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Zusammenfassung:
Im September/Oktober 2018 wollte ich die HRP (Haute Randonnée Pyrénéenne) von Hendaye am Atlantik bis Banyuls sur Mer am Mittelmeer gehen. Um es vorweg zu nehmen: Wegen Knieschmerzen habe ich die Tour nach 23 Tagen und ca. der Hälfte der Strecke beendet und werde sie im September 2019 schmerzfrei mit ganz viel Freude fortsetzen. Es war eine traumhafte Tour, sowohl allein als auch mit temporären Wanderfreunden. Die weiten Landschaftsbilder mit ihren vielen Bergseen erzeugten in mir ein großes Gefühl von FreiSein.
Meine Beschreibungen überlappen/ähneln sich manchmal mit den im Forum bereits vorhandenen tollen HRP-Berichten
Doch bleibt nach meiner Einschätzung noch genug Unterschied, dass sich ein weiterer Reisebericht lohnt.
Einführung:
Eigentlich ist die HRP gar kein "richtiger" Wanderweg. Es gibt keine einheitliche Markierung des Weges. Sie wird nicht "vermarktet". Es gibt nicht genau die eine HRP-Route, sondern viele Varianten, die man sich aus Literatur, websites und eigenem Gutdünken zusammensetzt.
Die HRP ist "Grenzschlängeln" entlang der spanisch-französischen Grenze. Sie wird in einigen Büchern, meist in französisch oder englisch, beschrieben. Deutschsprachig gibt es einige Websites, die sich mit der HRP intensiv befassen. Aus all diesen Informationen habe ich mir "meine" HRP zusammengestellt, wobei mir klar war, dass ich unterwegs "meine" HRP ab und zu an die dann aktuellen objektiven und subjektiven Bedingungen anpassen werde.
An was habe ich mich orientiert ?
Beschreibungen:
Karten
HRP Tag 0: Hinfahrt und Ankunft
Es war einfach perfekt!
Mit der Bahn (ICE und TGV) ging es in 12 Stunden von Kassel nach Hendaye (F) an den Atlantik.
Die CO2-Bilanz der Reise war für mich vertretbar und die Fahrt war wirklich sehr komfortabel.
Alle Züge (Kassel-Karlsruhe-Paris-Hendaye) waren pünktlich.
Auch mit geringen Französischkenntnissen fand ich in Paris die richtige Metro zum Bahnhof Montparnasse.
Ein gravierender Unterschied zur D-Bahn ist, dass in Paris der Bahnsteig erst ca. 20 Minuten vor der Abfahrt bekannt gegeben wird. Dadurch versammeln sich die Fahrgäste vor der Anzeigetafel und warten gemeinsam auf die Bekanntgabe des Bahnsteiges. Public Viewing.
Der TGV raste mit bis zu 351km/h!! durch Frankreichs landwirtschaftliche Nutzflächen nach Hendaye.
Um 20.30 Uhr war es schon recht dunkel hier und noch einen Lagerplatz außerhalb der Stadt zu finden wäre mir schwer gefallen. So hatte ich via airbnb kurzfristig noch eine erschwingliche, gute Unterkunft gefunden. 45 Minuten Fußweg dort hin lockerten meine Beine. Bei warmer Meeresbrise lief ich durch die einsamen Straßen mit aufgereihten Einfamilienhäusern.
Obwohl ich nicht viel getan hatte, fiel ich direkt ins Bett, so als wenn die Geschwindigkeit der rasenden Züge mich erschöpft hätten. Vielleicht ist da ja was dran, dass die 'Seele' erst hinterher kommen muss.
HRP Tag 1: mit Schweiß, Schirm und Dankbarkeit
Nach unruhigem Schlaf konnte ich heute ganz entspannt meinen Restproviant am Strand von Hendaye vertilgen ...
... und meine Füße zum ersten Mal in meinem Leben in den Atlantik stellen.
Schon am frühen Morgen hörte ich bei 100 Surfer*innen auf zu zählen. Sie suchten die gute Welle, die sie reiten konnten.
Ich fand aus der Stadt heraus ohne mich zu verlaufen, denn zunächst ging es fast nur auf dem gut gekennzeichneten französischen GR10 ins baskische Hügelland.
Auffällig für mich waren zunächst die vielen Xse auf den für mich schwer lesbaren Hinweisschildern. Das X kommt im Baskischen ganz häufig vor und wird meist wie 'tsch' ausgesprochen. Nach dieser Erläuterung durch einen Basken, fiel mir wenigstens das Aussprechen schon leichter.
