AW: [SE] Je ein Stück vom Glück: Nordkalott-, Padjelanta- u. Kungsleden, August
Noch ein Mitleser, wie schön! Dann will ich mal weiterschreiben ...
18.8., Kutjaure – Låddejåkkå
Es hat viel geregnet letzte Nacht, auch die Temperatur ist fühlbar gesunken. Meine Blessuren haben sich ein wenig erholt, es kann also weitergehen. Der Stugvärd hat vor der Hütte ein kleines Beet mit Rucola angelegt. Unter seinen Augen stiebitze ich ein Blatt, er lacht, ich schwelge, mmmmh, tack så mycket, Anders!
Wieder ist es 8 Uhr, als ich losstarte, die Südtiroler sind schon längst weg. Heute ist es sehr windig und ich bin froh über mein Stirnband. Ab und zu kommt die Sonne durch die dunklen Wolken - mir gefällt dieses Wechselspiel des Lichts.
Kutjaure
Rentiere - leider zu weit entfernt
Der Wind bläst mich manchmal fast von den Bohlenwegen, obwohl ich nicht zu den Fliegengewichten gehöre. Nach ca. 1,5 Stunden auf und ab komme ich zu den drei Brücken über den Vuojatädno, nach denen auch der Padjelantaleden von Akka / Kisuris kommend einmündet. Durch den Wechsel von Regenschauern und Sonnenschein entsteht eine magisch schöne Lichtstimmung in Richtung Sallohaure und der dortigen Samisiedlung.
Eine ältere Schwedin kommt mir entgegen, mit der ich ein paar Worte wechsle sowie ein Trailrunner, dem ich gerade noch aus dem Weg gehen kann. Es geht langsam, aber stetig den Hang hoch, ich brauche langsam eine Trinkpause. Der Blick auf den Vuojatädno ist atemberaubend, hier sieht er mehr wie ein kleiner See als ein Fluss aus. Ganz hinten im Westen leuchtet der Schnee von den Bergen. Ob das bereits Norwegen ist? Der Weg wird steiler, mir bricht wieder der Schweiß aus. Dann tritt der riesige Vastenjaure in mein Blickfeld, ebenfalls umsäumt von schneebedeckten Bergen – so schön! Im See ganz vorne befindet sich eine Insel mit ein paar Häuschen drauf. Es geht gnadenlos nach oben und ich muss gewaltig schnaufen. Mir kommen zwei junge Männer entgegen, die beide ganz schön müde dreinblicken.
Vastenjaure
Blick zurück
Dann ist der endlos scheinende Aufstieg endlich bewältigt, die Landschaft wird flacher und es sieht hier fast aus wie auf einer mitteleuropäischen Almwiese. Wo sind bloß die Kühe??? Der Weg schwenkt nach links und ich passiere einen Rentierzaun. Gleich darauf erwischt mich eiskalt ein Regenschauer, der sich gewaschen hat. Bis ich den Rucksack abwerfe und die Regenklamotten anziehe, bin ich schon fast nass bis auf die Haut. Zudem bläst der Wind hier heftig und meine Hände frieren. Nochmals Rucksack absetzen und die Handschuhe suchen? Nein, einfach schneller laufen, dann wird’s auch wieder warm. Viele der Bohlenwege stehen verdammt schräg. Bevor es mich auf den Allerwertesten haut, gehe ich lieber öfter im Matsch daneben. Ein hochgewachsener Hüne kommt mir mit einem Höllentempo entgegen und ist nach einem knappen Gruß schon wieder hinter der nächsten Kuppe verschwunden. Er hat einen riesigen Rucksack und trägt sogar vorne links und rechts Packtaschen. Woher/wohin der wohl unterwegs ist? Der Regen macht eine Pause und ich auch, mein Magen verlangt Nachschub.
Etwas später komme ich an die Stelle, wo der alte Weg von Kisuris rüberkommt. Hier muss man durch einen kleinen Bach, der wunderschön von Felsblöcken umrahmt wird. Das Wasser ist ganz seicht, ich muss nicht mal aus den Schuhen. Der Weg führt nun leicht abwärts. Ich bin müde und meine Füße tun schrecklich weh. Zum Glück kommt kurz die Sonne raus, das schraubt meine Motivation nochmals in die Höhe.
Blick zurück
Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass es gar nicht mehr weit bis zu den Hütten ist. Diese kommen auch bald in Sicht, sie liegen wunderschön am Låddejåhkå, der in Richtung Vastenjaure mäandert. Der finale Abstieg fährt mir noch gewaltig in die Zehen, ist aber bald geschafft. Als ich mich auf die Treppenstufe der Hütte niederlasse, ist es 13:55. Ich entledige mich der Schuhe und des Regenzeugs und betrete die Hütte.
Die Hütten - endlich!
Vastenjaure
Angekommen!
