[SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

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  • Meer Berge
    Fuchs
    • 10.07.2008
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

    Wunderbarer und sehr schottischer Bericht!

    Im Bunkhouse von Kinlochewe, das ich bisher auch immer alleine hatte, habe ich auch schon meine Zelte aufgebaut :-)
    Immer wieder nett da.

    Danke für deine Erlebnisse!

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    • Freedom33333
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      • 09.09.2017
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

      Zitat von Borgman Beitrag anzeigen
      Klasse Bericht! Deine offenen und detaillierten Beschreibungen gefallen mir genauso gut wie Deine Herangehensweise an die Tour. Macht wirklich Spaß, Deine Erlebnisse zu verfolgen, danke dass Du uns mitnimmst und an Deinen Gedanken teilhaben lässt!
      Danke Danke. Da möchte ich an dieser Stelle doch noch lobend erwähnen, dass ich mir den Einstieg in die Tour von deinem Reisebericht im Frühjahr 2018 in der Gegend geborgt habe

      Zitat von Meer Berge Beitrag anzeigen
      Wunderbarer und sehr schottischer Bericht!

      Im Bunkhouse von Kinlochewe, das ich bisher auch immer alleine hatte, habe ich auch schon meine Zelte aufgebaut :-)
      Immer wieder nett da.

      Danke für deine Erlebnisse!
      Gerne. Typisch schottisch - wegen dem Wetter meinste wahrscheinlich
      Zuletzt geändert von Freedom33333; 25.11.2019, 16:55.

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      • Freedom33333
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        • 09.09.2017
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        #43
        AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

        Dienstag, 2.4.19: Tag in der Bothy & der Umgebung

        Die nächsten beiden Tage lasse ich es erstmal ruhig angehen. Ich lese ein Buch, erkunde die Hütte und die Umgebung.





        Als erstes schaute ich ins Bothy Buch. Und erstaunlicherweise waren am Tag meiner Ankunft gegen Mittag einige Leute abgereist. Auch in den Tagen davor schien die Hütte gut besucht gewesen zu sein. Bei einem Blick auf die Karte kein Wunder: Bis Diabeig sind des ca. 4km zu Fuß, über einen recht gut ausgebauten Wanderweg.

        Erstmal zur Bothy: Diese hat einen vergleichsweise gemütlichen Gemeinschaftsraum mit Ofen, Tisch, Bank und Stuhl. Daran schließt sich eine Küche an. Diese war vollgestellt mit Kram, zig verdreckten Plastikgefäßen und den oft anzutreffenden Konserven. Solange diese zu sind – fair enough. Aber wer lässt bitte ein angebrochenes Glas Marmelade in einer Bothy? Das Plastikproblem sollte sich allerdings am zweiten Abend in Luft, oder vielmehr Rauch, auflösen, wenn auch nicht auf meine Initiative hin.

        Ansonsten gibt es im EG noch einen weiteren, recht leeren und damit nicht gerade gemütlichen Raum sowie eine Etage darüber 2 recht große Räume und eine kleine Kammer. Insgesamt stehen hier 4 Bettgestelle mit Matratzen herum. Dies begründet sich dadurch, dass die Hütte einmal eine Jugendherberge war. Und in der Tat war diese Bothy vergleichsweise stark besucht.

        Hier erst mal ein paar Impressionen aus der Hütte








        Blick aus dem Obergeschoss zur Küste



        Die Decke in der Hütte besteht aus einfachen Brettern. Und wenn in diesen ein Loch ist, dann kann man von oben in die Küche schauen






        Rechts neben der Hütte ist ein Fluss, nahe der Hütte ist eine gute und sichere Brücke, über die man zuverlässig auf die andere Seite kommt. Die ist auch nötig, denn ja nach Flussstand kann man diesen überqueren oder nicht. Unterhalb der Hütte in Richtung Küste gibt es einige Bäume und auch rechts vom Fluss hinter der Brücke ist alles voller Birken. Hier finden sich auch zahlreiche alte, mit Moos überwachsene Ruinen.

        Schade dass ich kein Historiker bin. Es würde mich wirklich interessieren, wie alt diese Fundamente sind und welchem Zweck sie einmal gedient haben.



        Unmittelbar neben der Hütte befinden sich einige Bäume an denen die schon erwähnten Lampions hängen.





        Dann geht’s erstmal an die Küste. Auch hier – komplette Einsamkeit. Bis auf ein Schiff, das in einiger Entfernung zu patroullieren scheint. Als ich mich aufmache, schwimmen zu gehen, hält das Schiff an und macht den Motor aus. Ich denke mir: Hoffentlich steht da kein ODS User mit Systemkamera und Teleobjektiv drauf.







        Leider sind die Steine ausgesprochen rutschig und das Wasser ist sehr kalt, als beschränkt sich das Schwimmen gehen auf einige Züge raus und dann wieder zurück. Brrr.



        Hier unten am Strand laufen auch einige Schafe herum, die aber recht schüchtern sind und schnell Reißaus nehmen. Dann ziehen aber auch schon einige dunkle Wolken vom Landesinneren auf und ich verziehe mich wieder in die Bothy.

        Später setze ich mir dann in den Kopf, ein Feuer zu machen. Mist. Hätte ich mal vorher ein paar Youtube-Videos geschaut oder eine Anleitung gelesen. So muss ich mich auf das verlassen, was mir noch so im Kopf herumschwirrt. Von einem Nadelbaum kratze ich etwas Harz ab. Dann suche ich mir einige Rinde von herumliegenden Birkenästen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Birken auch nach Harz abgesucht habe. Konnte aber keinen finden ;). Ansonsten gilt: Es war Try and Error.

        Erst machte ich mich auf, vom Boden zahlreiche Strohhalme aufzulesen, die dort überall herumlagen. Irgendwann fragte ich mich dann: Was ist Stroh eigentlich? Richtig, trockenes Gras. Und was stand überall in der Landschaft herum? Richtig, vertrocknete Gräser ;).

        Also schnitt ich mich auch davon einige ab. Genauso ging ich auf die Suche nach Holz und sammelte doch eine recht ordentliche Menge, die ich dann noch nach Größe ordnete.



        Irgendwann wurde es abend und ich konnte es nicht mehr länger aufschieben, ich musste es probieren. Ich erspare mir jetzt mal die weiteren Details: Ein kleines Feuerchen habe ich hinbekommen. Aber: Ich habe es nicht geschafft, damit auch nur kleinere Hölzer in Brand zu setzen. Klar, wenn die Dinger in Schottland auf dem Boden rumliegen, dann sind die halt vollgesogen mit Wasser.

        Später versuche ich sogar noch, mit mit Alufolie einen „kleineren“ Ofen zu basteln, um die Hitze zu halten. Denn der riesige Ofen schien mir dafür deutlich zu groß. Aber irgendwie glaubte ich schon nicht mehr so richtig daran.

        Sollte ich in diesem Urlaub kein einziges mal in einer Bothy an einem schönen Kaminfeuer sitzen? Das stand zwar nicht auf meiner ursprünglichen Liste, aber mittlerweile stand es drauf. Und so ärgerte ich mich schon ein bisschen, kein Feuer zustandegebracht zu haben.

