[DE], 1x den seniorenteller bitte! im zinklager bei schongau am lech

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  • danobaja
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    [DE], 1x den seniorenteller bitte! im zinklager bei schongau am lech

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    einmal den seniorenteller, bitte! im zinklager bei schongau am lech. ende august 2019.

    wann hat man schon mal die gelegenheit auf den pfaden der jugend zu wandeln? in den letzten jahrzehnten war ich genau 1x an einem der schönsten plätze am lech bei schongau zum zelten. an silvester in 2005.

    bei einem arbeitseinsatz ergab sich eine änderung. anstatt einen dachstuhl zusammenzuflicken konnte ich meinen neuen rucksack nochmal testen. durch eine glückliche fügung des schicksals hatte ich ihn rein zufällig fertig gepackt im auto liegen.

    los gings an einem samstag nachmittag, ende august 2019. ich startete in dem dachzimmer, im hause meiner eltern, das ich selbst ende der 70er ausgebaut habe. früher gab es am ende der strasse ein kleines 50x20m pappelwäldchen, direkt dahinter fing der richtige wald an. natürlich musste es über kurz oder lang einem einfamilienhaus weichen. aaaaber anstatt wald, den richtigen mein ich, kommt hinter dem verschwundenen wäldchen haus an haus. ein ganzes wohngebiet wurde gebaut, der wald verschwand für 500m. wo ich als kind einfach auf dem "fahrradschleichweg" im wald verschwunden bin muss ich heute auf teer um eingewachsene häuser herumlaufen. der neue streifen wohngebiet wurde nochmal um 2 weitere ergänzt. die alm, die früher mitten im wald lag ist heute umzingelt von wohnhäusern. unterwegs begegnet mir auch noch mein lieblingspolizist. er fotografiert gerade hakenkreuze die kürzlich auf fusswege und bushaltestellen gesprayt worden sind. ich schenke ihm mein fettestes grinsen, er versteht mich und verschwindet wortlos in seinem vw-bus.

    ich erreichte schnell die grosse kreuzung. der weg am waldrand führt jetzt mitten durch die neuen wohngebiete, der querweg der diagonal zur kante des alten lechufers führt ist grosszügig ausgebaut und geschottert. ich nehme ihn trotzdem, es gibt nichts besseres. bereits nach wenigen metern begrüsst mich ein fliegenpilz und will mitgenommen werden. mir ist nicht nach gesellschaft heute abend, ich erkläre ihm aber rücksichtsvoll dass mein rucksack bereits voll ist und lasse ihn stehen.

    immerhin bin ich im wald, anstatt nach 150m nach ungefähr 1,5 kilometer. ab hier war als kind immer abmelden zuhause angesagt. natürlich bevor es losging. und abends um 6 zum abendessen zuhause zu sein war pflicht. und es ging auch immer ohne uhr. aber weil das zuverlässig klappte konnte ich mich nach der hausaufgabe jeden tag in den wald verziehen wenn nicht fussball gespielt wurde.

    am ende der diagonale musste eine entscheidung her. über die inzwischen in den 90ern gebaute umgehungsstrasse gab es nur 2 wege. den tunnel neben der neuen brücke, auf der die umgehung über den lechstausee führt, oder die brücke im wald über die umgehung. ich entschied mich für die brücke im wald weil ich gespannt war ob es die "alte alm" noch gibt. ganz früher konnte man da noch was zu trinken und eine kleine kalte brotzeit bekommen. aber schon als kind wurde der gastbetrieb eingestellt, nur der trog für die schumpen war immer noch gut mit wasser gefüllt gewesen.

    also über die fussgängerbrücke, schnell ein foto von der umgehung mit dem dröhnenden verkehr wo früher die ruhe des waldes herrschte. die hütte eines schulfreundes, füher nahezu unsichtbar mitten im wald, kann ich von der brücke aus sehen. ich könnte heulen, unter mir rumpeln die autos durch, ein motorrad jault mit 100 im ersten gang vorbei. nix wie weg.

