme) und bewundern die Natur und den gewaltigen Fluss Otra mit Mini-Inseln.
    Wir treffen auf "Norwegens schönsten Campingplatz" namens Sedesana (nördlich von "Valle"). Man kann mitten auf Felsen im Fluss Otra stehen. Für Fotografien super! Für Kinder zum Plantschen auch.
    Wir finden natürlich Deutsche. Sie laden uns zum Trinken ein, was wir gerne annehmen. (Zuvor waren wir so blöd und haben für 20 Euro (!!!) einen 6er ekliges Tuborg gekauft. Wieso nur???). Unser Zeltplatz ist am Rand des Campingplatzes zwischen Nadelgehölz. Total idyllisch, aber neben der E9 direkt.


    25.7.2020 Verkatert am nächsten Morgen waschen wir uns in EISKALTEM Wasser. Nicht 8 Grad oder so. Wirklich kalt! Mimimimimi. Die Toilette dort ist schmutzig. Also Wald... gefällt mir eigentlich. 10 Mücken auch.
    Das Wetter soll für heute Nachmittag soll regnerisch werden. Die Nordsee ist voller Wolken, die sich die nächste Woche komplett über dem südlichen Norwegen abregnen werden. Ziele für die Routenplanung sollen also möglichst niederschlagsarm sein.
    Wir verlassen die E9 vor Rysstad auf den Fv337. Bis dahin wusste ich nicht wirklich, wie man autoschonend bergauf und bergab fährt. Ich habe auch gelernt, dass die Ausweichbuchten toll sind, Norwegen immer Gas geben (sonst kommt man nicht voran!) und dass es Schafe einen Dreck interessiert, wo sie stehen, und wie man eine Motorbremse benutzt...
    Nach einer Pause wollten wir wissen, ob es nach links oder rechts zum Frafjord geht. Das tolle Internet ist fast überall vorhanden. Ich halte an und mein Auto raucht!
    SCHOCK! Panik. Ich denke an mein Gespräch mit der Versicherung. Motorraum ok. Es waren – oh Wunder – die Bremsen vorne. Ich google. Das ist nicht schön für die Bremsen, aber auch einmalig nicht katastrophal. Motorbremse ist der Trick. Seitdem lerne ich. Meinem Auto geht es seitdem deutlich besser in Norwegen.
    An Frafjordheiane vorbei kommen wir in Dirdal an und sehen – tadaaa – unseren ersten Fjord! Schön, aber regnerisch-neblig. Natürlich versuchen wir, so nah wie möglich dran zu schlafen an dem Fluss Dirdalsana. Leider ist alles in privater Hand, sodass wir erstmal einkaufen. Eigentlich bräuchten wir nichts, aber was ist Geld?
    Wir finden SEHR nette Norwegen, denen ein 20x50 m Streifen wilde Wiese gehört. Diese führt direkt zum Fluss und wir dürfen da schlafen. Wir sind sehr dankbar.
    Neben uns ist ein Gebirgswasserablauftrockenbettdings (???). Mein Kumpel hat einen alten Tierunterstand gefunden. Modriges Holz und halb vertrocknete Tierausscheidungen werden zur Seite geschubst und das Zelt aufgebaut. Wir haben Glück, denn es regnet auch bald. Nach dem Essen gehen wir wieder mal früh ins Zelt. Ein bisschen Whatsapp und dann schlafen.

    26.7.2020 Es hat wider der Vorhersage weniger geregnet die Nacht. Das Trockenbett ist zu einem Fluss frischen Wassers geworden. Ich wasche meine Kleidung (ja, das mache ich lieber mehr als weniger) und mein Geschirr und mich selbst. Wer von TV Total den Spruch "Den Hodensack in kaltes Wasser hängen" kennt... naja ich kenne ihn jetzt auch.
    Dieser Tag und vor allem die Autofahrt sollte SEHR nass werden. Es gießt in Ströhmen und meine Konzentration ist bei 100%. Kurve, Tunnel, Starkregen, Bremsen, Kurve, Hügel... Die 503 ist teils Bergbaugebiet und teils irgendein Forschungsgebiet für Steinliebhaber – imposant auf jeden Fall! Es geht auf die E39, die einmal entlang der Südküste zu führen scheint. Entspannt zu fahren, aber im Regen auch langweilig.