        Immerhin hatte jemand in der Hütte einige Kerzen zurückgelassen – teils standen diese in der Mauer. Und so kommt dann doch nochmal richtig Atmosphäre auf.
        Zuletzt geändert von Freedom33333; 18.05.2019, 22:53.

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        • Heather
          Erfahren
          • 03.06.2013
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          #44
          AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

          Kann es sich um die Ueberreste des Gemaeuers vielleicht um "Shielings" handeln? Das sind "Almen" schottischer Art, die frueher im Sommer bewirtschaftet wurden. https://en.wikipedia.org/wiki/Shieling

          Kann sein, muss nicht. Auf jeden Fall finde ich deinen Bericht sehr schoen, und lese aufgeregt mit.

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          • Freedom33333
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            • 09.09.2017
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            #45
            AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

            Mittwoch, 3.4.2019: Menschen aus UK sind trinkfest. Oder: Endlich keinen Whisky mehr schleppen.
            Am nächsten Tag stehe ich auf, ohne auf die Uhr zu schauen. Und philosophiere darüber, dass es jahrhundertelang keine Uhren gab. Wahrscheinlich sind die Leute einfach bei Sonnenaufgang aufgestanden und bei Sonnenuntergang ins Bett gegangen. Und vielleicht haben die Leute im Winter dann einfach länger geschlafen? Wer weiß.

            Das Wetter ist heute nicht gerade toll – es regnet. Wieder mal.

            Ich beginne ein neues Hörbuch – und höre einige Stunden am Stück. Etwas, bei dem ich sonst nach einer halben Stunde unruhig würde: So, jetzt musst du aber noch n paar Sachen erledigen.

            Internet gibt es hier freilich nicht. Und Internet – wer braucht das überhaupt? Ich kann gar nicht glauben, dass ich das Internet kein bisschen vermisse. Wieso starrt man dann in der Zivilisation den ganzen Tag auf dieses blöde Smartphone? Ist es so schlimm, mal ein bisschen Zeit zu verbringen – einfach nur mit den eigenen Gedanken?

            Sitzt man in dieser Hütte und holt sich Wasser vom Fluss, kommt es einem erstaunlich vor, dass bei uns Wasser – auch warmes Wasser – aus der Wand kommt. Was für ein Luxus. Wohnen, auch nur in einer 1 Zimmer Wohnung – verglichen mit dem, was Menschen jahrtausendelang hatten, ein purer Luxus. Essen können was man will – Luxus.

            Philosophiert man so ein wenig herum, erscheinen einem zahlreiche Gegebenheiten des Alltags nur noch absurd. Die Menschen gehen in einen Supermarkt, kaufen Obst aus Holland, Wein aus Frankreich, Früchte aus Übersee, Schinken aus Italien und Steaks aus den USA – und fangen dann an, genervt auf ihr Smarthone zu schauen, weil sie an der Supermarktkasse 5min anstehen müssen. Ein genervtes „Können Sie bitte eine weitere Kasse aufmachen?“ Kinder fangen an zu schreien, weil sie nicht die bunte Verpackung mit Schokolade bekommen, die sie haben wollen. Der Mensch ist formbar. So unendlich formbar.

            Wieso muss man sich nach 2 Jahren eine neue Kamera kaufen? Macht die alte keine guten Bilder mehr? War man mit seinen Fotos vor 2 Jahren etwa unglücklich? Aber nein, kaum kommt ein neues Modell raus, muss man es haben. Konsum! Konsumier dich glücklich! Klar, unsere Wirtschaftsordnung basiert genau darauf: Auf Wirtschaftswachstum. Und dafür muss man nun mal möglichst viel Geld verdienen und möglichst viel Geld ausgeben. Hinzu kommt immer der Vergleich: Wenn jemand anderes etwas besseres hat, dann will man das auch haben. Und wenn man es hat, dann freut man sich natürlich darüber und erzählt allen davon, wie toll es ist. Aber hatten die Menschen vor 10 Jahren weniger Naturerlebnisse, weil die Kameras nicht so gut waren? Waren sie unglücklicher? Wohl kaum.

            Will man diesen Kreis durchbrechen, so muss man sich denen, die einem die ganze Zeit vom Konsum vorschwärmen, mutig entgegenstellen. Und darf sich nicht von der ganzen Werbung beeinflussen lassen und die Gegenstände insgeheim selber haben wollen.

            Ich sage übrigens nicht, dass es falsch ist, 5 Zelte zu haben oder 5 Kameras. Selbstverständlich steht es jedem frei, sein Geld für Dinge auszugeben, die man toll findet. Aber meines Erachtens sollte man sich dabei bewusst machen, worum es sich handelt - um Luxus. Und nie um eine zwingende Notwendigkeit, nie um "Ohne könnte ich nicht leben".

            Wie toll ist doch so ein Trekking-Urlaub, in dem man auch mal Zeit zum Nachdenken hat.

            Und so füllte ich an diesem Tag mein Notizbuch und rechtfertigte so die 200g Mehrgewicht. Mal draußen an der Küste, mal unter den Bäumen, mal am Bach, mal in der Hütte, mit Gedanken und Plänen. Und genoss die Stille und Einsamkeit.

            --
            Am späten Nachmittag öffnete sich mit einem lauten Knall die Tür und Steve kam herein. Ein Mann Mitte 40, den seine Freundin einige Kilometer von der Hütte abgesetzt hatte, weil er zwei Nächte in der Bothy bzw. im Zelt verbringen wollte. Steve war Busfahrer und kam aus Wales.

            Und was brachte Steve mit? Richtig! Einen 10kg Sack Kohle! Witzigerweise war er auch auf der Suche nach ein wenig Einsamkeit – und hatte den Sack vorsichtshalber erstmal draußen versteckt, um die Hütte zu erkunden. Er wollte sich wohl die Möglichkeit offen halten, den Sack nicht verbraten zu müssen, wenn sich in der Hütte eine größere Gruppe aufhalten sollte. Dann hätte er diesen lieber fürs nächste mal gebunkert.

            Wir verstanden und prächtig und hatten viele gute Gesprächsthemen. Es ging um Natur, Bothys, Munros, Whisky, Zelten und vieles mehr. Er erzählte mir von vielen überfüllten Bothys, gerade denen, die näher an dicht besiedelten Gebieten liegen, gerade im Sommer. Und er kam immer wieder auf den typischen Middle-Class-Teacher zu sprechen, der in seiner Freizeit zu einer Bothy nahe der Zivilisation läuft, dort übernachtet und sich dann wieder auf den Weg in die Zivilisation macht – wo er dann allen, die es hören wollten, von seinen großen und entbehrungsreichen Abenteuern erzählt ;).

            Auch über vollgemüllte Bothys unterhielten wir uns – und Steve hatte die Lösung. Verbrennen. Alles verbrennen. Und so lief er dann durch die Hütte und stopfte den Kamin voll mit altem Plastikgeschirr, Plastikgefäßen, einem dreckigen Lappen usw. „Is this your towel?“ Ja! Uff! Fast hätte es noch mein 15€ Globetrotter Reisehandtuch erwischt. Eine Mütze die an der Wand hängt? Verbrennen! Hier legte ich, der ich meine Mütze fast im Sturm verloren hatte, dann mein Veto ein.

            Dann entzündete er das Feuer – und ich war überrascht. Plastik brennt gut. Richtig gut. Unglaublich was das Zeug für eine Hitze produziert.

