[SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

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  • danobaja
    Alter Hase
    • 27.02.2016
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    • Meine Reisen

    #61
    AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll



    kaum jemand trägt draculas unterwäsche so sexy wie du.....
    danobaja
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    • Blahake

      Fuchs
      • 18.06.2014
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      #62
      AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

      Hallo Pfiffie,

      ja, das Frühstück... Hab' ich leider einfach ... das kommt gleich im Bericht! Wenn es auch nur annähernd so gut ist, wie in Abisko, dann hab' ich echt was verpasst. Selbst dran schuld, ich alte Penntüte!

      Hallo Danobaja,

      Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
      kaum jemand trägt draculas unterwäsche so sexy wie du.....
      Na, na, jetzt mal nicht anzüglich werden hier! Ein Cape ist doch keine Unterwäsche!
      Trotzdem Danke für die Blumen.

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      • Blahake

        Fuchs
        • 18.06.2014
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        #63
        AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

        Freitag, 31. August, Lauer Lenz

        Am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein, sieht mein gestern noch nasses und graues Weidenseparee gleich ganz anders aus:



        viel schöner als gestern



        der eigene Wasseranschluss

        Ich zelebriere ein ausgiebiges Frühstück in der Sonne, das Buffet in der Fjällstation habe ich eh' schon hoffnungslos verpennt.

        Eine gewichtssparende Neuerung dieses Jahr bewährt sich allerdings nicht, die Alufolie als Windschutz um den Kocher nervt, franst aus, hält nicht von alleine und will dauernd festgehalten werden. Da nehme ich in Zukunft lieber wieder den schweren Tortenring mit.



        Kaffee kochen



        mit edlem Armreif

        Die Sonne wird dann gleich noch genutzt, um den gesamten Hausrat zu lüften.



        Meinen Zeltplatz von gestern, auf dem ich die Horrornacht im Sturm hatte, kann ich von hier aus sehen, und auch der erstrahlt jetzt in schönstem Sonnenschein. Und jetzt kann man von da bestimmt auch super auf den Kebnekaise sehen



        Jetzt scheint da oben die Sonne!

        Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Ärger, dass ich da oben so blödes Wetter hatte und der Freude, dass mir jetzt die Sonne lacht.
        Irgendwann komm' ich mal wieder und dann wird so ein Wetter sein wie heute und dann baue ich mein Zelt da oben nicht in der Senke, sondern gleich auf dem vorgelagerten Hügel auf, mit Blick auf den Kebnekaise, jawoll!

        Und dann wird der Blick auf den Kebnekaise noch viel schöner sein, als von hier:



        Ich lümmele noch lange an der Fjällstation rum, bestaune die Menschenmassen...



        ...nutze den Service-Raum ausgiebig zum Kochen, weitere Postkarten schreiben und Geräte laden. Und zum Pläne schmieden, wie es weitergehen soll. Klar ist mir schon, dass ich über das Neasketvággi nach Ritsem gehen möchte. Auf dem Weg will ich, je nach Laune, bei Hukejaure noch einen Abstecher zum Ivarsten machen, den hat mir Veronika empfohlen.
        Richtung Neasketvággi habe ich aber noch die Auswahl zwischen der Fast-Kebnekaisebesteigung mit Kaffeedalen, dem Siŋŋivággi und dem Kungsleden.

        Kebnekaise mit Kaffeedalen dünkt mich zu steil und zu anstrengend. Siŋŋivággi soll eine recht schwierige Stelle haben, da kann ich nicht davon ausgehen, dass ich die mangels Schwindelfreiheit gehen kann. Kungsleden klingt natürlich nicht so spannend, ist aber immerhin ein Abschnitt, den ich noch nicht kenne. Ich erkundige mich noch bei einer Dame an der Rezeption, die ist über das Siŋŋivággi hergekommen und fand den Abstieg am Wasserfall schon recht anstrengend. Ob der Schwindelfreiheit erfordert, konnte sie nicht so recht beantworten.

        Ich habe inzwischen so lange rumgetrödelt, dass ich erst spät nachmittags loskomme. Ich habe beschlossen, mir das Siŋŋivággi mal anzusehen. Die knifflige Stelle kommt ja gleich am Anfang. Das heißt, wenn ich die nicht gehen kann, verliere ich fast gar keine Zeit und kann stattdessen einfach weiter auf den Kungsleden.

        Ich freue mich über den zur Abwechslung so leichten Weg und die Sonne, die vielen weiteren Wanderer stören mich gerade nicht die Bohne. Am Kebnekaise fliegen Paraglider, aber meine Kamera stellt sie nicht scharf.





        Der Eingang zum Siŋŋivággi wird sehr malerisch von Singitjåhko und Tolpagorni eingerahmt und ich denke mir schon von weitem, dass man zu deren Füßen wunderbar zelten könnte. Dann wäre ich heute allerdings echt nicht weit gekommen aber was soll's. Jedenfalls steuere ich die Ebene davor als Zwischenziel an.

        Laut meiner Karte muss ich vor einer Brücke rechts Richtung Siŋŋivággi abbiegen. Zunächst finde ich da auch einen Trampelpfad, aber der verliert sich bald. Ich hangele mich querfeldein durch Gestrüpp und kleine Wasserläufe, während ich auf der anderen Seite des Baches einen superausgetretenen Trampelpfad sehe. Aber das kann ja nicht meiner sein, die Karte hat ja gesagt, ich soll diesseits des Flusses bleiben...

        Im weiteren Verlauf lande ich natürlich doch noch nach einigen Wasserquerungen auf diesem Pfad, na das hätte ich mal wieder einfacher haben können.



        superausgetretener Trampelpfad

        Bald finde ich, wie schon geahnt, ein Zeltplätzchen ganz nach meinem Geschmack. Vor mir plätschert ein lieblicher Bade-Spül-Wasch-Trinkwasserbach, talauswärts habe ich einen wundervollen Blick auf den Guodekvárri (der von meiner Horror-Nacht) und den Čievrračohkka, hinter dem ich vor ein paar Tagen noch mit Veronika war. Und hinter mir habe ich die beiden imposanten Berge neben dem Taleingang. Wenn ich hier bleibe, bin ich heute gerade mal eine gute Stunde unterwegs gewesen. Aber was spricht eigentlich dagegen? Am frühen Abend noch die knifflige Stelle anzugehen, ist sowieso keine gute Idee, also bleibe ich hier.



        die hier ansässigen Rentiere sind auch dafür

        Nachdem ich mein Zelt aufgestellt habe und nach dem faulen Tag noch nicht ausgelastet bin, beschließe ich, einen Abendausflug zum Wasserfall zu machen. Bei der Gelegenheit kann ich mir dann auch gleich die kniffelige Stelle ansehen.



        Tolpagorni




        Singitjåhko




        Taleingang ins Siŋŋivággi...




        ...mit Wasserfall





        Es dauert gar nicht lange, da stehe ich auch schon vor dem Wasserfall. Und staune doppelt. Also zum einen bestaune ich den schönen Wasserfall und zum anderen bestaune ich den Fels daneben. Wo zur Hölle soll da ein Weg hochgehen!?!?!?





        da irgendwo geht der Weg lang!?!


        Na gut, damit ist der Fall für mich zumindest klar, ich gehe morgen, wenn ich mein Zelt zusammengepackt habe, schnurstracks auf den Kungsleden.

        Ich habe mich ja selbst auf dem harmlosen Weg hierher nicht ganz wohl gefühlt, den ich jetzt recht demütig wieder zurück schleiche. Schließlich kann man hier auch schon viel zu sehr in die Tiefe gucken:




        Kein angenehmer Blick für mich. Und da in der Bildmitte findet sich ja auch ein Beweis, dass da schon mal was unwiederbringlich verloren ging...


        Am Talausgang fühle ich mich schon wieder viel wohler, dabei leuchtet mir mein Horror-Nacht-Platz abendlich sanft entgegen, als könne er kein Wässerchen trüben:




        Der Hügel vor'm Guodekvárri im Abendlicht




        und jetzt noch mal näher

        Mein treues Zelt leuchtet mir aber auch schon einladend entgegen:



        und rechts schimmern die Bergflanken des Skárttoaivi im Abendlicht:



        Im Tal unten liegen ziemlich große Felsbrocken rum, die irgendwann von den umliegenden Bergen gefallen sein müssen, die nutze ich, um mich ein bisschen in Szene zu setzen:







        Ein paar Rentiere sind auch noch unterwegs







        und dann finde ich mich auch bald am Zelt wieder.











        Nachts leuchtet mir der Mond ins Zelt





        und später sehe ich auch ganz schwache Polarlichter, die meine Kamera aber nicht einfangen kann.
        Zuletzt geändert von Blahake; 08.02.2019, 10:48.

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        • Blahake

          Fuchs
          • 18.06.2014
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          • Meine Reisen

          #64
          AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

          Samstag, 1. September, Neasketvággi

          Heute geht es also auf dem Kungsleden weiter und von da ins Neasketvággi. Ich bin ganz froh, dass ich mir gestern mit meinem Abendausflug Klarheit verschafft habe, sonst hätte ich heute den schweren Rucksack unnötig zum Wasserfall und zurück geschleppt.

