[NO] Von der Freude am Scheitern

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  • ChuckNorris
    Erfahren
    • 03.08.2018
    • 177
    • Privat

    • Meine Reisen

    #61
    AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

    TAG 12 | 26.8.2020 MITTWOCH



    Die Route, die ich heute versuchen will, verbindet meine Hütte mit einer privaten Jagdhütte im Svartvasskogen. Dieser Teil des Sæteråsen ist ziemlich weit ab vom Schuss. Von Trampelpfaden oder gar Markierungen keine Spur. Per GPS navigiere ich entlang eines Tracks, den ich bei Turkart Helgeland gefunden habe.

    So richtig vertraue ich der Route allerdings nicht. Der Aufstieg zum Sæterskardet ist, na sagen wir mal unintuitiv gelegen. Beim Blick auf die Karte würde man im Leben nicht vermuten, dass es dort nach oben gehen könnte. Wir werden sehen.





    Erstmal geht es eine Weile durch lichten Wald und über Sümpfe. Tatsächlich ist das Gelände einfacher zu gehen, als es den Anschein hat. Der Aufstieg ist dann auch bald klar erkennbar. Allerdings eher im Sinne von „wenn es überhaupt geht, dann hier“.

    Vor mir liegt ein alter Felssturz, der schon dicht von Farn, Moos und einem Birkenverhau bewachsen ist. Nach den Regentagen ist natürlich alles klatschnass. Immerhin kann man sich an den Sträuchern festhalten und nach oben ziehen. Obwohl es gerade nicht regnet erlebe ich trotzdem einen Schauer nach dem anderen. Während ich mich durch die Büsche zwänge prasseln die ropfen von den Blättern auf mich runter. Verdammt ist das steil hier.



    Weiter oben kommen mehrere Stellen an denen glatten Platten ausgewichen werden muss, oder wo man schmale Bänder zwischen den Platten finden muss. Das vorankommen ist mühsam und langsam.





    Nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich in einem flacheren Stück, das in einer Steilwand endet. Ich schaue mich um und entdecke einen Haufen Steine, den jemand offensichtlich als Hilfestellung zum Erreichen der nächsten Stufe aufgeschichtet hat. Ich steige hoch.

    Was ich sehe gefällt mir gar nicht. Vor mir liegt eine nasse Platte, die bei diesen Verhältnissen definitiv lebensgefährlich ist. Hinter mir geht’s steil nach unten.

    Nein danke, das war’s. Der Vistvasselva wird von der Liste gestrichen. Ich hab’s jetzt für meinen Geschmack oft genug versucht. Abbruch.

    Ich habe bewusst kein Foto von der Schlüsselstelle gemacht. Eventuellen Nachahmern rate ich aber mit Nachdruck davon ab hier entlang zu gehen. Von Ost nach West mag man die Route versuchen, hier fällt ein Abbruch leichter. In der Gegenrichtung würde ich die Route aber keinesfalls empfehlen. In dem Fall würde man erst gegen Ende an die Schlüsselstelle kommen und müsste weit zurück um einen anderen Weg zu finden.

    Und schon fängt es wieder an zu regnen. Was stelle ich jetzt mit dem angefangenen Tag an? Ich hatte ja eigentlich vor über die Berge zu steigen und im Westen entlang des Sæterelva abzusteigen. Kurioserweise kann ich das immer noch machen, auch wenn ich gar nicht über den Pass gekommen bin. Tatsächlich gibt es auf beiden Seiten jeweils einen Fluss mit Namen Sæterelva.







    So laufe ich bei beständigem Regen ein gutes Stück weit ins Sæterskardbekken hinein. Auf einem Wildwechsel komme ich zügig voran. Hier gäbe es dann auch tatsächlich ein, zwei Stellen an denen ich mir einen Aufstieg vorstellen könnte. Zumindest wenn das Wetter nicht so grausig wäre. So verschwende ich allerdings keinen weiteren Gedanken auf eine Überschreitung.









    Entlang des Sæterelva geht es zurück zur Hütte. Der Regen wird wieder stärker. Es hat keinen Sinn weiter zu gehen.













