[NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

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  • ChuckNorris
    Erfahren
    • 03.08.2018
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

    Wow, sieht nach einer herrlichen Tour mit herrlichem Wetter in herrlicher Landschaft aus!
    Stimmt, aber das Wetter wird sich bald ändern

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    • ChuckNorris
      Erfahren
      • 03.08.2018
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      • Meine Reisen

      #22
      AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

      Eine Arbeitsgruppe der Nationalparkverwaltung hat sich vor ein paar Jahren die Mühe gemacht, einige dieser alten Routen zusammenzutragen und in diesem Bericht zugänglich gemacht:
      http://www.nasjonalparkstyre.no/Docu...%20vedlegg.pdf
      Wow, du bist ja ein richtiger Quell der Weisheit. Das ist ein super Link. Das bestätigt auch einige Vermutungen die ich zu anderen möglichen Routen hatte. Das werd ich mir mal als Inspiration aufheben falls es nochmal in die Gegend geht. Ich habe da noch ein paar offene Rechnungen die beglichen werden wollen.

      Im nächsten Post wird es dann endlich in für dich neue Gebiete gehen.

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      • Fjellfex
        Fuchs
        • 02.09.2016
        • 1228
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        • Meine Reisen

        #23
        AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

        Zitat von ChuckNorris Beitrag anzeigen
        TAG 4 | MITTWOCH 28.8.2019
        Es fängt schonmal so an: ich kann bei der Hängebrücke keine einzige Steinwarte entdecken. Also mal schauen. Ideal wäre gewesen am See 240 entlang zu gehen. Das sehe ich aber erst nachdem ich den nicht so idealen Weg gegangen bin und zurückschaue. Ich bleibe viel zu weit oben bei P278.
        Westlich am See 240 vorbei wäre wohl tatsächlich die beste Route gewesen. Zumindest, wenn man der von mir schon zuvor erwähnten Tourkart Helgeland glauben darf. Dort kann man links im Menü "Stier" (Pfade) aktivieren, und dann bekommt man Routenvorschläge. Das sind meist keine markierten Wege, aber immerhin Routen, auf denen man sich wohl am besten durchschlagen kann.

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        • ChuckNorris
          Erfahren
          • 03.08.2018
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          • Meine Reisen

          #24
          AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

          Den Link kenne ich ja erst seit die Tour beendet ist
          Wobei, so wahnsinnig weit von der dort vorgeschlagenen Route war ich glaube ich gar nicht weg.

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          • Fjellfex
            Fuchs
            • 02.09.2016
            • 1228
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            • Meine Reisen

            #25
            AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

            Ne, weit war´s nicht. Aber da Du ja von "offenen Rechnungen" gesprochen hast, kann es ja sein, daß es Dich nochmal dahin verschlägt.

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            • ChuckNorris
              Erfahren
              • 03.08.2018
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              • Meine Reisen

              #26
              AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

              TAG 5 | DONNERSTAG 29.8.2019

              Gut, dass ich Gestern Abend noch lange in der Sonne gechillt habe. Warm wird es ab jetzt wohl nicht mehr. Schon Anfang nächster Woche soll die Temperatur dann sogar bis auf 4°C fallen. Nachdem der aktualisierte Wetterbericht erst für 18:00 Regen ankündigt, habe ich es wieder einmal nicht besonders eilig.

              Ich steige neben einem Wasserfall, oder vielleicht besser Sturzbach, auf und folge im Bachbett dem Tal weiter aufwärts. Ziemlich cool, hier kommt man sogar recht gut vorwärts.









              Bei dem kleinen, namenlosen See, der dem Henriksvatnet auf ca. 480 Hm vorgelagert ist, steige ich weglos bis auf 620 Hm Richtung Norden auf. Ich muss ein paar Felsabbrüche und steile Stufen umgehen, bzw. überklettern.





              Scheinbar bin ich zu weit nach unten abgedriftet, obwohl GPS und Höhenmesser die korrekte Höhe zeigen. Auf jeden Fall lande ich in einer Schlucht bei der ich nochmal ein bisschen Kraxeln muss um wieder auf den richtigen Kurs zu kommen. Nix tragisches, 2-3 Meter und nicht ausgesetzt. Das klappt auch mit dem großen Rucksack.





              Kurz darauf sehe ich den Geehpjaevrie und habe endlich klassische Fjäll Landschaft vor mir. Das Gelände ist jetzt halbwegs übersichtlich mit viel Fels. Hier komme ich schnell voran. Die Landschaft ist ein Traum.







              In der Mittagspause entscheide ich dann die Route ein bisschen zu ändern. Ursprünglich wollte ich versuchen der Schlucht der Vistvasselva zu folgen, die am Nordufer des Nordre Vistvatnet beginnt. P657 wollte ich etwa 500 Meter östlich umgehen (der Teil sieht aus der Ferne sogar machbar aus). Es gibt keine Informationen über eine Route durch die Schlucht, aber auf den Luftbildern sah es zumindest potentiell machbar aus, falls der Wasserstand niedrig wäre. Leicht wäre es mit Sicherheit nicht geworden, aber mit der Aussicht auf mehr Regen war klar, dass es nicht zu einem Versuch kommen würde. Immerhin sollen heute Nacht gute 25 Liter / qm runterkommen.

              Stattdessen werde ich westlich von See 684 zum Blankvatnet laufen. Statt also zu den Vistvatnet abzusteigen und am nächsten Tag wieder rauf zu hatschen peile ich See 657 an.

              Der Übergang vom Geehpjaevrie zu der Gruppe kleiner Seen die mein Ziel für heute sind ist stellenweise recht interessant. Es geht quer durch einen zerklüfteten Hang der überwiegend aus blankem Felsen besteht. Mit ein bisschen Vorsicht und der nötigen Ruhe macht das aber richtig Spaß. Von den kniffligeren Stellen gibt es mal wieder keine Fotos.







              Kurz überlege ich noch 4-5 km dran zu hängen, aber beim Blick zurück wird klar, der Regen lässt nicht mehr lange auf sich warten. Ich finde einen passablen Platz am Ufer und richte mich auf schlechtes Wetter ein. Kurz nachdem das Zelt steht geht es auch schon los – gutes Timing.



