[KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

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  • slarti
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    • 08.01.2011
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    [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

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    Mitreisende
    Kirgisien: Terskej Alatau Traverse (eigene alpine Variante)

    KMZ-Datei grobe Route: [KG]_Terskej-Alatau-Traverse_(alpin)_08-19.kmz

    Im August 2019 war ich für drei Wochen in Kirgisien unterwegs und konnte zwei Trekkingtouren unternehmen (der zweite Tourenbericht im Ala-Archa Nationalpark erfolgt separat). Die Terskej-Alatau-Traverse ist eine bekannte Route im Osten Kirgisiens, benannt nach dem Gebirgszug südlich des Issyk-Kul-Sees im Tian Shan Gebirge.

    Ich hatte sehr kurzfristig Urlaub bekommen und somit keine ausgefeilten Pläne. Die übliche Anreise nach Bischkek erfolgt via Moskau (Aeroflot), Istanbul (Turkish) oder - wie bei mir - Dubai (Emirates). Der Vollständigkeit halber bei Greta-Shaming: Es ist auch möglich in gut 4 Tagen mit der Bahn (Bahnhofswechsel in Moskau) nach Almaty/Kasachstan zu reisen (bessere Anbindung als Bischkek).


    Abflug in Hamburg



    Um meine Zeit optimal zu nutzen bin ich direkt nach der Arbeit am Freitagabend, 2.8. abgeflogen und am Sonntag, 24.8. zurückgekommen. Am Manas-Flughafen bin ich schnurstracks zur Maschrutka (Sammeltaxi) marschiert, ohne die zahlreichen Taxifahrer auch nur eines Blickes zu würdigen. Im schwülheißen Bischkek bin ich erstmal direkt zum Hostel im Zentrum am Tsum-Center gelaufen und konnte gerade noch so vor Ladenschluss zwei Gaskartuschen im Red Fox erwerben. Danach bin ich noch etwas über den Osch-Basar geschlendert.




    Osch-Basar in Bischkek

    Früh am nächsten Morgen bin ich zum Bahnhof gelaufen. Man kommt zwar ohne Probleme mit der Marschrutka in 5-6 Stunden nach Karakol, aber ich wollte unbedingt einen Zwischenstopp am riesigen Issyk-Kul-See einlegen und außerdem mit der kirgisischen Eisenbahn fahren.


    Bahnhof Bischkek (von deutschen Kriegsgefangenen errichtet)


    Michail Wassiljewitsch Frunse (Revolutionär und Weggefährte Lenins - Namensgeber der Stadt Bischkek bis 1991)

    Im holprigen Russisch gelang es mir eine Fahrkarte ins 180 km entfernte Balykschy zu erwerben (für unglaubliche 69 Som = 0,90€). Die Fahrt im offenen Liegewagen ("Platzkart") war gemächlich und führte durch die Steppe unweit der kasachischen Grenze entlang, später eine schluchtiges Tal hinauf zur Endstation am See. Als ehemaliger ostdeutscher Schüler "musste" ich Tschingis Aitmatows 'Djamila' lesen und erinnerte mich nun an die passende seitenlange Landschaftsbeschreibung.








    Ankunft in Balykschy (russ.: Rybatschje)



    Im Zug waren auch zwei junge Damen mit Reiserädern, mit denen ich mich nett unterhielt. Der einen konnte ich ihre topografische Karte abkaufen. Es war genau die, die ich aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit nicht mehr in Deutschland bekommen konnte (ich wollte eigentlich in Karakol herumsuchen). Manchmal bietet eine Reise eben angenehme Zufälle.





    Rybatschye ist eine unansehnliche Industriestadt und auch der Badestrand ist nicht der tollste, aber ich ließ es mir nicht entgehen einmal kurz ins (angenehme) Wasser zu springen. Der auf 1609m liegende Issyk-Kul ist beinahe zwölfmal so groß wie der Bodensee und ganz leicht salzhaltig. Sein Ablauf erreicht nie das Meer (wie fast alle Gewässer Kirgisiens), sondern versickert in der kasachischen Steppe.