    Als ich ankomme hört der Regen auf und die Sonne kommt raus. Das hält allerdings nicht lange. Schon bald zieht es wieder zu. Am späten Nachmittag sammle ich Blaubeeren, die es um die Hütte herum in Hülle und Fülle gibt. Später repariere ich noch meinen zweiten Laufschuh und hacke Holz. Endlich mal gescheites Werkzeug. Hier gibt es tatsächlich eine scharfe Spaltaxt. So macht das Spaß.





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    • Blahake

      Fuchs
      • 18.06.2014
      • 1432
      • Privat

      • Meine Reisen

      #62
      AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

      Zitat von ChuckNorris Beitrag anzeigen
      Immerhin kann man sich an den Sträuchern festhalten und nach oben ziehen...
      Kommt mir so bekannt vor Das habe ich auf der Nordseite vom Ahkka stellenweise auch so gemacht!

      Danke Dir für den Tipp mit dem Luftmatrazensessel und schade, dass Du ihn im weiteren Verlauf der Tour wohl nicht mehr so oft nutzen konntest. Dafür wirken die Bilder vom Hütteninterieur ausgesprochen stimmungsvoll. Die Jameson-Flasche auf dem Fensterbrett war aber gar nicht von Dir, oder?

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      • ChuckNorris
        Erfahren
        • 03.08.2018
        • 177
        • Privat

        • Meine Reisen

        #63
        AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

        Doch, doch, der Jameson war von mir. Das sind diese ultra praktischen, hervorragend für's Trekking geeigneten Plastikflaschen die es am Flughafen im Duty Free gibt.

        Ich hab kurz Pause gemacht, aber schreibe momentan am nächsten Tag. Muss noch die Fotos fertig machen und dann gehts vermutlich morgen weiter.

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        • Blahake

          Fuchs
          • 18.06.2014
          • 1432
          • Privat

          • Meine Reisen

          #64
          AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

          Zitat von ChuckNorris Beitrag anzeigen
          ...Das sind diese ultra praktischen, hervorragend für's Trekking geeigneten Plastikflaschen die es am Flughafen im Duty Free gibt...
          Nicht, dass ich die nicht kennen würde! Dieses Jahr musste ich allerdings feststellen, dass es sie wohl tatsächlich nur in den Flughafen-Duty-Frees gibt und wegen der rein terrestrischen Anreise umdisponieren.

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          • Ljungdalen
            Alter Hase
            • 28.08.2017
            • 2716
            • Privat

            • Meine Reisen

            #65
            AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
            Nicht, dass ich die nicht kennen würde! Dieses Jahr musste ich allerdings feststellen, dass es sie wohl tatsächlich nur in den Flughafen-Duty-Frees gibt und wegen der rein terrestrischen Anreise umdisponieren.
            Auf Fähren gibt's die auch. Allerdings nicht mehr Duty Free, zumindest nicht zwischen D und S. Stena Line hatte aber nur 0,5 Liter Lauder's.

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            • ChuckNorris
              Erfahren
              • 03.08.2018
              • 177
              • Privat

              • Meine Reisen

              #66
              AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

              TAG 13 | 27.8.2020 DONNERSTAG



              Das erste Stück meines Weges für heute kenne ich schon. Über die Brücke zurück zum Litlvatnet. Sowohl Sæterelva, als auch Litlvasselva führen heute schon wieder so wenig Wasser, dass ich trockenen Fußes rüberkomme. Am See mache ich kurz Pause und überlege mir die weitere Route. Soll ich dem Tal weiter nach Süden folgen, oder steige ich direkt hier auf? Ich vermute, dass ich oben auf dem Holmfjellet besser vorwärtskommen sollte, also Aufstieg direkt hier.

              Am Nordufer des Sees quere ich noch einmal den Litlvasselva, der hier und heute nur ein harmloser Bach ist. Ganz anders als vor zwei Tagen, als er als Fluss mit Getöse die Schlucht herab gerauscht ist. Ich steige zu einer offensichtlichen Rampe auf. Zuerst durch Wald, dann nur noch durch Sträucher.













