[GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2018

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  • Nordwinkel
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    • 11.12.2018
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    #21
    AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

    Tag 4, Etappe 3, Zum Abfluss des Amitsorsuaq

    #021


    Am nächsten Morgen fielen wir sehr früh aus unseren Kojen und die aufgehende Sonne tat ihr Übriges uns einen wundervollen Start in den Tag zu schenken. Noch bevor in irgendeiner Art und Weise an Frühstück zu denken war, kramte ich meine Kamera hervor und genoß dieses traumhaft weiche Licht am Seeufer. Dabei hing ich auch kurzzeitig noch in Gedanken fest, was meine Entscheidung zur Tour anging, letztlich waren wir uns aber einig, wir würden weitergehen. Da wir im weiteren Verlauf noch an der ein oder anderen Hütte vorbei kommen, bestünde durchaus eine realistische Chance, Gas zu finden. Auf dieser Hoffnung begründet, trennte ich mich auch nicht von meinem Kaffeevorrat, sondern trug diesen tapfer weiter mit mir durch die grönländische Wildnis. Mal davon abgesehen, dass der Fairtrade-Instant-Kaffee auch keine 200g auf die Waage bringt...

    #022


    So sah unser Zeltplatz aus. Rechts vom Bildrand campierten unsere Nachbarn, drei Franzosen. Zum dortigen Zeitpunkt verwunderte uns deren Ausmaß an Ausrüstung noch sehr. Besonders der hinter einem Zelt geparkte Trolley. Später erfuhren wir von anderen Wanderern, dass die drei Franzosen tatsächlich mit Rucksack und Trolley über den Arctic Circle Trail wanderten. Das Ausmaß an Ausrüstung und Gewicht muss dabei enorm gewesen sein. Zumal jeder An- und Abstieg dreifach bewältigt werden wollte. Das erste Mal allein mit Rucksack, das zweite Mal mit dem Gepäck des Trolleys und das dritte Mal mit dem Trolley selbst. Ich glaube, ich hätte bereits beim ersten Hügel das Ding stehen gelassen und meine Ausrüstung reduziert.:ugly: Aber die drei waren mit ihrer Entscheidung wohl zufrieden und glücklich. Wie lange sie für den Weg brauchten, erfuhren wir jedoch nicht. Und was genau sie alles mit schleppten, erschloss sich uns auch nicht. Möglicherweise eine komplette Küche? Inklusive Generator und Mikrowelle? In späteren Hütten stießen wir nämlich auf zurückgelassenes Mikrowellenessen...

    #023


    Während wir nach erfolgter kurzer Fotosession uns schließlich unserem ersten Frühstück ohne Kaffee zuwandten :grumble: tauchte auf einmal am Hang über unserem Zeltplatz ein stattliches Rentier auf. Dies ließ sich so ziemlich gar nicht aus der Ruhe bringen, auch nicht, als einer der Franzosen ziemlich geräuschvoll aus seinem Zelt stieg. Auf unseren Hinweis hin, krabbelte er nahezu lautlos zurück in sein Zelt und kramte seine Kamera hervor. Er bedankte sich in Zeichensprache für unseren Tipp und begann nun seinerseits Fotos von diesem Tier zu machen. Ich schenkte mir die Versuche einer Aufnahme, da ich nicht über ausreichend Brennweite verfügte, ein halbwegs vernünftiges Bild zu erstellen. Einer der drei Momente, in denen ich meine Reduktion auf 16mm und 50mm doch ein wenig bereute.
    Im Anschluss versicherten wir uns noch mal gegenseitig, dass wir nun wirklich weiter gehen würden und setzten sodann unseren Plan auch in die Tat um. Für diesen Tag standen nun etwa 18km Wanderung auf dem Zettel, wobei wir uns immer am Seeufer halten würden. Ein weiteres kleines Highlight auf dem Weg, stellt das Kanu-Center dar. Eine große und geräumige Hütte, die dem Versuch entstammte, am Amitsorsuaq touristische Aktivitäten zu etablieren. Aufgrund der Abgeschiedenheit verwarf man die Idee des Kanuverleihs aber wieder, ließ aber Hütte und auch Kanus zurück, die Wanderer des Arctic Circle Trails kostenlos nutzen dürfen. Unser Tagesziel lag noch etwa 3-4km hinter dem Kanucenter, am Ende des langgezogenen Sees, wobei dieser Endpunkt des Sees auch mit dem Endpunkt der fünften Etappe unseres Reiseführers zusammenfiel. Von dort aus wollten wir der Etappeneinteilung unseres Buches folgen und sollten demnach nach sieben Tagen Sisimiut erreichen.

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    • Blahake

      Fuchs
      • 18.06.2014
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      #22
      AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

      Soooo schöne Bilder :
      und auch ein sehr schöner Bericht! Ich drücke während des Lesens feste die Daumen, dass Ihr noch Gas findet. Frühstück ohne Kaffee ist Folter!!!

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      • Annichristine
        Gerne im Forum
        • 16.05.2017
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        #23
        AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

        Wie schön, dass es weitergeht und ihr die Wanderung durchzieht. Bin schon auf die nächsten Etappen gespannt und ob ihr wirklich ganz ohne Gas bleibt.

