AW: [SE] Der Weg ist das Ziel [Sarek-Padjelanta_Nationalpark]
31.07.2019 00:11
Ui vielen Dank schonmal 
Was das Essen betrifft, ist soweit erstmal per PN geklärt, werde sicher am Ende noch mal darauf eingehen, aber alles Gut
Aber ja ich habe ca. 6-8kg auf der Tour abgenommen und nicht geraucht, bis auf die ersten beiden Tage.
28.06-30.06. Anreise (da müssen wir nochmal durch , sie gehört dazu)
Bereits 2 Wochen vor der Abfahrt fange ich an langsam den Rucksack zu packen. Ich bin nervös, wie soll das ganze Zeug da rein passen? Schlafsack, Zelt, Luftmatratze, und der Rucksack sieht bereits dreiviertel voll aus. Der Gedanke wird einige Tage verdrängt was bei mir eine innere Unruhe auslöst. Zweifel kommen auf wie schon häufiger.
Eine richtige Jacke ist jetzt schon aus der Packliste geflogen, weil die einfach zu viel Platz weg nimmt, ein 2. Pullover, das Tagebuch samt Stift und noch einige andere kleinigkeiten fliegen raus. Freitag früh vor der Abfahrt steht dann ein prall gefüllter Rucksack im Flur und ein Tagesrucksack 30l, auch voll. Hmm? Ich hätte einen anderen Beruf lernen sollen, Zauberer oder sowas. Das Zeug muss da noch rein nach dem Flug.....verdammt.
So beschließe ich das Zelt oben zwischen Deckel und Rucksack zu befestigen, perfekt, past....der Plan fürs umpacken steht und packe das Zelt erstmal wieder in den Rucksack.
Freitag 10Uhr geht es dann mit dem Dorfbus zum Bahnhof, später mit dem Regionalzug nach Erfurt und mit dem ICE der natürlich Verspätung hat nach Berlin ins Hotel. Das liegt etwa 1,5km zu Fuß vom Flughafen Tegel entfernt, so dass ich mit dem TXL-Bus schon mal vom Hauptbahnhof direkt zum Flughafen fahre und das Stück zum Hotel laufe. Verdammt schwer und bei der Hitze sehr schweißtreibend. Hast du dir das gut überlegt Maik?
Im Hotelzimmer wird erstmal alles hingeschmissen...ab in den Biergarten auf den Alexanderplatz.


Das hieß zum Flughafen zurück, dort die Begebenheiten in Terminal C abgecheckt und zurück (etwa 3km glaube ich) zur U-Bahnstation. Ich Frage wie ich zum Alexanderplatz am besten komme und bekomme natürlich den schlechtesten Hinweis, sie mochte mich wohl nicht, nach etwa 1h und 100 U-Bahnkilometer war ich dann auch dort. Toll diese U7. Zurück im Hotel wurde auch dieser Biergarten noch eingeweiht bevor es dann schlafen ging.
Am nächsten morgen 4:30 ging es dann zum Flughafen ins Terminal, auch wenn es das erste mal war eigenverantwortlich ein zu checken war alles sehr einfach. Handy hier Handy da ran halten, Rucksack abgeben, fertig. Ein Beutel oder sowas bekam der Rucksack dann doch nicht, da sowohl in Stockholm als auch in Berlin trockenes Wetter angesagt war. Der Flieger startete pünktlich nach einigen drängeleien (es gibt ja keine Platzkarten, eventuell kommt man nicht mit). Auf dem Hinflug hatte ich ganz vorne 3 Plätze zur Auswahl, lukte entspannt aus dem Fenster und stopfte mir meine gräuslich ausgewählte Musik ins Ohr. Endlich raus hier, in 90min sieht die Welt schon ganz anders aus, schwedisch halt, wie jedes Jahr seit vielen Jahren.
Von der Hölle in den Himmel.

Ich stand am Kofferband und dachte nun an die vielen armen Dropse deren Gepäck nicht am Flughafen an kam. Die Zeit verging nicht und viele Leute hatten schon ihren Koffer. Oh man, was packen die Leute denn alles ein für den Urlaub. Handgepäckkoffer mit größe am Limit, Handtasche, Fressbeutel, Kaffecup und ein Aufgabegepäckstück wo sie selbst rein passen würden. O m g, uns gehts echt zu gut. Ich begann zu schmunzeln bei so manchen Gepäck, aber ich war ja grad irgendwie nicht besser, dafür das es nur Wandergepäck war was ich mit einem Arm nicht hoch halten konnte. Allerdings stand ich gefühlt ziemlich lange und dachte irgendwann....na nu aber....haste wieder so viel Pech das der Urlaub gleich am Anfang baden geht wa? Aber da kam er auch schon angepurtzelt und es schien auch noch alles dran zu sein. Diese Hürde war nun also auch geschaft und schon war ich auf dem Weg mit Rucksack und erstmal einem Einkaufswagen auf dem das schwere Zeug lag zu einem Automaten für den Arlandaexpress. Denn nun war viiiiiel Zeit, etwa 9h bis der Nachtzug abfährt Richtung Gällivare und das war auch gut so.

