[NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

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  • OutofSaigon
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    • 14.03.2014
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    [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

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    Mitreisende
    Kantschendzönga Kanchenjunga Nepal Himalaya Trekking Hiking Wandern Berge Mountains


    Prolog

    “Many have called this the finest trek in Nepal”
    . Wenn man so etwas liest, muß man doch aufmerksam werden, oder? Die Rede ist von einem Trek zum Kantschendzönga-Basislager, 5150m hoch gelegen, dem östlichen Ende des Great Himalaya Trail im äußersten Nordosten von Nepal. Dort war ich schließlich auch, und davon will ich euch im Folgenden berichten.

    Wie so oft im Leben hatten wir mal Pech, mal Glück. Für den Begriff “Pech” sagt man im Englischen “bad luck”, aber für den Begriff “Glück” gibt es nicht nur ein Äquivalent, sondern zwei, nämlich “good luck” und “happiness”, was ja zwei sehr verschiedene Paar (Berg-)Stiefel sind. Auf unserem Trek zum Kantschendzönga war jedenfalls alles dabei, wie ihr noch lesen werdet.
    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 10.12.2023, 04:55.

  • OutofSaigon
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    #2
    AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga


    Lokalkolorit und Déjà Vu

    April 2019. Katmandu hat mich wieder. Lange war ich nicht mehr hier. Noch von 2013 habe ich ein Bündel nepalischer Banknoten in der Tasche – Gegenwert ca. 400 Dollar (Tendenz fallend, hahaha). Morgen will ich meine früheren Arbeitskollegen treffen. Heute aber schaue ich mich nur ein wenig in der Stadt um: Atmosphäre schnuppern, Lokalkolorit genießen – ein Déjà Vu...









    Zum letzten Bild: dieser Herr ist ein „Sadhu“, so etwas wie ein heiliger Mann (siehe hier). Nepalkenner wissen das natürlich, aber für die anderen erwähne ich es hier.


    Über diesen Bildern sollte man aber auch nicht das Alltägliche vergessen, die ganz normalen Straßen-Szenen:






    Die wirtschaftliche Dynamik des Landes, oder besser gesagt: der Mangel an derselben, wird irgendwie aus dem folgenden Foto ersichtlich:



    So, wie dieser junge Mann hier einen Kühlschrank durch Katmandu transportiert, so schleppten unsere Träger in den folgenden Wochen unser Gepäck, die Camping-Ausrüstung und den gesamten Küchen-Krempel: mit einer Strippe und einem Kopfband. So tragen Nepalis schwere Lasten:



    Tags darauf sitze ich mit meinen ehemaligen Arbeitskollegen zusammen zum Plausch. Daß man in Nepal „Namaste-Bier“ antrifft, wird Kenner des Landes nicht überraschen (für Neulinge: „Namaste“ ist die Standardformel für eine Begrüßung, also ein Wort, das man hundert Mal am Tag hört). Daß es aber auch ein „Khumbu Kölsch“ gibt, das war sogar mir neu:



    Einquartiert habe ich mich übrigens nicht in einem Hotel, schon gar nicht in den Stadtteilen Thamel oder Lazimpat in Katmandu (wo 90% der Touristen hin rennen), sondern in einem kleinen Gästehaus mitten in Lalitpur alias Patan, der Zwillingsstadt von Katmandu, nur wenige Kilometer weiter südlich und jenseits des Flusses gelegen. Es war einmal das Haus eines wohlhabenden Kaufmanns der Volksgruppe der Newari, wurde aber vor rund 15 Jahren mit Unterstützung der UNESCO zu einem kleinen privaten Gästehaus umgebaut. Es ist ein wenig unscheinbar und liegt etwas versteckt in der Nähe des Patan Durbar Square, und ich hätte es wohl nie gefunden, wenn mich nicht 2012 meine damalige Sekretärin darauf aufmerksam gemacht hätte. Den Namen nenne ich jetzt hier nicht öffentlich, gebe ihn aber auf Anfrage gerne weiter. Die Atmosphäre dort ist unschlagbar authentisch:


    Ein Glück, daß ich hier wohnen kann...


    Zwei Tage später. Ich sitze im Flieger nach Bhadrapur und schaue aus dem Fenster. Diese Panoramen habe ich seinerzeit oft gesehen, als ich berufshalber zwischen Katmandu und Biratnagar hin und her flog.

    Die Innenstadt von Bhaktapur:


    Fußhügel des Himalaya:


    Blick auf die Berge. Und ganz dahinten, in Bildmitte, das ist doch, das ist doch ...


    Ganz recht, er ist es: der Chef persönlich, der Mount Everest. Davor die große Lhotse-Nuptse-Wand.
    Anmerkung: Diesen Blick hat man nicht, wenn man mit einer kleinen Twin Otter in geringer Höhe durch das Tal nach Lukla fliegt. Nie und nimmer. Diesen Blick hat man nur, wenn man in relativ großer Höhe (5000m oder so) und in einiger Entfernung vom Himalaya von Katmandu nach Biratnagar fliegt (oder nach Bhadrapur, so wie wir an jenem Tag).


