[SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

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  • Freedom33333
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    #41
    AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

    Zitat von Gonorth Beitrag anzeigen
    Nice spot you choose!

    This is the same spot a few days later at september 8th 2019. I also had to search for a while to find a nice spot to pitch my tent. The surrounding mountains look a bit more white.





    Nice pictures!
    Yeah its funny you chose exactly the same spot. Seems to be not many other tent places around there. As far as i remember you also went down Noajdevagge, but then to the east. Which valley did you come from to get to Luohttolahko?
    Zuletzt geändert von Freedom33333; 03.01.2020, 11:27.

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    • Ljungdalen
      Alter Hase
      • 28.08.2017
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

      Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
      Das mit dem Lulihavagge finde ich witzig, ich habe erst gestern beim Schreiben bzw. beim Nachschauen des Namens auf der Karte gedacht, dass man von dort eigentlich auch prima in die Gegend unterhalb des Gadoktjahkka käme, die mir ja auch super zentral zu sein scheint. Jedenfalls steht auf meiner Wanderkarte Sareks nationalpak genau da

      Ganz am Anfang hatte ich auch mal in Betracht gezogen, da entlang zu laufen - und mir dann, als Challenge, vorgenommen, statt den Skierffe auf den Tjahkelij zu laufen. Von der westlichen Seite aus. Das habe ich dann aber verworfen, erstens weil jemand schrieb, die linke Seite des Rapadalen sei extrem schwer zu begehen durch die Vegetation, andererseits weil ich, wäre ich ein Bär, mich genau da aufhalten würde.
      Aber auf google Earth sah für mich die linke Flanke zwar anspruchsvoll, aber machbar aus. War mir dann aber für die erste richtige Trekking-Tour doch alles ein wenig zu krass.
      Plane ich so ähnlich für's nächste Jahr (hatte schon einen Vorbereitungs-Fragen-Thread gestartet).

      Nicht durch das Lullihavágge, sondern durch das nächste weiter östlich, Gaskasvágge, dort dann durch den östlichen Zweig über den Pass 1404 zum Jiegŋajávrre. Oder sogar südlich des Lulep Stuollo nach Osten hoch (sieht steiler, aber nicht unbezwingbar aus, würde ich vor Ort entscheiden) und dann über den Pass nordöstlich des Unna Stuollo (in der Karte ohne Höhenangabe, aber dürften lt. Höhenlinien ca. 1470 m sein). Mit dem Ziel, aus dem Jiegŋavágge (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen weiter westlich) bei genügend Zeit und passendem Wetter (Sicht!) entweder auf den Gådoktjåhkkå oder sogar den Gådokgaskatjåhkkå zu steigen. Letzterer wohl mit mehr "Kraxelei", aber beide sind im Grundsten als ohne Alpinausrüstung besteigbar beschrieben, jeweils über den Südkamm.

      Tjahkelij dann auch von Westen, aber natürlich nicht durch das Rapadalen (aus genanntem Grund), sondern über die Gådokjåhkå-Brücke und dann über Vájggántjåhkkå und/oder Jieggejåhkå-Tal. Dann hat man je nach genauer Route "nur" so 2 bis maximal 4 km Dickicht durch das Tal westlich des Tjahkelij - nördlich um den Alep Suobbatjávrre herum.
      Zuletzt geändert von Ljungdalen; 19.11.2019, 12:06. Grund: genauer

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      • Pfiffie
        Fuchs
        • 10.10.2017
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        #43
        AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

        Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
        Von wo willst du dann kommen im Sarvesvagge? von Osten oder von Westen?
        Von westen, über den Pass aus dem Alggavagge werde ich wohl kommen. Starten tue ich in Saltoluokta durchs Bastavagge (oder ohne Boot Variante und von Saltoluokta gleich Nord-Westlich).
        "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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        • vobo

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          • 01.04.2014
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          #44
          AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

          Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
          Ich würde aus der Beschreibung von vobo und einem Foto vom Gletscher schließen, dass er an derselben Stelle gecampt hat?!

          ...

          Blick nach Osten ins Sarvesvagge, am Horizont der Laddebakte. 5 Tage später sollte ich auf der anderen Seite, hinter diesem, campen.
          Kann gut sein mit meiner Zeltplatzstelle, ich weiß noch das ich vom Seeufer aufgestiegen bin und dann froh war, einen Platz zu finden. In meinem Grundsten (1. Auflage 2011) steht übrigens, dass es am Nordwestufer des Sees 1244 Zeltplätze gibt - kein Attribut zur Güte .

          Schön dass ihr unten im Sarvesvágge wieder gutes Wetter hattet, bin sehr gespannt auf die Bilder vom Laddebákte.

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          • Gonorth
            Neu im Forum
            • 25.10.2019
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            #45
            AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

            Nice pictures!
            Yeah its funny you chose exactly the same spot. Seems to be not many other tent places around there. Still, i really wonder why the Grundsten writes, at least in the german version, from "Many nice tent places". As far as i remember you also went down Noajdevagge, but then to the east. Which valley did you come from to get to Luohttolahko?
            Like Vobo already wrote: Grundsten only states that there are possibillities to camp at the NW site of lake 1244. Indeed there are not many places available at this part of the stony plateau Luohttolahko.

            Rearding my route: I started in Kvikkjokk. From there I walked to Boarek, followed the good path to Njoatsosvagge. But instead of descending to the renvaktarstuga I continued at around 1000m, crossed Ruopsokjahka, and climbed to the small plateau at 1250m. Camped there. Where you see two small nameless lakes on the map I turned in a NE direction to Luohttolahko. A nice route with good views over Njoatsosvagge and later Luohttolahko (Tour 3 in Grundsten).

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            • evernorth
              Fuchs
              • 22.08.2010
              • 1828
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              • Meine Reisen

              #46
              AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

              Na, nun muss ich da doch mal hineingrätschen....
              Zu dem Zeitpunkt war das der beste campside, soweit wir das beurteilen konnten. Das Wetter war garstig und so recht wollte keiner von uns weitersuchen. Mir war aber die ganze Zeit über klar, dass Grundsten diesen, von uns gewählten Platz, kaum gemeint haben konnte. Laut Karte liegt „unser“ Platz an der westlichen Seite vom See 1244. Betrachtet man den größten der Seen ( wie ich es anfänglich getan habe ) als See 1244, lag unser Platz zu wenig nördlich. Grundsten zählt vmtl. zwei recht kleine Seen die dem großen See noch nördlich vorgelagert sind, ebenfalls dazu, also zum See 1244.
              Am nächsten Morgen sind wir auf dem Weg zum Naite / Noajdevagge bereits nach wenigen ( 10? ) Minuten an vier bis fünf ebenen Plätzen inmitten der Steinwüste vorbeigekommen, die offensichtlich schon häufig vorher als campsides genutzt wurden. Hier war Platz für etwa 6 - 8 Zelte.
              Ich bin mir ziemlich sicher, dass Grundsten diese Plätze in seinem Buch gemeint hat.

              Albrecht, diese Plätze hast du gar nicht erwähnt. Hat dich da vielleicht deine Erinnerung verlassen?
              My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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              • Freedom33333
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                • 09.09.2017
                • 898
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                • Meine Reisen

                #47
                AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                Zitat von evernorth Beitrag anzeigen
                Na, nun muss ich da doch mal hineingrätschen....
                Zu dem Zeitpunkt war das der beste campside, soweit wir das beurteilen konnten. Das Wetter war garstig und so recht wollte keiner von uns weitersuchen. Mir war aber die ganze Zeit über klar, dass Grundsten diesen, von uns gewählten Platz, kaum gemeint haben konnte. Laut Karte liegt „unser“ Platz an der westlichen Seite vom See 1244. Betrachtet man den größten der Seen ( wie ich es anfänglich getan habe ) als See 1244, lag unser Platz zu wenig nördlich. Grundsten zählt vmtl. zwei recht kleine Seen die dem großen See noch nördlich vorgelagert sind, ebenfalls dazu, also zum See 1244.
                Am nächsten Morgen sind wir auf dem Weg zum Naite / Noajdevagge bereits nach wenigen ( 10? ) Minuten an vier bis fünf ebenen Plätzen inmitten der Steinwüste vorbeigekommen, die offensichtlich schon häufig vorher als campsides genutzt wurden. Hier war Platz für etwa 6 - 8 Zelte.
                Ich bin mir ziemlich sicher, dass Grundsten diese Plätze in seinem Buch gemeint hat.

