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einmal den seniorenteller, bitte! im zinklager bei schongau am lech. ende august 2019.
wann hat man schon mal die gelegenheit auf den pfaden der jugend zu wandeln? in den letzten jahrzehnten war ich genau 1x an einem der schönsten plätze am lech bei schongau zum zelten. an silvester in 2005.
bei einem arbeitseinsatz ergab sich eine änderung. anstatt einen dachstuhl zusammenzuflicken konnte ich meinen neuen rucksack nochmal testen. durch eine glückliche fügung des schicksals hatte ich ihn rein zufällig fertig gepackt im auto liegen.
los gings an einem samstag nachmittag, ende august 2019. ich startete in dem dachzimmer, im hause meiner eltern, das ich selbst ende der 70er ausgebaut habe. früher gab es am ende der strasse ein kleines 50x20m pappelwäldchen, direkt dahinter fing der richtige wald an. natürlich musste es über kurz oder lang einem einfamilienhaus weichen. aaaaber anstatt wald, den richtigen mein ich, kommt hinter dem verschwundenen wäldchen haus an haus. ein ganzes wohngebiet wurde gebaut, der wald verschwand für 500m. wo ich als kind einfach auf dem "fahrradschleichweg" im wald verschwunden bin muss ich heute auf teer um eingewachsene häuser herumlaufen. der neue streifen wohngebiet wurde nochmal um 2 weitere ergänzt. die alm, die früher mitten im wald lag ist heute umzingelt von wohnhäusern. unterwegs begegnet mir auch noch mein lieblingspolizist. er fotografiert gerade hakenkreuze die kürzlich auf fusswege und bushaltestellen gesprayt worden sind. ich schenke ihm mein fettestes grinsen, er versteht mich und verschwindet wortlos in seinem vw-bus.
ich erreichte schnell die grosse kreuzung. der weg am waldrand führt jetzt mitten durch die neuen wohngebiete, der querweg der diagonal zur kante des alten lechufers führt ist grosszügig ausgebaut und geschottert. ich nehme ihn trotzdem, es gibt nichts besseres. bereits nach wenigen metern begrüsst mich ein fliegenpilz und will mitgenommen werden. mir ist nicht nach gesellschaft heute abend, ich erkläre ihm aber rücksichtsvoll dass mein rucksack bereits voll ist und lasse ihn stehen.
immerhin bin ich im wald, anstatt nach 150m nach ungefähr 1,5 kilometer. ab hier war als kind immer abmelden zuhause angesagt. natürlich bevor es losging. und abends um 6 zum abendessen zuhause zu sein war pflicht. und es ging auch immer ohne uhr. aber weil das zuverlässig klappte konnte ich mich nach der hausaufgabe jeden tag in den wald verziehen wenn nicht fussball gespielt wurde.
am ende der diagonale musste eine entscheidung her. über die inzwischen in den 90ern gebaute umgehungsstrasse gab es nur 2 wege. den tunnel neben der neuen brücke, auf der die umgehung über den lechstausee führt, oder die brücke im wald über die umgehung. ich entschied mich für die brücke im wald weil ich gespannt war ob es die "alte alm" noch gibt. ganz früher konnte man da noch was zu trinken und eine kleine kalte brotzeit bekommen. aber schon als kind wurde der gastbetrieb eingestellt, nur der trog für die schumpen war immer noch gut mit wasser gefüllt gewesen.
also über die fussgängerbrücke, schnell ein foto von der umgehung mit dem dröhnenden verkehr wo früher die ruhe des waldes herrschte. die hütte eines schulfreundes, füher nahezu unsichtbar mitten im wald, kann ich von der brücke aus sehen. ich könnte heulen, unter mir rumpeln die autos durch, ein motorrad jault mit 100 im ersten gang vorbei. nix wie weg.