    Und dies ist unser Trekkingziel: der Kantschendzönga, der dritthöchste Berg der Welt:


    Dorthin will ich euch in dem folgenden Bericht mitnehmen. Wie immer, werde ich aber nicht nur einfach den Ablauf des Treks beschreiben sondern versuchen, euch jene Region mit allem Interessanten, das man dort sieht, zu schildern, dazu selbstredend auch meine persönlichen Erlebnisse und Empfindungen während des Treks. – Und, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - *zwinker* - : wir waren natürlich nicht auf dem Gipfel des Kantschendzönga, nicht einmal in der Nähe davon, sondern nur am Basislager, aber auch das liegt, wie gesagt, schon deutlich über 5000 Meter hoch.

    Fortsetzung folgt
    Zuletzt geändert von OutofSaigon; 25.01.2021, 10:23.

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    • ronaldo
      Freak
      Moderator
      Liebt das Forum
      • 24.01.2011
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      #3
      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

      Ahh, ein neuer OoS, prima...

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      • Schwindelfrei
        Gerne im Forum
        • 13.11.2017
        • 61
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        #4
        AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

        Diese Ecke Nepals hatte bisher wohl noch niemand beschrieben. Ich bin gespannt, wie es dort aussieht.

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        • Meer Berge
          Fuchs
          • 10.07.2008
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          #5
          AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

          Fängt schon interessant an und verspricht spannend zu bleiben.
          Ich kenne bisher nur Langtang und Helambu (wie es vor 25 Jahren war).
          Ich bin bereit!

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          • sloth-power
            Neu im Forum
            • 25.07.2019
            • 7

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            #6
            AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

            Mach Mal schneller, will mehr lesen und Fotos sehen

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            • vergissminet
              Erfahren
              • 08.06.2009
              • 314
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              #7
              AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

              Wow, das fängt ja schon einmal gut an ... count me in!

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              • dominik_bsl
                Erfahren
                • 13.02.2006
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                #8
                AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                Ich durfte diesen speziellen Blick auf den Everest damals auf meinem Flug PBH-KTM geniessen:



                Freu mich schon auf den Bericht!
                Zuletzt geändert von dominik_bsl; 09.09.2019, 13:19.

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                • OutofSaigon
                  Erfahren
                  • 14.03.2014
                  • 382
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                  Zitat von ronaldo Beitrag anzeigen
                  Ahh, ein neuer OoS, prima...
                  "OoS" sieht aus wie eine Abkürzung meines Nutzernamens, aber der Nutzer namens "OoS" auf diesem Forum ist jemand anders.


                  Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
                  ... Ich kenne bisher nur Langtang und Helambu (wie es vor 25 Jahren war).
                  Wenn es möglich ist, davon einen Bericht hier einzustellen, wäre das natürlich Klasse! Vor 25 Jahren!! Dazu müßtest du wohl alte analoge Fotos einscannen (lassen). Ich selbst war 2012 in Langtang (siehe hier), aber der katastrophale Bergsturz im Gefolge des Erbebens von 2015 muß dort ja vieles total verändert haben.


                  Zitat von sloth-power Beitrag anzeigen
                  Mach Mal schneller, will mehr lesen und Fotos sehen
                  Ich mach ja schon. Im übrigen scheucht man einen alten Mann nicht


                  Zitat von dominik_bsl Beitrag anzeigen
                  Ich durfte diesen speziellen Blick auf den Everest damals auf meinem Flug PBH-KTM geniessen...
                  An alle: PBH und KTM sind die Flughafen-Kürzel für Paro (Bhutan) und Katmandu. Dominik war damals auf dem Rückflug von seinem Trek in Nordwest-Bhutan. Ich habe denselben Trek unabhängig von ihm ebenfalls gemacht, und wir tauschten uns dann über unsere Erlebnisse aus (siehe hier).

                  An Dominik: du hast den Link zu deinem interessanten Foto so konfiguriert, daß er nur für eingeloggte Nutzer funktioniert. Kann man das ändern?

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                  • dominik_bsl
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                    • 13.02.2006
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                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                    @Gottfried: Leider kann ich das nicht. Das ist eine Voreinstellung der Forensoftware soviel ich weiss

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                    • lina
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                      #11
                      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                      OT: @dominik_bsl: Das betrifft nur die Fotos, die als Anhänge angelegt worden sind, und es ist nur unsichtbar, wenn man nicht eingeloggt ist. Wenn das Foto in der Forumsgalerie oder bei einem anderen Anbieter liegt, ist es sichtbar. Am einfachsten also einfach in die Forumsgalerie hochladen und den Link von dort im Text benutzen.

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                      • dominik_bsl
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                        • 13.02.2006
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                        #12
                        AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                        Hab's geändert. Ist irgendwie ein gewöhnungsbedürftiges Verhalten. Aber jetzt BTT

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                        • OutofSaigon
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                          • 14.03.2014
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                          #13
                          AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga


                          Die sogenannten Fußhügel

                          Auf dem Flughafen der Stadt Bhadrapur gelandet (in der äußersten Südostecke von Nepal), werden wir von einem Auto abgeholt. Dieses soll uns in das Städtchen Taplejung bringen. Dort endet die Straße. Von Bhadrapur nach Taplejung sind es etwa zehn Stunden Autofahrt – unglaublich für eine Strecke von gerade einmal 100km Luftlinie! Aber es ist eben eine nepalische Bergstraße: hoch über Bergrücken und dann wieder durch tief eingeschnittene Täler; schmal, mit unzähligen Kurven und nur mäßig guter Oberfläche.

