[AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

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  • Sternenstaub
    Alter Hase
    • 14.03.2012
    • 3321
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    • Meine Reisen

    #21
    AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

    egal ob zwei oder drei Knie, mich irritiert eher, dass Maria dann eine Riesin und entsprechen schwer gewesen sein muss, wenn man sich anschaut, wie weit die Knielöcher auseinander sind (wenn man den Zaun in Relation setzt) und wie tief, is scheinbar immerhin Fels oder?

    freue mich schon auf weitere Irritationen
    Two roads diverged in a wood, and I—
    I took the one less traveled by,
    And that has made all the difference (Robert Frost)

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    • adriano
      Gerne im Forum
      • 04.12.2018
      • 59
      • Privat

      • Meine Reisen

      #22
      AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

      Schöne Wanderung, guter Bericht. Freu mich auf die Fortsetzung. Aber eigentlich wollt ich nur anmerken dass mir der Schweinsbraten nicht mehr aus dem Kopf geht seit ich das Foto gesehen habe, und ich kann dem kein Ende bereiten, da gerade nicht in Österreich

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      • vergissminet
        Erfahren
        • 08.06.2009
        • 314
        • Privat

        • Meine Reisen

        #23
        [Tag 016 & 017] Über den Petzenstock

        Sieben Tage braucht man also, um zu Fuß über die Lavanttaler Alpen zu den Karawanken, dem südlichsten Gebirge Österreichs, zu gelangen. Ein steirisch-kärntnerisches Potpourri, das man auch mit viel Fantasie nicht besser erfinden könnte!

        In dieser Ecke Kärntens vermischt sich südliches Flair auf charmante Weise mit alpenländischer Bodenständigkeit...



        ... und die Zeiten, wo man sich im windischen Südkärnten um zweisprachige Tafeln stritt, scheinen vorbei zu sein.



        Für uns geht's diesmal von Bleiburg aus auf die 1700 Meter höher gelegene Feistritzer Spitze. Zur (Hoch-)Petzen, so ihr bekannterer Name, müssen wir aber vorher erst einmal hinkommen. Unser Weg zur slowenischen Grenze (Pozor!) besteht daher aus zwei Teilen:
        1. Ummi (Bildmitte)
        2. Auffi (links oben)




        Unterwegs wirft die Vegetation am Wegesrand wieder einmal unseren Zeitplan völlig über den Haufen. Nicht im Bild die zahlreichen Walderdbeeren, von denen es hier so viele zu geben scheint, dass sich auf den Speisekarten am Weg sogar ein "Walderdbeerstrudel" findet.



        Einen großen Anteil am Auffi haben die 1100 Höhenmeter zur Wackendorfer Alm, wo gerade das erste Vieh den Sommerurlaub in den Bergen antritt - was die Gemeinschafts-Almbauern bei unserer Ankunft bereits gebührend feiern. Auch wir sind froh, dass wir etwas bekommen, denn Dutzende vorbeiradelnde Biker halten den Neo-Senner aus dem Schwabenland ordentlich auf Trab.



        Die Almweiden sind von Teufelskrallen übersät...



        ... und auch die Aussicht am Weg zur Feistritzer Spitze, wo wir eine längere Pause einlegen, gestaltet den Aufstieg wieder einmal äußerst kurzweilig.

        Am Gipfel Panoptikum mit Wochenrückblick:



        Abschließend trennte uns nur mehr der vergleichsweise kurze Abstieg vom Alpengasthof Riepl, den wir bereits zum dritten Mal (zum Anlass der bereits dritten Petzenüberquerung) besuchen - und spontan beschlossen, diesmal einen Tag hierzubleiben, um bei angenehmer Jazzmusik, total entspannter Crew und großartiger Speisekarte am Sonntag Personal auf Abruf zu spielen.

        Wir wurden aber nicht gebraucht, also endete unser Gastspiel auf dem Österreichischen Weitwanderweg 03 (kurz "Südalpenweg" am nächsten Tag. Der Südalpenweg ist einer der prominenteren österreichischen Langstrecken, da er auch die Längsdurchquerung der Karnischen Alpen im Programm hat - doch dazu später.



        Das war unser letzter Abschnitt auf österreichischem Boden. Wir werden zwar unterweg noch mehrmals kurz über die Grenze rüberhüpfen und auch auf heimischem Boden nächtigen, der nächste Abschnitt hört jedoch bereits auf den Namen pot (slow. "Weg").

        Mahlzeit!

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        • vergissminet
          Erfahren
          • 08.06.2009
          • 314
          • Privat

          • Meine Reisen

          #24
          AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

          Zitat von adriano Beitrag anzeigen
          und ich kann dem kein Ende bereiten
          OT: Wo gehören hier Schweinsbratenrezepte hin? Gleich aufs Lagerfeuer damit?

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          • vergissminet
            Erfahren
            • 08.06.2009
            • 314
            • Privat

            • Meine Reisen

            #25
            [Tag 018 & 019] Auf nach Slowenien!

            Im Süden der Petzen verlassen wir bekannte südalpine Weitwanderwege und nehmen die Steiner Alpen ins Visier.

            Ein Adriatief verhalf uns zu einer guten Ausrede, einen Tag länger als geplant beim Gasthof Riepl zu bleiben. Nach diesem ersten Ruhetag geht es dann aber doch über die grüne Grenze auf die aussichtsreiche Uschowa ...



            ... in deren Inneren sich die Pototschnikhöhle versteckt. Auf Kärntner Boden finden sich nur wenige Spuren vom Leben in der Eiszeit. Nach heutigem Wissensstand waren die ersten Kärntner in der Griffener Tropfsteinhöhle daheim - doch hier, wenige Meter von der österreichisch-slowenischen Staatsgrenze entfernt, war's vor 35000 Jahren offenbar ganz nett, denn diese Höhle war während der Würm-Kaltzeit (zeitgleich bei Euch in D: Weichsel) immer wieder bewohnt.



            Übernachten tun wir ein Stockwerk tiefer beim Rogar. Von diesem Bauernhof habe ich schon vor Jahren gelesen: Joseph Groß, später Arzt im "Jahrhundertwende-Kurbad" Bad Vellach, schlich sich Anfang der 1920er Jahren Nacht für Nacht über die Grenze, um in der Pototschnikhöhle nach steinzeitlichen Artefakten zu suchen. Der Erste Weltkrieg war gerade vorbei und mit Taschenlampen bewaffnete Kärntner, die auf slowenischem Boden fragwürdige Dinge tun, waren damals nicht gerne gesehen. Vom Rogar sieht man direkt zum Höhleneingang hinauf, und so musste Groß Vorkehrungen treffen, dass sein Laternenkegel im Tal nicht für Aufsehen sorgte [1]. Nacht für Nacht spannte er große Laken vor den Höhleneingang.

            Wir nutzen beim Rogar handelsübliche Leintücher, um uns auf den nächsten Tourentag vorzubereiten, der uns über die Savinja an die Nordwände der Steiner Alpen heranführt. Geplant war eine gemütliche Waldwanderung, doch die Slowenenen machen auch bei Verbindungsetappen keine halben Sachen:



            Ich weiß nicht, ob man das am Bild so sieht, doch Fräulein A muss an diesem Tag sehr viel Spurarbeit leisten.