    die umgehungsstrasse über den stausee


    und tatsächlich, die alm stand noch, sogar in ordentlichem zustand. der wassertrog war mit schilf bewachsen und trocken. ein paar hundert meter weiter komme ich zur grossen wiese. heute ist sie naturschutzgebiet. die alte schranke, immer war sie ein blödes hinderniss mit dem rad, man musste absteigen um die schranke zu umkurven, war abmontiert. die betonplatte war noch im boden. aus dem feldweg mit grasigem mittelstreifen war eine knallharte schotterpiste geworden. die wollte ich mir für den rückweg aufheben. also schnell 100m zurück und dann an der kante des hochufers entlang. auf dem lechhöhenweg in richtung burggen. die kleine hütte, die früher immer befeiert wurde am wochenende war verlassen. aber das outhouse stand immer noch, immer noch halb in der luft hängend, im steilhang.

    meine lieblingsbuche stand auch immer noch. noch mächtiger. mit 12, 13 bin ich schon auf ihren ästen gelegen. jetzt hätte ich schwierigkeiten zum untersten hoch zu kommen. nach kurzer, inniger umarmung gings gleich nebendran dann den steilhang weglos hinunter. naja, ganz weglos nicht. aber der ganze einschnitt war der weg, es lang kein einziger ast herum über den man hätte stolpern können, es gab keine spur der man hätte folgen können. ich stieg übervorsichtig ab. mein knie hatte auf dem schrägen dach vormittags schon gelitten, ganz entlasten ging auch mit den stöcken nicht. die spitzkehren mussten sein und damit kam gewicht darauf. 50 höhenmeter tiefer war es geschafft. das kleine stück altes flussbett, ca. 5 m über dem stausee, war erreicht. der moosteppich war noch unverändert, die flachen stellen zum zelten immer noch frei. eine der mächtigen fichten war umgekracht, abgebrochen in einem meter höhe.

    es schien unverändert. feuerstelle, die alte axt war immer noch da!, gleich dahinter ein scherbenhaufen. auch wie früher. und wie immer ein bischen holz zum feuer starten. auch wie immer machte ich keines, ich sitze gerne im dunkeln. feuer brauch ich nur wenn ich darauf kochen will.

    den rucksack abgeworfen, erstmal bissl rumschauen. hier gibts tatsächlich pilze. aber ja, am alpenrand hats geregnet. eine 3er gruppe hoher fichten ist dem borkenkäfer zum opfer gefallen, ein weiterer baum wurde mit der kettensäge bereits zu brennholz verarbeitet.
    eine alte feuerstelle vor den bäumen ist inzwischen mit moos bewachsen, erste gräser spitzen hindurch. früher standen büsche zwischen feuerstelle und dem oberhalb am see gelegenen hof und verdeckten die sicht darauf. jetzt war die feuerstelle so gelegt worden, dass wiederum büsche den direkten blick verdeckten. und eine kleine feuerstelle unter den bäumen war neu.

    perlpilz


    die axt ist schon ewig hier



    weit hinten, lechaufwärts donnerte es. bei mir war nur locker bewölkt. das signal war bekannt. wenns da hinten donnert gibts im besten fall einen kurzen schauer, im schlimmsten fall zieht das gewitter den fluss herab. das kann dann schon ganz schön beeindruckend werden, auch hier unter den bäumen.

    die neue feuerstelle, wahrscheinlich auch schon lange dort, ist im weg. aber nebendran ist noch platz. flach und tannennadelweich. die heringe gehen rein wie nichts und halten bombenfest. wo kein knoten ist kann auch nichts aufgehen. wie immer werden die leinen der beiden spitzen einfach um den hering gewickelt.

    im nu steht das notch, ich öffne beide enden um für guten durchzug zu sorgen. das zelt wird ein- und der rucksack leergeräumt. ich bekomme die schaummatte, die ich gerne als erstes ins zelt legen wollte, nicht herausgezogen. jetzt liegt alles in der apsis, dann kann die matte ins zelt, der quilt obendrauf, der kochtopf geht nach draussen, die leeren wasserflaschen auch. den leeren, gestelllosen rucksack kann ich klein zusammenrollen, der könnte zum kopfkissen beitragen wenn nötig.

    knoten werden überbewertet


    blick flussaufwärts


    schöne flache stelle


    der abstieg hinunter zum wasser ist immer noch genauso steil wie früher. es geht 4m hinunter, fast senkrecht, kleinste fusstritte auf erde und fels. unten ist alles glitschig, ich schliddere herum während ich mich ausziehe. das wasser ist angenehm kühl. sauber und frisch kraxel ich wieder hoch.

