[DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

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  • Bergahorn
    Erfahren
    • 13.04.2019
    • 368
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

    @MeerBerge
    Ich hatte erst etwas überlegt, wie ich denn die ganzen Gipfel einigermaßen einheitlich fotografieren und dokumentieren könnte. Selfies sind ohnehin nicht so mein Ding und bei der Menge zu langweilig, ein Maskottchen wäre ebenfalls spätestens nach dem 5. Gipfel uninteressant, so war ich ganz froh, als mir die Idee mit dem Täfelchen kam. Ist zwar auch immer dieselbe, steht aber jedes Mal etwas anderes drauf! Pfad-Finder meinte ja, Digital Natives würden ihr Tablet dazu nehmen, ich frage mich nur, wie die Kreide darauf halten soll...

    @stoeps
    Da hast du also mit der Zählung der Gipfel die gleiche Erfahrung gemacht wie ich. Es müsste wohl mal in den deutschen Mittelgebirgen "aufgeräumt" werden, was die Gipfelzählungen angeht... Was hast du denn für Kriterien entwickelt, und wieviele 700er hast du gefunden und/oder erklommen?

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    • Fjellfex
      Fuchs
      • 02.09.2016
      • 1228
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

      Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
      Pfad-Finder meinte ja, Digital Natives würden ihr Tablet dazu nehmen, ich frage mich nur, wie die Kreide darauf halten soll...

      ?
      Kreide mit Spucke anfeuchten, dann geht´s....

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      • stoeps
        Dauerbesucher
        • 03.07.2007
        • 537

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

        @stoeps
        Da hast du also mit der Zählung der Gipfel die gleiche Erfahrung gemacht wie ich. Es müsste wohl mal in den deutschen Mittelgebirgen "aufgeräumt" werden, was die Gipfelzählungen angeht... Was hast du denn für Kriterien entwickelt, und wieviele 700er hast du gefunden und/oder erklommen?
        Die Liste der niedersächsischen Berge nach Höhe findet sich in diesem Wikipedia-Artikel unter der Tabelle. Danach gibt es 19 Berge über 700 m in Nds., alle im Harz. (Die Grenze 700m ist natürlich willkürlich. Ich wollte eine nicht zu große Aktion basteln; denn ich habe schon ein paar andere Sachen kreiert, die den Sommerurlaub benötigen würden . ) So konnte ich die Gipfel in komoot zu einer ca. 90 km langen Tour verknüpfen. Das wird zunächst je nach Lust und Fitness eine Drei- oder Zweitageswanderung oder in optimistisch betrachteter Zukunft vielleicht auch eine Eintagestrailrunningaktion (hätte dann schon FKT-Charakter )
        Erklommen habe ich davon noch gar keine; die Umsetzung harrt noch der Gelegenheit. Diese ganzen Ideen zu entwickeln war der Winterspaß; sie umzusetzen soll der Sommerspaß werden

        Gipfel-Zählungs-Problemchen ergeben sich manchmal, wenn in der Umgebung eines 700ers noch weitere in OSM markiert sind, die aber nicht in der Liste auftauchen und/oder Differenzen zwischen OSM und Topografischer Karte (1:50.000). Außerdem kann ich viele Gipfel nicht erklimmen/betreten, weil ich dafür im Nationalpark off-trail gehen müsste. Beide Schwierigkeiten zusammen haben mich beim Planen der Route dann häufig veranlasst z.B. den Weg zu wählen, der zwischen zwei oder mehreren Gipfeln über einen Sattel oder an deren Flanken entlang führt, und es somit bei "Gipfelannäherungen" statt "-besteigungen" bewenden zu lassen.


        stoeps

        OT: Ich wollte jetzt nicht Deinen threat kapern, sondern nur auf Dein interessiertes Nachfragen antworten – in der Hoffnung, das Dir dieser Austausch ebenso viel Freude macht wie mir.
        „The world's big and I want to have a good look at it before it gets dark.”
        ― John Muir

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        • Bergahorn
          Erfahren
          • 13.04.2019
          • 368
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

          Da gibt es doch so manche Parallelen, nur habe ich keinerlei Ambitionen, meine Tourenzu rennen! Bin gespannt auf den Bericht (kleiner Zaunpfahlwink...)! Vielleicht musst du mit der Tour ja gar nicht bis zum Sommer warten!
          Ich fand es bei meinem Projekt eigentlich reizvoll, den Schwarzwald zu allen Jahreszeiten zu bewandern, mit dem Winter war es bloß bisher noch nichts...

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          • Lastenkraxe
            Anfänger im Forum
            • 09.01.2012
            • 15
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

            Danke für die schönen Eindrücke, ich glaube ich muss auch mal wieder in den Schwarzwald ...

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            • Bergahorn
              Erfahren
              • 13.04.2019
              • 368
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

              5. - 8. 4. 2020

              Tennenberg 1024 m – Fehren 1064 m – Die Rauh 1077 m – Wintersberg 1063 m– Schneeberg 1058 m – Bossenbühl 1127 m– Steinbühl 1142 m – Wintereck 1114 m – Kapf 1025 m – Fohrenbühl 1033 m – Sommerberg 1065 m – Winterberg 1097 m – Steinberg 1140 m – Glasberg 1037 m – Kapfenberg 1039 m – Doldenbühl 1095 m – Hohwarth 1120 m – Ottenberg 1041 m – Haldenbuck 1087 m – Kaiserwacht 1048 m – Hinterberg 1046 m - Weißtannenhöhe 1192 m – Dietschenberg 1095 m – Feuerberg 1038 m

              5. 4. 2020

              Als ich an diesem verschlafenen, aber sonnigen Sonntagmorgen um kurz vor sieben losfahre, staune ich nicht schlecht über die unglaublich leere Autobahn. Habe ich so wirklich noch nie erlebt! Dementsprechend früh komme ich in Titisee-Neustadt an, parke das Auto am Friedhof und starte um 9.15 Uhr zu den nächsten 24 Tausendern. Hat ja etwas von einem Adventskalender, allerdings will ich mir für sie nur vier Tage Zeit lassen!
              Kurz geht es noch im Ort an der Kirche vorbei und in einem Wohngebiet steil aufwärts, bevor ich an der Jugendherberge Rudenberg vorbeikomme. Anno 1988 habe ich hier zusammen mit einer Freundin auf einer mehrtägigen Wanderung einmal übernachtet. An den Aufstieg am Ende eines langen Tages kann ich mich noch gut erinnern…



              Nach diesem nostalgischen Innehalten absolviere ich auf einer Wiese weiter Höhenmeter. Oberhalb von mir mühen sich drei plaudernde Frauen den Berg hoch, eigentlich ja eine zu viel, aber sie halten wirklich vorbildlich voneinander Abstand. Wenn das auf meinen heimischen Spazierwegen auch mal so wäre!
              Kurz nach einem Grillplatz mit Hütte stehe ich schon auf dem Tennenberg, mache das Gipfelfoto und suche dann nach dem Weg, der mich in der richtigen Richtung ins Tal bringen soll. Eine Zeit lang folge ich einem netten Pfad, bevor ich wieder auf Forstwegen unterwegs bin.



              Im Talgrund gibt es zwar einen schönen Wegweiser, auf dem schon mein nächster Gipfel vermerkt ist, allerdings fehlt ein Weg dazu. Ich nehme dann einfach einen Weg ohne Weiser, der mich über eine Wiese hoch zum Waldrand bringt, an dem entlang ich jetzt mit Blick auf Neustadt und den Hochfirst, der auch noch meiner „Eroberung“ harrt, nach und nach etwas höher komme.


              Rückblick in Richtung Neustadt



              Schließlich stoße ich auf den Weg, der direkt auf den Fehren führt. Meine Kompass-Karte behauptet, dass er an einem Fehrenfelsen vorbeiginge. Doch wie würde der kleine Breitmaulfrosch sagen: “Dön gübs hür nüch!“ Ersatzweise bestaune ich einen Sendemast, der meiner Ansicht nach schief dasteht. Oder habe ich einen Knick in der Optik? Egal, er scheint mir auf jeden Fall stabil, so dass ich ganz ohne Sorgen weiter dem Gipfel zustrebe, der erstaunlich flach ist! Hier stehen zwei uralte (Grenz-?)Steine, die mir fotogen erscheinen.



              Ich hatte noch keine genaue Idee, wie ich nun in die richtige Richtung hinunterfinde, boten meine Karten doch nichts Überzeugendes an. Im Gegensatz zum Felsen „gübs“ hier allerdings in natura einen Weg direkt hinunter, den ich freudig unter die Füße nehme. Weiter unten noch ein bisschen Hin und Her und schon bin ich in Unterlangenordnach, wo ein paar Motorräder an mir vorbeifahren, deren Abgase sogar noch länger zu riechen sind als ihr Knattern zu hören ist.



              Ich strebe dann der Rauh und damit wieder mehr Frischluft zu, mache aber schon bald auf einer Bank mit Blick über das Tal Frühstückspause. So gestärkt schaffe ich auch die nun kommenden steileren Passagen gut. Als ich einmal aus dem Wald herauskomme, sehe ich einen geradezu riesigen Greifvogel über einer Wiese kreisen. Gibt es im Schwarzwald etwa Adler? Oder unterliege ich einer optische Täuschung? Im Gegenlicht lässt sich seine Farbe leider gar nicht erkennen, so dass das Rätsel ungelöst bleibt.
              Die Rauh trägt eine wilde Sturmfrisur, derzeit ein Modetrend vieler Schwarzwaldkuppen! Es riecht hier, wie auch auf dem Wintersberg, den ich über den Kammweg erreiche, dank der prallen Sonne schon so richtig nach Sommer.



              Die Vegetation kommt da nicht ganz mit, nur der Huflattich strahlt einen immer wieder vom Wegrand fast schon grell an.



              Ein Stück weiter auf diesem Kammweg gibt es dann noch den Schneeberg, danach suche ich mir einen Weg ins Tal. Dabei strebe ich eine Quelle an, da meine Wasservorräte schon ziemlich geschrumpft sind. Ich werde fündig und das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken befördert nun den Abstieg.



