[SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

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    [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

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    [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee


    Land: Schweden
    Reisezeit: Mitte bis Ende Juli 2019
    Region: Lappland/Padjelanta
    Karte: Komoot-Link(etwas runterscrollen)



    Im letzten Jahr konnte ich leider nicht den ganzen Padjelantaleden laufen. Drum habe ich mich dieses Jahr dazu entschieden, den verpassten Teil vom Kvikkjokk aus zu laufen und dann über Sulitjelma dorthin zurückzugehen. So zumindest der Plan - aber erst einmal von Anfang an …

    Freitag, 12. Juli 2019 – Die Anreise nach Stockholm

    Nach einer unentspannten Bahnfahrt im Stehen zum Hamburger Flughafen, keimt nach Check-In und Sicherheitskontrolle das erste Gefühl von Urlaub auf, als ich Schwedisch am Gate höre. Mit einer schwedischen Metalband an Bord geht es pünktlich nach Stockholm Arlanda und von dort aus fix mit dem Arlanda Express in die Stadt.


    Hamburg Airport


    Arlanda Express

    Dort komme ich für eine Nacht im Scandic Upplandsgatan unter, wo auch schon der Abholzettel für mein Kocher-Paket bereitliegt. Warum habe ich nur erwartet, mal ein Paket direkt in ein Hotel geliefert zu bekommen. Nach einer kleinen Runde durch die Stadt ist der Tag auch schon zu Ende.


    Centralbron Stockholm




    Samstag 13. Juli 2019 – In Stockholm und die Bahnfahrt nach Norden

    Nach einem letzten reichhaltigen Frühstück bleibt noch viel Zeit für Paketabholung, Ausrüstungskauf und Sightseeing, denn mein Nachtzug nach Lappland fährt erst nach 18:00 Uhr. Die Paketabholung klappt reibungslos und bei Naturkompaniet auf der Kungsgatan erstehe ich noch eine Gaskartusche und ein Raincover, dessen Verlust ich kurz vor der Reise erst bemerkt habe.


    Der Kocher ist angekommen


    Kungsgatan Stockholm

    Danach ergibt sich eine ausschweifende Runde von der Gamla Stan bis zum Djurgården und zurück zum Hotel zur Abholung meins deponierten Gepäcks. Aus der Runde resultieren gleich mal die ersten zwanzig Kilometer meiner Reise.








    Stärkung vor der Zugfahrt

    Mit Trekkingrucksack auf dem Rücken mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. In Stockholm stelle ich so eher einen Fremdkörper dar, am Bahnsteig zum Zug 94 in den Norden ändert sich das aber schlagartig. Hier dominiert ein buntes Meer aus Trekkingrucksäcken klar das Bild.


    hier haben sich doch tatsächlich Personen ohne Trekkingrucksack ins Bild gedrängt

    Eine halbe Stunde vor Abfahrt kriecht dann der etwas antiquiert aussehende Nachtzug in den Bahnhof und es kommt Bewegung in die Rucksäcke. Ich suche meinen Wagen mit dem Schlafabteil, das ich mir für die Anreise in den Norden gegönnt habe. Für mich alleine etwas dekadent, ich kann aber im Großraumabteil auf Sitzen schlecht bis gar nicht pennen.

    Pünktlich geht es dann los und nach dem es außerhalb von Stockholm immer weniger zu sehen gibt, sortiere ich alles aus meinem Gepäck aus, was ich in Kvikkjokk lassen will und kontrolliere meinen Rucksack in der Enge des Abteils nochmal auf Vollständigkeit. Danach gibt’s noch ein kaltes Bier aus dem Speisewagen zu meinem Rentier-Wrap aus einem Stockholmer Coop, bevor ich versuche, eine Mütze Schlaf auf meinem ruckelnden Bett zu bekommen.


    Gepäck drin, Abteil voll


    Ein Quadratmeter Nasszelle


    Das letzte Abendmahl … in Zivilisation
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 17.08.2020, 13:39.
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    #2
    [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

    Sonntag 14. Juli 2019 – Von Murjek zur Tarrekaisestugan

    Nachdem ich in der Nacht ein paar Mal aufgewacht bin, als ich durch Gleiswechsel oder ähnliches mit Kopf an die Wand gestoßen bin, klingelt der Wecker schon wieder um kurz nach fünf. Bevor wir in Boden ankommen, springe ich noch mal schnell unter die Dusche, was sich auf Grund der Enge des „Bades“ und der Bewegung des Zuges als Herausforderung darstellt.
    Frisch gestriegelt steige ich in Boden aus dem Schlafwagen aus und nehme meinen Platz im normalen Wagen weiter vorn im Zug ein. Dieser Wechsel war leider nötig, weil es keinen Schlafplatz mehr im Zug Richtung Kiruna gab. So habe ich ein Ticket im Schlafwagen gebucht, die in Boden für die Weiterfahrt nach Luleå abgekoppelt werden und fahre die letzte Stunde nach Murjek im normalen Großraumwagen.
    Als ich in den Wagen einsteige, bin ich erleichtert, dass hier schon ein gutes Drittel des Wagens wach ist und teilweise auch schon herumläuft. So bin ich nicht der Arsch, der hier als erstes im Wagen herumläuft und alle aufweckt. Auch mein Nachbar für die nächste Stunde ist glücklicherweise schon wach, denn mir wurde ein Fensterplatz zugewiesen.


    Endlich mal normale Leute


    Bahnhof … ähm … Haltestelle Murjek

    Um 8:00 startet dann der zur Hälfte gefüllte Bus zu seiner gemächlichen Sightseeing-Tour durch Lappland bzw. nach Kvikkjokk. In Jokkmokk legt der Bus seine obligatorische Stunde Pause ein, die ich für den Einkauf eines Mittagessens für die Busfahrt nutze.


    letzte Pause in Årrenjarka

    Gut genährt kommen wir gegen 12:00 in Kvikkjokk an, wo mich mein erster Weg zur STF Fjällstation Kvikkjokk führt. Dort deponiere ich mein Gepäck, was ich nicht die nächsten Tage durch die Gegend schleppen will und mache mich dann auf dem Weg zum Bootsanleger Richtung Padjelanta- und Kungsleden.
    Bevor mich dort die Mückenschwärme ganz leer gesaugt haben, kommt Helena mit dem Boot angefahren. Ich bin bei dieser Tour ihr einziger Gast und dementsprechend schnell kommen wir los. Mit vielen interessanten Erläuterungen geht es mit dem Motorboot durch das glasklare Wasser des Tarra. Nachdem wir die erste Flussbiegung umrundet haben, begrüßt mich die Natur mit einem kapitalen Renhirsch, der im flachen Wasser am Ufer grast und sich von uns nicht stören lässt. Hinter dem Bullen steuern wir langsam das Südufer an, um dort noch eine Wanderin aufzunehmen, die vom nahen Hügel Nammásj kommt. Wenig später erreichen wir die Anlegestelle mit Schutzhütte, an der Padjelantaleden beginnt.


    Was würde ich jetzt für eine Kamera mit Teleobjektiv geben


    Bootsfahrt auf den Tarra


    Schutzhütte am Bootsanleger

    Ich gehe an Land und werde von einem Paar mit Hund begrüßt. Während sich der Hund gegen seine Verschiffung wehrt, begutachte ich kurz noch die Schutzhütte für die Rückkehr in knapp zwei Wochen und schultere dann meine fünfzehn Kilo Gepäck. Als das Boot seinen Rückweg nach Kvikkjokk antritt, mache ich mich an den Padjelantaleden. Zunächst geht es vom Fluss weg, dann über ein paar Brücken und blad wieder zum Fluss hin. Am Fluss treffe ich dann eine fünfköpfige Familie mit Säugling und nur leichtem Tagesgepäck, bevor es wieder in den Wald und über die nächsten Brücken geht.


    Viel Wald mit wenig Aussicht

    Während ich mich innerlich noch freue, dass der Weg hier so gut ausgebaut ist, knackt es zehn Meter vor mit laut im Gebüsch und ein Elch sucht das Weite. Nach einem fünf Meter-Sprint bleibt er wieder stehen und wir schauen uns beide erschrocken an … und an … und an … und nichts passiert. Erst jetzt bemerke ich, dass es ein noch nicht ganz ausgewachsenes Jungtier ist, dass mich aufstellten Ohren anschaut. Ich glaube, dass war das gute Zeichen und erst, wenn sie die Ohren anlegen, wird es ernst. Hoffentlich verwechsele ich das nicht.
    Wenn ich keine nassen Füße bekommen will, muss ich allerdings direkt an dem Elch vorbei, da er genau dort steht, wo der Weg auf Brettern ein Sumpfgebiet passiert. Ich spreche ihn an, klatsche, rufe – alles interessiert das knapp zwei Meter große Tier nicht – es starrt mich nur stur an. Dann versuche ich es mal mit Rückzug. Vielleicht ist er ja nur neugierig und geht weiter wenn es nichts mehr zu gucken gibt. Ich gehe den Weg zurück, bis er mich nicht mehr sehen kann und warte eine Weile. Dabei schießt mir durch den Kopf, was ich vergessen habe – ich habe gar kein Foto gemacht -Anfängerfehler …


    Foto beim zweiten Anlauf

    Als ich meine, genug gewartet zu haben, gehe ich wieder zu unserem Treffpunkt und sehe, dass sich der Elch nur ganze zwei Meter bewegt hat und jetzt direkt neben dem Weg im Sumpf grast. Er schaut kurz hoch, grast dann aber einfach weiter - immerhin hat er das Interesse an mir verloren. Ich entscheide mich auch für eine Mahlzeit und setzte mich nach ein paar Fotos mit einem Müsliriegel auf einen Stein dreißig Meter von ihm entfernt und schaue ihm zu.
    Als er sich dann grasend ein gutes Stück vom Weg weg bewegt hat, mache ich mich wieder auf. Der Elch guckt zwar nochmal hoch und springt noch ein kleines Stück zurück, aber dann gehen wir beide wieder unseres Weges.
    Im Vergleich zur zurückliegenden Begegnung ist mein Weg allerdings fast schon langweilig. Idyllischer Wald, kleine Bäche mit Brücken und Sumpfland wechseln sich fleißig ab und so arbeite ich mich kontinuierlich in Richtung STF-Hütte Njunjes vor.




    Weniger Wald mit mehr Aussicht

    Irgendwann geht der Wald dann in Wiesen über und ich wähne mich bei der STF-Hütte. Wenig später stellt sich allerdings heraus, dass ich noch gar nicht so weit gekommen bin und erst am Hof Njunjes bin, der knappe zwei Kilometer von der Hütte entfernt ist.




    “Weg“

    Hinter dem Hof geht es durch ein Meer aus dicht wachsenden Blumen und Sträuchern, die alle gerade anfangen, rosa und lila zu blühen. An vielen Stellen ist der Weg im hüfthohen Dickicht allerdings kaum zu erkennen und ich halte mich an die Stellen, an denen die wenigsten Blumen stehen. Damit liege ich richtig und verlasse den idyllischen Wald direkt auf einen gut sichtbaren Pfad, der mich nach ein paar Minuten geradewegs zur STF-Hütte Njunjes führt.


    STF-Hütte Njunjes


    Brücke über den Tarraätno

    Ein bisschen ruft der innere Schweinhund doch, gleich hier in der Hütte zu bleiben. Ich kann aber widerstehen und verabschiede mich nach einem kurzen Gespräch mit der Hüttenwartin wieder weiter auf den Padjelantleden. Nach der Hütte führt er ein gutes Stück nach oben durch den Wald und endet nach zwei Kilometern auf einem Plateau mit gutem Ausblick auf das Tal. Ich lege eine Pause ein und genieße die Aussicht über das vor mir liegende Tal und das bombige Wetter.


    Blick zurück auf den Wald der letzte Kilometer…


    … und voraus

    Beides sind Gründe, noch etwas weiter zu laufen, denn in der kommenden Nacht und morgen soll es viel regnen. Der Weg führt zunächst wieder bergab zum Fluss zurück und schlängelt sich dann durch den Wald, der ab und zu von Sumpf und dichtem hüfthohen Bewuchs unterbrochen wird. Dies erfreut in Kombination mit der tiefer sinkenden Sonne die Mücken, die versuchen, sich in kleinen Gruppen an meinem Blutkreislauf zu bedienen.
    Langsam wird es gefühlt Zeit für einen Feierabend und halte am Wegesrand nach einem Lagerplatz Ausschau. Dann komme ich jedoch aus dem Wald und stehe unvermittelt an der Tarrekaisestugan – die ersten zwanzig Kilometer wären also geschafft. Wenn das kein Zeichen ist … diesmal gewinnt der Schweinehund und ich nutze die Vorteile meiner STF-Mitgliedschaft.


    Abend an der Tarrekaisestugan

    Die Tarrekaisestugan ist eine Hütte im Standard-Layout des STF mit zwei getrennten Wohnbereichen in einem Gebäude. Ich ziehe auf einer Seite ein, die ich immerhin noch für mich habe, während bereits zwei Niederländer (Mutter und Sohn) den anderen Schlafraum bezogen haben. Als ich dann mit einem im Bach gekühlten Bier mit den Niederländern zusammensitze, kommt ein älterer Mann aus Alaska, der in Husum geboren wurde und später ausgewandert ist. Er ist von Pieskehaure hierher gelaufen und frischt in der Hütte seine Vorräte auf. Praktischerweise kann ich ihn gleich etwas über meinen Rückweg hierher ausfragen. Bald ist dann auch schon das Einschlafduell angesagt, dass ich gegen die Niederländer-Box verliere, aus der schnell lautes Schnarchen erklingt.
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 25.06.2020, 06:46.
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      #3
      [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

      Montag, 15. Juli 2019 – Von der Tarrekaisestugan zur Såmmarlappastugan

      Trotz des Lumberjack-Contests aus der Nachbarbox habe ich wie ein Stein geschlafen. Beim Blick hinter den Vorhang des Fensters drehe ich mich nochmal um – draußen regnet es in Strömen. Bald treibt es mich aber aus dem Bett und ich frühstücke, packe meine Sachen und quatsche noch ausführlich mit den Niederländern.