    nur wenige meter weiter durchs hohe gras ist der bach. früher war eine röhre eingebaut von der aus man seine töpfe und flaschen einfach füllen konnte. die war weg, ich grub ein kleines loch im bachlauf. meine schuhe füllten sich im sumpfigen gelände schneller auf wie die tasse mit der ich abschöpfte um die flaschen zu füllen. mit 2,5 l des kostbaren nass in den händen quatsche ich zurück zum zelt. schnell den kocher aufgebaut und wasser hingestellt. schuhe und socken ausgezogen. der kocher braucht dringend einen windschutz, es ist kein wind und es dauert trotzdem ungewohnt lange bis das wasser kaffeetemperatur hat. nein eigentlich ist es viel zu heiss, aber so wickel ich die socken um die tasse, die werden fast trocken bis ich mit dem kaffee fertig bin.

    wie früher auch schon hab ich die vorräte meiner mutter geplündert und hab mir 250g hörnchen und tomatensosse mit mozarella im beutel eingesteckt. ich mache weiter wasser heiss, geniesse die aussicht, fotografiere ein bischen und als das wasser heiss ist werf ich nudeln und sosse hinein und stells zum ziehen auf den boden. der aufschraubkocher vom ali ist klein, leicht, preiswert und hübsch anzusehen. das titan hat sich schon schön bunt verfärbt. wenn der mal erwachsen ist wird der mein freund. ich bin halt sehr viel im winter unterwegs, und das ist mein massstab. im sommer ists egal, aber im winter klapperst du dir die zähne kaputt während du aufs heisse wasser wartest. da muss das schneller gehen. der kleine durfte mit weil die leistungsstarken kocher halt auch alle grösser und schwerer sind. im sommer mag ich ihn schon, nur nen windschutz brauch ich/er noch.

    während die nudeln ziehen versuche ich den kaffee zu trinken, das klappt nicht so gut, weil das zeug ist so fu**ing heiss, ich kann die tasse kaum halten, und das obwohl ich ja die socken rumgewickelt hab. ich geh spazieren, die tasse, ganz am rand gegriffen, trage ich mit. ab und zu schwappt was bis zum finger hoch, ich bin mehrmals versucht los zu lassen. aber echte kerle verschütten keinen kaffee.

    ein parasol streckt sich aus dem hohen gras. der will morgen mit nach hause mit mir. vorsichthalber mache ich einen knoten in mein mentales taschentuch. jetzt muss ich die tasse doch abstellen bevor ich verschütte, aber ich will über stock und stein zur kante. von dort kann ich sehen, dass jemand am gaulagerplatz am ufer ist. ich kann auch die fetten stromleitungen sehen die sich über den stausee spannen, ebenso die noch fettere brücke der umgehungsstrasse. wumms macht es wenn ein schwerer lkw auf die brücke fährt. ich kann es bis hierher hören. auf dem see grölt eine gruppe junger leute im schlauchboot. das war schon immer ein gewohntes bild am wochenende im sommer.

    der schwärzeste wäschetrockner der welt!


    parasol


    riverrafter, loud and noisy


    bei gutem wetter ist das befahren des lechs durch die litzauer schleife ein beliebtes freizeitvergnügen. man kann gut einsetzen, befährt das letze stück naturbelassenen lech in deutschland ohne grossen aufwand. nach der litzauer schleife kommt der obere schongauer stausee mit meinem zeltplatz. der see hat genug strömung, man muss nicht viel rudern um zum anleger neben der staumauer zu kommen. als jugendlicher bin ich noch auf dem gefrorenen stausee mit schlittschuhen bis zur litzauer schleife hochgefahren. wenn das eis gekracht hat war es zeit umzukehren, dabei galt es den kanal mit der strömung zu vermeiden. wir waren 5 oder 6 leute, die so weit flussaufwärts fuhren. nie ist jemand was passiert dabei. auf dem see oberhalb der staumauer wurde regelmässig schlittschuh gefahren und auch ein eishockeyspielfeld wurde gelegentlich mal freigeräumt. das war damals als es noch winter gab und lange bevor sich rudi carell über mangelnde klimaerwärmung im sommer beklagte.

