[IT,AT] Alles geht den Bach hinunter - Frühlingstour durch das Obere Drautal

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    • 08.06.2009
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    • Meine Reisen

    [IT,AT] Alles geht den Bach hinunter - Frühlingstour durch das Obere Drautal

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    Seit fünf Jahren reden Astrid und ich davon, dass wir nun aber wirklich endlich einmal den Drauradweg ins Visier nehmen könnten. Doch es ist ja so: Mit dem Rad fliegt Kärnten geradezu an einem vorbei! Geht es nach der offiziellen Etappenteilung, ist die Gaudi in 5 Tagen wieder vorbei. Und da sind die Kilometer in Süd- und Osttirol schon dazugerechnet.

    Für Weitwanderer also in Wahrheit nix Gscheides - das geht ja alles viiiel zu schnell.

    Also blieb an jenem Samstag vor einer Woche, als wir uns mit dem Zug nach Toblach im Südtiroler Pustertal aufmachten, das Fahrrad kurzerhand daheim. Auf den ersten Blick ist es erstaunlich, wie gut man zur Quelle der Drau, die etwas östlich von Toblach in der früheren Kirchenmetropole Innichen zu finden ist, öffentlich hinkommt. Auf den zweiten Blick ist es nicht mehr sooo verwunderlich, verbindet doch das Pustertal zwei Haupteisenbahnstränge, die Süd- und die Brennerbahn. Der Reisende muß nur schauen, wie er nach Lienz kommt, von dort ist's kein Problem mehr. Viel schwieriger ist es, nach Ende der Schisaison und lange vor Beginn der Wandersaison in Toblach etwas zu essen zu bekommen. Doch von unserem erfolglosen Ausflug auf den Piz Boe vor einiger Zeit blieb uns die Pizzeria Hans am Ortsrand in guter Erinnerung, in der man wirklich vorzüglich speist.

    Am Sonntagmorgen starteten wir in einen anfangs bewölkten Tag und folgten in Ermangelung einer Drau noch den örtlichen Wegweisern ...



    ... doch nach drei Kilometern übernahm dann selbige die weitere Navigation. Die Quecksilbersäule des Thermometers hatte anfangs noch genügend Spielraum nach oben.



    Bald kamen wir nach Innichen. Das ist jener Ort, wo sich's - abgesehen von Salzburg und Aquileia - bis in die Neuzeit abspielte. Zumindest, wenn man das Weltgeschehen durch die Brille der katholischen Kirche betrachtet.

    So ein Kloster will auch finanziert sein ...



    .. und irgendwer muss sich auch um die PR kümmern.



    Während ich fotografierend durch den Friedhof streunte, galt Astrids Aufmerksamkeit bereits längst dem ersten Jausenplatzerl ...

    ... wo wir uns nach einem reichlichen Mahl auch erstmals von der jungen Drau verabschiedeten, um uns die Sache vor der Staatsgrenze von ein wenig weiter oben anzusehen.

    Geradeaus die Gailtaler Alpen, rechts der Golzentipp.



    Und so endete nach einem halben Tag unser italienisches Gastspiel ...



    ... und wir freuten uns, ab nun auf keinen Dolmetscher mehr angewiesen zu sein.



    Seit in der Früh - und daran ist nicht nur der anfängliche Schnee auf der Strecke schuld - sind wir mehr als happy, dass wir uns nicht an die Radwege halten müssen. Denn wirklich schön ist es meist genau auf der anderen Bachseite. So hatten wir in den ersten Tagen keine nennenswerten Asphaltberührungen zu verzeichnen.



    Mit Drüberspringen geht nun schon nix mehr: Wir halten immer noch bei Tag eins, und die Drau wird schon goschert ...



    Macht nix, bleiben wir halt auf der Seite, und statten der Ruine Heinfels einen Kurzbesuch ab. Kurz deshalb, weil uns der Besitzer (!) der Burg mit einem Geocache zum Burgtor lockte, um uns dann vor Ort wissen zu lassen, dass er in Wahrheit Ruhe und Einsamkeit schätzt, und die Zugbrücke deshalb lieber oben lässt.