            Im Allgemeinen markieren die Slowenen ihre Wege allerdings wirklich sehr klug. Markierungen sind immer genau dort, wo man sie _braucht_.



            Nach etwa neun Stunden ständigem Auf und Ab war der Rinka-Wasserfall erreicht. Auch rundherum ist's hübsch.



            Die wenige verbleibende Zeit vor dem Aufstieg zum Frischaufov Dom nutzen wir, die Fische der jungen Savinja in der Kunst des Rückenschwimmens zu schulen...



            ... bevor wir dann doch noch vor Sonnenuntergang - nach 11:30 Stunden - unser Tagesziel erreichen.



            Der Tag endet sehr sehr unterhaltsam, Lasko Zlatorog sorgt für völlig neue Interpretationen des Schaffenswerkes von Jacques Brel, Deep Purple und Birth Control ...



            ... doch am Ende des Abends landeten wir dennoch einvernehmlich bei heimischer Volksmusik.



            Mahlzeit!

            --
            [1] Joseph Groß war übrigens das Patenkind von Conrad Auer von Welsbach, welcher dereinst den Gas-Glühstrumpf erfand. --> DAS sind die Verwandten, die man braucht, wenn man Anfang des 20. Jahrhunderts des Nächtens in einer Höhle herumkriechen will.

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            • vergissminet
              Erfahren
              • 08.06.2009
              • 314
              • Privat

              • Meine Reisen

              #26
              [Tag 020, 021 & 022] Hexen, Steiner, träg' Gebeiner

              Inzwischen liegt mit den Steiner Alpen eine weitere Gebirgsdurchquerung hinter uns.

              Die Steiner Alpen sind für jemanden, der im Teletubby-Land der Kärntner Nockberge montanistisch sozialisiert wurde, eine großartige, spektakuläre Sache. Während die Hügel unserer Bergwelt seit Urgedenken unverändert und darüber hinaus mit weichen Almböden überzogen sind, bleibt in den porösen Südalpen auch 10000 Jahre nach der letzten Kaltzeit kein Stein auf dem anderen. Überall ist zu sehen, wie die Kräfte der Erosion am Kalkstock herumnagen. Außer natürlich, wenn der ganze Schotter noch unter einer Schneeschicht begraben liegt ....



              ... oder dichte Nebelschwaden über die südlichste Spitze Österreichs ziehen. Für unsere 19. Etappe, die uns über zwei Sattel an der slowenisch-österreichischen Grenze an das westliche Ende der Steiner Alpen bringen soll, war bewölktes, jedoch stabiles Wetter vorhergesagt. Eine Prognose, die genau zutreffen sollte - auch wenn es anfangs noch nicht danach aussah.



              Bald nach Passieren der Südspitze Österreichs wurde die Sicht besser und wir hatten schon bei der Mittagspause in der Kranjska Koca freie Sicht zum Gipfel der Skuta, 2532 m, in deren Nordflanke sich der südöstlichste Gletscher Europas befindet (das breite Feld in der linken Bildmitte).



              Die Schneefelder sind für diese Jahreszeit (Ende Juni) nicht untypisch. Zentrale Hütten, wie das Kocbekov dom im Süden der Ojstrica bekamen erst vor wenigen Tagen ihre Hubschrauberlieferung. Es ist also noch recht ruhig auf den Wanderwegen des Steiner-Massives. Der Slowenische Alpenweg, den wir ursprünglich für unseren Weg Richtung Westen vorgesehen hatten, ist sogar noch eine ganze Weile ohne Steigeisen nicht begehbar. Die bereits von Südkärnten aus gesehenen Restschneemengen haben uns letztendlich dazu bewogen, den Hauptkamm des östlichen Steinermassives nicht zu queren und uns stattdessen eine Route durch die (niedrigere) Nordseite zu suchen.

              Die Grintovec-Gruppe, deren namensgebender höchster Gipfel am obigen Foto in der rechten Bildhälfte zu sehen ist, verließen wir Richtung Norden, um in Zgornje Jezersko um ein Quartier vorstellig zu werden. Was sich als hervorragende Idee herausstellte. Denn im Norden der kleinen Ortschaft bot uns Tanja, die sich uns als die "Hexe von Jezersko" vorstellte, eine Bleibe für die Nacht an. Der Hausverstand sagt natürlich "lass deine Finger von Hexenhäuschen! Denn genau diese Finger werden dann täglich geprüft, ob bereits genug Speck am Knochen ist."

              Allerdings passte Tanjas Auftreten überhaupt nicht in das Bild, welches man gemeinhin von einer Hexe hat: Kein Buckel, in der Gestalt eher groß und drahtig, kurzes Haar. Wie man ihr auch insgesamt die 16 Jahre, die sie vor ihrem Einstieg in die Jezerskoer Gastronomieszene beim Slowenischen Militär verbrachte, gerne sofort glaubt. Sie duldete auch keinen Widerspruch, als sie uns ihren Zaubertrank - ein Likör aus 102 verschiedenen regionalen Blumen und Kräutern - zum Verkosten gab.

              Kurz gesagt, wir haben uns den Abend über sehr gut unterhalten und bekamen sogar eine Hausbesichtigung. Am angeschlossenen Freizeitgelände entstehen neben dem bereits vorhandenen Campingplatz gerade mehrere winzig kleine "cabins" in der Größe eines Doppelbettes. Und bei unserem nächsten Besuch werden wir bereits im neuen Baumhaus übernachten können.

              Irgendwann erzählten wir Tanja wohl auch, dass Astrid in einer Woche nach Wien zurückkehrt, und ich dann mit Zelt und Kocher Richtung Südtirol weiterziehe. Für meine Weiterreise abseits des B&B-Komforts gab mir Tanja eine selbst hergestellte, vollkommen biologisch abbaubare Seife mit auf den Weg.



              Bevor wir den Steiner Alpen Lebewohl sagen, steht noch ein spannendes Bergprojekt auf dem Programm, nämlich die Überquerung der Krainer Storzic. Sein Namensvetter auf Kärntner Seite bildete 2010 den Abschlusspunkt unserer "Österreich Nord-Süd"-Durchquerung am Weitwanderweg 08.

              Auch damals begann der Aufstieg eher gemütlich auf geraden, quasi ebenen Wegen ...



              ... doch ist die Waldgrenze erst einmal unter Dir, folgt meist das "Öha, a bisale is schon noch auffi"-Erlebnis.



              Aber alles halb so wild. Ein paar dunkle Wolken gemahnen zur Eile, sodass der Gipfel flugs erreicht ist.



              Auch an der Nordseite wird bei den Slowenen nicht lange herumgetrödelt - rasch geht es Höhenmeter um Höhenmeter quasi senkrecht wieder ins Tal hinunter. Der Abstieg erfolgt über den Grat quer durchs Bild zur Rinne rechts und hinunter zum Schotterfeld.



              Das Storzic-Haus gehört uns an diesem Abend ganz allein.



              Was wir nicht erwartet hätten, da am nächsten Tag ein Feiertag bevorsteht. Die slowenische Version eines guten Freundes, der am späten Abend in der Radlermontur und seehr durschtig auf ein Bier vorbeikam, sowie ein Förster, der kein Wort Deutsch sprach, dafür aber aus voller Brust etliche slowenische Volkslieder intonierte, gestalteten gemeinsam mit dem sympathischen Wirt ein abwechslungsreiches Abendprogramm.