      Morgen an der Tarrekaisestugan

      Leider lädt das Wetter immer noch nicht zu weitergehen ein und nachdem der Hüttenwart und der Mann aus Alaska noch in der Hütte sind, richten wir uns nochmal häuslich ein. Nachdem der Alasker (oder wie nennt man die Bewohner Alaskas) vom Wandern in Alaska mit 45er Colt erzählt, erwähnt der Hüttenwart, dass gestern fünfhundert Meter von der Hütte ein Bär gesehen wurde. Gut, dass ich das jetzt erst erfahre. Er erzählt noch mehr über die einheimische Tierwelt, z.B. dass die Adler wieder in diese Gegend zurückgekehrt sind. Hellhörig werde ich, als der Hüttenwart erzählt, dass sich hier in der Gegend auch viele Schlangen im Dickicht rumtreiben. Die meisten sind ungefährlich, wenn man allerdings von einer Viper gebissen wird, sollte man schnell ärztliche Hilfe aufsuchen. Wie gut, dass ich gestern über Kilometer arglos durch hohe Pflanzen gelaufen bin, dass so dicht war, dass ich teilweise meine Füße nicht mehr gesehen habe.
      Heute werde ich wohl etwas mehr mit meinen Trekkingstöcken aufstampfen, um mich früher anzukündigen. Es regnet aber erst mal weiter Bindfäden und so erzählen wir noch etwas.
      Am späten Vormittag ist dann plötzlich Schluss mit der gemütlichen Runde – der Regen hat nachgelassen und jeder erinnert sich daran, dass er heute noch weiter will. Die Niederländer starten sofort, ich quatsche noch mit dem Hüttenwart zu Ende und mache mich dann auf den Weg. Eingehüllt ins komplette Regenzeug geht es auf den nassen und rutschigen Weg. Meine Trekkingstöcke brauche ich jetzt nicht als Warnung für die Schlagen, sondern um nicht zu viel zu rutschen. An vielen Stellen steht der Weg dann auch gleich komplett unter Wasser. Bald habe ich die Niederländerin einge- und überholt, die sich von ihrem Sohn und dessen Freund (der bei der Tarrekaisestugan im Zelt übernachtet hat) getrennt hat.
      Nach drei Kilometern erreiche ich die Abzweigung nach Sulitjelma, an der ich in ein paar Tagen wieder auf den Weg hier treffe. Kurz danach steht dann die erste Furt der Tour an einem breiten Gebirgsbach an. Am Wasserlauf beginnen die beiden jungen Niederländer gerade die Barfuß-Querung durchs eiskalte Wasser.
      Ich mache erstmal eine Trinkpause und wechsele dabei auf meine leichten Neoprenschuhe vom Paddeln, die auf dieser Tour ihre Premiere als Watschuhe erleben. Im letzten Jahr war ich hier barfuß unterwegs, auf Grund der späteren Schneeschmelze habe ich mich dieses Jahr aber für die warmen Schuhe entschieden. Während die Niederländer noch ihre eiskalten Füße warmrubbeln, kann ich durch den Fluss laufen ohne eine Miene zu verziehen. Auf der anderen Seite vermisse ich beim Absetzen des Rucksacks das Klimpern der außen angehängten Titantasse und merke, dass ich sie auf der anderen Seite habe stehen lassen. Kein Problem mit meinen Neoprenschuhen, ich gehe kurz nochmal rüber, hole die Tasse und komme zurück. Barfuß wären mir spätestens jetzt die Füße abgefallen, aktuell sind meine Füße aber immer noch schön warm.
      Während ich meine Neoprenschuhe feiere, kommen noch die Niederländerin und ein Pärchen am Flüsschen an. Während die Niederländerin sich zum Schuhwechsel hinsetzt, rennt das Pärchen mit hohen Lundhags einfach durch den Fluss. Ich werde kurz neidisch, bis die Dame zu fluchen anfängt, weil ihr Wasser oben in die Schuhe hineingelaufen ist.
      Nach ein paar Metern über aufgetürmtes Geröll der vergangenen Schneeschmelzen erreiche ich wieder den gut sichtbaren Weg. Jetzt wechseln sich wieder Wald und offene Fläche ab und zu allem Überfluss hört auch noch der Regen auf. An einem kleinen Bach treffe ich dann auf mein zweites Rentier hier. Leider hat es den Winter nicht überlebt und wurde mitten im Bach von anderen Tieren bis auf Fell und Knochen abgenagt. Aus dem Bach möchte ich nicht trinken …


      Ex-Rentier


      Tarraätno

      Die nächsten Kilometer verlaufen dann ohne besonders Highlights, bis ich wieder zurück am großen Fluss Tarraätno bin. Ich studiere die Karte und stelle fest, dass ich schon kurz vor der STF Såmmarlappastugan bin. Die kommt mir gerade recht, denn im Nordwesten wird es verdächtig dunkel. Nach einem Kilometer erreiche ich die Såmmarlappastugan und kann im weiteren Tal schon den Regen sehen - Zeit für eine kleine Pause.
      Der Stugvard kommt aus dem angrenzenden Wäldchen, wo er gerade den brennbaren Müll in einem Ofen thermisch entsorgt hat. Er meint, dass es heute noch den Rest des Tages regnen wird und ich entschließe mich, trotz nur dreizehn Kilometern Tagesleistung hierzubleiben. Ich bekomme ein 6-Bett-Zimmer zugewiesen und kaufe im Shop etwas Bier und Süßigkeiten ein. Während ein älterer Schwede den Ofen in der Hütte einheizt, wasche ich mich und etwas Wäsche im eiskalten Fluss. Kurz nachdem dann die Niederländer in der Hütte eingetroffen sind, beginnt es draußen wieder zu schütten.


      Der Tarraätno vor der Såmmarlappastugan - der Stugvard pflanzt Rucola

      Mit einem kalten Bier in der warmen Hütte lässt sich das aber gut aushalten. Während meine nassen Sachen am Gestell um den Ofer herum zu trocknen anfangen, widme ich mich dann dem großen Problem in meinem Zimmer. Auch wenn alle Fenster geschlossen und mit Netz versehen sind, wimmelt es doch innen von Mücken. Nach 37 Kills mache ich erst einmal Schluss und kehre in den Aufenthaltsraum zurück, wo die Niederländer großzügig Whiskey ausgeben.
      Beim Trinken bekommt der ältere Schwede mit, dass ich aus Deutschland komme und beginnt sich über Lidl zu freuen. Bei genaueren Hinsehen fällt mir auf, dass seine gesamte Ausrüstung straff auf UL getrimmt ist, er und seine Frau jedoch einen halben Einkaufswaren an Lidl Waren mitschleppen.
      Nach dem Abendessen verebbt der Regen dann wieder. Die Niederländer wollen nochmal raus und ein Feuer machen, der Hüttenwart mahnt sie aber, nur Holz aus der Umgebung und nicht aus der Vorrat zu holen. Allerdings gibt er ihrem Vorhaben keine große Chance, muss dann aber nach einer halben Stunde anerkennen, dass sie mit nassem Holz aus dem Wald ein respektables Feuer in Gang bekommen haben. Er unterstützt das Ganze noch mit einem Korb Abfallholz und nach einer guten Stunde vertreibt uns der Regen wieder nach drinnen.
      Bevor es in den Schlafsack geht, erledige ich nochmal zwanzig Mücken im Schlafraum. Als dann allerdings den Raum verdunkelt habe und schlafen will, summt es um mich herum immer noch mehrtönig. Eine weitere Jagdrunde mit einem knappen Duzend weiterer Opfer reduziert das Summen merklich. Ich gewinne das Einschlafduell gegen die Mücken.
      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 15.02.2021, 15:46.
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        #4
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        Dienstag, 16. Juli 2019 – Von der Såmmarlappastugan ins Tal des Duottarjávrre

        Leider haben die Mücken wenig geschlafen und sich nachts reichlich an mir bedient. An allen meinen freien Hautstellen haben sie rote Punkte hinterlassen und jede Mücke, die jetzt noch an der Wand zerquetscht wird hinterlässt rote Flecken. Das alles kann meine Laune aber nicht trüben, denn ein Blick aus dem Fenster zeigt einige Wolken mit blauem Himmel dazwischen.
        Ich frühstücke schnell mit den beiden UL(Ultra Lidl)-Schweden, mache mein Zimmer sauber und prüfe nochmal, dass ich nichts vom Trocknen am Ofen hängen lasse. Gerade als ich draußen aufbrechen will, fragt mich der Schwede noch nach meinem Zelt am Rucksack und Ruck Zuck ist eine halbe Stunde mit Wissensaustausch rund um Ausrüstung vorüber.


        Hier geht’s voran

        Ich komme trotzdem noch recht früh los und kann heute hoffentlich mal ein paar Kilometer machen. Immerhin kenn ich den Padjelantaleden ab Darreluopal schon und weiß, was mich dort erwartet. Bevor ich endgültig ins offene Fjäll komme, geht es jetzt erst einmal fünf Kilometer durch niedrigen Wald mit einigen Sumpfgebieten, gefolgt von fünf Kilometern niedriger Büschen. Dank des einfachen Terrains und einiger Bretterwege komme ich schnell voran und passiere um die Mittagszeit die Landezone, auf der ich letztes Jahr vom Hubschrauber abgesetzt wurde.


        Noch hängen die Wolken tief …


        … bald wird aber besser

        Wie auf Kommando werde ich von einem Fiskflyg-Hubschrauber Richtung Staloluokta überflogen. Die Hubschrauber haben von mir mittlerweile den Namen 1-oclock-charlie bekommen, da sie jeden Tag zur gleichen Zeit um kurz nach eins angeflogen kommen. Wer M*A*S*H gesehen hat, versteht das
        Von hier bis Staloluokta laufe ich jetzt auf dem Stück Padjelantaleden, das ich letztes Jahr schon gelaufen bin. Drum bin ich auch schon auf eine kleine Furt vorbereitet, die sich aber dieses Jahr trotz etwas höherem Wasserstand unerwartet problemlos zu überqueren lässt.


        Fjällbrücke … reicht

        Nach dem Bach halte ich direkt auf der BLT-Hütten Darreluopal zu und werde von dort scheinbar auch schon gesehen. Zumindest kommt aus der Hütte, die ich als Stugvard-Hütte identifiziere, ein Mann raus, der ständig in meine Richtung schaut. Ich muss ihn leider enttäuschen und passiere die Hütten mit einem Gruß. Es ist noch viel zu früh für Feierabend und nach zwei Hüttenübernachtungen freue ich mich schon aufs Zelt.


        BLT-Hütten Darreluopal


        Blick zurück ist Tal

        Nach Darreluopal geht es zunächst über eine Brücke und dann ein gutes Stück den Berg hinauf. Beim Aufstieg wird es zunehmend windiger und ich vermisse die Sonne aus dem letzten Jahr - dieses Jahr fehlen immerhin 10°C, die Anstrengung hält aber warm. Oben angekommen ist alles viel matschiger als letztes Jahr und in der Ferne sehe ich noch einige Restschneefelder. Mir wird langsam immer mehr bewusst, wie gut ich es letztes Jahr getroffen hatte.


        Der erste bzw. letzte Schnee

        Bald erreiche ich dann auch die ersten Restschneefelder, die aber alle einfach zu überqueren sind. Bei der Verbindung zwischen den Seen Gieddoajvejávrátja und Gårråjávrátj muss ich die Neoprenschuhe dieses Jahr auspacken und die vier Meter furten. Die nächsten Gewässer sind dann wieder gut zu überqueren und bilden eine willkommene Abwechslung auf dem Weg, der sich wieder etwas zieht. Zehn Kilometer nach Darreluopal komme ich bei den nächsten BLT-Hütten in Duottar an und werde dort auch schon vom Hüttenwart erwartet. Leider muss ich auch ihn enttäuschen und nachdem ich mich mit ihm etwas unterhalten habe, gehe ich noch ein Stückchen weiter, um im Fjäll zu zelten.
        Unterhalb der Hütte folgt gleich das nächste Hindernis: Der gut zehn Meter breite Abfluss des Sees Duottarjávrre, den ich letztes Jahr auf Steinen trockenen Fußes überqueren konnte. Dieses Jahr steht das Wasser höher und die Neopren-Schuhe kommen heute zu ihrem zweiten Einsatz. Immerhin ist der optimale Weg durch den Bach mit Steinen und roten Stangen markiert.


        Breiter aber flacher Fluss unterhalb von Duottar

        Ein Stück später muss ich dann leider feststellen, dass auf meinem favorisierten Lagerplatz am See schon ein Hilleberg steht. Ich folge dem Padjelantaleden weiter und muss wenig später mit dem Rådokjåhkå einen knietiefen schnell strömenden Bach durchqueren. Von hier sind es noch zwei Kilometer bis zu dem Lagerplatz, den ich letztes Jahr schon bevölkert habe.


        Gleiche Wassermenge – weniger Platz

        Dieses Jahr kann ich mein Zelt dort allerdings ohne Gehetze durch ein Gewitter aufbauen. Nachdem mich die Mücken heute den ganzen Tag in Ruhe gelassen haben, haben sie mich zum Abendessen wiederentdeckt. So genieße ich meine heutige Tüte Abendessen im Gehen durchs umliegende Fjäll. Nach kurzer Katzenwäsche geht es schnell in den Mückenschutz des Zeltes, wo mir nach etwas Lesen schnell die Augen zufallen, schließlich waren das heute 28 Kilometer.