              Bevor ich den See Rundtjønna erreiche muss ich eine imposante Schlucht durchqueren, doch durch Glück finde ich direkt einen einfachen Ab- und Aufstieg. Südlich von P616 stoße ich auf zwei Steinwarten nahe am östlichen Hang.





              Ab hier kann ich mehr oder weniger auf einer Höhe nach Süden laufen. Es ist bewölkt und hier oben weht ein eisiger Wind. Ich brauche dringend eine Pause, aber mir ist zu kalt. Kurz kommt die Sonne raus und ich nutze die Chance um mir schnell einen Kaffee zu kochen und ein bisschen was zu essen.







              Irgendwo am See Småtjønna sollte der Abstieg beginnen, den mir der Jäger empfohlen hat.

              Ganz wohl ist mir nicht bei der Sache. Die Route muss durch enorm steiles Gelände führen. Aber der Jäger war sich sicher: „Das passt schon, der Weg ist markiert.“ Na gut, mal sehen.

              Der Ausblick zu Vistmannen und Visttindan ist phänomenal, die Ebene mit den weit verästelten Seen wunderschön.





              Ich halte Ausschau nach irgendwelchen Markierungen. Da!

              Drei Steinwarten nebeneinander. Eine einzelne steht ein paar Meter weiter. Das sieht aber gar nicht gut aus. Da kann es nicht lang gehen. In der anderen Richtung sehe ich in der Ferne noch eine weitere Markierung. Als ich näher komme taucht noch eine auf. Ok, bis dahin gehe ich noch. Wenn die nächste Warte im Osten kommt gehe ich da lang. Falls nicht muss ich wohl oder übel zurück und mein Glück in dem gruseligen Stück von vorhin versuchen.

              Gottseidank. Noch eine Warte. Richtige Richtung, mit Trampelpfad. Alles klar, das ist mein Weg. In der anderen Richtung müsste der Weg irgendwo im Westen ebenfalls ins Tal führen. Für mich geht es aber nach Osten, auf immer klar erkennbarem Steig steil bergab. Ganz am Ende kommt sogar noch ein Stück, das mit einem billigen Plastikseil aus dem Baumarkt versichert ist. Ich schaue mir kurz den Knoten und den windigen Busch an dem das ganze festgebunden ist an. Ziemlich improvisiert, sollte aber halten. Notwendig war es nicht, die paar Meter hätte man auch abklettern können, aber es hat auf jeden Fall geholfen.





              Ich hab’s geschafft. Ich bin im Eiterådalen. Jetzt nur noch ein paar Kilometer Piste. Der Eiteråga ist unfurtbar. So muss ich in einem Bogen zurück nach Norden, über eine Brücke und dann wieder am Fluss entlang nach Süden. Noch ungefähr 6km bis zur Hütte Langskardnasan. Hin und wieder gibt es einen schönen Blick auf den Fluss, meistens ist die Strecke aber ziemlich monoton.





              Nach ein paar Kilometern kommt mir endlich die Idee von meinen Wanderstiefeln auf die geflickten Laufschuhe zu wechseln. Was für eine Wohltat.

              Aha, ok. Die Straße ist zu Ende. Genau hier müsste eigentlich die Hütte stehen! Ich stehe aber nur vor einem ranzigen Bauwagen der Aluminiumwerke in Mosjoen. Vielleicht habe ich nur was übersehen und die Hütte existiert tatsächlich, aber ich kann nichts finden. Ich bin inzwischen überzeugt, dass die Karte von Nordeca richtig scheiße ist. Der Abstieg von vorhin – nicht eingezeichnet. Fjellgarden – nicht eingezeichnet. Jetzt eine Hütte die unauffindbar ist.



              Ich beschließe weiter zu laufen. Noch 4 km zur Stavassætra. Es geht wunderschön am Fluss entlang. Dann eine Schleife durch’s Moor, bis ich vor einem grandiosen Wasserfall stehe. Sofort steht fest, hier bleibe ich.



