Umgang mit Bären

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  • Katun
    Fuchs
    • 16.07.2013
    • 1555
    • Privat

    • Meine Reisen

    #21
    AW: Umgang mit Bären

    Ich habe den Eindruck, dass da alljährlich relativ viel passiert – nicht unbedingt Touristen –so viele zelten nicht ständig einsam und alleine irgendwo für sich? Ich schiebe es mal auf den laxen Umgang – in den Nachrichten kommt das dann an als „Bären terrorisieren Dorf“, dabei werden sie halt eingeladen. Allerdings geben auch da Weicheier-Propagandisten Comics heraus, die den Russen erklären, dass man Bären vielleicht nicht füttern soll und besser mit den Lebensmitteln aufpasst – s. Kronotsky Naturreservat – so viel zur Expertise des durchschnittlichen Einheimischen. (es gab hier mal noch einen Kamtschatka-Bericht, ich glaube, die haben zur Beruhigung ihre Wäscheleine ums Zelt gespannt, was schon irgendwie niedlich ist) – ach, gefunden, nicht ganz, sie haben sich Gedanken gemacht und es mit Töpfen probiert – ist recht schwungvoll, der Bericht.

    Seinen Topf/Geschirr auf den Bärenkanister zu stellen, ist keine ungewöhnliche Methode (man hat ja sowieso erstmal keinen Platz dafür), der fällt dann runter, wenn sich was bewegt. Achso, gespült natürlich, wenn du deine Nase dranhängst, wirst selbst du trotzdem hie und da noch was riechen.
    Allgemein: es ist wirklich kein Ding, so ein Teil mitzunehmen. Irgendwie ist es eine große Beleidigung nicht nur für ul-Wanderer zumindest online, aber die schweigende Mehrheit hat damit allgemein eher kein Problem… wenn nun Herr Skurka große Bekenntnisse ablegt, sollte man den Kontext nicht vergessen: Standard ist, man hat sich um sein Essen und alles, was riecht, zu kümmern in den USA, man kocht nicht im Zelt. Schon am AT wird das relativ lax gehandhabt – daher muss man sich auch nicht wundern, dass zunehmend Bärenkanisterpflicht ins Gespräch kommt… was für ein Geschrei unter den nicht so alten weißen Männern, Majestätsbeleidigung (ich hab mal einen „Native“ getroffen, der hat PCT und AT klaglos mit Kanister gemacht, durchgängig, vielleicht nicht in der Wüste, no big deal – und ich fand das irgendwie bezeichnend). Jemand scheint auch bei Herrn Skurka angerufen zu haben, seine letzten Verlautbarungen sind eher so, dass er Bärenkanister propagiert. Was dann andere da alles rauslesen wollen…

    Tatsache ist: man hat seine Gewohnheiten zu ändern, und nein, das ist nicht so bequem wie eben gewohnt. Ich würde doch sehr darauf achten, dass es nicht nach Fisch riecht, da braucht es wohl schon für die Hände eine gute Seife – und irgendein Feuerwerk-Knallkörper ist auch nicht verkehrt. Es ist auch gar nicht ungängig, unterwegs zu essen und noch etwas weiterzuwandern, bevor man sein Zelt aufschlägt – das kollidiert natürlich mit den Trapper-Angel-Vorstellungen. 
    Zuletzt geändert von Katun; 17.12.2019, 20:46.

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    • Lisos
      Anfänger im Forum
      • 30.10.2018
      • 25
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: Umgang mit Bären

      Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
      Du hast zwar im Prinzip recht mit all deinen Warnungen, aber du hast noch nicht angegeben, mit welch geringer Wahrscheinlichkeit das alles passiert. Und da es tatsächlich nur mit geringer Wahrscheinlichkeit passiert, kann man auch im Bärengebiet relativ ruhig schlafen, selbst, wenn man all die Vorsichtsmaßnahmen nicht ergriffen hat.

      Gewiss, ergreift man die Vorsichtsmaßnahmen, ist man vielleicht 10 mal sicherer dran als ohne. Das senkt dann die Wahrscheinlichkeit, während einer Nacht im Bärengebiet angegriffen zu werden, von 0.000...* auf 0.0000...*



      *die Wahrscheinlichkeit 0.000... entspringt meiner Vorstellung und ist nicht durch Daten gestützt. Ich wäre aber an Daten interessiert.
      Dazu hat man sich in Alaska von berufener Seite Gedanken gemacht: http://www.epi.alaska.gov/bulletins/docs/rr2019_02.pdf
      Im Dokument wird auch kurz auf den Vergleich mit anderen Unfällen eingegangen damit Äpfel von Birnen getrennt bleiben.