    Mit der Marschrutka nach Karakol

    Ich wollte aber nicht lange bleiben, sondern am gleichen Tag noch Karakol erreichen und stellte mich an die Hauptstraße. Die Marschrutkas waren leider alle schon voll, sodass ich bis Tscholpon-Ata mit dem Taxi gefahren bin und dort dann eine Marschrutka nach Karakol gefunden habe. Als Zeitvertreib diente mir eine ausgedehnte Google-Übersetzer-Unterhaltung mit meinem Sitznachbarn. Der Marschrutkafahrer fand meine Trekkingpläne so toll, dass er mir spontan bei Ankunft 100 Som in die Hand drückte. Meine peinlich berührten Ablehnungsversuche nahm er nicht an.


    Karakol

    Karakol ist wie alle kirgisischen Orte eine sowjetische Reißbrettstadt. Wie fast überall in der ehemaligen UdSSR gibt es hier einen Siegespark. Außerdem eine hölzerne Moschee und eine orthodoxe Kirche. Das war's dann aber auch schon. An der Bergkette hingen ziemlich dunkle Gewitterwolken und so lief ich noch bis zum Parkeingang (im Nachhinein betrachtet würde ich das nächste Mal mir ein Taxi nehmen).


    Güldener Lenin weist mir den Weg


    Park Pobedy (Siegespark)


    Ich werde kilometerlang von dieser gefährlichen Straßengang begleitet

    Im Halbdunkel schlug ich irgendwo am Ortsrand mein Zelt auf. Ein bisschen genervt vom erstaunlich starken Straßenverkehr im Karakoltal (Zufahrt zum Karakol Nationalpark) ging ich spontan eine östlicher gelegene Route am Kaschkasu-Fluss. Gemächlich ging es durch Weidelandschaft und Wälder auf ein ebenes Hochtal.















    Nach einer erholsamen Nacht auf etwa 3200m ging es über drei Pässe, wobei beim zweiten nicht klar war, ob es machbar war. Alternative wäre ein langer Umweg und der Verlust vieler Höhenmeter gewesen. Hauptgrund für die ungewöhnliche Route war die Umgehung des Karakol-Haupttals mit der dort verlaufenden Straße. Der erste Pass war problemlos und mit einer Steinpyramide gekennzeichnet.




    Der erste Pass (3550m).




    Der zweite Pass (ich bin links hochgestiegen)








    Mittlerweile zog von der Ferne wieder ein Gewitter heran

    Nach dem gelungenen Abstieg stieß ich wieder auf den Hauptweg der Traverse bzw. die Kurztour zum Bergsee Ala-Kul. Am Hauptweg gibt es im Sommer eingerichtete Camps (an denen man auch campieren sollte wenn man die Standardtraverse macht). Ich wartete dort das Gewitter ab und wollte eigentlich auch schon campen, bin dann aber doch noch los über den letzten Pass zum grandiosen Ala-Kul See. Mit ganz müden Beinen aber in Traumlage am See schlug ich zum Sonnenuntergang mein Zelt auf.


    Ala-Kul




    Abends am Ala-Kul

    Fortsetzung folgt...
    Zuletzt geändert von slarti; 30.11.2019, 05:55.

  • TilmannG
    Fuchs
    • 29.10.2013
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    #2
    AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

    ...super schön - werde gespannt weiter dabei sein!
    Grüße von Tilmann
    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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    • berniehh
      Fuchs
      • 31.01.2011
      • 2402
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      #3
      AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

      schön daß dein Bericht jetzt endlich losgeht
      Eine sehr spektakuläre Gegend ist das und eine coole Route bist du gegangen
      www.trekking.magix.net

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      • codenascher

        Alter Hase
        • 30.06.2009
        • 4957
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        #4
        AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

        Schließe mich an! Super geil da

        Vllt wirst du ja noch etwas ausführlicher, nach deiner Einleitung lesen sich die ersten Tage doch sehr schnell weg...

        Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

        meine Weltkarte

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        • Pfiffie
          Fuchs
          • 10.10.2017
          • 2024
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          #5
          AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

          Große Klasse, beim ersten Pass dachte ich es sind die Alpen, wie sich das manchmal so ähnelt


          "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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          • Meer Berge
            Fuchs
            • 10.07.2008
            • 2381
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            #6
            AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

            Sehr interessant!

            Bin dabei!

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            • Ljungdalen
              Alter Hase
              • 28.08.2017
              • 2700
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              #7
              AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

              Sehr interessant, danke.

              Freunde von mir waren im Juni in der Gegend auf zwei kürzeren, weniger alpinen Touren: erst weiter westlich vom Barskoon-Tal über den Dungurome-Pass, und dann weiter östlich eine Runde bei Dschyrgalan (aka, in englischer Transkription, "Jyrgalan").

              Scheint ja mittlerweile auch bei "Westlern" recht beliebt... bei bspw. Russen naheliegenderweise "schon immer".

              Kleine Anmerkung:
              Zitat von slarti Beitrag anzeigen
              Der auf 1609m liegende Issyk-Kul ist beinahe zwölfmal so groß wie der Bodensee und ganz leicht salzhaltig. Sein Ablauf erreicht nie das Meer (wie fast alle Gewässer Kirgisiens), sondern versickert in der kasachischen Steppe.
              Der See hat gar keinen Abfluss. Zum Fluss Tschu (aka Tschüi bzw. in Kasachstan Schu), der bei Balyktschy nur wenige Kilometer vom Westende des Sees entfernt vorbeifließt, besteht keine Verbindung. Und bis das in den 1950ern unterbunden wurde, floss im Gegenteil bei Hochwasser etwas vom Fluss IN den See. Der Fluss versickert dann aber tatsächlich in der Steppe. Wo soll er auch sonst hin?

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              • evernorth
                Fuchs
                • 22.08.2010
                • 1824
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                #8
                AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                Klasse - Tour! Ich bin gespannt, wie es weiter geht - dabei!
                My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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                • Shades
                  Dauerbesucher
                  • 21.08.2015
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                  #9
                  AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                  Dito. Slarti Berichte sind immer interessant. (Vielen Dank an dieser Stelle auch für die Svartisenroute, die wir dieses Jahr auch einmal ausprobieren durften.)

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                  • slarti
                    Erfahren
                    • 08.01.2011
                    • 121
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse




                    Ala-Kul

                    Heute ging es endlich abseits ausgetretener Pfade. Die meisten (Kurz-) Besucher der Karakol-Region lassen sich mit dem Taxi das Haupttal hochfahren, gehen hinauf zum Ala-Kul See, machen ihre Instagram-Story und steigen ins Aksu-Tal wieder ab (wo bereits die Taxifahrer auf Kundschaft warten). Der Pass Takyrtor sah von der Ferne etwas schwierig und teilweise vergletschert aus, war aber am Ende dann doch ganz gut machbar.


                    Der Pass Takyrtor (Bildmitte)






                    Takyrtor (ca. 4020m)


                    Blick zurück zum Ala-Kul


                    Abstieg ins Takyrtor-Tal

                    Auch der Abstieg war unproblematisch, teils gab es erkennbare Pfade. Es ging über unbeweidete Hochwiesen (eine echte Seltenheit in Kirgisien) über 1000m runter ins Intor-Tal. Allerdings erhöhten große Geröllhalden und steile verwachsene Hänge den Schwierigkeitsgrad erheblich, was wohl auch der Grund sein könnte, warum keine Weidetiere den Weg hierhoch gefunden haben. Wenn die wüssten, welche Leckerlis da oben sind...