              Ich lande unterhalb von Waldau und komme dann beim Aufstieg auf den Bossenbühl gehörig ins Schwitzen. Meine Waden vermelden deutlich, dass es sehr steil ist, und dem widerspreche ich nicht! Um zum Gipfel zu kommen, stapfe ich das letzte Stück durch herrlich weiches Moos. Einerseits hat das etwas, andererseits kostet das „famoose Moos“ natürlich viel Kraft, es fühlt sich so ähnlich an, wie im Schnee zu stapfen.



              Aber so schnell gebe ich ja nicht auf, auch als ich beim Weiterweg so manchen umgestürzten Baum umrunden muss und das Gefühl habe, deshalb nur noch im Kreis zu gehen. Dank der Segnungen der Technik weiß ich aber immer wieder, wo ich bin und in welche Richtung ich mich gerade bewege. Allein mit der Papierkarte wäre das weitaus anspruchsvoller! Kurz bevor ich eigentlich auf dem Mittelweg landen sollte, ist mir der Weg mal wieder durch Windbruch verwehrt. Doch ich habe Glück, denn direkt davor biegt ein Weg ab, der eine problemlose Umleitung möglich macht. Am Waldrand steht ein historisches Wegkreuz mit ebenso historischer Rechtschreibung…



              Außerdem sind hier ein paar Leute unterwegs. Als ich auf einer Bank Pause mache, sehe ich, dass immer wieder Autos zu einem natürlich geschlossenen Gasthaus fahren, um sich dann zu überzeugen, dass es auch wirklich nicht geöffnet hat. Manche Leute müssen wohl erst sehen, ehe sie glauben können!
              Ich mache mich wieder auf den nun recht bevölkerten Weg, der natürlich zu einem Parkplatz führt! Dass ich dabei über den Hochberg laufe, sehe ich erst zu Hause beim Bericht schreiben, dieser „Berg“ ist mir bei der Planung und beim Wandern nicht aufgefallen. Hmm, was nun? Zusatzberg mit Zusatzzahl?
              Nach dem Parkplatz geht es unspektakulär auf den Steinbühl, der sogar ein eigenes Gipfelschild hat!



              Das Wintereck, das kurz darauf auf mich wartet, hat als Gipfel einen Wasserbehälter schön mit einem Erdhügel getarnt. Ich finde ja, dass man dort immer gleich noch einen Wasserhahn für durstige Wandernde installieren sollte.
              Auf dem Weg hierher gab es schon ein paar recht bescheuerte Schilder des „Gag Wäg“, aber was jetzt kommt, ist so derartig flach, dass ich es gar nicht fassen kann. Nach unten sind dem Niveau der Wandertouristenbespaßung offensichtlich keine Grenzen gesetzt! Ich überlege kurz, ob ich dafür überhaupt Pixel opfern soll, entscheide mich aber dafür, sonst denke ich später womöglich, das sei eine Halluzination gewesen.



              Als ich ein paar Schritte später aus dem Wald heraustrete, bin ich kurz irritiert, denn der heute die ganze Zeit monochrom blaue Himmel zeigt über dem Horizont, ja was? Wolken etwa? Nein, ganz zart zeichnen sich hohe Alpengipfel ab! Im Prinzip weiß ich natürlich, dass man bei entsprechender Wetterlage so weit sehen kann, habe das auch schon ein paar Mal erleben können, trotzdem bin ich überrascht und ganz gerührt bei dem schönen Anblick! Der fühlt sich in Zeiten, wo Grenzen wieder Grenzen sind, tatsächlich anders an! Vor ein paar Tagen hatte ich noch das Gedicht „Der Säntis“ von Annette von Droste-Hülshoff hervorgekramt, habe allerdings gar keine Ahnung, welche Berge ich gerade sehen kann, ob gar der Säntis dabei ist. Auf dem Foto sieht man dann ohnehin nur einen Hauch, das Rätsel wird wohl ungelöst bleiben.



              Meine nächste Priorität ist mal wieder Wasser, das ich dann glücklicherweise in Eisenbach finde. Jetzt geht es weiter auf den Kapf, einen schnurgerader Weg führt über den Bergrücken. Ich schaue schon nach einem Zeltplatz aus, aber das hohe Heidelbeergestrüpp sieht nicht sehr einladend aus. Letztendlich lande ich etwas unterhalb des Gipfels, versuche es an zwei Stellen, ehe die dritte dann tatsächlich einen einigermaßen passenden Platz hergibt. Irgendwie flutscht es heute Abend alles nicht so richtig, ich verräume andauernd meine Sachen und suche sie darauf, obwohl ich ja eigentlich eine ganz gute Grundordung in Rucksack und Zelt habe. Als ich mich niederlege, merke ich, dass der Platz doch recht abschüssig ist, mal sehen, wie die Nacht wird. Über mir dröhnt noch ziemlich lange ein Hubschrauber, erstaunlich, dass der so gerne im Dunkeln fliegt!


              6. 4. 2020

              Ich habe nicht nur im wörtlichen Sinne schräg geschlafen und könnte nun aufstehen. Das schiebe ich aber vor mir her und stelle mir, anstatt die Zeit im Schlafsack noch zu genießen, ausführlich vor, wie gruselig es gleich sein wird, die kalten Stinkeklamotten anzuziehen, denn die Antistinkausrüstung meiner neuen Bluse ist genauso viel wert, wie die Atmungsaktivität aller möglichen Membrane… Schade, ich dachte, ich gebe dem mal ein Chance! So werde ich sie nur noch für Tagestouren benutzen.
              Schließlich raffe ich mich aber doch auf und versuche, mich v.a. daran zu freuen, dass das Zelt trocken ist! Da die Morgensonne noch hinter dem Berg hält, gehe ich ohne Frühstück los hinunter nach Bubenbach. Hier gab es wohl in der Nacht Frost, es ist alles noch sehr „kross“.



              Kurz vor dem Ortsausgang fällt mein Blick auf eine kleine Wassertretstelle, neben der es plätschert. Wunderbar, hier kann ich meine Vorräte auffüllen bzw. austauschen, denn der Brunnen in Eisenbach war mir nicht so ganz geheuer.
              Auf den Fohrenbühl zickzacke ich auf verschiedenen Forstwegen hinauf und etwas wilder wieder hinunter, quere die Straße, gehe an einer Holzstammsammelstelle vorbei und dann wieder sehr steil zum zweiten Sommerberg meines Projektes hinauf.



              Um mich beim Aufstieg zu beschäftigen, kümmere ich mich um ein gleichmäßiges Tempo und stabile Beinachsen, gerade mein Thema beim täglichen Yoga zu Hause.




              Vorhin habe ich einen Sendemast auf dem Sommerberg gesehen. Nach dem Gipfelbesuch müsste ich eigentlich daran vorbeikommen, er scheint aber verschwunden zu sein. Macht nichts, eine Schönheit war er ohnehin nicht!



              Eigentlich wäre schon längst Zeit für das Frühstück, aber es will sich einfach kein gemütliches sonniges Plätzchen dazu finden. So laufe ich einfach immer weiter auf etwa gleicher Höhe Richtung Wintersberg. Besonders phantasievoll war man hier in der Gegend mit der Benennung der Berge nicht, ich vermute, sie hängt damit zusammen, an welcher Stelle die Sonne zur jeweiligen Jahreszeit hinter dem Höhenrücken hervorkommt oder verschwindet. Beim Winterberg lande ich auf einem bezeichneten Weg, der sogar auch Jakobsweg ist.





              Ich genieße es richtig, mich mal nicht gefühlt alle paar Meter orientieren zu müssen. Das macht mir zwar eine Zeit lang auch Spaß, aber einfach nur wandern tut ebenfalls gut! Es folgt ein ganzes Stück „Mußewandern“ (wurde dieser Ausdruck eigentlich schon vom Wanderinstitut vermarktet?) auf meist weichem, mit Fichtenzapfen und kleinen Zweiglein garniertem Tannennadeluntergrund. Ich komme an einem recht neuen Gedenkkreuz für fünf amerikanische Soldaten vorbei, die 1944 hier ermordet wurden. Wie gut ich es doch habe, in anderen Zeiten zu leben!



              Endlich findet sich auf einem Baumstumpf auch ein Platz für das sehr verspätete Frühstück. Ich lasse mir die Sonne warm auf den Rücken scheinen, knabbere Oatcakes mit Käse und schlachte fast eine ganze Tafel Schokolade. Man gönnt sich ja sonst nichts! Da ich es auf vergangenen Touren vor lauter Müsli und Hauptgerichtspampe oft vermisst habe, mal richtig etwas zum Beißen zu haben, habe ich diese Mal mit einer größeren Menge Oatcakes vorgesorgt. Sehr gut, da habe ich zu tun, sie schmecken und machen satt! Die werden ins Repertoire aufgenommen!
              Ein paar Kilometer später komme ich dann noch an einer richtigen Sitzgruppe vorbei, lasse mich nun aber nicht mehr nieder.


              Sitzgruppe

              Als ich mich gezwungen sehe, die Botanik etwas genauer zu betrachten, entdecke ich Unmengen von Bärlapp. Den kenne ich hauptsächlich aus Norwegen und den Alpen, dieser hier scheint auch eine andere Unterart zu sein.



              Schließlich stößt der Weg auf eine T-Kreuzung mit Kapelle, die mich, als ich die Tür öffne, mit einer Geruchsmischung aus neuem Holz und Moder empfängt. Mit der Zeit wird der Moder wohl gewinnen… Draußen ist es schöner!



              Ich velwechsre darauf gleich mal lechts und rinks und laufe falsch, merke das aber zum Glück recht schnell und kehre um. Hat mir der Moder das Hirn betäubt?
              An einem Ameisenhügel stresse ich den Autofokus meiner Kamera; eigentlich wäre das ja ein originelles Motiv für eine Weihnachtskarte: Die emsig wuselnden Ameisen um einen grünen (Weihnachts-) Zweig als Metapher für das menschliche Verhalten zur besinnlichen Zeit…



              Ein Stück weiter genieße ich den Ausblick auf den Feldberg, dessen Nordflanke ja immer so schön lange mit Schnee bedeckt ist.





              Kurz darauf lande ich an der B 500, auf deren anderer Seite der Steinberg lockt. Nach kurzem Stück auf der Straße strebe ich erst über Weideland, dann durch Wald dem Gipfel zu.


