[FR] E5 Bretagne, ich komme. Ca. 700km von Point du Raz bis Le Mont Saint Michel

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  • adriano
    Gerne im Forum
    • 04.12.2018
    • 59
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    • Meine Reisen

    #41
    AW: [FR] E5 Bretagne, ich komme. Ca. 700km von Point du Raz bis Le Mont Saint Mi

    Danke für das Feedback Sternenstaub, und weiter gehts mit dem

    35. Tag
    Freitag, 22.03.2019
    Saint Jacut – Dinard
    31,8 km (230m im Aufstieg, 230m im Abstieg)


    Ich fühl mich heute super erholt und cruise nur so dahin. Und das bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen.










    Jakobsmuscheln werden hier zum auffüllen von Schlaglöchern auf Güterwegen verwendet.



    Um 15.15 bin ich in Saint Briac de la mer und bin entzückt von der kleinen Stadt. Ab hier ändert sich aber so einiges. Immer mehr Villen säumen den Weg. Die Grundstücksgrenzen dieser Anwesen werden von immer höheren Mauern eingezäunt. Der GR34 scheint hier teilweise mehr geduldet als geliebt zu werden. Ich begegne des schönen Wetters wegen mehr Menschen als üblich und ernte viel lächeln, kann mich aber nicht entscheiden ob es aufmunterndes anlachen und mitleidiges lächeln ist.


    Etwas eng hier


    Saint Briac sur Mer







    Note to myself: Meine nächste Wanderhose kaufe ich wieder in braun. Meine grauen sind nämlich bis über die Knie voll mit brauner Erde von den letzten Tagen.

    Schon bald wird mir klar dass es in dieser Gegend schwierig werden wird wild zu campen. Durch das warme Wetter und weil Freitag ist nehme ich auch an, dass abends mehr Leute als üblich unterwegs sein werden. Meine Lust von Jugendlichen, die nach einem Clubbesuch den Sonnenaufgang beobachten wollen, überrascht zu werden hält sich sehr in Grenzen. Ich sehe zwei Möglichkeiten in dieser dicht besiedelten Küstengegend. Entweder schlage ich mich etwas ins Landesinnere um einen ruhigen Zeltplatz zu finden oder suche mir eine offizielle Schlafmöglichkeit.






    Wer hier wohl wohnen wird. Das Grundstück ist ziemlich hermetisch abgeriegelt

    Eine kurze Internetrecherche ergibt dann, dass der Campingplatz Le Port Blanc Dinard tatsächlich schon offen hat. Es wird meine erste Nacht in einem geöffneten Campingplatz. Er ist ca. zu 10% ausgelastet, also noch sehr angenehm. Genauso wie die Dusche und das auswaschen meiner Kleidung.


    36. Tag
    Samstag, 23.03.2019
    Dinard – Saint Malo
    23,1 km (170m im Aufstieg, 180m im Abstieg)


    Die Villen werden noch größer, die Hotels pompöser der Weg promenadenartiger und der Asphaltanteil immer höher. Da die Etappe heute relativ kurz ist, beschließe ich mehr zu flanieren als zu wandern. Es gibt auch viel anzuschauen und zu bewundern. Wer aber der Natur wegen wandert kann die Etappe getrost auslassen.








    Die Flut war gerade am zurückgehen, und ich war der erste der am Morgen diesen Weg ging. Auf der anderen Seite der Bucht wartete schon ein Jogger und fragte mich ob man trockenen Fusses durchkommt. War ein lustiges Gefühl quasi genau auf Meeresniveau zu gehen



    Sehr lange schlängelt sich der Weg dann um Buchten, entlang einer Wasserkraftanlage und dem Hafen nach Saint Malo intra muros. Und hier bleibt mir regelrecht die Spucke weg.


    Erster Blick auf Saint Malo intra muros




    Blick von der Stadtmauer. Ich glaub über den Tourismus hier muss ich nicht mehr sagen



    Die von hohen Granitsteinmauern umrundete Altstadt beeindruckt mich. Ich freue mich schon auf den morgigen Ruhetag um die Altstadt etwas genauer erkunden zu können.

