[NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

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  • TilmannG
    Fuchs
    • 29.10.2013
    • 1332
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

    Nun, zumindest die letzten Jahre scheint der Wasserspiegel relativ stabil gewesen zu sein. Es gibt wie fotografiert eine schöne Ufervegetation. Eine alte Wasserstandslinie ist noch sichtbar, ca 7-10m über dem aktuellen Ufer, aber immer noch unter der Höhe des ehemaligen Abflusses. Diese Linie dürfte dem in der Saltfjellkarte 2014 mit angegeben 691m Wasserspiegel entsprechen (693m bei UT und Kartverket). Wenn man bei Kartverket zwischen Flyfoto und Kart wechselt, sieht man schön den Unterschied zwischen aktuell und dieser Linie.
    Grüße von Tilmann
    Zuletzt geändert von TilmannG; 24.11.2019, 21:52.
    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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    • Shades
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      • 21.08.2015
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

      OT: "Es macht mich wütend daß die Seen in dieser schönen Gegend jetzt auch schon von der Stromindustrie verunstaltet werden."

      Wir waren ja dieses Jahr auch genau in dieser Gegend. Hatte mich zuerst gefragt, ob ich die künstlich aufgestauten oder angezapften Seen ganz schlecht finden soll. Aber letztlich schien es mir nicht so schlimm. Ich hatte bspw. nicht den Eindruck, dass durch das Aufstauen des Storglomvatnet eine ganz einzigartige Landschaft verloren gegangen ist. Im Gegenteil schien es mir eher, dass eine sehr schöne neue Seenlandschaft entstanden ist.

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      • TilmannG
        Fuchs
        • 29.10.2013
        • 1332
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

        II. Grensleden-Variationen

        Hier nochmal der Link zu dieser Route: map
        (Kein GPS-Track! Alle Routen sind handgemalt, zwar mit Sorgfalt, aber nachträglich.)

        Es hat abgekühlt, die nächsten Tage wird es Wolken haben, aber erstmal noch trocken bleiben. Ums Knie mach ich mir keine Gedanken mehr, wir wollen gleich weiter machen.
        Am Transfertag gehen wir ab Lakshol noch etwas spazieren, folgen der Nordfjordelva bis zur Hängebrücke am Storforsneset. Wunderschöne grüne Farben. Aber weglos dem Fluss weiter zu folgen wird uns bald zu mühsam und zu sumpfig.







        Weiter flussabwärts bei Nordfjord finden wir gutes Zeltgelände, das wir mit einem riesigen Wohnmobil teilen müssen. Während wir so am räumen sind, verschwindet jedoch der vermeintliche Badesee - die Flut vom nahen Meer hatte den Fluss gestaut, das Wasser blieb jedoch salzfrei.




        morgens um 5 Uhr ist der See wieder da


        drei Wochen später sind wir nochmal hier. Das gleiche Spiel, die Farben sind nur wenig anders...



        1. Tag (4.Aug) Aufstieg zum Hammer

        Ab Nordfjord folgen wir erst dem Wanderweg zum Litlvervatnet. Norwegen hat viele Wasserfälle, manche nehme ich gar nicht mehr war, aber der (fast) 300m Fächer des Litlverivassfoss ist wirklich wunderschön, auch ohne Sonne.









        Nach einer ausgiebigen Fotopause laufen wir wieder ein Stück zurück und verlassen dann den Weg. Kurz über ein paar bemooste Blöcke, dann geht es auf Tundra steil, aber gar nicht unkomfortabel, hinauf zum Svenskhammaren. Den eigentlichen Hammerkopf können wir auf einem Schneefeld umgehen und rechts liegen lassen. So treffen wir am Råggejavrre auf die Steinmannroute über den Litlvervasshamran.
        Viel Schnee hat es hier, sommerlich verfestigt läuft er sich ganz gut. Die Richtung ist offensichtlich, da müssen wir nicht jeden Steinmann suchen und laufen gern und flott noch weiter, auch nach 1000Hm Anstieg mit schwerem Rucksack. Für ca 13 Tage Nahrung ist dabei, dafür keine alpine Ausrüstung, außer je einem Eispickel, für steile Schee- oder sonstige Stufen.
        Leider hängen wir jetzt in tiefen Wolken, von den Blicken hinunter ins Storskogdal hatte ich mir viel versprochen. Beim Abstieg hinunter zum Boadnjasjroahtte holen wir ein bisschen nach S aus und nutzen ein steiles Firnfeld. Dabei stören wir eine kleine Herde Renntiere, die in alle Richtungen davon springen. Einige Stunden später, wir haben längst gekocht, sammeln sie sich noch auf dem Gletscherfleck und scheinen das Ereignis zu debattieren.
        Wir finden einen Zeltplatz beim Ausfluss des Boadnjasjroahtte, direkt an der Abbruchkante, in der Hoffnung auf einen Aufriss.





