[DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

Einklappen

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Suomalee
    Erfahren
    • 15.10.2010
    • 233
    • Privat

    • Meine Reisen

    [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Genauer:
    vom kleinen Wannsee nach Baumgartenbrück am Schwielowsee, 28/29.5.2020

    Ich wollte raus.
    Eine Probefahrt mit einer anderen Paddlerin machen zum Beschnuppern, um vielleicht in Zukunft größere Touren zu fahren.
    Zwei Tage die Runde um Potsdam, nichts Spektakuläres.
    Diese Runde geht in einem größeren Bogen an Potsdam und Werder vorbei und besteht aus Havelarmen und ein Stückchen vom Sakrowparitzer Kanal.
    Sehr praktisch, da quasi vor der Haustüre.
    Wir sind schon sehr reich beschenkt hier in Berlin, wenn es auch nicht das Meer ist, was um die Kurve auf uns wartet.

    Sie wollte einen gesicherten Übernachtungsplatz und ich erinnerte mich an das Gelände des Hausbootes oben am Schwielowsee, sehr klein doch genug für zwei Zelte.
    Ein Telefonat und ich hatte die Zusage, dass wir ganz ohne Kosten dort zelten konnten.
    Schön!
    Und dann kam alles anders.

    Sie hatte Rücken.
    Ich hatte Zweifel.
    Noch müde von meinem Küchenbau in der Woche zuvor und zudem im endlos-Werkel-modus, ertappte ich mich, die Minitour doch lieber sausen lassen zu wollen…
    Letztlich verpflichtete ich mich.
    Mit der Zusatzklausel bei schlechter Verfassung meinerseits die kürzere Strecke sowohl zur Hin als auch zur Rückfahrt zu nehmen…und trotzdem maximal draußen gewesen zu sein.
    Wir haben das Jahr 2020 und bei manchen Nachteilen, die das Jahr mit sich bringt, gibt es auch Vorteile!
    Selbst in Stadtnähe ist die Natur erfahrbar, wie schon lange nicht mehr.
    Das wollte ich gern erleben.
    Für Ende Mai war wenig los auf den umliegenden Gewässern Berlins.

    Mit etwas Müßiggang startete ich gegen 12:00 Uhr am Bootshaus am kleinen Wannsee und lauschte in mich hinein, wie sich die Sache hier anließ.
    Nun fing das mit der Faulheit schon an.
    Ich machte keine Fotos.
    Die schon so oft gesehenen Landschaften der kleinen Seen, welche mit Kanälen verbunden sind, sind ohne Frage schön...

    Ein letztes Kanälchen und die Havel öffnet sich und verzweigt sich in mehrere Seen.
    Hier beginnt der Schlosspark Babelsberg linkerhand und rechts liegt die Glienicker Brücke.
    Immer wieder imposant mit ihrem geschichtsträchtigen Flair.
    Besonders mag ich diesen Blick, wenn der Himmel dramatische Gewitterwolken parat hat und die Brücke in ihrer eigentümlichen Kupfergrünspanfarbe im Vordergrund von der Sonne angestrahlt wird.
    Unter ihr hindurchgespäht erhascht man noch einen Blick auf die Sakrower Heilandskircke, die mit einem außenliegenden Kreuzgang direkt an der Havel steht.


    Blick von der Heilandskirche auf die Havel

    Einige der Gebäude im Schlosspark waren umhüllt.
    Für ein richtig gutes Christo-Motiv hat es jedoch nicht ausgereicht.
    Ich paddelte linker Hand um das Ufer des Parks, vorbei an den historisierten Bauwerken, die mal in Ufernähe, mal höher am Hang die Landschaft hier prägen.
    Gen Potsdam.

