[DE] Schwarzwald "Maienschneesteig" 5. - 7. 5. 2019

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    • 13.04.2019
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    [DE] Schwarzwald "Maienschneesteig" 5. - 7. 5. 2019

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    Nach meiner noch recht schneereichen Tour im März auf dem Seensteig möchte ich den Schwarzwald gerne mal „pur“ und bei frühlingshafteren Temperaturen erleben. Mai scheint mir dafür ein guter Monat zu sein.
    Von der Idee einer Querung des Schwarzwaldes angetan, die ich in den Tiefen der outdoorseiten.net mal gefunden (und wieder verloren) hatte, bastele ich mir – wie immer ganz altmodisch mit Papierkarten – eine Route zusammen: Staufen - Belchen – Schönau – Präg – Blößling – Herzogenhorn – Menzenschwand – Aha – Lenzkirch – Wutachschlucht – Döggingen. Noch ist das ein „No-Name-Steig“, aber vielleicht werde ich ihn auf der Wanderung ja taufen können.
    Anhand der Wanderkarten betreibe ich noch ein wenig „Quellenstudium“, so hoffe ich, weder zu viel Wasser schleppen zu müssen, noch zu vertrocknen. Der tagelang verfolgte und sich ständig ändernde Langzeitwetterbericht lässt nicht so richtig hoffen, aber als er mal etwas besser aussieht, buche ich in einem Anfall von Optimismus die Fahrkarte nach Staufen.

    Sonntag, d. 5.5.2019

    Am Abfahrtsmorgen ist es kalt, aber zu Hause noch sonnig. Je weiter ich jedoch nach Süden komme, desto ungemütlicher sieht das Wetter aus und ich frage mich nicht nur einmal, ob ich nicht komplett verrückt bin, immerhin hat es bis ca. 400m herunter geschneit. Unter Maiwetter stellt man sich gemeinhin ja etwas anderes vor… Aber es soll ja gesund sein, seine Komfortzone mal zu verlassen!
    Als ich in Staufen um 10.42 Uhr aus dem Zug steige, ist es lausig kalt und windig, die Wolken hängen niedrig und es dauert nicht lange, bis ich den ersten Schnee auf den Hängen sehen kann. Ich schultere den Rucksack und laufe durch den kleinen Ort, in dem gerade irgendeine Oldie-Traktor-
    Fahrt oder so etwas stattfindet, über die Felder nach Grunern und finde problemlos den Einstieg zum Aufstieg.


    Staufen City


    Frierende Reben

    Es geht in moderater Steigung einen Pfad zum Katzenstuhl hinauf. Ich überlege, warum der wohl so heißt, sitzt die Katze darauf oder produziert sie ihn? Es fängt an zu regnen bzw. weiter oben zu schneien, außerdem fällt der tauende Schnee von den Bäumen, ich bin froh um meinen Schirm, auf den die größeren Schneebatzen mit lautem Knall klatschen. Aber besser als z.B. in meinen Nacken! Die maigrünen Buchenblätter im Schnee sind für mich schon ein seltener und seltsamer Anblick!



    Weiter geht es auf richtig netten Wanderpfaden am Riesterkopf (wer denkt da nicht an seine Rente?) vorbei. Mittlerweile lichtet sich der Nebel mehr und mehr, die Sonne kommt durch und an der Gabler-Eck-Hütte kann ich so den ersten richtigen Ausblick in Richtung Blauen (?) genießen.



    Angesichts des Sonnenscheins beschließe ich hier Mittagspause zu machen, bereite und esse in der Sonne stehend mein erstes selbst gedörrtes Trekkingmenü. Schmeckt lecker, nur Würze dürfte mehr dabei sein. Beim nächsten Mal!
    Bis zum Kälbelescheuer führt der Weg mehr oder weniger nahe dem Kamm entlang, die Wolken verziehen sich immer mehr, das kann noch richtig etwas werden heute! Der einzige Nachteil der Sonne ist, dass nun mehr und mehr der Schnee von den Bäumen herunterkommt. Irgendwas ist immer! Ansonsten ist der Weg jedoch bisher prädikatsverdächtig, ich sinniere vor mich hin, dass er deshalb unbedingt einen eigenen Namen verdienen würde, mit dem er sich gut vermarkten ließe. Situationsgerecht nenne ich ihn Maienschneesteig, das klingt so schön poetisch, dass man erst auf den zweiten Blick anfängt, nachzudenken, was das denn konkret bedeuten könnte… Eine Raute mit hellgrünem Buchenblatt und darauf einigen Schneekristallen wäre ein passendes Logo!