        2. Tag (5.Aug) Im Nebel nach Schweden

        Leider wird nicht aus den schönen Tiefblicken, heute sitzen wir wirklich im Nebel. Ein bisschen traurig, da wäre eine alternative Route unten im Rago NP schöner gewesen. Wir haben jetzt Sichtweiten von unter 50m. Eigentlich sollte im moderaten Gelände hier die Grundrichtung E problemlos einzuhalten sein, doch es gibt immer wieder Möglichkeiten Schleifchen zu laufen. Und die nutzen wir fast alle. Irgendwann ignoriere ich die Steinmännchen und hantiere nur mir GPS und Kompass, damit geht es etwas zügiger. Und irgendwann sind wir dann in Schweden.
        Zögerlich schält sich der Virihaure aus dem Nebel. Jetzt hat es deutlich weniger Schnee, aber in Bachgräben und an Geländekanten zeugen mächtige Einwehungen noch von einem schneereichen Winter. Manche sind gefährlich unterspült. Wir traversieren ein paar Hänge direkt zum Rahkojavrre und kommen flott voran, bis sich uns der Rastesjavrasj krakenartig in den Weg stellt. Wir probieren es erst westlich, doch steile Hänge, Felsstufen und eben diese unterspülten Schneefelder direkt über dem Wasser lassen uns umkehren. Doch warum nicht mitten durch die Ebene des Sees? Sein letzter Krakenarm liegt noch im Weg, nur ein paar Meter breit. Der sieht schon tief aus, und heute ist es wirklich nicht mehr warm. Splitternackt probiere ich es erstmal ohne Rucksack und bin gleich bis zur Brust im Wasser. Also doch 1km außen herum…



        Als der Fluss vom Guovddelisjavrasj hinzukommt, furten bequem wir bequem auf die orogrf linke Seite und finden dort auch einen netten Zeltplatz.

        Zuletzt geändert von TilmannG; 18.01.2021, 12:19.
        http://www.foto-tilmann-graner.de/

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        • blackteah
          Dauerbesucher
          • 22.05.2010
          • 777
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

          Fantastische Bilder, einfach nur traumhaft. Danke!



          Das sieht ja krass aus! Kannst du dazu mehr sagen? Du meintest, es wäre künstlich angelegt, weißt du wieso es so gelöst wurde und nicht mit einer klassischen Staumauer / Abfluss?

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          • Ljungdalen
            Alter Hase
            • 28.08.2017
            • 2700
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

            Zitat von blackteah Beitrag anzeigen
            Das sieht ja krass aus! Kannst du dazu mehr sagen? Du meintest, es wäre künstlich angelegt, weißt du wieso es so gelöst wurde und nicht mit einer klassischen Staumauer / Abfluss?
            Der See entstand überhaupt erst im 20. Jh. durch Gletscherschwund - siehe Karte von 1901 (revidiert 1931) - und wurde dann vom Gletscher Richtung Osten begrenzt/gestaut. Der ging dann weiter zurück bzw. der Eisdamm wurde brüchig, und um eine (unkontrollierte) Flut/Durchbruch zu verhindern, baute man 1940 diese(n) Stollen. Blieb dann einfach als Abfluss, auch nachdem sich der Gletscher ganz vom See (dem neu entstandenen Austerdalsvatnet) zurückgezogen hatte.

            Pläne aus den 1980ern, das für die Stromerzeugung zu nutzen, wurden 2001 endgültig ad acta gelegt.

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            • vobo

              Dauerbesucher
              • 01.04.2014
              • 717
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              #26
              AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

              Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
              Leider wird nicht aus den schönen Tiefblicken, heute sitzen wir wirklich im Nebel. Ein bisschen traurig, da wäre eine alternative Route unten im Rago NP schöner gewesen. Wir haben jetzt Sichtweiten von unter 50m.
              Echt schade, dass ihr die Blicke nicht mehr genießen konntet, aber irgendwann hat es dann ja offenbar aufgeklart. Ob im Nebel der Rago NP mit seinen bei Feuchtigkeit sehr glatten Felsen schöner gewesen wäre, würde ich aber eher bezweifeln ...

              Dass der Weg westlich des Rastesjavrasj so steil sein würde, hat mich echt überrascht. Sowohl Bernd als auch Du habt es ja jetzt so beschrieben.

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              • TilmannG
                Fuchs
                • 29.10.2013
                • 1332
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                @Ljungdalen
                Danke für die Infos! Die historische Karte ist super interessant. Der Flatisvatnet wurde also auch erst spät im 20 Jh geboren, während Kjølvatnet und beide Terskaldvatnen aussehen wie auf heutigen Karten.

                @Vobo
                Unten im Rago NP hatte es ja keinen Nebel, das wär schon gegangen. Und zum Fotografieren mag ich so gedämpftes Licht manchmal ganz gern. Aber wir können dort ja nochmal hin und eine andere Variation laufen. Es soll hier im Forum Menschen geben, die mehrmals in der Gegend waren
                Westlich des Rastesjavrasj gibts halt ein paar Steilstufen, muss man auf Karte oder Satfotos nicht erkennen. Denke schon, dass man auch da durchkommt. Und die Schneefelder dort waren krass unterspült, du hattest das ja jetzt in der Ecke auch. Eigentlich lauf ich gern auf Schnee, aber das ist nicht kalkulierbar.
                Über den Seearm, den wir zu furten versuchten, bist du übrigens einfach auf Schnee gelaufen.
                Grüße von Tilmann

                http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                • berniehh
                  Fuchs
                  • 31.01.2011
                  • 2402
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                  Ich bin begeistert!
                  Du must echt eine gute Kamera haben. Von allen Lapplandberichten, die ich bisher hier gelesen habe, finde ich deine Fotos mit am besten
                  www.trekking.magix.net