              Steinberg

              Hier oben ist mal wieder außer Moos nicht viel los und der beim Abstieg sogar auf Anhieb gefundene Bach ist leider ausgetrocknet. Ich mache auf einer Bank mit Feldbergblick Pause, wobei ich einmal von einem vorbeifahrenden Holzlaster gut eingestaubt werde. Ich putze erst einmal die Brille… Um zum nächsten Berg, dem Glasberg zu kommen, muss ich leider etwas länger mehr oder weniger straßennah weitergehen. Das macht nicht so viel Spaß und die Hoffnung, am „Lachenhäusle“ (Gehen die Leute hier zum Lachen nicht in den Keller, sondern ins Häusle?) einen Wasserhahn zu finden, wird insofern enttäuscht, als das Wasser natürlich abgestellt ist. Zum Glasberg führen nun erst einmal asphaltierte Wirtschaftswege, die meine Füße trotz der komfortablen „Puddingdämpfung“ meiner Schuhe nicht so mögen. Ich bin froh, als es auf Schotterwegen in den Wald hineingeht und ich bald am Gipfel stehe.
              Nun stürze ich mich steil hinunter zu einer Hütte mit einem Brunnen davor. Ich lege eine gründliche Pause ein, am liebsten würde ich direkt im Trog baden, erinnere mich dann aber doch meiner guten Erziehung und beherrsche mich.



              Einem kleinem Steig folgend verliere ich viele Höhenmeter, bis ich im Talgrund in Glashütte ankomme. In diesem engen Tal gibt es im Winter sicher nicht so viele Sonnenstunden, da würde ich ungern leben.



              Auf der anderen Seite darf ich dann die verlorenen Höhenmeter wieder einsammeln, was jetzt am Ende des Wandertages durchaus anstrengend ist. Als ich aus dem Wald herauskomme, koche ich auf einer Bank meine Abendmahlzeit und krieche dann die letzten Höhenmeter des Tages hinauf. Die Sonne steht schon recht tief, ich suche mir, jetzt wieder im Wald, einen Platz für die Nacht. Dabei habe ich richtig Glück, er ist eben, versteckt und zwischen nicht so hohen Bäumen gelegen. Ich fühle mich wohl hier!
              Als ich die Schuhe ausziehe, wünscht mir mein rechter großer Zeh ziemlich vorwitzig einen schönen Abend! Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich auf Tour noch nie ein Loch in den Socken! Ich beschließe aber, den Schaden erst morgen zu beheben, da ich nicht auf meiner inzwischen aufgeblasenen Matte, der sog. „Mimose“ sitzend, mit einer Nadel hantieren möchte. Nicht auszudenken, wenn die mir herunterfiele und womöglich ein Pffffff… zu hören wäre.
              Nach der ersten Tiefschlafphase wache ich auf und höre ein Knistern am Kopfende. Zuerst kommen mir Mäuse in den Sinn, die Interesse am Käse haben könnten, allerdings würden die sich wohl flinker bewegen. Ich haue erst einmal mit der flachen Hand auf den Boden, leuchte dann mit der Stirnlampe in die Richtung, finde aber nichts. Zunächst ist Ruhe, dann geht es weiter. Nachdem die gleiche Übung ein paarmal wiederholt wurde, höre ich länger nichts, dann knistert es an anderer Stelle und ich kann nun den „Täter“ sehen: Ein dicker Käfer versucht sich zwischen Zeltunterlage und Boden zu zwängen. Freundlich aber bestimmt halte ich ihn davon ab und habe ihn wohl weit genug geschubst, dass er jetzt andere Wege verfolgt. Gute Nacht!


              7.4. 2020

              Trotz des Käferalarms habe ich viel besser geschlafen als in der ersten Nacht, das Aufstehen fällt außerdem nicht zuletzt deshalb leichter, weil ich ein frisches T-Shirt anziehe! Frohgemut ziehe ich bei Vogelgezwitscher in morgendlichen Sonnenstrahlen los, die ich aber bald verlasse, um in ein enges schattiges Tal abzusteigen.



              Morgensonne...



              ...und Morgenschatten

              Fast unten biege ich dann ab und gewinne auf schmalem Steig oberhalb eines Baches, wieder an Höhe. Ich überlege, ob das hier schon als Klamm bezeichnet werden könnte. Im Tourismuskatalog sicher, ansonsten wohl eher nicht, eine wilde ist sie schon gar nicht, höchstens eine ganz zahme.
              Als ich nach der eventuellen Klamm an einem Hof vorbeikomme, fragt mich ein älterer Herr, der dort im 60er-Jahre-Badematel auf dem Balkon steht, wohin ich denn so früh schon wolle. Da ich momentan keine Lust auf eine Erklärung habe, antworte ich mit meinem Standardsatz: “Soweit die Füße tragen!“ Funktioniert immer!
              Über Wiesen und am Waldrand entlang gewinne ich wieder an Höhe und damit Ausblick.









              Auf einer Bank oberhalb von St. Märgen mit Blick auf den Feldberg mache ich Frühstückspause und stopfe endlich das Loch im Socken. Jetzt weiß ich wenigstens mal, wozu ich die 5 g Nähzeug in der „Schublade“ mitschleppe. So nenne ich eine Tasche am Hüftgurt, in der sich alles findet, was man im täglichen Wanderleben schnell zur Hand haben möchte und das sonst meist in keine Kategorie fällt: Neben dem Nähzeug die Sonnencreme, Micropur, Taschenmesser, ein Ersatzdeckel für die Faltflaschen, Panzertape auf einem Ikea-Bleistift usw. Eben wie eine (Küchen-)Schublade mit dem üblichen Haushaltssammelsurium.
              Nach der kleinen Handarbeitsstunde folgt der Aufstieg zum Kapfenberg, bei dem, noch auf Asphalt, ein Milchlaster neben mir den Berg hinaufbrettert. Der hat wohl viele PS oder eben noch nicht viel Milch geladen.
              Der Berg glänzt durch Bescheidenheit, dafür wird der Abstieg auf der anderen Seite ausgesprochen schön, ein richtig netter „Kurgastweg“, teils im Wald, teils am Waldrand, an einer Stelle gibt es mal eine Bank samt einer Stele mit Worten von Jean Paul:

              „Nimm Platz

              Schau das Grün der Bäume
              Rieche den Duft der Blüten
              Lausche dem Gesang der Vögel
              Fühle die formen des Lebens
              Genieße den Geschmack des frischen Wassers.

              Unsere größten Erlebnisse
              sind nicht die lautesten sondern unsere stillsten Stunden.“




              St. Märgen und der Feldberg

              Weiter unten finde ich wieder an einer Kneippstelle Wasser, so ist dieses Thema erst einmal wieder aus dem Kopf. Ich habe mich nun schon darauf eingestellt, die nächsten Kilometer sehr viel von der Landstraße zu haben, da der Weg meist mehr oder weniger parallel dazu läuft. Erfreulicherweise ist er aber so gelegt, dass man gar nicht so viel von der Straße mitbekommt. So genieße ich die weiten Blicke: Im Norden liegt der Kandel, nach Westen hin sieht man den Schauinsland und manchmal bis in die Rheinebene und nach Süden natürlich immer wieder den Feldberg.


              Rückblick zum Kandel



              Als ich irgendwann einmal die Straße quere, kommt doch tatsächlich der Milchlaster vorbei! Der ist offensichtlich nicht schneller als ich…
              Als ich am Waldrand mehrere schöne Ameisenhügel sehe, versuche ich die Weihnachtspostkartenidee mit einem schöneren Zweig umzusetzen. Doch die Ameisen krabbeln schneller meine Hosenbeine hoch als der Autofokus scharf stellen kann, so dass ich überstürzt die Flucht ergreife. Jaja, ich gebe es ja zu, dass mir das nur recht geschieht!



              Nachdem ich den Thurnerpass überquert habe, und bevor ich auf den Doldenbühl steige, mache ich noch an einer vermeintlich einigermaßen windgeschützten Stelle Mittagspause. Wie der Wetterbericht angekündigt hat, pustet es heute nämlich schon die ganze Zeit mal mehr mal weniger. Ich befinde mich hier wieder auf dem Westweg und es kommt tatsächlich ein junges Pärchen mit großen Rucksäcken vorbei, die aber derart ablehnend grüßen, dass ich mal lieber nicht frage, ob sie auf dem Weg nach Basel sind.
              Als der Wind mal eine kleine Erholungspause macht, absolviere ich schnell den Abstecher auf den Doldenbühl. Weiter geht es durch bäuerlich geprägte Landschaft über viele Wiesen zum Hohwarth, der mit einem kleinen Felsen und einer niegelnagelneuen Bank zur Rast einlädt.



              Leider ist dazu der Wind zu kalt, der Blick auf das Breitnauer Tal ist nämlich wirklich hübsch.



              Zum Ottenberg geht es dann im Wesentlichen hinunter und ich spare mir die letzten 200m zum Aussichtspunkt durch Windbruch, da ich den Kandel und St. Peter heute schon oft genug gesehen habe.





              Mittlerweile merke ich, dass der Tag schon etwas länger dauert, auch kostet mich der ständige Wind zusätzlich Energie. Aber jetzt kommt noch der Haldenbuck dran, beim Aufstieg flüchte ich vor einem Holzlaster auf einen Nebenweg. Am Gipfel warten noch viele Stämme auf den Abtransport. Danach konzentriere ich mich mal wieder auf die Wassersuche. Nachdem ich zwar eine Quelle gefunden habe, die aber leider wohl für den weiter unten liegenden, verlassenen Hof unerreichbar sicher eingefasst ist – ich kann es sogar plätschern hören! - hoffe ich auf eine Möglichkeit am Hof, die ich dann tatsächlich finde und trotz Dornenbusch und Stacheldraht anzapfen kann. Der Abend ist diesbezüglich schon einmal gerettet.
              Ich lenke meine Schritte zur Kaiserwacht über dem Höllental, hatte mir den Weg dorthin eigentlich schöner ausgemalt. Auf einer Bank über dem Tal, aus dem B-31-Lärm schallt, mache ich Pause und esse zu Abend. Den Kocher schmeiße ich aber lieber nicht an, da hier alles so trocken ist. Wie gut, dass ich so viele Oatcakes und Käse habe, so muss ich kein Trockenfutter mümmeln!