die umgehungsstrasse über den stausee
und tatsächlich, die alm stand noch, sogar in ordentlichem zustand. der wassertrog war mit schilf bewachsen und trocken. ein paar hundert meter weiter komme ich zur grossen wiese. heute ist sie naturschutzgebiet. die alte schranke, immer war sie ein blödes hinderniss mit dem rad, man musste absteigen um die schranke zu umkurven, war abmontiert. die betonplatte war noch im boden. aus dem feldweg mit grasigem mittelstreifen war eine knallharte schotterpiste geworden. die wollte ich mir für den rückweg aufheben. also schnell 100m zurück und dann an der kante des hochufers entlang. auf dem lechhöhenweg in richtung burggen. die kleine hütte, die früher immer befeiert wurde am wochenende war verlassen. aber das outhouse stand immer noch, immer noch halb in der luft hängend, im steilhang.
meine lieblingsbuche stand auch immer noch. noch mächtiger. mit 12, 13 bin ich schon auf ihren ästen gelegen. jetzt hätte ich schwierigkeiten zum untersten hoch zu kommen. nach kurzer, inniger umarmung gings gleich nebendran dann den steilhang weglos hinunter. naja, ganz weglos nicht. aber der ganze einschnitt war der weg, es lang kein einziger ast herum über den man hätte stolpern können, es gab keine spur der man hätte folgen können. ich stieg übervorsichtig ab. mein knie hatte auf dem schrägen dach vormittags schon gelitten, ganz entlasten ging auch mit den stöcken nicht. die spitzkehren mussten sein und damit kam gewicht darauf. 50 höhenmeter tiefer war es geschafft. das kleine stück altes flussbett, ca. 5 m über dem stausee, war erreicht. der moosteppich war noch unverändert, die flachen stellen zum zelten immer noch frei. eine der mächtigen fichten war umgekracht, abgebrochen in einem meter höhe.
es schien unverändert. feuerstelle, die alte axt war immer noch da!, gleich dahinter ein scherbenhaufen. auch wie früher. und wie immer ein bischen holz zum feuer starten. auch wie immer machte ich keines, ich sitze gerne im dunkeln. feuer brauch ich nur wenn ich darauf kochen will.
den rucksack abgeworfen, erstmal bissl rumschauen. hier gibts tatsächlich pilze. aber ja, am alpenrand hats geregnet. eine 3er gruppe hoher fichten ist dem borkenkäfer zum opfer gefallen, ein weiterer baum wurde mit der kettensäge bereits zu brennholz verarbeitet.
eine alte feuerstelle vor den bäumen ist inzwischen mit moos bewachsen, erste gräser spitzen hindurch. früher standen büsche zwischen feuerstelle und dem oberhalb am see gelegenen hof und verdeckten die sicht darauf. jetzt war die feuerstelle so gelegt worden, dass wiederum büsche den direkten blick verdeckten. und eine kleine feuerstelle unter den bäumen war neu.
perlpilz
die axt ist schon ewig hier
weit hinten, lechaufwärts donnerte es. bei mir war nur locker bewölkt. das signal war bekannt. wenns da hinten donnert gibts im besten fall einen kurzen schauer, im schlimmsten fall zieht das gewitter den fluss herab. das kann dann schon ganz schön beeindruckend werden, auch hier unter den bäumen.
die neue feuerstelle, wahrscheinlich auch schon lange dort, ist im weg. aber nebendran ist noch platz. flach und tannennadelweich. die heringe gehen rein wie nichts und halten bombenfest. wo kein knoten ist kann auch nichts aufgehen. wie immer werden die leinen der beiden spitzen einfach um den hering gewickelt.
im nu steht das notch, ich öffne beide enden um für guten durchzug zu sorgen. das zelt wird ein- und der rucksack leergeräumt. ich bekomme die schaummatte, die ich gerne als erstes ins zelt legen wollte, nicht herausgezogen. jetzt liegt alles in der apsis, dann kann die matte ins zelt, der quilt obendrauf, der kochtopf geht nach draussen, die leeren wasserflaschen auch. den leeren, gestelllosen rucksack kann ich klein zusammenrollen, der könnte zum kopfkissen beitragen wenn nötig.
knoten werden überbewertet
blick flussaufwärts
schöne flache stelle
der abstieg hinunter zum wasser ist immer noch genauso steil wie früher. es geht 4m hinunter, fast senkrecht, kleinste fusstritte auf erde und fels. unten ist alles glitschig, ich schliddere herum während ich mich ausziehe. das wasser ist angenehm kühl. sauber und frisch kraxel ich wieder hoch.