                Albrecht, diese Plätze hast du gar nicht erwähnt. Hat dich da vielleicht deine Erinnerung verlassen?
                Ich war an dem Tag mehr damit beschäftigt, die unteren Segmente meiner Stöcke aus irgendwelchen Felsspalten zu ziehen, bevor sie in denselbigen auf nimmerwiedersehen verschwinden.

                Hm. Also wo ich das "schöne" herhabe weiß ich jetzt gerade auch nicht mehr. Steht tatsächlich nicht drin. Aber wie du schon gesagt hast, wir sind da in der Dämmerung angekommen, es hat in dem Moment angefangen zu regnen, der Tag war ziemlich anstrengend und so richtig spaßig war das da alles nicht.

                Aber mit den Himmelsrichtungen, sorry, da sehe ich den Fehler von uns nicht. Mag sein das er die anderen Seen mit dazu zählt. Naheliegender ist das für mich aber nicht.

                Der linke See, also der See im Westen, ist der Balgatjavrasj. Der See rechts daneben bzw. ein großer See und mehrere kleine Seen ist namenlos und auf der Karte steht nur 1244. Beim größten See. Im Grundsten steht "namenoser See", nicht "Namenlosen Seen". Dass die Unterscheidung von Singular und Plural beherrscht wird zeigt sich im selben Satz, da gesprochen wird von Zeltplätzen und nicht einem Zeltplatz. Daher ist naheliegender, auf den größten See abzustellen und nicht auf alle Seen.

                Ausgehend von diesem Verständnis, das du ja wie du schreibst zunächst auch hattest, haben wir m.E. gecampt am nördlichen Ufer des namenlosen See, ziemlich in der Mitte, vor der Landzunge in der Mitte. Und am Nordwestufer, also weiter links auf der Karte, habe ich gesucht. Und da gab es absolut nichts.

                Legt man dagegen das Verständnis zu Grunde dass alle Seen dazugehören dann hätte "Der See" Die Form eines Dreiecks, spitz zulaufend nach rechts oben. Aber was ist dann das "Nordwestliche" Ufer? Das würde dann von ganz unten links bis ganz oben rechts gehen. Dann wäre die Beschreibung zutreffend. Dann wäre unser Zeltzplatz genauso erfasst wie die weiteren die weiter oben kamen,

                Dass Grundsten noch zwei weitere Seeen mit dazuzählen soll überzeugt mich wiederum nicht. Auf meiner Karte sind, oberhalb rechts des Sees, 7 weitere Seen eingezeichnet. Entweder alle zählen dazu oder keiner. Wo willst du die Grenze ziehen, welcher See dazugehört und welcher nicht?

                Auch klingt "Ufer" nicht nach in einiger Entfernung in der Steinwüste. Ja, jetzt wo du es sagst erinnere ich mich wieder (und dass man sich bei einer 15 tägigen Tour nicht mehr an alle Kleinigkeiten erinnern kann, naja ;) an die eine Stelle. Aber die war nicht direkt am Wasser.

                So oder so, Hauptsache ist doch dass die Mitleser wissen, dass sie für die Zeltplatzsuche da lieber etwas mehr Zeit einplanen sollten als uns noch zur Verfügung stand. Und dass es verschiedene Interpretationen gibt.
                Zuletzt geändert von Freedom33333; 20.11.2019, 01:05.

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                • Ljungdalen
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                  #48
                  AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                  Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                  Der linke See, also der See im Westen, ist der Balgatjavrasj. Der See rechts daneben bzw. ein großer See und mehrere kleine Seen ist namenlos und auf der Karte steht nur 1244.
                  Aktuell bei Lantmäteriet online übrigens 1248 m.

                  Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                  ...in der Steinwüste.
                  Hm, ich wundere mich ja *seit jeher*, warum trotz allem dieser Luohttoláhko so "berühmt" ist. Sogar offenbar *der* Sehnsuchtsort des Sarek für einige/viele (unlängst ja wieder Andrea, die darauf hofft, endlich mal dorthin zu kommen). Alle Beschreibungen - so auch hier wieder - lesen sich ja eigentlich, zumindest für mich, eher so, als sei das so etwa der letzte Ort, den man im Sarek gesehen haben muss Hochgelegene Steinwüste/-ebene halt (und wo keine Steine sind, Sumpf?). Aber vielleicht ja mein Bias wegen Vorliebe für eher vertikale Formen (hey, es ist ein *Gebirge*!)...

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                  • Pfiffie
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                    #49
                    AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                    Auf der Calazo ist es die 1244 schon komisch diese Karten
                    "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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                    • Freedom33333
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                      #50
                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                      Gefällt mir sehr gut Dein Bericht. Gerade aufgrund der ehrlichen Berichterstattung wie Du Deine erste Lapplandtour erlebst und welche Erfahrungen Du dabei machst. Das mit dem Verlieren von Sachen kann ich übrigens gut nachvollziehen. De facto habe ich zwar bisher nur selten wirklich etwas verloren, aber diese Erfahrung, wenn etwas weg ist, erstmal wie ein aufgescheuchtes Huhn rumzulaufen kenne ich nur zu gut.
                      Ich danke dir.
                      Spoileralarm: Nicht ganz so schlimm, aber auch fies ist es, wenn du abends beim Zeltaufschlagen etwas vermisst und dich sofort daran erinnerst, wo du es hast liegen lassen - und dann mit dir ringst, ob du den ganzen Weg nochmal zurücklaufen sollst oder nicht. Aber dazu komme ich erst im Alggavagge

                      Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                      Von westen, über den Pass aus dem Alggavagge werde ich wohl kommen. Starten tue ich in Saltoluokta durchs Bastavagge (oder ohne Boot Variante und von Saltoluokta gleich Nord-Westlich).
                      Dann freu dich schonmal auf meine Beschreibung des übernächsten Tages. Irgendwoher muss das "Frust" im Titel ja kommen. Spolieralarm: Ich kann das nördliche Ufer im Sarvesvagge unterhalb des Naite nicht empfehlen. Aber das werde ich noch detailliert beschreiben. Frust lässt sich so schlecht in Bildern ausdrücken.

                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                      Das ist Wollgras, hat Dir das der gute Tom nicht verraten? Es gibt unterschiedliche Arten, mindestens eine davon wächst auch bei uns in den Mooren, z.B. bei mir quasi vor der Haustür:

                      Erstaunlich, ich habe das noch nie in Deutschland gesehen. Wobei ich hier in Bayern auch einige Tierarten entdeckt habe - diverse Gänse z.B. - die ich im Norden noch nie gesehen habe. Ein bisschen Biodiversität scheint es ja immerhin noch zu geben.

                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                      Bei der Beschreibung Deines Abendessens hätte ich fast Mitleid bekommen , klumpiges, angebranntes Tütenei ist ja so ziemlich das Letzte, was man als Belohnung für einen anstrengenden Wandertag brauchen kann. Hoffentlich konntest Du noch irgendwas improvisieren für die weiteren Tage. Ansonsten macht Dein Bericht sehr viel Spaß!
                      Jo, erstaunlicherweise hat das Essen trotzdem gereicht, und das bei gerade mal 2300kcal pro Tag. Irgendwie hatte ich auf der Tour erstaunlich wenig Hunger, habe dafür aber 4kg Gewicht verloren. Scheinbar kann ich ganz gut von den Reserven leben. Wobei dafür dann die Konzentration nicht allzu hoch war abends, da bin ich immer direkt schlafen gegangen ohne noch groß zu lesen. Kann natürlich auch aus der ungewohnten körperlichen Anstrengung resultieren.

                      Zitat von DerNeueHeiko Beitrag anzeigen
                      Ich auch Wobei ich mich auf Tütenei ja immer extrem freue, vorher gut anrühren, dann über ein bisschen angebratenen Speck gießen und "durchbacken" und es wird gut...

