AW: [NZ] Auf wilden Wegen durch Neuseeland
Am nächsten Morgen geht es weiter durch den dichten Bergwald bergab. Der Pfad ist relativ schwierig, daher komme ich nur langsam vorwärts. Etwas was in Neuseeland eher die Regel, als die Ausnahme ist!
Abwärts im Tal des Devilskin Stream
Gegen 10 Uhr erreiche ich bei leichtem Nieseln das breite Tal des Doubtful River. Meistens ist der Flusslauf hier von einem Grasstreifen gesäumt, so dass der Wald etwas zurück tritt.
Dieses Tal scheint auch von Pferdetouren genutzt zu werden, deren Route sogar eigenen, leuchtgrünen Dreiecken folgt.
Doubtful River
Gegen Mittag durchwate ich den Doubtful River, was kein Problem darstellt, und wandere dann das Kedron River Tal aufwärts. Zunächst geht es flach entlang des Baches, dann entfernt sich der Pfad vom Fluss und verläuft oberhalb im Hang.
Irgendwann wird der Wald wieder niedriger und die Stämme dünner und bereits am frühen Nachmittag erreiche ich das Lake Man Bivy, eine weitere, winzige Blechschachtel, in der man umsonst übernachten kann.
Obwohl es stark nach Regen aussieht, unternehme ich noch einen Spaziergang zum Lake Man, oberhalb der Hütte. Es gibt nur für eine kurze Teilstrecke die Andeutung eines Pfades und zunächst kämpfe ich mich zeitweise durch dichtes Gebüsch.
Dann endet das Tal und Wasserfälle kommen offenbar vom Lake Man heruntergestürzt. Die weitere Aufstiegsroute ist stellenweise recht steil, aber man kann schwieriger zu begehenden Felsabschnitten ohne Probleme ausweichen.
Aufstieg zum Lake Man
Hinter der Geländekante versteckt sich der See, sonst sicher sehr idyllisch, aber bei dem düsteren Wetter eher abweisend.
Auf der rechten Seite des Tales sehe ich die Aufstiegsroute für morgen
Lake Man
Den ganzen Tag hatte ich noch niemand getroffen, um so mehr wundere ich mich, dass ich beim Abstieg auf ein französisches Pärchen treffe, das auch zum Lake Man will!
Gerade rechtzeitig, bevor es richtig zu regnen beginnt, bin ich wieder an der Hütte. Dagegen laufen die Anderen noch tatsächlich zum Lake Man, und zünden nach ihrer Rückkehr ein Feuer bei ihrem Zelt in der Nähe der Hütte an!
Allerdings ziehen sie sich bei dem Regen dann doch recht schnell ins Zelt zurück.
Früh am nächsten Morgen wandere ich unter einem strahlend blauen Himmel wieder los. Da die Vegetation natürlich noch klatsch nass ist, trage ich zunächst meine Regenhose.
Schon bald gelange ich aus dem Tal auf einen grasigen Sattel in ca. 1300 Meter Höhe. Der Pfad ist mit Pfählen gut markiert und bald gelange ich wieder in den Wald.
Blick zum Hope Tal
Ich folge zunächst schmalen Rücken weiter abwärts, allerdings ist das letzte Stück des Abstiegs zum Pussy Stream dann sehr steil.
Am Bach angekommen, sehe ich zunächst nicht, wo der Pfad weiter führt. Erst nach einiger Zeit realisiere ich, dass das Bachbett selber hier der Weg ist! Mitunter stoße ich noch auf ein Plastikdreieck als Markierung, aber im Prinzip suche ich mir selber meinen Weg. Dazu muss ich häufig die Seite des Baches wechseln, was anfangs problemlos über die Felsen möglich ist. Schließlich muss der Pussy Stream dann aber doch einige Male durchwatet werden.
Irgendwann wird das Kiesbett breiter und ich komme jetzt einfach voran, dann ist es aber auch schon nicht mehr weit bis zum Hope River.