                          Erst einmal aber sehen wir Szenen aus dem Terai, wie sie mir vertraut sind:


                          Hab´ mei´ Wage´ vollgelade´...



                          Dann geht es hinein in die Fußhügel des Himalaya; auch die kenne ich ja. Aber es gibt immer noch kleine Überraschungen:

                          „Coblenzer Pilsener“? Ich fragte später einen Freund vom Mittelrhein; der hatte von einem solchen Bier noch nie etwas gehört. Das gibt es wohl nicht in Koblenz selber, das gibt es nur in Nepal. Offenbar hat ein Nepali mit einer besonderen Affinität zu Koblenz hier eine kleine Brauerei aufgemacht.

                          Weiter geht es. Wir passieren ein Dörfchen mit Namen „Singapur Bazaar“. Kein Witz, das heißt wirklich so, warum auch immer. Nicht weit davon am Straßenrand: „Zimba Restaurant“. Montafoner werden die Augen aufreißen: wieso „Zimba“, ausgerechnet „Zimba“? Wir haben aber keine Zeit für Nachforschungen, wie es zu diesen Namen kam.


                          Wir übernachten in Ilam, einem Städtchen, das für für seine Teeplantagen bekannt ist.



                          Am folgenden Tag fahren wir weiter und sind etwa zur Mittagszeit dann endlich in Taplejung. Dies ist ein recht betriebsamer Ort, logischerweise, denn der Endpunkt der Straße muß ja zwangsläufig ein Umschlags- und Handelsplatz sein. So sieht es dort aus:


                          Hier treffen wir unsere Trekking-Crew, und von hier geht es dann richtig los, noch am Nachmittag desselben Tages.


                          Ach ja, ich schulde euch noch eine Erklärung: „wir“, das sind die beiden Trekking-Gäste, neben meiner Wenigkeit noch ein Kanadier, etwas jünger als ich, nennen wir ihn hier einmal „Conrad“. Ich weiß, das klingt so germanisch, und das soll es auch, denn sein richtiger Name klingt ebenfalls germanisch. Geführt werden wir übrigens von einem Nepali names Bisuwa, und begleitet werden wir außerdem von einem Koch, drei Küchen-Assistenten und rund einem Dutzend Träger. Daß wir derartig viele Leute dabei haben würden, war mir nicht klar gewesen, als ich diese Unternehmung buchte, und es wäre aus meiner Sicht auch nicht notwendig gewesen. Ich mag so etwas eigentlich nicht.


                          Taplejung liegt auf einem Höhenrücken, und so müssen wir als erstes ins Tal abstiegen, rund 300 Höhenmeter. Es ist natürlich irgendwie komisch, daß ein Himalaya-Trek mit so einem langen Abstieg beginnt, aber so ist es eben. Von Taplejung bis weit nach Nordosten ist gerade eine Straße im Bau. Mit einem Jeep oder Lastwagen ist sie auch bereits befahrbar. Ihr werdet sie auf den kommenden Fotos noch hin und wieder sehen. Der Fußweg von Taplejung ins Tal hinunter schneidet die Serpentinen dieser neuen Straße ab.

                          Nach etwa einer Stunde haben wir den Abstieg mehr oder weniger bewältigt, und es geht leicht und locker dahin.

                          #01: Ein Haus mit einem kleinen Holzbalkon, wie es für diese Region typisch ist. Links seht ihr Conrad gehen


                          Auf dem Gegenhang ein typisches kleines nepalisches Anwesen inmitten seiner Anbauflächen (wer es ganz genau wissen will: rechts unten im Foto seht ihr Mais, links unten Kardamon; von letzterem wird noch die Rede sein).
                          #02: Kleines landwirtschaftliches Anwesen im Tal des Tamor


                          Gegen Abend erreichen wir das Dörfchen Mitlung und schlagen hier zum ersten Mal unsere Zelte auf. Bekocht werden wir natürlich auch. Was es genau gab, weiß ich mittlerweile nicht mehr, aber es war jedenfalls auch ein Coleslaw-Salat dabei (also dünne Streifen von Weißkohl und Karotten mit Mayonnaise). „War das Wasser, mit dem der Salat gewaschen wurde, auch abgekocht gewesen?“ fragt Conrad mit besorgter Miene. - „Aber natürlich“ antwortet Bisuwa beruhigend (jede andere Antwort wäre ja auch doof gewesen). Ich habe rasch den Kopf gesenkt, damit Conrad nicht sieht, wie ich mir das Lachen verbeißen muß. Mensch, Conrad, der Salat wurde wahrscheinlich überhaupt nicht gewaschen, so daß deine Frage von vorneherein ins Leere läuft!

                          Es ist warm in Mitlung, selbst am Abend. Wir sind ja nur auf rund 900m Meereshöhe, und das auf derselben geografischen Breite wie Ägypten. Also klar, daß es hier nicht wirklich kalt ist. So paßt es auch, daß ich nur den dünneren meiner beiden Schlafsäcke mitgebracht habe.

