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Nordwärts. Grövelsjön, Glaskogen. Traum und Alptraum.
Reisezeitraum: 23. August - 16. September 2019
Der Alptraum
Die Threema-Nachricht ploppt auf. Hier im Glaskogen Reservat ist bester Empfang. „Lies das mal“, steht über dem Link, den mir ein Freund aus Deutschland schickt. „Tödliche Hundeseuche in Norwegen“ steht da. Es ist Mitte September. Ich bin 1600 Kilometer weg von Zuhause. Nördlich. Zum ersten Mal da oben. Fast. Im Dezember zuvor war ich ein paar Tage dienstlich in Oslo und bin der Stadt, ihrer Luft und ihrem Licht vom ersten Moment an verfallen. Die schneidende Kälte, die Sonnenuntergänge über dem Oslofjord mittags um drei, die Dunkelheit, der Straßengitarrist im Schnee am Hafen, beleuchtet von einem Kreis aus Teelichtern; Licht, Fackeln, Feuer überall.
Und jetzt die Rückkehr für die erste Nordland-Tour: Schweden, Norwegen, Fjell, alles Neuland. Ich war unterwegs um Grövelsjön, habe auf dem Rückweg Zeit zum Vertrödeln und bin im traumhaften Glaskogen-Naturreservat gelandet. Es ist Saisonende, ich bin auf dem riesigen Areal an Wald und See fast ganz allein. Ich sitze am Feuer, vor mir Böschung und das dunkle Gewässer, hinter mir das WoMo, um mich herum tiefste Stille. Neben mir mein Hund. Coco. Dreieinhalb Jahre alt und mir so nah wie noch keiner unserer Hunde bislang. Ich öffne den Link und lese: „Dutzende Hunde in Norwegen an rätselhaftem tödlichem Brechdurchfall gestorben“. Meist nördlich von Oslo, in der Grenzregion zwischen Norwegen und Schweden. Genau da, wo ich gerade herkomme.
Viel steht nicht in dem Bericht hinter dem Link. Aber er setzt das Kopfkino in Gang. Hab' ich nicht letzte Woche im Rogengebiet das Pärchen mit dem Hund getroffen, das mich gefragt hat, ob ich von der Hundeseuche gehört habe? Und dann war da doch...
Ich erstarre. In Grövelsjön hatte ich Kristin kennengelernt, eine deutsche Fernwanderin, die mit ihren zwei Hunden auf ihrer Tour durch Norwegen an der Sjöstugan gestrandet ist, weil einer der Hunde verletzt war. Sie wollte den Winter über dort jobben und hatte mir Tipps für meine Tour gegeben. Aber als ich zurückkam, hatte sie nur noch einen Hund. Der andere, erinnere ich mich entsetzt, war vier Tage nach meinem Tourstart praktisch von einer Stunde auf die andere gestorben, Kristins Zimmer voll von blutigem Erbrochenen und Durchfall, als sie von der Arbeit zurückkam, der Hund nicht mehr zu retten.
Ich hatte das schon fast wieder vergessen. Ein fieses Gefühl steigt in mir hoch. Meine Coco hatte Schnuffelkontakt zu Kristins Hunden. Ich fange fieberhaft an zu rechnen.Wie lange ist der Kontakt zu dem kranken Hund her, zwei Wochen? Wie lange könnte bei einer Ansteckung die Inkubationszeit sein? Mein Blick fällt auf Coco, die zufrieden vor mir am Feuer liegt. Alles ist gut.
In der gleichen Nacht, morgens gegen halb vier, bekommt Coco im Wohnmobil grauenhaften Durchfall und fängt an, sich zu erbrechen.
Der Anfang
Ihr hier seid schuld. Gäbe es dieses Forum und diese Nordland-Reiseberichte und Fotos nicht, wäre ich nie auf die Idee gekommen, meinen jahrzehntelang gewohnten Urlaubshorizont um 180 Grad zu drehen und nach Norden neu auszurichten. Im Winter 2018 stand der Entschluss fest: Im August/September 2019 geht es erstmals für knapp vier Wochen in den Norden. Nur: Wohin? Weit werde ich nicht kommen. Die Anreise aus dem Südwesten Deutschlands ist selbst in den skandinavischen Süden lang. Mit Hund kommt weder Flug noch Bahnreise wirklich in Frage, denke ich. Bleibt das Wohnmobil. Das schränkt Ziele und Zeit ein. Ich fahre allein. Mehr als eine Woche für An- und Rückfahrt sollte auf keinen Fall draufgehen.