          Der Morgen begrüßt mich auch heute mit strahlendem Sonnenschein und wärmt mir beim Frühstück die Füße.





          Gestern abend habe ich über das InReach noch eine Nachricht von Volker, alias Vobo, erhalten. Wir hatten bei vorangegangenen Touren im Nachhinein festgestellt, dass wir uns auf der Heimreise knapp verpasst hatten. Dieses Mal hat es sich ergeben, dass wir am selben Tag über Luleå zurückreisen und wir waren schlau genug, uns rechtzeitig zu verabreden. Wahrscheinlich werden wir uns schon im Bus zwischen Ritsem und Gällivare sehen. Er schrieb gestern, dass er gerade nahe der Pielastugan ist und weiter Richtung Skierfe geht. Ich schicke ihm einen Gruß zurück.

          Ich kann mich von meinem schönen Panoramaplatz kaum losreißen und fotografiere noch ausgiebig mein Zelt und die Berge, bevor ich mich auf den Weg mache.











          Landschaftlich ist das Kungsledenstück gar nicht schlecht,



          die Wandererdichte hält sich einigermaßen in Grenzen und diesem Kerlchen hier begegne ich doch ganz gerne:



          Dort wo sich der Weg dreiteilt, will ich eigentlich den nördlichen Abzweig nehmen, der führt fast genau zu der Brücke, über die ich ins Neasketvággi komme. Aber ich habe kein Knäckebrot mehr, an der Fjällstation gab es keins und deshalb beschließe ich, einen kleinen Umweg über die Singistugorna zu machen und nehme daher den mittleren Weg.



          Angesichts des Wetters und der formidablen Sitzgelegenheiten mache ich dabei aber reichlich Pausen.





          An den Singistugorna ist gar kein Proviantverkauf, stelle ich dann fest, den Umweg hätte ich mir schenken können.

          Dem Hüttenwart erzähle ich, dass ich weiter möchte ins Neasketvággi und er kann es sehr empfehlen. Ich wäre dort aber dann ganz alleine, warnt er mich. Ich muss innerlich schmunzeln und denke 'Na, das hoffe ich doch'.

          Dann werde ich hier noch meinen Obolus für die Übernachtung in der Unna-Raitta-Hütte los, den schulde ich dem STF ja noch, das hatte ich an der Kebnekaise-Fjällstation ganz vergessen, da hätte ich den ja auch schon zahlen können. In der Unna-Raitta-Hütte war beschrieben, dass dafür der Campingpreis zu zahlen ist und das sage ich dem Hüttenwart, als er danach fragt. So knöpft er mir stolze 200 Kronen ab. Was mir erst später einfällt ist, dass das Zelten an den Kungsledenhütten teurer ist als an den anderen und ich ärgere mich ein bisschen. An einer anderen Hütte hätte ich wohl nur 100 Kronen gezahlt. Na, egal, es gibt schlechtere Organisationen, bei denen man sein Geld loswerden kann, als den STF.

          Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück auf dem Kungsleden, bis ich an die Brücke über den Tjäktjajåkka komme. Über die habe ich mir bisher keine weiteren Gedanken gemacht und daher muss ich doch kurz schlucken, als ich sie dann sehe:




          da drunter ist es tief!



          und die hat schon bessere Zeiten gesehen




          außerdem fehlen da Stangen im Geländer


          Hmpf, hilft ja nix! Ich bin schon lange gespannt aufs Neasketvággi, da kann ich mich doch jetzt nicht von so einer blöden Brücke abhalten lassen...

          Mit flauem Gefühl und vorsichtigen, aber für meine Verhältnisse flotten Schrittes, gehe ich rüber. Die Hände immer ganz fest am Geländer und da, wo die Stangen fehlen gaaanz vorsichtig.

          Zum Glück ist es ja schnell geschafft und mein Puls beruhigt sich wieder.



          geschafft



          Blick zurück zum Kebnekaise, rangezoomt




          Blick voraus auf meinen Weg

          Kurz hinter der Brücke geht es zwischen Felsblöcken durch. Die schmale Stelle will ich per Selbstauslöser dokumentieren, aber das Gegenlicht macht mir einen Strich durch die Rechnung:



          In die andere Richtung fotografiert sich's gerade deutlich besser und ich mache etliche Bilder, mit Kebnekaise und Tjäktjajåkka, zumal mir das Licht und die Landschaft da gerade ganz ausnehmend gut gefallen:





          Singistugorna vor Stuor Jiertá





          wieder Kebnekaise




          und jetzt noch mal alles



          In der anderen Richtung lockt jetzt das Neasketvággi, das habe ich mir schon vor recht langer Zeit in der Planung ausgeguckt und bin neugierig drauf. Es soll sehr grün sein und das bestätigt sich tatsächlich schon von Beginn an. Der Taleingang ist mit hohem Gras bewachsen, wie ich es hier oben selten gesehen habe:





          Die Schönwetterphase neigt sich leider dem Ende zu, geradeaus bilden sich immer mehr Wolken und es zieht sich zu.
          Hm, ausgerechnet jetzt, wo ich wieder auf spannendere Wege komme.



          Neasketvággi mit Stuor Ruška, Unna Ruškkaš und Wolken

          Dafür bin ich ganz überrascht, dass die Karte auf dem InReach den Weg hier kennt, die hat doch bisher kaum mit Details geglänzt und jetzt malt sie mir hier so eine schöne gestrichelte Linie auf das Display:



          In Natura findet sich auch ein teilweise deutlicher Trampelpfad, der sich ab und zu wieder verliert. Aber hier kann man sich eigentlich eh' nicht verlaufen, immer rechts am Hang lang und außerdem gibt’ s hier und da Steinmännchen.



          Hinter mir ist der Himmel noch blauer, aber wohl auch nicht mehr lange...

          Relativ bald finde ich geeignete Plätze für das Zelt, mit kleinen Teichen. Aber ich will lieber noch weiter gehen, zwar ist es schon nach sechs, aber ich hoffe, geradeaus noch was schöneres zu finden. Außerdem läuft es gerade so gut und ich will wissen, wie das Tal im weiteren Verlauf aussieht.

          So gehe ich immer weiter im Hang lang, bestaune die beiden „Ruskas“ auf der gegenüberliegenden Seite und die grüne Talmulde. Am Ende bildet das Tal einen Kessel mit Tümpel:



          Talkessel mit Tümpel

          Eigentlich wäre es langsam an der Zeit, einen Schlafplatz zu suchen, aber mich treibt es immer noch weiter voran. Am Talende erwartet mich noch ein ordentlicher Aufstieg und ich habe mal wieder vorsorglich ein bisschen Bange, ob der für mich schwierig werden könnte... Ob es jetzt die Neugier darauf ist, die mich vorantreibt? Ich weiß es selbst nicht so genau. Jedenfalls marschiere ich weiter, schaue aber auch rechts und links vom Weg, ob es geeignete Plätze gibt, zu denen ich umkehren kann, falls mir die Dunkelheit einen Strich durch die Rechnung macht.



          Da zu dem Pass in Bildmitte muss ich mich rechts durch den Hang hangeln, aber von hier kann ich noch nicht erkennen, wie steil das letzte Stück ist.




          Stuor Ruška



          Blick zurück

          Der Talkessel bewirkt anscheinend ein mildes Kleinklima, jedenfalls wachsen hier neben dem Gras auch Engelwurz und Flockenblumen, die schöne Farbtupfer setzen.







          An manchen Stellen ist der Pfad nicht leicht zu finden, aber insgesamt komme ich ganz gut voran.



          Hier sieht man den Pfad wieder besser.

          Irgendwie habe ich mir wohl doch in den Kopf gesetzt, heute noch über den Pass zu kommen, zumal da laut Karte zwei Seen locken. Da könnte man bestimmt gut übernachten. Und es sieht so aus, als scheint das zu klappen. Kurz bevor es an den steinigen Aufstieg zum Pass geht, komme ich zur Beruhigung sogar noch an einem guten Zeltplatz vorbei, den ich hier oben gar nicht mehr erwartet hätte.





          Neasketvággi

          Das letzte Stück vorm Pass ist sehr steinig aber überraschend leicht zu gehen, eigentlich völlig pille-palle, da hab' ich mich ganz umsonst gesorgt.




          steinig aber total easy




          oben

          Kurz nach acht bin ich dann am Pass. Krümel möchte gerne ein Bild von sich vorm Tal, weil ihm das wegen der schönen Farbe so gut gefallen hat und bekommt seinen Willen.



          Grüner Drache vor grünem Tal

          Mein seltsames Bestreben, heute noch über diesen Pass zu gehen, wird beim Blick auf die andere Seite prompt belohnt. Wenn das kein verlockender Platz für ein Nachtlager ist ?!







          Sogar mit bequemem Einstieg ins Schwimmbecken, aber dafür ist es mir zu kalt. Schade eigentlich. Bei schönem Wetter wäre das jetzt ein perfekter Privatpool.



