[BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

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    #41
    AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

    Bei den tierischen Nachbarn hätte ich kein Auge zugemacht. Du pennst da einfach die Nächte durch?
    Zuletzt geändert von Werner Hohn; 17.01.2020, 07:49. Grund: Damit keine Missverständnisse entstehen.
    .

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      #42
      AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

      Ach, das ist gar nicht so schwer. Wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft und haben genug Bewegung, Voraussetzung für einen guten Nachtschlaf

      Außerdem kann man ja sowieso nicht viel machen gegen die bösen Tiere, also mit genügend Fatalismus lässt es sich gut schlafen.

      Was ich auf keinen Fall wollte, war, die ganze Nacht ein Feuer zu hüten, um eventuell einen Jaguar auf Distanz zu halten. Da ging mir der Schlaf eindeutig vor. Außerdem hatte ich ja gelesen, dass das nichts bringen soll: "Der Jaguar scheut das Lagerfeuer keineswegs. »Wir bemerkten zu unserer Überraschung«, sagt Humboldt, »daß die Jaguare hier unsere Feuer nicht scheuten. Sie schwammen über den Flußarm, der uns vom Lande trennte, und am Morgen hörten wir sie ganz in unserer Nähe brüllen.« An einer andern Stelle seines Reisewerkes berichtet er, daß ein Jaguar den treuen Hund der Gesellschaft sozusagen zwischen den Lagerfeuern herausholte und wegschleppte. Der Hund hatte abends, als er die Unze brüllen hörte, unter der Hängematte seines Gebieters Schutz gesucht und war am nächsten Morgen doch verschwunden." (Brehms Tierleben, Band 1, S. 498)

      Außerdem waren wir ja noch nicht in dem Gebiet mit der höchsten Jaguar-Dichte, wo die Tiere den Menschen gewöhnt sind. Jetzt nachträglich fällt mir auf, dass die Jaguarsichtungen hier im Mittellauf des Rio São Lourenço immer kurz sind und damit enden, dass das Tier im Dickicht verschwindet (Video 13s, Video 15s, Video 35s, Video 16s, Video 33s.). Das ist in dem Gebiet mit der höchsten Jaguar-Dichte nicht so. Die Frage, die sich mir dabei immer wieder stellte, war, wo beginnt dieses Gebiet?

      Soll also heißen, hier oben haben sie noch eine gewisse Scheu vor dem Menschen und Angriffe sind wirklich selten.

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        #43
        Dienstag, 10.9.2019, SESC RPPN, 37km
        Mit Sonnenaufgang kommen die Kaimane zur Ruhe. Die unvorsichtigen könnten wir am Schwanz packen.
        Zwei von ihnen geben sich noch ein Brüll-Duell, ein wirklich mächtiges lautes Brüllen. Das traut man den kleinen Tieren gar nicht zu. Dabei krümmen sie sich, Kopf und Schwanz in die Höhe gestreckt. Der Bauch unter Wasser vibriert im Infraschallbereich. Gut zu sehen auf diesem Fremd-Video und noch besser hier. Und hier wird das Ganze am Beispiel von Alligatoren erklärt.

        Der Fluss an unserem Nachtplatz:


        Heute fotografiere ich nicht mehr so viele Tiere. Mein Gefühl ist, das meiste hatte ich alles schon mal, so dass ich seltener zur Kamera greife. Kurz nach der Abfahrt sehen wir 2 Riesenotter und im Laufe des Tages öfter mal ein oder mehrere Wasserschweine. Und stellenweise viele Kaimane:



        Uferlandschaften:




        Lianen-behangene Uferbäume, ein häufiger Anblick:


        Nach 5km legen wir an einer auf dem Luftbild gut erkennbaren, einzeln gelegenen Fazenda an:


        Ich möchte mal schauen, wie es da oben aussieht. Aber ich komme nicht weit. Die ehemaligen Pfade sind mit dornigen Pflanzen zugewachsen. Die Fazenda scheint ausgestorben zu sein. Dabei war das mal ein gutes Anwesen mit Flugpiste (Google Map).

        In den Büschen findet sich in Augenhöhe dieses interessante Nest:

        Der Baumeister heißt Rosttöpfer (Furnarius rufus), auch Töpfervogel oder Lehmhans. Engl. Rufous hornero, bras. João-de-barro. Später habe ich den Vogel auch mal gesehen.

        Seit heute bekomme ich meine Powerbank nicht mehr solar geladen. Ich möchte an Netzstrom testen, was da defekt ist. Also weiter gepaddelt. Nach 8km stehen wieder Häuser am Ufer (Google Map).

        Ich gehe an Land, Thomas bleibt im Boot:


        Dort finde ich tatsächlich bewohnte Häuser, zT sehr gut aussehend, mit Strom, Fernsehantenne, Funkverbindung nach draußen. 2 kleine ruppige Pferdchen weiden davor. Aber es ist niemand zu Hause. Schade.







        Blick auf die Rinderweiden, wie sie normalerweise hinter dem Galeriewald zu finden sind:


        Eigentlich hatte ich von früher noch die Warnungen im Ohr, man könne nicht einfach so durch das Pantanal reisen. Das Land ist überall in Privatbesitz und es sei gefährlich, das Land zu betreten ohne Erlaubnis der Besitzer. Zitat aus einer Privatnachricht im Faltbootforum: "Wo das Land bewohnbar ist, ist es in Privatbesitz, und man ist dort nicht zimperlich... Lass uns mal drüber reden". Er war in den 90er Jahren mit Faltboot in Brasilien gewesen.

        Tatsächlich war das vor einigen Jahrzehnten noch richtig gefährlich. Alle waren bewaffnet. Und die Landbesitzer haben sehr bestimmt darauf geachtet, dass nichts auf ihrem Land geschah ohne ihre Erlaubnis. Tat man das als Besitzer nicht, war man das Land oder Teile davon evtl. ganz schnell wieder los. Dann zog sich flugs mal ein neuer Zaun durchs Gelände und bewaffnete Auseinandersetzungen mit den Besetzern folgten. Ich muss noch mal schauen, in meinem Lehrbuch "Walking the Jungle" von John Coninghan hatte ich solch eine Geschichte gelesen.

        Nach all den bisherigen netten Begegnungen auf unserer Tour in Brasilien habe ich dagegen heute keine Bedenken mehr, bei den Leuten anzuklopfen. Irgendwie scheint Brasilien in den letzten Jahrzehnten gewaltige Fortschritte im Zivilisationsniveau gemacht zu haben.

        Wieder 3km weiter stoßen wir erneut auf Häuser am rechten Ufer. Das Gelände hier ist etwas großflächiger entwaldet als die letzte Ansiedlung und heißt auf Google Maps "Colônia Santa Isabel".



        Zwar sieht das Haus bereits etwas zerfallen aus, aber ich werde trotzdem fündig. Eine Gruppe von 7 Mineiros, Bergarbeitern aus dem 1600km entfernten Minas Gerais sitzen hinter dem Haus unter der schattigen Veranda und machen hier zZ 18 Tage Ferien, Angelurlaub. Gerade gibt es Mittagessen, pures gegrilltes Rindfleisch. Ich werde zunächst zu einem Schnaps eingeladen, dann zu Fleisch und einer weißen Stange. Thomas hole ich auch dazu. Wir haben es nicht sicher identifizieren können. Thomas meint, das sei Käse, ich denke eher an Speck.
        Zum Schluss gibt es noch ein eiskaltes Bier für jeden von uns, soooo lecker!!!



        Die Leute freuen sich immer sehr über etwas Abwechslung hier im abgelegenen Busch, wenn mal ein Gast vorbeischaut.

        Ebenfalls lecker, der Angelköder:




        Ich konnte Thomas gerade noch so zurückhalten, den Fischen den Wurm streitig zu machen und selber zuzuschnappen.
        Um welche der 305 brasilianischen Regenwurmarten es sich hier handelt, kann ich nicht feststellen. Die größte im Land gefundene Art war >2m lang. Ok, unser Exemplar hier ist nur ~1m lang.

        Meine Anker-15Ah-Powerbank wird auch hier am Netzstrom nicht aufgeladen, auch nicht mit einem anderem Netzteil und einem anderem USB-Kabel. Also wird sie wohl kaputt sein. Damit hätte ich ein Problem, meine Kamera-Akkus aufzuladen. Direkt am Solarpanel funktioniert das chinesische Ladegerät Nitecore USN1 nämlich nicht. Offenbar benötigt es höhere Stromstärken, um überhaupt mit dem Laden anzufangen, als das Panel auch bei optimaler Sonneneinstrahlung liefert. Im Gegensatz zu meinem Smartphone, welches mit beliebig geringen Ladeströmen klarkommt, wird der Kamera-Akku nur geladen, wenn ich die Powerbank dazwischenschalte.

        Zum Glück bin ich ein kleines bisschen redundant ausgerüstet. Ich habe dann probiert, ob das Laden auch klappt mit dem Miller-ML-102 Charger für eine 18650-LiIon-Akkuzelle dazwischengeschaltet. Hat zum Glück gut funktioniert.

        Nach dem Mittagessen treibt es unsere Angler wieder zu den Fischen. Wir machen noch ein Abschiedsfoto und paddeln weiter.





        Ziegen und Schafe im Pantanal, immer noch an der Colônia Santa Isabel:



        Eigentlich ein ideales Jaguar-Futter.

        In einer flachen Flusskurve schrammen wir an einem Kaiman entlang, der nicht weichen wollte.

        Vögel am Ufer, Rabengeier:


        Rabengeier, Kuhreiher, Cayennekiebitz:


        Rotstirn-Blatthühnchen, Jaçanã (Jacana jacana):

        Die Anakonda erbeutet es mit Vorliebe.

        Palmen am Flussufer:


        9km weiter, 25km ab Start heute morgen, ist wieder eine Fazenda mit Flugstreifen erkennbar. Diese Siedlungsstelle mag zwar als Fazenda begründet worden sein, ist aber heute verlassen und zu einem Umweltposten umgewidmet worden.

        Unterwegs weisen uns Schilder darauf hin, dass hier im Naturschutzgebiet SESC RPPN Anlanden und Campieren verboten sind:


        Schon von weitem ist ein hoher Beobachtungsturm erkennbar:








        Die zugehörige Flugpiste sieht recht wellig aus. Außerdem stehen weiß gestrichene Ölfässer in der Mitte der Rollbahn. Ist die so benutzbar? Naja, natürlich nicht. Aber ich habe auch den Eindruck, als wird heutzutage kaum noch mit Kleinflugzeugen herumgedüst. Selten sieht man mal eine Cessna oder so am Himmel.







        Ich bin gespannt, was uns hier erwartet. Darf man hier überhaupt durchpaddeln? Benötigen wir eine Erlaubnis? Werden sie uns an der Weiterfahrt in die Kernbereiche des Pantanal hindern?

        Der Posto de Proteção Ambiental Santa Maria ist von 2 gelangweilten und uninteressierten Indianern besetzt. Einer schaut Richtung Fluss, der andere sieht fern. Der große Wach- oder Aussichtsturm ist unbesetzt.
        Die Kommunikation ist trotz Googleübersetzung schwierig. Es scheint möglich zu sein, durchs Pantanal zu paddeln. Von den vor ihm liegenden Formularen gilt keines uns.

        Am liebsten wäre ich auch mal auf den großen Beobachtungsturm geklettert, um einen weiteren Blick von oben auf die Landschaft zu werfen. Aber die Belegschaft ist so lustlos, dass ich mir die Frage verkneife.

        Im Vorfeld hatte ich mir schon überlegt, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich hier sehen zu lassen. Es hätte ja auch verboten sein können, einfach so durchzupaddeln (ich wusste bis dahin noch nicht, dass sich das Schutzgebiet nur am rechten Ufer befindet, es ist in der Openstreetmap nicht eingezeichnet), oder man hätte bestimmte Auflagen erfüllen müssen, oder Permits kaufen müssen oder sonst etwas. Die beiden Kanadier hatten in ihrem Bericht 2013 den Posto Ambietal nicht erwähnt.

        Im Nachhinein ist klar, dass es solche Beschränkungen für den Fluss nicht gibt. Das Naturschutzgebiet hier ist ein privates. Die großen Fazendas sind angehalten, Teile ihres Landes als Naturschutzgebiet zu deklarieren. Viele Besitzer machen das auch aus Überzeugung, weisen auch sehr große Teile ihres Landes als Naturschutzgebiet aus. Oft haben die weißen Besitzer ihre Fazendas schon seit einigen Jahren verlassen, genießen heute den Komfort der Städte und überlassen ihr Land wieder der Natur und speziell dem Artenschutz.

        Das private Naturerbe-Reservats des SESC Pantanal (Pantanal Private Natural Heritage Reserve, RPPN) wurde 1996 gegründet. Dazu wurden einige Fazendas im Pantanal erworben.
        Bevor diese für die extensive Viehzucht genutzt wurden, wurden einige dieser Betriebe so lange geteilt, bis sie sich als wirtschaftlich unrentabel erwiesen. Ein Teil von ihnen war bereits in den 1980er Jahren von Züchtern aufgekauft worden, die an der Einrichtung einer halbextensiven Viehzucht interessiert waren. Eine Krise führte am Ende der 80er Jahre zu einem starken Rückgang der Viehzucht im Pantanal.

        In der ersten Phase des Reservats 1996 wurden 365km² aufgekauft. Die restlichen Flächen wurden zwischen 1997 und 2001 erworben. Die Gesamtfläche beträgt jetzt 1080km² zwischen den Flüssen Rio Cuiabá und Rio São Lourenço. Eine Übersichtskarte findet sich zB hier.

        Am rechten Ufer des Flusses Cuiabá wurde das Hotel SESC Porto Cercado (HSPC) am Ende des ersten Gründungszyklus des Reservats erworben, das renoviert und zu einem Zentrum für Sozialtourismus mit Schwerpunkt auf dem ökologischen Tourismus ausgebaut wurde. Das Hotel empfängt auch Touristen von außerhalb des SESC-Systems, die diese Region des Pantanal besuchen. In allen Fällen steht das RPPN im Mittelpunkt des Ökotourismus.

        Das Hauptziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt, wobei nur Forschungsaktivitäten erlaubt sind, Umweltbildung und nachhaltiger Tourismus (Quelle). Etliche wichtige Vögel und Säugetiere des Schutzgebietes werden hier mit Fotos aus Wildkameras vorgestellt: "Tierwelt des RPPN Sesc".


        Eigenartigerweise ist das Schutzgebiet nicht auf der Karte Protected Planet verzeichnet. Dafür sind die Indianerreservate eingezeichnet, und auch das ähnlich große private Jaguar-Schutzgebiet nordöstlich von Porto Jofre. Insgesamt stehen aber doch relativ kleine Flächen im Pantanal unter Naturschutz. In den Bereichen um das Pantanal herum, auch im Chaco von Bolivien und Paraguay, sind viel größere Flächen geschützt.

        Karte der Schutzgebiete im Pantanal und drum herum, man schaue hier auf den Bereich unserer Paddeltour zwischen Rondonópolis und Corumbá:

        UNEP-WCMC and IUCN 2020, Protected Planet: The World Database on Protected Areas (WDPA), downloaded Jan 2020, Cambridge, UK. Available at: www.protectedplanet.net.

        Das rechte Ufer ist unterhalb der Colônia Santa Isabel für 31km durchweg Naturschutzgebiet, also entlang der Flusskilometer 314 - 345 meiner privaten Kilometrierung mit Kilometer 0 in Rondonópolis. Ins Land rein reicht es von hier ~45km bis zum Rio Cuiaba in Richtung West bis Nordwest.

        Am Ende des Naturschutzgebietes schließt sich in Fließrichtung des Rio São Lourenço, wieder am rechten Ufer, ein weiteres Schutzgebiet an, das zweite Indianerreservat entlang des Rio São Lourenço namens 'Perigara' (Map). Dort ist das rechte Ufer für weitere 36km geschütztes Gebiet. Aber soweit kommen wir heute noch nicht.

        Wir paddeln nach dem Posto Ambiental noch weitere 12km auf dem Fluss:


        Manchmal ist der Wald in der Trockenzeit fast unbelaubt:


        Zivilisationsreste:


        An der Stelle, wo diese Reste einer Pumpstation zu sehen sind, scheint das gesamte Hinterland wieder großflächig renaturiert zu sein. Das Satellitenbild zeigt keinerlei Reste von Bewässerungsanlagen, Besiedlung oder ähnlichem. Nur auf dieser Karte scheint die Stelle exakt übereinzustimmen mit dem Canal da Locomóvel, der früher vom Rio São Lourenço nach Westen abzweigte. Ok, wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man auf dem Bing-Luftbild noch eine linienartige Struktur in West-Ost Richtung.

        Abends rasten wir auf einer für Pantanal-Verhältnisse maximal zivilisationsfernen, großen flachen Sandbank, viel größer als im Google-Satellitenbild zu sehen. Auch das Bing-Luftbild zeigt nicht viel mehr, weil die Aufnahme bei Hochwasser entstand.

        Das Zelt bauen wir wieder auf der Spitze der Sandbank auf, mit möglichst freier Sicht zu allen Seiten.





        Dort vorne stehen die Zelte:


        Die Sonne scheint nur noch gedämpft, es liegt offenbar Rauch aus weiter Entfernung in der Luft. Zu riechen ist nichts, aber es rieselt ständig etwas Asche vom Himmel:


        Die Sonne scheint fahl, später tieferstehend blutrot.

        Filmchen:

        Im Film sieht man auch ab und zu die Asche rieseln.

        Boote kommen heute nicht mehr vorbei. Unser Haus-Kaiman schaut uns die ganze Zeit zu, lässt sich auch mit ein paar Unfreundlichkeiten nicht vertreiben (Thomas beschmeißt ihn mal mit Sand).

        Ich wasche meine Wäsche mit Andreas Seife, nun duftet sie wieder nach Blümchen (das Rei in der Tube war schon alle). Derweil rieselt Asche aufs Zelt. Sie scheint von weit her angeweht zu sein. Aktuelle Anzeichen von Bränden in der Nähe sehen wir keine.

        Als die Sonne untergeht, versammeln sich 3 Truthahngeier in unserer Nähe auf der ansonsten kahlen Sandbank. Sie kennen sich hier aus, wissen, dass der Jaguar immer auch was übrig lässt.

        Nachts wieder mächtig laute Raubtierrufe. Jaguar im Naturschutzgebiet am Ufer gegenüber?

        Unser kleiner Haus-Kaiman übt sich 19:30 Uhr ebenfalls im gräuslich brüllen, hat aber gegen die großen keine Chance.
        Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:42.

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        • Abt
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          #44
          AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

          Danke erst einmal für meine Möglichkeit der virtuellen Teilnahme. Sieht ja mitunter sehr trocken aus.

          1.Gab es die ganze Zeit nur die Pampe aus den Läden zu Essen oder ab und zu auch mal Schlange, Kaimanei, Palmkäferlarven, Ente, Nutria oder gegrilltes Meerschwein um die Darmflora etwas in Bewegung zu halten?
          2.Gibt es in den Tropenwäldern Nadelbäume nordischer Arten+Vorstellung ?

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            #45
            AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

            Ach ja, untalentierte Köche. Hab es gelesen.

            Das zweite ist eine allgemeine Frage, ob sich in unserem Klima in den letzten sechstausend Jahren zwischen Winter-und Sommeraktivität die Nadelbäume entwickelt haben könnten, zu dem was sie heut so an Eigenheiten haben und eingehen..
            Schöne Schmettis, du darfst (wegen mir) beim nächsten mal näher rangehen. danke
            Also ich bin gespannt, wie es weitergeht und kann warten.
            Gruß Abt

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              #46
              AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

              Zitat von Abt Beitrag anzeigen
              1.Gab es die ganze Zeit nur die Pampe aus den Läden zu Essen oder ab und zu auch mal Schlange, Kaimanei, Palmkäferlarven, Ente, Nutria oder gegrilltes Meerschwein um die Darmflora etwas in Bewegung zu halten?
              Nun rede mal meine 'Pampe' nicht schlecht!

              Bei ausreichend Hunger schmeckt das alles. Wir haben ja nur früh das Müsli und abends die Nudeln oder die Erbswurst gegessen. Dazwischen lagen ~8h Paddeln mit Badepausen, aber ohne Mittagessen. Also mir hat es eigentlich immer geschmeckt. Um unsere Darmflora brauchst du dir keine Sorgen machen, diesbezüglich war und ist alles pikobello.

              Schlangen haben wir alle am Leben gelassen, für Kaimaneier war gerade nicht die richtige Jahreszeit (die brüten etwa im Februar), Palmkäferlarven haben wir nicht gesucht und auch nicht angeboten bekommen, Entenvögel haben die Indianer zwar gejagt, wir haben aber davon nichts abbekommen, Nutria und Meerschwein lief uns auch nicht über den Weg, und die süßen Wasserschweinbabies hätten wir nicht übers Herz gebracht umzubringen.

              Zitat von Abt Beitrag anzeigen
              2.Gibt es in den Tropenwäldern Nadelbäume nordischer Arten+Vorstellung ?
              Nadelbäume wie bei uns gibt es nicht. Pieksig ist es trotzdem im Cerrado-Buschwald, etliche Pflanzen haben viele und zT lange Dornen. Unangenehm waren besonders die langstacheligen Palmen, die auch öfter an den Flussufern wuchsen.

              Außerhalb des Pantanal findet man in Südbrasilien häufig die Brasilianische Araukarie oder Brasilkiefer (Araucaria angustifolia). Das ist die einzige Pflanze, die Ähnlichkeit mit unseren Nadelbäumen hat.

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              • Spartaner
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                #47
                Mittwoch, 11.9.2019, Terra Indígena Perigara, 42km
                5:40 Uhr, der Platz ist doch noch nicht so einsam, wie ich mir Wildnis vorstelle. Ich höre, wie sich ein Motorboot nähert.
                Es sind Fischer, mit derselben Methode wie vor 2 Tagen beobachtet: es werden zwei Dutzend Plastikflaschen mit Angelhaken ausgeworfen, und dann hektisch jedem einzelnen Exemplar hinterher gehechtet. Die Fischer sind die beiden indianischen Wachposten vom Posto de Proteção Ambiental Santa Maria, den wir gestern kurz besucht hatten.

                Der Tag beginnt mit sehr angenehmen Temperaturen, der Himmel ist weitgehend mit dünnen Wolken bedeckt.

                Unser Lager auf der Spitze der Sandbank:




                Unsere Sandbank, Blick nach Norden den Fluss aufwärts:


                Unser Hauskaiman lässt uns auch heute nicht aus den Augen:






                Spuren im Sand:




                Welcher Hirsch das hier war, kann ich nicht bestimmen. In Frage kommen zB der Sumpfhirsch (Blastocerus dichotomus), der Pampashirsch (Ozotoceros bezoarticus), der Großmazama oder Rote Spießhirsch (Mazama americana), oder der Graue Spießhirsch (Mazama gouazoubira). Rein von der Habitapräferenz ausgehend ist es am ehesten der Graue Spießhirsch. Er bewohnt eher Trockenwälder, während die anderen Arten offene Sumpf- und/oder Graslandschaften bevorzugen. Der Graue Spießhirsch ist nur etwa so groß wie unsere Rehe.

                Diese Spuren könnten wieder von dicken, sehr aktiven Würmern stammen:


                Und hier versammeln sich Killerbienen in der Nähe unserer Zelte:




                Sie haben sich genau da in Massen niedergelassen, wo wir vorher mal hingepieselt haben.

                Der Unterschied der "Killerbienen" gegenüber anderen Bienenrassen besteht darin, dass bei einer Bedrohung fast alle Bienen des Volkes angreifen, statt wie üblich nur eine kleine Anzahl von Tieren. Auch verfolgen die "Killerbienen" ihre Opfer hartnäckig bis zu 500m. Jede dieser Killer sticht mehrmals zu, wodurch sehr leicht die Schwelle von etwa 500 Stichen erreicht wird, bei der bereits ein Kind getötet werden kann, bei Erwachsenen wird es ab ca. 1.000 Stichen kritisch. Brasilien verzeichnet jährlich ~200 Todesfälle durch Killerbienen.

                Auch in "Walking the Jungle" nimmt die Killerbiene breiten Raum ein. Sie ist eine der häufigsten Todesursachen im Busch. Coninghan empfiehlt zB im Falle eines Angriffs, sich ins Wasser zu flüchten, das Kanu umzudrehen und sich unter dem Kanu wegtreiben zu lassen.

                In der Nähe von Killerbienen soll man sich möglichst still und langsam bewegen, kein Rascheln, keine knackenden Zweige, sich ruhig stechen lassen, aber keinesfalls wild fuchtelnd die Tiere versuchen abzuwehren, etc.

                Einen wichtigen Tipp hat er für uns, Killerbienen zu überleben: "Schlagen Sie unter keinen Umständen auf spähende Killerbienen ein oder schlagen Sie nicht um sich herum, selbst wenn sie sich auf Sie stürzen sollten: Der Geruch einer zerquetschten Biene kann das ganze Volk auf Sie ziehen. Und wenn das passiert, haben Sie ernsthafte Probleme ... Sie können ihnen nicht entkommen, und wenn Sie in das nächste Gewässer springen, wobei Sie hektisch plantschen, laden Sie die Piranhas ein, sich der Party anzuschließen, wie es bereits gelegentlich passiert ist".

