Tourentyp | |
Lat | |
Lon | |
Mitreisende | |
"Pandemic area starts over there", freundlich aber bestimmt weist die finnische Grenzpolizistin uns ab. Mit einem Holztisch und Sonnenschirm ist der lange ungenutzte Grenzposten nun wieder in Betrieb. "Of course you can go to Sweden, but only Finnish citizens can return." Nach 10 Tagen in der finnischen Wildnis haben wir unser Ziel Karesuvanto erreicht. Diese Ortschaft liegt direkt auf der Grenze, geteilt durch den Fluss Muniojoki. Und nur auf der schwedischen Seite gibt es einen Supermarkt. Aber am Ende unserer Reise, die uns kurz durch Nordnorwegen, am Halti, dem höchsten Berg Finnlands vorbei und über mehrere Wildflüsse im äußersten Norden Finnlands führte, ist es uns nicht vergönnt, auch noch schwedischen Boden zu betreten. Aber ich fange am Besten von vorn an diese außergewöhnliche Tour zu berichten.
Pandemic area starts over there - die finnisch-schwedische Grenze in Karesuvanto
Im vorigen Jahr hatten wir eine Packraft-Tour auf dem Lainioälven im Norden Schwedens unternommen (Bericht hier: https://www.outdoorseiten.net/forum/...orne%C3%A4lven), und die Landschaft schlug uns so in den Bann, dass wir wieder nach einem ähnlichen Fluss, nur mit noch anspruchsvollerem Wildwasser suchten. Holger empfahl mir hier im Forum die drei ineinander übergehenden Flüsse Valtijoki, Poroeno und Lätäseno. Er selbst hatte diese Reise 2012 unternommen und sich mit dem Wasserflugzeug zum Somasjärvi einfliegen lassen. Aus Klimaschutz- und Kostengründen kam das für uns nicht in Frage. Nach dem Abwägen unterschiedlicher Möglichkeiten entschieden wir uns für folgende Anreise: Flug von Berlin über Helsinki nach Rovaniemi, am nächsten Tag 7 Stunden Busfahrt von Rovaniemi nach Kilpisjärvi. Hier begann dann der sportliche Teil, 50 km Wanderung über den Nordkalottleden zum Somasjärvi und dann 80 km paddeln auf den drei Wildflüssen bis Karesuvanto. Von hier dann wieder mit dem Bus nach Rovaniemi und Rückflug nach Berlin.
Route von Kilpisjärvi nach Karesuvanto
Drei wesentliche Hindernisse waren bereits vor Reiseantritt absehbar, die Pandemie, die knappe Zeit, und die Mückenplage. Lange war nicht klar, ob wir die Reise überhaupt durchführen konnten, Finnland öffnete die Grenzen erst am 15.07., Finnair änderte mehrfach unsere Flugdaten. Am Ende ging der einzige mögliche Flug am 24.07. morgens von Frankfurt, denn unsere Zeit war knapp bemessen. Ich war bis zum 24.07. zu einer vierwöchigen Wehrübung einberufen, und Jannikas Ferien endeten am 05.08., blieben also mit An- und Abreise nur 13 Tage Zeit für diese anspruchsvolle Tour. Wir mussten also ordentlich Strecke machen und waren jeden Tag mindestens 10 Stunden unterwegs. Gerade zu Anfang zweifelte ich mehrfach, ob wir es überhaupt pünktlich zu unserem Rückflug schaffen würden. Dazu kamen die Mücken. Bereits vor der Abreise lasen wir Berichte von der heftigsten Mückenplage in Skandinavien seit Jahren, Schuld war der milde Winter. So hatte ich extra Mückennetze für den Kopf bestellt. Beim Packen stellte sich dann allerdings heraus, dass man mir stattdessen selbstaufblasende Sitzmatten geschickt hatte. Was für ein nutzloser Ausrüstungsgegenstand. Doch wie schlimm es um die Mücken wirklich bestellt sein sollte, wurde mir erst im Hotel in Rovaniemi bewusst, als ich mich in der Sauna mit einigen finnischen Anglern unterhielt. Diese hatten ihre Tour abgebrochen, weil sie es einfach nicht mehr aushielten. Verzweifelt suchten wir am nächsten Morgen vor der Abfahrt des Busses noch in mehreren Outdoorläden nach Mückenschleiern, doch alle waren ausverkauft. Tatsächlich sollten die Biester uns, vor allem Jannika, ziemlich zerstechen, nur beim Paddeln ließen sie uns glücklicherweise weitgehend in Ruhe. So konnten wir letztlich alle Hindernisse überwinden und wurden mit einer atemberaubenden Reise belohnt.
Selbst ins Augenlied wurde Jannika gestochen - und am nächsten Tag auch noch auf der anderen Seite
Tag 1:
Nach siebenstündiger Busfahrt erreichen wir gegen 17:30 bei strömendem Regen Kilpisjärvi an der finnisch-norwegischen Grenze. Wir kaufen im Supermarkt noch ein paar Zehen Knoblauch - der leider auch nicht gegen die Mücken helfen sollte. Ansonsten haben wir alles dabei, mit unserer Ausrüstung, den beiden Booten und 11 kg Essen tragen wir jeweils knapp 25 kg Gepäck auf dem Rücken. Das Wetter klart schnell auf und der Nordkalottleden führt direkt durch die schönste finnische Tundralandschaft, mit mehreren kleinen Wasserfällen und zahlreichen Seen. Knapp 10 km legen wir zurück und überqueren auch unbemerkt die Grenze nach Norwegen. Am See Saarijärvi schlagen wir unser Zelt bei ziemlich starkem Wind auf, der immerhin die Mücken fernhält.
Beim Aufsetzen des Hinkelsteins
Tag 2:
Wir stehen früh auf, denn heute wollen wir mindestens 20 km zurücklegen. Nach kurzem Frühstück aus Porridge und Kaffee brechen wir das Zelt ab und marschieren los. Allerdings merken wir auch gleich wie beschwerlich der Weg werden sollte: Zwar ist er ausgezeichnet mit kleinen orangenen Holzpflöcken markiert, doch führt er wortwörtlich über Stock und Stein, zahlreiche Steinfelder sind zu passieren, später folgen auch noch Flussquerungen und Altschneefelder. In den ersten Stunden kommen wir nur mit 2 km/h voran. Wir wandern nun über einen Gebirgspass, die schneebedeckten Gipfel bieten ein herrliches Panorama. Beim Abstieg ins Tal gehen wir durch die tiefhängenden Wolken, die plötzlich anfangen gussartig abzuregnen. Erschöpft sind wir und völlig durchnässt, als wir am Nachmittag die Schutzhütte Kuonjarjoki erreichen. Drinnen sitzen bereits mehrere finnische Wandergruppen, aber wir finden noch einen Platz am Holzofen und werden schnell wieder trocken.
Nach einer Stunde Pause geht es weiter, tatsächlich ist auch der Weg jetzt viel besser, wir kommen zügig voran. Die Sonne zeigt sich und wir wandern bis wir um gegen 21:00 Uhr die nächste Schutzhütte Meekonjärvi am gleichnamigen malerischen See erreichen, in deren Nähe wir das Zelt aufbauen. Die Wanderstiefel stellen wir über Nacht an den Holzofen zum Trocknen.
Aufstieg auf den Pass
Abstieg ins Tal über Altschneefelder
Zeltplatz am Meekonjärvi
So, morgen schreibe ich weiter...
Kommentar