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        • Leitwolf
          Fuchs
          • 02.03.2010
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          #24
          AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

          Spannend das waren aber nicht zufällig die Blauen Kartuschen von Camping Gaz?
          Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
          Und nur zu Nur zu Gast auf dieser Welt.

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          • Nordwinkel
            Gerne im Forum
            • 11.12.2018
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            #25
            AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

            Zitat von Blahake Beitrag anzeigen
            Soooo schöne Bilder :
            und auch ein sehr schöner Bericht! Ich drücke während des Lesens feste die Daumen, dass Ihr noch Gas findet. Frühstück ohne Kaffee ist Folter!!!
            Vielen Dank für das nette Kompliment. In der Tat, Frühstück ohne Kaffee ist besonders für mein Umfeld wahrlich nicht einfach auszuhalten...

            Zitat von Annichristine Beitrag anzeigen
            Wie schön, dass es weitergeht und ihr die Wanderung durchzieht. Bin schon auf die nächsten Etappen gespannt und ob ihr wirklich ganz ohne Gas bleibt.
            Auch dir vielen Dank für das Lob. Freut mich, dass der Bericht so spannend rüber kommt, wie es uns in natura auch erging.

            Zitat von Leitwolf Beitrag anzeigen
            Spannend das waren aber nicht zufällig die Blauen Kartuschen von Camping Gaz?
            Ich hab das nicht mehr genau im Kopf, bzw. die Kartuschen vor Augen, aber es könnte gut sein, dass die blau waren. Und Camping-Gaz hieß die Firma, wenn ich mich nicht täusche, möglicherweise auch.

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            • Nordwinkel
              Gerne im Forum
              • 11.12.2018
              • 58
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              #26
              AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

              #024


              Den gesamten Tag führte uns der Trail stetig am Ufer des Amitsorsuaq entlang, wobei wir hier glücklicherweise von Kriechweiden und ähnlichem Gewächs weitestgehend verschont wurden. So strahlend wie der Tag begann, blieb uns die Sonne den kompletten Tag erhalten. So zeigte sich uns der See in den verschiedensten Grüntönen und auch die übrige Vegetation präsentierte sich von ihrer schönsten Seite. Mit den erleichterten Rucksäcken wanderten wir frohen Mutes durch die Wildnis, auch dadurch ein wenig befreit, dass wir nun endgültig eine Entscheidung getroffen hatten.
              Das angehängte Panorama entstand an gleicher Stelle, nur dass ich dies mit der eingebauten Funktion der Kamera aufnahm und die Qualität mich nicht sonderlich glücklich macht. Dennoch ist es für einen kleinen Überblick vielleicht ganz gut.

              #024a


              #025


              Während des Wanderns gelangte ich zu dem Eindruck, dass wir recht gut voran kamen und überprüfte immer wieder unsere Position mit Hilfe der Karte. In der Ferne meinte ich nach etwa zwei Stunden bereits das Kanucenter ausfindig gemacht zu haben, da die vielen kleinen Landzungen und Einschnitte im See diesen Eindruck untermauerten. Als wir dann aber doch ein wenig überrascht über unsere scheinbare Wanderleistung waren, warf ich zur Kontrolle einen Blick auf das GPS. Und siehe da, von unserer Position aus war das Kanucenter noch nicht mal im Ansatz zu entdecken. Und völlig konträr zu unserer Annahme, kamen wir eher langsam als zügig voran, da noch gute 10km bis zu besagter Hütte vor uns lagen. Diese Erkenntnis verdeutlichte mir einmal mehr, dass mein Orientierungssinn kaum Anlass zu Optimismus bietet und ich besser vom Schlimmsten ausgehen sollte, um nicht zu heftig enttäuscht zu werden. Im Bereich Navigation mit Karte und Kompass werde ich mich wohl in Zukunft noch ein wenig weiterbilden müssen.:ugly:
              Nach diesem kurzen Realitätsabgleich entdeckte mein Kumpel an einer der vielen Landzungen ein metallisches Funkeln im Sonnenlicht. Meines Optimismus beraubt, dämpfte ich die Erwartung, vielleicht doch eines der zurückgelassenen Kanus zu finden. Mit diesen verknüpften wir die Erwartung, den Weg zum Seeende ein wenig zu verkürzen und schneller voran zu kommen. Zumal ich mir nicht vorstellen konnte, weshalb jemand so ziemlich bei der Hälfte des Sees so ein Kanu hätte zurücklassen sollen.
              Als wir uns dem Funkeln immer weiter näherten und die Umrisse deutlicher wurden, stellte sich das Glitzern aber schlussendlich doch als Kamu heraus. Dieses lag an dem kleinen Strand, welcher im Bild zu erkennen ist.