Den Pussy Stream abwärts
Die weite Grasebene von Jacob's Flat am Hope River ist für mich wieder ein ganz neuer Aspekt der so vielfältigen Natur Neuseelands. Dazu ist es angenehm warm und einige Schäfchenwolken schmücken den strahlend blauen Himmel. Auch so kann Neuseeland sein!
Jacob's Flat am Hope River
Nach dem ich den Fluss ohne Probleme durchwatet habe, erreiche ich die gemütliche Top Hope Hut. In der Nähe gibt es ein Seitental mit einer heißen Quelle, leider lese ich im Hüttenbuch, dass diese zur Zeit ziemlich kalt ist, daher erspare ich mir den Umweg.
Ich wandere im Tal weiter aufwärts, zunächst noch lange durch die Graslandschaft, in der ich rasch vorwärts komme. Allerdings führt der Pfad auch manchmal in den Wald wo ich von oben einige schöne Ausblicke über das Tal erhalte.
Das Tal des Hope River
Später wird das Tal zunehmend enger und steiler. Immer wieder muss ich die Flusseite wechseln, was zwar kein Problem darstellt, aber ziemlich kalte Füße verursacht. Streckenweise ist in der dichten Ufervegetation nichts von einem Pfad zu erkennen, so dass ich die Wahl zwischen dem Kampf gegen das Dickicht oder den kalten Füssen im Fluss habe. Meist entscheide ich mich für den Bach...
Kurz vor dem Hope Pass entdecke ich noch einmal einen schmalen Grasstreifen, der einen super Lagerplatz bietet. Später unternehme ich dann einen Spaziergang zu dem auf lediglich 950 Meter gelegenem Pass. Morgen will ich allerdings nicht hinter dem Sattel absteigen, sondern weglos von meinem Lagerplatz zur Kette der Nelson Tops aufsteigen. Leider sieht der Hang überall ziemlich übel bewachsen aus, daher steht mir morgen wohl zunächst mal wieder ein kleiner "Buschkampf" bevor...
Dieser entpuppt sich dann aber glücklicherweise als nicht sehr dramatisch. Meist kann ich trockenen, relativ wenig bewachsenen Rippen folgen, so dass ich mich nur auf kurzer Strecke durch den subalpinen Busch kämpfen muss.
"Bushbashing" beim Aufstieg zu den Nelson Tops
Schließlich werden die Büsche niedriger und herrliche Aussichten zurück ins Tal des Hope eröffnen sich, aus dem die Morgensonne bereits den Dunst aufsteigen lässt.
Blick zurück ins Hope Tal
Kurzzeitig scheint es so, als wollten die Wolken die Berge wieder verhüllen, aber schon bald setzt sich die Sonne durch.
Sonne und Dunst streiten um die Herrschaft
Ich steige zu einer Kuppe auf, und kann bereits meine weitere Route durch das goldene Gras zum Kamm der Nelson Tops ausmachen.
Es ist herrlich, dem grasigen Kamm zu folgen, allerdings weht hier oben ein heftiger, eisiger Wind. Irgendwann ziehe ich trotz Sonne sogar Handschuhe an!
Kammroute auf den Nelson Tops
Einmal sehe ich ein kleines Rudel Rotwild vor mir, das mich aber nicht auf gute Fotoentfernung herankommen lässt. Etwas später, während ich meine Mittagsschokolade esse, kann ich die 4 Tiere dann aber für längere Zeit beobachten.
Für mich ziemlich erstaunlich ist, dass man auch in dieser Höhe immer wieder einmal eine große Mantelmöwe sieht, Vögel die man eigentlich eher am Meer vermutet!
Später weitet sich der Kamm zu einer steinigen, locker mit gelbem Gras bewachsenen Hochebene aus. In der Ferne sehe ich ein Stück des Lake Sumner und das Hurunui Tal, in das ich absteigen will.
Hochebene
Blick zum Hurunui Tal
Schließlich bricht die Hochebene abrupt ab, und mir steht ein 500 Meter Abstieg durch den Wald bevor. Die Höhenlinien auf der Karte sind alle sehr dicht beieinander, wie fast immer in Neuseeland, wird es sehr steil hinab gehen. Ich hoffe nur, nicht auf unüberwindliche Klippen zu stoßen!