      Einige Bemerkungen zur Sache aus Montana: http://gammathetaupsilon.org/the-geo...1/article4.pdf

      Interessante Details aus der Slowakei: https://openarchive.usn.no/usn-xmlui...=1&isAllowed=y

      Schweden: https://journals.plos.org/plosone/ar...l.pone.0196876

      Es lohnt sich, die Artikel genau durchzulesen und mit den Erfahrungswerten gestandener Praktiker zu vergleichen. Wahrscheinlichkeiten sind das eine, Risiko das andere, und Erfahrungswerte eine dritte Dimension. Oder anders gesagt, ich kann mir gewisse Versuchsanordnungen eventuell nur einmal leisten....
      Zuletzt geändert von Lisos; 17.12.2019, 20:29.

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      • Intihuitana
        Fuchs
        • 19.06.2014
        • 2042
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: Umgang mit Bären

        Ich glaube schon dass das Ortsabhängig ist.
        Die Bären verhalten sich in verschiedenen Gebieten unterschiedlich. In Rumänien verhalten sich die Bären recht scheu und man kann das Essen eigentlich immer im Zelt lassen. Ausnahme Bucegi und Prahovatal, da sind sie schon sehr an Menschen gewöhnt und es kommt immer wieder zu Zwischenfällen.

        Ich hatte zwei, sagen wir mal brenzlige Bärenbegegnungen. Einmal hab ich Nachts bei den Hirten geschlafen. Wir hatten uns Abends schwer einen weggestellt und schliefen tiefer als erlaubt und dann kam nachts der Martinel (Der süsse Kosename für Bär) angelaufen um die Kühe zu verkosten, dann sind wir irgendwie mit Ach und krach raus und haben ihn mit Stöcken und Schaufeln den Berg runter geprügelt.

        Ein anderes mal habe ich ein abgelegenes Tal in den Muntii Baiului erkundet, als ich plötzlich oben am Hang zwei Bärenjunge gesehen habe und kurz darauf die Mutter hinterher.
        Durch die Topografie des Tales hatten die Bären keine Möglichkeit auszuweichen also kam die Mutter auf mich zu. Ich konnte sie jedoch irgendwann nicht mehr sehen, durch das Gestrüpp, nur durch den Atem näher kommen hören, bis sie irgendwann vermeintlich aufhörte sich zu bewegen.
        Da half nur dass ich mich schön langsam aus der Affäre zog bis ich dann völlig aus Reichweite war. Gegen Big Mamas soll man sich nicht zur Wehr setzen.
        Damals ging mir die Pumpe aber echt ordentlich.

        Dazu hatte ich einmal in den Muntii Vrancei einen Bären nah am Zelt herumschleichen, der hat aber augenscheinlich nur die Ameisenlarven, an einem nahen Ameisenbau gesucht.
        Zuletzt geändert von Intihuitana; 17.12.2019, 20:53.
        Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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        • Lobo

          Vorstand
          Moderator
          Lebt im Forum
          • 27.08.2008
          • 6497
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          #24
          AW: Umgang mit Bären


          Post als Moderator
          Ich habe die 2 Themen mal zusammen geführt.

          Bei Nachfragen bitte eine PN an den Moderator senden.  Dein Team der

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          • TilmannG
            Fuchs
            • 29.10.2013
            • 1332
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: Verhalten im Bärengebiet

            Zitat von Kodiak Beitrag anzeigen
            ...
            Ich fand es merkwürdig das so nachdrücklich, Verhaltensweisen propagiert wurden die der Lehrbuchmeinung widersprechen.
            Wo es doch wirklich überall steht.