                      Aber ja, das sollte man vorher mal ausprobieren

                      Vielen Dank für die vielen schönen Fotos und die tolle Beschreibung, macht mir sehr viel Lust auf nächstes Jahr

                      MfG, Heiko
                      Danke dir! Du meinst jetzt aber nicht auf ner richtigen TrekkingTour, oder? Oder hast du echt Speck dabei, schneidest den in Scheiben, brätst ihn an und gibst dann erst das Tütenei dazu? Wobei man wissen muss, das Tütenei von Globetrotter z.B. besteht nur zu 40% aus Trockeneipulver, ansonsten Palmfett und co. Ich hatte ja echt 80% Volleipulver und 20% Röstzwiebeln dadrin. Falls du echt Trockeneipulver pur meinst, klappt das bei dir echt so einfach? Wo schüttelst du das? Bzw. wie misst du die Wassermenge exakt ab? Damit habe ich mich schwer getan.

                      Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                      Aktuell bei Lantmäteriet online übrigens 1248 m.

                      Hm, ich wundere mich ja *seit jeher*, warum trotz allem dieser Luohttoláhko so "berühmt" ist. Sogar offenbar *der* Sehnsuchtsort des Sarek für einige/viele (unlängst ja wieder Andrea, die darauf hofft, endlich mal dorthin zu kommen). Alle Beschreibungen - so auch hier wieder - lesen sich ja eigentlich, zumindest für mich, eher so, als sei das so etwa der letzte Ort, den man im Sarek gesehen haben muss Hochgelegene Steinwüste/-ebene halt (und wo keine Steine sind, Sumpf?). Aber vielleicht ja mein Bias wegen Vorliebe für eher vertikale Formen (hey, es ist ein *Gebirge*!)...
                      Gute Frage. Aufgrund der Zeltplatzsuche ist meine erste Assoziation in der Erinnerung - ich habe ja kein Tagebuch geschrieben sondern schreibe alles aus der Erinnerung runter - ebenfalls nur mäßig, sodass ich mich gefragt habe, warum ich unbedingt da hoch wollte. Aber es gab eben schon ein paar Dinge, die recht besonders da oben waren.

                      - Landschaftlich große Abwechslung auf relativ wenig Raum. (Steinwüste, Sumpf, Flüsse). Der eine Fluss war so breit, dass ich, ohne es zu merken, bestimmt 50m im Fluss bergauf von Stein zu Stein gesprungen bin bis ich mal nach vorne geschaut habe

                      - Der Begriff "Hochebene" tauchte regelmäßig in Reiseberichten auf und war für mich quasi noch neu. Genau wir ich mir in meinem letzten urlaub vorgenommen hatte, einen "Pass" zu überqueren. Davon liest man im Forum - genau wie man schöne Zeltplätze an Seen sieht - und will es endlich mal selbst erleben.

                      - eine solche Steinwüste hatte ich noch nie erlebt. Das gab es in Schottland, jedenfalls wo ich war, nicht. Wobei die Bilder von vobo, die ich fälschlicherweise in meiner Erinnerung der Hochebene zugeordnet hatte, teils schon aus dem Jiegnavagge stammten. Aber das besondere an der Steinwüste vor den Seen da hinten war, vergleiche das eine Foto von mir, dass die Steine eben tausendfach zerfallen sind in Bruchstücke wobei die Abwechslung der Steine die direkt nebeneinander lagen es nochmal besonders machte. Das oto hier gibt da nur einen kleinen Teilausschnitt wieder.



                      - und zuletzt die Nähe zu Gletschern, man hätte in weniger als ner Stunde mal einen Gletscher betreten können - ebenfalls eine große Unbekannte für mich. Bei besserem Wetter hätte ich das definitiv gemacht.

                      Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                      Kann gut sein mit meiner Zeltplatzstelle, ich weiß noch das ich vom Seeufer aufgestiegen bin und dann froh war, einen Platz zu finden. In meinem Grundsten (1. Auflage 2011) steht übrigens, dass es am Nordwestufer des Sees 1244 Zeltplätze gibt - kein Attribut zur Güte .
                      Ja, ich habe es leider verwechselt und rauseditiert. Das passiert halt, wenn man kein Tagebuch führt und alles aus der Erinnerung anhand der Bilder runterschreibt. Ich erinnere mich aber daran, mit Tom da oben über "viele schöne Zeltplätze" diskutiert zu haben. Ich glaube das hatte irgendjemand anders in irgendeinem Reisebericht geschrieben über den Abstieg durchs Noajdevagge und ich habe es dann wohl in meiner Erinnerung um einen Tag nach vorne gezogen.

                      Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                      Schön dass ihr unten im Sarvesvágge wieder gutes Wetter hattet, bin sehr gespannt auf die Bilder vom Laddebákte.
                      *hust* Also Bilder vom Laddebakte habe ich. Nur nicht aus der Perspektive, die ich gerne gehabt hätte.
                      Zuletzt geändert von Freedom33333; 14.12.2020, 09:54.

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                        #51
                        AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                        Sofern das südlich ok ist passt das ja , nach Grundsten querrt man ja bereits direkt nach dem Pass im westen den Fluß und läuft das südliche Ufer entlang bis zum Lillihavagge. Aber da rechne ich auch mit Sumpf und Weidenzeug. Bei 198cm hat man aber seine Vorteile. Ich bin mal gespannt wie es bei dir weiter geht.
                        "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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                        • Freedom33333
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                          #52
                          AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                          Tag #7, Donnerstag, 5. September 2019: Abwettern im Zelt

                          Vom nächsten Tag gibt es nicht viel zu berichten. Die Wettervorhersage stimmte. Starker Regen. Den ganzen Tag. Ich wache morgens um 7 auf, höre den Regen, schaue nach draußen, drehe mich um und schlafe weiter.



                          Zwar ist Tom nicht in Rufweite – und bei dem Regen zu ihm rüberlaufen kommt auch nicht in Frage. Aber ich setze einfach darauf, dass er das genauso sieht – und nicht plötzlich in voller Ausrüstung neben meinem Zelt steht.  Zumal wir ja bereits am Abend vorher in Betracht gezogen hatten, einen Tag abzuwettern.

                          Tja, was soll ich sagen. In Schottland hatte ich mehrere Tage in Bothys abgewettert. Das war die pure Gemütlichkeit. Ein Haus, mehrere Zimmer, ein Tisch, Stühle. Wenn man Holz gesammelt hat und ein Feuer zustandebrachte dann sogar ein gemütliches Kaminfeuer.

                          Dort gab es viele Optionen:
                          Sich in den Schlafsack legen.
                          Herumlaufen.
                          An einem Tisch sitzen, mit einem guten Buch.
                          Mit einem Tagebuch, Gedanken aufschreiben, Herumphilosophieren.
                          Ein Puzzle lösen.
                          Sich ans Fenster stellen und dem Regen zuschauen.

                          Das war für mich fast mit das Beste an dieser Art Urlaub. Man kam zum Nachdenken, hatte ein Haus, irgendwo im Nirgendwo, in der Einsamkeit für sich. Das waren für mich die Momente der puren und reinen Entspannung. Erstaunlicherweise entspannt so ein Action-Trekking-Urlaub ja auch ziemlich. Ich habe richtig gemerkt, wie ich nach dem Urlaub mehrere Wochenenden überhaupt kein Wochenendbedürfnis hatte, war im Arbeitsmodus, konnte einfach durcharbeiten. Kein Ding. Jedenfalls kam man, Frust hin oder her, richtig gut erholt aus dem Urlaub zurück.

                          Aber die BEWUSSTE Entspannung – die hatte ich vor allem in Schottland an den Bothy-Tagen. Und habe diese sehr genossen. Klar, ist die Bothy voll mit Leuten, wie wahrscheinlich im Sommer, dann sähe das wieder anders aus.
                          Nun also im Zelt. Was kann man hier so machen? Die Optionen sind doch um einiges begrenzter.
                          Man kann im Schlafsack liegen – und tut das auch die meiste Zeit. Denn ohne Bewegung würde man sonst viel zu schnell frieren. Immerhin war es nicht so kalt, dass man den Schlafsack hätte komplett zuziehen müssen. Dann wäre sogar das Lesen schwierig geworden.

                          Immerhin: Dank meiner dicken Daunenjacke konnte ich mich auch mit dem Unterkörper in den Schlafsack legen und mich aufrecht hinsetzen. Beim Unna kann man ja recht bequem „Aus dem Fenster“ schauen.