        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 15.02.2021, 15:56.
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          #5
          [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

          Mittwoch, 17. Juli 2019 – Aus dem Tal des Duottarjávrre zur Stáddájåhkå

          Augen auf, gelauscht, Augen aus dem Zelt, gefreut – Die Sonne scheint draußen und motiviert zum Aufstehen. Nach Frühstück und Abbau ziehen ein paar Wolken auf, ich bin aber weit entfernt von dem Gewitterwetter im letzten Jahr.
          Auf den ersten Kilometern komme ich gut voran, ich kenn den Weg ja vom letzten Jahr und düse durch die Landschaft. Ein Stück vor der Brücke über den Bållåvrjåhkå kommen mir zwei Trailrunner entgegen, die zügig mit Minimalgepäck an mir vorbeijoggen. Ich würde mir in diesem Gelände beim Laufen zwangsläufig Bänder oder Knochen beschädigen. Auf die Vorstellung gönne ich mir erst mal eine Pause an der Brücke über den Bållåvrjåhkå, an der wieder viel los ist. Während ich sitze, kommen schon die nächsten Trialrunner vorbeigerannt – der Padjelanta scheint in diesen Kreisen an Beleibtheit gewonnen zu haben.


          Brücke über den Bållåvrjåhkå


          Bållåvrjåhkå

          Mich hält es auch nicht lange hier, heute läuft es komischerweise trotz der großen Strecke von gestern wunderbar. Von der Brücke geht es hinunter in das weitläufige Tal, in dem mich das Gewitter letztes Jahr auf freier Fläche überrascht hat. Ein paar Kilometer späte statte ich dem Hügel einen Ehrenbesuch am, der sich im Gewitter so heldenhaft über mich hinausgestreckt hat, damit ich nicht der höchste Punkt in der Ebene bin.
          Nach einer kurzen Müsliriegel-Pause setze ich meinen Weg Richtung Staloluokta fort und überhole nach zwei Kilometern eine Mutter mit ihren zwei erwachsenen Söhnen. Sie hat sich den Knöchel verstaucht und wird von einem Sohn gestützt während ihr zweiter Sohn zwei große Rucksäcke trägt. Nach dem langen ebenen Stück geht es vor Staloluokta noch den Berg hinauf, dafür hat man dann von oben einen schönen Blick über die Siedlung.


          Traumhafter Blick über Staloluokta und den Virihávrre


          Brücke über den Bållåvrjåhkå in die „Zivilisation“

          Den kann ich noch etwas länger genießen, da ich noch bei Parfas Kiosk in Staloluokta einkaufen will, der aber erst in zwei Stunden öffnet. Ich hätte zwar noch genug zu essen, um damit noch irgendwie nach Sulitjelma zu kommen, aber ich mag den Laden und freue mich, dass es hier so ein Angebot gibt. So trotte ich langsam den Berg hinunter nach Staloluokta und hänge noch etwas vor der BLT-Hütte in der Sonne rum, bis Parfas Kiosk pünktlich um vier öffnet. Da bisher immer irgendwie eine Mahlzeit ausgefallen ist bzw. durch Kleinkram ersetzt wurde, kaufe ich (mit Kreditkarte) neben Bier und Cola nur Süßigkeiten und geräuchertes Rentierfleisch.


          Parfas Kiosk in Staloluokta


          Bier schmeckt hier irgendwie besser

          Das kalte Bier genieße ich noch auf den Bänken vor der BLT-Hütte, wo ein knappes Duzend vorbeilaufende Personen schon wieder das Gefühl von Zivilisation aufkommen lässt. Es wird also langsam Zeit wieder weiter zu ziehen und noch ein paar Kilometer zu machen, bevor ich mir einen Lagerplatz suche. Ich packe meine Sachen wieder zusammen, die sich auf wundersame Weise beim Biertrinken wie von selbst auf Tisch und Bank verteilt haben und ziehe in Richtung Sulitjelma los.
          Bis zur Abzweigung des Norkalottleden vom Padjelantaleden muss ich diesen erst einmal wieder einen guten Kilometer den Berg hinauf meinen bisherigen Weg zurückgehen. Nach der Abzweigung geht es noch etwas höher, bis ich auf der Hügelkuppe in das schöne Tal schauen kann, das Stálojåhkå sich hier geschaffen hat.


          Blick voraus ins Tal des Stálojåhkå …


          … und zurück auf Staloluokta.

          Nach der Kuppe geht es wieder in ein Tal hinunter, in dessen Senke ich den spektakulär fließenden Viejejåhkå auf einer Brücke überquere. Spektakulär ist auch der große Wasserfall des Viejejåhkå, den ich wenig später passiere. Hier ist auch ein schöner Platz für ein Zelt, leider wohnt am Fuß des Wasserfalls schon jemand.


          Der Viejejåhkå wühlt sich durch den Fels

          Auf dem nächsten Hügel mach ich nochmal Pause mit Blick ins weitläufige Tal und gönn mir die Cola aus Staloluokta. Was doch eine Zuckerbrause für eine Geschmacksexplosion sein kann, wenn man tagelang fast nur Wasser getrunken hat. Mit dem Zucker im Blut folge ich weiter dem Norkalottleden durch das leicht hüglige und abwechslungsreiche Gelände und halte jetzt verstärkt die Augen nach einem Lagerplatz für heute Nacht auf.



          Drei Kilometer nach dem Viejejåhkå laufe ich dann aber unvermittelt in einen fiesen Hinterhalt des Sami Luftwaffe. Auf den ersten Metern einer Ansammlung von Büschen haben mich Schwärme von Mücken eingekreist und stürzen sich auf mich. Trotz einer Ladung US622 und Erhöhung der Laufgeschwindigkeit lassen sich die Biester nicht abschütteln. Leider habe ich immer noch keine Ruhe als ich die Büsche schon wieder längst verlassen und das Mückennetz aufgesetzt habe. Und so lasse ich mit meinen nervigen Begleitern im Schlepptau ein paar schöne Lagerplätz um ein paar kleine Bäche herum ungenutzt liegen. Ich habe gerade keine Lust in den Mückenschwärmen mein Zelt aufzubauen und Essen zu machen.
          In der Ferne sind schon die Hütten von Stáddájåhkå zu sehen, als Verstärkung eintrifft und die Mückenschwärme nochmal alles geben, irgendwo an Blut zu kommen. Dummerweise habe ich heute meine leichte dünne Hose an, durch die sie an den Beinen ab und zu erfolgreich sind. Kurz vor Stáddájåhkå ist der Spuk dann so plötzlich vorbei, wie er angefangen hat, denn schlagartig sind die Mückenschwarme verschwunden … soll da ein Zeichen sein?
          Ein Blick auf die Karte verrät, dass das Terrain vor mir erst einmal bergig oder sumpfig wird. Zudem ist es spät und meine Motivation zu laufen ist für heute mehr als aufgebraucht. Das reicht meinem inneren Schweinehund endgültig die Oberhand zu übernehmen. Wenig später habe ich den Hüttenwart von Stáddájåhkå unbeabsichtigt beim Abendessen gestört und kann mir eine der leeren Hütten aussuchen. Meine Wahl fällt auf die Hütte mit dem Nottelefon, da sie etwas zurückgesetzt steht. Bevor ich mich ausbreite, erneure ich noch das Frischwasser und wie zur Bestätigung meiner Entscheidung beginnt es auf dem Rückweg zur Hütte an zu regnen.
          Als ich dann meine Klamotten und mich gewaschen habe, drückt die Blase etwas und ich mache mich auf die Suche nach den Toiletten. Eigentlich nichts besonders Erwähnenswertes, allerdings bekomme ich dieses Mal vor der Hütte einen dezenten Hinweis, wo sich das stille Örtchen befindet …


          Wenn das keine Einladung ist

          Danach mach ich mich an die Zubereitung meiner ersten warmen Mahlzeit für heute – gefühlt esse ich zu wenig. Rein kalorientechnisch zählen die verputzten Süßigkeiten in Staloluokta aber auch schon als Mahlzeit Beim Essen gucke ich mir die gelaufene Strecke von heute nochmal an und darf erfreut feststellen, dass ich heute die Dreißig-Kilometer-Grenze geknackt habe. Morgen wird es nicht mehr so einfach, da warten sicherlich viel Matsch und Schnee auf mich. Aber das ist morgen, jetzt ist erst mal Matratzenhorchdienst angesagt.


          Gut erkennbare Notausstattung an meiner Hütte
          Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 15.02.2021, 16:11.
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          • 5-oclock-charlie

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            #6
            [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

            Donnerstag, 18. Juli 2019 – Von der Stáddájåhkå nach Sorjus

            Es geht doch nichts über Schlaf nach viel Anstrengung und frischer Luft. Sonnenschein mit ein paar Wolken und einem Frühstück tragen weiter zu bester Laune bei. Schnell noch die Hütte sauber gemacht und den Müll der letzten Tage fachgerecht entsorgt und schon kann ich mich mit wehenden Fahnen (also nicht vollständig getrockneter Wäsche am Rucksack) auf den Weg machen.


            Stáddájåhkå am morgen

            Dreißig Kilometer will und werde ich heute wohl nicht schaffen, aber wenn alles gut läuft, laufe ich heute bis in die Nähe der Sorjushytta, hinter der dann der höchste Abschnitt der Tour beginnt. Heute wartet auch schon mehr Restschnee auf mich und der Weg wird wohl auch ziemlich matschig durch das Tauwasser sein.
            Von der Hütte Stáddájåhkå geht es erst mal zur Brücke über den wilden Fluss Stáddájåhkå, an der ich ein finnisches Pärchen treffe, das aus Sulitjelma kommt. Wir tauschen uns etwas über den Weg aus und zur meiner heutigen Strecke prophezeien sie später noch einiges an Schneefeldern. Auf der morgigen Etappe von Sorjus nach Sulitjelma sprechen sie sogar von viel Schnee. Ich werde wahrscheinlich erst morgen rausfinden, was es wirklich bedeutet, wenn Finnen von viel Schnee sprechen….


            Stáddájåhkå

            Hinter der Brücke folgen aber erst mal zwei Kilometer Schlammschlacht über flacheres Terrain. Es gibt zwar auch immer wieder trockene Abschnitte, meist aber dominieren Sumpf und Matsch. Problem ist dabei vor allem, dass das Schmelzwasser aus dem weiter oben schmelzenden Schnee nicht nur in den Bächen abläuft, sondern auch großflächig neben den Bächen fließt. Praktischerweise nutzt es dabei auch immer wieder auch gerne die Wege. Noch sind meine Füße allerdings trocken, zwischenzeitlich denke ich aber darüber nach, ob ich nicht mit meinen Neoprenschuhen schneller wäre.
            Immerhin werde ich wieder mit tollen Ausblicken auf den Fluss Sårjåsjåhkå entschädigt, an dessen Ufer ich nach drei Kilometern meine erste Müsliriegelpause mache. Meine Aufmerksamkeit richtet sich allerdings weg vom wilden Fluss auf zwei weniger erfreuliche Dinge vor mir: Vom Süden ziehen Regenwolken herein und vor mir liegt das erste große Schneefeld, dass sich einen Berg hochzieht und entsprechend an einer Felskante sehr steil wird.


            Fluss Sårjåsjåhkå und im Hintergrund die Hütte Stáddájåhkå

            Zunächst verpacke ich meine Wäsche am Rucksack in selbigen und hülle mich vorsorglich schon mal wasserfest ein. Pünktlich unterhalb des steilen Schneefeldes beginnt dann auch der Regen. Ich nehme mir trotzdem Zeit, mir das Schneefeld genau anzuschauen, da ich bisher wenig Kontakt mit Altschnee hatte und das auch meist nur kurz und auf horizontalen Flächen. Vor mir türmt sich der Schnee steil auf und es ist eindeutig, dass Schnee über die Kante geweht und sich hier abgelagert hat. Laut Karte führt hier der Weg auch ohne Schnee entlang und Gewässer sind auch nicht eingezeichnet. Auch die Spur der Wanderer über die Schneefläche ist gut zu sehen und so scheint hier alles zu passen.
            Lediglich die Steigung des vereisten Abhangs ist eine Herausforderung und so kürze ich meine Trekkingstöcke fast aufs Minimum. Über den matschigen Bereich unterhalb des Schneefeldes begebe ich mich auf den Schnee. Dort geht es dann besser als gedacht voran – Ich trete mit Stiefeln kleine Löcher in den vereisten Schnee und finde mit Trekkingstöcken Halt. Schnell weicht das mulmige Gefühl der Sicherheit und lediglich weiter oben, wo es noch steiler wird, muss ich nochmal etwas aufpassen.
            Oben angekommen, geht es bis zur Sårjåsjaurestugan weiter leicht bergauf, wobei das nächste Schneefeld schon auf mich wartet. Danach wechseln sich Matsch und Schnee weiter ab, bis ich an einem langgezogenen Sand-/Kiesstrand stehe, an dessen Ufer die Sårjåsjaurestugan liegt. Aus Neugier statte ich der Hütte einen Besuch ab und treffe drei Norweger, die gerade ihre reichhaltige Fotoausrüstung sortieren. Im üblichen Smalltalk stufen sie die Strecke nach Sulitjelma, über die sie gekommen sind immerhin als „managable“ ein – was auch immer das heißt.


            Sårjåsjaurestugan


            Strand an der Sårjåsjaurestugan

            Ich folge dem gebogenen Strand, der nur optisch zum Baden einlädt, zu einem Bach, der in einem kleinen Delta in den See Sårjåsjávrre läuft. Das Delta ist mit Schnee und Eis bedeckt, das bis in den See ragt und so halte ich mich landeinwärts, um nichts zu riskieren über den See zu laufen. Leider erwische ich an einem kleinen Arm des Baches eine dünne Schneeschicht und breche einen halben Meter tief ins Wasser eines Bacharmes durch. Eine schnelle Reaktion, Garmaschen und hohe Stiefel lassen mich aber mit einem Schrecken davon kommen, das merke ich mir mal als Warnung.