            ....
            Es wurden keine Verhaltensweisen und auch sonst nichts propagiert. Bernie hat seinen Umgang mit Bären gerechtfertigt. Anlass war deine Anfrage und Aufforderung seinen Bericht zu ändern. Er war in einem extrem untouristischen Gebiet (= keine Bären mit Menschenkontakt) unterwegs und hat dafür eine Lösung gefunden, die in der Tat von den allgemeinen Empfehlungen abweicht, mit denen sich jeder auseinandersetzt, der in Bärengebieten unterwegs ist.
            Du wirst damit leben müssen, dass es diese abweichenden Lösungen gibt, und zwar ohne, dass es zu massenweisen Katastrophen kommt. Wenn du Naturfilme anschaust (irgendwoher wird deine Faszination für diese Tiere ja kommen) wirst du feststellen, dass sich kein Filmemacher an diese Lehrbuchmeinungen hält. Warst du bei denen auch schon vorstellig? In den letzten 10 Jahren wurde einem Naturfilmer sein Drang, den Bären die Kamera zwischen die Zähne zu halten, zum Verhängnis. Er hat mit seinem Leben gezahlt, nicht der Bär.

            Die Lehrmeinungen sind auch nicht frei von Widersprüchen. Niemand bestreitet, dass man Bären mit Essen/Kochen nicht anlocken soll. Aber die Vorstellung, dass man die zu recht so gerühmte Nasen der Bären austricksen kann, indem man sein Zelt frei von Sonnencreme und Essensresten hält, finde ich hochgeradig albern. Wenn ein stinkender Wandersman in seinen ungewaschen Klamotten (die kann man nicht hunderte Meter entfernt in der Natur deponieren, die braucht man nämlich) in seinem ungelüfteten Zelt liegt, dann kann das für einen Bär auch mal interessant sein. Für die meisten wohl nicht, aber Bären sind Individuen. Dass sollte man nie vergessen, auch wenn man alle Lehrmeinungen herunter beten kann.

            Wenn sich Bären und Menschen begegnen, wird es gelgentlich zu Problemen kommen. Das kann zu Todesfällen führen, auf beiden Seiten. Beide Populationen werden das verkraften. Hotspot für solche Probleme sind die Nationalparks mit vielen menschlichen Besuchern. Deswegen gibt es dort Regeln. Diese verhindern Probleme nicht, sie können sie nur minimieren.
            Wenn du die Bären also mit aller Konsequenz schützen willst, musst du selbst auf den Besuch von allen Bärengebieten verzichten.

            Grüße von Tilmann
            Zuletzt geändert von TilmannG; 17.12.2019, 23:27.
            http://www.foto-tilmann-graner.de/

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            • Katun
              Fuchs
              • 16.07.2013
              • 1555
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              AW: Umgang mit Bären

              Wenn ein stinkender Wandersman in seinen ungewaschen Klamotten (die kann man nicht hunderte Meter entfernt in der Natur deponieren, die braucht man nämlich) in seinem ungelüfteten Zelt liegt, dann kann das für einen Bär auch mal interessant sein.
              Gibt's dafür ein Beispiel? Du meinst, wer nicht gut geduscht schlafen geht, hat schon gegen alle Regeln verstoßen? Ich hab mein Powerstretch-Shirt schon mal weggeräumt, weil das Zeug so wunderbar selbst bei wenig Kochaktion den Geruch des Essens annimmt. Eigentlich hat man sein Set Schlafklamotten, die vornehmlich diesem Zweck dienen (also, dem Schlafen).

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              • TilmannG
                Fuchs
                • 29.10.2013
                • 1332
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: Umgang mit Bären

                Der Bär riecht dich, egal ob geduscht oder nicht. Welche Schlüsse er daraus zieht, ist seine individuelle Entscheidung. Da du erstmal nicht auf seiner Speisekarte stehst (was reinergeorg anders sieht), gibt es nicht unbedingt sofort Kontakt.

                Es gibt keine Regeln, mit denen man den Kontakt verhindern könnte, wenn man sie alle einhält. Das ist kein Grund Empfehlungen zu ignorieren, aber es gibt Situationen und Touren, wo man sie nicht komplett einhalten kann.
                http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                • TilmannG
                  Fuchs
                  • 29.10.2013
                  • 1332
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: Umgang mit Bären

                  Zitat von Lisos Beitrag anzeigen
                  Dazu hat man sich in Alaska von berufener Seite Gedanken gemacht: http://www.epi.alaska.gov/bulletins/docs/rr2019_02.pdf
                  ....
                  Danke für dieses Dokument: Ich erlaube mir mal, daraus die Unfallzahlen für Alaska einuzustellen:

                  Hospitalizations
                  During 2000–2017, 68 people were hospitalized for injuries sustained during 66 unique bear attacks, averaging 3.8 bear attack hospitalizations per year. At least one bear attack hospitalization occurred every year during 2000–2017, with the greatest number of hospitalizations occurring in 2016 (9 hospitalizations; Figure 1). The average annual rate of bear attack hospitalizations during 2000–2017 was 8.6 bear attack hospitalizations per 10,000 hospitalizations.