Die Landschaft wird direkt hügelig und bleibt grün, - auch bei diesem heißen Sommer. Das Baskenland ist eins der regenreichsten Gebiete in Europa und so wuchert alles schwül vor sich hin.
noch ein Blick in Richtung Atlantik ...
Beim Gehen lief mir der Schweiß in Strömen, so dass ich in kürzester Zeit in die leichtesten Sachen geschlüpft bin, die ich dabei habe. Dennoch: Alles war nass!
Auf den ersten Anhöhen kamen mir die ersten frei umherlaufenden "Nutztiere" entgegen: Schafe, Ziegen, Hühner, Kühe und kleine Pferde einer besonderen baskischen Pony-Rasse, dem Pottok-Pony. Keine Zäune. Wie heißt das? Extensive Viehwirtschaft? Auf jeden Fall fühlt es sich friedlich und normal an, weit weniger stressig als eingesperrt hinter Zäunen oder in Ställen.
An der französisch/spanischen Grenzen mit Straßenkontakt gibt es Shopping-Meilen, wo Dinge angeboten werden, die in Spanien günstiger sind als in Frankreich: Zigaretten, Alkohol, Kleidung, Restaurants. Franz*osen*ösinnen werden angelockt wie die Motten durch helles Licht.
Ab 16 Uhr begann es zu regnen, erst leicht und warm und dann, je höher ich kam, fester und kühler mit einem heftigen Wind als Beigabe. Dass ich meinen Schirm dabei hatte, war zunächst echt super. So konnte ich ohne zusätzliche Regensachen mit einem Dach über dem Kopf weiter laufen. La Rhune (baskisch: Larrun), ein Aussichtsberg in etwas wie der Brocken im Harz, war mein Ziel. In der Hoffnung, dort eine Bar, eine Herberge zu finden, arbeitete ich mich gegen Wind und Regen hoch. Oben dann die erste große Enttäuschung: Die Bars/Restaurants hatten bereits geschlossen (19 Uhr).
Bei der letzten Bar brannte noch ein Licht in eine der oberen Etagen und eine Tür zum Lagerraum stand auf. Ich schlüpfte hinein und machte mich laut bemerkbar. Ein Mann schlich die Treppe runter. In akrobatischem spanisch/gestisch vermittelte er mir, dass es keine Übernachtungsmöglichkeit gab. Dann kamen wir ins Gespräch und er erzählte mir (ich hielt mich im Trockenen auf), dass er jedes Jahr zur Saison sieben Monate aus Equador kommt und hier arbeitet. Anschließend fliegt er wieder zurück in die Heimat. Globalisierung live!
Dann kamen ihm dankenswerterweise noch ein paar gute Ideen: Ich könne ja drüben im Bahnhof der Zahnradbahn übernachten. Dort hätte ich es trocken. Ob ich noch etwas Rotwein wolle? Und einen Kaffee? Ich sagte gern ja. Er kam mit eine 3/4 gefüllten Flasche inkl. Glas, einem großen Becher Kaffee, Keksen, einer Apfelsine und einem Apfel wieder. Alles schenkte er mir, dass ich mir einen guten Abend im Bahnhofswartesaal mache. Und das tat ich. Heilfroh war ich, dass ich bei diesem sch... Wetter mein Zelt eingepackt lassen konnte.
mein Bahnhofswartehallenbiwak
Gau ona (Gute Nacht auf baskisch)
Kenndaten - Länge: ca. 21 km - Aufstieg: ca. 1.490m - Abstieg: ca. 630m - Dauer ca. 9 Std.
Im September/Oktober 2018 wollte ich die HRP (Haute Randonnée Pyrénéenne) von Hendaye am Atlantik bis Banyuls sur Mer am Mittelmeer gehen. Um es vorweg zu nehmen: Wegen Knieschmerzen habe ich die Tour nach 23 Tagen und ca. der Hälfte der Strecke beendet und werde sie im September 2019 schmerzfrei mit ganz viel Freude fortsetzen. Es war eine traumhafte Tour, sowohl allein als auch mit temporären Wanderfreunden. Die weiten Landschaftsbilder mit ihren vielen Bergseen erzeugten in mir ein großes Gefühl von FreiSein.