                          Was machte ich also den ganzen Tag? Ein Buch auf meinem Kindle durchlesen. Auch bewusst mal die Tourplanung für die nächsten Tage im Grundsten lesen. Sonderlich intensiv hatte ich mich damit bislang nicht befasst. Nun aber war es eine realistische Erwartung, dass ich alleine weiterziehen würde. Hatte Tom doch bereits anklingen lassen dass er - er hatte auch etwas weniger Zeit bis zu seinem Rückflug als ich - möglicherweise nicht die Extra-Schleife mitlaufen würde.

                          Für mich war eines 100% klar: Morgen würde ich aufbrechen. Völlig unabhängig vom Wetter. War es doch ein Faktor beim Zeltaufbau gewesen, erst das Innen- und dann das Außenzelt abbauen zu können – was ich noch nie hatte ausprobieren müssen.

                          Vor allem aber war dieser Urlaub ja gerade geplant als „Richtiger Trekking-Urlaub“. Ich hatte mir eine bestimmte Strecke vorgenommen und wollte diese unbedingt durchziehen. Meine letzten beiden Urlaube waren, lets face ist, insgesamt eher gemütlich. Jedenfalls im Vergleich zu vielen Reiseberichten, die ich hier gelesen hatte. Warum den ganzen Urlaub, jeden Tag, Laufen? Warum nicht den Urlaub Urlaub sein lassen und, wenn ich an einem schönen Ort war, da einfach Chillen? Das waren meine Gedanken.

                          Dieses mal sollte es anders sein. Ich wollte Strecke machen. Ich wollte mir beweisen, dass ich es kann.
                          Ich wollte viel sehen. Klar – man hätte auch abkürzen können. Von hier direkt nach Osten ins Rapadalen. Das war ja auch eine Erwägung bei der Tourplanung gewesen – wer weiß, ob ich mit dieser Art Urlaub überhaupt klarkommen würde. Daher: Eine Abkürzugsmöglichkeit einplanen. Dafür war die Tourplanung perfekt: Entweder die Extra-Schleife nach Norden, durchs Niejdariehpvagge und das Alggavagge – Drtech hatte in seinem Reisebericht glaube ich erwähnt, dass er dort für mehrere Tage keinem Menschen begegnet war – oder direkt nach Osten ins Rapadalen. Dann könnte man binnen 2-3 Tagen in Aktse sein.

                          Aber: Ich hatte mich recht gut an das Leben draußen gewöhnt, ich wollte es durchziehen. Ohne Wenn und Aber. Einmal ausprobieren. Und dann, im Nachhinein, Bewerten, was mir besser gefällt. Abkürzen hätte sich für mich, mit diesen Prämissen, nicht richtig angefühlt.

                          Die Wettervorhersagte dagegen sagte – war ja klar – auch für morgen Regen voraus. Fast den ganzen Tag. Und so ging ich denn auch recht früh an diesem Abend schlafen, mit dem festen Vorsatz: Morgen geht’s los!
                          Zuletzt geändert von Freedom33333; 20.11.2019, 14:50.

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                          • DerNeueHeiko
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                            • 07.03.2014
                            • 3129
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                            #53
                            AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                            Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                            Danke dir! Du meinst jetzt aber nicht auf ner richtigen TrekkingTour, oder? Oder hast du echt Speck dabei, schneidest den in Scheiben, brätst ihn an und gibst dann erst das Tütenei dazu? Wobei man wissen muss, das Tütenei von Globetrotter z.B. besteht nur zu 40% aus Trockeneipulver, ansonsten Palmfett und co. Ich hatte ja echt 80% Volleipulver und 20% Röstzwiebeln dadrin. Falls du echt Trockeneipulver pur meinst, klappt das bei dir echt so einfach? Wo schüttelst du das? Bzw. wie misst du die Wassermenge exakt ab? Damit habe ich mich schwer getan.
                            Naja, Schinkenwürfel, nicht Speckscheiben Hält sich im Norden schon so ein-zwei-fünf-zehn Tage, selbst wenn man sowas nimmt: https://www.edeka.de/de/produkte/bio...aeuchert-2x50g - kann man aber auch direkt beim Metzger portionsweise einvakuumieren lassen, dann hält es sich auch offiziell ohne Kühlung.

                            Und ja, reines Volleipulver (steht zumindest drauf... ich glaube, letztes mal hatte ich das hier: https://globetrotter.de/trek-n-eat-o...ulver-1029451/). Wasser abmessen im Berghaferl, Ei reinrühren (nicht schütteln). Dazu dann Kartoffelbrei, das ist das Essen für die ganz schlimmen Tage ;)

                            MfG, Heiko

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                            • Pielinen
                              Fuchs
                              • 29.08.2009
                              • 1347
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                              #54
                              AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                              Sehr schön ausführlich beschrieben, auf den Spuren meiner Tour von 1996 (Luotholako und Sarvesvagge)
                              Wer nichts weiß muss alles glauben...

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                              • Freedom33333
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                                • 09.09.2017
                                • 898
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                                #55
                                AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                                Tag #8, Freitag, 6.9.2019: Verfluchtes Sarvesvagge

                                Am nächsten Morgen regnet es, wenn auch weniger als gestern. Was sagt das Inreach Mini für den Rest des Tages? Richtig. Regen. Es hilft nichts. Ich muss heute los, sonst schaffe ich die Extra-Runde nicht. Der Plan ist klar: Ich muss heute durchs Sarvesvagge und den Pass im Niejdariehpvagge hoch rüber ins Algavagge. Die Strecke dorthin scheint mir nicht all zu lang, also plane ich damit, gegen 12, spätestens 13 Uhr am Fuß des Passes zu stehen. Die Passüberquerung ist im Grundsten mit 4 Stunden angegeben, also kein Ding.



                                Gegen 9 Uhr breche ich auf. Das Schicksal ist auf meiner Seite. Kurz bevor ich das Innenzelt aushängen will, hört es, kurzzeitig, auf zu regnen. Perfekt! Zelt abbauen und dann nochmal bei Tom vorbei. „Aufmachen, Polizei!“ rufe ich. Aber er ist nicht in der Stimmung aufzubrechen, hat einen Tag weniger als ich bis zum Rückflug und sich wohl schon entschieden, die Extra-Tour nicht mitzulaufen. Als heißt es jetzt Abschied nehmen. Dann geht es, in Richtung Westen, zum Fluss.


                                Blick zum Naite, relativ nah am Sarvesjahka, der sich hier auf einige Arme auftrennte.

                                Sofort durchströmte mich ein völlig neues Gefühl. Ich bin allein. In der größten Wildnis, in der ich mich jemals befunden habe. Jetzt war kein erfahrener Trekker mehr mit dabei. Klar, schon in den ersten Tagen hatten wir mehrfach unterschiedliche Routen gewählt und waren auch mal recht unabhängig voneinander unterwegs. Aber das, das war nochmal was anderes. Es fühlte sich an, als hätte mein Urlaub nochmal von vorne begonnen, mit anderen Parametern. Kein Unterhalten mehr, keine menschliche Interaktion. Der Geist richtet sich nach innen, man fängt mehr an Nachzudenken, der Bruch zu den Gedanken des Alltags ist enorm. Hier kam man mal dazu, die wirklich tiefen Sinnfragen zu stellen. Das war die Freiheit, die ich auch an meinen ersten beiden Urlauben geschätzt hatte. Rückblickend fand ich es einen tollen Kompromiss, ein paar Tage zu zweit unterwegs zu sein und dann nochmal alleine. Beides hat seinen Reiz und beides fühlt sich, für mich jedenfalls, völlig unterschiedlich an.

                                Also zum Fluss. Am Ende des Tals, vor der Biegung nach Süden, müsste ich den Fluss ja ohnehin überqueren. Also treffe ich, am Ufer angekommen, eine folgenschwere Entscheidung: Ich ziehe die Stiefel aus und überquere hier den Fluss. Ein Fehler. Der wohl größte Fehler der Tour.


                                Die Stelle wo ich den Hauptarm des Flusses überquert habe. WAS Habe ich mir dabei gedacht? Rückwirkend sah man hier doch schon recht eindeutig, was da auf einen zukam.


