[DE] Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

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    • 24.01.2011
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    [DE] Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

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    Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

    2020, das Jahr des Coronavirus. Ganz Deutschland, fast ganz Europa, wurden heruntergefahren, die Wirtschaft läuft auf Sparflamme, Homeoffice und Videokonferenzen sind plötzlich “in”, Reisen wurden auf ein Mindestmaß beschränkt und “touristische Reisen” ganz verboten.

    Alles mit dem Ziel, Kontakte zwischen verschiedenen Menschen so gering wie möglich zu halten und damit die Weiterverbreitung des Virus zu verlangsamen.
    Veranstaltungen aller Art wurden alle abgesagt, Schulen, Kindergärten und Universitäten, Gaststätten und die meisten Läden wurden geschlossen, Touristen mussten ihre gebuchten Reisen abbrechen und nach Hause zurückkehren. Manche Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gingen soweit, dass sie sogar den Zugang zu Zweitwohnungen verboten. In Sachsen darf man sich nicht mehr als 15km von seinem Wohnsitz entfernen. In Jena müssen alle Leute in ÖPNV und Einkaufsläden Masken tragen, und Rückkehrer aus Bayern und Baden-Württemberg müssen in Jena für 14 Tage in Quarantäne.

    Berlin und Brandenburg haben es nicht ganz so weit getrieben mit den Einschränkungen. Berliner dürfen weiterhin nach Brandenburg fahren, dort ihrer “sportlichen Betätigung” nachgehen oder ihren Zweitwohnsitz nutzen.
    Nach und nach wurden die Regeln von Landräten, Polizei und Ordnungämtern präzisiert und es wurde klarer, was erlaubt ist und was nicht. Zwar versuchte noch der ein oder andere Landrat vorzupreschen, Ostprignitz-Ruppin verbot zB die Einreise von Kreisfremden ganz, wurde aber wieder vom Land oder den Gerichten zurückgepfiffen.

    So wurde dann auch schnell klar, wie ein perfekter Urlaub in Zeiten von Corona auszusehen hat: einsamer Aufenthalt in der Natur, sportliches Vorwärtskommen zu Fuß, auf dem Rad oder im Boot, dabei die scharfbewachte Grenze zu McPomm nicht versehentlich überschreiten, Übernachtung im mobilen Zweitwohnsitz und möglichst kein Kontakt zu irgendwelchen fremden Leuten. Das kommt mir persönlich sehr entgegen, möchte ich doch auch sonst kaum anders Urlaub machen.

    Also haben wir uns in der Woche nach Ostern, noch im tiefsten Lockdown, aufgemacht in die Brandenburger Provinz südlich von Berlin, auf zu einer 3-tägigen Paddeltour durch den Unterspreewald, den Neuendorfer See, die Krumme Spree bis zum Schwielochsee.

    Die Anreise erfolgt Corona-freundlich natürlich mit dem PKW, 88 staufreie km auf fast leeren Straßen bis zum geplanten Endpunkt der Tour. Dort erwarten uns zunächst erst mal kühle Getränke (mit Corona-gemäßem Desinfektionspotential) und ein sehr warmes und sonniges Bad (Corona-mäßig über 100°F, eine Fiebersimulation, die der Keim nicht überleben würde):



    Abends gab es noch lecker Hammelbraten mit Spargel.

    Den nächsten Morgen ging es 30km zur Einsatzstelle in Petkampsberg (Map):


    Was für ein phantastisches Licht heute (und in allen folgenden Tagen)! Dazu das zarte Grün der austreibenden Vegetation.