              Am nächsten Morgen bereitet uns der Hexer vom Storzic ein Wildkräuteromelette zu ...



              ... sodass es uns, solcherart gestärkt, nicht schwer fiel, zur ersten Alm aufzusteigen. Im Hintergrund die nebelverhangene Storzic:



              Über einen aussichtsreichen Kamm gelangt man vom Gipfel Tolsti vrh nach Trzic, wo wir etwas außerhalb in Krize (Bildmitte) ....



              ... einen Volltreffer landen: Unser Quartier ein altes Bauernhaus, auf Niedrigenergie umgerüstet.

              Vorne raus Blick zum Triglav, hinten raus Blick in die Steiner Alpen. Rechts die Karawanken in Griffweite, und links freier Blick auf die Berge rund um Bled.

              So ein Haus braucht natürlich Besitzer, die die Szenerie zu würdigen wissen: Barbara und Bostjan sind beide staatlich geprüfte Bergführer und kennen die Region entsprechend gut (was für ein Lebenslauf) . Es dauert auch nicht lange, und der Frühstücksraum sieht aus, wie ein Frühstücksraum aussieht, wenn vier Leute über slowenische Weitwanderrouten fachsimpeln ...



              Und so nutze ich den karawankenseitigen Balkon, die Tour durch den Triglav-Nationalpark zu verfeinern und freue mich auf die kommenden Tage ...



              ... während draußen eine Gewitterfront über das Tal zieht und wir wohlwollend zur Kenntnis nehmen, dass wir unseren Pausentag nicht besser timen hätten können.



              Mahlzeit!

              PS: Bitte um Verzeihung, dass bei den slowenischen Eigennamen die Akzente auf den Buchstaben fehlen - die Auswahl von Sonderzeichen gehörte nicht unbedingt zu den Stärken meiner mobilen EDV-Lösung ...

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              • vergissminet
                Erfahren
                • 08.06.2009
                • 314
                • Privat

                • Meine Reisen

                #27
                [Tag 023 & 024] Cause we are TNP - we're dynamite!

                Wir verlassen die slowenischen Weitwanderstrecken und ziehen gen Westen, um nach 1 1/2 Tagen vor den Toren des Triglav National Parks (kurz TNP) zu stehen.

                Jeder weiß, gutes Schuhwerk ist beim Wandern das Um und Auf. Wer hier spart, kauft sich ein Ticket fürs Fegefeuer. Glücklicherweise gibt es in und um Österreich eine breite Auswahl an qualitativ hochwertigen Wandersohlen, sodass es da auch keine Ausreden gibt. Für einen angemessenen Geldbetrag bekommt man angemessene Schuhe.

                Ich hingegen habe einen Glumperttscherfl von Lowa, der bereits nach sagenhaften 12 (!) Tourentagen vollständig auseinanderfällt. 150 Euro hat das gute Ding gekostet, und ich nachhinein bin ich mir 150prozentig sicher, dass ich mit jedem Hotelbadeschlapfen weiter gekommen wäre als mit dieser gewaltigen Preis-/Leistungsschere, die Lowa da im Namen des bayerischen Volkes aus Weißgottwoher importiert.

                Das hätte ich mir eigentlich schon denken können, als Lowa still und heimlich damit begonnen hat, bei seinen Modellen nicht mehr Vibram-Sohlen zu verkleben, sondern auf das Gummigemisch von irgendeinem Reifenhändler umgestiegen ist.

                Nach 3 x Renegade GTX und 1 x Renegade Trail ist für mich aber nun klar: Die Nachlassverwalter von Lorenz Wagner (oder was auch immer für ein ehrwürdiger Schuster sich bei dem Glumpert, dass da in seinem Namen verkauft wird, im Grab umdreht) kommen mir nicht mehr ins Haus.



                So, inzwischen ist auch der Frühstückskaffee hier und die Welt ist schön. Wir sitzen gerade auf der Koca na Uskovnici, von wo aus man bereits direkt auf den Triglav aufsteigen könnte. Also bereits mitten im Nationalpark!

                Die Hütte versteckt sich auf einem weitläufigen Almboden hinter ganz viel Grün ...



                ... und bietet über die Frühstücksmarmelade hinaus bereits einen großartigen Blick auf mehrere slowenische Bergprominenzen, von denen ich mir jedoch nur den Vogel, 1922 m, gemerkt habe.



                Gestern nämlich sind wir - dem genialen Routenentwurf von Barbara und Bostjan folgend - über einen Pilgerpfad, mehrere Pferd- und Radwege sowie im Abschluss auf einem Flusswanderweg zuerst an die Sava gelangt ...



                ... was immer etwas ganz Tolles ist, etwa so wie eine Donauüberquerung auf einen der heimischen Weitwanderwege. Man weiß, dass man wieder ein ordentliches Stück weitergebracht hat, wenn man vor kurzem gerade erst noch auf die Grazer Murinsel hinuntergeschaut hat.

                Die Sava ist quasi eine der natürlichen Umrahmungen des Triglav-Massivs. Bled ist das östliche Einfallstor ins Paradies, wo unser Pferdepilgerweg auch sein Ende findet.



                Bled war früher übrigens in Sachen Schuhmanufaktur ein Zentrum europäischen Maßstabes - der Abschied von Lowa daher rasch und schmerzlos. Ab nun kümmert sich Scarpa um meine Bodenhaftung. Aus den Erfahrungen der letzten 2 Wochen heraus habe ich mich übrigens für einen Ferrata-Schuh entschieden - der hohe Anteil an steinigen Wegen war dafür ausschlaggebend.

                Unsere nächste Etappe verläuft fast ausschließlich durch die Pokljuka, ein riesiges Waldgebiet, das gleichzeitig die östliche Ecke des Nationalparks bildet. Startpunkt ist der schöne See von Bled ...



                ... und über einsame Almen ...



                ... denen andere einsame Almen folgen ...



                ... streifen wir einen Tag lang weiter Richtung Westen. Das Abendessen ist bereits vorbestellt, als wir bei Agi, unserer heutigen Gastgeberin auf der oben vorgestellten Alm eintreffen. Agi kommt aus der Hohen Tatra, und hat den Pfeffer dort, wo ihn eine Hüttenwirtin braucht. Vor vier Jahrzehnten war Stani, ihr heutiger Ehemann, in der Tatra wandern und sollte von dort nicht alleine nachhause fahren.

                Heute bewirtschaftet Agi gemeinsam mit Mateja, einer jungen Gartenbauarchitektin, die Hütte auf der Uskovnici-Alm. Den ganzen Abend über hatten wir viel zu besprechen...



                Nun geht es Richtung Wocheiner See/Bohinjsko Jezero ... wo weitere sieben Seen auf uns warten!

                Mahlzeit!

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                • agricolina
                  Erfahren
                  • 05.05.2016
                  • 248
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #28
                  AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

                  Ganz herrlicher Schreibstil!

                  Vielen Dank fürs Mitnehmen und gute Reise euch!

                  ...nach dem Schuhwerk wollte ich auch noch fragen, vor allem für die hohen Alpenberge. Aber das hat sich ja jetzt erst mal erledigt.