                    Am Intor-Fluss auf 2950m


                    Sporadisch trifft man auf Steinmännchen

                    Der Weg im Tal wurde immer wieder durch Geröllhalden unterbrochen. Wobei der Weg nur zu erahnen war und sich mit jedem Höhenmeter mehr und mehr verlor, auch aufgrund der verbuschten Vegetation. In meiner Karte ist diese Route als machbar ausgewiesen, wird aber vermutlich selten begangen. Nach einer Nacht am Fluss stieg ich zum nächsten Pass auf, der in meiner Karte als Ukraine Pass und auf der GPS-Karte als Skalnyi Samok ("Felsenburg") bezeichnet wurde.





                    Zunächst ging es wieder über einen aperen Gletscher. Der Pass selbst war dann doch ganz schön steil mit viel losem Geröll auf Eis, teilweise gab es ein paar kleine Spalten mit wackeligen Steinen gefüllt. Im Nachhinein betrachtet war er vielleicht sogar der schwerste aller Pässe. Doch nach seiner Überwindung konnte man die grandiosen Gipfel des Terskej-Alatau-Hauptkamms bestaunen.








                    Skalnyi Samok/Ukraine Pass (ca. 4220m)








                    Hab's geschafft! Skalnyi Samok/Ukraine Pass (4220m)


                    Blick zurück.


                    Blick nach Südwest auf die 5000er Dschigit (links) und Pik Karakol (rechts)


                    Links: Dschigit (5170m) und rechts: Pik Karakol (5218m), unterhalb des Pik Karakol mein nächster Pass (Ontor/Ujuntor, 4030m)

                    Auf dem Pass fand ich - wie schon am Takyrtor - rostige Konservendosen. Es folgte nun ein langer Abstieg mit ständigem Blick auf die vergletscherten Nordflanken. Nach passieren langer Moränenwälle wurde ich mit einem herrlichen Nachtlagerplatz auf einer Märchenwiese belohnt.


                    Abstieg vom Pass









                    Zuletzt geändert von slarti; 02.12.2019, 21:36.

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                    • TilmannG
                      Fuchs
                      • 29.10.2013
                      • 1332
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                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                      Fantastische Landschaft, tolle Fotos, super Tour - Danke!!!
                      http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                      • Bikerbabe
                        Anfänger im Forum
                        • 20.10.2009
                        • 49
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #12
                        AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                        Vor solchen Solotouren hab ich immer großen Respekt und lese gespannt mit!

                        Meine Eltern waren im Mai dieses Jahr in Usbekistan und hatten Glück mit angenehmen "nur" 20°C.

                        Du warst jetzt im August dort unten, welche Temperaturen hattest du?
                        Dein Rucksack sieht ja eher nach Sturmgepäck aus. Viele wärmende Klamotten hattest du scheinbar nicht mit.
                        Mich würde trotzdem interessieren wie warm es tagsüber (trotz der Höhe) war.

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                        • slarti
                          Erfahren
                          • 08.01.2011
                          • 121
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse



                          Es folgte nun der Abstieg zur Talsohle auf etwa 3500m. Nach der Furt des Gletscherabflusses stieg ich noch bis kurz vorm Dschigit-Gletscher auf. Es begann zu regnen und ich baute mein Camp auf. Es war schwer einzuschätzen, ob der nächste Pass heute noch zu begehen war. Am frühen Nachmittag lichteten sich die Wolken und eine Dreiergruppe passierte mich in der Ferne Richtung Pass. Das motivierte mich doch noch zu starten.


                          Talsohle in Richtung Dschigit




                          Dschigit (5170m) Nordflanke

                          Obwohl ich ein Weilchen brauchte bis mein ganzer Krempel wieder verstaut war, konnte ich die Gruppe - es waren zwei junge Moskauer mit ihrem russischen Bergführer - noch vorm Pass einholen. Auch hier war der letzte Abschnitt zum Pass eine felsige Scharte, wenn auch deutlich einfacher als der letzte Pass.


