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An München-Venedig hatte ich mich schon 2017 versucht, mir von München bis Lenggries dicke Blasen gelaufen, bin durchs Karwendel mehr im Nebel geschwommen als gewandert, im Schneefall auf die Glungezer und dann gezwungenermaßen unten rum zur Lizumer, habe die Gliderscharte wegen dringen nötigen Neukaufs größerer Behausungen für meine geschwollenen, bandagierten Füße umfahren und insgesamt auch im restlichen Verlauf viel zu viel Wasser von oben gehabt.
Deshalb gab es 2018 Anfang September meinen zweiten Anlauf nachdem der Wetterbericht eine stabile Hochdrucklage prophezeit hatte. Mit nur 3 Wochen Zeit war natürlich nicht die komplette Tour zu schaffen, aber von Hinterriß (deutsch-österreichische Grenze) bis Belluno schien machbar.
Tag 1 - Hinterriß -> Karwendelhaus
Um 4:00 Uhr aufgestanden, um 05:30 mit dem Auto zum nächsten Bahnhof mit Parkhaus, dann mit Bahn und Postbus ging es zu meinem gewählten Startpunkt, der Haltestelle in Hinterriß. Entgegen den Befürchtungen habe ich den relativ knapp getakteten Anschlussbus erwischt und war nach nur 4 1/2 Stunden genau dort wo ich sein wollte. Also die Stöcke ausgeklappt, den Rucksack geschultert und ab in Richtung Ahornboden.
Meine VivoActive sollte ihren ersten GSP-Navi-Einsatz bekommen, also den erstellten Track ausgewählt, gestartet, losgewandert und - aus ist die Uhr. Neu starten klappte auch nicht - an, Logo, schwarz. Ich ließ mich davon erst mal nicht stören, der Weg war ohnehin bekannt und Karten und Tracks auch auf dem Handy. Das Wetter war perfekt, sonnig aber nicht zu heiß, und erst ganz kurz vor dem Karwendelhaus sind Wolken hereingezogen und haben dann ganz langsam Feuchtigkeit ausgespuckt.
Es würde doch nicht - nein, an ein nebelverhangenes, tropfnasses Karwendel wollte ich gar nicht denken. Stattdessen habe ich mich lieber über mein Einzelzimmer gefreut. Ich hatte "nur" einen Platz im Mehrbettzimmer reserviert (Schlafen im Lager funktioniert bei mir im Karwendel einfach nicht), und die Freude war groß.
Neu im Karwendelhaus: man spricht Englisch. Die Hälfte der Besucher zumindest, die aus Amerika, Irland, England und Holland kommen, und so passte ich mich halt der Umgebung an.
Tag 2 - Karwendelhaus -> Hallerangerhaus
Letztes Jahr war das Stück über das Birkkar wegen Schneefalls ausgefallen und ich musste den Elendshatscher ins Tal und wieder rauf machen. Auch dieses Mal war es nicht optimal, und der Hüttenwirt hat allen nicht wirklich erfahrenen von der Überschreitung abgeraten. Kurz gefasst: es herrschte Nebelsuppe, so dicht, dass ich in der Senke nach dem Kar 5 Minuten auf Stelle stand und die Hand nicht vor Augen sah. Dann wurde es aber wieder ein wenig heller und die Steinmännchen erkennbar. Aussicht gabs aber keine, deswegen auch keine Fotos.
Das Karwendel ist ein ziemlich "hartes" Gebirge, steil und brüchig. Entsprechend klein kommt man sich dort manchmal vor, besonders, wenn man stundenlang unterwegs ist ohne im Nebel eine Menschenseele zu treffen. Im Abstieg, nachdem ich die von Lawinen und Steinschlag völlig ramponierten Sicherungsseile umklettert hatte, begegneten mir dann doch ein paar, der Sprache nach osteuropäischen Ursprungs, die hoffentlich nicht zu frustriert waren nachdem ich in bester Skifahrer-Manier das riesige Geröllfeld hinuntergewedelt bin.
Nach einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee an der Kastenalm ging es dann die letzten paar hundert Höhenmeter zum renovierten Hallerangerhaus, wo eine warme Dusche die Erschöpfung und Kälte schnell weg spülten.
Tag 3 - Hallerangerhaus -> Glungezerhütte
Heute herrschte gottseidank wieder schönes Wetter, aber es wartete eine lange Etappe. Wie lange, das konnte ich allerdings noch nicht abschätzen. Nach ganz kurzem Frühstück ging es los, und schon nach kurzem war ich am Lafatscherjoch und hatte den ersten Ausblick auf das Inntal. Der Abstieg bis nach Hall ist lang, sehr lang, und wieder einmal machte sich auf dem steilen unteren Abschnitt auf dem Teer mein mangelndes Training bemerkbar. Die Knie fingen an zu schmerzen, aber es half nix. Für lange Pausen war keine Zeit. So humpelte ich die letzten paar Kilometer zur Bushaltestelle und fuhr ins Zentrum. Zumindest gab es dort Gelegenheit, ein Eis zu essen, bis der Bus nach Tulfes kam.