            Und ich dachte mir – wenn Steve schon einen 10kg Sack Kohle mitbringt und mir einen schönen Abend an einem Kaminfeuer ermöglicht, dann muss ich mich auch revanchieren. Und so stellte ich meine, doch noch recht volle, Flasche Whisky zur Verfügung. Da hatte ich die Trinkfestigkeit der Engländer unterschätzt! Und so war es kaum 11, da war die Flasche auch schon leer. Und so ein großer Trinker bin ich eigentlich gar nicht, auch wenn ich, da ich sah, wie schnell die Flasche leer wurde, mich auch ein wenig beteiligte.

            Aber was solls – dafür war ich das Mehrgewicht endlich wieder los. Und die Story vom Briten, mit dem ich am Abend eine Flasche Whisky gekippt habe, verkauft sich dann doch besser als die vom Briten, mit dem ich einen Shot getrunken habe. Und so nahm er denn auch die leere Flasche am nächsten Tag mit. Wieder und wieder hatte ich beim Laufen den Kauf der Flasche Whisky und das Mehrgewicht bereut - am Ende hatte es sich doch gelohnt, sie ab Kinlochewe mitzuschleppen.

            Irgendwann war die Kohle tatsächlich alle und dann ging es auch ins Bett.
            Zuletzt geändert von Freedom33333; 21.05.2019, 16:34.

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            • codenascher

              Alter Hase
              • 30.06.2009
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              #46
              AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

              Eine epische Begegnung in einer schottischen Bothy! Großartig

              Bin im Wald, kann sein das ich mich verspäte

              meine Weltkarte

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              • Freedom33333
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                #47
                AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                Donnerstag 4.4.19. Die Küste
                Überraschend muss Steve morgens in Eile aufbrechen und macht sich vom Acker. Schade. Eigentlich wollten wir heute zum Red Point laufen und irgendwo an der Küste campen – ich im Unna, er in seinem Akto. Zu gerne hätte ich die beiden Zelte im Direktvergleich gehabt.

                Dennoch wollte ich zum Red Point laufen. Und lief los – über die Brücke, über eine extrem rutschige Strecke am Fluss entlang, danach an der Küste Entlang. Überall Gestrüpp. Unter mir links die Klippen. Und der Abend davor steckte mir leider doch noch ein wenig in den Knochen. Und so war ich kaum 2km gelaufen, schon hatte ich keine Lust mehr. Klar, ich hatte mir vorgenommen, zum Red Point zu laufen. Hoffte auf einen Sandstrand dort.

                Einzig und allein: Ich hatte endlich mal schönes Wetter an der Küste und das, war ich wirklich wollte, war nicht, irgendeinen Wanderweg durch die typische schottische Landschaft – nur eben mit einer Klippe links und Blick aufs Meer – englangzulaufen und Strecke zu machen, sondern ich wollte das Meer riechen und den Wellen zuschauen.



                Also kletterte ich bei der nächsten Gelegenheit runter zur Küste und stiefelte dort ein paar Stunden herum. In erster Linie über Steine. Diese waren immer wieder extrem rutschig, und so musste man gut aufpassen sich hier nicht hinzulegen. Das galt umso mehr, als sich an einer Stelle ein Bach über die Steine ergoss und diese komplett mit Algen bedeckt waren. Tatsächlich eine der anspruchvollsten "Bachdurchquerungen" meiner Tour, ohne Stöcke wäre es hier schwierig geworden und auch mit diesen war es eine rutschige Angelegenheit.



                Das eine mal kam ich an eine Höhle. Diese hatte neben dem Zugang noch einen anderen Ausgang, durch den ein wenig Licht hereinfiel. Wäre ich ein Pirat – hier würde ich einen Schatz verstecken! (Insgeheim hoffte ich immer wieder, irgendwo in Schottland einen alten Goldschatz zu finden). Und so drehte ich dann auch ein paar Steine um. Leider kein Schatz. Schade.






                Sehr faszinierend fand ich auch die Klippen, an denen sich zig winzige „Wasserfälle“ herabarbeiteten. Hier sah ich dann auch etwas faszinierendes: Einen Regenbogen, der einen Meter entfernt von mir begann. Leider keinen Stern gefunden








                Ich setzte mich unter den Überhang und blickte aufs Meer.


                Setze mich ans Meer und schaute den Wellen zu.
                Kletterte von Felsbrocken zu Felsbrocken.
                Und erinnerte mich, zum ersten mal seit Jahren, wieder daran, was es für eine Freude als Kind war, an Küsten wie dieser von Felsen zu Felsen zu klettern - und als besondere Herausforderung Felsen zu besteigen, die relativ freistehend im Wasser waren und zu denen man nur hinüberkam, indem man über flachere Steine hinüberkletterte, die immer wieder überspült wurden, sodass es ein Spiel war, nicht nass zu werden. Umso mehr mit dem Risiko, dass zwischendurch das Wasser steigt.
                Also tue ich auch das – und sonne mich auf so einem Stein, direkt am rauschenden Wasser.
                Ich muss öfter ans Meer!












                Dann geht’s zurück zur Hütte. Und auch hier sorgt die Sonne für viele Farben und damit schöne Bilder in der sonst manchmal so trostlos wirkenden Landschaft



                Am Abend kommt noch eine Frau um die 40 in die Hütte. Jelina. Auch aus Lower Diabeig kommend, wo sie mit ihrem Auto steht. Wohl ihr erstes mal in einer Bothy, sie erkundigt sich bei mir nach den Regeln. Ich mache sie mit den Grundlagen vertraut.

                Sie erzählt mir, sie gehe am nächsten Tag zu einem großen Outdoor-Treffen in Applecross. Dort finde das Forums-Treffen des Walkinghighlands-Forums statt. Da wollte sie vorher nochmal ein bisschen Outdoor-Luft schnuppern. Auch geht sie seit einigen Jahren zu diesen Treffen (Und zeigte mir am nächsten Tag im Auto ein Fotoalbum mit Bildern aus dieser Zeit. Auch das gibt es heutzutage noch).

                Wir unterhielten uns ein wenig über den Weg zu Bothy – ich schaute bei dieser Gelegenheit nochmal ins Bothy-Buch. Und stellte fest, dass ich im Jahr 2019 der erste war, der nicht von Diabeig oder Red Point gekommen war. Yes! ;)

                Und sie bezeichnete mich deshalb ständig als „Professionel“. Immerhin gehe sie auch schon seit 10 Jahren wandern, aber sowas – das würde sie ja niemals machen. Ein Profi bin ich ganz sicher nicht. Und doch fand ich es witzig und fühlte mich ein wenig geschmeichelt. Ich denke aber eher, dass es einfach verschiedene Kategorien sind: Sie ist Wanderin. Ich bin Trekker. (Sagt man so? ). Und wie der Kletterer nicht der Profi zum Trekkenden ist, ist der Trekkende nicht der Profi unter den Wanderern. Schwierige Abgrenzungsfragen.

                Sie bot mir dann auch an, mich am nächsten Tag mit dem Auto bis nach Torridon zu fahren. Das war mir recht, da der Weg nach Torridon wohl über eine betonierte Beton-Strasse geführt hätte, der ich einen halben Tag hätte folgen müssen. „Wandern“, wenn immer wieder Autos an einem vorbei fahren, ist aber nicht gerade meine bevorzugte Fortbewegungsart. Da nahm ich ihr Angebot gerne an um mehr Zeit im Gebiet zwischen Torridon und Strathcarron verbringen zu können. Auch wenn mir dadurch leider der eine felsige Küstenabschnitt verloren ging, den es im Süden noch gegeben hätte.