          Beckenrand

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          • DerNeueHeiko
            Alter Hase
            • 07.03.2014
            • 3128
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            • Meine Reisen

            #65
            AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

            Das Neasketvággi sieht ja klasse aus! Das ist hiermit auf der Liste der Orte gelandet, an denen ich demnächst nochmal vorbei will

            MfG, Heiko

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            • Blahake

              Fuchs
              • 18.06.2014
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              #66
              AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

              Hallo Heiko
              ich kann's nur empfehlen, ich fand das Tal echt schön und es hebt sich von den anderen Tälern drumherum ab. Im Nachhinein betrachtet hätte ich mir da ruhig einen Tag mehr gönnen sollen. Um ein bisschen spazieren zu gehen und/oder rum zu trödeln.

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              • Blahake

                Fuchs
                • 18.06.2014
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                #67
                AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                Sonntag, 2. September, Nordkalottleden


                Auch heute ist es mir eindeutig zu lausig und zu kalt für meinen schönen Privatpool. Obwohl die Sonne mal für kurze Momente mal so tut, als ob sie gegen die Wolkendecke ankäme.



                die tut nur so



                die is' gleich wieder weg

                Ich bleibe zunächst faul im Zelt hocken und ergehe mich in verschiedenen Betrachtungen. Zum Beispiel über die Rentierwurst, die ich an der Kebnekaise-Fjällstation erstanden habe. Die hat sich nicht gelohnt, weil sie doch sehr streng schmeckt. Für's Frühstück gar nicht geeignet, im Abendessen nur in ganz wenigen sehr kleinen Stückchen.



                sieht gut aus, ist für meinen Gaumen aber gewöhnungsbedürftig

                Und dann komme ich zu meinen eigenen Unzulänglichkeiten, dieses Mal habe ich es trotz intensiven Cremeschmierens und Handschuhetragens nicht geschafft, Schrunden zu vermeiden. Und die sind echt lästig, weil beim kleinsten Druck schmerzhaft. Da merkt man erst wie oft man die Fingerkuppen - und besonders den Daumen - braucht.



                Klein, hässlich und total fies

                Dann wende ich mich aber wieder den schöneren Dingen zu und fotografiere mein Zelt mal wieder von allen Seiten. Ich finde den Platz hier aber auch zu schön!!











                Nach der ganzen Trödelei bin ich mittags endlich abmarschbereit.



                Ich habe auf meiner Karte entdeckt, dass ich gar nicht den Weg geradeaus weiter verfolgen muss. Wenn ich doch eh' zum Ivarsten gehen möchte, kann ich besser in ein paar Hundert Metern schon querfeldein rüber zum Nordkalottleden, der da gar nicht weit entfernt durch das Nachbartal führt. Dann muss ich auch nur ein wesentlich kleineres Stück hin und zurück gehen.

                Kurz nach dem Aufbruch erlebe ich aber noch eine kleine Überraschung. Kommt mir doch in diesem vermeintlich so einsamen Tal auf einmal eine junge Frau entgegen, die sich per Jack-Wolfskin-Jacke obendrein als Deutsche outet. Und im Schlepptau folgen ihr noch neun weitere junge Leute. Biologiestudenten aus Tübingen nebst Lehrkörper auf botanischer Exkursion. Donnerwetter! Zu meiner Studienzeit gingen Exkursionen gerade mal bis Belgien. Da werde ich glatt ein bisschen neidisch!

                Für meine Querung rüber zum Nordkalottleden orientiere ich mich an den kleinen Seen hier oben.







                Hinter dem zweiten biege ich nach Norden ab. Das Gelände sieht so aus, als bereitet es keine Schwierigkeiten. Zwar ist es durchsetzt von zahlreichen Hügeln, aber die sind keine Hindernissse.











                hügeliges Gelände



                Was für ein Grün!


                Hindernisse nur insofern, als sie mich verleiten, jeden einzelnen davon zwecks besserer Aussicht zu erklimmen. Erst recht, als ich merke, dass man von hier auf den Rabots-Gletscher sehen kann. So vertrödele ich unheimlich viel Zeit, indem ich auf einen Hügel nach dem anderen klettere, statt mal langsam Strecke zu machen. Und da bei jedem Hügel die Aussicht auf den Gletscher ein kleines bisschen besser wird, mache ich unzählige Fotos. Und dann jedesmal noch eins, wenn ich denke, dass die Wolkendecke jetzt wieder ein kleines Stückchen mehr Sicht erlaubt. Hier nur eine kleine Auswahl





























                Irgendwann kann ich mich dann aber doch losreißen und wurstele mich weiter Richtung Nordkalottleden durch.





                am Nordkalottleden

                Auf einer einigermaßen trockenen grasigen Stelle nutze ich die Gelegenheit zu einer Pause.





                Bei der leistet mir dann ein junger Mann Gesellschaft, der von Norden her kommt. Er fragt nach dem Weg zu den Sälkastugorna, da seine Essensvorräte langsam zur Neige gehen. Da er obendrein noch sehr schmal ist, bin ich fast in Versuchung, ihm neben ein paar Keksen, die ich ihm schon angeboten habe, von meinen Vorräten was abzugeben. Aber die brauche ich doch selbst noch
                Und da der junge Mann, so wie er erzählt, offenbar zur ehrgeizigen 30-km-pro-Tag-Fraktion gehört, traue ich ihm durchaus zu, dass er es noch locker bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit schafft.

                Beim weiteren Fachsimpeln stellen wir fest, dass unsere Karten den Weg, den ich Richtung Ivarsten gehen möchte, genaugenommen das Stück hinter dem Abzweig nach Gautelis, unterschiedlich verzeichnen. Auf meiner Karte führt der Weg nach Gautelis direkt am Ivarsten vorbei, auf seiner nicht.

                Jetzt geht es für mich aber erst mal bei schon wieder nieseligem Wetter über den gut ausgetretenen und markierten Nordkalottleden.





                Nordkalottleden

                Meine Kontaktlinsen sind heute ein bisschen trüb und aus alter Gewohnheit nehme ich die rechte - immerhin im Windschutz eines größeren Steines - heraus, um sie abzulecken. Das hilft meistens. Natürlich bin ich immer seehr vorsichtig, wenn ich das im Freien mache, damit sie mir nicht davonfliegt. Aber diesmal geht es schief. Und die Linse verschwindet auf Nimmerwiedersehen in den Moosen und Flechten zu meinen Füßen. Ich suche noch eine Weile danach, wohl wissend, dass das ein ziemlich sinnloses Unterfangen ist. Dann gebe ich auf und hole die Ersatzlinsen aus dem Rucksack. Eigene Blödheit!

                Also, wenn jemand mal auf dem Nordkalottleden eine Kontaktlinse findet – sie hat minus 3,25 Dioptrien, vielleicht passt sie ja.


                Wieder weiter auf dem Weg reicht die Sehkraft trotz der alten Ersatzlinse zum Glück aus, um die Schönheiten der Natur weiterhin zu beobachten. In diesem Fall bewundere ich die Farben, die die Algen in den Pfützen hier auf die Steine zaubern:



                rote Steine...



                ...und orangene




                Am Abzweig gehe ich dann weiter Richtung Gautelis, will mir aber bald einen Platz für die Nacht suchen. Und zwar mal wieder einen geschützten, denn meine gute Mutter, die zu Hause nicht nur meinen Weg über meine täglichen InReach-Nachrichten verfolgt, sondern auch den Wetterbericht, schickt mir eine Warnung, dass es starken Wind geben soll.

                Kurz hinter dem Abzweig sieht das Gelände eigentlich ganz gut aus und ich suche erst links, dann rechts vom Weg an den Seeufern. Aber irgendwie findet sich nichts, was mir gefällt, entweder zu steinig, zu schräg oder zu sumpfig. Also gehe ich doch weiter, an der einen oder anderen Stelle schaue ich mir noch potentiell geeignete Stellen an, aber immer stört mich irgendwas. So komme ich noch heute bis zur Brücke, soweit wollte ich gar nicht. Die Brücke ist für mich mal wieder eine herausfordernde Variante, diesmal nicht wegen der Höhe, sondern wegen der Form:





                mal wieder eine neue Brückenvariante für mich

                Aber auch hier komme ich natürlich völlig unbeschadet rüber und nicht weit danach findet sich auch endlich ein schöner Platz für mein Zelt mit ausgesprochen solidem Windschutz:



                solider Windschutz



                Nur noch schnell am See die Wasserbeutel auffüllen, dann wird's schon dunkel und ich verkrieche ich mich ins Zelt.
                Zuletzt geändert von Blahake; 24.02.2019, 22:04. Grund: Rechtschreibung

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                • DerNeueHeiko
                  Alter Hase
                  • 07.03.2014
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                  • Meine Reisen

                  #68
                  AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                  Hallo Anne

                  Ja, es sieht danach aus - so wie du um den Alesjaure dachtest, alles gesehen zu haben, so geht es mir da im Kebnekaise-Massiv (OK, Kaskasavagge, da könnte ich wie gesagt bei brauchbarem Wetter mal vorbei...) aber westlich von Singi bin ich bisher immer im Čuhčavággi unterwegs gewesen, da hab ich offenbar was verpasst. Vielleicht 2020...