                          Links unten ganz klein die geführte Gruppe


                          Pass Ujuntor/Ontor (4030m), Überschreitung leicht rechts der tiefsten Stelle




                          Die russische Gruppe


                          Blick vom Pass Ujuntor/Ontor

                          Am Pass wartete ich nochmal auf die russische Gruppe. Die beiden Touristen waren ganz nett, der Berführer ein wenig mürrisch - er mochte wohl nicht, dass ich alleine gehe (und ihn nicht gebucht habe?). Die Rundtour über den Ujuntor Pass (bzw. Ontor in meiner GPS-Karte) ist eine relativ einfache Möglichkeit in 2-3 Tagen von Karakol aus mal ganz nah an die spektakulären 5000er zu kommen. Die Gletscher sind einfach zu begehen und weitestgehend spaltenfrei und im August bis etwa 3900-4000m aper. Nur das letzte Stück ist etwas steiler.




                          Abstieg Ujuntur-Pass




                          Dschigit (5170m)






                          Pik Karakol (5218m)

                          Nach einer eisigen Nacht bin ich oberhalb des Ujuntor-Gletschers ins gleichnamige Tal abgestiegen. Das Gletschertor diente mir als Brücke sodass ich mir nicht die Schuhe nassmachen musste. In der Ferne betrachtete ich noch eine Weile den Djety Oguz Pass, entschied mich dann aber doch eine weiter nördlich verlaufende Route zu machen, trotz des guten Wetters. Es sah mir einfach zu steil und zu unwegsam aus. Es gibt zwar die alte Binsenweisheit: Solange die Nase den Fels nicht berührt kann man nicht beurteilen, ob eine Route machbar ist. Aber dieser Pass schien mir doch etwas zu heikel, zumal ich keinerlei Infos oder Routen im Netz gefunden habe (Karte und GPS boten auch nichts an).


                          Pik Karakol Massiv am nächsten Morgen


                          Ich entscheide mich gegen diesen Pass (Bildausschnitt)




                          Abstieg ins Ujuntor-Tal

                          Nachdem ich ein paar Kilometer das Haupttal abwärts lief bin ich auch schon wieder eine felsige Rinne aufgestiegen. Über einen namenlosen Pass (3950), der im Abstieg unerwartet ein paar schwierige Kletterstellen hatte, ging es quer über den Ozerny-Gletscher wieder Richtung Hauptweg. Durch meine Verzögerungen beim Passabstieg und die lange Gletscherpassage fand ich erst im Dunkeln eine geeignete Campstelle.


                          Diese Geröllrinne steige ich hoch






                          Blick zurück ins Ujuntor-Tal


                          Namenloser Pass zum Ozerny Gletscher




                          Pass (ca. 3950m)


                          Ozerny-Gletscher






                          Telety-Tal (hier verläuft die Terskej-Alatau-Traverse Normalroute)

                          Fortsetzung folgt...

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                          • slarti
                            Erfahren
                            • 08.01.2011
                            • 121
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #14
                            AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                            Zitat von Bikerbabe Beitrag anzeigen
                            Du warst jetzt im August dort unten, welche Temperaturen hattest du?
                            Dein Rucksack sieht ja eher nach Sturmgepäck aus. Viele wärmende Klamotten hattest du scheinbar nicht mit.
                            Mich würde trotzdem interessieren wie warm es tagsüber (trotz der Höhe) war.
                            Hey, in klaren Nächten hatte ich schon leichten Frost, tagsüber T-Shirt-Wetter (in etwa wie in den Alpen im Sommer). Ich versuche seit ein paar Jahren mein Gepäck zu erleichtern und zu verkleinern, ohne dabei zum UL-Fanatiker zu konvertieren.