Zunächst komme ich in recht offenem Wald gut voran, aber bald wird das Terrain steiler und die Vegetation sehr dicht. Alles hier ist mit dicken, nassen Moospolstern überzogen. Viele Äste an denen ich mich festhalten will, sind so morsch, dass sie sofort brechen.
Und natürlich, irgendwann lande ich oberhalb von einer steilen Klippe, deren Ausdehnung ich in dem dichten Bewuchs nicht feststellen kann. An solchen Stellen folge ich ganz meiner Intuition, die natürlich aus früheren Erfahrungen entstanden ist, um die beste Route zu finden. Schritt für Schritt taste ich mich tiefer, kann aber wirklich gefährliche Stellen gut vermeiden.
Später folge ich meist eingeschnittenen Schluchten muss dann aber einige Male vor einem Steilabsturz wieder rausklettern um am Hang weiter zu laufen. Die Schluchten sind voll mit umgestürzten Bäumen, in so einem Hindernisparcours kommt man nur sehr langsam vorwärts.
Wegloser Abstieg zum Hurunui
Irgendwann habe ich es geschafft, das Gelände flacht ab und ich habe das offene, breite Tal des Flusses erreicht. Im Gegensatz zu dem trockenen Hope Tal, ist es hier oft richtig sumpfig. Einmal schaffe ich es sogar, bis zur Hüfte in einem tiefen Sumpfloch zu versinken!
Hurunui Tal
Der Fluss verzeigt sich in mehrerer Arme, die von Kiesbetten gesäumt sind. Hier beobachte ich einige Austernfischer, die ich ja schon aus Abel Tasman kenne. Interessant, dass sie hier auch im Landesinneren vorkommen!
Austernfischer
Der Hurunui ist ein großer Fluss, dennoch kann ich selbst den Hauptarm ohne Probleme durchwaten. Meine Laufschuhe lasse ich dabei an, wie eigentlich immer beim Durchqueren größerer Gewässer.
Zwischen Fluss und Waldrand schlage ich mein Zelt auf, und nutze das trockene, heiße Wetter, um mich und meine Wäsche zu waschen. Leider wimmelt es hier von Sandfliegen, daher ist das Badevergnügen nicht ganz ungetrübt.
In der Nähe sehe ich zwei andere Zelte, denen ich später einen Besuch abstatte. Ein neuseeländisches Paar macht eine kürzere Tour und hat schon die heiße Quelle in der Nähe genossen.
Dagegen ist Pim ein 25-jähriger Holländer, der dem TeAraroa, auf den ich hier wieder gestoßen bin, nach Süden folgt. Obwohl dies seine erste Fernwanderung ist, hat er bereits "Blut geleckt" und will mehr davon!
Während wir so zusammen sitzen, bringt die untergehende Sonne den aus dem Tal aufsteigenden Dunst zum Leuchten.
Abendstimmung am Hurunui
Es ist krass, schon morgens vor Sonnenaufgang ist das Moskitonetz am Zelteingang voll von Sandfliegen, die mich offenbar regelrecht belagern!
Sonnenaufgang im Hurunui Tal
Ganz in der Nähe liegt die dampfende, heiße Quelle im Wald direkt am Weg. Sehr einladend, aber jetzt will ich mich nicht entspannen, der Tag beginnt ja gerade erst!
Heiße Quelle
Im Hurunui Tal wechseln sich schöne Südbuchenwälder mit offenen, grasigen und kiesigen Flächen ab. An zwei Hütten vorbei gewinne ich nur langsam an Höhe. In einem Magazin, in das ich in der Hurunui Nr. 3 Hütte schaue, entdecke ich einen interessanten Eintrag: Ein Inder will alle 970 neuseeländischen Hütten besuchen!
Schöner Südbuchenwald
Im Hurunui Tal
Schließlich verengt sich das Tal und steigt für längere Zeit ziemlich steil an, bis ich am Harpers Pass den höchsten Punkt auf 962 Meter erreiche und ab jetzt ins Tal des Taramakau absteige.