                Und noch einen schönen Tipp hat er: "A piece of important advice, though: Halten Sie Ihren Körper und Ihre Kleidung sauber! Viele Nordeuropäer, vor allem junge Menschen, sind es nicht gewohnt, jeden Tag zu baden und ihre Kleidung zu waschen. Sie laufen für die Dauer ihrer Reise in stinkenden, verschwitzten T-Shirts, Jeans und Socken herum. In kalten Wintern in den gemäßigten Regionen kommen Sie vielleicht mit laxer Hygiene davon, aber hier in den Tropen, wo warme Temperaturen das Schwitzen und den Geruch verstärken, müssen Sie Ihre Kleidung jeden Tag waschen und, wenn Sie im Dschungel spazieren gehen, zweimal täglich baden: in der Mittagspause und am Ende des Tagesausflugs. Wenn es um Bienen geht, wird ein stark riechender Körper an sich schon zu einem Gesundheitsrisiko."

                Wir waren zum Glück gut gewaschen, unser Haus-Kaiman kann es bezeugen, und so greifen uns diese gefährlichen Biester heute nicht an. Ach ja, die Kleidung hatte ich am Vortag zufällig auch gewaschen gehabt.

                Dennoch fand ich den Tipp, jeden Tag die Klamotten zu waschen, etwas übertrieben, dazu bin ich wohl zu sehr Nordeuropäer. Alle paar Tage, ok, das habe ich gemacht. Er meint das aber ganz ernst und hat das in seiner aktiven Zeit auch immer so gemacht. Wäschewaschen gehörte einfach zu seiner Tagesroutine im Busch.

                ½9 sind wir heute startbereit. Solange uns die dünne Wolkendecke von der Sonne abschirmt, paddeln wir bis Mittags halbnackt in der vergleichsweise kühlen Luft.









                Am Kilometer 342 behauptet ein Schild, hier befinde sich ein Hafen, Porto Bodoque.


                Tatsächlich finde ich den Porto Bodoque auch in etlichen Karten eingezeichnet (Beispiel). Nur vor Ort hier finden sich im Vorbeifahren kaum Spuren einer Infrastruktur. Nur ein kleiner Trampelpfad führt an Land.

                Weiter gehts:














                Bei Kilometer 345 erreichen wir wieder ein Indianerschutzgebiet, das Terra Indígena Perigara. 36 Fluss-km lang und diesmal ausschließlich am rechten Ufer.

                Mittags klart es wieder auf und es wird drückend heiß. Kaum einmal weht ein laues Lüftchen. Ich halte es wieder nur mit ständigem Einnässen aus.

                Gegen 12 Uhr machen wir wieder eine Badepause:




                Am gegenüberliegenden Ufer, Indianerland, sitzt ein Silberreiher auf dem Baum:




                Und 50m nebenan stehen diese 2 Jabirus im Wasser, Großschnabel-Seeschwalben und Cayennekiebitz:


                Hier direkt vor dem Ufer lümmeln Kaimane:






                Einen schubsen wir vom Badeplatz:


                Spuren der Kaimane im Uferschlamm:


                Nun zu den weiteren Tieren des Tages:
                Nachmittags haben wir kurz zwei Riesenotter gesichtet.

                Cayennekiebitz:




                Eine neue Art, die Sonnenralle (Eurypyga helias)




                Die Sonnenralle ist ein edler Vogel, auch wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar aussieht. Sie bewegt sich sehr graziös, zeigt oft anmutig wiegende Bewegungen. Ihre wahre Schönheit zeigt sie, wenn sie die Flügel ausbreitet. Bei voll ausgebreiteten Flügeln werden große helle "Augenflecken" in Rostbraun, Gelb und Schwarz sichtbar. Diese werden anderen Sonnenrallen bei Balz- und Bedrohung gezeigt oder zur Abschreckung potenzieller Raubtiere verwendet.


                Photograph taken by Stavenn, CC BY-SA 3.0

                Ein 45sec-Video vom Pantanal BirdClub zeigt die Sonnenralle, wie sie ihre Flügel präsentiert. Und ein außergewöhnlich schöner Film in Profiqualität portraitiert das Leben der Sonnenralle in 19min (in spanisch).

                Auch neu auf dem Foto erwische ich die Cayenneralle (Aramides cajaneus):


                Warum hier so viele Tiere Cayenne-... heißen, ist mir noch etwas rätselhaft (zB auch Cayenneibis, Cayennekiebitz). Möglicherweise wohnte in Cayenne in Französisch-Guayana der erste südamerikanische Ornithologe, und der benannte die Tiere alle nach seinem Wohnort. Das könnte sogar Humboldt gewesen sein, der dort zeitweise residierte.
                Auf englisch heißt sie Grey-necked wood rail, also 'Grauhalsige Waldralle', was ich sehr einleuchtend finde und mir eigentlich leichter merken kann.
                Das ist genau die Vogelart, von der ich am Morgen des 7. Septembers diese schönen Tonaufnahmen aufgezeichnet habe. Da müssen 2 von ihnen ganz nah am Zelt gewesen sein.

                Noch eine neue Art, die Südliche Herbstpfeifgans (Dendrocygna autumnalis fulgens):


                Sie ist ganz nah verwandt mit der Witwenpfeifgans, die wir bereits am ersten Tag auf dem Fluss gesehen haben.
                Außerdem fliegt auch eine juvenile Amazonasseeschwalben auf (Sternula superciliaris).

                Hier bleiben sie sitzen:


                Ein besonderes Highlight heute ist dieser Königsgeier (Sarcoramphus papa), wirklich ein edles Tier:








                Den Namen erhielt er, da er am Aas gegenüber anderen Geiern dominiert. Er erreicht eine Größe von 80cm, eine Flügelspannweite von 180cm und ein Gewicht von 3kg. Er ist der größte und stärkste Geier Brasiliens und ernährt sich in erster Linie von den Kadavern großer Säugetiere, denn er ist in der Lage, ihre dicke Haut mit seinem kräftigen Schnabel zu durchdringen. Dadurch ermöglicht er auch anderen Arten den Zugang zu diesen Kadavern.

                Und dann das zweite Highlight des Tages: direkt vor uns schwimmen 2 Tapire:




                Wir beschleunigen etwas, um näher an die Tiere zu gelangen. Das bringt sie dazu, ihr Heil auf Land zu suchen:








                Dabei bewegen sie sich nicht besonders hektisch. Es sind eine Mutter und ihr halbwüchsiges Kalb. Tapir-Spuren, auch sehr große, haben wir schon auf jeder Sandbank entdeckt, nun endlich auch die dazugehörigen Tiere. Und das mitten am Tage, gewöhnlich sieht man sie wohl bevorzugt während nächtlicher Safaris.
                Der südamerikanische Flachlandtapir (Tapirus terrestris) ist das größte Landsäugetier des Subkontinents. Es erreicht eine Körpermasse bis 250 kg. Man findet etwa 0.6 Tapire pro km².
                Evolutionär scheinen sie im Tertiär stecken geblieben zu sein. Verglichen mit unseren hellen Säugetieren sind sie relativ langsam und doof.

                Weiter geht es. Zeitweise lassen wir uns treiben, lauschen der Soundkulisse aus dem Dschungel:


                Ein Kenner der Vogelwelt dort schrieb mir bezüglich der in diesem Ausschnitt zu hörenden Vögel: Die 'mystischen Rufe' sind zwei verschiedene Vögel. Der lange, eintönige, traurige Pfiff (der erste nur vor 0:01min) ist eine Sonnenralle. Der 3-Noten-Pfeifruf (der erste um 0:03min) ist ein Undulated Tinamou (Crypturellus undulatus). Die kratzigen Rufe mit intermittierendem Pfeifen im Hintergrund sind, da bin ich mir ziemlich sicher, sind Gelbbürzelkassiken (Cacicus cela), Ruf). Dann ruft eine Weißstirntaube (Leptotila verreauxi, hu-huu), und zwar gegen 0:07min und 0:20 im Hintergrund. Und der wiederholte Ruf im Hintergrund von 0:20 bis 0:26, da bin ich mir zu 95% sicher, ist eine Zaunkönigart, ein buff-breasted wren (Cantorchilus leucotis, Ruf). Die beiden harten nasalen Rufe am Beginn der Aufnahme, da bin ich mir ziemlich sicher, ist ein Rotstirn-Blatthühnchen (Jacana jacana) (Vielen Dank an Bobby Wilcox für die Bestimmung der Vogelstimmen).

                Diese Stangen am Ufer wurden von den Indianern gesteckt:

                Daran werden zeitweilig Fangkörbe montiert.

                Am Flusskilometer 372 passieren wir eine Stelle, wo der Flussgrund aus recht festem Material besteht. Es strömt hier schneller als sonst, Fischer hoffen hier auf Beute.











                Um 15 Uhr landen wir an einer verlassenen Fazenda an. Es war einmal ein wohlhabendes Anwesen, mit Flugstreifen, Nebengelassen, etc. Der Platz ist sehr idyllisch gelegen, unter mehreren sehr großen Schatten spendenden Bäumen.

                Schon am Ufer steht ein großer Baum mit imposantem Wurzelwerk:






                Die Fazenda steht leider schon seit einigen Jahren leer.
                Thomas richtet sich unter dem Vordach des Haupthause ein. Mir ist das zu warm, ich bleibe am Strand, auch wenn es hier etwas schräg ist. Thomas meint, der Temperaturunterschied beträgt 5 Grad.

                Mein Lager am Flussufer:


                Thomas sieht auf dem Fazenda-Gelände die ersten drei Hyazinth-Aras. Ich komme zu spät dazu. Dafür sehe ich unten am Wasser die erste Schlange hier auf der Tour, noch dazu eine schöne große. Sie ist >2m lang, schlank und sehr hübsch gefärbt. Das Vorderteil ist hellgrau und schwarz meliert, nach hinten ändert sich die Farbe zu golden gelb und schwarz meliert. Sie klettert gerade die riesigen Wurzeln des großen Baumes neben dem Boot hoch und verkriecht sich dann im oberen Teil der Wurzeln. Es handelt sich um eine sehr große Natter, die Indigonatter (Drymarchon corais, Fremdfilmchen).

                Vom 0.7km entfernten Fischerlager lärmt seit Anbruch der Dunkelheit sehr laut ein altertümlicher Stromgenerator noch bis tief in die Nacht. Später verstummt er, aber ich glaube, laute Bum Bum Musik zu hören. Ein Glück, dass wir nicht weitergefahren sind!

                Vom Fischerlager kommen auch mehrmals Motorboote angefahren, zum Fischen oberstrom, auch noch nachts.
                Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:46.

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                • berniehh
                  Fuchs
                  • 31.01.2011
                  • 2402
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

                  echt schöne Flusslandschaft
                  www.trekking.magix.net

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                  • Spartaner
                    Alter Hase
                    • 24.01.2011
                    • 4743
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                    • Meine Reisen

                    #49
                    Donnerstag, 12.9.2019, Águas do Pantanal, 40km
                    Habe gut geschlafen, trotz der Schräglage. Wieder bedeckter Himmel, diesmal etwas dickere Wolken. Sollte uns doch bald die Regenzeit erreichen?
                    Ich gehe gerade die Böschung hoch, da fällt oder springt die Schlange von gestern Abend aus dem Baum dicht vor mir.
                    Ist aber auch ganz schnell wieder weg und das Foto ist unscharf:


                    Sie ist als Indigonatter ziemlich klar zu erkennen.

                    Den ganzen Morgen herrscht extremer Motorbootverkehr von der Fazenda Bororeo, mehrere Boote fahren immer hin und her. Von oberstrom, wo sie fischen, ständige Fahrgeräusche.

                    Kaffeetrinken am Flussufer mit Blick aufs Indianerland:






                    Einmal landet ein gutaussehender alter weißer Mann bei uns an, erkundigt sich nach woher und wohin. Er könnte der Besitzer der Fazenda Bororeo sein.

                    Um ¼9 sind wir auf dem Wasser. Hier befinden sich noch einmal solche festen Uferbänke, ähnlich wie am Vortag einige hundert Meter stromauf:


                    1.3km nach Abfahrt glauben wir, an der Fazenda Bororeo angekommen zu sein und wir legen an zur Besichtigung. Es stellt sich aber heraus, dass es sich nur um ein Camp von Fischern handelt. ~50 Freizeit-Fischer gehen hier ihrem Hobby nach. Sie zelten in kleinen Iglu-Zelten unter einem großen Dach, machen gemeinsame Küche. 6 dieser alten, Brasilien-typischen Riesen-Jeeps stehen herum, alles Oldtimer. Man kommt also auch hier mit dem Auto hin.







                    Ansonsten sind die Gebäude alle im Zerfall befindlich. Ziemlich unterster Standard das Ganze, außer die Bootsmotoren, die sind modern.

                    Am Ufer finden wir diesen Fisch:

                    Das könnte ein Piranha sein.

                    2km weiter sind wir dann tatsächlich an der Fazenda Bororeo:


                    Gerade werden zwei LKWs mit einem Fährponton auf die andere Seite zum Indianerreserat gefahren:






                    Bei der Fazenda Bororeo handelt es sich offenbar nur um einen Landwirtschaftsbetrieb, keine Touristenunterkunft. Große Landmaschienen stehen bereit. Der Besitzer ist nicht zu Hause.







                    Der Flugstreifen hier scheint ausnahmsweise mal benutzbar zu sein. Er ist als Aerodromo Fazenda Bororeo mit dem Flughafencode SIVV verzeichnet:


                    Auf dem Fazenda-Gelände betreibt der Serviço Geológico do Brasil - CPRM und die Agência Nacional de Águas - ANA eine Regen- sowie eine Pegelmessstation:




                    Die Station heißt amtlich 'São José do Borireu'.

                    Hier die Pegelstation:






                    Unser Wasserstand beträgt zZ 89cm. Ohne Vergleichsdaten bringt diese Angabe natürlich nicht viel.

                    Etwa 3x im Jahr wird hier mit Hand auch der Durchfluss gemessen. Die Messergebnisse kann man hier herunterladen. Leider gelange ich an dieser Messstation nicht an die Daten der kontinuierlichen Pegelmessung. Eventuell existieren die auch gar nicht. Andere, wichtigere Stationen zeigen auch oft große Ausfallzeiten (SACE-Boletin). Da bin ich natürlich etwas enttäuscht, denn anfangs war ich begeistert, dass hier in Brasilien die Daten alle frei und übersichtlich zur Verfügung gestellt werden, zumindest theoretisch.

                    Ich konnte mir im Vorfeld große Datenreihen herunterladen und aufbereiten, zB hierfür. Das ganze System wurde landesweit auf hohem Niveau installiert, weit besser zB als das, was ich von Russland heute kenne (heute im Gegensatz zur Sowjetzeit, als es ebenfalls landesweit ein dichtes, jahrzehntelang gut funktionierendes hydologisches Messnetz gab, welches aber in den 90er Jahren stark ausgedünnt wurde).

                    Aber wie so oft scheint es hier in Brasilien danach kaum noch richtig am Leben erhalten zu werden. Was nützen die vereinzelten Durchflussmessungen, wenn man keine kontinuierlichen oder wenigsten täglichen Pegeldaten hat, um den Durchfluss für alle Tage eines Jahres über eine Q-P-Beziehung (Abflusskurve) berechnen zu können?

                    Ein paar Bedienstete sind auf dem Gelände der Fazenda Bororeo beim Reparieren von Landmaschinen. Die Kommunikation ist schleppend. Ich erkundige mich auch nach dem Indianerreservat gegenüber. Wir erfahren, dass man zum Besuch des Indianerdorfes eine Erlaubnis benötigt.

                    So paddeln wir dran vorbei. Neben festen Ziegelhäusern sehen wir vom Indianerdorf Perigara Unterstände aus Lehmwänden und Palmwedel-gedeckten Dächern. Strom, Beleuchtungsmasten und Telekommunikation haben sie offensichtlich auch.







                    Die ~11000ha Terra Indígena Perigara werden zur Zeit von >100 Indianern vom Stamme der Bororo bewohnt. Sie sind also vom selben Stamm wie die Bewohner des Terra Indígena Tereza Cristina, das wir vor einer Woche passiert hatten. Es scheint ihnen ganz gut zu gehen, ihre Bevölkerungszahl nimmt schnell zu (1997:79, 2010:104). Sie genießen ein vergleichbare medizinische Versorgung wie die übrige Bevölkerung.

                    Dazu gehört auch, dass ein 3 Monate altes Baby hier aus dem Dorf wegen einer Bronchitis und hohem Fieber mit einem Hubschrauber nach Cuiabá ins Krankenhaus geflogen wurde.
                    Diese Meldung zeigt nebenbei auch, dass im Pantanal prinzipiell eine Flugrettung existiert und man im Notfall schnell geholt werden kann. Das war mir nämlich vorher nicht klar.

                    1983 ging es den Indianern wohl noch nicht so gut. Ungefähr 30 Bororo aus dem Perigara-Reservat marschierten in einem Protestzug in die örtliche Funai-Vertretung, 5. Regionalpolizei in Cuiabá ein und nahmen den Chef als Geisel. Sie forderten die Ablösung des derzeitigen Vertreters, die endgültige Abgrenzung ihres Landes, Ressourcen für den Gesundheits- und Bildungssektor und die Unterstützung der landwirtschaftlichen Produktion in den Dörfern.

                    Am Ende des Indianergebietes steht ein Schild, 2 Arbeiter und ein LKW sind zu sehen:


                    Die dem Indianerreservat westlich benachbarte Fazenda São Francisco do Perigara bittet die "Senhores Bootsführer, bevor Sie ablegen, sammeln Sie bitte den gesamten während Ihres Aufenthalts angesammelten Müll ein und geben Sie ihn in die Müllabfuhr." Sehr löblich, dieser Hinweis, aber wohl auch notwendig.

                    Heute geht es sehr zögerlich los mit den Tierbeobachtungen. ~15 Geier kreisen in der Luft über dem Indianerdorf Perigara:


                    Kaimane bleiben den ganzen Tag selten, Wasserschweine werden langsam wieder häufiger. 2x dicht hintereinander begegnen uns Riesenotter.

                    Am Ufer sehen wir einen Riesentukan (Ramphastos toco) auf einem Baum sitzen:


                    Tukane haben wir im Verlaufe der Tour schon ab und zu mal gesehen, aber nie reichte es für ein Foto. Der Riesentukan erreicht eine Körperlänge von 56 bis 62 Zentimetern, sein Schnabel bis 20cm.

                    Der Bootsverkehr wird jetzt auch wieder mehr, die entlegensten Abschnitte des Flusses haben wir wohl hinter uns gelassen.





                    Heute ständig heftiger Gegenwind, aber schöne kühle Luft.

                    2x nehmen wir eine schmale Nebenstrecke. Ich liebe diese Abschnitte, weil sie eine Abwechslung bieten zum breiten Hauptstrom. Oft kommt man näher an die Tiere am Ufer und/oder hat beide Ufer gleichzeitig im Blick.

                    Einfahrt in die 1. Nebenstrecke:


                    Die erste schmalere Nebenstrecke ist nur 1.1km lang (Bing-Map).

                    Nach 10 Tagen und 386km auf einem durchgehenden, einfach mäandrierenden Fluss mit weitgehend ähnlichem Charakter bezüglich Uferbeschaffenheit, Flussbett, Sedimenten, Sandbänken, Ufervegetation, Galeriewald etc., gelangen wir heute an den Beginn des Verzweigungsgebietes (Bing-Map). Hier beginnt das aktuell aktive Binnendelta, ab hier verzweigt sich der Fluss mehrfach und fächert sich dabei auf. Diese vielen kleinen Flussläufe verändern sich relativ rasch, wie diese Grafik zeigt:



                    Die Flussläufe wurden aus alten Satellitenbildern abgezeichnet. Grau ist der aktuell aktive Sedimentfächer, nur hier wurde die Dynamik der Flussläufe betrachtet.

                    Wegen der hohen zeitlichen und örtlichen Veränderlichkeit der schmalen Fließe mit resultierend unklarer Befahrbarkeit habe ich mir bereits im Vorfeld genau überlegt, wo wir entlangfahren werden. Die südlichen Arme hätten den Vorteil geboten, dass man länger auf schmalen Armen unter Vermeidung des großen Rio Cuiabá paddeln könnte. Doch sie sahen mir im Luftbild zu unsicher aus.

                    Immer wieder stieß ich auf Abschnitte, die zeitweise mit Wasserhyazinthen zugesetzt waren, oder bereits richtig in Verlandung begriffen. Gerade jetzt gegen Ende der Trockenzeit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass einzelne schmale Fließe zugewachsen oder einfach zugesetzt sind. Unter der Pflanzendecke kann es immer noch fließen, aber oben wäre kein Durchkommen möglich. Ich wollte nicht dutzende Kilometer solche Abschnitte befahren, um dann steckenzubleiben und dieselbe Strecke wieder gegen den Strom aufwärts fahren zu müssen.

                    Ein weiteres Problem auf diesem Abschnitt ist die Uferbeschaffenheit, die es über lange Strecken schwierig macht, anzulanden. Da, wo die Wasserhyazinthen breitere Bestände entlang der Ufer bilden, muss man sich durch diese durchschlagen und gelangt dann in hochgewachsene Ufervegetation. Wenn es Bäume gibt, dann bleiben sie oft klein und buschig und bieten darunter keinen Zeltplatz. Sandbänke gibt es auf lange Strecken nicht mehr. Alles ungünstig zum Zelten.

                    Und zu guter Letzt war es wahrscheinlich, dass wir über die südlichen Teilarme in den Kern des Jaguar-Schutzgebietes vordringen würden, da, wo ich nicht unbedingt mehr als nötig übernachten wollte.

                    Da bin ich dann lieber auf Nummer sicher gegangen und habe die nördliche Strecke gewählt. Sie sah in den Luft- und Satellitenbildern einfacher befahrbar aus. Desweiteren sprachen die zT in dichten Abständen an den Ufern gebauten Fazendas und Touristenunterkünfte für eine durchgehend gute Befahrbarkeit sowie Übernachtungsmöglichkeiten.

                    Unsere Vorpaddler von 2013 haben uns übrigens hier fürs Verzweigungsgebiet leider keinen "Pfad ausgetreten". Das wäre zwar für mich interessant, wo genau sie entlanggefahren sind, aber 6 Jahre nach ihrer Befahrung für uns jetzt auch nicht besonders hilfreich gewesen.

                    So sah der Plan schließlich aus:


                    Die drei weißen Zahlen sind meine Stromkilometer ab Rondonópolis, die Pfeile geben die geplante Fahrtroute an.
                    Das Dreieck zeigt unseren kommenden Übernachtungsplatz, den einzigen hier im Verzweigungsgebiet. Der war aber nicht vorausgeplant (der einzige vorausgeplante Übernachtungsplatz war der am ersten Tag auf dem Wasser, wo wir in den Nebenfluss Ribeirăo Ponte da Pedra eingefahren sind, alle folgenden haben sich einfach so ergeben).

                    Gegen Mittag erreichen wir die erste große Verzweigung:


                    Im Verzweigungsgebiet haben wir große Strecken ohne hohe Galeriewälder. Die wachsen erst, wenn die Uferwälle mit der Zeit höher werden. Das ist hier noch nicht der Fall, die Gerinne sind zu jung.

                    Oft steht so etwas ähnliches wie Rohrglanzgras am Ufer. Ob das hier dieselbe Art ist wie bei uns, weiß ich nicht:


                    Kurze Zeit später taucht eine schöne Sandbank auf, mit der ich nicht gerechnet hatte. Die nutzen wir gleich zu einer Badepause:




                    Anfangs gibt es selten noch weitere Sandbänke, jetzt sind sie mir ein Foto wert:


                    Die 2. Nebenstrecke heute (Bing-Map) glänzt durch 3 Wasserschweine, die in Sekundenabstand rechts vor uns von der Böschung ihre Köpper ins Wasser machen.

                    Während der Passage dieses Seitenarms fällt zeitweise das GPS aus:


                    Erst zeigt das GPS 11 Minuten lang immer stärkere Abweichungen vom wahren Standort (wir sind natürlich immer auf dem Wasser geblieben und haben uns halbwegs kontinuierlich vorwärtsbewegt), wobei am Ende eine Abweichung von 990m erreicht wurde. Dann war es 14s ganz weg und sprang am Ende der Ausfallzeit wieder auf den wahren Standort zurück.



                    10km nach Beginn des Verzweigungsbereiches nimmt die Besiedlung zu. Oft sind es kleine neue Anwesen einfacher Leute.

                    Schuppen:


                    Hier zB wohnt eine Fischerfamilie, denen es schon recht gut geht:


                    Das sind wahrscheinlich solche Fangkörbe, die an die waagerechten Stangen montiert werden, die wir öfter schon mal gesehen haben:


                    Andere Fischerhütten:


                    Hier eine schon wieder verlassene Fischerhütte:


                    Und dann gelangen wir an die erste große Fazenda hier im Verzweigungsgebiet:




                    Das Anwesen hier heißt "Pouco da Garcia" oder so ähnlich, wahrscheinlich falsch geschrieben (ich habe mir das ein paar Kilometer weiter diktieren lassen). Die weißen Besitzer, der Don mit seiner Familie, hat die Fazenda offenbar schon lange verlassen, die Gebäude im Außenbereich sind bereits stark zerfallen, die Flugpiste nicht mehr zu gebrauchen.
                    Hinter dem hohen Zaun sieht es noch intakter aus, aber Leben sehen wir nicht. Von der Anlage her scheint es sich nicht um eine Farm, eher um eine Touristenunterkunft zu handeln.

