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Ibiza – Auf der Suche nach dem Küstenweg
Vorweg
Wandern auf Ibiza? Da erntet man meist Verwunderung und Kopfschütteln.
Kann man da wandern? Sehr gut sogar!
Ibizas „Wanderpapst“ Hans Losse hat mehrere Wanderführer für die Insel geschrieben und auf der Seite der Initiative der Weit- und Fernwanderer 2011 sogar einen kompletten Küstenrundweg beschrieben (mit zugehörigem GPS-Track).
Der Inselrat war anfangs von der Idee begeistert, einen neuen „Gran recorrido (GR)“ zu konstruieren, getan hat sich aber leider nichts. So ist der Weg weiterhin nicht markiert, viele Pfade wachsen zu, werden durch Waldbrände unbegehbar oder in Privateigentum umgewandelt.
Unser Forumsmitglied anthe ist den Küstenweg im Frühjahr 2017 nach Hans‘ Beschreibung vollständig gewandert und hat seine Erfahrungen hier abgelegt. Ich war angefixt.
Sowohl mit Hans als auch mit anthe nahm ich Kontakt auf, und beide gaben mir gute Tipps.
Für die Navigation benutzte ich meine neue Lieblings-App „komoot“, was sehr gut funktionierte. Komoot arbeitet auf der Basis von OSM-Karten, die für Ibiza ganz ok sind. Die dort eingezeichneten Wanderwege sind nach meiner Erfahrung zu 95% vorhanden und begehbar. Der Küstenweg verläuft aber auch über Abschnitte, in denen keine Wege in OSM verzeichnet sind. Komoot nennt das „off-grid“-Abschnitte. Dort wurde es immer besonders spannend…
Es gibt auch einen Rother Wanderführer für Ibiza, der teilweise ganz hilfreich ist.
Wie immer war ich ohne Zelt unterwegs und hatte alle Unterkünfte vorab gebucht. Das war organisatorisch nicht ganz einfach, aber möglich.
Die komplette Umrundung konnte ich leider aus Zeitgründen nicht machen, aber so habe ich wenigstens einen Grund, nochmal zu kommen.
Hans hat den Weg in 24 Etappen aufgeteilt. In meinem Bericht nenne ich die Etappennummern am Anfang jedes Tages.
Entfernungen und Höhenmeter habe ich von komoot übernommen. Die Höhenmeter muss man mit Vorsicht genießen. Komoot sagt selbst, dass sie mit der Berechnung noch Probleme haben. Besonders am ersten Tag waren es gefühlt dreimal so viele Höhenmeter.
Tag 1 – 3.10.2019: Flughafen – Cap des Falcó – Eivissa
24,2 km ↑ 210 m ↓ 170 m
Etappen 20, 21, 22
Der Anfang ist ätzend. Das war klar.
Einerseits ist es toll, dass man direkt vom Flughafen loslaufen kann, andererseits muss man das riesige Gelände erst mal hinter sich bringen.
Und so finde ich mich morgens um kurz vor acht auf einer vielbefahrenen Straße wieder, links der Stacheldrahtzaun des Flughafengeländes, rechts der hohe Maschendrahtzaun einer „Restricted Area“.
Nach 600 Metern biege ich in eine Nebenstraße, der Verkehr wird schon weniger. Nochmal 1,5 Kilometer und ich tauche in ein kleines Wäldchen ein, in dem die aufgehende Sonne eine zauberhafte Morgenstimmung erzeugt.
Nur wenige Minuten später erreiche ich das Meer und damit den Küstenweg.
Doch wo ist der Weg? Es gibt nur Steine, manche so groß wie Fußbälle. Gar nicht so einfach, hier zu laufen. Direkt am Flughafenzaun geht es noch ganz gut, doch sobald dieser endet, muss man vorsichtig balancieren.
An den Flughafen schließt sich das Naturschutzgebiet der Salinen an, ein Paradies für Vogelfreunde. Ich sehe sogar Flamingos.
Kurz darauf muss ich einen Entwässerungsgraben todesmutig auf einer Art Eisenbahnschwelle überqueren.