nur wenige meter weiter durchs hohe gras ist der bach. früher war eine röhre eingebaut von der aus man seine töpfe und flaschen einfach füllen konnte. die war weg, ich grub ein kleines loch im bachlauf. meine schuhe füllten sich im sumpfigen gelände schneller auf wie die tasse mit der ich abschöpfte um die flaschen zu füllen. mit 2,5 l des kostbaren nass in den händen quatsche ich zurück zum zelt. schnell den kocher aufgebaut und wasser hingestellt. schuhe und socken ausgezogen. der kocher braucht dringend einen windschutz, es ist kein wind und es dauert trotzdem ungewohnt lange bis das wasser kaffeetemperatur hat. nein eigentlich ist es viel zu heiss, aber so wickel ich die socken um die tasse, die werden fast trocken bis ich mit dem kaffee fertig bin.
wie früher auch schon hab ich die vorräte meiner mutter geplündert und hab mir 250g hörnchen und tomatensosse mit mozarella im beutel eingesteckt. ich mache weiter wasser heiss, geniesse die aussicht, fotografiere ein bischen und als das wasser heiss ist werf ich nudeln und sosse hinein und stells zum ziehen auf den boden. der aufschraubkocher vom ali ist klein, leicht, preiswert und hübsch anzusehen. das titan hat sich schon schön bunt verfärbt. wenn der mal erwachsen ist wird der mein freund. ich bin halt sehr viel im winter unterwegs, und das ist mein massstab. im sommer ists egal, aber im winter klapperst du dir die zähne kaputt während du aufs heisse wasser wartest. da muss das schneller gehen. der kleine durfte mit weil die leistungsstarken kocher halt auch alle grösser und schwerer sind. im sommer mag ich ihn schon, nur nen windschutz brauch ich/er noch.
während die nudeln ziehen versuche ich den kaffee zu trinken, das klappt nicht so gut, weil das zeug ist so fu**ing heiss, ich kann die tasse kaum halten, und das obwohl ich ja die socken rumgewickelt hab. ich geh spazieren, die tasse, ganz am rand gegriffen, trage ich mit. ab und zu schwappt was bis zum finger hoch, ich bin mehrmals versucht los zu lassen. aber echte kerle verschütten keinen kaffee.
ein parasol streckt sich aus dem hohen gras. der will morgen mit nach hause mit mir. vorsichthalber mache ich einen knoten in mein mentales taschentuch. jetzt muss ich die tasse doch abstellen bevor ich verschütte, aber ich will über stock und stein zur kante. von dort kann ich sehen, dass jemand am gaulagerplatz am ufer ist. ich kann auch die fetten stromleitungen sehen die sich über den stausee spannen, ebenso die noch fettere brücke der umgehungsstrasse. wumms macht es wenn ein schwerer lkw auf die brücke fährt. ich kann es bis hierher hören. auf dem see grölt eine gruppe junger leute im schlauchboot. das war schon immer ein gewohntes bild am wochenende im sommer.
der schwärzeste wäschetrockner der welt!
parasol
riverrafter, loud and noisy
bei gutem wetter ist das befahren des lechs durch die litzauer schleife ein beliebtes freizeitvergnügen. man kann gut einsetzen, befährt das letze stück naturbelassenen lech in deutschland ohne grossen aufwand. nach der litzauer schleife kommt der obere schongauer stausee mit meinem zeltplatz. der see hat genug strömung, man muss nicht viel rudern um zum anleger neben der staumauer zu kommen. als jugendlicher bin ich noch auf dem gefrorenen stausee mit schlittschuhen bis zur litzauer schleife hochgefahren. wenn das eis gekracht hat war es zeit umzukehren, dabei galt es den kanal mit der strömung zu vermeiden. wir waren 5 oder 6 leute, die so weit flussaufwärts fuhren. nie ist jemand was passiert dabei. auf dem see oberhalb der staumauer wurde regelmässig schlittschuh gefahren und auch ein eishockeyspielfeld wurde gelegentlich mal freigeräumt. das war damals als es noch winter gab und lange bevor sich rudi carell über mangelnde klimaerwärmung im sommer beklagte.