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                  • TilmannG
                    Fuchs
                    • 29.10.2013
                    • 1332
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                    Hei lieber Bernd,
                    danke für dein Kompliment, dass mich natürlich sehr freut. Aber ich habe gerade hier im Forum schon viele gute Fotos aus dieser Gegend gesehen - und dass nicht immer zu würdigen gewusst. Einige (auch von dir) hatten sich in meinem Speicher unter der Schädeldecke festgesetzt und Lust auf diese Touren gemacht.
                    Auf dokumentarische Bilder habe ich diesmal schon beim Fotografieren oft verzichtet, manchmal fehlen die jetzt, aber Andere haben die ja bereits öffentlich gemacht. Wenns fotografisch interessant wurde, habe ich mir dafür viel Zeit genommen. Die besseren Fotos kommen noch, aber vermutlich hast du auf meiner eigenen Galerie schon mal vorgeschaut.
                    Mit meinem Kamerasystem (KB-Sensor) und den verwendeten Brennweiten (3 Zooms: 16-35, 24-70, 70-200, alle f4 mit Stabi) bin ich sehr zufrieden - und vertraut. Ich glaube nicht, dass Unterschiede bei der fotografischen hardware im Internet schnell sichtbar werden. Natürlich hätte ich es gern ein bischen leichter und kompakter, hänge aber am Sensor in KB-Größe und vor allem am optischen Sucher. Wenn ich schon so viel da durch gucke, möchte ich da auch Natur sehen.
                    Grüße von Tilmann
                    Zuletzt geändert von TilmannG; 27.11.2019, 09:45.
                    http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                    • TilmannG
                      Fuchs
                      • 29.10.2013
                      • 1332
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                      3. Tag (6.Aug) Schwedisch Lappland für Neulinge

                      Morgens ist es strahlend schön, es sollte noch einmal ein sehr warmer Tag werden. Gestern wäre ich ja noch gern bis an den Vastenjaure gekommen, aber wir waren lang genug gelaufen und wollten uns nicht quälen. Jetzt geht es auf dem Tundraboden flott dahin und bald sind wir an der Renwächterstube. Aus einem gepflegten morgendlichen Toilettengang dort wird freilich nichts, das massive Häuschen liegt umgeblasen auf der Seite. Die Hütte selbst ist eine hermetische abgeschirmte und verschlossene Trutzburg. Eine Auskunft über die (Winter-)stürme hier, die in so manche Zeltdiskussion in diesem Forum Einzug finden könnte...



                      Im folgenden Abschnitt zur Hurreluokta geht es zwar ein bisschen rauf und ums Eck, aber auch das läuft sich angenehm und zügig. An der Furt des Hurrejåhkå treffen wir ein deutsche Paar, denen wir schon am Litlverivassfoss begegnet waren. Sie wollen weiter zum Padjelantaleden, für beide Seiten bleibt es der einzige Kontakt mit Menschen über viele Tage.




                      Im nun steileren Hang halten wir direkt und kompromisslos auf den Bakteglesjjavrasj zu. Die wenigen Büschlein sind nicht der Rede wert und bald ist der Blick frei auf den beeindruckenden Wasserfall. Die Furt unmittelbar am Seeausfluss ist angenehm erfrischend und natürlich machen wir am Logenplatz über dem Wasserfall eine Mittagspause. Ich brauche noch weitere Abkühlung und stelle mich für fotografische Spielereien in den Fluss kurz vor der Abbruchkante des Wasserfalls.









                      Wir sind ja das erste Mal in schwedisch Lappland und genießen den freien Blick über die endlosen Seen. Das Geläuf ist überraschend abwechslungsreich, und auch weglos kommt man zügig voran, was angesichts der Weite der Landschaft wiederum nicht verkehrt ist.
                      In der mehr kiesigen Fläche westl des Arajavrre wird es dann doch etwas zäher. Das große Schneefeld, dass am Ende hinauf zu einem namenlosen See auf dem Radtjevaratja führt, das will einfach nicht näher kommen. Ein junges Renntier tobt darauf herum und probiert sich im Galoppieren aus. Irgendwann sind auch wir oben auf dem Pass und beschließen spontan hier am Seelein zu bleiben.











                      Abends laufen wir noch zu P924 des Radtjevaratja und bestaunen die Weite und den Wald am Sallohaure. Und als es am Zelt schon dämmrig wird, schaut noch einmal das verspielte Renntier vorbei. Nur kurz bleibt es breitbeinig stehen und wirft ein staunenden Blick ins Zelt, die kleine und erschreckend ausgezehrte Mutter mahnt gleich zum Weiterziehen. Für den Fotografen ging das alles zu schnell, aber den Blick des Jungtieres werde ich trotzdem nicht vergessen.





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                      • Freedom33333
                        Dauerbesucher
                        • 09.09.2017
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                        #31
                        AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                        Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                        Aus einem gepflegten morgendlichen Toilettengang dort wird freilich nichts, das massive Häuschen liegt umgeblasen auf der Seite. Die Hütte selbst ist eine hermetische abgeschirmte und verschlossene Trutzburg. Eine Auskunft über die (Winter-)stürme hier, die in so manche Zeltdiskussion in diesem Forum Einzug finden könnte...


                        Na dann sei froh, dass du nicht drauf gesessen hast, als das Ding umgefallen ist.
                        https://www.youtube.com/watch?v=5-zDI6MxnYc&t=61s
                        (Offizieller Family Guy Kanal)

                        Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                        Ich brauche noch weitere Abkühlung und stelle mich für fotografische Spielereien in den Fluss kurz vor der Abbruchkante des Wasserfalls.