    Der Himmel hatte sein kontinentales Wolkenkleid angezogen und machte einen auf Werktag.
    Das war es ja auch.
    Die Oper zu meiner Rechten sah traurig aus, obwohl sie das ja eigentlich gar nicht kann.
    Ihr in verblasstem Rot aufgefächertes Dach mit den dazwischen eingefügten halbrunden Glasflächen in denen sich die dunkle Havel spiegelte, wirkte wie ein Insekt, das sich aufbäumt. Nur stiller, starrer.
    Dahinter verschob sich gemächlich die alles überragende und ebenfalls kupfergrüne Kuppel des Doms im Verbund mit einigen anderen höheren Wohnhäusern.
    Hie und da ein Motorboot…die Anlegestellen der Schiffahrtsgesellschaften und Bootverleiher zogen an mir vorbei, bis ich an der Insel der Freundschaft in den kleinen Kanal einbog.
    Vorbei an der Seniorenresidenz Heilig Geist mit seinem unübersehbaren Turm, der mich immer wieder rätseln lässt, welche Drogen der Bauherr genommen hat, als er dieser Ausführung den Zuschlag gab.
    Oder war er blind?
    Dann das Barberini von hinten (ein neuer Museums-Hotspot in Potsdam) und wieder Anlegestellen der öffentlichen Schifffahrt.
    Anschließend links die noch recht neuen Apartments in den ehemaligen Speicherhäusern am Fuße den Telegraphen Bergs.
    Dann hatte ich Potsdam aus der Wasserperspektive hinter mir gelassen.

    Vortsetzung folgt...
    Zuletzt geändert von Suomalee; 07.06.2020, 10:59.
    Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

  • Suomalee
    Erfahren
    • 15.10.2010
    • 233
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

    Nun fiel mir ein, dass ich die Karte vergessen hatte und hoffte, dass sich mir der Weg schon erschließen wird, wenn ich mich erinnerte, als ich vor drei Jahren hier in der entgegengesetzten Richtung entlang gepaddelt war.
    Ein bisschen Suchen, ein bisschen Intuition und ich fand den Verbindungskanal in abgelegenere Gewässer.
    Der langgestreckte Templiner See.
    Was mir bisher auffiel; wie wenig sprichwörtlicher Müll im Wasser unterwegs war.
    Der andere auch nicht.
    Meine Augen konnten ungehindert schweifen, sich gehen lassen im unteren Grünblaugrau und oberen Weißblau und dazwischen den horizontalen Einsprengseln menschlichen Seins.
    Hie und da ein Kirchturm der über die Baumwipfel lugt.
    Datschen. Dächer. Ein Campingplatz. Ein Bootssteg.
    Ich machte eine Pause und ließ mir die wärmende Sonne auf die Beine und Füße scheinen.


    Im Norden am Templiner See

    Ruhe.
    Allmählich hatte ich mich eingegroovt und freute mich auf die vor mir liegenden Eindrücke.
    Als Nächstes folgte die Unterquerung des Eisenbahndamms, der den Templiner See in der Mitte teilt.
    Dann wieder viel Templiner See bis zu einem weiteren kleineren Bahndamm am westlichen Ufer, der in den Petzinsee führt.
    Hier erwarteten mich ein Schwanenpaar auf einer kleinen Insel mit einem ausdrucksstarken Weidenbaum.
    Ich lies mich zu einem Foto hinreißen.


    So ein bisschen wild-romantisch, Spitzweg-artig.

    Nun musste ich wieder einen Kanal suchen.
    Ich fuhr das Ufer weiträumig ab, da ich das rettende „für Motorboote gesperrt“ Schild wegen der vor Anker liegenden Bötchen nicht gleich ausmachen konnte.


    Der kleine Kanal und an dessen Ende der freie Blick über die gesamte Länge des Schwielowsees kommt


    Wirklich sehr schön und weit.

    Am unteren Ende des Sees, im Örtchen Ferch, gab es vor über hundert Jahren eine kleine Malerkolonie, ähnlich wie das große Vorbild am Skagen seiner Zeit.
    Weil die Lichtverhältnisse hier am See ähnlich gut zum Malen waren.
    Und übrigens gibt es in Ferch eine winzige Kirche, deren Kirchendecke mit einem naiven Kontinentalwolkenhimmel bemalt ist.


    Wolkenhimmel mit Taufengel in der kleinen Kirche in Ferch

    Ich blieb am nördlichen Rand des Sees und peilte die Baumgartenbrücke an.


