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Nun denn, will ich mal meinen ersten Reisebericht veröffentlichen.
Vorausgehend ist ein sechsmonatiger Aufenthalt in Chile 2013/2014 gewesen. Während dieser Zeit haben wir (mein Freund und ich) für Freunde und Familie einen Blog geschrieben, der aber nicht weiter publik gemacht wurde.
Nun lese ich viel hier im Forum und ziehe auch den ein oder anderen Nutzen daraus. Weshalb ich mich nun dazu durchgerungen habe, mal unser "Reisetagebuch" aus der virtuellen Schublade zu holen und einen Bericht zu veröffentlichen.
Es ist ja immer so eine Gewissensfrage, ob man Infos zu den richtig geilen Touren preisgibt, damit dann in den noch wirklich einsamen Gegenden auch noch ein Haufen Leute rumrennen. Aber ich denke in diesem Forum sind diese Art Berichte an der richtigen Stelle und werden auch von den richtigen Leuten gelesen.
Für alle, die die Wildnis Patagoniens in der Region Aysén erleben wollen, abseits der Touristenmagneten, die vielleicht auch keine Gletscher mehr sehen können, könnte nachfolgender Bericht von Interesse sein.
Zur Wegfindung: Der Park an sich befindet sich noch im Aufbau, es gibt drei markierte Tagestouren. Wir haben die Touren verbunden und die Verbindungsstrecken sind über alte Viehtreiberpfade begehbar, die aber nicht markiert sind. Ein bisschen Entdeckergeist sollte man also mitbringen. Außer auf den Strecken für die Tageswanderungen sind wir auch niemanden begegnet.
Zu Fuß von Cochrane nach Chile Chico – Vom Lago Cochrane zum Lago General Carrera
Januar 2014
In 5 Tagen führte unser Weg von Cochrane, am Lago Cochrane, zum 173 Kilometer entfernten Chile Chico, am Lago General Carrera. Zu Fuß und per Anhalter durchstreiften wir das „Reserva Nacional Tamango“, das Valle Chacabuco und das „Reserva Nacional Lago Jeinimeni“, alle drei Bestandteil des „El Futuro Parque Nacional Patagonia“. …
1. Tag, Cochrane – Laguna Norita, 23 km
9 Uhr starten wir an unserer lilafarbenen Hospedaje „El Bombero“ in Cochrane bei leicht bewölktem Himmel und angenehmer Temperatur Richtung Nordosten. Eine 6 Kilometer lange Zufahrtstraße soll uns zum Nationalreservat Tamango führen, wo wir an der Guardería unsere Wanderung durch den Nationalpark beginnen wollen. Bereits nach dem ersten Kilometer kommt von hinten ein Geländewagen und ich halte den Daumen raus. Rein zufällig ist es ein Conaf-Auto (Nationale Forstbehörde und Verwaltung aller Nationalparks) samt Ranger, der genau zur Guardería fährt. Nach einer kurzen Erklärung was wir vorhaben, nimmt uns der nette Julio mit und erspart uns somit den Marsch auf der Schotterstraße. Das Areal um die Guardería lädt zum Verweilen ein, man hat einen schönen Blick auf den Lago Cochrane und auf der großen Wiese könnte man auch super Campen. Wilde Hasen gibt es hier zu Hauf, die scheinen auch den Rangern zu schmecken, was der Anblick eines abgezogenen Fells vermuten lässt, das noch irgendwo in der Ecke liegt. Hier beginnt nun der Wanderweg „Las Lengas“ (Die Südbuchen), der uns anfangs über Wiesen führt. Der Pfad ist ziemlich zugewachsen und kaum zu erkennen, was sich aber ändert, als es links steil hoch geht. Im Zickzack geht ein ausgetretener Pfad nach oben in den Lengawald. Hier liegen dann rechts und links entlang des Weges dünne Baumstämme und Äste als Begrenzung. Bevor wir in den Wald eintauchen drehen wir uns aber noch einmal um und genießen die herrliche Aussicht. Links sehen wir die Ausläufer des Lago Cochrane, unter uns die kleine Guardería, dahinter den Ort Cochrane, alles umsäumt von Wäldern und Hügeln, und am Horizont schlängelt sich die Carretera Austral entlang des Lago Esmeralda. Und wir sagen: „Dort sind wir am Samstag langgeradelt…“. Ein schöner Rückblick. Nach reichlichen fünf Kilometern erreichen wir die Laguna