                        Tja, ich habe ja auch jedes mal mit mir gerungen, ob ich mir die Mühe machen soll, extra Fotos von mir in guter Position anzufertigen. Zu zweit fällt die Entscheidung freilich deutlich leichter als mit der 10 Sekunden Selbstauslöserfunktion

                        So ein rotes Zelt in der Landschaft ist fotografisch immer wieder ein Highlight. Wäre das nicht in anderen Ländern so auffällig und hätte entsprechende Nachteile, hätt ich mir mein Unna auch in rot geholt.

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                        • vobo

                          Dauerbesucher
                          • 01.04.2014
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                          #32
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                          Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                          Tja, ich habe ja auch jedes mal mit mir gerungen, ob ich mir die Mühe machen soll, extra Fotos von mir in guter Position anzufertigen. Zu zweit fällt die Entscheidung freilich deutlich leichter als mit der 10 Sekunden Selbstauslöserfunktion
                          OT: Ich nehme mal an, dass Du Deine Kamera auch über ein Smartphone steuern kannst. Da bietet es sich an, die Position zu überprüfen und dann vom Smartphone den Selbstauslöser zu starten. So bleiben 10 Sek, um das Smartphone wegzupacken und sich die Haare zu richten . Alles technischer Schnickschnack, aber deutlich entspannter besonders bei steilen Abgründen ...

                          Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                          Wunderbares Bild, wenn aus der Weite des westlichen Padjelantas das steile Reinoksfjellet auftaucht.

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                          • TilmannG
                            Fuchs
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                            #33
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                            4. Tag (7.Aug) Ein gebrauchter Tag

                            Nur kurz laufen wir flach auf den Schneefeldern des Plateaus, die über Nacht angezogen haben. Im Blick immer die mächtigen Granitfluchten des Reinoksfjellet. Dann geht es steil und felsdurchsetzt hinunter zum Gajtsasjjavrre. Wir nutzen Bachläufe und Schneerinnen mit bestem Trittfirn, die uns schnell abwärts führen. Am See flach und flott über die Tundra, dann wieder sanft abwärts.




                            Gajtsasjjavrre



                            Wir sind schon wieder in Norwegen, der Talgrund des Linnavagge ist greifbar nahe, gedanklich bin ich schon zwei Seen weiter. Plötzlich höre ich hinter mir einen Schrei von Susanne, sie hat ihren Rucksack abgeworfen und fast sich ans Knie. Bevor ich bei ihr bin, knallt sie der Länge nach hin, glücklicherweise landet sie weich gebettet. Sie ist bald wieder da, weiß aber nicht, dass sie ohne Bewusstsein war. Das Bein kann sie nicht mehr strecken, irgendwas ist im Knie passiert, ohne Anlass, bei einem ganz normalen Schritt abwärts.
                            So katastrophal das erstmal ist, der Ort könnte dafür nicht passender sein. Es gibt direkt eine gute Zeltmöglichkeit auf weicher, trockener Wiese und mit Wasseranschluss. Ich könnte in ca. einem Tag zur Kraftwerkstraße im Gjerdal laufen und so eine Bergung organisieren. Wir bleiben ziemlich ruhig, bauen das Zelt auf und kochen Tee. Nachdem Susanne versorgt ist, möchte ich sofort loslaufen, das Wetter ist nicht mehr so stabil, für die nächsten Tage war Regen angesagt. Es gibt eigentlich keinen Zweifel, dass unsere Tour beendet ist. Aber irgendwie möchte ich Susanne noch nicht allein lassen und auch dem Knie eine Chance geben. Nahrung gibt es für 10 Tage, das Schmerzmittel wirkt schnell.
                            Bald wird uns langweilig, es war nicht absehbar, dass wir uns mit uns selbst beschäftigen müssen. Die Gedanken kreisen längst nicht mehr um unsere Tour, es geht um Ärzte und Krankenhäuser, den langen Weg nach Hause und was man so mit Urlaub und Wartezeiten noch anfangen kann. Zwei Seeschwalben kommen vorbei, finden unser Rumgehocke aber auch nur mäßig interessant. (Dass vobo inzwischen ein paar hundert Meter entfernt unter uns eingezogen ist, sich und seine Wäsche wäscht, dass wissen wir nicht. Nur ein winziger sanfter Hügel versperrt uns die Sicht auf sein camp am Oststrand des Elvkjosen).



                            Ich ziehe nachmittags mal los, versuche mit Blumenfotografie, die mir noch nie besonders gelegen hat, die Gedanken zu vertreiben. Am Njoammeljavrre erkunde ich die Furt und entdecke unter einem Felsvorsprung ein Kanu, tonnenschwer und angekettet. Keine weitere Option, meine Frau hier rauszubringen.






                            Njoammeljavrre

                            Abends ziehen dramatische Wolken auf und ein heftiger Schauer prasselt aufs Zelt. Aber Susanne hat weniger Schmerzen und kann ein bisschen auf der Zeltwiese humpeln. Vielleicht kommen wir auch selbstständig aus der Situation, ohne Helikopter und den ganzen Zirkus. Vielleicht können wir morgen zusammen zur Kraftwerkstraße laufen.




                            Gasskatjåhkkå


                            5. Tag (8.Aug) Die Schauer sind durchgezogen

                            Irgendwie konnten wir schlafen, sind aber natürlich früh wach. Susanne kann schmerzfrei ums Zelt laufen, die Streckung im Knie ist aber deutlich limitiert geblieben. Viel reden brauchen wir nicht, wir packen zusammen, ich nehme so viel es geht von ihrem Gepäck. Dann laufen wir los. Auf unserer Tour, auf Schotterstraße haben wir keine Lust und in Hellmobotn können wir immer noch aussteigen.