Nach einem Restaurant markiert ein einzelnes Steinmännchen den Beginn des ersten buchstäblichen Höhepunkts: das Cap des Falcó, mehrere etwa 120m hohe Hügel. Die Besteigung der Hügel ist auch eine schwarze Rother Tour, von daher habe ich etwas Respekt. Aber ich probiere es. Wenn es zu schlimm wird, kann ich die nördliche Umgehung nutzen.
einsames Steinmännchen
Blick zurück
...und nach vorn
Auf einem schmalen Pfad kämpfe ich mich auf den ersten Gipfel, den Puig Falcó. Sehr steil, aber machbar. Von da oben habe ich einen weiten Ausblick, sogar die magische Felseninsel Es Vedra ist zu sehen.
In der Mitte hinten spitzt Es Vedra hervor
Danach muss man aufpassen, um im Pfadgewirr den Richtigen zu finden.
Immer wieder komme ich an die fast senkrechte Abbruchkante, quäle mich steil hinunter und wieder hoch.
Kurz vor dem letzten Gipfel schwenkt der Weg ins Landesinnere in das Reich der berüchtigten Ibiza-Spinne. Diese versperrt mit ihren Netzen gern mal den ganzen Weg. Manche Fäden sind über drei Meter lang. Sie selbst sitzt in der Mitte und lauert auf Beute.
Ibiza-Spinne im Netz
Anfangs finde ich das ganz lustig aber nachdem ich das zehnte Netz mühsam umgangen habe, nervt es doch etwas. Ich will ja auch die aufwändige Arbeit nicht zerstören.
Schließlich erreiche ich die von Felsen eingerahmte Bucht Sa Olla. Sie ist nur zu Fuß erreichbar und dementsprechend menschenleer. Ein perfekter Ort für meine erste Rast. Danach werde ich übrigens auf der ganzen Insel keine Spinnen mehr sehen.
Kurz vor Sa Canal
Weiter geht es auf schmalem Pfad eben bis Sa Canal, wo ich die ersten Menschen nach dem Flughafen treffe. Sogar sehr viele davon, denn hier ist ein Strand mit großem Parkplatz.
Ich lasse ihn rechts liegen und komme in ein schattiges Kiefernwäldchen. Ein angenehmer Weg lässt schließlich die Bäume hinter sich und bringt mich zum „Torre des Ses Portes“.
Auf dem Weg zum Torre des Ses Portes
Torre de Ses Portes
Das müsste der südlichste Punkt Ibizas sein, auf jeden Fall ist es der südlichste Punkt des Küstenwegs.
Im Schatten des Turmes mache ich die nächste Pause, bevor es unter praller Sonne am Meer entlang nach Norden geht. Mittlerweile ist es sehr heiß geworden.
Ich erreiche die Strandbar Chiringay. Hier kann man nackte Männer betrachten.
Der GPS-Track führt nun weiter am FKK-Strand entlang. Ich nehme lieber den Parallelweg hinter dem Dünengürtel. Auch der ist teilweise sehr sandig, dafür aber ruhig und schattig. Ich komme auch wieder an Salinen mit Flamingos vorbei.
In Es Cavallet treffe ich wieder auf den GPS-Track, der mich an einer Bar vorbei und entlang einer Mauer führt, die am Meer endet. Der Track zeigt nun über die Mauer. Auch auf der OSM-Karte ist ein Weg verzeichnet, aber ich kann keinen erkennen. Ich laufe ein paar Mal zwischen Meer und Bar hin und her, finde nichts.
Schließlich frage ich den Kellner der Bar, der mich schon interessiert beobachtet hat.
„Ja, hinter der Mauer ist ein Pfad“, meint er, „nicht immer als solcher erkennbar. Man muss sich am Meer orientieren.“
Der Weg sei nicht einfach, man solle mindestens 2 Liter Wasser dabei haben.
Ich muss ziemlich ungläubig geguckt haben, denn er macht mir vor, wie ich über die Mauer steigen soll.
Da läuft ein dunkelbraun gebrannter Mann vorbei, bekleidet nur mit kurzer Hose und Badeschlappen. Er steigt vorne am Meer über die Mauer und verschwindet aus meinem Blickfeld. An dem kann ich mich doch orientieren, also hinterher.
Tatsächlich finde ich hinter der Mauer eine Wegspur und kann dem Mann folgen. Ich laufe etwa 200 Meter, da sagt mir komoot: „Du hast die Tour verlassen“. Ich schaue auf die Karte. Mist, der GPS-Track verläuft etwa hundert Meter nordwestlich von mir. Auch der Badeschlappenmann bleibt stehen und schaut in alle Richtungen.