                                Blick zum Hang im Süden, unterhalb es Luohttotjahkka

                                Zunächst geht alles gut: Der Fluss ist hier zwar breit und hat eine erhebliche Fließgeschwindigkeit, aber er ist nicht sonderlich tief. Aber das andere Ufer. Großer Gott. Gestrüpp. Bäume. Morast. Ich laufe über 5 Minuten durch den Matsch, in meinen Neoprenschuhen umher, bis ich einen Felsen finde, auf dem ich meine Schuhe wieder anziehen kann. Die Füße sind bis dahin schon ordentlich durchgefroren.


                                Das hier, das war neu. Gestrüpp. Gestrüpp, so weit das Auge reicht. Wechselte sich ab mit Bäumen. Ich fand und fand keinen Pfad. Nichts. Wohin tritt man also? Mitten in den Sumpf? Ne, die Socken sollen trocken bleiben. Wohin dann? Auf die einzigen Stellen, wo der Fuß nicht einsinkt: Äste vom Gestrüpp am Boden. Und die sind, na klar, rutschig. Es fing wieder an zu Nieseln. Nur selten hat man mal ein Grasbüschel ohne rutschige Wurzeln. Gleichzeitig bleiben die Stöcke wieder und wieder hängen. Frust. Mist. Blöd. Und die Äste und Wurzeln, das sind keine schönen Laubbaumbäume Äste, die sind geschwungen, mit abrupten Richtungswechseln, völlig unberechenbar. Jeder Schritt musste sorgfältig abgewogen werden.


                                Blick zurück zum Naite. Rechts von diesem, zwischen den Flüssen, hätte man wahrscheinlich aufsteigen sollen.

                                Hin und wieder findet man so etwas wie einen Pfad – der sich sofort wieder verliert. Spätestens bei der nächsten Lichtung – geht der Pfad direkt gegenüber weiter? Oder 5m weiter unten? Oder 20m weiter oben? Man konnte es nie direkt erkennen, man merkte es erst nach einigen Meter. Und dachte sich dann: Jetzt kann ich hier auch gleich weiterlaufen. Vielleicht hatte ich Pech, vielleicht gab es keinen Pfad. Dort, wo es einen Pfad gab, konnte man wenigstens die Äste nach links und rechts schieben. Dort wo es keinen gab, konnte man nicht mal geradeaus laufen, sondern musste ständig irgendwelchen Büschen oder Bäumen ausweichen. An denen man entweder mit den Stöcken oder mit dem Rucksack hängen blieb. Der pure Frust! Und wenn man mal eine Wiese sah, bei der man dachte, da kann ich durch – dann war der Sumpf so tief, dass es nicht ging. Also wieder durchs Gestrüpp.

                                Nach einer Weile schaute ich nach links, den Hang hinauf, den wir drei Tage zuvor aufgestiegen waren. Und erkannte auch die beiden Schneefelder wieder, zwischen denen ich hindurchgelaufen war und Tom oberhalb mit einer Kletterpartie.


                                Oben links die drei Schneefelder. Die ersten beiden sind übereinander – ich bin mitten durch, Tom oben entlang geklettert – das Schneefeld dahinter haben wir beide darunter passiert.






                                Wir sind uns beide nicht mehr sicher, wo wir lang sind. Laut gps file sieht es so aus, als wären wir in einer vertikalen Linie vom Gipfel 200m steil aufgestiegen von 1000 auf 1200m. Wenn ich mir dieses Bild hier so anschaue müsste das dann aber inmitten der Felsen sein, was kaum sein kann. Also vermute ich, dass die Karte oder das Bild täuscht und habe es so eingezeichnet, wie es von hier unten sinnig aussieht wie wir gelaufen sind. Echt komisch.


                                Blick zurück zum Naite

                                Und wieder Gestrüpp. Wieder und wieder kamen Bodenwellen, wieder und wieder dachte ich: Gleich wird es besser. Aber es wurde nicht besser. Es wurde schlechter. Der Wind wurde stärker, es fing wieder an zu regnen. Der Wind kam direkt von vorne.

                                An eine anspruchsvolle Flussdurchquerung mich Schuhen ausziehen erinnere ich mich:



                                Auch Rentiere gab es einige

                                An einer Stelle sah ich dann zwei Zelte – von den Bewohnern dagegen keine Spur. Schade. Gerne hätte ich ein paar Worte mit Menschen über diesen Pfad und das Wetter verloren. Über das Wetter hätte es so viel nicht jugendfreies zu sagen gegeben. Kein Wunder dass die in ihrem Zelt bleiben - Vernünftige Menschen hätten heute den Tag im Zelt verbracht. Aber ich Depp, ich wollte ja mein Abenteuer. Andererseits: Einen zweiten Tag im Zelt hintereinander? Das hätte ich kaum ausgehalten. Ich musste weiter.





                                Gestrüpp. Gestrüpp. Sumpf. Platsch. Hängenbleiben. Platsch. Gestrüpp. Da, eine Lichtung? Ne…Gestrüpp. Es hörte und hörte nicht auf. Urlaub haben sie gesagt. Schöne Natur. Skandinavien erleben. Der Sarek. Es sah alles so einfach und wunderschön aus. Aber das hier. Was ist das? Warum tue ich mir das an? Was soll das. WARUM???


                                ---
                                Zeitgleich befinden sich zwei Kameltreiber mit einer Herde Kamele in einer Wüste nahe Timbuktu. Plötzlich zucken beide zusammen: Ein Schrei. Was für eine Urgewalt. Was für eine Kraft. Kein Wort, kein Satz, kein Schimpfwort, einfach nur ein Schrei. Die beiden fragen sich: Wo kam das bloß her???

                                Im dritten Anlauf habe ich es geschafft, wieder Aufzustehen. Einen solchen Frust habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt! Mit dem linken Fuß aus Mangel an Alternativen wieder auf eine rutschige Wurzel getreten. Beim nächsten Schritt mit dem rechten Fuß wieder mit den Stöcken an einem Busch hängengeblieben. Dieses mal hatte ich es nicht mehr geschafft, mit dem rechten Fuß den Sturz beim gleichzeitigen Wegrutschen des linken Fußes abzufangen. Und so lag ich dann, mit dem kompletten rechten Bein und der rechten Hüfte, das nächste Gebüsch im Gesicht, mit einem schönen Kratzer, im knöcheltiefen Morast. Und war zweimal beim Versuch gescheitert, mich mit den 21kg Gewicht auf dem Rücken wieder aufzurichten, um wenigstens nicht noch den Rucksack in den Morast zu tunken. Während ich spürte, wie sich das Wasser langsam seinen Weg in meine Klamotten bahnte. Durchatmen. 10 lange Sekunden alle Kraft mobilisieren, die noch da war. Und dann, mit einem Gewaltakt, Aufstehen. Und danach den Frust und den Triumph herausschreien. All das, während es seit 2 Stunden regnet und stürmt, mit Wind von vorne. Alleine. Irgendwo im Nirgendwo. Bäh. Bäääääääh! Aber: Es hat geholfen. Der Frust ist, für die nächste Stunde, wie weggeblasen.

                                Egal. Weiter. Ich muss weiter. Ich komme zu langsam voran. Eine Woche ist schon rum. Und die Strecke vor mir ist völlig unberechenbar. Dieser Tag ist eben ein Test. Der erste echte Test. Wie weit komme ich pro Tag. Wie viel km schaffe ich. Wenn ich - schon am ersten Tag - das mir selbst gesetzte Ziel verpasse, muss ich mich fragen, ob ich wirklich die gewünschte Strecke laufen kann – oder doch wieder umkehren muss und die Extra-Schleife weglassen. Den Flug verpassen ist ein NoGo. Und es gibt so viele Variablen. Was, wenn ich mir irgendwo hier den Fuß verstauche? Von hier aus brauche ich – egal wohin ich gehe – 5-6 Tage zur nächsten Straße wo ein Bus fährt. Und ich bin allein. Gespenstisch! Soll ich echt rüber ins Alggavagge? Ich will, will, will aber über den Pass und die Extra-Tour machen.

                                Also weiter.


                                Man sieht es leider auf dem Foto kaum durch das Wetter, aber dort konnte man den Nuortap Luohttojiegna Gletscher sehen.

