Letztes Jahr habe ich in Cusco von einem Einheimischen, der sich lange als Guide für Touristen und Expeditionen verdingt hat ein paar interessante Geschichten gehört.
Er hat mir neben allerlei interessanten Ausflugszielen und touristisch unbekannten Gebieten, wie zum Beispiel den Ruinen des letzten bekannten Inka Rückzugsortes Espiritu Pampa (Vilcabamba) und einigen vermutlichen Räuberpistolen noch eine sehr interessante Sache geschildert.
Er sprach von einem Gebirgsmassiv, welches jenseits des Rio Urubamba liegen soll und von dem viele Geschichten berichten, er aber noch nie dort gewesen ist und auch niemanden kennt, der dort jemals gewesen ist.
Von verlorenen Inkastädten und allerlei Geheimnissen war die Rede.
Es ist natürlich sicherlich viel Wunsch und Fiktion bei ihm dabei gewesen aber das betreffende Bergmassiv existiert wirklich.
Nordwestlich von der Hauptkordillere, abgetrennt durch die Flusstäler der Rio St. Teresa (später Rio Ene) und dem Rio Urubamba, erhebt sich diese Fortsetzung der Cordillera Vilcabamba über den Regenwald und das nach Osten abfallende Amazonastiefland.
12°22'31.99"S 73°37'3.19"W (Koordinate vom "High Point" dem höchsten gemessenen Punkt)
Es hat 1963 eine von der National Geographic Society unterstützte Expedition auf das Hochplateau gegeben. Die Expeditionsteilnehmer sind damals auf abenteuerliche Art und Weise mit Fallschirmen abgesprungen, haben Teile des Hochplateaus erforscht und wurden aus der Luft vesorgt und kämpften sich in einer über drei Monate andauernden Odysee in das Amazonastiefland zurück.
Der Bericht ist online auffindbar und sehr aufschlussreich.
https://nicholasasheshov.files.wordp...e-ngs-1964.pdf
Laut der Beschreibungen sind nicht nur der Berg und Nebelwald nahezu undurchdringlich, sondern auch das "offene" hochalpine Gelände. Übermannshohes Gras, Sumpflöcher und dichtester Elfenwald, wo jeder Meter mit der Machete erkämpft werden muss. Dazu kommen die nasskalten Temperaturen und der dauernde Regen und Nebel.
Es gehört wohl zu den am schwierigsten zu durchquerenden Geländen weltweit.
Eine weitere herpetologische Expedition versuchte 2016 vom Rio Apurimac zu Fuß auf das Hochplateau aufzusteigen, scheiterte aber an den unbarmherzigen Bedingungen und der falschen Jahreszeit in der Regenzeit.
https://www.biographic.com/by-foot-i...us-lost-world/
Jose Padials Expedition brachte aber schon nur auf der kurzen Strecke, die sie bewältigen konnten etliche neue und endemische Arten mit. Dieses Inselgebirge umgeben vom Regenwald, wird noch Unzählige neue Arten beherbergen, vor allem auf der, vom Rest der Anden abgeschnittenen Hochebene.
Nach all dem was ich jetzt in Erfahrung bringen konnte, reift auch in mir die Idee in diese wahrhaftige verlorene Welt aufzusteigen.
Dieses Jahr hat sich ohnehin schon erledigt, es bleibt also zumindest ein Jahr, für die nächste Trockenzeit zu planen.
Ein Unterfangen wie dieses, ist schon sehr umfangreich und wie geht man so etwas jetzt an um es als autarke Unternehmung umzusetzen?
Es gibt viele Dinge die mir noch Kopfzerbrechen bereiten.
-Die Route: Natürlich das wichtigste zuerst. Wie gehe ich das Hochplateau überhaupt an? Und von welcher Seite?
Da spielen viele Faktoren mit.
Erstens das Gelände. Nach meiner bisherigen Erfahrung mit Regenwaldtälern sind die Flusstäler die Schlüssel zur Landschaft, allerdings nur im Unterlauf, wo man in den großen Flussbetten laufen kann und Oberlauf, wo glaziale Trogtäler ein durchkommen ermöglichen. Genau die Mittelläufe sind aber das problematische und so steil abfallen und wild, dass man hier auf Kammrouten ausweichen muss.