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                  • vergissminet
                    Erfahren
                    • 08.06.2009
                    • 314
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #29
                    [Tag 025, 026 & 027] Srečno, Slovenia!

                    Kindchen, wie die Zeit vergeht! Die Distanz zwischen mir und Monaco ist bereits auf 95 Tagesetappen zusammengeschrumpft. Und mit Slowenien liegt nun auch der erste Staat hinter mir, dessen Anteil an den Alpen ich durchquert habe.

                    An die Ich-Form muss ich mich nun leider gewöhnen. Fräulein A's Urlaub ist zu Ende, ab nun ziehe ich alleine durch die Berge. Weshalb ich bei diesem Bericht zum letzten Mal auf ihre Dienste als hübscher Farbpunkt auf den Bildern zurückgreifen kann.

                    Ein Blick retour, und ein paar "uns" bring' ich noch unter: In der Nähe von Trzic haben wir uns von der Via Alpina verabschiedet, weil diese zwar mehr von den Karawanken, dafür aber recht wenig vom Triglav Nationalpark mitnimmt. Wir haben nun eine sehr schöne Strecke gesehen, die von den Steiner Alpen mitten ins Herz des Nationalparks führt, und freuen uns recht, dass wir uns so entschieden haben.

                    Mit dem Wetter haben wir am Weg nach Stara Fužina auch Glück - gleich in der Früh traumhafte Fernsicht direkt zum Dreikopf ...



                    500 Meter tiefer bietet sich uns dasselbe Bild. Die Wiesen im Voje-Tal werden in den kommenden Tagen gemäht, wir dürfen noch mitten durch das hohe Gras. Das traumhaft schöne Tal wird von der Mostnica durchströmt, die wiederum direkt in den Bohinjsko jezero (Wocheiner See) mündet.

                    Die Orientierung ist also nicht allzu schwierig, sodass wir uns auch ein wenig umschauen können, ohne gleich ins Verderben zu rennen.



                    Am unteren Ende des Tales tost die Mostnica durch eine Schlucht ...



                    ... der Tag steht also ganz eindeutig im Zeichen des Wassers. Was erfreulich ist, denn das gibt's im Kalkgebirge nicht immer und überall. Das Nordufer des Wocheiner Sees ist gänzlich unverbaut, nicht einmal eine Straße befindet sich dort. Unzählige winzig kleine Buchten schnüren sich entlang des Ufers auf, und wer ohnehin gerne geht, kann sich irgendwo in der Mitte des Nordufers sicher sein, einen dieser Mini-Traumstrände ganz für sich alleine zu haben.



                    Was das Essen betrifft, geht's uns in Slowenien ebenfalls sehr gut. Unsere Nachbarn kochen gut, gehaltvoll - und vor allem viel. Völlig unverständlich, wie das geht, dass wir in den letzten zwei Wochen keinen einzigen dicken Slowenen gesehen haben! Fleisch und Gemüse spielen auf der Speisekarte die Hauptrolle, Nudelgerichte sucht man allerdings vergeblich (was uns Spaghettisüchtigen vielleicht eher auffällt als sonst wem).

                    Ganz anders sieht es auf den slowenischen Berghütten aus: Gesetzliche Rahmenbedingungen gönnen den Hüttenwirten nicht allzuviel Bewegungsfreiheit bei der Gestaltung der Speisekarte. Weshalb die Auswahl auf den Hütten meist ziemlich ident ist - und aus drei Hauptspeisen besteht: Jota (Krautsuppe), Ričet (Ritschert) und die Kranjska Klobasa, also eine Bratwurst, die es wahlweise auch in, neben oder auf den vorangegangenen Gerichten gibt. Meist gibt es auch noch Štrukli, einen gekochten Topfenstrudel, doch der war selten notwendig, um satt zu werden.

                    Käse gibt es in der Gastronomie übrigens überraschend selten, und auf Berghütten so gut wie gar nicht. Weshalb wir sofort zugeschlagen haben, als es in der Koca pri Savici einen Teller mit Käse aus der Bohinj Region gab. Besonders hervorzuheben der Hartkäse, der hier unverdienterweise ein wenig in den Hintergrund gerückt ist:



                    Gut gestärkt stiegen wir am nächsten Tag durch die steile Komarča-Wand ins Tal der sieben Seen auf. Aufbruch um 6 Uhr morgens, damit wir beim Aufstieg der Hitze ein Schnippchen schlagen. Kurz vor 8 Uhr stehen wir bei See Nummer eins, dem felsumrahmten Črno jezero ...



                    Einzwei Stunden später kommen wir bei der bestbesuchten Schutzhütte Sloweniens vorbei. Die Koča pri Triglavskih jezerih steht direkt oberhalb unseres Sees Nummer zwei.



                    Am Ende der berühmtesten Wanderung Sloweniens steht die Zasavska koča na Prehodavcih, eine der spektakulärsten Hütten, die ich je gesehen habe: Direkt auf einem Felsplateau, umringt von ALLEN prominenten Bergen Sloweniens. Hier muss ich unbedingt einmal übernachten - der Sonnenauf/-untergang hier ist sicher ein ziemliches Erlebnis.



                    Für uns ging's allerdings noch ins Tal hinunter. Ein faszinierender Weg, der - wie viele Wege hier - seinen historischen Wurzeln wohl in den Wirren des Ersten Weltkrieges hat, führt beinahe 1500 Höhenmeter hinab nach Trenta.



                    Am nächsten Tag kommen wir über den Vršič-Pass der italienischen Grenze schon überraschend nahe. Waren wir die letzten Wochen meist alleine unterwegs, gab's hier ein ordentliches Gewusel.



                    Eine Premiere gab's beim Abstieg zum Dom v Tamarju. Erstmals in unserer Wanderkarriere müssen wir _unter_ einem Schneefeld durch. Und das, obwohl die Hütte beinahe schon im Save-Tal steht.



                    Nun trennte uns nur mehr ein Radweg-Walk von Italien. An der Staatsgrenze große Freude, denn Astrid hat ihr Ziel, in ihrem Urlaub von Graz bis nach Italien zu kommen, erreicht.

                    Wegen der Sonne haben wir uns beim Foto dann aber doch für die andere Seite des Grenzschildes entschieden ...



                    ... bevor wir uns von Slowenien endgültig verabschiedeten. Nach "Servus" in der Steiermark hieß es ...



                    ... bevor es nun in den nächsten drei Monaten vor allem "Ciao" heißen wird.

                    Mein persönliches Resüme: Slowenien entwickelt sich langsam aber sicher zu meinem Lieblingsziel außerhalb Österreichs. Das Land ist unglaublich schön - und die Slowenen sind erstaunlicherweise _immer_ gut aufgelegt.

                    Mahlzeit!

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                    • Baciu
                      Dauerbesucher
                      • 18.07.2013
                      • 967
                      • Privat

                      • Meine Reisen

                      #30
                      AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

                      Sehr schön. Ja, den Käse haben wir auch etwas vermisst im Triglav... Bin mal gespannt wie es in Italien so ist, da war ich noch nie...

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                      • adriano
                        Gerne im Forum
                        • 04.12.2018
                        • 59
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                        #31
                        AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

                        Echt ein super Bericht.

                        Mit Lowa bin ich übrigens auch durch, und seit meiner letzten Wanderung mit Meindl auch.