              #026


              Wir ließen unsere Rucksäcke fallen, stapften voller Vorfreude durch das Gestrüpp zum Kanu und unterzogen es einer eingehenderen Inspektion. Dabei fiel zunächst an der Unterseite auf, dass bereits einige Stellen behelfsmäßig mit reichlich Panzertape geklebt worden waren. Als wir das Boot umdrehten fielen uns vier muffige Schwimmwesten entgegen und zwei Holzkonstruktionen, die nur mit Mühe als Paddel zu identifizieren waren. Dennoch unternahmen wir eine Testfahrt auf dem Wasser des Sees, umso unseren Weg möglicherweise zu vereinfachen und zu beschleunigen. Gänzlich unerfahren in Sachen Paddeln bin ich glücklicherweise nicht, immerhin wuchs ich in der Nähe des Spreewaldes auf und paddelte schon so manche Tour in den dortigen Gewässern. Diese großen Metallboote verhielten sich jedoch völlig anders, als ich es bisher kannte. Zunächst einmal reichte unsere Masse kaum aus, das Kanu zumindest so weit ins Wasser zu drücken, dass es einigermaßen ruhig und stabil lag. Es lag aber immerhin tief genug im Wasser, um in erstaunlich kurzer Zeit, den Boden des Bootes soweit volllaufen zu lassen, dass unsere Rucksäcke mit ziemlicher Sicherheit reichlich Wasser aufgesogen hätten. Da die Behelfspaddel (alte Besenstiele mit abenteuerlich vertauten, halb vergammelten Holzbrettern) kaum dazu beitrugen, dass Boot halbwegs planbar zu manövrieren, drehten wir nur eine sehr kurze Runde auf dem See und beschlossen, den Weg lieber zu Fuß fortzusetzen. Die Gefahr, mit dem Boot zu kentern und ein unfreiwilliges Bad im Seewasser zu nehmen, schätzten wir nicht als so katastrophal ein, wie die Gefahr, dass unsere Rucksäcke bei einer möglichen Drehung entweder komplett absaufen würden oder zumindest jeglicher Inhalt für den Rest der Wanderung durchnässt wäre. Bei unserem bisherigen Glück wollten wir das Schicksal nicht weiter herausfordern, denn einen weiteren Rückschlag konnten wir uns nicht unbedingt leisten. Nichtsanhnend, dass uns ein weiterer kleiner Nackenschlag, bereits noch am selben Abend erwarten würde, machten wir uns dennoch frohen Mutes wieder auf den Weg. Immerhin sorgte der Kanufund für ein wenig Abwechslung.

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              • Leitwolf
                Fuchs
                • 02.03.2010
                • 2089
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                #27
                AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                Zitat von Nordwinkel Beitrag anzeigen


                Ich hab das nicht mehr genau im Kopf, bzw. die Kartuschen vor Augen, aber es könnte gut sein, dass die blau waren. Und Camping-Gaz hieß die Firma, wenn ich mich nicht täusche, möglicherweise auch.
                Diese Kartuschen kenne ich dann. Dafür giebts tatsächlich einen Adapter auf Schraubkertuschenanschluss. Hab ich früher öfters benutzt da ich eine Lampe für diese Kartuschen habe. So konnte ich die Kartuschen am Kocher benutzen und wenn sie fast lehr waren und für keine tour mehr reichen bzw die leistung und das kcohen ewig dauert wurde das Gas ebend verleuchtet. Nutze die lampe aber auch nur noch selten da ich Kerzen und Petroleum lampen einfach gemülicher finde. Gas nutze ich da höchstens noch im Zeltlager im Küchenzelt wo mir wegen der giftigkeit kein Petroleum reinkommt und man viel licht braucht. Das füht leider inzwischen zu eien Gaskartuschen stau unzählicher kartuschen
                Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                Und nur zu Nur zu Gast auf dieser Welt.

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                • Fjellfex
                  Fuchs
                  • 02.09.2016
                  • 1228
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                  #28
                  AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                  Der Bericht macht richtig Laune: unterhaltsam geschrieben, tolle Bilder, und das Ganze aus einer spannenden Gegend...
                  auch ich freue mich auf die Fortsetzung!

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                  • Nordwinkel
                    Gerne im Forum
                    • 11.12.2018
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                    #29
                    AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                    Zitat von Leitwolf Beitrag anzeigen
                    Diese Kartuschen kenne ich dann. Dafür giebts tatsächlich einen Adapter auf Schraubkertuschenanschluss. Hab ich früher öfters benutzt da ich eine Lampe für diese Kartuschen habe. So konnte ich die Kartuschen am Kocher benutzen und wenn sie fast lehr waren und für keine tour mehr reichen bzw die leistung und das kcohen ewig dauert wurde das Gas ebend verleuchtet. Nutze die lampe aber auch nur noch selten da ich Kerzen und Petroleum lampen einfach gemülicher finde. Gas nutze ich da höchstens noch im Zeltlager im Küchenzelt wo mir wegen der giftigkeit kein Petroleum reinkommt und man viel licht braucht. Das füht leider inzwischen zu eien Gaskartuschen stau unzählicher kartuschen
                    Ah, es gibt Adapter dafür? Wenn die Dinger nicht groß sind, werde ich mir sowas wohl einfach zum Kocher dazu packen. Dann bin ich auf jeden Fall gewappnet. Danke für die Info. Eine Lampe habe ich nicht, ist so weit im norden ja auch nicht großartig notwendig. Und da aus nachvollziehbaren Gründen Gaskartuschen in Flugzeugen verboten sind, geht es auch mit den Resten bei mir zuhause. Bisher haben wir die angebrochenen Kartuschen auf Campingplätzen oder in Hütten zurückgelassen, auf das andere Wanderer noch etwas davon nutzen können.
                    Über einen Multikkocher hatte ich auch schon mal nachgedacht, konnte mich bisher aber nicht so recht durchringen.