              Da unten lärmt das Höllental

              Irgendwie bin ich nicht so guter Stimmung, habe so ein bißchen ein „Ich-will-nach Hause-Gefühl“, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt. Aber was hilft's, ich muss noch ein paar Kilometer weiter, um der dichteren Besiedelung hier zu entkommen.
              Nachdem ich aus dem Wald in eine Senke mit einigen Häuser gelaufen bin, habe ich gar nicht bewusst das Gefühl, dass etwas hinter mir ist, aber drehe mich um. Da ist mir doch glatt ein Schäferhund hinterhergelaufen! Ich bekomme schon einen kleinen Schreck, aber das Tier ist sehr nett und hält Abstand, will aber nicht abdrehen. Ich bin noch so irritiert, dass ich den idiotischen Satz: “Nein, ich bin nicht dein Hund!“ von mir gebe. Das stimmt zwar auch, ist aber nicht ganz das, was ich eigentlich meine. Schließlich kann ich ihn aber davon überzeugen, nicht weiter mitzuwandern.
              Im schönen Abendlicht spaziere ich weiter durch Ödenbach und auf den Hinterberg hinauf, wo ich hoffe, einen schönen Platz für die Nacht zu finden. Damit tue ich mich etwas schwer, denn ein geradezu idealer Platz liegt leider direkt neben einem Wildwechsel. Schließlich finde ich noch eine ganz gute Möglichkeit. Ich bin beruhigt, dass sich der Wind inzwischen weitgehend gelegt hat, unter schwankenden Stämmen würde ich mich nicht so wohl fühlen!
              Erstaunlicherweise höre ich hier noch relativ lange Straßenlärm, keine Ahnung warum, eigentlich gibt es nur kleine Sträßchen unterhalb meines Lagers.


              8. 4. 2020

              Ich habe gut geschlafen, kein Käfer oder sonstiges Getier hat gestört. Das T-Shirt kann ich auch noch am zweiten Tag ohne Überwindung anzuziehen, die Wolle hat also mal wieder gewonnen! Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, mache ich erst jetzt das Tafelfoto. Gestern war ich dazu einfach zu matt! Auf herrlich wurzeligem Pfad laufe ich erst durch eine eingezäunte Schonung, dann ohne Zaun den Berg hinunter, bevor es direkt wieder bergauf in Richtung Weißtannenhöhe geht. Am Waldrand steht eine neue Bank auf Schotter, ich habe große Lust auf einen heißen Frühstückstee, den ich mir hier gönne, da es direkt schwierig wäre, hier etwas anzuzünden. Während ich darauf warte, dass das Wasser kocht, kommt die Sonne über den Berg!





              Sie hebt meine Stimmung beträchtlich, ich lasse mich wärmen und genieße den Blick in die Schwarzwald-Idylle – die sicher jede Menge Arbeit macht…
              Gestärkt mache ich mich an den Aufstieg, es wird noch einmal richtig steil, bis ich an einer Hütte an einem Fahrweg stehe.


              Da kam ich hoch



              Anschließend geht es ganz gemächlich bis zum sogar markierten Gipfel, an dem es allerdings gar nicht so viel Weißtannen zu geben scheint. Na ja, der Name ist ja auch schon etwas älter.



              Nun wird die Wegfindung mal wieder kniffliger, da meine Karten ganz unterschiedliche Vorschläge machen. In der Realität gibt es dann noch weitere Wege, so dass ich im Stop-and-go hinunter und dann hinauf zum Dietschenberg stottere.



              Dieser hat einen Felsengipfel und bietet wieder einen spannenden Abstieg. Mittlerweile bin ich ja ganz geübt darin, die Karten zu kombinieren, so dass ich mich nicht verfranse. Schließlich gibt es sogar wieder einen bezeichneten Weg, der winzige Pfeil auf einem der Wegzeichen ist aber nur mit Adleraugen oder guter Brille zu erkennen…



              Bald lande ich bei einer in meiner nicht mehr so neuen Kompass-Karte schon als „ehemalig“ bezeichneten Kapelle, die dafür aber noch bestens aussieht, wie ich finde!



              Es folgt langes Asphaltgelatsche durch das hübsche, aber wegen der Straße nicht ganz so idyllische Jostal.



              Die Sonne brennt inzwischen recht heftig, die Füße werde platter und ich überlege, wie ich am besten auf den letzten Tausender dieser Tour komme, da die Karten diesbezüglich wenig hergeben. Als es mir im Tal zu heiß wird, biege ich in Richtung Feuerberg ab. Nach ein paar Metern an einer Wiese entlang bin ich im kühleren Wald und steige nun, teils auf Wegen, teils „querwaldein“ auf weichem Moos immer zum nächsten quer verlaufenden Forstweg weiter hinauf. Das klappt ohne nennenswerte Probleme, so dass ich schneller als vermutet am Gipfel stehe. Hier überfällt mich überraschend ein richtiges Hochgefühl, auch wenn dieser Gipfel mal wieder nicht besonders spektakulär ist. Egal, ich habe auf dieser Tour 24 und insgesamt 77 Tausender erwandert, dafür klopfe ich mir jetzt einfach mal selbst auf die Schulter!


              Leider reicht der Weitwinkel nicht für den ganzen Baum

              Der Abstieg läuft ganz zivilisiert, und als ich aus dem Wald herauskomme, kann ich Neustadt gut erkennen, muss jetzt aber noch ein paar Kilometer erst an einer Hauptstraße, dann zum Glück etwas ruhiger, Asphalt treten. Trotz Mittagshitze schaffe ich das und lande wohlbehalten am Auto. Ich freue mich, Sandalen anziehen zu können, lasse dann aber die Socken lieber an, da die Füße gut eingestaubt sind. Der Preis für die bequemen Trailrunner… Ich überlege nur ganz kurz, ob ich mir am Friedhof die Füße waschen soll, lasse es dann aber, so verroht bin ich nun doch noch nicht!
              Das Navi leitet mich zu meiner Verwunderung nicht durchs Höllental, sondern durch das heute Vormittag durchwanderte Jostal und über den Thurner hinunter ins Dreisamtal. So komme ich noch einmal in den Genuss, ein paar Blicke in die durchwanderte Landschaft zu werfen.

              Eine schöne Tour war es, die die Vorfreude auf die ganz hohen Gipfel durch den Blick v.a. auf den Feldberg verstärkt hat!

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              • Blahake

                Fuchs
                • 18.06.2014
                • 1431
                • Privat

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                #27
                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                Du hast meine vollste Bewunderung und auch ein bisschen Neid!!!
                Nicht wegen Deiner grandiosen Tourenidee und Deinem (wieder) wundervollen Schreibstil, sondern weil Du Dich traust, was ich mich nie im Leben trauen würde! Sich einfach mit dem Zelt in die Büsche zu schlagen! Ein Träumchen! Mutterseelenallein unter den Waldwipfeln schlafen, in die Sterne gucken, knisternden Käfern lauschen... Ein Träumchen, dass ich oft träume, mich aber hierzulande niemals in die Tat umzusetzen wage. Eigentlich weiß ich wohl,dass sich Axtmörder ausgesprochen selten nachts im Schwarzwald rumtreiben, aber das Kopfkino... Da steh' ich mir aber sowas von selbst im Weg!
                Umso schöner, bei Dir zu lesen, dass das gut funktioniert und wenigstens virtuell dabei sein zu können! Hab' Dank!

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                • Bergahorn
                  Erfahren
                  • 13.04.2019
                  • 368
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                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                  Oh, solch' Worte von der Fjäll-Poetin, herzlichen Dank!
                  Wie wäre es denn, wenn du mal den Kopfkinosaal wechselst und in den Träumchen-Film gingest? Wobei ich da gleich mal pingelig anmerken muss, dass man im Zelt unter Waldwipfeln eher keine Sterne sieht...nicht, dass du dann enttäuscht bist!

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                  • Blahake

                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1431
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                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                    Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                    ...von der Fjäll-Poetin...
                    Den zweifelhaften Titel krieg' ich wohl nicht mehr los... Na, spöttisch verwendet, mag er wohl passen!

                    Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                    Wie wäre es denn, wenn du mal den Kopfkinosaal wechselst und in den Träumchen-Film gingest?
                    Klappt bedingt, ich hab' als Kind immer Peantus gelesen, wenn mir gruselig war. Hm, vielleicht sollte ich die mitnehmen, falls ich doch mal einen Versuch wage!

                    Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                    Wobei ich da gleich mal pingelig anmerken muss, dass man im Zelt unter Waldwipfeln eher keine Sterne sieht...nicht, dass du dann enttäuscht bist!
                    Mach' ich doch dann im Winter unter Laubbäumen!! Da scheinen sie zumindest vereinzelt durch!

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                    • Bergahorn
                      Erfahren
                      • 13.04.2019
                      • 368
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                      Der Titel ist doch ein Kompliment, darauf solltest du stolz sein! Da hast du etwas Eigenes, gerade als Frau...

                      Im Winter unter Laubbäumen in die Sterne schauen ist ein super Plan! Richtig biwakieren, oder hat dein Zelt ein Dachfenster? Wenn Schnee liegt, gibt es zudem keine Knisterkäfer, Zecken, Nacktschnecken etc. Mit dem richtigen Equipment wäre ich sofort dabei! Aber ich schweife ab...

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                      • Blahake

                        Fuchs
                        • 18.06.2014
                        • 1431
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                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                        Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                        ...Da hast du etwas Eigenes, gerade als Frau...
                        Holleri du dödl di

                        Ich hab' schon was!

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                        • Bergahorn
                          Erfahren
                          • 13.04.2019
                          • 368
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                          Mein Tausender-Projekt wird durch die Corona-Pandemie ungemein gefördert, denn ich habe schon wieder Zeit, ein paar Tage in den Schwarzwald zu fahren. Neuestes Ausrüstungsteil: Eine Nase-Mund-Maske... Außerdem eine volle Flasche mit Anti-Zecken-Spray, denn es ist ja schon längst wieder Saison.

                          17. 5. 20

                          Rappeneck 1010 m – Hundsrücken 1234 m – Schauinsland 1284 m – Ochsenberg 1107 m – Gießhübel 1069 m – Hinterköpfle 1086 m – Vorderköpfle 1113 m – Haldenköpfle 1265 m – Trubelsmattkopf 1281 m

                          Ich fahre früh los, so dass ich um 9.20 Uhr in Oberried bei Freiburg starten kann. Es ist geradezu ideales Wanderwetter, der blaue Himmel ist mit ein paar Wölkchen garniert, dazu gibt es Sonnenschein, die Temperatur ist aber noch sehr angenehm!
                          Wie so oft, gibt es am Anfang etwas Kuddelmuddel bei der Wegfindung, doch dann lande ich schnell auf dem bezeichneten Weg, der mir einen Rückblick auf das Dorf bietet.