            Wasser läuft im Bachbett und auf dem Weg

            Mein nächstes Ziel ist jetzt die norwegisch-schwedische Grenze in fünf Kilometern Entfernung. Bis dahin ist der Weg eine bunte Mischung aus kleinen Schneefeldern, Wasser und Matsch – viel Matsch. Immerhin ist der Zustand des Weges jetzt eindeutig: Wenn keine Steine oder Schnee zu sehen sind, ist es Matsch. Trotzdem komme ich mit einigen Umwegen immer noch trockenen Fußes weiter, weil ich meist quer zum Hang gehe und nach oben hin über steinige Bereiche ausweichen kann. Genau bei einem solchen Umweg trete ich dann auf ein paar Steine an einem kleinen Abhang, die nach unten nachgeben und mich den Abhang hinunterrutschen lassen. Dank viel Matsch und wenig Steinen bin ich die drei Meter ohne ernsthafte Blessuren den Hang runtergerutscht, sehe aber dafür jetzt aus wie ein Schwein.


            Kurz vor der Reichsgrenze

            An der norwegisch schwedischen Grenze mache ich dann erst mal eine ausführliche Pause. Hunger auf ein großes Mittagessen habe ich immer noch nicht, Schokolade geht aber immer. Am Grenzschild treffe ich noch ein norwegisches Paar um die 60, die mir erzählen, dass die Brücke über den nächsten (namenlosen) Fluss schwer beschädigt und unpassierbar ist. Der einzig begehbare Weg führt durch das Delta des Flusses an der Mündung in den Voulep Sårjåsjávrre, wo das Wasser auf Grund der breiten Mündung am flachsten ist.
            Von der leichten Anhöhe auf der der Weg die Grenze kreuzt, ist das Delta recht gut zu überblicken und ich kann mir schon mal einen Weg zurechtlegen. Am Fluss sehe ich sogar noch drei Personen, die das Delta gerade durchquert haben und mir schon mal einen Einstiegspunkt zeigen.
            Ich verlass den Grenzhügel und biege an einem großen Stein vom Weg ab zur breitesten Stelle des Deltas. Kurze Zeit später treffe ich drei Deutsche, die von Sulitjelma gekommen sind und die ich gerade vom oben noch am Fluss gesehen habe. Auch sie erzählen ungefragt von viel mehr Schnee auf der Route von Sulitjelma und Sorjoshytta, als sie erwartet hatten. Das, was bis zur Hütte kommen würde, wäre noch harmlos im Vergleich zu dem Schnee in den Bergen - die wissen mir Mut zu machen. Ich motiviere sie im Gegenzug mit der Aussicht auf schön viel Matsch.
            Am Wasser angekommen stelle ich erst mal erstaunt fest, dass ich die erste Hälfte des Weges durch das Delta noch trockenen Fußes mit Wanderschuhe zurücklegen kann. Von dort sind es dann nur noch drei tiefere Arme und ich schon wäre auf der anderen Seite – das sah von oben schwieriger aus. Auf einer Insel wechsele ich die Schuhe und freu mich über das Extra-Gewicht in Form meiner Neoprenschuhe.


            Das Wasser kommt frisch vom Berg …


            … stört mich aber wenig

            Bevor ich mich selber in das eiskalte Gletscherwasser begebe, zeigen mir zwei entgegenkommende Tschechen schon mal die flachsten Stellen im Fluss. Die beiden sind heilfroh, als sie bei mir wieder aus dem Wasser sind – sie sind barfuss durch den Fluss gelaufen. Sie fangen von selbst an, vom Schnee in den Bergen zu erzählen – muss ich mir langsam Sorgen machen, was da noch kommt? Aber irgendwie sind die ganzen Leute dort ja auch rüber gekommen.



            Jetzt geht’s erst mal in das eiskalte Wasser des Flusses, das aber nur da wirklich kalt ist, wo es tiefer ist, als meine Schuhe hoch sind. Ich gehe einen weiten Bogen durch das Wasser und muss dadurch auf den fünfzig Metern Strecke nur vier Mal für ein paar Meter ins Wasser. Der letzte Abschnitt ist nochmal etwas tiefer und das Wasser fließt schneller, aber mit ein paar kalten Waden habe ich den Fluss dann doch recht einfach überwunden.



            Nach dem Schuhwechsel und dem x-ten leisen Lob an meine Neoprenschuhe, die mich so entspannt durch diese eisige Furt gebracht haben, geht es weiter Richtung Sorjus. Dabei geht es weiter am Ufer entlang in einem weiten Bogen um den Berg zum oberen Teil des Sårjåsjávrre. Jetzt werden allerdings die Schneefelder immer häufiger, wobei auch manche sichtbar an einigen Stellen schon unterspült und eingesackt sind. Immerhin zeigt mir fast immer eine verschwimmende Spur im tauenden Schnee, wo die vielen Leute entlang gegangen sind. Allerdings bin ich sicherlich von allen, die ich heute gesehen habe, der schwerste und passe demensprechend gut auf.


            Schechter Schnee…


            … guter Schnee

            Nach drei Kilometern erreiche ich das Ufer des oberen Sårjåsjávrre, um den herum es gerade erst jetzt, Ende Juli, Frühling wird. Die umliegenden Berghänge sind mit Schnee bedeckt, der teilweise bis ins Wasser als Eischolle hineinragt. Auch so schwimmen noch ein paar Eisschollen auf dem See und ein Eisberg? Nein, das ist wohl doch nur ein großer Fels, der in der Sonne so hell glänzt, als wäre er weiß.



            Da die zu überquerenden Schneefelder teilweise vom Berg bis ins Wasser reichen, versuche ich jetzt möglichst weit oben zu laufen und immer auf Wasser zu achten. Dabei helfen mir die letzten Spuren der Leute, die heute schon hier entlang gelaufen sind. Allerdings sind nur noch drei bis vier Spuren im matschigen, schmelzenden Schnee zu erkennen, die wahrscheinlich über Nacht auch noch verschwinden werden. Dafür sind die DNT-Wegmarkierungen hier sehr sinnig zwischen den Schneefeldern gesetzt und weisen einen sicheren Weg über den Schnee.




            Mittlerweile macht das Laufen auf dem Schnee schon fast Spaß, allerdings nimmt langsam ein kalter Wind zu, der hier von den vergletscherten Bergen ins Tal zieht. Das erklärt auch, warum hier gefühlt noch Winter ist und auf dem See noch Eisschollen treiben. Noch schlimmere Kälte scheint auch einem Rentier zum Verhängnis geworden zu sein, dessen Kopf plötzlich hinter einem Felsen aus dem Schnee ragt.




            Vom Eis zusammengeschobene Steine am Ufer

            Ich löse mich schnell wieder von dem unappetitlichen Anblick und gehe weiter Richtung Sorjushytta. Langsam wird es Zeit für Feierabend, allerdings lässt das abfallende Terrain wenig einladende Lagerplätze erwarten und der Wind nervt. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich an der Hütte irgendwo ein Plätzchen für mein Zelt finden lässt.


            Kurz vor Sorjus

            Als ich einen Kilometer vor Sorjus um eine Felsnase komme, wird der kalte Wind zum Eissturm und versucht mir förmlich die Wärme auszusaugen. Wenn der Wind in Sorjus immer noch so straff bläst, bleibt mir ja immer noch die Möglichkeit einer weiteren Hüttenübernachtung. Schnell nähere ich mich der Gruppe aus mehreren Hütten, wobei eine etwas größer und neuer zu sein scheint und eine im Gegensatz dazu sehr alt aussieht.
            Leider scheint der eisige Sturm hier an den Hütten eher noch zuzunehmen. Ich glaube, bei dem Wind brauche ich gar nicht erst versuchen, ein Zelt aufzustellen. Wie gut, dass es hier noch die schützenden Hütten gibt. … da schießt es mir durch den Kopf - ich bleibe stehen. Wie kann man nur so unfassbar dämlich sein? Ich könnte mir in den Ar… beißen. Da plane ich seit dem Frühjahr die Reise hier oben und habe dann ein so offensichtliches Detail übersehen. Vor ein paar Kilometern habe ich Norwegen verlassen und diese Hütte wird somit vom DNT betrieben. Das wiederum heißt, dass ich hier einen Hüttenschlüssel brauche, den ich nicht habe. Ohne den Schlüssel werde ich mir vor der verschlossenen Tür den Ar… abfrieren müssen, wenn nicht zufällig schon jemand mit Schlüssel hier wohnt. Was bin ich verwöhnt von den schwedischen STF und BLT-Hütten mit Hüttenwart.
            Ich prüfe zunächst das neuere größere Haus, sehe von weitem aber schon das Vorhängeschloss an der Tür. Trotzdem gehe ich noch mal hin und rüttel sicherheitshalber an der Tür - nichts. Auch bei der nächsten größeren Hütte habe ich kein Glück. Bleibt nur noch die alte Hütte, bevor ich mir etwas einfallen lassen muss.





            Um die Hausecke herum sehe ich erst mal zwei Bretter, die beide Türen blockieren … Aber kein Schloss. Ich kann das Brett von der Eingangstür relativ einfach lösen und stehe tatsächlich ohne Schlüssel in der Hütte. Drinnen sind immerhin eine kleine einfache Küchennische und zwei Zimmer mit je vier Betten. Da habe ich doch mehr Glück als Verstand gehabt - das scheint hier die Nothütte zu sein. Sie ist nicht die schönste und hat auch schon die besten Tage schon weit hinter sich, aber hier rettet sie mir echt den Hintern. Interessanterweise wackelt die Hütte im Wind sogar leicht, regelmäßig knackt sie und der Sturm pfeift ab und zu um die Ecken herum - eine Nacht muss/wird sie noch halten.
            Jetzt wo sich die Übernachtungssituation entspannt hat, erkunde ich die stürmische Umgebung der Hütten noch mal ausführlich. Die Gruppe aus Hütten steht hier in einem U-förmigen Tal mit direktem Blick auf den Gletscher, der die Gegend hier wahrscheinlich gerade mit schönem kaltem Wind versorgt. Die Bucht ist zu weiten Teilen mit Eis und Eisschollen bedeckt und wenn ich nicht wüsste, wie der Weg von mir weitergeht, würde ich sagen, dass das hier eine Sackgasse ist.


            Die „Wand“ am Ende des Tals

            Über die kleine Bucht des Sees hinüber zu einer Seite des Tals sehe ich nur eine große Wand aus Schnee, aus der unten ein Fluss herausfließt. Immerhin wird dieser Fluss von einer einfachen Brücke überspannt, von der eine kaum sichtbare Rinne über ein paar Felsen im Schneehang nach oben führt. Ich vermute, dass das Spuren von anderen Leuten sind und merke mir den Weg für morgen. Auf dem Weg morgen bekomme ich sicherlich noch mehr Schnee unter die Füße als heute, zumal ich noch mal gute 250 Höhenmeter höher muss.
            Beim Blick in die neuere Hütte entdecke ich unerwarteten Luxus: Nicht nur dass die Ausstattung der Hütte neuer und hochwertiger ist, sie ist auch hier erheblich geräumiger aufgebaut und hat sogar ein Wohnzimmer mit einem Sofa. Ich rede mir ein, dass so viel Luxus nicht zum Charakter der Tour passt und richte mich in meiner kleinen spartanischen Hütte häuslich ein. Nachdem ich die Hüttengebühr von 150 NOK per Bargeld im Umschlag bezahlt habe, gibt‘s erst mal was Warmes aus der Küche - schließlich ist meine letzte größere Mahlzeit das Frühstück gewesen.



            Als ich nach dem Essen noch mal austreten gehen will, sind meine Wanderstiefel vom Podest vor der Hütte verschwunden. Ich hatte sie vorhin zum Auslüften auf das Podest an Hüttenwand gestellt. Nach ein paar Sekunden Suchen finde ich sie unterhalb des Podestes im Gras, wo sie der Wind hingeweht haben muss. Bin ich froh, dass ich hier nicht mein Zelt aufstellen musste, wenn der Sturm hier in Böen in der Lage ist, im Windschatten einer Hütte einen jeweils ein Kilo schwerer Meindl Wanderstiefel Größe 49 davon zu wehen.
            Wieder in der Hütte lese ich noch etwas und packe meine Sachen neu, um morgen zügig loszukommen, wenn das Wetter passt. Beim Umschichten mache ich auch Inventur in meinem Essensvorrat und muss wieder mal feststellen, dass ich erheblich weniger gegessen habe, als geplant. Mit kleinen Abstrichen habe ich noch Essen für ganze drei Tage, sodass ich mir vielleicht morgen den Umweg nach Sulitjelma zum Supermarkt sparen kann und erst wieder in der STF-Hütte Pieskehaure einkaufen muss.
            Bei lauten Windgeräuschen und Geknacke versuche ich zu schlafen und hoffe die Hütte wird den Sturm noch überstehen - sie hat ja sicher schon schlimmere überstanden.
            Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 25.06.2020, 06:50.
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              • Meine Reisen

              #7
              [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

              Freitag, 19. Juli 2019 – Von Sorjus ans Ufer des Lomi

              Stille - nichts als Stille - kein Pfeifen, kein Knacken - nichts. Ich schäle mich aus meinem Schlafsack und trete mutig vor die Tür. Draußen ist es zwar nicht sonderlich warm, dafür aber fast windstill und vor allem sonnig.