    Also erklären wir die erste Etappe für beendet und hüpfen an einer geigneten Stelle wieder ans andere Drauufer, wo man im einzigen geöffneten Wirtshaus in Tassenbach eine fangfrische Forelle aus der jungen Gail kredenzte. Das war allerdings auch schon wieder alles, was wir von der Gail mitbekamen, da sich diese bald ins Lesachtal verabschiedet.



    Tag 2, anfangs am Drauradweg. Hinter jedem der orangen Pölster, die bei jeder noch so leichten Kurve des Drauradweges zu finden sind, versteckt sich sicherlich eine kleine feine Geschichte.



    Wir vertreiben uns die Zeit am Asphalt mit einem Frühjahrsputz ...



    ... der mit fünf gefüllten Plasticksackerln endete, Kotflügel und Wanderschuhe nicht eingerechnet.



    Unterwegs treffen wir Howard, angeblich kein großer Monty Python Fan.



    Die viele Fotografiererei sorgt dafür, dass ich Astrid meist meilenweit hinterherhinke. Was aber halb so wild ist, da ohnehin bereits feststeht, dass Lienz der nächste größere Zwischenstopp sein wird.



    'Dort wo Tirol an die Weststeiermark grenzt' setzen wir tags darauf unseren Weg fort ...



    .. um an diesem dritten Tag den schönsten Abschnitt unserer Tour in Angriff zu nehmen. Die Strecke von Lienz bis Oberdrauburg weist keine Schwachstellen auf, und lässt den Wunsch aufkommen, hier auch in einer anderen Jahreszeit nach dem Rechten zu sehen.

    Dieses "Rechte" nämlich ist das orografisch rechte Flussufer, an dem es so gut wie keinen Asphalt (und auch selten markierte Wege) gibt. OSM ist hier besonders hilfreich, da dort auch die Fischersteige eingezeichnet sind. Langer Rede, kurzer Sinn: Einfach auf der rechten Seite bleiben, irgendwie geht's immer.

    In Osttirol - der Radweg hat bereits auf die linke Seite gewechselt - ist sowieso noch alles klar ...



    ... ein Blick zurück lässt den Scharnik im Vormittagslicht erscheinen ...



    ... doch vorne, links und rechts spielt die Musik! Vögel überall, und auch die dazugehörigen Wohnbauten.



    Bald lockt uns der Kirchenberg von Lavant wieder von der Drau weg, und wir steuern auf die Laserzwand zu.



    In Lavant hatten schon die Römer etwas zu reden, und die ersten Christen errichteten wohl noch unter deren Regentschaft eine - für damalige Verhältnisse - mächtige Kirche an der osttirol-kärntnerischen Landesgrenze. Was ihnen wohl recht egal war, da es damals an dieser Stelle keine realpolitisch wichtige Grenze gab. Also eh so ähnlich wie heute.



    Bald verschwindet der Scharnik aus dem Rückspiegel, und ab hier sind es Jauken und Torkofel, die den Horizont markieren. Auf der Speicherkarten häufen sich die Bilder der prächtigen Aussicht Richtung Gailtaler Alpen, daran können auch ein paar Stromkabel nichts ändern.



    Meist nach Flieder riechend, doch mitunter ganz schön giftig. Oben: Die ungewöhnliche Astrid; Unten: Der gewöhnliche Seidelbast.



    Das rechte Drauufer läuft zur Hochform auf ...



    ... der Torkofel wird größer und größer ...



    ... und die Wege breiter ...



    ... was nur heißen kann, dass wir uns der Zivilisation nähern. Oberdrauburg heißt der nächste Boxenstopp, wo wir vor dem Abendessen noch einen Ausflug rund um den Ort unternehmen ...



    ... der kurz vor der Dämmerung bei der Ruine hoch über dem Ort sein Ende fand.



    Der vorletzte Tag versprach laut Wetterbericht, ein besonders warmer zu werden. Ein erster Sonnenbrand hatte sich bereits am Vorabend angekündigt, und so wie's aussieht, geht da noch mehr. Schon morgens keine Wolke weit und breit ...



    ... und so geht sich noch ein fesches Foto vom Hochstadel aus, den wir heuer im Sommer am Dreitörlweg noch unter die Sohlen kriegen.