                    Nur die zwei kleinen Hütten an der Südwest-Ecke des Anwesens sind bewohnt. Zu denen gehört wahrscheinlich auch das Fischerboot, dass am Ufer liegt.

                    Zwischendurch liegt mal ein einsamer Kaiman am Ufer:




                    5km hinter "Pouco da Garcia" liegt, wieder am linken Ufer, die Fazenda Liberdade. Auch sie macht beim Blick aufs Luftbild einen guten Eindruck. Auf den ersten Blick sieht sie bewohnt aus und so schauen wir sie uns genauer an.





                    Tatsächlich wohnt heute aber nur noch eine einzelne schwarze Familie hier, Vater, Mutter, Kind 5 Jahre. Der Vater ist Fischer und ist noch unterwegs. Die freundliche, aufgeschlossene junge Mutter zeigt uns das Anwesen und lädt uns anschließend zum Kaffee ein. In der Architektur und in den übriggebliebenen Einrichtungsgegenständen ist die alte Pracht noch erkennbar.

















                    Die Familie nutzt neben einem kleineren Haus eine große Wohnhalle mit ganz wenigen Resten der alten Einrichtung:




                    Früher war das sicher mal das Restaurant.

                    Die meisten Gebäude der Fazenda sind wie schon bei der "Pouco da Garcia" als Touristenherberge gebaut worden. Die frühere Besitzerin und Betreiberin der Fazenda hat vor neun Jahren aufgegeben und ist nach Cuiabá gezogen, wo es sich bequemer leben lässt. Seitdem kein Flugbetrieb mehr, alles verfällt.

                    Ich bin sicher, dass hier vor 9 Jahren anstatt einer sicherlich 10 Familien ihren Lebensunterhalt fanden. Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, dass hier vieles so im Verfall begriffen ist. Das war auf den Luftbildern nicht unbedingt zu erkennen, höchstens an den verbuschten Landebahnen. Vor wenigen Jahrzehnten war hier überall noch Reichtum zu Hause, den Leuten ging es gut. Und das gilt für Rinderfarmen genauso wie für Touristenherbergen. Hätte ich so drastisch nicht erwartet.

                    Als wir gehen, kommt ihr Mann vom Wasser. Wir hatten ihn vorher schon mal im Boot bei der Arbeit gesehen.

                    Noch ein neuer Fischerhof am Flussufer:


                    4km weiter kommen wir wieder an eine bedeutende Stromteilung. Unerwarteterweise fließt viel mehr Wasser nach links als nach rechts (Map). Trotzdem bleibe ich bei meinem Plan und fahre rechts weiter. Der linke, südliche Teilarm scheint sich nach Luftbild später vielfach zu verlaufen, ein Durchkommen ist bei Niedrigwasser ungewiss. Bei den höheren Wasserständen, bei denen das Satellitenbild entstand, kommt man aber sicherlich durch.

                    Noch einmal 4km weiter stoßen wir auf die Hotel Fazenda Arara Azul. Sie wird anscheinend noch als Hotel betrieben, ein halbes Dutzend große Aluboote mit fetten Bootsmotoren für Angeltouristen liegen am Ufer:




                    Allerdings scheint es zZ keine Gäste zu geben und so richtig intakt scheinen die Anlagen auch nicht mehr zu sein. Es sieht teilweise etwas heruntergekommen aus. Das Wasser im Pool ist trübe und das Gelände ist nicht aufgeräumt. Aber der Rasen ist gepflegt. 2013 war der Flugstreifen jedenfalls noch intakt und in Benutzung.







                    Ein paar indianisch-schwarze Frauen verschiedenen Alters, aber allesamt ein bisschen trübe Tassen, bevölkern das Areal. Vielleicht ist es auch nur ein Reinigungstrupp, keine Ahnung. Auch mit meiner Google-Übersetzungsapp komme ich bei ihnen nicht weiter. Ich komme mir fast vor wie im falschen Film. Natürlich hätte ich ebenfalls gerne etwas mehr zur Geschichte der Fazenda erfahren, aber das funktioniert hier nicht.

                    Es ist bereits ¾5, in einer ¾h geht die Sonne unter. Wir verlassen das Areal schnell wieder, müssen uns jetzt sputen, einen passenden Platz zum Übernachten zu finden. Einfach wild an den Ufern dieses dichtbesiedelten Bereiches zu zelten ist mir unangenehm, abgesehen davon, dass außerhalb der Fazendas keine trockenen Flecken ohne hohe Vegetation zu finden sind.

                    Aber unerwarteterweise gelingt es uns ganz fix, eine Übernachtung zu finden. Einen ½km weiter liegt die Eco Pousada und Hotel Águas do Pantanal. Sie war in meiner Openstreetmap nicht eingezeichnet (jetzt natürlich schon ). Wieder liegen etliche große Touristenboote am Strand, 19-, 21- und 26 Fuß-Schnellboote (Lanchas) mit 115-, 175- und 250-PS-Motoren, außerdem schmalere Barcos 19-Fuß mit 40-PS-Motoren. Der bauliche Zustand der Gebäude ist bisher der beste. Die Anlage ist erst ~4 Jahre alt, wenn ich das richtig verstanden habe (Video 2min, Fotos).

                    Greta-gerecht hat man bisher auf einen Flugstreifen verzichtet. Erreichbar ist die Pousada nur über das Wasser. Ein Abholservice wird geboten. Aber natürlich kann man auch auf den dicht benachbarten Pisten landen.





                    Hier sehen wir uns ebenfalls erst mal um und erfahren, dass es auch hier zZ keine Gäste gibt. Gestern waren 10 Gringos da zum Vögel- und Jaguar-Beobachten, und morgen kommt eine Gruppe aus São Paulo.

                    Schnell ist die Chefin ausgemacht, eine attraktive, aktive, geistig helle Frau irgendwo zwischen 45 und 50. Sie hat den Laden hier gut im Griff. Für die eine Nacht wo keine Gäste da sind, sind wir eingeladen und können auf dem Hotelareal kostenlos zelten.







                    Aber nicht nur das, wir bekommen gleich etwas zu mampfen angeboten: Süßes Kuchenbrot, Margarine, Saft, Eiswürfel, Kaffee und Milch. Eine Abwechslung in unserer sehr einseitigen Fahrtendiät. Nebenan ist der Speisesaal für die Touristen.



                    Wir sitzen direkt in der Großküche:


                    Der Blick aus dem Küchenfenster fällt auf die Vogelfütterung:


                    Hier versammeln sich viele Gelbschnabeltangare = Yellow-billed Cardinal (Paroaria capitata), vereinzelte Haussperlinge, eine Taube und eine Gelbbürzelkassike oder Gelbrücken-Stirnvogel = Yellow-rumped cacique, bras. Xexéu (Cacicus cela):



                    Das könnten ihre Nester sein, die hängenden Beutelnester meine ich:


                    Auf unserem Ortlieb Extremer sitzt dieser Frosch:


                    Danach bauen wir unsere Zelte auf dem gepflegten Kurzrasen auf, duschen und ziehen saubere Klamotten an. Eine vollkommene Unterbrechung unserer Paddeltour.

                    Es gäbe auch Mobiltelefonempfang und mobiles Internet, aber nur mit Vivo, kein WLAN. Ich habe aber Oi. Naja, kann man vorher nicht wissen. Ist Vivo ein quasi-Standard im Pantanal?

                    Mobiltelefonmast, Verbindung zur Außenwelt über Richtantenne:


                    Unter dem Mast versammeln sich die jungen Angestellten mit ihren Mobiltelefonen.

                    Der Hotelpool, Whirlpool:




                    Die Pools habe ich im Pantanal mehrfach so erhöht angelegt gesehen. Ob das was mit den Hochwässern zu tun hat? Vielleicht werden die hochgelegenen Pools nicht vom Hochwasser überschwemmt und verschlammt?

                    Am landseitigen Ende des Areals befindet sich eine Kläranlage:


                    Auf der Informationstafel wird die Funktion der Anlage in portugiesisch und in englisch erläutert.





                    Mit anbrechender Dunkelheit wird der Stromgenerator gestartet. Obwohl er am anderen Ende des Grundstücks steht, ist er dennoch ziemlich laut. Ich bin nicht ganz sicher, ob sie das vielleicht wegen uns machen, die Außenbeleuchtung scheint hell bis zum Zelt, oder ob das ganz normal ist um diese Zeit.

                    Nachdem der Generator schon 2 Stunden läuft, gehe ich noch mal zur Chefin, um ihr zu versichern, dass wegen uns das Licht nicht anbleiben muss. Wir haben Kopflampen. Im Nachhinein weiß ich, das ist hier der ganz normale Rythmus auf den meisten Fazendas. Meist läuft der Generator für ein paar Stunden am Abend, manchmal auch am Morgen.

                    Sie bietet mir bei der Gelegenheit gleich noch ein richtiges Abendbrot an. Es gibt Hühnchen mit Reis und weiteren Beilagen, die ich nicht kenne. Dazu wieder Saft und Eiswürfel. Davon kriegt Thomas nichts mit, er schnarcht schon lange und laut.

                    Nach dem Essen wird auch der Generator ausgeschaltet. Ruhe kehrt ein, fast zumindest. Von der benachbarten Fazenda 400m weiter erschallt ein weiterer Generator. Und die Chefin telefoniert noch mehr als 2h mit ihrem Mann.

                    Gegen 21 Uhr, ich liege bereits im Zelt, wird mir auf einmal schlecht. Liegt es am Essen eine halbe Stunde vorher? Erstmals in Brasilien habe ich mich an Eiswürfel und Rohkost gewagt. Oder war es dieser eigenartige Schnaps aus Rondonópolis, von dem ich heute ein ganzes Schnapsglas genippt habe? Es drückt etwas auf der Brust, ich kann nicht mehr liegen und bekomme Schweißausbrüche. Aufrichten, Hinknien und Durchatmen hilft. Zum Glück ist diese Unpässlichkeit nach 20 Minuten Geschichte. Denke ich zumindest zu diesem Zeitpunkt.

                    Heute ist es übrigens den ganzen Tag nicht richtig heiß geworden. Sehr angenehm. Liegt das daran, dass sich die feuchten Sumpfflächen nicht so weit aufheizen wie das trockene Land? Jetzt am Abend wird es richtiggehend kühl, ich liege mit Hose, Socken, T-Shirt und Fleecejacke im geschlossenen Schlafsack, ohne zu schwitzen.
                    Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:46.

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                    • Spartaner
                      Alter Hase
                      • 24.01.2011
                      • 4743
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                      • Meine Reisen

                      #50
                      Freitag, 13.09.2019, Rio Cuiabá, 29km
                      2:30 Uhr, die Hähne krähen mitten in der Nacht. Hat wohl hier nichts mit dem anbrechenden Morgen zu tun. Nein, es war nur ein Irrtum.
                      Um 5:15, mit anbrechender Dämmerung, legen die Hähne wieder los. Zeitgleich rasen die ersten Schnellboote auf unserem Flussarm herum. Na das kann ja heiter werden heute auf diesem meistbefahrenen Kanal. Eine Alternative wäre mir lieber gewesen, aber nirgendwo anders war ein klares Durchkommen erkennbar.
                      Rückblickend kann ich allerdings Entwarnung geben, tagsüber war nicht allzuviel los auf dem Wasser.

                      Als wir aufstehen, zeigt mein Thermometer kühle 18°C, so wenig wie noch nie auf dieser Reise in die Tropen. Wieder ist der Morgen locker bewölkt.

                      Wir hatten abends noch Müsli angerührt und mampfen das jetzt zusammen mit dem üblichen kalt angerührten Kaffee kurz nach Sonnenaufgang. Die Chefin und der Rest der Belegschaft schlafen noch.
                      Weitere Arbeiter werden mit dem Motorboot herangefahren. Kaum sind sie hier, setzen sie sich unter den Wasserturm und daddeln auf dem Smartphone.

                      Als die Chefin erscheint, gibt es für uns beide nochmal Frühstück, genau wie gestern Nachmittag. Dann packen wir die restlichen Sachen zusammen und verabschieden uns von der Chefin. Es war wirklich sehr nett hier.
                      Sie kommt zusammen mit ihrem Vorarbeiter noch vor zum Steg, um zuzusehen, wie wir Boot und Gepäck händeln.

                      Weiter geht es auf dem schmalen Flussarm durch das Verzweigungsgebiet des Rio São Lourenço. Nächster Anlaufpunkt ist die 1 Strom-km abwärts liegende Pousada Pesqueiro da Amper (Treze). Sie war wohl ebenfalls zerfallen und wird gerade wieder für Touristen hergerichtet.

                      Wir landen am überdachten Steg an:


                      Die Häuser werden renoviert. Neu hergerichtete Unterkünfte:


                      Ein junger schwarzer Arbeiter ist dabei, die bis zu 20cm hohen grasbewachsenen Sedimente der letzten Hochwässer vom Betonweg zu entfernen:


                      Ich frage den Arbeiter nach dem Namen dieser Pousada, natürlich via Google-Übersetzer. Nach einem kurzen Blick aufs Display wendet er sich ab und verweist mich an einen älteren Mann "com óculos", "mit Brille", der könnte meine Frage lesen. An der Lesbarkeit kann es nicht gelegen haben, die Buchstaben werden 9 - 12mm hoch auf dem kontraststarken Display dargestellt. Ich glaube, das war bisher der einzige Analphabet, dem wir begegnet sind.
                      Der Mann mit Brille ist ebenfalls Bauarbeiter, älter, und renoviert gerade den Küchentrakt. Mit ihm ist die Kommunikation problemlos.

                      Auffällig bei allen Fazendas: die Häuser stehen nur selten auf niedrigen Stelzen, saufen also bei Hochwasser ab. Die Pools sind dagegen immer 1 - 1½ m erhöht angelegt, um nicht zu verschlammen (und im leeren Zustand nicht aufgetrieben zu werden).

                      Weiter gehts. Flache Ufer, flaches Umland, niedrige Vegetation, aber keine Sandbänke mehr:




                      Rohrglanzgras?:






                      Wieder 1½km weiter gelangen wir an die letzte der hier dicht zusammenliegenden Fazendas, die Fazenda Pirigara (Map):


                      Sie ist reiner Landwirtschaftsbetrieb, nicht auf Touristen eingestellt und hat ebenfalls einen Flugstreifen. Es sieht so aus, als ob der ehemalige Besitzer hier genau wie bereits auf der Fazenda Liberdade die Segel gestrichen hat. Heute lebt auch hier nur noch eine schwarze Familie in den Ruinen und wirtschaftet auf Subsistenz-Niveau.

                      Auf dem Gelände der Fazenda war dieses Gebäude einmal der Gesundheitsposten, der "Posto de Saúde Tito Apoitia":


                      Es kann sein, dass dieser 2km weiter vor kurzem neu errichtet wurde:




                      Manchmal dient der Posto de Saúde Tito Apoitia auch als Wahllokal für die Gegend, mit gewissen Schwierigkeiten durch mangelnde Netzanbindung. Wir sind jetzt nicht bei allen Ansiedlungen an Land gegangen um nachzufragen.

                      Saugbagger?:








                      2½km nach dem Gesundheitsposten passieren wir noch ein letztes Gehöft:


                      Eine einzelne schwarze Familie lebt hier recht einsam im Sumpf in bescheidenen Verhältnissen, aber immerhin mit Funkverbindung, Fernseher und Solarstrom.

                      Die Honigsammler, die wir anschließend im Sumpf angetroffen haben, könnten von hier gestartet sein.

                      Auf den nächsten 12 - 15km bekommt die Natur wieder Oberhand. 12km begleitet ein relativ junger, niedriger Galeriewald unseren Flussarm:




                      Die häufigen, rötlich blühenden Bäume sind wieder die Triplaris americana, bras. Novateiro. Ihr wisst schon, die mit den bissigen Ameisen in ihrem Inneren. Trifft ab und zu auch mal Pantanal-Touristen, sind ja ebenfalls meist Neulinge hier. Das Gute ist, nach ~8 Stunden lässt der Schmerz nach.

                      Immer wieder sehen wir Wasserschweine und Kaimane am Ufer und ins Wasser springen. Die coolsten Wasserschweine und die größten Kaimane trauen sich sogar, liegen zu bleiben. Sie sehen schon recht eindrucksvoll aus, wie sie so bräsig daliegen mit offenem Maul und ihre Zähne zeigen.

                      Meist sind wir aber zu schnell vorbeigerauscht für ein Foto. Der hier begibt sich gerade ins Wasser:


                      Weitere Tiere im Verzweigungsgebiet des Rio São Lourenço:



                      Carcará? Das Bild zeigte im Original nur eine schwarze Silhouette, die Zeichnung wurde erst mit kräftiger Nachbearbeitung sichtbar, könnte aber irgendwie verfälscht sein.

                      Truthahngeier:


                      Ein häufiger Reiher mit braunem Hals ist der Marmorreiher, Rufescent tiger heron, Socó-boi (Tigrisoma lineatum):






                      Chaco-Tschatschalaka, Chaco Chachalaca, Aracuã-do-pantanal (Ortalis canicollis) und Grüner Leguan:

                      So unscheinbar wie er aussieht ahnt man nicht, dass man diesen Vogel hier im Pantanal immer wieder sehr laut und charakteristisch rufen hört. Und das besonders gerne im Duett! Ich dachte übrigens erst, dass es sich bei den Rufern um Papageien handelt. Verbreitungskarte.



                      Trotzdem der Fluss jetzt nur noch ⅓ seiner bisherigen Breite hat, strömt er wie bisher mit 3 - 4 km/h, so dass wir mit 7 - 8 km/h vorwärts kommen. Das Wasser ist auch noch genauso trübe wie am Anfang der Reise. Während der langen Fließzeit gab es keinerlei spürbaren Selbstreinigungseffekt bezogen auf die Trübung.

                      Nach den offenen Weidegründen bei den Fazendas begleitet uns jetzt wieder schöner dichter Galeriewald. 2x Brüllaffen-Konzerte dicht hintereinander:


                      Schwarzer Brüllaffe, Black howler, Bugio-preto (Alouatta caraya). Der Geschlechts-Dimorphismus ist sehr ausgeprägt – die vollkommen schwarzen Männchen wiegen in der Regel durchschnittlich 6 - 7kg, während die hellbraun gefärbten Weibchen nur durchschnittlich 4½kg auf die Waage bringen.

                      In einer Kurve liegt ein abgesoffener Flussdampfer oder eher ein ehemaliges Wohnboot, zweistöckig:




                      Einmal steige ich aus zu einem Landausflug in den Dschungel. Viel sehe ich nicht. Das trockene Laub raschelt laut unter meinen Füßen:








                      Auffällig finde ich die Lehmüberzüge an manchen Baumstämmen, Termitenbauten:


                      Die letzten Kilometer im Galeriewald (Map):


                      3km vor der Fazenda Ilha Camargo tritt unser Flussarm in ein erst seit kurzem durchströmtes Gebiet ein (Map). Der vom Fluss im Laufe der Zeit aufgeschüttete Uferdamm wurde durchbrochen. Diese Abbildung zeigt schematisch, wie das abläuft.
                      Der bisherige, nach Südwesten gerichtete Hauptlauf ist bereits vollständig verlandet und wird maximal bei Hochwasser durchflossen.

                      Das neue, ~2km lange Gerinne ist noch etwas schmaler, es gibt fast Stromschnellen und heftige Verschneidungen:






                      Sehr interessant, diese frische Laufveränderung. Hier gibt es noch keine Uferbänke und keinen Galeriewald. Wir paddeln durch offene Landschaft, Weiden und Sumpfflächen. Der Wasserspiegel liegt nur wenige Zentimeter unter dem Auenniveau, beste Sicht nach allen Seiten:











                      Vereinzelt stehen riesige Nelore-Rinder mit Zebu-Buckel in der Landschaft herum. Am schönsten sind hier die ziemlich zutraulichen Wasserschwein-Großfamilien anzuschauen:












                      Rotstirn-Blatthühnchen, dieses Exemplar hat mal wieder ein Bad nötig:


                      Und auf einem niedrigen Busch sitzt ein Halsband-Wehrvogel:


                      Das neue Gerinne verengt sich wieder:


                      Der letzte Kilometer vor dem Rio Cuiabá verläuft wieder in einem älteren Gerinne mit hohen Ufern:


                      Kurz vor der Mündung des Rio São Lourenço in den Rio Cuiabá erreichen wir um 1 Uhr die Fazenda Ilha Camargo und machen das Boot am Schwimmsteg fest:


                      Hier erwartet uns wieder die mittlerweile gewohnte Enttäuschung. Das große, eigentlich imposant bebaute Gelände steht weitgehend leer. 3 Bedienstete putzen Zimmer, das ist alles. Kein Flugbetrieb trotz ausnahmsweise geteerter und besonders langer Landebahn (1½km), kein Restaurant, kein kühles Bier.

                      Die meines Wissens einzige asphaltierte Landebahn mitten im Pantanal, Flughafencode SWYK:




                      Auch dieser Platz hat schon bessere Zeiten gesehen. An bedeutende Persönlichkeiten, die hier zu Gast waren, erinnern bronzene Gedenktafeln:


                      Der schöne Baum mit dem Fächer-artigen Wuchs ist der 'Baum der Reisenden' (Ravenala madagascariensis) aus der Familie der Strelitziengewächse. Er hat diesen schönen Namen erhalten, weil die Hüllen der Stämme Regenwasser speichern können, das angeblich durch Anstechen des Blattgrundes im Notfall als Trinkwasser für bedürftige Reisende verwendet werden könnte. Das Wasser im Inneren der Pflanze ist jedoch trüb, schwarz und stinkend und sollte nicht ohne Reinigung konsumiert werden. Ein weiterer plausibler Grund für den Namen ist, dass der Fächer ungefähr in Ost-West-Ausrichtung wächst und so einen groben Kompass bildet.



                      Die erste und zentrale Bronzetafel ist Don Alfredo Stroessner gewidmet, der am 9. und 10. März 1975 mit einer größeren Entourage hier weilte. Das waren wirklich noch andere Zeiten. "Willkommen edler, erhabener Führer, Herrscher über das Herz von Amerika" (Der Spiegel Nr. 2, 1985).

                      Während 1975 Verbrecher noch gefeiert wurden, wurden sie 2016 bereits gejagt. Eine Polizeieinheit kam mit Hubschraubern zur Ilha Camargo und stellte 4 wohlhabende Angeltouristen, 2 Geschäftsleute, 1 Anwalt, 1 pensionierten Richter, die als Raubfischer die erlaubten Mengen Fisch mit 195kg großzügig überschritten. Erlaubt sind 5kg/Person. Außerdem hatten sie verbotene Fische wie den Dourado gefangen und sogar 12kg Kaimanfleisch dabei. Ihr Flugzeug konnte wegen Überladung nicht auf einer der benachbarten Graspisten bei ihrer Unterkunft starten. Sie kamen einfach nicht auf genügend Tempo. Also brachten sie die Fische mit Booten zur Ilha Camargo, wo sie hofften, auf der geteerten Startbahn abheben zu können. Dort wurden sie dann von der Polizei gestellt und mussten sich wegen Umweltverbrechen verantworten (Link zum Bericht). Sie mussten 135000R$ Strafe (~30000€) bezahlen und das Flugzeug wurde konfisziert.

                      Das Gelände ist auch anderswo schön bepflanzt, welche Art?:






                      In einer riesigen dichotom gewachsenen Palme (Hyphaene compressa H. Wendl., Bot. Zeitung (Berlin) 36: 116 (1878) aus Ostafrika?) nisten Papageien und machen einen Höllenlärm. Es handelt sich um Mönchssittiche, monk parakeets, Caturrita (Myiopsitta monachus):




                      Hier im Südwesten Brasiliens ist er heimisch, bei uns in Deutschland und anderen europäischen Ländern, Israel und den USA eingeschleppt worden. Sein typisches Nest besteht aus verflochtenem Reisig. Wenn mehrere Nester auf dem gleichen Baum von einer Gruppe dieser Art angelegt werden, sind sie meist wie ein riesiger Reisighaufen zusammengeschlossen - allerdings mit je einem Eingang für jedes Paar der Kolonie. Solche Kolonien finden sich oft auch unterhalb der Riesen-Nester des Jaburú-Storchs, der die kleinen Mitbewohner gerne auf seinem Baum duldet, denn sie warnen ihn mit ihrem Geschrei vor jeder sich nähernden Gefahr für seine Brut.

                      Lehmhans (Furnarius rufus)?:


                      400m weiter erreichen wir den Rio Cuiabá. Der große Fluss begrüßt uns erst einmal mit einer hohen goldenen Sandbank, einem idealen Badeplatz:


                      Viele Scherenschnäbel streichen ab, als wir anlegen, wir denken uns nichts dabei:






                      Jedoch finden wir ihre Nestkuhlen mit Eiern auf dem blanken Sand:




                      So verlassen wir die Sandbank schnell wieder, um die Vögel nicht allzu lange vom Brutgeschäft abzuhalten.