              Obwohl ich noch genug Zeit zum Aufbauen hatte, steht das Zelt irgendwie nicht so wie ich das gerne hätte. Innen- und Außenzelt sind auf einer Seite bedenklich nah beieinander. Obwohl ich in den Regenpausen immer mal wieder nachjustiere bekomme ich es aber nicht besser hin. Zum Glück hält es auch so, obwohl es inzwischen ziemlich stürmisch geworden ist. Direkt unterm Zelt fließt inzwischen ein kleiner Bach durch. Das war vorhersehbar, es gab aber keine Alternativen. Trotzdem bleibt alles trocken. Es ist inzwischen ziemlich kalt geworden.

              Mit Handschuhen liege ich im Zelt, Karte und Wetterbericht neben mir und versuche einen Plan für die kommenden Tage zu entwickeln. Wie soll es weiter gehen? Das Svartvaskogen muss ich auf jeden Fall überqueren. Das sollte in ein bis zwei Tagen machbar sein. Von da wäre Bona in weiteren zwei bis drei Tage erreichbar. Dann hätte ich aber noch fünf Tage bis zu meinem Rückflug. Andererseits ist die Aussicht bei 4 °C bei Regen in den Bergen rumzuhängen auch nicht so verlockend. Als ich die letzte Zeile in mein Reisetagebuch schreibe denke ich mir dann aber: „Stell dich mal nicht so an, du Weichei. Das bisschen Regen!“

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              • ChuckNorris
                Erfahren
                • 03.08.2018
                • 177
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                • Meine Reisen

                #27
                AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                TAG 6 | FREITAG 30.8.2019



                Um 6:45 klingelt der Wecker, um 7:00 schaue ich das erste Mal aus dem Zelt. Halleluja! Es ist nur noch leicht bewölkt mit viel blauem Himmel. Die Sonne lugt schon fast hinter dem Vistmannen hervor. Es ist zwar noch kühl, aber mit Jacke nicht unangenehm. Gegen 9:30 geht es dann los.







                Vom See 657, an dem ich die Nacht verbracht habe, geht es zuerst nach Norden. Ich habe die vage Information, dass man westlich von See 684 einige Markierungen nach Norden finden können soll.

                Auf der Karte sieht das eigentlich geschenkt aus. Kein Problem. Über den Sattel direkt nördlich und dann auf einer Höhe immer am Hang entlang. In der Realität geht das natürlich nicht ganz so direkt. Inzwischen habe ich mich aber daran gewöhnt und verzichte darauf meinen Kurs regelmäßig zu kontrollieren. Es geht halt nach Norden, wenn der See dann kommt schauen wir weiter. Der Ausblick nach Osten zu den Vistvatnet mit dem markanten Vistmannen im Hintergrund ist atemberaubend schön.

                Von hier oben bekomme ich auch noch einen besseren Blick auf die Passage ins Tal der Vistvasselva, die ich ja eigentlich ausprobieren wollte (4. Bild). Mich juckt’s nochmal kurz in den Fingern aber nein, der Plan muss für ein anderes Mal hintenangestellt werden. Jetzt muss ich erstmal weiter nach Westen.









                Als ich dann den See 684 erreiche hört der Spaß aber auf. Hier ist auf keinen Fall ein direkter Weg nach Norden zu finden. Am südwestlichen Ufer des Sees ist eine steile und tiefe Schlucht, die ich alleine nicht durchsteigen will – zu zweit hätte man da schon darüber reden können. Wieder einmal gibt es von den schwierigsten Hindernissen keine Bilder, dabei habe ich mich dieses Mal schon dazu gezwungen ein bisschen mehr dokumentarisch zu fotografieren als nur ästhetisch. Da muss ich nächstes Jahr nochmal dran arbeiten.

                Auf jeden Fall muss ich der Schlucht jetzt erstmal Richtung Südwesten folgen. Weiter oben wird das Ding flacher. Ich versuche einen Weg zu finden, bei dem ich mehr oder weniger auf einer Höhe bleiben kann anstatt die knapp 100 Hm zu P.821 aufzusteigen. Letzteres wäre vermutlich weniger anstrengend gewesen aber in diese Falle bin ich schon ein paar Mal getappt. Hinterher ist man immer schlauer, lernt aber nicht unbedingt was daraus.

                So kraxle ich also durch eine ziemlich steile Bergflanke aus eigenartig weißem Fels. Immer wieder müssen Blockfelder überquert werden und steile Anstiege auf moosigem Schotter überwunden werden. Zum Glück ist es nicht besonders ausgesetzt. Letztlich stehe ich dann doch fast oben auf P.821, als ich nach etwa 1,5 km endlich über die Schlucht rüberkomme. Die letzten paar hundert Meter waren ein rechtes Labyrinth, zwischen steilen Abhängen, Seen und Tümpeln.

                Ich bin ziemlich erschöpft, die ständige Konzentration ist auf jeden Fall anstrengender als der Aufstieg an sich. Tatsächlich musste ich mit der Zeit immer weiter nach Süden ausweichen. Das Gelände bestimmt den Weg. Endlich finde ich zwischen einigen kleinen Seen, die gar nicht erst auf der Karte verzeichnet sind, einen Durchgang nach Norden. Viele der Seen sind von meterhohen Felsstufen begrenzt die zu steil und zu hoch sind um darüber zu klettern, aber hier kann man im Zickzack weiter. Dann geht es nochmal mit Blick auf den Abgrund eine steile Rampe nach unten, ein Stück weit auf dem Arsch über feuchte Flechten rutschen und dann wieder nach oben.

                Endlich. Ich bin durch. Das obere Ende der Schlucht ist erreicht und ich komme an einem kleinen See an, der wieder nicht in der Karte verzeichnet ist. Hier pfeift der Wind ganz schön durch, aber im Moment ist das trotzdem der perfekte Platz für die Mittagspause. Das größte Hindernis für heute ist geschafft – zumindest glaube ich das im Moment noch.

                Ich lege den Rucksack ab und mache mich auf die Suche nach einem windgeschützten Platz, finde leider keinen und sitze dann doch mitten im Wind bei meiner Brotzeit. Allzu lange halte ich es hier nicht aus und so gibt es nur noch einen schnellen Kaffee bevor ich weiterziehe. So warm und angenehm wie es auf dem Foto aussieht war es nicht wirklich.



                Wenn alles gut geht, dann wird es ab hier jetzt einfacher. Irgendwo sollen ja diese Markierungen sein. Von hier aus kann ich keine logische Route erkennen, also gehe ich noch links am See auf dem Foto vorbei bis zu dem Sattel in der Ferne. Hier, irgendwo zwischen P.809 und P.818 kann ich auf einem Hügel im Norden endlich eine ziemlich große Steinwarte sehen. Ab hier gibt es also Markierungen, alles wird gut!