Tamanguito, die laut Conaf-Karte nur 3,7 km entfernt sein sollte. Von hier sehen wir schon den Sattel zwischen Cerro Tamango (1722m) und Cerro Tamanguito (1485m), den wir als unseren Übergang ins Valle Chacabuco ausgewählt haben. Laut Karte beginnt hier der Wanderweg „Los Condores“ (Die Kondore), allerdings mangelt es wieder an eindeutigen Wegmarkierungen oder Spuren. Entlang des Waldrandes umrunden wir die Lagune zur Hälfte, auf der Suche nach dem richtigen „Eingang“ in den Wald. Unweit eines Holzunterstandes ohne Dach finden wir einen Durchschlupf durch das Dickicht und sehen dahinter im Wald wieder die bekannte Wegbegrenzung in Form vom Ästen. Die Richtung passt und Höhe gewinnen wir auch stetig, das wird dann wohl der richtige Weg sein. Wir wandern wieder durch Lengawälder und kommen an den herrlichsten wilden Zeltplätzen vorbei. Große Lichtungen mit saftigen Wiesen, die von einem kleinen Bächlein gekreuzt werden. Nach insgesamt 1050 Höhenmetern erreichen wir die Baumgrenze und stehen tatsächlich kurz unterhalb vom Portezuelo. Wir lassen nochmal den Blick über die unter uns liegenden Täler und schneebedeckten Berge in der Ferne schweifen, bevor wir wieter bergauf gehen. Der Weg über die Geröllhänge ist nun mit großen Steinmännern markiert. Das Gelände ist sehr offen und es weht ein eisiger Wind. Auf 1282 m erreichen wir den höchsten Punkt des breiten Sattels zwischen Cerro Tamango und Cerro Tamanguito und laufen über Grasbüschel an mehreren kleinen Lagunen vorbei. Ein herrlicher Platz für ein Picknick, aber uns weht es hier oben fast davon. Schnell steigen wir zur anderen Seite ab, verlassen also den Tamango-Nationalpark, und haben nun den nächsten grandiosen Ausblick auf das Valle Chacabuco, was auf den ersten Blick ziemlich trocken aussieht. Das Valle Chacabuco schließt die Lücke zwischen dem „Reserva Nacional Tamango“ im Süden und dem „Reserva Nacional Lago Jeinimeni“ im Norden. Eine Art Vereinigung der drei Parks ist in Arbeit und es soll zukünftig der „Parque Nacional Patagonia“ entstehen.
Das private Naturschutzgebiet Valle Chacabuco ist eine ehemalige Schafestancia (20.000 Schafe, 3.000 Rinder). „Wie viele andere große Anwesen in Patagonien wurde auch diese Farm zur Aufzucht von Schafen und Rindern betrieben. Diese Form der Landwirtschaft forderte durch Erosion, Abholzung, Straßenbau, Rodung und Anbau exotischer Pflanzen einen hohen Tribut sowohl vom Land selbst, als auch von den dort wild lebenden Tieren. Im Jahre 2004 allerdings erwarb Kristine Tompkins, ehemalige Geschäftsführerin von Patagonia, das Anwesen durch die gemeinnützige Stiftung Concervación Patagonica, mit dem Ziel, dem Land seinen ursprünglichen Charakter zu verleihen und es dauerhaft zu schützen.“ [Zitat: patagonia.com]
(Mehr zum Hintergrund und zu den Landnehmern)
Die Schwierigkeit ist nun, zwischen den endlos vielen Viehtreiberwegen, den angelegten Wanderweg „Sendero Lagunas Altas“ zu finden, auf dem wir unsere Wanderung fortsetzen wollen. Wir kreuzen mehrfach die 1250er Höhenlinie, auf der der Weg irgendwo sein muss und finden ihn. Unterhalb des Cerro Tamanguito führt uns der Weg nun zu den Lagunen. Hier treffen wir auch auf die einzigen drei Wanderer, die uns den ganzen Tag über begegnen. Einsamkeit pur.
Noch immer scheint die Sonne und verleiht der ersten Lagune auf unserem Weg eine strahlend blaue Farbe. Wir können uns kaum satt sehen, dieses leuchtende Nass inmitten einer steppenähnlichen Umgebung. Die zweite Lagune strahlt ebenso, in einem etwas anderen Farbton und hat sogar einen Namen: Laguna Norita. Nach insgesamt 23 Kilometern suchen wir uns hier etwas abseits des Weges eine schöne Wiese mit Wasserlauf und schlagen unser Zelt auf.
Gut sichtbarer Wegverlauf.
Kurz unterhalb vom Pass zwischen Cerro Tamango und Cerro Tamanguito.