                            Die Furt ist kein Problem, am monströsen Grenzturm schauen wir nur kurz zurück ins Linnavagge. Es geht weiter die Hänge oberhalb des Njoammeljavrre entlang. Etwas rumpeliger Untergrund, leicht überwachsen und noch nass, eigentlich kein Gelände für Knieverletzte. Die Lichtstimmung ist dramatisch, unsere hellt sich immer mehr auf. Wir kommen gut zurecht, sind wieder unterwegs. Ich kann den jetzt wirklich schweren Rucksack tragen, Susanne kann ohne Probleme folgen. Schon um 8 Uhr sind wir am Miehtjerjavrre. (Dort wartet seit zwei Jahren das Ungeheuer auf vobo, aber der hat gestern einen weiten Bogen über die Berge gemacht.)


                            Njoammeljavrre


                            Miehtjerjavrre

                            Die Furt am Moalkomjåhkå hatte ich mir aus dem Weltraum gut angeschaut, eine breite Stelle mit Insel. Danach suchen wir in den Hügeln ein bisschen Richtung, sind aber bald am Slahpejavrre. Die Furt des Slahpejåhkå ist tiefer, auch hier hilft eine kleine Insel. Ein bisschen später machen wir Mittag, bauen schnell das Zelt auf und sitzen einen Schauer aus. Nachmittags trotten wir noch ein paar km durchs obere Ruonasvagge. Und abends genieße ich unbeschwertes Fotografieren an den schönen Kaskaden des Gibtsejåhkå.


                            Ruonasvagge







                            Die Geschichte vom Knie meiner Gattin möchte ich hier abkürzen. Am nächsten Tag hat sie ihren Pickel schon wieder selbst getragen, das Essen blieb in meinem Rucksack und wurde ja auch weniger. Mein Knie hat das vertragen, auch darüber waren wir sehr froh. Susanne konnte mir die ganze Tour (und die anschließenden) folgen, ohne Probleme und bald auch ohne Schmerzmittel. Die Streckung im Bein blieb aber deutlich eingeschränkt. Bemerkt habe ich das im Gelände nicht, doch in den Ortschaften, auf Asphalt, bin ich über ihr Gehinke jedes Mal erschrocken.
                            Zu Hause dann irgendwann MRT und Ende Oktober Operation: Ein Meniskusteil war am Hinterhorn ausgerissen, hatte auch ein Stück Knochen mitgenommen, das Knie wurde so blockiert. Die Ärzte waren schon überrascht, dass sie damit so intensiv und schmerzfrei laufen konnte. Gerade fängt sie wieder mit Fahrrad fahren an. Meine Verletzung hatte geholfen, schnell an die richtigen Ärzte (Sportklinik Erfurt) und Physiotherapeuten zu kommen.




                            Zuletzt geändert von TilmannG; 29.11.2019, 18:02.
                            http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                              • 21.08.2015
                              • 641
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                              #34
                              AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                              Vielen Dank für den Bericht über Eure ambitionierte Tour. Respekt und vor allem gute Genesungswünsche für Susanne!

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                              • TilmannG
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                                • 29.10.2013
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                                #35
                                AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                                6. Tag (9. Aug) Im Tal der gestrandeten Walfische

                                Die Charakteristik des Ruonasvagge konnten wir schon gestern kennen lernen. Das Tal ist geprägt von unzähligen Granitrücken. Gestern lagen sie noch quer, ein paar Steinmänner haben geholfen, Durch- und Übergänge zu finden. Heute laufen wir in Längsrichtung auf ihnen wie auf den Rücken von gestrandeten Walen. Das geht flott und friedlich so dahin, bis die Tiere zickig werden und ihre Köpfe heben. Wir stehen dann oben und können schauen, wie wir herunter und auf den nächsten Rücken kommen. Nach 50m zügigem Laufen beginnt das Suchen dann von vorn. Zwischen den Köpfen immer mehr Wasser, manchmal müssen wir da durch und legen etliche Umwege ein. In Gegenrichtung (talaufwärts) findet man das sicher besser. Aber es ist wunderschön hier, voller lieblicher landschaftlicher Details. Und noch am Vormittag erreichen wir die Tal-Verzweigung bei Juobmorijdda.







                                Die Option, direkt nach Hellmobotn zu gehen, lassen wir rechts liegen, wir möchten uns eine extra Schleife zu besonderen Plätzen gönnen. So steigen wir über schöne Platten nach NE zu einem kleinen Pass. Den Rumbogierjavrre können wir relativ hoch passieren und haben dann nur noch einen kleinen Gegenanstieg zum Übergang ins Ruossavage.


                                Ruossavage

                                Dieses Tal läuft sich gut, bald können wir wieder nach E abbiegen. Und dann sehen wir ihn, den Hujtakjavrre mit seinem großen Sandstrand. Der hatte mich schon auf den Satphotos angelacht und ist Ziel für heute. Aber entlang des S-Ufers des Sees ist es nun erstmal ziemlich mühsam, Sumpf, Gestrüpp, Steine und auch mal wieder Mücken. Doch am späten Nachmittag laufen wir barfuss über den Sand. Der Zeltuntergrund ist nicht ganz ideal, die weiche Wiese fehlt, trotzdem ein traumhaft schöner Platz.














                                7. Tag (10. Aug) Aussichten

                                Der Tag beginnt wolkenlos und windstill. Wir wollen es heute ruhiger angehen lassen und genießen die Idylle.

















