[NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Salten

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  • Fjellfex
    Fuchs
    • 02.09.2016
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    #61
    AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

    Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
    Und dann wieder so eine Andeutung über Deine Lomsdal-Visten-Tour, Du machst es spannend (wenn ich jetzt nicht wieder einen Rüffel vom Fjellfex befürchten müsste, hätte ich Dich noch mal an Deinen ausstehenden Bericht erinnert )
    Das war jetzt aber verdammt knapp...

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    • Borgman
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      • 22.05.2016
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      #62
      AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

      @ChuckNorris: Das war auch nicht ganz ernst gemeint, ich hab es auch so verstanden, dass Du mir den Rückzieher nicht unter die Nase reiben wolltest

      @Fjellfex: ...und der Wink mit dem Laternenpfahl hat trotzdem was bewirkt . Weiter im Text:


      Dienstag, 10. September: Planänderung

      Zum Kobbvatn gelaufen, Straße, langweilig. Regen, Sonne, Regen, Regen. Platz im Wald.
      Soweit mein kompletter Tagebucheintrag für ungefähr 20 Kilometer Fußmarsch. Zugegeben, das war nicht der ereignisreichste Tag aller Zeiten. Ich müsste schon heftig an meiner metaphorischen Feder saugen, bis da ein Tropfen Honig herausquillt. Also lassen wir es dabei. Was mir heute aufgefallen ist, in chronologischer Reihenfolge:

      - Abendrot deutet auf Sonne, Regen oder ganz gewöhnliches wechselhaftes Nordlandwetter hin. Der Morgen ist grau.


      Aufbruch am Jierddajávrre

      - Kirkfjellet, der Kirchberg, ist auch grau, macht aber seinem Namen alle Ehre. Erhaben thront er über dem Gjerdal und lässt sich durch nichts beeindrucken. Hier von der Brücke über Stillelva:



      - Seine Westflanke besteht aus einem einzigen gewaltigen Relief, dessen rätselhafte Zeichen bestimmt schon Generationen von Sami zu entschlüsseln versucht haben. Ich nehme mir vor, einen großen Abzug davon anfertigen zu lassen, an die Wand zu hängen und ihm nach und nach seine universalen Geheimnisse zu entlocken.



      - Neben besagter Brücke steht ein Wegweiser, Hellemobotn 30km. An dieser Stelle bin ich tatsächlich vor Jahren auf meiner Tour von Beisfjord über Hellemobotn herausgekommen. Scheint also eine Route zu sein, die gelegentlich begangen wird. Davon war damals kaum eine Spur zu erkennen. Man hoffe nicht auf einen Pfad.

      - An Dienstagen im September fahren vormittags auf der Schotterstraße in oberen Gjerdal nur wenige Autos, und diese sind ausnahmslos talaufwärts unterwegs, wahrscheinlich Jäger. Doch, eine Ausnahme – ein deutsches Wohnmobil.

      - Gjerdalsvatnet ist schön! Leider folgt bald der nächste Regenschauer.


      Blick nach Süden über den See


      Blick nach Westen

      - Auf der Übersichtskarte am Schlagbaum sind einige Pfad eingezeichnet, auch einer Richtung Hellemobotn. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es die alle wirklich gibt.



      - Gut 500 Meter nachdem die Straße am Soldatmoen nach Süden schwenkt, gibt es eine Fußgängerbrücke über den Fluss, die in der Karte nicht eingezeichnet ist. Hier findet sich auch ein Platz für die verspätete Mittagspause. Beim Windschutz am Raukfors hatte ich dazu noch keine Lust, obwohl sich das im Nieselregen eigentlich angeboten hätte.

      Den Campingplatz am Kobbvatn finde ich nicht sehr attraktiv, eine richtige Zeltwiese scheint es auch nicht zu geben. Da laufe ich lieber ein Stück zurück und nach Norden in den Wald. Hier hört man zwar die Autos auf der E6 recht laut, aber das wäre auf dem Campingplatz auch nicht besser gewesen. Nachdem ich das Zelt aufgestellt und mich am Bach gewaschen habe, melde ich mich bei meiner Frau. Erster Teil erfolgreich abgeschlossen! Jetzt haben ich noch volle zehn Tage, bevor ich wieder nach Bodø zurückfahren muss. Selbst wenn das Wetter so wechselhaft bleibt, reicht das für eine schöne Tour auf Hinnøya.

      Auf jeden Falls will ich im Møysalen Nationalpark wandern, das hatte ich 2015 schon mal aufgrund von Dauerregen abgeblasen. Meine Frau checkt die Vorhersage, aber die ist niederschmetternd. Morgen noch trocken, danach eine Woche viel Regen, jeden Tag, ohne Pause. Dazu habe ich keine Lust. Ist es vielleicht weiter im Inland besser? Hellemobotn? - Dauerregen. Weiter südlich, Sulitjelma? - Dauerregen. Noch weiter südlich, Saltfjellstua? - Dauerregen. Es ist wie verhext. Wo soll ich denn bitteschön noch wandern in meinem kostbaren Urlaub, wenn es überall nur regnet? Im Saltfjell gibt es wenigstens genügend Hütten, da ließe sich was machen. Ich hake noch mal nach. Lønsdal? - Besser. Weniger Niederschlag, ein Tag sogar trocken. Die Berge halten anscheinend was ab.

      Also Saltfjell. Nicht unbedingt meine erste Wahl, aber schön ist es da auch. Da ich aus gutem Grund kein internetfähiges Telefon dabei habe, verschiebe ich die Planung nach altem Brauch auf morgen. Heute habe ich sowieso genug damit zu tun, die Enttäuschung zu verarbeiten und mich seelisch auf die geänderten Umstände einzustellen. Am Strand vom Nordre Bjøllåvatn wollte ich sowieso mal zelten. Könnte man da sogar eine Runde paddeln? Vielleicht eine Süd-Nord-Querung vom Bahnhof Dunderland bis zum Jarbrudal? Das klingt für eine Verlegenheitslösung nicht schlecht.


      Mittwoch, 11. September: Stadtflucht

      Der Tag beginnt warm und trocken. Also der Tag ist trocken, nicht das Zelt, das tropft noch vom Regen gestern Abend. Und von den Bäumen tropft es auch noch, aber es regnet nicht mehr. Mit meinem Plan bin ich über Nacht nicht weitergekommen, dazu fehlt mir die Karte, die ich in Fauske als erstes kaufen muss. Aber eine Einkaufsliste für neun weitere Wandertage kann ich schon mal schreiben. Der Bus fährt erst um 10:50 Uhr, und bis zur Haltestelle läuft man nicht mehr als 20 Minuten. So lange kann ich allerdings nicht im Zelt hocken, also packe ich bald alle nassen Sachen ein und gehe runter zum Strand.


      Kobbvatnet

      Eigentlich hatte ich vor, mich am Bahnhof Fauske stadtfein zu machen, aber ich habe noch so viel Zeit totzuschlagen, dass ich erst mal im See bade. Der sieht einfach zu verlockend aus, und bis auf den kräftigen Wind passt das Wetter auch für eine Dreiviertelstunde Sommer-Sonne-Badesee-Gefühl. Danach bin ich erfrischt und total entspannt, ein perfekter Start in den Tag. An den drohenden Wetterwechsel verschwende ich keinen Gedanken mehr, wird schon alles nicht so schlimm wie angesagt.