Blick ins Valle Chacabuco und auf die erste Lagune.
Vorausgehend ist ein sechsmonatiger Aufenthalt in Chile 2013/2014 gewesen. Während dieser Zeit haben wir (mein Freund und ich) für Freunde und Familie einen Blog geschrieben, der aber nicht weiter publik gemacht wurde.
Nun lese ich viel hier im Forum und ziehe auch den ein oder anderen Nutzen daraus. Weshalb ich mich nun dazu durchgerungen habe, mal unser "Reisetagebuch" aus der virtuellen Schublade zu holen und einen Bericht zu veröffentlichen.
Es ist ja immer so eine Gewissensfrage, ob man Infos zu den richtig geilen Touren preisgibt, damit dann in den noch wirklich einsamen Gegenden auch noch ein Haufen Leute rumrennen. Aber ich denke in diesem Forum sind diese Art Berichte an der richtigen Stelle und werden auch von den richtigen Leuten gelesen.
Für alle, die die Wildnis Patagoniens in der Region Aysén erleben wollen, abseits der Touristenmagneten, die vielleicht auch keine Gletscher mehr sehen können, könnte nachfolgender Bericht von Interesse sein.
Zur Wegfindung: Der Park an sich befindet sich noch im Aufbau, es gibt drei markierte Tagestouren. Wir haben die Touren verbunden und die Verbindungsstrecken sind über alte Viehtreiberpfade begehbar, die aber nicht markiert sind. Ein bisschen Entdeckergeist sollte man also mitbringen. Außer auf den Strecken für die Tageswanderungen sind wir auch niemanden begegnet.
Zu Fuß von Cochrane nach Chile Chico – Vom Lago Cochrane zum Lago General Carrera
Januar 2014
In 5 Tagen führte unser Weg von Cochrane, am Lago Cochrane, zum 173 Kilometer entfernten Chile Chico, am Lago General Carrera. Zu Fuß und per Anhalter durchstreiften wir das „Reserva Nacional Tamango“, das Valle Chacabuco und das „Reserva Nacional Lago Jeinimeni“, alle drei Bestandteil des „El Futuro Parque Nacional Patagonia“. …
1. Tag, Cochrane – Laguna Norita, 23 km
9 Uhr starten wir an unserer lilafarbenen Hospedaje „El Bombero“ in Cochrane bei leicht bewölktem Himmel und angenehmer Temperatur Richtung Nordosten. Eine 6 Kilometer lange Zufahrtstraße soll uns zum Nationalreservat Tamango führen, wo wir an der Guardería unsere Wanderung durch den Nationalpark beginnen wollen. Bereits nach dem ersten Kilometer kommt von hinten ein Geländewagen und ich halte den Daumen raus. Rein zufällig ist es ein Conaf-Auto (Nationale Forstbehörde und Verwaltung aller Nationalparks) samt Ranger, der genau zur Guardería fährt. Nach einer kurzen Erklärung was wir vorhaben, nimmt uns der nette Julio mit und erspart uns somit den Marsch auf der Schotterstraße. Das Areal um die Guardería lädt zum Verweilen ein, man hat einen schönen Blick auf den Lago Cochrane und auf der großen Wiese könnte man auch super Campen. Wilde Hasen gibt es hier zu Hauf, die scheinen auch den Rangern zu schmecken, was der Anblick eines abgezogenen Fells vermuten lässt, das noch irgendwo in der Ecke liegt. Hier beginnt nun der Wanderweg „Las Lengas“ (Die Südbuchen), der uns anfangs über Wiesen führt. Der Pfad ist ziemlich zugewachsen und kaum zu erkennen, was sich aber ändert, als es links steil hoch geht. Im Zickzack geht ein ausgetretener Pfad nach oben in den Lengawald. Hier liegen dann rechts und links entlang des Weges dünne Baumstämme und Äste als Begrenzung. Bevor wir in den Wald eintauchen drehen wir uns aber noch einmal um und genießen die herrliche Aussicht. Links sehen wir die Ausläufer des Lago Cochrane, unter uns die kleine Guardería, dahinter den Ort Cochrane, alles umsäumt von Wäldern und Hügeln, und am Horizont schlängelt sich die Carretera Austral entlang des Lago Esmeralda. Und wir sagen: „Dort sind wir am Samstag langgeradelt…“. Ein schöner Rückblick. Nach reichlichen fünf Kilometern erreichen wir die Laguna Tamanguito, die laut Conaf-Karte nur 3,7 km entfernt sein sollte. Von hier sehen wir schon