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NORDLAND 2018
ROUTENPLANUNG
Unsere Tour wird uns vom Tysfjorden nahe Narvik nach Sulitjelma in der Nähe von Bodø führen. Oder so ähnlich. Die Idee war es, die Routen von Vobo und Bernie zu kombinieren und dabei sämtliche Schmankerl einzusammeln. Gränsleden, Bernies Panoramaroute, Rago und Blåmannsisen mit ein bisschen Padjelanta dazwischen. Es kam ein wenig anders als geplant.
Hier erstmal die Übersicht zur Tour, so wie sie geplant war.
01 - AUFWÄRMEN
Wir starten in Storå im Tysfjord. Von Meereshöhe rauf auf gute 1000 Hm und dann dem Gränsleden folgend Richtung Schweden.
Wegführung: die Route ist mit Steinmännchen markiert, von einem Weg kann man aber auf keinen Fall sprechen. Scheint selten begangen zu werden. Der Teil von Storå bis Riddabårre ist bei schlechter Sicht nicht zu empfehlen, dafür ist das Gelände zu unübersichtlich. Ab dem Riddabårre sind die Markierungen nicht zu verfehlen.
Gelände: extrem steiler Aufstieg von Storå zuerst durch Gebüsch auf klar erkennbarem Pfad, dann weglos durch einen grasigen Hang. Oben im Gebirge teils zerklüftet, ein logischer Weg ist nicht immer sofort zu erkennen. Hier ist Aufmerksamkeit gefragt. Später dann bei sanfter Steigung über flache Grashänge die von Felsen durchzogen sind.
02- AUF FRAGWÜRDIGEN PFADEN DURCHS SCHWEDISCHE GRENZLAND
Eigentlich wollten wir Bernies Panoramaroute nachgehen. Hierfür wären wir kurz vor der schwedischen Grenze nach Südwesten abgebogen, zum Langvatnet rüber. Den See hätten wir wie Bernie auf den Kämmen der umliegenden Bergkette umgehen wollen. Anschließend wäre wir nach Süden gegangen um bei Hellmobotn diese Etappe zu beenden.
Stattdessen gehen wir auf der schwedischen Seite der Grenze nach Süden. Bei Grenzstein 251, in der Nähe der Hütte am Røysvatn überqueren wir die Grenze und wechseln schließlich in der Nähe von Hellmobotn wieder nach Norwegen.
Wegführung: meist gut markiert, aber in der Regel ohne sichtbaren Pfad. Im Sumpf beim Fluss Valldajåhkå haben wir die Markierungen verloren. Die gesamte Etappe folgt dem Nordkalottleden. Trotz gutem Wetter haben wir in den zwei Tage auf der Etappe nur wenige Leute getroffen. 3 Wanderer in Schweden, ein paar Gruppen in Hellmobotn.
Gelände: teils weite hügelige Ebenen, oft zerklüftetes Gelände das von parallelen Felsrippen oder Hügeln geprägt ist. Am Ende sumpfig.
03 - PADJELANTA
Wir folgen Vobos Route in umgekehrter Richtung. An der Schlucht von Hellmobotn entlang. Am Hievsttinjávrre wechseln wir rüber nach Schweden und folgen hier mehr oder weniger der Grenze, die hin und wieder überquert wird. Am Vastenjaure entfernen wir uns ein wenig von der Grenze und betreten den Rago Nationalpark südlich des Snøtoppen.
Wegführung: weglos. Meistens ist das Gelände übersichtlich genug um eine logische Route zu finden. Bei schlechter Sicht ohne GPS nicht zu empfehlen.
Gelände: Es ist alles dabei von Bergpässen, Hochebenen voller Geröll und weiten Blicken über die großen Seen im Nationalpark. Gerade am Anfang und am Ende sehr spektakuläre Lanschaft.
04 - RAGO NP
Wir betreten den Rago NP südlich des Snøtoppen, kommen an der Ragohytta vorbei und queren dann weglos zum Litlverivatnet statt dem normalen Weg zu folgen. Am Litlverivassforsen endet dieser Abschnitt.
Wegführung: im Nationalpark sind sämtliche Wege gut markiert. Auf unserer geplanten Route zum Litlverivatnet weglos durch gestuftes Gelände mit relativ guter Übersicht.
Gelände: Abstieg in den Rago NP steil, auf blankem Fels. Bei Nässe muss man hier unbedingt auf die rutschigen Algen aufpassen, sonst geht es schneller runter ins Tal als einem lieb ist. Im Rago selbst dann eher hügelig mit einem kurzen steilen Abstieg zum Fluss.
05 - ÜBERS EIS
Am Ende des Rago Nationalparks wollten wir über das Lappfjellet wieder zurück Richtung Osten. Kurz vor der Grenze wollten wir nach Süden abbiegen, um nach 1-2 Tagen den Blåmannsisen zu erreichen. Diesen hätten wir auf Bernies Route überquert und die Tour in Sulitjelma beendet.
Dazu ist es leider nicht mehr gekommen.