    die nudeln haben inzwischen das ganze wasser aufgenommen und sind fertig. ich stelle den kaffee weg und esse erstmal. der erste regentropfen geht mittig aufs linke brillenglas während ich noch der untergehenden sonne zuschaue. da es beim gelegentlichen tropfen bleibt esse ich weiter, trage aber schon mal den kocher und den hocker in die apsis. auch die kamera räume ich auf. bevor ich aufgegessen habe bin ich im zelt, es regenet zu stark und tropft durchs nadeldach hindurch.

    ich esse fertig und träume eine stunde weg. es ist fast ganz dunkel und ganz ohne regen. lechaufwärts blitzt und donnert es leise und auch aus richtung ammersee leuchtet es immer wieder herüber. von dort kommt lautes donnergrollen. ich stehe lange draussen und geniesse das naturschauspiel. immer wieder fallen ein paar tropfen, aber es regenet nie. am gaulagerplatz brennt kein feuer, das ist ungewöhnlich. es ist warm und feuchtschwül. der mond schaut durch die wolkendecke, ein flugzeug donnert über mich hinweg. die brücke wummst. ein ast knackt, eingebildete schatten huschen vorbei. ich beschliesse ein paar fotos zu machen und spiele mit dem blitzlicht und der stirnlampe im zelt herum. fräulein henriette notch ist schon ne hübsche. sehr fotogen.


    henriette n., meine immer willige begleiterin



    während ich versuche einzuschlafen kann ich nicht vermeiden mich vom lärm da draussen gestört zu fühlen. wo früher wirklich ruhe war wenns mal dunkel war ist heute der lärm der strasse, und die flugzeuge donnern in regelmässigen abständen über mich hinweg. beides ist deutlich lauter als die regentropfen die jetzt auch wieder regelmässig fallen. ich lese eine seite castaneda und schlafe ein während ich über meine betroffenheit nachdenke.
    Zuletzt geändert von danobaja; 09.09.2019, 20:14. Grund: rechtschreibfella entdeckt
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    #2
    AW: [DE], 1x den seniorenteller bitte! im zinklager bei schongau am lech

    irgendwann ist früh am morgen. ich geniesse den wenigen verkehr bei diesmal wirklich wohltemperiertem kaffee und warte darauf dass die sonne aufsteht. es ist warm, nicht mehr so feucht wie gestern, die wolken sind weg. alles ist nass. ich überlege ob ich durch den wald zurückgehen soll, so wie ich gekommen bin. vorsichtshalber hole ich mal den parasol. aber ich gehe nicht gern zurück, und das stück hinüber zum gaulagerplatz ist ne ganze bergtour auf 500 meter. und meine schuhe sind doch eh schon nass. und es ist warm. noch kurz beim platz bedankt, rucksack geschultert und los.

    50 meter weiter will ich ein foto machen und muss den rucksack absetzen. der farn ist mannshoch und klatschnass. nach nur wenigen schritten bin ich es auch bis zur hüfte. macht nix, das ist so schön anders hier. die einzige solche farnstelle die ich kenne. nach 5 metern im farn kommt der rucksack runter, ich brauch n foto. weil ich schon weiss dass ich in 5 m wieder ein foto brauche überlege ich die kamera in der hand zu behalten. aber wohin mit den stöcken?


    blick zur brücke der umgehungsstrasse


    im farn, hinten bei den bäumen ist der lagerplatz



    traumhaft, muss mich nur umdrehen ...



    das nervt. die fototasche hat einen ganz brauchbaren tunnel aufgenäht, ich fädle den hüftgurt hindurch und kann die tasche jetzt vorne hängend tragen ohne dass sie stört. dadurch dass der rucksack nur kurze flossen hat passt das sehr gut. lediglich beim an und ausziehen muss ich etwas mehr acht geben. und auf einmal mache ich auch wieder deutlich mehr fotos.

    nach dem farn geht es wieder in den wald, niedrig, verbuscht, mit hohem gras am boden. ein verrotteter steinpilz liegt neben dem pfad, 2 m weiter finde ich 2 ebensogrosse. der eine ist auch schon hinüber, der andere ist, naja, mir zu grenzwertig. so mach anderer hätte den wenigstens noch getrocknet. ich lege ihn nach dem foto wieder zurück. durchs gebüsch gehts unter dem hang, der teilweise wiese, schilf und dann wieder einzelne fichten trägt entlang. 50 m und es kommt die kleine schlucht von dieser seite geht es gemütlich auf dem aufgeweichten grund nach unten. von hier kommt man prima an den stausee, ich bin auf wasserhöhe. über den klitzekleinen bach, im sumpf nebendran läuft mir wasser in die schuhe, und dann 5 m hoch, gut steil, nicht sehr griffig. und oben eine andere welt.