                    Zitat von Fjellfex Beitrag anzeigen
                    Der Bericht macht richtig Laune: unterhaltsam geschrieben, tolle Bilder, und das Ganze aus einer spannenden Gegend...
                    auch ich freue mich auf die Fortsetzung!
                    Vielen, vielen Dank für das Kompliment.

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                    • Nordwinkel
                      Gerne im Forum
                      • 11.12.2018
                      • 58
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                      #30
                      AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                      #027


                      Nach dem wir meinen Fauxpas hinsichtlich der Navigation bemerkten, sahen wir uns noch einigen Kilometern mehr am Seeufer ausgesetzt, als wir eigentlich erwarteten. Wie man auf den Bildern auch unschwer erkennen kann, schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf uns herab und sorgte alsbald dafür, dass wir uns nach einem Schattenplätzchen sehnten, in dem wir einen kurzen Moment rasten könnten. Da es in der arktischen Natur aber keinerlei Bäume gibt und die Sonne auch derartig hoch am Himmel stand, dass kein Hügel oder Felsvorsprung ausreichend Schatten warf, liefen wir mit kurzen Trinkunterbrechungen einfach weiter. Die entstehende Wärme sorgte wiederum dafür, dass wir immer langsamer voran kamen und die direkte Sonneneinstrahlung langsam aber sicher Wirkung zeigte. Nach dem wir endlich die Landzunge erreichten, von welcher aus das angesprochene Kanucenter zu sehen sein sollte, waren wir beide durch die Sonne schon ordentlich rot im Gesicht. Glücklichweise erspähten wir von der etwas exponierten Landzunge aus, eine kleinere Steilwand direkt am See, die ausreichend Schatten für eine ausgedehntere Pause spendete. Da sich die Wand direkt am Ufer befand, sorgten wir zunächst für ausreichend Flüssigkeitszufuhr durch das ungemein wohlschmeckende Seewasser und kühlten uns dann für eine gute halbe Stunde im Schatten etwas ab. Meinen Kumpel hatte die Sonne dabei wohl etwas stärker zugesetzt, da er erst recht spät auf die Idee kam, sich sein Mosquitonetz mit Hütchen über den Kopf zu ziehen. Ich hatte ja wenigstens meine Mütze. Wer hätte das gedacht, man begibt sich in Grönland auf Wandertour, wird dabei immer wieder nach Eisbären gefragt, die größten Schwierigkeiten stellten aber (vorerst) eine fehlende Gaskartusche und die sengende Sonne (!) dar.:ugly:

                      #028


                      Ich springe kurz ein Stück in der Chronologie der Bilder, da mir erst zuhause auffiel, dass ich nicht ein Bild des Kanucenters aufgenommen habe. Hier nun eine Ansicht der sehr großen und geräumigen Hütte aus etwas Entfernung... Eher ein Suchbild. Die Hütte selbst empfing uns recht gut ausgestattet mit einigen Holzpritschen inklusive Matratzen. Auf unserer Suche nach zurückgelassenen Gaskartuschen, stießen wir auf eine ansehnliche Anzahl passender Behältnisse, allerdings bar jeden Inhalts. Wieder kein Glück. Immerhin stießen wir aber auf ein frisches Teelicht und, nach etwas Suchen, auf eine Art Plastikvase. In diese sägten wir kurzerhand zwei Löcher, schoben das Teelicht entzündet hinein und stellten einen Topf mit Wasser oben drauf. Da uns klar war, dass unsere Wasserkochvorrichtung ein wenig Zeit brauchen würde, legten wir uns, mit unseren Isomatten als Unterlage, auf die Holzpritschen. Ich frönte noch kurz meinem Laster, dem Rauchen, wurde dabei fast von der Hitze erschlagen, und es dauerte mit Sicherheit keine drei Minuten und wir schliefen tief und fest ein. Das Innere der Hütte nahm die Hitze von außen und die Sonneneinstrahlung kurioserweise so gut wie gar nicht auf, so dass wir nach gut einer Stunde erholsamen Schlafes ziemlich durchgefroren aufwachten.:ugly: Verrückte Welt. Eine kurze Überprüfung unseres provisorischen Wasserkochers ergab tatsächlich genug warmes Wasser für zwei Tassen Kaffee! Mit unserem edlen Gebräu in den Händen tappste ich nach draußen auf die Veranda um mich von der Sonne ein wenig aufwärmen zu lassen.