                  Viele Grüße,
                  Heiko

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                  • Blahake

                    Fuchs
                    • 18.06.2014
                    • 1431
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                    • Meine Reisen

                    #69
                    AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                    Montag, 3. September, Ivarsten

                    Mein Windschutz war perfekt und zum Glück hat der Wind auch nicht gedreht. Sonst wäre es schon wieder ungemütlich geworden, denn heute bläst es tatsächlich ganz ordentlich.

                    Zum Frühstück scheint ab und zu die Sonne durch die Wolkenlücken, aber insgesamt ist es lausig nasskalt.







                    Dafür gehe ich heute nur mit leichtem Gepäck. Ich will den Abstecher zum Ivarsten machen, dann wieder hierher zurück und anschließend noch ein Stück Richtung Hukejaure.



                    Aufbruch mit leichtem Gepäck





                    Ich starte erstmal auf dem Weg Richtung Gautelis, um nach einer Weile nach links querfeldein abzubiegen. Einen markierten Weg finde ich nicht, obwohl ja, zumindest nach der Karte des jungen Mannes von gestern, da eigentlich einer sein müsste...





                    querfeldein

                    Trotz leichtem Gepäck bin ich ein bisschen genervt, weil ich langsam die Nase voll habe vom ständigen Wind. Der Poncho macht das auch nicht gerade besser, ist aber nötig, weil die Regenjacke allein nicht mehr dicht genug ist und es schon wieder ganz ordentlich regnet.





                    reicht fast zum Abheben

                    Mit meiner Wegfindung bin ich auch nicht ganz glücklich, ich habe den Eindruck, dass ich ziemliche Umwege laufe, bis ich mich da so durch die Hügel wurstele. Immerhin trösten ab und zu kleine Aufhellungen mit Regenbogen.



                    Stimmungsaufheller






                    Vanasjávri

                    Ich gehe ziemlich weit runter zum Vanasjávri und dann an dessen Ufer lang. Der Rentierzaun stellt zum Glück kein Hindernis dar. Ich weiß nicht einmal mehr, ob da ein Durchlass war, oder ob er leicht zu übersteigen war...



                    kein Hindernis

                    Dahinter finde ich zur weiteren Stimmungsaufhellung ein paar wenige überreife, aber dafür süße Moltebeeren, deren Ausbeute war ja bisher nicht so groß...



                    überreif und süß

                    Und dann staune ich noch über die Farbenpracht, die Heidelbeeren und Rauschbeeren zwischen graue Flechten und grünes Moos zaubern, mit Quietschorange von den Moltebeeren, das nenne ich mal eine gelungene Herbstfärbung:





                    Herbstfarbenensemble

                    Und dann sehe ich endlich den Ivarsten...





                    Ivarsten

                    ...und bin ein bisschen enttäuscht. Da steht er auf der anderen Seite des Flüsschens und sieht nicht viel imposanter aus, als andere Brocken, die hier so in der Gegend rumliegen.

                    Na gut, er steht genau auf der Grenze zu Norwegen. Aber das scheint mir seine einzige Besonderheit zu sein.



                    beeindruckender Ivarsten!?

                    O.k., ich bin hier gewesen, an der Grenze zu Norwegen in the middle of nowhere. Hat ja auch irgendwie was...

                    Das Wetter entwickelt sich auf dem Rückweg zunächst passend zu meiner Stimmung:





                    Ich gehe diesmal weiter nördlich zurück durch den Rentierzaun, da ist ein markierter Durchlass, und halte dann auf das Bächlein „Vanas“ zu. (Oder heißt nur die Gegend so? Das wird mir auf der Karte nicht ganz klar.)



                    Vanas?

                    Ich überquere es an der Mündung in den Vanasjávri.



                    Mündung in den Vanasjávri

                    Dann wurstele ich mich am Ufer des Vanasjávri weiter und bin unschlüssig, ob ich mehr oben im Hang oder näher am Ufer gehen soll. Beide Varianten sind relativ zäh, da steinig, uneben und zum Teil wegen der Nässe ordentlich rutschig, im Hang auch manchmal verbuscht.





                    Ab und zu finde ich Steinmännchen, aber die sind so spärlich gesät, dass sie mich mehr verwirren, als mir zu helfen. Letztlich verleiten sie mich dazu, zu lange unten am Ufer zu bleiben. Erst spät merke ich, dass ich schon viel früher den Hang hätte hinauf gehen sollen. Zum Glück hatte ich mir meinen Zeltplatz auf dem InReach als Wegpunkt markiert, und das zeigt mir jetzt, dass ich schon fast dran vorbeigelaufen bin. Also muss ich schleunigst die Direttissima den Hang hoch, was gar nicht so einfach ist. Als ich den Hang dann aber endlich erklommen habe, komme ich auch direkt an meinem treuen Sonnenschein raus:





                    da isses!


                    Jetzt ab ins Trockene und erst mal Tee kochen!



                    Die Regenhose hat heute auch gelitten:



                    Das Wetter bessert sich nicht wesentlich und ich will heute ja noch ein bisschen weiter. Deshalb nutze ich eine Regenpause am späten Nachmittag und ziehe los.





                    Während ich das Zelt abbaue, macht gerade eine Wanderergruppe am nahegelegenen Weg Pause. Ich glaube, deutsche Wortfetzen zu hören, gehe aber nicht hin, weil ich mit dem Zelt fertig werden will, bevor es wieder zu regnen anfängt. Und bevor ich damit fertig bin, sind die auch schon wieder unterwegs Richtung Gautelis.

                    Ich schlage den Weg zurück ein, bald bin ich wieder an der verknautschten Brücke.



                    Zwar bin ich zuversichtlich, dass die Ziehharmonika-Form ihrer Stabilität keinen Abbruch tut. Aber dass massive Metallteile einfach brechen können, macht mich doch etwas nervös:



                    Weiter geht’s den Weg zurück, den ich von gestern schon kenne. Heute leisten mir aber ein paar Rentiere Gesellschaft:









                    Manche Steine, die hier so rumliegen, finde ich genauso schön wie den Ivarsten:





                    Meine Laune ist immer noch ein bisschen getrübt. Eigentlich finde ich ja, hier oben muss man halt mit schlechtem Wetter rechnen und darf sich nicht so anstellen, wenn's dann mal nicht so toll ist. Aber heute gelingt mir das nicht so gut:



                    außerdem weiß ich nicht, wieso der Autofokus beim Selbstauslösen nicht auf die richtige Stelle scharf stellt...

                    Schließlich komme ich wieder an den Abzweig und somit jetzt wieder auf mir neue Pfade Richtung Hukejaurestuga. Die Brücke, die da auf der Karte eingezeichnet ist, sieht so aus:



                    Brücke?

                    aber zum Glück lässt sich der Bach auch ohne sie gut queren.

                    Nicht mehr lange, dann taucht auch die Hütte auf:



                    Hukejaurestugan in Sicht

                    Rechts gibt's schöne Blicke auf den Hukejaure.



                    Hukejaure, ganz da hinten in Bildmitte liegt ungefähr der Ivarsten...

                    Um zur Hütte zu kommen, muss ich noch einen kleinen Schlenker gehen. Zwar weiß ich noch gar nicht, ob ich da hin will. Ich bin unentschlossen, ob mir bei dem Wetter nach einer Hüttenübernachtung ist, oder ob ich lieber ins Zelt will, aber zumindest vorbeischauen möchte ich und mich dann entscheiden.

                    Am Abzweig zur Hütte hat schon ein alter Schwede sein Hilleberg aufgebaut. Ich frage ihn, ob auf dem weiteren Weg geeignete Zeltplätze kommen, aber er verneint. Da gäbe es zwei Stunden lang kein Wasser, sagt er. So, wie es auf der Karte aussieht, kann ich mir das gar nicht vorstellen. Wir schwatzen noch eine Weile und ich frage ihn sicherheitshalber, ob er was dagegen hat, wenn ich in Sichtweite mein Zelt aufbaue. Hat er zum Glück nicht. Auf dem weiteren Weg zur Hütte sehe ich auch schon die eine oder andere Ecke, auf die mein Zelt gut passen würde.

                    An der Hütte spreche ich kurz mit dem netten Hüttenwirt. Ich erzähle ihm, dass ich vom Ivarsten etwas enttäuscht war, und er schmunzelt. Als ich ihm meine Bilder zeige, bestätigt er mir aber, dass ich den richtigen Stein erwischt habe, ich hatte schon befürchtet, ich hätte einen anderen Stein mit dem Ivarsten verwechselt...

                    Irgendwie zieht es mich dann aber für die Nacht doch lieber wieder in mein Zelt und so dackele ich bald zurück und stelle meinen kleinen Sonnenschein zwischen der Hütte und dem Hilleberg oberhalb eines kleinen Teiches auf ein schmales, flaches Stück zwischen den Steinen, wo es geradeso draufpasst.



                    Und bald wird’s auch schon dunkel.