                                Erst etwas mühsam, wieder Sumpf und Gestrüpp im Wechsel, erreichen wir den Sattel zwischen unserem See und dem zweiteiligen Gjelddajavrre. Auf dessen schmaler Unterteilung hätte ich ja auch gern das Zelt aufgebaut…Nun führen Felsplatten angenehm hinauf zum Tjahppisoajvve. Wir deponieren die Rucksäcke und haben bald geniale Tiefblicke auf den Hellmofjord.
                                Und hier oben gibt es zum ersten Mal auch wieder mobilen Empfang und damit Wetterbericht. Knappe vier Tage soll es noch stabil sein, dann droht ein markanter Wetterwechsel. Wir müssen also aufpassen, nicht am Schluss in den Bergen vor Storå fest zu hängen. Aber wenn wir richtig Gas geben, könnten wir die geplante Route gerade schaffen, incl. Bernies Panoramaweg. Die Prognosen von YR haben sich mittelfristig eigentlich als ziemlich verlässlich erwiesen, aber wir wollen uns trotzdem nicht unter Druck setzten. Nur Extra-Schleifen wie diese sollten wir reduzieren.


                                der Gjelddajavrre schaut als letzter See gerade hervor


                                Nordbukta - darüber die Berge der Panorama-Route


                                Hellmobotn

                                Zum Biekkertjavrre kommen wir erstmal zügig, Platten, Gestrüpp, ein paar Stufen, doch dann stellen sich neue Hindernisse in unseren Weg: reife Moltebeeren - händeweise schaufeln wir sie in uns rein. In der Moorfläche östl des Biekkertjavrre stolpern wir dann über einen abgelegten Rucksack. Der Besitzer kommt bald angelaufen, 10kg Moltebeeren hat er gesammelt, seine Frau unten in der Hütte in Hellmobotn hat nun gut zu tun.


                                Hujtakjavrre, rechts der Strand. Im linken Bilddrittel, unter der Felswand, das Ruossavage


                                Das linke Bein in der maximal möglichen Streckung

                                Wir queren den Biekkertjåhkå und haben fantastische Blicke (nicht nur) zum Canyon. Die Furt des Ravggajåhkå hatte ich gut vorgeplant, jetzt sollte es eigentlich schnell gehen, direkt hinüber zum Gurtejavrre. Doch diese eine Mal war meine Vorbereitung schlampig, aus der direkten Linie und dem entspannten Tag wurde nichts.


                                links Tjuolak, mitte Hjevnek


                                Biekkertjåhkå, hinten der Canyon und rechts der Tjårok




                                Ravggajåhkå und der Canyon

                                Über kleine Moorflächen waren wir in den letzten Tagen immer recht unbedarft getrampelt, es war ja so trocken. Jetzt wabbelt die dünne Deckschicht bedenklich unter mir, ich rufe „zurück“ zu Susanne. Die macht ein paar leichte Schritte zur Seite auf festen Boden, unter mir und dem schweren Rucksack reißt die Decke natürlich ein. Es dauert eine Weile, bis wir mein rechtes Bein mitsamt Schuh unter viel Zerren wieder draußen haben…
                                Dann steigen wir zu weit ab, müssen wieder hoch, einen zugewachsenen Graben queren, wieder Platten, noch ein Graben, noch ein Tal, noch ein Fluss…unseren See sehen wir immer noch nicht. Susanne möchte jetzt zelten, ich habe keine Lust, morgen gleich wieder zu suchen.


                                Wo ist der Gurtejavrre?

                                Aber wir finden den Gurtejavrre dann doch, heftiger Wind peitscht über das Wasser. Heute also kein lauschiger Badetag, doch das Zelt steht gut, wir müssen nur aufpassen, dass unser Zeug nicht auf den Fjord hinunter geblasen wird. Der Blick dahin ist spektakulär.






                                Gurtejavrre mit Hjevnek




                                Hellmofjord und -Botn
                                http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                • BohnenBub
                                  Erfahren
                                  • 15.09.2012
                                  • 294
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                                  Ach herrlich, Erinnerungen...

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                                  • MichaelH
                                    Dauerbesucher
                                    • 13.10.2014
                                    • 630
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                                    Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                    Cool, das ist der See, wo wir am 29.07.19 gepaddelt sind.

                                    https://www.outdoorseiten.net/forum/...=1#post1780659

                                    Danke für den tollen Bericht und die super Bilder.

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                                    • vobo

                                      Dauerbesucher
                                      • 01.04.2014
                                      • 717
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                                      Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                      ...auf zum Tjahppisoajvve. Wir deponieren die Rucksäcke und haben bald geniale Tiefblicke auf den Hellmofjord.

                                      ...

                                      Dann steigen wir zu weit ab, müssen wieder hoch, einen zugewachsenen Graben queren, wieder Platten, noch ein Graben, noch ein Tal, noch ein Fluss…unseren See sehen wir immer noch nicht.

                                      Aber wir finden den Gurtejavrre dann doch
                                      Du hast viel mehr Bilder vom Huittagjávrri als oben vom Tjahppisoajvve mit Blick auf dem Fjord, dort ist der Ausblick gerade bei diesem Traumwetter doch bestimmt genial, gerade auch nach Nordwesten?! Mir hat das Ding ja etwas die Sicht versperrt - und es war bewölkt.

                                      Wo habt ihr denn den Rávggajåhkkå gefurtet, vermutlich auf etwa 400 m Höhe nordwestlich des Pt. 511? Und den Sájvajåhkå werdet ihr doch wohl auch an der Brücke des Pfades runter vom Ruonesvágge überschritten haben (oder wo sonst?), wie konntet ihr danach den Gurtejávrre nicht finden?