die nudeln haben inzwischen das ganze wasser aufgenommen und sind fertig. ich stelle den kaffee weg und esse erstmal. der erste regentropfen geht mittig aufs linke brillenglas während ich noch der untergehenden sonne zuschaue. da es beim gelegentlichen tropfen bleibt esse ich weiter, trage aber schon mal den kocher und den hocker in die apsis. auch die kamera räume ich auf. bevor ich aufgegessen habe bin ich im zelt, es regenet zu stark und tropft durchs nadeldach hindurch.
ich esse fertig und träume eine stunde weg. es ist fast ganz dunkel und ganz ohne regen. lechaufwärts blitzt und donnert es leise und auch aus richtung ammersee leuchtet es immer wieder herüber. von dort kommt lautes donnergrollen. ich stehe lange draussen und geniesse das naturschauspiel. immer wieder fallen ein paar tropfen, aber es regenet nie. am gaulagerplatz brennt kein feuer, das ist ungewöhnlich. es ist warm und feuchtschwül. der mond schaut durch die wolkendecke, ein flugzeug donnert über mich hinweg. die brücke wummst. ein ast knackt, eingebildete schatten huschen vorbei. ich beschliesse ein paar fotos zu machen und spiele mit dem blitzlicht und der stirnlampe im zelt herum. fräulein henriette notch ist schon ne hübsche. sehr fotogen.
henriette n., meine immer willige begleiterin
während ich versuche einzuschlafen kann ich nicht vermeiden mich vom lärm da draussen gestört zu fühlen. wo früher wirklich ruhe war wenns mal dunkel war ist heute der lärm der strasse, und die flugzeuge donnern in regelmässigen abständen über mich hinweg. beides ist deutlich lauter als die regentropfen die jetzt auch wieder regelmässig fallen. ich lese eine seite castaneda und schlafe ein während ich über meine betroffenheit nachdenke.
wann hat man schon mal die gelegenheit auf den pfaden der jugend zu wandeln? in den letzten jahrzehnten war ich genau 1x an einem der schönsten plätze am lech bei schongau zum zelten. an silvester in 2005.
bei einem arbeitseinsatz ergab sich eine änderung. anstatt einen dachstuhl zusammenzuflicken konnte ich meinen neuen rucksack nochmal testen. durch eine glückliche fügung des schicksals hatte ich ihn rein zufällig fertig gepackt im auto liegen.
los gings an einem samstag nachmittag, ende august 2019. ich startete in dem dachzimmer, im hause meiner eltern, das ich selbst ende der 70er ausgebaut habe. früher gab es am ende der strasse ein kleines 50x20m pappelwäldchen, direkt dahinter fing der richtige wald an. natürlich musste es über kurz oder lang einem einfamilienhaus weichen. aaaaber anstatt wald, den richtigen mein ich, kommt hinter dem verschwundenen wäldchen haus an haus. ein ganzes wohngebiet wurde gebaut, der wald verschwand für 500m. wo ich als kind einfach auf dem "fahrradschleichweg" im wald verschwunden bin muss ich heute auf teer um eingewachsene häuser herumlaufen. der neue streifen wohngebiet wurde nochmal um 2 weitere ergänzt. die alm, die früher mitten im wald lag ist heute umzingelt von wohnhäusern. unterwegs begegnet mir auch noch mein lieblingspolizist. er fotografiert gerade hakenkreuze die kürzlich auf fusswege und bushaltestellen gesprayt worden sind. ich schenke ihm mein fettestes grinsen, er versteht mich und verschwindet wortlos in seinem vw-bus.
ich erreichte schnell die grosse kreuzung. der weg am waldrand führt jetzt mitten durch die neuen wohngebiete, der querweg der diagonal zur kante des alten lechufers führt ist grosszügig ausgebaut und geschottert. ich nehme ihn trotzdem, es gibt nichts besseres. bereits nach wenigen metern begrüsst mich ein fliegenpilz und will mitgenommen werden. mir ist nicht nach gesellschaft heute abend, ich erkläre ihm aber rücksichtsvoll dass mein rucksack bereits voll ist und lasse ihn stehen.