              Nach einem kräftigen Frühstück hole ich noch kurz Wasser, mache zwei drei Handgriffe in der Hütte und packe mich dann warm für die heutige Etappe ein. Nachdem ich die Hütte wieder sturmsicher verschlossen habe, mache ich mich auf den Weg um die U-förmige Bucht herum. Heute Nacht hat es scheinbar das Eis aus der Bucht an der Hütte auf den See getrieben und lässt die Bucht nicht mehr ganz so eisig aussehen wie gestern. Je näher ich der weißen Wand aus Schnee und Eis komme, über die ich gleich aufsteigen muss, umso weniger bedrohlich wirkt diese.


              Der Fluss fließt aus dem Schnee


              Blick zurück zur Sorjushytta

              Aus der Schneewand fließt ein sprudelnder Fluss heraus, der auf einer einfachen aber soliden Brücke schnell überquert ist. Wie zu erwarten war, sind die Spuren von gestern im Schnee nicht mehr zu erkennen, der Weg bergauf ist aber relativ einfach auszumachen. Solange ich mich weit weg von der Linie zwischen Austritt des Flusses und dem tiefsten Punkt des Geländeeinschnitts halte, laufe ich nicht Gefahr, über das Wasser zu kommen.
              Kurz vorm Schnee und auf dem Felsen, der aus dem Schnee ragt, kann ich sogar zwei rote Wegmarkierungen sehen. Jetzt ist der Weg eindeutig und ich muss mich nur noch darauf konzentrieren, auf dem steilen Schneestück nicht auszurutschen. Mit verkürzten Stöcken und kräftigen Tritten in den Schnee ist auch das kein Problem.


              … und schon wirkt der Trip viel winterlicher

              Oben an der Schneekante angekommen, habe ich ein Hindernis überwunden und stehe gleich vor dem nächsten. Das ist ja wohl ein schlechter Scherz: Hier gibt es zwar eine Brücke über den Fluss, allerdings staut sich hier das Wasser und der Weg bis zur Brücke ist mit eiskaltem Wasser überflutet. Zum ersten Mal geht es heute in die Neoprenschuhe und dann durch gute fünfzehn Meter teils knietiefes frisches Schmelzwasser bis zur Brücke über den eigentlichen Fluss.


              Furt bis zur Brücke

              Auf der anderen Seite der Brücke lasse ich die Neoprenschuhe gleich an, denn in hundert Metern muss ich gleich schon wieder durchs Wasser. Im Laufe des Weges merke ich allerdings wieder, dass die Sohlen der Neoprenschuhe für die spitzen Steine hier oben nicht gemacht sind. So gut sie im Wasser auch sind, auf diesem Untergrund geben sie jede Kante fast ungefiltert an meine Füße weiter. Nach dem weitverzweigten Bach sind dann wieder die robusten Meindl dran, bevor ich mir meine „wertvollen“ Neoprenschuhe hier noch kaputt schneide.
              Ein kleines Stück weiter komme ich dann wieder an ein weitverzweigtes Netz aus kleinen Bächen und versuche jetzt im Gegenzug mal trockenen Fußes hindurch zu kommen. Das Springen von Insel zu Insel und Suchen nach einem trockenen Weg hat irgendwie etwas von einem großen 3D-Rätsel, das ich erfolgreich bestehe.
              Und als wären drei Gewässerquerungen auf einem Kilometer nicht genug, stoße ich noch auf einen vierten gut gefüllten Bach, der direkt in einem Wasserfall aus einem großen Schneefeld fließt. Um den Bach nicht auf dem Schneefeld queren zu müssen, wechsel ich zähneknirschend wieder auf Neoprenschuhe und hangel mich mit meinen Trekkingsstöcken durch den Wasserfall. Danach steht wieder ein Schuhwechsel an, da der Weg über steile Schneepassagen weiterführt. Wenn das mit den Gewässerquerungen und den Schuhwechseln so weitergeht, komme ich heute nicht wirklich voran. Für die letzten anderthalb Kilometer habe ich, zugegebener Weise mit reichlich Fotopausen, zwei Stunden gebraucht.


              Blick zurück auf die Strecke der letzten zwei Stunden

              Jetzt geht es aber erst mal wieder über eine Schneefläche auf einen kleinen Hügel hinauf und dann immerhin mal gute dreihundert Meter über aufgetauten Boden mit Steinen bis hin zu dem Bach, den ich eben schon einmal überquert habe. Der hier nur noch schmale Bach liegt etwas tückisch unter einer Schneedecke und verrät seinen Lauf nur an wenigen Punkten durch Löcher im Schnee. Immerhin kann ich die Spur der anderen Wanderer hier noch anhand einer Furche im Schnee erkennen und arbeite mich langsam und vorsichtig voran. Bis kurz vorm Bach stoßen die Trekkingstöcke unterm Schnee sofort auf Steine und auch auf der anderen Seite ist schon festes Ufer zu erkennen. Abgesehen von der nassen Fußspitze meine erste problemlose Bachüberquerung heutigen Tag.


              Das verschneite Bachtal

              Jetzt folgt ein extrem langes Stück bergauf über die verschneite Flanke eines Berges hin zu einem Geländeeinschnitt, durch den der Weg laut Karte führt, der aber von unten aus dem Tal nur zu erahnen ist. Zu Beginn des Berges geben ein rotes T auf einem schon frei geschmolzenen Felsen und danach eine Furche im Schnee die Richtung vor, dann stehe ich aber ganz alleine auf der riesigen Schneefläche und habe keine genauen Anhaltspunkte mehr, in welche Richtung ich genau gehen soll. Immerhin kann ich noch zurück über den dunklen Felsen in der Schneefläche zur Bachüberquerung peilen und so meine Richtung grob anpassen. Glücklicherweise lässt die Geländeform um mich herum keine Gewässer erwarten und so stapfte ich weiter, bis ich den höchsten Punkt des Geländeeinschnitts überwunden habe und in einiger Entfernung endlich wieder ein rotes T auf Fels erblicke.


              Blick zurück ins Tal…


              … und voraus

              Überhaupt hat sich das gute Gefühl von gestern verstärkt, dass sich derjenige, der den Weg hier markiert hat, sich viel Gedanken gemacht hat, wie er den Weg auch bei Restschnee führt.
              Ganz oben angekommen habe ich endlich wieder festen Stein unter meinen Füßen und vor mir eröffnet sich ein spektakulärer Ausblick auf das von Bergen eingefasst Tal, dass der Bajep Sårjåsjávrásj ausfüllt. Entgegen meiner Erwartung ist dieser aber noch zu großen Teilen mit Eis bedeckt und lässt das Tal in Verbindung mit den verschneiten Berghängen wie einen riesigen Kühlschrank wirken. Andererseits, was hätte ich auch nach dem vielen Schnee auf den vergangenen Kilometern erwarten sollen.


              Bajep Sårjåsjávrásj

              Auf dem Weg hinab zum Bajep Sårjåsjávrásj treffe ich den ersten Menschen seit fast 24 Stunden. Ein Norweger mit gefühlt 130 Litern Gepäck arbeitet sich den Berg hoch und ist auch sichtbar erfreut, auf dieser Strecke mal einen Menschen zutreffen. Er berichtet mir, dass ich durch das Gröbste hindurch bin, wenn ich das Tal des Bajep Sårjåsjávrásj durchschritten habe. Knifflig wird nur noch das Durchqueren des eisigen Flusses, der den Bajep Sårjåsjávrásj hauptsächlich mit Wasser versorgt und teilweise unter Eis und Schnee fließt. Wir freuen uns aber beide, dass wir uns ab jetzt an den Spuren des jeweils anderen orientieren können.
              Wir setzen unsere Wege fort und bald erreiche ich den besagten Fluss, der auf meiner Seite nahezu eisfrei ist. Dafür fließt er am gegenüberliegenden Ufer teilweise unter das Eis. Nachdem ich mir viel Zeit zum Umschauen gegönnt habe, kann ich drei Stellen finden, an denen die Steine des gegenüberliegenden Ufers unter dem Eis schon zu sehen sind. Zu einen dieser Punkte komme ich sogar durch recht flaches Wasser hinüber - das wird mein Weg.


              Das Wasser fließt teilweise unterm Schnee

              Mit Neoprenschuhen an den Füßen steige ich in das eiskalte Wasser und arbeite mich vorsichtig auf dem vorher besichtigten Weg zu anderen Seite hinüber. An zwei Stellen wird es nochmal etwas tiefer und meine Waden verschwinden tief im kalten Gletscherwasser, bald klettere ich jedoch auf der anderen Seite auf den Eispanzer, der die Ufersteine bedeckt. Die ersten paar Meter gehe ich vorsichtig, dann bemühe ich mich aber so tiefe Spuren wie möglich zu hinterlassen, damit meine Spuren noch zu erkennen sind, falls noch jemand heute diese Route begeht.
              An ein paar schneefreien Steinen wechsel ich dann wieder auf die festen Treter und entdecke hier immerhin noch Reste der Spur des Norwegers. Nach weiteren hundert Metern Weg geht es wieder auf den Schnee, der sich hier vom See bis zum Kamm in einem Stück teilweise etwas steiler nach oben zieht. Wenn ich diesen Kamm erreicht habe und der Norweger recht hat, kann ich den Schnee hoffentlich hinter mir lassen.


              Bajep Sårjåsjávrásj



              Beim Aufstieg lasse ich mir Zeit, um die spektakuläre Aussicht auf den See zu genießen und nicht ins Rutschen zu kommen und dann in Richtung See zu rutschen. Kurz vorm Erreichen des Kamms wird es nochmal steil, dann überschreite ich aber den Kamm auf über tausend Metern und werde mit einer grandiosen Aussicht in alle Richtungen belohnt. Hinter mir liegt der eingefrorene Bajep Sårjåsjávrásj, links von mir geht es bis auf fast zweitausend Meter hinauf – mich würde mal interessieren, ob Ende August hier immer noch Eis auf dem See ist. Vor mir weit unten liegt jetzt der See Storelvvatnan hinter dem auch schon das Tal bei Sulitjelma zu erahnen ist.


              Storelvvatnan vor mir


              Ein letzter Blick auf den Bajep Sårjåsjávrásj

              Hier oben könnte ich Stunden bleiben, wenn nicht so ein scharfer kalter Wind wehen würde. So belohne ich mich noch mit etwas Schokolade, knipse ein paar Bilder und mache mich dann an den Abstieg Richtung Sulitjelma. Der Weg ins Tal ist allerdings nicht ganz ungefährlich, nicht etwa weil der Weg zu schwierig ist, sondern weil man geneigt ist, seinen Blick während des Gehens in die Ferne schweifen zu lassen. Bei einer der kleinen Pausen, die ich immer wieder einlege, um die Landschaft zu genießen, entdecke ich entfernt vor mir eine Gruppe von einem guten Dutzend Rentiere. Als sich die Herde ein Stück weiter bewegt, entdecke ich sogar zwischen den normalgefärbten Tieren sogar noch ein weißes Rentier. Grund genug meine Pause an einem kleinen Bach etwas auszudehnen und der Herde solange nachzuschauen, bis ich sie aus den Augen verliere.





              Beim Beobachten der Rentiere habe ich sogar noch einen weiteren Wanderer als kleinen beweglichen Punkt weit im Tal auf einer Schneefläche entdeckt. Eine Viertelstunde später treffe ich den deutschen Wanderer, der Richtung Staloluokta unterwegs ist. Wir stellen gemeinsam fest, dass er heute noch erheblich mehr zu tun hat als ich. Einzig nennenswertes Hindernis für mich ist noch eine ziemlich breite Furt am Zusammenfluss zweier kalter Gletscherflüsse. Er erwähnt auch noch eine Eisbrücke, die er aber nicht näher erkundet hatte.


              Wenig Vegetation rund um den Sårjåstjåhkkå


              Schneebrücke über den Fluss


              “See“ zur Flussquerung

              Als ich dann unten im Tal fast die Furt erreicht habe, kann ich die Eisbrücke sehen und kann nur hoffen, dass er eben die Querung der Brücke als Spaß gemeint hatte. Als ich den Zusammenfluss der beiden Flüsse erreiche, stehe ich eher an einem kleinen See mit einer Insel in der Mitte. Zwar ist der Durchgang hier wieder mit roten Steinen markiert, allerdings hat das Schmelzwasser das Bachbett etwas verschoben, sodass die flachsten Stellen jetzt etwas ab davon liegen. Mit Neoprenschuhen an den Füßen kann ich mir viel Zeit lassen, im eiskalten Wasser des Flusses den besten Weg zu suchen. Die Insel im Fluss lädt sogar zu einer kleinen Pause ein und nachdem meine Unterschenkel wieder etwas aufgewärmt sind, mache ich mich an den zweiten Teil der Flussquerung. Hier ist das Wasser allerdings stellenweise ziemlich tief und ich suche mir im Zickzack den besten Weg ohne allzu oft nasse Knie zu bekommen.




              Das nächste Hindernis

              Nach einem Schuhwechsel auf die Meindl und weiteren fünfhundert Metern wartet gleich der nächste Bach auf mich, der wieder in Neopren durchschritten werden will. Langsam habe ich die Nase voll vom ständigen Schulwechsel. Nach dem Bach geht es zur Abwechslung erst mal wieder hundertfünfzig Höhenmeter auf über neunhundert Meter hoch. Die Anstrengung wird immerhin wieder mit einem tollen Ausblick bis ins Tal nach Sulitjelma und auf einen großen Wasserfall vom Koppartoppen belohnt.
              Von hier an geht es ab jetzt nur noch abwärts bis nach Sulitjelma, wo ich im örtlichen Coop meine Vorräte auffüllen könnte. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich diesen Umweg und die damit verbundenen fünfhundert Höhenmeter extra auf mich nehme oder mich mit dem, was jetzt noch habe und dem, was die STF Hütten bieten, bis zum Ende verpflege. Bis ich die Entscheidung treffen muss habe ich allerdings noch etwas Zeit, in meinen Magen zu hören.