      Das Busthermometer zeigt 19°C Außentemperatur, trotzdem haben die anderen Fahrgäste alle Pullover und Jacken an. Mir ist im T-Shirt noch zu warm, schade, dass ich keine kurze Hose dabei habe. Aber ich war ja auch 12 Tage nur an der frischen Luft, da ändert sich das Temperaturempfinden. Am Bahnhof Fauske nutze ich noch die Gelegenheit, mit viel Seife und warmem Wasser meine Socken zu waschen. Erstaunlich, dass sie so lange ohne übermäßige Geruchsentwicklung durchgehalten haben. Dann geht es in die große Stadt, wie aufregend!

      Der Buchladen im AMFI hat netterweise die Store Saltfjellkart am Lager, mit Punkt 1 meiner Liste bin ich also in fünf Minuten durch. Punkt 2 gestaltet sich schwieriger, das ist Real Turmat. Der Verkäufer im Sportladen sagt, dass hier im Zentrum kein Geschäft die überteuerten orangefarbenen Päckchen führt. Dafür müsste ich zum G-Sport im Handelspark, 20 Minuten Fußmarsch. Na, so schlimm ist das nicht, wenn ich den überhaupt finde. Kein Problem, einfach über die Brücke am Bahnhof, dann links und immer geradeaus. Also wieder zurück.

      Im Einkaufszentrum bekomme ich dann auch alles andere in reichlicher Auswahl, das war Punkt 3. Punkt 4 sind Fahrpläne und Punkt 5 ein Kaffee. Beides findet sich am Bahnhof. Dort angekommen, schwitze ich wie bescheuert, es ist trotz Wind einfach zu warm, außerdem zu viele Autos, zu laut, zu hektisch. Ich will wieder in die Berge! Der Kaffee ist mittlerweile an vierte Stelle vorgerückt, aber die Bahnhofsgaststätte stinkt übel nach Fett und ist viel zu stickig. Ich bin noch nicht bereit für die Zivilisation. Draußen geht es einigermaßen. Nach einem Blick auf die Karte und die aushängenden Fahrpläne fällt kurzerhand die Entscheidung für eine Variante. Möglichst schnell raus aus der Stadt, das wäre in einer halben Stunde um 16:00 Uhr ein Bus von der Rutebilstasjon ins Saltdal. Der fährt bis Russånes, also steige ich einfach kurz vorher in Nordnes aus und starte die Tour im Jarbrudal. Man muss es ja nicht komplizierter machen als nötig.

      Schon auf der Busfahrt beginnt es wieder zu regnen, aber das ist mir jetzt auch egal. Ich habe ein gutes Zelt, eine Tonne Lebensmittel und reichlich Wandertage für eine überschaubare Strecke bis zum Bahnhof Dunderland, daraus lässt sich was machen. Und Hütten gibt es schließlich auch noch. Meine Frau textet noch mal die aktuelle Vorhersage per SMS, demnach ist es morgen trocken und Samstag durchwachsen, sonst nur Regen. In Nordnes angekommen, überlege ich, ob bei der Wärme von 20°C das Regenzeug überhaupt Sinn macht, wenn ich darunter doch nur schwitze.

      Ein kräftiger Schauer kurz vor der Brücke über die Saltelva nimmt mir dann die Entscheidung ab. Ja, es macht Sinn. Bald lasse ich die letzten Häuser hinter mir, quere die Bahnlinie und biege auf einen rauen Waldweg ab, der genau nach Westen den Hang hoch führt. Mir tun ein bisschen die Füße weh, aber das ignoriere ich vorerst. Ich atme auf. Da ist es wieder, das befreiende Gefühl, zu einer Tour aufzubrechen, die Autos und Straßen hinter sich zu lassen. Für den zweiten Teil meines Urlaubs muss es angesichts des Wetters nicht ganz so wild sein. Ich bin völlig damit zufrieden, den markierten Pfaden zu folgen und bei Bedarf die Hütten zu nutzen. Eine Vernunftentscheidung, aber sie fühlt sich gut an.

      Der Weg zieht sich bergauf, die Füße murren und der Rucksack drückt. War es wirklich nötig, die verlockenden Äpfel zu kaufen, norske røde epler, oder das Bier für heute Abend? Und das Packraft werde ich wahrscheinlich auch nicht mehr brauchen, hätte ich das nicht irgendwo abgeben und vor dem Rückflug wieder einsammeln können? Mit anderen Worten: schleppe ich nicht viel zu viel mit mir herum? Ich beschließe, mir möglichst bald einen Platz zu suchen, nach einer Stunde soll Schluss sein. Die Stunde vergeht, gute Zeltstellen gäbe es, aber kein Wasser weit und breit. Kein Bach, kein See, sogar der Regen hat aufgehört. Links und rechts Moore ohne Abfluss. Damit hätte ich nicht gerechnet.



      Erst nach zwei Stunden findet sich ein Rinnsal, nur sind die passenden Zeltplätze schon längst vorbei, hier ist es viel zu uneben. Eine ganze Weile durchstreife ich das Gelände um den Bach, bis ich das Zelt einfach irgendwo aufschlage. Wenigstens nicht abschüssig. Als ich sauber bin und noch mein verschwitztes T-Shirt gewaschen habe, dämmert es schon. Nach 10 Tagen Tütenessen freue ich mich jetzt richtig auf den ersten Apfel und ein leckeres Brot. Und mit dem Bier ist die Welt sowieso wieder in Ordnung, daran ändert auch der einsetzende Regen nichts.

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      • vobo

        Dauerbesucher
        • 01.04.2014
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        #63
        AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

        Zitat von Borgman Beitrag anzeigen

        - Neben besagter Brücke steht ein Wegweiser, Hellemobotn 30km. An dieser Stelle bin ich tatsächlich vor Jahren auf meiner Tour von Beisfjord über Hellemobotn herausgekommen. Scheint also eine Route zu sein, die gelegentlich begangen wird. Davon war damals kaum eine Spur zu erkennen. Man hoffe nicht auf einen Pfad.

        - Auf der Übersichtskarte am Schlagbaum sind einige Pfad eingezeichnet, auch einer Richtung Hellemobotn. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es die alle wirklich gibt.
        Hier ist ein Link auf die Wegbeschreibung Hellemobotn - Gjerdalen auf ut.no

        Ich habe den Weg dieses Jahr gekreuzt und durchaus Wegweiser (Steinhaufen) gesehen - aber ein Pfad war selbstverständlich nicht vorhanden.

        Bin gespannt auf das Saltfjell.

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        • ChuckNorris
          Erfahren
          • 03.08.2018
          • 177
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          #64
          AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

          Schön, dass es weiter geht. Ich drücke mal die Daumen, dass sich das Wetter besser entwickelt als vorhergesagt.