    Ganz alleine waren wir nicht unterwegs. Ein vollgepackter E65 hatte ähnliches vor wie wir, hielt aber natürlich den vorgeschriebenen Corona-Mindestabstand von 2m:


    Das Spreewaldgasthaus Petkampsberg war Corona-gemäß gesperrt, Kahnfährhafen, Kahn- und Motorbootverleih ebenfalls. Der Besitzer kam kurz nach uns aufs Gelände. Er war erst ein wenig ungehalten, wurde aber schnell freundlicher als er erfuhr, dass wir nicht auf dem Gelände des Wasserwander-Rastplatzes übernachten wollten. Das wäre dann eine “touristische Übernachtung”. Täglich schaut die Polizei und das Ordnungsamt hier vorbei, ob auch alle Regeln eingehalten werden. Wenn nicht, sind zuerst die Besitzer dran, mit empfindlichen Strafen. Aber so war alles gut.

    Um ½1 Uhr sind wir abfahrbereit:


    Mundschutz und alkoholhaltige Desinfektionsmittel gehören zur Corona-gerechten Ausstattung.

    Der Wirt vom Petkampsberg winkt uns zum Abschied.

    Der anschließende Flussabschnitt führt überwiegend durch lichten Erlenhochwald. Er ist eine spreewaldtypische Form des Auenwaldes und bedeckt als größtes europäisches Erlenauwaldgebiet knapp 500 km².





    Auffällig ist die allerorten perfekte Ausschilderung im Spreewald. Ich habe wohl noch nie so eine mit Schildern zugepflasterte Natur gesehen. Aber so weiß man auch ohne ganz genaue Karten, welche Fließe gerade befahren werden dürfen und welche gesperrt sind.

    Nach 900m zweigt links der Puhlstrom ab, den wählen wir:


    Der Puhlstrom ist etwas schmaler als die Hauptspree und verkörpert das idealtypische Fließ des Unterspreewalds.

    800m weiter machen wir Pause:


    Auffällig ist neben der vielen Beschilderung auch überall die vorbeugende Baumfällung. Jeder Baum, der sich zu einer potentiellen Gefahr für Paddler entwickeln könnte, wird schnellstens gefällt.

    Tagpfauenauge am Rastplatz:


    Hier kommen uns auch die einzigen beiden Boote heute entgegen, 2 RZ85-Faltboote mit Vater, Mutter und je einem Kind. Sie paddeln stromauf, sicher für einen Rundkurs.

    Nach einer reichlichen ½h Abstand halten am Pausenplatz geht’s weiter. Am Himmel sehen wir Rohrweihen, Rote und Schwarze Milane, sowie diesen sehr hell gezeichneten Bussard:




    Rohrweihe:


    Im Wasser tummeln sich viele dicke Nutrias:




    Nutrias wurden aus Südamerika eingeführt. Es ist nicht ganz einfach, sie sicher vom Biber zu unterscheiden, solange sie nicht den Schwanz zeigen. Aber die hellen Tasthaare deuten hier auf Nutria.

    Biber gibt es im Unterspreewald (und entlang der ganzen folgenden Spree) auch reichlich, nach ihren Fraßspuren allerorten zu schließen.

    Dem Puhlstrom darf ich auf Intervention der Damen nicht länger folgen, da die Obere Puhlstromschleuse nicht funktioniert und das weit vorher ausgeschildert war. Wir hätten dort umtragen müssen. Also fahren wir in die Quaasspree und nach 600m in das weitgehend begradigte Zerniasfließ.

    Hier erwartet uns die erste Selbstbedienungsschleuse heute. Für die Kinder einer zufällig anwesenden Familie ein kleines Abenteuer, die Zernias-Schleuse zu bedienen. Die ganze Schleusung dauert 13min.
    Dann folgen wir dem Zerniasfließ noch für 1km und biegen links in die “Schnelle Kathrin” ein. 140m weiter erreichen wir den schmalen Schiwastrom, der sich wieder sehr schön durch den Hochwald schlängelt:


    Nach 1km sind wir dann doch wieder auf dem Puhlstrom und nach weiteren 2¾km erreichen wir die Untere Puhlstromschleuse. Hier schleuse ich alleine, die Damen fahren die Boote. Ein bisschen habe ich gepennt und habe die oberen Plattenschütze, die zum Befüllen der Schleusenkammer geöffnet werden, noch nicht geschlossen und unten war schon auf. Damit gab es kurz eine schöne Strömung in der Schleusenkammer, die den Schlamm des Winters ausgetragen hat. Sie ließen sich dann aber leicht schließen. Die Technik der Schleusen hier ist nach Wende allerorten ausgewechselt worden, alles funktioniert und ist leichtgängig.