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                        • vergissminet
                          Erfahren
                          • 08.06.2009
                          • 314
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                          #32
                          [Tag 028 & 029] Restless Legs

                          Nach 2010 darf ich zum zweiten Mal zur Gesamtdurchschreitung der Karnischen Alpen antreten. Auf geht's!

                          Ganz nahe an der slowenisch-italienischen Grenze liegt das schöne Örtchen Coccau (dt. Goggau). Eine Zustiegsmöglichkeit auf den Karnischen Hauptkamm nimmt hier ihren Ausgang und bringt mich in zwei Stunden auf die Göriacher Alm. Der vorgelagerte Bergrücken, auf dem sich die Gebäude der Gemeinschaftsalm verteilen, ist vom ganzen Gailtal aus zu sehen ...



                          Eine auf Openstreetmap verzeichnete Bunkeranlage lässt mich einen kleinen Umweg nehmen ...



                          ... wie man hier überhaupt lange Zeit entlang der Grenze wandern könnte. Der Südalpenweg verläuft zwar ohnehin bereits recht grenznah, die alten Patroillenwege von einem Grenzstein zum nächsten sind aber ebenfalls noch begehbar. Ich jedoch halte mich bald wieder an die Markierungen, und gelange über den Kapinberg zum Bartolosattel - einer mountainbiketauglichen Verbindung zwischen dem Gailtal und Tarvis. Der Weg zum Sattel ist "teuer" - kostet er doch 700 von den 1100 bereits erkämpften Höhenmetern.

                          Weiter geht's hinauf zur Achomitzer Alm, wo sich seit einiger Zeit ein Braunbär herumtreibt, der es auch immer wieder in die lokalen Medien schafft.



                          Am späten Nachmittag komme ich wieder einmal auf die schöne Achomitzer Alm und habe vom Almstall am Schönwipfel prächtige Gar-nicht-so-Fernsicht zum Dobratsch:



                          Am Weg zur Feistritzer Alm sehe ich bei der Kapelle Maria Schnee schon einen roten, einen weißen und einen kleinen grünen Punkt herumhüpfen. Freund Wolfgang begleitet mich einen Tag lang Richtung Westen. Und rastlos, wie er ist, möchte er am Abend noch auf den Gipfel des Oisternig hinauf - mein Gemurmel von wegen "habe bereits 1700 Höhenmeter in den Beinen" geflissentlich überhörend. Und so finde ich mich eine knappe Stunde später zuerst am Kreuzgipfel, und etwas später am Hauptgipfel des aussichtsreichen Grenzberges wieder. Pünktlich um 21 Uhr der traumhaft schöne Sonnenuntergang hoch über dem Gailtal ...



                          ... und Wolfgang wäre nicht Wolfgang, hätte er nicht bereits bei der Hütte an die Marschverpflegung gedacht.



                          Am nächsten Morgen starten wir pünktlich um sieben Uhr in die lange Etappe zum Nassfeldpass. Wolfgang, der den ganzen Tag nicht müde werden wird, mich daran zu erinnern, dass wir erst 5 nach 7 losgegangen sind und die fünf Minuten, die wir nun hinter dem Plan liegen, unbedingt aufholen müssen, hat am Abend einen wichtigen Termin in der Krabbelstube von Lorenz, dem oben bereits erwähnten kleinen grünen Punkt dieser Geschichte.

                          Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass Wolfgang passionierter Bergläufer ist. Ich musste mir also bald irgendetwas einfallen lassen, den guten Mann zu bremsen, damit es zumindest optisch so aussieht, als wäre ich gleich schnell unterwegs wie er. Weshalb er kurzerhand mein Jausensackerl in den Rucksack bekam (Fräulein A war in großer Sorge, dass ich am Berg verhungere - ich habe also ein sehr imposantes Jausensackerl dabei). Wolfgang aber war das Mehrgewicht ziemlich wurscht, und so hechelte ich ihm hinterher und hatte hin und wieder die Gelegenheit, ihn zumindest mit dem Superzoom einzufangen.



                          Über den Starhandsattel kommt man zur Dellacher Alm. Gemeinschaftsalmen, wo jedes Mitglied das Anrecht auf die Errichtung einer eigene Hütte hatte, sieht man meines Wissens in Kärnten nur im Gailtal.



                          Nach einem üppigen Mittagessen auf der benachbarten Egger Alm wechselten wir auf die italienische Seite und querten zur Garnitzenalm - immer den imposanten Gartnerkofel im Blick.



                          Am Nassfeldpass warteten bereits Fräulein B (der weiße Punkt in unserer Geschichte), und der kleine grüne Lorenz samt Schwiegermu & pa auf uns wackere Wanderer - und Wolfgangs Abend in der Krabbelstube war gerettet.

                          Danke Wolfi für den lustigen Tourentag, und VIELEN DANK Fräulein B, dass Du Wolfi zweimal in die Berge ge"shuttle"t" hast!

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                          • Wafer

                            Lebt im Forum
                            • 06.03.2011
                            • 8659
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #33
                            AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

                            Hallo VergissMiNet.

                            Ganz tolle Tour und super Reisebericht! Und jetzt bist du auch in mir bekanntem Gelände. Sehr schön! Ich finde es immer interessant wie jemand einen Weg empfindet, den ich in der anderen Richtung kenne. Die bekannten Stellen in den Karawanken waren ja recht überschaubar. Da bist du ja gleich in die Steiner Alpen abgebogen. Kann ich gut verstehen! Das sah letztes Jahr schon so aus als wäre das was für meines Vaters Sohn! Bin gespannt was du noch so alles berichtest. Leider vermisse ich die GPX-Tracks. Aber das wurde, glaube ich, schon erwähnt. Ich bin halt einer, der sich solche Wanderungen immer ganz gerne mal auf einer Karte ansieht.

                            Ich freue mich auf mehr! Gruß

                            Wafer

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                            • vergissminet
                              Erfahren
                              • 08.06.2009
                              • 314
                              • Privat

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                              #34
                              AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

                              Wenn's um den (österreichischen Anteil am) Südalpenweg geht, gibt es meiner Meinung je nach verfügbarem Zeitbudget eine "bessere" und eine "auch supertolle, aber vergleichsweise zweitgereihte" Option. Wenn wer alle 500 Kilometer in Angriff nimmt, hat der Start in Radkersburg den Vorteil, dass sich der Weg langsam steigert und mit dem spektakulären KHW endet. Wer hingegen nur eine Woche Zeit hat, stellt mit einem Start in Sillian sicher, dass er alle geographischen "Höhepunkte" unterbringt.

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                              • vergissminet
                                Erfahren
                                • 08.06.2009
                                • 314
                                • Privat

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                                #35
                                [Tag 030 & 031] Im Schneekindergarten

                                Der Almenabschnitt des Karnischen Höhenweges liegt hinter mir - nun geht's rauf in die Südkärntner Rocky Mountains.

                                Wolfgang ist noch keine halbe Stunde fort, als die nächste freudige Überraschung um die Ecke biegt: Andi, der mich im Forum Gipfeltreffen seit vielen Jahren als "Snowkid Joe" mit seiner Bergexpertise beeindruckt, steht plötzlich auf der Terrasse des Alpengasthofes Plattner am Nassfeld. Andi kommt hungrig, und wir kosten uns quer durch die Karte.