    kurzes wiesenstück


    steinpilz


    durchs unterholz und übern bach, naja, der pfad ist da.


    rutschig und steil


    die wilde wiese des gaulagerplatzes ist erreicht. die regen- und tautropfen glitzern im gegenlicht, die plötzliche weite zieht einen förmlich hinein in die offene fläche. die feuerstelle am spitz der in den see ragt ist noch da. in der ganzen wiese ist kein zeltabdruck, war wohl niemand über nacht hier. feuer hab ich ja auch keines gesehen. ein letzter blick zurück und ich folge dem pfad bergan. was auf der wiese nur ein kleiner pfad ist wird zur schmalen geschotterten piste die schräg und steil am hang hochzieht. als hier noch erde und nadeln als untergrund lagen hab ich so manches 50 liter fass bier da runter getragen. auf halber strecke liegt ein halb verdecktes rohr. was da wohl durchkommt? nur wasser? eigentlich ist oberhalb nichts ausser der alten alm, bissl feuchtgebiet und weide.

    der gaulagerplatz ist oben

    die wiese

    die klippe

    der blick flussaufwärts

    da gehts den hang hoch



    oben bei der grossen wiese biege ich rechts, lechabwärts ab. heidewiese heisst sie heute. mir solls recht sein. naturschutzgebiet war sie früher auch schon. die schotterpiste war halt viel schmaler früher. unter den grossen fichten, die hier in der wiese einzeln stehen, hatte ich mein erstes biwak im schnee. die äste lagen so dicht, dass ein natürliches zelt aus ästen und schnee entstand. man konnte sogar mit einem klitzekleinen feuer sehr angenehme raumtemperatur schaffen. heute kann man durchsehen durch die äste. sie haben auch arg gelitten über die jahre, die fichten. die hütte an der es vorüber geht gehörte früher freunden, es sieht unverändert aus. die kinder werden sie wohl weiter pflegen. das war so die zeit der ersten küsse als ich mich mit den gleichaltrigen jugendlichen hier herumgetrieben habe. nachts um 1 sind wir noch mit dem bulldog und anhänger ( damit alle mitkönnen) in die nächste wirtschaft gefahren und haben eine kiste bier geholt. das war halt laut, deswegen wurde der motor abgestellt, und wenn der fahrer einen führerschein gehabt hätte wäre es legal gewesen. jetzt hat der oldtimer aber schwarzpulverpatronen gebraucht zum starten. das war eine freude als jedes 2. fenster in der nachbarschaft aufging und der jugendlichen truppe aufm trecker zugejubelt wurde. leider ist heute keiner da, sonst hätt ich sicher einen kaffee bekommen.

    das ominöse rohr


    die heidewiese


    kahle fichten, unsere frisuren ähneln sich


    da war ich früher oft zum feiern


    da kann man die umgehungsstrasse schon wieder sehen




    nicht weit und ich stehe vor der umgehungsstrasse. die wassertränke links steht schon immer da. und noch nie hab ich wasser drin gesehen, auch nicht wenn die kühe auf der weide waren. ich warte vorm tunnel weil ich ein foto mit einem bus drauf machen will, aber es kommt keiner. also weiter, kamera verstaut und als ich mich auf der anderen seite umdrehe rumpeln 2 reisebusse vorbei. direkt am weg, die gabs früher auch nicht, steht eine ansammlung impatience. schön aussehen tun sie ja schon. ich fühle mich richtig wohl in ihrer gesellschaft.

    wenn ich dem waldweg folge komme ich oben zur diagonale die mich auf kürzestem weg zurückbringt. aber ich möchte mal schauen was sich auf halber höhe so alles getan hat und verschwinde statt dessen nach unten. von den alten pfaden ist nichts mehr da. ich wurschtel mich weglos nach oben durch. bissl kraxeln und ich bin oben, auf dem "geheimen pfad". den kannten früher "nur ich" und ein paar schwammerlsucher. zu eng zum bequemen radeln und unsichtbar von der schotterpiste, die im wald nur so 25-50m paralell zur kante mit dem geheimen pfad verlief, wusste kaum jemand dass man ganz prima an der kante entlanglaufen konnte. und direkt absteigen wenn man runter wollte anstatt nen kilometer umweg zu fahren oder zu gehen.