                      Der Rio Cuiabá hat ebenso trübes Wasser wie der Rio São Lourenço, aber die Farbe ist im Gegensatz zum rötlichen Wasser des Rio Vermelho bzw. Rio São Lourenço ein helles Lehm-Gelb und es schmeckt gefiltert etwas weniger bitter, angenehmer. Allerdings ist es auch stärker mit Quecksilber belastet, denn oberhalb des Pantanal befinden sich bei Poconé Gold-Schürfgebiete, die ihre giftige Suppe letztendlich in den Rio Cuiabá leiten. Hier im Gebiet, in dem wir uns jetzt befinden, sind die Jaguare als Spitze der Nahrungspyramide darum stark mit Quecksilber belastet.

                      Der mittlere Hg-Gehalt in Jaguarenfellen von der Fazenda São Bento 118km unterhalb von Poconé und 58km stromab von hier (673,0 ± 916,8 µg/g) unterscheidet sich signifikant von Jaguaren vom unbelasteten Refúgio Ecológico Caiman (29,7 ± 23,3 µg/g), p = 0,03. Der maximale gemessene Gehalt an Hg betrug 2.010,4 ± 150,5 µg/g, der höchste jemals bei einem Wildtier aufgezeichnete Wert (Quelle).

                      Tja, nicht schön, aber das Quecksilber begleitet uns jetzt in erhöhter Konzentration wenigstens bis zur Mündung des Rio Cuiabá in den Rio Paraguai. Auf den letzten 217km auf dem Rio Paraguai ist es dann etwa zur Hälfte verdünnt.
                      Immerhin essen wir keinen Fisch, in dem das Quecksilber im Vergleich zum Flusswasser schon erheblich angereichert wäre. Und unser Trinkwasser filtern wir, was das an Partikel gebundene Quecksilber draußen hält (Ausnahme ist das Wasser, welches wir fürs Kochen verwenden, für Nudeln und Erbswurst).

                      Auf einer festsitzenden Baumleiche im Wasser sitzen Kormorane:










                      Die Ufer sehen hier in diesem Abschnitt nicht so schön aus wie die des Rio Vermelho. Alles ist irgendwie ruppig zerhauen. Die Steilufer an den Prallhängen sind ebenso hoch. Oben sieht man Rinderweiden und wenn man oben steht, blickt man runter in die Sumpfgewässer im Hinterland.





                      Die Gleitufer sind fast immer großflächig mit, ich vermute, Polygonum ferrugineum bewachsen. Sandbänke sind rar, und wo es sie doch gibt, klein und oft hoch und steil. Hier checken: Aquatic plant community composition and distribution along an inundation gradient at two ecologically-distinct sites in the Pantanal region of Brazil.

                      15 Uhr, nach 6km auf dem Rio Cuiabá, machen wir für heute relativ zeitig Schluss, als uns eine hübsche Sandbank anlächelt mit allem, was das Herz begehrt: flache Stellen für 2 Zelte, trockenes Feuerholz, fließend Wasser. Hinter der Sandbank liegt dicht bewachsener Sumpf mit stehendem Wasser, genau das Revier der Anakonda, das ich mir vorstelle.

                      Streckenmäßig haben wir etwa die Halbzeit unserer Tour erreicht. Darauf gibt es einen Schnaps. Sogar Thomas, der hier während der Paddeltour den Abstinenzler mimt, greift zu.

                      Über 439 getrackte Kilometer haben wir in 11 Paddeltagen bzw. 64 Stunden auf dem Wasser bis hierher zurückgelegt, 442.4km gemäß meiner Planung.





                      Höhle eines Grünen Leguans:


                      Unser Feuerholz und Wäschetrockner in einem:


                      Ja, später haben wir wieder mal Wäsche gewaschen.

                      Unser Lager:


                      Wasserschwein-Knödel:


                      Den Abend hatte ich noch genügend Zeit, nach Vögeln Ausschau zu halten.

                      Gelbschnabeltangare:


                      Rabengeier:


                      Waldstorch:


                      Großschnabel-Seeschwalbe:








                      Wegebussard (Rupornis magnirostris), gar nicht scheu:






                      Nachts wieder ganz hell blinkende Glühwürmchen wie am Vortag und wie in Montenegro an der Tara. Sie blinken kürzer als an der Tara, sehr helles kaltes LED-Licht aller ¾ Sekunden. Schneller Flug.

                      5½ Stunden vor Vollmond:


                      Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:47.

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                        Alter Hase
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                        #51
                        Samstag, 14.09.2019, Panthera's Fazenda Jofre Velho, 45+11km
                        Mein Haus-Kaiman, der im hellen Mondlicht 1m neben mir im flachen Wasser liegt, bekommt es mit der Angst zu tun, als ich in der Nacht die ihm zugewandte Zelttür für einen Toilettengang öffne. Mit einem fetten Platscher flüchtet er in die Tiefe und spritzt dabei mich und mein Zelt so richtig nass:


                        Volltreffer! Hoffentlich trocknet der Schlafsack noch in den nächsten Stunden.

                        Ansonsten brüllen mehrfach die Kaimane in der Nacht. Oder sind es hier wieder die Jaguare? Wir kommen ja jetzt in das Gebiet mit der höchsten Jaguar-Dichte rund um Porto Jofre. Hier auf unserer Sandbank sind wir nur noch 35km Luftlinie von Porto Jofre entfernt.
                        Wie groß ist dieses Jaguar-Gebiet? Ich hatte im Vorfeld nicht herausfinden können, wo genau die Jaguar-Boots-Safaris stattfinden, wo genau ich also mit den an Menschen gewöhnten Großkatzen in hoher Zahl rechnen muss.

                        Auf der Openstreetmap war kein spezielles Jaguar-Schutzgebiet verzeichnet. Dass es sich dabei nicht um die Seenlandschaft des "Parque Nacional do Pantanal Matogrossense" 100km südwestlich von hier handeln konnte, da war ich mir relativ sicher. Aber wo finden die Bootssafaris dann statt? Keine Ahnung. Aber wir werden es im Verlaufe des heutigen Tages herausfinden.

                        Der Morgen ist wie gestern kühl und bewölkt. Sehr angenehm. Kaffeetrinken:


                        Über den großen Sumpfflächen westlich vom Lager sehen wir hoch oben in der Luft einen großen Insektenschwarm:


                        Wie eine Rauchwolke steht der Schwarm in der Luft und wabert etwas hin und her. Natürlich kann ich auf die Entfernung nicht erkennen, um welche Art es sich hier handelt. Zuckmücken? Aus Afrika sind ähnliche Phänomene bekannt, und selbst an der Spree habe ich solche großen tanzenden Insektenschwärme bereits gesehen.

                        Kurz nach ½9 sind wir wieder auf dem Wasser, auf dem Rio Cuiabá:


                        Hier zeigen die Wasserschweine eine recht hohe Fluchtdistanz:






                        Für mich ist das Paddeln auf so einem großen Strom erst einmal nicht besonders prickelnd. Wenn man etwas von der Tierwelt an Land sehen möchte, muss man sich immer für ein Ufer entscheiden, und hält auch von diesem meist etwas mehr Abstand. Und seit gestern, seitdem wir das Verzweigungsgebiet des Rio São Lourenço verlassen hatten, seitdem liegt eigentlich nur noch Paddeln auf großen Strömen vor uns.

                        Spätestens seit gestern ist auch klar, wir haben genügend Zeit. Wir haben die Hälfte der Strecke in 11 Tagen geschafft, 16 Tage haben wir noch zum Paddeln, bis Andrea nach Corumbá kommt. Das heißt, wir können uns ab jetzt viel Zeit lassen. Im Prinzip gibt es kein Risiko mehr, dass wir uns im Verzweigungsgebiet festfahren, umkehren und längere Strecken gegen die Strömung zurück fahren müssten. Ok, wir könnten auch von heftigem Gegenwind auf dem Rio Paraguai festgehalten werden, so wie es zwei mal auch unseren Vorpaddlern passiert ist.

                        Aber bisher schaut alles gut aus, also suche ich spätestens seit heute verstärkt danach, den Hauptstrom zu verlassen und kleinere Nebenkanäle zu befahren.

                        So biegen wir bereits nach 4½km rechts ab in einen schmalen, ~12½km langen Seitenarm. Ihn habe ich vor der Tour westlich des Hauptstromes des Rio Cuiaba als zeitweise befahrbares Gewässer in die OSM eingezeichnet:


                        Wir wagen es trotzdem. Volltreffer! Trotz Bedenken, er könne irgendwo zugewachsen sein, geht es fast glatt durch.



                        Das Fließ ist normalerweise zwischen 5 und 20m breit, aber die wuchernden Wasserhyazinthen lassen uns oft nur eine schmale Fließrinne:




                        Manchmal wird es doch eng:


                        An zwei Stellen mussten wir uns wenige Meter durch die Pflanzen durchkämpfen, Stellen, die wenige Tage später wahrscheinlich schon hoffnungslos zugestopft sind, weil von oben immer neue Wasserhyazinthen angetrieben kommen ("Wasserhyazinthe verstopft Flüsse des Pantanals").

                        Auf dem Bing-Satellitenbild sind solche zugesetzten Abschnitte erkennbar. Zum Aufnahmezeitpunkt sind sie nur kurz, aber sobald das Fließ in solch einem zugesetzten Abschnitt eine Kurve macht, kann man schon nicht mehr erkennen, wie lange die zugesetzte Strecke ist und ob es die Anstrengung lohnt, sich da durchzukämpfen, oder besser gleich umzukehren.









                        Pausenplatz mit frischer Jaguar-Spuren:






                        Dieses Fließ erweist sich als wahres Tierparadies. Überall springende Fische, am laufenden Band Wasserschweine ganz nah am Ufer, von denen auch nur wenige Reißaus nehmen, allerdings etwas weniger Kaimane als weiter oben auf dem Rio São Lourenço, viele Kaimane verstecken sich zwischen den Wasserhyazinthen, und viele verschiedene Vögel, alles zum Greifen nah. Ich bin begeistert.

                        Rabengeier, Kormorane, Caracaras:








                        Mohrenibis (Phimosus infuscatus)


                        Mohrenkaiman, hätte ich nach dem Mohrenibis fast gesagt, aber nein, natürlich ist es der ganz gewöhnliche Brillenkaiman, der sich hier neugierig nähert:


                        Junge Kaimane am Ufer:


                        Rotbrustfischer (Megaceryle torquata), wieder ein Weibchen:










                        Cocoireiher (Ardea cocoi):


                        Irgendein junger Greifvogel?, Plain-breasted Hawk (Accipiter ventralis)?:


                        Rohrspotter oder Rohrspottdrossel, Black-capped donacobius, Japacanim (Donacobius atricapilla):




                        Die Wasserschweine zeigen entlang dieses Fließes eine sehr geringe Scheu:






                        Hier zeigt es sich auch, warum diese größten Nagetiere der Welt zu den Schweinen gezählt werden: sie suhlen sich gerne im Schlamm:










                        Azurblaue Wasserhyazinthe (Eichhornia azurea (Swartz) Kunth):




                        Es gibt zwei Arten von Wasserhyazinthen im Pantanal, die Azurblaue Wasserhyazinthe (Eichhornia azurea) und die Dickstielige Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes). Die letztgenannte Art wurde seit mehr als 100 Jahren weltweit verbreitet und wuchert seither viele tropische Wasserflächen zu. Ohne Fressfeinde vermehrt sich die Schwimmpflanze massenhaft und wuchert sämtliche Binnengewässer in Afrika zu: Eine Wasserhyazinthen-Decke verdoppelt ihre Fläche in nur zwei Wochen. Die dicken Schwimmpflanzenteppiche behindern Schifffahrt und Fischerei. Krokodile finden in den Pflanzen Schutz und werden zu einer Gefahr für Menschen. In vielen Gebieten werden zur Eindämmung der Massenvermehrung Herbizide verwendet, die auch sämtliche andere Pflanzen vernichteten und einen noch größeren Schaden anrichten. Im Sudan wurden erstmals Rüsselkäfer (Neochetina eichhorniae und N. bruchi) ausgesetzt, die ausschließlich Wasserhyazinthen fressen. Das funktioniert und mögliche negative Nebeneffekte der Käfer sind zurzeit nicht bekannt.

                        Nach 2½h auf diesem phantastischen Abschnitt gelangen wir wieder auf den Rio Cuiabá. Mittlerweile ist es wieder richtig heiß geworden, 35°C "im Schatten".

                        An einer schönen Sandbank legen wir eine Badepause ein:




                        Ein paar Meter weiter sitzt ein Kormoran und trocknet sein Gefieder:




                        Auf einem Baum hinter der Sandbank warten ein paar Rabengeier, schauen uns beim Baden zu, oder kreisen auffällig über uns:






                        Lauern sie darauf, dass von uns Reste übrig bleiben, vielleicht, nachdem sich Kaimane oder Piranhas an uns gütlich getan haben?

                        Als wir unversehrt wieder aus dem Wasser steigen, ahne ich ihre Enttäuschung. Und als wir dann nach 12min endlich weiterpaddeln, stürzen sie alle ans Flussufer und besaufen sich aus Frust:




                        Wir folgen dem großen Strom für 3km und fahren dann in einen weiteren, diesmal linken Seitenarm ein (Map). Er ist mit 10 - 20m etwas breiter als der gerade befahrene und mündet nach 6½km noch nicht wieder in den Rio Cuiabá, sondern in einen der südlichen Teilarme des gestern eigentlich bereits verlassenen Rio São Lourenço (Map).









                        Wohnhöhlen, die Welse bei Hochwasser in den weichen Lehm gegraben haben:


                        Aber was für ein Kontrastprogramm zu dem vorherigen Abstecher heute Vormittag! Hier findet sich fast kein Tier! Kaum mal ein Wasserschwein, selten ein Kaiman. Eigentlich unglaublich!

                        Zwei mögliche Erklärungen gehen mir durch den Kopf. Hier fahren ab und zu Schnellboote mit Touristen und vergrämen die Tiere. Oder die vielen Jaguare haben der restlichen Tierwelt so extrem zugesetzt, sie müssen ja was fressen. Wasserschweine und Kaimane stehen ganz oben auf der Speisekarte der Jaguare hier im Pantanal.

                        Die Ernährungslage der Jaguare ist im Pantanal eigentlich sehr gut, darum erreichen sie hier die doppelte Größe im Vergleich zu anderen Jaguar-Populationen, zB in Amazonien.
                        Es ist schon eindrucksvoll zu sehen, wenn sich ein Jaguar einen vermutlich gleich schweren Kaiman schnappt und auf Land trägt. Natürlich haben wir das nicht selber gesehen, aber es gibt einige gute Youtube-Filmchen hier aus der Gegend, die ich am Ende des Berichts noch verlinken werde. Hier nur ein Beispiel, Ausschnitt aus einer Dokumentation:

                        Jetzt paddeln wir also wieder auf dem Rio São Lourenço, einem der südlichen Teilarme:






                        Der Fluss ist hier zwischen 30 und 70m breit. Auch hier sehen wir fast keine Tiere, kein Wasserschwein, keinen Kaiman. Nur diese 2 Jungreiher erwische ich, wie sie davonhasten:




                        Wahrscheinlich handelt es sich um junge Marmorreiher.

                        Auf der zweiten Hälfte des 15½km langen Abschnitt des Rio São Lourenço kommen uns am späten Nachmittag am laufenden Band Schnellboote entgegen, in der Summe ~30 Boote:






                        Erheblicher Wellenschlag. Wenige verlangsamen ihre Fahrt, wenn sie uns sehen. Offensichtlich bewegen wir uns jetzt genau in dem Gebiet, in das die Touristen gekarrt werden, um Jaguare zu beobachten.

                        Alle rasen zu einem Ort, wo wahrscheinlich ein Jaguar gesichtet wurde. Keiner von diesen Touristen hört einen Vogel rufen oder ein Brüllaffen-Konzert. Keiner hört einen Kaiman brüllen oder auch nur das Platschen der Wasserschweine, wenn sie sich ins Wasser stürzen. Unglaublich. Und dafür bezahlen sie viel Geld. Na gut, sie bekommen natürlich auch Jaguare vorgesetzt.

                        Wie das aus Sicht der Safari-Touristen abläuft, kann man zB in diesem schönen Reisebericht mit vielen sehr schönen Tierfotos nachlesen. Nach deren Schilderung scheinen die Jaguare an heißen Tagen seltener gesichtet zu werden, da auch sie mit der Hitze zu kämpfen haben und dann eher im schattigen Wald oder in Höhlen abwarten, bis es wieder kühler wird.

                        Da wir heute ebenfalls einen heißen Tage haben, ist das ein bisschen Pech für uns, wir sehen hier nachmittags keinen. Das Ziel der Schnellboote liegt weiter stromauf, da wird wohl zur Zeit einer zu sehen sein.

                        Gegen ½4 gelangen wir an die ehemalige Mündung des Rio São Lourenço in den Rio Cuiabá. Vor wenigen Jahren hat der Rio Cuiabá eine Flussschleife von 2½km Länge abgeschnitten. Ein halber Kilometer des ehemaligen Rio Cuiabá-Hauptlaufes verlandet jetzt, der Rest führt weiter das Wasser des Rio São Lourenço. Zum Vergleich siehe die Satellitenbilder hier alt und da neu.

                        Auf den ausgedehnten Sandbänken des Altarms schlagen wir unser Lager auf und kochen Erbswurst zum Abendessen:






                        Auch hier finde ich Jaguar-Spuren:


                        Die Spuren sind ganz frisch, der Wellenschlag der Schnellboote hat kurz vorher noch den Sand glattgewischt.

                        Zunächst sind wir hier während des Zeltaufbaus und der Essenzubereitung ungestört. Doch dann wieder reger Schnellboot-Verkehr. Ein Teil von ihnen fährt auch kurz in den relativ kurzen Totarm, der von Osten an derselben Stelle wie der Rio São Lourenço mit in den ehemaligen Rio Cuiabá mündet (Map).

                        Später kommen die Schnellboote zurück. Ein paar von ihnen landen bei uns am Strand an, zum einen, um ihren Touristen diese seltene Attraktion zu zeigen, Paddler werden hier nur alle paar Jahre mal gesichtet, zum anderen aber, um uns vor den Jaguaren zu warnen:


                        Zwei Jaguare sollen genau hier leben. Je später der Nachmittag, desto mehr Boote kommen, um zu warnen, und um so eindringlicher werden die Warnungen. Einer erzählt uns, vor 3 Wochen wäre ein Jaguar wütend angerannt gekommen, als genau hier Touristen das Boot verließen und an Land gingen. Touristen im Boot sind sie gewöhnt, Touristen an Land leben gefährlich. Er fragt auch, ob wir schnarchen, das lockt sie an.

                        Ich argumentiere mit der relativ geringen Wahrscheinlichkeit, gefressen zu werden, und verweise auf den einzigen Fall 2008, als es einen Angler im Zelt erwischte. Die Diskutanten halten dagegen, dass nur deshalb so wenig passiere, weil man eben hier nicht zeltet.
                        Mir ist natürlich auch klar, dass seit 2008 eine Menge Zeit vergangen ist, die Jaguare jetzt und besonders hier viel häufiger sind, und dazu eben an ständige Besuche von Menschen gewöhnt.

                        Zu guter Letzt legt ein Boot an, dessen Führer uns erklärt, dass all das Land hier zur Fazenda São Bento gehört, als Jaguar-Schutzgebiet ausgewiesen ist, und dass zelten hier verboten wäre. Er funkt noch zur São Bento und organisiert ein Boot, das uns hier abholen soll. Wir sollen zur Fazenda gebracht werden und dort übernachten.

                        Das hat mich nun auch "überzeugt". Verbot ist Verbot, da bin ich einfach zu deutsch, um dass jetzt auch noch zu ignorieren.

                        Ich erkläre ihm aber, das Boot bräuchten wir nicht, wir lieben es, auch nachts im Mondlicht zu paddeln, und kämen auch alleine bis São Bento, es sind ja nur ~10km.

                        So bauen wir die Zelte wieder ab, stellen den rußigen Topf mit der fertigen Erbswurst ins Heck, packen unsere Sachen und paddeln um 17 Uhr weiter. Eines der uns überholenden Boote bremst ab, legt bei und spendiert uns eiskaltes Trinkwasser. Natürlich ging es auch ihnen darum, diese seltsamen Gestalten im Paddelboot kennenzulernen.

                        2km weiter, da, wo wir auf den Durchbruch des Rio Cuiabá stoßen (Map), geraten wir plötzlich in eine Ansammlung von Motorbooten. Mir ist natürlich sofort klar, was hier los ist, bekomme Thomas aber nur mit Mühe zum Stoppen. Er will eigentlich mit Höchstgeschwindigkeit zur Fazenda São Bento weiterpaddeln.

                        Wir legen an das Boot an, welches am nächsten zum Ufer liegt:




                        Und richtig, hier liegt ein Jaguar in einer Höhle unter einem Baum. Unser erster Jaguar. Leider unter Umständen, wie sie jeder Tourist hier erlebt, Motorenlärm, Stimmengewirr, Gewusel der Boote. Irgendwie etwas unwürdig.

                        Trotzdem das hier eine ganz normale Begegnung mit einem freilebenden Jaguar in der Wildnis ist, will sich in mir kein großartiges Gefühl einstellen, so wie es sicher wäre, wenn ich diesem Tier alleine begegnet wäre. Für mich fühlt es sich eher an wie im Zoo. Ihr könnt ja mal vergleichen mit dieser Jaguar-Begegnung. Ist doch was ganz anderes! Da bekomme ich schon Gänsehaut, wenn ich es nur lese.

                        Das Tier hier liegt ganz relaxt in seiner schattigen Höhle, halb von den Wurzeln über dem Eingang verdeckt. Ohne die Bootsansammlung hätte ich den garantiert übersehen (meine Blicke gingen den ganzen Tag schon auf die Oberkante der Steilufer, wo die Jaguare auch oft liegen).

                        Damit ich einen festeren Stand bekomme, kann ich auf das Boot vor mir klettern und dort fotografieren. Das Boot mit Bootsführer haben zwei Brasilianer mit Vollprofi-Filmausstattung gemietet. Sie haben heute bereits 5 Jaguare im Kasten.

                        Auch meine Freihand-Fotos scheinen trotz des schwachen Restlichtes zu gelingen:


                        Nachdem sich in der Höhle nichts weiter regt, paddeln wir eine knappe ½h später weiter:




                        Kurz darauf ist die Sonne untergegangen, es wird dunkel. Nach weiteren 2 Kilometern kommt uns das angekündigte Boot entgegen. Der Bootsführer möchte uns samt Boot an Bord nehmen, aber das lehne ich ab. Ich sehe keinen geeigneten Platz für das Boot an Bord. Ein Fehler, wie sich bald herausstellt.

                        So halten wir uns seitlich fest und lassen uns mit 10 - 12 km/h stromab schleppen:


                        Eine junge Mitarbeiterin der Naturschutzorganisation (Suelen Leite) erklärt uns auf Englisch während der Fahrt, dass wir nicht auf São Bento übernachten können, das geht dort nicht, auch nicht im Zelt. Wir schippern weiter zur Fazenda Jofre Velho. Wie weit das ist, kann sie nicht sagen, sie rechnet prinzipiell in Schnellboot-Fahrminuten, und die sagen mir wiederum nichts. Während wir uns am Boot festhalten, kann ich auch schlecht auf meine Karte schauen.

                        Am Ende sind es ~11km, die wir so auf dem Wasser zurücklegen. Der Mond ist längst aufgegangen, als wir im Hafen der Fazenda anlegen. Hierher wurde per Funk so ein fetter brasilianischer Monster-Jeep mit riesiger Ladefläche bestellt. Das wichtigste Gepäck ist schnell umgeladen, das Boot mit dem Restgepäck ungeschützt an Land abgelegt. Wir klettern auf die Ladefläche und werden zur Unterkunft gefahren.

                        Dort angekommen, bekommen wir ein klimatisiertes Zimmer mit 2 Betten und Bad mit Dusche. Alle Gebäude wurden erst vor 6 Monaten fertiggestellt und sind gut in Schuss.

                        Unser klimatisiertes Zimmer:


                        Nach dem Duschen sind wir zum Abendessen in die Küche der Bediensteten eingeladen. Es gibt Rindergulasch, Reis und Bohnen, dazu frisch gepressten Saft. Alles sehr lecker. Zusammen mit uns essen 2 weitere Gäste des Hauses, zwei junge Freizeitfischer aus Cuiabá. Im Restaurant eine Tür weiter sitzen die Touristen beim Abendessen.

                        Danach führt uns Suelen Leite durch das Haupthaus der Fazenda. Die Fazenda Jofre Velho ist ~200 Jahre alt und umfasst 101km² zu 99% naturbelassenes Land.

                        Fazenda Jofre Velho:


                        Links das Haupthaus, in der Mitte die Schule und rechts das Gästehaus. Weiter links außerhalb des Bildes wäre noch der Küchentrakt mit dem Restaurant zu finden.