den Sattel zwischen Cerro Tamango (1722m) und Cerro Tamanguito (1485m), den wir als unseren Übergang ins Valle Chacabuco ausgewählt haben. Laut Karte beginnt hier der Wanderweg „Los Condores“ (Die Kondore), allerdings mangelt es wieder an eindeutigen Wegmarkierungen oder Spuren. Entlang des Waldrandes umrunden wir die Lagune zur Hälfte, auf der Suche nach dem richtigen „Eingang“ in den Wald. Unweit eines Holzunterstandes ohne Dach finden wir einen Durchschlupf durch das Dickicht und sehen dahinter im Wald wieder die bekannte Wegbegrenzung in Form vom Ästen. Die Richtung passt und Höhe gewinnen wir auch stetig, das wird dann wohl der richtige Weg sein. Wir wandern wieder durch Lengawälder und kommen an den herrlichsten wilden Zeltplätzen vorbei. Große Lichtungen mit saftigen Wiesen, die von einem kleinen Bächlein gekreuzt werden. Nach insgesamt 1050 Höhenmetern erreichen wir die Baumgrenze und stehen tatsächlich kurz unterhalb vom Portezuelo. Wir lassen nochmal den Blick über die unter uns liegenden Täler und schneebedeckten Berge in der Ferne schweifen, bevor wir wieter bergauf gehen. Der Weg über die Geröllhänge ist nun mit großen Steinmännern markiert. Das Gelände ist sehr offen und es weht ein eisiger Wind. Auf 1282 m erreichen wir den höchsten Punkt des breiten Sattels zwischen Cerro Tamango und Cerro Tamanguito und laufen über Grasbüschel an mehreren kleinen Lagunen vorbei. Ein herrlicher Platz für ein Picknick, aber uns weht es hier oben fast davon. Schnell steigen wir zur anderen Seite ab, verlassen also den Tamango-Nationalpark, und haben nun den nächsten grandiosen Ausblick auf das Valle Chacabuco, was auf den ersten Blick ziemlich trocken aussieht. Das Valle Chacabuco schließt die Lücke zwischen dem „Reserva Nacional Tamango“ im Süden und dem „Reserva Nacional Lago Jeinimeni“ im Norden. Eine Art Vereinigung der drei Parks ist in Arbeit und es soll zukünftig der „Parque Nacional Patagonia“ entstehen.
Das private Naturschutzgebiet Valle Chacabuco ist eine ehemalige Schafestancia (20.000 Schafe, 3.000 Rinder). „Wie viele andere große Anwesen in Patagonien wurde auch diese Farm zur Aufzucht von Schafen und Rindern betrieben. Diese Form der Landwirtschaft forderte durch Erosion, Abholzung, Straßenbau, Rodung und Anbau exotischer Pflanzen einen hohen Tribut sowohl vom Land selbst, als auch von den dort wild lebenden Tieren. Im Jahre 2004 allerdings erwarb Kristine Tompkins, ehemalige Geschäftsführerin von Patagonia, das Anwesen durch die gemeinnützige Stiftung Concervación Patagonica, mit dem Ziel, dem Land seinen ursprünglichen Charakter zu verleihen und es dauerhaft zu schützen.“ [Zitat: patagonia.com]
(Mehr zum Hintergrund und zu den Landnehmern)
Die Schwierigkeit ist nun, zwischen den endlos vielen Viehtreiberwegen, den angelegten Wanderweg „Sendero Lagunas Altas“ zu finden, auf dem wir unsere Wanderung fortsetzen wollen. Wir kreuzen mehrfach die 1250er Höhenlinie, auf der der Weg irgendwo sein muss und finden ihn. Unterhalb des Cerro Tamanguito führt uns der Weg nun zu den Lagunen. Hier treffen wir auch auf die einzigen drei Wanderer, die uns den ganzen Tag über begegnen. Einsamkeit pur.
Noch immer scheint die Sonne und verleiht der ersten Lagune auf unserem Weg eine strahlend blaue Farbe. Wir können uns kaum satt sehen, dieses leuchtende Nass inmitten einer steppenähnlichen Umgebung. Die zweite Lagune strahlt ebenso, in einem etwas anderen Farbton und hat sogar einen Namen: Laguna Norita. Nach insgesamt 23 Kilometern suchen wir uns hier etwas abseits des Weges eine schöne Wiese mit Wasserlauf und schlagen unser Zelt auf.
Gut sichtbarer Wegverlauf.
Kurz unterhalb vom Pass zwischen Cerro Tamango und Cerro Tamanguito.
Blick ins Valle Chacabuco und auf die erste Lagune.
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