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                    • pekra62
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                      • 02.03.2012
                      • 836
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                      • Meine Reisen

                      #70
                      AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                      Meine Laune ist immer noch ein bisschen getrübt. Eigentlich finde ich ja, hier oben muss man halt mit schlechtem Wetter rechnen und darf sich nicht so anstellen, wenn's dann mal nicht so toll ist. Aber heute gelingt mir das nicht so gut:
                      Tröstlich, wenn es anderen auch so geht

                      Okay, zum Ivarsten muss man nicht unbedingt. Aber die Ecke westlich des Kungsleden könnte ich trotzdem mal in's Auge fassen
                      Das Neasketvággi sieht ja klasse aus! Das ist hiermit auf der Liste der Orte gelandet, an denen ich demnächst nochmal vorbei will
                      Das "demnächst" muss ich aber wohl durch "auch" ersetzen. Liste wird länger und länger

                      Peter

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                      • Blahake

                        Fuchs
                        • 18.06.2014
                        • 1431
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                        #71
                        AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                        Hm, allerdings kann ich nicht ausschließen, dass ich in meinem Urteil über den Ivarsten an diesem lausigen Regentag ein bisschen streng war. Wer weiß, vielleicht ist die Gegend da bei Sonnenschein und guter Sicht ganz grandios...
                        Aber den Stein an sich konnte ich ja gut sehen und den fand' ich nicht so den Bringer...

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                        • Blahake

                          Fuchs
                          • 18.06.2014
                          • 1431
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                          #72
                          AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                          Dienstag, 4. September, Áinnaskáidi

                          Aaah, ich habe mal wieder gut geschlafen und bin froh, dass ich in meinem Zelt liege und nicht in der Hütte. Und die Welt draußen sieht auch schon wieder viel besser aus als gestern.



                          Beim Frühstücken zeigen sich schon kleine Wolkenlücken, der nächste Schauer lässt allerdings auch nicht lange auf sich warten...





                          der alte Schwede lässt sich davon nicht vom Packen abhalten

                          Ich gammele einfach noch so lange rum, bis sich das Wetter entschieden hat, und heute entscheidet es sich zum Glück ganz anders als gestern:









                          blauer Himmel

                          Es ist schon weit nach zwölf, als ich endlich mein Zelt abbaue und weitermarschiere.



                          da hat mein Zelt geradeso hingepasst

                          Im Norden sieht man einen Gletscher, über dem noch flache Felsen raus ragen, ich finde, das sieht ein bisschen aus, wie ein UFO:



                          Ufogletscher

                          Nach der Karte könnte das der Rivgojiehkki sein. Der ist zwar weit weg, so das ich zweifle, ob man den wirklich von hier aus sehen kann, andererseits ist er groß und die Richtung stimmt...

                          Meine Richtung geht jetzt aber nach Süden, ich folge dem gut ausgetretenen Weg und frage mich, wie der Schwede zu der Einschätzung kam, hier gäbe es keine Zeltplätze. Einer schöner als der andere und überall Wasseranschluss.





                          Im Westen sieht man einen markanten Berg, muss wohl der Álitoajvve sein.



                          Álitoajvve

                          Heute machen die Pausen viel mehr Spaß als gestern im Regen und so lasse ich mich des öfteren nieder, genieße die Aussicht und Studentenfutter.




                          Auf dem Weg und in der Sonne läuft es sich sehr entspannt.





                          Bald komme ich am Abzweig ins Neasketvággi vorbei, hier wäre ich rausgekommen, wenn ich vorgestern nicht zum Nordkalottleden gequert hätte:



                          hier geht’s ins Neasketvággi





                          noch mal das UFO



                          Nach einiger Zeit kommt mir ein Wanderer entgegen, er ist Deutscher und wir unterhalten uns recht lange. Er läuft Norge på langs und wirkt sehr begeistert. Ja, schon wieder das Nordlandfieber!

                          Und hätte er mich nicht darauf aufmerksam gemacht, hätte ich gar nicht gemerkt, dass man auch von hier wieder den Rabotsgletscher sehen kann:









                          Rabotsgletscher

                          Davon muss ich meinen Blick jetzt aber wieder abwenden, mein Weg geht in der anderen Richtung weiter und führt mich über einen kleinen Pass, von dem ich bald auf eine weite Ebene und dahinter den Guojujávri sehen kann.





                          Auf dem Weg hinunter zu den Seen bzw. links daran vorbei, sehe ich ein blaues Tunnelzelt, aber keine Menschenseele.

                          Der Weg zieht sich ein bisschen, ist aber leicht zu gehen und meine Stimmung ist wesentlich besser als gestern. Zwar hat sich die Sonne wieder verzogen und es ist ordentlich kalt, aber es bleibt weitgehend trocken.





                          zieht sich

                          Ich nutze eine Pause, um per InReach kurze Geburtstagsgrüße an eine liebe Freundin zuhause zu senden. Die freut sich darüber, und ich mich dann darüber, dass sie sich freut.

                          Auf der Höhe der Saamensiedlung, die da rechts unten am Guojujávri liegt, vermischt sich der Weg mit Quadspuren. Die sind recht matschig, aber der Weg, der mal parallel dazu und mal darin läuft, auch. Außerdem fängt es mal wieder an zu regnen

                          Die Laune sinkt ein bisschen, die Landschaft ist hier gerade ein bisschen eintönig öde, oder sind es nur die Quadspuren, die mich stören? Der Weg zieht sich, wird aber wieder schöner, als ich mich dem Áinnajohka nähere, die Laune auch.



                          Áinnajohka mit Renvaktarstuga




                          Der Áinnajohka hat sogar zwei Brücken nebeneinander:



                          Nach eingehender Betrachtung...



                          entscheide ich mich dann doch lieber für diese hier:




                          Am Fluss drücke ich mich noch eine ganze Weile rum, weil da eigentlich ein schöner Zeltplatz ist. Aber irgendwas stört mich. Ist mir das Wasser zu laut, oder sind es die Saami-Hütten in Sichtweite? Keine Ahnung. Ich gehe weiter, obwohl ich fürchte, wieder in meine „Vielleicht-findet-sich-noch-ein-besserer-Platz-Falle“ zu tappen, die mir schon oft zu lange Wandertage beschert hat. Aber heute habe ich Glück, denn schon bald finde ich eine Stelle ganz nach meinem Geschmack.



                          Gras-Heide-Gemisch als weicher Zeltuntergrund, ein sanftes Flüsschen für's Trink- und Badewasser und schöner Rundumblick.







                          Klares Trinkwasser





                          Ich bin glücklich und mache 'zig Bilder, vor allem, als die Abendsonne noch unter den Wolken durchscheint und alles in goldenes Licht taucht.









                          Kann es irgendetwas schöneres geben?





                          Nur, dass sich Krümel offenbar heimlich an meinem Whisky vergreift, verwirrt mich kurz.



                          Na, gut, sei ihm gegönnt!

                          In der Nacht wird das Glück erst richtig perfekt. Polarlichter ziehen sich über den ganzen Himmel!!!

                          Keine gigantisch hellen oder gar bunten. Aber grüne Schimmer, die in unterschiedlicher Stärke über den gesamten Himmel wandern. Sie scheinen alle im Westen zu entspringen und fließen dann anmutig langsam nach Osten. Ich verbringe fast ein ganze Stunde staunend in der Kälte und schaue begeistert nach oben. Zwischen dem schwachen, fast flächigen Leuchten, das wie eine leichte Gardine über den Himmel schwebt, tauchen immer wieder kräftigere Lichter auf, manche wie blasse, aber weit leuchtende Scheinwerfer, andere kräftiger und in geschwungenen Linien.

                          Meine doofe Kamera ist leider nicht imstande, das festzuhalten, ihre Vorgängerin hätte das deutlich besser hingekriegt.

                          Hier die einzigen beiden Bilder, die sie geschafft hat, und die zeigen es leider ganz anders, als es war:





                          Nach einer Stunde krieche ich glücklich wieder in den Schlafsack. Dieses Zeltplätzchen und diese Nacht haben mich schon wieder dreifach entschädigt, für alles, was bisher vielleicht nicht so toll gelaufen ist. Sturm, Nebel und Regen: Alles vergessen!

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                          • danobaja
                            Alter Hase
                            • 27.02.2016
                            • 3287
                            • Privat

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                            #73
                            AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                            ...
                            Hallo Danobaja,



                            Na, na, jetzt mal nicht anzüglich werden hier! Ein Cape ist doch keine Unterwäsche!
                            Trotzdem Danke für die Blumen.
                            oh, ein cape.... entschuldige die verwechslung! der rest gilt natürlich nach wie vor!

                            was hats denn mit dem schicken armband auf sich? fjellfestival? eintrittskarte für hütten? oder nur zierde?

                            ich beneide dich um die nordlichter, auch wenn die kamera es wohl nicht so gut rüberbringt.
                            danobaja
                            __________________
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                            • vobo

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                              #74
                              AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                              Da habe ich ja echt Glück gehabt, dass Krümel nicht zuviel Whisky verträgt und am Ende noch ein Schluck für mich übrig blieb . Sehr schön jetzt nach den ersten Schilderungen Deiner Erlebnisse im September den ganzen bebilderten Bericht zu lesen.