Die Hütten des BLT (Badjelánnda Laponia Turism) sind ganz anders als die des STF. Sie erscheinen mir großzügiger, die Zimmer sind sehr freundlich und hell und mit bunter Bettwäsche bestückt, die Küche ist ziemlich groß. Leider gibt es keine Möglichkeit, einen Ofen zu heizen, dafür hat jeder Raum einen mit Gas betriebenen Heizkörper, wie ich ihn bereits von den Trockenräumen kenne. Die Südtiroler sitzen bereits bei ihrem Essen am großen Tisch. Außer ihnen ist erst ein schwedisches Paar hier. Die beiden laden mich wieder in ihr Zimmer ein, doch ich will ihnen ein wenig Privatsphäre gönnen und suche mir ein kleines Zimmer aus. Werfe meinen Rucksack rein und esse erst mal Suppe und trinke Tee mit den beiden. Das Wetter wechselt halbstündlich, von Sonnenschein bis heftigem Regen ist alles dabei.
Dann trudeln nach und nach Leute ein, einige zelten vor dem Haus, andere entern die Hütte. Die Stugvärdin kommt vorbei, kassiert und stellt einen Karton auf die Anrichte in der Küche. Darin sind ein paar zu erstehende Lebensmittel in handlichen Portionen, zB Müsli oder Nudeln. Von meinem Zimmer aus sehe ich bekannte Gestalten den steilen Hang runterkommen. Es ist die Familie vom Bodensee, die ich im Bus nach Ritsem getroffen habe. Sie haben das Boot in Änonjalme verlassen und haben unterwegs gezeltet. Die Mutter schreitet voller Elan voran, die beiden Männer zockeln müde und in Serpentinen hinterdrein, man sieht ihnen Müdigkeit und Schmerzen förmlich an. Sie erzählen von nassen Zeltnächten und leichtem Frost am Morgen. Heute zelten sie nicht, sondern kommen in die Hütte, verstauen die nassen Sachen im Trockenraum und genießen den Luxus eines Bettes. Auch ich genieße Luxus, und zwar in Form eines Zimmers für mich allein. Den ganzen Nachmittag kommen zwar immer wieder Leute, aber niemand zu mir ins Zimmer (auch die Südtiroler bleiben übrigens für sich). Mein Tüten-Abendmahl verzehre ich in meinem Privatgemach, da in der Küche zu viel Rummel ist. Die Katzenwäsche erledige ich auch indoor, da draußen gerade wieder einmal sehr viel Nass vom Himmel fällt. Schon sehr bald falle ich in einen tiefen Schlaf.
Noch ein Mitleser, wie schön! Dann will ich mal weiterschreiben ...
18.8., Kutjaure – Låddejåkkå
Es hat viel geregnet letzte Nacht, auch die Temperatur ist fühlbar gesunken. Meine Blessuren haben sich ein wenig erholt, es kann also weitergehen. Der Stugvärd hat vor der Hütte ein kleines Beet mit Rucola angelegt. Unter seinen Augen stiebitze ich ein Blatt, er lacht, ich schwelge, mmmmh, tack så mycket, Anders!
Wieder ist es 8 Uhr, als ich losstarte, die Südtiroler sind schon längst weg. Heute ist es sehr windig und ich bin froh über mein Stirnband. Ab und zu kommt die Sonne durch die dunklen Wolken - mir gefällt dieses Wechselspiel des Lichts.
Kutjaure
Rentiere - leider zu weit entfernt
Der Wind bläst mich manchmal fast von den Bohlenwegen, obwohl ich nicht zu den Fliegengewichten gehöre. Nach ca. 1,5 Stunden auf und ab komme ich zu den drei Brücken über den Vuojatädno, nach denen auch der Padjelantaleden von Akka / Kisuris kommend einmündet. Durch den Wechsel von Regenschauern und Sonnenschein entsteht eine magisch schöne Lichtstimmung in Richtung Sallohaure und der dortigen Samisiedlung.
Eine ältere Schwedin kommt mir entgegen, mit der ich ein paar Worte wechsle sowie ein Trailrunner, dem ich gerade noch aus dem Weg gehen kann. Es geht langsam, aber stetig den Hang hoch, ich brauche langsam eine Trinkpause. Der Blick auf den Vuojatädno ist atemberaubend, hier sieht er mehr wie ein kleiner See als ein Fluss aus. Ganz hinten im Westen leuchtet der Schnee von den Bergen. Ob das bereits Norwegen ist? Der Weg wird steiler, mir bricht wieder der Schweiß aus. Dann tritt der riesige Vastenjaure in mein Blickfeld, ebenfalls umsäumt von schneebedeckten Bergen – so schön! Im See ganz vorne befindet sich eine Insel mit ein paar Häuschen drauf. Es geht gnadenlos nach oben und ich muss gewaltig schnaufen. Mir kommen zwei junge Männer entgegen, die beide ganz schön müde dreinblicken.