              Fluss mit Deckel

              Das erste Stück Abstieg verläuft am Talrand auf einem fast ständig überspülten Pfad. Dieser verläuft parallel zu einem kleinen Fluss, der immer noch von Eis und Schnee bedeckt ist. Am Ende dieses Flusses erreiche ich eine kleine Staumauer, die den Fluss in ein Kanal unter die Erde ableitet und irgendwo unter Tage einer Wasserkraftanlage zuführt. Bei der Staumauer erreiche ich auch ein kleines Schottersträßchen, das zur Wartung der Wasserkraftanlagen hier oben dient. Hier zweigt der Pfad zur DNT-Hütte Ny-Sulitjelma ab, der aber über das verschneite Tal nicht ohne Risiko zu erreichen ist. Kurzfristig überlege ich, ob ich einfach über die Staumauer robben soll, verwerfe die Idee aber sofort wieder, da ich bei einem Fehler in den Zuführkanal zum Wasserkraftwerk plumpsen könnte.


              Kein so gute Idee

              So setzt sich mein Weg komfortabel auf dem Fahrweg fort, bis auch dieser von Restschnee blockiert ist. Beim Betreten stellt sich der Schnee allerdings als Eisblock heraus in dem ich nicht mal mehr mit meinen Trekkingschuhen richtig Halt finde. Bevor ich hier bei einem Fehltritt dreißig Meter den Berg runterrutsche bin ich Schisser und entscheide mich, den Berg um den Eisblock herum herunter und herauf zu klettern.


              Eisblockade


              Wasserfall vom Koppartoppen und Aufschüttung


              Hütte mit Traumblick

              Das war allerdings sicher das letzte Eishindernis, denn ein Stück weiter unten passiere ich eine große Aufschüttung vom Bau der Kraftwerkstunnel auf dem erste Autos parken. Über die abschüssige Straße erreiche ich nach gut zwei Kilometern die DNT-Hütte Ny Sulitjelma, die erwartungsgemäß verschlossen ist. Da die antiquierte Anlage der Hütte nicht gerade zum Verweilen einlädt, laufe ich in Richtung Sulitjelma weiter. An der Kreuzung nach Sulitjelma erreiche ich dann den Rand des Tals und kann den Ausblick in das fünfhundert Meter tiefe Tal genießen. Mittlerweile bin ich davon abgerückt, meine Vorräte in Sulitjelma aufzustocken und werde stattdessen erst wieder in Pieskehaure einkaufen. Das spart mir immerhin fünf Kilometer Abstieg und wieder fünf Kilometer Aufstieg über fünfhundert Höhenmeter.


              Blick auf Sulitjelma

              Als ich mich von der Aussicht lösen kann, schlage ich den Weg Richtung Pieskehaure ein. Auf der Karte sehen die vier Kilometer von hier bis zur Lomihytta am See Lomivatnet wie ein wildes Gekrickel aus Linien aus, in der Realität zieht sich der Weg durch interessantes Wirrwarr aus kleinen Hügeln. Ob diese natürlichen Ursprungs sind oder im Rahmen des Bergbaus hier künstlich angelegt wurden, weiß ich nicht, jedenfalls säumen ab und zu rostige Zeugnisse des Bergbaus den Weg.


              Verschlossender Stollen

              Nach zwei Kilometern komme ich an eine kleine Schlucht in der ich einen kleinen Bach über einen dicken Eispanzer hinweg queren muss. Der Bach sieht allerdings so klein und der Eispanzer so solide aus, dass ich einfach auf dem Hosenboden drüber rutsche. Ich bin kurz geneigt wieder hoch zu klettern und noch mal runter zu rutschen


              Hügellandschaft auf dem Weg zum Lomi

              Es geht wild hügelig weiter und immer wieder versperren alter Schnee und kleinere Schmelzwasserseen den Weg und wollen umgangen oder umklettert werden. Auch ein breiter Bach stellt kein Hindernis mehr dar, nachdem ich mit ein paar größeren Steinen einen trockenen Weg hindurch gebaut habe. Auf Neoprenchuhe habe ich heute echt kein Bock mehr.


              Zufluss zum Lomi

              Kurz vorm Lomivatnet erreiche ich ein paar halbverfallene Hütten an einem idyllischen See, mich lockt aber das laute Rauschen an einer steile Abbruchkante. Gute zwanzig Meter unter mir rauscht ein breiter Wildwasserfluss aus dem Berg und ergießt sich in den Lomivatnet. Das muss einer der Ausgänge des unterirdischen Wasserkraftwerks sein, das hier über mehrere Ebenen Strom erzeugt. Der Lomivatnet wird hier quasi nur als Zwischenspeicher verwendet, was dazu führt, dass sein Wasserstand stark variiert und der See oft einen hässlichen grauen Streifen zwischen Wasseroberfläche und Uferbewuchs hat.



              Leider ist hier kein guter Platz fürs Zelt - mit dem Wasserrauschen im Hintergrund hätte ich heute bestimmt wie ein Murmeltier geschlafen - wovon aber dank der Anstrengung des heutigen Tages auch so auszugehen ist. Ich kehre wieder auf den Weg zurück und finde unterhalb der DNT Lomihytta eine große Wiese. Es ist zwar nicht der Traumplatz aber in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit bin ich nicht wählerisch. Ich erkunde kurz die Lomihytta, die nicht mehr die frischeste ist, was aber in Hinblick auf die Verschlechterung des Panoramas nicht verwundert.


              Social Media taugliches Bild vom Lagerplatz…


              … und die Realität

              Pünktlich zum Zeltaufbau setzt der Wind aus und meine Anwesenheit scheint sich bei der lokalen Mückenwelt schon herumgesprochen haben. So kriege ich reichlich Besuch und muss meinen Zelt unter Vollschutz aufbauen. Auch beim Essen lässt mich das Viehzeug nicht in Ruhe, sodass ich mir meine Trekkingnahrungstüte schnappe und mich auf den kleinen Berg der Lomihytta zurückziehen.
              Nach dem Essen treiben mich die Mücken ins Zelt und ich nutze den Handyempfang an dieser Stelle für eine kurze Rückmeldung zu Hause und ein Nachrichten- und Wetterupdate.
              Mein Smartphone hat mich bisher echt begeistert. Ich nutze es seit dem Start in Kvikkjokk als Fotoapparat und habe es auch nachts nicht ausgeschaltet. Lediglich die Energiesparfunktionen sind fast am Maximum und jegliche Verbindung (außer GPS) ist abgestellt. Nach fünf Tagen „Dauernutzung“ sind immerhin noch vierzig Prozent Akku übrig geblieben – meine 20000 mAh Powerbank ist wohl etwas übertrieben. Ich werde den Akku über Nacht wieder vollladen, dann reicht der Saft wieder bis Kvikkjokk. Zeit auch meinen Akku wieder aufzuladen…
              Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 25.06.2020, 06:52.
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                #8
                [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                Samstag, 20. Juli 2019 – Vom Ufer des Lomi nach Sulitjelma

                Frühmorgens ist der Akku wieder voll und nach etwas Lektüre treibt mich der Tatendrang aus dem Zelt. Ich verspeise meine letzte abgepackte Tüte mit Müsli und Milchpulver und verstaue, diesmal ungestört von Mücken, meine sieben Sachen wieder im Rucksack.



                Ziel für heute ist die Region um die SFT-Hütte Pieskehaure, über der am Berghang ein paar schöne Lagerplätze für die kommenden Nacht sein sollen. Der Weg dorthin geht zunächst am Lomi-Stausee entlang durch hügeliges Terrain und steigt dann später bis auf knapp neunhundert Höhenmeter an, wo ich wieder die Grenze nach Schweden passiere. Abgesehen von ein paar spannenden Flussüberquerung und ein paar kleineren Restschneefeldern bietet diese Etappe keine größeren Schwierigkeiten. Je nachdem wie es läuft, mache ich auch noch einen kleinen Abstecher zum Sulitjelma -Gletscher.


                Mondlandschaft am Lomi

                Schon beim Losgehen am Lagerplatz öffnet sich ein weites Panorama auf den Lomi. Ihm fehlen ca. zwanzig bis dreißig Meter an Wasserstand, was einen breiten hässlichen grauen Streifen am Ufer erzeugt. Andererseits ist es auch mal ganz interessant zu sehen, wie der Untergrund unter der Seeoberfläche aussieht. Im späteren Verlauf kann man auch gut die Erosion der Flüsse in den losen Steinen sehen, die das Eis im Winter am Uferbereich nur locker zusammengeschoben hat.


                Sieht nicht sehr vertrauenswürdig aus …

                Nach einem guten Kilometer erreiche ich das erste Highlight des heutigen Tages. Den Fluss Oterelva kann man nur über zwei verbogene alte Stahlträger passieren, die parallel nebeneinander über das sprudelnde Wildwasser gelegt wurden. Auf den Fotos, die ich vorher im Internet und hier im Forum gesehen habe, wirkte die Brücke nicht so massiv, wie sie sich mir jetzt darstellt. Sicherlich gibt es bequemere Arten Flüsse zu queren, aber das hier ist vom Material her sicherlich die massivste Brücke, die ich in Schweden und Norwegen in der Wildnis passiert habe. Ich entscheide mich, in Hocke über einen Stahlträger zu laufen und mich mit den Händen seitlich an den Kanten des H-Trägers festzuhalten. Ein bisschen mulmig ist es schon über dem Wasser, aber nach einer Minute ist der Spaß auch schon wieder vorbei.


                … oder doch

                Nach der Brücke folgt erst ein sechs Kilometer langes Stück am Ufer des Lomi entlang, das auf der Karte relativ unspektakulär aussieht. Vor Ort ist es jedoch ein interessanter Mix aus kleinen Hügeln, Grasflächen, Wäldchen und Bächen. Zwischendrin tauchen in kleinen Tälern und an Hügelflanken immer wieder Schneefelder auf, die sich teilweise auf dem Weg breitmachen. Schon lange vor der Tour hatte ich den See und die umgebenden Berge über die Webcam des Kraftwerksbetreibers SKS beobachtet und eigentlich sah es so aus als wäre der Schnee fast komplett verschwunden. An manchen geschützten Stellen hält sich der Schnee allerdings hartnäckig. An zwei Stellen muss ich den Schnee am steilen Hang sogar förmlich umklettern, weil er sich in den kleinen Bachtälern gesammelt hat und unter dem Schnee fleißig Wasser fließt.


                Da hatte mal jemand eine schöne Hütte direkt am See
                So richtig komme ich nicht voran, zumal auch viele Stellen sehr matschig sind. Im Matsch fällt mir irgendwann auf, dass ich bisher so gut wie keine Fußabdrücke gesehen habe. Auf dem ganzen Weg am Lomi entlang sind mir lediglich Fußspuren von ganzen zwei Leuten aufgefallen. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, dass die Runde um den Sulitjelma-Gletscher zurzeit nicht begangen werden kann, da die Brücke über den Varvvekjåhkå im Winter zerstört wurde.
                Ich passiere mehr oder weniger einfach ein knappes Dutzend kleiner Bäche bis ich an einen größeren Bach komme, der hier im steileren Gelände über einen terrassenartigen Wasserfall in den See fließt. Der Bach führt zu viel Wasser und beim Wechseln der Schuhe muss ich meine Hoffnung aufgeben, heute ohne Neoprenschuhe auszukommen. Ich suche mir die beste Stelle aus und stelze mit meinen Trekkingstöcken etwas abenteuerlich durch den Wasserfall. Ich hatte selten eine Watstelle mit so viel Aussicht, auch wenn ich von hier zunächst auf viel nackten grauen Fels schaue.


                Watstelle …


                … mit Aussicht

                Auf der anderen Seite beginnt dann langsam der Aufstieg vom Seeufer weg. Bald erblicke ich ein Stück über mir eine größtenteils hölzerne Hängebrücke, die aber nicht den vertrauenswürdigsten Eindruck macht - vielleicht bin ich auch von den schwedischen Metallkonstruktionen verwöhnt. Beim Besichtigen der Brücke fällt mir eine schmale Stelle im Fluss auf der dem Berg zugewandten Seite auf, über die ich einfach hinüberspringen kann. Ein beherzter Sprung und schon habe ich mir die wacklige Überquerung der Brücke gespart.





                Wenig später komme ich wieder an eine Senke, in der zwei Bäche sich zwischen Schnee und Eis treffen. Nach etwas Erkundung habe ich dieses kleine Rätsel gelöst und finde ein Zickzackweg zwischen Schnee, Eis, Wasser und Steinen. Ich bin immer wieder überrascht wie viel Schnee immer noch in solchen Senken liegt.
                Als ich die Senke dann steil bergauf verlasse, habe ich eine Viertelstunde für die Überquerung dieser beiden Rinnsale gebraucht. In ein zwei Wochen, wenn hier alles weg geschmolzen ist, bräuchte ich für dieses Stück nur noch eine gute Minute. Aber hier regiert weiter in jeder Senke der Schnee: Der Bach, den ich eben überquert habe, fließt jetzt neben mir in einer kleinen Schlucht, die noch durch einen respektablen Eispanzer verdeckt ist. Nur ab und zu sehe ich darin ein Loch und höre etwas Wasser rauschen.
                Laut Karte muss ich allerdings am Ende der Schlucht einer Senke überqueren, in der zwei kleine Seen eingezeichnet sind. Irgendwie hatte ich auf den letzten Metern vor der Senke schon so eine Ahnung: Der Bereich, in dem ich den Bach überqueren muss, ist fast vollständig mit Eis bedeckt und zu allem Überfluss ist noch Wasser am Rande des Eises zu sehen. Das und die eingezeichneten Tümpel auf der Karte lassen erahnen, dass hier ein Großteil der Eisfläche über Wasser führt.