                              Ich bin überrascht, wie viele Begegnungen Du in der Ecke Hukejaure hattest, hätte ich weniger erwartet.

                              Zitat von Blahake Beitrag anzeigen

                              Im Westen sieht man einen markanten Berg, muss wohl der Álitoajvve sein.
                              Wenn alles gut geht, bin ich Ende Juli auf diesem Berg ...

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                              • Blahake

                                Fuchs
                                • 18.06.2014
                                • 1431
                                • Privat

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                                #75
                                AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                                Zitat von danobaja Beitrag anzeigen
                                was hats denn mit dem schicken armband auf sich? ... eintrittskarte für hütten? ...
                                Ja, Eintritt zum Service-Huset an der Fjällstation. Hat so'n bisschen was von All-Inclusive-Pauschaltourist. Aber ich fürchte, anders kann das bei den Menschenmassen da gar nicht geregelt werden...

                                Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                Wenn alles gut geht, bin ich Ende Juli auf diesem Berg ...
                                Hallo Volker
                                Oh, Du hast schon alles geplant für Deinen unverschämt langen Urlaub dieses Jahr!? Sag' an, wo genau soll es lang gehen?

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                                • Blahake

                                  Fuchs
                                  • 18.06.2014
                                  • 1431
                                  • Privat

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                                  #76
                                  AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                                  Mittwoch, 5. September, ungeplanter Gewaltmarsch

                                  Wenig überraschend – in der Nacht hat es ja aufgeklart – begrüßt mich der Morgen an meinem paradiesischen Plätzchen mit strahlendem Sonnenschein.





                                  Oh, ist das schön! Ich gammele lange im und am Zelt rum und freue mich an meinem schönen Platz, den Gräsern in meinem Vorgarten und dem Panorama.





                                  Vorgarten mit Gräsern und Bachlauf

                                  Das Flüsschen lässt sich bei diesem Wetter angemessen nutzen, für eine ausgiebige Morgentoilette samt Bad. Ich habe sogar die perfekte Badezimmereinrichtung mit Ablagetisch, davon links fließendes Wasser und rechts Badewanne



                                  Waschtisch mit fließend Wasser links und Wanne rechts

                                  Und das beste: Sonne zum Trocknen

                                  Das Leben kann soo schön sein!!!

                                  Ich will mich kaum von dieser wundervollen Ecke trennen, aber gegen halb zwölf ist der Rucksack dann doch gepackt und es kann weiter gehen.



                                  Ich weiß noch nicht, wie weit ich heute will, Zeit habe ich genug, ich muss ja erst am 8. September nach Luleå fahren, am 9. geht von dort der Flieger. Aber die Richtung weiß ich, erst mal zu den Sitasjaurestugorna. Und dann will ich sehen, ob ich von der Straße nach Ritsem rechts abbiegen und auf dem Wanderpfad lang gehen kann. Außerdem will ich nicht die gesamte Strecke bis Ritsem gehen, sondern vorher nach Westen Richtung Sievgoknjunnje abbiegen. Dann könnte ich querfeldein über den Stuor Sievgok auf den Gränsleden und den dann nach Ritsem gehen. In der Ecke findet sich bestimmt auch ein guter Platz zum Übernachten. Matthias, alias Mortias, hier aus dem Forum ist da ungefähr auch schon lang gegangen. Seinen Track habe ich auf das InReach geladen, so dass ich den Einstieg in die Querfeldein-Strecke gut finden sollte. Kurz hinter dem Autajaure sollte es rechts ab gehen.

                                  Aber jetzt erst mal den gut markierten und ausgetretenen Weg Richtung Sitasjaure.

                                  Die weite offene Ebene gefällt mir gut...





                                  ...und da mir heute die Sonne von einem blauem Himmel strahlt, bin ich glänzender Stimmung und strahle mit.





                                  Nette Gesellschaft findet sich auch wieder:



                                  Wenig später kommt mir ein älteres schwedisches Paar entgegen, wir unterhalten uns eine ganze Weile. Sie sind schon sehr oft im Fjäll gewesen und immer noch begeistert sie wollen nach Abisko.



                                  Dann finde ich im Sonnenschein sogar noch einen Kleinen Fuchs und staune, dass der hier oben offenbar auch noch klarkommt:



                                  Wenig später kommt schon der Sitasjaure in Sicht und erste Anzeichen der Zivilisation:





                                  Eine Pause nutze ich noch, um Volker per InReach zu antworten. Er hatte eine Nachricht geschrieben, dass er einen Tag früher als geplant in Salto ankommen wird und gefragt, wo ich sei. Und so schreibe ich jetzt „Trödele noch bei Sitasjaure rum, um nicht zu früh nach Ritsem zu kommen.“

                                  An der Hütte sehe ich mich dann ein bisschen um, finde aber keinen Menschen. Ich nutze die Abfalleimer, um mich von meinem Müll zu trennen und das vorhandene Mobilfunknetz, um mich zu Hause zu melden. Dann mache ich mich wieder auf den Weg, die Straße lang Richtung Ritsem.

                                  Den Abzeig auf den Wanderweg verpasse ich allerdings. Aber es ist auch ganz bequem auf der Straße...
                                  Auf Dauer zwar ein bisschen öde, aber dafür komme ich ganz flott voran.

                                  Und so schlecht ist der Blick über den Autajaure auf das Áhkkágebirge ja auch wieder nicht:





                                  Ich staune, dass man es von hier schon so gut sehen kann, ist ja noch ein gutes Stück weg. Vor lauter Begeisterung fotografiere ich es ziemlich oft:





                                  und auch den näher gelegenen Kallaktjåkkå:




                                  Hier am See gäbe es auch schöne Strand-Zeltplätze, aber so nah an der Straße möchte ich nicht übernachten, auch wenn mir bisher kein einziges Auto begegnet ist.

                                  Außerdem kann ich mich noch nicht so recht an die kleinen Zivilisationsmarken wie Hütten und Strommasten gewöhnen.





                                  Am Ende des Sees halte ich Ausschau, wo ich wieder in die Einsamkeit abbiegen kann. Zunächst sieht das aber noch ziemlich unwegsam aus. Selbst als ich die Stelle erreiche, an der Matthias' Track quert, finde ich trotz intensiver Suche keinen geeigneten Einstieg.
                                  Alles ist entweder zu buschig oder sumpfig.

                                  Hm, wo ist der Kerl hier bloß lang gegangen???



                                  Blick zurück zum Autajaure

                                  Ich gebe nach einigen Versuchen auf und gehe weiter die Straße entlang. Nach meiner Karte sieht es so aus, als bietet sich in ein paar Kilometern, bei den vielen kleinen Seen, die Möglichkeit, ins Sievgokvuodos abzubiegen. Zumindest nach Karte wirkt das ganz vielversprechend, allerdings kann ich mir natürlich nicht sicher sein, ob es dann wirklich klappt...



                                  Wieder auf der Straße, Blick zurück...



                                  ...und voraus

                                  Als ich mich den nächsten Hügel hochschleppe, kommt tatsächlich das erste und einzige Auto, dem ich heute begegne. Ein kleiner alter Kastenwagen in meiner Richtung. Der Fahrer hält brav an und fragt, ob er mich mit nach Ritsem nehmen soll. Zwar spricht er weder deutsch noch englisch, aber mit Händen und Füßen verstehen wir uns. Da ich ja aber heute gar nicht nach Ritsem will, lehne ich dankend ab.



                                  Bald kommt dann auch mein anvisiertes Tal mit den Seen in den Blick, hier will ich noch mal versuchen, von der Straße loszukommen.



                                  Mein Abzweig?

                                  Das Gelände ist stark verblockt und die Steine sind kräftig überwachsen. Ich muss gut aufpassen, wo ich hintrete, sonst kann das hier schwer schiefgehen.

                                  Aber ich wurstele mich eine ganze Weile da durch, weil mich das schöne Tal anzieht und ich der Zivilisation entfliehen will.



                                  verblockt und verbuscht...



                                  … aber schön!

                                  Irgendwann fällt mir dann doch auf, dass das ein ziemlich sinnloses Unterfangen ist. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass das Gelände bald einfacher wird, aber wer sagt denn, dass das wirklich so ist???

                                  Also drehe ich etwas frustriert wieder um und kämpfe mich zur Straße zurück. Dabei halte ich noch Ausschau, ob sich nicht gleich hier ein schöner Zeltplatz findet, aber dazu ist das Gelände viel zu uneben.

                                  Kurz vor der Straße finde ich dann noch Markierungen vom Wanderweg, der hier parallel verläuft. Der ist aber auch nicht viel leichter zu gehen als querfeldein und bringt mich offenbar auch nicht ins Hinterland. Da kann ich besser wieder auf die Straße, da komme ich wenigstens schnell voran. Der vergebliche Abstecher hat mich locker eine Stunde gekostet.



                                  wieder die blöde Straße...

                                  Hätte ich wohl doch besser das nette Angebot des Autofahrers annehmen sollen.

