Ardeche vor Ostern

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    • 16.04.2014
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    • Meine Reisen

    Ardeche vor Ostern

    Auf dem Weg nach Südfrankreich zu einem Fließwasserkurs machte ich erst mal einen kleinen Autostop und kam in der ersten Nacht auf einem Campingplatz in St. Michel unter. Eigentlich wollte ich gleich die kurze Hose auspacken, fand das dann aber doch übertrieben und begnügte mich mit dem aufkrempeln der Hosenbeine. Die Temperaturen hätten die erweiterte Variante durchaus zugelassen, zumindest an diesen Tag. Die Campingplatzleute sprachen ein bisschen deutsch und wiesen mich darauf hin, dass mein Anliegen so wie ich es mir vorgestellt habe nicht zu machen sei, denn es fahren schon Busse, aber nicht zu dieser Jahreszeit und per Autostop würde durchaus funktionieren, aber es fahren nicht so viele und wenn dann nicht weit. Ich also am nächsten Morgen mit dem Auto stromaufwärts um irgendwo zu übernachten und das Auto dort für die zwei, drei Tage abzustellen. Dummerweise fährt nicht nur kein Bus zu dieser Jahreszeit, die Campingplätze sind auch noch zu. Gegen Mittag hatte ich dann die Nase voll und fuhr zurück nach Vogüe wo ich einen günstigen Parkplatz gesehen hatte, packte mein Kanu und fuhr los. Da ich nun einen Tag früher als geplant auf dem Wasser war schlug ich schon nach zirka einer Stunde mein Lager auf ließ es mir gut gehen, machte mir was zu essen, kippte dann nach Einbruch der Dunkelheit den Hobo aus um mal kräftig nachzulegen. Dabei ging ich erst sehr behutsam vor, wegen fehlender Säge schlug ich in mühevoller Kleinarbeit mit meinem kleinen Haumesser handgroße Stücker von angeschwemmten Bäumen ab, was mir aber bald zu bunt war, schleppte dann einfach die kompletten Äste ans Feuer, lies die dann in der Mitte durchbrennen, legte dann nach, immer schön mittig bis so zwei, drei Bäumchen verheizt waren.



    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück dachte ich schon: na der Himmel ist schon ziemlich bedeckt, vielleicht ziehst du dir mal lieber den Trockenanzug an. Just beim losfahren fing es dann an zu regnen und hörte bis zum Abend nicht damit auf. Ich paddelte bis zu einem Wehr kurz vor Vallon Pont d’Arc wo der Naturschutzpark anfängt und in dem, wie bei uns auch, alles verboten ist was irgendwie mit outdoor zu tun hat. Mein Plan war es eigentlich mir eine Erlaubnis zu holen auf einen Biwakplatz die darauf folgende Nacht zu verbringen. Da ich Frühaufsteher bin und warten bis jemand anderes mal in die Gänge kommt nur schwer ertragen kann, dachte ich mir schon das dieses Vorhaben wohl kaum umgesetzt werden wird.
    Also erst einmal relaxen, futtern und schlafen.