Also den Radius abgesteckt und eine Region für eine Rucksacktour von etwa 10+2 Tagen gesucht, möglichst autark, aber auf einigermaßen markierten Wegen und mit ein wenig Hütten-Infrastruktur zumindest irgendwo in Reichweite – sicher ist sicher. In den Alpen fühle ich mich ordentlich gelände- und wetterfest, weiß, was ich tue und besser lasse. Aber schließlich habe ich keine Fjellerfahrung. Keine Ahnung, was da oben auf mich zukommt.
Plan A war dann nach einigem Geschreibe mit Forumsmitgliedern bald klar: Grövelsjön/Rogen-Gebiet. Andreas Tour hier sollte mir als grobe Vorlage dienen. Als mögliche Wetter-Ausweichziele hatte ich mir Jotunheimen oder die Vidda ausgeguckt, ohne detailliert zu planen.
Anreise und Ankunft
Mittwochabend los, 4 Stunden Autobahn nach Norden, Nachtstopp zwischen Kassel und Hannover, am nächsten Tag über die Alptraum A1 zwischen Hamburg und Kiel gequält. Donnerstag Nachmittag pünktlich und mit reichlich Reserve am Stena Line Kai in Kiel aufgeschlagen.
Stena Line Kai, Kiel. Ganz schöner Pott.
Die Hundekabine war rechtzeitig gebucht, Check-In tiptop organisiert. Doch schon recht aufregend für Mensch und Hund, das alles.
Hundekabine, mit Napf.
Einziges Manko: ein erbärmlich stinkendes Hundedeck.
Wenigstens Frischluft.
Nicht einmal auf Zehenspitzen wollte Coco die für die Hundegeschäfte vorgesehene Matte betreten. Dann lieber verhalten. Überraschung: Es gibt kein Handynetz und kein kostenfreies Wlan an Bord – da kann ich schon mal abschalten. Am nächsten Morgen dann der erste Bilderbuch-Blick auf Schweden – die Einfahrt nach Göteborg.
So sieht's da also aus.
Ich nehme mit dem Auto Kurs über Oslo und Norwegen nach Norden Richtung Femunden und dann über die 221 über die Grenze nach Grövelsjön. Und hallo: Das ist ja schon was ganz anderes hier. Alles neu, alles anders. So kann man Autobahnparkplätze also auch gestalten – warum geht das bei uns nicht?
Autobahnparkplatz zum ersten...
...und zum zweiten. Wer will da schon weiterfahren?
Je weiter es nach Norden geht, desto weniger Autos und desto mehr Wasser und Wald sehe ich. Stundenlang der Straße nach. Schnurgeradeaus, und das mit nervtötendem Tempo 80. Bei uns fährt man knappe 100 bei Tempo 80, hier fahren sie höchstens 70... und mitten im Nichts sind Radarfallen und Videokameras.
Immer geradeaus.
Der Wald rundum sieht zum Teil ganz schön mitgenommen aus. Brände? Käfer? Trockenschäden? Die Straße ist eine einzige Welle. Ein ganz neues Fahrgefühl, bei uns wird fast alles horizontal begradigt. Hier nicht. Am Horizont Berge. Sonst nichts, und davon ganz viel. Was, wenn ich hier eine Reifenpanne habe? Es ist praktisch kein Verkehr.
Irgendwann stehen Rentiere auf der Straße. Und neben der Straße. Springen vor mir über die Straße. Schlendern auf der Straße.
Gegenverkehr.
Echt jetzt?!
Da ploppt jedes Klischee live auf. Ich bin ganz offensichtlich in einem anderen Film gelandet. Und lasse mir Zeit, übernachte noch mal am Femunden-Strand.
Femunden.
Manno!
Soll ich nicht gleich hier bleiben? Warum hab ich kein Boot dabei? Das frage ich mich später noch öfter. Packraft, ich komme. Unfassbare Natur. Freitagmittag dann erreiche ich Grövelsjön, fahre die Straße von der Fjällstation abwärts zum Parkplatz an der Stjöstugan. Auf einmal bin ich da.
Drüben Stjöstugan mit WoMo-Parkplatz.
Die erste Hunderunde geht an den See, alles erkunden, erschnüffeln, erschauen.