Ich wusste zwar, dass der untere Teil der Bergbahn geschlossen war, nicht aber, dass der obere Teil verkürzte Betriebszeiten hatte. Ein Anfruf beim "Ersatzbus" ergab, dass außer mir keiner Richtung Tulfeinalm hoch wollte und die Fahrt fast 100€ kosten würde.
Also half es nix. Rein in den Liniebus bis Tulfes und dann per Pedes hoch. Der Weg bis zur Glungezerhütte war lang und zäh, und meine geschundenen Beine haben nicht nur einmal protestiert. Aber der obere Teil ist im weichen Abendlicht toll anzusehen (im Jahr zuvor bin ich im Schneegestöber hoch), und ich war kurz vor 7 da und konnte noch den Hauptgang des vorzüglichen Abendessens auf der Terrasse im letzten Sonnenschein genießen.
Tag 4 - Glungezerhütte -> Lizumerhütte (7 Tuxer Summits)
Das Highlight war mir letztes Jahr entgangen. Diesmal sagt der Wetterbericht zwar Regen, aber erst für den späten Nachmittag. Einige Wanderer entschieden sich beim Frühstück noch, untenrum zu gehen, aber ich wollte mir diesen Abschnitt nicht noch einmal entgehen lassen. Was die richtige Entscheidung war.
Nach einem üppigen Frühstück und mit einem Lunchpaket im Gepäck ging es los. Sehr schnell wurden die Felsbrocken größer und größer, und es wurde immer wieder leichte Kletterei gefordert. Einzelne Wolkenschwaden trieben über mich und ein angenehm kühler Wind wehte. Kaiserwetter für solch eine Tour. Ich konnte den Blick ewig weit schweifen lassen, und die Füße vergaßen die Strapazen der letzten zwei Tage und flogen über die Steine.
Es war verlockend, einfach eine Weile an einem der Gipfelkreuze sitzen zu bleiben, aber die Länge der Etappe (8h Gehzeit) und der drohende Regen scheuchten mich immer wieder auf.
Zum Ende der Gratwanderung verdichteten sich dann die Wolken:
Und pünktlich am Naviser Jöchl klingelten dann die ersten Regentropfen auf der Thermoskanne. Bei den Tropfen sollte es auch bleiben. Nach den atemberaubenden Stunden auf dem Grat von Gipfel zu Gipfel war der letzte Teil eher unspektakulär. Ein kurzer fast-Verlaufer, dann noch den letzten Hang hinunter und über die sumpfige Weide, und ich war auf der Lizumer angekommen.
Tag 5 - Ruhetag
Es gibt schlechtere Orte, um einen Ruhetag einzulegen, zumindest, wenn man mit der brummigen tirolerischen Art des Hüttenwirts Anton kein Problem hat. Starkregen war angesagt, weshalb der Weg über den Pluderingsattel eine schlechte Idee gewesen wäre. So vertrieb ich mir die Zeit damit, erfolglos an meiner GPS-Uhr herum zu doktern (Diagnose: plötzlicher Batterietod), zu essen, zu schlafen, mehr zu essen, und mit einem netten irisch/kanadischen Paar, die ich schon auf der Halleranger kennengelernt und auf der Glungezer wieder getroffen hatte, zu plauschen.
Tag 6 - Lizumer Hütte -> Tuxerjochhaus
Die Regenwolken hatten nach dem Frühstück aufgelöst, nur noch kleine Schwaden trieben hier und da vorbei. Am Bach entlang ging es am Ende des Tals hoch, weg vom militärischen Sperrgebiet und auf über 2700m. Hier ließ der kalte Wind noch spüren, dass die Nacht verregnet war, aber der Weg war gut zu laufen und der Ausblick auf den Junsee spektakulär.
Danach ging es erst einmal wieder abwärts, ein wenig knifflige weil steile und rutschige Serpentinen hinab in eine grüne Hochebene. Die Landschaft hier ist ein Traum, sie hat ein ganz eigenes Grün, und irgendwie erwartet man fast, dass einem Hobbits über den Weg laufen.
Solche Eindrücke machen auch die Ankunft im extrem tagestouristischen Tuxerjochhaus erträglich, auch wenn der letzte Anstieg dorthin sich zieht und der Hunger schon ein kleines Loch in den Bauch gräbt. Die weißen Spitzen der Berge gegenüber lockten schon, dort würde es am nächsten Tag über die mehr als 2900m hohe Friesenbergscharte gehen, Angst- und Schlüsselstelle für alle Bergneulinge auf der München-Venedig-Route.