Auf direktem Weg kann ich den Track nicht erreichen, ich muss fast ganz zurück zur Mauer. Hinter einem Gebüsch finde ich wieder einen Weg, der ganz gut aussieht. Ich versuche ihm zu folgen, aber nur kurz danach bin wieder davon abgekommen. Durch dichtes Gestrüpp kämpfe ich mich zurück, um mich gleich darauf wieder zu verlaufen. Das nervt, zudem geht es dauernd hoch und runter. Den Rat mit den 2 Litern Wasser habe ich auch nicht ernst genommen. Ich habe nur noch einen halben.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als permanent das Smartphone in der Hand zu halten, damit ich halbwegs auf dem Track bleibe.
Eine ganz seltene Markierung
Nach einer dreiviertel Stunde sehe ich den Badeschlappenmann wieder vor mir. Anscheinend hat er doch noch eine tiefer gelegene Route gefunden.
Die Wegführung wird jetzt etwas klarer, bleibt aber anstrengend und es zieht sich ohne Ende. Der Weg ist eigentlich wunderschön. Wäre er markiert und etwas freigeschnitten, könnte man ihn auch genießen.
Torre sa Sal Rossa
Völlig erschöpft gelange ich endlich zum nächsten Wehrturm, dem Torre sa Sal Rossa. Jetzt ist es mit der Einsamkeit vorbei, es beginnt das bebaute Gebiet der Inselhauptstadt. Der Track führt über den langen Strand. Die erste Bar wird meine sein!
Vor Eivissa
Von Weitem wummern mir die Bässe entgehen. Es gibt mehrere Strandbars, aber eine lauter als die andere. Auch wenn ich am Verdursten bin, diesen Krach halte ich nicht aus.
Im Sand ist das Laufen schwierig, deshalb wechsle ich in eine Parallelstraße und finde endlich, endlich eine etwas ruhigere Bar.
Aaaah, noch nie war ein Bier so gut!
Dann bleibe ich lange mit geschlossenen Augen regungslos sitzen, ich bin völlig ausgepowert.
Die Straße draußen ist voll von oberkörperfreien Touristen. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich ohne Tattoo auf die Insel gelassen wurde.
Die letzten 2,5 Kilometer in die Innenstadt zu meinem Hotel schaffe ich nun auch noch.
Am Abend gönne ich mir eine große Pizza mit Meerblick an der Strandpromenade, und das Leben ist wieder schön.
Vorweg
Wandern auf Ibiza? Da erntet man meist Verwunderung und Kopfschütteln.
Kann man da wandern? Sehr gut sogar!
Ibizas „Wanderpapst“ Hans Losse hat mehrere Wanderführer für die Insel geschrieben und auf der Seite der Initiative der Weit- und Fernwanderer 2011 sogar einen kompletten Küstenrundweg beschrieben (mit zugehörigem GPS-Track).
Der Inselrat war anfangs von der Idee begeistert, einen neuen „Gran recorrido (GR)“ zu konstruieren, getan hat sich aber leider nichts. So ist der Weg weiterhin nicht markiert, viele Pfade wachsen zu, werden durch Waldbrände unbegehbar oder in Privateigentum umgewandelt.
Unser Forumsmitglied anthe ist den Küstenweg im Frühjahr 2017 nach Hans‘ Beschreibung vollständig gewandert und hat seine Erfahrungen hier abgelegt. Ich war angefixt.
Sowohl mit Hans als auch mit anthe nahm ich Kontakt auf, und beide gaben mir gute Tipps.
Für die Navigation benutzte ich meine neue Lieblings-App „komoot“, was sehr gut funktionierte. Komoot arbeitet auf der Basis von OSM-Karten, die für Ibiza ganz ok sind. Die dort eingezeichneten Wanderwege sind nach meiner Erfahrung zu 95% vorhanden und begehbar. Der Küstenweg verläuft aber auch über Abschnitte, in denen keine Wege in OSM verzeichnet sind. Komoot nennt das „off-grid“-Abschnitte. Dort wurde es immer besonders spannend…
Es gibt auch einen Rother Wanderführer für Ibiza, der teilweise ganz hilfreich ist.
Wie immer war ich ohne Zelt unterwegs und hatte alle Unterkünfte vorab gebucht. Das war organisatorisch nicht ganz einfach, aber möglich.
Die komplette Umrundung konnte ich leider aus Zeitgründen nicht machen, aber so habe ich wenigstens einen Grund, nochmal zu kommen.
Hans hat den Weg in 24 Etappen aufgeteilt. In meinem Bericht nenne ich die Etappennummern am Anfang jedes Tages.