Blick von Harper's Pass ins Tal des Taramakau
Beim Abstieg taucht irgendwann Pim auf, mit dem ich gestern Abend zusammen gesessen hatte. Wir haben soviel Gesprächsstoff, dass wir zusammen weiterlaufen. Daraus ergibt sich ein anderer Rhythmus als der in dem ich normalerweise gehe. Ich mache weniger Fotos, achte auch weniger auf die Umgebung und insgesamt laufen wir schneller.
Oberlauf des Taramakau
Bald wird das Tal flach und grasig. An manchen Stellen liegen Kuhfladen, wir sehen aber keine der Wiederkäuer.
Schnelles Vorankommen am Taramakau
Pim hat sogar eine Angelroute dabei und freut sich daher über die Raupen, die in Massen an einer Pflanze fressen, da er denkt, dass sie gute Köder ergeben.
Köderraupen
Später müssen wir einige Male den Taramakau überqueren, was aber kein Problem darstellt. Ein Unwetter scheint aufzuziehen, daher legen wir noch einmal einen Zahn zu, um in der Kiwi Hut Unterschlupf zu finden.
Schlechtes Wetter im Anzug
Tatsächlich haben wir erst einige Tropfen abbekommen, als wir gegen 19 Uhr nach 30 Kilometern die Kiwi Hut erreichen, die wir zu unserer großen Freude für uns alleine haben!
In der Hütte gibt es einen offenen Kamin, an dem wir unsere Schuhe trocknen können. Ausserdem spendiert Pim Tee und Kaffee aus seinen Vorräten. Ungewohnter Luxus für mich! Nachdem ich Pim viel von meinen weglosen Touren in den Bergen der Südinsel erzählt habe, fragt er, ob er mich auf dem nächsten Abschnitt abseits des Te Araroa begleiten darf. Eigentlich bin ich ja lieber alleine unterwegs, und das weglose Laufen ist mit dem Langstreckenwandern auf einem etablierten Trail wie dem TA kaum zu vergleichen. Nichts desto Trotz habe ich bei Pim ein gutes Gefühl, und wir beschließen, die nächsten Tage auf meiner Route zusammen zu laufen.
In der Kiwi Hut
Am nächsten Morgen geht es weiter durch den dichten Bergwald bergab. Der Pfad ist relativ schwierig, daher komme ich nur langsam vorwärts. Etwas was in Neuseeland eher die Regel, als die Ausnahme ist!
Abwärts im Tal des Devilskin Stream
Gegen 10 Uhr erreiche ich bei leichtem Nieseln das breite Tal des Doubtful River. Meistens ist der Flusslauf hier von einem Grasstreifen gesäumt, so dass der Wald etwas zurück tritt.
Dieses Tal scheint auch von Pferdetouren genutzt zu werden, deren Route sogar eigenen, leuchtgrünen Dreiecken folgt.
Doubtful River
Gegen Mittag durchwate ich den Doubtful River, was kein Problem darstellt, und wandere dann das Kedron River Tal aufwärts. Zunächst geht es flach entlang des Baches, dann entfernt sich der Pfad vom Fluss und verläuft oberhalb im Hang.
Irgendwann wird der Wald wieder niedriger und die Stämme dünner und bereits am frühen Nachmittag erreiche ich das Lake Man Bivy, eine weitere, winzige Blechschachtel, in der man umsonst übernachten kann.
Obwohl es stark nach Regen aussieht, unternehme ich noch einen Spaziergang zum Lake Man, oberhalb der Hütte. Es gibt nur für eine kurze Teilstrecke die Andeutung eines Pfades und zunächst kämpfe ich mich zeitweise durch dichtes Gebüsch.
Dann endet das Tal und Wasserfälle kommen offenbar vom Lake Man heruntergestürzt. Die weitere Aufstiegsroute ist stellenweise recht steil, aber man kann schwieriger zu begehenden Felsabschnitten ohne Probleme ausweichen.
Aufstieg zum Lake Man
Hinter der Geländekante versteckt sich der See, sonst sicher sehr idyllisch, aber bei dem düsteren Wetter eher abweisend.