Ich höre: nichts. Auch deswegen bin ich hier. Stille, endlich. Ein Stück den Fluss entlang, zum Sandstrand am See.
Und gleich der richtige Eindruck: Ich laufe zwar streng genommen auf einem Pfad am festen Ufer, aber eigentlich eine Handbreit tief im Wasser.
Bei jedem Tritt quietschen die Schuhe. Das Wasser steht sogar am Hang. Das glaubt mir zuhause keiner. Wie geht das denn? Warum läuft es nicht ab? Gibt's hier keine Schwerkraft?
Ich finde die alte Bootshütte, die ich von den Fotos in Andreas Bericht kenne, die Brücke, die ich als Hintergrund auf meinem Rechnerdisplay habe.
Echt jetzt – ich bin hier? Mache ich das jetzt wirklich? Schon klar: Ich schreibe gerade genau das gleiche wie alle anderen Premierengänger...
Mit Erik von der Sjöstugan kläre ich für zwei Tage einen der wenigen Stellplätze, bis ich zur Tour aufbreche. Mit Strom, Toiletten- und Duschenbenutzung. Danach soll das WoMo oben auf den großen Parkplatz kommen, so lange ich auf Tour bin. Zwei Tage will ich mich noch an das Gelände gewöhnen, mich orientieren, Karte und Echtbild in Einklang bringen, Wetter, Wind und Wolkenzug beobachten, Tagestouren machen, Rucksack packen.
Nächste Premiere: An der Stugan gibt es dieses Nachmittagsangebot für einen Zehner: Våfflor mit Hjortronsylt und Sahne, dazu Kaffee, so viel man mag. Hier lerne ich Kristin kennen, die bis zum Frühjahr hier jobbt und die leckeren Waffeln backt. Dann will sie ihre Tour mit ihren beiden kleinen Hunden fortsetzen. Ein Volltreffer für mich. Sie kennt jeden Weg, jede Tour und das Gebiet, in das ich will. Wir verabreden uns für ihren Feierabend, um meine geplante Runde abzusprechen. Montag will ich aufbrechen. Die Zeit bis dahin verfliegt. Ich kann es kaum abwarten. Und dann steht da der gepackte Rucksack vor dem WoMo. Coco trägt einen Teil ihres Futters selbst. Es geht los.
Aufbruch.
Reisezeitraum: 23. August - 16. September 2019
Der Alptraum
Die Threema-Nachricht ploppt auf. Hier im Glaskogen Reservat ist bester Empfang. „Lies das mal“, steht über dem Link, den mir ein Freund aus Deutschland schickt. „Tödliche Hundeseuche in Norwegen“ steht da. Es ist Mitte September. Ich bin 1600 Kilometer weg von Zuhause. Nördlich. Zum ersten Mal da oben. Fast. Im Dezember zuvor war ich ein paar Tage dienstlich in Oslo und bin der Stadt, ihrer Luft und ihrem Licht vom ersten Moment an verfallen. Die schneidende Kälte, die Sonnenuntergänge über dem Oslofjord mittags um drei, die Dunkelheit, der Straßengitarrist im Schnee am Hafen, beleuchtet von einem Kreis aus Teelichtern; Licht, Fackeln, Feuer überall.
Und jetzt die Rückkehr für die erste Nordland-Tour: Schweden, Norwegen, Fjell, alles Neuland. Ich war unterwegs um Grövelsjön, habe auf dem Rückweg Zeit zum Vertrödeln und bin im traumhaften Glaskogen-Naturreservat gelandet. Es ist Saisonende, ich bin auf dem riesigen Areal an Wald und See fast ganz allein. Ich sitze am Feuer, vor mir Böschung und das dunkle Gewässer, hinter mir das WoMo, um mich herum tiefste Stille. Neben mir mein Hund. Coco. Dreieinhalb Jahre alt und mir so nah wie noch keiner unserer Hunde bislang. Ich öffne den Link und lese: „Dutzende Hunde in Norwegen an rätselhaftem tödlichem Brechdurchfall gestorben“. Meist nördlich von Oslo, in der Grenzregion zwischen Norwegen und Schweden. Genau da, wo ich gerade herkomme.
Viel steht nicht in dem Bericht hinter dem Link. Aber er setzt das Kopfkino in Gang. Hab' ich nicht letzte Woche im Rogengebiet das Pärchen mit dem Hund getroffen, das mich gefragt hat, ob ich von der Hundeseuche gehört habe? Und dann war da doch...