    Heute gehe ich noch bis zur 2km entfernten Jugendherberge (und davon einen großteil direkt am Strand) und teile mir dort einen Schlafraum mit einer Hälfte des MTV Duos Beavies and Butthead. Dieser schafft es in den 1,5 Tagen das Zimmer und sein Star Wars Spiel am Laptop nur zum Einkaufen gesunder Nahrung (Cola und Erdnussflips) zu verlassen.


    37. Tag
    Sonntag, 24.03.2019
    Ruhetag in Saint Malo


    Frühstück. Der Kaffee ist dünn, das Brot zäh und die Konfitüre besteht fast nur aus Zucker. Trotzdem bin ich rundum glücklich und wandere die Strasse oberhalb des Strandes (am Strand geht nicht da gerade Flut ist) entlang zurück nach Saint Malo intra Muros. Begehe zuerst die ganze Stadtmauer und dann die Gassen in der Altstadt. Einfach schön.


    Wellenbrecher am Strand von Saint Malo


    Gestern Nachmittag konnto man noch rechts runter zu einem breiten Strand




    Auf der Stadtmauer













    Saint Malo war übrigens mal eine Freibeuterstadt und es gibt ein Freibeutermuseum. Man erfährt hier allerhand zur Geschichte einzelner Freibeuter, z.b. Robert Surcouf. Über ihn schrieb Karl May die Novelle "Robert Surcouf - Ein Seemannsbild."

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    • Wafer

      Lebt im Forum
      • 06.03.2011
      • 8660
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      • Meine Reisen

      #42
      AW: [FR] E5 Bretagne, ich komme. Ca. 700km von Point du Raz bis Le Mont Saint Mi

      Hallo Adriano.

      Vielen Dank für diesen tollen Bericht vom E5. Laut Titel geht die Tour noch etwas weiter. Ich wäre an der Fortsetzung sehr interessiert! Ich denke ich bin da nicht der einzige! Wir freuen uns auf das furiose Finale!

      Gruß Wafer

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      • adriano
        Gerne im Forum
        • 04.12.2018
        • 59
        • Privat

        • Meine Reisen

        #43
        AW: [FR] E5 Bretagne, ich komme. Ca. 700km von Point du Raz bis Le Mont Saint Mi

        38. Tag
        Montag, 25.03.2019
        Saint Malo – Port Mer
        25,3km (210m im Aufstieg, 220m im Abstieg)

        Von der Jugendherberge gehe ich zuerst nicht direkt zum Strand, sondern in einen Außenbezirk von St. Malo zu einem Postamt. Dabei gehe ich durch einen Stadtteil, welcher schon gar nichts mit der Idylle der Altstadt zu tun hat. Dabei wird mir wieder bewusst wie priviligiert und glücklich ich mich schätzen kann Zeit und Geld für so eine Wanderung aufbringen zu können.

        Nachdem ich meine Postkarte aufgegeben habe mach ich mich auf den Weg zum Strand und bin bald wieder auf einem wunderschönen Küstenpfad. Es wird tatsächlich wieder sehr ruhig. Der Weg führt entlang vieler kleiner und größerer Buchten vorbei und das Wetter ist wunderschön.





















        Ich kann den Tag einfach genießen und am späten Nachmittag beschließe ich mir in der Nähe von Port Mer einen Schlafplatz zu suchen.

        Kurz vor Port Mer registriere ich Betrieb am Camping Municipal. Das Timing ist so perfekt, dass ich gar nicht lange was zum wildcampen suche, sondern mir dort ein Plätzchen nehme.

        39. Tag
        Dienstag, 26.03.2019
        Port Mer – Cherrieux
        26,2km (130m im Aufstieg, 130m im Abstieg)


        Zuerst mag ich in der früh gar nicht aufstehen, dann fällt mir jeder Schritt schwer. Ich glaube mein Körper reagiert einfach auf das nahende Ende der Tour. Er weiss, das es morgen zu Ende geht und schaltet schon langsam ab.