                          Wer in Mitlung auf eine ruhige Nacht hofft, wird schwer enttäuscht. Ununterbochen dröhnt das Tal vom Brummen der Motoren schwerer LKWs, und ab und an gibt es einen ordentlichen Knall, wenn wieder einmal der Fels gesprengt wird. Was geht da vor? Hier am Flußlauf des Tamor wird in neues Wasserkraftwerk gebaut. Das ist auch höchste Zeit, denn Nepal litt jahrelang an unzureichenden Kapazitäten zur Stromerzeugung. Im ganzen Land war die Stromversorgung rationiert, mit rotierenden Stromabschaltungen. Du konntest damit rechnen, daß du durchschnittlich sechs Stunden am Tag Strom hattest (und die anderen 18 Stunden eben keinen). Das war natürlich absurd für ein Land mit solch einem ungeheueren Potenzial für Stromerzeugung aus Wasserkraft, aber es bezeugte eben auch die Defizite in der kollektiven Handlungsfähigkeit der Nepalis.

                          Übrigens übernachten nur Conrad und ich im Zelt. Unsere Trekking-Crew schläft in dem kleinen (und sehr primitiven) Gästehaus, in dessen Hintergarten die beiden Zelte aufgeschlagen wurden. Ihr habt richtig gelesen: es sind zwei Zelte. Conrad wollte unbedingt ein Zelt für sich allein haben und hat die Trekkingagentur für dieses Extra entsprechend bezahlt. Weil wir aber nur zwei Gäste sind, bleibe ich logischerweise übrig und bekomme ebenfalls ein Zelt für mich allein, aber ohne dafür zu bezahlen. Glück gehabt!


                          Die folgenden beiden Tage wandern wir immer weiter im Tal des Flusses Tamor hoch, insgesamt in nordöstlicher Richtung. Die Erhebungen zu beiden Seiten des Tales sind nach nepalischen Maßstäben immer noch Hügel und keine richtigen Berge. Zu letzteren kommen wir erst später. Die ersten beiden Tage sind also Talhatscher. Dabei hatschen wir fast die ganze Zeit auf der Trasse der im Bau befindlichen Straße entlang. Ist das Pech, oder ist das Glück? Einerseits wird das Gefühl „Bergwanderung“ natürlich beeinträchtigt, wenn man die ganze Zeit auf einer Straße geht. Zum Glück aber ist die Straße erst halb fertig und noch in kaum befahrbarem Zustand. So begegnet uns nur ganz selten einmal ein Jeep oder LKW. Also nicht so schlimm. Außerdem ist es natürlich auch irgendwie ein Glück, wenn man diesen eher langweiligen Teil des Treks recht flott und effizient zurücklegen kann. Also: es ist alles eine Frage der Sichtweise.

                          #03: Marsch durch die Dörfer im Tal des Tamor, auf der halb fertigen Straße entlang


                          #04: Dito. Links im Bild unser Führer. Wie ihr seht, hat er in Katmandu während des Winters nicht gehungert


                          #05: Immer noch im Tal des Tamor, und immer noch auf der halb fertigen Straße


                          Ungefähr hier fragt Bisuwa (unser Führer) Conrad und mich, was das denn für Pflanzen seien, die rechts oberhalb der Straßentrasse stehen (siehe obiges Foto). Conrad schüttelt den Kopf: Keine Ahnung. Ich aber kenne diese Pflanze von meiner Arbeit in der ländlichen Entwicklung in Sumatra: es ist Kardamon (englisch: cardamom). Dies ist eine Gewürzpflanze, die im tropisch-feuchten Hügelland gut gedeiht. Der entsprechende Artikel auf Wikipedia sagt, Kardamon sei das Gewürz mit dem dritthöchsten Wert pro Gewichtseinheit (nach Vanille und Safran). Wer will, kann das „in Eigenregie“ genauer studieren. Wo Transport schwierig bzw. teuer ist, da baut man gerne Kardamon an, wenn die natürlichen Bedingungen passen (und in letzterer Hinsicht ist die Pflanze etwas wählerisch). Allerdings habe ich noch nie im Leben derartig ausgedehnte Pflanzungen von Kardamon gesehen wie hier; es ist fast wie eine Monokultur.


                          Wir erreichen das Dörfchen Chiruwa. Wir sind nur ein paar Stunden gelaufen, schlagen aber dennoch hier unser nächstes Quartier auf. Einerseits finde ich diese Etappe unnötig kurz konzipiert und hätte auch problemlos noch weiter laufen können. Andererseits ist es auch nicht schlecht, daß wir bereits hier für den Tag Schluß machen; denn wir haben Pech mit dem Wetter: wie bereits gestern beginnt es schon am frühen Nachmittag zu regnen (und dies bleibt auch in den folgenden Tagen so, wenn ich das vorweg nehmen darf).