    Am Kälbelescheuer tanke ich draußen am Brunnen Wasser und folge nun einem „international“ (ich höre französisch) begangenen Weg mit Belchenblicken zum Haldenhof.


    Belchenblick

    Hier widerstehe ich der Versuchung einer Einkehr relativ leicht. Die Vorstellung, dort zwischen lauter Sonntagskaffee trinkenden Autogästen zu sitzen und mich von ihnen betrachten zu lassen, treibt mich trotz drohender Wolken weiter.
    Ab jetzt folge ich dem Westweg, der hier durch seine Forstwegbeschaffenheit keinerlei Reklame für sich macht! Dazu beginnt es noch zu graupeln, allein die Blicke in die Landschaft und auf den Belchen halten die Laune hoch. Doch dann hört es auf und tatsächlich zweigt schließlich ein richtig schöner Pfad ab, mein Wanderinnenherz lacht!
    Immer wieder lasse ich den Blick in die Rheinebene sowie die Berge schweifen und beobachte, wie die Sonne mit den Wolken kämpft. Daraus ergeben sich oft tolle Lichtstimmungen, wenn ich mehr Ahnung von Fotografie hätte, könnte ich diese sicher besser einfangen. Egal, es kommt ja schließlich auf das Live-Erlebnis an!



    Just als ich gegen halb sieben auf dem Belchengipfel ankomme, verliert die Sonne den Kampf gegen die Wolken und es wird schlagartig eiskalt und windig.




    Belchengipfel

    Ich versuche, die kurze Zeit hier oben umso intensiver zu genießen und mache mich, bevor ich gänzlich zu einem Eiszapfen mutiere, lieber an den Abstieg. Am verlassenen Belchenhaus vorbei geht es nun der blauen Raute folgend durch viel Schnee und über Stock und Stein, will sagen quer liegende Baumstämme hinunter.


    Rückblick von der Stuhlsebene auf den Belchen

    Als ich auf der oberen Stuhlsebene ankomme, schweift mein Blick schon von selbst nach einem Plätzchen für die Nacht suchend über die Wiesen. Ich finde am Waldrand eine von Altjahreskuhfladen freie Stelle, koche Tee, esse und stelle dann das Zelt auf. Irgendwie ist das bei mir noch keine gute Routine, es dauert mir einfach zu lange, aber schließlich liege ich gemütlich im Schlafsack. Eigentlich ist mir warm, nur die Beine sind kalt, dabei habe ich eine extra warme Hose, in der ich sonst immer geschwitzt habe, mitgenommen. Trotz gymnastischer Übungen im bewegungslimitierenden Schlafsack wird mir nicht wesentlich wärmer, so dass ich mir das Ersatz-T-Shirt und ein langärmelige Shirt (beides Merinowolle) um die Oberschenkel wickele und noch die Wollhandschuhe auf dem Allerwertesten platziere. Das scheint zu helfen, ich lausche dem gar nicht so leisen Waldesrauschen und schlafe schließlich ein. Ein nächtlicher Ausflug in die Kälte wird immerhin mit einem Blick auf denwunderschönen Sternenhimmel belohnt!


    Montag, d. 6.5.19

    Als ich aufwache, ist es so prummelwarm und gemütlich in meinem Schlafsack, dass ich eigentlich gar keine Lust habe, ihn zu verlassen. Dieser Trägheit widerspricht aber ein natürliches Verlangen, das dann schließlich gewinnt, allerdings auch erlebbar a...kalt ist.
    Es ist frostig aber trocken, wenn auch leider bewölkt. Warm wird mir dann beim Zusammenpacken, Zeltabbau und Durchknuddeln desselben, da es in der frostigen Nacht doch einigen Rauhreif angelegt hat. Frühstücken möchte ich lieber ein paar Höhenmeter tiefer, so stakse ich, die teilweise angefrorenen Stiefel aufwärmend, anfangs noch recht ungelenk den Berg hinunter, eine Szene, die so sicher in keiner Outdoor-Reklame vorkäme…
    Bald entdecke ich in der Ferne den letzten Vulkan des Schwarzwaldes sowie ein Windrad-Golgatha. Vielleicht gibt es ja zu letzterem schon einen Pilgerweg?