                                      Wunderschöne Bilder. Und ich bin gespannt auf die nächsten Tage, am Dienstag werdet ihr dann wohl eine Nachtschicht eingelegt haben, so lang sieht mir die Strecke aus? Und am Mittwoch noch gerade über die Berge vor Storå gekommen - ach bin ich gespannt.

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                                      • TilmannG
                                        Fuchs
                                        • 29.10.2013
                                        • 1332
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                                        Hei vobo,
                                        die Fernsicht war da oben schon etwas diffus, Richtung NW habe ich nicht fotografiert.

                                        Den Rávggajåhkkå haben wir nördlich P511 bei 375m gefurtet. Hier stimmt meine Skizze genau, den Punkt habe ich auch im GPS gespeichert (33 W 562874 7520486). Den Pfad haben wir auch dann noch ingnoriert, als wir ihn endlich hatten, wir wollten ja direkt...
                                        Den Sájvajåhkå haben wir im Ausfluss vom See gefurtet, das ging ganz gut, eine kleine Insel und scharfkantige Blöcke haben geholfen. Davor mussten wir aber in südl. Richtung ausweichen, um in den Graben hinunter zu kommen. Meine Skizze ist da etwas zu weit nach N gerutscht.
                                        Gefunden haben wir den See ja, habe das Gelände und den Zeitbedarf halt unterschätzt. Es ist auch irritierend, dass man den See eigentlich nie sieht, de er meist hinter P320 verborgen bleibt.

                                        Mit dem Weiterweg muss ich dich noch ein bisschen zappeln lassen, jetzt muss ich zum Konzert (=Arbeit). Vorweg: wir kamen ohne Nachtschicht aus, gerade so.

                                        Grüße von Tilmann
                                        http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                        • TilmannG
                                          Fuchs
                                          • 29.10.2013
                                          • 1332
                                          • Privat

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                                          #40
                                          AW: [NO] Nordland: Svartisen, Variationen am Grensleden und mehr…

                                          8. Tag (11. Aug) Auf historischen Routen

                                          Der frühe Morgen bietet eine düstere Stimmung und weiterhin starken Wind. Bald sind wir auf dem markierten und bestens präparierten Stichweg zum Nordkalottleden. Für eine kurze Zeit genießen wir unbeschwertes vor-sich-her-laufen, gedankenlos können wir der vielen Farbe folgen. Für Ritsem ist heute Wind mit bis zu 100km/h angesagt, selbst hier, im Windschatten des mächtigen Tjårok, bringen uns die harten Böen ins Schwanken. An den Kanonen verbietet sich schon von daher jegliches Posieren, auf dem Bauch krabbel ich vor bis an die Kante.







                                          Wir eilen weiter, lassen Attraktionen wie die historische Kate aus, und verlassen dann am E-Ende des Gussajavrre die menschenleere Wanderautobahn.
                                          Über den folgenden Abschnitt hatte ich keine Informationen, auf den mir zugänglichen Satfotos war er unter Wolken. Aber auf der Karte ist eine markierte Route durch die S-Flanke des Gussatjåhkkå eingetragen. Am Damm zwischen Gussa- und Valdajavrre gibt es noch eine klare Steinmannlinie, dann werden die Türmchen schwieriger zu finden. Erst machen wir noch Höhe, knapp unter 700m drehen wir dann in die steile, von glatten Platten dominierte Flanke. Es gibt immer wieder Rampen, die sich gut laufen lassen, aber man muss seine Route letzten Endes selbst finden. Viele Steinmänner sind umgestürzt, wir versuchen zu reparieren. Aber auch neben unserer Linie scheint es weitere Steinmännchen zu geben. An einer steilen Platte sind einige Felsbrocken mit Weidedraht zusammengebunden, dieses Konstrukt ist schon ziemlich betagt. Im westlichen Teil, in einem markanten rötlichen Plattenschluss, finden wir dann gar keine Steinmänner mehr. Wie sollten sie hier auch stehen bleiben? Auch in dem schmalen Vegetationsband unter uns, die eigentlich plausible Route, gibt es keine Spuren. Wir steigen daher auf den Platten kurz auf, bis es etwas flacher wird und können dann auf diesen weiter queren. So kommen wir relativ hoch ans Ende der Flanke. Mit ein bisschen Glück finden wir hier gut durch Felsbänder und gelangen ohne weiteren Anstieg in das Gussavagge, immer dicht unter dem Gussatjåhkkå.


                                          Blick nach Schweden im Aufstieg zur Flankenquerung. r Gussajavrre, h l Valdajavrre, ganz h Rautåive


                                          Blick nach Norwegen zu Beginn der Querung. Susanne hat sich nicht über die nassen Platten getraut. Unter dem schmalen Vegetationsband bricht es noch einmal steil ab. u Gussajavrre, h l Tjårok

                                          In diesem Tal geht es nun einfach und direkt nach N, weiterhin abseits der Steinmannroute, den mächtigen Wall des Ǻrojrieptjåhkkå im Blick und immer westl der Seen.