                                  Ich marschiere ziemlich stramm weiter, weil mir jetzt aufgeht, dass ich es heute tunlichst noch vor Dunkelheit bis Ritsem schaffen sollte. Denn vorher kann ich nicht damit rechnen, einen guten Platz für die Nacht zu finden.



                                  nicht campingtauglich

                                  Dazu ist es zu waldig, keine ebenen Flächen und kein Wasser...





                                  Das klappt dann ganz gut und ich bin so zeitig kurz vor Ritsem, dass mein Gemüt nicht rechtzeitig mitgekommen ist. Ich stehe kurz vor der Zivilisation, kurz vor dem Endpunkt meiner Wanderung und merke, dass ich dafür überhaupt noch nicht bereit bin. Ich will da nicht hin! Ich will in die Natur und die Einsamkeit!

                                  Und deshalb biege ich, als ich den Beginn des Gränsleden sehe, spontan noch mal ab:



                                  schnell wieder raus hier...

                                  Der Gränsleden war mir ja vor drei Jahren schon so ein schöner Abschluss nach der Sarektour. Das mache ich doch einfach wieder so, ich weiß, dass da oben bald sehr schöne Zeltplätze kommen, an die Fjällstation kann ich morgen noch.

                                  So mache ich mich also mit frischem Mut und Vorfreude auf eine weitere Nacht im Fjäll an den Anstieg.

                                  Inzwischen ist es allerdings schon nach sieben und - hm – so knackig hatte ich den Anstieg gar nicht mehr in Erinnerung. Und auch nicht, dass ich doch erst eine ganze Weile durch den Wald aufsteigen muss, bis die schönen Zeltplätze kommen...

                                  O.k., wenn ich es mir recht überlege, habe ich heute auch schon ein paar Kilometer zurückgelegt, da läuft es sich auch nicht mehr ganz so fluffig bergauf.

                                  So langsam mache ich mir Gedanken, ob ich mich nicht bald für einen suboptimalen Platz entscheiden muss, bevor ich dann im Dunkeln gar nichts mehr finde...
                                  Ich ärgere mich, dass ich an der letzten Möglichkeit nicht genug Wasser mitgenommen habe, um notfalls einen Platz ohne Wasseranschluß nehmen zu können. Hier gerade findet sich nix und es dämmert schon ordentlich...



                                  Zeit, einen Platz zu finden...

                                  Bis über die Baumgrenze hinaus werde ich es mit Sicherheit nicht mehr schaffen, die ist weiter weg, als ich das in Erinnerung hatte.

                                  Schließlich glaube ich, ein leises Plätschern zu hören und spitze die Ohren. Hier muss irgendwo Wasser sein!

                                  Ich gehe vom Weg ab, in die Richtung, aus der ich das Wasser höre, und komme dabei an einer schönen, ebenen, mit Flechten und Moos bewachsenen Fläche vorbei. Da lasse ich schon mal den Rucksack liegen und begebe mich weiter auf die Suche nach dem lieblichen Geräusch. Das kommt dann von einem sehr schmalen Rinnsal, das sich im Unterholz durch das Moos schlängelt. Da trockenen Fußes hinzukommen, ist allerdings kaum möglich. Einige Meter weiter oben finde ich dann aber einen zwar unbequemen, aber machbaren Zugang. Geritzt! Hier kann ich bleiben!

                                  Freudig gehe ich zurück zum Rucksack. Noch bevor ich das Zelt aufbaue, nehme ich meine Wasserbeutel und -flaschen und fülle sie am Rinnsal auf. Denn inzwischen ist es schon recht duster, ich will mich nicht bei Dunkelheit im Unterholz verheddern. Am Rucksack zurück schnell das Zelt aufgebaut, bin ich froh und glücklich, hier oben wieder für mich allein zu sein und nicht in Ritsem.





                                  Und ich bin immerhin so weit hoch gekommen, dass ich das Áhkkágebirge durch die Büsche ausmachen kann.

                                  Über das InReach hat Volker heute nachmittag geschrieben: „Wenn Du magst, komm doch auch schon nach Salto. Dann können es noch ein paar mehr Biere oder gar ein Glas Wein werden.“ Aber ganz meiner Gemütslage entsprechend schreibe ich ihm jetzt zurück: „Kann mich noch nicht so recht von der Wildnis trennen.“ und sinke einsam und glücklich in die Daunen.

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                                  • andrea2
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                                    • 23.09.2010
                                    • 940
                                    • Privat

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                                    #77
                                    AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                                    Hallo Anne,

                                    endlich hab ich es auch geschafft, bis hier her zu lesen.

                                    Deine Route südlich des Kungsleden gefällt mir wirklich sehr gut, falls wir mal von Nikkaluokta in östliche Richtung wollen, würde ich diese Alternative auf jeden Fall in Erwägung ziehen.

                                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                    Immer noch Mittwoch, 29., dann auch Donnerstag, 30. August - Sturm und schwache Nerven
                                    Aber schlafen kann ich nicht. Der Wind wird immer stärker und rüttelt ordentlich am Zelt....
                                    Der Sturm war wirklich nicht ohne, wir hatten zum Glück einen sehr geschützten Zeltplatz hinter einer Felsrippe, aber sobald man ein kleines Stück höher ging, hat man die volle Wucht gespürt. Seitdem wir mit dem Nammatj ein Tunnelzelt haben, bin ich auch nicht mehr ganz so entspannt wie mit dem alten Kuppelzelt. Wenn der Wind dreht war das früher nie ein Problem, aber jetzt ist eine Breitseite nicht mehr so lustig.

                                    Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
                                    Es dauert gar nicht lange, da stehe ich auch schon vor dem Wasserfall. Und staune doppelt. Also zum einen bestaune ich den schönen Wasserfall und zum anderen bestaune ich den Fels daneben. Wo zur Hölle soll da ein Weg hochgehen!?!?!?
                                    Das sieht ja wirklich so aus, als käme man da überhaupt nicht durch. Dass der Weg ins Siŋŋivággi steil ist, das zeigt die Karte ja schon, aber ich meine, ich hätte mal irgendwo was gelesen, dass da jemand durch ist. Wenn man von der andern Seite kommt, ist das natürlich eine böse Falle.

                                    Das Neasketvággi sieht echt gut aus, es steht auch schon auf unserer Liste. Dass es hier so grün ist, mit viel Vegetation, das ist im parallelen Čuhčavággi genauso. Ich sehe die Stelle genau vor mir, an der du aus dem Neasketvággi ins Čuhčavággi gekommen bist. Ich hatte mir das vor zwei Jahren schon angesehen als wir dort vorbei kamen und überlegt, dass man da gut queren kann. Die Tübinger Studenten sind anscheinend überall unterwegs, wir hatten sie 2017 in Unna Allakas betrofffen. Finde ich klasse, dass es solche Exkursionen gibt.

                                    Die fiesen Schrunden kenne ich auch, und wenn man sie einmal hat, dann sind sie wirklich sehr schmerzhaft und heilen nur sehr, sehr schlecht. Seitdem ich aber konsequent lieber zu früh, als zu spät Handschuhe anziehe, ist es besser. Wenn es passiert ist, klebe ich Leukoplast drüber. Was auch gut helfen soll, ist Sekundenkleber.

                                    Zum Ivarsten wärst du wohl besser von der Hukejaurehütte aus gegangen. Da früher dort der offizielle Weg bis zum Stein südlich der Seen verlief, gibt es immer noch einen Pfad. Wir haben vor vielen Jahren dort gezeltet, mit dem Ivarsten direkt vor der "Tür". Die Farbe am Stein war da noch ein bisschen intensiver.

                                    Das Bild ist vom Dia gescannt, die Qualität ist leider sehr schlecht.



                                    Auf dem Weg von Hukejaure nach Sitasjaure gibt es auf jeden Fall viele schöne Zeltplätze, das kann ich bestätigen. Wer weiß, wo der Schwede lang gelaufen ist. Leider hatten wir an dem Tag dort kaum Sicht, die Ausblicke müssen wirklich sehr beeindruckend sein. Die vielen Quadspuren fand ich auch nicht so schön, aber man muss sich immer vergegenwärtigen, dass dies der "Arbeitsplatz" der Samen ist.

                                    Vor zwei Jahren muss die Brücke über den Áinnajohka noch in Ordnung gewesen sein, ich hab an dem Tag kaum Bilder gemacht, da die Kamera wegen des schlechten Wetters im Rucksack war und notiert hab ich auch nichts. Da möchte man wirklich nicht mehr rüber. Gut, dass es die Erstatzbrücke gab.

                                    Deine Nordlichtbilder sind gar nicht so schlecht. Auf jeden Fall vermitteln sie einen guten Eindruck, wie intensiv das Polarlicht gewesen sein muss.

                                    Bei schönem Wetter ist die Straße von Sitasjaure nach Ritsem vielleicht ganz ok, ich hab sie in ziemlich nerviger Erinnerung. Aber der Gränsleden ist auf jeden fall ein besserer Abschluss für die Tour.

                                    Dein Krümel erinnert mich übrigens immer an Urmel.