immerhin bin ich im wald, anstatt nach 150m nach ungefähr 1,5 kilometer. ab hier war als kind immer abmelden zuhause angesagt. natürlich bevor es losging. und abends um 6 zum abendessen zuhause zu sein war pflicht. und es ging auch immer ohne uhr. aber weil das zuverlässig klappte konnte ich mich nach der hausaufgabe jeden tag in den wald verziehen wenn nicht fussball gespielt wurde.
am ende der diagonale musste eine entscheidung her. über die inzwischen in den 90ern gebaute umgehungsstrasse gab es nur 2 wege. den tunnel neben der neuen brücke, auf der die umgehung über den lechstausee führt, oder die brücke im wald über die umgehung. ich entschied mich für die brücke im wald weil ich gespannt war ob es die "alte alm" noch gibt. ganz früher konnte man da noch was zu trinken und eine kleine kalte brotzeit bekommen. aber schon als kind wurde der gastbetrieb eingestellt, nur der trog für die schumpen war immer noch gut mit wasser gefüllt gewesen.
also über die fussgängerbrücke, schnell ein foto von der umgehung mit dem dröhnenden verkehr wo früher die ruhe des waldes herrschte. die hütte eines schulfreundes, füher nahezu unsichtbar mitten im wald, kann ich von der brücke aus sehen. ich könnte heulen, unter mir rumpeln die autos durch, ein motorrad jault mit 100 im ersten gang vorbei. nix wie weg.
die umgehungsstrasse über den stausee
und tatsächlich, die alm stand noch, sogar in ordentlichem zustand. der wassertrog war mit schilf bewachsen und trocken. ein paar hundert meter weiter komme ich zur grossen wiese. heute ist sie naturschutzgebiet. die alte schranke, immer war sie ein blödes hinderniss mit dem rad, man musste absteigen um die schranke zu umkurven, war abmontiert. die betonplatte war noch im boden. aus dem feldweg mit grasigem mittelstreifen war eine knallharte schotterpiste geworden. die wollte ich mir für den rückweg aufheben. also schnell 100m zurück und dann an der kante des hochufers entlang. auf dem lechhöhenweg in richtung burggen. die kleine hütte, die früher immer befeiert wurde am wochenende war verlassen. aber das outhouse stand immer noch, immer noch halb in der luft hängend, im steilhang.
meine lieblingsbuche stand auch immer noch. noch mächtiger. mit 12, 13 bin ich schon auf ihren ästen gelegen. jetzt hätte ich schwierigkeiten zum untersten hoch zu kommen. nach kurzer, inniger umarmung gings gleich nebendran dann den steilhang weglos hinunter. naja, ganz weglos nicht. aber der ganze einschnitt war der weg, es lang kein einziger ast herum über den man hätte stolpern können, es gab keine spur der man hätte folgen können. ich stieg übervorsichtig ab. mein knie hatte auf dem schrägen dach vormittags schon gelitten, ganz entlasten ging auch mit den stöcken nicht. die spitzkehren mussten sein und damit kam gewicht darauf. 50 höhenmeter tiefer war es geschafft. das kleine stück altes flussbett, ca. 5 m über dem stausee, war erreicht. der moosteppich war noch unverändert, die flachen stellen zum zelten immer noch frei. eine der mächtigen fichten war umgekracht, abgebrochen in einem meter höhe.
es schien unverändert. feuerstelle, die alte axt war immer noch da!, gleich dahinter ein scherbenhaufen. auch wie früher. und wie immer ein bischen holz zum feuer starten. auch wie immer machte ich keines, ich sitze gerne im dunkeln. feuer brauch ich nur wenn ich darauf kochen will.
den rucksack abgeworfen, erstmal bissl rumschauen. hier gibts tatsächlich pilze. aber ja, am alpenrand hats geregnet. eine 3er gruppe hoher fichten ist dem borkenkäfer zum opfer gefallen, ein weiterer baum wurde mit der kettensäge bereits zu brennholz verarbeitet.