    300m weiter endet der Hochwald des Unterspreewaldes und Wiesen und Weiden begleiten den Puhlstrom. An einer Stelle ist ein ehemals begradigter Abschnitt gesperrt, angeblich Lebensgefahr, und wir paddeln für 800m den schönen, wiederangeschlossenen alten Lauf (Map).

    Am Ortseingang von Leibsch vereinigt sich der Puhlstrom wieder mit der Hauptspree. Für mich endet hier der Unterspreewald.
    In Leibsch gibt es dann ein paar Begegnungen mit Einheimischen. Einer fragt seinen Nachbarn, ob es denn jetzt nicht verboten sei, zu paddeln. Der aber weiß bescheid, das sei erlaubt. Die Spree ist hier >20m breit, so lässt sich ein großzügiger Corona-Abstand zu den Fremden wahren.

    Gleich hinter dem Ort erreichen wir die “Wehrgruppe Leibsch”. Hier muss man sich entscheiden, welche Schleuse man nimmt. Links geht es Richtung Köthener See in den Dahme-Umflutkanal. Rechts bleiben wir auf der Spree. Auch diese Schleusung ist in 8 Minuten schnell durchgezogen, und so paddeln wir ¾5 weiter in Richtung Neuendorfer See.

    Am Ufer steht ein Rind in den Wehen:


    3km weiter liegt Neuendorf am linken Ufer. Gleich hinter der geschlossenen Gaststätte Uferparadies befindet sich der 2011 aufwändig gebaute Wasserwanderrastplatz, dessen Nutzung für “touristische Übernachtungen” zZ in Brandenburg verboten ist. Irgendwelche Absperrbänder spart man sich hier. Wahrscheinlich wird einfach der Schlüssel zu den Toiletten verweigert.

    Einen halben Kilometer hinter dem Rastplatz erreichen wir den Neuendorfer See. Still liegt er da, in Zeiten von Corona. Kein Boot zu sehen oder zu hören, es fahren kaum Autos hier, und die zahlreichen Bungalowdörfer und Campingplätze rund um den See liegen still und weitgehend verlassen.

    Am Seeufer tummeln sich auch hier die Nutrias:


    Für unsere “nicht touristische” Übernachtung suchen wir uns ein hübsches einsames Plätzchen unter ein paar Eichen am Ufer und bauen dort in der Abendsonne unseren mobilen Zweitwohnsitz auf:





    Kurz darauf sitzen wir gemütlich mit Blick auf den See, auf den Seeadler und das köchelnde Wasser auf dem Künzi, und genießen unseren letzten Kaffee im tollen Abendlicht:










    Wenig später ist es dunkel:


    Still ruht der See:


    Die hell am Himmel stehende Venus weist uns den Weg zur Zelttür, und das melodische Getröte der Kraniche in der Ferne wiegt uns in den Schlaf.

    Am nächsten Morgen treibt uns die grelle Sonne aus dem überheizten Zelt. Es gibt Ei:


    Wir genießen ausgiebig den Vormittag hier in der Stille und paddeln erst kurz nach 12 los:


    Der See liegt spiegelglatt vor uns:








    Das einzelne Haus markiert die Ausfahrt aus dem See:






    ¾1, kurz nach dem Auslauf und am Beginn von Alt-Schadow (Map), sind wir bei der Spreewaldfischerei Richter und fragen nach Fisch zum Mitnehmen:


    Die gute Frau des Fischers ist erst ganz entgeistert, wie sie uns da so auf dem Grundstück stehen sieht, und fürchtet, wir könnten von draußen gesehen werden. Im Dorf gebe es den ein oder anderen Denunzianten, und Polizei und Ordnungsamt stehen schnell auf der Matte. 10000€ Strafe sind ihnen angedroht, sollten sie zB jemanden verbotenerweise beherbergen.
    Ihre beiden Ferienhäuser, die sie unter normalen Umständen regelmäßig vermieten, stehen seit Wochen leer. Eines ist das einsame Haus am Ausgang des Sees, welches wir vorhin gesehen hatten, das andere steht hier auf dem Nachbargrundstück und imponiert mit einem mächtigen Saunaofen:

    (Dieses Saunaofen-Bild ist als Gegenbeispiel gegen dem Saunaofen 2018 am Bargusin gedacht, den Dörte aus besonders kleinen Steinchen zusammenbaute )

    Aber Fisch zum Mitnehmen zu verkaufen ist nicht verboten, und so beruhigt sich die Frau schnell wieder. Unter Wahrung aller Abstandsgebote bekommen wir eine Schleie aus dem Neuendorfer See und eine Lachsforelle aus einem nahegelegenen Mastbetrieb. Beide schwimmen noch quicklebendig in der Fischkastenanlage in der Spree, werden aber umgehend für uns erschlagen und eingetütet.

    Kurz nach 1 paddeln wir weiter, durchqueren Alt-Schadow und sind 400m weiter am historischen Nadelwehr und an der Schleuse Alt-Schadow:


    Wir waren doch recht unsicher, ob wir hier schleusen können oder umtragen müssen. Unterhalb des Spreewaldes gibt es keine Selbstbedienungsschleusen mehr. Wir haben großes Glück, ein Schleusenwärter mäht den Rasen und öffnet uns zügig die Tore, als er uns kommen sieht. Das ist schon ungewöhnlich. In der Spreewaldkarte ist vermerkt, dass die Schleuse nur vom 1. Mai bis 15. Oktober arbeitet und alle 2 Stunden zwischen 7 und 19 Uhr geschleust wird.

    Auch hier dauert die Schleusung 8min. Die Schleusenkammer selbst ist altmodisch ovalförmig und hat schräge Ufer. 1911 wurde die Kesselschleuse gebaut und 1995 bereits einmal instandgesetzt. 2019 musste sie schon wieder instandgesetzt werden. “Um die Belastung zu senken, seien die schweren Eichentore durch leichtere aus Kiefernholz ersetzt worden” (LR).
    Der Schleusenwärter ist jedenfalls nicht so begeistert darüber, weiß er doch, dass damit in spätestens 10 Jahren ein neuer Austausch fällig wird. Es sei denn, es wird bald eine ganz neue Wehr- und Schleusenanlage gebaut. Die heutige besitzt keinen Fischpass.

    Der Spree-Abschnitt unterhalb von Alt-Schadow bis in den Schwielochsee heißt Krumme Spree:


    Dennoch wurde auch hier in den vergangenen 100 - 200 Jahren viel begradigt. Die abgeschnittenen Flussschleifen sind zB hier im Luftbild gut als Altarme zu erkennen.
    Seit Wende gibt es Bemühungen, die negativen ökologischen Folgen dieser Begradigungen, wie zB die starke Eintiefung des Flusslaufes und die damit einhergehende Austrocknung der Uferwiesen, rückgängig zu machen.

    Zunächst wurden die Altarme wieder durchlässig gemacht, indem sie am oberstromigen Ende, das bisher abgeschnitten war, mit einem Rohrdurchlass wieder an den Hauptlauf angeschlossen wurden. In den letzten Jahren werden dort, wo es sinnvoll erscheint, auch wieder ganze Altarme zum Hauptlauf umgestaltet und der seinerzeitige Durchstich wird zum Altarm. Entlang der Müggelspree zwischen Große Tränke und Dämeritzsee gibt es bereits 4 solcher aufgewerteten Altarme.

    Nun beginnt man auch entlang der Krummen Spree, Altarme wieder zu reaktivieren.