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          • Borgman
            Dauerbesucher
            • 22.05.2016
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            #65
            AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

            Donnerstag, 12. September: Durchwachsen, könnte man sagen...

            Mir geht‘s nicht so gut. Irgendwas zwickt unangenehm im Bauch, wenn ich sitze und tief einatme. Zu viel gegessen? Ist nach den knapp zwei Wochen rationierter Nahrungsaufnahme schon der Magen geschrumpft? Ein Apfel, drei Scheiben Brot und ein kleines Bier sind doch noch keine Völlerei, oder? Wird schon verschwinden, wenn ich ein bisschen laufe. Heute soll das Wetter ja noch trocken sein, also sortiere ich nach einem frühen Kaffee meine neu erstandenen Schätze in die entsprechenden Packbeutel und breche gegen 07:20 Uhr in den wolkenverhangenen Morgen auf.



            Ohne rechte Lust folge ich weiter dem Waldweg, bis linker Hand ein Wegweiser den Einstieg in den markierten Pfad anzeigt. Ziemlich matschig geht es auf diesem hinunter zu einer Brücke über den Bach und danach teils durch Moor, teils am Moor entlang über die Hügel bis zur Litle Jarbru. Jarbrua oder Jordbrua nennt man es hier, wenn der Fluss ein Stück unterirdisch durch Höhlen fließt, so dass man ihn trockenen Fußes überqueren kann. Für ein Foto gibt das allerdings nicht viel her, der Fluss staut sich vorher ein bisschen und strömt 30m dahinter einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Das hatte ich mir irgendwie spektakulärer vorgestellt. Aber von der gewöhnlichen Brücke gibt es ein Bild. Ich hatte mir mal vorgenommen, jede Brücke und jede Hütte zu fotografieren (damit andere Wanderer wissen, was sie erwartet, so ein Bericht soll ja auch informieren, nicht nur unterhalten) und vergesse das nur selten.



            Über Nacht ist es herbstlich geworden, nicht nur das Wetter, das war vorher auch schon so, sondern die Vegetation. Sobald die Sonne durchkommt, leuchten die Farben viel intensiver als gestern. Das ist wirklich schön und müsste mich eigentlich anspornen. Allerdings schmerzt mein Bauch immer noch, und ich fühle mich angeschlagen. Ein Infekt vielleicht? Zum Glück gibt es für eine Weile keine nennenswerten Steigungen, und der Pfad ist nicht zu verfehlen. So kann ich Schritt vor Schritt setzen, ohne darüber nachdenken zu müssen, ob ich Lust dazu habe. Ich bin hier zum Wandern, freiwillig, niemand hat mich gezwungen, und genau das mache ich jetzt. Könnte ja auch irgendwo am Mittelmeer am Strand liegen, jeden Abend gegrillten Fisch essen, eine Flasche Wein dazu… nee, das klingt nicht richtig… hier ist es schöner.










            Brücke Harodalselva

            So sonnig, wie es auf den Bildern aussieht, ist es allerdings nur minutenweise, dann ziehen schon die nächsten Wolken auf, und der kalte Wind kommt genau von vorne. An der nächsten Brücke baue ich das Zelt für die Frühstückspause auf. Ich muss mich erst mal eine Runde hinknallen, bevor ich mich meinem zweiten und damit leider auch schon letzten Rosinenbrötchen widme. Als mir dabei ein Krümel in die Luftröhre gerät und ich husten muss, löst das ein heftiges Ziehen im Bauch aus, wie ein Krampf, der eine Weile anhält. Da ist was nicht in Ordnung. Soll ich lieber hierbleiben, mich ausruhen und falls es schlimmer wird zurück ins Tal gehen? Andererseits, wenn es harmlos ist, hätte ich einen der wenigen trockenen Wandertage vergeudet. Dazu bin ich nicht bereit, wird schon nichts Schlimmes sein. Viertel nach elf geht es weiter.

            So ganz trocken bleibt der Tag dann doch nicht. Nach dem ersten Regenschauer kommt zwar die Sonne noch mal durch, aber danach ziehen immer dickere Wolken auf. Sieht eindeutig nach mehr Regen aus. Der Pfad verläuft ab jetzt mehr oder weniger nah am Fluss und quert dabei das eine oder andere Moor. Erst hier fällt mir auf, dass die Markierungen spärlich und verblichen sind. Nach einem Moor verliere ich sie ganz, suche aber auch nicht länger, denn die Richtung ist klar. Über den nächsten bewaldeten Hügel nach Südwesten und dann ein Schwenk nach Westen direkt zum Øver-Oksvatn. Hier findet sich auch wieder ein ausgetretener Pfad.


            Blick zurück nach Norden zum Kvitberg


            Letzte Sonnenstrahlen: Harodalselva


            Øver-Oksvatnet



            Kein weiter Weg und nur ein sanfter Anstieg, der mich heute allerdings übermäßig anstrengt. Ein bisschen verloren stehe ich in Wind und leichtem Regen am See und betrachte den Wegweiser. Bjellåvasstua 9km steht da. Klingt verlockend. Eine gemütliche Hütte und vielleicht sogar nette Gesellschaft wäre genau das richtige. Und drei Stunden Fußmarsch sind bestimmt noch zu schaffen. Die Vorstellung von einem wärmenden Ofen bewirkt einen richtigen Motivationsschub. Plötzlich geht alles viel leichter, der Pfad am Hang des Gamdalsfjells nach Süden ist ab hier deutlich besser markiert und läuft sich bis auf ein paar matschige und steinige Stellen sehr angenehm.


            Harodalen

            Allerdings gibt es am Hang kein Wasser. Trotz Regen sind alle in der Karte eingezeichneten Bachläufe ausgetrocknet. Also weiter. Wenn ich richtig fit wäre, könnte ich es auch ohne weitere Pause bis zur Hütte schaffen, aber das ist heute auf keinen Fall drin. Endlich geht es bergab, an einem ausgetrockneten Bachbett entlang. Langsam werde ich ungeduldig, die Kräfte schwinden mit jedem Schritt rapide. Kurz vor der Höhe 680m kann ich nicht mehr und stelle mit leicht zittrigen Händen das Zelt am Wegesrand auf. Ohne den schweren Rucksack laufe ich auf der Suche nach Wasser noch ein bisschen herum, mittlerweile wäre ich vollkommen zufrieden mit einer Pfütze. Und die finde ich bald weiter unten im Bachbett, kein fließendes Wasser, aber es schmeckt sauber.

            Nach dem Essen und einer Stunde im Schlafsack ringe ich lange mit mir, ob ich noch weitergehen soll. Die Hütte ist weniger als zwei Stunden entfernt, trocken, warm, bestimmt gemütlich eingerichtet. Aber Wind und Regen haben ordentlich zugelegt, ich fühle mich nicht wirklich ausgeruht und friere immer noch. Wird der alte Knabe jetzt langsam zimperlich? Oder bin ich wirklich angeschlagen? Bis auf das anhaltende Ziehen im Bauch sind keine Symptome erkennbar, vielleicht ringt der Körper tatsächlich mit einem Infekt, da wäre Ruhe das Beste. Bei 4°C im Regen verzichte ich sogar auf die Katzenwäsche, ziehe alle verfügbaren trockenen Sachen an und verkrieche mich mit trüben Gedanken in den Schlafsack.