                  Four of the 10 (40%) fatal bear attacks victims were working at the time of the attack. Two victims were employed in the video production industry. Other occupations were biologist (1), and laborer (1). Non-occupational bear attacks involved victims who were hiking/walking in wooded areas (3, 30%), camping (2, 20%), or doing another activity (1, 10%; Table 2).

                  Von massenhaften und markant ansteigenden Unfallzahlen kann (dort) also nicht die Rede sein.
                  Das ist kein Grund, sich nicht mit Verhaltensweisen der Bären auseinander zu setzten. Es ist kein Grund, in Nationalparks die dort gültigen Regeln nicht einzuhalten. Es ist kein Grund, nicht die Hosen voll zu haben, wenn Bären in der Gegend sind.
                  Aber es könnte vielleicht doch Anlass sein, etwas den Druck heraus zu nehmen. Dann kann man vielleicht besser auf die durchaus unterschiedlichen Möglichkeiten eingehen, sich auf Bären einzustellen.
                  Zuletzt geändert von TilmannG; 17.12.2019, 23:22.
                  http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                  • reinergeorg
                    Erfahren
                    • 01.06.2014
                    • 282
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: Umgang mit Bären

                    Gefragt wurden und sind vom Eröffner des Fadens Verhaltensweisen BEI Bärenkontakt und wie man den vermeidet. Dass das in Kamtschatka eine bärenreiche Gegend ist, war und ist bekannt. Dass Bärenkontakte selten sein werden, hatte ich bereits angegeben - auch, weil Mischa Menschen eher wahrnimmt als die ihn und er eben dann je nach Hunger-Lage oder eigener Gesundheit meistens einen Bogen um die Menschen schlägt.
                    Überraschungen sind eben beiderseits nicht ausgeschlossen. Natur.
                    Vermeidung steht berechtigt an erster Stelle - deshalb die deutlichen Hinweise, weil die von auch "normal" gebirgserfahrenen Trekkern mit vorherigen Touren in Mittel- oder Nordeuropa oder aus Hochgebirgstouren ohne wehrhaftes Großwild entweder nicht gewusst oder als blanke Theorie abgetan werden.
                    Bären sollte man weder locken noch reizen. Der international bekannte Tierfilmer Timothy Treadwell wurde im Oktober 2003 im alaskanischen Katmai NP zusammen mit seiner von ihm zu der ungefährlichen Tour überredeten Freundin von Bären gefressen. Die Überschrift in der "Frankfurter" lautete: "Drei Säcke voll Mensch". Der sie wieder abholen sollende Buschflieger hatte eingesammelt, was von den beiden übrig geblieben war. Da einen Unterarm mit Uhr, dort einen Fuß, dann einen Kopf. Der Bär konnte wahrscheinlich das Buch nicht lesen, in dem Treadwell ausführlich die Ungefährlichkeit der Bären beschrieben hatte.
                    Am Yukon River hat es unmittelbar vor unserer dortigen Kajak-Tour im Juli 2010 den wildniserfahrenen und schwerbewaffneten US-Grenz-Beamten Chuck in direkter Nähe des 390-Seelen-Dorfes Eagle an der Grenze des US-amerikanischen Alaska zum kanadischen Yukon Territory erwischt. Revolver am Mann, Langwaffe im Auto. Er wollte sich offenbar nur erleichtern. Einmal nicht aufpassen kann reichen.
                    Die lebende Yukon-Legende Ben Learmont hatte bei unserer zufälligen Begegnung mit ihm am Ende des Lake Laberge am Lower Laberge neben den Resten des Dampfers "Casca" den Großkaliber-Karabiner direkt neben dem Kochtopf stehen - der Lauf war mit Metallsäge von Hand abgesägt, um mit der dann kürzeren Waffe besser im Boot und im Zelt hantieren zu können, wie er auf meine Frage wegen der erkennbaren ungewöhnlichen Bearbeitung erklärte .
                    Wie hat es S., ein auch wildniserfahrener Deutsch-Kanadier, formuliert: Lieber eine Flinte oder Büchse 100-mal umsonst mitführen, als 1-mal keine dabei zu haben, wenn man sie braucht.
