[SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

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  • Sausemann
    Erfahren
    • 11.10.2018
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    [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    3 Männer im Schnee. Cairngorms Mai 2019
    Mitreisende: Sausemann, Heinz Erhardt, Theo Lingen

    So oder so ähnlich war der designierte Titel für diesen Reisebericht, denn schaute ich auf die Wettervorhersage der letzten Tage vor dem Aufbruch, ließ diese übles erwarten.
    Temperaturen um den Gefrierpunkt und weiße Pracht, soweit das Auge reicht.

    Aber es sollte anders kommen......
    Rückblende Weihnachten 2018
    Nach diversen Unfällen, Knochenverschraubungen und einem Genickbruch war es lange Zeit ruhig um die Wanderlust des Sausemanns. Im Jahr 2018 allerdings wurde die Gier nach 3 erfreulich unfallfreien Jahren wiedergeweckt. Sprungelenk, Ellenbogen und Genick machten wieder das was sie sollten und auch die Trekkinglust stieg wieder immens und ich war schon voll in Vorfeude und Planung für den Padjelantaleden, der für September 2019 geplant war (und auch immer noch ist)
    Da kam der Herr Lingen aus Berlin auf Heimatbesuch und wie das so ist, waren wir am 2. Weihnachtsfeiertag auf dem Weg zum Donon hoch. Ich erzählte ihm von meinen Plänen und er hätte sehr gerne mitgemacht, würde allerdings im September keine Zeit haben. Irgendwas murmelte er noch von Cairngorms, Bericht gesehen, toll, will mal hin.

    Als ich dann die Tage darauf faul und vollgefressen auf dem Sofa rumlag dachte ich guck doch einfach mal.
    3 Tage später lagen zwei Schottland Wanderführer auf dem Tisch, hatte ich sämtliche Schottland Reiseberichte der hier üblichen Verdächtigen gelesen und gefühlt jedes im Internet verfügbare Foto der Cairngorms angeguckt. Kurzum, ich war infiziert. Ein zaghafter Anruf bei Theo Lingen, Du sachma Cairngorms? Mai? Und Theo Lingen kam mit der Zusage fast durch den Apparillo gestürzt. Nach ein paar Tagen gesellte sich noch Heinz Erhardt zur Reisegruppe, der hätte Anfang Mai sonst eh nur in HH rumgelümmelt.

    Also war die Entourage beisammen. Im Mai sollte es losgehen. 5 Tage von Braemar, über Corrour Bothy,Lairig Ghru, Chalamain Gap, Loch Avon und wieder zurück nach Braemar.
    Und so ging es dann auch los........

    1. Tag 12.05.2019 Linn of Dee-Corrour Bothy 13km:
    Nach einer feuchten Nacht (In Braemar mussten die Pubs auf Tauglichkeit getestet werden) und einer (für mich) Premierenfahrt auf der linken Straßenseite, stehen wir, 3 Männer im besten Alter, gestählt und geformt von, was eigentlich?(dem Full Scotish Breakfast, eine Stunde zuvor) ausgerüstet mit Karte, Kompass und GPS Gerät, auf dem Linn of Dee Car Park und wissen erstmal nicht wohin. Da. Nach 5min Gesuche ein Weg.
    Und laut Karte auch der richtige (äh einzige).



    Die ersten Kilometer geht es bei herrlichstem Sonnenschein einen Land Rover Track entlang.
    An den Lui Water entlang, Richtung Derry Lodge. Das Wetter macht Sausemann fertig. Hatte er doch Schnee, Regen und Sturm erwartet, kleidet sich der Himmel in Blau.
    Auf ca der Hälfte der Strecke machen wir die erste Pause. Sausemann packt zum erstenmal sein extra zugelegtes Weichei Sitzkissen aus und erntet von Lingen und Erhardt spöttische Blicke. Sollen sie doch sehen wo sie bleiben, werden sich noch wünschen sowas dabei zu haben.
    Nach Kaffee und Nüsschen geht es weiter. Direkt zu unserer ersten, naja Furt. Sieht nicht sehr gefährlich aus und über die Stepping Stones hüpfen wir auf die andere Seite.





    Der Weg wird jetzt schmaler, steiniger, spaßhaftiger. Wir biegen um die Ecke und Sausemann erblickt zum erstenmal das Glen Dee. Was aufgrund von Schönheit und Weite spontane Extase auslöst und sich der Verfasser ein Tränchen der Rührung aus dem Augenwinkel wischen muss.
    Erhardt und Lingen trotten voran und Sausemann bleibt öfter zurück, weil die RX 100 einfach nicht zurück in ihre Tasche wandern will. Sogar ein Adlerpärchen können wir bewundern, leider sind die zwei sehr unfotogen.




    Jetzt sehen wir auch zum erstenmal die Corrour Bothy mit Devils Point im Hintergrund. Gänsehaut.
    An der Bothy steht auch schon ein Zelt und der Inhaber meint die Hütte wäre voll mit Ausrüstung und Gedöns.
    Egal, wir wollen ja eh zelten. Zwei gute Plätze ausgesucht und schwupps stehen die Eigenheime.
    Zum Glück sind wir relativ früh da, später solls noch ganz schön voll werden und so mancher ist in dieser Nacht auf die schiefe Bahn geraten.



    Nach Zeltaufbauen, einrichten und Bett machen gibt’s auch das erste Tütenfutter. Erbseneintopf mit Speck...gabs schonmal leckerer. Runtergespült mit den Bierchen, die wir uns luxuriöserweise aufgebuckelt haben und ab in die Kiste.

  • Borderli
    Fuchs
    • 08.02.2009
    • 1734
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    #2
    AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

    Und noch ein Schottland-Reisebericht! Und noch dazu aus meiner Cairngorms-Lieblings-Ecke!