Auch wird der Nebelwald dort einfacher zu durchqueren, wo die Hangneigunge weniger steil ist, denn je steiler, desto mehr Licht kommt auf den Boden und lässt eine Wand aus Unterwuchs entstehen.
Wie man es auch macht, wird es schwerste Machetenarbeit werden.
Zweitens: Menschliche Gefahren. Eines der Hauptprobleme in dieser Region, ist dass das untere Apurimacflusstal, eines der Hauptproduktionsgebiete für Koka und Kokain, weltweit darstellt und in dieser Red Zone, mächtige Kartelle regieren.
An den Füßen der Berge gibt viele illegale Kokafelder und Drogenlabore im Dschungel. Der Zugang sollte dort statt finden wo eben kein Koka angebaut wird und da scheint für mich nur die süd östliche Flanke des Gebirges in Frage zu kommen.
Das führt auch direkt zu einem weiteren Punkt
-Lokale Guides: Zumindest für den unteren Teil wäre es sehr ratsam auf einen lokalen Guide zu vertrauen, der einen eben um diese gefärlichen Spots herum manövrieren kann und der auch bei den Ashinanka Stämmen ein gutes Wort für einen einlegen kann. Das führt dann aber direkt zu einem anderen Problem, näcmlich dass so etwas schon mehr Aufmerksamkeit erregt und man dann nicht mehr unter dem Radar arbeiten kann. Dies ist ein Problem wo ich noch keine richtige Lösung gefunden habe.
Auch wenn man so eine Aktion anmeldet und mit offiziellen Stellen ankommt, kann so etwaszu viel Aufmerksamkeit erregen. Hier weiß ich noch nicht wie ich am besten vorgehe.
-Die Ausrüstung und Logistik: Das große Problem, dass sich hier stellt, ist dass man Ausrüstung für alle Klimazonen mit sich führen muss, vom dampfend heißen Tieflandregenwald bis zum klamm nassen Hochgebirgsplateau der Cordillere, dazu auch mit Sicherheit Seil und Gurt für unüberbückbare Stellen. Auch muss für Regenwaldtouren Medizin und Erste Hilfe immer besonders üppig vorhanden sein. Das geht alles ins Gewicht, was nur einen Teil des Gepäcks ausmacht, denn irgendwie muss man auch Nahrung für eine so lange Expedition mit sich nehmen.
Da vermutlich allein der Aufstieg einiges an Zeit in Anspruch nehmen würde, wäre es eine Idee Träger anzuheuern, die Nahrungspakete an ein Hochlager bringen, eventuell kurz bevor man auf das Hochplateau durchbricht. Aber auch hier wäre die Problematik gegeben, dass die Aktion dann höhere Wellen schlägt als sie eventuell sollte.
Ansonsten müsste man alles selber schleppen und sich dazu aus der Natur versorgen. Baekaland und Gimbel berichten aber auch davon dass auch dem Hochplateau kaum Ressourcen zur Selbstversorgung zu finden waren. In den Seen haben sie keine Fische entdeckt.
-Das Team: José Padials Expedition, krankte wie viele wissenschaftliche Expeditionen in solchen Regionen daran, dass der Umfang, die Logistik und die Teilnehmer einfach zu viel waren für das gesteckte Ziel. Meine Erfahrung besonders in Regenwäldern ist, dass eine kleinere Gruppe, viel schneller, viel weiter kommt und deutlich flexibler ist. (Ausserdem hätte diese Gruppe keine herpetologischen oder sonstigen wissenschaftlichen Ziele und könnte deutlich leichter und schneller unterwegs sein)
Maximal vier Leute wäre die ideale Gruppengröße, die den Balanceakt zwischen Flexibilität und Mobilität und einer gewissen Sicherheit auf der anderen Seite gewährleistet.
Ich teile meine Ideen hier, weil ja durchaus einige Leute gibt die schon ziemlich abgefahrene Sachen gemacht haben, wenn auch nicht unbedingt in tropischen Regenwaldgebirgen und gute Ideen beisteuern können, oder eventuell mit dem Gedanken spielen mitzukommen.
Ich bin zurzeit ziemlich enthusiastisch, dass es wirklich statt finden wird. Wann steht auf einem anderen Blatt. Hoffentlich schon in einem Jahr. Ohne zweifel, wie es auch im Detail stattfinden wird, wird es eine sehr extreme Unternehmung.