                Immerhin näherte sich langsam schon das Ende der Tour. Mein Flug zurück ging am Montag nachmittag von Edinburgh. Ich musste also noch nach Strathcarron laufen, wo ich spätestens am Sonntag den Zug (es fährt Sonntags nur einer) nehmen wollte. Auch wollte ich gerne noch etwas Zeit in der Gegend zwischen Torridon und Strathcarron verbringen, die noch einmal ein wenig Wilderness versprach.
                Zuletzt geändert von Freedom33333; 22.05.2019, 14:45.

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                • TilmannG
                  Fuchs
                  • 29.10.2013
                  • 1332
                  • Privat

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                  #48
                  AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                  ...und ich hab die ganze Zeit auf deine Sicht auf Red Point gewartet...
                  Aber danke für den Bericht!
                  Grüße von Tilmann
                  http://www.foto-tilmann-graner.de/

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                  • Glenfiddich
                    Erfahren
                    • 19.02.2012
                    • 278
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                    Besser spät als nie: Toller ehrlicher Bericht der mir super gut gefallen hat. Habe ich die Bilder schon erwähnt? Sehr klasse !!

                    Wie die meisten aus derSC Gemeinde hier habe ich alle die Orte auch schon live gesehen und es hat spass gemacht mit dir zu gehen. Tolle Leistung gerade deine weglosen langen Etappen.

                    Danke dir für deine Mühe des einstellen.
                    Ich habe Talente, Rechtschreibung gehört nicht dazu.

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                    • Freedom33333
                      Dauerbesucher
                      • 09.09.2017
                      • 898
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                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                      Freitag 5.4.19 Craig bis Coire Grannda. Nochmal ein bisschen Wildnis

                      Am nächsten Morgen geht es dann endlich weiter. Die paar Kilometer gemeinsam mit Jelina, die mich dann mit dem Auto mit nach Torridon nehmen will. Ein recht gut ausgebauter Wanderweg geht entlang der Küste nach Süden. Ungewohnt. Fast schon zu einfach. Das Wetter ist gut, die Sicht klar, ein ordentlicher Wind weht aber trotzdem. Kein Wunder an der Küste.





                      Ich mutmaße, welche der Landzungen im Meer Skye ist und ob man die Hebriden sehen kann.

                      Auf unserem Weg entlang der Küste begegnen uns gleich mehrere Wanderer. Kein Wunder – gutes Wetter, Freitag, eine der beliebtesten Bothys an der Küste. Fast schon erstaunlich, dass ich diese in den letzten Tagen nur mit zwei Wanderern geteilt habe.

                      Einmal kommt uns eine Familie entgegen – der Vater, sichtlich amüsiert und souverän, Mutter und Tochter dagegen schnaufend und leicht kritisch dreinblickend. In 15 Jahren geht es mir dann wahrscheinlich genauso, wenn man versucht, seine Familie zu ein paar Abenteuern zu überreden. Aber noch ist Zeit.

                      Nach ca. 3km kommen wir in Lower Diabeig an. Hier steht ein Haus das gerade renoviert oder gebaut wird, auch stehen hier so einige Autos herum. Das war es dann wohl erstmal mit der Wildnis?

                      Wir steigen ins Auto und fahren den Weg entlang der Küste bis nach Torridon. Schon erstaunlich. Ein paar Häuser, kaum als Dorf zu bezeichnen wenn man bedenkt, dass ich meine 2000 Einwohner Heimatstadt immer als Dorf wahrgenommen habe. Trotzdem denkt man sich: „Zurück in der Zivilisation“.



                      Der felsige Küstenabschnitt entgeht mir zwar leider, aber das habe ich Kauf genommen.






                      Auf dem Weg nach Torridon bietet sich immer wieder ein Wahnsinnspanorama. Und ich muss zugeben: Wenn man auf diese Weise mit dem Auto durch Schottland fährt, sieht man natürlich mehr unterschiedliche Aussichten, mehr Berge, mehr Seen. Aber es ist eben doch etwas anderes, sich das laufend zu erschließen. Und die Vorstellung, die Straße im Mai entlangzufahren - und alle paar Minuten ein anderes Auto zu sehen - hat mit der Wildnis die ich suche dann nicht mehr so richtig viel zu tun.

                      In Torridon gibt es einen kleinen Lebensmittelladen mit angeschlossenem Cafe.



                      Mein „Fresspaket“ aus Kinlochewe ist auch schon wieder aufgebraucht und so decke ich mich für die letzten 2 Tage ein. Platz ist im Rucksack und so gibts auch mal Lebensmittel mit geringer Nährstoffdichte wie Baked Beans. Auch lade ich meine Powerbank auf, die leer ist und für Fotos benötigt wird. Und so wird es schon 15 Uhr bevor ich dann endlich aufbreche.

                      Im Cafe sitzt eine französische größere Familie – der Vater wirft mir einen anerkennenden Blick zu, als ich mir meinen Rucksack über die Schultern werfe. Die Sehnsucht in seinem Blick ist nicht zu übersehen.


                      Blick zurück nach Norden


                      Blick nach Westen

                      Auf dem Weg aus der Ortschaft begegnet mir noch eine Frau mit 2 Hunden – die mich nett befragt, was ich denn so vor habe. Es stellt sich heraus, dass ihr Mann bei der Bergrettung arbeitet – es sei ja schon nicht ungefährlich um diese Jahreszeit alleine zu wandern, man begegne kaum einem anderen Wanderer wenn etwas passiert – aber ich kann sie recht schnell überzeugen, dass ich kein Rookie (mehr) bin.



                      Als ich an der „Gallery“ vorbeikomme muss ich herzhaft lachen. Müsste der Pfeil nicht eigentlich nach rechts zeigen?


                      Dann geht es rauf zum Abhainn Thrail. Statt einen kleinen Umweg nach rechts in kauf zu nehmen, beschließe ich wegelos zwischen den Felsen „Abzukürzen“. Ein Fehler. Der Weg ist steil, bedeckt mit Gräsern und felsig – rechts den Wanderpfad entlang wäre deutlich schneller gewesen.






                      Schließlich erreiche ich einen guten Wanderweg. Und wundere mich – es ist Freitag. Es ist wunderschönes Wetter – und doch begegne ich keinem einzigen Wanderer. Es soll tatsächlich bis zum Abend des nächsten Tages dabei bleiben. Und so komme ich an den letzten beiden Wandertagen doch nochmal in den Genuss des Gefühls der Wildnis.



                      Blick zurück nach Torridon

                      Es geht gut voran – viel zu gut. Nach meinen ganzen wegelosen Erfahrungen auf dem letzten Abschnitt kann ich gar nicht fassen, wie schnell ich voran komme.





                      Blick nach Süden zum Maol Chran-dearg

                      Dann geht es vorbei am Loch an Uilt-bheithe (wer denkt sich diese Namen aus???)

                      und am Lochan Domhain. Ich wundere mich – hier müsste doch irgendwo noch der große Loch an Eoin kommen? Wo soll der sein? Man sieht im Hintergrund doch nur den Berg, aber wo passt denn da noch ein so großer See hin?