                          Diese Tour starte ich mal richtig im Tal, daher stehen jetzt im Wesentlichen viele Höhenmeter auf dem Programm. Nach kurzer Strecke über Wiesen mit Blumenpracht und Grillengezirpe tauche ich in den Wald ein. Irgendwann staune ich nicht schlecht über eine Thermoskanne, die am Wegrand steht.



                          Da ich allerdings nicht davon ausgehe, dass hier ein Trail Angel am Werk war, lasse ich sie ununtersucht links liegen und schnaufe weiter Richtung Rappeneck. Das macht sich weithin durch Kuhglockengeläute bemerkbar, aber erst als ich aus den Wald komme, sehe ich die Trägerinnen. Ich gehe allerdings nicht in ihre Richtung, sondern vorbei an der Rappeneckhütte, auf der es in meinen Studienzeiten hervorragenden Käsekuchen gab und die heute leider noch geschlossen ist, und strebe dem Gipfel des Rappenecks zu.





                          Der liegt wiederum im schattig-kühlen Wald, so dass ich für eine Trinkpause lieber auf einen kleinen Felsen am Rappenecksattel in die Sonne wechsele. Von nun an geht es nicht mehr so steil, aber doch stetig aufwärts bis zum Schauinsland. An einem kleinen Felsvorsprung, der früher einmal Blick ins Kappeler Tal bot, mache ich zweites Frühstück, während verschiedene Sonntagswanderer und Trailrunner vorbei sausen. Schon lange bevor zwei Frauen zu sehen sind, höre ich eine davon ihre Laufpartnerin von hinten im fortissimo nonstop volltexten. Da würde ich auch schnell rennen…
                          Weiter geht es zum Hundsrücken, der zwar an und für sich sehr unauffällig ist, aber eine nette Höhe aufweist: 1234 m.



                          Rucksack runter, Täfelchen raus, entsprechend beschreiben, Foto machen, Täfelchen rein, Rucksack auf, weiter. Wenn ich ehrlich bin, nervt mich das Täfelchen-Ritual ja manchmal. Das ist aber vielleicht gar nicht schlecht, denn so laufe ich nicht Gefahr, eine Täfelchen-Zwangsstörung zu entwickeln und in meinem Leben keinen Gipfel mehr täfelchenfrei genießen zu können.
                          Als ich schließlich aus dem Wald komme, gibt es schon einen Blick auf den Feldberg, der auf dieser Tour nun endlich drankommen wird, nachdem ich ihn auf der letzten so ausgiebig aus der Ferne bewundern konnte.



                          Was hier wie auch in den nächsten Tagen auffällt: Die Eisheiligen haben ganze Arbeit geleistet, viel junges Grün an den Laubbäumen ist genauso wie die Maitriebe an vielen Nadelbäumen erfroren. Merkwürdig anzusehen so ein herbstlicher Hauch im Frühjahr und sicher neben allen Strapazen, die das Wetter der letzten Sommer den Bäumen bot, nicht einfach zu verkraften.



                          Ab hier nimmt die Bevölkerung zu, zwischen Ausflüglern aller Alters- und Fitnessstufen nehme ich die letzten Meter an einer sehr speziellen Skulptur vorbei zum Schauinslandgipfel.



                          Der Turm ist wegen Corona gesperrt, aber auch so kann man wunderbar ins Land schauen! Mir ist hier allerdings zu viel Rummel, um länger Rast zu machen, so breche ich bald zum Ochsenberg auf. Der Weg ist nach ein paar Metern wegen zu großer Erosionsschäden gesperrt, es gibt aber ein Umleitung. Das ist ja mal ein echter Service! So trudele ich gemächlich, vom Straßenlärm begleitet hinunter und lande an einer Kehre, von der ich zum Glück auf kleinem Pfad zügig der Straße samt Lärm entkommen kann. Den Gipfel auszumachen, ist nicht so einfach, eigentlich ist er eher das Ende eines Bergrückens und wahrscheinlich v.a. aus der Talperspektive gesehen markant. Ich mache an einem kleinen Felsen das Täfelchenfoto und wandere auf dem selben Weg wieder hinauf. Als ich abbiegen muss, um mich weiter Richtung Gießhübel zu bewegen, steht eine Absperrung so halb vor dem Pfad. Ich entscheide mich für die freie Hälfte und lande vor der gut abgezäunten Baustelle der Bergstation der Schauinslandbahn. Ein paar Meter steige ich am Zaun entlang querwald nach oben und erblicke schon den Ausstieg, da spricht mich ein Mann, der mit Laptop und Butterbrotbox auf einer Aussichtsbank sitzt, freundlich an und fragt, ob ich „von da hinten“ käme. Ich kann wegen des Gegenlichts nicht sehen, ob er in irgendeine Richtung zeigt, finde aber, dass „da hinten“ eigentlich immer irgendwie stimmt und bejahe leicht amüsiert. Er klärt mich auf, dass ich schon hier in der Baustelle sei, und ob da nichts gestanden habe. Ich missverstehe ihn ganz richtig und meine, nein, da habe nichts gestanden. Es war ja schließlich kein Schild da, auf dem etwas gestanden hat! Auf meine Frage, ob ich denn wieder legal unterwegs sei, wenn ich ein paar Meter weiter neben einem Stück Absperrung vorbeiginge, beruhigt er mich, jaja, das sei okay. Leider habe ich vergessen zu fragen, was er denn eigentlich hier macht, ob er gar zur Touristenbewachung angestellt ist.
                          Weiter bewege ich mich durch Sonntagsausflüglermengen an Parkplätzen vorbei, dann wird es zum Glück ruhiger, ich genieße entspannt den lichten Wald.



                          Der Gießhübel ist ein kleiner Weidebuckel, der außer blühender Wiese eine gute Sicht sowohl auf den Belchen als auch den Blauen bietet.



                          Im Folgenden gehe ich durch Weidelandschaft, überwiegend weniger mit Vieh als mit Sonntagsausflüglern bevölkert. Es weht ein frischer Wind, so dass ich bei einer Rast die Jacke anziehen muss. Weiter laufe ich an den Höfen Unter- und Oberschindelmatt vorbei und über die Schauinslandstraße zur Halde.



                          Frostschäden

                          Das gleichnamige Hotel ist zwar noch geschlossen, doch höre ich es fröhlich plätschern: Es gibt einen Brunnen, an dem fürs Erste alle Wassersorgen verdunsten, ich aber auch Erfrischung und Reinlichkeit, soweit in der Öffentlichkeit möglich, genieße.
                          Nun stehen Hinter- und Vorderköpfle auf dem Plan, zwei bescheidene bewaldete Buckelchen, die aber dankenswerterweise beide über Wege zum Gipfel verfügen. Auf dem Weg dorthin amüsiere ich mich über die Loipenbeleuchtung, die im Sommer schon etwas merkwürdig anmutet!





                          Beikraut am Rande der Wege

                          Am Vorderköpfle finde ich echte historische Wegzeichen.



                          Nachdem ich die Straße ein weiteres Mal gequert habe, geht es hinauf zum Haldenköpfle. Ich könnte in der prallen Sonne direkt die Piste hochschnaufen, entscheide mich aber, diesen Berg hintenherum durch den Wald zu erobern. Oben angelangt, überlege ich beim Blick auf den Schauinsland, ob ich hier mein Nachtlager aufschlagen, oder doch noch weiter gehen soll.



                          Es ist 19.00 Uhr und eigentlich bin ich schon recht matt, aber auf Straßenlärm habe ich keine rechte Lust. Also weiter, ich bin ja schließlich ein Ausdauertier! Genau die richtige Entscheidung, denn nach dem Hinuntertrudeln und kurzer Stippvisite auf dem Westweg geht es einen alten, nur leicht zugewachsenen Weg auf den Gipfel des Trubelsmattkopfs. Aussicht gibt es zwar nahezu keine, aber einen herrlichen Zeltplatz mit Abendsonne!



                          Angenehmer Untergrund für müde Füße!



                          Glücklich, dass ich mich heute doch noch bis hierher bewegt habe, baue ich das Zelt auf und gebe mich in aller Ruhe der Abendroutine hin. Der neue Kocher kommt zum Einsatz, auf der Karte steht mal wieder Selbstgedörrtes mit Reis. Lecker, ich habe dieses Mal auch extra Salz mitgenommen, so dass ich endlich mal keine fade Pampe zu mir nehmen muss. Später schreibe ich Tagebuch und genieße anschließend die Natur: Es rauschen leis' die Wälder, ob die Nacht sternklar ist, schaue ich allerdings nicht nach! Als ich nachts einmal aufwache, höre ich in der Ferne einen Waldkauz rufen. Herrlich, wieder draußen zu sein!

                          18. 5. 20

                          Köpfle 1235 m – Heubühl 1172 m – Neustützkopf 1257 m – Ahornkopf 1243 m – Hirschkopf 1264 m – Stübenwasen 1386 m – Immisberg 1373 m – Toter Mann 1321 m – Hochfahrn 1264 m – Ahornkopf 1254 m

                          Ich habe nicht viel geschlafen, bin aber ausgeruht und freue mich auf den Tag! Die Morgensonne zaubert mir kurzzeitig eine hübsche Schattentapete aufs Zelt und gibt mir damit einen freundlichen Schubs zum Aufstehen.



                          Eine Schicht Blütenstaub ziert meine Behausung und lässt sich nur schwer abschütteln. Tannen und Fichten scheinen zu blühen, meine Schuhe sahen gestern schon ganz „schick“ aus… Aber wer weiß, vielleicht sind das gar keine Pollen, sondern Microchips, die Herr Gates über die Wälder streut, da ja jetzt viele Menschen dort spazieren gehen. Das funktioniert derzeit natürlich besonders gut, da keine Chemtrails die Pollen, äh, Microchips verunreinigen...
                          So schnell und einfach kann man sich seine eigene kleine Verschwörungstheorie basteln!
                          Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, geht es um 7.20 Uhr los, erst einmal den Berg hinunter bis zu einer Hütte, hinter der ein recht geräumiges Zelt aufgebaut ist. Die Bewohner schlafen aber wohl noch… Ich gehe hier aber nicht auf dem Westweg weiter, sondern zunächst auf langweiligem Forstweg in Richtung Köpfle. Sogar der letzte Gipfelanstieg ist auf einem Weg machbar, oben werde ich von Skilift, Aussicht und Bänken empfangen, die eindeutig nicht für den Sommer gebaut wurden!