                                Zu Andi ist zu sagen, dass es wohl nicht viele Menschen gibt, die die heimische Bergwelt (und nicht nur diese!) so gut kennen wie er. Ich wette, wenn ich irgendwo auf meiner Tour einen Stein mitnehmen würde, könnte mir Andi mit Sicherheit sagen, bei welchem Bergstock dieser Brocken nun fehlt.

                                Ich kann mir daher auch keinen Besseren denken, um meine geplante Route durch die Karnischen Alpen nach Verbesserungsmöglichkeiten zu durchforsten. Ich finde zwar, dass der Karnische Höhenweg, so wie er ist, schon sehr sehr attraktiv ist - dennoch wurde er zu einer Zeit aus der Taufe gehoben, wo der Übergang auf die italienische Seite der "Carnia" noch nicht so sorglos war wie heute. Weshalb man heutzutage nachsehen sollte, ob es nicht jenseits der Grenze ebenfalls attraktive Wege gibt.

                                Und genau so ist es auch. Gewappnet mit einer Routenempfehlung für die kommenden zwei Tage ziehe ich vom Nassfeld aus Richtung Trogkofel. Immer wieder aufs Neue bin ich fasziniert, mit welcher Behutsamkeit die Trogkofel-Nordseite touristisch erschlossen wurde und wie sanft sich die neue Abfahrt in die Landschaft schmiegt ...!



                                Der Blick ins Landesinnere ist da weitaus versöhnlicher. Den Speichersee nahe der Rudnigalm finde ich tatsächlich sehr gelungen:



                                Ist man nach einigem Auf und Ab am Rudnigsattel angekommen, zeigt sich auf der Trogkofel-Südseite gleich ein völlig anderes Bild. Spektakulär der erste Blick in den italienischen Anteil der Karnier, wo das auf 1900 m Seehöhe gelegene Bivaccio Lomasti für einen schönen Farbtupfer sorgt:



                                Ich habe an diesem Tag mit dem Smartphone nicht viel fotografiert, weshalb wir etwas aprupt gleich zum Zollnersee springen, an dessen Ufer sich ein Schutzhaus der engagierten Alpenvereinssektion Obergailtal befindet. Zum dritten Mal übernachte ich bereits hier. Nach einem Pächterwechsel sind hier nun Maria und Toni am Werkeln, die zuvor jahrelang erfolgreich die E.T.-Compton-Hütte bewirtschaftet haben.

                                Wer vom Nassfeld kommt, hat nach der spektakulären, aber auch langen Etappe meist keine Sonne mehr am See:



                                Nach einer erholsamen Nacht im Lager der unlängst renovierten Hütte hieß es am Morgen leider Abschied nehmen von Silvia und Georg. Seit der Feistritzer Alm zogen wir im Gleichschritt, meist jedoch ein wenig zeitversetzt durch die Berge, reservierten uns gegenseitig das Nachtquartier und teilten Frühstück und Abendessen miteinander.

                                Die beiden haben die letzten Woche auf der Via Alpina verbracht: Nach dem Start im Hafenbecken von Triest durchquerten sie den slowenischen Karst und den Triglav-Nationalpark, und wechselten am Ufer der Save in die Karnischen Berge. Schon in Slowenien waren wir im gleichen Tempo unterwegs, wussten allerdings noch nichts voneinander. Ihre Weitwanderung endet heute am Plöckenpass - denn die Fortsetzung Richtung Südtirol kennen die beiden bereits.

                                Danke Euch beiden für die abwechslungsreiche, amüsante Zeit!



                                Dass wir bis zum Plöcken verschiedene Wege gehen, ist dem Umstand geschuldet, dass ich die Hauptroute des Karnischen Höhenweges in diesem Abschnitt schon wiederholt begangen habe - und dank Andis Tourentipp eine attraktive Alternative auf der anderen Seite der Staatsgrenze auf mich wartet.

                                Früh morgens geht es also sausteil hinauf zum Gipfel des Hohen Triebes, von dem sich in Richtung Westen ein alter Militärsteig zieht.



                                Im Grunde bleibt man hier immer nahe des Berggrats, bis es beim Kronhofer Törl ein wenig runter geht. Bewirtschaftete Hütte sehe ich heute keine, weshalb ich um die Mittagszeit wieder einmal das rosarote Menü auf die Karte setzte.



                                Über zwei Hochalmen gelange ich auf die Südseite des Blausteines. Ein Berg, der von der mir bekannten Seite unbezwingbar erscheint, weshalb es mich auch überhaupt nicht wundert, dass Snowkid Andi mit der ganzen Verwandtschaft ausgerechnet von dieser Seite schon einmal raufgekraxelt ist.

                                Mir reicht die Seepferdchen-Variante: Da mir nur mehr geschätzte 100 Höhenmeter zum Gipfel fehlen, beschließe ich, den unmarkierten Pfaden, die hier zwischen den verfallenen Stellungsgräben Richtung Gipfel winden, zu folgen und das Gipfelbuch zu signieren. Der Ausblick ist wie überall hier phänomenal, ich kann bereits meinen restlichen Weg zur unteren Valentinalm nachvollziehen. In der linken Bildhälfte sieht man den Großen und Kleinen Pal, über die man zum Plöckenpass gelangt, wo sich nicht weit entfernt und abseits der Verkehrswege die äußerst sympathische Valentinalm befindet.

                                Der Gasthof am Fuße des Passes wird seit einigen Jahren von Johanna und Markus bewirtschaftet, und gehört für mich zu den Lieblings-Einkehrhäusern unserers Landes. Die Alm befindet sich etwas rechts der Bildmitte bei den grünen Flecken mitten im Wald:



                                Bevor man jedoch ins Tal absteigt, hat man unterwegs die Gelegenheit, das Freiluftmuseum am Kleinen und Großen Pal zu besichtigen. Die Dolomitenfreunde, ein bunt zusammengesetzter, internationaler Verband aus freiwilligen Helfern, legen hier seit etlichen Jahren jeden Sommer Teile der Kriegssstellungen frei und machen sie so der der Öffentlichkeit zugänglich. Auf Bildern erlangt man direkt vor Ort eine Vorstellung, was hier vor exakt einem Jahrhundert abging.



                                Nun sitze ich auf der gemütlichen Terrasse der Valentinalm, denn Johanna hat mir den ersten Internetzugang seit Beginn der Karnier-Durchquerung ermöglicht. Ich werde heute noch zum Wolayersee aufsteigen, denn mit dieser Kurztour gelingt es mir, den üblicherweise sehr gut besuchten Quartieren der Hauptroute auszuweichen. Für mich verschieben sich nun die Tagesetappen so, dass ich in den nächsten Tagen am Abend zu den weniger besuchten Hütten des Weges komme.

                                Vorher gibt's aber Mittagessen. Jetzt.

                                Mahlzeit!

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                                • vergissminet
                                  Erfahren
                                  • 08.06.2009
                                  • 314
                                  • Privat

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                                  #36
                                  [Tag 034, 035 & 036] - Auffisteigen & Obischauen

                                  Es ist vollbracht - zum zweiten Male in diesem Jahrzehnt darf ich mich über eine unfallfreie Non-Stop-Begehung des Karnischen Höhenweges freuen. Wie gut, dass es da oben im Himmel jemanden gibt, der seine schützende Hand über mich hält und jeden meiner Schritte mit gütigen Augen begleitet. Danke, Leonard Nimoy!