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                            • slarti
                              Erfahren
                              • 08.01.2011
                              • 121
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                              #15
                              AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                              Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen

                              Kleine Anmerkung:


                              Der See hat gar keinen Abfluss. Zum Fluss Tschu (aka Tschüi bzw. in Kasachstan Schu), der bei Balyktschy nur wenige Kilometer vom Westende des Sees entfernt vorbeifließt, besteht keine Verbindung. Und bis das in den 1950ern unterbunden wurde, floss im Gegenteil bei Hochwasser etwas vom Fluss IN den See. Der Fluss versickert dann aber tatsächlich in der Steppe. Wo soll er auch sonst hin?
                              Danke für die Korrektur. Tatsächlich gibt es keinen Abfluss am Issyk Kul, auch wenn die Wiesen Richtung Tschu recht feucht aussehen. Ganz Zentralasien entwässert nicht über die Ozeane. Alle Flüsse versickern/verdunsten in Kasachstan oder der Taklamakan (China).

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                              • Meer Berge
                                Fuchs
                                • 10.07.2008
                                • 2381
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                                #16
                                AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                                Wow, was für eine großartige Gebirgslandschaft!
                                Super Tour und total tolle Bilder!
                                Danke!
                                Würde ich am liebsten sofort auch hin!

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                                • Ljungdalen
                                  Alter Hase
                                  • 28.08.2017
                                  • 2700
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                                  #17
                                  AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                                  Zitat von slarti Beitrag anzeigen
                                  In der Ferne betrachtete ich noch eine Weile den Djety Oguz Pass, entschied mich dann aber doch eine weiter nördlich verlaufende Route zu machen, trotz des guten Wetters. Es sah mir einfach zu steil und zu unwegsam aus. Es gibt zwar die alte Binsenweisheit: Solange die Nase den Fels nicht berührt kann man nicht beurteilen, ob eine Route machbar ist. Aber dieser Pass schien mir doch etwas zu heikel, zumal ich keinerlei Infos oder Routen im Netz gefunden habe (Karte und GPS boten auch nichts an).
                                  Auf Russisch bspw. in diesem Bericht, Bild 54 bis 68, Überschreitung in Gegenrichtung im August 2017 (mehr Schnee offenbar!). Russisch normalerweise in einem Wort geschrieben: Джетыогуз (Dschetyogus).

                                  Hier noch eine ganze Liste mit Links auf Tourbeschreibungen, die diesen Pass enthalten, ab 1968. (Da gibt es auch *alle anderen Pässe*... wer Russisch kann, hat's gut )

                                  Da allein nicht langzugehen, war wohl eine richtige Entscheidung, siehe isbd. Bilder 62 bis 64. Interessant das Bild dieses Zettels nach Foto 58: in RU (bzw. früher der Sowjetunion) war/ist es üblich, auf Pässen/Gipfeln so einen Zettel mit allen Informationen zu hinterlassen (Gesamttourverlauf, Teilnehmer, woher-wohin, Datum/Zeit usw.) und den vorigen dort hinterlassenen mitzunehmen und an den Urheber, quasi als Nachweis zurück zu schicken, heutzutage ggf. auch nur Foto/digital. Da sieht man: vorige Begehung fast ein ganzes Jahr davor, 23.8.2016. Also ziemlich selten.

                                  Hab mal einen Bericht gelesen, da wurde in den 2000ern ein Zettel von der letzten Begehung des betreffenden Passes 1972(!) gefunden (weiß nicht mehr genau wo, auch Kirgisien jedenfalls, Tien Shan, Nähe chinesische Grenze).

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                                  • blackteah
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                                    • 22.05.2010
                                    • 777
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                                    #18
                                    AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                                    Tolle, beeindruckende Tour und schöne Bilder! Danke für deinen Bericht

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                                    • momper
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                                      • 05.12.2011
                                      • 664
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                                      #19
                                      AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse

                                      Vielen Dank & tolle Bilder!
                                      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
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                                      • slarti
                                        Erfahren
                                        • 08.01.2011
                                        • 121
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [KG] Kirgisien: alpine Variante Terskej-Alatau-Traverse



                                        Nach meinem langen Abstieg am Vortag ließ ich es ruhig angehen und startete erst spät. Der Bach, den ich folgte, endete in einem Wasserfall und ich musste erst etwas rumsuchen bis ich eine begehbare Rinne fand. Unten im Tal passierte ich das Camp vorm Aufstieg zum Telety-Pass an der Terskej-Alatau-Standardroute.