                          Ich mache hier trotzdem Frühstück und lasse dabei die Beine baumeln! Was geht es mir doch gut! Dann laufe ich ein Stück zurück, um bald danach in das bezaubernde Trubelsbachtal einzubiegen.



                          Rechts hinunter geht es ins Trubelsbachtal

                          Ein „Bächlein helle“ (allerdings ohne Forelle…) mäandert leise plätschernd durch das moorige Tal, ich erfreue mich am Wollgras, Sumpfdotterblumen und an blühenden Gehölzen, überhaupt dieser speziellen Vegetation.





                          Mir leider unbekannte Blüten oder "Nachblüteerscheinungen"



                          Das alles entschädigt für den fiesen Schotterweg, der in dieser Idylle wie ein Fremdkörper wirkt.



                          Auf einer Tafel kann ich mich über den durchschnittlichen Verbrauch von Trinkwasser informieren. Ich habe bei mir selbst ja noch nie nachgemessen, bin aber sicher, dass ich zumindest was die Wassermenge fürs Putzen angeht, auf jeden Fall weit unter dem Durchschnitt liege!



                          Nach kurzem Stück im Wald quere ich die Straße oberhalb von Muggenbrunn, denn der Heubühl steht auf meinem Programm. Erfreut über ein Schild dorthin folge ich einem kleinen Pfad, fotografiere, merke dann aber, dass dieser wohl einen großen Umweg zum Gipfel macht.



                          Das will ich nicht, also drehe ich um und vertraue mich mal wieder Forstwegen an, biege dann allerdings in einen alten, mit Gras zugewachsenen Weg ein und suche mir so eine Route zum Gipfel. Hier gibt es viele kleine ebene Grasflächen, ob hier aber wirklich Heu gemacht wird?



                          Überall sind Unmengen von kleinen weißen Fliegen oder Läusen unterwegs. Zum Glück haben sie aber kein gesteigertes Interesse an mir, so dass sie sich nur vereinzelt auf mir niederlassen.



                          Kein Maienschnee, sondern Fauna

                          Ich suche mir den Weg weiter in Richtung Neustützkopf und finde bald ein „Gipfelschild“: Heubühlkopf 1168m. Hmm, ich bin gerade leicht abwärts gegangen, „mein“ Heubühlgipfel war auch vier Meter höher! Also nehme ich das jetzt einfach mal ganz wertfrei zur Kenntnis und gehe weiter!



                          Kein LNT!

                          Als ich einen Weg mit tiefer Spur von einem Riesenfahrzeug zum Gipfel hochschnaufe, sinniere ich über den ungewöhnlichen Namen des Berges. Der wäre ein Fall für den Schulaufsatz „Wie der Neustützkopf zu seinem Namen kam“. Die Sonne brennt so heiß, dass meine Version entsprechend bescheuert ist: Nachdem einem furchtbar dicken Menschen nach einer Hüftoperation leider seine Gehstützen nicht standhielten, bekam er neue. Die waren so toll, dass er damit zuallererst auf diesen Berg lief…



                          Pseudoselfie auf dem Neustützkopf

                          Auf dem sehr zerzausten Gipfel widme ich mich in praller Sonne dem Täfelchenritual und entschwinde dann zügig in Richtung Schatten und hinunter zur Auerhahnhütte, an der ich in Richtung Ahornkopf abbiege. Hier gibt es allerdings kein Ahorn, geschweige denn Bergahorn, ich bin das einzige! Als ich wieder in der Nähe der Hütte bin, tanke ich an einer Quelle Wasser und bewege mich nun zum Hirschkopf. Der ist nicht weiter auffällig, aber es führt von hier ein wirklich schöner Weg bis zum Westweg, der wieder mal nicht so attraktiv ist. Darauf finde ich eine recht große Spur. Hund oder gar Wolf?
                          Ab dem Gasthaus Stübenwasen treffe ich v.a. ältere Ausflügler, die aber alle etwas grimmig in die Welt schauen. Deshalb bin ich direkt erfreut, als mich zwei Damen ansprechen und fragen, ob ich den Westweg ginge, ich sähe so professionell aus! Ich hoffe sehr, dass ich nicht auch so professionell rieche!



                          Nessie am Stübenwasen

                          Ein wenig fußmüde strebe ich nun dem Stübenwasen zu, mache dort ausgiebig Mittagspause und genieße die Aussicht.



                          Danach versuche ich den Alpinen Pfad zu finden. Der ist aber gesperrt. Ich bin etwas verstimmt, hatte ich mir darunter doch ein Highlight vorgestellt. Ich google kurz und erfahre, dass er nur noch zur Hälfte existiert. Für das verbliebene kurze Stück bin ich allerdings nicht bereit, die dafür nötigen Höhenmeter zu verlieren, und als ich später sehe, dass ich wohl im Wesentlichen durch ein ehemaliges Borkenkäferparadies gewandert wäre, trauere ich dem Pfad nicht länger hinterher.
                          Doch jetzt lockt der Feldberg in greifbarer Nähe und ich überlege, ob ich meine Route ändern und heute schon hinaufgehen soll, so wie er mich bei diesem Traumwetter anlacht. Ein Blick in die Karte belehrt mich dann aber, dass ich für meine Gipfelsammlung schon die beste Wegführung ausgeknobelt habe.



                          Weg zur Wilhelmer Hütte, den Feldberg lasse ich heute rechts liegen



                          Borkenkäferparadies im Vordergrund, Schauinsland im Hintergrund

                          Daher geht es weiter und ruhiger als am Feldberg zum Immisberg, einem kleinen Grashügel, dann weiter hinunter und wieder hinauf auf den Toten Mann, von dem sich schon ein Blick auf meine Abstiegsroute in zwei Tagen werfen lässt. Es folgt ein steiler Abstieg über Weiden zu einem Sattel und dann wieder hoch zum Hochfahrn.



                          Blick auf den Hochfahrn

                          Es ist gut heiß und ich merke die Kilo- und Höhenmeter, die ich heute schon in den Beinen habe. Ich studiere die Karte, denn da um den Feldberg herum ein riesiges Naturschutzgebiet liegt, muss ich genau schauen, wo ich heute Nacht mein Lager aufschlage. Aber erst einmal hat die Wassersuche oberste Priorität.
                          Ich kehre um und werde unterhalb des zweiten Ahornkopfes des Tages fündig. Eine Sorge weniger! Der Ahornkopf liegt genau auf der Grenze zum Naturschutzgebiet und ich finde hier auf der ungeschützten Seite am Waldrand einen ganz wunderbaren Zeltplatz. Der liegt schon im Schatten, also steige ich zunächst mal ein paar Meter hoch und koche in der Abendsonne. In meinen Trockenvorräten fanden sich noch Mangold und Möhren, so gibt es heute „M&M“ mit Nudeln und danach noch einen ganzen Topf Tee, während ich Tagebuch schreibe.
                          Der Zeltaufbau gestaltet sich dann unerwartet schwierig, da sich die Heringe nur ein paar Zentimeter in den Boden bringen lassen, bevor sie auf Fels stoßen. Zum Glück liegen hier aber genug Steine herum, so dass ich sie damit sichern kann. Beim Zähneputzen sehe ich zwei Fledermäuse zur nächtlichen Jagd aufbrechen. Na dann, Waidmaus' Heil!
                          Nachdem die Sonne untergegangen ist, verstärkt sich der Wind, und die Wälder rauschen heute nicht leis', sondern richtig laut. Trotzdem schlafe ich gut ein. In der Nacht bekomme ich Gelegenheit, den klaren Sternenhimmel zu bewundern. Den Kopf im Nacken stehe ich bibbernd neben dem Zelt und staune. Ich könnte natürlich versuchen ein Foto zu machen, doch für eine solche Aktion ist mir zu kalt. So behalte ich lieber das Bild ohne Pixel in Erinnerung!

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                          • Blahake

                            Fuchs
                            • 18.06.2014
                            • 1431
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                            Zitat von Bergahorn Beitrag anzeigen
                            ... den klaren Sternenhimmel zu bewundern....
                            Seufz!

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                            • Bergahorn
                              Erfahren
                              • 13.04.2019
                              • 368
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #34
                              AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                              Ich war mir dessen bewusst, dass ich da gerade dein Träumchen (er)lebe! Wobei die Temperatur im Träumchen wahrscheinlich angenehmer ist!

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                              • Bergahorn
                                Erfahren
                                • 13.04.2019
                                • 368
                                • Privat

                                • Meine Reisen

                                #35
                                AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                19. 5. 20

                                Baldenweger Buck 1460 m – Feldberg 1493 m – Seebuck 1450 m – Köpfle 1317 m – Hochkopf 1305 m – Ramselehöhe 1112 m - Steiertenkopf 1073 m – Eckle 1114 m – Kesslerhöhe 1015 m – Hummelberg 1159 m

                                Am Morgen windet es immer noch hörbar, und es ist recht frisch, doch der Himmel ist wieder strahlend blau.



                                Morgendlicher Rückblick auf den Ahornkopf



                                Blick auf den Feldberg

                                Ich packe meine Siebensachen zusammen und mache mich um 7.20 Uhr auf den Weg, am Toten Mann vorbei und hoch zur Zastler Hütte.



                                Blick nach Norden

                                Hier gibt es erst ab 10.00 Uhr etwas zu essen, so gehe ich weiter, zunächst recht steil, dann entspannter zum Naturfreundehaus, das heute allerdings Ruhetag hat. Ich wäre ja bereit gewesen, an einer dieser Hütten ein Frühstück einzunehmen, auch um die örtliche Gastronomie zu unterstützen, aber wenn man mich nicht will…
                                So nehme ich unverzüglich den steilen Anstieg auf fast alpinem Pfad in Angriff - herrlich in der Sonne und bei ordentlichem Wind hier hinaufzuschnaufen! Die Vegetation wird karger, es gibt Massen von gelbem Enzian, der aber natürlich noch lange nicht blüht.