Auf der rechten Seite des Tales sehe ich die Aufstiegsroute für morgen
Lake Man
Den ganzen Tag hatte ich noch niemand getroffen, um so mehr wundere ich mich, dass ich beim Abstieg auf ein französisches Pärchen treffe, das auch zum Lake Man will!
Gerade rechtzeitig, bevor es richtig zu regnen beginnt, bin ich wieder an der Hütte. Dagegen laufen die Anderen noch tatsächlich zum Lake Man, und zünden nach ihrer Rückkehr ein Feuer bei ihrem Zelt in der Nähe der Hütte an!
Allerdings ziehen sie sich bei dem Regen dann doch recht schnell ins Zelt zurück.
Früh am nächsten Morgen wandere ich unter einem strahlend blauen Himmel wieder los. Da die Vegetation natürlich noch klatsch nass ist, trage ich zunächst meine Regenhose.
Schon bald gelange ich aus dem Tal auf einen grasigen Sattel in ca. 1300 Meter Höhe. Der Pfad ist mit Pfählen gut markiert und bald gelange ich wieder in den Wald.
Blick zum Hope Tal
Ich folge zunächst schmalen Rücken weiter abwärts, allerdings ist das letzte Stück des Abstiegs zum Pussy Stream dann sehr steil.
Am Bach angekommen, sehe ich zunächst nicht, wo der Pfad weiter führt. Erst nach einiger Zeit realisiere ich, dass das Bachbett selber hier der Weg ist! Mitunter stoße ich noch auf ein Plastikdreieck als Markierung, aber im Prinzip suche ich mir selber meinen Weg. Dazu muss ich häufig die Seite des Baches wechseln, was anfangs problemlos über die Felsen möglich ist. Schließlich muss der Pussy Stream dann aber doch einige Male durchwatet werden.
Irgendwann wird das Kiesbett breiter und ich komme jetzt einfach voran, dann ist es aber auch schon nicht mehr weit bis zum Hope River.
Den Pussy Stream abwärts
Die weite Grasebene von Jacob's Flat am Hope River ist für mich wieder ein ganz neuer Aspekt der so vielfältigen Natur Neuseelands. Dazu ist es angenehm warm und einige Schäfchenwolken schmücken den strahlend blauen Himmel. Auch so kann Neuseeland sein!
Jacob's Flat am Hope River
Nach dem ich den Fluss ohne Probleme durchwatet habe, erreiche ich die gemütliche Top Hope Hut. In der Nähe gibt es ein Seitental mit einer heißen Quelle, leider lese ich im Hüttenbuch, dass diese zur Zeit ziemlich kalt ist, daher erspare ich mir den Umweg.
Ich wandere im Tal weiter aufwärts, zunächst noch lange durch die Graslandschaft, in der ich rasch vorwärts komme. Allerdings führt der Pfad auch manchmal in den Wald wo ich von oben einige schöne Ausblicke über das Tal erhalte.
Das Tal des Hope River
Später wird das Tal zunehmend enger und steiler. Immer wieder muss ich die Flusseite wechseln, was zwar kein Problem darstellt, aber ziemlich kalte Füße verursacht. Streckenweise ist in der dichten Ufervegetation nichts von einem Pfad zu erkennen, so dass ich die Wahl zwischen dem Kampf gegen das Dickicht oder den kalten Füssen im Fluss habe. Meist entscheide ich mich für den Bach...
Kurz vor dem Hope Pass entdecke ich noch einmal einen schmalen Grasstreifen, der einen super Lagerplatz bietet. Später unternehme ich dann einen Spaziergang zu dem auf lediglich 950 Meter gelegenem Pass. Morgen will ich allerdings nicht hinter dem Sattel absteigen, sondern weglos von meinem Lagerplatz zur Kette der Nelson Tops aufsteigen. Leider sieht der Hang überall ziemlich übel bewachsen aus, daher steht mir morgen wohl zunächst mal wieder ein kleiner "Buschkampf" bevor...
Dieser entpuppt sich dann aber glücklicherweise als nicht sehr dramatisch. Meist kann ich trockenen, relativ wenig bewachsenen Rippen folgen, so dass ich mich nur auf kurzer Strecke durch den subalpinen Busch kämpfen muss.