Vastenjaure
Blick zurück
Dann ist der endlos scheinende Aufstieg endlich bewältigt, die Landschaft wird flacher und es sieht hier fast aus wie auf einer mitteleuropäischen Almwiese. Wo sind bloß die Kühe??? Der Weg schwenkt nach links und ich passiere einen Rentierzaun. Gleich darauf erwischt mich eiskalt ein Regenschauer, der sich gewaschen hat. Bis ich den Rucksack abwerfe und die Regenklamotten anziehe, bin ich schon fast nass bis auf die Haut. Zudem bläst der Wind hier heftig und meine Hände frieren. Nochmals Rucksack absetzen und die Handschuhe suchen? Nein, einfach schneller laufen, dann wird’s auch wieder warm. Viele der Bohlenwege stehen verdammt schräg. Bevor es mich auf den Allerwertesten haut, gehe ich lieber öfter im Matsch daneben. Ein hochgewachsener Hüne kommt mir mit einem Höllentempo entgegen und ist nach einem knappen Gruß schon wieder hinter der nächsten Kuppe verschwunden. Er hat einen riesigen Rucksack und trägt sogar vorne links und rechts Packtaschen. Woher/wohin der wohl unterwegs ist? Der Regen macht eine Pause und ich auch, mein Magen verlangt Nachschub.
Etwas später komme ich an die Stelle, wo der alte Weg von Kisuris rüberkommt. Hier muss man durch einen kleinen Bach, der wunderschön von Felsblöcken umrahmt wird. Das Wasser ist ganz seicht, ich muss nicht mal aus den Schuhen. Der Weg führt nun leicht abwärts. Ich bin müde und meine Füße tun schrecklich weh. Zum Glück kommt kurz die Sonne raus, das schraubt meine Motivation nochmals in die Höhe.
Blick zurück
Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass es gar nicht mehr weit bis zu den Hütten ist. Diese kommen auch bald in Sicht, sie liegen wunderschön am Låddejåhkå, der in Richtung Vastenjaure mäandert. Der finale Abstieg fährt mir noch gewaltig in die Zehen, ist aber bald geschafft. Als ich mich auf die Treppenstufe der Hütte niederlasse, ist es 13:55. Ich entledige mich der Schuhe und des Regenzeugs und betrete die Hütte.
Die Hütten - endlich!
Vastenjaure
Angekommen!
Die Hütten des BLT (Badjelánnda Laponia Turism) sind ganz anders als die des STF. Sie erscheinen mir großzügiger, die Zimmer sind sehr freundlich und hell und mit bunter Bettwäsche bestückt, die Küche ist ziemlich groß. Leider gibt es keine Möglichkeit, einen Ofen zu heizen, dafür hat jeder Raum einen mit Gas betriebenen Heizkörper, wie ich ihn bereits von den Trockenräumen kenne. Die Südtiroler sitzen bereits bei ihrem Essen am großen Tisch. Außer ihnen ist erst ein schwedisches Paar hier. Die beiden laden mich wieder in ihr Zimmer ein, doch ich will ihnen ein wenig Privatsphäre gönnen und suche mir ein kleines Zimmer aus. Werfe meinen Rucksack rein und esse erst mal Suppe und trinke Tee mit den beiden. Das Wetter wechselt halbstündlich, von Sonnenschein bis heftigem Regen ist alles dabei.
Dann trudeln nach und nach Leute ein, einige zelten vor dem Haus, andere entern die Hütte. Die Stugvärdin kommt vorbei, kassiert und stellt einen Karton auf die Anrichte in der Küche. Darin sind ein paar zu erstehende Lebensmittel in handlichen Portionen, zB Müsli oder Nudeln. Von meinem Zimmer aus sehe ich bekannte Gestalten den steilen Hang runterkommen. Es ist die Familie vom Bodensee, die ich im Bus nach Ritsem getroffen habe. Sie haben das Boot in Änonjalme verlassen und haben unterwegs gezeltet. Die Mutter schreitet voller Elan voran, die beiden Männer zockeln müde und in Serpentinen hinterdrein, man sieht ihnen Müdigkeit und Schmerzen förmlich an. Sie erzählen von nassen Zeltnächten und leichtem Frost am Morgen. Heute zelten sie nicht, sondern kommen in die Hütte, verstauen die nassen Sachen im Trockenraum und genießen den Luxus eines Bettes. Auch ich genieße Luxus, und zwar in Form eines Zimmers für mich allein. Den ganzen Nachmittag kommen zwar immer wieder Leute, aber niemand zu mir ins Zimmer (auch die Südtiroler bleiben übrigens für sich). Mein Tüten-Abendmahl verzehre ich in meinem Privatgemach, da in der Küche zu viel Rummel ist. Die Katzenwäsche erledige ich auch indoor, da draußen gerade wieder einmal sehr viel Nass vom Himmel fällt. Schon sehr bald falle ich in einen tiefen Schlaf.
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