    Am darauf folgenden Tag war von Regen keine Spur mehr und ich fuhr dann bei günstigstem Wetter durch die Schlucht und hatte dieses Schauspiel für mich ganz alleine. Der Wasserstand war in Ordnung sehr wild ist der Fluss nicht, es gibt hin und wieder mal eine Stelle an der es etwas flotter fließt, hält sich aber ich grenzen. Eine merkwürdige Situation hatte ich allerdings: ich näherte mich einem Großen Felsen der mitten im Bach lag, ein kleinerer rechts daneben und zwischendurch floss die Strömung. Vielleicht hätte ich auch links am großen Felsen vorbei paddeln können, zwischen den Rocks war aber so viel Schwung das ich diese Route wählte. Ich näherte mich also dem großen Fels, das Tempo nahm wegen der Strömung immer mehr zu, dachte dann: nun sollste mal schauen das du rechts ein bisschen mehr rüber kommst, paddelte mit den entsprechenden Paddelschlägen mit Heckhebel und es passierte: nix. Die Strömung übernahm das Kommando, schoss mit immer höher werdende Geschwindigkeit direkt auf den Fels zu und nur geschätzte 20cm vor den Aufprall mit 180 Km/h reißt das Kanu rum, fährt genau dorthin wo ich sowieso rein wollte, flutschte durch die zwei Großsteine und habe tatsächlich noch nicht einmal Wasser ins Boot bekommen. Gekonnt ist halt gekonnt. Quatsch, ich sehe mich zwar als Paddler im fortgeschrittenen Stadium, aber diese Passage hatte ich null unter Kontrolle. Und das war noch lange kein Wildwasser. Das Prallpolster vor den Fels hat mich gerettet. Genau aus diesen Gründen und Situationen wie diese sollte niemand allein eine Kanutour antreten. Wenn dort etwas passiert wäre hätte mir keiner helfen können und ich hatte auch schon die eine oder andere Situation auf anderen Gewässern wo die Fliessgeschwindigkeit noch geringer war als hier und hatte trotzdem hin und wieder Schwierigkeiten. Einmal bin ich sogar in einen Baumverhau gespült worden aus dem ich mich mit meinen Paddelpartner damals befreien konnte, mit etwas mehr Fliesskraft hätte ich aber mit Sicherheit ein größeres Problem bekommen.
    Weiter ging es dann durch die Schlucht, was sehr schön war, einfach in aller Ruhe vor sich hin paddeln, ohne eine weitere Menschenseele zutreffen. Da ich an den Biwakplatz offensichtlich vorbei kam und ihn nicht bemerkte, stellte sich mir die Frage wie ich weiter vorgehen sollte, kam zum Schluss das ich einfach durchfahren werde, das wären dann 30 Km (+), eigentlich zu viel für meinen Begriff von Kanureisen, aber so schlimm war es dann doch nicht. Ich buchte mich dann wieder auf den gleichen Campingplatz wie ein paar Tage zuvor ein und sorgte für einen Transfer durch die Touristeninformation im Ort für einen Lift mit einem Kanushuttle der bis nach Vallon fährt, der aber bestellt werden muss. Von Vallon aus gehen dann ab Busbahnhof reguläre Busse weiter überall hin. Also holte ich mein Auto, fuhr zurück um meine Sachen aufzuladen, eine weitere Nacht wollte ich nicht dortbleiben, 20€ sind mir einfach zu viel, fuhr los suchte irgendwann ein ruhiges Plätzchen, machte mir was zu essen und übernachtete dort.
    Am darauf folgenden Tag ging es dann weiter zum Orb. Dort hatte ich einen Fliess.- bis Wildwasserkurs gebucht und davor noch einen für retten und bergen. Da schon im Vorfeld klar war das nicht genügend Teilnehmer zusammen kommen würde um einen kompletten Kurs abzuhalten, dafür bräuchte man vier, bis fünf Leute, nahm ich wenigstens das Angebot wahr einen Teil des Kurses zu machen der mit zwei Leuten zu machen war. Zufälligerweise kannte ich den zweiten Kursteilnehmer schon von einer gemeinsamen Ausfahrt am südl. Rhein und wir übten verschiedene Bergeoptionen ein die ich so überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Los ging es mit Theorie, anschließend ging es dann ans Wasser und praktizierten das erlernte. Das ging los mit den verschiedenen Reinspringversieonen um ein Kanu, oder eine Person aus dem Wasser zu holen, es ging weiter mit verschiedenen Wurfsackwerfmöglichkeiten, nicht nur das werfen ist wichti, treffen ist es auch, das absichern eines Menschen der einen anderen aus dem Bach rausholen soll, usw. Dieser Kurs war so schon recht anstrengend, der gesamte von vier Tagen hätte es in sich gehabt. Dabei sitzt man in den seltensten Fällen in einem Boot, es geht ja darum nach einem Problemvorfall eine Rettungsaktion zu starten, das geht von einem Kanu aus nicht, denn das fließt ja durch die Strömung weiter, oder kentert dann selbst. Jedenfalls haben wir in diesen zwei Tagen Szenarien durchgespielt, auf die ich nie gekommen wäre. Wir wurden aber immer wieder darauf hingewiesen das durchaus mehr auf dem Wasser passiert als man selbst sieht, bzw. gesehen hat. Dabei geht es nicht unbedingt um ein Problem von einem selbst sondern darum wenn ein anderer in Gefahr gerät, soll man da einfach vorbei fahren und sagen: guck da säuft einer ab?, oder doch lieber eingreifen?, und wenn wie was machen? um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen?