    Nach einer guten Stunde bietet sich eine Bank zur Frühstückspause an.



    Gestärkt geht es ganz idyllisch am Waldrand mit blühenden Heidelbeeren entlang, später in den Wald hinein.



    Schließlich spaziere ich auf dem „Philosophenweg“ hinunter nach Schönau. Dieser Pfad ist mit Tafeln mit Zitaten von Dichtern geschmückt, warum er nicht „Dichterpfad“ heißt, erschließt sich mir nicht. Naja, ich muss ja nicht alles verstehen!


    Besser hätte ich das auch nicht formulieren können!

    Aber schön angelegt ist er und die Sonne scheint durch die Blätter, so dass ich gut gelaunt in Schönau eintrudele, wo ich gleich an einem Brunnen meine Wasservorräte auffüllen kann. Im Ort ist Jahrmarkt, es gibt ein paar Verkaufsstände, ich brauche aber weder Socken noch eine Ersatzzeltunterlage (ein Wachstuchstand böte da schwere Qualität in unterschiedlichen Designs …), so dass ich schnurstracks aus dem Ort herauslaufe und mich freue, als meine Füße vom Asphalttreten befreit sind.



    Hier ist ein Mann mit einem knuffigem schokobraunen Labradorwelpen namens Oskar unterwegs. Oskar ist natürlich sehr an mir interessiert und ich würde ja auch mit ihm spielen, will die stattfindende Erziehung aber nicht unterwandern und reiße mich also zusammen.
    Auf dem „Urwaldpfad“ im Bannwald schlängele ich mich voran, es zeigen sich zwar weder Trolle noch Elfen (die sind ja ohnehin nach Skandinavien ausgewandert, falls sie hier überhaupt mal sesshaft waren), dafür eine Urrinderkopfmumie - oder ist es doch ein Baumstumpf?



    Leider verlasse ich diese Wunderwelt dann aber und tausche sie gegen einen hässlichen Forstweg ein, der die Spuren kürzlicher Waldarbeiten zeigt. Wahrscheinlich wäre es besser, eine andere Route nach Präg zu wählen, denn nach nur kurzem Stück durch Weidelandschaft mit immerhin schönem Ausblick über Schönau und einem kurzen Steig im Wald lande ich bis zum Wanderparkplatz „Tiergrüble“ wieder auf einem Forstweg und zu guter Letzt sogar auf Asphalt.


    Rückblick auf das schöne Schönau

    Immerhin nutze ich diesen öden Teil, um mal ordentlich zu trinken, das kommt bei dem kalten Wetter oft viel zu kurz. Und im Aufstieg schwitzend vertrage ich das kalte Wasser gut. Kurz vor dem „Tiergrüble“ sehe ich von weitem zwei Menschen und ein kleines Tier, das vom Weg in den Wald verschwindet. Erst denke ich natürlich an einen Hund, aber es bewegt sich wie ein Huhn! Als ich bei dem älteren Paar ankomme, frage ich sie natürlich, ob das ihres ist, aber sie haben es auch erst hier getroffen und sich genau wie ich gewundert. Tja, wenn das Huhn nicht rechtzeitig heimfindet, wird wohl ein Fuchs eine gute Mahlzeit haben! Am Wanderparkplatz angekommen, mache ich wegen der Kälte hier oben keine Rast, sondern suche gleich den Abzweig nach Präg. Es gibt einen Wegweiser, nur ist der Weg wohl selten begangen und daher recht „gestrüppig“ Aber das ist mir ja viel lieber als Asphalt!! Kurz vor Präg begrüßen mich neugierige Ziegen, die von mir aber nichts bekommen, sondern nur als Models herhalten müssen. Dafür sind sie allerdings allesamt zu bewegungsfreudig…



    Mittlerweile hat es sich so richtig zugezogen und fängt an zu regnen. Ich flüchte mich erst einmal ins Bushäuschen der Haltestelle „Rathaus“.