    fernheizung und strommasten


    der trockene trog


    keine ahnung, aber schön ist sie!



    der tunnel untendurch


    impatience


    keine wege mehr



    nee, echt kein weg mehr


    da gehts hoch





    heute läuft der lechhöhenweg genau hier, 2 nordic-talkerinnen hetzen stöckeschwingend vorbei, ein radler und eine joggerin mit stöpsel im ohr begegnen mir auf den 500 metern die ich der kante folge. dann quere ich auf die schotterpiste um meinen abzweig nicht zu verpassen. mitten im wald steht die knallrote silhouette eines mannes mit speer. die ist neu, nicht so das steinkreuz, das wenige meter weiter mitten im wald steht. ich packe noch schnell einen parasol ein und finde auf der langen geraden, die mich in den ort und auf die teerstrasse bringt noch eine handvoll anischampignons. wie früher schon um diese jahreszeit bringe ich eine mahlzeit mit aus dem wald zu meinen eltern.

    früher der geheime pfad, oberhalb der kante


    nix ists mehr mit geheim...


    jäger und kreuz


    der letzte parasol



    ich folge den metallic-blauen hakenkreuzen durch die siedlung. eine frau spricht mich an, sie hat auch einen parasol gefunden. wir gehen ein paar hundert meter zusammen, dann biegt sie ab. ein paar hundert meter asphalt mehr und ich stelle den rucksack gleich ins auto bevor ich zum frühstücken in die küche gehe.
    danobaja
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    • Rattus
      Lebt im Forum
      • 15.09.2011
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      #3
      AW: [DE], 1x den seniorenteller bitte! im zinklager bei schongau am lech

      Besonders der Beginn deines Ausflugs rief in mir Erinnerungen wach ... mein Heimatdorf im Oberbergischen, total verschandelt, zumindest das Innere. Das alte rattenbesuchte Haus, wo meine Großeltern wohnten - abgerissen, der Bach daneben - unter die Erde gestopft, über allem prangt eine riesige Autobahnauffahrt. Die Hauptstraße - verschandelt durch Billigläden und Sonnenstudios *kotz*. Gleichzeitig sind viele kleine Nebenstraßen fast unberührt geblieben.

      Genauso schlimm: Mein Kinder-Ferienparadies beim Großonkel, Kuh, Hühnern usw in Windeck an der Sieg. Fette Umgehungsstraße, das Haus (verschandelt) kaum zu finden.

      Für mich ist klar, dass es mir nicht gut tut, diese Orte zu besuchen.

      Ich hoffe, ich habe deinen Thread damit nicht plattgemacht, es purzelte so aus mir raus und betrifft nur bestimmte Teile Die 70er waren mit ihrem Rundumschlag schon katastrophal. Und schöne Bilder gibt‘s bei dir.
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.

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      • Pfiffie
        Fuchs
        • 10.10.2017
        • 2024
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE], 1x den seniorenteller bitte! im zinklager bei schongau am lech

        Jetzt musste ich erst mal Googlen wo das ist , aber ok, da war ich wirklich nicht mal annährend nie. Tolle Bilder die du da hast, zu wenig Paroslikas , schön geschrieben. Was die mit dem einen Parasol wohl angefangen hat?

        Grüße Maik
        "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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        • danobaja
          Alter Hase
          • 27.02.2016
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          #5
          AW: [DE], 1x den seniorenteller bitte! im zinklager bei schongau am lech

          hi pfiffie,
          der plan war panieren. meine eltern haben abends das gleiche, mit ein paar panierten champignons, gegessen. bissl beilage dazu und du bist satt von einem.
          danobaja
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          • Pfiffie
            Fuchs
            • 10.10.2017
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            #6
            AW: [DE], 1x den seniorenteller bitte! im zinklager bei schongau am lech

            Vielleicht finde ich nächste Woche auf dem Rennsteig ein paar, da könnte ich das ja mal Probieren. Müsste ich nur noch sehen wo ich volleipulver her bekomme . Aber nach dem Regen wird vll ne Große Pilzmahlzeit
            "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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