eine alte feuerstelle vor den bäumen ist inzwischen mit moos bewachsen, erste gräser spitzen hindurch. früher standen büsche zwischen feuerstelle und dem oberhalb am see gelegenen hof und verdeckten die sicht darauf. jetzt war die feuerstelle so gelegt worden, dass wiederum büsche den direkten blick verdeckten. und eine kleine feuerstelle unter den bäumen war neu.
perlpilz
die axt ist schon ewig hier
weit hinten, lechaufwärts donnerte es. bei mir war nur locker bewölkt. das signal war bekannt. wenns da hinten donnert gibts im besten fall einen kurzen schauer, im schlimmsten fall zieht das gewitter den fluss herab. das kann dann schon ganz schön beeindruckend werden, auch hier unter den bäumen.
die neue feuerstelle, wahrscheinlich auch schon lange dort, ist im weg. aber nebendran ist noch platz. flach und tannennadelweich. die heringe gehen rein wie nichts und halten bombenfest. wo kein knoten ist kann auch nichts aufgehen. wie immer werden die leinen der beiden spitzen einfach um den hering gewickelt.
im nu steht das notch, ich öffne beide enden um für guten durchzug zu sorgen. das zelt wird ein- und der rucksack leergeräumt. ich bekomme die schaummatte, die ich gerne als erstes ins zelt legen wollte, nicht herausgezogen. jetzt liegt alles in der apsis, dann kann die matte ins zelt, der quilt obendrauf, der kochtopf geht nach draussen, die leeren wasserflaschen auch. den leeren, gestelllosen rucksack kann ich klein zusammenrollen, der könnte zum kopfkissen beitragen wenn nötig.
knoten werden überbewertet
blick flussaufwärts
schöne flache stelle
der abstieg hinunter zum wasser ist immer noch genauso steil wie früher. es geht 4m hinunter, fast senkrecht, kleinste fusstritte auf erde und fels. unten ist alles glitschig, ich schliddere herum während ich mich ausziehe. das wasser ist angenehm kühl. sauber und frisch kraxel ich wieder hoch.
nur wenige meter weiter durchs hohe gras ist der bach. früher war eine röhre eingebaut von der aus man seine töpfe und flaschen einfach füllen konnte. die war weg, ich grub ein kleines loch im bachlauf. meine schuhe füllten sich im sumpfigen gelände schneller auf wie die tasse mit der ich abschöpfte um die flaschen zu füllen. mit 2,5 l des kostbaren nass in den händen quatsche ich zurück zum zelt. schnell den kocher aufgebaut und wasser hingestellt. schuhe und socken ausgezogen. der kocher braucht dringend einen windschutz, es ist kein wind und es dauert trotzdem ungewohnt lange bis das wasser kaffeetemperatur hat. nein eigentlich ist es viel zu heiss, aber so wickel ich die socken um die tasse, die werden fast trocken bis ich mit dem kaffee fertig bin.
wie früher auch schon hab ich die vorräte meiner mutter geplündert und hab mir 250g hörnchen und tomatensosse mit mozarella im beutel eingesteckt. ich mache weiter wasser heiss, geniesse die aussicht, fotografiere ein bischen und als das wasser heiss ist werf ich nudeln und sosse hinein und stells zum ziehen auf den boden. der aufschraubkocher vom ali ist klein, leicht, preiswert und hübsch anzusehen. das titan hat sich schon schön bunt verfärbt. wenn der mal erwachsen ist wird der mein freund. ich bin halt sehr viel im winter unterwegs, und das ist mein massstab. im sommer ists egal, aber im winter klapperst du dir die zähne kaputt während du aufs heisse wasser wartest. da muss das schneller gehen. der kleine durfte mit weil die leistungsstarken kocher halt auch alle grösser und schwerer sind. im sommer mag ich ihn schon, nur nen windschutz brauch ich/er noch.