                      #29


                      Während meiner Pause von unserer Pause tauchte wie aus dem Nichts dieser Geselle vor der Hütte auf. Er entdeckte mich zwar ziemlichlich schnell, ließ sich dabei aber nicht in seiner Fresslaune beirren. Selbst als ich vorsichtig meinen Kumpel nach draußen rief, futterte das Rentier ungestört weiter und ließ sich auch mehrfach ablichten. Nach etwa 10 Minuten verflog unsere anfängliche Faszination ein wenig, so dass wir anfingen recht geräuschvoll unsere Rucksäcke zusammenzupacken. Reaktion des Rentiers: Weiter futtern. Es kam schließlich ein Grönländer zur Hütte, mit keinem weiteren Gepäck als einer Spriteflasche, mit dem wir leider in keine Konservation kamen, aber auch dies schreckte das Tier nicht im Entferntesten auf. Selbst als wir uns, nach unserer längeren Pause etwas mühsam, in Bewegung setzten, ignorierte uns das Tier zunächst noch. Als wir ihm auf unserem Pfad fast schon bedenklich nahe kamen, schreckte es auf und lief in unsere Laufrichtung davon, bis es schließlich merkte, dass es uns so nur schwerlich aus dem Wege gehen konnte. Es lief dann einen Bogen, kehrte zur Hütte zurück und widmete sich wieder gänzlich der Nahrungsaufnahme. An der Stelle, an der Bild #28 entstand, trafen wir zwei weitere Grönländer, Vater und Sohn. Diese warnten uns zunächst vor dem schlammiger werdenden Pfad. Als wir unsererseits fragten, wohin sie ihr Weg führte, gaben sie zur Antwort: Zur Rentierjagd.:eek: Scheinbar kein sonderlich schwieriges Unterfangen, oder wir erwischten ein akut suizidales Tier.

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                      • Leitwolf
                        Fuchs
                        • 02.03.2010
                        • 2089
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                        #31
                        AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                        Zitat von Nordwinkel Beitrag anzeigen
                        Ah, es gibt Adapter dafür? Wenn die Dinger nicht groß sind, werde ich mir sowas wohl einfach zum Kocher dazu packen. Dann bin ich auf jeden Fall gewappnet. Danke für die Info. Eine Lampe habe ich nicht, ist so weit im norden ja auch nicht großartig notwendig. Und da aus nachvollziehbaren Gründen Gaskartuschen in Flugzeugen verboten sind, geht es auch mit den Resten bei mir zuhause. Bisher haben wir die angebrochenen Kartuschen auf Campingplätzen oder in Hütten zurückgelassen, auf das andere Wanderer noch etwas davon nutzen können.
                        Über einen Multikkocher hatte ich auch schon mal nachgedacht, konnte mich bisher aber nicht so recht durchringen.
                        Wenn das Kartuschen wie diese waren: https://www.amazon.de/Campingaz-Kart...f=cts_sp_4_vtp

                        Passt ein solcher adapter- mit 75g jetzt nicht unbedingt ein leichtgewicht
                        https://www.amazon.de/Edelrid-EDELRI.../dp/B00MUN1OY6
                        Wir sind blinde Passagiere unter einem Sternenzelt.Wir sind Koenige und Bettler auf der Suche nach uns selbst. Sind die Herrscher des Planeten, bis sie auseinander fällt.
                        Und nur zu Nur zu Gast auf dieser Welt.

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                        • Der Foerster
                          Alter Hase
                          • 01.03.2007
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                          • Meine Reisen

                          #32
                          AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                          Ich bekomme immer mehr Lust auf den Trail
                          Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass Du es sagen darfst. Voltaire.

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                          • Nordwinkel
                            Gerne im Forum
                            • 11.12.2018
                            • 58
                            • Privat

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                            #33
                            AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                            Zitat von Leitwolf Beitrag anzeigen
                            Wenn das Kartuschen wie diese waren
                            Passt ein solcher adapter- mit 75g jetzt nicht unbedingt ein leichtgewicht
                            Na ja, dann lasse ich einfach einen Kameraakkku zuhause und dann gleicht sich das aus. Grundsätzlich hätten wir aber auch einfach auf den Anschluss achten können... Na ja, passiert uns definitiv nicht noch einmal.

                            Zitat von Der Foerster Beitrag anzeigen
                            Ich bekomme immer mehr Lust auf den Trail
                            Hehe, das freut mich zu lesen. Einfach machen... Es lohnt sich.

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                            • Nordwinkel
                              Gerne im Forum
                              • 11.12.2018
                              • 58
                              • Privat

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                              #34
                              AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                              #30