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            • Blahake

              Fuchs
              • 18.06.2014
              • 1441
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              • Meine Reisen

              #66
              AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

              Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
              ...bis zur Litle Jarbru. Jarbrua oder Jordbrua nennt man es hier, wenn der Fluss ein Stück unterirdisch durch Höhlen fließt, so dass man ihn trockenen Fußes überqueren kann. Für ein Foto gibt das allerdings nicht viel her, der Fluss staut sich vorher ein bisschen und strömt 30m dahinter einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Das hatte ich mir irgendwie spektakulärer vorgestellt...
              Na, wenn ich das richtig verstehe, warst Du ja auch an der Kleinen (Litle) Jarbru. Eine größere ist weiter unten ganz in der Nähe der Jordbruhytta (die wohl deshalb so heißt). Da fließt der Fluss doch recht beeindruckend aus einer Felshöhle raus. Ich habe gerade meine Bilder gesucht, aber leider kein Foto davon. Es ging von der Hütte ein Stück steilen Hang runter zum Wasserholen, das stand man dann vor dem Fluss. Anscheinend hatte ich da vor zwei Jahren die Hände immer mit Wasserbehältern voll und keine Hand mehr für die Kamera frei.
              Die Gegend dort scheint sehr durchlöchert zu sein. Ein Deutsch-Norweger, der damals auch an der Hütte war, hat da Höhlen erkundet und erzählte, dass es da noch etliche unerforschte gibt.

              Das mit Deinem Bauchgrummeln ist ja blöd. Hoffentlich ist es bald wieder besser geworden. Ich wünsche im Nachhinein Gute Besserung!

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              • Fjellfex
                Fuchs
                • 02.09.2016
                • 1264
                • Privat

                • Meine Reisen

                #67
                AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                Na, wenn ich das richtig verstehe, warst Du ja auch an der Kleinen (Litle) Jarbru. Eine größere ist weiter unten ganz in der Nähe der Jordbruhytta (die wohl deshalb so heißt). Da fließt der Fluss doch recht beeindruckend aus einer Felshöhle raus. Ich habe gerade meine Bilder gesucht, aber leider kein Foto davon. Es ging von der Hütte ein Stück steilen Hang runter zum Wasserholen, das stand man dann vor dem Fluss. Anscheinend hatte ich da vor zwei Jahren die Hände immer mit Wasserbehältern voll und keine Hand mehr für die Kamera frei.
                Die Gegend dort scheint sehr durchlöchert zu sein. Ein Deutsch-Norweger, der damals auch an der Hütte war, hat da Höhlen erkundet und erzählte, dass es da noch etliche unerforschte gibt.
                Wenn ich nicht ganz daneben liege, kann man die genannte Stelle im folgenden Video ab 24:15 sehen:

                https://www.youtube.com/watch?v=-ZDuvrTAt2I

                (Da habe ich es mir mal wieder nicht verkneifen können, auf Lars Monsen hinzuweisen. Hier ist er auf Jarbru, und in der Folge wird noch eine nahe gelegene Höhle ausgekundschaftet.)

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                • Borgman
                  Dauerbesucher
                  • 22.05.2016
                  • 724
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                  Interessant, danke! Da sieht man mal wieder, wie unvorbereitet ich an diesen Teil der Tour gegangen bin, notgedrungen, war ja so nicht geplant. Man sollte also auf jeden Fall ein paar Abstecher einplanen. Wenn man sich die Karte genauer ansieht, bemerkt man, dass Russelva an vier Stellen unterirdisch fließt und mehrere Zuflüsse ein paar hundert Meter oberhalb einfach "aufhören", also anscheinend auch in das Höhlensystem abtauchen. Was man bei Lars auf dem Video sieht, dürfte einer dieser Zuflüsse sein. Spannende Gegend - leider war das nicht mein bester Tag, an erine Erkundung mit irgendwelchen Klettereinlagen war gar nicht zu denken, ich wollte einfach nur ein bisschen Strecke machen . Danke für die nachträglichen Genesungswünsche , wird sich bald zeigen, ob sie nachträglich genützt haben...

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                  • Blahake

                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1441
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                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                    Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                    Wenn ich nicht ganz daneben liege, kann man die genannte Stelle im folgenden Video ab 24:15 sehen...
                    Stimmt, das ist sie!!!

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                    • Borgman
                      Dauerbesucher
                      • 22.05.2016
                      • 724
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                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                      Freitag, 13. September: Ein Tag zum Auskurieren, bitte!

                      Wenn das gestern der trockene Tag war, wie soll dann erst der nasse aussehen? Also, beim Aufstehen jedenfalls erstaunlich trocken. Schlafsack trocken, Innenzelt trocken, fast kein Kondenswasser am Außenzelt. Seltsam, dabei liegt das ganze nasse Regenzeug in der Apsis. Des Rätsels Lösung zeigt das Thermometer: 4°C, genauso „warm“ wie gestern. So ist es eigentlich auszuhalten, im Schlafsack sogar sehr gemütlich. Beim Morgenkaffee überdenke ich die verschiedenen Möglichkeiten. Eigentlich sind es nur zwei. Ein voller Wandertag scheidet aus, noch einen Tag will ich mich nicht mit angeschlagener Gesundheit an einer Strecke abmühen, die ich morgen mit mehr Kraft wahrscheinlich in der halben Zeit abreiße, das war gestern schon grenzwertig. Bleibt also entweder heute nur noch bis zur Hütte gehen und Was-auch-immer-ich-habe dort auszukurieren oder gleich hierzubleiben. Irgendwie hat sich bei mir der Gedanke festgesetzt, dass ich nur einen Tag ausruhen muss und morgen wieder total fit bin. Und? Will ich jetzt packen, das nasse Regenzeug anziehen und losgehen? Nö, will ich nicht. Die Hütte mag nicht weit weg sein, aber der Schlafsack ist näher. Dazwischen liegt der Regen.

                      Mein Bauch ist immer noch nicht in Ordnung, eigentlich genau so wie gestern, aber es scheint kein Infekt zu sein, höchstens unterschwellig. Appetit und Verdauung funktionieren normal. Nach dem Frühstück mache ich es mir im Schlafsack gemütlich und beginne mein Buch, das ich leider schon ausgelesen habe, von vorne. Daran hatte ich natürlich im Buchladen nicht gedacht, ich war so glücklich über die Saltfjellkarte.

                      Eigentlich regnet es gar nicht so schlimm heute, kein Vergleich zu dem Unwetter am Gletscher oder dem danach am Guovddelis. Vor dem Mittagessen laufe ich ein bisschen in der Gegend herum, da lässt sich sogar die Sonne kurz blicken. Aber der nächste Regen lässt nicht lange auf sich warten, und so hole ich nur noch Wasser aus dem Bach, der inzwischen munter plätschert, wo gestern nur ein, zwei Pfützen standen, und ziehe mich wieder ins Zelt zurück. Kein Wanderer den ganzen Tag, den ich mal nach einer aktuellen Vorhersage fragen könnte, dabei wohne ich direkt am Pfad. Am Nachmittag regnet es wieder stärker, und das Thermometer fällt von 8°C am Mittag in wenigen Stunden auf 3°C. Da zieht noch was Ungemütlicheres auf.