                                        Camp unterhalb des Telety-Passes


                                        Dieser Hirte lud mich ein.

                                        Etwas weiter unten lud mich ein Hirte in sein hüttenartiges Zelt ein (es war keine Jurte). Er lebte dort mit seiner Frau und Kind die Sommermonate in sehr einfachen bescheidenen Verhältnissen. Mir ist es immer irgendwie unangenehm in solchen Situationen die Kamera zu zücken, weshalb ich von der Begegnung keine Bilder habe. Nach etwas Tee aus dem Samowar und ein paar Snacks wurde ich mit einer Flasche Kymys-Jogurt verabschiedet. Ich ließ Schokolade und Sonnenblumenkerne da.



                                        Der ausgetrampelte Pfad führt nun bis auf 2550m runter in den Wald bis zum Pistenbeginn, wo ich wieder gen Süden das Dschety-Ogus-Tal aufwärts ging. Dies war zwar stark beweidet, bot aber einen unglaublich schönen Blick auf die Ogus-Baschi-Gruppe, die seit 2002 Pik Boris Jelzin heißt.


                                        links Pik Karakol (5281m), rechts Ogus-Baschi (Pik Boris Jelzin) 5168m





                                        Mein geplantes Ziel war es, nur bis zum Gletscher hochzulaufen und am nächsten Tag auf der anderen Flusseite zurück über das Archa-Tor im benachbarten Tal auszusteigen. Direkt am Hauptkamm gibt es leider keine guten Trekkingpässe. Über Tierpfade findet man problemlos zum Pass auf 3900m. Hier stieß ich auf eine große französische Trekkinggruppe und auch unterhalb des Passes trifft man hin und wieder auf Wanderer.


                                        Aufstieg zum Archer-Pass




                                        Archer-Tor (3900m)

                                        Mittlerweile ging der Niesel in Dauerregen über und ich beschleunigte meinen Abstieg ins Ausstiegstal. Bis zum Mittag des Folgetages regnete es ohne Unterbrechnung. Ich raffte mich nochmal auf um die Piste zu erreichen, campte aber dann nochmal unweit der Piste, bevor ich am Folgetag im Dauerregen von einem Milchlaster mitgenommen wurde. Die Fahrt ins 30 km entfernte Kysyl-Suu dauerte eine gefühlte Ewigkeit, weil der Milchlaster - nun ja - eben an jeder Milchkanne hielt. In Kysyl-Suu hielt es mich nicht lange und ich nahm die erstbeste Marschrutka zurück nach Bischkek.








                                        Am Zusammenfluss von Tschon Kysylsuu und Kara Batak gibt es eine Hütte/Wetterstation


                                        Und eine Brücke




                                        Heiße Quellen bei Kysyl-Suu




                                        Zurück im Milchtransporter


                                        Zwangsstopp Richtung Bischkek wegen unterspülter Brücke



                                        Bei mehr Zeit und besserem Wetter hätte ich die Tour weiter südlich mit Passage des Hauptkamms beendet. Mit dem flachen Gletscherpass Aschutor bietet sich eine interessante Möglichkeit den sonst unüberwindbaren Hauptzug des Terskej-Alatau zu überschreiten. Der Ausstieg wäre dann (vermutlich nicht ganz einfach) über die Zufahrt zur Kumtor-Goldmine.

                                        Wie ich später erfuhr bin ich gerade noch so dem Dauerschlechtwetter entkommen. Der Aufstieg zum Ala-Kul-See soll tagelang belagert worden sein und entnervte Touristen reisten aus Karakol wieder ab oder saßen fest.
                                        Zuletzt geändert von slarti; 10.12.2019, 22:32.

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