                              Nach dem grönländischen Vater-Sohn-Gespann kamen uns noch vier weitere Wanderer entgegen. Diese wirkten sichtlich ermüdet, da, nach ihrer Aussage, der Weg aufgrund des ganzen Morastes wohl sehr anstrengend sei. So erhielten wir einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Tage und die damit verbundenen Herausforderungen. Für diesen Tag sollte es am Ende des Sees aber genug sein, so dass wir uns nach einem geeigneten Lagerplatz umsahen. Dabei stießen wir auf einer kleinen Anhöhe auf ein Holzgerüst, dessen Funktion sich uns aber nicht erschloss. Da der Untergrund vor diesem Gerüst aber sehr eben war, schlugen wir unser Zelt dort auf. Laut unserem Reiseführer sollte es wohl am Ende des Sees eine kleine Insel geben, die ebenfalls hervorragende Zeltgelegenheiten bietet, wohl aber nur mit einem der Kanus zu erreichen gewesen wäre. Wie sich dann herausstellte, befanden wir uns auf eben jener Insel, nur dass durch den trockenen Sommer der Wasserspiegel des Sees soweit fiel, dass wir trockenen Fußes auf die kleine vorgelagerte Insel gelangten.
                              Beim Zeltaufbau hielt unsere Pechsträhne an, da nun eine der Steckverbindungen einer Zeltstange sich so verschob, dass sich das letzte Glied der Zeltstange nicht mehr arretieren ließ. Glücklicherweise verfügten wir über eine Reperaturhülse, so dass das Zelt leidlich stabil stand. Dennoch war dies äußerst unangenehm, da es sich nicht einschätzen ließ, inwiefern die Zeltstangen nicht auch an anderer Stelle nachgeben könnten. Als Glück im Unglück lässt es sich wohl bezeichnen, dass die kaputte Stelle am letzten Glied des Gestänges auftrat. Nicht etwa in der Mitte. Im Anschluss kochten wir uns ein wenig entnervt unser Abendessen und verkrochen uns recht bald im Zelt, da ein unangenehmer Wind aufkam, der zum einen feinen Sand aufwirbelte, der in jede Ritze drang und zum anderen für eine sehr rasche Abkühlung sorgte.

                              Tag 5, Etappe 4, Abfluss des Amitsorsuaq --> Hütte Ikkatooq

                              #031


                              Hier unser Zeltplatz im Lichte der morgendlichen Sonne. Für diesen Tag stand die erste "schwere" Etappe unserer Tour an, so man denn der Einteilung unseres Reiseführers Glauben schenken mochte. Die Route würde uns am Abfluss des Sees entlang führen, wobei es ein stetig bergab führendes Flusstal zu durchqueren galt. Im Anschluss erwartete uns ein Anstieg von etwa 330hm auf knapp 1,5 Kilometern. Trotz dieser Aussichten wanderten wir guter Dinge los und ließen den wunderschönen See alsbald hinter uns.

                              #032


                              Die Navigation in diesem Flusstal sollte, laut Reiseführer wohl komplizierter werden, da es kaum Steinmännchen gibt und sich der Pfad immer stärker in der Graslandschaft verliert. Beides bestätigte sich nicht. Bis auf den Morast des Pfades kamen wir erstaunlich gut voran und auch die Navigation stellte uns kaum vor Herausforderungen. Das Wetter spielte im Vergleich zum Vortag keine strahlende Rolle mehr, wobei es immerhin trocken blieb. Im Hintergrund der Aufnahme lässt sich bereits ein weiterer See erkennen, an welchem wir ebenfalls entlang laufen werden und welcher ziemlich genau auf Höhe des Meeresspiegels liegt. Dort angekommen, erwartete uns der erste wirklich ernstzunehmende Anstieg.

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                              • Poro
                                Anfänger im Forum
                                • 11.10.2009
                                • 36
                                • Privat

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                                #35
                                AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                                Für diesen Tag sollte es am Ende des Sees aber genug sein, so dass wir uns nach einem geeigneten Lagerplatz umsahen. Dabei stießen wir auf einer kleinen Anhöhe auf ein Holzgerüst, dessen Funktion sich uns aber nicht erschloss. Da der Untergrund vor diesem Gerüst aber sehr eben war, schlugen wir unser Zelt dort auf.
                                Das Holzgerüst fungiert vermutlich als eine Art Ständer für die Kanus. Als wir seinerzeit den ACT gewandert sind, haben wir auch am Ende des Sees gezeltet. In der Nähe war eine kleine Quelle. Und ich kann mich an ein Holzgerüst in der Gegend erinnern, auf dem 1 oder 2 Kanus lagen.

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                                • basstardo
                                  Erfahren
                                  • 04.12.2013
                                  • 255
                                  • Privat

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                                  #36
                                  AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                                  Ah, toller Bericht und feine Bilder =) ... dieses Jahr machen wir Island und für 2021 steht dann Grönland ganz oben auf der Liste. 2020 hab ich Prüfungsjahr, da fällt grosser Urlaub flach.

                                  Gruss,
                                  Westi
                                  :: FlickR ::
                                  :: Stein am Rhein nach Cuxhaven ::

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                                  • pekra62
                                    Dauerbesucher
                                    • 02.03.2012
                                    • 836
                                    • Privat

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                                    #37
                                    AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                                    Na ja, dann lasse ich einfach einen Kameraakkku zuhause und dann gleicht sich das aus. Grundsätzlich hätten wir aber auch einfach auf den Anschluss achten können... Na ja, passiert uns definitiv nicht noch einmal.
                                    Kommt drauf an, wo man unterwegs ist. Es soll Gegenden geben, da sind diese Kartuschen ohne Gewinde üblich.

                                    Immer wieder diese Andeutungen auf Pleiten, Pech und Pannen ... spannend, macht neugierig und Lust auf mehr. Schöner Schreibstil

                                    Bin etwas verwundert, dass ihr so viel Leute getroffen habt. Habe mich noch nicht näher mit Grönland beschäftigt, weiß nur, dass es den ACT gibt und dort Leute unterwegs sind, aber täglich mehrere treffs - upps
                                    Und richtig verstanden, sogar als Hüttentour ohne Zelt machbar?