                      Tatsächlich geht es nochmal ein Stück bergauf und dann kommt endlich der Blick auf den wunderschönen Loch an Eoin.

                      An dem gefühlt jeder vorbeigekommen ist, der von Torridon nach Strathcarron / Achnashellach oder umgekehrt läuft. Trotzdem: Wunderschön. Gäbe es hier Bäume und wäre man im 18 Jahrhundert müsste man sich aus denselbigen ein Floss bauen und auf einer der Inseln übernachten.


                      Ein paar Steine sind auch noch zu überqueren – eine Herausforderung stellt es nicht (mehr) dar. Zu viele Flüsse ohne so einen Komfort musste ich überqueren.

                      Dann muss ich mich entscheiden, ob es links oder rechts am Maol Chean-dearg vorbeigeht. Ich entscheide mich für die linke, also östliche, Seite. Ich habe mir tatsächlich keinen konkreten Weg vorgenommen, ich möchte einfach die restliche Zeit noch so wild wie möglich verbringen und dann noch eine der beiden Bothys kennenlernen.

                      Dann geht es bergauf. Noch einigen Höhenmeter zeigt sich dann der wunderschöne Blick ins nächste Tal und runter auf den Loch Coire Fionnaraich. Ich überlege: Logisch wäre jetzt eigentlich, in dieses Tal hinunter zu stiefeln und zur Bothy zu laufen. Aber: Ich habe noch Zeit. Ich will nochmal ein bisschen Abenteuer haben. Es fühlt sich nicht richtig an, direkt zur Bothy zu laufen.


                      Erste Assoziation.


                      Was also tun? Der Hang auf der östlichen Seite sieht verlockend aus. Einen Weg gibt es dort freilich nicht, aber ich überlege, ob ich einfach den Hang rauf soll und dann versuchen, da oben auf ca. 800m zu übernachten und dann versuchen, den Sgorr Ruadh oder den Fuar Tholl zu besteigen. Gerne hätte ich mein Zelt aufgeschlagen am Loch a Bhealaich Mhoir.



                      Dann entscheide ich mich doch noch um – nach links geht auch ein Pfad, hinüber ins nächste Tal. Auf der Karte sieht es nämlich so aus, als könnte ich zur gewünschten Stelle über einen Wanderpfad kommen – und so auch noch durch das nächste Tal stapfen.

                      Ich merke, dass ich mal wieder zu lange getrödelt habe, zu lange an schönen Orten verweilt. Ich habe noch etwa 2 Stunden Tageslicht und ein Zeltplatz ist nicht in Sicht. Und so beginne ich an diesem Punkt, permanent nach einem tauglichen Platz fürs Zelt zu scannen.

                      Nach Besteigen des Kamms komme ich an ein paar felsige kleine Hügel und sehe auch 1-2 halbwegs taugliche Plätze fürs Zelt. Aber: ich will noch weiter, schauen was noch geht.





                      Also weiter rauf. Der Blick ins nächste Tal, in Richtung Westen, ist atemberaubend schön.


                      Das dürfte der Lochan Dearg Bearg sein?

                      Im Folgenden tue ich mich etwas schwer damit, die Karte richtig zu lesen. Jedenfalls bin ich überrascht, als der Pfad in ein auf 3 Seiten von Bergen umgebene Ebene führt – und ich mich frage: Wo ist da bitte der Ausgang? . Ich sehe keinen. Aber: Wenn es einen Pfad gibt, wird es wohl auch einen Ausgang geben. Mittlerweile ist es fast schon um 7.




                      Der Wind ist stark – ich stoße auf mehr und mehr Schnee.



                      In den Seen befinden sich noch einige Eisschollen. Der Boden ist über und über mit Steinen besetzt. Dann, endlich finde ich ein bis zwei Plätze, wo ich das Zelt hinsetzen kann. Aber so richtig ideal ist es nicht. Vor allem habe ich hier starken Wind. Ich beschließe, der Ebene noch bis zum Ende zu folgen und zu schauen, ob ich „eine Etage höher“ einen besseren, windgeschützteren Platz finde.

                      Und so geht es zwischen zwei namenlosen Bergen, 785m und 769m, hinauf. Mehr und mehr Schnee. Ein Blick auf die Uhr – noch 45min Sonnenlicht. Ich beschließe, an dem kleinen See nach einem Zeltplatz zu suchen und sonst wieder umzukehren.






                      Der Weg für morgen, wieder bergab.

                      Der See ist wunderschön – aber rundum mit Schnee bedeckt. Eine Fußspur kann ich hier nicht entdecken – keine einzige. Das gibt mir zu denken. Bin ich hier echt der erste Wanderer seit es geschneit hat? Anfang April? Ein wenig Scary. Am Ende des Sees dann endlich zwei Fußspuren und die Spuren eines Hundes – offensichtlich von der anderen Seite, meinem Weg für morgen, kommend, und auf einen Gipfel rauf. Letzteres kann und will ich um diese Uhrzeit aber nicht mehr riskieren. Ich muss mein Zelt Aufschlagen!

                      Ich habe einen guten Moment – wenn hier noch so viel Schnee liegt, dürfte es hier deutlich kälter sein als im Tal davor. Und einen richtig guten Zeltplatz finde ich auch nicht. Ständig bricht man durch den Schnee und steht auf einmal im flachen Wasser.


                      Also wieder zurück. Toller Blick!

                      Das Aufschlagen des Zeltes stellt sich als große Herausforderung heraus. Zum ersten mal erfahre ich live, was drehender Wind heißt. Man findet die Windrichtung heraus, will das Zelt aufschlagen und im Wind ausrichten, aber kaum hat man sich entschieden wie es steht muss man sich schon wieder umentscheiden.

                      Es ist kalt. Es ist windig. Meine Handschuhe sind irgendwo tief unten im Rucksack. Es hilft nichts – meine Hände frieren ab. Ich kann die Finger kaum noch bewegen. Ich muss erst die Handschuhe rauskramen. Der Wind wird nicht weniger, er wird mehr. Und was hilft es mir, wenn das Zelt, einmal aufgestellt, superstabil ist – man muss es erstmal aufgestellt kriegen. Hier ist das Soulo stark im Vorteil.





                      Nach einer gefühlten Ewigkeit und mehreren Versuchen – erst einige Heringe setzen, immer wieder aufs Zelt setzen, Aufrichten, Festhalten der beiden Gestängebögen, Warten auf einen etwas windstilleren Moment um eine Abspannleine zu setzen, Zurückhechten zu den Stangen damit die nächste Böhe das Zelt nicht wegreißt, steht das Zelt dann endlich. Uff!



                      Die Sonne ist inzwischen im Westen untergegangen. Ich beschwere mich nicht – ich wollte in diesem Urlaub so viele „neue“ Dinge erleben wie möglich. Und da gehört auch das Aufstellen des Zelts im Wind dazu. Ich beschließe trotzdem, in Zukunft mehr Sicherheitspuffer zwischen Sonnenuntergang und Aufstellen des Zelts einzubauen.
                      Ich krieche glücklich in meinen Schlafsack – nochmal eine wirklich tolle und schöne Stelle, an der ich mein Zelt aufbaue, nochmal ein bisschen Wildnis und Abenteuer zum Schluss des Urlaubs. Top!
                      Zuletzt geändert von Freedom33333; 14.06.2019, 15:07.