              Eine passable Stelle für mein Zelt ist bald gefunden. Ein Wahnsinnsplatz! Außerdem bin ich hier im Blaubeerparadies. Ich fühle mich mal wieder wie Balu der Bär und mampfe Beeren frisch vom Strauch während ich mein Zelt aufbaue.













              Das war ein harter Tag, aber mit einem perfekten Ende. Über 20 km, 800 Hm rauf und wieder runter. Ich bin rechtschaffen geschafft und genieße den Abend.

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              • Susi1956
                Gesperrt
                Anfänger im Forum
                • 27.10.2020
                • 10
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                Wunderschöne Bilder! Danke!

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                • Fjellfex
                  Fuchs
                  • 02.09.2016
                  • 1228
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                  Zitat von ChuckNorris Beitrag anzeigen
                  Genau hier müsste eigentlich die Hütte stehen! Ich stehe aber nur vor einem ranzigen Bauwagen der Aluminiumwerke in Mosjoen. Vielleicht habe ich nur was übersehen und die Hütte existiert tatsächlich, aber ich kann nichts finden. Ich bin inzwischen überzeugt, dass die Karte von Nordeca richtig scheiße ist.
                  Wie ärgerlich: erst die Sache mit Fjellgården, und dann das. 2016 stand die Langskarneshytta genau dort, wo sie meine nordeca-Karte (Blatt 10114 Vistfjellan von 2015) verzeichnet hat, und wo sie laut norgeskart.no immer noch sein soll, nämlich ein wenig vor Ende/ westlich des Fahrweges.
                  Auch auf der homepage des Eigentümers ist die Hütte noch existent:
                  https://www.njff.no/fylkeslag/nordla...aspx?menuid=11

                  Aber vielleicht gut, daß Du die Hütte nicht gefunden hast; bei schönem Wetter ist es eh besser im Zelt, und zumal an so einem schönen Platz.

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                  • ChuckNorris
                    Erfahren
                    • 03.08.2018
                    • 177
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                    Na gut, dann muss ich wohl zähneknirschend mein Gemecker revidieren Offensichtlich war ich einfach nur zu blöd die Hütte zu finden.

                    Im Nachhinein war ich auch recht froh, dass ich noch weiter gelaufen bin. Der Platz am Wasserfall war es definitiv wert. Vor allem wenn ich mir das Bild von der Hütte anschaue. Vermutlich wäre ich da nicht geblieben, auch wenn ich sie gefunden hätte.

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                    • Fjellfex
                      Fuchs
                      • 02.09.2016
                      • 1228
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                      Meine Erinnerung an die Hütte ist nicht mehr ganz frisch. In meinem Bericht steht ja "keine sonderliche Perle". Aber immerhin kostenlos und mit Brennholz versorgt. Ich war an einem windigen, kalten und regnerischen Tag froh, dort zu sein. Vom Weg aus sieht man die Hütte, glaube ich, nicht. Ich alter Hosenscheißer hatte aber die GPS-Koordinaten einprogrammiert...

                      Bei trockenem und wärmeren Wetter warst Du aber bei dem Wasserfall bestens aufgehoben. Und spätestens nach einem Schlückchen Jameson durfte der Frust übers Nicht-Finden der Hütte verflogen sein...

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                      • ChuckNorris
                        Erfahren
                        • 03.08.2018
                        • 177
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #71
                        AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                        Jameson - my ass. Der war da schon lange leer

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                        • ChuckNorris
                          Erfahren
                          • 03.08.2018
                          • 177
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #72
                          AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                          TAG 14 | 28.8.2020 FREITAG



                          Was für ein schöner Platz. Am Morgen gibt’s Kaffee und Tee mit Blaubeerfrühstück, dazu das rauschen des Wasserfalls. Ich mache noch zig Fotos, von Stellen die ich alle gestern Abend auch schon fotografiert habe.









                          Der weitere Weg führt zuerst neben den Wasserfällen entlang, dann weiter vom Fluss entfernt ziemlich matschig zur Stavassætra.