                                Der Wind. Dieser Wind. Von vorne. Direkt ins Gesicht. Den ganzen Tag. Nicht so kalt wie oben auf der Hochebene, aber stark. Und permanent. Kombiniert mit Regen. Regen, Regen und nochmals Regen. Dieser Wind betäubt die Sinne. Es fällt schwer, Entscheidungen zu treffen. Schwer, Optionen abzuwägen und zu einem durchdachten Ergebnis zu kommen. Wieder und wieder schaue ich zum Himmel: Die Wolken ziehen in einer krassen Geschwindigkeit dahin. Wahnsinn. Immerhin: Der Boden wird besser. Weniger Gestrüpp, mehr Gras.

                                Als ich an einem großen Felsblock vorbeikomme werfe ich meinen Rucksack auf den Boden und lege mich hinter den Stein. Der Boden ist dreckig. Mir doch egal! Ich habe meine Regenjacke und Regenhose als Hardshell an. Einfach nur raus aus dem Wind. Einfach mal für 5 Minuten keinen Wind von vorne. So liege ich dann 10-15 Minuten auf dem Boden hinter dem Felsen, schaue mir die Karte an und plane. Immerhin: Den Regen bin ich in dieser Zeit auch los. Der kommt nämlich nicht von oben, sondern von vorne. Und fliegt damit genauso über mich hinweg wie der Wind. Eine Kleinigkeit Essen, ein bisschen was Trinken.


                                Blick zum Pass, denn ich eigentlich heute noch hoch wollte

                                Nicht dass ich es nicht schon vorher geahnt hätte. Aber eines ist klar: Den Pass kann ich heute vergessen. Niemals. Bis ich am Fuße des Passes ankomme dürfte es 16.30 Uhr sein. Die Dauer darüber ist mit 3-4 Stunden angegeben. Bei dem Wetter, auf rutschigen Steinen über ein Blockfeld? Keine Chance. Das fängt ja gut an. Gleich beim ersten Tag nur die Hälfte der Strecke schaffen. Mist! Mist! Mist!

                                Ich reiße mich hoch, es geht weiter. Und sofort ist er wieder da, der Wind, und schlägt einem ins Gesicht. Nur noch ankommen, das Zelt aufschlagen und schlafen legen.


                                Blick zurück.

                                Ich habe keinen Hunger.
                                Ich habe keine Lust.
                                Ich habe keinen Spaß.
                                Ich will einfach nur dieses verfluchte Tal hinter mir lassen, ins Zelt und am nächsten Morgen bei besserem Wetter nochmal von vorne anfangen. Morgen wird alles besser. Morgen.

                                Irgendwann kommt der Pass näher. Im Grundsten steht etwas von guten Zeltplätzen auf etwa 1000m, also weitere 200hm weiter oben. Aber jetzt noch da hoch? Meine Kraft ist aufgebraucht. Es geht nicht mehr. Ich hatte versucht, die Stelle wiederzufinden, wo Tom einige Tage vorher an zwei Zelten vorbeigekommen war, aber die schienen noch weiter im Westen zu liegen. Also bleibe ich hier unten, in der Nähe des Flusses.

                                Der Wind ist stark. Richtig stark. Ich versuche herauszufinden, ob er von Westen aus dem Sarvesvagge oder von Norden kommt. Direkt im Wind möchte ich mein Zelt nicht aufbauen. Schließlich finde ich eine passable Stelle, direkt neben einem kleinen Bach, auf einer schönen Wiese, mit einer Hügelwand davor, die mich ein wenig vom Wind abschirmt.

                                Ich schlage das Zelt auf – einfach ist es nicht - beschwere die Heringe mit Steinen und gehe schlafen. Ich will einfach nur, dass dieser Tag so schnell wie möglich vorbei ist.
                                Zuletzt geändert von Freedom33333; 24.11.2019, 09:58.

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                                • Freedom33333
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                                  • 09.09.2017
                                  • 898
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                                  #56
                                  AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                                  Zitat von Pfiffie Beitrag anzeigen
                                  Sofern das südlich ok ist passt das ja , nach Grundsten querrt man ja bereits direkt nach dem Pass im westen den Fluß und läuft das südliche Ufer entlang bis zum Lillihavagge. Aber da rechne ich auch mit Sumpf und Weidenzeug. Bei 198cm hat man aber seine Vorteile. Ich bin mal gespannt wie es bei dir weiter geht.
                                  Tja, ich habe mich im Nachhinein schon mehrfach gefragt, warum ich mich an dem Tag nicht wirklich über das Sarvesvagge informiert habe. Ich denke es kamen eine Menge Faktoren zusammen:
                                  - Auf der Karte sah es aus, als wäre es nur ein kurzes Stück. Was soll da schon schiefgehen?
                                  - Auf der südlichen Flussseite waren zahlreiche Flüsse zu durchqueren. Hätte ich bei denen jeweils die Schuhe wechseln müssen, hätte es lange gedauert
                                  - Ich musste mich noch nie so durch den Busch schlagen. Also wusste ich auch nicht, wie wenig Spaß das macht - hätte also schlichtweg nicht gedacht, dass ein paar grüne Stellen auf der Karte irgendein Problem darstellen könnten.
                                  - Im Kopf hatte ich nur die Passüberquerung, habe das Schneefeld gesehen, hatte davor Respekt (und fragte mich, was ich machen würde, wenn das vereist wäre)

                                  Hinterher ist man immer schlauer

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                                  • BitPoet
                                    Erfahren
                                    • 05.09.2017
                                    • 330
                                    • Privat

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                                    #57
                                    AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                                    Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                    Was soll da schon schiefgehen?
                                    Was ist die einzige rhetorische Frage, die wirklich immer beantwortet wird?

                                    Super kurzweiliger Bericht und wunderschöne Bilder. Bin schon gespannt, wie es weitergeht.
                                    There is only one single long trail, and you never stop walking it.

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                                    • Pfiffie
                                      Fuchs
                                      • 10.10.2017
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                                      • Privat

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                                      #58
                                      AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                                      Zitat von Freedom33333 Beitrag anzeigen
                                      Tja, ich habe mich im Nachhinein schon mehrfach gefragt, warum ich mich an dem Tag nicht wirklich über das Sarvesvagge informiert habe. Ich denke es kamen eine Menge Faktoren zusammen:
                                      - Auf der Karte sah es aus, als wäre es nur ein kurzes Stück. Was soll da schon schiefgehen?
                                      - Auf der südlichen Flussseite waren zahlreiche Flüsse zu durchqueren. Hätte ich bei denen jeweils die Schuhe wechseln müssen, hätte es lange gedauert
                                      - Ich musste mich noch nie so durch den Busch schlagen. Also wusste ich auch nicht, wie wenig Spaß das macht - hätte also schlichtweg nicht gedacht, dass ein paar grüne Stellen auf der Karte irgendein Problem darstellen könnten.
                                      - Im Kopf hatte ich nur die Passüberquerung, habe das Schneefeld gesehen, hatte davor Respekt (und fragte mich, was ich machen würde, wenn das vereist wäre)

                                      Hinterher ist man immer schlauer
                                      Aber um so schöner ist wohl das Gefühl hinterher wenn man es geschaft hat. Meine Tour dies Jahr hatte ich lange vorbereitet und trotzdem gab es Überraschungen wo man läuft und sekundenlang eigentlich nur noch flucht, weil es auf der Karte ganz anders aussah.

                                      Das Gefühl mit dem Rucksack im Matsch kenne ich auch, ich lag dies Jahr da wie eine Schildkröte. Hoch kommen eine Herausforderung, kann da in deinem Fall wirklich nachfühlen wenn die Sträucher einem auch noch im Gesicht hängen...nicht schön sowas.


                                      Grüße Maik

                                      Ps: Ich mag ehrliche Berichte! Wenn man später davon unter freunden erzählt weiß man warum man dort war!
                                      "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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                                      • Freedom33333
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                                        • 09.09.2017
                                        • 898
                                        • Privat

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                                        #59
                                        AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                                        Tag 9: Samstag, 7.9.2019. Spektakuläres Niejdariehpvagge – Alggavagge – und ein schmerzlicher Verlust

                                        Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist irgendetwas anders. Aber was? Hmmm…Richtig. Es regnet nicht. Vorsichtig luge ich aus dem Fenster. Und muss mich zwicken:


                                        Im Hintergrund der Pass auf den es gleich hoch geht, Niejdariehpvagge

                                        Strahlend blauer Himmel.
                                        Schneebedeckte Gipfel.
                                        Fast windstille.
                                        Die Sonne lacht mich an, als wäre nichts gewesen.
                                        Wahnsinn!