Ich erstarre. In Grövelsjön hatte ich Kristin kennengelernt, eine deutsche Fernwanderin, die mit ihren zwei Hunden auf ihrer Tour durch Norwegen an der Sjöstugan gestrandet ist, weil einer der Hunde verletzt war. Sie wollte den Winter über dort jobben und hatte mir Tipps für meine Tour gegeben. Aber als ich zurückkam, hatte sie nur noch einen Hund. Der andere, erinnere ich mich entsetzt, war vier Tage nach meinem Tourstart praktisch von einer Stunde auf die andere gestorben, Kristins Zimmer voll von blutigem Erbrochenen und Durchfall, als sie von der Arbeit zurückkam, der Hund nicht mehr zu retten.
Ich hatte das schon fast wieder vergessen. Ein fieses Gefühl steigt in mir hoch. Meine Coco hatte Schnuffelkontakt zu Kristins Hunden. Ich fange fieberhaft an zu rechnen.Wie lange ist der Kontakt zu dem kranken Hund her, zwei Wochen? Wie lange könnte bei einer Ansteckung die Inkubationszeit sein? Mein Blick fällt auf Coco, die zufrieden vor mir am Feuer liegt. Alles ist gut.
In der gleichen Nacht, morgens gegen halb vier, bekommt Coco im Wohnmobil grauenhaften Durchfall und fängt an, sich zu erbrechen.
Der Anfang
Ihr hier seid schuld. Gäbe es dieses Forum und diese Nordland-Reiseberichte und Fotos nicht, wäre ich nie auf die Idee gekommen, meinen jahrzehntelang gewohnten Urlaubshorizont um 180 Grad zu drehen und nach Norden neu auszurichten. Im Winter 2018 stand der Entschluss fest: Im August/September 2019 geht es erstmals für knapp vier Wochen in den Norden. Nur: Wohin? Weit werde ich nicht kommen. Die Anreise aus dem Südwesten Deutschlands ist selbst in den skandinavischen Süden lang. Mit Hund kommt weder Flug noch Bahnreise wirklich in Frage, denke ich. Bleibt das Wohnmobil. Das schränkt Ziele und Zeit ein. Ich fahre allein. Mehr als eine Woche für An- und Rückfahrt sollte auf keinen Fall draufgehen.
Also den Radius abgesteckt und eine Region für eine Rucksacktour von etwa 10+2 Tagen gesucht, möglichst autark, aber auf einigermaßen markierten Wegen und mit ein wenig Hütten-Infrastruktur zumindest irgendwo in Reichweite – sicher ist sicher. In den Alpen fühle ich mich ordentlich gelände- und wetterfest, weiß, was ich tue und besser lasse. Aber schließlich habe ich keine Fjellerfahrung. Keine Ahnung, was da oben auf mich zukommt.
Plan A war dann nach einigem Geschreibe mit Forumsmitgliedern bald klar: Grövelsjön/Rogen-Gebiet. Andreas Tour hier sollte mir als grobe Vorlage dienen. Als mögliche Wetter-Ausweichziele hatte ich mir Jotunheimen oder die Vidda ausgeguckt, ohne detailliert zu planen.
Anreise und Ankunft
Mittwochabend los, 4 Stunden Autobahn nach Norden, Nachtstopp zwischen Kassel und Hannover, am nächsten Tag über die Alptraum A1 zwischen Hamburg und Kiel gequält. Donnerstag Nachmittag pünktlich und mit reichlich Reserve am Stena Line Kai in Kiel aufgeschlagen.
Stena Line Kai, Kiel. Ganz schöner Pott.
Die Hundekabine war rechtzeitig gebucht, Check-In tiptop organisiert. Doch schon recht aufregend für Mensch und Hund, das alles.
Hundekabine, mit Napf.
Einziges Manko: ein erbärmlich stinkendes Hundedeck.
Wenigstens Frischluft.
Nicht einmal auf Zehenspitzen wollte Coco die für die Hundegeschäfte vorgesehene Matte betreten. Dann lieber verhalten. Überraschung: Es gibt kein Handynetz und kein kostenfreies Wlan an Bord – da kann ich schon mal abschalten. Am nächsten Morgen dann der erste Bilderbuch-Blick auf Schweden – die Einfahrt nach Göteborg.
So sieht's da also aus.