                          Die schlimmsten Matschlöcher sind schon großzügig mit Holzbohlen entschärft. Trotzdem bleibt es eine Schlammschlacht. Die Etappe zur sehr schön gelegenen Hütte fällt kurz aus, das nächste Teilstück zum Stavatnet ebenfalls.





                          Hier am See gibt es einen Unterstand mit Feuerstelle für Angler und ein paar Meter weiter findet sich sogar ein Bootshaus samt Ruderboot zur freien Verwendung. Von wegen „leben wie Gott in Frankreich“, das sollte wohl eher auf „wie Gott in Norwegen“ enden. Zu blöd, dass ich weder eine Angel habe, noch dass ich damit umgehen könnte.

                          Es geht weiter nach Stavassgarden, einer großen alten Farm. Für diese „Hütte“ braucht man einen Schlüssel, nur die Küche und das Klo sind offen. Mein lieber Scholli, das ist aber mondän hier.





                          Schon kurz bevor ich Stavassgarden erreicht habe bin ich durch die ersten abgeholzten Stücke Wald gelaufen. Naja, die Zivilisation kündigt sich an. Ich laufe auf einem kleinen Pfad weiter Richtung Trofors – auch dieser ist nicht auf der Karte verzeichnet. Ein Stück geht es noch am Hang durch dichten Wald, dann über ausgedehnte Moorflächen auf das Ende dieser Tour zu.



                          Ich finde etwas, das wilde Johannisbeeren sein könnten, oder irgendwas anderes. Am Schluss geht es nochmal eine Weile durch dichten Wald. Ich habe noch nie so viele Schwammerl auf einem Haufen gesehen, Selbstversorger müsste man sein.



                          Als ich aus dem letzten Unterholz herausstolpere stehe ich unvermittelt auf einer breiten Schotterpiste. Vor mir der Fluss Svenningelva, der kurz später zum Vefsna werden wird. Am Straßenrand, direkt oberhalb einer grässlichen Uferbefestigung lege ich erstmal den Rucksack ab und mache mir Gedanken über den Rest des Tages.

                          Eigentlich liegt der Plan auf der Hand. Ab zum Supermarkt, Bier und Essen kaufen, danach auf einen Zeltplatz. Nur wohin genau? In Trofors selbst gibt es keinen Zeltplatz, der nächste liegt etwa drei Kilometer südlich, immer entlang der Landstraße, auf der anderen Seite des Flusses. Eine Busverbindung kann ich nicht finden, also doch zu Fuß. Nicht perfekt, aber es ist ein Plan.

                          Es geht weiter. Schon bald stehe ich vor dem Coop in Trofors. Ich kaufe erstmal nur genug Vorräte um über das Wochenende zu kommen. Ich will mich erstmal nur am Zeltplatz ausruhen und derweil einen Plan für die letzte Woche meines Urlaubs machen. Oh wie sehr freue ich mich darauf zu duschen. Und eine Waschmaschine. Und ein Bier. Oder sechs.

                          Vollbepackt mit tollen Sachen mache ich mich also wieder auf den Weg zu dem Zeltplatz den ich mir auserkoren habe. Puh, ganz schön schwer dieses Bier. Die letzten Kilometer werden nochmal anstrengend. Da ich direkt neben der Landstraße entlang laufe ist es auch weder besonders reizvoll, noch in irgendeiner Weise entspannend. Egal Zähne zusammenbeißen und durch.

                          Der Weg zieht sich, dann geht es endlich ab von der Landstraße auf ein Nebensträßchen, das zum Zeltplatz und einem Steinbruch führt.

                          Endlich, der Zeltplatz. Ziemlich ruhig hier. Zu ruhig. Ja Scheiße! Geschlossen!

                          Während ich mein Ziel-/Frustbier trinke rufe ich beim Zeltplatz in Grane an. Sehr gut die haben offen. Da laufe ich aber sicher nicht mehr hin. Internet, Google, Taxi. Die zweite Telefonnummer die ich ausprobiere führt zum Erfolg. Zwar versteht weder der gute Mann mich, noch ich ihn aber nach ein paar Minuten habe ich das Gefühl, dass er mich aufsammeln wird.