    Einmal mehr lassen wir die Drau Drau sein, um dem Schloss Stein einen Besuch abzustatten. Hier ließ sich Paolo Santonino dereinst gesottene Waldhühner und gedünstete Kapaune sonder Zahl zum gottgeweihten A... tragen, wie sein Reisebericht aus dem 15. Jahrhundert zu berichten weiß. Wenn ich mich recht erinnere, wurde dem Bischof von Caorle, dessen Begleiter Santonino war, tags zuvor das Pferd gestohlen, was dieser in seinem Tagebuch mit den Worten "Gott sei's gedankt, dass der Dieb das Pferd des Bischofs nahm, und nicht meines" würdigte.

    Auch Astrid gibt sich in Anbetracht der bevorstehenden Steilkurve beeindruckt ...



    ... doch von oben kann man wieder ganz super runterschauen.



    Weiter geht's in die wohl letzte Klamm weit und breit, wo man ganzjährig ohne Maut rein darf ...



    ... um dann später über Wiesen dem neuen Blickfang zuzueilen: Links im Bild der Stagor, dessen Besteigung ich im Winter dank hüfthohem Schnee auf der Radlberger Alm abbrechen musste.



    Astrid ist der Stagor wurscht, sie hat was Besseres gefunden ... den letzten Rastplatz vor dem Etappenende in Steinfeld, wo wir uns mangels Unterkunft in den Zug setzten und nach Sachsenburg bringen ließen. Eine gute Wahl, denn das Goldene Rössl erwies sich als Glücksgriff mit erstaunlich guter Küche.



    Am nächsten Morgen ging's zurück nach Steinfeld, und dann immer mit Blick aufs Reisseck Richtung Spittal.



    Wieder gelang es uns abschnittsweise, dem Drauradweg ein Schnippchen zu schlagen und auf schönen Auwegen dahinzuflanieren ...



    Ein Abstecher nach Gerlamoos gab uns die Gelegenheit, den (in Kärnten) berühmten Fresken Thomas von Villachs einen Besuch abzustatten. Mit einem Kirchenschlüssel, der etwa einen Viertelmeter lang war, ging's auf den Kapellenberg und wieder zurück.

    In Kleblach haben wir wieder auf die Südseite gewechselt und sind für einige vergleichsweise langweilige Kilometer nach Sachsenburg gewandert. Nach einer weiteren Einkehr beim Goldpferd vertrauten wir einem Nebensatz in einer Tourenbeschreibung, dass es auf der Südseite der Drau einen in meinen Karten nicht verzeichneten Weg nach Rosenheim gäbe. Umso verwunderter waren wir, als wir dort einen durchgängigen, meist wagenbreiten Fuhrweg vorfanden.

    Wie man an den Wolken sieht, war inzwischen allerdings nimmer viel Zeit für Müßiggang ...



    ... also verschoben wir einen Teil der DrAUEN (auf das Wortspiel ist man hier sehr stolz) auf den Folgetag. Damit schließt dieser Bericht mit einem Blick auf diese - für die unbekannte Seite der Drau typischen - Ausblick ...



    ... und einer Ente.


  • Babsbara
    Erfahren
    • 26.06.2013
    • 169
    • Privat

    • Meine Reisen

    #2
    AW: [IT,A] Alles geht den Bach hinunter - Frühlingstour durch das Obere Drautal

    Sehr nett! Ich wünschte, ich könnte mit ähnlichen Aus- und Einsichten in die Umgebung dienen, aber leider wurde bei der Erschaffung des schönen Teils derselben Belgien irgendwie außen vor gelassen.

    Danke fürs Mitnehmen!

    LG,
    Babs

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    • ronaldo
      Freak
      Moderator
      Liebt das Forum
      • 24.01.2011
      • 11881
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      #3
      AW: [IT,A] Alles geht den Bach hinunter - Frühlingstour durch das Obere Drautal

      Coole Tour, danke!
      Der Lavanter Kirchbichl ist archäologisch übrigens hochinteressant - wenn du dich nachträglich a weng schlaumachen willst: https://www.zobodat.at/pdf/VeroeffFerd_66_0005-0031.pdf

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      • Wandermaedel
        Erfahren
        • 02.11.2017
        • 177
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        #4
        AW: [IT,AT] Alles geht den Bach hinunter - Frühlingstour durch das Obere Drauta

        Schöner Wanderbericht, klasse geschrieben. Danke für's Teilen.

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