    Unser Ziel ist Lindesnes, wo wir zum südlichsten Punkt Norwegens kommen. Wir suchen gegen 16 Uhr einen Schlafplatz, aber auf Fels (Lyndesnes Fyr) kann man schlecht ein Zelt aufbauen. Der offizielle Bezahl-Campingplatz ist nichts für uns. (Wir erfahren später, dass man dort für kleines Geld duschen und Waschmaschinen nutzen kann – wie wohl überall in Norwegen.)
    Nach langem Suchen und Verzweifeln, parke ich mein Auto hinter der alten Schule "Skole Goksem". Zelt schnell aufgebaut, denn es regnet mal grade nicht. Ein Bach durchläuft in 20 m Entfernung unter der Straße lang – Trinkwasser, Zelt, alles gut. Wir sind anspruchslos geworden! Waschen in kaltem Wasser stört uns nicht mehr. Man hofft nur, dass die gewaschene Kleidung irgendwie trocken wird. Mein Kumpel probierte das alte Plumpsklo aus den 60ern aus...
    Highlight des Abends war der Film "Borat", den mein Kumpel in seinem Zelt gesehen und ich über seine Bluetooth-Box gehört habe. Nach (wieder mal) Kartoffelpüree ging es ins Bett. Der große Baum und die Schule schützten und vor Wind und zu viel Regen.

    27.7.2020 Mein Kumpel ist historisch interessiert und ich hatte ihm noch nicht gesagt, dass es in "Lindesnes Fyr" alte Kriegsbunkerreste zu sehen gibt. Also zahlen wir brav den Eintritt und erkunden den Museumsteil. Für das Gebiet drumherum war nicht mehr so viel Zeit, da wir noch weiter wollten. Es ist ein tolles Museum!
    Weiter geht es Richtung "Mandal". Das Ziel ist die Region um "Öyslebö", wo wir irgendwo im Wald schlafen wollen. Das Problem ist aber, dass es mal wieder dauerregnet. Da der Regen im Wald verdampft, um sich 100 m weiter wieder abzuregnen, ist der Wald durchtränkt. Wir suchen in Öyslebö direkt etwas und finden an dem Fluss "Marna" einen Fischerunterstand mit Feuerstelle. Bingo! Wir haben einen Schlafplatz und mein Kumpel hat endlich sein Lagerfeuer. Die Marna überläuft den eigentlichen Rand und der Pegel steigt stündlich. Das Wasser filtern wir, da es sowieso nicht so nett aussieht. Am Lagerfeuer trockne ich meine nassen Wanderstiefel. Sie sind durch meine Arbeit im Wald eh relativ verbraucht, also wird das bisschen auch nicht schaden, Musste sie nur regelmäßig wenden, damit sie nicht anbrennen. Mein (angeblich) solarbetriebenes Radio wird benutzt und es gibt zum letzten Mal Kartoffelpüree!!! Mein Kumpel entsorgt seinen Rest wütend im Fluss. Sieht unheimlich aus im Wasser. Ob es uns nachts angreifen wird?

    28.7.2020
    Da wir Schlaufüchse unsere Zelte UNTER die Fischerhütte gebaut haben, war die Nacht trockener als gedacht. Wir bauen ab und fahren Richtung "Mandal". Dort wollen wir uns noch in Landekilen eine alte Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg ansehen. Wir finden sie gut versteckt und mit alter Kasematte und einem wunderschönen Ausblick auf das Meer.
    Südlich von Mandal gehen wir durch den Park entlang an kleinsten Stränden. Dort merke ich, dass Norwegen uns in so manchen Sachen um viele Jahre voraus ist. Toilette dort ist kostenlos, mit warmen Wasser und sauber. Für Rollstühle gibt es gute Möglichkeiten ins Wasser zu gehen.
    Da es stürmisch wird, gehen wir zurück zum Auto. Wir wollen wieder in Öyslebö übernachten, da wir keine Lust auf Suchen haben. Also wieder die 455 hoch. Wir verfahren uns auf der Westseite der Matra, mein Auto wird von komischen grauem Staub belegt, der Weg ist sowieso voller Schlaglöcher. Armes Auto!
    Wir bauen unser Lager auf und kochen irgendeine andere Tütensuppe – nur kein Kartoffelpüree! Die Matra ist einen Meter weiter gestiegen und vielleicht wachen wir in Wasser auf.