                          Kurz darauf sitze ich frisch geduscht auf dem Zeltplatz in Grane. Kein besonders toller Platz. Die Waschmaschine scheint auch kaputt zu sein, aber das ist jetzt egal. Es gibt was richtiges zu Essen und kaltes Bier.

                          Wie so oft, kam also auch diesmal noch eine Überraschung am Ende des Weges, aber das bin ich ja inzwischen gewohnt. Eigentlich hätte ich schon skeptisch werden sollen als bis zum Supermarkt alles super geklappt hatte.

                          Alles in allem eine sehr schöne Tour. Das schlechte Wetter hat sich ein bisschen zum Glücksfall entwickelt. Dadurch habe ich einige wunderschöne Ecken entdeckt, die ich sonst niemals durchwandert hätte. Es macht mir nichts (mehr) aus, dass ich weder Vistvasselva noch Grunnvassdalen erreicht habe.

                          Eine Weile hatte ich noch geplant in der letzten Woche Urlaub doch noch zum Grunnvassdalen zu laufen. Routen gäbe es genug. Nach einem Blick auf den Wetterbericht der nächsten Tage löst sich der Plan aber schnell in Luft auf. Eine Mischung aus miesem und passablem Wetter. Darauf habe ich jetzt echt keine Lust mehr. Die Routen die mich von hier aus interessieren würden führen alle auf 1000 Meter hoch. Das Risiko, dass ich wegen Null Sicht wieder abwarten muss ist mir zu groß.

                          Außerdem sind die Osthänge auf dieser Höhe immer noch von großen und ziemlich steilen Schneefeldern bedeckt. Nein Danke.
                          Es wird sich schon noch was anderes finden und die Sache mit dem Angeln würde ich eigentlich auch gerne noch ausprobieren…

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                          • Blahake

                            Fuchs
                            • 18.06.2014
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                            #73
                            AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                            Da am Wasserfall hast Du ja ein echt traumhaft schönes Plätzchen erwischt! Und auch sonst gefällt mir die Gegend auf deinen Bildern ausnehmend gut! Vielleicht sollte ich mein Jameson-Fläschchen auch mal da spazieren tragen!?!

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                            • ChuckNorris
                              Erfahren
                              • 03.08.2018
                              • 177
                              • Privat

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                              #74
                              AW: [NO] Von der Freude am Scheitern

                              Vielleicht sollte ich mein Jameson-Fläschchen auch mal da spazieren tragen!?!
                              Das würde ich schon empfehlen :-)

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                              • ChuckNorris
                                Erfahren
                                • 03.08.2018
                                • 177
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #75
                                Puh. Ich wollte gerade den Rest des Berichts einstellen, aber der neue Workflow ist jetzt wirklich oberhalb meiner Schmerzgrenze. Hut ab an die Admins. Ich bin mir sicher, ihr gebt euch alle Mühe. Mir ist das jetzt aber zu viel Aufwand. Ich stelle den Rest des Berichts mal als PDF ein. Von der Freude am Scheitern_Epilog_2.pdf
                                (die Linie gibts nur weil sonst alles andere auch Teil des Hyperlinks wäre :-))

                                Für alle die bisher mitgelesen haben, lasst euch nicht abschrecken. Das Dokument hat zwar 33 Seiten, aber das meiste sind Fotos :-)

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                                • Fjellfex
                                  Fuchs
                                  • 02.09.2016
                                  • 1228
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #76
                                  Eine Lehre, die man als Leser dieses Berichtes mitbekommt, lautet: Scheitern kann schön, vergnüglich und unterhaltsam sein.
                                  Danke für´s Mitnehmen!

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                                  • ChuckNorris
                                    Erfahren
                                    • 03.08.2018
                                    • 177
                                    • Privat

                                    • Meine Reisen

                                    #77
                                    Danke schön :-)

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                                    • Blahake

                                      Fuchs
                                      • 18.06.2014
                                      • 1432
                                      • Privat

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                                      #78
                                      Klappt auch als pdf! Und endlich mal eine Empfehlung, wo man nicht hinreisen muss. Da wird die Wunschliste nicht noch länger!

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