                      Samstag, 14. September: Frischer Mut

                      Mal eine Nacht lange, tief und erholsam geschlafen! Wie ein Stein, sagt man, aber am Morgen fühle ich mich überhaupt nicht versteinert, sondern quicklebendig und bereit zu neuen Taten. Und was sagt das Wetter? Schwer und satt klatschen die Tropfen auf das Außenzelt. Ich weiß schon, was das ist, bevor ich den Eingang einen Spalt öffne. Schneeregen. Der Wind schüttelt unbarmherzig Kondenswassertropfen auf das Innenzelt, die danach eine Weile brauchen, um sich durch den Stoff zu arbeiten, schließlich aber doch ihren Weg auf den Schlafsack finden.

                      Nach dem Frühstück um 08:30 Uhr lasse ich den Brenner noch eine Weile laufen, in der Hoffnung, dass wenigstens das Innenzelt trocknet. Zwecklos, das bringt gar nichts, es ist alles viel zu nass. Also packe ich super regensicher zusammen, das Boot wird mit dem Packriemen vorne über die Regenhülle geschnallt, krame noch die Neoprenhandschuhe heraus und breche gegen 10:00 Uhr auf.

                      Wind genau von vorne, es ist widerlich! Am Pfadabzweig schwenke ich nach Südosten und habe den Wind jetzt genau von der Seite. Auch nicht besser. Durch nasse Moränenlandschaft, die mir sonst eigentlich gut gefallen hätte, stapfe ich dem Pass Nordstuskaret engegen, der Schneeregen ist mittlerweile in gewöhnlichen Regen übergegangen. Sollte heute nicht ein besserer Tag sein, bevor es wieder mehr regnet? Meine letzte Vorhersage ist offenbar hoffnungslos veraltet. Will ich wirklich tagelang dem Wetter entgegenlaufen, das konstant aus Süd bis Südwest heranschiebt? Wie sieht es denn wohl auf der anderen Seite vom Saltdal aus, im Junkerdal Nationalpark? Da kommt doch vielleicht weniger Regen an. In der Hütte werde ich mal die Karte ausbreiten und den bisherigen Plan überdenken. Riecht es schon nach Rauch? Hat schon jemand den Ofen angefeuert?

                      Kurz vor zwölf stehe ich davor, Bjellåvasstua, ein Traum! Es sind sogar zwei Hütten, beide unbewohnt, eine etwas größere Haupthütte und die nicht viel kleinere Sikringshytta. Letztere lässt sich vermutlich schneller einheizen, also entscheide ich mich für diese. Vorher kurz zur Toilette, dann muss ich nicht mehr so bald raus, und weil das Holzlager direkt daneben ist, nehme ich auch schon einen Arm voll Scheite zum Nachfüllen mit. Im Vorraum lasse ich alle tropfnassen Sachen erst mal liegen und trage mich, oberkorrekt wie ich bin, erst ins Besuchsregister ein, bevor ich irgendwas anfasse.

                      Jetzt darf der Jøtul mal zeigen, was er kann, mit Birkenrinde und einer Verschlusskappe voll Spiritus lodert schnell ein herrliches Feuer im Öfchen. Zelt, Regenjacke, Regenhose und Rucksackhülle kommen auf das Trockengestell direkt am Ofen, wo sie sofort anfangen, vor sich hin zu tropfen, alle anderen Sachen und der Schlafsack auf Stühle drum herum. Zwei Nächte hat hier niemand geschlafen, es wird langsam ruhig im Saltfjell. Ich überlege, ob ich mir was kochen soll, bleibe dann aber doch beim üblichen Mittagessen, Kornmo und Käse. Von den leckeren Äpfeln ist leider keiner übrig. In der Küche steht eine unangebrochene Packung Vollmilchpulver, man kann das anscheinend doch kaufen in Norwegen… wüsste nur zu gern, wo.

                      Nach einer Stunde ist es richtig schön warm in der Hütte. So lange die Sachen noch trocken, will ich hierbleiben und dann weitergehen. Mittlerweile steht auch der neue Plan. Wenn ich auf dem kürzesten Weg nach Osten gehe, also nach Bleiknes, habe ich wieder Mobilnetz und kann eine Wettervorhersage einholen. Dann reichen die verbleibenden Tage immer noch für eine Runde im Junkerdal Nationalpark, und ich kann von Lønsdal zurück nach Bodø fahren. Das hat auch den Vorteil, dass ich von der ganzen Strecke nur das letzte Stück vom Junkerdal bis Lønsdal schon kenne, alles andere ist Neuland. Mal sehen, welche Halbwertzeit dieser Plan hat. Oh, warum ist es plötzlich so hell? Da scheint doch tatsächlich kurz die Sonne durchs Fenster, in wildem Galopp verfolgt vom nächsten Regenschauer.

                      Eine weitere Stunde später scheint das Wetter sich zu beruhigen. Das war mal eine durch und durch befriedigende Pause. Bis auf die Stiefel ist alles knochentrocken. Neoprenhandschuhe sollte man übrigens nicht zu nah an den Ofen hängen. Bevor sie zu einem schwarzen Klumpen schmelzen, stinken sie allerdings nach verbranntem Gummi, so dass man sie gerade eben noch retten kann. Einmal ausfegen, letzter Blick durch die Hütte, es geht weiter. Saltdal 14km steht auf dem Wegweiser.


                      Bjellåvasstua, Hovedhytta


                      Bjellåvasstua, Sikringshytta







                      Der Strand am Nordende vom Nordre Bjøllåvatn ist toll! Wie gern hätte ich hier eine Nacht gezeltet. Er besteht aus Millionen von faustgroßen, abgerundeten Steinen. Ich folge gut gelaunt weiter dem Pfad, der ab hier aus der doch etwas nassen Ebene zum Pass am Steinfjell stetig ansteigt. Der straffe Südwestwind treibt zwar immer noch dicke Wolken vor sich her, die sich aber nicht abregnen, sondern offenbar höher steigen. Sogar Ørfjellet im Südosten, mit 1751m meines Wissens der höchste Berg der Gegend, ist schon wolkenfrei.


                      Blick zurück zum Nordre Bjøllåvatn


                      Ørfjellet taucht im Hintergrund auf


                      Sehr angenehmes Gelände auf dem Pass


                      Moränenlandschaft


                      Blick nach Osten zum Solvågfjell


                      Blick nach Norden zum Hessihompvatn

                      Vom langgezogenen Pass hat man schon einen tollen Blick auf die Berge östlich des Saltdals. Die sind mein neues Ziel, es mach gerade richtig Spaß. Endlich wieder! Die letzten Tage waren wirklich nicht so dolle. Ich spüre, dass die schlechte Phase vorbei ist und ich mich mit neuer Kraft auf die dritte Urlaubswoche freuen kann. Als es nach dem Pass bergab geht, sehe ich zwei Menschen quer zu meinem Pfad nach Norden gehen. Zu weit weg, um Hallo zu sagen. Außerdem sind Jäger erfahrungsgemäß nicht sehr gesprächig. Zwanzig Minuten später knallen die Schüsse aus unterschiedlichen Richtungen, es ist also noch eine andere Jagdgruppe unterwegs.