Meine Beschreibungen überlappen/ähneln sich manchmal mit den im Forum bereits vorhandenen tollen HRP-Berichten
"Pyrenäen - HRP "light"" von Sylvia |
"Pyrenäen- Haute Randonnée Pyrénéenne (HRP)" von Folko |
Einführung:
HRP: grobe Route, von West nach Ost
Atlantik, Baskenland, Navarra, Aragon, Hohe Pyrenäen, Andorra, Katalonien, Mittelmeer
HRP: In ca. 42 Etappen geht es auf ca. 750 km
je ca. 45.000 Meter bergauf und bergab
Atlantik, Baskenland, Navarra, Aragon, Hohe Pyrenäen, Andorra, Katalonien, Mittelmeer
HRP: In ca. 42 Etappen geht es auf ca. 750 km
je ca. 45.000 Meter bergauf und bergab
Eigentlich ist die HRP gar kein "richtiger" Wanderweg. Es gibt keine einheitliche Markierung des Weges. Sie wird nicht "vermarktet". Es gibt nicht genau die eine HRP-Route, sondern viele Varianten, die man sich aus Literatur, websites und eigenem Gutdünken zusammensetzt.
Die HRP ist "Grenzschlängeln" entlang der spanisch-französischen Grenze. Sie wird in einigen Büchern, meist in französisch oder englisch, beschrieben. Deutschsprachig gibt es einige Websites, die sich mit der HRP intensiv befassen. Aus all diesen Informationen habe ich mir "meine" HRP zusammengestellt, wobei mir klar war, dass ich unterwegs "meine" HRP ab und zu an die dann aktuellen objektiven und subjektiven Bedingungen anpassen werde.
An was habe ich mich orientiert ?
Beschreibungen:
- mitrucksack.de:
nachdem ich mich an den Aufbau der website gewöhnt habe, waren die Informationen sehr ergiebig und für die Planung nützlich. Tausend Dank an Folko! - Ton Joosten: The Pyrenean Haute Route (in englisch): hatte ich als ebook mit
Das ist wohl das derzeit aktuellste Basiswerk. Folko hat bereits passende Kommentare dazu geschrieben. - hrp-info.fr:
eine französische website, die nicht nur Infos über HRP sondern auch über GR10 und GR11 bereitstellt. Dank Online-Übersetzungshilfe konnte ich auch dies ganz gut verdauen.
Karten
- topopirineos 8.0, digital, kostenlos
- openmtbmaps, digital, kostenlos, Beitrag erwünscht
- PapierLandkarten: auch hier verweise ich auf die
kommentierte Beschreibung bei mitrucksack.de: Besser geht's nicht!
HRP Tag 0: Hinfahrt und Ankunft
Es war einfach perfekt!
Mit der Bahn (ICE und TGV) ging es in 12 Stunden von Kassel nach Hendaye (F) an den Atlantik.
Die CO2-Bilanz der Reise war für mich vertretbar und die Fahrt war wirklich sehr komfortabel.
Alle Züge (Kassel-Karlsruhe-Paris-Hendaye) waren pünktlich.
Auch mit geringen Französischkenntnissen fand ich in Paris die richtige Metro zum Bahnhof Montparnasse.
Ein gravierender Unterschied zur D-Bahn ist, dass in Paris der Bahnsteig erst ca. 20 Minuten vor der Abfahrt bekannt gegeben wird. Dadurch versammeln sich die Fahrgäste vor der Anzeigetafel und warten gemeinsam auf die Bekanntgabe des Bahnsteiges. Public Viewing.
Der TGV raste mit bis zu 351km/h!! durch Frankreichs landwirtschaftliche Nutzflächen nach Hendaye.
Um 20.30 Uhr war es schon recht dunkel hier und noch einen Lagerplatz außerhalb der Stadt zu finden wäre mir schwer gefallen. So hatte ich via airbnb kurzfristig noch eine erschwingliche, gute Unterkunft gefunden. 45 Minuten Fußweg dort hin lockerten meine Beine. Bei warmer Meeresbrise lief ich durch die einsamen Straßen mit aufgereihten Einfamilienhäusern.
Obwohl ich nicht viel getan hatte, fiel ich direkt ins Bett, so als wenn die Geschwindigkeit der rasenden Züge mich erschöpft hätten. Vielleicht ist da ja was dran, dass die 'Seele' erst hinterher kommen muss.