                                    Zitat von vobo Beitrag anzeigen
                                    Ich bin überrascht, wie viele Begegnungen Du in der Ecke Hukejaure hattest, hätte ich weniger erwartet.
                                    Wenn alles gut geht, bin ich Ende Juli auf diesem Berg ...
                                    Wir haben auch nicht ganz wenige Leute in der Ecke getroffen, ganz so einsam ist es dort nicht.
                                    Auf den Álitoajvve, das hört sich nach einer spannenden Route an. Das interessiert mich ja auch, was du da planst.

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                                    • Blahake

                                      Fuchs
                                      • 18.06.2014
                                      • 1431
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                                      #78
                                      AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                                      Hallo Andrea

                                      Zitat von andrea2 Beitrag anzeigen
                                      Deine Route südlich des Kungsleden gefällt mir wirklich sehr gut...würde ich diese Alternative auf jeden Fall in Erwägung ziehen.
                                      Dann kann ich ja vielleicht in einem Deiner zukünftigen Reiseberichte noch die Aussichten bewundern, die ich im Nebel verpasst habe.

                                      Anscheinend habe die Tübinger Studenten einen wanderlustigen Professor

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                                      • Blahake

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                                        • 18.06.2014
                                        • 1431
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                                        #79
                                        AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll


                                        Donnerstag, 6. September, Abschlussspaziergang auf dem Gränsleden



                                        Ich habe mal wieder bombig geschlafen und wache sehr glücklich an meinem Last-Minute-Platz auf. Ich habe es wirklich gut getroffen hier, obwohl das die Notlösung auf den letzten Drücker war. Ich finde es wunderschön lauschig, gerade noch so im lichten Wald, aber schon mit Sicht in die Ferne und der Ahnung, das es bis zur Baumgrenze nicht mehr weit ist. Pure Idylle hier:












                                        Erst heute geht mir auf, wie viele Kilometer ich da gestern geschrubbt habe. Aber auf der Straße ging das natürlich flotter als auf Trampelpfaden.

                                        Das Wasser, das ich gestern geschöpft habe, schimmert allerdings leicht braun und schmeckt etwas bitter. Ich schätze, das enthält ordentlich Huminsäuren vom moorigen Boden, aber das muss ja nichts schlechtes sein. Trotzdem bin ich ganz froh, dass ich es gestern Abend nur abgekocht zu mir genommen habe und halte das heute früh lieber auch so.


                                        Gestern Abend kam wohl noch eine Antwort von Volker an mein ausgeschaltetes InReach, aber irgendwie klappt das mit der Anzeige heute nicht, ich kann sie nicht lesen.

                                        OT: Nein, Daniel!

                                        Wegen Volkers Vorschlag, nach Saltoluokta zu kommen, habe ich mich noch nicht entschieden. Ich weiß noch nicht so recht, was ich will. Ich habe etwas Bange, dass mir da zu viel Trubel ist. Zumindest habe ich aber schon mal geschaut, wann der Bus fährt. Es ist natürlich der selbe, mit dem ich sonst einen Tag später nach Gällivare fahren würde. In Kebnats kommt er so an, dass ich mit dem Boot gegen 13:00 Uhr in Saltoluokta sein könnte. Deshalb schreibe ich an Volker: „Kõnnte morgen gegen 13 Uhr in Salto sein. Bin aber noch nicht ganz entschieden.“

                                        Heute will ich ohne Rucksack ein bisschen auf dem Gränsleden spazierengehen und dann nach Ritsem. Obwohl, oder vielleicht auch gerade weil ich den Gränsleden von vor drei Jahren schon kenne.

                                        Zwar habe ich dieses Jahr kein Glück mit Pilzen und Moltebeeren, aber dafür sammele ich Eindrücke und haufenweise Bilder von dieser wundervollen Herbstfarbenlandschaft:



                                        mein Zelt fügt sich farblich gut ein









                                        Besonders gefällt mir neben den Herbstfarben das Wasser hier oben in Seen, Tümpeln und Bächen.























                                        Bei diesem Stein denke ich, das ist doch ein guter Umkehrpunkt:



                                        Es ist erst Mittag, aber ich möchte in Ritsem sein, bevor das Boot ankommt. Da hatte ich nämlich schon mal Pech, dass das Duschwasser kalt war, als alle Ankömmlinge vor mir geduscht hatten. Das soll mir heute nicht passieren, ich will mal wieder warm duschen.

                                        Außerdem möchte ich die Waschmaschine nutzen.

                                        Auf dem Rückweg kann ich aber diesem perfekten Badeeinstieg nicht widerstehen:



                                        Da muss ich zum krönenden Abschluss doch noch mal schnell rein.

                                        Das heißt, „schnell“ trifft es nicht so ganz. Wenn man für 10 Sekunden Selbstauslöser zu langsam ist, muss man im Nachhinein lernen, wie man Bilder verpixelt.



                                        zu zaghafter Einstieg

                                        Lange bleibe ich natürlich nicht im Wasser, aber es ist mir eine erfrischende und irgendwie wichtige Abschiedszeremonie.

                                        Abtrocknen geht jetzt halt nur notdürftig mit dem Unterhemd, ein bisschen Sonne wäre jetzt ganz schön, aber man kann nicht alles haben.

                                        Auf dem Rückweg versuche ich, meine Kamera zu einem Panorama zu überreden



                                        und halte noch ein paar Herbstfarben fest:





                                        Das kalte Bad wirkt aber noch nach und ich fröstele ziemlich. Deshalb nehme ich jetzt die Beine in die Hand und übe mich ein bisschen in Trailrunning, um warm zu werden. Das klappt besser als gedacht, erstens wird mir schnell warm und zweitens komme ich so gut voran, dass ich fast an meinem Zelt vorbeirenne.

                                        Zusammenpacken und zurück nach Ritsem. Nach dem schönen Spaziergang und dem Bad bin ich nun bereit. Ich habe mich vom Fjäll verabschiedet – also, für dieses Jahr – und kann jetzt der Zivilisation entgegentreten...



                                        Ritsem in Sicht

                                        Ich melde mich an der Rezeption und beziehe auf dem Zeltplatz das Eckchen, das ich jetzt schon zum dritten Mal nutze. Die junge Frau kommt mir bekannt vor und tatsächlich bestätigt sie auf meine Nachfrage, dass sie vor drei Jahren auch hier war

                                        Dann belege ich flugs die Waschmaschine und gehe duschen. Die Eile wäre gar nicht nötig gewesen, auch nach Bootsankunft sind nur wenige Gäste hier und nur ein weiterer nutzt später die zweite Waschmaschine. Und das Duschwasser hat sicher auch für alle gereicht. Zum Wäschetrocknen drehe ich die Heizung im Trockenraum auf volles Rohr, frage aber sicherheitshalber an der Rezeption, ob das in Ordnung ist. Ist es zum Glück! Jetzt hängen meine Klamotten fein und sauber im Warmluftstrom und weden bestimmt ruckzuck trocken.

                                        Hier habe ich Handyempfang, den ich nutze, um zu Hause anzurufen. Meine Mutter hatte mich ja auf der Karte des InReach verfolgt und gestern schon eine Nachricht geschickt „Du bist ja wieder in der Zivilisation!“ Aber da war ich ja schon wieder abgebogen.
                                        Auch mein Liebster freut sich, nach dem kurzen Telefonat in Sitasjaure wieder länger mit mir sprechen zu können, statt nur kurze Nachrichten auszutauschen. Und ich erst!

                                        Beim Abendessen sitzen wir in der Stuga in netter kleiner Runde, eine junge Schwedin und ein weiterer Solowanderer kommen auch gerade von Ihren Touren zurück, ein anderer startet seine Sarektour morgen. Wir reden über Gott und die Welt, natürlich übers Wandern und Polarlichter, aber auch über die anstehenden Wahlen in Schweden und die Sorge um einen Rechtsruck.


                                        Von Volker habe ich Whats-App-Nachrichten. Beginnend mit „Würde mich freuen, wenn es morgen klappt“, dann setzt er noch einen drauf: Sein Konterfei nebst großer Bierdose und „Skål“




                                        Schließlich legt er richtig schweres Geschütz auf, indem er die Speisekarte schickt:



                                        Morgen gibt es Elch in Wacholdersauce!

                                        O.k., überzeugt, ich fahre morgen nach Saltoluokta!

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                                          #80
                                          AW: [SE] Wieder alles anders im Kebnekaisefjäll

                                          Hach ja, die Thermalquellen aus Lappland, sehr erfrischend

                                          Ich lese Eure Berichte (rede mal ausnahmsweise in der Mehrzahl) zu gerne, so das ich garnicht mehr weiß wo ich überhaupt schon was geschrieben habe um mich dafür zu bedanken. Ich reise gerne mit und ich finde das ist ein ganz tolle Geschichte wie ihr Euch dort auch noch treffen konntet. Vielen Dank (achtung Mehrzahl) für die Mühe die ihr Euch macht für diese Genialen Lapplandberichte, Danke.

                                          VG Maik
                                          "Freiheit bedeutet, dass man nicht alles so machen muss wie andere"

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