    Dieser Baumschutz ist nicht etwa wegen den Riesenbibern angebracht worden, die die Gegend verunsischern, sondern wegen zukünftiger Bauarbeiten:




    Die Bauarbeiten sind kurz darauf bereits in vollem Gange:




    Um 2 machen wir 1½h Kaffeepause am Flussufer:


    Wieder auf dem Wasser begegnen wir neben vielen anderen Vögeln und Weidevieh an den Ufern auch etlichen Bisamratten, einem Fischadler und einer Schellenten-Familie:










    Ihr wisst ja, die Schellenten sind die knallharten Mütter, die ihre Kinderchen, sobald das letzte Jungtier aus dem Ei geschlüpft ist, gnadenlos aus der Bruthöhle locken, wo sie mit einem Fall aus mehreren Metern Höhe hart in der Realität landen.

    Unterhalb der Ortschaft Werder spürt man bald, dass wir uns dem letzten Wehr auf unserer Tour nähern. Die Ufer werden niedriger, man kann schön in die Aue schauen:


    Und da kommt es auch schon in Sicht:


    Das Wehr Kossenblatt wurde 2007 für 6 Mio € neu gebaut. “Deren Vorgängerbau sei in den 80er-Jahren gesperrt worden, weil er nicht mehr standsicher gewesen sei. Seitdem habe nur noch eine Bootsschleppe für Gefährte mit einem Gewicht von bis zu 300kg zur Verfügung gestanden” (LR). Diese Bootsschleppe ist mir noch in grausamer Erinnerung. Alleine hatte man kaum eine Chance, seinen vollbeladenen Kahn damit rüberzuwuchten.

    Aber die neue Schleuse funktioniert. Man muss nur ein paar Hebelchen bedienen, daraufhin wird sie ferngesteuert aus einer Zentrale bedient. Allerdings dauert das ein bisschen länger, als wenn man selbst Hand anlegt. Sehen die nicht genug über die Video-Kamera? Oder ist da automatische “Sicherheit” eingebaut, die zu Wartezeiten zwingt, an denen sich nichts zu tun scheint? Jedenfalls brauchen wir hier nicht nur 8, sondern geschlagene 10 Minuten, ehe wir unterstrom weiterpaddeln können!

    Wir fahren noch ein paar Kilometerchen und suchen uns dann einen hübschen Nachtplatz. 18 Uhr landen wir an und richten uns ein:










    Die Schleie wir ausgenommen und gebraten:




    Abendstimmung:


    Von Land aus beobachten wir immer wieder einzelne Bisamratten im Wasser. Und auf Land muss man aufpassen, nicht in tiefe Löcher zu stürzen, die von grabenden Tieren angelegt und dann eingestürzt sind. Neben den Bisamratten hat der Biber auch seinen Anteil daran.

    Nachts erklingen wieder die Kraniche, einmal aufgeschreckt durch ein fernes privates Feuerwerk (Rakete und ein richtig lauter Knall). Gänsepaare fliegen hin und her, manche lassen sich auf der Weide ein paar Meter weiter nieder. Ein Rehbock bellt ausdauernd wie ein polnischer Kleffer. Und ein Käuzchen ist zu hören.

    Am nächsten Morgen scheint die Sonne wieder makellos wie an jedem unserer Tage hier draußen:




    Heute schaffen wir es bereits ¾11 aufs Wasser.







    Heute kommt uns wie gestern ein einziges Paddelboot entgegen, heute wie gestern jeweils ein Zweier-Kajak. Auch die Angler an den Ufern waren gestern und heute weniger als wir es in den Vorjahren gesehen haben. Aber vielleicht war es ihnen auch noch zu kalt.