    Am 10. Mai fing im Westen Schottlands der vorübergehende Sommer an, und am 12. holte ich mir einen Sonnenbrand...
    Für Schnee und Kälte hättet ihr eine Woche früher anreisen müssen.

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    • katha1
      Anfänger im Forum
      • 29.05.2018
      • 43
      • Privat

      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

      Zwei Schottlandberichte gleichzeitig! Das bringt mich etwas in Schwierigkeiten, weil ich die neuen Forumseinträge traditionell immer morgens zum Wachwerden lese. Und ich habe keine Gleitzeit...

      Egal, Ich bin dabei! Vielen Dank!

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      • momper
        Dauerbesucher
        • 05.12.2011
        • 669
        • Privat

        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

        Auch von mir: Vielen, vielen Dank!
        ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
        ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

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        • oesi

          Fuchs
          • 22.06.2005
          • 1520
          • Privat

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          #5
          AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

          Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
          Und noch ein Schottland-Reisebericht! Und noch dazu aus meiner Cairngorms-Lieblings-Ecke!

          Am 10. Mai fing im Westen Schottlands der vorübergehende Sommer an, und am 12. holte ich mir einen Sonnenbrand...
          Für Schnee und Kälte hättet ihr eine Woche früher anreisen müssen.
          Ich war ab dem 1.05. auch in Schottland für den Skye Trail. Meinen Sonnenbrand habe ich mir dann ebenfalls am 12.05. geholt. Das Wetter war für die Woche wirklich perfekt.
          Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.
          (Johann Wolfgang von Goethe)

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          • Sausemann
            Erfahren
            • 11.10.2018
            • 124
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            #6
            AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

            Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
            Für Schnee und Kälte hättet ihr eine Woche früher anreisen müssen.
            Zitat von oesi Beitrag anzeigen
            Das Wetter war für die Woche wirklich perfekt.
            Hihi. Das Wetter war perfekt Wir haben genau DIE Woche erwischt. Vorher Schnee, später Regen

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            • Meer Berge
              Fuchs
              • 10.07.2008
              • 2381
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              #7
              AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

              Schottland!

              Ich bin dabei.

              Die Ecke kenne ich noch nicht ...

              Freu mich!

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              • Sausemann
                Erfahren
                • 11.10.2018
                • 124
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                #8
                AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                2. Tag 13.05. Corrour Bothy-Devils Point- Stob Coire an t-Saighdeir (oder so) 10km

                Morgens gegen 8:00 Uhr wacht der Sausemann auf (endgültig! in der Nacht wurde er des öfteren entweder von undefinierbarem Vogelgegacker oder wahlweise von grunzenden Walgesängen mit Lungenkatarrh auf seiner linken geweckt), die Hardshell muss er vom Innenzelt loseisen, die Temperatur zeigte Nachts -0,5°. Dann aber in Fleece und Shell gemummelt hüpft er frisch wie der junge Morgen aus dem Zelt und beginnt Lingen und Erhardt aus den Federn zu treiben, schließlich ist acht Uhr Wecken ausgemacht.
                Anstatt Dank für die Fürsorglichkeit (Wasser ist auch schon geholt) erntet er aber nur wüste Beschimpfungen und Drohungen. Ein Blick auf die Uhr 8:30 Uhr, was haben die denn?
                Dann nochmal der Blick auf die Uhr, das Koffein frisst sich durch die rudimentären Gehirnwindungen.“Ähmmm, ahso ja, also, äh, Sorry. Die Uhren gehen hier ja eine Stunde versetzt, also, äh, nix für ungut“ Der Blick von Lingen und Erhardt spricht Bände. Aber nur solange bis auch bei Ihnen das Koffeinwunder das seine tut.
                Eigentlich wollen wir heute, ohne Gepäck, auf große Gipfeltour gehen. Devils Point, Stob Coire an t-Saighdeir, Cairn Toul, Angels Peak, Braeriach und via Lairig Ghru zurück zur Corrour Bothy.
                Aber Lingen hat sich tatsächlich den Lungenkatarrh eingefangen und die Nacht mit Schüttelfrost und leichtem Fieber verbracht.
                Wir beratschlagen was zu tun ist. Lingen will schon im Camp bleiben und uns alleine auf die Reise schicken. Ist aber nicht, weil blöd. Der arme Kerl alleine mit sich und der Corrour Bothy. Erhardt und Sausemann lehnen ab. Wir beschließen einfach mal hoch Richtung Devils Point zu latschen. Da wollen wir gucken, wie es Lingen geht und können ggf. schnell wieder runter.
                Gesagt, getan. Noch ein Kaffee, lecker Müsli ein paar Nüsschen und los geht’s. Das Wetter, das sich heute morgen gewagt hat etwas bewölkter zu sein, spielt jetzt auch immer mehr mit und wir steigen hoch gen Devils Point. Wieso hat Sausemann eigentlich immer massiv Höhenangst, es sei denn er hat einen Rucksack auf dem Buckel und erklimmt irgendwelche Berge?
                Lingen geht es deutlich besser und er will unbedingt mittun. Als wir auf dem Hochplateau über der Corrour Bothy ankommen ist er jedoch ziemlich platt und sucht sich eine windgeschützte Ecke. (Es bläst doch ziemlich hier oben. Lingen, immerhin ehrenwerter Doktor der Physik, schätzt so 60km/h) Erhardt und Sausemann lassen ihm die Isokanne mit Tee da und besteigen den Devils Point. Stolz brandet auf. Unser erster Munro!
                Oben angekommen werden wir mit einem fantastischen Rundum Blick verwöhnt. Auf der einen Seite das Glen Dee in voller Pracht mit einem sich wunderschön dadurch mäandernden Dee,
                auf der anderen Seite der Blick Richtung Braeriach, Ben Macdui und Lairig Ghru. Wahnsinn, wie weit man blicken kann. Die kleine Sony summt und brummt.
                Wir bleiben ca eine halbe Stunde auf dem Gipfel, dann machen wir uns auf Lingen suchen. Finden tun wir ihn auch und zwar genau dort, wo wir ihn abgegeben haben, im Cairngorms Steine Paradies.