Er hat mir neben allerlei interessanten Ausflugszielen und touristisch unbekannten Gebieten, wie zum Beispiel den Ruinen des letzten bekannten Inka Rückzugsortes Espiritu Pampa (Vilcabamba) und einigen vermutlichen Räuberpistolen noch eine sehr interessante Sache geschildert.
Er sprach von einem Gebirgsmassiv, welches jenseits des Rio Urubamba liegen soll und von dem viele Geschichten berichten, er aber noch nie dort gewesen ist und auch niemanden kennt, der dort jemals gewesen ist.
Von verlorenen Inkastädten und allerlei Geheimnissen war die Rede.
Es ist natürlich sicherlich viel Wunsch und Fiktion bei ihm dabei gewesen aber das betreffende Bergmassiv existiert wirklich.
Nordwestlich von der Hauptkordillere, abgetrennt durch die Flusstäler der Rio St. Teresa (später Rio Ene) und dem Rio Urubamba, erhebt sich diese Fortsetzung der Cordillera Vilcabamba über den Regenwald und das nach Osten abfallende Amazonastiefland.
12°22'31.99"S 73°37'3.19"W (Koordinate vom "High Point" dem höchsten gemessenen Punkt)
Es hat 1963 eine von der National Geographic Society unterstützte Expedition auf das Hochplateau gegeben. Die Expeditionsteilnehmer sind damals auf abenteuerliche Art und Weise mit Fallschirmen abgesprungen, haben Teile des Hochplateaus erforscht und wurden aus der Luft vesorgt und kämpften sich in einer über drei Monate andauernden Odysee in das Amazonastiefland zurück.
Der Bericht ist online auffindbar und sehr aufschlussreich.
https://nicholasasheshov.files.wordp...e-ngs-1964.pdf
Laut der Beschreibungen sind nicht nur der Berg und Nebelwald nahezu undurchdringlich, sondern auch das "offene" hochalpine Gelände. Übermannshohes Gras, Sumpflöcher und dichtester Elfenwald, wo jeder Meter mit der Machete erkämpft werden muss. Dazu kommen die nasskalten Temperaturen und der dauernde Regen und Nebel.
Es gehört wohl zu den am schwierigsten zu durchquerenden Geländen weltweit.
Eine weitere herpetologische Expedition versuchte 2016 vom Rio Apurimac zu Fuß auf das Hochplateau aufzusteigen, scheiterte aber an den unbarmherzigen Bedingungen und der falschen Jahreszeit in der Regenzeit.
https://www.biographic.com/by-foot-i...us-lost-world/
Jose Padials Expedition brachte aber schon nur auf der kurzen Strecke, die sie bewältigen konnten etliche neue und endemische Arten mit. Dieses Inselgebirge umgeben vom Regenwald, wird noch Unzählige neue Arten beherbergen, vor allem auf der, vom Rest der Anden abgeschnittenen Hochebene.
Nach all dem was ich jetzt in Erfahrung bringen konnte, reift auch in mir die Idee in diese wahrhaftige verlorene Welt aufzusteigen.
Dieses Jahr hat sich ohnehin schon erledigt, es bleibt also zumindest ein Jahr, für die nächste Trockenzeit zu planen.
Ein Unterfangen wie dieses, ist schon sehr umfangreich und wie geht man so etwas jetzt an um es als autarke Unternehmung umzusetzen?
Es gibt viele Dinge die mir noch Kopfzerbrechen bereiten.
-Die Route: Natürlich das wichtigste zuerst. Wie gehe ich das Hochplateau überhaupt an? Und von welcher Seite?
Da spielen viele Faktoren mit.
Erstens das Gelände. Nach meiner bisherigen Erfahrung mit Regenwaldtälern sind die Flusstäler die Schlüssel zur Landschaft, allerdings nur im Unterlauf, wo man in den großen Flussbetten laufen kann und Oberlauf, wo glaziale Trogtäler ein durchkommen ermöglichen. Genau die Mittelläufe sind aber das problematische und so steil abfallen und wild, dass man hier auf Kammrouten ausweichen muss.
Auch wird der Nebelwald dort einfacher zu durchqueren, wo die Hangneigunge weniger steil ist, denn je steiler, desto mehr Licht kommt auf den Boden und lässt eine Wand aus Unterwuchs entstehen.