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                      • Borderli
                        Fuchs
                        • 08.02.2009
                        • 1734
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                        #51
                        AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                        Ja, schöner Zeltplatz da oben im Coire Grannda! Als ich an dem namenlosen See war, konnte ich nur ein paar Meter weit sehen. Ich hatte ja vor, am ersten Tag bei brauchbarem Wetter bis dort oben hin zu gehen, um einen schönen Sonnenuntergang zu sehen. Aber das Wetter nahm mir die Entscheidung ab...

                        Kleiner Exkurs zu den "seltsamen" Namen. Die sind Gälisch, Schottisch-Gälisch. Und gut, um den gälischen Genitiv zu üben. "Allt" ist ein Bach. Oder einfach nur Bach; das Gälische kennt keine unbestimmten Artikel. An allt ist demnach der Bach. Genitiv von allt ist uillt. "Loch" ist See, lochan ein kleiner See, aber auch der Plural von loch. Beithe ist eine Birke, im Genitiv wird beithe leniert und wird zu bheithe. Loch an uillt-bheite ist also, wörtlich übersetzt, "See des Bachs der Birke". Als wir im Unterricht den Genitiv und Genitivketten lernten, übte ich daheim mit meinen OS-Maps weiter.
                        Einen namenlosen kleinen See nenne ich immer Lochan gun ainm - Kleiner See ohne Namen.
                        www.faclair.com ist ein gutes Englisch-Gälisches online-Wörterbuch, mit dem man zumindest einen Teil der Namen übersetzen kann. Oder man besucht Gälischkurse in Bonn - die machen sogar Spaß!

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                        • katha1
                          Anfänger im Forum
                          • 29.05.2018
                          • 43
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                          #52
                          AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                          Wow, da sind dir aber echt schöne Aufnahmen gelungen. Aber die Motive mit entsprechendem Wetter machen es einem natürlich auch einfach. Die Gegenden um Torridon oder auf der "anderen Seite" Applecross gehören für mich mit zu den schönsten in Schottland. Und ich finde, sie sind - zumindest im Verhältnis - auch im Sommer noch nicht so überlaufen. Aber psssttt...., das soll auch so bleiben

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                          • Freedom33333
                            Dauerbesucher
                            • 09.09.2017
                            • 898
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                            #53
                            AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                            Samstag 6.4.19 - Schnee auf den Bergen & Kaminfeuer in der Bothy


                            Das Ende meines Urlaubs naht. Morgen muss ich den Zug von Strathcarron nehmen – es gibt nur einen am Sonntag. Draußen ist es windig – das Abbauen des Zeltes gelingt mir aber trotzdem recht schnell. Das Wetter ist trübe, wolkig, neblig. Kein Wetter zum Gipfel Besteigen. Schade.


                            Zunächst geht es wieder denselben Pfad eine Etage nach oben wie schon gestern.


                            Wieder am namenlosen See zwischen den beiden Gipfel vorbei.

                            Die Fußspuren von gestern, mit denen ich auf Wasser gestoßen war, sind zugefroren. Es war die richtige Entscheidung, nicht hier oben zu übernachten.


                            Nach rechts zeigt sich etwas wie ein Weg – aber was hätte ich davon, bei dem Wetter auf irgendeinen Vorgipfel zu klettern?

                            Auch möchte ich meinen Rucksack nicht in dieser Einöde, in dieser Stimmung, irgendwo alleine lassen. Also weiter.


                            Es geht bergab – und direkt hinein in den Nebel. Der Boden ist mal gefroren, mal durchweicht, mal voller Schnee. Ein Wanderweg ist nicht erkennbar. Aber macht ja nichts, links und rechts sind Berge.


                            Wiederholt stoße ich auf ein Bachbett das mit Schnee bedeckt ist. Trotz gewisser Vorsicht macht es einmal Platsch und ich versinke bis zum Oberschenkel im Schnee. Uff. Hier den Fuß verstauchen, das müsste echt nicht sein.

                            Es wird nebliger. Man ist in Gedanken, läuft vor sich hin. Dreht sich um, macht ein Foto. Verschnauft.


                            Aber wo war jetzt vorne und wo war links? Und wo rechts? Mist. Ein Blick aufs Navi zeigt mir, dass ich etwa 100m rechts vom Wanderweg laufe. Schon praktisch so ein Ding.


                            Dann, endlich, komme ich aus dem Nebel (oder sind es tiefhängende Wolken?) hinaus und kann ins Tal blicken, ins Coire Lair.


                            Irgendwann zeigt sich der Loch Coire Lair.


                            Blick zurück in den Nebel aus dem ich gekommen bin


                            Zur Auswahl stehen The Teahouse und Coire Fionnaraich. Eine der beiden Bothys will ich noch besuchen. Nach einer kurzen Recherche in meinen Unterlagen entscheide ich mich für letztere. Erstere soll sehr klein sein und kaum für eine Person zur Übernachtung taugen. Dann lieber nochmal eine gemütliche größere Bothy mit Kaminfeuer. Damit steht auch der Weg fest – über einen Pfad rauf auf ca. 650m (im Tal befinde ich mich ca. auf 250hm) zwischen den Sgorr Ruadh und den Fuar Tholl. Gerne hätte ich einen der beiden Berge noch bestiegen. Aber das Wetter...

                            Also weiter durchs Tal. Lange musste ich nach dem Loch Coire Lair auf die Abzweigung nach rechts warten bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit und 5 Blicken auf die Karte endlich kam. Dann war noch der Abfluss des Loch Cooire Lair zu überqueren und dann ging es bergauf.


                            Blick zurück zum Loch Coire Lair.




                            Schließlich erreichte ich die halbwegs ebene Fläche zwischen den beiden Gipfeln. Wobei eben nicht wirklich treffend ist. Dass sie eben sein würde hatte ich mir nur beim Blick auf die Karte ausgemalt. Soweit ich mich erinnere habe ich hier oben aber immerhin zwei Plätze gefunden, an denen man hätte das Zelt aufschlagen können, was ja eine Idee von gestern gewesen wäre, wenn auch von der anderen Seite kommend.






                            Loch a Bhealaich Mhoir, ca. auf 700m.

                            Hier oben ist es windig. Und kalt. Und trostlos. Und Einsam. Und Wild. Aber auch wunderschön. Aber wirklich kalt, die Finger frieren langsam ab. Zu viele Fotos, zu oft die Handschuhe ausgezogen. Kein Mensch weit und breit. Relativ lange hatte ich immerhin zwei Fußspuren im Schnee vor mir verfolgt, aber auch die haben sich hier oben recht schnell verloren. Sonderlich wohl ist mir hier oben alleine nicht. Schnell weiter.


                            Blick nach Süden zum Fuar Tholl und Creag Mainrichean. Kurz hatte ich überlegt, da raufzusteigen, davon aber recht schnell wieder Abstand genommmen. Alleine, hier oben, einen recht steilen Pfad, schneebedeckt, schmelzend, gefrierend, rutschig – lieber nicht.




                            Schließlich musste ich noch ein unberührtes Schneefeld überqueren. Hier meine Fußspuren danach. Dann habe ich endlich den höchsten Punkt erreicht – aber hier ging es wieder bergab, runter zum Loch Coire Fionnaraich. Wegelos. Ca. 450hm recht steil bergab. Aber was machte mir das schon noch.