                          #06-07: In dem Dörfchen Chiruwa, das auf sehr felsigem Untergrund erbaut ist


                          Die hier lebende Volksgruppe sind die Limbu (es gibt ja in Nepal ja eine unheimlich große Zahl von Volksgruppen). Die Frauen der Limbu tragen traditionellerweise einen Nasenschmuck, wie man ihn von anderen Volksgruppen nicht kennt. Vor allem bei älteren Frauen ist es ein durch die Nasenspitze gezogener Goldring, an dem allerlei kleine Anhänger baumeln, dazu im linken Nasenflügel ein Stecker. Jüngere und „modernere“ Frauen tragen meistens nur den Stecker (und der ist immer durch den linken Nasenflügel gezogen, niemals durch den rechten). Allerdings sind die Frauen auch sehr fotoscheu, und man müßte wohl – mit erheblichem Zeitaufwand – erst Freundschaft mit ihnen schließen, bevor man ein Foto machen kann. Daher habe ich kein eigenes Foto, aber ihr seht hier , was ich meine.


                          Die ganze Nacht durch hören wir das Geräusch der „Rasensprenger“, mit denen die Kardamon-Pflanzungen bewässert werden, ein Geräusch, das in meiner Erinnerung fast synonym mit dieser Gegend geworden ist. Allerdings klingen nicht alle Anlagen gleich. Manche machen ein Geräusch, das etwa so klingt wie „Hier! ... Hier! ... Hier! ...“, bei anderen klingt es eher wie „Brühe! ... Brühe! ... Brühe! ...“. Und diese „Rasensprenger“ laufen rund um die Uhr, Tag und Nacht...


                          Auch am nächsten Tag, auf dem Marsch nach Sekathum, folgen wir noch der Straßen(bau)trasse. Die Straße ist, wie gesagt, erst halb fertig; insbesondere fehlen noch Brücken bzw. Wasserdurchlässe, und wir müssen die östlichen Seitenbäche des Tamor irgendwie anders überqueren, z. B. auf leichten Bambus-Konstruktionen wie hier:
                          #08: „Monkey bridge“ über einen Seitenbach


                          Dann aber verlassen wir die Straßentrasse (welch ein Glück!) und marschieren auf einem traditionellen Steinweg dahin.
                          #09: Traditioneller Steinweg im Tal des Tamor


                          Wieder einmal passieren wir ein paar Häuser, umgeben von Kardamon-Pflanzungen. Gerade als ich diese Szene fotografieren will, habe ich Glück: ein nepalischer Träger marschiert ins Bild und macht es auf diese Art komplett. Seine Rückenkiepe ist von der Machart, wie sie die Menschen hier vermutlich seit 3000 Jahren kennen: aus gespaltenem Bambusrohr. Ein Zuckerschlecken ist solch ein Leben selbstredend nicht: schaut einmal, was für Krampfadern der arme Kerl an den Beinen hat!
                          #10: Ein Träger marschiert durch Kardamon-Pflanzungen



                          Dann ist es wieder einmal Zeit für eine kleine Teepause, bevor es weiter geht.



                          #11-12: Erst einmal Teepause, dann Weiterweg nach Sekathum



                          In einem Weiler ist für jemanden eine kleine Gedenkstätte errichtet worden, aber es wird uns nicht recht klar, warum gerade für diese Person und warum gerade hier. Wie auch immer, es ist irgendwie pietätvoll (was jemanden anderen nicht daran gehindert hat, diese Nische völlig pietätlos zum Abstellen seiner Arbeitsstiefel zu nutzen).
                          #13: Kleine Gedenkstätte



                          So erreichen wir am frühen Nachmittag, gerade noch rechtzeitig vor dem täglichen Regen, das Dorf Sekathum. Dieser Ort stellt irgendwie eine Zäsur unseres gesamten Treks dar. Hier, so kann man sagen, ist der Talhatscher beendet (war ja auch Zeit, nach fast 12 Stunden Gehzeit in drei Etappen). Hier mündet der von Nordosten kommende Ghunsa Khola in den Tamor, und das Tal des Ghunsa Khola ist wesentlich enger und steiler als das Tamortal. Ab hier, so kann man sagen, kommt man dann endlich richtig in die Berge (und daher wird auch mein Bericht vom nächsten Abschnitt an interessanter werden).

                          #14: Übernachtung in Sekathum. Blick hinauf in das Tal des Ghunsa Khola; im Mittelgrund eine Hängebrücke, die wir morgen benutzen werden


                          Fortsetzung folgt

                          Zuletzt geändert von OutofSaigon; 25.01.2021, 10:25.

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                            • 13.11.2017
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                            #14
                            AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                            Wunderbar atmosphärisch geschrieben und illustriert! Ich kann mir das alles richtig gut vorstellen. Deine Ankündigung, daß der kommende Berichtsteil noch interessanter werden wird, erzeugt schon echte Spannung...

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                              #15
                              AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                              Juhu es geht weiter, aber ich möchte den „alten Mann“ ja nicht hetzen
                              Warten scheint sich ja zu lohnen.

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                              • Heather
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                                #16
                                AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                Super, sehr schoen und danke fuer's mitnehmen!

                                Nur darueber habe ich mich gewundert:

                                Allerdings sind die Frauen auch sehr fotoscheu, und man müßte wohl – mit erheblichem Zeitaufwand – erst Freundschaft mit ihnen schließen, bevor man ein Foto machen kann. Daher habe ich kein eigenes Foto, aber ihr seht hier , was ich meine.
                                Ich mag es auch nicht sonderlich, wenn jemand Fremdes einfach so ein Photo von mir machen will. Wenn ich als Austellungstueck dienen soll, dann nehme ich Karte und Bahres.