Nach der Fahrt mit dem Arlandaexpress suchte ich die Schließfächer und packte den Rucksack diagonal samt dem Inhalt des Tagesrucksackes in ein großes Schließfach. Da musste ich noch etwas nachdrücken bis die Tür wirklich zu ging, fertig. Riesig dieser Centralbahnhof in Stockholm. Nach ein bissel rumfragen kaufte ich die Accesscard mit 24h Aufladung und verschwand in der Metro um zu dem Outdoorladen in der Kungsgatan zu kommen.

Dort kaufte ich 2mal Gas, einmal Dschungeloilja und so komische Handschuhe wenn ich einmal im Outdoorladen bin (siehste würde ich mal zur Packliste noch ergänzen: Dschungeloilja, Nordic Summer, 2 mal Deetlotion).
Schönes Stockholm dachte ich mir und fuhr in die Gamla Stan, wolltest du nicht an Strand oder sowas? Rumgammeln? Kam mir grad irgendwie verschwendet vor und so lief ich zwischen 1000 Leuten durch die Gamla Stan auf der Suche einem leeren Kaffe mit viiiel Ruhe. Gab es natürlich nicht. Ich fand eine deutsche Kirche mitten in Stockholm, eine Geisterführung oder sowas und pötzlich stand ich vor einem riesen Gebäude mit son Gaul davor.

Ich las das Schild auf dem Stand Kungliga Chamber oder so ähnlich....grübel....Königleicher Palast? Oh ein Haus von Adel, cool mal rein gehen durch die riesen Tür da vorne...sehr schön, ungewollte Kultur vor dem Mittagessen. Der Foto war bereit und es gab viele Vögelchen. Als ich wieder raus kam wollte eine Frau ein Foto mit der Wache machen und plötzlich waren hier 4 mal so viel Leute als bevor ich rein ging. Da liefen auch paar dunkelblau gekleidete Männer mit Stöckern vor der Brust auf der Straße rum. Wasn hier los? Das waren Soldaten mit Waffen und grüne Soldaten mit weißen Stulpen die die nicht hörende Menge immer wieder zum zurücktreten aufforderten. Jetzt spielte hier auch noch eine Kapelle und die zogen alle auf einen Hinterhof. War das vielleicht eine Wachablösung vom Königshaus oder sowas....scheint wohl so zu sein, prima mal angucken. Die grünen Soldaten waren recht lustig, der eine sehr schweigsam. Er blieb meist vor den Leuten stehen, schaute ihnen tief in die Augen mit versuchtem ernsten Blick, bis die Leute anfingen zu lachen und ein Schritt zurück gingen. Der andere völlig Hyperaktiv und ausdauernd immer wieder die quer laufenden Leute ansprach und mit wedelnden armen fast schon schrie. Ja, und da war noch diese eine Taube. Sie stand nun direkt vor dem Hyperaktiven. Er Guckte die Taube an, regte sich plötzlich nicht mehr, bis die Menge lachte und nun erwartete das er der Taube den Platz zuweist...herrlich.
Ich kehrte in die Gassen zurück und fand ein Tisch für ein kaltes Bier, denn in Stockholm war Sommer. Bestimmt 26grad musste es mind. gewesen sein, blauer Himmel und jeder 3. hatte ein Eis in der Hand.











Die Zeit war schnell rum, verdrückte auf dem Centralbahnhof noch den einen oder anderen Snack und stieg dann als bald in den Nachtzug ein.

Mal ehrlich, Nachtzug fetzt überhaupt nicht. Das fühlt sich an als wenn ein 18jähriger mit einem Porsche eine Alpenstraße hoch fährt. Die vielen scharfen Kurven, da war an schlafen nicht zu denken. Entweder dachte ich jemand hebt mein Bett am Fußende an oder ich muss mich mit den Füßen gegen die Wand stemmen um nicht zu rutschen. In den Tunneln bekomme ich Druck auf die Ohren. Alles irgendwie unangenehm, aber ein paar Minuten kann ich hier und da doch schlafen. Pünktlich bin ich in Gällivare und genau der 2. in dem dann doch vollen Bus nach Ritsem. Wie in Stockholm am Bahnhof nur noch Tourenrucksäcke zu sehen. Es ist ca. 08:30 und der Bus fährt los. Ich bin in Lappland, nur noch 4,5h und einmal Bootfahren.