Entfernungen und Höhenmeter habe ich von komoot übernommen. Die Höhenmeter muss man mit Vorsicht genießen. Komoot sagt selbst, dass sie mit der Berechnung noch Probleme haben. Besonders am ersten Tag waren es gefühlt dreimal so viele Höhenmeter.
Tag 1 – 3.10.2019: Flughafen – Cap des Falcó – Eivissa
24,2 km ↑ 210 m ↓ 170 m
Etappen 20, 21, 22
Der Anfang ist ätzend. Das war klar.
Einerseits ist es toll, dass man direkt vom Flughafen loslaufen kann, andererseits muss man das riesige Gelände erst mal hinter sich bringen.
Und so finde ich mich morgens um kurz vor acht auf einer vielbefahrenen Straße wieder, links der Stacheldrahtzaun des Flughafengeländes, rechts der hohe Maschendrahtzaun einer „Restricted Area“.
Nach 600 Metern biege ich in eine Nebenstraße, der Verkehr wird schon weniger. Nochmal 1,5 Kilometer und ich tauche in ein kleines Wäldchen ein, in dem die aufgehende Sonne eine zauberhafte Morgenstimmung erzeugt.
Nur wenige Minuten später erreiche ich das Meer und damit den Küstenweg.
Doch wo ist der Weg? Es gibt nur Steine, manche so groß wie Fußbälle. Gar nicht so einfach, hier zu laufen. Direkt am Flughafenzaun geht es noch ganz gut, doch sobald dieser endet, muss man vorsichtig balancieren.
An den Flughafen schließt sich das Naturschutzgebiet der Salinen an, ein Paradies für Vogelfreunde. Ich sehe sogar Flamingos.
Kurz darauf muss ich einen Entwässerungsgraben todesmutig auf einer Art Eisenbahnschwelle überqueren.
Nach einem Restaurant markiert ein einzelnes Steinmännchen den Beginn des ersten buchstäblichen Höhepunkts: das Cap des Falcó, mehrere etwa 120m hohe Hügel. Die Besteigung der Hügel ist auch eine schwarze Rother Tour, von daher habe ich etwas Respekt. Aber ich probiere es. Wenn es zu schlimm wird, kann ich die nördliche Umgehung nutzen.
einsames Steinmännchen
Blick zurück
...und nach vorn
Auf einem schmalen Pfad kämpfe ich mich auf den ersten Gipfel, den Puig Falcó. Sehr steil, aber machbar. Von da oben habe ich einen weiten Ausblick, sogar die magische Felseninsel Es Vedra ist zu sehen.
In der Mitte hinten spitzt Es Vedra hervor
Danach muss man aufpassen, um im Pfadgewirr den Richtigen zu finden.
Immer wieder komme ich an die fast senkrechte Abbruchkante, quäle mich steil hinunter und wieder hoch.
Kurz vor dem letzten Gipfel schwenkt der Weg ins Landesinnere in das Reich der berüchtigten Ibiza-Spinne. Diese versperrt mit ihren Netzen gern mal den ganzen Weg. Manche Fäden sind über drei Meter lang. Sie selbst sitzt in der Mitte und lauert auf Beute.
Ibiza-Spinne im Netz
Anfangs finde ich das ganz lustig aber nachdem ich das zehnte Netz mühsam umgangen habe, nervt es doch etwas. Ich will ja auch die aufwändige Arbeit nicht zerstören.
Schließlich erreiche ich die von Felsen eingerahmte Bucht Sa Olla. Sie ist nur zu Fuß erreichbar und dementsprechend menschenleer. Ein perfekter Ort für meine erste Rast. Danach werde ich übrigens auf der ganzen Insel keine Spinnen mehr sehen.
Kurz vor Sa Canal
Weiter geht es auf schmalem Pfad eben bis Sa Canal, wo ich die ersten Menschen nach dem Flughafen treffe. Sogar sehr viele davon, denn hier ist ein Strand mit großem Parkplatz.
Ich lasse ihn rechts liegen und komme in ein schattiges Kiefernwäldchen. Ein angenehmer Weg lässt schließlich die Bäume hinter sich und bringt mich zum „Torre des Ses Portes“.
Auf dem Weg zum Torre des Ses Portes
Torre de Ses Portes
Das müsste der südlichste Punkt Ibizas sein, auf jeden Fall ist es der südlichste Punkt des Küstenwegs.