"Bushbashing" beim Aufstieg zu den Nelson Tops
Schließlich werden die Büsche niedriger und herrliche Aussichten zurück ins Tal des Hope eröffnen sich, aus dem die Morgensonne bereits den Dunst aufsteigen lässt.
Blick zurück ins Hope Tal
Kurzzeitig scheint es so, als wollten die Wolken die Berge wieder verhüllen, aber schon bald setzt sich die Sonne durch.
Sonne und Dunst streiten um die Herrschaft
Ich steige zu einer Kuppe auf, und kann bereits meine weitere Route durch das goldene Gras zum Kamm der Nelson Tops ausmachen.
Es ist herrlich, dem grasigen Kamm zu folgen, allerdings weht hier oben ein heftiger, eisiger Wind. Irgendwann ziehe ich trotz Sonne sogar Handschuhe an!
Kammroute auf den Nelson Tops
Einmal sehe ich ein kleines Rudel Rotwild vor mir, das mich aber nicht auf gute Fotoentfernung herankommen lässt. Etwas später, während ich meine Mittagsschokolade esse, kann ich die 4 Tiere dann aber für längere Zeit beobachten.
Für mich ziemlich erstaunlich ist, dass man auch in dieser Höhe immer wieder einmal eine große Mantelmöwe sieht, Vögel die man eigentlich eher am Meer vermutet!
Später weitet sich der Kamm zu einer steinigen, locker mit gelbem Gras bewachsenen Hochebene aus. In der Ferne sehe ich ein Stück des Lake Sumner und das Hurunui Tal, in das ich absteigen will.
Hochebene
Blick zum Hurunui Tal
Schließlich bricht die Hochebene abrupt ab, und mir steht ein 500 Meter Abstieg durch den Wald bevor. Die Höhenlinien auf der Karte sind alle sehr dicht beieinander, wie fast immer in Neuseeland, wird es sehr steil hinab gehen. Ich hoffe nur, nicht auf unüberwindliche Klippen zu stoßen!
Zunächst komme ich in recht offenem Wald gut voran, aber bald wird das Terrain steiler und die Vegetation sehr dicht. Alles hier ist mit dicken, nassen Moospolstern überzogen. Viele Äste an denen ich mich festhalten will, sind so morsch, dass sie sofort brechen.
Und natürlich, irgendwann lande ich oberhalb von einer steilen Klippe, deren Ausdehnung ich in dem dichten Bewuchs nicht feststellen kann. An solchen Stellen folge ich ganz meiner Intuition, die natürlich aus früheren Erfahrungen entstanden ist, um die beste Route zu finden. Schritt für Schritt taste ich mich tiefer, kann aber wirklich gefährliche Stellen gut vermeiden.
Später folge ich meist eingeschnittenen Schluchten muss dann aber einige Male vor einem Steilabsturz wieder rausklettern um am Hang weiter zu laufen. Die Schluchten sind voll mit umgestürzten Bäumen, in so einem Hindernisparcours kommt man nur sehr langsam vorwärts.
Wegloser Abstieg zum Hurunui
Irgendwann habe ich es geschafft, das Gelände flacht ab und ich habe das offene, breite Tal des Flusses erreicht. Im Gegensatz zu dem trockenen Hope Tal, ist es hier oft richtig sumpfig. Einmal schaffe ich es sogar, bis zur Hüfte in einem tiefen Sumpfloch zu versinken!
Hurunui Tal
Der Fluss verzeigt sich in mehrerer Arme, die von Kiesbetten gesäumt sind. Hier beobachte ich einige Austernfischer, die ich ja schon aus Abel Tasman kenne. Interessant, dass sie hier auch im Landesinneren vorkommen!
Austernfischer
Der Hurunui ist ein großer Fluss, dennoch kann ich selbst den Hauptarm ohne Probleme durchwaten. Meine Laufschuhe lasse ich dabei an, wie eigentlich immer beim Durchqueren größerer Gewässer.
Zwischen Fluss und Waldrand schlage ich mein Zelt auf, und nutze das trockene, heiße Wetter, um mich und meine Wäsche zu waschen. Leider wimmelt es hier von Sandfliegen, daher ist das Badevergnügen nicht ganz ungetrübt.