    Rückreise:

    29.7.2020 Wir erledigen unsere Morgentoilette, denn es geht in Richtung Larvik. Auch wenn wir uns gewaschen haben und die Kleidung ebenso, wir müffeln gewaltig!
    Wir fahren entspannt die E39 entlang. Entspanntes fahren, da eine norwegische Autobahn eher einer deutschen Land- oder Autostraße ähnelt. Kristiansand durchqueren wir nur. Ist bestimmt auch schön.
    Zurück in Larvik kaufen wir für den Abend ein. Ich finde entlich irgendwas mit Moltebeere – die hab ich gesucht, aber ich glaube, die wachsen noch weiter nürdlich. Immerhin habe ich Wollgras gefunden und den Goldregenpfeifer gesehen und gehört (tüüüüüüüht). Ich bin zufrieden, denn ich nehme auch massenweise Tubenkäse mit.
    Weil wir dachten, man könne nördlich von Larvik einfach "im grünen da auf Google Maps" schlafen, fuhren wir dahin. Da war nichts außer ein engster Weg, worin wir uns verfahren haben. Nachdem wir umgedreht sind, finden wir einen Parkplatz an dem Fluss "Lagen" (an der Straße 40, Firma "Findus Norge AS"). Dies scheint ein versteckter Platz für alle Fährwartenden zu sein. Es kommen abends immer mehr Menschen an. Natürlich auch Deutsche. Zwei nette Hippies sind 2 Wochen durch ganz Norwegen gefahren. Sie waren nett, aber er war der Stille und sie stellte ununterbrochen Fragen. Das durfte mein Kumpel denn beantworten. Wir setzten uns an einen Fischer-Steg und genossen den Abend.

    30.7.2020 Da ich am nächsten Tag fahren musste, wollte ich schlafen. Mein Kumpel und die beiden anderen Deutschen machten noch nachts was. Sie erzählten, dass auf der dortigen Insel eine Art Einsiedler wohne, der sie zum Feiern abgeholt hat.
    Das war alles schön und nett, aber nachdem ich zweimal von meinen Landleuten und dazu diversen anderen Menschen, die um halb 1 ihre Kajaks auspacken mussten, aufgeweckt wurde, hatte ich wohl höchstens 4 Stunden geschlafen.
    Um halb 4 morgens war es mir dann egal. Ich aß Brot mit Tubenkäse und packte meine Sachen ein. Die Fähre ging um 8 Uhr. Völlig übermüdet am Fährhafen meckerte ich den ersten Vogel an, der sein Morgenlied trällern wollte.
    Die Fährüberfahrt war nett. Ich konnte etwas schlafen, habe jede Menge Somersby gekauft und auch unsere Hippie-Freunde haben es geschafft.
    Auf der Rückfahrt trafen wir sie in Dänemark an einem Restaurant noch einmal. Mein Kumpel lud mich auf einen leckeren Burger ein. An der nächsten Rasstätte musste ich ein Power-Nap machen. Anspruchslos und der Umwelt ergeben zog ich neben rollenden LKW meine Isomatte und konnte 10 Minuten schlafen.
    Nach 3 weiteren Stunden kamen wir wohlbehalten in Lübeck an.


    Fazit:


    Wettertechnisch erwarteten wir jetzt keine 25 °C oder so, aber dass es erst so kalt und dann so nass werden sollte, überraschte uns etwas. Klar wussten wir über Wetterumschwünge etc. Bescheid, aber für eine 10tätige Wanderung (ca. 70 km) bei dem Wetter wären wir vermutlich noch zu unerfahren gewesen.

    Kleidungstechnisch war ich gut ausgestattet. Die Baumwollkleidung kann ich allerdings im Auto lassen für die Fähren. Sie trocknet nicht gut und sie müffelt danach trotzdem. Wir werden in Zukunft auf Campingplätzen unsere Kleidung einmal waschen. Wolle wärmt sehr gut.