                    Bei der Bärenjagd Anfang Mai 2004 im noch schneebedeckten nördlichen Gebirgs-B.C. hatte die Frau unseres kanadischen Outfitters selbst im Küchenzelt immer eine russische Doppelflinte mit Patronen in beiden Läufen und außen liegenden Hähnen Typ Coach gun Marke Baikal stehen - sie hatte in Vorjahren schon "direkten" Besuch gehabt. Unser junger dritter Jäger lächelte über die beiden "Alten", weil wir nach den deutlichen Empfehlungen der kanadischen Outfitter auch im Camp zwischen den Tipi´s unsere Büchsen geladen und griffbereit über der Schulter oder in der Hand hatten. Hanno saß dann jedenfalls auf dem Donnerbalken, als etwa 100 m gegenüber zwei Koyoten und direkt hinter unserem Tipi drei Bären auftauchten. Der Schreck wirkte sofort nachhaltig und fortan führte auch er im Camp ständig eine Büchse. Ich hatte dort in 7 Tagen über 20 Bären im Anblick.
                    Da normale Wander-Touristen auf Kamtschatka jedoch im Unterschied zu Canada (Protection against wildlife benötigt dort weder einen Jagdschein noch eine Waffenerlaubnis, nur ein selbst ausgefülltes und erst vor dem kanadischen Zollbeamten zu unterzeichnendes Formular CAFC 909 mit 50 CAD Gebühr) auch nach der russischen Waffenrechtsvereinfachung (ja, das gibt es auch) keine Flinte oder Büchse legal in die Hände bekommen, muss man eben mit wirklich ständig griffbereit getragenem Messer oder einer Saufeder mit mindestens 20 cm Klingenlänge (nicht: Messerlänge) hantieren können, um im Ernstfall überleben zu können. Wenn (!) ein Bär plötzlich aus der Nähe angreift, muss man den sofort töten wollen und können. Stand up and fight!
                    Si vis pacem para bellum. Mit "man könnte mal..." darf man sich in Berlin als Eckensteher Nante bewerben, sollte jedoch eine Wildnis-Tour lieber vom Sofa aus im Fernsehen anschauen.
                    Die Klingenspitze sollte übrigens abgerundet sein, damit sich das Messer bzw. die Saufeder nicht knochengierig in den Rippen verfängt und dort stecken bleibt. Dieses Messer sollte auch nicht mit sinnlosen Holzarbeiten stumpf gemacht werden, sofort nutzbares Brennholz liegt immer genügend rum.
                    Ach ja. Bäume. Auf Bäume braucht man gar nicht versuchen zu klettern. Das schafft man in der Kleidung, die man dort anhat, sowieso kaum bis in eine nur eventuell ausreichende Höhe von 5 - 6 m. Einfach mal zu Hause versuchen. Mischa ist zudem ein ausgezeichneter Kletterer und folgt sofort und schnell seinem Fressen. Wenn er bequem ist, schüttelt er einfach sein Fressen vom Baum herunter.
                    In Sibirien mitunter wie mir selbst von freundlichen Einheimischen mehrfach angebotene Flinten oder Büchsen sollte man bei denen lassen. Sonst kann man dann eventuell nach Jahren ein Buch "Me and the FSB" (FSB = Federalnaja Slushba Besopadnosti, der russische Inlandsgeheimdienst) schreiben. Das reimt sich zwar auf Englisch, bis dahin muss man aber gegebenenfalls ein mückenverseuchtes Holzfäller-Arbeitslager überstanden haben.
                    Bei unserer Kajak-Tour auf dem sibirischen Jenissej 2013 hatte ich die freundlich-deutlichen Hinweise des am Ufer auftauchenden Wildhüters Shesterin zu Bären am Ufer meiner Lieben zu wörtlich übersetzt - die wollte dann nur noch in der Nähe einer noch so kleinen menschlichen Siedlung campieren.
                    Siedlungen sind aber auch kein Allheilmittel. Selbst in der 70.000-Einwohner-Stadt Prince George im kanadischen B.C. werden jährlich 26 - 70 Bären in der Stadt (nicht in den Vororten) geschossen und im alaskanischen Anchorage mit über 250.000 Einwohnern stromern Garbage-Bären durch die Stadt.
                    Nochmals zur Erinnerung: auch in oder auf Kamtschatka werden das Wetter, körperliche oder/und mentale Überanstrengung, Verstauchungen oder Elchkühe mit Kalb größere Risiken sein als ein vereinzelt auftauchender Bär - auch auf den man aber mental und mit geeigneter Ausrüstung vorbereitet sein. Wir haben wahrscheinliche alle Airbags in Mehrzahl im Auto - kaum einer wird die jedoch an sich in Aktion erlebt haben. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
                    Zuletzt geändert von reinergeorg; 18.12.2019, 08:57.