                Nicht gut

                Ich fluche laut vor mich hin, als ich mich in der Umgebung wie üblich umschaue, wie ich diese Hinterlassenschaften des Winters umgehen kann. Ganz so einfach wird es diesmal nicht. Im Norden zieht sich die Eisfläche mit ein paar Löchern durch ein Tal zwischen zwei Hügeln bis außerhalb der Sichtweite. Ich folge dem Rand der Eisfläche also erst nach Süden, muss aber auch hierbei feststellen, dass sich das Eis über mehrere kleine Seen hinweg bis hin in ein Tal zieht, dass dann schon steil Richtung Lomi abfällt. Das wird hier auch nichts, wenn ich nicht über Eis- und Schneeflächen laufen möchte, von denen ich nicht sicher weiß, ob nicht Wasser drunter steht.
                Zurück am Weg setze ich mich erst auf einen Stein und gönne meinem Hirn etwas Energie in Form von Schokolade. Irgendwo muss ich doch entlang kommen, ohne zu riskieren, ins Eis einzubrechen und im Wasser zu landen. Aber so sehr ich mir den Kopf auch zermartere, sehe ich keine Route ohne höheres Risiko.
                So abgedroschen es auch klingt: Safety first - Ich habe mir von Anfang an gesagt, dass ich nur über Schnee- und Eisflächen laufe, wenn ich davon ausgehen kann, dass sie sicher sind. Keine Zeit für Experimente, schließlich bin ich allein unterwegs und wenn ich hier irgendwo einbreche, findet man mich vielleicht erst, wenn der Schnee komplett getaut ist.
                Schweren Herzens fasse ich den Entschluss, umzudrehen und zurück nach Sulitjelma zugehen. Auf den ersten paar Metern entlang der zugefrorenen Schlucht stoppe ich noch ein paar Mal und drehe mich in der Hoffnung um, vielleicht doch noch irgendwo einen Weg zu finden. Immerhin mahnt mich das rauschende Wasser unter dem Eis neben mir und bringt mein Hirn wieder auf Spur.


                Der Blick zurück ist jetzt der Blick nach vorne

                Ich kehre zurück zu den zwei Wasserläufen, die sich in der Senke vor der Schlucht getroffen haben. Die Überquerung ist nun noch Formsache, schließlich kenne ich den Weg ja noch und so stapfte ich munter los. Gleich beim ersten Wasserlauf knicke ich auf einem Stein um und latsche beim Abfangen mit beiden Schuhen ins Wasser. Ich laufe einfach weiter über den letzten Bach und kraxel zügig eine kleine Böschung hoch. Und wie das so ist, wenn man in Rage irgendwas erzwingen will, wird es nur schlimmer. Ich rutsche ab und schlage mit einem Knie auf einen Felsen auf. Die Stimmung hat den absoluten Tiefpunkt erreicht und für mich die Zeit gekommen, mal so richtig lautstark auszurasten. So entlädt sich kurz aber heftig die Enttäuschung und der Frust übers Umdrehen zusammen mit dem Ärger über die dämlichen Unachtsamkeit am Bach.
                Dieses reinigende Gewitter habe ich jetzt scheinbar gebraucht, denn bald setzt der rationale Verstand wieder ein und sagt mir erstmal Knöchel und Knie zu prüfen. Als klar ist, dass es allen gut geht, lege ich mich neben meinen Rucksack ins Gras und versuche meine Gedanken zu sortieren. Und so liege ich schokoladeessend mit Blick auf den See im Gras und im Moment können mich nicht mal die Mücken stören. Irgendwann habe ich es geschafft mein Gehirn vom Selbstmitleid auf Planungsmodus umzustellen und beginne zu planen, wie es jetzt weitergeht.
                Zunächst ist es einfach, ich muss jetzt nur dem Drang widerstehen, doch noch mal nach einem Weg zu suchen und stattdessen die acht Kilometer zurück zu meinem heutigen Startpunkt gehen. Auf dem Weg habe ich genug Zeit, mich für eine, meiner Optionen zu entscheiden, die mir auf die Schnelle eingefallen sind: Von Sulitjelma könnte ich zum einen wieder zurück nach Staloloukta laufen und von dort den Hubschrauber nach Kvikkjokk nehmen. Oder ich fahre von Sulitjelma mit Bus und Bahn in einem Riesenbogen zurück nach Kvikkjokk. Ich muss aber auf jeden Fall zurück nach Kvikkjokk, da dort idealerweise mein Restgepäck deponiert ist. Was bei einer Rundtour ein praktischer Service ist, macht mich jetzt sehr unflexibel.
                Jetzt heißt es aber erst mal sich auf den Weg zu konzentrieren. Schnell ist die klapprige Hängebrücke erreicht und wieder auf den Steinen nebendran umgangen. Beim Schuhwechsel vor der Durchquerung des Wasserfalls bemerke ich zum ersten Mal die dunklen Gewitterwolken, die von der anderen Seeseite Richtung Pieskehaure ziehen - da war ich vorhin wohl doch noch gedanklich etwas im Tunnel. Der Wasserfall ist schnell durchquert - schließlich weiß ich ja schon, wo ich meine Füße hinzusetzen habe.
                Nach dem Wasserfall versuche ich mal aufmerksam nach Fußspuren auf den matschigen Weg zu schauen. Aber auch bei genauerem Hinsehen erkenne ich auf den nächsten zwei Kilometern nur zwei verschiedene Schuhspuren und irgendwann sehe ich die gleichen Fußabdrücke auch in meine Laufrichtung. Wenn die Abdrücke nicht gerade von einem Angler, Jäger oder Hüttenbesitzer hier in der Gegend sind, dann ist hier wohl noch jemand umgedreht.


                Gewitter über Pieskehaure

                Jetzt, wo die Fragen auf dem Boden geklärt sind, beobachte ich noch mal die Gewitterwolken, die mittlerweile weiter Richtung Pieskehaure gezogen sind. Da kein Gewitter mehr droht, mache ich an einem kleinen Bach Mittagspause, schließlich hat Essen ja schon mal die Stimmung gehoben. Während des Essens entladen sich die Gewitterwolken im schwedisch norwegischen Grenzgebiet mit Blitz und Donner. Wenn ich meine Route heute wie geplant fortgesetzt hätte, würde ich jetzt langsam inmitten dieses Gewitters kommen - wer weiß, wofür das Umdrehen gut war … rede ich mir ein.
                Nach dem Essen steht etwas Geklaxel um Schneefelder herum und die Querung der Stahlträger“brücke“ über den Oterelva an. In den Hügeln zwischen Lomi-See und der Straße nach Sulitjelma entscheide ich mich, meine Tour hier in Sulitjelma zu beenden und nicht wieder zurück nach Staloloukta zu laufen. Zwar wäre ich dann noch zwei bis drei Tage länger draußen, ich müsste mich aber auf dem Weg sicherlich ziemlich quälen. Auf den zurückliegenden acht Kilometern hat es mich schon ziemlich genervt, die bisher gemachten Kilometer wieder zurück zu laufen. Schließlich fühlt sich das gezwungene Umdrehen wie eine Niederlage an, die mir beim Zurücklaufen bei jeder bekannten Stelle wieder vor Augen geführt wird.
                Daraus resultiert natürlich jetzt ein umständlicher Rückweg von bestimmt 600-700 Kilometern anstatt achtzig Kilometern Laufstrecke. Immerhin habe ich mich vor der Tour schon gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hier oben beschäftigt und kann schon hier im Fjell überschlagen, dass ich zu Fuß kaum langsamer gewesen wäre als mit Bus und Bahn. Als ich die Straßenkreuzung erreiche, von der ich gestern Nachmittag erst Richtung Lomi abgebogen war, schaue ich mal online nach, ob ich aus Sulitjelma heute noch wegkomme. Dummerweise ist der Bus schon vor einer halben Stunde abgefahren, immerhin ohne eine Chance, dass ich ihn hätte erreichen können. Obwohl morgen Sonntag ist, fährt immerhin nachmittags der nächste Bus nach Fauske.
                Nachdem ich noch eine ganze Zeit die Aussicht über das fjordähnliche Tal von Sulitjelma genossen habe, geht’s über die Serpentinenstraße bergab in Richtung Coop Sulitjelma. Die Schotterstraße führt ca. fünf Kilometer ins Dorf und verliert dabei fünfhundert Höhenmeter. Ab und zu gibt es von der Schotterstraße aus Zeugnisse vergangener Bergbauzeiten und aktueller Wasserkraftnutzung zu sehen. Einige alte Bergbauschächte müssen auch in irgendeiner Form noch offen oder mit dem Wasserkraftwerk verbunden sein, da esaus ihnen kalte nasse Luft drückt.



                Unten, im wider Erwarten recht belebten Dorf, steuere ich den neuen Coop Prix an und decke mich mit reichlich Verpflegung ein, denn morgen hat der Markt zu. Vorm Coop rufe ich den einzigen örtlichen Campingplatz an und frage sicherheitshalber, ob der Platz geöffnet hat, bevor ich vier Kilometer umsonst dorthin laufe. Natürlich haben sie offen und natürlich kann ich mein Zelt dort hinstellen.


                Der neue Coop in Sulitjelma

                Mit einem Eis in der Hand mache ich mich auf dem Weg zum „Sulitjelma turistsenter“. An einem Wartehäuschen, das nur mit viel Glück als solches erkennbar ist, schaue ich nach einem Busfahrplan, aber außer ein paar Papierresten finde ich nichts. Naja, ein paar Chancen habe ich ja an den anderen Haltestellen auf dem Weg noch.
                Als ich einen Teil der stillgelegten Minengebäude passiere, hält ein Geländewagen neben mir. Der Fahrer fragt mich, ob ich der Typ wäre, der gerade mit seiner Frau auf dem Campingplatz telefoniert hätte. Er stellt sich als Besitzer des Campingplatzes vor, der gerade mit seinen Kindern vom Schwimmen kommt und bietet mir an, mich mit nach oben zum Campingplatz zu nehmen. Ich liebe die skandinavische Gastfreundschaft.
                Im Auto fragt er mich, woher ich denn komme und ich erzähle von der Strecke des heutigen Tages. Als wäre es das Selbstverständlichste erzählt er mir, dass die nördliche und südliche Strecke am Lomi noch nicht begehbar sind. Jetzt fällt es mir wieder ein, im Süden gibt es ja auch noch einen Weg am Lomi entlang des Sees. Den hatte ich zu Beginn der Planungen verworfen, weil er ein Stück länger ist, als der nördliche. Ich bin gerade etwas erleichtert, dass mir das nicht schon früher eingefallen ist, sonst hätte ich diesen zweiten Weg vielleicht auch noch erkundet und mir die nächste Enttäuschung abgeholt. Der Campingplatzbesitzer, der auch Schneemobile vermietet, gibt mir den Tipp, ich solle doch im Winter wiederkommen und bei ihm ein Schneemobil mieten, dann würde ich dort auf jeden Fall entlangkommen



                Wir erreichen den idyllischen Campingplatz „Sulitjelma turistsenter“, der etwas oberhalb von Sulitjelma im Wald an einem kleinen See liegt. Ich quatsche noch etwas mit dem Betreiberpärchen, richte mich häuslich ein und freue mich dann auf die warme Dusche. Nachdem ich wieder halbwegs zivilisationstauglich bin und einen Großteil meiner Wäsche grob gewaschen habe, mache ich mich mit Platz-WLAN am idyllischen See an die Planung meiner Rückreise nach Kvikkjokk.
                Nach dem Abendessen steht der Plan: Morgen geht es mit dem Bus von Sulitjelma über Fauske nach Bodø, tags drauf mit dem Bus von Bodø nach Narvik und dann mit dem Zug weiter über die Erzbahnstrecke nach Gällivare. Von dort bringt mich der Zug nach Jokkmokk und von dort geht es weiter nach Kvikkjokk, wo ich endlich mein praktisch geparktes Restgepäck abholen kann. Falls irgendwas nicht passt, habe ich dann noch gute zwei Tage Reserve, bis mein Flieger in Luleå abhebt.
                Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 15.02.2021, 16:53.
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                  #9
                  [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                  Sonntag, 21. Juli 2019 – Von Sulitjelma nach Bodø

                  Den Vormittag hänge ich noch auf der Terrasse des Restaurants vom „Sulitjelma turistsenter“ herum, da der Bus erst nachmittags fährt.


                  Erweitertes Frühstück vom Rentier

                  Mein Sechs-Kilometer-Marsch zur Bushaltestelle beim Coop wird dank einer älteren Dame verkürzt, die mich vom Wald aus mit in den Ort herunter nimmt. Leider weiß sie nicht, wo die vier Bushaltestellen in Sulitjelma sind, sodass ich nach dem Absetzen erst einmal auf die Suche gehe.


                  Bergwerksmuseum in Sulitjelma

                  Da der Fahrplan nicht ganz eindeutig ist und die Haltestellen in Sulitjelma nicht benannt sind, laufe ich sicherheitshalber drei Kilometer zurück zu der ersten Bushaltestelle der Linie, die mir der Campingplatzbesitzer genannt hat. Von dort geht es dann auf die Sekunde pünktlich Richtung Fauske, wo ich im Anschluss in den Bus nach Bodø umsteige.
                  Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 25.06.2020, 06:54.
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                    #10
                    [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                    Montag, 22.Juli 2019 – Von Bodø nach Gällivare

                    Früh morgens geht es von Bodø gleich mit dem Bus weiter Richtung Narvik, obwohl ich gern noch ein paar Stunden hier verbracht hätte. Wer weiß, wofür die frühe Abreise gut war, denn während wir Bodø verlassen, läuft eine große Aida in den Hafen ein. Mit dem Bus fahren wir noch mal zum Bahnhof nach Fauske und nehmen dort zusammen mit einem anderen Bus jede Menge Passagiere aus dem Zug auf. Die beiden Busse fahren einen Großteil der Strecke parallel und irgendwann zwischendrin sind in den beiden Bussen nur noch so wenige Passagiere, dass wir mit einem Bus weiterfahren können.