                                  Meine erste Zeltnacht am Karnischen Höhenweg wird auch die einzige niederschlagsfreie Übernachtung zwischen Plöckenpass und Sillianer Hütte bleiben. Der Morgen beginnt wie jeden Tag großartig, und ein Sturzbach, der mir über den Weg läuft, lädt zur aussichtsreichen Morgendusche.



                                  Wie jeden Tag mache ich ein Foto vom ersten Schritt in die Sonne - wie hier, mitten auf der "Almstraße".



                                  Ich befinde mich nämlich auf der "Strada delle Malghe", einer kaum genutzten Alm"straße", die ständig auf gleicher Seehöhe über ca. 15 Kilometer von einer Alm zur nächsten verläuft. Mir gefällt, was in Italien als Straße durchgeht:



                                  Wasser gibt es hier - im Unterschied zur Nordseite - mehr als genug ...



                                  ... deshalb ist es auch halb so schlimm, dass keine der Almen hier bewirtschaftet ist. Im Gegenteil, das ist wohl der Grund, warum sich der Besucherstrom in Grenzen hält - nur ein einziger Wanderer kommt mir den ganzen Vormittag über entgegen.

                                  Wer weiß, wenn man artig fragt, wird man vielleicht sogar etwas zu trinken bekommen, doch großen Tamtam machen die Senner hier um ihr Angebot keines. Die letzte Alm kurz vor dem Porze-Massiv scheint ein beliebtes Ziel für Mountainbiker zu sein, denn erst dort kommen mir weitere Bergmenschen entgegen. Mich zieht die Straße hinter dem roten Dach an ...



                                  ... denn ich habe ein Faible für Säumerwege. Eine mittelalterliche Handelsstraße in bewundernswertem Zustand führt hier nämlich über das Tilliacher Joch. Natürlich wurde auch dieser Promenadenweg in das Versorgungsnetz der Weltkriegsstellungen miteinbezogen:



                                  Am Joch angekommen, hat man das ganze Obertilliacher Tal unter sich - und auch der Golzentipp samt Connyalm (jedermann bekannt von meinem unfassbar schönen Bericht über den Gailtaler Höhenweg!) sind im Hintergrund vollständig zu sehen.



                                  Auf der Porzehütte setzt bald nach meinem Eintreffen ein mächtiges Gewitter ein, sodass ich meine Pläne, zur Filmoor-Standschützenhütte aufzusteigen, auf den nächsten Morgen verschieben muss.

                                  Das Wetter in der Früh wie gehabt .... :-)

                                  Der winzig kleine Punkt am rechten Bildrand in den Ausläufern des Schuttkars ist die Standschützenhütte ...



                                  ... doch die Entfernung täuscht - eine gute Stunde später sitzt man dort auf der Terrasse. Links im nächsten Bild, zwischer kleiner und großer Spitze, befindet sich direkt am Fels der Aufstiegsweg zur Großen Kinigat.

                                  Ich stelle an dieser Stelle einmal zur Diskussion, dass Wikipedia irrt, wenn dort (oder hier bei der Bildbeschriftung) behauptet wird, der große Steinhaufen da in der Bildmitte wäre die Große Kinigat. Ich glaube vielmehr, dass sich der Gipfel, auf dem ich gestanden bin, dahinter versteckt und die hier sichtbare Spitze in den Karten einfach ignoriert wird (wie zb hier bei der Amap - oder bei kompass.de, wo man allerdings zuerst noch nach 'große kinigat' suchen muss).



                                  Der Weg zum Gipfel ...



                                  ... von dem man voll super wieder hinunterschauen kann ...



                                  ... genausogut, wie man von unten wieder hinaufschauen kann.



                                  Von der Großen Pfannspitze, 2678 m, kann man ebenfalls ganz weit hinunterschauen, nämlich zum nächsten Nachtquartier, der überaus sympathischen Obstansersee-Hütte, die mit ihrem Vertrauen erweckenden Blitzableiter das Recht der nächsten Nacht erwirbt.



                                  Es bleibt jedoch verhältnismäßig ruhig. Etwas Regen am Abend, aber die Nacht verlief ungestört. Am Morgen war bald klar, dass mein Abschied von den Karnischen Bergen eher kühl ausfallen wird. Wolken umhüllen bereits um Halbsechs den schüchternen Sonnenaufgang ...



                                  .. und ich habe - genauso wie 2010, vom letzten Halbtag am Karnischen Höhenweg nicht viel gesehen.

                                  Irgendwann taucht die Sillianer Hütte aus dem Nebel auf ...



                                  ... und ich kann endlich die Pläne, die ich den ganzen Vormittag über geschmiedet habe, in die Tat umsetzen.



                                  Mahlzeit!

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                                    • 08.06.2009
                                    • 314
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                                    #37
                                    AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

                                    Zitat von Bulli53 Beitrag anzeigen
                                    Allerdings top das Senfpulver allen. Was bitte habt ihr mit dem Pulver gemacht? Nur? Eine delikate Sauce? Oder geschnupft?
                                    Das Zeug ist _ENORM_ scharf, eignet sich also nur bedingt als Senf im herkömmlichen Sinne. Aber als Gewürz ist es super!

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                                      • 08.06.2009
                                      • 314
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                                      #38
                                      AW: [AT|SI|IT|CH|F] Wien - Monaco (2000 km): EPILOG

                                      Zitat von Munzelchen Beitrag anzeigen
                                      Die Tour hätte man aber im Kahlenbergerdorf beginnen müssen, da hochkraxeln zum Leopoldsberg, hin zum Hermannskogel und im Bogen nach Perchtoldsdorf
                                      Aber im Nachhinein hast absolut recht - der Hatscher durch Heiligenstadt & Döbling war mäßig attraktiv. Nase/Leopoldsberg ist sicher schöner - aber hätte auch einen zusätzlichen Tag bedeutet, den ich nicht in einen Wald direkt vor der Haustür investieren wollte.

                                      Zitat von Munzelchen Beitrag anzeigen

                                      In den letzten 10 Jahren
                                      ... vor allem in den letzten drei - und gar nicht so wenige wurden durch diesen Geocache motiviert: GC11PTE

                                      Zitat von Munzelchen Beitrag anzeigen
                                      Ich kenne da eine Barbara, Johanna, Anne, einen Alwin, Martin, Alex+Freundin, Günter, Judith+Nik, ein Red Bull-Team und einige andere mehr
                                      Bis auf Anne und Günter kann ich alle zuordnen.

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                                        • 08.06.2009
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                                        #39
                                        [Tag 037 & 038] Mighty Dolomites!

                                        Freund Günther, der mich seit Sexten begleitet, drohte bereits im April, dass er mir nur in die Dolomiten nachfährt, wenn das Wetter passt. Dass er heute gemeinsam mit mir auf Cortina d'Ampezzo hinunterschaut, ist daher mehr wert als jeder noch so gute Wetterbericht.

                                        Wir starten unseren Dolomitencross so wie sich das gehört - nämlich beim bekanntesten Dreigestirn Italiens Und genießen die Aussicht bei der - auf ein bisserl mehr als 2400 hm gelegenen - Dreizinnenhütte.