                      Noch mal Solvågfjellet




                      Ørfjellet



                      Ich laufe noch ein gutes Stück abwärts, bis ich das Saltdal überblicke, und suche dann einen Platz für die Nacht. Ganz runter ins Tal will ich heute auf keinen Fall. Nach dem Regen ist hier alles sehr nass, die ebenen Stellen mit matschigem Moos bedeckt, und so wird es ein halbwegs ebener, leicht nasser Platz, wird schon gehen. Heute kann sowieso nichts meine gute Laune trüben, ich bin sehr zufrieden mit dem Tag, der so blöd angefangen hat. Als gegen 17:00 Uhr das Zelt steht, suche ich noch flache Steine zusammen, um die Apsis damit zu pflastern und wasche mich gründlich im Bach. Es beginnt wieder leicht zu regnen und kühlt noch ein bisschen ab, das Thermometer kommt nur noch auf ein Grad Plus. Während das Kaffeewasser kocht, funke ich schon mal meine Frau an, aber das Netz ist sehr instabil. Also schreibe ich eine SMS mit der Bitte um das Wetter für mein neues Ziel und hoffe, dass die durchgeht. Reicht ja auch morgen früh.

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                      • Mortias
                        Fuchs
                        • 10.06.2004
                        • 1203
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                        #71
                        AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                        Sehr schön zu lesen, dass Du wieder neue Kraft und Motivation geschöpft hast und weiterwandern konntest. Die Landschaft sieht zumindest echt schick aus. Und krass auch, dass der Herbst so schnell Einzug gehalten hat. Bin mal gespannt wie's noch weitergeht. Da ich selbst noch nie im Saltfjell war, kann ich da sicher noch einiges bei lernen.

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                        • Ditschi
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                          Liebt das Forum
                          • 20.07.2009
                          • 12363
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                          #72
                          AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                          Sehr schöner Bericht mit tollen Bildern.
                          Wir waren ja zur gleichen Zeit 3 Wochen mit Auto und Zeltanhänger im Norden Lapplands. Kein Trekking, sondern ein ganz anderer Ansatz, weil wir möglichst viel sehen wollten. Und nicht nur Landschaft, sondern Stadt und Land, Kunst und Kultur.
                          Auf besonders schönen Campingplätzen sind wir auch einmal zwei bis drei Tage geblieben und mit Tagestouren in diese malerischen Landschaft in den Herbstfarben hinausgewandert.
                          Anderer Ansatz, aber das Wetter war halt gleich. Nachts erster Frost, Regen, Eisregen, erster Schnee auf den Höhenlagen, auch Sonne, einstellige Tagestemperaturen oft knapp über 0°. Und Heizung im Zelt hatten wir auch nicht.
                          Da ist mir dieser Satz haften geblieben:
                          Zitat Borgmann:
                          Mir ist im T-Shirt noch zu warm, schade, dass ich keine kurze Hose dabei habe. Aber ich war ja auch 12 Tage nur an der frischen Luft, da ändert sich das Temperaturempfinden.
                          So ist es! Auf einem Campingplatz kam ein freundlicher Eigner eines Wohnmobils zu uns. Ein kleiner Plausch, aber dann wurde ihm zu kalt. Er lud uns in sein Wohnmobil ein, denn dort sei ja wenigstens geheizt. Das war nun unser Problem, denn uns war klar, daß wir wohl frieren würden, wenn wir da wieder raus sind. So haben wir genau mit der Begründung dankend abgelehnt, obwohl wir gegen den Kontakt nichts einzuwenden hatten. Er hat es auch verstanden. So haben wir zu keiner Zeit gefroren.
                          Es vergeht seit dem Urlaub kaum ein Tag, an dem meine Frau und ich uns nicht gegenseitig versichern, daß wir sofort wieder losfahren könnten. Wer verstehen will, warum, schaue sich Deine Bilder an.
                          Ditschi

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                          • Borgman
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                            • 22.05.2016
                            • 724
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                            #73
                            AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                            @ Mortias: Jedenfalls geht es nicht im Saltfjell weiter, da muss ich Dich enttäuschen . Zum Glück gibt es darüber schon eine Menge anderer Berichte, die Du lesen kannst. Das mit den plötzlich explodierenden Herbstfarben, wo vorher die Birkenblätter erst anfingen gelb zu werden, kann ich mir auch nicht ganz erklären. Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Pflanzen auf den Hochflächen südlich vom Jarbrudal andere Bedingungen haben... vorher war ich ja für zwei Tage eher in geschützen Tälern unterwegs.

                            @ Ditschi: Klar, da gebe ich Dir recht, man kann den Herbst in Lappland auch mit einem ganz anderen Ansatz sehr intensiv erleben. Als meine Frau noch manchmal mit in den Norden kam, sind wir meist eine Woche gewandert und haben dann eine Rundreise gemacht, das war auch toll, man bekommt viel mehr von Land und Leuten mit als auf so einer langen Streckenwanderung.

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                            • Ditschi
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                              Liebt das Forum
                              • 20.07.2009
                              • 12363
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                              #74
                              AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                              @ Borgmann, danke für die Rückmeldung. Ich wollte aber mit Deinem richtigen Hinweis auf die Veränderung des Temperaturempfindens eigentlich weniger auf die Unterschiede der Reiseart, sondern mehr auf die Gemeinsamkeit dieser speziellen Reiseerfahrung abstellen.
                              Ditschi

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                              • TilmannG
                                Fuchs
                                • 29.10.2013
                                • 1334
                                • Privat

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                                #75
                                AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                                Hei Borgmann,
                                auch unsere Wege haben sich diesen Sommer gekreuzt. Auf den Linnajávrre haben wir einen Monat vor dir geschaut. Hatten dort eine sehr kritsiche Situation und befürchteten, unsere Tour über die Kraftwerksstraße im Gjerdalen abbrechen zu müssen. Ich möchte bald erzählen...


                                Dir vielen Dank für deinen umfangreichen Bericht und die schönen Fotos!

                                Viele Grüße von Tilmann
                                http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                • andrea2
                                  Dauerbesucher
                                  • 23.09.2010
                                  • 944
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                                  #76
                                  AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                                  Gut, dass es dir wieder besser ging.

                                  Die Herbstfarben sind wunderschön. Ich denke, dass es dort schon strenger gefroren hat und im Tal nicht. Uns ging es im Arjeplogsfjällen vor drei Jahren ähnlich. Wir zelteten im Tal und als wir dann wieder weiter aufstiegen wurde er über Nacht bunt.

                                  Ich mag den Herbst (und den Frühsommer) sowieso viel lieber als den Hochsommer wenn alles nur grün ist. Nur weiß sollte es nicht gleich werden.