                    Landschaftlich ist diese Busfahrt echt toll und die Fährüberfahrt über einen Fjord ist eine willkommene Abwechslung, aber nach sechs Stunden Fahrt freue ich mich endlich in Narvik zu sein. Nach einer Pizza und dem Aufstocken meiner Verpflegungsvorräte warte ich am Bahnhof auf die Bereitstellung des Zuges, der von hier bis nach Stockholm fährt. Wir starten eine Stunde später auf den Weg der Erzbahn nach Kiruna.


                    Die Mine in Kiruna

                    Leider fängt es bald an zu regnen und den schönsten Teil der Strecke sehen wir nur durch Regentropfen. In Abisko verlassen viele Passagiere mit sauberer Trekkingausrüstung die Bahn und viele steigen mit schmutziger wieder ein. Von Abisko geht es vorbei an der gigantischen Erzmine von Kiruna bis nach Gällivare, wo die Fahrt für mich heute endet. In der Tourist-Information im Bahnhofsgebäude erstehe ich noch schnell ein Bahnticket für die Fahrt nach Jokkmokk, auf dem ich erfreut lese, dass ich morgen ein Stück mit der historischen Inlandsbanan fahren werde.
                    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 25.06.2020, 06:54.
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                      #11
                      AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                      Dienstag, 23.Juli 2019 – Von Gällivare nach Luleå

                      Auch heute geht es wieder früh los zum Bahnhof Gällivare. Entfernt steht schon der kleine Triebwagen, der von Gällivare bis Östersund über die sogenannte Inlandsbanan Route fährt. Die ersten Kilometer fährt nur dieser Triebwagen auf der eingleisigen Strecke, später teilt er sich die Strecke dann mit anderen Zügen.



                      Als der Triebwagen vorgefahren wird, steigen mit mir ganze fünf Passagiere und zwei Angestellte ein. Wir starten pünktlich und ein gutes Stück nach dem Bahnhof Gällivare wird die Strecke schlechter, da sie hier nicht kommerziell genutzt wird. Und so schwanken wir mitsamt Triebwagen durch die schwedische Einöde: vorbei an abgelegenen Hütten mit abgestellten Fahrraddraisinen, Flüssen, Seen und vor allem vielen Bäumen. Nachdem ich anderthalb Stunden durchgeschüttelt wurde, verlasse ich die Inlandsbanan in Jokkmokk und laufe mit einem Umweg über den örtlichen Coop zum Busbahnhof. Von dort geht es mit dem gleichen Bus nach Kvikkjokk, den ich auch schon vor anderthalb Wochen genommen habe.
                      In Kvikkjokk nutze ich die Pause bis zur Rückfahrt mit dem Bus für ein Mittagessen am Bootsanleger, das leider wegen der fiesen Mücken in Bewegung stattfindet. Überhaupt sind die Quälgeister hier viel aktiver als beim letzten Besuch - ein Rumlaufen im T-Shirt ist trotz sommerlicher Temperaturen nicht möglich. Ich ziehe mich ins STF-Wanderheim zurück, hole mein Gepäck ab und verbringe die restliche Zeit drinnen bei Bier und Eis.
                      Nachdem der Bus mit gut erholtem Busfahrer wieder vorgefahren ist, endet für mich die Zeit im Fjäll und es geht für mich mit einem Wechsel auf den Zug in Murjek wieder zurück nach Luleå.
                      Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 25.06.2020, 06:55.
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                        #12
                        [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                        Mittwoch, 24.7.2019 – Freitag, 26.7.2019 – Von Luleå nach Hause

                        In Luleå habe ich noch zweieinhalb Tage Reserve über, die ich nutze, um noch etwas durch Nordschweden zu cruisen. Danach geht es entspannt dank SAS Plus über Stockholm nach Berlin-Tegel. Von dort geht es dann unentspannt in überfüllten Bussen und Bahnen zurück nach Hause.


                        Abschied aus Lappland
                        Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 25.06.2020, 06:55.
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                        • Ljungdalen
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                          #13
                          AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                          Vielen Dank für den Bericht! (Ja auch mal eine interessante Strategie, alles auf einen Schlag zu veröffentlichen!)

                          Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
                          Als ich die Senke dann steil bergauf verlasse habe ich eine Viertelstunde für die Überquerung dieser beiden Rinnsale gebraucht. In ein zwei Wochen, wenn hier alles Weg geschmolzen ist, bräuchte ich für dieses Stück nur noch eine gute Minute. Aber hier regiert weiter in jeder Senke der Schnee: Der Bach, den ich eben überquert habe, fließt jetzt neben mir in einer kleinen Schlucht, die noch durch einen respektablen Eispanzer verdeckt ist. Nur ab und zu sehe ich darin ein Loch und höre etwas Wasser rauschen.
                          Laut Karte muss ich allerdings am Ende der Schlucht einer Senke überqueren, in der zwei kleine Seen eingezeichnet sind. Irgendwie hatte ich auf den letzten Metern vor der Senke schon so eine Ahnung: Der Bereich, in dem ich den Bach überqueren muss ist fast vollständig mit Eis bedeckt und zu allem Überfluss ist noch Wasser am Rande des Eises zu sehen. Das und die eingezeichneten Tümpel auf der Karte lassen erahnen, dass hier ein Großteil der Eisfläche über Wasser führt.
                          Hm, welche Tümpel meinst du, die auf ut.no so bei 867 eingezeichnet sind? "Ein-zwei Wochen" hätten da womöglich nicht zum Wegtauen gereicht: Wir mussten da Mitte September (2017) an einer Stelle auch etwas herumnavigieren, weil da, wo der Weg markiert war, sehr viel Altschnee irgendwie nahtlos in einen tief aussehenden See (bzw. "Tümpel") überging und die vorhandene Schneebrücke - unklar, ob über Wasser oder Fels! - suspekt aussah. Ich wollte erst probieren, aber meine Tochter hat sich geweigert und mich abgehalten

                          Ich glaube, die Lösung in dieser unübersichtlichen Gegend ist bei unklaren Schneeverhältnissen, kurz nach (also östlich) der letzten Brücke weglos auf ca. 900 m aufzusteigen und diese ganze Tümpellandschaft bis so ca. 1 km vor der schwedischen Grenze relativ weiträumig nördlich zu umgehen. Da oben liegt dann vermutlich auch noch Schnee, aber ohne diese kleinen Schluchten mit Wasser drunter. Weiß allerdings nicht, wie dieser in Grenznähe vom Lájrrovárre herunterkommende Bach in der Zeit der Schneeschmelze aussieht. Im September war das völlig problemlos.

                          Auf der schwedischen Seite wird diese Route dann sowieso weglos bzw. unmarkiert - kann mich nicht erinnern, dass wir da längere Zeit einem eindeutig erkennbaren Pfad gefolgt wären. (Ny Sulitjelma - Pieskehaure in einem Stück, als für uns erster Wandertag, war übrigens hart ... die Hälfte nach der Grenze war zwar einfach zu laufen, aber zoooog sich ...)

                          Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
                          ...die DNT-Hütte Ny Sulitjelma, die erwartungsgemäß verschlossen ist. Da die antiquierte Anlage der Hütte nicht gerade zum Verweilen einlädt, laufe ich in Richtung Sulitjelma weiter.
                          "Antiquierte Anlage" wohl, weil vom früher dort befindlichen Bergwerk übriggeblieben, du hast ja den Schrott später auch gesehen. Drinnen ist die neue der beiden Hütten übrigens super: Strom (220V)! Warme Dusche! Riesen-Aufenthaltsraum/Küche mit großem, gemütlichen Sofa und Sesseln - wie andererseits vielfach üblich in norwegischen Hütten! Die alte, größere, auch verschlossene Hütte dafür umso gruseliger, wir haben die extra besichtigt. Wird aber offenbar gelegentlich noch genutzt.

                          Merke: DNT-Schlüssel besorgen und immer dabeihaben Als wir ankamen, war das Schloss übrigens offen, obwohl niemand dort war und auch später nicht kam. (Sorjus auch sehr gemütlich. Wir haben da aber nur mittags kurz reingeschaut, an unserem letzten Tag Sårjåsjaurestugan - Ny Sulitjelma. Auch da muss man vmtl. den ganzen Sommer über mit Altschnee rechnen, wir sind weite Abschnitte über Schnee gelaufen.)

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                          • vobo

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                            #14
                            AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                            Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
                            Donnerstag, 18. Juli 2019 – Von der Stáddájåhkå nach Sorjus
                            ....
                            Nach drei Kilometern erreiche ich das Ufer des oberen Sårjåsjávrre, um den herum es gerade erst jetzt, Ende Juni, Frühling wird.
                            Zeitlich verwirrt mich die Darstellung etwas ? Kannst Du uns da mal aufklären?

                            Ansonsten sehr schön zu lesen und tolle Bilder.

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                            • Pfiffie
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                              #15
                              AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                              Ja find ich auch mal Klasse, alles auf einmal Da werden Erinnerungen vom letzten Jahr wach. An dem Tag als du rein bist, bin ich raus und nach Jokkmokk gefahren. Hätte man sich fast noch getroffen

                              Vielen Dank für deinen Bericht, da kommt schon wieder das Heimweh hoch.

                              Ps: Irgendwie hatte ich dort auch den Eindruck das in den Hütten mehr Mücken waren als draußen aber nur so ein schlafloses Gefühl
                              "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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                              • 5-oclock-charlie

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                                #16
                                AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                                Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                                Hm, welche Tümpel meinst du, die auf ut.no so bei 867 eingezeichnet sind? "Ein-zwei Wochen" hätten da womöglich nicht zum Wegtauen gereicht: Wir mussten da Mitte September (2017) an einer Stelle auch etwas herumnavigieren, weil da, wo der Weg markiert war, sehr viel Altschnee irgendwie nahtlos in einen tief aussehenden See (bzw. "Tümpel") überging und die vorhandene Schneebrücke - unklar, ob über Wasser oder Fels! - suspekt aussah. Ich wollte erst probieren, aber meine Tochter hat sich geweigert und mich abgehalten
                                Ja, die Tümpel meine ich. Wenn man reinzoomt, führt der Weg durch einen Tümpel im Nordwesten der Gruppe, an dem für mich Schluss war.


                                Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen


                                "Antiquierte Anlage" wohl, weil vom früher dort befindlichen Bergwerk übriggeblieben, du hast ja den Schrott später auch gesehen. Drinnen ist die neue der beiden Hütten übrigens super: Strom (220V)! Warme Dusche! Riesen-Aufenthaltsraum/Küche mit großem, gemütlichen Sofa und Sesseln - wie andererseits vielfach üblich in norwegischen Hütten!
                                Dann zählen bie dieser Hütte mehr die inneren Werte

                                Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                Zeitlich verwirrt mich die Darstellung etwas ? Kannst Du uns da mal aufklären?

                                Ansonsten sehr schön zu lesen und tolle Bilder.
                                War alles im Juli ... hab die verwirrende Passage geändert
                                Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                • 5-oclock-charlie

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                                  #17
                                  AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                                  Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                                  Ja find ich auch mal Klasse, alles auf einmal Da werden Erinnerungen vom letzten Jahr wach. An dem Tag als du rein bist, bin ich raus und nach Jokkmokk gefahren. Hätte man sich fast noch getroffen

                                  Vielen Dank für deinen Bericht, da kommt schon wieder das Heimweh hoch.

                                  Ps: Irgendwie hatte ich dort auch den Eindruck das in den Hütten mehr Mücken waren als draußen aber nur so ein schlafloses Gefühl
                                  Alles auf einmal hat der Vorteil, dass man den Bereicht in einem durch lesen kann.

                                  P.S.: An einigen Orten waren die Mücken gefühlt nur in den Hütten
                                  Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                    • 02.09.2016
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                                    #18
                                    AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                                    Boah ey! Einfach mal aus der Hüfte einen kompletten Bericht rausgehauen....

                                    Danke

                                    Und Umkehren ist wahrlich keine Schande; dafür braucht´s oft mehr innere Größe als für ein (vermeintlich "heroisches") Durchziehen.

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                                      • 18.06.2014
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                                      AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                                      Ein echt feiner Bericht!!
                                      Ich hab' mich mitgefreut (an den Bildern und über die Neoprensocken), mitgebibbert (weil ich mit Schlappen durchgemusst hätte) in Erinnerungen geschwelgt an den Stellen, die ich auch schon gesehen habe, mitgeflucht wegen der Mücken. Aber Dich vor allem für Deine Tapferkeit und Klugheit bewundert, am Schneefeld umzukehren. Und das trotz der mühseligen Rückreise nach Kvikkjokk. Die Versuchung, es doch zu riskieren, ist bestimmt groß gewesen, da fällt das Umkehren schwer. Was sich ja auch durch Deine anschließenden Stolperer bestätigt, die Du erfrischend schonungslos beschrieben hast! Hab' besonderen Dank dafür, auch das konnte ich so richtig mitfühlen!

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                                        AW: [SE] Padjelantaleden und Nordkalottleden – Umgedreht wegen Schnee

                                        Zitat von 5-oclock-charlie Beitrag anzeigen
                                        War alles im Juli ... hab die verwirrende Passage geändert
                                        Bin trotzdem immer noch verwirrt ... Bin ja letztes Jahr mit der Inlandsban angekommen mit der Du losgefahren bist und habe danach die ersten Tage bis hinüber nach Norwegen keine Probleme mit Schnee gehabt. Insofern schockieren mich echt Deine Bilder vom Sårjåsjávrre und danach - da muss in den 1-2 Wochen dazwischen echt viel weggetaut sein. Und schade, dass Du den wunderschönen Pieskehaure nicht erreichen konntest, aber gut dass die Sicherheit gewonnen hat.

                                        Vielen Dank für den wunderbaren Bericht!

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