                        Sie war wahrscheinlich wie so viele andere Fazendas von ihren ursprünglichen Besitzern schon verlassen worden, wurde wie zuvor schon die Fazenda São Bento 2014 von der Umweltschutzorganisation "Panthera" unter Dr. Alan Rabinowitz – 'The Indiana Jones of Wildlife Protection', und Rafael Hoogesteijn aufgekauft und zur Basis der Organisation hier im Pantanal ausgebaut. "Panthera" ist eine NGO, die sich exklusiv dem Schutz aller 40 wilden Katzenarten weltweit widmet.

                        In Jofre Velho findet Umweltbildung statt, 'Panthera' organisiert und finanziert eine Grundschule für die Kinder der Umgebung (Panthera's Escola Jofre Velho), und Touristen können hier übernachten und zu Jaguar-Exkursionen gefahren werden.
                        Auf der Fazenda São Bento auf der anderen Seite des Flusses befindet sich, wenn ich das richtig verstanden habe, die Rettungs- und Aufzuchtstation für verletzte Jaguare und aufgefundene Jungtiere.

                        Hauptzweck von Jofre Velho ist aber der Betrieb einer Musterfarm, die zeigen soll, wie Viehzucht und Jaguar-Schutz unter einen Hut zu bekommen sind. Panthera hat einen ganzen Werkzeugkasten von Möglichkeiten entwickelt und getestet, von simplen Kuhglocken bis zu Wasserbüffeln, die, wenn sie zusammen mit den Rindern weiden, der Herde einen gewissen Schutz vor Jaguar-Angriffen bieten. Sie kümmern sich auch darum, dass die Farmer teilhaben am Jaguar-Tourismus. Der Tourismus bringt in Pantheras Beispielrechnung einen Gewinn von 84.30$/ha, verglichen mit 28.10$ aus der Viehzucht.

                        Dokumentation Brazil's Disappearing Wild Jaguars (360°).

                        Im großen Hauptraum des Hauses hängen Poster an den Wänden, es sind Schädel verschiedener Wildtiere des Pantanal sowie Gipsabgüsse von Jaguar-Spuren ausgestellt.

                        Die Poster zeigen zB das heutige und das ehemalige Verbreitungsgebiet des Jaguars:


                        Auf 40% der ehemaligen Siedlungsfläche ist der Jaguar bereits ausgerottet.



                        Ein wichtiges Anliegen von Panthera ist es, den heute oft isolierten Jaguar-Populationen Wanderwege zur Verfügung zu stellen, um die Möglichkeit genetischen Austausches zwischen den Teilpopulationen wiederherzustellen:


                        Dieses Poster zeigt die derzeitig im Pantanal etablierten Schutzgebiete und rot die Fläche der Fazenda Jofre Velho, auf deren Gebiet der Jaguar ebenso geschützt wird:


                        Dieser Ausschnitt zeigt das nähere Umfeld der Fazenda Jofre Velho (rot):


                        Das grüne Gebiet, dass sich nördlich und östlich von Jofre Velho auf beiden Seiten des Rio Cuiabá anschließt, ist das eigentliche Jaguar-Schutzgebiet, der "Parque Estadual Encontro das Águas" mit einer Größe von 1081km².

                        Ich habe die genauen offiziellen Grenzen des Jaguar-Schutzgebietes mal auf Google-Maps eingezeichnet, dazu unsere heutige Paddelroute durch das Gebiet:


                        Über den Original-Link kann man in alle Details hineinzoomen. Jetzt sehen wir zB, dass wir bereits die letzte Nacht im Jaguar-Schutzgebiet gezeltet haben. Und auch der phantastische Nebenarm, den wir heute Vormittag befahren haben, liegt voll im Schutzgebiet.
                        Ebenso natürlich die tierarmen, aber viel von Touristen frequentierten Fließe von heute Nachmittag.

                        Das sind also die groben Grenzen des Gebietes mit der höchsten Jaguardichte der Welt, nach denen ich so lange gesucht habe. Hier leben 8 bis 11 Jaguare auf 100km². Wobei ich glaube, dass sich die Jaguare auf dem Land nicht gleichmäßig verteilen, sondern sich an den Flussufern und den angrenzenden Galeriewäldern konzentrieren. Sonst wären die 5 bis 11 Sichtungen verschiedener Jaguare an einem einzigen Tag, von denen wir morgen von Touristenführern erzählt bekommen, unmöglich.
                        Vielleicht bezieht sich die Zahl 8 bis 11 Jaguare auf 100km² auch auf das gesamte Pantanal. Für das Jaguar-Schutzgebiet erscheint sie mir zu niedrig angesetzt.

                        Ja, im Groben weiß ich nun Bescheid. Aber wo genau die Touristen für ihre Jaguar-Sichtungen hingefahren werden, das weiß ich immer noch nicht. Genau diese Flussarme wären es ja, die man bei künftigen Befahrungen möglichst aufsuchen oder vermeiden möchte, je nachdem, ob man gerade auf Sichtungen aus ist, oder zelten möchte.

                        Und genau diese Frage konnte ich nach der Tour tatsächlich klären. Es gibt ja seit wenigen Jahren Smart-Watches und Fitness-Tracker, und eine Website, die Milliarden gesammelter GPS-Trackingdaten dieser Geräte auf einer Weltkarte, der Strava-Heatmap, darstellt. Die GPS-Trackingdaten eignen sich nicht nur dazu, geheime US-Militärbasen im Niger zu finden, sondern auch, die Wege der Jaguar-Touristen im Pantanal zu verfolgen. Was für ein Datenschatz!

                        Jetzt endlich habe ich die ultimative Karte vor mir, die genau zeigt, wie häufig welche Fließe von den Touristenbooten befahren werden:


                        Man muss sich natürlich ein bisschen einsehen, bis man die Details der Karte versteht. Weiße Trackspuren heißt, dass hier mehrere bis viele Tracks übereinanderliegen. Ein violetter Track ist eine einzelne Trackspur, und die gelben und roten Linien zeigen mäßig bis seltener befahrene Strecken an.

                        Die weiße Linie, die von N bzw NW auf einen Punkt am Rio Cuiabá zusteuert, ist die Transpantaneira, die einzige Straße, über die man tief ins Pantanal gelangt. Auf ihr fahren fast alle Touristen, die über den Landweg von Poconé aus die Hotelanlagen in Porto Jofre ansteuern.

                        Von Porto Joffre aus führen dann alle Tracks auf dem Rio Cuiabá nach Nordwesten, also stromauf, bis zu dem Punkt, wo wir heute den Jaguar gesehen haben (nur wenige biegen vorher nach Osten in den Rio Piquirí ein). Und dann fahren die meisten genau die Strecke, die wir heute Nachmittag genommen hatten, den südlichen Arm des Rio São Lourenço aufwärts.

                        Und dieser Abschnitt ist genau der, auf dem die Jaguar-Sichtungen stattfinden. Heureka!

                        Auf dem großen Rio Cuiabá dagegen ist oberhalb der Verzweigung nicht viel los.

                        Wir sind also zufällig genau die richtigen Abschnitte gepaddelt, hatten aber leider etwas Pech mit den Sichtungen.

                        Naja, ich bin es zufrieden, und es steht mir ja jederzeit frei, noch einmal dahin zu fahren.

                        Suelen Leite überlässt uns noch 2 Broschüren, die die Arbeit der Organisation für den Schutz des Jaguars erläutern. Sie stammt aus Poconé, hat 2012 die UNIC - Universidade de Cuiabá abgeschlossen, lebt seit 6 Jahren hier und ist als Grundschullehrer für die derzeit 18 Schüler an Panthera’s Escola Jofre Velho tätig, der einzigen Schule im Umkreis von 70km (Why Panthera’s School Is Working in the Pantanal). Wenn sie nicht gerade auf Dienstreise ist.

                        Im Zimmer kann ich alle Akkus aufladen. Nur die Powerbank funktioniert nicht, sie lädt nicht mehr, offenbar endgültig kaputt. Sogar WLAN funktioniert gut in allen Häusern.

                        Kurz nach 21 Uhr wird der Strom im Haus abgestellt. Licht, Steckdosen und vor allem die Klimaanlage sind aus. Es wird schnell wärmer im Zimmer. Die Außenbeleuchtung funktioniert aber weiterhin.

                        Tja, das war schon ein wirklich besonderer Tag. Im Rückblick wohl der Höhepunkt der Tour. Aber keine Sorge, es gibt auch in den Folgetagen noch ein paar interessante Erlebnisse.


                        --------------------------------------------

                        Ein paar Links zu Jaguaren im Pantanal:

                        Zwei Deutsche mehrere Tage zu Besuch bei Panthera auf Jofre Velho, 2022:
                        PANTANAL, BRASILIEN – Jaguar Paradies in Gefahr
                        Zuletzt geändert von Spartaner; 28.02.2024, 22:56.

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                        • travelkai
                          Erfahren
                          • 24.05.2004
                          • 277
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                          #52
                          AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

                          Was für ein beeindruckender Reichtum an verschiedenen Tierarten so hautnah im Pantanal, großartig! Das wird in deinem detailreichen Bericht sehr schön deutlich! Über eine Tour im Pantanal denke ich auch schon seit vielen Jahren nach, leider standen mir in den letzten Jahren aus privaten Gründen keine ausreichend langen Zeitfenster dafür zur Verfügung, aber das wird kommen.
                          Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es. Robert Walser (1878-1956) www.travelkai.de

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                          • Spartaner
                            Alter Hase
                            • 24.01.2011
                            • 4743
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                            #53
                            AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

                            Zitat von travelkai Beitrag anzeigen
                            Über eine Tour im Pantanal denke ich auch schon seit vielen Jahren nach, leider standen mir in den letzten Jahren aus privaten Gründen keine ausreichend langen Zeitfenster dafür zur Verfügung
                            In 3 Wochen ließe sich auch schon eine gute Tour machen, inklusive Hin- und Rückflug. Man würde dann zB bis Rondonópolis fliegen, dort einsetzen, in Porto Jofre die Paddeltour beenden, und mit einer Mitfahrgelegenheit bis Poconé und von da mit Bus nach Cuiabá fahren. Von Cuiabá kann man dann zurückfliegen.

                            Zitat von travelkai Beitrag anzeigen
                            ... aber das wird kommen.

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                            • travelkai
                              Erfahren
                              • 24.05.2004
                              • 277
                              • Privat

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                              #54
                              AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

                              Zitat von Spartaner Beitrag anzeigen
                              Man würde dann zB bis Rondonópolis fliegen, dort einsetzen. Von Cuiabá kann man dann zurückfliegen.
                              Danke für den Tipp. Eine Südamerikapaddeltour plane ich in den kommenden Jahren fest ein.
                              Die Natur braucht sich nicht anzustrengen, bedeutend zu sein. Sie ist es. Robert Walser (1878-1956) www.travelkai.de

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                              • Spartaner
                                Alter Hase
                                • 24.01.2011
                                • 4743
                                • Privat

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                                #55
                                Sonntag, 15.09.2019, Porto Jofre, Ilha do Caracará, 37km
                                Gegen 1 Uhr in der Nacht wird mir plötzlich wieder schlecht, genau so wie vor 3 Tagen auf der Fazenda Aguas do Pantanal. Ich kann nicht mehr liegen und der leichte Druck auf der Brust geht nur weg, wenn ich im Sitzen oder Stehen hyperventiliere. Und genau wie damals ist es nach einer halben Stunde wieder vorbei. Ich möchte bloß wissen, was das ist. Genau wie damals kann ich wieder nicht entscheiden, ob es nun am brasilianischen Essen lag oder am brasilianischen Schnaps.

                                Der Ausfall der Klimaanlage nach der Abschaltung des Stromes lässt die Temperatur im Zimmer immer weiter steigen. Mir ist so heiß im Zimmer, und die Übelkeit geht hier drin nicht weg, dass ich die Gelegenheit gleich nutze und nach draußen unters Vordach umziehe. Dieses ist vollständig mit Fliegengittern geschützt. Verirrt sich doch mal eine Mücke hierher, wird sie von den periodisch anschwellenden elektrischen Insektenkillern ins Jenseits befördert. Jedenfalls fast alle. Hier draußen ist es jetzt tatsächlich ganz angenehm, und ich kann weiterschlafen.

                                Morgens inspiziere ich das Gelände, welches wir gestern ja nur im Dunklen gesehen haben:

                                Unser Monstertruck vor dem Gästehaus, ein Ford F-350 Super Duty:






                                Links die Schule, rechts das Gästehaus:


                                Vorne das Hauptgebäude und links hinten Küche und Restaurant:




                                Frühstück gibt es ab 6:30 Uhr, Brötchen, Schinkenwurst, Käse, Margarine, Kuchen, Rührei, verschiedene tropische Früchte, Kaffee und Milch, also alles genau so wie im Hotel in Rondonopolis. Nur das Müsli fehlt.
                                Wir sitzen wieder in der Küche der Angestellten:


                                Eine ältere britische (?) Touristin erkennt uns wieder und erkundigt sich, wie wir gestern hier her gekommen sind. Sie saß gestern in einem der Boote, die an unserem Strandlager im Jaguar-Schutzgebiet anlegten, um zu warnen. Dann eilt sie davon, ihren Führer zu suchen, mit dem sie jetzt auf Tour starten möchte.

                                Die schwarze Küchen-Mamsell hat ungemein Sorge, dass wir verhungern könnten, und packt uns noch ein riesen Lebensmittelpaket zusammen. Unsere Abwehrgesten deutet sie höchstens symbolisch, aber eigentlich sollen sie heißen, "bitte nicht so viel, das schaffen wir doch gar nicht". Brötchen, Kuchen und Gebäck stecken drin. Die große Tüte mit gebratenem Rindfleisch und Fisch entdecken wir erst im Laufe des Tages, als wir den Inhalt der schwarzen Plastiktüte genauer inspizieren.

                                Suelen Leite, die junge Lehrerin, die bereits 6 Jahre für Panthera arbeitet (Professora da Escola Pantaneira se emociona), möchte uns ebenfalls noch was zustecken. Wir können sie aber am Ende doch überzeugen, dass wir genügend Sonnenschutz- und Mückenschutzmittel dabei haben.

                                Um ½8 geht's mit dem Monster-Truck wieder die 300m zum Hafen der Fazenda:




                                Unser Ally liegt noch unversehrt am Ufer:


                                Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern und danken für die großzügige Unterbringung:






                                Suelen Leite unternimmt mit den anderen beiden Gästen des Hauses, den Anglern aus Cuiabá, einen Sonntags-Angelausflug mit dem Boot:


                                Rechts liegt übrigens das Boot, welches uns gestern aufgefischt hat. Wo hätte man da den Ally ablegen können?

                                Der Rio Cuiabá ist noch einmal bedeutend angewachsen und ist jetzt ein großer Strom. Die Zuflüsse der Rios São Lourenço und Piquirí machen sich deutlich bemerkbar. Der Durchfluss hat sich sicherlich mehr als verdoppelt, die Flussbreite wuchs von 120 auf 320m an den breitesten Stellen.

                                Kurz nach Abfahrt sehen wir einen Riesenotter. Nach einer halben Stunde sind wir in Porto Jofre, dem bedeutendsten Touristenort im Pantanal. Hier endet die Transpantaneira, die einzige Straße, die das Pantanal zur Hälfte durchquert.

                                In den 1970er Jahren, als Megaprojekte in ganz Brasilien in Mode waren, war geplant, eine Straße zu bauen, die das Pantanal von Poconé nach Corumbá vollständig durchqueren sollte. Glücklicherweise waren die Erbauer diesem aquatischen Ökosystem nicht gewachsen - das Projekt wurde nach 145km in Porto Jofre, einem ehemaligen Fischerdorf am rechten Ufer des Rio Cuiabá, abgebrochen. 126 Holzbrücken wurden damals gebaut. In den letzten 3 Jahren wurden allerdings bereits über 30 der alten Holzbrücken durch Beton- und Stahlbauten ersetzt.

                                Die Transpantaneira ist auch heute noch die einzige Straße, die tatsächlich tief ins Pantanal führt. Die Erdmassen, die für den Bau der Straße entnommen wurden, haben neben der Straße Löcher hinterlassen, die zu Teichen, Kanälen und Lagunen geworden sind. Diese Wasserlöcher ziehen eine Fülle von Wildtieren an, was die Fahrt entlang der Transpantaneira zu einer fantastischen Safari macht (obwohl sie nur in der Trockenzeit unternommen werden kann).


                                Hier wäre auch der einzige Ort auf unserer Paddelroute, an dem man 502km nach dem Start in Rondonópolis die Tour abbrechen und mit einem Auto in die Zivilisation zurückfahren könnte, nach Poconé. Ob das allerdings wirklich funktionieren würde, ob man eine halbwegs bezahlbare Mitfahrgelegenheit finden würde, das habe ich nicht weiter erforscht.

                                Wir haben uns nur den Campingplatz und das Hotel Porto Jofre angeschaut. Es gibt allerdings noch ein paar mehr Herbergsbetriebe hier.

                                Uferbefestigung aus Altreifen auf Höhe des Campingplatzes:








                                Porto Jofre, Pousada e Camping:


                                Google Maps zeigt 8 Beherbergungsunternehmen hier. Allgemein ist Porto Jofre ein teures Pflaster. Die beiden großen Hotels werden bei Booking.com zB mit 245 und 248€/Nacht im Einzelzimmer angegeben, im Santa Rosa Pantanal Hotel darf man für 2 Personen dann 496€/Nacht löhnen. Am Ufer liegen Schiffshotels, die etwas billiger angegeben sind, zB 75€/Nacht. Zelten ist mit 26€ angegeben.
                                Direkt gebucht ist es wohl etwas billiger. Das Santa Rosa Pantanal Hotel zeigt zB auf der eigenen Buchungsseite Preise von 800, 1000, 2170 und 3060R$/Nacht für verschieden luxuriöse Zimmer an (178, 222, 482 und 680€).

                                Beim Campingplatz haben wir selber mal interessehalber nach den Preisen gefragt. "Hotel e Camping Porto Jofre" verlangt 40R$~9€ pro Person und Nacht im mitgebrachten Zelt, 1 kleine Büchse Bier 0.2L kostet 6R$~1.33€, eine Flasche 0.5L 25R$~5.55€. Die Google-Rezensionen klingen oft nicht begeistert: "Die Häuser 6 und 7 haben kein Trinkwasser, es liegt an einer verkehrsreichen und staubigen Straße, kein Grill, Strom nur einen Teil des Tages. Alles ist teuer und kostenpflichtig. Fragen Sie nach allem und fragen Sie immer nach dem Preis" oder "Schlechter Service, Resort-Preis für ein Gasthaus ohne Struktur. Es klingt wie ein Witz, wenn man es Ihnen erzählt, aber ich glaube, wenn Sie die Werte zu sehr in Frage stellen, kommen Sie nicht mehr lebendig heraus. Dogville, meine Lieben". Und ältere Frauen haben auch nicht immer einen leichten Stand.
                                Wir selber finden auf den ersten Blick nichts Schlechtes an dem Campingplatz. Auf Google Maps ist sie unter "Pousada do Neco" zu finden.

                                Campingplatz:


                                Man zeltet hier nicht etwa auf einer kurzgeschnittenen Wiese, sondern auf überdachten Betonflächen mit Waschbecken und Regal:


                                Für die Regenzeit sicherlich eine sinnvolle Lösung.

                                Caracaras auf dem Campingplatz:




                                Die Vögel mit dem gelben Schnabelansatz sind Jungvögel, die mit dem roten sind die Alten.

                                Wir unterhalten uns eine Weile mit den beiden Angestellten, die vor der Rezeption auf einer Bank sitzen. Einer von ihnen ist Bootsführer und hat vor ein paar Tagen den Touristen an einem einzigen Tag 11 Jaguare zeigen können!
                                Auf die Frage, wie oft hier Paddler vorbeikommen, meint er, er kenne 2 Paddler, die 2010 von Cáceres bis Corumbá gepaddelt sind. Deutsche oder Briten. Von anderen Paddlern haben sie noch nicht gehört.

                                Sie holen uns Palmfrüchte zum probieren vom Baum:




                                Für mich ist das nix, sind wohl nur als Notration zu gebrauchen.

                                Eine halbe Stunde später geht es weiter. Ein paar Meter stromab liegen Barco Hotels, Schiffshotels am Ufer. Barco Hotel "Santa Cruz":


                                Barco Hotel "Pantanal 5 Estrelas":


                                Die Schiffe sind zT mit riesigen Funkmasten ausgestattet, die wohl genau wie die auf den Fazendas an Land die Richtfunkverbindung zum Mobilfunknetz halten.

                                Einen Kilometer weiter legen wir am Hotel Porto Jofre Pantanal Norte an:




                                Es ist schon älter, sieht aber gut geführt aus. Aber auch hier nicht gerade das pralle Leben, Touristen sind keine zu sehen. Einer von 3 großen Stegen ist ohne Boote, die beiden anderen voller Touristenschnellboote.

                                Wir schauen uns etwas um:




                                Ein Baum, überwuchert von Würgefeigen:


                                An der Rezeption des Hotels haben wir das Bier für 5R$ bekommen, aber das war wohl ein Kauf von privat. Es geht immer um die kleinen Büchsen. Einen richtigen Lebensmittelladen scheint es in Porto Jofre nicht zu geben, nur einen Souvenierladen. Das wäre ja auch geschäftsschädigend.

                                Auf dem Hotelareal lassen uns die Vögel besonders nahe herankommen:

                                Uferschwalben?

                                Lehmhans:




                                Muss ganz schön ranklotzen, der kleine Vogel, bis er seine mächtige Lehmburg fertiggebaut hat.

                                Hyazintharas (Anodorhynchus hyacinthinus):






                                Der Hyazinthara wird ~1m groß und ist damit der größte Ara und die größte fliegende Papageienart der Welt. Sie haben einen enorm starken Schnabel, mit dem sie auch die härtesten Nüsse knacken. Nur die Acuri-Nuss ist so hart, dass die Papageien sich erst dann davon ernähren können, wenn sie den Verdauungstrakt des Rindes durchlaufen hat. Im Pantanal ernähren sich die Hyazintharas fast ausschließlich von den Nüssen von Macauba-Palmen Acrocomia aculeata und Acuri-Palmen Attalea phalerata. Sie nisten Juli-Dezember in großen Baumhöhlen, und zwar zu 90% in alten Manduvi-Bäumen (Sterculia apetala), von denen ein großer Ast abgebrochen und die Asthöhle ausgefault ist. Die Samen der Manduvi-Bäume werden von Tukanen verbreitet, die aber gleichzeitig rund die Hälfte aller Hyazinthara-Eier fressen. Besonders in den 80er Jahren dezimierte der illegale Handel die Hyazinth-Ara-Population um >10000 Individuen. Seit den 90er Jahren greifen internationale Schutzabkommen und der illegale Handel brach weitgehend zusammen. 1990 gab es nur noch 1500 Hyazinth-Aras im Pantanal, dank intensiver Schutzbemühungen sind es heute wieder >5000. In letzter Zeit gibt es allerdings auch ein rätselhaftes Sterben der Hyazintharas.

                                ½10 paddeln wir weiter. Jetzt queren wir immer wieder den großen Strom, um den Weg ein wenig abzukürzen. Um die nächste Kurve befindet sich links eine funktionierende Rinderfarm, Santa Helena.

                                Im Laufe des Tages begegnen uns noch 2 Gruppen Riesenotter in Ufernähe. Aber ansonsten haben wir den ganzen Tag extrem wenig von der Tierwelt gesehen. 3 Wasserschweine, Kaimane auch nicht mehr. An den Ufern gibt es keine Tapir-Spuren mehr.

                                Hier versuchen wir einen schmalen Seitenarm, der für 17km schönes Naturerlebnis abseits des großen Stromes verspricht. Es fließt nur sehr wenig Wasser hinein, und hinter der ersten Kurve erkennen wir, dass es hier nur mit Mühe durchgehen würde.

                                Es ist alles verholzt:




                                Auf dem überschaubaren Teilstück liegen bereits mehrere auch starke Bäume quer über das Fließ, an denen wir mit der Säge scheitern würden. Die lehmigen Schlammufer betreten zum Umtragen würde in einer Schlammschlacht ausarten, durch die dichte, verfilzte Vegetation an den Uferböschungen müsste man sich mit der Machete durchhauen. Darauf haben wir keine Lust, also kehren wir um. Schade!

                                Weiter geht es den großen Strom:










                                Auf der Spitze einer Insel machen wir eine Badepause auf einer schönen Sandbank. Hier stehen die Vögel paarweise, fast so als warteten sie auf die Arche Noah:


                                Jabiru, Kuhreiher, Rosalöffler und Rabengeier. Die weißen Beine der Jabiru zeigen, dass sie am heute sehr heißen Tag einer Portion Extrakühlung bedürfen.

                                Küken der Großschnabel-Seeschwalben liegen in ihren Sandnestern, eins versucht wegzulaufen:








                                Gegenüber der Sandbank steht ein Haus, welches von der Ferne an einen Strandkiosk erinnert:




                                Wir werden herangewunken. 3 Männer suchen Unterhaltung und bieten uns eiskalte Getränke an. Da sagen wir nicht nein.


                                Es handelt sich offensichtlich um eine reine Männerwirtschaft, wie die kreativ umgewidmeten Motoradhelme anzeigen.