                Fit ist er zwar nicht so wirklich, will aber noch höher hinaus. Also gehen wir noch ein Stück Richtung Stob Coire an t-Saighdeir und Cairn Toul. Kurz vor dem Gipfel des Stob Coire.....ist Mittagspause angesagt. In der Nähe einer Abbruchkante finden wir einen schönen windgeschützten Platz mit einem traumhaften Blick auf den Gipfelgrat des Cairn Toul und auf Lairig Ghru.




                Erhardt und Lingen platzieren ihre Astralkörper in der Sonne, nur Sausemann ist noch umtriebig und schnappt sich noch den Stob Coire an t-Saighdeir (Ist der eigentlich offiziell auch ein Munro? Finde da irgendwie nix). Ab dort wird es auch immer schwieriger einen schneefreien Weg durch das Geröll zu finden. Auch hier wieder Gipfelfoto und zurück zu den Jungs.



                Die haben es sich schon gemütlich gemacht und den Kocher ausgepackt. Für die zwei gibt es Trekkingtütenfutter, für Sausemann einen Asia Nudel Snack garniert mit?....Nüsschen (der geneigte Leser wird sich so langsam wundern, ob Sausemann noch andere Sachen außer Nüsschen zu sich nimmt. Ja. Als Beilage). Wir verbringen 2 entspannte Stunden in der Sonne, sogar der Wind lässt nach, und treten dann den Heimweg an. In einem größeren westlichen Bogen steigen wir wieder bis zu dem Pfad ab, der zurück zur Corrour Bothy führt.
                Sausemann lernt, das körperliche Unterschiede bisweilen auch enorme Unterschiede in den verschiedenen Hillwalking Disziplinen bedeuten. Erhardt und Lingen sind eher der Typ stämmig. Marathonläufer mit 100kg auf den Rippen. Die zwei rennen den Berg hoch als gäbe es kein morgen und lassen Sausemann einfach stehen. Der jedoch, eher Typ Eichhörnchen, schlank, groß und keine 70kg schwer, lässt die beiden in schwierigerem Gelände (Geröll, Sumpfbuckel) hinter sich und auch beim Abstieg ist er deutlich schneller.
                In den nächsten Tagen wird sich das zu einem lustigen Fang mich, ich hab dich schon Spielchen entwickeln.
                Nach 6 Stunden kommen wir dann wieder bei der Bothy an. Mittlerweile haben sich noch 2 Zelte und 2 Hunde dazugesellt.
                Erstmal wird Wasser geholt und, welche Wohltat, die Füße im A....kalten Wasser geschwenkt.
                Anschließend präpariert Sausemann sein Zelt mit fiesen Geruchsfallen, auf das diese Nacht keine Untiere kommen. Man weiß ja nie. Den bisher einzigen Überlebenskampf mit einheimischem Getier hatte er in Mecklenburg auf dem Campingplatz. Mit einem Fuchs! Hätte er Geruchsfallen gehabt, wäre ihm das nicht passiert



                Anschließend lassen wir bei Tütenfutter und den letzten Bierchen den Tag ausklingen und ab geht’s ins Traumland.
                (btw. Es gab Pulled Pork. Das mit Abstand leckerste was ich je in so einer Brühtüte gefunden habe)

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                • Sausemann
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                  • 11.10.2018
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                  • Meine Reisen

                  #9
                  AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                  3. Tag 14.05. Corrour-Bothy-Lairig Ghru-Chalamain Gap 12km
                  Morgens 7:00 Uhr erwacht der Sausemann von heftigen Störgeräuschen zu seiner linken.
                  Er fühlt ein leichtes Kratzen im Hals und die Nase läuft. Da hat sich wohl der Katarrh fortgepflanzt. Mist. Hat er gar keine Lust drauf. Missmutig dreht er sich von einer Seite auf die andere und fragt sich, warum Erhardt und er Lingen nicht ins Quarantäne Zelt gesteckt haben. Nuja er kanns jetzt auch nicht ändern, schält sich aus dem warmen Sack, öffnet das Zelt und weiß sofort wieder, warum er hier her gekommen ist, sich Kiloweise den Buckel vollädt und auch eine Erkältung in Kauf nimmt. Diesen Ausblick hätte er gern jeden Morgen.



                  Zweieinhalb Stunden später, die Zähne geputzt, die Zelte verpackt und der Kaffee eingeflößt, geht es bei wiederum allerfeinstem Wetter auf Richtung Lairig Ghru. Lingen ist wieder fitter und wir stiefeln mit Siebenmeilenstiefeln los. Es ist so ein herrlicher Morgen, der Sausemann wird euphorisch und trällert permanent the rose of Scotland vor seinem inneren Ohr (Warum dieses Lied und warum im Wechsel mit Rivers of Babylon von Boney M.? man weiß es nicht und will es auch gar nicht so genau wissen).
                  Unterwegs sehen wir noch Herrn Frog und seinen Nachwuchs.




                  Vorbei an Ben Macdui auf der einen, Braeriach und Cairn Toul auf der anderen Seite, Lairig Ghru im Blick geht es die ganze Zeit den Dee entlang. Der Weg ist trocken und relativ einfach zu laufen.