        Kurz nach Mittag erreiche ich die riesige Baie de Mont Saint Michel, und die Charakteristik des Weges ändert sich. Die Küste ist flach und es geht mehr oder weniger immer gerade aus dahin. So geht es zügig nach Cancale, vorbei an Saint-Benoit-des-Ondes und Le-Vivier-sur-Mer bis nach Cherruix.











        Ich schaue auf dem ersten von zwei Campingplätzen vorbei, und am Eingang steht Nebensaison ab 21. März. Da die Gegend nicht gerade ideal zum wild zelten ist freue ich mich noch eine letzte Nacht auf einem Campingplatz verbringen zu können. Ich werde etwas stutzig als ich weder Zelt noch Wohnwagen auf dem Gelände sehe. Im Empfang brennt jedoch Licht und ich höre Stimmen. Auf der Tür steht jedoch ganz groß „fermé“. Ich klopfe und trete trotzdem ein.

        Im Empfangsbereich gibt es eine kleine Bar und an dieser stehen eine Dame und zwei Herren. Die Drei machen einen ziemlich betrunkenen Eindruck. Einer der Männer (in nicht gerade respekteinflößenden Filzpantoffeln und Leggings gekleidet) redet auf mich ein. Ich verstehe nicht gerade viel, aber da er dauernd auf das „Fermé“ Schild hinweist glaube ich zu wissen um was es geht.

        Als gebürtiger Italiener kenne ich den Redeschwall von Personen aus dem romanischem Sprachraum. Und was andere jetzt etwas verunsichern würde macht mich nur umso sicherer, dass ich für heute Nacht was zum schlafen gefunden habe. Wer so viel mit jemandem redet, der bietet ihm sicher bald einen Schlafplatz an.

        Als nächstes bietet er mir tatsächlich einen Flecken Rasen an, sagt aber gleich dazu, dies wäre ohne Dusche und WC. Ich zucke mit den Schultern und sage das wäre mir egal. Daraufhin schüttelt er den Kopf, geht mit mir raus und zeigt mir ein funktionierendes WC (die restlichen werden gerade restauriert) und ein großes Waschbecken. Ich glaub wenn ich dann nicht gleich zum Zeltaufbau auf mein Rasenstück gegangen wär hätte er mich noch zu Essen und Trinken eingeladen.

        Während des Zeltaufbaus traue ich meinen Augen nicht. Ein junger Wanderer mit großem Rucksack kommt genau so wie ich die Schotterstraße zum Campingplaz entlang und schaut etwas verwirrt zuerst auf das Fermé Schild und dann auf mich. Ich deute ihm doch einfach reinzugehen und wünsche ihm noch viel Glück.

        Jetzt wird der Neuankömmling der gleichen Wortkaskade ausgesetzt wie ich, und anschließend wird ihm ebenfalls die funktionierende Kabine in der Nasszelle gezeigt.

        Wir stellen uns vor, und Louis meint wir sollten doch gemeinsam Abendessen. Auf einem Picknick-Tisch geben wir all unser Essen raus und teilen. Dabei schneide ich wesentlich besser ab, da Louis heute seinen ersten Tag hatte und noch relativ frische Lebensmittel im Rucksack, und meine doch schon etwas zermatscht aussehen.

        Louis ist nach Jahren als Kaffeeankäufer in Südamerika zurück nach Frankreich gegangen und überlegt gerade was er beruflich weiter machen wird. Um seine Gedanken zu sortieren geht er mal den Küstenweg eine Woche lang. Der Pariser ist sehr sportlich und klettert viel, aber das ist seine erste längere Wanderung und er hat sich kurzentschlossen schnell eine günstige Ausrüstung komplett bei Decathlon besorgt.

        Ich genieße es am Abend mal Gesellschaft zu haben, und so tratschen wir bis ca. 22.00 Uhr – was weit nach meiner üblichen „ins Zelt verkriech“-Zeit ist.