    Die Zugbrücke von Briescht:




    Sie ist die längste hölzerne Brücke ihrer Art in der Region und wurde 1992 nach historischem Vorbild neu aufgebaut. Verwendet wurden Basralocus aus Südamerika und Bongossiholz aus Kamerun, ein Eisenholz von besonderer Härte und hoher Dichte. Die gewünschte Lebensdauer der Holzbrücke ist auf 50 bis 70 Jahre veranschlagt und entspricht damit nach Angabe des Bauherren der Lebensdauer einer Stahlbetonbrücke. Das war aber wohl etwas zu optimistisch gedacht.

    Um 12 passieren wir Trebatsch. Auch hier ist es sehr ruhig, nur einmal unterbrochen von einer Motorboot-Begegnung. Viele Motorboote sind noch in ihren Winterquartieren eingesperrt. In Trebatsch biegen wir rechts ein in den Sawaller Altarm. Der weitere Verlauf der Hauptspree ist ein künstlicher Kanal, der heute 90% des Spreewassers in den Glower See leitet, 10% gehen noch über den Sawaller Altarm in den Schwielochsee.

    Auf dem Schwielochsee fahren wir entlang des Westufers nach Süden zum Endpunkt unserer Paddeltour:




    Silberreiher:


    Kurz vor 2 Ankunft am Ziel:


    Nach dem Auto zurückholen wurde nachmittags noch einmal gebadet und abends die Forelle mit Spargel verspeist. Nachts, wieder im heißen Bad, flog dann ein ganzer Schwung von Elon Musks Starlink-Satelliten wie auf einer Perlenkette aufgereiht über uns hinweg. Nicht in so engem Abstand wie hier zu sehen, aber doch alle paar Sekunden in nahezu gleicher Bahn. 4 bis 5 Satelliten waren jeweils gleichzeitig zu sehen, insgesamt mehrere Dutzend.

    Ja, war schon eine schöne, sonnige Tour in einer besonders ruhigen Zeit. Corona kann man sich in den besuchten Landkreisen so gut wie nicht einfangen, es gibt dort fast keine Infizierten. Im Amt Unterspreewald leben gerade mal 5 Infizierte, im Amt Märkische Heide sowie im Amt Lieberose/Oberspreewald jeweils 4. Ach ja, nicht vergessen, der Landkreis Tauche hat 1 aktuellen Fall. Dunkelziffern mal außen vor. Aber die Leute sind hier einfach nicht so mobil wie die Kosmopoliten in den Städten.

    Insgesamt haben wir 46km auf dem Wasser in 12h reiner Fahrzeit und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3.91km/h zurückgelegt und für die 240km Autofahrt 9L Benzin verbrannt. Wieviele Holzscheite für das Anheizen des Badeofens draufgingen, habe ich nicht erfasst.
    Zuletzt geändert von Spartaner; 16.06.2020, 08:13.

  • Katsche
    Dauerbesucher
    • 06.10.2016
    • 954
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    • Meine Reisen

    #2
    AW: Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

    Sehr schöner Bericht! Habe große Sehnsucht nach einer Wassertour, aber zur Zeit ist es schwierig (kann meine Familie nicht alleine lassen...). Um so schöner von Euch zu lesen!

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    • atlinblau
      Alter Hase
      • 10.06.2007
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

      Ebenfalls danke für den Bericht, insbesondere den Hintergrundverlinkungen.
      Als Teilabschnitt der Märkischen Umfahrt ist mir die Krumme Spree seit Jahren vertraut,
      der Schwielochsee mittlerweile mein Hausgewässer.
      Wie war die Strömung der Spree???

      Thomas

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      • Piefke
        Erfahren
        • 18.05.2016
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        #4
        AW: Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

        Schöner Bericht, mich sehnt es auch nach Wasser. Ich wollte ja nach Ostern im Oderbruch paddeln, durfte aber nicht weiter wge als 15 km von zu Hause.

        Darf man denn in Brandenburg zur Zeit im Zelt (wild) übernachten?

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        • AlfBerlin
          Lebt im Forum
          • 16.09.2013
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          #5
          AW: Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

          Danke für den schönen Bericht aus meinem Sehnsuchtsland Brandenburg.