                                Kurz vor neun stehe ich auf dem Baldenweger Buck, einem unbebauten Nebengipfel des Feldbergs.



                                Blick vom Gipfel ins Dreisamtal, die Rheinebene und auf den Kaiserstuhl



                                Der kommt gleich dran!

                                Ich bin ganz begeistert, mir hier oben bei Sonne und Himmelsblau den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen. Der Blick schweift weit nach Norden und Westen, aber natürlich auch hinüber zum Feldberg, zu dem ich mich schließlich aufmache. Dort angekommen, bin ich immer noch alleine, staune darüber, dass es vor der Besiedelung des Schwarzwalds durch den Menschen doch tatsächlich schon Wichtel gab und überlege, welche Funktion den beiden Türmen in den derzeit grassierenden Verschwörungstheorien zugedacht wird.





                                Richtig entzückt bin ich dann aber vom Blick auf beschneite Alpengipfel. Da mir auf dieser Tour wieder eingefallen ist, dass ich die App „Peak Finder“ auf dem Handy installiert habe, versuche ich jetzt herauszufinden, welche Berge ich sehen kann. Die App kennt aber nur den Säntis und das Finsteraarhorn, ich sehe aber viel mehr Gipfel. Egal, ich genieße einfach diesen schönen Ausblick!



                                Für ein richtiges Frühstück ist es mir hier viel zu windig, so genehmige ich mir nur einen Ohnmachtshappen und gehe dann weiter zum Seebuck. Dabei kommen mir immer mehr Menschen entgegen, von jungen Westwegwanderern, mittelalten Spazierwanderern, deren Montur darauf deutet, dass sie Opfer von "Outdoorfachverkäufern" wurden, über Radler in Neon bis zu einem alten Herrn, der auf mich den Eindruck macht, als ob er schon sein Leben lang zu Fuß unterwegs ist, so ökonomisch und gleichmäßig bewegt er sich. Dazwischen ein männliches Exemplar, das sich seiner eigenen Schönheit etwas zu bewusst, so selbstsicher von einem Ohr zum anderen grinst, dass ich mich zusammenreißen muss, nicht direkt laut loszulachen. Derart unterhalten lande ich am Bismarckdenkmal, werfe einen Blick hinunter zum Feldsee und laufe dann hinüber zum Feldbergturm (mit Schwarzwälder Schinkenmuseum! Es gibt nichts, was es nicht gibt!). Inzwischen ist es so warm, dass ich endlich mal frühstücken kann.



                                Täfelchen-Suchbild



                                Feldsee



                                Weder schön noch selten

                                Dann geht es hinunter ins Apres Ski Eldorado. Hier wurde die Architektur mal wieder extrem einfühlsam in die Landschaft integriert…



                                Auf dem von Familien frequentierten Wichtelpfad laufe ich an einem Denkmal, dessen Sinn sich mir nicht erschließt, vorbei zum 100. Tausender meines Projekts, dem Köpfle.



                                ???



                                Der hundertste Tausender!

                                Manchmal sollen die Unauffälligsten die Hundertsten sein! Der Wichtelpfad nennt diesen Hügel Beerenbühl, bei den vielen Blaubeeren hier passt das gut! Ohne große Feier verlasse ich nun diesen Berg und navigiere mich zur B317 hinunter, an der ich bis zum Caritas-Hein noch ein Stück entlanglaufen muss.
                                Auf den Hochkopf führt laut Karte mal wieder kein Weg, was mich aber nicht weiter beunruhigt, denn meistens gibt es in der Realität doch viel mehr Wege als auf allen Karten zusammen. Von den zwei zu sehenden Möglichkeiten ist die eine extra als Nicht-Wanderweg bezeichnet, die andere endet angeblich nach 600m. Natürlich geht es doch weiter, ich finde immer wieder alte Holzwege und komme so gut auf den Gipfel. Hinunter verhaue ich mich allerdings gründlich. Als ich meine, weiter unten eine Weg zu sehen und mal eben querwaldein stiefele, lande ich nur auf einer kleinen Ebene, so dass mir noch ein Gutteil steile Wildnis bevorsteht, bevor ich unten an der Straße auf den „Jägerpfad“ stoße, der mir dann gleich mal eine nasse Fußkühlung beschert. Bei diesen Temperaturen beunruhigt mich das aber kein bisschen. Bald kann ich die Straße wieder überqueren und trudele auf breiten Forstweg hinunter in ein Tal. Kaum habe ich den Straßenlärm hinter mir, höre ich ein spechtartiges, aber doch maschinelles Tackern. Ein E-Specht? Ich komme in Erfinderlaune und habe die Idee zu E-Wanderschuhen und – noch viel erstrebenswerter – einem E-Rucksack.
                                An einer Wegkreuzung mache ich auf einer schönen Bank ausgiebig Rast. Als ich aufbreche kommt ein altes Paar das Tal hinauf, das sich sehr freut, dass ich gerade die Platz räume. Der Mann fragt mich, ob ich auf den Gipfel wolle. Er meint wohl den Feldberg, aber genaugenommen will ich ja immer auf den (nächsten) Gipfel! So erzähle ich kurz von meinem Projekt.
                                Ein Stück weiter talaufwärts wird mir eigentlich durch Schilder der Weg über ein Art Wehr verboten. Ich benutze trotzdem die kleine, recht neue Brücke, da überhaupt nicht einzusehen ist, warum das verboten sein soll. Vielleicht beziehen sich die Schilder nur auf den Rest der Anlage. Es wäre doch niemandem geholfen, wenn ich ein paar Meter weiter den Bach furte. Komisch!
                                Ab jetzt gilt es eine ganze Versammlung von Tausendern abzuklappern, die zwischen Feldberg und Hinterzarten verteilt sind. Es war gar nicht so einfach, sie alle in eine Route einzubauen. Auf Forstwegen erreiche ich erst die Ramselehöhe und ein kleines Stück weiter den Steiertenkopf.



                                Darauf mache ich einen Abstecher zum Mathisleweiher, da ich Wasser brauche. Einer der Zuflüsse gibt auch genügend her, doch will ich, so idyllisch es hier ist, nicht länger verweilen, da eine Motorsäge für Beschallung sorgt.



                                Also weiter zum Eckle. Beim Anstieg zunächst auf Forststraße entspinnt sich zwischen meinen müden Beinen und meinem Kopf eine Art Gedankenaustausch: Die Beine fragen, ob es noch weit sei, finden Forstwege doof, können nicht mehr, und überhaupt... Der Kopf meint, wir seien „bald“ (welch elastischer Begriff!) auf dem Gipfel, die Beine würden das doch ganz toll machen etc. ... So vergehen die Höhenmeter.
                                Der letzte Gipfelanstieg zum Eckle ist nochmal richtig schön steil und sehr naturbelassen. Blick gibt es zwar keinen, aber es ist mal nicht so ein flacher Hubbel, sondern ein echter Berg, das gefällt mir, will sagen meinem Kopf, gut!

                                Ich trudele weiter Richtung Hinterzarten, komme dabei an einem Hof, dessen Hofladen aber heute leider geschlossen hat, vorbei.



                                Da der Tag schon fortgeschritten ist, fange ich an zu überlegen, wie weit ich heute noch laufen will. Der Himmel hat sich weitgehend zugezogen, teilweise mit richtig dunklen Wolken. Gibt es noch Regen? Mit diesen Gedanken steige ich hinauf zur Kesslerhöhe. Kurz unterhalb des Gipfels ist eine Baustelle: Die alten Holzteile der Skisprungschanze werden mit viel Lärm zerkleinert. Deshalb bin ich auch genötigt, einen individuellen Weg zu finden, was nicht schwer fällt. Nach dem Täfelchen-Ritual schaue ich auf die Karte, ob ich hier in der Gegend übernachten könnte, aber zum einen gibt es weit und breit kein Wasser und zum anderen würde ich von zwei Straßen beschallt werden. Das brauche ich wirklich nicht und so raffe ich meine Kräfte zusammen, um noch weiterzugehen.



                                Blick auf Hinterzarten

                                Ich streife Hinterzarten, verlasse es auf dem Westweg, biege aber bald ab und folge meinen eigenen Wegen immer aufwärts in Richtung Hummelberg.



                                Hach, dieses Licht...



                                Der Wolkenberg muss zum Glück nicht mehr erklommen werden!

                                An einer Anhöhe finde ich einen eigentlich guten Platz und bin schon im Begriff, das Zelt aufzubauen, als der Wind dreht und ich laut die B 31 höre. Auf derartigen Lärm habe ich ja nun gar keine Lust! Letztlich lande ich dann auf dem Hummelberg, wo ich ein wunderbar flaches Plätzchen im Moos finde. Etwas Straßenlärm dringt zwar auch bis hierher hinauf, aber ich hoffe darauf, dass ihn das nächtliche Waldesrauschen überdecken wird.
                                Ziemlich erledigt baue ich das Zelt auf, schmeiße ich den Kocher an und esse zu Abend. In der Ferne schreckt ein Reh, das erschreckt mich aber nicht mehr. Noch ein bisschen Tagebuchschreiben und ab in die Heia!



                                20. 5. 20

                                Windeck 1209 m – Bistenkopf 1115 m – Langacker 1169 m – Kaspeleskopf 1177 m – Wieswaldkopf 1278 m – Bankgallihöhe 1210 m – Horneck 1122 m - Hinterwaldkopf 1198 m – Roteck 1156 m – Häusleberg 1001 m

                                Ich habe die Nacht gut und viel geschlafen und lausche noch im Schlafsack einem sehr ausdauernden Vogel, der in erstaunlich langen Sequenzen auf ungefähr einer Tonhöhe trillert, zwitschert, schnarrt und piepst. Spätere Nachforschungen ergeben, dass es sich wohl um einen Zaunkönig handelt.
                                Da es heute nur bis 10.00 Uhr sonnig sein soll, will ich früh los. Schon um 6.20 Uhr starte ich in diesen letzten Tag. Zunächst ist Wasser mein Hauptthema, ich kann einem Rinnsal am Weg mit einiger Geduld etwas entlocken. Das sollte erst einmal reichen!