                  Die erste kleine Pause gibt es dann auch schon bald auf ein paar Steinen inmitten eines kleinen Schmelzbaches. Wir können es einfach immer noch nicht fassen, wie unglaublich schön es hier ist
                  und wie unfassbar gut das Wetter. Die Natur zeigt nicht besonders viele Farben. Die wenigen dafür in allen möglichen beeindruckenden Schattierungen und ineinander verschmelzend. Grau, Braun, Oliv, Gelb,Grün, nur unterbrochen von roten Moosen und dem Azurblauen Himmel.



                  Das gute Wetter hat auch einige andere Wanderer auf die Piste getrieben und so treffen wir auf dem Weg Richtung Ghru in schöner Regelmäßigkeit auf andere Menschen (Inkl. Einem älteren französischen Pärchen, an denen Sausemann seine legendären Französischkenntnisse testet)
                  Nach der Pause wird der Pfad langsam, aber sicher, steiniger und gerölliger. Sausemann freuts und Erhardt und Lingen werden ob des Weges langsam unwirsch. Aber da müssen sie jetzt durch, Sausemann wird heute auch noch durchmüssen.



                  Pools of Dee. Dieser Name hatte in der Vorbereitung auf diese Tour schon so etwas anziehendes.
                  Jetzt da wir da sind.....es fehlen wieder die Worte. Einfach unglaublich, wie sich die umliegenden Berge in dem kristallklaren Wasser spiegeln und wenn man zurückblickt, kann man das ganze V Tal zurück bis zum Devils Point sehen.




                  Es ist fast windstill und wir wollen Mittagspause machen. Der zweite der Pools behagt uns und schwupps faucht der Kocher. Während es für die großen Jungs wieder Trekkingfutter gibt, begnügt sich der Sausemann mit Asia Zeug und? Richtig. Nüsschen.



                  1,5h lümmeln wir da so in der Sonne rum und die Motivation den schweren Rucksack wieder aufzuziehen sinkt mit jeder Minute. Also auf auf und weiter geht’s. Erhardt und Lingen haben auf einen etwas weniger gerölligeren Weg gehofft, doch Pustekuchen. Jetzt wird es in Verbindung mit der Hitze (ja genau Hitze!) und der leichten Erkältung auch für Sausemann so langsam richtig anstrengend in dem Steinefeld.



                  Wir suchen uns unseren Weg von Steinhügel zu Steinhügel und einmal nicht aufgepasst verheddert sich der Sause mit dem linken Bein und überdehnt sich schön das linke Knie. Ein kurzer heftiger Fluch, ein in das Knie horchen. Uff scheint nicht so schlimm zu sein. Jetzt aber ganz ganz vorsichtig, das hätte mit knapp 17 Kg Gewicht auf dem Rücken auch gehörig schief gehen können. Darf er halt nicht die ganze Zeit Richtung Aviemore gucken, das jetzt ins Blickfeld gerät.

                  Als wir Lairig Ghru hinter uns gelassen haben wird’s kriminell. Zuerst ein infamer Versuch uns vom Weg abzubringen und ins Wasser zu locken, wo uns bestimmt ein grausamer Tod ereilt hätte.



                  Danach eine plumpe sexuelle Belästigung der steinigeren Art.



                  Irgendwann kommen wir dann an die Wegscheide. Geradeaus geht es einem Bach folgend Richtung Aviemore und rechts den Berg hoch Richtung Chalamain Gap. Da wollen wir hin, wissen jedoch nicht ob man da oben gut Zelten kann, bzw ob wir da Wasser finden. Ist ja doch recht trocken die letzten Tage. Jetzt fängt Sausemann an zu maulen. Hitze und Erkältung sagen ihm, bleiben wir doch einfach hier. Fließend Wasser vor der Tür und ein halbwegs passsabler Platz zum Nächtigen. Aber Lingen und Erhardt sind unerbittlich und wollen weiter. Sausemann ist jedoch schwer skeptisch, ob wir da oben was zum Zelt aufschlagen finden. Egal hilft nüscht. 2,5l Wasser gebunkert und ab den Creag a Chalamain hoch bis zum Gap. Irgendwann auf den ersten Höhenmetern erwischt es Sausemann dann. Von einer Sekunde auf die andere fertig wie Brot.
                  Er schimpft und flucht sich den Anstieg hoch und sieht. Nix. Kaum eine Stelle für das Nachtlager, kein Wasser und vor uns das Chalamain Gap. Er flucht und schimpft noch ein bischen weiter, während Lingen und Erhardt einen auf gute Laune machen und tatsächlich nach einigem Gesuche zwei schnuckelige Plätzchen für die Eigenheime finden. Hätte es jedoch in den Tagen zuvor auch nur ein bischen geregnet, wären wir dort oben im Schlamm versunken.





                  Wir bauen schnell die Hütten auf, kochen noch was und fürchten uns noch ein bischen vor dem Chalamain Gap.
                  Nachdem wir fertig sind mit Fürchten leert Sausemann den letzten Schluck Whisky aus dem Flachmann und schläft quasi beim in den Schlafsack kriechen ein.
                  (Nachtrag CousCous mit Linsen und Spinat. Auch lecker aber das Pulled Pork war der Reißer bis jetzt)

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                  • fritz3
                    Erfahren
                    • 12.10.2012
                    • 120
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #10
                    AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                    Sehr schöne Fotos die Ihr das mitgebracht habt.

                    gruss.fritz

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                    • Sausemann
                      Erfahren
                      • 11.10.2018
                      • 124
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #11
                      AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                      Vielen Dank Fritz, die Motive und das Wetter haben es auch einfach gemacht

                      So Arbeit, Arbeit, Arbeit die letzten Tage, aber jetzt geht es weiter.


                      4.Tag 15.05.2019 Chalamain Gap-Cairngorm-Loch Avon 10km

                      Am nächsten Morgen herrscht wieder Traumwetter. Gegen 8:00 Uhr schält sich die Wandergruppe aus den Säcken und bereitet sich auf das furchterregende Chalamain Gap vor.