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                                  • Borgman
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                                    • 22.05.2016
                                    • 724
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                                    #77
                                    AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                                    @ Ditschi: Ach so, na klar, ich bin immer wieder überrascht, wie schnell sich mein Temperaturempfinden an kühlere Witterung anpasst, das ist auf dem Campingplatz nicht anders als beim Wandern. Bei Wärme dagegen funktioniert das bei mir (anders als z.B. bei meiner Frau) überhaupt nicht. Interessant und auch einleuchtend finde ich, dass Ihr geheizte Räume offenbar sogar meidet um nicht zu frieren. Meine Frau findet das garantiert total unlogisch, sie friert auch nach ein paar Tagen draußen trotzdem noch

                                    @ Tilmann: Tolles Foto! Was für hammermäßig dynamische Wolken! Frage mich, von wo das aufgenommen ist … ist der Berg im Vordergrund vielleicht Tjåkkultjårro (Midtifjellet)? … hmm, stimmt von der Perspektive nicht so ganz mit meinen Fotos überein … irgendwo am Tjåhkkul?

                                    Was Du von Eurer Tour andeutest, klingt auf jeden Fall sehr spannend. Eine sehr kritische Situation, was mag das sein? Fängst Du bald an zu erzählen?

                                    @ Andrea: Manchmal gibt es ja auch im Sommer Farbkleckse, z.B. von Bergblumen, aber ich teile eindeutig Deine Vorliebe für den Herbst. Nicht nur wegen der Farben, sondern auch wegen der Veränderungen in der Natur, die im September oft von einem Tag auf den nächsten passieren. Und dazu gehört auch der erste Schnee, finde ich, der dann unsere kleinen Menschenpläne einfach so über den Haufen wirft. Dazu sind doch Pläne da, oder nicht?

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                                    • TilmannG
                                      Fuchs
                                      • 29.10.2013
                                      • 1334
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                                      #78
                                      AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                                      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                      ...
                                      @ Tilmann: Tolles Foto! Was für hammermäßig dynamische Wolken! Frage mich, von wo das aufgenommen ist … ist der Berg im Vordergrund vielleicht Tjåkkultjårro (Midtifjellet)? … hmm, stimmt von der Perspektive nicht so ganz mit meinen Fotos überein … irgendwo am Tjåhkkul?

                                      Was Du von Eurer Tour andeutest, klingt auf jeden Fall sehr spannend. Eine sehr kritische Situation, was mag das sein? Fängst Du bald an zu erzählen?

                                      ....
                                      Das Foto ist von der südlichen Talseite aufgenommen, etwas oberhalb der Talsohle bei Elvkjosen, nur wenige 100m entfernt von der Grenze. Wir hatten dort ein (gemütliches) Notlager nach einer Knieverletzung.

                                      Mit den Fotos wäre ich jetzt durch, beruflich ist es gerade stramm, würde aber gern noch im Nov beginnen.

                                      Hattest du auf der Kraftwerksstraße im Gjerdal irgendwelchen Verkehr?

                                      Jetzt möcht ich aber auch nicht weiter stören und wünsch dir noch viel Erfolg mit deinem gelungenen Bericht!

                                      Viele Grüße von Tilmann
                                      http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                                      • Borgman
                                        Dauerbesucher
                                        • 22.05.2016
                                        • 724
                                        • Privat

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                                        #79
                                        AW: [NO][SE] Nass in den Herbst - Sulitjelma bis Gjerdalen und eine Runde in Sal

                                        Zitat von TilmannG Beitrag anzeigen
                                        Mit den Fotos wäre ich jetzt durch, beruflich ist es gerade stramm, würde aber gern noch im Nov beginnen.

                                        Hattest du auf der Kraftwerksstraße im Gjerdal irgendwelchen Verkehr?
                                        Zwei oder drei Autos waren am Morgen talaufwärts unterwegs, ansonsten war es bis zu einer Baustelle ein paar Kilometer unterhalb vom Gjerdalsvatn sehr ruhig.

                                        Dann können wir uns ja bald auf Deinen Bericht freuen. Ich bin zur Zeit beruflich auch stark eingespannt, deshalb geht es nicht so schnell wie ich gerne hätte, aber jetzt schon mal der erste Tag vom neuen Plan:


                                        Sonntag, 15. September: Quer durch das Saltdal nach Osten

                                        Gestern am späten Abend wurde es frostig kalt, lange Zeit wurde mit überhaupt nicht warm im Schlafsack. Noch mal den Reißverschluss öffnen und mehr anziehen wollte ich aber auch nicht oder war einfach zu faul, dachte, es wird schon gehen. Ging ja auch. Letzten Endes konnte ich ein paar Stunden mittelgut schlafen. Dafür ist der Schlafsack heute früh eine richtige Schwitztüte. Irgendwann in der Nacht muss es deutlich wärmer geworden sein. Na ja, 3°C sagt das Thermometer, weniger als geschätzt, dabei leichter Regen.

                                        Nach dem Frühkaffee schicke ich noch eine SMS an meine Frau, dann trudeln zwei Nachrichten ein, die sie gestern schon abgeschickt hat. Eine ist unvollständig durchgekommen, aber was da steht klingt gut. Ganz anders als die letzte Ansage. Kühl und windig soll es sein, aber zumindest für zwei Tage trocken. Nach dem Frühstück um 09:00 Uhr warte ich noch einen Regenschauer ab und bin anderthalb Stunden später abmarschbereit.

                                        Erst mal geht es auf dem guten Pfad immer weiter bergab. Gut, dass die Handschuhe getrocknet sind, denn es ist ganz schön kalt im Wind. Die Berge im Osten befreien sich gerade von den Wolken, die ihre Gipfel belagern. Eigentlich passt es mir gar nicht, jetzt ins Saltdal abzusteigen, in die Zivilisation, aber die einzige andere Möglichkeit wäre, zurück über den Pass zu gehen, von dem ich komme. Bei den guten Wetteraussichten hätte ich eigentlich im Saltfjell bleiben können, statt kreuz und quer durch die Gegend zu laufen.


                                        Solvågfjellet

                                        Weiter unten komme ich in schönen Kiefernwald, der auch den Wind ein bisschen abhält. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur Bahnlinie. Dahinter beginnt eine Schotterstraße, der ich bis zur Brücke über die Saltelva folge. Netter Paddelfluss, denke ich, nur leider so gar nicht meine Richtung. Und halt immer die E6 nebendran. Bevor ich über die Brücke auf diese Straße einschwenke, mache ich eine halbe Stunde Pause, esse ein paar Kekse und studiere die Karte. Mehr als zwei Kilometer muss ich nicht neben den Autos gehen, dann zweigt schon ein Waldweg ab, den ich nehmen kann. Gut, dann mal los, umso eher hab ich es hinter mir.