Ich nehme mit dem Auto Kurs über Oslo und Norwegen nach Norden Richtung Femunden und dann über die 221 über die Grenze nach Grövelsjön. Und hallo: Das ist ja schon was ganz anderes hier. Alles neu, alles anders. So kann man Autobahnparkplätze also auch gestalten – warum geht das bei uns nicht?
Autobahnparkplatz zum ersten...
...und zum zweiten. Wer will da schon weiterfahren?
Je weiter es nach Norden geht, desto weniger Autos und desto mehr Wasser und Wald sehe ich. Stundenlang der Straße nach. Schnurgeradeaus, und das mit nervtötendem Tempo 80. Bei uns fährt man knappe 100 bei Tempo 80, hier fahren sie höchstens 70... und mitten im Nichts sind Radarfallen und Videokameras.
Immer geradeaus.
Der Wald rundum sieht zum Teil ganz schön mitgenommen aus. Brände? Käfer? Trockenschäden? Die Straße ist eine einzige Welle. Ein ganz neues Fahrgefühl, bei uns wird fast alles horizontal begradigt. Hier nicht. Am Horizont Berge. Sonst nichts, und davon ganz viel. Was, wenn ich hier eine Reifenpanne habe? Es ist praktisch kein Verkehr.
Irgendwann stehen Rentiere auf der Straße. Und neben der Straße. Springen vor mir über die Straße. Schlendern auf der Straße.
Gegenverkehr.
Echt jetzt?!
Da ploppt jedes Klischee live auf. Ich bin ganz offensichtlich in einem anderen Film gelandet. Und lasse mir Zeit, übernachte noch mal am Femunden-Strand.
Femunden.
Manno!
Soll ich nicht gleich hier bleiben? Warum hab ich kein Boot dabei? Das frage ich mich später noch öfter. Packraft, ich komme. Unfassbare Natur. Freitagmittag dann erreiche ich Grövelsjön, fahre die Straße von der Fjällstation abwärts zum Parkplatz an der Stjöstugan. Auf einmal bin ich da.
Drüben Stjöstugan mit WoMo-Parkplatz.
Die erste Hunderunde geht an den See, alles erkunden, erschnüffeln, erschauen.
Ich höre: nichts. Auch deswegen bin ich hier. Stille, endlich. Ein Stück den Fluss entlang, zum Sandstrand am See.
Und gleich der richtige Eindruck: Ich laufe zwar streng genommen auf einem Pfad am festen Ufer, aber eigentlich eine Handbreit tief im Wasser.
Bei jedem Tritt quietschen die Schuhe. Das Wasser steht sogar am Hang. Das glaubt mir zuhause keiner. Wie geht das denn? Warum läuft es nicht ab? Gibt's hier keine Schwerkraft?
Ich finde die alte Bootshütte, die ich von den Fotos in Andreas Bericht kenne, die Brücke, die ich als Hintergrund auf meinem Rechnerdisplay habe.
Echt jetzt – ich bin hier? Mache ich das jetzt wirklich? Schon klar: Ich schreibe gerade genau das gleiche wie alle anderen Premierengänger...
Mit Erik von der Sjöstugan kläre ich für zwei Tage einen der wenigen Stellplätze, bis ich zur Tour aufbreche. Mit Strom, Toiletten- und Duschenbenutzung. Danach soll das WoMo oben auf den großen Parkplatz kommen, so lange ich auf Tour bin. Zwei Tage will ich mich noch an das Gelände gewöhnen, mich orientieren, Karte und Echtbild in Einklang bringen, Wetter, Wind und Wolkenzug beobachten, Tagestouren machen, Rucksack packen.
Nächste Premiere: An der Stugan gibt es dieses Nachmittagsangebot für einen Zehner: Våfflor mit Hjortronsylt und Sahne, dazu Kaffee, so viel man mag. Hier lerne ich Kristin kennen, die bis zum Frühjahr hier jobbt und die leckeren Waffeln backt. Dann will sie ihre Tour mit ihren beiden kleinen Hunden fortsetzen. Ein Volltreffer für mich. Sie kennt jeden Weg, jede Tour und das Gebiet, in das ich will. Wir verabreden uns für ihren Feierabend, um meine geplante Runde abzusprechen. Montag will ich aufbrechen. Die Zeit bis dahin verfliegt. Ich kann es kaum abwarten. Und dann steht da der gepackte Rucksack vor dem WoMo. Coco trägt einen Teil ihres Futters selbst. Es geht los.
Aufbruch.
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