Wie man es auch macht, wird es schwerste Machetenarbeit werden.
Zweitens: Menschliche Gefahren. Eines der Hauptprobleme in dieser Region, ist dass das untere Apurimacflusstal, eines der Hauptproduktionsgebiete für Koka und Kokain, weltweit darstellt und in dieser Red Zone, mächtige Kartelle regieren.
An den Füßen der Berge gibt viele illegale Kokafelder und Drogenlabore im Dschungel. Der Zugang sollte dort statt finden wo eben kein Koka angebaut wird und da scheint für mich nur die süd östliche Flanke des Gebirges in Frage zu kommen.
Das führt auch direkt zu einem weiteren Punkt
-Lokale Guides: Zumindest für den unteren Teil wäre es sehr ratsam auf einen lokalen Guide zu vertrauen, der einen eben um diese gefärlichen Spots herum manövrieren kann und der auch bei den Ashinanka Stämmen ein gutes Wort für einen einlegen kann. Das führt dann aber direkt zu einem anderen Problem, näcmlich dass so etwas schon mehr Aufmerksamkeit erregt und man dann nicht mehr unter dem Radar arbeiten kann. Dies ist ein Problem wo ich noch keine richtige Lösung gefunden habe.
Auch wenn man so eine Aktion anmeldet und mit offiziellen Stellen ankommt, kann so etwaszu viel Aufmerksamkeit erregen. Hier weiß ich noch nicht wie ich am besten vorgehe.
-Die Ausrüstung und Logistik: Das große Problem, dass sich hier stellt, ist dass man Ausrüstung für alle Klimazonen mit sich führen muss, vom dampfend heißen Tieflandregenwald bis zum klamm nassen Hochgebirgsplateau der Cordillere, dazu auch mit Sicherheit Seil und Gurt für unüberbückbare Stellen. Auch muss für Regenwaldtouren Medizin und Erste Hilfe immer besonders üppig vorhanden sein. Das geht alles ins Gewicht, was nur einen Teil des Gepäcks ausmacht, denn irgendwie muss man auch Nahrung für eine so lange Expedition mit sich nehmen.
Da vermutlich allein der Aufstieg einiges an Zeit in Anspruch nehmen würde, wäre es eine Idee Träger anzuheuern, die Nahrungspakete an ein Hochlager bringen, eventuell kurz bevor man auf das Hochplateau durchbricht. Aber auch hier wäre die Problematik gegeben, dass die Aktion dann höhere Wellen schlägt als sie eventuell sollte.
Ansonsten müsste man alles selber schleppen und sich dazu aus der Natur versorgen. Baekaland und Gimbel berichten aber auch davon dass auch dem Hochplateau kaum Ressourcen zur Selbstversorgung zu finden waren. In den Seen haben sie keine Fische entdeckt.
-Das Team: José Padials Expedition, krankte wie viele wissenschaftliche Expeditionen in solchen Regionen daran, dass der Umfang, die Logistik und die Teilnehmer einfach zu viel waren für das gesteckte Ziel. Meine Erfahrung besonders in Regenwäldern ist, dass eine kleinere Gruppe, viel schneller, viel weiter kommt und deutlich flexibler ist. (Ausserdem hätte diese Gruppe keine herpetologischen oder sonstigen wissenschaftlichen Ziele und könnte deutlich leichter und schneller unterwegs sein)
Maximal vier Leute wäre die ideale Gruppengröße, die den Balanceakt zwischen Flexibilität und Mobilität und einer gewissen Sicherheit auf der anderen Seite gewährleistet.
Ich teile meine Ideen hier, weil ja durchaus einige Leute gibt die schon ziemlich abgefahrene Sachen gemacht haben, wenn auch nicht unbedingt in tropischen Regenwaldgebirgen und gute Ideen beisteuern können, oder eventuell mit dem Gedanken spielen mitzukommen.
Ich bin zurzeit ziemlich enthusiastisch, dass es wirklich statt finden wird. Wann steht auf einem anderen Blatt. Hoffentlich schon in einem Jahr. Ohne zweifel, wie es auch im Detail stattfinden wird, wird es eine sehr extreme Unternehmung.
Kommentar