                            Blick nach Westen


                            Blick nach Südwest.


                            Blick nach Nordwest. Über die flachste Stelle an der Bergkette gegenüber war ich gestern am späten nachmittag gekommen und hatte mich dagegen entschieden, direkt runter zum See und zur Bothy zu laufen, stattdessen war ich rechtsherum um die Bergkette gelaufen auf der ich gerade stehe um noch das nächste Tal zu sehen.




                            Wiederholt musste ich auf meinem Weg nach unten Klippen umschiffen, ansonsten war es recht steinig und steil. Und anstrengend. Und voller Ziegenkacke. Wirklich viel davon. Unglaublich. An jeder halbwegs ebenen Stelle wo man mal seinen Rucksack abstellen könnte war es voll davon. Was da unten im Tal ankommt und darüber gelaufen ist schöpft man dann aus einem Bach – und trinkt das kristallklare saubere Bergwasser. Aber naja.





                            Dann, endlich, kam ich im Tal an. Und an der Bothy Coire Fionnaraich. Wunderschön, direkt am Fluss gelegen – aber auch sehr nahe an der Zivilisation.


                            Was manchmal auch Vorteile mit sich bringt – es gab Kohle, kleines Holz, große Holzsscheite, zwei Säcke mit Kohle – großartig. Danke! Danke an diejenigen, die auf Tagesauflügen aus der Zivilisation sind und Holz / Kohlen dalassen. Ihr seid die Besten! Wenn ich irgendwann mal selbst ne Schottland-Reise mit Auto und Tagesausflügen mache - ich werde mich revanchieren. So ließ ich immerhin eine noch recht volle Gaskartusche in der Hütte.

                            Ich bezog eines der beiden großen Zimmer in der oberen Etage – mit Blick auf den Fluss – ließ alles in der Hütte stehen und nahm erstmal ein Bad im Fluss. Brrrrrr. Aber angenehm. Unglaublich, wie frisch und warm man sich danach fühlt. Auch wenn es ein komisches Gefühl ist, in diesem Wetter, alleine, in einen eiskalten Gebirgsbach zu springen. Der Trick ist übrigens, das kurz nach der Ankunft zu machen, wenn einem noch warm vom Hinweg ist. Wenn man es sich erstmal gemütlich macht und zu lange wartet ist es Essig mit der Motivation.

                            Dann erkundete ich noch ein wenig die Gegend. Und schließlich ging die Tür auf – und ein Pärchen im Alter Mitte / Ende 30 kam herein. Koch und Jogalehrerin, beide aus einer größeren Stadt in England. Als es dunkel wurde machten wir uns mit einem Teil des Holzes und der Kohle – von letzterer gab es mehr, also vor allem damit – ein schönes Feuerchen. Die beiden bereiteten sich ein fürstliches Mahl mit jeder Menge frischem Gemüse. Vor dem Essen fassten sich die beiden noch an den Händen und machten 20 Sekunden lang „Ommmmmmm“. Auch ein schönes Ritual.

                            Auch sämtliche Klischees wurden noch bedient, und die beiden fragten mich schüchtern, ob es mich störe, wenn sie sich eine kleine 'Zigarette' drehten. Die könne man sich, hier in der Einsamkeit, doch mal gönnen. Es störte mich nicht. Auch wenn ich darüber doch innerlich arg schmunzeln musste.


                            Ansonsten hatten wir noch einen gemütlichen Abend mit spannenden Gesprächen. Und ich freute mich außerordentlich, noch ein zweites mal in meinem Urlaub in einer Bothy vor einem knisternden Kaminfeuer sitzen zu dürfen. Draußen der Wind, die raue Natur, aber zwischen uns und den Urgewalten Wand und Dach und ein Kaminfeuer. Episch.

                            Dann ging es ins Bett.
                            Zuletzt geändert von Freedom33333; 25.06.2019, 21:01.

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                            • Freedom33333
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                              #54
                              AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                              Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
                              Ja, schöner Zeltplatz da oben im Coire Grannda! Als ich an dem namenlosen See war, konnte ich nur ein paar Meter weit sehen.
                              Wie du siehst war es bei mir dann nicht so viel besser

                              Zitat von Borderli Beitrag anzeigen
                              Kleiner Exkurs zu den "seltsamen" Namen. Die sind Gälisch, Schottisch-Gälisch. Und gut, um den gälischen Genitiv zu üben. "Allt" ist ein Bach. Oder einfach nur Bach; das Gälische kennt keine unbestimmten Artikel. An allt ist demnach der Bach. Genitiv von allt ist uillt. "Loch" ist See, lochan ein kleiner See, aber auch der Plural von loch. Beithe ist eine Birke, im Genitiv wird beithe leniert und wird zu bheithe. Loch an uillt-bheite ist also, wörtlich übersetzt, "See des Bachs der Birke". Als wir im Unterricht den Genitiv und Genitivketten lernten, übte ich daheim mit meinen OS-Maps weiter.
                              Einen namenlosen kleinen See nenne ich immer Lochan gun ainm - Kleiner See ohne Namen.
                              www.faclair.com ist ein gutes Englisch-Gälisches online-Wörterbuch, mit dem man zumindest einen Teil der Namen übersetzen kann. Oder man besucht Gälischkurse in Bonn - die machen sogar Spaß!
                              Vielen Dank für die Erläuterung! Ja ein paar Begriffe habe ich mir auch schon erschlossen. Und versuche jedes mal, so genau wie möglich bei den Namen zu sein, auch wenn sich da hin und wieder sicher ein paar kleine Fehler einschleichen.

                              Zitat von katha1 Beitrag anzeigen
                              Wow, da sind dir aber echt schöne Aufnahmen gelungen. Aber die Motive mit entsprechendem Wetter machen es einem natürlich auch einfach. Die Gegenden um Torridon oder auf der "anderen Seite" Applecross gehören für mich mit zu den schönsten in Schottland. Und ich finde, sie sind - zumindest im Verhältnis - auch im Sommer noch nicht so überlaufen. Aber psssttt...., das soll auch so bleiben
                              Wenn man die Gegenden wirklich für sich haben will, muss man es eben machen wie ich oder Borgman letztes Jahr und im März / April wandern. Wenn ich aber die schönen Bilder von Borderli sehe, frage ich mich trotzdem, ob ich es nächstes mal nicht doch im Mai versuche.

                              In der Tat gibt es aber zu dieser Gegend doch so einige Reiseberichte hier im Forum. Mit ein bisschen Variation und dem Besteigen von Bergen lässt sich aber doch immer noch etwas neues entdecken.

                              edit: Beim Blick auf die Karte frage ich mich z.B. jetzt im Nachhinein, warum ich nicht noch ein Tal weitergelaufen bin zum Lochan Uaine. Da könnte man wegelos durchs Tal und hätte noch eine schöne Variation der Strecke zwischen Achnashellach und Torridon. Zumindest erinnere ich mich an keinen Reisebericht in dem jemand da durch ist.