                Ich steige auf um mir einen Überblick zu verschaffen und hoffe von hier aus die nächsten Steinwarten ausmachen zu können. Von wegen, das war die einzige Markierung die ich den ganzen Tag finden werde. Na gut, so schwer kann das ja nicht werden. Ich weiß ja, dass es westlich des Baches der von See 684 nach Norden fließt entlang gehen muss.

                Zuerst komme ich auch noch ganz gut voran, aber dann versperren mir einige 20-30 Meter tiefe Canyons den Weg. Die kommen hier aus allen möglichen Richtungen und verlaufen kreuz und quer. Es hilft alles nix, irgendwie muss es weiter gehen. Mal steige ich ab und folge den Rinnen einfach bis ich irgendwo wieder einen Weg nach oben finde. Ein anderes Mal finde ich ewig lang keinen Abstieg und muss oben weiter scouten.

                Insgesamt ist die Wegfindung auf dem heutigen Tag die schwierigste während der ganzen Tour. Trotzdem, das Wetter passt und obwohl es vor allem mental anstrengend ist – es geht ja dennoch hauptsächlich bergab, genieße ich es. Manchmal muss man einfach nur ruhig bleiben und sich den Spaß nicht verderben lassen.

                Das scheint sich auch zum Motto des Tages zu entwickeln. Nachdem die Canyons endlich alle durchsteigen sind kommt noch ein letzter felsiger Abstieg. Ich kann mich noch erinnern, dass ich da irgendwo auf einem nassen Stück Moos ausgerutscht bin, könnte aber auf dem Bild jetzt nicht mehr sagen wo genau ich da lang gekommen bin – irgendwo in der Mitte halt. Von unten war dann recht klar wo man einfacher heruntergekommen wäre.



                Hier mache ich nochmal kurz Pause und futtere Studentenfutter. Jetzt wird es eine Weile lang einfach und es geht recht flach abwärts. Ganz da vorne sieht es aber gar nicht so toll aus. Da kommt irgendwie nix mehr!





                Etwas kommt aber doch, nämlich erst eine Stufe von 10 m, dann ein Felssturz an deren Fuß. Hm, hier geht es also nicht weiter. Vielleicht ein Stück weiter rechts? Unter einer markanten, fast senkrechten Wand findet sich eine Route. Obwohl, „Route“ ist vielleicht ein bisschen euphemistisch.



                Ich lege erstmal meinen Rucksack ab und atme ein wenig durch. Fast durch Zufall bin ich an der einzigen Stelle gelandet wo es vielleicht nach unten gehen könnte. Ich gehe ein paar Meter auf und ab um einen besseren Blick nach unten zu haben und wäge ab. Es ist nicht unmachbar. Richtig wohl ist mir zwar nicht, aber eigentlich kann hier nicht wahnsinnig viel passieren.

                Hier über die Steinblöcke kraxeln, dabei den Ästen ausweichen, dann könnte man doch da, auf dem kleinen Streifen Gras weiter. Dann kommen zwar jede Menge nasse Platten, aber auf denen gibt es auch kleine Stellen mit Gras auf denen man halbwegs halt finden sollte. Na gut, die Entscheidung ist gefallen, das Risiko scheint mir vertretbar.

                Noch ein, zwei Mal tief durchatmen, Rucksack festziehen, nochmal nachschauen ob nichts liegen geblieben ist, nochmal durchatmen. Was man nicht alles macht um Zeit zu schinden. So jetzt aber. Los geht’s!

                Die Route klappt. Trotzdem bekommt dieser Hang einen Platz in meiner ewigen Rangliste gruseliger Abstiege, die ich nicht wieder vergessen werde. Als ich die nassen Platten hinter mir lasse wird das Gehen wieder leichter, auch wenn der Boden jetzt triefnass ist. Macht ja auch Sinn, irgendwo muss das ganz Wasser, dass das die Platten runter rinnt ja versickern.

                Unten am Blankvatnet schaue ich mir den Hang dann nochmal aus einer anderen Perspektive an. Ich habe keinen Schimmer wo hier diese angeblich markierte Route runterkommen könnte. Rechts von mir wird der Hang von einer ziemlich beeindruckenden Schlucht zerschnitten. Wie der Bach der in ihr fließt, hat sie keinen Namen.



                Am Blankvatnet schlage ich endlich mein Zelt auf. Die Sonne scheint und überhaupt schleppe ich immer noch viel zu viel Whiskey mit mir rum. Dem muss abgeholfen werden und verdient habe ich mir das nach dem Tag auch. Hier wäre sogar einiges an Feuerholz aufgeschichtet. Scheinbar kommen hier hin und wieder Angler her. Für ein Lagerfeuer bin ich zwar zu faul, aber ich nutze die warme Abendsonne, bade im See und wasche danach meine Klamotten.





                Beim Abstieg habe ich nochmal den Plan geändert. Gestern habe ich mir das schon auf der Karte überlegt. Statt im Ole-Henriksendalen neben dem Wasserfall zu See 563 aufzusteigen, will ich mir das harte Bushgewhacke sparen und einen flacheren Aufstieg im Westen zu P.515 nehmen. Die große Frage dabei: kommt man überhaupt über die Sæterelva rüber und wenn ja, wo? Wie schlimm wird das Bushwhacking hier und was lauert in den Sümpfen?

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                • Roiber
                  Gerne im Forum
                  • 16.12.2015
                  • 80
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                  Schöne Fotos gepaart mit einem sehr ansprechenden Schreibstil - ich bleibe auf jeden Fall dabei!
                  Und auch den Landstrich muss ich mir vormerken. Vielen Dank fürs Mitnehmen!

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                  • Freedom33333
                    Dauerbesucher
                    • 09.09.2017
                    • 898
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                    Tolle Fotos. Irgendwie spricht mich die Landschaft fast mehr an, als das ständige Laufen durch Buschwerk und Sumpf wie ich es in Schweden an vielen Stellen erlebt habe. Jedenfalls könnte ich mir vorstellen, letzteres im nächsten Urlaub vermeiden zu wollen

                    Gab es solche Passagen bei dir auch? Oder ist Norwegen generell eher steiniger im Sinne der Fotos von dir und Schweden sumpfiger?