    Zuvor liegt das zuvor beschriebene Hausboot vor Anker, gesäumt von einem langen Steg.

    Das kleine Hinterland war mein heutiges Ziel.


    Ich schlängelte mich mit dem Kajak durchs Schilf und kam erstmal an.

    Es war gegen vier Uhr nachmittags und die Sonne hatte inzwischen so viel Kraft, dass sie dem Himmel die schönen Wattewolken ausgezogen hatte und ihn dem Betrachter im fast puren Blau überlies.
    Und ich überlies mich der Schwerkraft und sank ganz vorne auf dem Steg auf meine Matte, zückte den Lesestoff (Wohllebens Erkenntnisse über die Intelligenz der Bäume & Co) und sog wohlig die klare Luft, die Wärme und die Ruhe in mich ein…
    Irgendwann meldete sich der Hunger und ich gab ihm nach.


    Ein frisches Mahl in der Abendsonne bereitet...


    ...mit der Umgebung gespielt...

    Später dann das Zelt aufgestellt.


    Warum nicht in der ersten Reihe?


    Wann zeltet man schon über dem Wasser?

    Ich genoss die geschaffene Kulisse...
    Und legte mich später dann ins Zelt.
    Blickte noch auf das Wasser, welches in sanften Wellchen unter mir strömte und las, bis mir die Augen zufielen.


    Zuvor noch die weiße Boje abgelichtet...


    ...und den großen Kumpel zu meiner Rechten...

    Morgens dann strahlenblauer Himmel.
    Die Sonne war mir treu geblieben und ich wollte es auch sein.
    Ich blieb bei ihr auf dem Steg.


    In der stillen, blauen Weite.

    Eine Schwimmerin kam vorbei und später wieder zurück, ein kleiner Schwatz.
    Meine einzige menschliche Begegnung in den zwei Tagen.
    Die stille Schönheit ringsherum überredete mich, nicht den zweiten Teil der Tour zu vollenden.

    Gegen Mittag dann zogen Wolken auf.
    Und ich weiter.
    Jedoch auf dem kürzesten Weg.


    Eben auf die faule Tour…
    Zuletzt geändert von Suomalee; 07.06.2020, 11:03.
    Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

    Kommentar


    • Werner Hohn
      Freak
      Liebt das Forum
      • 05.08.2005
      • 10870
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

      Zitat von Suomalee Beitrag anzeigen
      Letztlich verpflichtete ich mich.
      Gefällt mir. Für den Eigenbedarf Pixel für Pixel ausgeschnitten; für Zeiten, die bestimmt noch kommen werden.

      Der Rest gefällt ebenfalls.
      .

      Kommentar


      • Suomalee
        Erfahren
        • 15.10.2010
        • 233
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

        Oh, wie schön!
        Grüße aus Berlin!
        Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

        Kommentar


        • codenascher

          Alter Hase
          • 30.06.2009
          • 4960
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

          Sehr schön erzählt! Danke bis dahin.

          Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

          meine Weltkarte

          Kommentar


          • Suomalee
            Erfahren
            • 15.10.2010
            • 233
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

            Ja, bis dahin!
            Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

            Kommentar


            • Rattus
              Lebt im Forum
              • 15.09.2011
              • 5177
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

              Sehr schön und entspannend zu lesen
              Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

              Kommentar


              • Suomalee
                Erfahren
                • 15.10.2010
                • 233
                • Privat

                • Meine Reisen

                #8
                AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam


                Grüße in die alte Heimat!
                Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                Kommentar


                • Rattus
                  Lebt im Forum
                  • 15.09.2011
                  • 5177
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

                  Richte ich aus Hoffentlich komme ich dieses Jahr zum Paddeln auf der Sieg
                  Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

                  Kommentar


                  • Suomalee
                    Erfahren
                    • 15.10.2010
                    • 233
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [DE] die faule Tour - zwei Tage paddeln bei Potsdam

                    Ich drücke die Daumen
                    Die Welt ist ein schönes Fleckchen Erde!

                    Kommentar

                    Lädt...
                    X