    Der Ausblick ist einzigartig idyllisch, außerdem scheinen sich hier die Dieselfahrzeuge der Umgebung zu einer Pro-Feinstaub-Demo getroffen zu haben, so dass ich mich, sobald es geht, wieder auf den Weg mache. Wenn ich jetzt an einem Restaurant vorbeikäme, würde das durchaus passen, aber natürlich komme ich nicht. Bei diesem Ekelwetter sinkt die Stimmung gewaltig, ich frage mich, ob ich nicht total bescheuert bin, bei dieser Witterung hier herumzugeistern und ob und wie ich am besten weitergehen soll, entscheide mich dann aber einfach, der geplanten Route treu zu bleiben. Wenn das Wetter so mies bleibt, kann ich ja immer noch die Tour abbrechen, ich bin ja in einer Kulturlandschaft unterwegs, zu der auch Öffis zählen! Also los zum Blößling, der mit einem Aufstieg erst auf steilem Weidegelände, später geradezu senkrecht durch den Wald und als ich auf den Westweg treffe, mit Forstweg glänzt… Ich fresse tapfer Höhenmeter, inzwischen hat es sogar aufgehört zu regnen, aber mit jedem Schritt nach oben wird es auch wieder kälter. Die letzten paar hundert Meter genieße ich wieder einen schönen Weg und die freie Kuppe bietet eine wunderschöne Aussicht auf bereits erreichte Gipfel, aber auch auf das Herzogenhorn. Als ich das Gipfelkreuz sehe, denke ich, mit einer Hütte wäre der Menschheit hier oben mehr geholfen, da taucht schon eine auf. Sie ist mir sehr willkommen, bietet sie doch Regen- und Windschutz, so dass ich erst einmal einen Tee koche, während es draußen wieder graupelt und regnet. Die Wärme von innen tut gut!




    Rückblick auf Kreuz und Hütte

    Als die Luft wieder rein ist, mache ich mich an den Abstieg, der - man ahnt es bereits - nach kurzer Strecke wieder zum Forstweg wird. Der bleibt mir leider auch noch lange erhalten, nach Überqueren der Straße zieht er sich in mäßiger Steigung über eine lange Strecke, immerhin einmal an Weideidylle vorbei bis fast zum Schlussanstieg zum Herzogenhorn. Welch Sahnestückchen wäre dieser Abschnitt für Wanderer, wenn es hier einen richtigen Pfad gäbe! Dabei befinde ich mich immer noch auf dem viel beworbenen und berühmten Westweg, der mir mit jedem Meter Forstweg weniger verlockend erscheint. Liebe Schwarzwaldtouristiker, hier gibt es viel zu tun, wenn ihr euren viel versprechenden Websites gerecht werden wollt!
    Was mich dagegen schon nahezu den ganzen Tag erfreut, sind die Vögel, die quasi nonstop tutti singen. Ich frage mich, ob sie das zum Warmbleiben tun, denn sonst hört man sie in dieser Fülle eigentlich nur morgens und abends.
    Die Kuppe zum Herzogenhorn erklimme ich mit schon ziemlich angenagten vorletzten Kräften und bin etwa zur gleichen Uhrzeit am Gipfel wie gestern auf dem Belchen. Heute Abend ist es allerdings deutlich wärmer, so dass ich die Aussicht entspannter genießen kann.




    Blick zum Feldberg

    Der Feldberg scheint zum Greifen nah, aber den habe ich nicht eingeplant, da ich mich nicht so sehr für diese bebaute Kuppe mit Skizirkus und dessen Folgen begeistern kann. Also geht es hinunter Richtung Krunkelbachhütte. Als ich unten am gleichnamigen Sattel stehe, ist die Versuchung sehr groß und ich beschließe, es darauf ankommen zu lassen, ob ich dort jemanden telefonisch erreichen kann. Es klappt, und ich kann dort übernachten. Da ich nach dem heutigen Tagespensum echt groggi bin, verzichte ich gerne auf die Programmpunkte Schlafplatzsuche und Zeltaufbau und laufe über die Weiden hoch zur Hütte. Ich werde nett empfangen, kann warm duschen und bekomme noch eine Erbsensuppe. Später sehe ich, dass es im Bad sogar einen Föhn gibt, da hätte ich glatt noch die Haare waschen können. Aber wahrscheinlich wäre das ein kaum zu verkraftender Luxusschock gewesen. Außer mir ist noch ein älteres Paar da, die sich wohl ein paar Tage hier einquartiert haben. Netterweise sind wir aber einige Zimmer weit entfernt, in solchen Holzhütten hört man ja gerne viel zu viel durch die Wände und ich habe kein Ohropax dabei. So wird die Nacht himmlisch ruhig!