                      Guten Morgen

                      Der erste Einblick lässt auf ein ziemlich heftiges Geröllfeld schließen. Wir packen unsere Sachen, trödeln noch ein bisschen in der Sonne rum und können uns irgendwie noch nicht entscheiden in die vermeintliche Steinwüste aufzubrechen. Doch zum Glück naht fachkundige Hilfe. Aus dem Chalamain Gap entspringt ein drahtiger kleiner Kerl, geschätzt Mitte 60. Wir kommen ins Gespräch und da sein Englisch einen unverwechselbaren bayrischen Einschlag hat, wechseln wir nach 3 Wörtern ins Deutsche. Mit Blick auf unsere Rucksäcke rät er uns von dem Gap ab und schlägt vor das ganze rechterhand, querfeldein, auf der Nordflanke des Creag an Leth-Choin zu umgehen. Dankbar nehmen wir den Rat an und stiefeln gegen 10:00 Uhr los.
                      Sausemann ist ob der Anstrengung des letzten Tages und der heftiger werdenden Erkältung immer noch ziemlich angeschlagen, wohingegen Lingen wieder fit ist. Erhard muss nicht erwähnt werden, der war noch nie krank.
                      Als wir an der Nordflanke ankommen können wir auch schon das erste Etappenziel, die Cairngorms Ski Station sehen. Die Aussicht auf ein kühles Bier weckt ungeahnte Kräfte und vor lauter Vorfreude achten wir nicht mehr drauf unsere Höhenlinie zu halten. Schwupps sind wir unten im Tal und dürfen den ganzen Sermon wieder hoch laufen.



                      Unten im Tal wird es auch etwas boggy, aber die schlimmsten Schlammfelder können wir umlaufen.
                      Dort treffen wir auch endlich wieder auf einen Bach. Sausemann, der morgens den letzten Schluck Wasser für Kaffee geopfert hat trinkt gefühlt 4 Liter auf einmal. Er hat auch böse geschwitzt in der heißen Sonne, die Salzablagerungen am Tshirt sind sein Zeuge. Wir füllen also unsere Flaschen und wollen den Bach queren. Er ist nicht besonders breit oder tief, das Wasser hat sich jedoch tief ins Gelände gegraben und eine gute Ein- und Ausstiegsstelle zu finden, erweist sich gar nicht so einfach. Nach 20min haben wir dann eine halbwegs passable Stelle gefunden, an der die Böschung links und rechts nicht ganz so steil ist. Wir wackeln über stepping Stones und durch Schienbein tiefes Wasser und gerade wie Sausemann die Böschung am anderen Ufer erreicht, hoppelt direkt vor seiner Nase ein aufgeschreckter Berghase, ein mountain hare, aus dem Gestrüpp und flüchtet vor uns den Berg hoch.
                      Jetzt müssen wir die Höhenmeter, die wir vorhin dummerweise abgestiegen sind wieder hoch. Es ist ziemlich steil und wird in der Hitze wieder sehr schweißtreibend. Als besondere Motivation sehen wir die ganze Zeit den Anstieg zum Cairngorm hoch.
                      Direkt über uns verläuft der Touriweg zur Station und wir ernten verwunderte Blicke, wie wir da schwer bepackt mitten aus der Landschaft kommen. Gegen Mittag kommen wir dann auch dort an und die drei Herren genehmigen sich erstmal ein Kaltgetränk. Sausemann ist jetzt wirklich durch und überlegt ernsthaft abzubrechen. Der Aufstieg zum Cairngorm in der vollen Sonne erscheint ihm heute nicht machbar. Er hadert hin und her, dopt sich mit Nüsschen und weiß nicht so recht weiter. Geht er mit, muss er es durchziehen. Last Exit Cairngorms Ski Station?
                      Ist ja aber auch irgendwie blöd, sehr sogar. Man hat sich ja schließlich seit Monaten auf die Tour gefreut, ganz entschieden sogar auf das Camp am Loch Avon. 1,5 Stunden dauert die Entscheidungsfindung, dann beschließt er doch mitzukommen. Lingen und Erhard werden ihre Geschwindigkeit drosseln und Sausemann wird den Berg hochschnecken. (Er wird dabei so langsam, daß das Garmin meint er würde Pause machen, anders sind die später angezeigten 4,5 Stunden Pausenzeit, insgesamt, nicht zu erklären)
                      Zwischendurch möchte er sich einfach nur hinsetzen und einfach da bleiben, aber er lernt, das man über ein vermeintlich erreichtes Limit tatsächlich noch drüber kann. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir dann endlich an der Ptarmigan Station an. Lingen und Erhard wollen noch ganz hoch auf den Cairngorm. (Was sie auch machen und schöne Fotos mitbringen). Sausemann ist jedoch dermaßen fertig, das er einfach nur auf der nächsten Bank niedersinkt. Fliegen und Stechvieh, die sich um die Hütte versammelt haben sind ihm vollkommen egal.