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                                • OutofSaigon
                                  Erfahren
                                  • 14.03.2014
                                  • 382
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                                  #17
                                  AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga


                                  Aufstieg nach Ghunsa: 2000 Höhenmeter, vier Tage

                                  Wir verlassen das Tal des Tamor bei dem Dörfchen Sekathum und gehen hinein in das Nebental des Ghunsa Khola („Khola“ ist das nepalische Wort für „Fluß“, und „Ghunsa“ ist der Name des Dorfes, dem wir nun zustreben). Gleich nach dem Abmarsch überqueren wir die Hängebrücke, die ihr in Foto #14 seht. Sofort danach zeigen sich die steilen Talflanken.
                                  #15: Die steilen Flanken des Tales des Ghunsa Khola


                                  So begrüße ich euch nun an diesem dritten Morgen unseres Treks:
                                  #16: Guten Morgen!


                                  Direkt entlang am Fluß findet man keine Siedlungen. Erstens ist das Gelände zu steil für die Anlage von Dörfern, zweitens ist es so weit unten im Tal zu schattig und dunkel, als daß Feldfrüchte gedeihen könnten. Stattdessen liegen die Felder und Bauernhäuser weit oben an den Bergflanken.


                                  #17-18: Felder und Bauernhäuser liegen weit oben an den Bergflanken; direkt am Fluß ist das nicht möglich

                                  Stellenweise sind die Talhänge des Ghunsa Khola so steil und felsig, daß man dort nicht einmal einen Fußpfad anlegen kann. Deshalb müssen wir auf dieser ersten Etappe hinter Sekathum den Fluß vier Mal überqueren. Hier seht ihr Brücke Nummer drei.
                                  #19: Die dritte der insgesamt vier Hängebrücken über den Ghunsa Khola in diesem Abschnitt

                                  Wer ein scharfes Auge hat, entdeckt in obigem Foto etwas Ungewöhnliches. Na? Wer sieht es? Das Wasser des Flusses ist hier ganz ruhig. So etwas gehört sich nicht für einen ordentlichen Bergfluß. Des Rätsels Lösung: der Fluß ist hier über eine kurze Distanz aufgestaut von einem Bergsturz, den ihr euch rechts außerhalb des Bildes vorstellen müßt.


                                  Wir passieren ein kleines Anwesen in traditioneller Bauweise, das heißt: es ist hauptsächlich aus gespaltenem Bambusrohr errichtet. Auch das Dach ist lediglich aus solchem Bambusgeflecht. „Traditionell“, das klingt so schön, so authentisch, so fotogen, aber solche Hausbauweise ist eben auch die Manifestation von bitterer Armut und Rückständigkeit. Das darf man nicht vergessen.
                                  #20: Ein einfaches Haus; davor eine Kardamon-Pflanzung, dahinter Bambusbestand



                                  Als wir eine weitere Hütte dieser Art passieren, kriege ich spontan einen Schreck: dort brennt es! Dann erkenne ich meinen Irrtum: es ist nur einfach der Rauch des Herdfeuers, der durch das löcherige Dach dringt (auch dieses „Dach“ besteht ja nur aus Bambusgeflecht).
                                  #21: Der Rauch des Herdfeuers dringt durch das löcherige Dach einer einfachen Hütte


                                  Ein viertes und letztes Mal überqueren wir den Ghunsa Khola und kehren zurück auf die Nordwestseite.
                                  #22: Brücke Nummer vier über den Ghunsa Khola in diesem Abschnitt


                                  Von hier an verläuft der Pfad nach Ghunsa weit oberhalb des Flusses, und es sind etliche recht steile Anstiege zu bewältigen. An einem solchen machen wir dann auch einmal Pause, und es ergibt sich die Gelegenheit für ein Gruppenfoto:
                                  #23: Unser Führer Bisuwa (mit Thermosflasche) und andere von unserer Begleitmannschaft. Notabene: das sind noch nicht einmal alle! Conrad war mit einigen anderen schon voraus gegangen



                                  Im Laufe des Anstiegs queren wir natürlich auch immer wieder kleine Seitentälchen. Als wir gerade in ein solches einbiegen, sehe ich auf dem Gegenhang vor uns eine Maultier-Karawane, und es ergibt sich die Gelegenheit für ein Foto aus günstiger Perspektive (den Maultier-Treiber seht ihr ebenfalls, ganz links):
                                  #24: Maultier-Karawane


                                  Wenig später erreichen wir das Dorf Amjalossa, unser Tagesziel. Eigentlich sollte man das Wort „Dorf“ in Anführungsstriche setzen, denn es sind nur einige wenige Häuser. Eines davon ist in einigermaßen solider Bauweise errichtet, ein anderes aber (im Hintergrund) gehört offensichtlich einer sehr armen Familie:


                                  #25-26: Amjalossa besteht nur aus wenigen Häusern in unterschiedlicher Bauweise, die unterschiedliche Niveaus von Wohlstand bzw. Armut widerspiegeln