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          • Spartaner
            Alter Hase
            • 24.01.2011
            • 4744
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            #6
            AW: Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

            Zitat von atlinblau Beitrag anzeigen
            Wie war die Strömung der Spree???
            Die Wasserstände waren bereits sehr niedrig, die Strömungsgeschwindigkeit gering. Wir haben leider schon wieder absolute Dürre, seit es bis Mitte März mal eine Zeit lang gut geregnet hatte.

            Am Pegel Leibsch UP, gleich unterhalb der Wehrgruppe Leibsch und repräsentativ für die Krumme Spree, liegt der Durchfluss zZ bei 19% des langjährigen MQ für April! zZ unglaubliche ~4.17m³/s gegen 22.3m³/s MQ April von Beginn der Messungen bis 2010, also schon außergewöhnlich wenig!

            Ok, beim MQ stecken natürlich auch alle früheren Frühjahrshochwässer drin, der Vergleich ist ein bissl unfair. Darum nun auch der Vergleich mit dem MNQ 1971-2010, dem mittleren niedrigsten Abfluss im April. MNQ beträgt 14m³/s, der aktuelle Durchfluss erreicht also nur 30% des langjährigen früheren MNQ.


            Zitat von Piefke Beitrag anzeigen
            Darf man denn in Brandenburg zur Zeit im Zelt (wild) übernachten?
            Man darf auf jeden Fall nicht auf Campingplätze, in Pensionen, Jugendherbergen und Hotels. Also überall da, wo sich mehrere Leute von sonstwoher auf Fluren, auf der Toilette, an der Rezeption oder so treffen und Viren austauschen könnten.

            Ob man die offiziellen Wasserwanderrastplätze benutzen darf, weiß ich nicht, glaube es aber nicht. Zwar waren alle, die wir bewusst wahrgenommen haben (Petkampsberg, Neuendorf am See, Werder) nicht sichtbar abgesperrt, aber dem Wirt vom Petkampsberg war gar nicht wohl, so lange er dachte, wir wollen dort übernachten. Der sollte es wohl wissen. Sitzgruppen waren alle abgesperrt, der Zugang zum Platz an sich nicht.

            Na und wild übernachten, das weiß ich halt auch nicht genau. Rein virentechnisch ist das absolut unbedenklich, also glaube ich, wird es auch in diesen Ausnahmezeiten nicht viel schlimmer sein als sonst auch. Und auch sonst suchen wir uns Plätzchen, an denen wir nicht so ohne weiteres auffallen.

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            • Piefke
              Erfahren
              • 18.05.2016
              • 322
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              #7
              AW: Krumme Spree Ostern 2020 - Paddeln im ersten Corona-Lockdown

              Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
              Na und wild übernachten, das weiß ich halt auch nicht genau. Rein virentechnisch ist das absolut unbedenklich, also glaube ich, wird es auch in diesen Ausnahmezeiten nicht viel schlimmer sein als sonst auch. Und auch sonst suchen wir uns Plätzchen, an denen wir nicht so ohne weiteres auffallen.
              Danke für die Antwort.
              Normalerweise darf man ja in Brandenburg "wild" campen. Im Gesetz über den Naturschutz und die Landschaftspflege im Land Brandenburg (Brandenburgisches Naturschutzgesetz - BbgNatSchG) steht:
              "§ 44 Zelten und Aufstellen von Wohnwagen

              Zelte oder sonstige bewegliche Unterkünfte (Wohnwagen) dürfen in der freien Landschaft unbeschadet weitergehender Vorschriften außerhalb von öffentlichen Straßen und Plätzen nur auf einem Zelt- oder Campingplatz aufgestellt und benutzt werden. Fuß-, Rad-, Reit- und Wasserwanderer dürfen abseits von Zelt- und Campingplätzen für eine Nacht Zelte aufstellen, wenn sie privatrechtlich dazu befugt sind und keine besonderen Schutzvorschriften entgegenstehen."
              Zuletzt geändert von Piefke; 04.05.2020, 10:49.

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