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                    • Ljungdalen
                      Alter Hase
                      • 28.08.2017
                      • 2715
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                      Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                      Irgendwie spricht mich die Landschaft fast mehr an, als das ständige Laufen durch Buschwerk und Sumpf wie ich es in Schweden an vielen Stellen erlebt habe.
                      Mehr über Bergrücken und weniger durch Täler laufen hilft tendenziell. (Auch in Schottland. & scnr)

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                      • Antracis
                        Fuchs
                        • 29.05.2010
                        • 1280
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #31
                        AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                        Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                        Tolle Fotos. Irgendwie spricht mich die Landschaft fast mehr an, als das ständige Laufen durch Buschwerk und Sumpf wie ich es in Schweden an vielen Stellen erlebt habe. Jedenfalls könnte ich mir vorstellen, letzteres im nächsten Urlaub vermeiden zu wollen

                        Gab es solche Passagen bei dir auch? Oder ist Norwegen generell eher steiniger im Sinne der Fotos von dir und Schweden sumpfiger?
                        Generell hat man in Lomsdal-Visten ziemlich viel mit Buschwerk zu tun bzw. einer mitunter ziemlich kräftezehrenden Mischung aus dichter Vegetation, terassierter Landschaft und relativ viel Platten und natürlich Sumpf. Es gibt auch viele enge Canyons. Das macht das Vorankommen und die Wegfindung ziemlich mühsam. Vor allem zwischen 300-ca.600m über dem Meeresspiegel ist das ziemlich ausgeprägt, darüber wird es einfacher. Nach meiner Erfahrung, und was ich selbst erlebt habe, ist es in dieser Ausprägung nicht unbedingt typisch für Norwegen, sondern eher eine Eigenart der Gegend.

                        @ChuckNorris:

                        D.h. ich gehe mal davon aus, du hast dich auch irgendwo über den Hang gekämpft und es gibt keinen leichteren Weg unten am Fluss entlang?
                        Wir sind sowohl im Hendriksdal unten am Fluss entlang (dieses Jahr), als auch oben über den Hang (bei unserer ersten Tour), und nein, unten am Fluss ist es definitiv nicht einfacher. Die Wasserstände waren sehr sehr niedrig, insofern haben wir es gewagt, aber es war sehr anstrengend und kräftezehrend und mitunter leider auch gefährlich, weil es in den Kurven des Canyons teilweise kurze Steilwandpassagen gibt, an denen man nicht entlang gehen kann. Dann bleibt nur schwimmen, oder am teils sehr steilen Hang (unsere Wahl) entlang klettern, um die Passagen zu umgehen.

                        Danke für den Bericht.
                        Zuletzt geändert von Antracis; 05.11.2019, 22:10.

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                        • ChuckNorris
                          Erfahren
                          • 03.08.2018
                          • 177
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                          Hm, ich versuch mal nach und nach auf die Themen in den verschiedenen Posts einzugehen.

                          1) Busch vs. Fels:
                          Ob sich hier Norwegen und Schweden grundsätzlich unterscheiden kann ich nicht wirklich beantworten. Ich bin bisher nur kurze Strecken auf der schwedischen Seite der Grenze unterwegs gewesen. An sich gilt aber generell, egal ob Alpen, Kanada, Norwegen, was auch immer: man muss halt rauf auf den Berg, dann wird's auch besser mit dem Busch.
                          Bzgl. der "Buschigkeit" würde ich meine Route in Lomsdal-Visten jetzt auch gar nicht als besonderes schlimm betrachten. Als ich vor ein paar Jahren beim Svartisen durch das Glomdalen gelaufen bin, fand ich es dort deutlich schlimmer. Es kommt halt immer auf die genaue Route an.
                          Wo ich Antracis aber definitiv zustimme und das haben ja auch schon andere erwähnt, das Gelände ist in Lomsdal-Visten schon deutlich zerklüfteter als in anderen Gegenden im Nordland. Darauf sollte man gefasst sein, sonst hat man vermutlich wenig Spaß an der Sache. Sumpfige Stellen gab es auch einige, wiederum hauptsächlich in den Tälern.

                          2) Beste Route im Henriksdalen:
                          Wir sind sowohl im Hendriksdal unten am Fluss entlang (dieses Jahr), als auch oben über den Hang (bei unserer ersten Tour), und nein, unten am Fluss ist es definitiv nicht einfacher. Die Wasserstände waren sehr sehr niedrig, insofern haben wir es gewagt, aber es war sehr anstrengend und kräftezehrend und mitunter leider auch gefährlich, weil es in den Kurven des Canyons teilweise kurze Steilwandpassagen gibt, an denen man nicht entlang gehen kann. Dann bleibt nur schwimmen, oder am teils sehr steilen Hang (unsere Wahl) entlang klettern, um die Passagen zu umgehen.
                          Sowas ähnliches habe ich mir gedacht. Bin schon gespannt was du dazu noch zu berichten hast - oder gibt's den Bericht schon und ich hab es übersehen?

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                          • Antracis
                            Fuchs
                            • 29.05.2010
                            • 1280
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                            #33
                            AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                            Zitat von ChuckNorris Beitrag anzeigen
                            Sowas ähnliches habe ich mir gedacht. Bin schon gespannt was du dazu noch zu berichten hast - oder gibt's den Bericht schon und ich hab es übersehen?

                            Nein, war leider beruflich und sportlich nach dem Urlaub so eingespannt, dass es noch keinen Bericht gibt. Habe mir aber vorgenommen, den noch jetzt im Winter zu schreiben, da wir u.a. auch durchs Sødre Austerdalen sind, was es sowohl landschaftlich als auch von der Schwierigkeit in sich hat. Auch der Übergang von dort zum Hendriksdalen war eine Geduldsprobe. Das geplante Grunnvassdalen mussten wir leider lassen, weil dann starke Regenfälle einsetzten.


                            Ein Video von unserer Nord-Südquerung ist auch noch in Arbeit, hoffe, das ist alles dann als Weihnachtsgeschenk fertig. Jetzt freue ich mich aber erstmal über Deinen Bericht.

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                            • ChuckNorris
                              Erfahren
                              • 03.08.2018
                              • 177
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                              #34
                              AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                              Wow, das hört sich mehr als spannend an. Über eine Route vom Henriksdalen nach Westen hatte ich auch nachgedacht. Ich habe nach einer Route rauf auf die Bergkette westlich des Borjedalen gesucht, konnte aber nichts finden was machbar aussah.