    Über die Verpflegung kann ich sagen, dass sie – wie bei vielen Abenteuern auch – einseitig war. Ich hatte mich ausreichend informiert und es wäre auch gut gewesen. Wären da nicht zahlreiche Tüten Kartoffelpüree gewesen. Wir haben Trekkingnahrung, Energieriegel, Schokolade, Salami, Vollkornreis etc. mitgehabt, aber das Püree!!! Egal wie wir es zubereiteten: Es war immer ekelhaft! Lassen wir weg!
    Der Wasserfilter erwies sich doch als nützlicher als gedacht, wenn auch nicht immer notwendig.
    Der lösliche Kaffee war zum Brechen, egal, wie man ihn zubereitete. Dann lieber mehr Tee und Ingwerknollen.

    Nächstes Mal nehmen wir eine gute Sonnencreme mit, eine Sonnenbrille und mehr Mückenmittel. Feuchttücher sind etwas, an dem man nicht sparen sollte. Müllbeutel sind ebenfalls wichtig. Und wir brauchen mehr Outdoor-Seife!

    Das Outdoor-Radio mit Solarpanel und Lampe und Powerbank hätte ich mir sparen können. Man müsste ewig kurbeln zum Aufladen und das Panel ist wohl eher Deko. Einmal war es leer, da war es nicht mehr zu gebrauchen. Totaler Reinfall! Dann kaufe ich lieber 4 billige Powerbanks mit je einer Ladung oder so.

    Wanderstöcke habe ich als sehr nützlich empfunden, da ich manchmal Knie-Probleme habe. Dank der Stöcke waren die Probleme nicht existent. Leider ist bei einem die Federund nach ein paar Mal zudrehen kaputt gegangen. Naja, was will man für 20 Euro erwarten?



    Ausrüstung (Beispiele):


    Fjällräven Kajka 75: Ich liebe ihn! Er lässt sich gut packen, die Frontloader-Option ist sehr nützlich und er verzeiht auch schlechtes Packen mal, da sein Tragesystem sehr gut ist.

    Wanderstiefel: Meine von Lowa sind 2,5 Jahre alt und wurden beruflich sehr beansprucht, wenn nicht gar verschlissen. Mit frischen Einlagen war das Laufen kein Problem. Doch da es wohl eher Sommer-Wanderstiefel sind (viel Lüftung oben), verzeihen diese Schnee und Wasser nicht. Hatte klamme oder nasse Füße an so manchen Tagen. Ich brauche da was Wasserdichteres.

    Zelt: Von Decathlon habe ich eines für 150€, was dieses Jahr aus dem Sortiment genommen wurde. Trek 900 ? Ich weiß es nicht mehr. Es war sehr schmal, für 1 Person und der Raum für Gepäck war klein (einziger Nachteil). Ansonsten gut zum Bauen und Packen!

    Vieles habe ich von Decathlon, inkl. einem Gaskocher für 35 Euro, der gut funktionierte. Der Kochtopf/Deckel(Pfanne) war von Primus. Auch andere kleinere Dinge kann man bei Decathlon kaufen, z.B. Schlauchschals aus Merinowolle sowie Socken. Man weiß ja so ungefähr, ab welchem Preis was Müll ist.
    Mein Merinowolle-Langarmshirt von Globetrotter war ebenfalls gut, es roch auch nach ein paar Tagen nicht stark.



    Abschließend...

    Wir haben sehr schnell gelernt, dass in Norwegen NICHTS mal eben schnell geht: weder das Fahren von A nach B oder überhaupt. Nach 3 Tagen waren wir entspannt und ließen es sehr ruhig angehen. Dass aus dem eigentlichen Wandern ein Roadtrip Richtung gutem Wetter wird, war eigentlich egal. Es war wunderschön und wir sind schwer beeindruckt.
    Nächstes Jahr wieder – mit Angelschein!
    Es wird wohl so etwas wie "Durchs Land fahren und irgendwo mal 2-4 Tage in der freien Natur wandern" werden.


    Lg Pingo (Christoph)


    PS: Ich versuche Fotos hochzuladen und reinzueditieren, aber eben sagte mir die Seite, meine Fotos seien zu groß...
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