    Dienstag, d. 7. Mai

    Ich wache natürlich viel zu früh auf, allerdings verkündet ein nahezu blauer Himmel gutes Wetter, das hebt meine Stimmung! Bei dem herrlichen Wetter fällt es schwer, die Füße stillzuhalten! Die Zeit bis zum Frühstück vertreibe ich mir mit Wasserzufuhr, das kann nicht schaden und ich habe sie nach gestern immer noch nötig! Dann räume ich meine Siebensachen zusammen, damit ich nach dem späten Frühstück gleich loslaufen kann. So ein gepflegter Start in den Wandertag hat ja auch etwas, Marmelade und Früchtetee scheinen allerdings mit der gleichen Substanz aromatisiert worden zu sein... Aufgewärmt und erholt verlasse ich gut gelaunt die Hütte.



    Meinem Hirn hat die Wärme aber wohl eher geschadet, ich schlage erst einmal den falschen Weg ein. Hmmm, eigentlich wollte ich doch noch auf das Spießhorn! Das lässt sich aber dank Osmand trotzdem einrichten, es gibt halt nach Verlust einiger Höhenmeter einen knackigen Aufstieg durch Wald mit beschneiten Heidelbeersträuchern. Aber es hat sich gelohnt, ich genieße an der kleinen Hütte auf dem Gipfel die Aussicht hinüber zum Feldberg und hinunter nach Menzenschwand.



    Kurz folge ich nun der blauen Raute, zum Glück kommt sehr bald ein Abzweig, an dem ich merke, dass ich meine Karte an der Hütte habe liegen lassen. Schnell ein Spurt zurück, zum Glück windet es kaum und ich finde sie auf der Bank. Scheint noch ein weiterer Wärmeschaden meines Hirns gewesen zu sein, normalerweise blicke ich mich immer getreu dem Spruch „Vielen Dank, liebe Bank!“ um, bevor ich Rastplätze verlasse. Sehr üppig ist der Weg nach Menzenschwand Vorderdorf nicht ausgeschildert, das hätte ohne Karte definitiv keinen Spaß gemacht. Immerhin ist nicht alles Forstweg und die Sonne scheint! Menzenschwand selbst ist schnell durchquert, schon darf ich wieder Höhenmeter fressen, allerdings auf sehr hübschen Pfad an einem Bach entlang. So stelle ich mir das Wandern im Schwarzwald vor!



    Ich habe vor, über die Schnepfhalde nach Aha zu gehen, allerdings ist der Weg dann auf einmal einfach mal abgesperrt. Leider lässt sich nicht erkennen, warum und ob es sich bei der Absperrung nur um eine Winterregelung, die nicht abgebaut wurde, handelt. So spontan fällt mir auch gerade nicht ein, was im § 38 Abs. 1 LWaldG steht. Ich kämpfe mit meinem Gewissen, lasse dann den Schnepfen & Co und dem Paragraphen ihre Ruhe und gehe – natürlich wieder auf einem Forstweg – Richtung Äulener Kreuz, das in meiner Karte als Athener Kreuz verzeichnet ist. Autokorrektur beim Kompass-Verlag? Dieser Punkt ist allerdings nur eine Bushaltestelle. Der Weiterweg hinunter zum Schluchsee ist dank der nahen Straße eher wenig beschaulich, aber immerhin nur kurz! Am See stoße ich auf den Schluchtensteig, mache aber erst einmal eine herrlich sonnige Pause am Ufer.