                                          Der hufeisenförmige Tjielumtjavrre liegt nun unter uns. Ein kurzer steiler Abstieg bringt uns in einen geschützten, aber unbequemen Talkessel mit vielen überwucherten Blöcken.
                                          Ich bin mir nicht sicher, ob es unten am See einen Durchschlupf gibt. Wir steigen daher wieder ein bisschen auf, zu einer Gelände-Rampe ca 70m über dem E-Ufer des Sees. Ausgerechnet hier, völlig abseits irgendwelcher aktuellen menschlichen Aktivitäten, finden wir eine uralte Steinmauer. Da wir auch am nächsten Tag, noch exponierter, auf Reste von Mäuerchen stoßen, möchte ich spekulieren, dass es hier mal eine Art Almwirtschaft mit Ziegen oder Schafen gegeben hat, betrieben von den Höfen unten an der Nordbukta oder am Grunnfjordbotn.


                                          beim Aufstieg auf die Rampe, auf den Felsen die Mauer


                                          Tjielumtjavrre und Tjielumtjåhkkå

                                          Die Rampe bringt uns schließlich auf den Wall zwischen Tjielumtjavrre und dem See 568 nördl des Ǻrojrieptjåhkkå. Bald sind wir nun auf Bernies Panoramaroute, der wir morgen gegenläufig an den Tjoaddnejavrre (Langvatnet) folgen wollen. Aber erstmal treibt uns noch der wieder mächtig aufgelebte Rückenwind nach NE, immer links der Seen entlang. Am unteren Gåddetjåkjavre finden wir schließlich einen gut geschützten Zeltplatz.
                                          Abends bin ich noch bis in die Dämmerung unterwegs. Zuerst beschäftigen mich die zwei einsamen Bäumchen am See. Westl, schon weit im Hang zum Stuortjåhkkå, finde ich dann noch eine uralte Steinmannlinie, die nach Grunnfjordbotn zu ziehen scheint. Die Türmchen sind solide gebaut und dick mit Flechten überzogen.












                                          9. Tag (12. Aug) Nochmal Platten schleichen

                                          Vor uns liegt ein spannender Tag mit vielen Aussichtsmöglichkeiten, doch den direkten Blick hinunter in den Grunnfjord wollen wir nicht auslassen. Ohne Gepäck laufen wir daher zum Gipfel des Stuortjåhkkå und können bereits um 7 Uhr die Aussicht genießen. Leider ist der Himmel noch bedeckt, auch bläst es immer noch heftig.







                                          Zurück am Zelt schläft der Wind dann mal für eine Weile ein, es klart auf und gibt schönes, warmes Licht. Wir hatten beim Spaziergang gute Einsicht in die Route und kommen nun flott voran.


                                          dieses Foto ist in großer Auflösung hinterlegt, klicken

                                          Erst folgen wir einer Rampe in den Ausläufern des Gåddetjåhkkå. Von unten sah es noch nass aus, aber das Band lässt sich einfach hochlaufen. Jeweils beim Ein- und Ausstieg in die Rampe gab es auch zwei kleine Steinmännchen. Dann folgt ein kurzer Abstieg in eine kleine Mulde, anschließend geht es auf dem Plattenschluss wieder relativ einfach hinauf. Der nun folgende Abstieg auf den Wall zwischen Guovddelisjavrre und Runndajavrre war von oben nicht ganz einfach zu finden und der schwierigste Abschnitt am Gåddetjåhkkå. Letzten Endes ohne Probleme, aber schon mit herrlichen Aussichten, erreichen wir die Platten zwischen den beiden Seen.


                                          Rückblick auf den Gåddetjåkjavre, ganz hinten Reinoksfjellt u.a.












                                          versteinertes Schneebrett am Runndajavrre

                                          Der steile Anstieg zum Skiddetjåhkkå hat dann mehr Vegetation zu bieten, hier finden wir noch mal ein Hirten-Mäuerchen, fest eingewachsen.







                                          Es drängen schon wieder viele Wolken heran, wir nehmen jetzt nicht mehr jeden Aussichtspunkt mit. P1016 können wir auf einer markanten Rampe links umgehen, auch diese Rampe sah erst kaum machbar aus und erwies sich dann als bequemer Weg. Auf ca 960m stoßen wir dann südl des Sattels auf den Grat und haben erstmals Blick auf den Tjoaddnejavrre.


                                          h l Bjertnatjåhkkå, r P1016


                                          Tjoaddnejavrre


                                          Biernnajavrre, h m Hamarøya, ganz h Lofoten

                                          Auf dem Bjertnatjåhkkå müssen wir dann natürlich ausgiebig rasten und genießen die unglaubliche Aussicht in vollen Zügen. Der geniale Gipfelturm gibt zumindest Susanne Schutz vor dem wieder auflebenden Wind.




                                          Blick nach SW, m l das Ruossavage, 3 Tage zurück


                                          Hamarøya, ganz h Lofoten


                                          Stetind


                                          Bjertnatjåhkkå, h Isfjellet


                                          Gihtsejiegna

                                          P942 passieren wir südl, bei P887 gelingt uns das nicht ganz, steile Platten weisen uns zurück an den ausgesetzten Grat. Hier noch einmal unglaubliche Blicke auf Mannfjorden, Naustvika und den Storvatnet, für die wir uns gut festhalten müssen, denn hier greift der Wind unsere Körper schon wieder massiv an.





                                          Auch im weiteren Abstieg am Grat brauchen wir die Hände, und sind dann doch froh, als wir auf sicherem Boden und weg vom Wind zum kleinen See 758 laufen können, wo wir den Tag beenden.
                                          Der heutige Übergang ist eine wirklich geniale Verbindung, toll gefunden von Bernie. Vielen Dank an dieser Stelle!






                                          Tjoaddnejavrre und Stuortjåhkkå
                                          Zuletzt geändert von TilmannG; 06.12.2019, 18:08.
                                          http://www.foto-tilmann-graner.de/

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