In der Nähe sehe ich zwei andere Zelte, denen ich später einen Besuch abstatte. Ein neuseeländisches Paar macht eine kürzere Tour und hat schon die heiße Quelle in der Nähe genossen.
Dagegen ist Pim ein 25-jähriger Holländer, der dem TeAraroa, auf den ich hier wieder gestoßen bin, nach Süden folgt. Obwohl dies seine erste Fernwanderung ist, hat er bereits "Blut geleckt" und will mehr davon!
Während wir so zusammen sitzen, bringt die untergehende Sonne den aus dem Tal aufsteigenden Dunst zum Leuchten.
Abendstimmung am Hurunui
Es ist krass, schon morgens vor Sonnenaufgang ist das Moskitonetz am Zelteingang voll von Sandfliegen, die mich offenbar regelrecht belagern!
Sonnenaufgang im Hurunui Tal
Ganz in der Nähe liegt die dampfende, heiße Quelle im Wald direkt am Weg. Sehr einladend, aber jetzt will ich mich nicht entspannen, der Tag beginnt ja gerade erst!
Heiße Quelle
Im Hurunui Tal wechseln sich schöne Südbuchenwälder mit offenen, grasigen und kiesigen Flächen ab. An zwei Hütten vorbei gewinne ich nur langsam an Höhe. In einem Magazin, in das ich in der Hurunui Nr. 3 Hütte schaue, entdecke ich einen interessanten Eintrag: Ein Inder will alle 970 neuseeländischen Hütten besuchen!
Schöner Südbuchenwald
Im Hurunui Tal
Schließlich verengt sich das Tal und steigt für längere Zeit ziemlich steil an, bis ich am Harpers Pass den höchsten Punkt auf 962 Meter erreiche und ab jetzt ins Tal des Taramakau absteige.
Blick von Harper's Pass ins Tal des Taramakau
Beim Abstieg taucht irgendwann Pim auf, mit dem ich gestern Abend zusammen gesessen hatte. Wir haben soviel Gesprächsstoff, dass wir zusammen weiterlaufen. Daraus ergibt sich ein anderer Rhythmus als der in dem ich normalerweise gehe. Ich mache weniger Fotos, achte auch weniger auf die Umgebung und insgesamt laufen wir schneller.
Oberlauf des Taramakau
Bald wird das Tal flach und grasig. An manchen Stellen liegen Kuhfladen, wir sehen aber keine der Wiederkäuer.
Schnelles Vorankommen am Taramakau
Pim hat sogar eine Angelroute dabei und freut sich daher über die Raupen, die in Massen an einer Pflanze fressen, da er denkt, dass sie gute Köder ergeben.
Köderraupen
Später müssen wir einige Male den Taramakau überqueren, was aber kein Problem darstellt. Ein Unwetter scheint aufzuziehen, daher legen wir noch einmal einen Zahn zu, um in der Kiwi Hut Unterschlupf zu finden.
Schlechtes Wetter im Anzug
Tatsächlich haben wir erst einige Tropfen abbekommen, als wir gegen 19 Uhr nach 30 Kilometern die Kiwi Hut erreichen, die wir zu unserer großen Freude für uns alleine haben!
In der Hütte gibt es einen offenen Kamin, an dem wir unsere Schuhe trocknen können. Ausserdem spendiert Pim Tee und Kaffee aus seinen Vorräten. Ungewohnter Luxus für mich! Nachdem ich Pim viel von meinen weglosen Touren in den Bergen der Südinsel erzählt habe, fragt er, ob er mich auf dem nächsten Abschnitt abseits des Te Araroa begleiten darf. Eigentlich bin ich ja lieber alleine unterwegs, und das weglose Laufen ist mit dem Langstreckenwandern auf einem etablierten Trail wie dem TA kaum zu vergleichen. Nichts desto Trotz habe ich bei Pim ein gutes Gefühl, und wir beschließen, die nächsten Tage auf meiner Route zusammen zu laufen.
In der Kiwi Hut
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