Im Schatten des Turmes mache ich die nächste Pause, bevor es unter praller Sonne am Meer entlang nach Norden geht. Mittlerweile ist es sehr heiß geworden.
Ich erreiche die Strandbar Chiringay. Hier kann man nackte Männer betrachten.
Der GPS-Track führt nun weiter am FKK-Strand entlang. Ich nehme lieber den Parallelweg hinter dem Dünengürtel. Auch der ist teilweise sehr sandig, dafür aber ruhig und schattig. Ich komme auch wieder an Salinen mit Flamingos vorbei.
In Es Cavallet treffe ich wieder auf den GPS-Track, der mich an einer Bar vorbei und entlang einer Mauer führt, die am Meer endet. Der Track zeigt nun über die Mauer. Auch auf der OSM-Karte ist ein Weg verzeichnet, aber ich kann keinen erkennen. Ich laufe ein paar Mal zwischen Meer und Bar hin und her, finde nichts.
Schließlich frage ich den Kellner der Bar, der mich schon interessiert beobachtet hat.
„Ja, hinter der Mauer ist ein Pfad“, meint er, „nicht immer als solcher erkennbar. Man muss sich am Meer orientieren.“
Der Weg sei nicht einfach, man solle mindestens 2 Liter Wasser dabei haben.
Ich muss ziemlich ungläubig geguckt haben, denn er macht mir vor, wie ich über die Mauer steigen soll.
Da läuft ein dunkelbraun gebrannter Mann vorbei, bekleidet nur mit kurzer Hose und Badeschlappen. Er steigt vorne am Meer über die Mauer und verschwindet aus meinem Blickfeld. An dem kann ich mich doch orientieren, also hinterher.
Tatsächlich finde ich hinter der Mauer eine Wegspur und kann dem Mann folgen. Ich laufe etwa 200 Meter, da sagt mir komoot: „Du hast die Tour verlassen“. Ich schaue auf die Karte. Mist, der GPS-Track verläuft etwa hundert Meter nordwestlich von mir. Auch der Badeschlappenmann bleibt stehen und schaut in alle Richtungen.
Auf direktem Weg kann ich den Track nicht erreichen, ich muss fast ganz zurück zur Mauer. Hinter einem Gebüsch finde ich wieder einen Weg, der ganz gut aussieht. Ich versuche ihm zu folgen, aber nur kurz danach bin wieder davon abgekommen. Durch dichtes Gestrüpp kämpfe ich mich zurück, um mich gleich darauf wieder zu verlaufen. Das nervt, zudem geht es dauernd hoch und runter. Den Rat mit den 2 Litern Wasser habe ich auch nicht ernst genommen. Ich habe nur noch einen halben.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als permanent das Smartphone in der Hand zu halten, damit ich halbwegs auf dem Track bleibe.
Eine ganz seltene Markierung
Nach einer dreiviertel Stunde sehe ich den Badeschlappenmann wieder vor mir. Anscheinend hat er doch noch eine tiefer gelegene Route gefunden.
Die Wegführung wird jetzt etwas klarer, bleibt aber anstrengend und es zieht sich ohne Ende. Der Weg ist eigentlich wunderschön. Wäre er markiert und etwas freigeschnitten, könnte man ihn auch genießen.
Torre sa Sal Rossa
Völlig erschöpft gelange ich endlich zum nächsten Wehrturm, dem Torre sa Sal Rossa. Jetzt ist es mit der Einsamkeit vorbei, es beginnt das bebaute Gebiet der Inselhauptstadt. Der Track führt über den langen Strand. Die erste Bar wird meine sein!
Vor Eivissa
Von Weitem wummern mir die Bässe entgehen. Es gibt mehrere Strandbars, aber eine lauter als die andere. Auch wenn ich am Verdursten bin, diesen Krach halte ich nicht aus.
Im Sand ist das Laufen schwierig, deshalb wechsle ich in eine Parallelstraße und finde endlich, endlich eine etwas ruhigere Bar.
Aaaah, noch nie war ein Bier so gut!
Dann bleibe ich lange mit geschlossenen Augen regungslos sitzen, ich bin völlig ausgepowert.
Die Straße draußen ist voll von oberkörperfreien Touristen. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich ohne Tattoo auf die Insel gelassen wurde.
Die letzten 2,5 Kilometer in die Innenstadt zu meinem Hotel schaffe ich nun auch noch.
Am Abend gönne ich mir eine große Pizza mit Meerblick an der Strandpromenade, und das Leben ist wieder schön.
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