                                Zur Begrüßung gibt es eine Büchse dieses brasilianischen Spezialgetränks, Guaraná. Schmeckt sehr gut, ist isotonisch, mit leichtem Koffeingehalt, und eisgekühlt eine Wohltat an diesem Tag mit angekündigten 41°C im Schatten. Später geht es mit Bier weiter.

                                Einer von ihnen arbeitet ebenfalls als Jaguar-Führer. Er weiß, dass hier in dem Bereich des Flusses unterhalb von Porto Jofre 10 Jaguare leben. Wie immer ohne Sprachkenntnis läuft die Unterhaltung etwas schleppend, vor allem über den Google-Übersetzer, der aber auf meinem Gerät den Nachteil hat, dass er in der Richtung Portugiesisch zu Deutsch nicht gut funktioniert. Nach dem 2. Bier verabschieden wir uns.

                                Sie lassen uns aber nicht gehen, ohne uns noch auf die Vogelwelt über unseren Köpfen hinzuweisen (Weißhalsibis, Hyazintharas):






                                Eine Stunde waren wir zu Gast. Weiter geht's den großen Strom, bei wenig Wind und großer Hitze. Nach 3km passieren wir eine Hotel-Fazenda für Angeltouristen am rechten Ufer. Sie sieht vom Wasser aus zZ unbelebt aus, wir schauen sie uns jedenfalls nicht an. Das Refúgio Ilha do Caracará hat 20 Zimmer, die man für 1680R$/Zimmer und Nacht mieten kann (373€), 4-Sterne-Anlage.

                                Lange Zeit sehen wir jetzt keine Sandbänke mehr. Die Ufer sind oft dicht bewachsen, Lianen und Würgefeigen hängen von den Bäumen, verhängen sie regelrecht.

                                Auf der ersten, auch auf dem Satellitenbild erkennbaren Sandbank schlagen wir gegen 4 unser Lager auf. Ein paar Scherenschnäbel und Großschnabelseeschwalben zetern am Rande unserer Sandbank, wir suchen nach Nestern, finden aber keine Eier oder Junge.
                                Erst lange nachdem die Zelte aufgebaut sind, entdecken wir doch noch 2 Scherenschnäbel-Küken zusammensitzend in einem Nest genau zwischen unseren Zelten. Unglaublich, wie konnten wir das übersehen? Später finden wir noch ein einzelnes Kleines ebenfalls ganz nah an den Zelten. So ein Pech! Aber umziehen werden wir jetzt nicht mehr, wohin auch. Ich denke, sie werden es überleben.

                                Im Laufe des Tages und auch jetzt auf der Sandbank esse ich nur noch Rindfleischstücke aus dem riesigen Verpflegungspaket der netten Küchenmamsell:


                                Thomas nascht auch ein paar wenige, so richtig will er nicht ran, und so schaffen wir sie nicht alle aufzuessen. Morgen wird das Fleisch bei der Hitze schon schlecht geworden sein. Die Tüte mit dem lecker riechenden Inhalt soll hier auf der Sandbank auch nicht den Jaguar anlocken. Wie gesagt, 10 Jaguare sollen hier im Gebiet leben. Einer sei auch mal um ihr Haus herum am Ufer entlangspaziert, wie die 3 Männer erzählten. Also übernimmt Thomas die Aufgabe, die Reste den Kaimanen zu kredenzen.
                                Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:48.

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                                • Kajakte
                                  Erfahren
                                  • 30.07.2011
                                  • 334
                                  • Privat

                                  • Meine Reisen

                                  #56
                                  AW: [BRA] Paddeltour 900km durch das Pantanal, Brasilien 2019

                                  Ich habe zwar erst angefangen zu lesen, lasse aber gleich mal ein Dankeschön für den bereits vor dem eigentlichen Tourbeginn mit zahlreichen Info's gespickten Reisebericht hier.
                                  Schicker Hut.

                                  Gruss, Kajakte

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                                  • Spartaner
                                    Alter Hase
                                    • 24.01.2011
                                    • 4743
                                    • Privat

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                                    #57
                                    Montag, 16.09.2019, Porto Brilhante, 48km
                                    Die ganze Nacht höre ich das Brüllen der Kaimane und das Zetern der Scherenschnäbel. Zeitweise sind sie ganz nah und es hört sich so an, als trauen sie sich zu ihren Küken.
                                    Am Morgen schauen wir nach: Die Nestkuhlen sind leer. Sind sie weggefressen worden?
                                    Nein, überraschenderweise liegen die Küken wohlauf weit weg von uns an den entgegengesetzten Enden der Sandbank in neuen Sandkuhlen. Die zwei Geschwister stromauf ein paar Meter hinter meinem Zelt, und das einzelne Kleine am stromab gelegenen Ende der Sandbank, bei den 5 Kaimanen. Ein Wunder. Ich finde keine Kriechspuren.

                                    Können sie von den Eltern ins neue Nest getragen worden sein?






                                    Intimer Blick in mein Schlafzimmer :


                                    Morgens möchten wir die Erbswurst essen, die wir bereits vorgestern Abend noch auf der Sandbank im Jaguar-Schutzgebiet gekocht hatten. Thomas hat gestern Abend schon einen Teil davon gegessen. Aber heute verdirbt uns der Anblick den Appetit. Große, verschieden strukturierte und gefärbte Schimmelflecken zieren die Oberfläche:


                                    Damit füttern wir nur noch die Fische, die den angebotenen Brei begierig annehmen. Ich nehme an, die Keime sind tatsächlich erst gestern Abend auf die Oberfläche gelangt und haben sich unter den idealen Brutschrankbedingungen der tropischen Nacht so schnell entwickeln können. Genauso schnell hätte es wohl auch unser Fleisch gestern erwischt.

                                    So futtern wir jetzt noch große Teile des Gebäcks auf, welches wir gestern früh auf der Fazenda Jofre Velho mitbekommen haben.

                                    Schön haben wir es hier auf der Sandbank:




                                    Heute geht es weite Strecken entlang des großen Stromes:


                                    Thomas ↑ hat von den 3 Männern gestern noch einen alten Strohhut aufgesetzt bekommen, der mit seiner breiteren Krempe sein geliebtes Stoffhütchen etwas überragt und dem Nacken besseren Schatten bietet. Trotzdem er immer reichlich Sonnenschutzmittel aufträgt, sieht er am Hals und im Gesicht ziemlich rot verbrannt aus.

                                    Rio Cuiabá:


                                    Lager von Fischern im Wald:


                                    Waldstörche:


                                    Auch heute sehen wir kaum Tiere. 2 Wasserschweine insgesamt, ein paar wenige abtauchende Kaimane, ein mal Riesenotter:


                                    Nach 12km gibt es eine kleine Abwechslung. Wir paddeln links eine schmale Nebenstrecke (Map). Während der Hauptstrom 130 - 250m breit ist, ist die Nebenstrecke nur 30 - 80m breit. An der Abzweigung machen wir zunächst erstmal 20min Pause.

                                    Blick den Hauptstrom stomauf:


                                    Blick den Hauptstrom stromab:










                                    Blick in den Abzweig:


                                    Gestern schon hatten uns die 3 Männer gesagt, da gehe es nicht durch, da liegen zu viele umgestürzte Bäume drin. Das habe ich schon gestern nicht geglaubt, dafür ist dieser Teilstrom zu breit. Sie haben ihn sicherlich verwechselt mit dem kleinen schmalen Kanal weiter stromauf, den wir bereits gestern fahren wollten.
                                    Thomas zweifelt noch, wer da recht hat, aber die Sache geht klar zu meinen Gunsten aus.

                                    Absolut freie Fahrt:










                                    Jedoch gibt es auch hier kaum Tiere zu sehen. Ganz wenige Spuren von Wasserschweinen, und die wenigen Kaimane verstecken sich fast alle zwischen den Wasserhyazinthen. Auf einer Sandbank wohnt ein Grüner Leguan:




                                    Cocoireiher:








                                    Rabengeier:


                                    Wenige große Kaimane tauchen mit mächtigem Wellenschlag vor uns ab. Ein Jabiru. Das Highlight dieses Abschnitts ist der klare Geruch eines Jaguars in der Luft, etwa in der Mitte der Strecke. Irgendwo hier versteckt er sich:



                                    Sollte es wirklich der Jaguar sein, der die Tierwelt hier so dezimiert? Es passt alles ins Bild. Die Wasserschweine sind aufgefressen, die Kaimane lassen sich nicht sehen, alles Beute des Jaguars.
                                    Dennoch ist die ganze Strecke sehr schön zu fahren, ein angenehmes Landschaftsbild hier auf dem Wasser durch den Dschungel.







                                    Hier gibt es wieder einige für ein Lager geeignete Sandbänke:


                                    Das Ende der Nebenstrecke erkennt man an einem Haus am rechten Ufer und einem Verladegatter für Rinder am linken Ufer:


                                    A lazy black man liegt in der Hängematte hinterm Haus im Schatten. Heute wollen wir nicht wieder längere Pausen einlegen, und so grüßen wir nur und ignorieren seine einladenden Handbewegungen.

                                    Nach 9½km endet der schmale Nebenarm und wir fahren nun weiter den großen Strom. Nach 2km links eine gut arbeitende Fazenda, wieder mit Rinderverladegatter:






                                    Danach wird es einsam. Keine Fazendas mehr am Ufer, uns umgibt die reine Natur:


                                    Großer Strom, hohe Galeriewälder:




                                    Wieder gibt es ein paar Riesenotter zu sehen:


                                    Daneben gibt es immer wieder mal einen Greifvogel hoch am Himmel, ein paar andere Vögel natürlich auch, aber ansonsten wenig Tierwelt. Tatsächlich wird das auch bis ans Ende der Tour so bleiben. Die vielen Tierbeobachtungen, die wir entlang des Rio São Lourenço hatten, die gibt es seit dem Moment nicht mehr, seitdem wir vor 2 Tagen nachmittags durch das Jaguar-Schutzgebiet gepaddelt sind.

                                    Ab diesem Moment ist es eher wie bei uns, ab und zu sieht man ein paar Tiere, aber halt nicht mehr in der Fülle, mit der wir davor verwöhnt wurden. Mich wundert das sehr, ich hätte genau das Gegenteil erwartet. Denn jetzt erst kommen wir in die sumpfigsten Bereiche des Pantanal, die, die am wenigsten verändert und genutzt wurden.

                                    Nach 9km machen wir eine Duschpause auf einer der hier wieder seltenen Sandbänke:


                                    Das gibts natürlich nur in Daumennagel-Größe

                                    Unter Wasser wird hier aus dem Sand schnell Schlamm und so bleibe ich lieber beim Duschen.

                                    Hier finden wir eine prächtige, tief eingedrückte Jaguarspur:


                                    Der als Maßstab dazugelegte Holux-M241 ist genau 68mm lang (ohne die Halterung für die Trageschlaufe).
                                    Das ist heute nun schon der zweite von den 10 Jaguaren, die hier im Gebiet leben sollen.

                                    Weiter geht's:




                                    Wieder ein paar Riesenotter. Ein Schnellboot mit Touristen überholt uns. Es ist wahrscheinlich dasselbe, welches uns heute Vormittag leer entgegen kam.

                                    Um den Flusskilometer 577 herum gibt es noch einmal etwas Besiedlung:


                                    Es sind arme Leute, die die Gegend wahrscheinlich erst in den letzten Jahren besiedelt haben. Viehzucht ist nicht zu erkennen, also werden sie wohl als Fischer leben, und/oder von der Jagd.
                                    Oder sie helfen zeitweise auf der Fazenda am gegenüberliegenden Ufer:


                                    Nach 15:30 Uhr versuchen wir, einen Lagerplatz zu finden. Aber damit sieht es hier sehr mau aus. In der Wildnis findet sich kein einladendes Uferstück. Sandbänke finden sich keine mehr, und die dichte Ufervegetation lässt kaum Lücken. Das hochgewachsene Ufergras auf einer ebenen Stelle einfach niederwalzen, das möchte Thomas nicht.

                                    Erst am Kilometer 588 liegt rechts eine kleine Farm. Heute sind wir echt froh darüber. Die Ufer sind mit kurzem Gras bestanden, und der Hausherr erlaubt uns zu zelten:








                                    Streichelzoo:


                                    Als unsere Zelte stehen, und die Erbstwurst köchelt, lädt uns Edegar zu einem Kaffee ein:








                                    Zwei seiner Kinder baden gerade in einem halbiert aufgeschnitten Kunststofffass und freuen sich über die von uns mitgebrachten Schokowaffeln, die sie ratz-fatz verputzen. Zum Kaffee gibt es Milch und Gebäck.

                                    Später reicht er uns eisgekühltes Wasser in Gläsern. Es schmeckt genau wie unser gefiltertes Flusswasser. Ich frage, ob es aus einem Brunnen kommt. Aber nein, es wird aus dem Fluss gepumpt, hoch in den Behälter oben im Baum, und gelangt dann in ein 200L-Fass neben dem Haus, wo die Schwebstoffe sedimentieren:


                                    Ich kann einen Blick hineinwerfen. Das Wasser im Fass ist klar, und auf dem Boden des Fasses liegen die abgesetzten Trübstoffe des Flusswassers:


                                    Puh, ich bin gespannt, ob das gutgeht. Und kann auch gleich die Antwort verraten: ja, es ging gut. Wir haben keine Probleme gehabt mit dem so gereinigten Wasser. Wahrscheinlich funktioniert das im Pantanal überall ähnlich mit der Wasseraufbereitung, auch auf den Pousadas und Hotels, nur dass man dort nicht wie hier mal einen Blick hineinwerfen kann.

                                    Die Familie, Edegar und seine Frau, ihre 3 Kinder, und die Großeltern, lebt seit 5 Jahren hier. Ich denke, dass sie die Farm wieder nachnutzen, nachdem sie der alte Besitzer verlassen hatte. In der Mitte des Grundstücks sind die Reste eines Hausfundaments zu erkennen. Allerdings sind alle derzeit genutzten Gebäude von ihm neu errichtet worden.

                                    Die Farm ist relativ klein, sie reicht nur 1½km ins Hinterland, bis sie an den ersten der großen Seen stößt, an die Lagoa do Aguapé. Hier beginnt das Kerngebiet des Pantanal, die amphibische Wasserlandschaft, die für den Parque Nacional do Pantanal Matogrossense so typisch ist. Mit dem Auto ist die Fazenda nicht erreichbar, bewegen tut er sich hier zu Lande nach Cowboyart auf Pferden.

                                    Wenn er einkaufen fährt, dann geht es mit dem Boot 280 Flusskilometer nach Corumbá. Dort verkauft er auch die Waren, die er für den Markt produziert: Käse und Doce de leite, Milchkaramellcreme, von seinen 40 Kühen.

                                    Der Käse reift in einem fliegendichten Gazekasten an einem Baum hängend:






                                    Strom kommt vom Generator, der von 19 bis 22 Uhr läuft. Der Fernseher lief aber schon vorher auf Batterie mit Konverter. Ab 19 Uhr hat er sogar Wifi versprochen, ich kann es kaum glauben, hier in dieser abgelegenen Einsamkeit. Geht das über die Satellitenschüssel?

                                    Danach führt uns Edegar noch zu seinen Rindern, die Abends und Nachts in einem Gatter eingepfercht sind:




                                    Im Gatter brennt ein qualmendes Feuer, dass er mit zusammengekehrtem Laub und Rinderdung am Leben und vor allem am Qualmen hält. Feuer und Zaun dienen beide dem Schutz vor dem Jaguar.

                                    Das Hochbeet für die Zwiebeln:


                                    Das Abendessen koche ich mit Thomas am Flussufer. Heute gibt es wieder Erbswurst, weil die letzte ja verschimmelt war. Als ich mich mit dem fertigen Essen wegen den vielen Mücken ins Zelt verziehe, nehme ich einen Schwung von ~50 dieser Biester mit rein. Es dauert bestimmt 10 Minuten, bis ich sie alle mit dem Handtuch erledigt habe. Kurz danach ist es dunkel, und ich diktiere noch etwas Tagebuch.

                                    20:30 Uhr, ich stelle gerade fest, dass ich mir den ersten Parasiten eingefangen habe.

                                    Unter dem Ansatz des rechten großen Zehs sitzt so ein Vieh, das man, so weit ich mich erinnere, mit einer scharfen Kanüle oder einem Holzspan herausoperieren kann. Ich ertaste eine Erhebung, und meine mich sogar zu erinnern, wie ich ein, zwei Tage vorher gespürt hätte, dass da gerade was eindringt.

                                    So ungefähr wird meine Erhebung unterm Zeh gerade aussehen, ich kann das schlecht sehen und schon gar nicht fotografisch dokumentieren, darum dieser Link zu einem Bild in dem Stadium, in dem ich es bei mir entdeckt habe, aus dem Netz. So ganz sicher bin ich mir natürlich nicht, um welchen Parasiten es sich hier handelt.

                                    Nun überlege ich, wie weiter vorzugehen ist. Warte ich, bis wir in Corumbá ankommen? Aber verschenke ich da nicht unnötig Zeit, in der sich der Parasit entwickeln oder gar vermehren könnte? Oder lasse ich das Vieh besser gleich herausnehmen? Thomas traue ich nicht so recht zu, dass er als Chirurg willig und fähig ist. Ich will ihm das jetzt nicht zumuten. So nehme ich Smartphone und Stirnlampe und versuche mein Glück bei unserem Gastgeber. Solange der Generator läuft, sind sie sicherlich noch wach.

                                    Ich klopfe an der Tür, Edegar öffnet mir, und ich möchte ihm die Stelle zeigen. Im Haus ist Licht, und so dränge ich zur Tür. Er möchte aber nicht, dass ich hereinkomme, wobei ich das nicht gleich merke und verstehe. Erst als er sich bei seinen Frauen rückversichert hat, werde ich hineingelassen.

                                    Die Familie sitzt im Hauptraum des Hauses, nebenan ist noch das Schlafzimmer. Quer durch den Raum hängt eine Hängematte, in der die Oma liegt. Der Fernseher läuft. Neben ein paar Campingstühlen und der großen Kühltruhe fällt mir keine weitere Möblierung auf.

                                    Ich frage Edegar über den Goole-Translator: "Kennen Sie diesen Parasiten?", er nickt, "sim". "Wissen Sie, was zu tun ist?", "sim". Er bejaht, setzt mich auf einen Gartenstuhl und holt sein großes Schlachtermesser von draußen. Im Vorbeigehen hält er das Mordwerkzeug hoch und lacht dabei. Ich verstehe: Nein, keine Angst, damit werde ich dich nicht operieren.

                                    Er geht hinter ins Schlafzimmer, kommt kurz darauf mit einem kleinen Holzspan zurück, den er gerade geschnitzt hat, und setzt sich mir gegenüber auf einen Campingstuhl. Ich setze ihm noch meine Kopflampe auf, damit er ordentliches Operationslicht hat. Allerdings sitzt sie bei ihm deutlich zu locker und fester bekomme ich sie nicht mehr, weil das chinesische Stirnband ausgeleiert ist.

                                    Dann packt er meinen Fuß auf sein Knie, und legt los:


                                    Alles sieht sehr gekonnt aus, er hat das sicher nicht zum ersten Mal gemacht. Und es tut überhaupt nicht weh. Mit dem Span wird die Hornhaut um den Parasiten geweitet und das Vieh möglichst vollständig herausgeholt. Später nimmt er noch eine Nagelzange zu Hilfe, um die Ränder des Loches zu glätten. Nach 10 Minuten ist alles vorbei. Am Ende bleibt ein 3 - 4mm großes Loch in der Haut.
                                    Ich habe dann im Zelt nachts noch etwas Desinfektionsmittel draufgesprüht, am Morgen noch einmal, und das war es dann.

                                    Am nächsten Tag nachmittags sah es so aus:


                                    Pflaster habe ich nicht draufgemacht, und bin in den Folgetagen nur etwas seltener barfuß herumgelaufen. Am Ende ist das Loch komplikationslos und narbenfrei verheilt.

                                    Zurück in den Operationssaal. Nach dem Eingriff teste ich doch noch das Internet. Es funktioniert einwandfrei, über Satellit. Das kostet ihn ~200R$ im Monat. Fast 50€, eine ganze Menge für solch einen sicherlich nicht reichen Haushalt. Ich selber finde gerade kein Angebot unter 230R$.
                                    Aber vielleicht täusche ich mich auch bezüglich seiner finanziellen Verhältnisse. Er lebt hier zwar extrem bescheiden in einer Hütte mit minimalem Inventar, aber vielleicht werfen die 40 Kühe dennoch genug ab für ein sorgenfreies Leben und ab und zu etwas Luxus.

                                    Google übersetzt mir dann auch gleich den Namen des Parasiten, den er mir nennt: Bicho-de-pé ist Tunga penetrans, der Sandfloh.

                                    Anschließend bekommen wir WhatsApp dazu, gegenseitig Kontakt aufzunehmen, und so kann ich ihm das Foto schicken, das ich während der Operation vom Operateur in Aktion geschossen habe. Einmal Weltall und zurück, und das hier mitten im Busch.

                                    Der Ort hier heißt Porto Brilhante, Rio Cuiabá, Mato Grosso, Brasilien. Er schreibt übrigens Rio São Lourenço und lenkt erst nach meiner Intervention ein. Aber das ist, wie mir jetzt auffällt, gar nicht so eindeutig. Den Rio Cuiabá finde ich zB auch als Rio São Lourenço auf Google-Maps und Bing-Maps, und selbst das brasilianische Hydroweb führt den Fluss auf seiner alten Hintergrundkarte als Rio São Lourenço. Auf der Pegelbeschreibung des brasilianischen Hydrowebs für den Pegel POUSADA TAIAMÃ (Ex-Porto Jofre) heißt es aber dagegen Rio Cuiabá, genauso wie auf der OSM und auch auf dieser Karte. Hmmm, so eine einfache Frage muss sich doch klären lassen.

                                    Später dann liege ich nachts alleine wieder im Zelt am Flussufer, die Kühe sind unruhig. Nachdem der Generator wieder ausgeschaltet ist, die Kühe im Gatter sich beruhigt haben, höre ich in der Ferne eine Gruppe Brüllaffen und nahe am Steg einen größeren Kaiman brüllen.

                                    Ich bekomme kurz einen heftigen Muskelkrampf im linken Oberschenkel, und kurz darauf wieder einen Anflug dieses Schlechtwerdens, welches ich nun schon 2 mal hatte. Diesmal war es viel schwächer ausgeprägt und ging schneller vorbei. Aber was ist das nur? Manchmal denke ich an irgendeinen stummen Herzinfarkt oder so etwas in der Art.

                                    ---------------------------------------------------------------------------

                                    Noch ein bisschen was zum Sandfloh:
                                    Vor der Tour hatte ich mich bereits ein klein wenig informiert, wie man bei einigen der häufigsten Parasiten vorzugehen hat. Da gibt es ein paar schöne Youtube-Filmchen, ua zu Dasselfliegenlarven und Sandflöhen.

                                    Nach diesem Erlebnis galt mein Interesse noch einmal dem Sandfloh. Der gerade verlinkte Sandfloh-Film ist noch der harmloseste, den ich finden konnte, und wahrscheinlich ganz nah an meinem Fall. Im Netz findet ihr noch dutzende weitere Filmchen, aber ich rate nur Leuten mit einer gewissen Ekel-Resistenz, hier raufzuklicken: "Jigger Removal" (das ist nur die Google-Suche). Sandflöhe sind besonders in Afrika ein riesiges, offenbar massiv unterschätztes Problem ("Das grosse Leiden an einem Floh").

                                    In Südamerika wird seit alters her der Sandfloh einfach rausgepuhlt, bevor er größere Schäden anrichtet. Eine frühzeitige Diagnose und korrekte Behandlung sind wichtig, da das Risiko einer bakteriellen Superinfektion groß ist. Eine Illustration von Édouard Riou, gezeichnet 1880, zeigt, wie es geht (Tour du Monde). Leider finde ich das Original nicht in der angegebenen Quelle. So alt, wie das Bild ist, hätte ich es frei hier zeigen können.

                                    Warum man das in Afrika nicht genauso macht, darüber kann ich nur spekulieren. Warum kommt es dort zu den total zerstörten Füssen?
                                    Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:52.

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                                    • Spartaner
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                                      • 24.01.2011
                                      • 4743
                                      • Privat

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                                      #58
                                      Dienstag, 17.09.2019, Parque Nacional do Pantanal Matogrossense, 49km
                                      Nachts im Zelt liegend, 00:30 Uhr, ein zweistöckiger Flussdampfer kommt langsam stromauf geschippert. Laute brasilianische Musik erklingt, ein Disko-Licht flackert, Positionslichter, ansonsten ist das Schiff unbeleuchtet, also wohl ohne Passagiere.

                                      Wir sind früh aufgestanden, haben die restliche Erbswurst gefrühstückt und Kaffee getrunken. Der Hausherr melkt die Kühe. Zum Abschied lädt er uns noch auf einen Kaffee mit Milch ein, wir bedanken uns und machen Fotos mit den Jungs:


                                      Danke, Edegar, für Zeltplatz, die Sandfloh-Operation und die sehr interessanten Einblicke in den Betrieb eurer Fazenda!

                                      Heute starten wir 7:30 Uhr bei km 588 meiner Tour-Kilometrierung. Ich habe vergessen, den Track zu starten. Ich habe ihn dann erstmal linear mit dem Startpunkt verbunden, dadurch fehlen 3.13km Flussschleifen auf 13½km Luftlinie und ein paar Fotos bekommen keine Geokoordinaten in die EXIFs geschrieben.