                                        Guter Dinge und guter Laune frühstücke ich ausgiebig und mache mich dann, vergleichsweise früh gegen 8 Uhr, auf. Auch den Schlafsack hänge ich noch eine Weile nach draußen aufs Zelt. Die Sonne muss ausgenutzt werden.


                                        Links von mir der Knick im Sarvesvagge in die Richtung, aus der wir vor ein paar Tagen gekommen sind, ich auf der linken, Tom auf der rechten Seite. Auch an die Steinwüste erinnere ich mich noch.

                                        Dann geht es stetig bergauf. Erst über Gras, dann über eine steinige Landschaft, in der sich aber größtenteils noch genug Gras und Erde befindet. Die Sonne scheint und spiegelt sich tausendfach in den diversen Gewässern wieder.

                                        Trekken ist leicht!

                                        Der Bach vom Rijddaiegna-Gletscher ist zu überqueren, er teilt sich auf einige Arme auf. Mehrfach geht es ein paar Meter über Geröll bergab und dann wieder rauf. Das übliche eben.


                                        Blick zurück in Richtung östliches Sarvesvagge


                                        Blick ins westliche Sarvesvagge, aus dem wir noch zu zweit gekommen sind, bevor wir gemeinsam schräg am Hang auf die Hochebene aufgestiegen waren



                                        Blick nach Norden, da oben wäre der Gletscher, über den man wohl auch ins Algavagge käme

                                        Es wird zunehmend steiniger, aber zunächst finden sich immer noch genug Grasbüschel, um über Gras laufen zu können. Tatsächlich komme ich, etwa auf 1000m, an zahlreichen ebenen Stellen vorbei, an denen man wunderschön hätte zelten können. Das sehen auch einige Rentiere so, die sich hier herumtreiben und in meine Richtung unterwegs sind. Ich beschleunige meine Schritte um oberhalb von Ihnen rauszukommen und ihnen keinen Richtungswechsel aufzunötigen.

                                        Desto höher ich komme, desto schöner ist die Aussicht zurück, insbesondere auf die schneebedeckten Gipfel im Süden. Wenn ich die Karte richtig lese, dürfte es sich dabei um das Parte-Massiv hinter der Louhttolahko handeln.


                                        Parte-Massiv hinter der Louhttolahko


                                        Noch beeindruckender ist der Blick nach Osten zum schneebedeckten Rijddatjahkka, dessen Steilheit ihn unbezwingbar erscheinen lässt.


                                        Rijddatjahkka



                                        Ich halte mich auf der rechten Seite. Allerdings wird es hier zunehmend steiniger. Die linke Seite scheint dagegen noch ein ganzes Stück aus Grasnarben zu bestehen, also wechsle ich über den Bach rüber nach links und komme dort um einiges schneller voran.


                                        Nach dem Queren, jetzt aus linker Perspektive

                                        So oder so: Am Ende kommt ein Schneefeld. Da dieses bis zum Hang auf beiden Seiten reicht ist klar: ich muss da rüber. Auch noch neu für mich, und so bin ich denn auch etwas nervös.



                                        Zu Unrecht: Dort angekommen sind die Ränder zwar dünn, werden aber bereits nach ein paar Zentimetern dick genug, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Auch ist das Schneefeld auf der Oberfläche nicht vereist, sondern lässt sich wunderbar begehen. Dennoch lausche ich bei jedem Schritt am Anfang angestrengt auf ein verdächtiges Knacken, habe ich doch zu viel im „Berg- und Kletterunfälle-Thread“ hier im Forum gelesen. Besonders aufmerksam bin ich da, wo große Steine im Eis liegen, könnten diese doch dünne Ränder haben.


                                        Der Blick zurück ist atemberaubend. Ich stelle mein Kamerastativ auf, mache ein Video, laufe das ganze Schneefeld zurück und steige dann nochmal auf.

                                        Am Ende des Schneefeldes kommt ein kurzer, steiler Anstieg, dahinter ein sich lange hinziehendes Block / Geröllfeld. Man ist nicht direkt ganz oben, es kommen wiederholt Plateaus, teilweise mit kleinen Seen.


                                        Die Steine sind nicht ohne – teils schneebedeckt, teils vereist, teils rutschig-nass.


                                        Rutschig!

                                        Hier muss jeder Schritt sorgfältig gewählt werden. Gerade als ich gut Strecke gemacht und nahezu alle Schneereste hinter mir gelassen habe passiert, was unweigerlich passieren muss, wenn man nachlässig und unvorsichtig wird: Ich rutsche weg und falle vorneüber. Ich schmeiße die Stöcke weg und kann mich, halbwegs kontrolliert, erst auf die Knie fallen lassen und dann mit den Händen an einem Block festhalten. Da ich mittlerweile aber nach unten geneigt bin, kommt, ein paar Milisekunden nachdem ich denke, es wäre überstanden - und damit völlig unerwartet - die Schwere des Rucksacks von hinten, der an meinem Kopf vorbeirauscht, soweit es die Trageriemen eben erlauben. Ich muss mich gut festhalten, damit ich mich nicht überschlage. Mist! Die Hose hat am Knie ein schönes Loch bekommen, die Hände sind dank Handschuhen in Ordnung, einen Kratzer habe ich am Knie. Ansonsten keine Verletzungen, also Glück gehabt. Ich fluche trotzdem. Das hätte nicht passieren müssen, das war vermeidbar. Und hätte, hier oben, ungut ausgehen können.

                                        An einem kleinen „Sandstrand“ gönne ich mir den Spaß und ritze mit meinem Stock, geklaut aus den Digedag-Heften (falls die hier noch jemand kennt) einen Spruch in den Sand:


                                        „Hier bin ich gewesen,
                                        das kann jeder lesen.
                                        Und wer das hat gelesen,
                                        der ist auch hiergewesen“.


                                        Es ist kalt hier oben. Auf den kleinen Seen befinden sich wiederholt Eisschollen.


                                        Der Blick zurück über das Geröllfeld, den kleinen See und das Parte-Massiv im Hintergrund ist schlicht atemberaubend. Schade dass es hier keine Zeltplätze gibt.


                                        Auch der Blick nach Norden kann sich sehen lassen.

                                        Dann, nach einer ganzen Weile, bin ich endlich am höchsten Punkt angelangt und kann in den nördlichen Teil des Niejddariehpvagge blicken. Einfach toll. Dieser Pass war ein absolutes Highlight meiner Tour und ich bin superfroh, diese Extra-Tour gemacht zu haben! Auch in Anbetracht der Dinge, die im Algavagge noch kamen. Hier, kurz hinter dem höchsten Punkt, kommt ein recht großer Felsen in der Mitte des Tals. Ich lege meinen Rucksack ab, mache Pause und – Schnee gibt es hier genug – baue einen kleinen Schneemann. Als ich damit fertig bin sind meine Hände allerdings ordentlich durchgefroren, warm ist es nicht hier oben.



                                        Dann geht es bergab. Steinig ist es. Ich hoffe darauf, dass endlich wieder Grasflächen kommen, aber bis dahin muss ich mich noch eine Weile gedulden. Beeindruckend finde ich aber den Niejdariehpjagasj, der sich teils tief in den Boden eingeschnitten hat und sich mit ins Tal stürzt. Ich halte mich auf der rechten (östlichen) Seite vom Fluss – definitiv die einzig richtige Entscheidung – und steige ab.


                                        Blick zurück, zwischen den beiden Bergen bin ich durch, rechts dürfte also der Berg auf 1798m sein


                                        Nochmal der Blick zurück, jetzt am Fluss


                                        Blick nach Norden


                                        Ein Naturschauspiel


                                        Der Blick ins Algavagge und das Tal gegenüber haut mich um.



                                        Als ich ein Stück weiter komme bleibt mir dann fast der Atem stehen – das Delta im Westen und der Alggajavrre-See dahinter mit seiner blaugrünen Farbe lassen sich nur schwer in Worten ausdrücken. Aber ich muss doch weiter und…

                                        Nein.