                              Dann freue ich mich mal auf Weihnachten. Morgen geht's dann hier auch wieder mit dem nächsten Kapitel weiter.

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                              • ChuckNorris
                                Erfahren
                                • 03.08.2018
                                • 177
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                                #35
                                AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                                TAG 7 | SAMSTAG 31.8.2019

                                Guten Morgen, sagt der Regenbogen und ich grüße höflich zurück. Auf dem letzten Bild von Gestern Abend kann man schon erahnen, dass das Wetter umschlagen sollte. Obwohl es beim ersten Blick nach Draußen arg düster ausschaut bleibt der Weltuntergang erstmal aufgeschoben. Während ich meine Morgenroutine erledige wechseln sich immer wieder Regen und trockene Momente ab. In der Ferne drückt es die Wolken immer wieder tief ins Tal, aber ein richtiges Unwetter bleibt mir wohl vorerst erspart.









                                Um 10:00 bin ich dann fertig mit packen und es geht los. Vor mir liegt das breite Tal der Sæterelva, das wie auch der Platz an dem mein Zelt stand, nicht zum Nationalpark gehört. Das tut der Landschaft aber überhaupt keinen Abbruch.

                                Zuerst steige ich über offenes Gelände ein Stück nach unten ab, dann durch dichteren Wald bis runter in die Ebene. Hier sind weite sumpfige Flächen an deren Rand lichter Wald wächst. Das schmatzende Geräusch meiner Schritte begleitet mich während ich versuche einen möglichst trockenen Weg geradeaus durch den Sumpf zu finden. So richtig gelingt das natürlich nicht, aber meist halten die Grassoden und ich sinke nur selten wirklich tief ein. P.176 umgehe ich westlich durch lichten Wald und stoße dann in der Nähe des Fallforsen auf die Sæterelva.

                                Eigentlich könnte ich schon hier absteigen und den Fluss vermutlich queren, aber ich bleibe noch ein bisschen oben und laufe flussaufwärts durch den Wald. Hier, in einer Flussbiegung, liegt die perfekte Furt. Wie sich herausstellt, habe ich mir völlig umsonst Sorgen gemacht ob die Sæterelva gefurtet werden kann. Der Wasserstand ist niedrig und die Furt breit mit kaum Strömung. Auch weiter im Unterlauf entdecke ich später immer wieder Stellen, an denen der Fluss problemlos gefurtet werden könnte.



                                Ab hier geht es für mich erst einmal ein Stück weiter nach Norden. In dieser Richtung ist auf der Karte ein Bach eingezeichnet. Da will ich hin und im Bachbett absteigen, dann am Nordufer des Flusses weiter nach Westen. So kann ich ein Gebiet mit steilen Felsklippen umgehen, die den direkteren Aufstieg zum Stigfjellet versperren.

                                Hier wächst dichter Wald und unvermittelt stehe ich vor einem enorm steilen Hang. Glücklicherweise ist der Boden bewachsen und überall stehen Bäume rum. Selbst wenn ich hier ausrutschen sollte werde ich nicht weit kommen, bevor mich irgendein Baum auffängt.



                                Nach einigem auf- und abgehen habe ich mich für eine Stelle entscheiden, fahre die Stöcke ganz aus und steige ab. Was zuerst wie das Bett eines kleinen Rinnsales aussah, entpuppt sich später als Wildwechsel auf dem ich über weite Strecken gut vorwärts komme. Überhaupt ist das ganze Tal von Wildpfaden durchzogen, die mir auch später noch helfen werden.

                                Ich steige also weiter ab und sehe schon bald den Fallforsen wieder, diesmal von unten. Immer wieder sehe ich im Schlamm große Tatzenabdrücke. Als neben dem Pfad dann auch noch eine Höhle in einer Felswand auftaucht, rufe ich zur Sicherheit doch mal „Hey Bär!“. Man kann ja nie wissen. Irgendwo südlich des Stigbekken entwickelt sich mein Wildwechsel dann zu einem klar erkennbaren Pfad, der sehr schön am Ufer der Sæterelva entlangführt.





                                Weil es eigentlich ganz chillig ist, so im Wald spazieren zu gehen entscheide ich mich kurzerhand dem Pfad einfach mal bis an sein Ende zu folgen. Ich komme zuerst an der Ruine einer Hütte vorbei, die ruhig vor sich hin rostet. Dann komme ich an einem alten Bauernhof vorbei, der wohl inzwischen nur noch von Jägern genutzt wird.

                                Die Jagdhütten und Einödhöfe in Norwegen haben immer irgendwie einen gruseligen Eindruck auf mich hinterlassen. Im Film hätten die alle ganz gut das Versteck von einem irren Einsiedler sein können. Mit einem solchen Irren hatten wir vor ein paar Jahren schonmal das Vergnügen. Der gute Mann hatte sich ein Stück Sandpapier von einem Bandschleifer um den Kopf geklebt und zwar mit der rauen Seite nach innen. Auf dem Couchtisch lag schon die Kettensäge bereit, aber er hat uns dann doch ein Taxi gerufen anstatt uns zu zerstückeln und als Vorräte für den Winter einzupökeln. Aber ich schweife ab.

                                Hier, hinter dem Hof, wird aus dem Pfad ein Fahrweg, der sich leider 3km weiter am Ufer des Lakselvvatnet als Sackgasse erweist. Ja, ich weiß, das hätte man mit einem Blick auf die Karte auch früher wissen können. Ich habe aber nicht vorgehabt hier überhaupt lang zu kommen, deswegen gab es auch keine Karte für den kleinen Ausflug. Hier komme ich also nicht weiter. Jetzt, beim schreiben dieser Zeilen, sehe ich auf der Karte, dass man den See im Süden hätte umgehen können. Von dort hätte man, immer am Ufer, auf einem Pfad bis nach Aursletta gehen können. Von da gibt es auch eine Fähre zurück in die Zivilisation. Aber dafür ist es noch zu früh. Auf der Fähre werde ich erst in ein paar Tagen sitzen.

                                Also wieder zurück in die Gegenwart und vor allem auf den Rückweg. Zuerst auf dem Fahrweg, wieder an dem komischen Hof vorbei. Das Haus sieht ziemlich leer und verlassen aus, aber der Schuppen steht sperrangelweit offen. Trotzdem ist kein Mensch weit und breit zu sehen. Wenn in dem Moment ein Waldschrat mit einer Axt aus dem Wald gekommen wäre, dann hätte ich wohl den Schreck meines Lebens bekommen und einen ganz und gar unmännlichen Schrei von mir gegeben.