                      Nach einer dreiviertel Stunde kommen die zwei zurück und wir essen etwas. Riegel, Jerky und Nüsschen für Sausemann, Tütenfutter für die zwei anderen.
                      Sausemann ist zwischendurch äußerst missmutig. Es ist zu heiß, ohne Hardshell jedoch zu windig und mittlerweile hustet er, wie verrückt. Nach einer Weile tun Nahrung und Isogetränk ihre Wirkung und die Lebensgeister kehren zurück. Die Erkenntnis, das wir die höchste Stelle des Tages erreicht haben und es ab jetzt nur noch bergab geht steigert nochmal die Motivation sich den Rucksack aufzubuckeln und los zu ziehen.
                      Nur wohin? Laut OS Explorer Map führt ein Weg den Cairngorm runter, der nach gut 1,5km auf einen kleinen Pfad am River Nethy treffen soll. Von dort geht es laut Karte recht steil runter zum Loch Avon. An der Station jedoch keine Spur von einem Weg. Das Garmin kennt ihn auch nicht.
                      Vielleicht ist er aber auch unter den vielen Altschnee Feldern verborgen? Wir beginnen einfach in Luftlinie Richtung River Nethy zu laufen und nach einer Weile können wir dort auch den kleinen Pfad tief unter uns erkennen. Die Landschaft ist unglaublich. Immer wieder können wir im Tal den Loch Avon sehen. Gegenüber die umliegenden Gipfel, die bizarr geformten Granitblöcke, der Altschnee, Wasserläufe, Heidegebüsch und morastige Flächen in steilem Gelände. Das alles verbindet sich zu einer wahren Genussorgie für Auge und Geist. Sausemann, inzwischen wieder halbwegs zu Kräften gekommen, genießt den Abstieg in vollen Zügen.


                      Loch Avon in Sicht




                      Echsenfels



                      Der Weg ist mal da, mal nicht, mal ein einziges Stein gekraxel. Lingen und Erhard sind froh, als wir gegen 16:00 Uhr am Nordufer des Loch Avon ankommen. Eigentlich war der Plan, ein gutes Stück weiter westlich runterzukommen und dann bei den Shelter Stones zu nächtigen. Wir befinden uns jetzt aber genau in der Mitte zwischen West- und Ostufer. Da es am nächsten Tag sowieso östlich um den See herum gehen soll, entscheiden wir uns schonmal ein paar Meter für den nächsten Tag zu sparen und schlagen den Uferweg nach Osten ein. Der Weg erweist sich wiederum als äußerst steinig mit vielen fiesen kleinen An und Abstiegen über sehr wacklige Steinblöcke. Teilweise müssen wir sogar die Hände zu Hilfe nehmen. Nach einer Weile kommen wir dann am Ostende an und finden direkt über einem kleinen Strand eine schöne Stelle, um die Zelte aufzuschlagen. Unter uns der Strand, neben uns der Abfluss des Loch Avon und vor uns derselbige mit einer wahnsinnig schönen Aussicht in der Nachmittagssonne. Perfekt. Sausemann wurde im Vorfeld vor den heftigen Fallwinden gewarnt. Tatsächlich ist es am Ufer auch wesentlich windiger, als auf dem Rest der Tour (der 2. Tag mit Devils Point und Co ausgenommen) und der Aufbau der Zelte ist etwas mühsamer als sonst. (Wir haben jedoch auch diesmal wieder Wetterglück und bis auf ein leichtes Zeltbahn rascheln wird uns der Wind die Nacht verschonen)



                      Nachdem wir die Zelte aufgebaut haben setzen wir uns auf, von Erhard genehmigte, Sitzsteine am Strand und genießen einfach das Panorama, bis der Hunger einsetzt und wir den Kocher auspacken. 3 Tütenfutter später sind wir satt und zufrieden. Gegen 21:00 Uhr kriechen wir in die Schlafsäcke und Sausemann schläft Todmüde und zufrieden ein.

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                      • Ljungdalen
                        Alter Hase
                        • 28.08.2017
                        • 2716
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                        #12
                        AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                        Erstmal vielen Dank für den schönen Bericht, weckt Erinnerungen an den letzten Herbst...

                        Zitat von Sausemann Beitrag anzeigen
                        ...Laut OS Explorer Map führt ein Weg den Cairngorm runter, der nach gut 1,5km auf einen kleinen Pfad am River Nethy treffen soll. ... Eigentlich war der Plan, ein gutes Stück weiter westlich runterzukommen und dann bei den Shelter Stones zu nächtigen. Wir befinden uns jetzt aber genau in der Mitte zwischen West- und Ostufer.
                        Äh? Wieso seid ihr, um an das Westende des Loch Avon zu kommen, nicht von Cairn Gorm (Gipfel, OK) geradewegs nach Westen, und dann durchs Coire Raibert runter? Oder war da (zu viel) Schnee?

                        (BTW, du schreibst "Shelter Stones", Mehrzahl. Ist das nicht nur einer, *der* Shelter Stone? Der im Übrigen gar nicht so offensichtlich daliegt... da sind mit mir einige Leute herumgeirrt )

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                        • Sausemann
                          Erfahren
                          • 11.10.2018
                          • 124
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                          #13
                          AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                          Äh? Wieso seid ihr, um an das Westende des Loch Avon zu kommen, nicht von Cairn Gorm (Gipfel, OK) geradewegs nach Westen, und dann durchs Coire Raibert runter? Oder war da (zu viel) Schnee?
                          Das war auch der eigentliche Plan. Aber wie schon geschrieben war ich an diesem Tag alles andere als fit und der Aufstieg auf der Nordostseite erschien wesentlich einfacher. Wir haben dann umgeplant, sind da hoch. Der Abstieg dann erschien uns auch schneller und einfacher über die Nordost Seite. Also auch dort lang gelaufen und alles richtig gemacht. Es war traumhaft

                          Zitat von Ljungdalen Beitrag anzeigen
                          (BTW, du schreibst "Shelter Stones", Mehrzahl. Ist das nicht nur einer, *der* Shelter Stone? Der im Übrigen gar nicht so offensichtlich daliegt... da sind mit mir einige Leute herumgeirrt )
                          Öhm waren ja nicht da und der Plural ist dann ganz einfach ein Fehler meinerseits. Es ist also *der* Shelter Stone. Asche auf mein Haupt

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                          • Borderli
                            Fuchs
                            • 08.02.2009
                            • 1734
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                            #14
                            AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                            Ich habe die Cairngorms gerade auf meiner "Da-will-ich-wieder-hin"-Liste nach oben rücken lassen. In den letzten Jahren hatte ich doch glatt vergessen, wie schön es dort sein kann, wenn man nicht weggeweht und rausgeschwemmt wird.