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                    • Pielinen
                      Fuchs
                      • 29.08.2009
                      • 1347
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: Umgang mit Bären

                      Bei all der aufkommenden Waffeneuphorie.
                      Ich kenne persönlich den Fall von einem Jäger, dem bei der Fahrt ins Revier, die dummerweise geladene Waffe umgekippt ist, er sich ins Bein geschossen hat, und verblutet ist, weil er auch noch im Funkloch war, oder nicht mehr in der Lage war die 112 zu wählen.

                      Da sterben wahrscheinlich auch in Alaska viel mehr Menschen dran.

                      Also lasst den Blödsinn mit der Schußwaffe...
                      Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                      • Vegareve
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 19.08.2009
                        • 14385
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                        #31
                        AW: Umgang mit Bären

                        Und den Blödsinn mit dem Messerkampf, wir sind nicht Brad Pitt in Legends of the fall .
                        Anekdotisch und oberflächlich Fälle erwähnen, hilft auch nicht. Die Treadwell-Geschichte wurde von Herzog in einem erschütterlichen Doku verarbeitet (mein Fazit: er hats echt drauf angelegt). Grizzlis und Braunbären verhalten sich auch relativ unterschiedlich.
                        "Niemand hört den Ruf des Meeres oder der Berge, nur derjenige, der dem Meer oder den Bergen wesensverwandt ist" (O. Chambers)

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                        • Katun
                          Fuchs
                          • 16.07.2013
                          • 1555
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: Umgang mit Bären

                          Hier noch ein paar Unfälle, tödlich oder nicht

                          Dazu gab es wohl 2019 einige Bären in der Stadt und hie und da einen Toten – weil sie keine Lachse fanden. Warum fanden sie keine Lachse – weil zu viel gewildert wird sagen manche.


                          Wenn du dann genug davon hast und völlig vorbereitet bist, könntest du noch
                          Grizzly Heart: Living Without Fear among the Brown Bears of Kamchatka zur Unterhaltung lesen. Aber Achtung: living, nicht camping!

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                          • Gast32020151
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                            • 05.07.2003
                            • 607
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                            #33
                            AW: Umgang mit Bären

                            Zitat von reinergeorg
                            Der international bekannte Tierfilmer Timothy Treadwell wurde im Oktober 2003 im alaskanischen Katmai NP zusammen mit seiner von ihm zu der ungefährlichen Tour überredeten Freundin von Bären gefressen.
                            Treadwell ist aber insofern ein schlechtes Beispiel, weil er sich den Bären ja quasi selbst zum Fraß vorgeworfen hat. Der hatte ja jeden Respekt und damit Abstand verloren. Für ihn waren Bären seine "Freunde". Der hat den gleichen Fehler gemacht, den man auch in diesem Forum immer wieder mal beobachten kann, nämlich ein wildes Tier zu vermenschlichen.

                            Zitat von Pielinen Beitrag anzeigen
                            Bei all der aufkommenden Waffeneuphorie.
                            [...]
                            Also lasst den Blödsinn mit der Schußwaffe...
                            Wenn Du hier wirklich das Thema "Schusswaffen" aufmachen willst, dann bitte mit etwas mehr Sachkenntnis und ohne Emotionen. Danke!

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                            • Pielinen
                              Fuchs
                              • 29.08.2009
                              • 1347
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                              #34
                              AW: Umgang mit Bären

                              Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                              ...Wenn Du hier wirklich das Thema "Schusswaffen" aufmachen willst, dann bitte mit etwas mehr Sachkenntnis und ohne Emotionen. Danke!
                              Ich merke schon, hier melden sich wieder die Waffenprofis und Bärenkenner!!!