                                Ich folge noch ein paar hundert Meter dem Pfad und nehme dann den erstbesten Wildwechsel der in Richtung Stigbekken nach Norden führt. Als ich die paar Höhenmeter zur Ebene hinauf hinter mir habe, muss ich nochmal Pause machen. Hier ist auch wieder einer der ganz wenigen Plätze auf dieser Tour wo es Mücken in Hülle und Fülle gibt. Das ist mir im Moment aber wurscht. Ich futtere Studentenfutter, mache Kaffee und wappne mich für den Aufstieg. Der kleine Umweg hat doch ganz schön geschlaucht.

                                Der See 494 soll heute mein Zeltplatz werden. Die Route hoch ins Stigjfellet führt ziemlich steil, zwischen nassen Platten und Blockverhau mit Gestrüpp nach oben. Ich Depp habe natürlich nach meiner Pause meine Wasservorräte nicht aufgefüllt. Das rächt sich jetzt. Alle 10 Hm mache ich kurz Pause, die Beine brennen und ich bin schon ziemlich bald ganz schön am Ende. Inzwischen hat es auch wieder leicht zu regnen angefangen.





                                Nach einer gefühlten Ewigkeit, auf halber Höhe des Hangs, erreiche ich endlich einen sumpfigen Tümpel an dem ich meine Wasserflasche füllen kann. Hier mache ich nochmal kurz Pause, aber es ist zu kalt und ungemütlich um hier länger zu bleiben. Die zahlreichen Mücken tun ihr übriges um mich zu vertreiben.







                                200 harte Höhenmeter später, baue ich völlig platt mein Zelt an einer mittelmäßig matschigen Stelle neben meinem Zielsee auf. Unterwegs habe ich mal wieder eine einzelne, einsame Steinwarte entdeckt, sonst aber keine weiteren Markierungen gesehen.







                                Zur Feier des Tages arbeite ich weiter daran, das Gewicht des Whiskeys zu verringern. Ohne Saufkumpan hält das Zeug aber auch ewig! Als ich mir dann Abendessen mache entdecke ich das hier überall Essen rumliegt. Und zwar mein Essen. Na super, der Boden von dem Packsack mit dem Essen hat sich fast komplett abgelöst. Scheiß Frilufts-Klump! Der war nagelneu. Ich nähe also den Boden wieder notdürftig an und wundere mich, wie man bei einem Packsack mit über 20l Volumen den Boden nur verkleben kann. Das hat man davon, wenn irgendein Controller mit BWL Studium bei der Produktenwicklung mitreden darf. Vielen Dank lieber Globetrotter, ich glaube das war’s dann erstmal mit unserer Bekanntschaft.

                                Als ich mit Nähen fertig bin und auch mein Abendessen vertilgt habe ist auch die Mission Whiskeyreduktion weit fortgeschritten. Ganz schön kalt hier, ab ins Bett.

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                                • Borgman
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                                  • 22.05.2016
                                  • 724
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                                  #36
                                  AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                                  Sehr spannend! Schon mal herzlichen Dank dafür, dass Du die Strapazen auf Dich genommen hast, die direkte Route vom Henriksdal bis Svartvasskogen zu erkunden. Ich habe versucht, Deinen bisherigen Weg anhand der Luftbilder zu verfolgen. Mit den eingeblendeten 5m-Höhenlinien bei norgeibilder kann man die zahlreichen Hindernisse eigentlich ganz gut erkennen (außer sie sind kleiner als 5 Meter, natürlich , oder im Wald), aber Deinen guten Vorsatz, mehr Fotos von schwierigen Stellen zu machen, finde ich sehr lobenswert . Das ist halt noch mal anschaulicher. Allerdings kenne ich auch aus eigener Erfahrung, dass man bei besonders nervenaufreibenden Passagen nicht immer an ein Foto denkt, da hat man wirklich Anderes im Kopf.

                                  Wo Du schon mal einen Abstecher zum Lakselvvatn gemacht hast: wäre es möglich gewesen, Sæterelva nahe der Mündung zu furten? Sieht auf den Luftbildern ziemlich sandig aus. Und warum in aller Welt hattest Du dafür keine Karte? Fast das ganze Nationalparkgebiet ist doch auf einem einzigen Kartenblatt… was hast Du für Karten benutzt?

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                                  • ChuckNorris
                                    Erfahren
                                    • 03.08.2018
                                    • 177
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                                    #37
                                    AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                                    Mit den eingeblendeten 5m-Höhenlinien bei norgeibilder kann man die zahlreichen Hindernisse eigentlich ganz gut erkennen
                                    Kannst du mir mal helfen und erklären wo man die einschaltet? Ich verstehe kein Norwegisch und finde auch keinen Knopf um die Website auf Englisch zu schalten.

                                    Wo Du schon mal einen Abstecher zum Lakselvvatn gemacht hast: wäre es möglich gewesen, Sæterelva nahe der Mündung zu furten?
                                    So genau kann ich dir das nicht sagen. In der Gegend hat man den Fluss vom Weg aus nur recht selten gesehen und dort wo ich umgekehrt bin hat es mich nicht interessiert ob man rüber kann. Ich vermute aber mal, dass es direkt an der Mündung eher schlecht aussieht. Wenn du dir die Luftbilder ansiehst und dem Fluss ein Stück weit flussaufwärts folgst, dann wirst du eine Stelle mit einer kleinen Insel finden, kurz dahinter ein Wasserfall. Da würde ich es versuchen. Ansonsten gibts es östlich von Saetra wieder einige Stellen wo man den Fluss sicherlich queren kann.

                                    Und warum in aller Welt hattest Du dafür keine Karte?
                                    Ich bastel mir meine Karten meistens aus Screenshots von online Karten zusammen, in dem Fall habe ich die von norgeskart.no als Basis genommen. Um ehrlich zu sein, bei dieser Tour habe ich auch gar nicht geschaut ob es auch schon eine fertige Karte gibt die mir genau den Ausschnitt gibt den ich brauche. Als Backup hatte ich noch die OSM mit recht weiträumiger Abdeckung dabei, aber die ist bzgl. Höhenlinien und vor allem der Handhabung auf meinem Garmin nur für Notfälle.