                                        Und wir sind nicht alleine.



                                        Die Drei Zinnen kann man umrunden. Das tun die meisten hier, zumindest teilweise. Auch wir machen das, zumindest teilweise. So kommen wir irgendwann zum Rifugio Auronzo. Immer wieder kommt die Kamera raus. Rund 20 Leute konnten wir ausmachen, die hinter der Auronzohütte irgendwo in der Wand herumhängen ...



                                        Günther und ich sind aber auch sportlich unterwegs und teilen uns gegenseitig als Fotomotiv ein - Bilder für die Ewigkeit!



                                        Das Abenteuer des Tages heißt "Sentiero di Bonacossa" und verlangt uns eine Stunde lang einiges an Konzentration ab - wollen wir doch mit heiler Haut bei der nächsten Hütte um einen Teller Spaghetti vorstellig werden. Das gelingt uns im Laufe des Nachmittags auch ...



                                        ... womit für diesen Tag nur mehr die letzte Aufgabe offenbleibt: Das vorgebuchte Zimmer am Lago di Misurina zu beziehen und sich über die feine Aussicht aus dem Fenster zu freuen:



                                        Tags drauf waren die Tageshöhenmeter recht bald erledigt, und nachmittags stand entspanntes Almstrawanzen auf dem Programm.



                                        Nun, so ganz stimmt das nicht - dazwischen mussten wir nach Cortina absteigen und uns auf der gegenüberliegenden Bergseite wieder gegenseitig hinaufmotivieren. Doch auch das lag irgendwann hinter uns. Jetzt sitzen wir auf der Terrasse des Capanna Pomedes, 2300 m, und genießen die abendliche Aussicht ins Tal.



                                        Und in 15 Minuten gibt's Abendessen.

                                        Mahlzeit!

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                                          • 08.06.2009
                                          • 314
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                                          #40
                                          [Tag 038, 039 & 040] I beg your pardon ...

                                          Ich weiß nicht, ob die Henne oder das Ei früher in den Dolomiten war. Jedenfalls war Günthers Wunschprogramm und meine Planung für die Traverse derart ähnlich, dass bei den meteorologischen Rahmenbedingungen - siehe Fotos - nur eine Traumtour herauskommen konnte.

                                          Schon unsere Anreise - und da zähle ich den ca. 900 Höhenmeter langen Aufwärmspaziergang zur Dreizinnenhütte dazu - stand unter einem guten Stern. Doch halt, da waren wir im letzten Bericht ja bereits!

                                          Warum ich nochmals zurückspringe: Meine Speicherkarte gab vorgestern den Geist auf und alle (Handy-)Fotos der letzten Tage sind derzeit für mich unerreichbar. Morgen habe ich kurzzeitig einen Laptop, um den Schatz zu bergen (keine Ahnung, wie man mit einem Handy eine defekte FAT repariert).

                                          Ein typisches Problem der Internetgeneration, aber nix, was man mit dem Internet nicht auch wieder flicken könnte: Günther hat mir heute per Mail mit seinen Bildern ausgeholfen. Und die sind es wert, dass wir nochmals kurz in der Zeit herumhüpfen.

                                          Gleich zum Einstieg das begehrteste Fotomotiv in den Südtiroler Bergen - dahinter die Drei Zinnen:



                                          Das nächste Foto ist um ca. halbsieben Uhr morgens entstanden, der Austragungsort nennt sich Sentiero Astaldi.



                                          Wieder ein Sprung nach vorne: Der Abstieg vom Piz Boe kostete Kraft, und der Aufstieg sowieso. Am späten Nachmittag - es war recht heiß - kam uns dieser Wasserfall gerade recht ...



                                          So großartig wiederhergestellt, war die gefühlt dennoch seeehr lange Querung zum Sellajoch keine große Sache mehr. Am Joch ein Bier, es war gerade 18 Uhr, und weiter ging's Richtung Westen ins Grödner Land ...



                                          ... denn unser Quartier war noch weitere zwei Stunden entfernt. Um 20 Uhr großes Durchatmen: In der vor wenigen Wochen neu eröffneten Plattkofelhütte fühlt man sich wie in einem Hotel: Freundliches Personal, freundliche Zimmer, freundliche Gemüsesuppe, freundliche Dusche - und ein äußerst freundliches weiches Bett.

                                          Um 5:45 erkundigte sich Günther mit einem freundlichen "Guten Morgen!" nach der Tiefe meines Schlafes. Keine halbe Stunde später trotteten wir weiter zum Tierser Alpl ...



                                          ... wo sich nach einem letzten gemeinsamen Frühstück unsere Wege trennen sollten. Günther stürzte sich 1600 Höhenmeter nach St. Zyprian hinunter, weil man von dort aus am besten zum Startpunkt (wo das Auto steht) zurückkommt. Wie sich zeigen sollte, komm man per Autostopp in den Südtiroler Bergen am schnellsten von A nach B.

                                          Auch für mich gibt es große Veränderungen. Nach mehreren Tagen am Dolomitenweg Nr. 9 wechsle ich irgendwo zwischen Gastzimmer und Wäschhenk' der Tierser-Alpl-Hütte auf den Dolomitenhöhenweg Nummer 8, und finde mich ca. 2 Stunden später am Hochplateau des Schlern wieder.



                                          Hier im nächsten Bild links, noch etwas klein und (zumindest für mich am Smartphone kaum zu sehen) steht das Schlernhaus, daneben die resche Resi, und über ihr, diesmal wohl auch auf der Cineplexx-Leinwand nicht mehr zu sehen, das Gipfelkreuz am Schlern. Übrigens ein superleichter Gipfelsieg ... doch hinkommen muss man auch erst einmal, knapp 1700 mehr oder weniger senkrechte Meter trennen den im Tal residierenden Urlaubsgast vom Gipfelkreuz.



                                          Für mich geht's hinterm Berg ebendiese 1700 Meter kerzengrad' hinunter. Ich setzte alle Hoffnung darauf, den "Path of least resistance" am Namen zu erkennen, und gab dem Schaufelesteig - und nicht dem Knüppelweg - den Vorzug.

                                          Im Tal erwartete mich ein bereits im Frühjahr angekündigter Spontanbesuch: Freund Martin hatte Unterkunft, Abendessen und Getränkebegleitung bereits organisiert, als ich um halb fünf durschtig und hungrig am Kirchenplatz von Völs einhechelte.

                                          Eine Stunde später war die Welt wieder in Ordnung und die insgesamt rund 1999 Höhenmeter lange Kniefolter vergessen.



                                          Und so endet ein weiterer, für mich bedeutsamer Abschnitt auf meiner Tour. Mit der Durchquerung der Dolomiten habe ich mir einen Herzenswunsch erfüllt - und Günther, der ebenfalls schon seeehr sehr lang auf diese Traversata gespitzt hat, hat das perfekte Wetter dafür mitgebracht.

                                          Wir haben die Dolomiten und den Sellastock gemeinsam überquert, mit dem Piz Boe einen 3000er bezwungen, und ich durfte auch noch den Schlern dazuhängen. Einzig der sagenumwobene Blick auf den Rosengarten blieb uns im Morgennebel verwehrt ... doch den hat uns - siehe Überschrift - auch niemand versprochen.

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