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                            • Sausemann
                              Erfahren
                              • 11.10.2018
                              • 124
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #15
                              AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                              Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
                              Ich habe die Cairngorms gerade auf meiner "Da-will-ich-wieder-hin"-Liste nach oben rücken lassen. In den letzten Jahren hatte ich doch glatt vergessen, wie schön es dort sein kann, wenn man nicht weggeweht und rausgeschwemmt wird.
                              Das freut mich, wenn ich Dir die Gegend wieder schmackhaft gemacht habe

                              Und weiter gehts:

                              5. Tag 16.05.2019 Loch Avon-Derry Lodge-Linn of Dee 19km

                              Der letzte Tag beginnt früh für Sausemann. Um 7:00 Uhr hält ihn nichts mehr im Zelt. Die Sonne scheint, es ist windstill und der Loch Avon leuchtet strahlend blau in der Morgensonne.
                              Im anderen Zelt sind noch dringende Sägearbeiten zu verrichten (Sausemann, immerhin ehrenwerter Meister des Tischlerhandwerks, vermutet eine Gattersäge mit dicken kaledonischen Kiefern und 80er Bohlen).
                              Um dem Sägewerk Lärm zu entgehen schnappt sich Sausemann die Kamera und verzieht sich an den Strand. Der Blick Richtung Westen ist fantastisch. Die umliegenden Berge liegen teilweise noch im Schatten, strahlen in der aufgehenden Sonne aber von Minute zu Minute immer mehr.
                              Sausemann ist so fasziniert, das er gar nicht mitbekommt wie Lingen und Erhardt sich zu ihm gesellen und ebenfalls aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Wir staunen noch bis 8:30 Uhr,
                              dann beginnen wir die Morgenroutine. Leider zum letzten Mal für diese Tour. Die Zelte sind bald abgebaut, Isomatten und Schlafsäcke verstaut und wir widmen uns Kaffee und Frühstück.
                              Sausemann hat noch nie an einem schöneren Ort gefrühstückt und wird ganz wehmütig, das es heute schon vorbei sein soll.







                              Gegen 9:30 Uhr sind wir dann Abmarsch bereit. Der Weg heute wird keine großen Anstrengungen mehr bieten. 19km, kaum Höhenmeter und laut Karte (und der ersten Etappe, die ja teilweise gleich war) auch nicht besonders schwierig oder geröllig. Einzig die Fords of Avon scheinen eine etwas breitere Furt zu werden. Auf der Karte wird die Region kurz vor der Furt als schlammig beschrieben. Wir sind gespannt. Nach der Hitze und Trockenheit der letzten Tage sollte das nicht allzu boggy werden.
                              Wir ziehen los. Die Landschaft vor uns wird flacher und wir merken, das wir den zentralen Cairngorms den Rücken zugedreht haben. Der Weg, anfangs noch etwas steinig, verliert sich immer mehr in sumpfigen Flächen, in denen noch teilweise seichte Wasserpfützen stehen. Es ist zwar feucht, aber tiefer als bis zu den Knöcheln sinken wir nicht ein. Lingen und Erhardt weichen den Wasserpfützen aus. Sausemann nicht, der trägt Gamaschen. Übermütig wird er auch. Wo er vorher noch mit dem Stock vorgefühlt hat, ob sich unter der Oberfläche nicht doch ein Bog Hole versteckt hält, lässt er es nun bleiben und stapft, fröhlich wie ein Kleinkind, in jede Pfütze und jedes Wasserloch. Das macht er genau 5 Minuten, dann folgt das unvermeidliche und er steckt bis zum Knie im Morast. Das Loch hätte keine 2cm tiefer sein dürfen, dann wäre die Brühe durch die Hose gesuppt. Ein erhebendes Gefühl, wenn der Boden unter einem plötzlich nicht mehr da ist.
                              Er wird also wieder vorsichtiger und vermeidet es im Batsch rum zu spielen.








                              Footprints

                              Wir ziehen weiter und nach einer Weile sehen wir die Fords of Avon Refuge Bothy. Von außen recht ansehnlich, aber drinnen nicht wirklich anheimelnd. Zwei Personen mit etwas Gepäck dürften wohl auf dem Boden Platz finden.
                              Wir lassen die Bothy hinter uns, folgen dem Weg und stehen direkt darauf vor dem River Avon.
                              Die Furt ist tatsächlich ein gutes Stück breiter, als alle vorherigen. 10-12 Meter schätzungsweise, mit Rettungsinsel in der Mitte. Deutsch wie wir sind, suchen wir gar nicht erst nach einer guten Stelle sondern furten dort, wo der Weg aufhört und auf der anderen Seite wieder weitergeht. Ein guter Deutscher hält sich an Recht und Gesetz, geht nie bei Rot über die Ampel und verlässt natürlich auch nicht den vorgezeichneten Weg. (Als uns das auffällt sind wir doch sehr belustigt über unsere genetisch bedingten teutonischen Triebe, obwohl wir quasi halb in Frankreich aufgewachsen sind)
                              Lingen zieht blank und schnürt seine Sandalen. Sausemann jedoch, mit ziemllich eng sitzenden Gamaschen ausgestattet, beschließt, das die Furtsandalen umsonst mitgeschleppt wurden und möchte es mit Gamaschen und Schuhen probieren. Zu groß ist die Angst unnötigerweise umzuknicken und sich das gesprengte Sprunggelenk erneut zu sprengen. Erhard, der Fuchs, hatte in den tiefen seines Rucksacks auch die ganze Zeit ein Paar Gamaschen versteckt und zaubert sie jetzt hervor. Er hat einfach keine Lust auf kalte Füße.
                              Die Strömung ist relativ stark, aber das Wasser ist nicht so tief und wir finden größere Steine, sodass wir nie tiefer als Mitte Schienbein eintauchen.