        40. Tag
        Mittwoch, 27.03.2019
        Cherriuex – Le Mont Saint Michel
        18,8km (10m im Aufstieg, 10m im Abstieg)


        Es ist so richtig ein Zieleinlauf. Der Weg geht ganz Flach immer am Meer entlang und ich habe tatsächlich Mont Saint Michel den ganzen Tag im Blick. Schon gestern konnte man ihn ab und an sehen, heute jedoch hat man ihn immer im Blickfeld, und er wird nur ganz ganz langsam größer

        Kurz vor Mont Saint Michel komme ich noch an den berühmten Schafen.





















        Als ich die Sraße erreiche habe ich die Wahl nach rechts zu meinem Hotel zu gehen und den Besuch auf der Insel nach später zu verschieben, oder doch gleich hinzuschauen.

        Ich entscheide mich für sofort, und verzichte auch auf den Shuttlebus der die Besucher im Minutentakt die zwei Kilometer bis zur Insel bringt, sondern laufe, so wie ich bisher jeden meter gelaufen bin.

        Mont Saint Michel ist beeindruckend, und ich gehe bis vor den Eingang der Abtei. Hab aber dann gar keine Lust mehr reinzugehen. Mir sind einfach viel zu viele Menschen hier. Also steige ich bald wieder hinab und gehe zu meinem Hotel. Es war zwar ein wunderschönes Ziel, aber am Ende des Tages ist es auch nur ein Punkt von unendlich vielen auf dem Weg den ich hinter mir habe.

        Ich gehe zum Hotel, checke ein und leg mich um 15 Uhr kurz aufs Bett. Ohne es zu wollen schlafe ich sofort ein und wache um 19 Uhr völlig verwirrt auf. Ich muss doch erschöpfter sein als ich dachte. Ich gehe zum Restaurant und genieße zum Abschluss meine erste Gallette.

        Morgen werde ich heim fahren. Ich habe die Nachrichten verfolgt, und auch mit großem Interesse die Friday for Future Bewegung. Deshalb beschließe ich nicht heim zu fliegen, sondern ich werde mit dem Flix Bus nach Wien fahren. 31 Stunden wird die Fahrt mit Umsteigen und Verspätung schlussendlich dauern.
        Zuletzt geändert von adriano; 15.07.2019, 06:43.

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        • adriano
          Gerne im Forum
          • 04.12.2018
          • 59
          • Privat

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          #44
          AW: [FR] E5 Bretagne, ich komme. Ca. 700km von Point du Raz bis Le Mont Saint Mi

          Viel zu lange habe ich gebraucht um meinen Bericht fertig zu stellen. Wie so oft kommt das Leben dazwischen. Ein neues für mich nicht ausschlagbares Jobangebot hat mich völlig vereinnahmt.


          Demnächst werde ich auch ein kurzes Fazit über die Wanderung verfassen.

          Aber hier schon mal die erste überraschende Statistik

          Streckenlänge 855,2. Die 700km vom Titel waren nur eine schnelle Berechnung welche oft nicht alle Caps und Buchten mitgezählt hat. Da ist doch einiges dazugekommen.

          7200m Anstieg haben sich ebenfalls angesammelt
          Zuletzt geändert von adriano; 15.07.2019, 06:51.

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          • danobaja
            Alter Hase
            • 27.02.2016
            • 3287
            • Privat

            • Meine Reisen

            #45
            AW: [FR] E5 Bretagne, ich komme. Ca. 700km von Point du Raz bis Le Mont Saint Mi



            super, vielen dank, adriano! liest sich gut und die bilder sind auch prima.

            mal was über frankreich, das ist völliges neuland für mich....
            danobaja
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            • Babsbara
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              #46
              AW: [FR] E5 Bretagne, ich komme. Ca. 700km von Point du Raz bis Le Mont Saint Mi

              Wow, toller Bericht! Schön, dass du noch ein Fazit drangehängt hast. Es ist schon lustig, wie sich so ein Ziel wie der Mont St. Michel relativiert, wenn man so eine lange "Anreise" hat.

              Alles Gute für den neuen Job und trotzdem noch genug Zeit für weitere schöne Touren!

              LG,
              Babs

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