                                Morgendliche Gipfelstimmung

                                Bald danach stehe ich schon auf dem Windeck und kann dann gemütlich, teilweise auf echtem bezeichnetem Wanderweg zum Fürsatzplatz hinunterwandern. Von hier aus führt mich ein Abstecher auf den Bistenkopf. Ich hatte ja gehofft, nun einen direkten Kammweg zum Langacker zu finden, allerdings gibt es keinen, was sicher auch daran liegt, dass „zwischen den Höhenlinien“ gar nicht so kleine Zwischenberge liegen. Also zurück zum Fürsatzplatz und von hier aus weiter, was sich bald als gar nicht so ganz einfach erweist. Teilweise geht es richtig durch Gestrüpp, dann stoße ich wieder auf weniger zugewachsene Wege, bis ich endlich am höchsten Punkt stehe.
                                Beim Abstieg auf der anderen Seite habe ich Glück, denn ich bringe ihn hinter mich, bevor es hier richtig mit Holzräumarbeiten losgeht. Ein Waldarbeiter, der sich an einem Auto gerade in seine Montur wirft, staunt ein wenig, als ich des Weges komme. Später passiere ich dann ein Schild, das den Durchgang hierher verbietet. Gut, dass ich heute so früh gestartet bin!



                                Der Gefahr entkommen!

                                Nun geht es vor der Zielgeraden dieser Tour noch zum Kaspeleskopf. Beim Rückweg vom Gipfel habe ich freien Blick auf den Feldberg, so dass ich die Panoramafunktion meiner Kamera aktiviere. Irgendwie schaffe ich es ja selten, die Kamera im genau richtigen Tempo zu bewegen, meist meldet sie, ich sei entweder zu langsam oder zu schnell. Dieses Mal klappt es aber sogar schon beim dritten Anlauf!





                                Ruhige Wohnlage

                                Am Parkplatz Lochrütte beginnt nun sozusagen der Endspurt dieser Tour, denn die verbleibenden Tausender sind ungefähr in einer Reihe aufgefädelt und es geht im Wesentlichen hinunter. Erstes Highlight ist aber kein Tausender sondern ein richtiger Brunnen, den ich dann vor lauter Begeisterung über so viel klares Wasser gleich mal fotografiere.



                                Ein paar Meter weiter findet sich am Spähnplatz eine Hütte und eine Bank, auf der ich mich zu einem richtigen Frühstück niederlasse, bevor ich mich auf den Wieswaldkopf begebe. Wieder auf mehr oder weniger zugewachsenen Wegen gehe ich leicht ansteigend zum Gipfel. Ich vermute, dass hier einmal eine Art Garten war, denn es gibt Brennnesseln, Himbeeren und Obstbaumruinen. Ist wohl lange her…
                                Ich kehre um und beginne nun ab meinem Frühstücksplatz den finalen Abstieg. So langsam hat es sich auch etwas zugezogen, was mir eigentlich ganz recht ist, denn mit jedem Höhenmeter, den ich tiefer komme, wird es wärmer.



                                Am Abzweig zur Bankgallihöhe gibt es die Haltestelle Versuchsfeld! Wann wohl der nächste Bus kommt?



                                Beim Blick auf die Karte entdecke ich noch einen weiteren Tausender, quasi neben der Bankgallihöhe, erstaunlich, dass ich den bislang immer übersehen habe, aber welch Glück, ihn noch rechtzeitig entdeckt zu haben! Das Horneck nehme ich also auch noch mit. Auf dem Weg dorthin findet sich das vermutliche Versuchsfeld sowie eine ziemlich perfide Anordnung von angelegtem Acker (wer weiß, was hier leckeres gesät wurde?), Salzleckstein und Hochstand. Hier möchte ich kein Wild sein!





                                Auf alternativen Wegen, die sich nicht immer mit der Karte in Einklang bringen lassen, laufe ich teils auf von Fahrzeugen recht zerwühlten Forststraßen zum Hinterwaldkopfsattel. Ein Paar, das gerade aus der Richtung der Hinterwaldkopfhütte kommt, frage ich, ob sie geöffnet sei. Ich habe Glück und leiste mir hier zur nachträglichen Feier meines hundertsten Tausenders, aber auch ein wenig zur Unterstützung der Hütte, ein richtiges Essen: Älplermaccaroni mit einer großen Apfelsaftschorle. Man kann draußen sitzen, alles ist auf Einhaltung der Abstandsregeln eingerichtet, nur der nette Hüttenkater kümmert sich nicht darum und sitzt bald Streicheleinheiten genießend und wie ein Weltmeister schnurrend auf meinem Schoß. Zum Essen verbanne ich ihn dann allerdings, denn das ist viel zu lecker, um es mit ihm zu teilen!



                                Gut gesättigt geht es nun über Weide auf den Hinterwaldkopf. Drei Eidechsen am Wegrand, die auf die nächsten Sonnenstrahlen warten, kann ich sogar alle auf einmal vor die Linse bekommen.



                                Auf dem Gipfel gibt es ein Steinmonument, das 1921/22 von der Freiburger Turnerschaft errichtet wurde. Da haben die wohl ziemlich die Muskeln spielen lassen müssen!



                                Von hier schweift mein Blick zurück auf vergangene Gipfel wie den Feldberg, den Toten Mann und den Hochfahrn. Da habe ich doch einiges unter die Füße genommen!



                                Blick ins Dreisamtal usw. Ganz links das Roteck

                                Weiter geht es hinunter zum Rotecksattel, von dem ich den Abstecher aufs Roteck mache. Ich bin positiv überrascht, zum einen ist der Weg teilweise wirklich schön, zum anderen gibt es hier noch einmal Felsen!





                                Die letzten Höhenmeter auf den Gipfel muss ich mir den Weg allerdings selbst bahnen. Mittlerweile ist das für mich aber kein Problem mehr!
                                Doch weiter hinunter! Ich gehe weiter auf Weidegebiet und bin ganz entzückt, als ich an einer Herde Ziegen vorbeikomme. Ich bleibe eine ganze Weile stehen und freue mich v.a. an dem umherspringenden und im Sopran meckernden Nachwuchs.



                                Eine Weile später treffe ich noch Kühe, netterweise aber keine massigen schwerfälligen Riesenviecher, die mir nie so ganz geheuer sind, sondern etwas handlicheres Jungvieh. Ich lasse sie auch ganz höflich auf dem Weg liegenbleiben, schließlich bin ich hier zu Gast und kann sie ohne Mühe umgehen.



                                Seit einiger Zeit fällt mein Blick schon auf den letzten Tausender dieser Tour, den Häusleberg, ein wahrhaft pastorales Idyll. Ein paar kugelige Laubbäume stehen auf der Wiese, es fehlt nur noch der Hirte, der an einen Baum gelehnt auf der Schalmei Melodeien im 6/8-Takt spielt, während seine Schafe grasen und ihn im besten Fall noch ein hübsches Weib anschmachtet.



                                Vom Gipfel hat man einen wunderbaren Blick auf Oberried.





                                Ich glaube es selbst kaum: 116 Tausender!

                                Ein letztes Täfelchenritual, dann kommt der finale Abstieg, erst über Weide, noch einmal am Jungvieh vorbei, das mittlerweile bis hierher gelaufen ist, dann ein zum Glück nur kurzes Stück durch monotone monochrome Fichtenplantage, Wald und Wiese, ein paar Häuser, die Straße entlang bis zum Auto. Schuhe aus, frisches T-Shirt an, Tanken und es geht ab nach Hause!
                                Fazit: Es war eine rundum schöne und erlebnisreiche Tour!

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                                • Galadriel
                                  Dauerbesucher
                                  • 03.03.2015
                                  • 913
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #36
                                  AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                  Sehr schön. Wir waren gerade auch ein paar Tage im Schwarzwald... immer wieder schön...
                                  Wandern & Flanieren
                                  Neues entdecken durch Langsamkeit

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                                  • MLO
                                    Erfahren
                                    • 13.02.2017
                                    • 137
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                    Wieder wunderbare Berichte - DANKE!
                                    Herzlichen Glückwunsch zum hundertsten Tausender!
                                    Und die selbstgebastelte Verschwörungstheorie hat mir sehr gut gefallen - da bin ich ganz deiner Meinung!

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                                    • Fjellfex
                                      Fuchs
                                      • 02.09.2016
                                      • 1228
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                      Auch von mir Dank für´s Mitnehmen!

                                      Ich hatte auch mal ein größeres Gipfel-Sammelprojekt. Schon ein schönes Gefühl, wenn dann der letzte Gipfel "gefallen" ist. Aber das schöne Gefühl wird dann doch (oder: zumindest wurde es dies bei mir) relativ bald verdrängt durch eine kleine innere Unruhe in Gestalt der Suche nach neuen Projekten...
                                      Für mich eine schöne Lektion darin, wie "rastlos" man doch eigentlich ist...

                                      Vielleicht erlebst Du ja ähnliches....

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                                      • Bergahorn
                                        Erfahren
                                        • 13.04.2019
                                        • 368
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                        @ Galadriel: Stimmt, der Schwarzwald wird so schnell nicht langweilig!

                                        @ MLO: Danke! Bin mal gespannt, ob es auch einen zweihundertsten Tausender geben wird!
                                        Vielleicht sollte ich das nächste Mal einen Aluhut einpacken...wobei mir gerade der Gedanke kommt, dass mein Trekkingschirm ja eine silberfarbene Beschichtung hat! Jetzt weiß ich endlich, warum!

                                        @ Fjellfex: Danke fürs Mitlesen! Ab und an habe ich tatsächlich schon überlegt, wie sich das wohl anfühlen wird, wenn ich mit diesem Projekt fertig bin. Wahrscheinlich so ähnlich wie am Ende einer längeren Tour, wo sich bei mir meist Glück, Dankbarkeit, Wehmut und noch so dieses und jenes mischen. Mal sehen, ob ich dann nach einem neuen Projekt suche oder "einfach nur so" wandere!

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                                        • blauloke

                                          Lebt im Forum
                                          • 22.08.2008
                                          • 8315
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [DE] Schwarzwald: Weißt du wieviel Tausender stehen...?

                                          Hallo Bergahorn,
                                          ich freue mich immer wenn ich einen neuen Abschnitt deiner Tausender Tour lesen kann.
                                          Bin ja gespannt wie lange du für dieses Projekt brauchst. Ist schon ein Ende ab zu sehen, oder erfreust du uns noch länger mit deinen Gipfelwanderungen?
                                          Wie viel Tausender hat der Schwarzwald eigentlich?
                                          Du kannst reisen so weit du willst, dich selber nimmst du immer mit.

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