                              Auf der anderen Seite geht es dann den Weg weiter und nach kurzer Zeit treffen wir erneut auf einen Bach. Der lässt sich jedoch gut via Stepping Stones überqueren.
                              Wir folgen jetzt dem Allt an t-Seallaidh und haben das nächste Etappenziel vor Augen. Lairigh an Laoigh, der letzte Pass. Um dort hinzukommen erklimmen wir die letzten 300hm der Tour, sowie die letzten Meter Geröll- und Steineweg. Der Wind bläst heute etwas mehr und Sausemann hat Probleme die richtige Kleiderkombi zu finden. In der Hardshell schön windgeschützt und bocke heiß, ohne, nur mit Fleece, wird die Erkältung gezüchtet. Das Problem kennt er schon und zieht an, zieht aus, zieht an, zieht aus.....





                              Am Lairigh an Laoigh angekommen ändert sich die vor uns liegende Landschaft deutlich.
                              War es vor der Wasserscheide noch eine sehr raue steinige, Wind gegerbte Landschaft, so wird es nun geradezu lieblich. Das Glen Derry wird mit jedem Meter grüner. Nach 3 Tagen sehen wir zum erstenmal wieder Bäume. Kaledonische Kiefern in den bizarrsten, knorrigsten Formen. Zuerst vereinzelt im Tal und an den Geröll bedeckten Hängen, dann immer dichter werdend, bis man schon von kleinen Hainen sprechen kann. Sausemann ist versucht auf Brautschau für Baumbart und seine Ents zu gehen.











                              Kurzum, die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher und ist, wie die letzten Tage auch, einfach nur traumhaft schön. Wir ziehen weiter durch das Glen Derry und kommen zur Derry Dam Footbridge. Diese ist jedoch gesperrt und sieht auch ziemlich wackelig aus. Wir überlegen kurz zu furten, um unseren ursprünglich geplanten Weg beizubehalten, entscheiden uns dann aber dem Weg am östlichen Ufer zu folgen. Ab der Brücke geht es jetzt im Wald entlang. Die Bäume werden immer bizarrer und als wir an einem Bach vorbeikommen, der ganz seicht unseren Weg kreuzt, machen wir das letzte mal eine ausgedehnte Mittagspause. Lingen und Erhardt, die Kalorienvernichter, genehmigen sich wieder ein Tütenfutter und Sausemann begnügt sich mit Riegeln und Nüsschen.
                              Es ist wieder dermaßen schön, das Sausemann am liebsten noch eine Nacht hierbleiben würde.
                              Immerhin schafft er es zum erstenmal ein Foto zu schießen, auf dem das Wasser weich fließend, wie aus einem Stück aussieht (Er ist fotografischer Amateur, hat sich dieses Motiv in den Kopf gesetzt, aber noch nie hinbekommen).
                              Nach 1,5h rappeln wir uns wieder auf. Der Schlussspurt ruft (Und die Burger und Pints in Braemar)





                              Der Weg durch den Wald geht noch bis zur Derry Lodge, ab dann wird er wieder zum Rover Track und Füßekiller. Sausemann und Erhardt, die die ganze Zeit überhaupt keine Probleme mit den Füßen hatten, laufen sich tatsächlich auf den letzten paar Kilometern Blutblasen an die Fußballen.
                              Sausemann schmerzts zwar, ist ihm aber wurscht, die Tour ist ja eh geschafft.
                              Der Rest ist kurz erzählt. Gegen 17:00 Uhr sind wir wieder am Auto. Um 17:01 Uhr hat Sausemann die Wechselstrümpfe und Schuhe an. 18:00 Uhr unter der Dusche im Braemar Youth Hostel hört man undefinierbare, kehlige Laute der Wohltat. 18:15 Uhr hört man das Zischen von Kronkorken. 18:30 Uhr wieder lauter kehlige Worte der Wohltat aus der Keramik.
                              19:45 Uhr verlassen Drei wohl riechende Gestalten das Hostel und humpeln in den Ort um festzustellen, daß das designierte Pub mit Beer und Burgerausschank geschlossen hat.
                              20:00 Uhr trauen sie sich in das altehrwürdige Fife Arms Hotel (man würde sich nicht wundern, wenn einem dort die Queen über den Weg laufen würde) und entern dort das Public House „The flying Stag“
                              Um 23:00 Uhr haben sie der entzückenden Bedienung all Ihre Abenteuer erzählt, sich mit Pints und Burgern vergnügt und ziehen an die Theke (Last orders please).
                              Dort sieht Sausemann auch, daß das Etablissement durchaus zurecht seinen Namen trägt.




                              Der Hirsch ist echt und in der Whiskyreihe steht ein 40 Jahre alter Dalmore. Preis pro Glas 650Pfund!!

                              Erhard und Lingen genehmigen sich noch ein IPA, Sausemann einen Talisker und der Abend findet ein Ende.
                              Gegen 0:00 Uhr fallen die 3 Gestalten satt, angetüdelt, todmüde und unglaublich zufrieden in die Kiste und träumen von Schottland.

                              -The End-
                              Zuletzt geändert von Sausemann; 23.06.2019, 19:13.

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                              • anja13

                                Alter Hase
                                • 28.07.2010
                                • 4882
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                                #16
                                AW: [SCO] Cairngorms 2019 ein Schönwetterbericht

                                Vielen Dank für den Bericht!

                                Da war ich noch nicht, kommt auch auf meine "will-ich-noch-hin"-Liste.

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