während die nudeln ziehen versuche ich den kaffee zu trinken, das klappt nicht so gut, weil das zeug ist so fu**ing heiss, ich kann die tasse kaum halten, und das obwohl ich ja die socken rumgewickelt hab. ich geh spazieren, die tasse, ganz am rand gegriffen, trage ich mit. ab und zu schwappt was bis zum finger hoch, ich bin mehrmals versucht los zu lassen. aber echte kerle verschütten keinen kaffee.
ein parasol streckt sich aus dem hohen gras. der will morgen mit nach hause mit mir. vorsichthalber mache ich einen knoten in mein mentales taschentuch. jetzt muss ich die tasse doch abstellen bevor ich verschütte, aber ich will über stock und stein zur kante. von dort kann ich sehen, dass jemand am gaulagerplatz am ufer ist. ich kann auch die fetten stromleitungen sehen die sich über den stausee spannen, ebenso die noch fettere brücke der umgehungsstrasse. wumms macht es wenn ein schwerer lkw auf die brücke fährt. ich kann es bis hierher hören. auf dem see grölt eine gruppe junger leute im schlauchboot. das war schon immer ein gewohntes bild am wochenende im sommer.
der schwärzeste wäschetrockner der welt!
parasol
riverrafter, loud and noisy
bei gutem wetter ist das befahren des lechs durch die litzauer schleife ein beliebtes freizeitvergnügen. man kann gut einsetzen, befährt das letze stück naturbelassenen lech in deutschland ohne grossen aufwand. nach der litzauer schleife kommt der obere schongauer stausee mit meinem zeltplatz. der see hat genug strömung, man muss nicht viel rudern um zum anleger neben der staumauer zu kommen. als jugendlicher bin ich noch auf dem gefrorenen stausee mit schlittschuhen bis zur litzauer schleife hochgefahren. wenn das eis gekracht hat war es zeit umzukehren, dabei galt es den kanal mit der strömung zu vermeiden. wir waren 5 oder 6 leute, die so weit flussaufwärts fuhren. nie ist jemand was passiert dabei. auf dem see oberhalb der staumauer wurde regelmässig schlittschuh gefahren und auch ein eishockeyspielfeld wurde gelegentlich mal freigeräumt. das war damals als es noch winter gab und lange bevor sich rudi carell über mangelnde klimaerwärmung im sommer beklagte.
die nudeln haben inzwischen das ganze wasser aufgenommen und sind fertig. ich stelle den kaffee weg und esse erstmal. der erste regentropfen geht mittig aufs linke brillenglas während ich noch der untergehenden sonne zuschaue. da es beim gelegentlichen tropfen bleibt esse ich weiter, trage aber schon mal den kocher und den hocker in die apsis. auch die kamera räume ich auf. bevor ich aufgegessen habe bin ich im zelt, es regenet zu stark und tropft durchs nadeldach hindurch.
ich esse fertig und träume eine stunde weg. es ist fast ganz dunkel und ganz ohne regen. lechaufwärts blitzt und donnert es leise und auch aus richtung ammersee leuchtet es immer wieder herüber. von dort kommt lautes donnergrollen. ich stehe lange draussen und geniesse das naturschauspiel. immer wieder fallen ein paar tropfen, aber es regenet nie. am gaulagerplatz brennt kein feuer, das ist ungewöhnlich. es ist warm und feuchtschwül. der mond schaut durch die wolkendecke, ein flugzeug donnert über mich hinweg. die brücke wummst. ein ast knackt, eingebildete schatten huschen vorbei. ich beschliesse ein paar fotos zu machen und spiele mit dem blitzlicht und der stirnlampe im zelt herum. fräulein henriette notch ist schon ne hübsche. sehr fotogen.
henriette n., meine immer willige begleiterin
während ich versuche einzuschlafen kann ich nicht vermeiden mich vom lärm da draussen gestört zu fühlen. wo früher wirklich ruhe war wenns mal dunkel war ist heute der lärm der strasse, und die flugzeuge donnern in regelmässigen abständen über mich hinweg. beides ist deutlich lauter als die regentropfen die jetzt auch wieder regelmässig fallen. ich lese eine seite castaneda und schlafe ein während ich über meine betroffenheit nachdenke.
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