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                              • Freedom33333
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                                • 09.09.2017
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                                #55
                                AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                                Sonntag, 7.4.19 und Montag 8.4.19: Die Abreise



                                Blick aus dem Fenster

                                Am nächsten Morgen schlafe ich aus und werde gegen 9 Uhr von zwei Mountainbikern geweckt, die an der Hütte vorbeifahren. Erstaunlich, dass die Leute auf dieser Strecke Mountainbiken gehen. Und doch witzig, wie oft die beiden absteigen müssen.


                                Da war jemand vor ein paar Tagen Malen in der Hütte.

                                Das Wetter von gestern setzt sich fort





                                Beim Frühstück kommt schon die nächste Gruppe – eine ganze Familie mit Kindern, Eltern und Großeltern. Machen kurz Pause in der Hütte und laufen dann weiter. Ich mache mir Baked Beans, verabschiede mich von meinen beiden Bothy-Mitbewohnern und dann geht es über den Wanderweg die 3km bis zur A 890.

                                Guter Wanderweg, entlang des Bachs der an einer Stelle zu überqueren ist.

                                Auf dem Weg begegnen mit noch um die 10 andere Wanderer und Mountainbiker. Umso erstaunlicher, dass ich von Freitag mittag, startend in Torridon, bis Samstag Abend, in der Bothy, keinen Menschen gesehen habe und nochmal das Gefühl von Wildnis genießen durfte.










                                Erst hier, nahe der Zivilisation, begegnet man mal wieder Schafen. Diese habe ich auf meinem Trip zwar mehrfach gesehen, aber stets nur nahe der Zivilisation

                                Hier kann ich mich entscheiden, nach Achnashellach oder Strathcarron zu laufen. Ich will es mal per Anhalter versuchen. Und siehe da – das dritte (!) Fahrzeug hält an.



                                Also bin ich recht früh in Strathcarron, setze mich in das Hotel und vertreibe mir dort die letzten paar Stunden. Dann kommt gegen nachmittag der Zug nach Inverness.




                                Dort geht’s nochmal schnell zum Hostel – hier habe ich im Gemeinschaftsraum die 400g Plastiktüte für den Rucksack versteckt – der Mann hinter dem Tresen schaut arg verwirrt und ich triumphiere innerlich als ich feststelle dass die Tüte noch da ist und mein Plan aufgegangen. Dann noch am selben Tag mit dem Bus nach Edinburgh.

                                In Edinburgh übernachte ich in einem Hostel direkt im Stadtzentrum – und unterhalte mich noch lange mit der Dame am Empfang – wie könnte es anderes sein, einer Deutschen. Die auch schon ein wenig älter ist als sie aussieht und sich seit einigen Jahren mit Jobs wie diesem durch Europa arbeitet. Es ist immer wieder faszinierend, was es alles für Lebensentwürfe gibt.

                                Beim Frühstück am nächsten Tag – wen wunderts, am Frühstückstisch sitzt eine Gruppe Deutscher – stellt sich heraus, dass das eine Mädel meinen Bothy-Mitbewohner aus der ersten Bothy-Nacht irgendwo getroffen hat. Schottland ist klein . Backpacker sind sie alle, wenn auch eher von Hostel zu Hostel.

                                Ich schaue mir noch ein wenig die Stadt an, lasse den Rucksack im Hostel und decke mich noch mit Schokolade und Cookies ein.

                                Dann geht es mit dem Bus zum Flughafen und zurück nach Deutschland.

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                                • Freedom33333
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                                  • 09.09.2017
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                                  #56
                                  AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                                  Fazit:
                                  Ich hatte am Beginn meines Reiseberichts ja die Frage aufgeworfen, welche meiner Erwartungen sich erfüllen sollten. Und was soll ich sagen – alle. Plus weitere, die ich zu Beginn gar nicht auf dem Schirm hatte, wie etwa gute Gespräche mit Gleichgesinnten vor einem schönen Kaminfeuer oder Tiere aus nächster Nähe zu beobachten.

                                  Auch habe ich mich auf dieser Tour, das kann man denke ich durchaus sagen, vom Anfänger zum Fortgeschrittenen entwickelt. War es am ersten Tag noch ein Abenteuer, wegelos einen Hügel mit 200hm zu besteigen, habe ich während der Tour gelernt, mir meinen Weg wegelos durch die Einsamkeit zu bahnen, Gipfel zu besteigen, Bergketten und Flüsse zu überqueren.

                                  Alles in allem mein bester Urlaub bisher. Klar, das Wetter hätte besser sein können, aber die Natur ist eben nicht immer schön und sonnig – sie ist auch mal rau, nass, kalt und wild. Darin unterscheidet sie sich ja gerade von einer Stadt. Wer also kein ausgemachter Schönwetterwanderer ist – was die meisten sind, die ich außerhalb dieses Forums so kenne – dem kann ich durchaus auch empfehlen, auch mal im März / April in Schottland wandern zu gehen. Schöneres Wetter wird man statistisch freilich eher im Mai haben.

                                  Wer Einsamkeit sucht, dem kann ich zu dieser Jahreszeit diese Gegend ebenfalls empfehlen. Wenn ich jeweils die beiden Wege von der Bothy Craig nach Lower Diabeig (ca. 1,5 Stunden) und Coire Fionnaraich nach Strathcarron (weniger als 1 Stunde) weglasse, weil beide Bothys eben sehr nahe an der Zivilisation sind, sind mir kaum Wanderer begegnet. An 15 Tagen 7 Personen. In den ersten 6 Tagen sogar nur eine einzige Person.

                                  Ansonsten möchte ich gerne noch danke sagen – danke an alle, die sich die Mühe machen, hier im Forum Reiseberichte zu schreiben. Ohne diese Berichte wäre ich nie auf die Idee gekommen, in Schottland wandern zu gehen und würde wahrscheinlich gar keine andere Welt kennen als die der Städte, Hostels, Hütten und Tagesausflüge. Und erst solche Berichte bestärken einen auch darin, dass man nicht immer um jeden Preis versuchen muss, eine Reisebegleitung zu finden, sondern dass man durchaus auch alleine wandern gehen kann. Es ist immer wieder witzig, wenn ich normalen Freunden und Bekannten von meinem Urlaub erzähle. Jedes mal kommt die Frage: „Toll. Und mit wem?“ „Alleine“ „WAS?????“

                                  Stattdessen habe ich nun zwei tolle Urlaube gehabt, konnte alle Punkte meiner To Do Liste abhaken und habe schon wieder einige neue Dinge auf meiner Liste. Zum einen natürlich in Schottland, zum anderen die für mich noch großen Unbekannten, Skandinavien und Island. Und irgendwann, in ein paar Jahren, wenn es meine Finanzen erlauben, Kanada.

                                  Danke fürs Lesen!

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                                  • Borderli
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                                    • 08.02.2009
                                    • 1734
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                                    #57
                                    AW: [SCO] Solo – Berge, Bothies, Flüsse, Meer – 15 Tage Wester Ross im März

                                    Ein schönes Fazit!

                                    Danke für den Bericht und für die Bilder. Der erste Teil deines Berichts veranlasste mich dazu, für meine Tour eine Alternative zur "Shenavall-Flussquerung" zu suchen; im zweiten Teil habe ich mir schon ein paar Anregungen geholt; und insgesamt muss ich sagen: Tolle Tour! Respekt!
                                    Dein Bericht wird zu den Berichten gehören, die ich immer wieder mal lesen werde, da bin ich mir sicher.

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