                                  Während des Treks ist mir etwas aufgefallen, was ich schon in den vergangenen Tagen beobachtet hatte: unser Führer Bisuwa geht immer ganz am Schluß des gesamten „Konvois“. Ich hatte ihn auch einmal darauf angesprochen, und er bezeichnete seine Funktion als die eines „sweepers“, was ich leicht merkwürdig fand. Die Führungsfunktion wird effektiv von seinem Assistenten übernommen. Am Nachmittag diskutiere ich mit Conrad über meine Beobachtung. Er ist der Meinung, das sei richtig so, und er kenne das so auch von anderen Treks, die er gemacht hat; denn der Führer hat die Verantwortung für die gesamte Gruppe und muß sicher stellen, daß niemand zurück bleibt. Ich sehe das nicht ganz so: eben weil der Führer eine Verantwortung hat, kann er doch nicht seine Gäste einfach voraus rennen lassen, wie sie es für richtig halten. Da mögen Risiken und Gefahren lauern, und wenn der sogenannte Führer der allerletzte ist, der solche Risiken und Gefahren überhaupt bemerkt, dann kann er ihnen auch nicht mehr effektiv begegnen. Darüber diskutieren wir eine ganze Weile, aber erzielen keine Einigung. Meine Erfahrung war jedenfalls immer, daß der Führer mir bzw. uns voraus ging, aber nur ein paar Meter, so daß er jederzeit im Bilde darüber war, ob ich/wir ihm noch folge/n oder ob da jemand zurück bleibt. Gleichzeitig war er aber eben immer auch der erste, der kritische Stellen am Weg bemerken, prüfen und „freigeben“ konnte, bevor die Gäste folgten.


                                  Jedenfalls übernachten wir in Amjalossa, und während des Abends und der Nacht regnet es heftig, mehrere Stunden lang.


                                  Am folgenden Tag steigen wir weiter auf.

                                  #27: Aufstieg auf felsigem Pfad. Zu sehen sind auch zwei unserer Träger


                                  In dieser Höhe, rund 2200m, erreichen wir die Zone, wo zu dieser Jahreszeit die Rhododendren blühen – ein wunderschöner Anblick, zu dem ich weiter nichts zu sagen habe; die Bilder sprechen für sich.



                                  #28-29: Wanderung zwischen blühenden Rhododendren hindurch


                                  Einige Abschnitte des Pfades führen an steilen Grashängen entlang. Der Pfad ist aufgeweicht vom Regen der Nacht, das Gras ist naß und rutschig. Wenn du diesen Hang hinunter kollerst, gibt es kein Halten, bis du 200 Höhenmeter weiter unten gegen die Felsen im Flußbett knallst – eine durchaus beunruhigende Perspektive. Das ist dann nicht nur Pech, sondern „Game Over“. Und genau an solchen Stellen erhebt sich die Frage: was ist die Funktion des Führers? Die Hinterbliebenen zu benachrichtigen??
                                  #30: Ein lebensgefährlicher Grashang – hier bloß nicht ausrutschen!


                                  Irgendwo entlang des weiteren Pfades steht auf einer Verebnung ein kleines, primitives Gästehaus. Übernachten wollte man in diesem Etablissement wohl nur in der allergrößten Not, aber für eine Teepause ist es durchaus akzeptabel, sogar richtig nett.
                                  #31: Teepause


                                  Wir nähern uns dem nächsten Tagesziel, dem Dorf Gyabla, rund 2700m hoch gelegen. Die alte und anscheinend nicht sichere Route zum KBC (Kanchenjunga Base Camp) lassen wir dabei rechts liegen.
                                  #32: Letzte Abzweigung vor dem Dorf Gyabla



                                  Kaum haben wir in Gyabla unsere Zelte aufgeschlagen, fängt es schon wieder an zu gießen, dieses Mal noch früher und noch weit heftiger als tags zuvor:


                                  #33-34: Sturzregen in Gyabla


                                  Wie so oft, sieht die Welt am nächsten Morgen aber schon wieder viel besser aus, erst recht, wenn man in so einem tollen Gebirge ist:
                                  #35: Neuer Morgen, neues Glück


                                  In Gyabla machen wir einen Tag Pause zwecks Akklimatisation. Außerdem soll der Pfad nach dem Regen von gestern erst einmal abtrocknen. Plötzlich erscheint in dem Gästehaus, in dessen Hintergarten wir die Zelte aufgeschlagen hatten, ein junger Mann von der Gesundheitsstation in Ghunsa. Er besucht regelmäßig die Dörfer um Ghunsa herum und betreut die Bewohner. Heute kommt er zufällig nach Gyabla. Ich nehme die Gelegenheit wahr, ihn bei seinen Besuchen zu begleiten und so die Umgebung ein wenig kennen zu lernen.