                              Ich würde auch sagen: Bitte sachlich bleiben!
                              Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                              • Intihuitana
                                Fuchs
                                • 19.06.2014
                                • 2042
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                                #35
                                AW: Umgang mit Bären

                                An und für sich wäre eine Schusswaffe für den absoluten Notfall nicht schlecht.
                                Das Problem mit den Schusswaffen ist, dass man damit überhaupt mal die nötige Übung haben muss.
                                Und bei Bären muss man schon mit .308 aufwärts hantieren. Wer mit solch großen Kalibern noch nie geschossen hat, wird sich ziemlich unglücklich machen, bei dem vollen Adrenalinrausch in einem Bärennotfall.
                                Ich würde mir jetzt mit meiner gegenwärtigen Übung nicht zutrauen, gegen einen angreifenden Bären mit einer Schusswaffe zu gewinnen. Und ich durfte im Gegensatz zu den meisten anderen schon mal ins Großkaliberschießen hereinschnuppern.

                                Für Klingenwaffen gilt das umso mehr. Ich weiß da von was ich spreche.

                                Meiner Meinung nach ist das fahrlässig, unbedarften Leuten solche Dinge zu empfehlen, die über keinerlei Fähigkeiten und Ausbildung in dem Bereich verfügen und im Fall des Falles, alles nur noch schlimmer machen, weil sie einen Bären angeritzt haben.
                                Russian Roulette is not the same without a gun. - Lady Gaga

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                                • LihofDirk
                                  Freak

                                  Liebt das Forum
                                  • 15.02.2011
                                  • 13729
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                                  #36
                                  AW: Umgang mit Bären

                                  Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                  An und für sich wäre eine Schusswaffe für den absoluten Notfall nicht schlecht.
                                  Das Problem mit den Schusswaffen ist, dass man damit überhaupt mal die nötige Übung haben muss.
                                  Und bei Bären muss man schon mit .308 aufwärts hantieren. Wer mit solch großen Kalibern noch nie geschossen hat, wird sich ziemlich unglücklich machen, bei dem vollen Adrenalinrausch in einem Bärennotfall.
                                  Ich würde mir jetzt mit meiner gegenwärtigen Übung nicht zutrauen, gegen einen angreifenden Bären mit einer Schusswaffe zu gewinnen. Und ich durfte im Gegensatz zu den meisten anderen schon mal ins Großkaliberschießen hereinschnuppern.

                                  Für Klingenwaffen gilt das umso mehr. Ich weiß da von was ich spreche.

                                  Meiner Meinung nach ist das fahrlässig, unbedarften Leuten solche Dinge zu empfehlen, die über keinerlei Fähigkeiten und Ausbildung in dem Bereich verfügen und im Fall des Falles, alles nur noch schlimmer machen, weil sie einen Bären angeritzt haben.
                                  Vollste Zustimmung.
                                  Mit der Anmerkung, dass eine 0.308 (also die Nato 7,62*51) uns bei der Ausbildung in Kanada als völlig unzureichend gegen angreifende Bären benannt wurde, selbst aus automatischen Waffen. Es sei denn man trifft mit einem Schuss absolut tödlich (was in der Stresssituation eher unwahrscheinlich ist) und der Bär wird nicht von seinem Schwung auf einen drauf getragen. Mittel der Wahl sei das Bärenspray. Was wir dann im Gegensatz zur Waffe immer griffbereit am Mann hatten.

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                                  • TilmannG
                                    Fuchs
                                    • 29.10.2013
                                    • 1332
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                                    #37
                                    AW: Umgang mit Bären