                                      Wieder haben wir den ganzen Tag extrem wenig Tiere gesehen. Unterwegs 2 - 3 Wasserschweine, 1 großen Kaiman an Land, wenige im Wasser. Die Vogelwelt ist in Ordnung, aber vor allem die Reiher und Kormorane haben ab heute extrem hohe Fluchtdistanzen. Die Reiher sind heute viele weiße mit schwarzen Beinen und auffällig gelben Füßen, ähnlich unseren Seidenreihern. Das sind Schmuckreiher (Egretta thula).

                                      Rastbaum mit Kormoranen:




                                      In der nächsten Flussschleife, Fazenda, Nistbaum des Jabiru:


                                      Schmuckreiher (Ausschnittsvergrößerung):


                                      Weil Tierbilder jetzt seltener werden, nehme ich auch mal solch ein unscharfes Bild mit rein. Mir gefallen diese Halsband-Wehrvögel:


                                      Cooles Wasserschwein, bleibt liegen:


                                      Schlangenhalsvögel:




                                      Rabengeier auf Kaiman-Kadaver:


                                      Großer oder Kleiner Gelbkopfgeier (Cathartes melambrotus oder C. burrovianus):


                                      Wahrscheinlich ist es eher der Kleine Gelbkopfgeier, der kleinste Angehörige der Neuweltgeier. Aber immerhin bereits die vierte von insgesamt fünf Neuweltgeier-Arten, die hier leben.

                                      Insgesamt also ein ähnlicher Eindruck wie gestern: Großer Strom, kaum Tiere, ungastliche Ufer, so dass man selten mal eine Rast einlegen kann. Ja, diese Details fehlen im Wohlfühl-Bericht der Kanadier.

                                      Wieder kommt ein Schiff den Fluss hinaufgefahren, das mit lauter, beschwingter brasilianischer Musik unterwegs ist:


                                      "Santa Fe II", ist das der mobile Landhandel, der sich so ankündigt? Jedenfalls sehe ich kleine Boote von Land ablegen und seitlich andocken.

                                      Nach 4km finden wir den Eingang eines schmalen, 80km langen Seitenkanals durch Sumpflandschaft, auf dem man theoretisch ganze 99km Hauptstrom Rio Cuiabá und Rio Paraguai vermeiden könnte (Map):


                                      Meine Karte sowie die verfügbaren Luftbilder lassen allerdings keine durchgehende Strecke erkennen. Auf langen Strecken sieht dieser Lauf zugewachsen aus, obwohl der Beginn hier ganz verheißungsvoll ausschaut. So würde ich nicht dort reinfahren.

                                      Aus diesem Arm kommt ein Touristenboot mit Anglern und hält gleich nebenan. Wir fragen hier nach der Durchgängigkeit der Strecke und bekommen vom Bootsführer eine klare Absage. Ist auch besser so, ich wollte ja auch mal einen Blick auf die Serra do Amolar werfen, die schönen Bergen dort, wo der Rio Cuiabá in den Rio Paraguai mündet.

                                      Indianersiedlung?:






                                      Die handgeschnitzten Paddelblätter sehen schon sehr traditionell aus.

                                      Die hier lebenden Indianer unterscheiden sich wohl von denen in anderen Gegenden Südamerikas, so dass es Captain Augusto Leverger 1846 wert war, sie in "Travels on the Rio Paraguay" ausführlicher zu beschreiben.

                                      Der Schulbus ist hier als Boot unterwegs, gelb, Hinfahrt leer:


                                      Später am Vormittag kommt er mit ein paar Kindern zurück, alle mit roten Schwimmwesten gesichert.

                                      Nach 23km gelangen wir an eine erst kürzlich abgeschnittene Flussschleife (Map). Der Hauptstrom wurde hier um 2½km verkürzt. Und weitere 7km stromab, am km 627, kommt eine zweite, ganz ähnliche Stelle (Map). Hier wurde der Hauptstrom um 3½km verkürzt, der alte Lauf liegt weitgehend trocken:


                                      Engstelle des Durchbruchs:


                                      Das geschah erst in allerletzter Zeit, und so überraschen uns in der Durchbruchsstelle eine hohe Fließgeschwindigkeit, heftige Wirbel, Rückströmungen und harte Verschneidungslinien. Wir müssen tatsächlich aufpassen, nicht zu kentern:




                                      Rückblick zum Durchbruch, dort auch mal wieder eine seltene große Sandbank:


                                      Im Durchbruch bzw. kurz dahinter liegen 3 Angel-Touristenboote im Wasser und hoffen auf prächtige Fänge.
                                      Beide Hauptstrom-Kürzungen zusammen ließen auch eine schöne Nebenstrecke trockenfallen, die einmal einen 15km schmalen Seitenkanal geboten hatte (Map Eingang des ehemaligen Seitenkanals).

                                      An beiden Durchbrüchen gibt es große Sandbänke. Ansonsten gibt es kaum noch Sandbänke, die Ufer sind durchweg steil und/oder dicht bewachsen:


                                      Darum hoffen wir auch heute wieder, auf einer Fazenda unterzukommen.

                                      Die Angel-Touristenboote gehören zu zwei Hotelschiffen, die ein paar Kilometer weiter am Ufer festgemacht haben:








                                      Sie führen jeweils bis zu einem Dutzend Angelboote mit.

                                      Am km 638 machen wir einen kurzen Abstecher in die Wasserwelt des Pantanal-Nationalparks, die riesige Wasserfläche der Baía do Burro (Map):


                                      Bis zum Horizont sind es 8 bis 12km:


                                      Schmuckreiher:




                                      Rio Cuiabá und Rio Paraguai haben mit ihren wachsenden Uferbänken als Dämme nördlich der Flussläufe eine mehr als ~4500km² große Seenlandschaft entstehen lassen, die heute teilweise im 1356km² großen Pantanal-Nationalpark geschützt wird (Parque Nacional do Pantanal Matogrossense). Der Eintritt ist kostenlos, für den Besuch ist jedoch eine vorherige Genehmigung erforderlich.
                                      Mit einem Kajak unter Segeln könnte man die großen Seen gut erkunden. Nur Plätze zum Übernachten dürften rar sein. Für Angler wäre das sicherlich ein Paradies, aber hier ist Angeln verboten.

                                      Über Wasser sehen wir ein paar Reiher, Kormorane und Greifvögel. Dazu wenige Kaimane, die bei Annäherung schnell verschwinden.

                                      Junger Nachtreiher (Nycticorax nycticorax)?:


                                      Wir kehren wieder um und fahren noch 1km weiter bis zum Nationalpark-Zentrum. Auf dem Weg dahin erblicken wir in der dunstigen Ferne die Serra do Amolar, einen fast 1000m hohen Gebirgszug:


                                      Der Hügel im Vordergrund ist der Morro do Caracará, eine 288m hohe Erhebung, die 188m aus der umgebenden Sumpffläche emporragt:


                                      Mir ist dieser Hügel bereits während der Vorbereitung aufgefallen und ich habe mir vorgenommen, da mal hinaufzusteigen. Der Vorteil dieses Hügels ist, dass er direkt bis an den Rio Cuiabá heranreicht, und dass man von oben einen guten Blick auf die Serra do Amolar haben wird. Aber so weit kommen wir heute noch nicht.

                                      Nach 49km Tagespaddelstrecke erreichen wir um 3 Uhr die Nationalpark-Basis:










                                      Die Gästehäuser im Hintergrund sind zZ unbelegt.



                                      Betrieben wird die Station vom halbstaatlichen ICMBio, dem Chico Mendes Institut für den Erhalt der biologischen Vielfalt (Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade).


                                      Das Gelände hat seine besten Zeiten wohl auch schon hinter sich. Vor Jahren war es mal top ausgestattet und modern. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist das hier nicht die Nationalparkverwaltung, sondern eher ein Stützpunkt, von der aus Forscher ins Pantanal aufbrechen, und Anlaufpunkt für Nationalpark-Touristen. Von hier aus operieren die Nationalpark-Ranger.

                                      Im Moment sind 6 einfache Angestellte dabei, das fast 2ha große Gelände in Schuss zu halten. Wir machen uns bekannt und fragen, ob wir hier am Ufer zelten können. Sie verweisen auf den Jaguar, der hier täglich vorbei käme, und bieten uns stattdessen Platz im Haus an. Das Haus ist gut durchlüftet, und heute ist es sowieso nicht so heiß, da willigen wir gerne ein:


                                      Vor allen Fenstern Mückengaze.

                                      Für den Transport des Gepäcks vom Boot hierher ins Haus fragen wir nach einer Transportkarre und bekommen ein vierrädrigen Wagen aus einem Schuppen nebenan. Dann helfen sie uns noch beim Beladen und Schieben. So können wir mit einer Fuhre alles ins Haus holen.

                                      Die Küche, in der die Angestellten ihre Mahlzeiten bereiten, können wir mitnutzen und kochen zum Abendbrot unsere Spaghetti auf dem (gewöhnungsbedürftigen) Gasherd:




                                      Unser Tomatenmark, Sojaöl und Milchpulver:


                                      Das Tomatenmark war nun nicht gerade in einer Reise-freundlichen Packung, abgesehen vom geringen Verpackungsgewicht. Es ließ sich vor allem nicht ordentlich wiederverschließen. Wir haben dann nur eine kleine Ecke der Großpackung abgeschnitten, gerade so, dass man genügend Tomatenmark herauspressen kann. Nach dem Herauspressen haben wir keinerlei Luft in die Packung gelassen, sondern nur die Ecke mehrfach umgeschlagen und mit großen Büroklammern gesichert. Das hat tatsächlich sehr gut funktioniert. Auch nach 6 Wochen in der tropischen Wärme=Brutschrankbedingungen ist das Tomatenmark nicht schlecht geworden, einfach weil kein Keim hineingelangt ist.

                                      Sehr schade finde ich, dass keiner der Chefs anwesend ist. Ich hatte mir hier mehr Informationen zur Umgebung erhofft.

                                      Auf dem Gelände fühlt sich nicht nur der Jaguar wohl, sondern auch Wasserschweine, Rabengeier und Weißhalsibis. Sie haben hier deutlich geringere Fluchtdistanzen als draußen:






                                      Verschiedene Papageienarten bevölkern die Bäume auf dem Grundstück und lärmen. Hier zB eine Blaustirnamazone (Amazona aestiva):


                                      Die Blaustirnamazone gehört neben dem Graupapagei zu den am häufigsten in Gefangenschaft gehaltenen Papageienarten. Ähnlich wie der Graupapagei ist sie in der Lage, die menschliche Sprache nachzuahmen, was zu ihrer Beliebtheit als Ziervogel wesentlich beigetragen hat.

                                      Abenddämmerung:


                                      Die Sonne steht zwar noch relativ hoch, aber leuchtet schon rötlich:


                                      Es ist offenbar wieder viel Rauch in der Luft, fein verteilt und auch in großer Höhe. Wenige Minuten später war die Sonne nicht mehr zu sehen.

                                      Das WLAN funktioniert heute leider nicht. Ich rege an, den Router neu zu starten, aber keiner der Anwesenden kennt sich aus und weiß, wo das Ding zu finden ist. Da müsse man auf den Chef warten, und der käme frühestens morgen.
                                      Nach Einbruch der Dunkelheit, nachdem der Generator angeworfen wurde, bekommen wir noch eine Birne in die Lichtfassung an der Decke gedreht. Wir sind aber rechtschaffen müde, und so fallen wir schnell in tiefen Schlaf.
                                      Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:53.

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                                      • Spartaner
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                                        • 24.01.2011
                                        • 4743
                                        • Privat

                                        • Meine Reisen

                                        #59
                                        Mittwoch, 18.09.2019, Morro do Caracará, Rio Paraguai, 22km
                                        Erst 6:20 Uhr wache ich auf nach 12 Stunden Tiefschlaf. Wir essen wie gewohnt unser am Vorabend angesetztes Müsli, und ich trinke meinen ¾L kalt angerührten Kaffee. Zusätzlich wollen uns die Angestellten zu Toastbrot mit Margarine und ihrem starkem brasilianischen Kaffee einladen und kosten auch mal von unserem Müsli. Eine richtige Unterhaltung kommt leider nicht in Gang. Schade, ich hätte gern mehr über diese Einrichtung erfahren, Zahlen, Karten etc. Die Chefs, mit denen man diese Unterhaltung führen könnte, sind leider nicht da.

                                        Das Gepäck können wir wieder mit dem großen Handkarren zum Wasser fahren. Es ist mit tätiger Mithilfe von 3 Angestellten schnell verladen, sie verabschieden uns am Ufer und so sind wir bereits um 8 Uhr auf dem Wasser. Auch hier auf der Nationalpark-Station war es sehr freundlich.

                                        Wieder treiben wir den breiten Strom hinunter:


                                        Wir sehen vereinzelt ein paar Tiere. Vögel, ein einziges Wasserschwein, ein einzelner Kaiman.

                                        Herbstpfeifgänse (Dendrocygna autumnalis):


                                        Einige Großschnabel-Seeschwalben (Phaetusa simplex), die vielen kleinen Seeschwalben sind Amazonasseeschwalben (Sternula superciliaris):


                                        In der Ferne ist die Bergkette Serra do Amolar in der dunstigen Luft noch gerade so zu erkennen. Wir wollen aber erst mal nur 5km bis zum Morro do Caracará paddeln, dem ersten Hügel, der mit steilen Flanken aus der riesigen flachen Schwemmebene herausragt:


                                        Abzweig eines Teilarmes, der Wasser des Rio Cuiabá nach NW in die Wasserlandschaft der Baía Três Bocas e da Barra führt (Map):


                                        Wir fahren ein paar Meter in den Nebenarm hinein, stellen aber schnell fest, dass hier auch nicht mehr Tiere zu finden sind und kehren wieder um. Da will ich doch lieber auf den Morro do Caracará steigen, und der Zugang liegt am Fuße des Hügels direkt am Ufer des Rio Cuiabá-Hauptstromes.

                                        Am Fuße des Hügels liegt die Fazenda Boa Esperança:




                                        Das ist eigentlich ein sehr hübsch gelegenes Haus, scheint aber vom Erbauer und früheren Eigentümer wieder mal lange verlassen zu sein. Vom Haupthaus hat man einen großartigen Blick in Richtung Osten aufs Wasser und die Sumpfebene.
                                        Heute wohnen hier ein paar einfache Männer, wohl Fischer, ob auch im Haupthaus oder nur in der kleinen Hütte weiter hinten, habe ich nicht ausgeforscht. Zur Zeit ist niemand zu Hause.





                                        Ich bewaffne mich mit Kamera, Wasser und Machete und suche einen Weg nach oben. Thomas wartet hier am Fluss im Schatten der großen Uferbäume:


                                        Ganz unten, rund um die zwei Häuser der Fazenda, und ein kleines Stück den Berg hoch ist das Gelände vom Unterwuchs freigeschlagen. Das kleine Haus, das ehemals die Wohnung der Bediensteten war, liegt etwas abseits vom Haupthaus, und ist auf jeden Fall bewohnt. Der Minigarten ist frisch bewässert:




                                        Nach kurzer Zeit finde ich direkt auf dem Kamm des Hügels die Andeutung eines Weges, der aber schon vielfach wieder ein bisschen zugewachsen ist:


                                        Auf dem arbeite ich mich unter Einsatz der Machete voran. Das geht eigentlich ganz flott, ich muss ja nicht viel freihacken. Viele Schlingpflanzen.



                                        Vereinzelt stehen blühende und bereits verblühte Rittersterne (Hippeastrum sp.) auf dem Weg:






                                        Alle Pflanzenteile sind giftig, aber die Zwiebel enthält am meisten, so dass bereits 2 - 3g Zwiebel tödlich sein können. Früher wurden Extrakte der Pflanze als Pfeilgift verwendet.

                                        Häufiger sind kleine blühende Kakteen:






                                        Ab und zu stehen große Kakteen im Wald, Mandacaru (Cereus peruvianus oder vielleicht Cereus jamacaru?):










                                        Im Gebiet gibt es wohl Cereus bicolor, Cereus hildmannianus, Cereus lanosus, Cereus stenogonus, evtl. Cereus lamprospermus.

                                        Epiphyt (Tillandsia sp.?):


                                        Termitenbau:


                                        Der Weg ist steil und damit ziemlich anstrengend. Windstille, ich schwitze wie Sau. Vor einem Jahr war es übrigens ganz ähnlich. Zwar war die Lufttemperatur bei der Wanderung in der sibirischen Bergwildnis 2, 3 Grad geringer, aber dafür war ich im Mückenvollschutz unterwegs, also Moskitonetz übers Gesicht und die lange Regenjacke an. Heute trage ich dagegen nur die lange Hose und ein langärmliges Merino-Shirt. Insekten bedrängen mich hier nicht. Selbst Spinnennetze sind rar. Weghauen muss ich meist nur die Büsche und Schlingpflanzen der letzten Regenzeit, und die Umwege um frisch gefallene Bäume.

                                        Kurz vor dem Gipfel ist rechts eine Freifläche, ein Stück felsiger Hang ohne viele Bäume, von der aus man prima nach Norden, Osten und Süden in die Wasserwelt des Pantanals schauen kann. 12 Rabengeier kreisen auf meiner Höhe, 180 Höhenmeter über der Sumpfebene:












                                        Leider ist die Sichtweite wegen der trüben Luft doch ziemlich begrenzt.

                                        Oben auf dem Gipfel steht eine Funkantenne:


                                        Dann gehe ich noch die paar Meter rüber zur Antenne:


                                        Sie ist genauso eine aus dünnem Baustahl zusammengeschweißte Konstruktion, wie sie uns schon auf allen anderen Fazendas begegnet ist. Erst dachte ich ja noch, dass das hier auf diesem Hügel ein richtiges Telekommunikationsunternehmen errichtet hat.
                                        Die Ständer für die Solarpanel sind verwaist, die Panel fehlen. Also wird auch dieser Mast zur verfallenden Fazenda Boa Esperança gehören.




                                        Durch eine Baumlücke hindurch kann ich auch mal nach Westen schauen, auf die Seenlandschaft und die Serra do Amolar:


                                        Eine schöne Aussicht, bei klarer Luft sicher noch eindrucksvoller (Aerial of Amolar Range).

                                        Rückweg, ich nähere mich wieder dem Rio Cuiabá. Auf dem Fluss treiben Wasserhyazinthen:


                                        Gegenüber unserer Fazenda Boa Esperança wohnen ebenfalls Leute:


                                        Wieder in der Nähe der Fazenda begegne ich diesem hübschen Nacktgesichthokko ♂, Bare-faced curassow, Mutum-de-penacho (Crax fasciolata):






                                        Er ist gar nicht mal besonders scheu.

                                        Leider habe ich erst nach der Tour erfahren, dass es irgendwo hier am Morro do Caracará uralte Felsritzzeichnungen gibt: Jahrtausende alte Felszeichnungen im Pantanal als neue Touristenattraktion, Fernsehdokumentation.

                                        Der Rückweg geht fix. Nach insgesamt 2h und 4km Wanderung bin ich wieder am Ufer:


                                        Thomas hat es sich gemütlich gemacht und schnarcht:




                                        Blühender Uferbaum:


                                        Ich dagegen bin vollkommen verschwitzt und muss erst mal duschen. Außerdem nutze ich die Gelegenheit und spüle das schweißnasse Merinoshirt und die Unterhose durch.

                                        So erfrischt geht's um ½12 Uhr weiter. Die Bewohner der Fazenda Boa Esperança kommen uns kurz darauf entgegen und sind auf dem Weg nach Hause. Wir erkennen sie an der Bootsbeschriftung.

                                        Ufer des Rio Cuiabá:




                                        Rio Cuiabá, Blick auf die Serra do Amolar in 7km Entfernung:


                                        1km trennt uns noch von der Mündung des Rio Cuiabá in den Rio Paraguai. Aber wir wollen noch nicht so schnell auf den größten der von uns befahrenen Ströme.

                                        Nach 5½km Fahrt auf dem Rio Cuiabá biegen wir links in einen schmalen Kanal ein, der im Satellitenbild gut befahrbar aussieht (Map):








                                        Schöne Landschaft, schönes Uferbild, aber wieder kaum Tiere. 2 Wasserschweine, vielleicht 2 wegtauchende Kaimane, ein paar Vögel, das ist alles.









                                        Chaco-Tschatschalaka (Ortalis canicollis):


                                        Wieso hat meiner hier einen schwarzen Schnabel? Alle Bilder, die ich finde, zeigen ihn mit hellem Schnabel.

                                        Eine schöne neue Art, der Schneckenweih ♂, Snail kite, Gaviimageo-caramujeiro oder Gavião-de-aruá (Rostrhamus sociabilis):


                                        Der dünne Hakenschnabel ist unverwechselbar und ein perfekt angepasstes Werkzeug zum Öffnen von Schneckenhäusern. Der spitz zulaufende, schmale Oberschnabel krümmt sich sichelförmig über den Unterschnabel. Mit diesem Instrument zieht er die Schnecke aus ihrem Gehäuse. Er ernährt sich aber auch gelegentlich von anderer Beute, wie zum Beispiel von Krebsen, Schildkröten und kleine Nagern. Er fliegt langsam mit dem Kopf nach unten auf der Suche nach seinem Hauptfutter, den großen Apfelschnecken, den Aruás (Pomacea lineata), die man in den Sümpfen des Pantanal häufig findet. Im Süd-Pantanal existieren Gruppen von über 30.000 dieser Vögel. An den Plätzen, wo diese Vögel ihre Beute zu machen pflegen, findet man Hunderte von Schneckenhäusern, deren Bewohner in der letzten Trockenperiode von den Greifvögeln erbeutet wurden (pantanalportal).

                                        Nach 5km auf diesem Seitenarm liegt linkerhand eine Fazenda mit Flugstreifen. Sie ist ebenfalls bereits aufgegeben und wird heute von einfachen Leuten nachgenutzt.

                                        Nach 6½km mündet dieser Kanal in den Rio Paraguai, der hier bereits die Wasser des Rio Cuiabá aufgenommen hat.

                                        Der Rio Paraguai ist mit fast 400m hier noch mal mehr als doppelt so breit wie der Rio Cuiabá. Das Wasser des Rio Paraguai ist endlich etwas klarer als das ganz stark vom trüben Rio Vermelho, dann Rio São Lourenço beeinflussten Wassers des Rio Cuiabá.

                                        Genau gegenüber zeigt mir das Satellitenbild einen weiteren kleinen Seitenkanal, diesmal rechts vom Rio Paraguai, der eventuell wieder befahrbar ist. Mein Satellitenbild zeigt ihn zwar zugewachsen, aber wir wollen mal nachschauen (Google-Map, Bing-Map).

                                        Ich bin noch nicht mal sicher, ob wir überhaupt quer den ½km über den Strom kommen. Beträgt die Strömungsgeschwindigkeit 8 oder mehr km/h, würden wir es nicht schaffen (Beispiel Yukon). Aber der Rio Paraguai fließt hier langsamer und wir kommen gut rüber.
                                        Der Kanal sieht verheißungsvoll aus, es strömt gut hinein und er ist hier zu Beginn noch nicht zugewachsen. Also wagen wir es.

                                        Der Kanal verlässt den Rio Paraguai bei meinem Tour-Kilometer 657 und fließt in ihn zurück bei km 671, kurz oberhalb der Fazenda do Amolar. Wir sparen 14km Hauptstrom, paddeln hier aber wohl ein paar Kilometer mehr (nachgemessen 21.7km). Wenn's denn überhaupt durchgängig befahrbar ist.

                                        Der Kanal paddelt sich gut. Gute Strömung, schmaler Kanal, schöne Aussichten auf die Serra do Amolar, keine Motorboote:




                                        Weg vom Hauptstrom geht es immer tiefer in die einsame Sumpfwildnis des Pantanal.

                                        Nach ~4km ohne jegliche Anlandemöglichkeit finden wir einen halbwegs offenen Platz. Obwohl es erst 14:30 Uhr ist, bleiben wir hier. Einen besseren Platz werden wir die nächsten Stunden wohl nicht finden (das bestätigt sich auch am folgenden Tag):




                                        Das Ufer ist steil und lehmig:


                                        Oben findet sich eine halbwegs vegetationsfreie, ebene Stelle. Ich bin erst nicht ganz sicher, ob der Platz nun von Tieren oder auch von Menschen freigemacht wurde. Für die Tiere spricht, dass es keinerlei Hack- oder Sägespuren sowie keinen Müll gibt. Die Fläche ist voll von Wasserschwein-Kötteln.

                                        Am Rand ist eine Höhle in einen Busch eingeformt, die auch einem Jaguar Platz bieten würde:


                                        Jaguar-Spuren finde ich aber nicht, es riecht auch nicht nach Raubtier.

                                        Hier bietet es sich an, die Hängematte einzusetzen. Es wäre zwar auch gerade so Platz für die zwei Zelte, aber mit Hängematte bleibt mehr Raum für Bewegung.

                                        Mit Sägen und Machete wird der Platz nun "zivilisiert". Den Lehmboden kehren wir mit einem überdimensionierten Reisigbesen aus abgeschlagenen Ästen frei von Laub, Kötteln und allerlei Tierchen.