    Nach diesen zwei Tagen war ich dann mit ein paar Profis auf dem Fluss, die mich unter ihre Fittiche genommen haben, mit meinem Supernova komme ich aber so ganz gut zurecht, Kenterungen blieben aus.
    Übernachtet habe ich auf dem Campingplatz, auf dem auch die Kursteilnehmer in diversen Hütten unterkommen.
    Als dann mein Kanukurs begann zog ich auch in eine dieser und angefangen haben wir wieder mit viel Theorie, was sich in den nächsten Tagen so weiter führte, ab Mittag waren wir dann auf dem Wasser, übten dann diverse Paddeltechniken unter etwas höherer Fliessgeschwindigkeit ein, als die ich von Zuhause kenne. So ein paarmal eine Figur fahren macht natürlich keinen Meister, das erlernte muss dann natürlich bei ähnlichen Bedingungen zu Hause weiter eingeübt werden, was schwierig werden könnte, denn ich fahre ja aus Mangel von diesem ca 1000 Km in den Süden, kaum zu glauben das nach dem Kurs sich neue Bäche zu Hause zu finden sind.



    Am letzten Tag gingen wir dann auf den hinteren Abschnitt des WW Strecke von Reals. Das war dann doch noch mal eine Steigerung und gleich beim zweiten Durchlauf knallte ich so unglücklich auf einen Stein das ich wegen meinem Mangel an Fett an meinem Körper als sehr unangenehm empfand und auf weitere Durchläufe verzichtete, ich konnte mich kaum aufrecht halten und beschloss deswegen auch vorzeitig abzureisen und zu Hause einen Arzt aufzusuchen der mich wieder zurecht flicken soll. Schließlich habe ich vor mein erlerntes im Juni auf dem Lech anzuwenden. Jedenfalls möchte ich dies versuchen.
    Gruß Rolf

  • Bolek
    Gerne im Forum
    • 08.12.2010
    • 52
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: Ardeche vor Ostern

    Hallo Rolf,


    Gratulation!

    Du hast den "Magnetischen Felsen", der Tausende von Paddlern zum Kentern brachte und von Sommerzuschauern gern als Nachmittags-Reality-Kino genutzt wird, trocken überstanden:

    https://www.youtube.com/watch?v=zxa9_YVkk-Y&feature=youtu.be und

    https://www.youtube.com/watch?v=z_2yYqbzSdo&feature=youtu.be


    Viel Erfolg bei weiteren Genußfahrten

    Bolek

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    • xuanxang
      Erfahren
      • 16.04.2014
      • 199
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: Ardeche vor Ostern

      Durchaus möglich der dieser Felsen es war, ich habe allerdings einen weiteren kleineren rechts von dem großen in Erinnerung (der Zwischenraum war nicht mehr als 200 cm) der bei den Utubevideos nicht zu sehen ist. Kaum möglich das die den erst vor kurzer Zeit dort hingerollt haben. Vielleicht liegt das aber am Standort der Kamera.
      Warum sich ganz Frankreich jeden Sommer sich diesen Massenunfug antut ist mir schleierhaft, war ja auch der Grund warum ich so früh dorthin bin.
      Gruß Rolf

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