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                                    • ChuckNorris
                                      Erfahren
                                      • 03.08.2018
                                      • 177
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                                      #38
                                      AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                                      TAG 8 | SONNTAG 1.9.2019



                                      Am Morgen ist es zwar sonnig, aber es weht bereits ein starker Wind, der sich im Laufe des Tages zu noch zu einem Sturm entwickeln wird. Ich lasse es heute ganz langsam angehen. Der Aufstieg von Gestern steckt mir noch ziemlich in den Knochen. Ich gehe nicht den kürzesten, sondern definitiv den mir am leichtesten erscheinenden Weg. Im Rückblick war’s natürlich mal wieder nicht der leichteste. Anstatt einfach schnurstracks nach Norden zu laufen vertue ich mich schon von Anfang an und peile die verkehrte Senke an. So umrunde ich den Kessel mit seinen zahlreichen Seen und Tümpeln anstatt ihn zu queren und komme viel weiter nach Osten, als ich vorhatte.







                                      In der Nähe einiger, quer zu meiner Richtung verlaufender kleiner Schluchten mache ich nochmal kurz Pause und checke den Kurs auf dem GPS. Auf einem weiten Bogen umrunde ich, stetig aufsteigend, einen Kessel mit mehreren Seen. Ich merke, dass ich in der Nähe von See 572 gelandet bin und korrigiere meinen Kurs nach Norden. Der Irrweg entpuppt sich aber wie so oft als Glücksfall. So komme ich doch noch am Grunnvatnet vorbei, den ich mir ursprünglich als mögliches Camp vorgemerkt hatte. Landschaftlich hat sich der Umweg auf jeden Fall gelohnt.



                                      Sobald ich den Grunnvatnet im Blick habe komme ich wieder schneller voran. Endlich bin ich oben und habe richtig leichtes Gelände vor mir. Der Wind vom Morgen ist allerdings inzwischen zu einem Sturm geworden, obwohl noch die Sonne scheint. Als ich den streberhaft markierten Weg Richtung Austerfjord quere korrigiere ich meinen Kurs nochmal nach Nordwesten.



                                      Nachdem ich See 610 passiert habe mache ich im leidlichen Windschatten eines Felsriegels Pause. Irgendwo zwischen den Seen überquere ich den Bach und der Abstieg ins Nordre Austerfjorddalen beginnt.

                                      Ich folge also westlich dem Bach abwärts. Das erweist sich als exzellente Entscheidung. Im Osten bei P467 versperrt nämlich eine Steilwand den Weg und der Bach ist hier kaum zu überqueren, da er in einem tiefen, steilen Graben fließt. Auf ungefähr 400 Hm, neben einem kleinen Weiher, beende ich den heutigen Tag schon um 13:00. Ich bin ziemlich gerädert und sehe eigentlich auch keinen Grund heute auf Teufel komm raus Strecke zu machen. Außerdem gefällt es mir hier sehr gut.





                                      Wieder einmal spiele ich das übliche Spiel und versuche einen Kompromiss zwischen uneben und matschig zu finden. Die Auswahl an Plätzen ist überschaubar, aber zum Schluss steht das Zelt ganz ordentlich auf einer ebenen aber nassen Stelle.

                                      Das Timing ist mal wieder perfekt. Ein paar Minuten später fängt es schon an zu regnen. Den Rest des Tages verbringe ich mit einem spannenden Buch von Neal Stephenson.

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                                      • ChuckNorris
                                        Erfahren
                                        • 03.08.2018
                                        • 177
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                                        Kannst du mir mal helfen und erklären wo man die einschaltet? Ich verstehe kein Norwegisch und finde auch keinen Knopf um die Website auf Englisch zu schalten.
                                        Hat sich erledigt, hab's gefunden. Falls sich sonst noch wer dieselbe Frage stellen sollte: oben rechts die Weltkugel klicken => Sprachauswahl. Danach Tab "Map Layer" und "Basemap Layer", dort Høydekurver einschalten (komisch, dass das nicht auch übersetzt wird).

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                                        • ChuckNorris
                                          Erfahren
                                          • 03.08.2018
                                          • 177
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                                          #40
                                          AW: [NO] Ins wilde Herz von Lomsdal-Visten

                                          TAG 9 | MONTAG 2.9.2019



                                          Ein Blick auf den Wetterbericht zeigt trübes Wetter, mit vereinzelten Schauern bis Mittag. Überhaupt haben sich die Aussichten auf schlechtes Wetter in ein paar Tagen verdichtet. Das heißt nochmal den Plan anpassen.

                                          Eigentlich wollte ich ja bei Visthus aussteigen. Dafür müsste ich aber den Finnknefjellan überqueren. Mit 866 Metern zwar nicht überwältigend hoch, aber der würde definitiv in den Wolken stecken. Nachdem es auch dort keinen markierten Pfad gibt, wollte ich das Risiko da im Nebel herumzuirren nicht eingehen. Ich hatte zwar keine Bedenken mich zu verlaufen, das GPS war ja dabei. Aber bei schlechter Sicht, zwischen steilen Hängen eine Route zu finden, die einmal quer über den Berg führt und dann noch den richtigen Kamm am Ende der Überschreitung zu finden war mir dann doch zu unwahrscheinlich.

                                          Na, so sei es! Neues Ziel ist Bona, das mir schon von Borgman als möglicher Ausstieg empfohlen wurde. Dafür muss ich eigentlich nur noch über das Nordre Austerfjorddalen und dann am Krongelvatnet absteigen. Auf meinen Karten ist da kein Weg eingezeichnet, aber es soll angeblich einen geben. Selbst wenn, da wird man schon runterkommen. Das neue Ziel bedeutet auch, dass ich jetzt noch viel weniger Zeitdruck habe. In aller Theorie könnte ich das sogar in einem Tag schaffen. Das muss aber nicht sein. Ich habe eher vor zum Krongelvatnet zu laufen und da in der Nähe noch eine Nacht zu bleiben. Am nächsten Nachmittag kann ich dann in Bona das Boot nehmen.

                                          Heute breche ich dann auch erst gegen 13:00 auf. Genau in dem Moment als ich loslaufe geht der Regen wieder los. Naja, jetzt ist es auch schon egal. Ist ja alles schon zusammengepackt. Ich steige in einem Bogen nach Nordwesten ab. Ich kann zwar meinen geplanten Aufstieg sehen, habe aber keine Ahnung was dazwischen noch auf mich wartet. In der Mitte des Tals liegt noch ein Hügel, der den Blick versperrt. Überhaupt scheint meine Stelle westlich von P.470 hier der einzige mögliche Weg auf die andere Seite zu sein. Weiter im Westen liegen nur Steilwände. Das Foto zeigt den Blick zurück.