                                    Peter

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                                    • hc-waldmann
                                      Dauerbesucher
                                      • 19.07.2004
                                      • 544
                                      • Privat

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                                      #38
                                      AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                                      Zitat von pekra62 Beitrag anzeigen
                                      Und richtig verstanden, sogar als Hüttentour ohne Zelt machbar?
                                      Peter
                                      Das halte ich für ne schlechte Idee. Als ich den ACT gegangen bin, waren 2 Hütten defekt / innen ausgebrannt. Ist schon ne Weile her, aber vor Überraschungen biste nie sicher (Oktober 2018 Jahr war ein schwarzer Fleck, wo bei der letzten Tour die Opukasjärvi-Hütte stand, in Finnland war mir das latte, aber die Hütte nach der sehr feuchter Querung des Ittineq hätte ich nicht missen wollen). Nach Grönland würde ich nicht ohne Zelt gehen wollen, zumal die Distanzen zwischn den Hütten auch nicht ohne sind, wenn die Witterung böse wird. Klares "don't". würde ich meinen. LG hc-waldmann
                                      fortis ac vehemens, tunc pulcherrime patiens, apta temporibus (Seneca / de vita beata III, 3)

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                                      • Nordwinkel
                                        Gerne im Forum
                                        • 11.12.2018
                                        • 58
                                        • Privat

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                                        #39
                                        AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                                        Zitat von Poro Beitrag anzeigen
                                        Das Holzgerüst fungiert vermutlich als eine Art Ständer für die Kanus. Als wir seinerzeit den ACT gewandert sind, haben wir auch am Ende des Sees gezeltet. In der Nähe war eine kleine Quelle. Und ich kann mich an ein Holzgerüst in der Gegend erinnern, auf dem 1 oder 2 Kanus lagen.
                                        Ah, vielen Dank. Ich hatte angenommen, dass diese Gerüste zum Trocknen von Fisch dienten, dafür war aber der Aufbau irgendwie seltsam. Daher vielen Dank für die Erklärung.

                                        Zitat von basstardo Beitrag anzeigen
                                        Ah, toller Bericht und feine Bilder =) ... dieses Jahr machen wir Island und für 2021 steht dann Grönland ganz oben auf der Liste. 2020 hab ich Prüfungsjahr, da fällt grosser Urlaub flach.

                                        Gruss,
                                        Westi
                                        So haben wir es auch gemacht. 2017 den Laugavegur als Übung und dann 2018 den Arctic Circle Trail. Ich war ja schon vorher mit dem arktischen Virus infiziert, meinen Kumpel hat's nun auch erwischt. Wo geht's denn hin in Island?

                                        Zitat von pekra62 Beitrag anzeigen
                                        Kommt drauf an, wo man unterwegs ist. Es soll Gegenden geben, da sind diese Kartuschen ohne Gewinde üblich.
                                        Hmm, bisher habe ich eher die Kartuschen mit Gewinde gefunden, aber das kann natürlich in anderen Regionen anders aussehen. Vermutlich ist es nicht sonderlich dramatisch, so einen Adapter dabei zu haben. Da ich eh kein UL-Verfechter bin, sind die 75g schon in Ordnung.

                                        Zitat von pekra62 Beitrag anzeigen
                                        Immer wieder diese Andeutungen auf Pleiten, Pech und Pannen ... spannend, macht neugierig und Lust auf mehr. Schöner Schreibstil
                                        Danke schön. Ganz so schlimm war es natürlich nicht, man neigt ja in der Retrospektive gern ein wenig zu Übertreibungen. Aber es freut mich zu hören, dass dir mein Schreibstil gefällt. Macht ja auch Spaß, die Texte zu schreiben und damit die Reise noch mal Revue passieren zu lassen.

                                        Zitat von pekra62 Beitrag anzeigen
                                        Bin etwas verwundert, dass ihr so viel Leute getroffen habt. Habe mich noch nicht näher mit Grönland beschäftigt, weiß nur, dass es den ACT gibt und dort Leute unterwegs sind, aber täglich mehrere treffs - upps
                                        Und richtig verstanden, sogar als Hüttentour ohne Zelt machbar?

                                        Peter
                                        Also der Trail ist weit davon entfernt überlaufen zu sein. Dass man gelegentlich mal jemanden trifft, finde ich auch eher interessant. Verglichen mit dem Laugavegur im Vorjahr, war dies Erholung pur. Dass dabei der Trail sich immer größerer Beliebtheit erfreut, wundert mich angesichts der wunderbaren Natur im Übrigen auch so gar nicht. Dazu kommt, dass Grönland den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig entdeckt hat, dennoch versucht, diesen so naturverträglich wie möglich zu gestalten. Ich kann dich nur ermuntern, sich ein wenig mit Grönland zu beschäftigen. Ich denke, sie haben dort Island als eher abschreckendes Beispiel vor Augen. So soll es dort nicht kommen.