ZWISCHENFAZIT
Trotz einiger Änderungen und dem ein oder anderen Verhauer hatten wir eine großartige Tour die vor allem Urlaub sein sollte - und keine Quälerei. Im Lauf der Tour haben wir eine Liste von Punkten aufgestellt, die der perfekte Platz für die Zelte haben muss. In der Reihenfolge von "überlebensnotwendig" zu "purer Luxus":
1. Wind
2. Fließendes Wasser
3. Weltklasse Panorama
4. Ein Berg hinter dem die Sonne untergehen kann
5. Eine Sauna
Mal von so utopischen Forderungen wie einem Bierlager abgesehen, hatten wir fast immer die ersten drei und einmal sogar alle der Punkte beieinander.
BEOBACHTUNGEN IN DER ZIVILISATION
ÜBER WIKINGER
Man hat ja so das Vorurteil, dass alle Norweger Wikinger wären. Man stellt sich vor, wie Bjarne im Schneesturm, mit bloßen Händen ein Loch in die Eisdecke auf einem See schlägt. Mit kaltem Blick starren seine eisblauen Augen auf das Loch. Plötzlich schießt die Hand ins Wasser und er zieht einen Fisch aus dem See…
Wenn man sich dann aber in Narvik, oder Bodø auf den Straßen umschaut, dann fragt man sich schon woher dieses Vorurteil kommt. Der Blick ins Supermarkt Regal zeigt dann auch wie die Norweger zu ihrem oft stattlichen Leibesumfang kommen. Zwar hat man eine enorme Auswahl an Hotdogwürschteln und Formschinken, aber es wird schon wirklich schwer sowas wie geräucherten Speck oder eine anständiges Stück Salami zu finden. Dazu dann noch ein labbriges Toastbrot mit Tubenkäse und Bjarne kann wieder ins Fjäll. Auf dem Weg dahin, nochmal kurz an einem der riesigen Spirituosenläden halten und dann noch einen Hotdog von der Tanke.
IN NARVIK
Wir landen in Evenes (EVE), eine knappe Autostunde von Narvik entfernt. Mit knapp 19.000 Einwohnern ist Narvik nur ein größeres Dorf. Es gibt alles was man vor, oder nach einer Tour braucht. Abgesehen davon fällt mir aber kein Grund ein länger in Narvik zu bleiben.
Der einzige Grund für die Existenz des Ortes scheint seine Funktion als Hafen für den Erztransport zu sein. Das war wiederum der Grund dafür, dass die Nazis am 9. April 1940 in den Ort eingefallen sind. 2018 war dann mal wieder eine deutsche Fregatte in Narvik. Die „Sachsen“ hat sich aber mit ihren eigenen Raketen abgefackelt und ging zurück ins Dock.
Tatsächlich wird die Bucht, an der Narvik liegt, vom Verladeterminal für die Erzfrachter dominiert. Dieses befindet sich Mitten im Ort. Im Hafen liegt ein rostiger Frachter unter chinesischer Flagge, der wie das Klischee eines Seelenverkäufers aussieht.
Wie gesagt, man bekommt hier alles was man braucht aber man muss nicht unbedingt länger als nötig bleiben.
IN BODØ
Wie Narvik, so wurde auch Bodø aufgrund der Eignung als Hafen gegründet. Hier ging es aber um Fischerei. Mit heute gut 50.000 Einwohnern kann man Bodø durchaus als kleine Stadt bezeichnen (zum Vergleich: Passau ist genauso groß). Auch Bodø spielte eine Rolle bei der Invasion Norwegens und wurde dabei fast vollständig zerstört. Heute gibt es keine historischen Gebäude mehr, trotzdem wurde Bodø 2016 zur attraktivsten norwegischen Stadt gekürt.
Auch hier findet man alles was man nur irgendwie brauchen könnte. In Bodø kann man auch durchaus mal ein paar Tage ausruhen. Schon zweimal haben wir unsere Norwegen Touren hier beendet und es sehr genossen ein Einkaufszentrum nicht weit vom Campingplatz zu haben. Der Flughafen ist direkt in der Stadt, der Zeltplatz grenzt daran an. Die Einflugschneise verläuft direkt neben dem Campingplatz. Wobei die Verkehrsflugzeuge weit weniger störend sind, als die saumäßig lauten F16 die hier stationiert sind.
ZUM TYSFJORD
Bei Kjøpsvik, im Tysfjord, setzen wir mit einer kleinen Fähre nach Storå über. Kjøpsvik ist mit seinen 850 Einwohnern wirklich nur ein Nest. Storå ist nochmal viel, viel kleiner. Hier leben wirklich nur noch eine Handvoll Menschen. Die gesamte Kommune Tysfjord hat keine 2000 Einwohner und umschließt den ganzen Fjord.
2017 kam heraus, dass sich hier seit 1953 ganze 40 Fälle von Kindesmissbrauch ereignet haben. Beim Blick über den Fjord am ersten Camp sorgt das für eine äußerst morbide Stimmung.
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