                                          Die letzten Meter auf meiner Tour wollen dann auch nochmal hart erkauft werden. Irgendwo östlich von P.377 komme ich oben auf dem Hügel an und sehe vor mir eine Schlucht, durch die der Bach fließt. Hm, gar nicht so einfach hier weiter zu kommen. Hier geht auf jeden Fall nix. Ich folge der Schlucht eine Weile nach Westen, bis ich mit Hilfe von ein paar Birken nach unten kraxeln kann. Den Bach zu überqueren ist dann kein Problem mehr.





                                          Von hier sehe ich jetzt zwei mögliche Aufstiege: Plan A direkt nördlich von meinem Zeltplatz und Plan B ein wenig weiter westlich, bei einer von Bäumen bewachsenen Rinne, die bis ganz oben führt. Vom Bach aufwärts sind die ersten 50 Hm mit großen Felsblöcken bedeckt. Ganz im Osten wäre es wohl leichter, aber so weit will ich nicht neben dem Bach im Gestrüpp rumturnen. Also Offroad Modus an und rauf.

                                          Es ist ein bisschen kniffelig hier eine Route zu finden. Dass alles klatschnass ist macht das klettern nicht unbedingt leichter. Die großen Blöcke sind mehr oder weniger glatt und man kann sich nur an den Bruchkanten ordentlich festhalten. Zwischen den Felsen kommen immer mal wieder kurze Stücke an denen es steil durchs Gestrüpp geht. Richtig weit kann man also nicht fallen. Die größten Blöcke sind vielleicht 3 Meter hoch. Mal wieder gibt es von den schwierigsten Stellen keine Bilder.



                                          Nachdem ich jetzt schon ziemlich weit westlich bin folge ich Plan B weiter nach oben. Das war‘s! Die letzten Höhenmeter dieser Tour, im Aufstieg. Hat nochmal Spaß gemacht ein bisschen zupacken zu müssen. Der Blick zurück zeigt nochmal die Schwierigkeiten der Passage (leicht rechts der Bildmitte ging es mehr oder weniger geradeaus durch):





                                          Schon bald sehe ich den Krongelvatnet, der mit seinen vielen Inseln unter mir liegt. Gemütlich folge ich dem Nordufer Richtung Abfluss im Westen. Lustig wie sich die Perspektiven ändern. Wie ganz am Anfang der Tour, laufe ich wieder über sumpfigen Boden, aber jetzt ist es halt der gemütliche Ausklang der Tour, nicht der anstrengende Start. Irgendwann werden regelmäßige Markierungen sichtbar und ich überquere die Nationalparkgrenze.





                                          Was ist das eigentlich, da drüben am Ufer? Ein Tipi? Das wäre aber ganz schön groß. Tatsächlich steht da eine Hütte und ein paar Boote liegen daneben. Das da könnte mit ein bisschen Glück sogar eine Sauna sein. Die Tür der großen Hütte ist abgeschlossen und es gibt kein Schild. Keine Ahnung ob die einem Wanderverein oder Fischern gehört. Die Sauna ist offen und keine Sauna, sondern eine einfache Schutzhütte die man frei verwenden darf (was ich erst im Nachhinein herausfinde).





                                          Ich erkunde noch den Abstieg nach Bona, der entlang der Krongelvasselva steil nach unten führt und sogar markiert ist. Weil es hier oben so schön ist beschließe ich aber noch eine Nacht hier zu bleiben – was eine sehr gute Entscheidung war. Bis nach Bona hätte ich keinen Platz für mein Zelt mehr gefunden. Leider wird es recht bald noch kälter und ziemlich ungemütlich, so dass ich mich ins Zelt verkrieche und mal wieder mit Handschuhen lese.

                                          TAG 10 | DIENSTAG 3.9.2019

                                          Ahh, letzter Tag. Heute nur noch ganz gemütlich runter nach Bona und am Abend werde ich schon mit einem Bier, frisch geduscht und in sauberen Klamotten am Campingplatz sitzen. Vielleicht gibt’s unterwegs sogar noch irgendwo eine Pizza oder einen Burger oder so.

                                          Irgendwann am Nachmittag kommt die Fähre in Bona an. Die genaue Zeit habe ich mir nicht gemerkt. Also schaue ich mal auf den ausgedruckten Fahrplan. Dann schüttle ich den Kopf und schau nochmal genauer hin. Mist! Am Dienstag ist da nur so ein weißer Fleck auf dem Fahrplan. Ok, habe ich also den einzigen Wochentag erwischt an dem nachmittags keine Fähre kommt. Dann bleibe ich wohl noch einen Tag hier oben.

                                          Irgendwann am späten Vormittag kommt ein bisschen Action in einen recht unspektakulären Tag, als ein Hubschrauber Brennholz, Bretter und Werkzeug zur nahen Hütte fliegt. Nachdem ich jetzt doch noch einen Tag hier rumhängen werde, beschließe ich doch mal die Sauna anzuheizen. Da weiß ich allerdings noch nicht, dass das eigentlich keine Sauna ist. Sah halt ziemlich ähnlich aus wie die, die ich letztes Jahr in Hellmobotn gefunden habe. Tatsächlich war es aber nur eine zugige Hütte. Ordentlich eingeheizt schwitze ich zumindest vorne, wenn ich den Ofen fast umarme, von hinten zieht’s weiter kalt durch die Ritzen. Nachher ist man immer schlauer. Zum Aufwärmen und für eine Katzenwäsche hat es aber trotzdem gereicht.

                                          Ich lasse noch 100 Kronen für die paar Scheite Holz da und der Rest des Tages vergeht ähnlich ereignislos. Daheim sehe ich dann auf der Website des Nationalparks sogar eine Info zu der offenen „Sauna“: „At Krongelvatnet lake there is an open turf-hut.“

                                          Jetzt wo ich das hier zusammenschreibe, kommt mir der Tag ziemlich verschenkt vor. Aber damals war’s einfach nur eine Mischung aus schlechtem Wetter, einem guten Buch das fertig gelesen werden wollte und der Aussicht auf ein paar Stunden in einer geheizten Hütte.

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