                                        Zu deiner Idee als reine Hüttentour: Ganz klares NEIN! Das Wetter dort ist unberechenbar und dann keine Möglichkeit bei einem Unwetter zu haben, irgendwo unter zu kommen, ist viel zu riskant. Dazu kommt, dass die Hütten auch nicht sonderlich groß sind, einige bieten lediglich für 4 Personen Platz. Wenn man dann zu spät kommt, hat man einfach Pech. Die Abstände hat ja bereits mein Vorredner angesprochen, die halte ich auch für ziemlich heftig. Besonders zu Beginn des Trails, so man in Kangerlussuaq startet. Also ich rate dringend von einer Wanderung ohne Zelt ab.

                                        Zitat von hc-waldmann Beitrag anzeigen
                                        Das halte ich für ne schlechte Idee. Als ich den ACT gegangen bin, waren 2 Hütten defekt / innen ausgebrannt. Ist schon ne Weile her, aber vor Überraschungen biste nie sicher (Oktober 2018 Jahr war ein schwarzer Fleck, wo bei der letzten Tour die Opukasjärvi-Hütte stand, in Finnland war mir das latte, aber die Hütte nach der sehr feuchter Querung des Ittineq hätte ich nicht missen wollen). Nach Grönland würde ich nicht ohne Zelt gehen wollen, zumal die Distanzen zwischn den Hütten auch nicht ohne sind, wenn die Witterung böse wird. Klares "don't". würde ich meinen. LG hc-waldmann
                                        Ganz genau. Absolute Zustimmung. Ohne die Möglichkeit einer Behausung würde ich dort oben nicht wandern gehen.

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                                        • Nordwinkel
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                                          • 11.12.2018
                                          • 58
                                          • Privat

                                          • Meine Reisen

                                          #40
                                          AW: [GL] "DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat Grönland 2

                                          #33


                                          Nach dem wir das, laut unserem Reiseführer "sehr sumpfige" Flusstal durchquert hatten, kamen wir an einen kleinen Aussichtspunkt, der einen wundervollen Blick über den See Kangerluatsiarsuaq bot. Als wir den Aussichtspunkt erreichten, setzte allerdings Wind ein, so dass die kurz vorher noch perfekt spiegelnde Oberfläche des Sees leider gestört wurde, bevor ich ein Bild aufnehmen konnte. Dieser Rentierschädel mit Geweih sorgte dann aber noch für ein einigermaßen witziges Foto, welches ich außerhalb der Zählweise einfach mal mit einstelle, für die Liebhaber der Känguruhchroniken.
                                          Im weiteren Verlauf des Weges liefen wir ein Stück am Seeufer entlang und sahen uns mit einem kurzen und knackigen Anstieg konfrontiert, der über eine kleine Halbinsel führte. Am Fuße der Halbinsel sollte uns ein Sandstrand erwarten, der auch als hervorragender Zeltplatz ausgewiesen wurde. Uns gab der kleine aber doch ziemlich happige Anstieg einen Vorgeschmack, auf das, was uns nach dem Sandstrand erwartete.

                                          #033a NMZ


                                          #034


                                          Tatsächlich trafen wir nach dem knackigen Abstieg auf diesen wunderschönen Strand, der eigentlich überhaupt nicht in die Natur und die Umgebung passte. Wir nutzten diese Gelegenheit und unterbrachen unsere Wanderung für eine längere Mittagspause, da sich nun auch noch ohne jede Vorankündigung die Sonne urplötzlich durch die Wolken kämpfte. So lagen wir bei angenehmen 15°C am Sandstrand, die einzigen Geräusche bildeten das leise Plätschern des Sees und eine gelegentliche Mücke, auf der Suche nach Nahrung. So verdösten wir etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde, bis sich eine Gruppe von fünf Menschen aus der Landschaft löste und auf den Strand zuhielt. Durch aufgefangene Gesprächsfetzen entnahmen wir die Information, dass es sich bei den fünf Personen um Franzosen handelte, die aber an keiner Kontaktaufnahme interessiert zu sein schienen. Sie taten es uns aber gleich und nutzten den wundervollen Platz um eine ausgedehntere Rast einzulegen.
                                          An dieser Stelle beschlich mich zum ersten Mal das Gefühl der Verärgerung wegen der falschen Kartuschen, denn an jenem Platz hätte ich liebend gern das Zelt aufgeschlagen und die Ruhe genossen.

                                          #035


                                          Nach einer guten Stunde erhoben wir uns schließlich mit einem weiteren, sehr häufig gehörten Satz "Auch die schönste Pause geht halt mal zu Ende." Direkt vor uns lag nun ein Anstieg von 350hm auf knapp 3km. Klingt nicht fürchterlich herausfordernd und die obige Aufnahme verdeutlicht den Höhenunterschied auch nur sehr unzulänglich. Dennoch wuchs unser Respekt vor diesem Teilstück mit jedem Meter, dem wir der Felswand näher kamen. Man kann den Pfad zur Wand zunächst ganz gut im Bild erkennen, dieser führt relativ schnörkellos direkt den Hang hinauf. Nur im oberen Teil kraxelt der geneigte Wanderer dann etwas entspannter nach links und dann weiter hinauf. Dabei brachte uns ein weit oben auf dem Hang erkennbares Steinmännchen zumindest einen kleinen Motivationsschub, auch wenn das Größenverhältnis den Höhenunterschied verdeutlichte und unseren Respekt noch ein wenig wachsen ließ...

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