                                        Ich lege den Rucksack ab, setze mich hin und genieße 20 Minuten die Aussicht. Ich könnte ewig hier sitzen. Und vermisse die Ruhe und Zeit, die ich in meinem Schottland-Urlaub hatte. Dort konnte man schöne Aussichten auch mal einen halben Tag genießen, sodass sie sich regelrecht auf immer in den Geist eingebrannt haben. Hier rennt man viel zu oft an schönen Aussichten vorbei. Dafür hat man natürlich auch mehr Aussichten.

                                        Die Weite hier und insbesondere der Blick in das Tal gegenüber erinnern mich an meinen letzten Urlaub und das Panorama das ich vom Meall a Ghiuthais, westlich von Kinlochewe hatte.

                                        Dann halte ich mich zunächst noch rechts am Hang, muss dann aber ins Tal absteigen.

                                        Algavagge. Gestrüpp. Mist!



                                        Zunächst sah es noch recht gut aus – viele Hügel, viel Gras und nur ab und an Moor. Hier konnte man prima Strecke machen. Nur: Das Wetter war schlechter geworden, Wolken standen am Himmel und es fing an zu nieseln. Also wieder die Regenklamotten an. Dahinter begann erneut ein – eher schwieriger – Abschnitt. Was war ich entsetzt, als ich die Bodenstruktur erblickte – das sah mir verdächtig stark nach Morast und Gestrüpp aus.

                                        Und die Vegetation hier war kein Stück besser als im Sarvesvagge! Der einzige Unterschied war: Es gab mehr Moor und weniger Gestrüpp. Ersteres war hier jedoch noch tiefer als im Sarvesvagge, hier ging der Wasserstand schnell mal über die Schuhe hinaus und drohte diese zu fluten. Der einzige Ausweg bestand darin – richtig – von Gras / Gestrüppbüschel zu Gras/Gestrüppbüschel zu laufen. Auch Schlamm gab es hier reichlich. Und nass war es – so nass, dass dort, wo vermutlich ein Pfad war, das Wasser so tief stand, dass man dort oft nicht lang konnte. Mehrfach musste ich kehrt machen und mich an den Rändern von Gestrüpp-Feldern entlangschlengeln.

                                        Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem es nicht weiterging. Das Wasser stand, so weit das Auge reichte, überall im Gras. Und einen Pfad konnte ich nicht erblicken. Ich wog die Möglichkeiten ab und traf die wohl falsche Entscheidung. Ich durchquere das Tal und laufe auf der anderen, nördlichen Seite, weiter. Dort war auf der Karte ein Weg eingezeichnet.

                                        Doch zunächst musste ich den Fluss durchqueren. Hier war es nicht all zu schwer, eine Stelle zu finden. Allerdings war der Fluss schlammig und so kam ich, komplett verschlammt, auf der anderen Seite an. Erstmal die Neoprenschuhe aus. Sogar ein Foto davon machte ich. Ziemlich dreckig. Ich dachte mir noch: „Musste gleich nochmal zum Wasser und die waschen“. Dann die Füße trocknen, Socken an, Stiefel an. Aufstehen, umdrehen und den Weg inspizieren. Uff. Viel Morast. Das wird hart. Stöcke aufheben, Rucksack aufgeschwungen und weiter. Ist schon recht spät geworden.



                                        Was ich erst zu spät realisierte – dort, wo ich das Tal durchquere, hatte es die maximale Breite und bestand – richtig – aus Morast und Gestrüpp. Hier kamen sogar mehrfach Stellen, wo es keine Grasbüschel gab und ich durchs Unterschenkeltiefen Wasser musste. Aber den Rucksack abstellen und die Neoprenschuhe an – unmöglich. Wo soll man sich hinsetzen um die Schuhe zu wechseln? Also die Regenhose fest zugemacht und mit hoher Geschwindigkeit durchs Wasser, regelrecht gerannt. Erstaunlicherweise klappte das, und die Socken blieben trocken. Nach einer Weile kam ich an den Fluss, der eine starke Biegung gemacht hatte und jetzt auf der nördlichen Talseite entlangfloss.


                                        Nochmal durchs Moor und dann auf der - recht guten – linken (nördlichen) Flussseite.




                                        Blick zurück. Auch hier, auf der nördlichen Flussseite, gab es Gestrüpp, aber einen nicht zu verfehlenden Pfad und zahlreiche grasbewachsene Hügel. Hier kam man gut voran, kein Ding.



                                        Spät war es schon geworden. Und so suchte ich denn einen guten Zeltplatz. Ich wollte, um die Strecke von gestern aufzuholen, so weit wie möglich kommen.
                                        Weiter.
                                        Und Weiter. Ich wusste gar nicht, worauf ich eigentlich warte.
                                        Aber ich wollte noch nicht campen, ich wartete. Und wartete.
                                        Aber worauf?

                                        Als ich an einer Stelle ankam, wo der Fluss einer wunderschöne Biegung machte, traf es mich:

                                        Nicht ich hatte gewartet.
                                        Diese Stelle hatte gewartet.
                                        Geduldig.
                                        Den ganzen Tag.
                                        Ob ich sie erkennen würde oder - blind - an ihr vorüberlaufen.


                                        Hier war es wunderschön! Ein wenig nach einer ebenen Fläche suchen und dann das Zelt aufschlagen. Der Blick direkt aus dem Zelt – in beide Talrichtungen, auf den gigantischen Hang des Harrabakte auf der einen und den Fluss der sich vom Hang auf der anderen Seite herabstürzte - und vor allem auf die leise rauschende Flussbiegung direkt neben mir - war phänomenal.


                                        Blick nach Norden, die Wand des Harrabakte


                                        Blick nach Süden

                                        Vielleicht sehnte ich mich ein wenig nach menschlicher Gesellschaft – oder die Nerven gingen mit mir durch. Sowohl auf der linken, als auch der rechten Flussseite fand ich jeweils ein Objekt, das – ich hätte schwören können – aussah wie ein Zelt. Beide entpuppten sich dann aber nur als in der Abendsonne glänzende Felsen.


                                        Blick nach Osten, mein Weg für morgen


                                        Blick zurück nach Westen

                                        So. Zelt aufbauen. Was für ein toller Tag! Was für Aussichten! Was für Erlebnisse! Der schönste Tag bisher! Happy! Auspacken. Stiefel und Stöcke ins Vorzelt, ebenso Gaskocher und Gaskartusche.

                                        Und die Neoprenschuhe zum trocken.
                                        ...
                                        Sie sind nicht da.
                                        Wie, sie sind nicht da.
                                        Das kann nicht sein.
                                        Ich schaue nochmal nach.
                                        Sie sind nicht da.

                                        Sofort durchzuckt mich ein Gedanke. Neoprenschuhe. Schlammig. Foto gemacht. Muss ich noch abspülen. Nur an das Abspülen konnte ich mich nicht erinnern. Dreckig hatte ich sie garantiert nicht in den Rucksack gepackt.

                                        Das DARF Doch nicht wahr sein.

                                        Die liegen da immer noch! Mehrere Kilometer zurück! Und die brauche ich, um Flüsse zu durchqueren. Mit Stiefeln will ich das nicht, nasse Füße hatte ich im letzten Urlaub und eine Lektion mitgenommen: Die Stiefel um jeden Preis trocken halten! Barfuß ist das Risiko, sich zu verletzen, zu hoch. Wenn, dann müsste ich es in Zukunft in Socken machen.

                                        Ich verschiebe die Entscheidung darüber, ob ich den ganzen Weg nochmal zurücklaufen soll oder nicht, auf morgen. Für heute bin ich durch.

                                        Gute Nacht!
                                        Zuletzt geändert von Freedom33333; 26.11.2019, 10:55.

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                                        • Pfiffie
                                          Fuchs
                                          • 10.10.2017
                                          • 2024
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                                          AW: [SE] 16 Tage Frust und Lust, Höhen und Tiefen: Anfänger im Sarek

                                          Es bleibt wunderschön spannend und natürlich eine Beschreibung meiner Tour2020, sehr sehr wertvoll für mich. Ich glaube das die Südseite vom Sarves wahrscheinlich genauso aussieht...egal

                                          Was den Morast im Alggavagge betrifft, sei froh das du nicht Richtung Staluokta abgebogen bist am See entlang. Da kommen dann noch 4km lang hangneigung und Steine zum Morast und gestrüpp dazu . Aber irgendwie geht das alles schon.

                                          Vielen Dank bis hierher dafür, Klasse geschrieben
                                          "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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