                                  #36-38: Die peripheren Teile von Gyabla, und Blick zurück auf unser Gästehaus


                                  Der Morgen nach dem Pausentag ist wiederum sonnig, es verspricht ein schöner Tag zu werden. Eine Gruppe von Händlern ist eingetroffen; sie führt eine weitere Maultier-Karawane sowie lebende Hühner in Bambuskörben mit sich.
                                  #39: Morgensonne in Gyabla, vor unserem Aufbruch nach Ghunsa


                                  Der Aufstieg nach Ghunsa ist lang: 900 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Pfad ist steil und anstrengend, hat aber keine wirklich gefährlichen Stellen. Wir passieren einen Bergsturz. Das ist an sich nichts Besonderes, aber mir fällt auf, daß BEIDE Seiten des Tales geologisch sehr instabil und rutschgefährdet zu sein scheinen. Die potenzielle Signifikanz dieser Beobachtung wird mir allerdings erst einige Tage später klar, und ich werde noch darauf zurück kommen.
                                  #40: Bergsturz-gefährdete Hänge zu beiden Seiten des Ghunsa Khola

                                  Dann aber weitet sich das Tal, es gibt so etwas wie eine Schulter am westlichen Hang, und auf dieser befindet sich das Dorf Phale, das wir nun erreichen. Bemerkenswerterweise sind die Häuser hier meist aus Steinen erbaut; weiter unten im Tal war es hauptsächlich Holz (für die besseren Häuser) oder Bambus (für die Hütten armer Leute).
                                  #41: Steinhaus in Phale


                                  Weitere 45 Minuten später sind wir dann endlich in Ghunsa, auf etwa 3600m Höhe. Dies ist ein vergleichsweise großes Dorf mit zahlreichen Häusern, einer Schule und einer Gesundheitsstation. Im Prinzip gibt es sogar elektrischen Strom; denn knapp oberhalb des Dorfes befindet sich ein kleines Wasserkraftwerk. Am Tag unserer Ankunft allerdings liegt die Versorgung darnieder. Die Dorfbewohner erklären uns, es habe zwei Nächte vorher (also, als es in Gyabla so gekübelt hat) ein furchtbares Gewitter gegeben. Plötzlich sei mit einem gewaltigen Knall der Blitz eingeschlagen, und genau in jener Sekunde sei die Stromversorgung zusammengebrochen. Es hat offenbar einen größeren Schaden gegeben, der erst wieder behoben werden muß. So gibt es am Tag unserer Ankunft statt anständiger Beleuchtung vorübergehend nur mickerige Funzeln. Noch vorher aber genießen wir den frühen Abend und den Blick auf die umgebenden Berge. Der Niederschlag der vergangenen paar Tage fiel dort oben als Schnee, und so sehen die Felsen wunderbar überzuckert aus.
                                  #42: Von Schnee überzuckerte Berge oberhalb von Ghunsa im Licht des frühen Abends


                                  Abends ist es in der Gaststube zwar halb duster, aber ordentlich warm; denn der Wirt hat kräftig eingeheizt. Solches fällt ihm nicht schwer; denn Ghunsa ist von Wäldern umgeben, wo mehr Feuerholz nachwächst als das Dorf benötigt.

                                  In Ghunsa verbringen wir eine angenehme Nacht. Von hier aus wollen wir am kommenden Tag den „Endspurt“ zum Kantschendzönga-Basislager einleiten, und davon werdet ihr im nächsten Berichts-Abschnitt lesen.
                                  Fortsetzung folgt

                                  Zuletzt geändert von OutofSaigon; 11.02.2021, 08:48.

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                                  • OoS
                                    Erfahren
                                    • 13.06.2011
                                    • 262
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                    Huch, da schmökert man nichtsahnend einen neuen Reisebericht aus dem schönsten Himalaya der Welt und dann wird man auch noch persönlich erwähnt

                                    Ich bin weder verwandt, noch verschwägert, noch (und erst recht nicht ) identisch mit dem TO. Und leider habe ich immernoch keinen Reisebericht über unsere Tour zum EBC geschrieben

                                    Aber BTT:
                                    Toller Bericht und geniale Fotos! Ich bin gespannt, wie's weitergeht!

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                                    • OutofSaigon
                                      Erfahren
                                      • 14.03.2014
                                      • 382
                                      • Privat

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                                      #19
                                      AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                      Zitat von OoS Beitrag anzeigen
                                      ... Toller Bericht und geniale Fotos! Ich bin gespannt, wie's weitergeht!
                                      Danke! Ich gebe euch jetzt ein paar Tage Zeit für das Treffen in Aschaffenburg, dann schreibe ich weiter. Als nächstes geht es hinauf zum Kantschendzönga-Basislager ...

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                                        • 27.09.2016
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                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [NP] Pech und Glück am Kantschendzönga

                                        Zitat von OutofSaigon Beitrag anzeigen
                                        Danke! Ich gebe euch jetzt ein paar Tage Zeit für das Treffen in Aschaffenburg, dann schreibe ich weiter. Als nächstes geht es hinauf zum Kantschendzönga-Basislager ...
                                        Cool, deinen Bericht hier zu lesen! Bin auch sehr gespannt, wie es weitergeht.
                                        Vor allem weil ich selbst in 2 Wochen zum Kanchenjunga reise. Wir werden allerdings zuerst die Route nach Ramche nehmen und auf den Rückweg über Amjilosa laufen.

                                        Hast du vl. einen wichtigen Tipp für uns?
                                        Und gibt es eigentlich unterwegs irgendwo Wlan, vl. theoretisch in Ghunsa, wenn der Strom geht???

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