[DE] Damals im Elbsandsteingebirge

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    • 23.07.2011
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    [DE] Damals im Elbsandsteingebirge

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    Inspiriert vom Missgeschick eines bayrischen Wildpieslers möchte ich mal ein paar Impressionen aus den Boofen im Elbsandsteingebirge zu Zeiten der 80iger Jahre ausbreiten.

    Meist marschierten wir mit unseren Kraxen über Schmilka in die Gegend um den Winterberg und den Zschand. Die Ausrüstung bestand aus Schlafsack und Iso-Matte. Dazu das "Boofenbesteck": Benzinkocher "Juwel", Messer, Axt und Säge. Das machte ca. 50 % des Packraums aus. Der Rest füllte die Fourage auf: Eine Flasche Wein pro Leut und Boofennacht, Grillgut, in der Regel Bratwürste. Die konnte man auf einem Stock gespießt ins Feuer halten. Einer wurde außerdem noch beauftragt, eine Flasche "Braunen" mit zu bringen. Das war die Essenz für den Tee, sonst hätte ja der Kocher keinen Sinn gemacht.

    Abstieg von der Villa Fernblick in den Torsteiner Wänden.

    Wir suchten damals meist Stiegen wie die "Rübezahl-Stiege" oder die "Starke Stiege", den alten Weg über die Torsteiner Wände. Diese Wege waren in den gängigen Wanderkarten nicht eingezeichnet. Uns sind die als Geheimtipps mündlich überliefert worden. Der Herr Böhm hatte zwar schon einige Karten gezeichnet, an so was kam ich damals aber nicht ran.






















    Einmal stiegen wir in einer Seitenschlüchte aus dem Großen Zschand auf. Die Namen der Schlüchten waren damals noch unten am Hauptwanderweg ausgeschildert: Nasse Schlüchte, Jordan-Schlüchte. Kurz vor dem Massiv erschien plötzlich ein goldenes Licht links auf der Felswand. Wir hatten die Sommerwand entdeckt. Für ein paar Minuten schien die untergehende Sonne durch das Felsenloch in der Sommerwand und projezierte dieses magische Licht an die gegenüberliegende Massivwand.

    Boofe an der Sommerwand
    Hier gab es eine Boofe, die vollständig in Blockbauweise ausgebaut war, Schlafraum und Kochraum, draußen eine schöne Feuerstelle, zum drumrum sitzen und klönen.

    Hier lauschten wir den Erlebnissen der Leute, die "unerkannt durch Freundesland" gereist sind. Am meisten beeindruckte mich die Erzählung von K., der mit einem Transitvisum einfach nicht mehr in den Flieger in Moskau zum Weiterflug einstieg. Stattdessen kaufte er sich ein Ticket mit der TransSib nach Nowosibirsk. Dann weiter mit der TurkSib durch Mittelasien an das Kaspische Meer. Dort wurde er erwischt und ausgewiesen, die Heimreise hat ihm der KGB organisiert. An den Feuern entstanden dann unsere Reisepläne in den Kaukasus oder nach Rumänien. Bis Rumänien sind wir tatsächlich dann auch gekommen.

    Meist haben wir die Boofen mit derben Folien aus einem volkseigenen Glaswerk in der Nähe von Dresden ausgelegt und uns dann in die Schlafsäcke verkrochen. Nachts dann plötzlich, der ganz Hinterste rappelte sich aus dem Schlafsack. Ich bewunderte ihn, wie er mit großem Geschick über seine Freunde drüberweg zum Ausgang der Höhle trappste. Wohl auch mit geschlossenen Augen fand er nicht den Auslass, sondern riss wie beim Springreiten den Ochser die Verbauung ein, richtete sich draußen zum Pieseln in seiner vollen Größe auf und kippte den Abhang hinunter. Ich rüttelte an seinem Bruder: "Du, Dein Bruder ist abgstürzt!"
    "Ja. Der kommt gleich wieder, ist nur Pullern."
    Ich also alleine raus und gerufen. Aus der dunklen Tiefe kam leise Antwort. Auf Socken und ohne Licht kroch ich abwärts. Da lag er, einen Baum umschlungen. In der Tat, ich musste ihn wecken, damit wir wieder die knapp fünf Meter hoch in die Boofe zurück klettern konnten. Von seinem Abflug hatte er nichts bewusst erlebt.

    Da liegt er noch, der obere Balken des gerissenen Ochsers
    Am Morgen beim Packen des Rucksacks spürte der Nachtpiesler seinen Sturz. Er hatte sich die Schulter geprellt und konnte keinen schweren Rucksack mehr tragen. Alle Hinterlassenschaften mussten also in die anderen Kraxen aufgeteilt werden. Die echten Boofen der Bergsteiger wurden tatsächlich immer ordentlich und sauber hinterlassen. Die Berichte von vermüllten Boofen stammten in meiner Erinnerung aus großen Höhlen und lagen nah an Zufahrtsstraßen aus Berlin.

    Große Sanduhr über dem Heringsgrund bei Schmilka
    Zuletzt geändert von EbsEls; 02.02.2019, 12:25. Grund: Benennung einer Stiege korrigiert
    Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
    Eberhard Elsner

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    #2
    AW: [D] Damals im Elbsandsteingebirge

    Mitte der 90er habe ich noch auf der böhmischen Seite so eine Komfortboofe gesehen, von Mezni Louka Richtung Karlshaus. Natürlich inklusive großer Feuerstelle, ohne geht es bei den Tschechen nicht. Irgendwann Ende der 90er/frühe 2000 wurde sie dann demontiert.
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      #3
      AW: [D] Damals im Elbsandsteingebirge

      Die Klammern nahe der Villa Fernblick sind ja nett. Gar nicht gesehen als wir mal dort warten. Werden wohl auch "demontiert" sein

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