Um 10:30 in Stora Sjöfallet Bushalteplatz werden wir auf einmal alle raus geschmissen.


Es herrscht Verwirrung und ich weiß schon garnich was jetzt auf einmal los ist. Einige steigen in einen kleinen Shuttlebus mit Hänger ein und sind verschwunden. Der Busfahrer sagt er kommt in 50min wieder und dann geht es weiter. Ich frage ob ich den Rucksack wieder in den Bus tun kann, was er positiv beantwortete. Ich ging rein und holte mir einen Kaffe. Als ich wieder raus kam lag mein Rucksack auf der Straße neben den anderen und der Bus war weg. 1h später war der kleine Shuttlebus wieder da, ehe ich aber reagieren konnte war der voll und ich erfuhr das der nach Ritsem fährt. Jetzt hatte ich achterbahn im Kopf, was verdammt nochmal ist hier los, meine Laune schwenkte von Entspannt auf paarungswilligen Gorilla, ich war richtig sauer. Da war eine Frau die irgendwie zu dem Buscaos gehören sollte welche sich gerade in den Shop verdrückte. Ich haste ihr hinterher fragte sie was hier los ist und wann es weiter nach Ritsem ginge. Sie verstand kein Englisch, aber ein netter Herr übersetzte mir dann sogar von deutsch in schwedisch und umgekehrt. Es war offen noch pünktlich nach Ritsem zu kommen. Ich verstand, dass das Shuttle wieder kommt um den Rest nach Ritsem zu bringen. Da es aber 1h fährt und dreimal die Strecke fahren muss hieß das, das es 14Uhr wieder da ist und 15Uhr in Ritsem, 1h nachdem das Boot abgefahren ist. Ich sagte ihr das ich auf das Boot angewiesen bin und nicht verstehe warum ich nicht pünktlich ohne eine Baustelle in Ritsem ankomme. Sie sagte das sie mit dem Boot telefoniert, trotzdem war ich maximal angespannt. Das darf einfach nicht wahr sein, Baustelle, Bus defekt, Wetter, verrückte Rentiere etc. Hätte ich alles eingesehen. Aber der war Pünktlich, es gab keine defekte und keine Baustellen, warum sollte ich dann mind. 2h zu spät in Ritsem ankommen?
Kurz vor eins war plötzlich ein anderer Kleinbus da, ohne offiziellen Norrbottenlogo auch mit Hänger. Ich fragte sofort ob das ding nach Ritsem fährt und war der Vorletzte der einstieg. Vorne neben mir und der Busfahrerin quetschte sich noch eine Dame die nach der Fahrt 10cm schmaler war.
Die ersten Rentiere 2019 konnte ich garnich leiden, wie schnell man doch seine Ansichten ändern kann. Die waren alle lieb und sehr aufgeregt, aber mich haben sie gestört da sie nicht von der Straßen gingen. Eigentlich schade für den Moment.

14:00 hielt nach der rassanten fahrt das Shuttle direkt am Bootsanleger. Die wild telefonierende Frau die kein Englisch konnte und das Shuttle fuhr, schafte es tatsächlich noch pünktlich zum Anleger. Und es gab sehr viele Schlaglöcher, ich weiß nun was so ein Bus so aushält. Auch wenn ich sie bis zu dem Punkt hätte auffressen können (jeden der was mit dem Busverein zu tun hatte in dem Fall), das war aber richtig guter Einsatz, ich beruhigte mich sehr schnell und rief ihr mit einem jetzt breiten grinsen ein „Tack so mycke“ zu. Ich war beeindruckt von so viel Mühe ihrerseits am Ende.
Kaum auf dem Boot legte es ab und nun sollte mein Abendteuer beginnen. Der Himmel blau, der Akkha vor dem Gesicht. Wie es wohl wird? Ich stand auf und machte riehenweise Fotos, versuchte krampfhaft keine Träne zu verdrücken, denn ich war nur noch wenige Kilometer davon entfernt etwas zu tun was ich davor noch nie getan habe und innerlich wusste was mir bevor stand. Ok sagen wir dachte es zu wissen was mir bevor stand. Wandern, mit Zelt, wohin du willst, alleine, anfangs ohne Wege, Easy piesy. Es war Zahltag und meine Aufregung auf dem Bushalteplatz unterstrich eigentlich nur wie ich ein scheitern nicht mehr akzeptieren würde. Wenn mein Handy kabellos aufladbar wäre, wäre es wohl am anderen Ende des Sees wieder voll gewesen. Ich stand unter Strom und die Tour fängt an wie die letzte Aufgehört hat, mit blauen Himmel.

Mein Vanilleeis in einer schwarzen Waffel



Really?