HRP Tag 1: mit Schweiß, Schirm und Dankbarkeit
Nach unruhigem Schlaf konnte ich heute ganz entspannt meinen Restproviant am Strand von Hendaye vertilgen ...
... und meine Füße zum ersten Mal in meinem Leben in den Atlantik stellen.
Schon am frühen Morgen hörte ich bei 100 Surfer*innen auf zu zählen. Sie suchten die gute Welle, die sie reiten konnten.
Ich fand aus der Stadt heraus ohne mich zu verlaufen, denn zunächst ging es fast nur auf dem gut gekennzeichneten französischen GR10 ins baskische Hügelland.
Auffällig für mich waren zunächst die vielen Xse auf den für mich schwer lesbaren Hinweisschildern. Das X kommt im Baskischen ganz häufig vor und wird meist wie 'tsch' ausgesprochen. Nach dieser Erläuterung durch einen Basken, fiel mir wenigstens das Aussprechen schon leichter.
Die Landschaft wird direkt hügelig und bleibt grün, - auch bei diesem heißen Sommer. Das Baskenland ist eins der regenreichsten Gebiete in Europa und so wuchert alles schwül vor sich hin.
noch ein Blick in Richtung Atlantik ...
Beim Gehen lief mir der Schweiß in Strömen, so dass ich in kürzester Zeit in die leichtesten Sachen geschlüpft bin, die ich dabei habe. Dennoch: Alles war nass!
Auf den ersten Anhöhen kamen mir die ersten frei umherlaufenden "Nutztiere" entgegen: Schafe, Ziegen, Hühner, Kühe und kleine Pferde einer besonderen baskischen Pony-Rasse, dem Pottok-Pony. Keine Zäune. Wie heißt das? Extensive Viehwirtschaft? Auf jeden Fall fühlt es sich friedlich und normal an, weit weniger stressig als eingesperrt hinter Zäunen oder in Ställen.
An der französisch/spanischen Grenzen mit Straßenkontakt gibt es Shopping-Meilen, wo Dinge angeboten werden, die in Spanien günstiger sind als in Frankreich: Zigaretten, Alkohol, Kleidung, Restaurants. Franz*osen*ösinnen werden angelockt wie die Motten durch helles Licht.
Ab 16 Uhr begann es zu regnen, erst leicht und warm und dann, je höher ich kam, fester und kühler mit einem heftigen Wind als Beigabe. Dass ich meinen Schirm dabei hatte, war zunächst echt super. So konnte ich ohne zusätzliche Regensachen mit einem Dach über dem Kopf weiter laufen. La Rhune (baskisch: Larrun), ein Aussichtsberg in etwas wie der Brocken im Harz, war mein Ziel. In der Hoffnung, dort eine Bar, eine Herberge zu finden, arbeitete ich mich gegen Wind und Regen hoch. Oben dann die erste große Enttäuschung: Die Bars/Restaurants hatten bereits geschlossen (19 Uhr).
Bei der letzten Bar brannte noch ein Licht in eine der oberen Etagen und eine Tür zum Lagerraum stand auf. Ich schlüpfte hinein und machte mich laut bemerkbar. Ein Mann schlich die Treppe runter. In akrobatischem spanisch/gestisch vermittelte er mir, dass es keine Übernachtungsmöglichkeit gab. Dann kamen wir ins Gespräch und er erzählte mir (ich hielt mich im Trockenen auf), dass er jedes Jahr zur Saison sieben Monate aus Equador kommt und hier arbeitet. Anschließend fliegt er wieder zurück in die Heimat. Globalisierung live!
Dann kamen ihm dankenswerterweise noch ein paar gute Ideen: Ich könne ja drüben im Bahnhof der Zahnradbahn übernachten. Dort hätte ich es trocken. Ob ich noch etwas Rotwein wolle? Und einen Kaffee? Ich sagte gern ja. Er kam mit eine 3/4 gefüllten Flasche inkl. Glas, einem großen Becher Kaffee, Keksen, einer Apfelsine und einem Apfel wieder. Alles schenkte er mir, dass ich mir einen guten Abend im Bahnhofswartesaal mache. Und das tat ich. Heilfroh war ich, dass ich bei diesem sch... Wetter mein Zelt eingepackt lassen konnte.
mein Bahnhofswartehallenbiwak
Gau ona (Gute Nacht auf baskisch)
Kenndaten - Länge: ca. 21 km - Aufstieg: ca. 1.490m - Abstieg: ca. 630m - Dauer ca. 9 Std.
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