                                        Saltelva

                                        Zum Glück muss ich wenigstens nicht direkt auf der E6 gehen, denn eine kleinere, ebenfalls asphaltierte Straße für die Anwohner läuft immer parallel. Hinter dem Abzweig nach Bleiknes nehme ich die erste Straße rechts, komme noch an ein paar Häusern vorbei und stehe hinter einem wilden LKW-Friedhof vor einem Eisentor, das den Waldweg absperrt. Das ist nur mit einem Riegel verschlossen, also vermutlich ein Weidetor. Einen Hinweis auf den markierten Pfad, der laut Karte weiter oben nach Osten abzweigen soll, gibt es nicht. Ist vielleicht nicht der offizielle Einstieg, oder der Pfad wird nicht besonders gut gepflegt. Dass die Wanderer diesen rauen, steilen Weg zum Ausgangspunkt hochfahren sollen, halte ich für unwahrscheinlich. Ich komme jedenfalls schnell ins Schwitzen.



                                        Für knapp zwei Kilometer und knapp 200 Höhenmeter bis zum nächsten Bach, dachte ich, muss ich kein Wasser mitnehmen. Aber was ist das? Als ich verschwitzt und durstig auf einen überwachsenen Nebenweg abzweige, der kurz danach das Bachbett quert, stelle ich überrascht fest, dass der Bach mit dem stolzen Namen Bleikneselva keinen Tropfen Wasser führt. Komplett trocken. Das kann doch nicht sein! Weiter oben sind Moore und Seen, hier muss es doch Wasser geben. Außerdem ist nach mehr als drei Wanderstunden längst Zeit für die Mittagspause. Ich lasse den Rucksack stehen und gehe im Bachbett hoch. Und tatsächlich stoße ich bald auf ein sprudelndes Rinnsal, Glück gehabt!

                                        Allmählich lösen sich die Wolken auf, und an meinem windgeschützten Pausenplatz verbreitet sich noch einmal fast so etwas wie spätsommerliche Gemütlichkeit. Einer der Momente, die Mitte September immer seltener werden. Als ich nach zwei Stunden weiter den Weg hochgehe, ist es im empfindlich kalten Wind mit der Gemütlichkeit auch schon vorbei. Bald stößt von Westen ein zweiter Weg dazu, und kurz danach zweigt tatsächlich der markierte Pfad ab. Jetzt kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. Außer, dass der Pfad an einer sehr zugigen Hütte endet, Siriheim, die eher ein umschlossener Windschutz ist als eine richtige Hütte. Ein paar raue Bänke und ein Stapel Holz sind schon die ganze Ausstattung.


                                        Siriheim

                                        Dahinter geht der Pfad nicht weiter, muss ich wohl einen Abzweig verpasst haben. Nach kurzer Suche finde ich im Wald einen Wegweiser, auf dem steht Evenesdalen. Das ist das Tal im Norden, wo ich doch eigentlich nach Osten will. Scheint aber der einzige Pfad zu sein, also folge ich ihm mit leisen Zweifeln. Er quert ein Moor, dahinter geht es hoch zu einem kleinen See, das muss Seidivatnet sein. Doch, das ist der richtige Pfad. Moor, Kiefern, sanfte Hügel mit dicken Moos- und Beerenpolstern, hier sieht ganz es genau so aus wie Nord Trøndelag. Manche finden das langweilig, aber mich berührt diese unspektakuläre Landschaft auch.


                                        Nord-Trøndelag-Feeling



                                        Nach dem Seidivatn steigt der Pfad noch für 120 Höhenmeter an, netterweise genau auf der Leeseite des Hangs. Als ich schon gar nicht mehr an den Wind denke, schlägt er mir hinter einem letzten schützenden Hügel plötzlich eiskalt entgegen, die Hochebene ist erreicht. Vor mir liegt leuchtend blau der kleine See Krokvatn, gesäumt von ebenso leuchtend gelben Birken, dahinter erheben sich in einer Reihe Solvågfjellet, Båtfjellet und Satertinden, mit Neuschnee gesprenkelt, von Wolken belagert. Ist das ein hammergeiler Platz! Hier will ich bleiben, auch wenn es eigentlich noch zu früh ist. Östlich vom See steht eine private Hütte, südlich davon noch eine, die stören mich überhaupt nicht


                                        Krokvatnet mit Båtfjellet und Solvågfjellet im Hintergrund

                                        Das Gelände sieht auf den ersten Blick auch passend aus, erweist sich allerdings bei näherer Betrachtung als eher ungeeignet, denn unter der dünnen Vegetationsdecke ist alles steinig. Und so schön es hier aussieht, ein bisschen windgeschützt wäre nicht verkehrt. Zuerst laufe ich einmal kreuz und quer über das offene Gelände am See und verwerfe nacheinander jede mögliche Stelle. Schade, hier werde ich nichts finden. Oder doch? Da könnte es gehen, zwar nicht windgeschützt und etwas weiter weg vom Wasser, aber eben. Sogar die Heringe halten einigermaßen.



                                        Jetzt muss ich noch richtig sauber werden, heute steht unaufschiebbar das volle Programm an. Haare waschen, rasieren, Unterwäsche waschen. Das kann ja heiter werden. Der Wind weht ungehindert aus Südwesten über den See und ist so kalt, dass ich von der Zeltplatzsuche schon durchgefroren bin. 3°C sagt das Thermometer. Wenigstens warmes Wasser für die Haare bitte, und so lange der Kocher seine Arbeit verrichtet einmal Aufwärmen im Zelt. Mit dem heißen Topf, Tasse, Waschlappen, Rasierer, Spiegel und Seife suche ich mir eine flache Felsplatte am Wasser und beginne mein Werk, das man heute nicht anders als heldenhaft nennen kann. Na ja, jedenfalls ist es äußerst ungemütlich. Die Hände sind schon steifgefroren und fühlen sich gar nicht mehr an als gehörten sie zu mir. Nur noch Wäschewaschen. Dafür hätte ich eigentlich noch mal Wasser kochen können, aber das Zelt ist zu weit weg, Ich will endlich raus aus dem Wind, oder wenigstens warme Sachen anziehen.

                                        Nachdem das endlich erledigt ist, steht die Sonne schon tief und lässt alle Farben so intensiv wie überhaupt nur möglich aufleuchten. Da muss ich natürlich noch ein paar Fotos machen. Der Kaffee, den ich jetzt dringend bräuchte um wieder Gefühl in die Finger zu kriegen, kann warten. Und größere Steine zur Verstärkung der Heringe muss ich vorher auch noch suchen, so ganz ist dem Wind nicht zu trauen. Ich will auf keinen Fall später raus müssen, sollte er noch mal zulegen.








                                        Der Berg im Hintergrund ist Ørfjellet

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                                          Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
                                          Jetzt muss ich noch richtig sauber werden, heute steht unaufschiebbar das volle Programm an.
                                          Mensch Bernd, was sind denn das für Anfängerfehler?? Sich die isolierende Fettschicht runterzuwaschen... ts ts ts.

                                          Also wenn Lars Monsen auf Wintertour geht, hört er schon 1 Woche vorher auf, sich zu waschen. Man ist dann zwar etwas "møkkete", aber friert weniger.

                                          Ansonsten wie immer ein toller Bericht von Dir: gediegener Text und super Fotos!

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