                                        Unser Lager:




                                        Duschen ist hier ein echtes Problem. Zwar finde ich noch einen stabilen Stand am Lehm-Ufer, der weicht aber während des Duschens schnell durch und wird glitschig. Ich bin gerade so noch wieder die Böschung hoch gekommen.

                                        Jeden Abend (und jeden Morgen) Wasser filtern:


                                        Der MSR Guardian ist eine meiner besten Neuanschaffungen für diese Tour. Mit ihm pumpen wir rasch unsere 3 - 4 Liter Trinkwasser am Tag in die Kunsstoffflaschen. Nur das Wasser, dass wir für Erbswurst- und Nudelkochen verwenden, wird nicht gefiltert. Alles andere ist gefiltertes Trinkwasser und kann sofort (ohne Abkühlen lassen) in großen Mengen getrunken werden. Das auch das Filtrat auf dem Bild oben so trübe aussieht, liegt nur an der Multivitamin- und Mineralientablette, die ich in eine von 3 Flaschen dazugebe. Ansonsten kommt das Wasser kristallklar aus dem Filter. Einzeller aller Art, Wurmeier, Bakterien etc, sogar die freisuspendierten Viren, werden laut Beschreibung des Herstellers von dem Filter zuverlässig zurückgehalten.

                                        Kurze Aufregung, während die Nudeln kochen. Ich kann das Inreach Mini nicht finden. Eigentlich wollte ich die tägliche Positionsmeldung nach Hause schicken. Alles durchgesucht, nichts. :-(
                                        Oh je, was wird das für eine Aufregung zu Hause geben. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht gleich panisch werden und eine Rettung auslösen. Natürlich sind sie so instruiert, nicht gleich tätig zu werden, aber man weiß ja nie.

                                        Erst später kommt mir der Gedanke, mal in der Kameratasche nachzusehen. Ok, alles gut, da steckt es. Tatsächlich hatte ich das InReach Mini gestern während eines Fotospaziergangs auf dem Gelände der Nationalpark-Station dort weggesteckt. Hier 16:49 Uhr Ortszeit abgeschickt kommt die tägliche "Alles OK, uns geht's gut"-Meldung sofort aber 6 Zeitzonen versetzt um 22:49 MESZ zu Hause an:


                                        Heute kochen wir wieder Nudeln:


                                        Die Hölzchen sind die hohlen Zweige des Novateiro, des Ameisenbaums. Wir haben Glück, wir werden nicht von den bissigen Ameisen überfallen, weil unsere Künzi-Äste bereits tot sind.

                                        Abendbrot:


                                        Schöne Aussicht in Richtung Serra do Amolar:




                                        Pünktlich zum Sonnenuntergang erscheinen die Mücken in großer Zahl. Ein paar von denen schleppe ich mit unters Moskitonetz der Hängematte. Hier ist es deutlich schwieriger, die eingedrungenen Mücken zu erschlagen als im Zelt.

                                        Es soll meine erste Nacht in der Hängematte werden:


                                        Ich merke schnell, dass die Hängematte nicht optimal hängt. Die Beine hängen zu tief. Kann mich aber erst ein paar Stunden später, als mich wieder so ein oller Hitzekoller befällt, dazu durchringen, sie besser zu hängen.

                                        Insgesamt ist es in der Hängematte viel enger als im Zelt. Man hat viel weniger Bewegungsfreiheit. Und man muss zum Pullern raus zu den Mücken. Insgesamt ein deutliches Plus für das Zelt. Im Nachhinein hätte ich im Pantanal gut und gerne auf die teure Hängematte ganz verzichten können. Verkaufen werde ich sie aber nicht, denn wer weiß, in welchen ausgedehnten Wasserlandschaften ich noch mal unterwegs sein werde, wo man vielleicht nur mit dem Boot hinkommt, und nur Bäume über die Wasseroberfläche ragen.

                                        Nachts höre ich wenige Meter hinter dem Lagerplatz ein größeres Tier durch den Dschungel streifen. Und anschließend höre ich viele Stunden lang ganz nah das Brüllen eines großen Säugetiers in der Nähe. Richtig laut, wild und mit tiefer Stimme, am Ende mit einem tiefen sonoren Kollern ausklingend. Etwa jede Viertel- bis Halbestunde kommt solch ein Brüller, zu selten, als dass es mir gelingt, die Töne mit dem Diktiergerät festzuhalten (im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich da nicht ausdauernder war).
                                        In Frage kommt nur der Jaguar. Oder ist es ein einsamer, verirrter Stier, der in einem Wasserloch festhängt? Ich bin mir nicht sicher. Mehrfach leuchte ich mit der Kopflampe in den Dschungel, ob vielleicht irgendwelche Augen sichtbar werden.

                                        2 Tage später erzählt mir der fähige Führer Carlos Adriano auf der Fazenda Dourados, dass das ganz sicher ein Jaguar war. Er hat mir das Brüllen vorgemacht und ich habe es sofort wiedererkannt. Es bedeutet, bitte verlasse mein Territorium.
                                        Ich hatte mir schon irgendwie gedacht, dass der Platz, auf dem wir hier nächtigen, ein perfekter Ansitz für den Jaguar wäre.

                                        Netzfunde Brüllen des Jaguars:
                                        The roar of the jaguar leider brüllt er nicht nach dem klaren, oft wiederholten Schema, wie ich es gehört habe. Aber die gewaltige tiefe Stimme ist schön zu hören.

                                        Beautiful Jaguar Roar brüllt fast nach meinem gehörten Schema, vom Beginn bis zur Sekunde 10. Nur klang meiner tiefer, gewaltiger.

                                        A jaguar's roar sounds like a deep, chesty cough. Ähnlich wie von mir gehört, aber nicht ganz so gewaltige Stimme und nicht so schön tief auslaufend.

                                        Sound of a Jaguar - Call of the Wild schwacher Abglanz des Sounds in der Wildnis



                                        Beim Versuch, das nächtliche Brüllen des Jaguars aufzunehmen, gelang mir diese schöne Tonaufnahme der Rufe einer in der Nähe sitzenden Nachtschwalbe, einer Pauraque (Nyctidromus albicollis):
                                        Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:54.

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                                        • Spartaner
                                          Alter Hase
                                          • 24.01.2011
                                          • 4743
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #60
                                          Donnerstag, 19.09.2019, Wanderung Serra do Amolar, 16km
                                          Der Jaguar hier im Sumpf hat sich im Laufe der Nacht ein wenig von uns entfernt. Die Brüller wurden leiser und seltener, aber dauerten doch die ganze Nacht an. Im Morgengrauen verstummt er.

                                          Ansonsten war die Nacht in der tiefsten Wildnis des Pantanals recht ruhig. Selten lässt sich ein Vogel hier in der Nähe hören. Dafür sehe ich Unmengen dieser hell blinkenden Glühwürmchen hier im Wald und über den Sumpfflächen rumfliegen.
                                          Mir gefällt das hier, das ist wieder die einsame Wildnis, die ich mir gewünscht habe.

                                          Kurz nach 6 Uhr Aufstehen. Keine Mücken!

                                          Beim Frühstück haben wir einen tollen Blick auf die Berge der Serra do Amolar. Heute ist es ein wenig klarer als gestern:


                                          Und heute wird sich zeigen, ob unser Lauf tatsächlich durchgängig befahrbar ist. Um ¼9 paddeln wir los:




                                          Auffällig ist schon, dass die ganze Zeit kein anderes Boot an unserem Lager vorbeigekommen ist und auch sonst keine menschlichen Spuren entlang dieses gesamten Nebenlaufs zu finden sind.

                                          Tiere am Wegesrand bzw. im Boot:
                                          Laubfrosch:


                                          Ich glaube diese Art ist sehr häufig, wir haben sie wohl mehrfach auf dieser Tour gesehen. Oder gibt es mehrere sehr ähnliche Arten?

                                          Rotachseltaube (Leptotila rufaxilla) oder Weißstirntaube (Leptotila verreauxi)?:


                                          Ich tippe eher auf die Weißstirntaube (im Vergleichsfoto links), obwohl der Lebensraum eher für die Rotachseltaube sprechen würde. Am 24.9. werde ich noch ein viel besseres Bild solch einer Taube zeigen. Beides sind in Südamerika weitverbreitete Arten.

                                          Der große Rotbrustfischer (Megaceryle torquata), heute mal ein Männchen:


                                          Welcher Bussard?


                                          Im Originalbild war er nur als schwarze Silhouette erkennbar. Dann habe ich die Tiefen hochgezogen, vielleicht zu hoch?

                                          Um ¾9 sind wir am Zusammenfluss mit einem größeren Teilarm von rechts (Map). Eigenartigerweise bringt der kein zusätzliches Wasser mit. Während der bisher befahrene schmale Kanal eine Breite von 4 - 12m hatte, beträgt die Breite nach dem Zusammenfluss 10 - 50m:


                                          Ab jetzt fühlen wir uns sicher, von hier an und weiter stromab kann es eigentlich nicht mehr zugewachsen sein.

                                          Wir nähern uns der Serra do Amolar:




                                          An einer Stelle blicken wir nach Westen in den Mündungsbereich eines Baches (Map), der aus dem Herzen der Serra do Amolar kommt und dort hinten am Rande des Sumpfes mit einem relativ großen Delta mündet:


                                          Das interessiert mich. Ich habe noch so wage im Hinterkopf, dass es am Rande der Serra do Amolar kristallklare Gewässer geben soll, die aus Quellen aus den Bergen gespeist werden und ähnlich schön sind wie die Gewässer um Bonito. Ich weiß allerdings nichts genaues, und so kann ich nur Vermutungen anstellen, wo es solche Gewässer geben könnte.

                                          Eine dieser Stellen könnte das Mündungsgebiet dieses Baches sein. Das würde ich mir gerne genauer ansehen.

                                          7km nach dem heutigen Start kommen wir um ½10 an eine Stelle, wo die Serra do Amolar direkt ans Wasser stößt:


                                          Blick nach Norden:


                                          Von hier aus möchte ich den Bach erkunden, der die Serra nordwestlich von hier entwässert.
                                          Ich bewaffne mich wie am Vortag zum Morro do Caracará mit 1½L Trinkwasser, Kamera und Machete, und mache mich auf den Weg.

                                          Thomas bleibt hier beim Boot:


                                          Eigentlich möchte ich am Rand der Aue unten bleibend die 2½ km zurücklegen. Ganz unten geht das aber nicht. Der Busch ist hier in Ufernähe viel zu dicht, man müsste sich den ganzen Weg freihauen. Darum möchte ich jetzt etwas höher am Hang entlang laufen, der hier recht locker mit schütterer Trockensavanne, Cerrado, bewachsen ist.

                                          Schon auf den ersten Metern, noch beim Durchhacken durch die dichte Ufervegetation, werde ich von irgendwelchen Stechviechern am Kopf und Hals angegriffen. Ich tippe auf wilde Bienen. Tut tierisch weh, fast schon panischer Teilrückzug:


                                          Ich blute auch an Kopf und Hals, und schwitze bereits wie ein Schwein. Das war ja ein schöner Einstand.
                                          Beim nächsten Versuch verzichte ich auf die hektischen Hackbewegungen und komme diesmal ungeschoren davon.

                                          Cerrado, Termitenbau:


                                          Einfach so am steilen Hang entlangmarschieren erweist sich ebenfalls als schwieriger als gedacht. Immer wieder unterbrechen kleine aber doch recht tiefe und steilhangige Erosionsrinnen meinen Weg. Darum bekommt meine Marschrichtung immer mehr Drall in die Höhe:




                                          Anfangs achte ich noch sehr darauf, wo ich hintrete. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, von einer Giftschlange gebissen zu werden. Unter jeder kleinen Wurzelhöhle könnte eine stecken. Aber mit der Zeit gewöhne ich mich an die “allgegenwärtige Gefahr” und werde nachlässiger. Ich bekomme das Gefühl, dass an diesem trockenen heißen Hang außer ein paar Vögeln kein tierisches Leben existiert.

                                          Blick zurück zum 400m entfernten Startpunkt der Wanderung:


                                          Und Blick voraus ins Zielgebiet meiner Tour, dem Bachdelta am Fuße der Berge:


                                          Das Bachdelta erkennt man an dem grünen Dschungel, der auf der Deltafläche wächst.

                                          Am Hang kreist ein hübscher Greif über mir:


                                          Ist das ein Rotrückenbussard (Geranoaetus polyosoma, Syn.: Buteo polyosoma)? In englisch ist es ein “Variable hawk”, sehr treffend. Oder ein Weißschwanzbussard (Geranoaetus albicaudatus, Syn.: Buteo albicaudatus)? Ich tippe eher auf den “Variable hawk”. Der Bussard ist übrigens gleich ein Hinweis darauf, dass hier am Hang doch irgendwelche jagdbaren Kleintiere existieren müssen.

                                          Ein paar hundert Meter höher ertönen laute Rufe etwas oberhalb von mir, typisch für Papageien. Kurz darauf fliegen 2 Aras etwa auf meine Höhe ab und gleiten tiefer ins Tal. Ein phantastischer Anblick, die von der Sonne direkt angestrahlte saftig rot, grün und blau gezeichnete Oberseite der großen Vögel im Kontrast zu der ausgedörrten, beige-grauen Umgebung zu sehen.
                                          Wahrscheinlich handelt es sich um Grünflügelaras (Ara chloroptera). Zu einem Foto komme ich diesmal nicht, und meine Erinnerung ist nicht scharf genug, als dass ich die Art im Nachhinein noch sicher bestimmen könnte. Aber so etwa sah das aus: Video 18sec, die lauten Rufe sind hier gut zu hören.

                                          Auf halbem Weg entschließe ich mich, direkt auf dem Grat des Hügels entlangzulaufen. Das ist an sich der beste Weg, wenn da nur die Höhenmeter nicht wären. Die Sumpfebene des Pantanal liegt hier etwas unter 100müNN und bis auf 412m muss ich mich in der Hitze den direkt von der Sonne beschienenen Hang hocharbeiten.

                                          Auf dem Grat ist es nicht mehr so steil und die Vegetation ist schütterer:


                                          Vielerorts erkennt man, dass es hier auf dem Berg vor wenigen Jahren gebrannt hat:


                                          Im Jahr 2008 gab es einen großen Brand entlang des Gebirgszuges der Serra do Amolar, angeblich viele hundert Kilometer lang. Die Feuerwalze brannte 22 Tage lang. Das Feuer entstand durch Blitzschlag. Millionen Tiere sind die Hauptopfer (Quelle: Dokumentation Das Pantanal (3/3) - Naturschützer im Paradies, 2010).
                                          Es kann aber auch gut sein, dass die Brandspuren, die ich hier sehe, jüngeren Datums sind. Nach meiner Vorstellung verrottet Holz hier während der warmen feuchten Regenzeit recht schnell und sollte nicht 11 Jahre liegen bleiben. Oder täusche ich mich da?

                                          Links oben der Gipfel:




                                          Um ½12 erreiche ich den Gipfel, 2½km nach dem Start und nach >300 Höhenmetern. Ab jetzt ist das Ziel recht gut zu erkennen, der Dschungel-bestandene Schwemmfächer des Bachdeltas am Fuße des Gebirgszuges.

                                          Der Aufstieg wegelos auf den steilen Hängen zog sich ganz schön. Ohne eine richtige Pause gemacht zu haben betrug mein Gehtempo vom Bootsliegeplatz bis auf den Gipfel nur 1.6km/h. Ich bin ziemlich geschafft und mache erst mal ein paar Minuten Pause.

                                          Den Gipfel habe ich übrigens nicht erstbestiegen, alter Müll (der rostige Boden einer großen Blechbüchse?) kündet von Vorgängern:


                                          Ab jetzt geht es wieder bergab, das gehen fällt mir hier leichter.

                                          Der weitere Weg:


                                          Ab hier halte ich mich unnötigerweise zu weit westlich bzw. drifte nach Südwesten ab, weil diese Seite einladender zu Laufen aussieht und ich offenbar nicht mehr ganz klar im Koppe bin, jedenfalls was die Orientierung angeht. Nach 130m erkenne ich meinen Fehler und korrigiere etwas, jetzt nach NW.

                                          Blick nach Süden:


                                          Aussicht nach Osten von einem weiteren Zwischengipfel:


                                          Von derselben Stelle, Blick zu meinem 1½km Luftlinie entfernten Startpunkt am Flussufer, da wo der Berghang bis ans Ufer tritt:


                                          Ich bin schon wieder bis auf 263m Meter abgestiegen, mein Bachbett ist schon in Sicht und nur noch 600m entfernt, da wird mir klar, dass ich den ganzen Weg runter und dann wieder zurück hoch über den Hügel in der Gluthitze wohl nicht mehr schaffen werde. Ich bin jetzt schon am Ende und lasse mich ermattet nieder.
                                          Hier noch einmal 160 Höhenmeter runter, durch den dichter werdenden Busch schlagen, dann _eventuell_ einen schönen Bach vorfinden, eventuell aber auch nicht, er könnte ja ausgetrocknet sein, und am Ende dieselben Höhenmeter wieder bis hier hoch, das schaffe ich einfach nicht mehr. Schon jetzt muss ich zurück wieder 150 Höhenmeter bis auf den Gipfel mit 412m aufsteigen, ehe es nur noch bergab geht.

                                          Track meiner Wanderung mit Höhenlinien:

                                          OpenTopoMap, Topographische Karten aus OpenStreetMap (CC BY-SA 3.0)

                                          Nur mit mehreren längeren Pausen im "Schatten" dürrer Bäume bringe ich meinen Körper dazu, sich wieder ein paar Meter am Stück zu bewegen. Hier habe ich mal die Pausenzeiten eingetragen:


                                          Link zur Google Map

                                          Letzter Blick auf die Berge im Nordwesten:


                                          Die längeren Pausen wirken aber. Wasser habe ich auch noch genug. So schleppe ich mich den Hügel wieder hinauf.

                                          Im vollen Heldenornat, mit schickem Chinahut


                                          Mehrfach spüre ich, dass sich Krämpfe in den Oberschenkeln ankündigen. Dann lege ich wieder eine Pause ein und trinke etwas. Der restliche Weg den Kamm entlang und auch den Hang hinunter zum Boot geht relativ einfach. Nachmittags lässt mit zunehmendem Wind sogar die Gluthitze etwas nach. Allerdings reißt es mir auch mehrfach den Hut vom Kopf. Auf dem Wasser habe ich immer meine Paddelsicherung zum Sichern des Hutes verwendet, hier für die Wanderung hatte ich darauf verzichtet.

                                          ¼ nach 3 bin ich wieder bei Thomas unten am Boot, froh, den Ausflug geschafft zu haben. Auch wenn ich das Ziel nicht erreicht habe, mir ist klar, dass mehr nicht drin war, und damit bin ich es zufrieden. Die kristallklaren Wasser des Pantanal bleiben vorerst ein Traum.

                                          Früher konnte ich nach Art der Bergziege die Berge hochrennen, kein Problem. Aber irgendwie scheint bei mir seit einiger Zeit eine Bremse eingebaut zu sein, die es früher nicht gab. Als ich nach dem Urlaub gleich den Arzt aufsuchte, um meine während der Tour mehrfache (und häufiger werdende) nächtliche Übelkeit abzuklären, kamen wir auf Angina Pectoris (ja, Dr. Google gab mir schon vorher den richtigen Tipp, und meine Ärztin macht sich da nichts draus ). Die Woche darauf ging es ins Krankenhaus, wo sie in einem größeren Herzkranzgefäß eine angeblich 95%ige Verengung gefunden und auch gleich mit einem Stent repariert haben. Seitdem ist die Bremse gelöst, ich komme nicht mehr so schnell an den Anschlag. Perfekt. Aber wenn ich dran denke, dass ich quasi jederzeit auf dieser Wanderung mit einem Herzinfarkt auf der Strecke hätte bleiben können, na ja ….

                                          Die Ärzte unter euch können ja mal schauen, ob es wirklich so eng war:

                                          Die erwähnten 95% sind aus dem Arztbrief zitiert.

                                          Nach meiner Rückkehr dusche ich zur Abkühlung erst mal am Flussufer und spüle die schweißnassen Sachen aus (Shirt und Unterhose).

                                          ½4 sind wir wieder auf dem Wasser. Nun gilt es, schnellstmöglich vor Sonnenuntergang einen Übernachtungsplatz zu finden. Hier im Sumpf stehen die Chancen schlecht. So ein Glück wie am Vortag hat man nicht alle Tage.

                                          Blick nach Nordwesten in Richtung Serra do Amolar:


                                          An einer Stelle noch tief im Sumpf künden Terrassenstufen am Ufer von einem verlassenen Haus. Aber das Ufer ist zugewachsen.
                                          Mehrfach strömen weitere Teilarme vom Rio Paraguai zu unserem Teilstrom dazu.
                                          Immerhin findet sich später noch eine Sandbank (Map), die zur Übernachtung geeignet wäre. Eine absolute Seltenheit hier am Rio Paraguai. Aber Thomas ist sie zu klein und zu flach, also zu feucht. Er möchte weiter zur Fazenda do Amolar.

                                          Die erreichen wir gegen 17 Uhr. Hier liegen mehrere Grundstücke nebeneinander am Ufer. Die Fazenda wurde wohl mehrfach geteilt. Das erste ist eine größere Farm, wahrscheinlich der Kern der ursprünglichen Fazenda do Amolar. Auf dem Grundstück weiden Schafe und ein paar Rinder. Scharfe Hunde am Ufer lassen uns hier vobeiziehen.

                                          Am nächsten Grundstück sieht es besser aus (Map). Die Hunde sind friedlich. Also fragen wir oben am Haus, ob wir hier am Ufer übernachten dürfen. Kein Problem, das geht. Die junge Indio-Frau möchte uns am liebsten im Haus einquartieren, bietet sogar Internetzugang an. Eigentlich ist sie motiviert, Englisch zu lernen, holt auch gleich ihr Lehrbuch und weitere Unterlagen, kann aber bisher kein Wort sprechen. So bleibt uns wieder nur die Google-Übersetzungs-App.

                                          Wir bleiben beim Strandlager. Als wir die Zelte aufbauen, kommt ihr Mann mit dem Boot nach Hause. Er ist ebenfalls Indio, so stellt er sich vor. Heute Abend hat er einen großen Entenvogel und ein Wasserschwein geschossen. Auch er möchte uns überreden, doch wenigstens direkt auf dem Grundstück unter den hohen Mango-Bäumen zu zelten. Wir bleiben dennoch am Strand unter freiem Himmel, dass ist uns angenehmer.

                                          Jagdbeute Moschusente (Cairina moschata):


                                          Trächtiges Wasserschwein:


                                          Im letzten Dämmerlicht zerlegen die beiden ihre Beute am Ufer:


                                          Die Eingeweide landen im Fluss bei den Kaimanen, die ungeborenen Babies der Wasserschwein-Dame bekommen die Hunde. Mir ist es etwas unangenehm, gleich 50m unterhalb zu Duschen. Er warnt uns außerdem, im Flachwasser nicht auf einen Süßwasser-Stechrochen (Potamotrygon motoro , P. amandae, P. pantanensis) zu treten. An diese Gefahr hatte ich bisher tatsächlich nicht gedacht. Sie haben am Schwanz einen Giftstachel, dessen Gift sehr gefährlich ist; selbst Kratzer sind schmerzhaft. Tritt man auf einen im Sand vergrabenen Rochen, schlägt er mit dem Schwanz um sich. Dadurch kommt es in Südamerika jährlich zu tausenden Unfällen, die für kleine Kinder tödlich verlaufen können. Aus diesem Grund sind sie in der Bevölkerung mehr gefürchtet als die Piranhas.

                                          Nun ist mir auch klarer, warum es seit Tagen nur noch so wenige Tiere zu sehen gibt. Sie werden nicht nur vom Jaguar, sondern auch von den Eingeborenen aktiv bejagt.
                                          Eigentlich ist die Jagd auf Wildtiere im Pantanal und ganz Brasilien seit 50 Jahren prinzipiell verboten. Nur Indianern ist es erlaubt, für die Selbstversorgung zu jagen. Im Moment gibt es allerdings Bestrebungen, diese strengen Beschränkungen, die zur weitgehenden Erholung der Tierbestände im Pantanal geführt haben, aufzuweichen.

                                          Auf Abendbrot verzichten wir heute. Nach Anbruch der Dunkelheit liegen wir schnell in unseren Zelten. Große Schiffe fahren den Strom hinab und leuchten mit großen Richtscheinwerfern die Ufer ab zur Orientierung. Hinter dem gegenüberliegenden Ufer des Rio Paraguai brennt ein riesiges Feuer bis über die Baumwipfel, ist aber nach kurzer Zeit niedergebrannt. Die Kaimane plantschen an unserem Ufer, seltene Brüller, gegenüber ein Froschkonzert. Die Hunde schleichen durch unser Strandlager.

                                          Obwohl ich total geschafft bin, gerade mal einen Löffel Erdnüsse zum Abend gegessen habe, kann ich bis Mitternacht nicht einschlafen. Es kühlt auch nicht richtig ab, ich liege immer noch nackt auf dem Schlafsack.
                                          Zuletzt geändert von Spartaner; 03.02.2021, 08:55.

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