    Zugegebenermaßen kann ich mich ja für den natürlichen Moddergeruch an Seen und dem Meer nicht so richtig begeistern, aber der Blick und das Wetter sorgen für genügend Ablenkung. Ich checke nochmals den Wetterbericht und beschließe endgültig, heute Abend nach Hause zu fahren. In der Nacht soll es anfangen zu regnen und dann erst übermorgen sporadisch wieder aufhören. Da nutze ich lieber den heutigen Tag noch gründlich aus und lasse es dann gut sein! Bei Kälte und Regen durch die Wutachschlucht zu schlittern, muss ich mir nicht mehr geben! Schnell informiere ich mich noch über die Zugabfahrtszeiten in Titisee; die Heimreise geht schneller, als ich vermutet hatte. Na dann habe ich ja noch viel Zeit! Ich mache mich auf den Weg, der erst einmal wie für herrschaftliche Kutschen gemacht ist – es taucht aber gerade keine auf.



    Nach Aha geht es dann endlich mal wieder auf richtig schönen Wegen hoch zum Bildstock. Geht doch! Es ist sogar so warm, dass ich die Jacke ausziehe und im T-Shirt wandern kann! Vom Bildstock aus hat man einen herrlichen Blick über den Schluchsee, hier könnte man viel Zeit verbummeln.



    Mich treibt es trotzdem weiter, es geht recht unspektakulär auf Forstwegen aller Art und in unterschiedlichen Aggregatzuständen (gibt es zu dem Thema eigentlich schon eine Doktorarbeit?) über Fischbach und ein Bilderbuchschwarzwaldtal mit einigen Höfen und weidenden Schafen und Lämmern nach Lenzkirch.


    Fischbach


    Lenzkirch - immer schön auf den Kirchturm zuhalten, dann landet man an der Bushaltestelle!

    Mein Timing und die intuitive Route in das Dorf hinein sind perfekt, ich komme direkt an der zentralen Bushaltestelle an und es steht wie bestellt ein Bus dort, der fünf Minuten später Richtung Titisee fährt! Glück muss man haben! In Titisee habe ich noch Zeit, dem Automaten eine Fahrkarte zu entlocken und steige dann um 18.08 Uhr in die Höllentalbahn nach Freiburg. Dort klappt der Anschluss problemlos, der ICE ist nicht überfüllt, nur in Mannheim fährt mir die Straßenbahn vor der Nase weg. Das kann mich aber, obwohl ich insgesamt ziemlich erledigt bin, nicht mehr erschüttern. Zuhause geht es nur noch unter die Dusche und dann, sogar ohne den Rucksack auszupacken, direkt ins Bett.

    Fazit: Trotz des außergewöhnlichen Maiwetters und der Verkürzung der Tour waren das drei sehr schöne, intensive Tage, die voller unterschiedlicher Eindrücke waren.Die Route war bis kurz nach Schönau, was die Wege anging, absolut wiederholenswert, danach würde ich nach Alternativen suchen, um hoffentlich weniger Forstweglatscherei absolvieren zu müssen!

  • Hexemer
    Erfahren
    • 17.01.2010
    • 279
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [DE] Schwarzwald "Maienschneesteig" 5. - 7. 5. 2019

    Schöne Tour ... tolle Art deine Gedanken und Erlebnisse zum Ausdruck zu bringen.

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    • sinje
      Dauerbesucher
      • 13.11.2017
      • 696
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [DE] Schwarzwald "Maienschneesteig" 5. - 7. 5. 2019

      Vielen Dank für deinen schönen Bericht! Da kann man zum Morgenkaffee gleich mal ein paar Wanderpläne schmieden.

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      • JensE
        Gerne im Forum
        • 20.01.2006
        • 71
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [DE] Schwarzwald "Maienschneesteig" 5. - 7. 5. 2019

        Danke für den tollen Bericht.

        Ich war ab dem 10.05. etwas weiter nördlich auf dem ZweiTälerSteig unterwegs; von Schnee weit und breit keine Spur. Was so ein paar Tage manchmal ausmachen.

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        • Bergahorn
          Erfahren
          • 13.04.2019
          • 368
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          #5
          AW: [DE] Schwarzwald "Maienschneesteig" 5. - 7. 5. 2019

          Danke, freut mich wenn das Opus lesbar ist!

          @JensE Den Zweitälersteig bin ich letzten Juni gegangen, sehr schön, natürlich ohne Schnee, dafür gab es viele Zecken...
          Schreibst du noch einen Bericht?

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