Fortsetzung folgt...
Deshalb gab es 2018 Anfang September meinen zweiten Anlauf nachdem der Wetterbericht eine stabile Hochdrucklage prophezeit hatte. Mit nur 3 Wochen Zeit war natürlich nicht die komplette Tour zu schaffen, aber von Hinterriß (deutsch-österreichische Grenze) bis Belluno schien machbar.
Tag 1 - Hinterriß -> Karwendelhaus
Um 4:00 Uhr aufgestanden, um 05:30 mit dem Auto zum nächsten Bahnhof mit Parkhaus, dann mit Bahn und Postbus ging es zu meinem gewählten Startpunkt, der Haltestelle in Hinterriß. Entgegen den Befürchtungen habe ich den relativ knapp getakteten Anschlussbus erwischt und war nach nur 4 1/2 Stunden genau dort wo ich sein wollte. Also die Stöcke ausgeklappt, den Rucksack geschultert und ab in Richtung Ahornboden.
Meine VivoActive sollte ihren ersten GSP-Navi-Einsatz bekommen, also den erstellten Track ausgewählt, gestartet, losgewandert und - aus ist die Uhr. Neu starten klappte auch nicht - an, Logo, schwarz. Ich ließ mich davon erst mal nicht stören, der Weg war ohnehin bekannt und Karten und Tracks auch auf dem Handy. Das Wetter war perfekt, sonnig aber nicht zu heiß, und erst ganz kurz vor dem Karwendelhaus sind Wolken hereingezogen und haben dann ganz langsam Feuchtigkeit ausgespuckt.
Es würde doch nicht - nein, an ein nebelverhangenes, tropfnasses Karwendel wollte ich gar nicht denken. Stattdessen habe ich mich lieber über mein Einzelzimmer gefreut. Ich hatte "nur" einen Platz im Mehrbettzimmer reserviert (Schlafen im Lager funktioniert bei mir im Karwendel einfach nicht), und die Freude war groß.
Neu im Karwendelhaus: man spricht Englisch. Die Hälfte der Besucher zumindest, die aus Amerika, Irland, England und Holland kommen, und so passte ich mich halt der Umgebung an.
Tag 2 - Karwendelhaus -> Hallerangerhaus
Letztes Jahr war das Stück über das Birkkar wegen Schneefalls ausgefallen und ich musste den Elendshatscher ins Tal und wieder rauf machen. Auch dieses Mal war es nicht optimal, und der Hüttenwirt hat allen nicht wirklich erfahrenen von der Überschreitung abgeraten. Kurz gefasst: es herrschte Nebelsuppe, so dicht, dass ich in der Senke nach dem Kar 5 Minuten auf Stelle stand und die Hand nicht vor Augen sah. Dann wurde es aber wieder ein wenig heller und die Steinmännchen erkennbar. Aussicht gabs aber keine, deswegen auch keine Fotos.
Das Karwendel ist ein ziemlich "hartes" Gebirge, steil und brüchig. Entsprechend klein kommt man sich dort manchmal vor, besonders, wenn man stundenlang unterwegs ist ohne im Nebel eine Menschenseele zu treffen. Im Abstieg, nachdem ich die von Lawinen und Steinschlag völlig ramponierten Sicherungsseile umklettert hatte, begegneten mir dann doch ein paar, der Sprache nach osteuropäischen Ursprungs, die hoffentlich nicht zu frustriert waren nachdem ich in bester Skifahrer-Manier das riesige Geröllfeld hinuntergewedelt bin.
Nach einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee an der Kastenalm ging es dann die letzten paar hundert Höhenmeter zum renovierten Hallerangerhaus, wo eine warme Dusche die Erschöpfung und Kälte schnell weg spülten.
Tag 3 - Hallerangerhaus -> Glungezerhütte
Heute herrschte gottseidank wieder schönes Wetter, aber es wartete eine lange Etappe. Wie lange, das konnte ich allerdings noch nicht abschätzen. Nach ganz kurzem Frühstück ging es los, und schon nach kurzem war ich am Lafatscherjoch und hatte den ersten Ausblick auf das Inntal. Der Abstieg bis nach Hall ist lang, sehr lang, und wieder einmal machte sich auf dem steilen unteren Abschnitt auf dem Teer mein mangelndes Training bemerkbar. Die Knie fingen an zu schmerzen, aber es half nix. Für lange Pausen war keine Zeit. So humpelte ich die letzten paar Kilometer zur Bushaltestelle und fuhr ins Zentrum. Zumindest gab es dort Gelegenheit, ein Eis zu essen, bis der Bus nach Tulfes kam.