                                    Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                    Treadwell ist aber insofern ein schlechtes Beispiel, weil er sich den Bären ja quasi selbst zum Fraß vorgeworfen hat. Der hatte ja jeden Respekt und damit Abstand verloren. Für ihn waren Bären seine "Freunde". Der hat den gleichen Fehler gemacht, den man auch in diesem Forum immer wieder mal beobachten kann, nämlich ein wildes Tier zu vermenschlichen.
                                    Den meinte ich. Er ist nicht der einzige, der Distanzen massiv unterschreitet. Deswegen wurde er gefressen. Nicht weil ein Bär Hunger hatte. Aber m.W. ist er der einzige Tote Natrurfilmer.
                                    Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                    ...Wenn du Naturfilme anschaust (irgendwoher wird deine Faszination für diese Tiere ja kommen) wirst du feststellen, dass sich kein Filmemacher an diese Lehrbuchmeinungen hält. Warst du bei denen auch schon vorstellig? In den letzten 10 Jahren wurde einem Naturfilmer sein Drang, den Bären die Kamera zwischen die Zähne zu halten, zum Verhängnis. Er hat mit seinem Leben gezahlt, nicht der Bär.
                                    Zitat von BigKahuna Beitrag anzeigen
                                    Wenn Du hier wirklich das Thema "Schusswaffen" aufmachen willst, dann bitte mit etwas mehr Sachkenntnis und ohne Emotionen. Danke!
                                    Er will das Thema ja eher zu machen..
                                    Zuletzt geändert von TilmannG; 18.12.2019, 10:33.
                                    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                    • Gast32020151
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                                      #38
                                      AW: Umgang mit Bären

                                      Zitat von LihofDirk Beitrag anzeigen
                                      eine 0.308 (also die Nato 7,62*51)
                                      Exkurs: Beide Kaliber lassen sich meist aus den selben Waffen verschießen, sie sind aber technisch unterschiedlich spezifiziert und somit nicht identisch! Die zivile Munition ist meist deutlich fragiler aufgebaut. Das bedeutet, dass es bei einer Verwendung in selbstladenden Militärwaffen zu Störungen kommen kann, z.B. durch Ausriss des Hülsenbodens.

                                      Zitat von LihofDirk Beitrag anzeigen
                                      Mittel der Wahl sei das Bärenspray. Was wir dann im Gegensatz zur Waffe immer griffbereit am Mann hatten.
                                      In Nordamerika richtig. Mir sei aber der Hinweis erlaubt, dass das nordamerikanische Bärenspray in einigen Ländern als verbotene Waffe gilt. Wenn ich mich recht entsinne z.B. Norwegen (und damit auch Spitzbergen). In Grönland und der Mongolei könnte es sich ähnlich verhalten, aber da bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Grundsätzlich sollte man also vorher prüfen, ob Bärenspray im möglichen Einsatzgebiet überhaupt in Frage kommt.

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                                      • danobaja
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                                        • 27.02.2016
                                        • 3287
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                                        #39
                                        AW: Umgang mit Bären

                                        Zitat von Intihuitana Beitrag anzeigen
                                        An und für sich wäre eine Schusswaffe für den absoluten Notfall nicht schlecht.
                                        Das Problem mit den Schusswaffen ist, dass man damit überhaupt mal die nötige Übung haben muss.
                                        Und bei Bären muss man schon mit .308 aufwärts hantieren. Wer mit solch großen Kalibern noch nie geschossen hat, wird sich ziemlich unglücklich machen, bei dem vollen Adrenalinrausch in einem Bärennotfall.
                                        Ich würde mir jetzt mit meiner gegenwärtigen Übung nicht zutrauen, gegen einen angreifenden Bären mit einer Schusswaffe zu gewinnen. Und ich durfte im Gegensatz zu den meisten anderen schon mal ins Großkaliberschießen hereinschnuppern.

                                        Für Klingenwaffen gilt das umso mehr. Ich weiß da von was ich spreche.

                                        Meiner Meinung nach ist das fahrlässig, unbedarften Leuten solche Dinge zu empfehlen, die über keinerlei Fähigkeiten und Ausbildung in dem Bereich verfügen und im Fall des Falles, alles nur noch schlimmer machen, weil sie einen Bären angeritzt haben.
                                        WORD! aber 100%ig!

                                        sniper sein ist easy, das beweisen unsre jäger jeden tag vielfach. aber wenns mal in den nahkampf geht ist das eine andere geschichte. da hat das gegenüber nämlich auch was mitzureden!

                                        ...obwohl, hat nicht winnetou auch den bären mit seinem taschenmesser....?
                                        danobaja
                                        __________________
                                        resist much, obey little!

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                                        • Gast32020151
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                                          #40
                                          AW: Umgang mit Bären

                                          Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                          Den meinte ich. Er ist nicht der einzige, der Distanzen massiv unterschreitet. Deswegen wurde er gefressen. Nicht weil ein Bär Hunger hatte. Aber m.W. ist er der einzige Tote Natrurfilmer.
                                          Wobei einem beim Bittner auch anders werden kann

                                          Edit: Ab 13:05 wird auch auf Treadwell eingegangen.

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