Ich wusste zwar, dass der untere Teil der Bergbahn geschlossen war, nicht aber, dass der obere Teil verkürzte Betriebszeiten hatte. Ein Anfruf beim "Ersatzbus" ergab, dass außer mir keiner Richtung Tulfeinalm hoch wollte und die Fahrt fast 100€ kosten würde.
Also half es nix. Rein in den Liniebus bis Tulfes und dann per Pedes hoch. Der Weg bis zur Glungezerhütte war lang und zäh, und meine geschundenen Beine haben nicht nur einmal protestiert. Aber der obere Teil ist im weichen Abendlicht toll anzusehen (im Jahr zuvor bin ich im Schneegestöber hoch), und ich war kurz vor 7 da und konnte noch den Hauptgang des vorzüglichen Abendessens auf der Terrasse im letzten Sonnenschein genießen.
Tag 4 - Glungezerhütte -> Lizumerhütte (7 Tuxer Summits)
Das Highlight war mir letztes Jahr entgangen. Diesmal sagt der Wetterbericht zwar Regen, aber erst für den späten Nachmittag. Einige Wanderer entschieden sich beim Frühstück noch, untenrum zu gehen, aber ich wollte mir diesen Abschnitt nicht noch einmal entgehen lassen. Was die richtige Entscheidung war.
Nach einem üppigen Frühstück und mit einem Lunchpaket im Gepäck ging es los. Sehr schnell wurden die Felsbrocken größer und größer, und es wurde immer wieder leichte Kletterei gefordert. Einzelne Wolkenschwaden trieben über mich und ein angenehm kühler Wind wehte. Kaiserwetter für solch eine Tour. Ich konnte den Blick ewig weit schweifen lassen, und die Füße vergaßen die Strapazen der letzten zwei Tage und flogen über die Steine.
Es war verlockend, einfach eine Weile an einem der Gipfelkreuze sitzen zu bleiben, aber die Länge der Etappe (8h Gehzeit) und der drohende Regen scheuchten mich immer wieder auf.
Zum Ende der Gratwanderung verdichteten sich dann die Wolken:
Und pünktlich am Naviser Jöchl klingelten dann die ersten Regentropfen auf der Thermoskanne. Bei den Tropfen sollte es auch bleiben. Nach den atemberaubenden Stunden auf dem Grat von Gipfel zu Gipfel war der letzte Teil eher unspektakulär. Ein kurzer fast-Verlaufer, dann noch den letzten Hang hinunter und über die sumpfige Weide, und ich war auf der Lizumer angekommen.
Tag 5 - Ruhetag
Es gibt schlechtere Orte, um einen Ruhetag einzulegen, zumindest, wenn man mit der brummigen tirolerischen Art des Hüttenwirts Anton kein Problem hat. Starkregen war angesagt, weshalb der Weg über den Pluderingsattel eine schlechte Idee gewesen wäre. So vertrieb ich mir die Zeit damit, erfolglos an meiner GPS-Uhr herum zu doktern (Diagnose: plötzlicher Batterietod), zu essen, zu schlafen, mehr zu essen, und mit einem netten irisch/kanadischen Paar, die ich schon auf der Halleranger kennengelernt und auf der Glungezer wieder getroffen hatte, zu plauschen.
Tag 6 - Lizumer Hütte -> Tuxerjochhaus
Die Regenwolken hatten nach dem Frühstück aufgelöst, nur noch kleine Schwaden trieben hier und da vorbei. Am Bach entlang ging es am Ende des Tals hoch, weg vom militärischen Sperrgebiet und auf über 2700m. Hier ließ der kalte Wind noch spüren, dass die Nacht verregnet war, aber der Weg war gut zu laufen und der Ausblick auf den Junsee spektakulär.
Danach ging es erst einmal wieder abwärts, ein wenig knifflige weil steile und rutschige Serpentinen hinab in eine grüne Hochebene. Die Landschaft hier ist ein Traum, sie hat ein ganz eigenes Grün, und irgendwie erwartet man fast, dass einem Hobbits über den Weg laufen.
Solche Eindrücke machen auch die Ankunft im extrem tagestouristischen Tuxerjochhaus erträglich, auch wenn der letzte Anstieg dorthin sich zieht und der Hunger schon ein kleines Loch in den Bauch gräbt. Die weißen Spitzen der Berge gegenüber lockten schon, dort würde es am nächsten Tag über die mehr als 2900m hohe Friesenbergscharte gehen, Angst- und Schlüsselstelle für alle Bergneulinge auf der München-Venedig-Route.
Fortsetzung folgt...
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